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Bibliothek im Steinsburgmuseum

Adresse. Waldhaussiedlung 8, 98631 Römhild [Karte]
Telefon. (036948) 2 05 61
Telefax. (036948) 2 05 61

Unterhaltsträger. Thüringisches Landesamt für Archäologische Denkmalpflege, Weimar
Funktion. Fachwissenschaftliche Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Ur- und Frühgeschichte in Mitteldeutschland.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung im Rahmen der Öffnungszeiten des Museums täglich 9-17 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Das Museum liegt 4 km außerhalb von Römhild. Busverbindung ab Hildburghausen. - A 4 (E 40), Ausfahrt Gotha, B 247 über Suhl nach Schleusingen, Landstraße über Hildburghausen nach Römhild; A 73 bis Bamberg, B 173 bis Breitengüßbach, B 279 nach Bad Königshofen, dann Landstraße. Parkplatz unterhalb des Gebäudes.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die zwischen Rhön und Thüringer Wald auf dem Kleinen Gleichberg gelegene Steinsburg war zwischen dem 5. bis 1. Jh v. Chr. der zentrale Herrschersitz und das Wirtschafts- und Kulturzentrum eines namentlich nicht mehr bekannten Stammes im Norden des keltischen Siedlungsgebietes in Mitteleuropa. Die Anlage, die wenige Jahrzehnte vor Beginn unserer Zeitrechnung von ihren Bewohnern verlassen wurde, bildet das größte Bodendenkmal im südthüringisch-fränkischen Raum. Auf dem Großen Gleichberg befindet sich eine bronzezeitliche Befestigung und auf seinen Ausläufern die Altenburg (9. bis 10. Jh) sowie die Reste der mittelalterlichen Hartenburg.

1.2 Die archäologischen Funde im Gebiet der Gleichberge in der ersten Hälfte des 19. Jhs führten etwa ein Jahrhundert später zur Gründung des Steinsburgmuseums. 1838 stießen Steinbrucharbeiter bei Straßenbauarbeiten auf eiserne Waffen und Geräte. Der von Ludwig Bechstein (1801-1860) 1832 gegründete und geleitete Hennebergische Altertumsforschende Verein in Meiningen erkannte bei einer Exkursion (1838) in der Steinsburg eine prähistorische Siedlung. Der Römhilder Arzt Gottlieb Ernst Jacob (1826-1896), Mitglied des Vereins, veröffentlichte in der Abhandlung Die Gleichberge bei Römhild im Herzogtum Meiningen und ihre vorgeschichtliche Bedeutung (Römhild 1878) erste Forschungsergebnisse. Seine archäologische Sammlung bildete den Grundstock für das Museum.

1.3 Im Jahre 1900 übernahm der aus Weimar stammende Archäologe Alfred Götze (1865-1948) auf Antrag des Hennebergischen Altertumsforschenden Vereins die wissenschaftliche Erforschung der von der Zerstörung bedrohten Steinsburg und machte dies zu seiner Lebensaufgabe. 1902 veröffentlichte er in Meiningen die Studie Die Steinsburg auf dem Kleinen Gleichberg bei Römhild, eine vorgeschichtliche Festung. Auf Götzes Initiative geht der Bau des Steinsburgmuseums zurück, das am 15. September 1929 eröffnet wurde. Der aus Römhild stammende, in Washington lebende Christian Heurich (1842-1945) hatte durch eine Stiftung den Bau des Museums ermöglicht.

1.4 Den Kern der Fachbibliothek zur Ur- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands bildet die Büchersammlung Götzes, dessen wissenschaftlicher Nachlaß (Manuskripte, Briefwechsel, Zeitungsausschnitte, Photoarchiv) sich ebenfalls im Museum befindet. Mit der Untersuchung Die Gefäßformen und Ornamente der neolithischen schnurverzierten Keramik im Flußgebiet der Saale (Jena, Phil. Diss. 1891) verfaßte Götze die erste urgeschichtliche Dissertation an einer deutschen Universität. 369 weitere Arbeiten von ihm sind im Bibliotheksbestand nachweisbar. Die Spezialbibliothek wird durch einschlägige Veröffentlichungen laufend ergänzt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 4000 Bdn gehören 811 Bde (20,3 Prozent) zum historischen Bestand, der an den Regalen ermittelt wurde (17. Jh 6, 18. Jh 14, 19. Jh 791, 97,6 Prozent). Hinzu kommt eine Sammlung von etwa 2500 Sonderdrucken, deren Grundstock aus Götzes Besitz stammt; sie wurde bis 1965 ergänzt. 694 Bde (85,6 Prozent) sind in deutscher Sprache, 46 Bde (5,7 Prozent) in Französisch, 13 in Latein, 12 in Englisch und 46 (5,7 Prozent) in weiteren Sprachen, vorrangig in Schwedisch und Italienisch.

2.2 In den Gruppen Museumswesen, Kunst, Religion und Sammelwerke sind 64 Bde (7,9 Prozent) vorhanden, darunter der Grundriß der Archäologie (Leipzig 1816) von Christian Daniel Beck, das Handbuch der germanischen Alterthumskunde (Dresden 1836) von Gustav Klemm, das Handbuch der vorzüglichsten, in Deutschland entdeckten Alterthümer aus heidnischer Zeit (Weimar 1842) und weitere einschlägige Nachschlagewerke.

2.3 In die Gruppen Geschichte des Menschen, des Handwerks und der Technik gehören 70 Bde (8,6 Prozent). Anzuführen sind die Histoire des Druides (Arbois 1845) von David de Saint-Georges und Die Urzeit des Menschen (Berlin 1898) von Alfred Götze.

2.4 Mit dem Schwerpunkt der Sammlung, der Ur- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, befassen sich 110 Bde (13,6 Prozent). Dazu gehören u. a. die Origines Doringicae (Naumburg 1706) von Martin Christoph Laurentius, der Versuch einer Abhandlung von den Urnen der alten Deutschen und Nordischen Völker (Altona und Flensburg 1756) von Joachim Hartwig Müller, die Nachricht von den an verschiedenen Orten in Sachsen gefundenen Todtentöpfen und andern heydnischen Alterthümern (Friedrichstadt 1767) von Christian Friedrich Schulze, die Historische Nachricht von deutschen Urnen und Alterthümern, ausgegraben bei Erfurt (Erfurt 1783) von Johann Nicolaus Weissmantel und Das magusanische Europa, oder: Phönizier in den Innen-Landen des europäischen Westens bis zur Weser und Werra (Meiningen 1819) von Georg Karl Wilhelm Philipp von Donop. Jacobs (s. o. 1.2) Schrift Die Gleichberge bei Römhild als Culturstätten der La Tènezeit Mitteldeutschlands (Halle 1887) stellt ein grundlegendes Werk zur Vorgeschichte dar.

2.5 Zur Archäologie anderer Länder (96 Bde; 11,8 Prozent) und zur Orientalischen Archäologie (46 Bde; 5,7 Prozent) sind zu nennen die Histoire de l'Art dans l'antiquité (Paris 1882-1914) von Georges Perrot und Charles Chipiez sowie Wilhelm Dörpfelds Troja und Ilion (Athen 1902), das die Ausgrabungsergebnisse von Ilion enthält, an denen Alfred Götze beteiligt war.

In der Gruppe " Kleine Schriften" (185 Bde; 22,8 Prozent) werden Sonderdrucke und Kleinschrifttum zusammengefaßt.

2.6 Der Zeitschriftenbestand umfaßt 240 Bde (29,6 Prozent), darunter die illustrierten Cimbrisch-Hollsteinische(n) Antiquitäten-Remarques (1-2, 1719-1720) in einem Zusammendruck (Hamburg und Lübeck 1730), Deutsche Alterthümer (1-3, 1824-1830), hrsg. von Friedrich Karl Hermann Kruse, Neue Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen (1-8, 1834-1850), die Zeitschrift für Ethnologie (1-73, 1869-1941), das Correspondenz-Blatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (1-52, 1870-1925) und das Centralblatt für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (1-17, 1896-1912).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln; Berichtszeit bis 1965]

Bestandsverzeichnis

[in Bandform; Berichtszeit ab 1966]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Marwinski, Konrad: Der Hennebergische Altertumsforschende Verein zu Meiningen 1832 bis 1935. Meiningen 1983 (Südthüringer Forschungen 18)

Büttner, Wilfried: Steinsburgmuseum, Außenstelle des Thüringischen Landesamts für Archäologische Denkmalpflege. Weimar 1996

Stand: Oktober 1997

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.