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Bibliothek der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci

Adresse. 14414 Potsdam-Sanssouci
Telefon. (0331) 9 69 41 43

Unterhaltsträger. Bundesrepublik Deutschland, Land Berlin und Land Brandenburg
Funktion. Schloßbibliothek. Sammelgebiet. Der Bestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nur nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich bei der Schlösser-Direktion im Park Sanssouci, Am Grünen Gitter 7. Straßenbahnverbindung (Linien 91, 96, 98) vom Bahnhof Potsdam-Stadt bis Haltestelle Luisenplatz, von dort Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). Parkplätze auf dem Luisenplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

Bibliotheken König Friedrichs II.

1.1 König Friedich II. von Preußen (1712-1786) hatte schon als Kronprinz eine Büchersammlung angeschafft, obwohl sein strenger Vater Friedrich Wilhelm I. das nicht billigte. Bücher waren ihm ein Lebensbedürfnis. Als König konnte er dieser Neigung nachgehen und besaß in jedem der von ihm bewohnten Schlösser eine Bibliothek, oft mit den gleichen Werken, um seine Lieblingsschriftsteller immer zur Hand zu haben. Fast alle Bücher wurden einheitlich in rotes oder braunes Ziegenleder gebunden und nach 1770 mit einem Signum versehen. Somit konnten die Bestände der verschiedenen Schlösser nicht verwechselt werden, und jeder erhielt ein Signum, das auf den Einband geprägt wurde: Die Bibliothek des Stadtschlosses Potsdam ein " P", die im Schloß Sanssouci ein " V" für Vigne (Weinberg) und die im Neuen Palais ein " S" für Neues Palais von Sanssouci.

1.2 Diese drei Bibliotheken sind im wesentlichen erhalten geblieben. Die aus dem Stadtschloß befindet sich jetzt im Schloß Charlottenburg bei der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin (s. Eintrag dort), die von Schloß Sanssouci und die vom Neuen Palais stehen in den für sie geschaffenen Räumen. In dem runden Bibliotheksraum von Schloß Sanssouci entsprechen die roten und braunen Ledereinbände mit Goldschnitt dem Raum mit seiner Zedernholztäfelung, den vergoldeten Bronzeornamenten sowie den roten Seidenvorhängen. Die Bibliothek des Neuen Palais ist ein langgestreckter Raum mit Bücherschränken gegenüber der Fensterwand und als Besonderheit mit offenen Regalen für die Foliobände unter den Spiegeln zwischen den Fenstern.

1.3 Ein Teil der Bücher für das von 1745 bis 1747 erbaute Schloß Sanssouci wurde aus der Rheinsberger Bibliothek der Kronprinzenzeit übernommen, da Friedrich II. dieses Schloß als König nicht mehr bewohnt hat. 1747 kamen die Bücher in 37 Kisten nach Sanssouci. Es sind vermutlich die in hellbraunes Maroquinleder gebundenen Bücher. Sofern es sich nicht um Architekturwerke handelte, bevorzugte der König das Quartformat. Die Bibliothek im Neuen Palais, das von 1763 bis 1769 erbaut wurde, entstand nach Fertigstellung des Schlosses. Friedrich II. ließ seine Bücher durch Agenten in Paris beschaffen, aber auch bei Berliner Buchhändlern, wie z. B. Haude und Spener.

1.4 Die Bibliotheken aus dem Schloß Sanssouci, dem Neuen Palais und ein Teil der Bibliothek aus dem Stadtschloß Potsdam wurden 1945 in das Kaliwerk Bernterode kriegsbedingt ausgelagert und bis 1957 in Wiesbaden, dem Central Art Collecting Point, aufbewahrt. Von dort kamen die Bücher nach Berlin in das Schloß Charlottenburg. Sie gehören zu den Fonds der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Gründung 1957). 1992 erfolgte die Rückführung des Bestandes der Bibliothek des Schlosses Sanssouci an seinen ursprünglichen Aufstellungsort, und 1994 kehrte die Bibliothek des Neuen Palais dorthin zurück. Die Potsdamer Stadtschloßbibliothek konnte 1992 durch die Zusammenführung der seit Kriegsende getrennt aufbewahrten Bücher (Potsdam-Sanssouci und Berlin-Charlottenburg) wieder vereinigt werden und fand ihre Aufstellung in der Friedrichbibliothek des Charlottenburger Schlosses (s. Eintrag dort).

Bibliothek der Königin Luise

1.5 Königin Luise (1776-1819) war keine Bücherliebhaberin in dem Sinne wie Friedrich II. Sie ließ ihre Bücher nicht einbinden, so daß man sie heute noch in ihrer bescheidenen blauen Broschur vorfindet. Die in Leder eingebundenen Ausnahmen sind vermutlich Geschenke. Nicht alle Bücher sind aufgeschnitten, zuweilen bei mehrbändigen Werken nur der Band, der interessiert hat.

1.6 Anhand der Luisenbibliothek in ihrem ursprünglichen Zustand ließ sich der literarische Gescck der Königin und seine Entwicklung im Laufe ihres Lebens gut verfolgen. Er galt den Romanen der Zeit, der Reiseliteratur und auch historischen Werken. Die Königin las französische Literatur, englische häufig in französischer Übersetzung, lernte später aber auch Englisch und bewunderte Shakespeare. Ihr Interesse an deutscher Literatur war groß; ihre besondere Liebe galt dem Werk Jean Pauls, aber auch die Weimarer Klassiker waren ihr vertraut.

1.7 Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren zwei Bibliotheken der Königin vorhanden, die seither verschollene im Berliner Schloß und die im Potsdamer Stadtschloß. Von der letzteren blieben zwei Teile, der größere im Schloß Charlottenburg und der kleinere bei der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci erhalten.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Bibliotheken König Friedrichs II.

2.1 Im Schloß Sanssouci befinden sich 547 Titel aus dem 18. Jh und 106 Titel aus dem 17. Jh, im Neuen Palais 594 Titel aus dem 18. Jh, 57 aus dem 17. Jh und 3 aus dem 16. Jh.

2.2 Die Bibliotheken bestehen im wesentlichen aus französischsprachiger Literatur. Der Bibliotheksbestand im Schloß Sanssouci besteht aus 648 französischen, 4 deutschen und 2 anderssprachigen Titeln, der Bestand im Neuen Palais umfaßt 650 französische, 2 lateinische und 3 anderssprachige Titel.

2.3 Die systematische Einteilung stammt von Bogdan Krieger ( s. u. 3), bestehend aus 25 Sachgruppen: Werke Friedrichs des Großen (28 Titel; heute noch vorhanden); Philosophie (67); Theologie (53); Geschichte (148, alte Geschichte und zeitgenössische Darstellungen der französischen und deutschen Geschichte sowie Militaria); Memoiren, Biographien, Briefe (128, französischer Hof, Fürsten, antike Philosophen); Länder- und Völkerkunde (19); Griechische Literatur (140, darunter Werke von Homer, Platon, Plutarch und Sophokles); Römische Literatur (203, wie bei der Griechischen Literatur Klassikerausgaben, darunter Cicero, Horaz, Ovid, Seneca, Tacitus und Vergil); Französische Literatur (329, vor allem Voltaire); Italienische Literatur (25); Englische Literatur (15); Spanische und Portugiesische Literatur (7); Orientalische und chinesische Literatur (3); Deutsche Literatur (keine Titel verzeichnet); Literatur- und Kunstgeschichte, Rhetorik (37); Grammatik und Sprachwissenschaft (17); Kriegswissenschaft (14); Rechts- und Staatswissenschaft, Volkswirtschaft und Politik (26); Medizin, Naturwissenschaft, Technologie und Mathematik (21); Antike Bauwerke und Archäologie (3); Neuere Bauwerke und Architektur (2); Wörterbücher und Enzyklopädien (15); Karten, Pläne, Städteansichten und Porträts (3); Zeitungen (1) und Varia (4).

Bibliothek der Königin Luise

2.4 Von den in Potsdam insgesamt 30 vorhandenen Titeln stammen 24 aus dem 18. Jh und 6 aus dem 19. Jh. Es überwiegt die französischsprachige Literatur mit 26 Titeln, gefolgt von 2 deutschen, einem englischen und einem italienischen Titel.

2.5 Ein 1925 erstelltes, maschinengeschriebenes Verzeichnis beider Bibliotheken der Königin Luise gibt folgende Übersicht: Theologie, französische Literatur, englische Literatur, italienische Literatur, Grammatik und Sprachwissenschaft, Reden, Rechts- und Staatswissenschaft, Volkswirtschaft und Politik, Medizin, Botanik, Kriegswissenschaft, Pädagogik, Almanache und Kalender, Kunstgeschichte und Archäologie, Wörterbücher, Zeitschriften und Varia.

3. KATALOGE

Krieger, Bogdan: Friedrich der Große und seine Bücher. Berlin 1914 [enthält den ersten Gesamtkatalog aller Bücher des Königs; systematisches Verzeichnis (s. o. 2.3), innerhalb der Systemgruppen alphabetische Ordnung mit Signaturen; vorhanden in der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci]

Bibliothek der Königin Luise

[mschr. Verzeichnis beider Bibliotheken; systematisches Verzeichnis (s. o. 2.5); ca. 1925]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Krieger, Bogdan: Die Berliner Schloßbibliothek [ca. 1930, Typoskript; vorhanden in der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin]

Peschken, Gerd; Klünner, Hans-Werner: Das Berliner Schloß. Berlin 1982 [zur Bibliothek S. 123-124]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Beschreibender Katalog der Sonderausstellung der Hausbibliothek seiner Majestät des Kaisers und Königs auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig/Berlin 1914. Leipzig und Berlin 1914

Friedrich II. und die Kunst. Ausstellung zum 200. Todestag im Neuen Palais in Sanssouci 1986. Staatliche Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci. Potsdam 1986

Giersberg, Hans-Joachim: Die Schloßbibliotheken Friedrichs II. In: Studien zum Buch- und Bibliothekswesen 8 (1993) S. 61-67

Kania, Hans: Die Bibliothek der Königin Luise im Stadtschloß zu Potsdam. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams N. F. 6 (1929) S. 197-199

Königliche Bücher: Bucheinbände des Hauses Hohenzollern. Ausstellung Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Berlin 1986

Krieger, Bogdan: Die Bibliotheken Friedrichs des Großen. In: Monatshefte für Bücherfreunde und Graphiksammler (1925) Heft 1, S. 3-19

Stand: April 1994

Sibylle Harksen


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.