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Országos Széchényi Könyvtár

Széchényi-Nationalbibliothek


Adresse. Budavári Palota F-epület [Budaer Burg, Gebäude F], H-1827 Budapest
Telefon. (01) 224-3700, 175-7533, 175-7886
Telefax. (01) 202-0804
e-mail. [szinf@oszk.hu]
Internet. adam@oszk.hu

Unterhaltsträger. Muvelodési és Közoktatási Minisztérium [Ministerium für Bildung und Unterrichtswesen]
Funktionen. Ungarische Nationalbibliothek, Fachbibliothek für ungarische Literatur-, Sprach- und Geschichtswissenschaft.
Sammelgebiete. Hungarica, d. h. Literatur in ungarischer Sprache oder mit Bezug zu Ungarn in lokaler, personeller und institutioneller Hinsicht; ausländische Fachliteratur zu den Gebieten ungarische Literatur-, Sprach- und Geschichtswissenschaft und zur Buchgeschichte (in Auswahl, aber mit dem Ziel der Vollständigkeit).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Zentrale Leseräume und Mikrofilmsammlung: Montag 13-21 Uhr, Dienstag bis Samstag 9-21 Uhr; Handschriftensammlung, Alte Drucke, Plakat- und Kartensammlung, Theater- und Musiksammlung: Montag 13-17 Uhr, Dienstag bis Freitag 9-17 Uhr, Samstag 9-13 Uhr; Zeitgeschichtliche Sondersammlung: Montag 13-21 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9-16.30 Uhr, Mittwoch und Freitag 9-21 Uhr, Samstag 9-13 Uhr; Fachbibliothek für Bibliothekswissenschaft: Montag 13-19.30 Uhr, Dienstag bis Freitag 9-19.30 Uhr, Samstag 9-13 Uhr. Die Bibliothek ist im allgemeinen im Sommer für einen Monat geschlossen. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte (auch Farbkopien), Mikrofilm-Lesegeräte, Rückvergrößerungen (auch in Farbe), Herstellung von Papierabzügen und Diapositiven von Mikrofilmnegativen.
Gedruckte Informationen. Ilona Kovács (Bearb.): Die Széchényi-Nationalbibliothek. 3. bearb. Aufl. Budapest 1985 [auch in weiteren Sprachen erhältlich].
Hinweise für anreisende Benutzer. Von der Pester Innenstadt Busverbindung (Linie 16) bis Haltestelle Palota út, Gyorslift oder (Linie 78) bis Haltestelle Dózsa György tér, Gyorslift; von Buda Straßenbahnverbindung (Linie 18) bis Haltestelle Dózsa György tér oder Minibus vom Moszkva tér bis Endstation, von dort Fußwegnähe (5 Minuten). - Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die ungarische Nationalbibliothek ist - ebenso wie die übrigen Nationalbibliotheken des osteuropäischen Raums - relativ spät entstanden. Im Unterschied zu Westeuropa, wo die Hofbibliotheken der Könige und Fürsten nach der Aufhebung der Monarchien verstaatlicht wurden und sich zum nationalen Kulturgut twickelten, waren es in den mittleren und östlichen Regionen Europas zumeist Privatsammlungen von Magnaten, Kirchenfürsten und Wissenschaftlern oder Bibliotheken von Orden und Lehranstalten, die den Grundstock der Nationalbibliotheken bildeten. Die erste weltberühmte ungarische Büchersammlung, die Corviniana des Königs Matthias I. Corvinus (reg. 1458-1490), wäre heute der wertvollste Bestand der ungarischen Nationalbibliothek, wenn sie nicht durch die türkischen Eroberungskriege innerhalb einiger Jahrzehnte teils vernichtet, teils in der ganzen Welt zerstreut worden wäre. Mit der verlorenen Schlacht bei Mohács (1526), in der König Lajos II. (reg. 1516-1526) sein Leben ließ, erlosch auch das unabhängige ungarische Königreich. Es folgten die 150jährige türkische und die 400jährige habsburgische Herrschaft über Ungarn. Als 1541 die Türken die Festung Buda [Ofen] einnahmen, wurde Ungarn in drei Teile geteilt. In den westlichen und nördlichen Gebieten des Landes, im sogenannten Königlichen Ungarn, herrschten die Habsburger; Siebenbürgen war als Fürstentum selbständig; und die Mitte war lange Zeit unter türkischer Herrschaft. Als 1686 die Festung Buda zurückerobert wurde, richteten die Habsburger in Buda keine Residenz ein. Die Sammlung der nationalen Kulturschätze, ihre Aufbewahrung und Erhaltung blieb in Ermangelung nationaler Institutionen mehr als 300 Jahre lang eine Aufgabe der ungarischen Gesellschaft.

1.2 Im Zeitalter der Aufklärung und der sich ausbreitenden Reformbewegungen kam es am Ende des 18. Jhs zur Gründung der ungarischen Nationalbibliothek durch den ungarischen Aristokraten Ferenc Graf Széchényi (1754-1820). Die Széchényis waren eine der vermögendsten katholischen Magnatenfamilien Ungarns mit Besitztümern in Westungarn. Ferenc Széchényi schlug, anders als seine Ahnen, die sich auf militärischem Gebiet hervorgetan hatten, eine politische Laufbahn ein. Während seiner Studien am Wiener Collegium Theresianum vermittelte ihm der damalige Direktor der Hofbibliothek, Michael Denis (1729-1800), erste Kenntnisse über das Bibliothekswesen. Zwischen 1783 und 1786 stand er im Dienst Josephs II., dankte jedoch bald freiwillig ab, weil ihm die ungarnfeindlichen Tendenzen des Kaisers mißfielen. Széchényi unternahm 1787/88 eine Studienreise, die ihn außer durch das kontinentale Mittel- und Westeuropa auch nach England führte. Er besuchte viele Bibliotheken, öffentliche Sammlungen, gelehrte Gesellschaften und kulturelle Institutionen. Den größten Eindruck machten die Göttinger Universitätsbibliothek und die Bibliothek des Britischen Museums in London auf ihn. Später, auf einer Italienreise, lernte er auch die Vatikanische Bibliothek, die Bibliotheca Ambrosiana und die Bibliotheca Laurenziana mit ihren alten Beständen kennen.

1.3 In diesen Jahren entwickelte Széchényi die Idee, eine Hungarica-Sammlung zu gründen. Er begann eine umfangreiche Korrespondenz mit in- und ausländischen Partnern, um Hungarica, d. h. Werke in ungarischer Sprache oder mit Bezug zu Ungarn, ausfindig zu machen und zu erwerben. Das Ergebnis seiner Bemühungen war die zunächst in seiner Residenz Nagycenk bei Sopron [Ödenburg] untergebrachte Sammlung Collectio librorum per Hungaros et de Hungaria conscriptorum. Sie bestand aus 5132 Monographienbänden, 1964 Klein- und Einblattdrucken, 730 Handschriftenbänden, 40 Landkarten, 102 Stichen und 2000 Wappenabbildungen. Széchényi gab 1799 und 1800 einen Katalog der Sammlung in zwei Bänden heraus, der im In- und Ausland große Beachtung fand. Dies bestärkte ihn in seinem Vorhaben, die Sammlung nach Pest zu transferieren, um sie dort der ganzen Nation zugänglich zu machen.

Die Entstehung der Bibliothek (1802-1848)

1.4 Am 26. November 1802 unterzeichnete Kaiser Franz II. die Gründungsurkunde der Bibliotheca Hungarica Széchényiano-Regnicoralis. Die dadurch entstandene ungarische Nationalbibliothek umfaßte zu diesem Zeitpunkt die von Széchényi gesammelten 13.500 Bde Druckschriften, mehr als 1200 Hss. und mehrere hundert Karten und Stiche. Sie wurde am 10. November 1803 in Pest, im ehemaligen Klostergebäude der Pauliner, eröffnet. Die für ihren Unterhalt nötigen Geldmittel mußte die ungarische Gesellschaft aufbringen. Aufgrund von Beschlüssen der Landtagsversammlungen von 1807, 1827 und 1836 wurden von Komitaten und Städten zunächst Spenden erbeten; später wurden obligatorische Abgaben für die Bibliothek festgesetzt. Hinzu kamen Stiftungen ungarischer Magnaten, so daß die Weiterentwicklung der Sammlung gesichert war.

1.5 Auf der Grundlage des so entstandenen Fonds gründeten die ungarischen Landstände 1808 das Ungarische Nationalmuseum, dem auch die Bibliothek angegliedert wurde. Sie trug ab 1808 die offizielle Bezeichnung Bibliotheca Széchényiano-Regnicolaris penes Museum Nationale Hungaricum existens. Der Erweiterung des Bestandes diente der 1804 sanktionierte königliche Erlaß, der auf einen Vorschlag der Landstände zurückging und der Bibliothek das Pflichtexemplarrecht sicherte. Durch diese Verordnung war die kontinuierliche Erweiterung des Bestandes gesichert, der darüber hinaus durch Ankäufe und Spenden vermehrt wurde. Als Geschenk von Ferenc Széchényi ging 1819 seine in Ödenburg aufbewahrte Sammlung ausländischer Literatur in den Bestand ein, die mehr als 9000 Monographien sowie 6000 Karten und Stiche umfaßte. Zu einer bedeutenden Vergrößerung des Bestandes führte 1836 der Ankauf der bibliophilen Sammlung des Historikers und Kunstsammlers Miklós Jankovich (1772-1846; s. u. 2.13), ferner 1835 die Schenkung der im 17. Jh begründeten Familienbibliothek des Grafen István Illésházy (1762-1838; s. u. 2.12) und 1852 der Ankauf der wertvollen Fachbuchsammlung von István Horvát (1784-1846), Professor für Geschichte und Sprachwissenschaft (s. u. 2.14).

1.6 Eine Bearbeitung des Bestandes konnte aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nur bedingt erfolgen. Széchényi gab von 1799 bis 1815 einen gedruckten Katalog (s. u. 3.3) heraus, der den von ihm eingebrachten Grundbestand verzeichnete. Erzherzog Joseph von Habsburg (1776-1847) setzte sich als Palatin für die Erhaltung der Institution ein. Von den Wissenschaftlern, die als Bibliothekare die Sammlungen betreuten, verdienen vor allem Jakob Ferdinand Miller (1749-1823) und sein Nachfolger István Horvát wegen ihrer Verdienste um das ungarische Kulturgut Erwähnung. 1838 machte eine große Überschwemmung die Benutzung der Bibliothek und weitere Katalogisierungsarbeiten auf lange Zeit unmöglich. 1846 wurde schließlich das klassizistische Gebäude des Ungarischen Nationalmuseums nach dem Entwurf von Mihály Polláck (1773-1853) fertiggestellt, in dem die Bibliothek bis zum Jahr 1985 untergebracht war (s. u. 1.20).

Die Bibliothek des Nationalmuseums im bürgerlichen Zeitalter (1848-1918)

1.7 Als 1848 das Feudalsystem in Ungarn abgeschafft wurde, besaß die Bibliothek 100.000 Bde, darunter Kodizes und Inkunabeln von internationaler Bedeutung. Die ungarische bürgerliche Revolution von 1848/49 hatte direkte Auswirkungen auf die Bibliothek. Das Pressegesetz, eine der ersten kulturpolitischen Maßnahmen, regelte auch das Pflichtexemplarrecht, das sich positiv auf die Bestandsentwicklung auswirkte. Trotz des Scheiterns des ungarischen Freiheitskampfes und der fortbestehenden Herrschaft der Habsburger, die die ungarischen nationalen Institutionen nicht unterstützten, konnten das Nationalmuseum und seine Bibliothek immer von Fachkräften betreut werden. In den Jahren 1846 bis 1860 mußte Direktor Gábor Mátray (1797-1875) diese Aufgabe jedoch mit nur einem Mitarbeiter bewältigen. Ab 1860 änderten die Habsburger ihre bisher rigide Politik gegenüber Ungarn, und es konnten aus zusätzlichen Mitteln nun fünf Hilfskräfte in der Bibliothek beschäftigt werden. 1866 wurde der große Lesesaal mit 80 Plätzen eröffnet; die jährliche Zahl der Leser stieg auf 5000, die der benutzten Literatur auf ca. 15.000 Einheiten.

1.8 Nach der Errichtung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (1867) konnte die nationale Kultur gezielt gefördert werden. Der Kultusminister des Königreichs Ungarn, Baron József Eötvös (1813-1871), beabsichtigte, die Bibliothek des Nationalmuseums zu einer wissenschaftlichen Universalbibliothek mit internationalem Niveau auszubauen. Zu diesem Zweck ordnete er die Neuaufstellung und Neukatalogisierung des Bestandes an. Sie erfolgte auf der Grundlage der in der Münchener Hof- und Staatsbibliothek entwickelten Systematik, die damals als die modernste galt. Die Bearbeitung wurde bis Ende des 19. Jhs unter der Leitung von Vilmos Fraknói (1843-1924), Béla Mailáth (1831-1900) und László Fejérpataky (1857-1923) durchgeführt.

1.9 Um 1860 entstand die Handschriftenabteilung, 1882 das Archiv und 1884 die Zeitungs- und Zeitschriftensammlung. 1879 wurde die gesamte Institution - das Museum und die Bibliothek - in den Staatshaushalt aufgenommen. Mit der Neuformulierung des Pflichtexemplarrechts im Jahre 1897 war auch der Eingang ungarischer Neuerscheinungen verbindlich geregelt. Zum Zeitpunkt ihrer 100-Jahr-Feier umfaßte die Bibliothek des Nationalmuseums ca. 350.000 Monographienbände, 20.000 Zeitschriftenbände, 400.000 Hss., 120.000 Kleindrucke und 3000 Karten. Die Zahl der Inkunabeln war auf 1100 gestiegen, die der mittelalterlichen Kodizes auf 400, davon 11 aus der Corviniana.

Die Zeit zwischen den Weltkriegen (1919-1944)

1.10 Die Niederlage im Ersten Weltkrieg sowie die bedeutenden Gebietsverluste des ehemaligen ungarischen Königreiches und die sich daraus ergebenden erheblichen finanziellen und ökonomischen Schwierigkeiten beeinträchtigten die Entwicklung der Bibliothek. Die Streichung staatlicher Subventionen hatte zur Folge, daß die Sammeltätigkeit, den realen Möglichkeiten entsprechend, auf Hungarica beschränkt werden mußte. Der Erwerb ausländischer Literatur - das betraf auch die ehemaligen ungarischen Gebiete - war nur noch lückenhaft möglich. Einen bedeutenden Zuwachs (1300 Titel) erfuhr die Sammlung indes durch die 1919 inkorporierten altungarischen Bestände des Grundbesitzers Gyula Todoreszku (1867-1919) und seiner Frau Aranka Horváth (s. u. 2.38, 2.40). 1924 schenkte der Diplomat Sándor Graf Apponyi (1844-1925) der Bibliothek seine Buchsammlung, die u. a. ausländische Hungarica umfaßte (s. u. 2.23, 2.42). Aufgrund des Abkommens von Venedig vom 27. November 1932 kamen aus der Wiener Hofbibliothek 35 Kodizes - darunter das anonyme Werk Gesta Hungarorum (12. Jh), die ungarische Bilderchronik in lateinischer Sprache aus dem Jahre 1358 und 16 Corvinen - in ungarischen Besitz zurück. 1929 wurde das Pflichtexemplarrecht neu formuliert, so daß ungarische Drucke nun lückenlos gesammelt werden konnten.

1.11 Unter der Direktion von József Fitz (1888-1964) wurden in den Jahren 1934 bis 1944 organisatorische Änderungen vorgenommen und dadurch die Arbeitsabläufe verbessert. In dieser Zeit entstanden auch die Sondersammlungen, das veraltete Münchener Katalogsystem wurde durch ein Dezimalsystem abgelöst und bei der Aufstellung das Numerus-currens-System eingeführt. Durch Verwendung der Adrema-Vervielfältigung konnten ausreichend Katalogzettel für die alphabetischen und systematischen Kataloge hergestellt werden. Gleichzeitig wurde mit der bibliographischen Arbeit begonnen; seither erscheinen jährlich die Hefte der Nationalbibliographie und der Zeitschriftenbibliographie. Auch die von der Bibliothek herausgegebenen wissenschaftlichen Reihen konnten fortgesetzt werden. Diese Aktivitäten wirkten sich insgesamt positiv aus und die Zahl der Benutzer stieg erheblich an. Im Zweiten Weltkrieg kamen die breit angelegten bibliographischen Arbeiten zum Erliegen. Vordringlich mußten nun Maßnahmen zum Schutz der Bestände getroffen werden.

Die Nationalbibliothek nach 1945

1.12 Beim Ansturm der deutschen Truppen auf Budapest (1944/45) wurde das Gebäude des Nationalmuseums, in dem sich auch die Bibliothek befand, nur leicht beschädigt. Trotzdem vergingen viele Jahre, bis die Bibliothek wieder ihre regelmäßige Arbeit aufnehmen konnte. Eine Verordnung des Ministerrates von 1949 sicherte ihr eine neue Rechtsstellung zu, d. h. die Széchényi-Bibliothek erhielt offiziell den Status einer Nationalbibliothek und wurde eine selbständige staatliche Institution. Seit 1951 war die Abgabe der Pflichtexemplare obligatorisch, so daß jeweils ein Exemplar für die Leser und ein anderes für den musealen Bedarf aufbewahrt werden konnte. Im Interesse des Bestandsschutzes wurde die Buchbinderei erweitert und eine Restaurationswerkstatt eingerichtet.

1.13 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden der Nationalbibliothek drei bedeutende Sammlungen zur Betreuung übergeben: die Helikon-Bibliothek des Schloßmuseums in Keszthely aus dem Vorbesitz der hochadeligen Familie Festetics, die ehemalige Bibliothek der Zircer Zisterzienserabtei (heute Antal-Reguly-Kunstdenkmalbibliothek) und die ehemalige Bibliothek des Franziskanerklosters in Gyöngyös (heute Franziskaner Kunstdenkmalbibliothek; s. Einträge dort).

1.14 Ab 1952 waren in vollem Umfang die Aufgaben einer Nationalbibliothek zu erfüllen: der nationale und internationale Leihverkehr, der internationale Schriftentausch, die Herstellung eines Zentralkatalogs und die methodische Leitung der wissenschaftlichen und kulturellen Bibliotheken Ungarns. Der letztgenannte Arbeitsbereich wurde 1959 als Zentralstelle der bibliothekswissenschaftlichen und methodischen Arbeit zur selbständigen Abteilung innerhalb der Institution. Sie besitzt eine separate Fachbibliothek. Inzwischen sind weitere Aufgaben hinzugekommen: So wird die in den ungarischen wissenschaftlichen Bibliotheken und Fachbibliotheken vorhandene ausländische Literatur von der Nationalbibliothek erfaßt. Der 1923 begonnene Zentralkatalog der ausländischen Monographien besteht z. Z. aus mehr als 4,5 Millionen Zetteln. Jährlich treffen Bestandsmeldungen von 250 Bibliotheken ein, ca. 30.000 Titel werden neu erfaßt. Der Zentralkatalog der ausländischen Zeitschriften und Zeitungen verzeichnet ca. 90.000 Titel aus beinahe 900 ungarischen Bibliotheken. Die Datensammlung der ausländischen Reihen in ungarischen Bibliotheken vom 17. Jh bis 1970, die 8 Bde umfassen soll, erscheint fortlaufend. Die neue Ausgabe des Verzeichnisses der laufenden Periodika wurde auf CD-ROM veröffentlicht.

1.15 Außerdem ist die Nationalbibliothek die Zentralstelle für das ISDS-System (International Serials Data System), das die Daten der ungarischen Reihen an das Centre International d'Enregistrement des Publications en Séries (CIEPS) in Paris weiterleitet. Zu den Aufgaben der Bibliothek zählen ferner die Verteilung der Pflichtexemplare, der internationale Tauschdienst, die Übernahme der Dubletten der ungarischen Bibliotheken, ihre Verteilung und Deponierung sowie die Numerierung der ungarischen Neuerscheinungen (Monographien und Periodika) mit internationalen Identifizierungsziffern.

1.16 Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungsarbeit werden in den Jahrbüchern und anderen Publikationen der Széchényi-Nationalbibliothek veröffentlicht, die seit 1957 regelmäßig erscheinen. Die Bearbeitung und Veröffentlichung der ungarischen retrospektiven und laufenden Nationalbibliographien dokumentieren ebenfalls die zentrale Stellung der Bibliothek im ungarischen Bibliothekssystem. Seit 1971 erscheint die Bibliographie der ungarischen Literatur und Literaturwissenschaft. Die Aufgabe der Hungarica-Dokumentation besteht im Ausbau der bibliographischen Datensammlung über die im Ausland erschienene ungarische Literatur, über Werke mit Bezug zu Ungarn und von im Ausland lebenden ungarischen Persönlichkeiten.

1.17 1954 konnte ein modernes Photo- und Mikrofilmlaboratorium eingerichtet werden. Seither sind reprographische Vervielfältigungen möglich. Alte wertvolle Titel konnten nun zum Schutz des Originals auf Mikrofilm aufgenommen werden. Von den Sondersammlungen sind z. Z. 73.720 Einheiten auf Mikrofilm verfügbar. Aufgrund des Zeitschriftenschutzprogrammes von 1969 wurden bis heute ca. 55 Millionen Seiten verfilmt, d. h. daß fast alle Zeitschriften auf Mikrofilm zugänglich sind.

1.18 Der Gesamtbestand umfaßt ca. 7 Millionen Einheiten, davon tfallen auf Monographien ca. 2.200.000 Bde, auf Periodika ca. 291.000 Bde, auf Handschriften ca. 930.000 Stücke (1100 mittelalterliche Kodizes), auf Musikalien 160.000 Einheiten, auf Karten 200.000 Einheiten und auf Kleindrucke annähernd 3 Millionen Einheiten. Die Zahl der Benutzer pro Jahr ist auf fast 200.000 gestiegen (1993 waren es 194.972), die Zahl der Mitarbeiter der Nationalbibliothek beträgt derzeit 700. Die Sammeltätigkeit der Bibliothek erstreckt sich heute neben Drucken und Handschriften auch auf Schallplatten, Tonbänder, Mikrofilme und Videofilme. Im Rahmen der Videothek der historischen Interviews werden Interviews mit namhaften ungarischen Persönlichkeiten des In- und Auslandes im Hinblick auf ihre Biographie gesammelt.

1.19 Die Sondersammlung für Zeitgeschichte, die bis 1988 indiziert war, ist heute für jedermann frei zugänglich. Sie thält Literatur der ungarischen politischen Emigration und andere Werke, die aus politischen Gründen nicht benutzt werden durften. Nach dem Zweiten Weltkrieg verordnete die Interalliierte Kontrollkommission die Vernichtung der faschistischen und volksfeindlichen Bestände; nur die Nationalbibliothek durfte jeweils ein Exemplar aufbewahren (ca. 9000 Monographien- und 1000 Zeitschriftentitel). Von 1951 bis 1953 wurden diese Drucke noch im Innenministerium aufbewahrt. Zu diesem Bestand kamen später die Veröffentlichungen zur Revolution von 1956 und die ungarischen Samizdat-Veröffentlichungen der siebziger Jahre hinzu. Die Sammlung ist durch einen Sonderkatalog erschlossen (s. u. 3.2). In dieser Sondersammlung sind auch die Videoaufnahmen ungarischer Filme enthalten, die fortlaufend aufgenommen werden, um der Forschung die gesamte Filmproduktion des Landes (Spielfilme, Dokumentarfilme usw.) verfügbar zu machen.

1.20 Bereits 1959 hatte die ungarische Regierung die Unterbringung kultureller Institutionen im ehemaligen königlichen Palais (Budaer Burg) beschlossen. 1984/85 fand der Umzug in den westlichen Trakt des Gebäudekomplexes statt, in dem die Nationalbibliothek neben der Ungarischen Nationalgalerie und dem Budapester Museum für Stadtgeschichte untergebracht wurde. Durch die Umbauung der ehemaligen inneren Höfe der Residenz sind zwei Magazintürme mit je elf Stockwerken entstanden. Die moderne Unterbringung der Bestände eröffnete einen neuen Abschnitt in der Geschichte der Nationalbibliothek und zugleich neue Möglichkeiten der bibliothekarischen Arbeit. Für die laufenden zentralen Aufgaben und Dienste wurde ein automatisiertes Integralsystem mit dem Programm DOBIS/LIBIS eingeführt. Die Nationalbibliothek verfügt in der Budaer Burg über drei Ausstellungsräume, die sogenannten Corvina-Räume, in denen wertvolle Handschriften und Drucke in Vitrinen gesichert ausgestellt werden können. Diese Schausammlungen werden bei besonderen Jahrestagen und Gelegenheiten aus den Sondersammlungen der Bibliothek mit kleineren Ausstellungen zu speziellen Themen ergänzt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand gliedert sich in die Allgemeine Sammlung und die Sondersammlungen. Die Allgemeine Sammlung wiederum setzt sich zusammen aus dem Modernen Bestand und den als Deposita bezeichneten und separat aufgestellten Privatbibliotheken berühmter Persönlichkeiten. Der Moderne Bestand umfaßt ca. 2,2 Millionen Inventareinheiten. Es sind hier sowohl nach 1711 in Ungarn oder im Ausland gedruckte ungarische Werke und Werke mit Bezug zu Ungarn als auch nach 1600 erschienene ausländische Bücher eingeordnet.

2.2 Gegen Ende des 19. Jhs wurde das Münchener Depositensystem eingeführt (s. o. 1.8), das in der Version von Ferdinánd Barna 12 Hauptabteilungen und 111 Fächer aufwies. Die bei der damaligen Neukatalogisierung erstellten Repertorien erlauben eine gute Übersicht über den historischen Bestand der Bibliothek. Auch die vor 1900 erschienenen Germanica können auf diese Weise erschlossen werden. Die Rekatalogisierung dieses Materials und zugleich die Umnumerierung und Umgruppierung des Bestandes nach Numerus currens ist im Gange. Die neuen Signaturen werden aber jeweils in den Münchner Repertorien verzeichnet.

Allgemeine Sammlung (Moderner Bestand)

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 Bei einer Gesamtzahl von über 400.000 historischen Titeln in der Allgemeinen Sammlung entfallen von den in deutscher Sprache oder auf deutschem Sprachgebiet erschienenen Werken (46.300 Titel) 9,7 Prozent auf das 17. Jh, 37 Prozent auf das 18. Jh und 48 Prozent auf das 19. Jh. 5,3 Prozent der Titel sind ohne Jahresangabe. Außer ca. 11.800 Titeln in Latein und einer kleineren Anzahl von Titeln in sonstigen Sprachen (308 als Maximum bei Austriae Historia) ist der Bestand deutschsprachig (ca. 34.500 Titel).

Systematische Übersicht

2.4 Bis zu 50 deutschsprachige Drucke enthalten die Fächer Ars obstetricia, Biblia historica, Concilia, Lingua Graeca, Linguae Turanicae reliquiae, Linguae Turco-Tartaricae, Mercatura, Opiniones singulares, Poetae et oratores Italici et Hispanici, Poetae Latini und Patres Graeci et Latini. Beispiele für deutschsprachige Titel des Faches Mercatura sind Verneuerte und erleuterte Banco und Wechselordnung (Nürnberg 1654) und Johann Georg Büsch, Über die durch den jetzigen Krieg veranlasste Zerrüttung des Seehandels (Hamburg 1793). Zwischen 50 und 100 deutschsprachige Drucke verzeichnen die Fächer Anatomia et Physiologia, Auctores Latini, Auctores orientales, Chyrurgia, Dogmatica, Historia Britanniae, Historia intercalaris, Iurisprudentia practica, Ius Romanum, Mathematica universalis, Poetae et oratores reliqui und Vitae sanctorum. Im Fach Anatomia et Physiologia finden sich Titel wie Josef Hyrtl, Handbuch der praktischen Zergliederungskunst ...und Ausarbeitung anatomischer Präparaten (Wien 1860), András Högyes, Kurze Mittheilung über die Wirkung der frischen Cholera auf die Thiere (Berlin 1873) und Arnold Brass, Tafeln zur Entwicklungsgeschichte und topographischen Anatomie der Menschen (Leipzig 1890). Die Chirurgie repräsentieren Johann D. Metzger, Handbuch der Chirurgie (Jena 1791) und Leopold Réthi, Die Krankheiten der Nase, ihrer Nebenhöhlen und des Rachens (Wien 1892).

2.5 Zwischen 100 und 300 deutschsprachige Drucke wurden in den folgenden Fächern gezählt: Academica, Artes lusoriae et gymnasticae, Auctores Graeci profani, Balcanica, Biblia, Catechetica, Chemia et alchymia, Encyclopaedia, Ephemerides litterariae, Epistolographia, Exegetica theoretica et practica, Graphica, Historia antiqua, Historia extra-Europaea, Historia Galliae, Historia miscellanea, Historia naturalis generatim, Hungaricae orationes funebres, Iurisprudentia, Ius canonicum, Ius privatum, Ius publicum Europaeum, Lingua generatim, Lingua Hungarica et affines, Lingua Latina et linguae Latinae filialae, Linguae Aricae, Linguae Slavicae et Letticae, Litterae elegantiores generatim, Liturgia, Mathematica particularis, Medicina forensis, Medicina generalis, Metallurgia, Numismatica, Opera unius auctoris collecta, Orationes funebres, Philosophia speculativa et elementaris, Philosophia universalis, Physica generalis, Poetae et oratores Gallici, Russiae historia, Theologia universalis, Technologia und Zoologia. Das Fach Encyclopaedia verzeichnet Lexika der verschiedensten Wissensgebiete, darunter auch Johann Hübners Staatslexikon in mehreren Ausgaben (Leipzig 1711; Regensburg 1737; Wien 1765, 1780, 1789 und 1877) und Meyers Conversations-Lexicon (Hildburghausen 1840-1855). Neben lateinischsprachigen Briefsammlungen deutscher Persönlichkeiten und Musterbüchern sind im Fach Epistolographia auch deutschsprachige Drucke, so die Briefe von Alexander Humboldt 1827-1858 (Leipzig 1860) und die Reisebriefe von Pest nach Berlin (Berlin 1874) des ungarischen Schriftstellers Mór Jókai vorhanden.

2.6 300 bis 500 deutschsprachige Drucke liegen in den folgenden Fächern vor: Architectura civilis, Artes elegantiores, Disciplina cameralis, Catalogi, Chronologia, Geographica, Heraldica, Historia reliquarum gentium Europaearum, Historia universalis, Hungaria ecclesiastica, Hungaria iuridica, Hungaria litteraria, Linguae Germanicae, Litterae elegantiores miscellaneae, Materia medica et pharmaceutica, Notitia librorum, Philosophia practica, Phytologia, Poetae et oratores Hungarici. Im Fach Catalogi werden Werke über die Entstehung und Geschichte von Bibliotheken, ihre Kataloge und die Verzeichnisse der Buchhändler aufbewahrt. Einige Beispiele sind Karl Reinhard, Über die jüngsten Schicksale der Alexandrinischen Bibliothek (Göttingen 1792), Julius Petzholdt, Bibliotheken der Klöster und des Collegiat-Stiftes zu Freiburg (Dresden 1842) sowie der Verlags-Catalog der Buchhändler des Waisenhauses in Halle (1830). Im Fach Notitia librorum wurden die Nachschlagewerke der Buch- und Druckgeschichte eingeordnet. Hier sind u. a. vorhanden Theodor Oswald Weigel, Systematische Verzeichnüsse der Hauptwerke der deutschen Literatur aus d. J. 1820-1882 (Leipzig 1886) und Die preussische Nachdruckergesetzgebung (Berlin 1863) von Ludwig Eduard Heydemann und Otto Dambach.

2.7 Jeweils 500 bis 1000 deutschsprachige Drucke entfallen auf die Fächer Anthropologia, Biographiae collectae et singulares, Historia ecclesiastica, Historia litteraria, Itineraria, Moralis et ascetica, Paedagogia, Pastorales et homiletica, Pathologia et therapia sowie Theologia universalis. Unter den Reiseführern und Tagebüchern des Faches Itineraria finden sich z. B. Johann Georg Heinzmann, Rathgeber für junge Reisende (Leipzig und Bern 1793) und Camillo Wenzel, Donaufahrten Passau-Linz-Wien-Pest (Wien 1875). Die Fächer mit dem höchsten Anteil an Germanica (mehr als 1000 Titel) sind Austriae historia (1188), Historia Europae recens (1384), Historia Germaniae (1753), Historia Hungariae (2692), Oeconomia (1019) und Poetae et oratores Germanici (2895). Das Fach Historia Germaniae verzeichnet Handbücher und Monographien, die sich auf die wichtigeren Ereignisse der deutschen Geschichte beziehen, darunter Friedrich Schiller, Geschichte des dreißigjährigen Krieges (Leipzig 1802) und Hans Scherrer, Übersicht der vaterländischen deutschen Geschichtsschreibung (Leipzig 1886).

2.8 Die Zahl der auf dem Gebiet des historischen Ungarn verlegten deutschsprachigen Drucke beträgt jeweils mehr als 100 Titel in den folgenden Fächern: Chronologia, Historia Hungariae, Hungaria ecclesiastica, Hungaria iuridica, Hungaria litteraria, Res Iudaicae, Lingua Hungarica et affines, Linguae Germanicae, Litterae elegantiores miscellaneae, Liturgia, Materia medica et pharmaceutica, Moralis et ascetica, Oeconomia, Paedagogia, Pastorales et homiletica, Pathologia et therapia, Poetae et oratores Germanici, Politica civilis et generalis. Unter den in Ungarn gedruckten Büchern des Faches Linguae Germanicae finden sich deutsche Lehrbücher, wie Verbesserte Anleitung zur deutschen Sprachlehre (Hermannstadt 1781, Ofen 1817) und Josef Felsmann, Deutsche Grammatik für Mittelschulen (Budapest 1874). Beispiele für in Ungarn erschienene deutschsprachige Ausgaben der Klassiker der deutschen Literatur sind August von Kotzebue, Die Kreutzfahrer (Pest 1816), Friedrich Schiller, Die Jungfrau von Orleans (Pest 1823) und Heinrich von Kleist, Das Käthchen von Heilbronn (Pest 1834).

2.9 Bei den Germanica in lateinischer Sprache entfallen jeweils 100 bis 500 Titel auf die Fächer Anatomia et physiologia, Antiquitates et archaeologia, Auctores Graeci, Auctores Latini, Austriae historia, Biographiae collectae et singulares, Catalogi, Dogmatica, Historia Europae recens, Exegetica theoretica et practica, Heraldica, Historia litteraria, Historia universalis, Historia Hungariae, Iurisprudentia, Ius canonicum, Ius privatum, Ius Romanum, Moralis et ascetica, Notitia librorum, Pastorales et homiletica, Patres Graeci et Latini, Philosophia practica, Philosophia speculativa, Philosophia universalis, Theologia universalis, Vitae sanctorum. Das Fach Biographiae vertreten u. a. Joachim Camerarius, Narratio de Philippi Melanchthonis ortu ... (Leipzig 1696) und Reinhard Heinrich Rollius, Bibliotheca nobilium theologorum (Leipzig 1709). Zum Fach Moralis et ascetica gehören Jacob Thomasius, De quatuor virtutibus cardinalibus (Leipzig 1666), Joannes Franciscus Buddeus, Institutiones theologiae dogmaticae (Leipzig 1723) und Christianus Friedericus Ziegler, De modestia Pauli in se laudanda (Wittenberg 1783). Jeweils mehr als 500 Titel entfallen auf Exegetica theoretica et practica, Historia Germaniae, Historia ecclesiastica sowie Pathologia et therapia.

In den Modernen Bestand inkorporierte Privatsammlungen

2.10 Über die Hungarica-Sammlung des Bibliotheksgründers Ferenc Széchényi geben die 1799 und 1800 im Druck erschienenen Kataloge (mit Ergänzungen von 1803 und 1807) Aufschluß (s. u. 3.3). Von insgesamt 13.724 Titeln sind demnach 9039 Monographien, 4342 Kleindrucke mit weniger als 30 Seiten und 343 Einblattdrucke. Die chronologische Gliederung ergab für das 15. und 16. Jh einen Anteil von zusammen 4,2 Prozent, für das 17. Jh von 15,3 Prozent und für das 18. und 19. Jh von insgesamt 76,8 Prozent. 3,7 Prozent der Titel sind ohne Jahresangabe. In Ungarn erschienen 55,2 Prozent der Titel, in Österreich und Deutschland 30,5 Prozent, im übrigen Ausland 7,7 Prozent. Der Bestand verteilt sich hauptsächlich auf die Sprachen Ungarisch (3051 Titel, 22,2 Prozent), Latein (6426 Titel, 46,8 Prozent) und Deutsch (3553 Titel, 25,8 Prozent). Relativ schwach vertreten sind Französisch mit 332 Titeln (2,4 Prozent), Italienisch mit 254 Titeln (1,8 Prozent) und die slawischen Sprachen insgesamt mit 104 Titeln (1 Prozent).

2.11 Die Sammlung Széchényi umfaßt einerseits Hungarica, andererseits ein breites Spektrum bedeutender ausländischer wissenschaftlicher Literatur des 18. Jhs, in dem sich die umfassenden Kenntnisse des aufgeklärten Magnaten widerspiegeln. Aus den Fachverzeichnissen geht hervor, daß 54,4 Prozent der Sammlung auf Geschichte, Medizin, Geographie und Reisebeschreibungen entfallen. Dieser Bestandsschwerpunkt resultiert aus dem Bestreben, eine Hungarica-Sammlung anzulegen. Mit 13,4 Prozent ist darin die Theologie vertreten, mit 10,4 Prozent die Philologie, mit 8,6 Prozent Rechtswissenschaft und Politik, mit 6,2 Prozent die Philosophie und die Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Botanik, Zoologie, Mineralogie, Landbau), mit 5,4 Prozent die Medizin und mit 1,6 Prozent Mathematik, Astronomie und Technik. Der bisher nicht ausführlich bearbeitete ausländische Teil der Sammlung bestand aus 5085 Titeln in 9205 Bdn. Das zu etwa einem Viertel deutschsprachige Schrifttum stammt vorwiegend aus dem 18. Jh. Die bedeutendere zeitgenössische Literatur zu Mathematik, Astrologie, Physik, Chemie, Medizin, Botanik, Zoologie und Mineralogie bildet 2,5 Prozent der Sammlung.

 Darunter sind Johann Elert Bode,
Anleitung zur Kenntnis des gesternten Himmels (Berlin 1788), Johann Samuel Traugott Gehler, Physikalisches Wörterbuch (Leipzig 1787-1796), Carl von Linné, Vollständiges Natursystem (Nürnberg 1777-1779), Gottfried Schmiedlein, Handwörterbuch der Naturgeschichte (Leipzig 1800-1801) und Josef Friedrich Rachnitz, Über den Schachspieler des Herrn von Kempelen (Leipzig und Dresden 1789). Den überwiegenden, nicht bearbeiteten Teil der Sammlung bilden Titel der Geisteswissenschaften, vor allem zu Theologie und Philologie.

2.12 In den Allgemeinbestand der Bibliothek inkorporiert wurde auch die Familienbibliothek von István Graf Illésházy (s. o. 1.5), einem Oberverwaltungsbeamten des Liptóer Komitats, mit Werken zur Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin, Philosophie und Philologie. Die Sammlung, die ursprünglich in seiner Residenz in Dubnica nad Váhom [Dubnitz, Máriatölgyes] aufgestellt war, umfaßt Drucke des 16. bis 19. Jhs, insgesamt 6000 Werke in ca. 8000 Bdn, die vorwiegend in Deutschland und Österreich erschienen. Rara der Sammlung sind William Cavendish, Neu-eröffnete Reitbahn übersetzt von Johann Philipp Ferdinand Pernauer (Nürnberg 1700) und Albertus Magnus, Von den Geheimnüssen derer Weiber (Nürnberg 1709).

2.13 Die bedeutende zweiteilige Privatbibliothek von Miklós Jankovich (s. o. 1.5), einem Historiker, Bibliographen, Antiquitäten- und Kunstsammler, erwarb die Landtagsversammlung 1836 für das Ungarische Nationalmuseum. Der größere Teil dieser Sammlung, die Bibliotheca Hungarica, umfaßt 12.000 ungarischsprachige Drucke und 50.000 mit Bezug zu Ungarn in anderen Sprachen, außerdem 6000 Hss. und graphische Dokumente. Der andere Teil, die Bibliotheca extranea, besteht aus in 12 Gruppen geordneten 19.680 Titeln. Die Deutsche Sammlung (Gruppe IX) enthält 1200 Titel, darunter viele Kleindrucke. Dazu gehören u. a. 11 Folianten mit in Deutschland im 16. und 17. Jh erschienenen, meist deutschsprachigen Gelegenheitsdrucken (Neujahrswünsche, Vermählungsoden usw.), weitere 11 Bde mit Leichenpredigten und 56 Bde mit Dokumenten aus dem 17. und 18. Jh, die sich auf das Deutsche Reich (Politik, Religion u. a.) beziehen.

2.14 Ebenfalls angekauft wurde die Sammlung des Historikers, Universitätsprofessors und zweiten Direktors der Bibliothek István Horvát (s. o. 1.5 ), die ca. 30.000 Bde umfaßte, darunter ausländische Werke in großer Zahl. Der Anteil des deutschsprachigen Schrifttums an dieser Sammlung beträgt etwa 20 Prozent. Erwähnenswerte Titel zur Geschichte sind Der Kern türkischer Geschichte ...vom Ursprung der türkischen Religion (Erfurt 1739), Charles Rollin, Neuere Geschichte der Chineser, Japaner ... als eine Fortsetzung von Rollins Älterer Geschichte (33 Bde, Berlin 1755-1759) und Übersetzung der allgemeinen Welthistorie, die in England ... ausgefertigt wurde ... durchgesehen und vermehrt von Baumgartner (66 Bde, Halle 1755). Zu Geographie und Reisebeschreibungen finden sich u. a. die Titel Neue nordische Beyträge zur physikalischen und geographischen Erd- und Völkerbeschreibung (St. Petersburg und Leipzig 1781) sowie Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reiches (St. Petersburg 1771-1776) von Peter S. Pallas.

2.15 Auch einige kleinere Sammlungen verdienen Erwähnung. Die Bibliothek von József Hajnóczy (1750-1795), der Rechtsgelehrter und eine der führenden Persönlichkeiten der ungarischen Jakobinerbewegung war, wurde 1876 auf Beschluß des höchsten ungarischen Gerichts konfisziert und der Nation zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um 615 fast ausschließlich im Ausland verlegte Werke, insbesondere von Vertretern der deutschen und der französischen Aufklärung sowie Militaria. Der deutschsprachige Anteil beträgt 20 bis 25 Prozent, darunter Originalwerke ebenso wie Übersetzungen aus anderen europäischen Sprachen: France de Grandmaison, Der kleine Krieg, oder Abhandlung vom Dienste der leichten Truppen im Felde (Wien 1785), Leopold Alois Hoffmann, Grosse Wahrheiten und Beweise ...aus der ungarischen Geschichte (Frankfurt und Leipzig 1792), Carlo Antonio Pilati di Tassulo, Von einer Reformation in Italien ...aus d. Ital. übers. (o. O. 1775), Benjamin Noldmann, Geschichte der Aufklärung in Abyssinien (Göttingen 1791), Mottin de La Balme, Grundsätze der Taktik für die Cavallerie. Aus d. Französischen übers. von L. S. v. Brenkenhof (Dresden 1783), George Browne, Die Kriegsschule, oder Die Theorie eines jungen Kriegsmannes in allen militairischen Unternehmungen (Wien 1777) sowie Der subalterne Officier ...Verfasst von einem Officier der Infanterie der k. k. Armee (Prag 1783).

2.16 Die Sammlung des Dichters János Batsányi (1763-1845), der als Jakobiner des Landes verwiesen wurde, entstand in seinem Exil in Linz. Sie umfaßt 1100 Bde, größtenteils fremdsprachige literarische und politische Werke. Zu den Germanica seiner Sammlung (20 Prozent) gehören u. a. Johann Ludwig Deinhardstein, Dichtungen für Kunstredner (Wien und Triest 1815), Johann Heinrich Voss, Sämtliche Gedichte (Königsberg 1825), Christoph August Tiedge, Die Einsamkeit (Leipzig 1804), Johann Sporschill, Der bisherige Kampf der französischen Republikaner gegen Ludwig Philip, König der Franzosen (Leipzig 1834), Josef Franz Ratschky, Melchior Striegel (Leipzig 1799), Handbuch für Liebhaber der Stubenvögel (München 1823), Johann G. Herder, Vom Geist des Christenthums (Leipzig 1798), The Tales of Ossian. Ein Lehrbuch für Anfänger (Nürnberg 1784), Ossian, Ein Gedicht (Münster 1800) und Die Gedichte Ossians neu verdeutscht von Professor Patresen (Tübingen 1782). Lajos Farkas (1706-1873), Rechtsanwalt und Altertumsforscher, besaß eine relativ kleine, doch beachtliche Sammlung von 1386 Bdn. Den besonderen Wert dieser Sammlung machen die Kodizes, Corvinen und ungarischen Alten Drucke aus. Sie umfaßt jedoch keine Germanica. Der Historiker und Universitätsprofessor Árpád Horvát (1820-1894) hinterließ eine aus 5000 Bdn bestehende Bibliothek, die offensichtlich systematisch aufgebaut wurde. Die Schwerpunkte sind zeitgenössische geistige und soziale Bewegungen (Philosophie, Arbeiterbewegung, Frauenbewegung) sowie Nachschlagewerke. Horváts Interessen spiegeln auch die Germanica seiner Sammlung wider (ca. 25 bis 30 Prozent): Christian S. Th. Bernd, Handbuch der Wappenwissenschaft (Leipzig 1856) und Die Hauptstücke der Wappenwissenschaft (Bonn 1841-1849), Johann J. Ebers, Die Ehe und die Ehegesetze vom naturwissenschaftlichen und ärztlichen Standpunkte (Erlangen 1844), Bogumil Golz, Zur Charakteristik der Naturgeschichte der Frauen (Berlin 1866), Alexander Herzen, Aus den Memoiren eines Russen. Im Staatsgefängnis und Sibirien (Hamburg 1855) und Vom anderen Ufer (Hamburg 1850), Peter Friedrich Kirchmann, Geschichte der Arbeit und Cultur (Leipzig 1855), Nicolaus Lenau, Die Albigenser (Stuttgart 1860), Friedrich Richter, Die Lehre von den letzten Dingen. Eine wissenschaftliche Kritik aus dem Standpunkt der Religion (Breslau 1833) sowie Heinrich Treitschke, Die Gesellschaftswissenschaft (Leipzig 1859).

2.17 Von Grazioso Enea Lanfranconi (1850-1895), einem Wasserbauingenieur und bedeutenden Kunstsammler italienischer Abstammung, stammt eine Sammlung von 2100 ausländischen Werken in 4800 Bdn, die vorwiegend die russisch-türkischen Kriege des 19. Jhs in Form von zeitgenössischen Berichten behandeln. Hinzu kommen Bildbände mit Kunstwerken aus dem 18. und 19. Jh. Interessante Beispiele seiner Sammlung sind Anton Ernst Birckensteins Auserlesener Anfang zu ...mathematischen Wissenschaften (Augsburg 1731) und die Neu-eröffnete

Welt-Galleria (100 Bilder, Nürnberg 1703) von Abraham a Sancta Clara. Aus den umfangreichen Sammlungen - darunter eine große Sammlung von Stichen - des Malers, Restaurators und Kunstsammlers István Delhaes (1845-1902) kamen 381 Bde in die Bibliothek, wobei es sich ohne Ausnahme um reich illustrierte ausländische Drucke handelt, wie Johann Elias Ridinger, Vorstellung und Beschreibung derer Schul- und Campagne-Pferden (Augsburg 1760) und Ignaz Franz Castelli, Zerrbilder menschlicher Thorheiten und Schwächen (Wien 1818).

2.18 Der Rechtshistoriker Imre Hajnik (1804-1901) hinterließ eine Sammlung von ca. 7000 Bdn, größtenteils ausländische rechtshistorische Quellenausgaben, Werke zur Verfassungs- und Universitätsgeschichte sowie Matrikeln. Seine zu etwa 25 Prozent deutschsprachige Sammlung enthält Titel wie Rudolf Hübner, Gerichtsurkunden der fränkischen Zeit (Weimar 1891), Friedrich Hektor Hundt, Die Urkunden des Bistums Freising aus der Zeit der Karolinger (München 1875), Johann Merkel, Die Geschichte des Langobardenrechts (Berlin 1850), Theodor Muther, Aus dem Universitäts- und Gelehrtenleben (Erlangen 1866), Johann Philipp Simon, Russisches Leben (Berlin 1858), Hermann Wartmann, Urkundenbuch der Abtei Sankt-Gallen (Zürich 1863), K. Theodor Wenzelburger, Geschichte der Niederlande (Gotha 1879) und Ludwig Zimmerle, Das deutsche Stammgutssystem (Tübingen 1857).

 Baron Ferenc Révay
(1835-1916), ein vermögender Magnat, dessen Passionen das Reisen und die Archäologie, besonders die ägyptische, waren, besaß eine Bibliothek von ca. 3500 Bdn, die Berichte über Orientreisen und archäologische Monographien enthielt, darunter viele seltene und wertvolle Drucke. Heinrich Schliemann ist mit seinen in Leipzig veröffentlichten Werken Mykenae (1878), Ilios (1881), Troja (1884) und Tyrins (1886) vertreten. Zur Sammlung gehören aber auch Rara wie Andreas Christian Zipsers Der Badegast zu Sliatsch in Niederungarn (Neusohl und Schemnitz 1827).

Geschlossen aufgestellte Privatsammlungen (Deposita)

2.19 Geschlossen aufgestellt wurden Buchsammlungen, deren Vorbesitzer von besonderer Bedeutung für die ungarische Kultur sind oder auf deren ausdrücklichen Wunsch die Bibliothek als einheitliches Ganzes erhalten blieb.

2.20 Die Bibliothek des Dichters Sándor Kisfaludy (1772-1844), der in seiner Jugend als Offizier viele Auslandsreisen unternahm, umfaßt 2000 Bde und setzt sich überwiegend aus zeitgenössischer Schöner Literatur, Almanachen und einer kleinen Sammlung militärischer Fachliteratur zusammen. Daß auch andere Interessen die Zusammenstellung seiner Sammlung beeinflußten, zeigt eine Auswahl der Germanica, die ca. 50 Prozent des Bestandes ausmachen: Samuel Vogel, Handbuch der pracktischen Arzneiwissenschaft (Wien 1787), Joseph Hivre, Anleitung zur vollständigen Pferdekunde (Kempten 1787), Politisches Journal (Hamburg 1789-1790), Grätzerisches Kochbuch (Grätz 1791), Maria Elisabeth Meixner, Das neue, große ...Linzer Kochbuch (Linz 1822) und Dominique Joseph Mozin, Neue Sammlung französischer und deutscher Handlungsbriefe (Augsburg 1835).

2.21 Der Politiker Lajos Kossuth (1802-1892) war Reichsverweser zur Zeit der Revolution von 1848/49 und des Freiheitskampfes. Im späteren Exil baute er eine Sammlung von ca. 2500 Werken in 4300 Bdn auf. Nahezu die Hälfte besteht aus ausländischen Titeln zur Geschichte, Politik und zu den Naturwissenschaften. Die andere Hälfte besteht aus zeitgenössischer Schöner Literatur. Bei den Monographien überwiegt die englische Sprache. In Deutsch liegen ca. 150 Titel vor, hauptsächlich Darstellungen des Freiheitskampfes und anderer politischer Bewegungen. Erwähnenswerte Titel sind Die Bibel nach D. Martin Luther (London 1846), Friedrich Hegel, Philosophie der Geschichte (Berlin 1848), Arthur Görgei, Mein Leben und Wirken in Ungarn (Leipzig 1852), Richard Wagner, Das Rheingold und Die Walküre (beide Mainz 1876) sowie Bismarcks Politische Briefe (Berlin 1889).

2.22 Die Bibliothek der ungarischen Frauen stammt von Kata Piroska Boldizsár (1854-1928), der Witwe des ungarischen Malers Gyula Benczur. Sie sammelte 3000 Werke in ca. 4000 Bdn, die zum großen Teil von Frauen verfaßt wurden. Es handelt sich um Frauenbiographien vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jhs, vor allem ausländische Literatur. Von 1282 deutschsprachigen Werken wurde ca. ein Drittel im 18. und 19. Jh gedruckt, darunter Gottlieb S. Corvinus, Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon (Leipzig 1739), das Damen-Conversations-Lexikon herausgegeben von Carl Herlossohn (Leipzig 1834-1838) und Adele Crepaz, Die Gefahren der Frauen-Emanzipation (Leipzig 1892).

2.23 Von besonderer Bedeutung ist auch die 1751 Titel (4245 Bde) zählende Sammlung des Grafen Sándor Apponyi, die die nicht-ungarischen Bestände seiner Bibliothek umfaßt (s. o. 1.10; zu den Hungarica seiner Sammlung s. u. 2.42 ). Diese sogenannte Apponyi-B-Sammlung bildet einen interessanten Teilbestand. Der berühmte Bibliophile erwarb wertvolle Gesamtausgaben und Monographien, Bibliographien und Fachliteratur, die größtenteils im Ausland erschienen sind. Der Bestand gilt als modellhafte durchschnittliche Bibliophilensammlung. Im deutschsprachigen Teil der Sammlung (ca. ein Viertel des Bestandes) finden sich Johann Lorenz von Mosheim, Versuch einer unpartheyischen ... Ketzergeschichte (Helmstedt 1748), Karl Friedrich Flögel, Geschichte der Hofnarren (Liegnitz 1789), Johann Heinrich Voss, Zeitmessung der deutschen Sprache (Königsberg 1802) und István Széchényi, Kreditwesen (Pest 1830).

Zeitungs- und Zeitschriftensammlung

2.24 Die Zeitungs- und Zeitschriftensammlung wurde 1884 zur selbständigen Abteilung der Nationalbibliothek erklärt. Zwar erhielt die Bibliothek bereits ab 1804 Pflichtexemplare der innerhalb der Landesgrenzen erscheinenden Presseerzeugnisse, ab den sechziger Jahren des 19. Jhs wuchs aber die Zahl der Periodika derart, daß bei der Bearbeitung nicht mehr Schritt gehalten werden konnte. An der Gründung der Nationalen Zeitungssammlung war der namhafte Bibliograph und Zeitungsforscher József Szinnyei d. Ä. (1830-1913) wesentlich beteiligt. Durch jahrzehntelange Sammeltätigkeit gelang es ihm, viele fehlende Jahrgänge zu erwerben. Darüber hinaus wurden in der Nationalbibliothek auch Zeitungsserien der größten Budapester Bibliotheken vereinigt. Unter Szinnyeis Leitung begann die Bearbeitung der Bestände. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jhs wurde die Aufstellung der Periodika-Bestände modernisiert. Gleichzeitig wurden ein Alphabetischer, ein Systematischer, ein Geographischer und ein Redakteur- und Herausgeber-Katalog erarbeitet (s. u. 3.1).

2.25 Mit der Zeit wurde die Konservierung der Bestände ein immer größeres Problem, so daß eine der Hauptaufgaben des 1952 eingerichteten Mikrofilmlaboratoriums die Verfilmung der Zeitungen und Zeitschriften ist. Seit 1971 existiert die Zeitungs- und Zeitschriftensammlung nicht mehr als selbständige Abteilung der Bibliothek; ihre Aufgaben versehen heute diverse Abteilungen (Erwerbung, Katalogisierung, Magazin, Benutzung). Das Sammelgebiet umfaßt alle in Ungarn monatlich ein- oder mehrmals, jedenfalls mehr als einmal jährlich erscheinenden Periodika (Reihen werden bei den Monographien eingeordnet). Im Ausland erscheinende Periodika in ungarischer Sprache oder mit Bezug zu Ungarn werden möglichst vollständig gesammelt; hinzu kommen - in strenger Auswahl - die wichtigsten Zeitschriften und Zeitungen der Nachbarländer sowie ausländische Fachzeitschriften vor allem zur Geschichte, Literaturgeschichte und Bibliothekswissenschaft.

2.26 Die fremdsprachigen Periodika sind in den allgemeinen Periodika-Bestand integriert. Die deutschsprachigen Bestände vor 1900 übertreffen die englischen und französischen um ein Mehrfaches. Während bis Ende des 19. Jhs ca. 1700 ungarische Titel vorhanden sind, beträgt die Zahl der deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften 1916 Titel. Den Schwerpunkt der Sammlung bilden mit 1031 Titeln die auf dem Gebiet des historischen Ungarn erschienenen deutschsprachigen Blätter, die übrigen wurden hauptsächlich in Deutschland und Österreich herausgegeben.

2.27 In der Sammlung werden 29 deutschsprachige Periodika aus Drittländern aufbewahrt. Davon erschienen im 18. Jh ein Titel in der Schweiz und ein Titel in Böhmen (Historischer Mercurius, Zürich 1722; Abhandlungen einer Privatgesellschaft in Böhmen,

 Prag 1775-1784). Im
19. Jh erschienen 4 Titel in der Schweiz, einer in Frankreich, 2 in den USA, 3 in Rußland, 14 in Böhmen sowie je einer in Rumänien, in Kroatien, in Bosnien und in der Türkei. Erwähnenswerte Titel sind Der Vorbote (Genf 1866-1871), Die Hummel (New York 1851), Der Patriot (St. Petersburg 1813), die Russische Revue (St. Petersburg 1878), das Landes Regierungsblatt für das Herzogtum Bukowina (o. O. 1857), das Agramer Tageblatt (Zagreb 1898-1901), die Bosnische Post (Sarajewo 1894, 1899-1900)
 sowie
Konstantinopel und St. Petersburg, der Orient und der Norden (Konstantinopel und Penzig i. Sachsen 1805). Unter den zahlreichen in Böhmen gedruckten Titeln sind Der Freund des Volkes. Erstes constitutionelles Volksblatt für Böhmen (Prag 1848), Hesperus (Brünn, Prag und Stuttgart 1812-1822, 1826-1827), die Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen (Prag 1893-1894), die Prager patriotische Zeitschrift (Prag 1803) und Patriotisches Tageblatt (Brünn 1803-1804).

2.28 Die Sammlung der in Deutschland herausgegebenen deutschsprachigen Periodika umfaßt 7 Titel aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17. Jh, 119 aus dem 18. Jh und 319 aus dem 19. Jh. Vorhanden sind u. a. so frühe Periodika wie Historische Relation (Leipzig 1609, 1619-1622, 1624-1629, 1674, 1678), Extra Ordinarii Zeitung (Aachen 1622), Die Europäische Fama (o. O. 1702-1735), Historische Remarques über die neuesten Sachen in Europa (Hamburg 1700-1707) und Gespräche in dem Reiche derer Todten (Leipzig 1729-1730). Wichtige Blätter der Aufklärung sind ebenfalls vorhanden, so Der Menschenfreund (Aachen 1772, 1775) und Athenaeum (Berlin 1798-1800). Im Bestand ist auch die von Friedrich Schiller redigierte Thalia (Leipzig 1785-1789, 1791-1793). Lückenhaft, aber über längere Zeiträume gesammelt wurden die Augsburger Allgemeine Zeitung, die Illustrirte Zeitung (Leipzig), das Ausland (München, Stuttgart und Tübingen), die Göttingischen Gelehrten Anzeigen, die Fliegenden Blätter (München) und die Jenaer Allgemeine Literatur-Zeitung.

2.29 Die engen politischen und kulturellen Beziehungen zwischen Österreich und Ungarn dokumentiert der umfangreiche Bestand in Österreich erschienener deutschsprachiger Periodika (38 aus dem 18. Jh und 385 aus dem 19. Jh). Zu den wichtigsten, allerdings nur lückenhaft vorliegenden Titeln des 18. Jhs gehören Wienerisches Diarium, Wienerische Gelehrte Nachrichten, Journal für Freymaurer (Wien) und Allergnädigst Privilegierte Anzeigen (Wien). Den Bestand an politischen Periodika repräsentieren die Wiener Zeitung (1780-1781, 1783-1849, 1860-1862, 1865-1866), der Österreichische Beobachter (Wien 1810-1821, 1830, 1835-1837), der Wanderer (Wien 1848-1856, 1867, 1869) und die Neue Freie Presse (Wien 1868-1869, 1875). Kuriosa dieses Bestandes sind die radikalen Blätter der 1848er Revolution, darunter Titel wie Der Politische Studenten Courier (Wien 1848), Der Demokrat (Wien 1848), Der Freimüthige (Wien 1848), Die Presse (Wien 1848-1849), Der Radikale (Wien 1848), Vorwärts (Wien 1848) und die Constitutionelle Donau-Zeitung (Wien 1848). Unter den österreichischen belletristischen und wissenschaftlichen Zeitschriften sind u. a. die Allgemeine Theaterzeitung (Wien 1829-1832, 1834-1839, 1842, 1844, 1846-1848), die Vaterländischen Blätter (Wien 1808-1814), die Wiener Zeitung für Kunst, Literatur, Theater und Mode (Wien 1818-1820, 1823-1830, 1832, 1841-1844) und das von Josef Hormayr redigierte Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien 1810-1822, 1823-1828).

2.30 Von den auf deutschem Sprachgebiet erschienenen fremdsprachigen Zeitschriften (42) sind im 17. Jh 3 lateinische in Deutschland erschienen (Acta Eruditorum, Leipzig 1682-1763; Ephemerides Eruditorum, Leipzig 1665-1668; Nova literaria maris balthici et septemtrionis Lubeca, Lübeck 1698-1709). Im 18. Jh erschienen 8 lateinische und 7 französische in Deutschland, darunter Acta Academica (Leipzig 1733-1738), Acta Eruditorum (Leipzig 1765, 1767-1774), Observationum selectarum ad rem litterariam spectantium tomus (Magdeburg 1700-1705), L'Abeille du parnasse (Berlin 1750), Journal des dames et des modes (Frankfurt 1799-1806), Journal des révolutions de l'Europe (Neuwied 1789-1790) und Journal historique des sciences, des arts, de l'industrie et du commerce (Frankfurt a. M. 1770). 3 serbische Titel sowie 5 ungarische erschienen in Österreich, u. a. Slavenno-serbskaja vedomosti (Wien 1792-1793), Serbskaja novini (Wien 1791-1792), Magyar Músa (Wien 1786-1789, 1793-1794), und Ephemerides Vindobonenses (Wien 1776-1784) in lateinischer Sprache. Aus dem 19. Jh stammen eine englische, 2 französische und eine ungarische Zeitschrift, die in Deutschland erschienen, sowie eine serbische, 7 ungarische, eine griechische und eine tschechische in Österreich. Erwähnenswerte Titel dieser Untergruppen sind das Monthly magazine of entertaining literature (Karlsruhe 1834), Le Mercure universel (o. O. 1800), Magyar Kurir (Wien 1787-1834), Bécsi Magyar Újság (Wien 1881-1885) und Hermes ho logios (Wien 1817-1821).

2.31 Den Schwerpunkt der deutschsprachigen Periodika-Bestände vor 1900 bilden die auf dem Gebiet des historischen Ungarn erschienenen deutschsprachigen Blätter: 55 Titel aus dem 18. Jh und 976 Titel aus dem 19. Jh. Die ersten Erzeugnisse der ungarischen Presse waren in lateinischer oder in deutscher Sprache, darunter der Wochentlich zweymal neu ankommende Mercurius (Buda 1730-1738) und die Preßburger Zeitung (1764-1929), eine der langlebigsten deutschsprachigen Zeitungen. Die ebenfalls in Preßburg erschienenen Titel Der Freund der Tugend (1767-1769), Der vernünftige Zeitvertreiber (1770) und das Ungrische Magazin (1781-1783, 1787-1788) sind dem Redakteur und späteren Bürgermeister der Stadt, Karl Gottlieb Windisch (1725-1793), zu verdanken. Die in Wien erschienene deutschsprachige Zeitschrift Der Mann ohne Vorurtheil (1781) von György Bessenyei (1747-1811), einer der führenden Persönlichkeiten der ungarischen Aufklärung, und der in Pest herausgegebene Merkur von Ungarn (1786-1787) des Historikers Martin Georg Kovachich (1744-1821) verbreiteten die Ideen der Aufklärung und die Forschungsergebnisse der ungarischen Wissenschaft.

2.32 Nach der Niederschlagung der Jakobinerbewegung (1795) gab es kaum noch ungarische Presseerzeugnisse. Die ersten wieder erscheinenden Periodika waren deutschsprachige wissenschaftliche Zeitschriften, herausgegeben von Ludwig Schedius (1768-1847), Professor der Ästhetik an der Pester Universität. Hervorzuheben ist die Zeitschrift von und für Ungern (Pest 1802-1804). Darüber hinaus gewannen am Anfang des 19. Jhs die deutschsprachigen Tageszeitungen, die regionale Presse und seit den dreißiger Jahren die belletristischen Blätter des Biedermeier an Bedeutung, darunter Pannonia (1819-1922), Iris (1825-1828), Der Spiegel (1828-1852) und Der Ungar (1842-1848), die alle in Pest herausgegeben wurden. Zur Zeit der nationalen Reformbewegungen in Ungarn (seit den zwanziger Jahren) war die deutschsprachige Presse das Sprachrohr der deutschstämmigen Bevölkerung, die sich als deutsch schreibende, aber ungarisch fühlende patriotische Gruppierung die nationalen Bestrebungen der Ungarn zu eigen gemacht hatte. Die Niederschlagung der Revolution und des Freiheitskampfes von 1848/49 überdauerten nur wenige deutsche Blätter.

2.33 Obwohl die sogenannte Bach-Ära (1850-1859; Amtszeit des österreichischen Innenministers Alexander Bach, 1813-1893) zur Stagnation der kulturellen Entwicklung führte, erschien 1854 der Pester Lloyd (1854-1945) zum ersten Mal. Er entwickelte sich zur anspruchsvollsten und langlebigsten Zeitung in der Geschichte der deutschsprachigen Presse Ungarns. Nach dem Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn (1867) konnte sich die ungarische Presse frei entwickeln, und die deutschsprachige Presse verlor aufgrund der zunehmenden Assimilation der Ungarndeutschen an Bedeutung. Zugleich ermöglichte aber der wirtschaftliche Aufschwung am Ende des 19. Jhs und die noch immer vorhandene Nachfrage nach deutschsprachigen Zeitungen die Gründung bzw. die Weiterführung zahlreicher deutschsprachiger Periodika unterschiedlichster Art. Landesweit vertrieben wurden das Neue Pester Journal (Budapest 1872-1925) und das Neue Politische Volksblatt (Budapest 1877-1940).

2.34 In den Gegenden und Städten mit großem deutschen Bevölkerungsanteil erschienen deutsche Regionalzeitungen. Im wichtigsten Kulturzentrum Oberungarns, in Preßburg, existierten gleichzeitig die Preßburger Zeitung und der Westungarische Grenzbote (1878-1881). In Levoca [Leutschau, Locse] erschien der Zipser Bote (1882-1908), der später zweisprachig unter dem Titel Szepesi Hírnök (1882-1908) herausgegeben wurde. Das deutschsprachige Blatt von Košice [Kaschau, Kassa] war die Kaschauer Zeitung (1872-1914). In Sibiu [Hermannstadt, Nagyszeben], dem Zentrum der Siebenbürger Sachsen, erschien von 1792 bis 1862 Der Siebenbürger Bote, von 1863 bis 1918 wurde die Zeitung unter dem Titel Hermannstädter Zeitung herausgegeben. Die Fortsetzung des zwischen 1837 und 1849 in Brasov [Kronstadt, Brassó] herausgegebenen Siebenbürger Wochenblattes war die Kronstädter Zeitung, die bis 1944 erschien. In Arad erschien die Arader Zeitung (1852-1918). Das wichtigste Blatt der Banater Schwaben war die in Timisoara [Temeschburg, Temesvár] von 1852 bis 1949 mit Unterbrechung erscheinende Temesvárer Zeitung. Zu den langlebigsten Wochenblättern der Bácska gehörten die Bács-Bodroger Presse (1856-1912) aus Novi Sad [Neusatz, Újvidék], das Groß-Becskereker Wochenblatt (1851-1919) aus Zrenjanin [Nagybecskerek] sowie der Werschetzer Gebirgsbote (1857-1919) aus Vršac [Versec]. In den von Deutschen bewohnten Gebieten des heutigen Ungarn erschien in Ödenburg die Oedenburger Zeitung (1875-1944), in Pécs [Fünfkirchen] die Fünfkirchner Zeitung (1869-1906) und in Koszeg [Güns] die Günser Zeitung (1883-1938).

2.35 Die wissenschaftlichen Zeitschriften in deutscher Sprache, wie die Pester Medizinisch-Chirurgische Presse (1871-1918), die Ethnologischen Mitteilungen aus Ungarn (1887-1907) und die Ungarische Revue (1881-1895), wurden auch im Ausland gelesen und wirkten so der sprachlichen Isolation der ungarischen Wissenschaft entgegen. Unter den wissenschaftlichen Zeitschriften aus der Provinz war die langlebigste und anspruchsvollste das Archiv des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde, das von 1843 bis 1944 abwechselnd in Hermannstadt und Kronstadt erschien und hauptsächlich die siebenbürgisch-sächsische Kulturgeschichte zum Thema hatte. Die deutschsprachigen kirchlichen Zeitschriften und Schulblätter waren bestrebt, die kulturelle Identität des Deutschtums in Ungarn zu bewahren. Vom Ende des 19. Jhs an existierte eine Reihe zuerst deutschsprachiger, später zweisprachiger, nach der Jahrhundertwende allmählich magyarisierender Fachblätter auf den Gebieten Handel, Geldwesen und Gewerbe. Den deutschsprachigen Presseerzeugnissen Ungarns kam immer eine wichtige kulturvermittelnde Rolle zu. Auf der einen Seite waren sie Informationsquellen für deutschsprachige Leser und die gebildeten Schichten der ungarischen Gesellschaft, die Deutsch als Fremdsprache beherrschten; auf der anderen Seite handelte es sich um auch im Ausland vertriebene Zeitungen, wie den Pester Lloyd.

2.36 Die Periodika sind in einem Systematischen Katalog erfaßt, der auf der Grundlage eines speziell für Periodika ausgearbeiteten Schemas der Dezimalklassifikation erstellt wurde. Vorhanden sind 1916 deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften, von denen 462 in Deutschland, 423 in Österreich und 1031 in Ungarn erschienen. Von den Tageszeitungen und politischen Blättern (750 Titel) stammen 7 aus Deutschland, 157 aus Österreich und 537 aus Ungarn; von Anzeigern und Amtsblättern stammt eines aus Deutschland, 17 aus Österreich und 33 aus Ungarn; von illustrierten Zeitschriften 17 aus Deutschland, 12 aus Österreich und 36 aus Ungarn; von Familien- und populärwissenschaftlichen Zeitschriften 48 aus Deutschland, 46 aus Österreich und 62 aus Ungarn; von humoristischen Zeitschriften 8 aus Deutschland, 14 aus Österreich und 42 aus Ungarn; von Zeitschriften allgemeinen Inhalts 146 aus Deutschland, 83 aus Österreich und 270 aus Ungarn; von wissenschaftlichen Zeitschriften und Fachzeitschriften 174 aus Deutschland, 94 aus Österreich und 50 aus Ungarn; von Jugendzeitschriften 2 aus Deutschland und eine aus Ungarn.

Sondersammlungen

Sammlung der Alten Drucke

2.37 Zur Sammlung der Alten Drucke wurden die ältesten und wertvollsten Drucke der Bibliothek zusammengefaßt. Sie setzt sich aus vier größeren und verschiedenen kleineren Sammlungen zusammen, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jhs parallel zum Allgemeinbestand aufgebaut worden waren (Inkunabeln, Altungarische Bibliothek, Antiqua, Hungarica, Flugblätter). Sie werden systematisch vermehrt. Durch Ankäufe im In- und Ausland kommen jährlich ca. 100 Titel hinzu. Die Auszählungen ergaben für den Inkunabelbestand 760 Germanica. Auf das 16. Jh entfallen 10.283 Germanica, die z. T. in der Antiqua-Abteilung, z. T. in anderen Abteilungen zu finden sind. 2816 Germanica aus dem 17. Jh sowie 416 aus dem 18. Jh verteilen sich auf die Hungarica-Bibliothek des Grafen Apponyi, die Altungarische Bibliothek und die Flugblattsammlung.

2.38 Die Inkunabelsammlung besteht seit 1865 und war zunächst im Széchényi-Zimmer des Nationalmuseums separat aufgestellt. Der Grundbestand stammte aus der Sammlung des Bibliotheksgründers Széchényi, ferner aus der 1836 angekauften Privatbibliothek des Altertumsforschers Miklós Jankovich (s. o. 1.5, 2.13) oder aus späteren Spenden, wie den im Laufe des 20. Jhs übernommenen Bibliotheken von Gyula Todoreszku und von Sándor Apponyi (s. o. 1.10). Durch die Verstaatlichungen nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Inkunabelbestand erheblich vermehrt, so daß einschließlich der Erwerbungen der vergangenen Jahrzehnte ca. 1750 Bde vorhanden sind. Einen großen Teil davon machen lateinische Werke aus, die in Deutschland gedruckt wurden (698 Titel). Erwähnenswert sind ein Fragment der 42zeiligen Bibel von Gutenberg und der Erbvertrag zwischen Kaiser Friedrich III. und König Matthias, Capitula concordiae (Passau: Johann Petri 1490-1491). Von den Frühdrucken der Gutenberg-Schüler ist das Decretum Gratiani (Mainz 1472) aus der Werkstatt von Peter Schöffer hervorzuheben. Einen bedeutenden Platz in der Buchgeschichte hat auch János Thuróczys Chronica Hungarorum (Augsburg: Erhard Ratdolt 1488); die Pergamentblätter der beiden vorhandenen Exemplare enthalten eine Dedikation an das ungarische Königspaar in Goldbuchstaben. Ein weiteres Unikat ist das Werk Historie von Dracole Waida, das in Lübeck um 1485 bei Bartholomäus Gothan gedruckt wurde. Die Zahl der deutschsprachigen Inkunabeln beträgt 62; darunter finden sich der bereits erwähnte Erbvertrag in deutscher Sprache und eine Reihe von in Nürnberg gedruckten Inkunabeln, insbesondere aus der Werkstatt Anton Kobergers. Aus ihr stammen auch zwei Exemplare der Reformation der Stadt Nürnberg (1484).

2.39 Eine systematische Aufschlüsselung der Inkunabelsammlung wurde hinsichtlich der Hauptdisziplinen ohne Untergruppen unternommen. Danach entfallen auf Philosophie 5 deutsche und 99 lateinische Inkunabeln, auf Rechtswissenschaft 8 deutsche und 112 lateinische, auf Theologie 13 deutsche und 280 lateinische, auf Geschichte 20 deutsche und 103 lateinische, auf Geographie eine deutsche und 4 lateinische, auf Naturwissenschaften 2 lateinische, auf Mathematik ebenfalls 2 lateinische, auf Astrologie 3 deutsche und 13 lateinische, auf Medizin 3 deutsche und 5 lateinische, auf Veterinärmedizin eine deutsche, auf Wirtschaftswissenschaft eine lateinische, auf Sprachwissenschaft 18 lateinische, auf Lyrik 7 deutsche und 21 lateinische, auf Rhetorik eine deutsche und 5 lateinische, auf Literaturwissenschaft eine lateinische und auf Enzyklopädien 32 lateinische.

2.40 Die Altungarische Bibliothek umfaßt ungarische oder im historischen Ungarn vor 1711 erschienene oder von ungarischen Verfassern im Ausland veröffentlichte Werke. Auch diese Sammlung wurde 1919 durch die Stiftung von Gyula Todoreszku und seiner Frau bedeutend erweitert. Heute zählt sie 8500 Bde und ist somit die umfangreichste Sammlung ihrer Art in Ungarn. Fast ein Drittel davon (2466 Bde) wurde in Deutschland verlegt oder ist in deutscher Sprache verfaßt. Die Sammlung enthält 157 Bde deutschsprachige, in Ungarn erschienene Werke sowie 408 Bde aus anderen Ländern, 1680 Bde lateinische Titel aus Deutschland und 221 Bde in sonstigen Sprachen (Ungarisch, Französisch, Griechisch usw.) aus anderen Ländern. Aus sächsischen Druckereien in Siebenbürgen und Oberungarn stammen Johannes Honterus' Reformatio ecclesiae Coronensis ac totius Barcensis provinciae (Kronstadt 1543), eine Kirchenordnung aller Deutschen in Sybenbürgen (Kronstadt 1547) und Martin Luthers Enchiridion, der kleine Catechismus (Leutschau 1695). Bei den ungarischen Verfassern, die ihre Schriften im Ausland publizierten, ist an erster Stelle Péter Pázmány, Erzbischof von Esztergom [Gran] und führende Persönlichkeit der ungarischen Gegenreformation, zu nennen. Er ist z. B. mit der aus dem Lateinischen übersetzten Schrift Ungerischer Rebellions Brunn (Augsburg 1620) vertreten.

2.41 Die dritte selbständige Einheit bilden die im 16. Jh außerhalb des historischen Ungarn gedruckten Bücher (Antiqua), die Anfang der fünfziger Jahre aus dem Allgemeinbestand der Bibliothek herausgenommen wurden. Ihre ursprüngliche Zahl (8000 Bde) konnte in den vergangenen Jahrzehnten fast verdoppelt werden. Neben wertvollen Klassiker-Ausgaben finden sich hier die hervorragendsten wissenschaftlichen Arbeiten und Werke der Schönen Literatur der Renaissance und des Reformationszeitalters. Die bedeutendsten Titel sind Germanica. In Deutschland gedruckt wurden 3147 deutschsprachige Titel, 5605 lateinische und 211 in sonstigen Sprachen (Altgriechisch, Französisch, Italienisch usw.). Hervorzuheben sind Hippokrates, Opera quae ...extant omnia (Basel 1546) und Somniorum synesiorum libri IIII (Basel 1562) des italienischen Mathematikers und Arztes Girolamo Cardano. Rara sind die illustrierten Bände von Albrecht Dürer, Etliche underricht, zu befestigung der Stett ... (Nürnberg 1527) und Underweyssung der messung (Nürnberg 1525). Ebenfalls vorhanden sind zahlreiche Werke des Hebraisten Johann Reuchlin und einige Schriften Luthers, darunter als Unika Ein einfeltige weise zu beten (Leipzig: J. Bärwald 1546) und Van die wereltlike ghewalt unde macht (Hamburg 1523).

2.42 Die vierte Sondersammlung von internationalem Ruf und besonderem Wert ist die Bibliotheca Hungarica Apponyiana, die Hungarica-Sammlung des Grafen Sándor Apponyi (s. o. 1.10). Sie enthält Werke ausländischer Verfasser über Ungarn, die bis 1800 erschienen sind, sowie Flugblätter, Stiche u. a. Es handelt sich um ca. 5000 Bde, von denen 925 deutschsprachige, 434 lateinische und 17 in sonstigen Sprachen in Deutschland erschienen sind. Zum größeren Teil stammen sie aus der Zeit der Türkenkriege und der Freiheitsbewegungen des 16. und 17. Jhs. Die Stiche stellen die Helden und Schauplätze der historischen Ereignisse dar. Eine interessante Sammlung von Beschreibungen Ungarns aus der Sicht ausländischer Reisender, vor allem deutscher und italienischer, enthält u. a. Wilhelm Dilichs Kurtze Beschreibung und eigentliche Abrisse dero Länder und Festungen, so der Türcke biss dahero ...in Ungern, Sclavonia, Dalmatia ...under sein Joch bracht, sampt der Ungarischen Chronica (Kassel 1609), Caspar Minsichts Neu und kurtze Beschreibung des Königreichs Ungarn (Nürnberg 1664) und den anonymen Titel Die Ragotzische Kriegs-Flamme, in dem bedrängten Hungarn (Köln 1704).

2.43 Die Sammlung von Flugblättern, Zeitungen und Flugschriften aus der Zeit von 1480 bis 1718 umfaßt ca. 1300 Inventareinheiten. Ein Teil davon (ca. 800 Einheiten) wurde gesondert aufgestellt. Der Anteil der Germanica ist erheblich: neben 559 deutschsprachigen Exemplaren finden sich 65 lateinische und 9 in sonstigen Sprachen, die in Deutschland gedruckt wurden. Bemerkenswerte Titel sind Wilhelm Arnsperger, Elegia de percutiendo cum Turcis faedere anno 1568 (Wien 1568) und Johann Brenz, Wie sich Prediger und Leyen halten sollen, so der Türck das teutsche Land überfallen würde (Magdeburg 1595).

Sammlung der Plakate und Kleindrucke

2.44 Bereits der Bibliotheksgründer Ferenc Széchényi legte eine Sammlung von Kleindrucken aus dem kirchlichen, weltlichen, politischen, wirtschaftlichen, historischen, militärischen, privaten und administrativen Bereich an. Dieser Grundbestand konnte in den späteren Jahrzehnten vermehrt werden. Der starke Zuwachs an Kleindrucken führte 1935 unter der Leitung von József Fitz zur Einrichtung einer Sondersammlung. Ihr aktueller Gesamtbestand (ca. 3 Millionen Einheiten) ist in 7 Magazinen auf ca. 2000 Quadratmetern untergebracht und gliedert sich in (a) Plakate mit Text, (b) Kleindrucke, (c) Todesanzeigen, (d) Kolportagedrucke, (e) graphische Plakate, (f) Ansichtskarten, (g) Stiche, Lithographien, (h) Gelegenheitsgraphik (Zahlzettel, Speisekarten, Etiketten u. ä.). Eine systematische Gliederung dieses vielfältigen Materials ist nicht möglich. Indizes und Verzeichnisse zu einzelnen Themen und Gruppen werden laufend zusammengestellt und herausgegeben, wodurch das Auffinden bestimmter Materialien, die ansonsten nur durch alphabetische Kataloge erschlossen sind, erleichtert werden soll.

2.45 Plakate mit Text werden ab 1712 gesammelt. Die ersten plakatierten Berichte und Bekanntmachungen waren noch von relativ kleinem Format und fanden ihren Platz unter den Folianten der Kleindrucke. Das älteste beschriftete Plakat der Sammlung - im Format 32 x 43 cm - stammt aus dem Jahr 1805 und kündigt eine musikalische Soirée in Buda an. Im 19. Jh wuchs die Sammlung auf 32.000 Exemplare an. Aufgrund der verschiedenen Sprachgruppen innerhalb Ungarns weisen die Plakate Beschriftungen in deutscher, ungarischer und slowakischer Sprache sowie in anderen Sprachen auf. Meist handelt es sich um Bekanntmachungen administrativer oder politischer Art. Ca. 8 Prozent des Bestandes sind fremdsprachig. Ein Plakat weist Kolumnen in verschiedenen Sprachen auf. Von den Plakaten des 19. Jhs wurden ca. 35 bis 40 Prozent in deutscher Sprache in Ungarn gedruckt. Ca. 6 Prozent der deutschsprachigen Plakate wurden in Österreich verlegt, was auf die engen historischen Beziehungen zwischen Österreich und Ungarn zurückzuführen ist. Besonders umfangreich ist der Bestand aus der Zeit der Revolution und des Freiheitskampfes von 1848/49.

2.46 Kleindrucke sind als Schriften mit höchstens 8 Blättern definiert und werden ebenfalls ab 1712 gesammelt. Aus dem 18. Jh liegen 8500 Titel vor, davon 30 Prozent in Deutsch; aus dem 19. Jh 30.000 Titel, davon 10 Prozent in Deutsch. Ihr Inhalt reicht von feierlichen Gedichten, Lobreden, politischen Flugblättern bis zu Thesen. So wurde hier die Prüfungsarbeit von Ferenc Széchényi im ersten Jahrgang des Theresianums eingeordnet, Oeffentliche Pruefung aus der Bergwerkskunde (Wien 1773), aber auch der Jubelgruss zur beglückenden Ankunft seiner Majestät Franz Joseph I. (Pest 1867). Weitere erwähnenswerte Beispiele sind der Jahresbericht der katholischen Bruderschaft in Oedenburg für das Jahr 1886 und die Synagogen-Ordnung der israelitischen Cultusgemeinde in Werschetz (1887).

2.47 Die Nationalbibliothek war die erste ungarische Institution, die eine Sammlung von Traueranzeigen anlegte. Für die genealogische Forschung ist diese Sammlung äußerst wertvoll, da die Traueranzeigen, die ihren historischen Ursprung in den Trauerreden des 18. Jhs haben, seit der Bibliotheksgründung kontinuierlich gesammelt wurden. Diesen Anzeigen folgten im 19. Jh Trauermeldungen, von denen die Abteilung annähernd 300.000 Stück besitzt. 15 Prozent sind deutschsprachig, was dem großen Anteil deutscher Einwohner in einzelnen Gebieten Ungarns tspricht. Aus Wien stammt die Trauermeldung für Johannes Brahms (4. April 1897).

2.48 Die Sammlung von Kolportagedrucken beinhaltet volkstümliche Ausgaben, die auf Märkten von reisenden Buchverkäufern zu niedrigen Preisen angeboten wurden. Darunter sind religiöse Werke, verschiedene Volksbücher, Hochzeitsbücher, Werke der Schönen Literatur, Räuber- und Schauergeschichten. Von ca. 7000 Titeln ab 1711 stammen 330 aus dem 18. Jh (10 Prozent deutschsprachig) und 5000 aus dem 19. Jh (20 Prozent in Deutsch). Interessanterweise sind Ausgaben religiöser Werke in slowakischer Sprache relativ stark vertreten.

Musiksammlung

2.49 Bereits seit der Gründung der Bibliothek sind auch Musikalien im Bestand, wie der Stempel von Ferenc Széchényi in einzelnen Noten beweist. Diese und später angekaufte Stücke wurden entweder bei den Handschriften oder den Drucken eingereiht, erhielten aber eine eigene Signatur, Ms. mus. (Manuscripta musica) oder Mus. pr. (Musica practica). Monographien dieses Fachgebietes wurden mit Mus. th. (Musica theoretica) bezeichnet. 1925 wurden sie zu einer Sondersammlung zusammengefaßt. Musikwerke, die aus der Handschriftensammlung und aus dem Bücherbestand ausgesondert wurden, bildeten ihren Grundbestand. Hinzu kamen Lexika, Enzyklopädien, musikalische und allgemeine Wörterbücher, Biographien, Literatur zur Geschichte der Musik und ihren Stilrichtungen, Bibliographien u. a. Außerdem werden hier die wichtigsten in- und ausländischen Musikzeitschriften aufbewahrt sowie Bildmaterial in Auswahl (über Komponisten, Statuen, Denkmäler, Gedenkstätten der Musikgeschichte, vor allem mit Bezug zu Ungarn).

2.50 In den fünfziger Jahren konnte die umfangreiche Musik- und Theatersammlung der herzoglichen Familie Esterházy inkorporiert werden. Sie enthielt als wertvollsten Teilbestand Werke von Joseph Haydn: annähernd 100 Autographen, einige authentische Kopien und zahlreiche zeitgenössische Drucke. Zu den vorhandenen 22 Titeln in deutscher Sprache gehören u. a. Joseph Haydns Passionsmusik des Stabat Mater ...in einem Klaviermässigen Auszuge herausgegeben von Johann Adam Hiller (Leipzig 1781), Die Worte des Erlösers am Kreuze (Leipzig 1801) und Die Jahreszeiten. Klavierauszug (Leipzig 1801). Die Esterházy-Sammlung enthält ca. 250 weitere Drucke. 24 Prozent dieser Titel sind deutschsprachig, darunter Ausgaben der Werke von Carl Philipp Emmanuel Bach, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Johann Wilhelm Häßler, Wenzel Müller u. a. Zur selben Zeit wurde der Bibliothek aus den verstaatlichten katholischen Klöstern und Adelsschlössern eine beträchtliche Zahl von Notenhandschriften und -drucken übergeben, die zumeist aus dem 18. und 19. Jh stammen und deren Provenienz heute nicht mehr feststellbar ist.

2.51 Infolge der Abgrenzung des Sammelgebietes befinden sich in der Musiksammlung nur Notenhandschriften ab dem 17. Jh und gedruckte Noten ab dem 18. Jh. Die früheren Stücke werden in der Handschriftensammlung und in der Sammlung der Alten Drucke aufbewahrt. Aus dem 16. Jh ist ein Notendruck in Latein überliefert; aus dem 17. Jh sind 6 deutsche vorhanden, die außerhalb Ungarns herausgegeben wurden, und 2 lateinische; aus dem 18. Jh finden sich 500 deutsche Drucke aus Ungarn, 850 deutsche aus dem Ausland; aus dem 19. Jh 3000 deutsche, die in Ungarn und 2000 deutsche, die außerhalb Ungarns verlegt wurden, sowie 50 lateinische Drucke. Hinsichtlich der Sprache überwiegen bei den Musikalien Latein und Italienisch: im Mittelalter und bei den kirchlichen Werken bis in die Gegenwart Latein, bei den weltlichen Werken Italienisch. Nach der bis heute beibehaltenen Tradition erhalten die Vokal- und Instrumentalwerke einen italienischen Titel. Im 19. und 20. Jh wurde z. T. auch die französische Sprache benutzt.

2.52 Die älteste zusammenhängende Einheit ist die Bártfaer Sammlung, benannt nach ihrem Herkunftsort im ehemaligen Nordungarn [Bardejov, Bartfeld]. Sie besteht aus Stimmbüchern der dortigen St. Ägidius-Kirche. Es handelt sich um Renaissance-Chorwerke des 16. und 17. Jhs in handschriftlicher und gedruckter Form. Unter den 46 Drucken sind u. a. Balthasar Resinarius' Responsorium numero octoginte (Wittenberg 1544), Hieronymus Praetorius' Cantiones sacrae (Hamburg 1599, 1607) und Bergkreyen auff zwo Stimmen componirt (Nürnberg 1551).

2.53 Unter den bereits vor 1945 vorhandenen, mit der Signatur Mus. pr. gekennzeichneten Notendrucken sind ca. 4000 Germanica. Aus dem 17. Jh stammen Christoph Demantius' Tympanum militare (Nürnberg 1600) sowie Dietrich und Andreas Rauchs Currus triumphalis musici (Wien 1649). Aus dem 18. Jh sind 9 Titel erhalten, darunter Paul Wranitzkys A magyar nemzet öröme [Freude der ungarischen Nation; Offenbach 1790] und Karl Cannabichs Mozarts Gedächtnis Feyer (München 1797). Der Bestand aus dem 19. Jh ist reich an Drucken in deutscher Sprache, die teils auf deutschem Sprachgebiet, teils in Ungarn verlegt wurden. Die seit 1945 inkorporierten Musikwerke erhalten die Signatur Z. Anfangs wurden auch die älteren Werke - so die Haydn-Drucke aus der Sammlung Esterházy - hier eingeordnet. Seit Anfang der sechziger Jahre existiert für die alten und seltenen Drucke jedoch eine Gruppe mit der Signatur ZR. Die Zeitgrenze ist bei den ungarischen Ausgaben 1867, bei den ausländischen Drucken die zwanziger bis dreißiger Jahre des 19. Jhs. In der letzten Gruppe finden sich überwiegend Noten aus dem 18. und 19. Jh. Werke von Mozart und Beethoven und den Komponisten der Wiener Klassik, wie Joseph und Michael Haydn, liegen in Ausgaben von Wiener Verlagen vor. Die Sammlung enthält auch seltene Stücke, wie die Revolutionstänze der Polen (Danzig 1831), den Scheibenschützer Walzer (Pest 1829), Franz Riglers Anleitung zum Gesange und dem Klaviere (Ofen 1798) u. a. Da Musikalien ohne Angabe des Erscheinungsjahres gedruckt wurden, kann die genaue Jahreszahl nur bei den Werken der letzten 30 Jahre aufgrund der Verlagsnummern-Verzeichnisse festgestellt werden. Demzufolge besitzt die Musiksammlung keinen chronologischen und keinen Verlagskatalog.

Kartensammlung

2.54 Die Familienbibliothek von Ferenc Széchényi (s. o. 1.5) enthielt ca. 1500 Landkarten und Atlanten von zahlreichen europäischen Kartographen aus dem 16. bis 18. Jh. Durch seine Schenkung wurde die Kartensammlung der Nationalbibliothek begründet, die seit 1939 eine Sondersammlung bildet. Széchényis Großzügigkeit fand Nachahmer: 1835 konnte die Bibliothek von István Illésházy aus Dubnitz als Geschenk inkorporiert werden (s. o. 1.5 und 2.12), welche 208 Landkarten des 18. Jhs beinhaltete. Auch von anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Ungarn gingen Spenden ein, so 1895 von Enea Lanfranconi (s. o. 2.17), dessen 220 Karten zum großen Teil aus dem 16. bis 18. Jh stammten und von berühmten niederländischen, italienischen, deutschen und ungarischen Kartographen angefertigt wurden. Die angekauften Sammlungen von Miklós Jankovich (s. o. 1.5) und István Horvát (s. o. 1.5) enthielten ebenfalls Karten. Hinzu kamen 1926 aus der Ungarischen Königlichen Staatlichen Feldmessungs-Sammlung [Magyar Királyi Állami Földmérési Térképtár] mehrere zehntausend Kataster, 1949 aus der Staatlichen Druckerei ca. 4000 gedruckte Karten und 1950 aus dem Ethnographischen Museum ca. 500 handschriftliche Karten des 18. bis 19. Jhs. In den fünfziger Jahren konnte der Bestand verdoppelt und mit wichtigen Stücken ergänzt werden, als zahlreiche Privatsammlungen verstaatlicht und der Nationalbibliothek übergeben wurden. Zudem ist das 1804 in Kraft getretene Pflichtexemplarrecht bis heute gültig. Die Kartensammlung erhält 2 Exemplare jeder Neuerscheinung, so daß das Pflichtexemplarrecht die wichtigste Quelle der Bestandsvermehrung ist. Insgesamt gehen durch Erwerbung, Pflichtexemplare, Schenkungen und Schriftentausch jährlich ca. 530 bis 550 Titel in den Bestand ein.

2.55 Die Kartensammlung beinhaltet 200.000 Inventareinheiten mit ca. 84.000 Titeln und ist somit in diesem Bereich die größte und vollständigste Hungarica-Sammlung des Landes. Auch als allgemein-historische Sammlung besitzt sie einen hohen Wert. Vom Gesamtbestand entfallen 48 Titel auf das 16. Jh, davon 30 in Latein, 17 in Deutsch und einer in Französisch. Aus dem 17. Jh stammen 214 Werke (60 in Latein, 151 in Deutsch und 3 in Französisch). Das 18. Jh ist mit 1596 Werken vertreten, davon 765 in Latein, 748 in Deutsch (darunter 7 in Ungarn erschienene) und 83 in sonstigen Sprachen. 4839 Titel aus dem 19. Jh verteilen sich auf 59 in Latein, 4702 in Deutsch (darunter 157 in Ungarn erschienene) und 78 in sonstigen Sprachen. Die ge politische Beziehung zwischen Österreich und Ungarn und der besonders rege wissenschaftliche Kontakt zum deutschen Sprachgebiet führten dazu, daß vor allem deutschsprachige kartographische Werke erworben wurden. Der Bestand ist durch einen Katalog im Dezimalsystem erschlossen. Die systematische Beschreibung beschränkt sich auf die gedruckten Karten.

2.56 Über das heutige und das historische Ungarn liegen ca. 46.500 Titel vor. Darunter finden sich 60 in Deutschland erschienene Titel mit lateinischer Beschriftung. Das älteste und für Ungarn bedeutendste Werk ist Lazarus' (Lázár) Tabula Hungariae (Ingolstadt 1528), das als Unikat gilt. Zum großen Teil handelt es sich um Blätter aus Atlanten namhafter Kartographen. Hervorzuheben sind Gerhard Mercators Hungaria (Duisburg 1595), Johann Siebmachers Totius Ungariae et Transylvaniae ... locorum delineatio (Nürnberg ca. 1590) und Georg Kreckwitz' Hungaria Regnum (Frankfurt a. M. ca. 1685), ein Kupferstichblatt.

2.57 563 Karten über Ungarn sind in deutscher Sprache beschriftet, darunter auch Blätter aus Atlanten. 63 Prozent stammen aus dem 19. Jh. Hervorzuheben sind Sebastian Münsters Cosmographia - darin Landtafel des Ungerlandes (Basel 1552), Die Siebenburg (Basel 1544), Sclavonia (Basel 1548) und als Unikat ein Holzschnitt aus dem Werk von Wolfgang Lazius, Des Khünigreichs Hungern ... warhafftige chorographica beschreybung (Wien 1556). Von Martin Stier stammen 2 Kupferstichbearbeitungen (1664, 1684), von Caspar und Matthäus Merian Stadt- und Festungsbilder aus dem 17. Jh.

2.58 Von den ca. 15.700 Kartenwerken, die Gebiete außerhalb Ungarns darstellen, stammen 741 lateinisch beschriftete aus Deutschland, in ihrer Mehrheit (ca. 93 Prozent) aus dem 18. Jh. Augustin Hirschfogels Hanc Viennae quam vides (Nürnberg 1547) stellt die Innenstadt von Wien dar, Christian Adrichoms Jerusalem et suburbia eius (Köln 1584) ist ein Stich, der zusätzlich Darstellungen biblischer Ereignisse aufweist. Johannes Mellingers Lunaburgensis Ducatus (Köln 1593) ist als weiterer Titel aus dem 16. Jh zu nennen. Ab der Mitte des 17. Jhs treten die Stiche von Matthäus Merian in den Vordergrund, die in seiner Topographia (Frankfurt a. M. 1643-1650) und z. T. in Johann Philipp Abelins Werk Theatri Europaei (Frankfurt a. M. 1637) erschienen sind. Erwähnenswert ist weiterhin eine Landkarte über Tirol von Peter Anich und Blasius Hueber, Tyrolis sub felici regimine Mariae Theresiae (Wien 1776).

2.59 Von 4187 deutschsprachigen und in Deutschland erschienenen Titeln stammen 86 Prozent aus dem 19. Jh. Die ältesten - Ansichten und kriegshistorische Stiche aus dem Zeitraum von 1620 bis 1684 - wurden von Matthäus Merian und seinen Erben graviert. Von den Wiener Graveuren sind zahlreiche Blätter erhalten geblieben, so z. B. aus der Werkstatt von Joseph Marx von Liechtenstern, und die Serie General-Karte von Joseph von Scheda.

2.60 Die Atlantensammlung umfaßt ca. 4200 Titel in 4280 Bdn. 106 lateinische Titel stammen aus Deutschland. Zu den ältesten zählen die Erstausgaben von Gerhard Mercators Tabulae geographicae C. Ptolemei (Duisburg 1578), Galliae tabulae geographicae (Duisburg 1585), Italiae, Sclavoniae ...et Graeciae tabule (Duisburg 1589) und die erste vollständige Atlasausgabe, Atlas, sive cosmographicae meditationes (Duisburg 1595). Hervorragend sind auch die Arbeiten der Kartographen Matthias Quad (Europae totius orbis ... descriptio, 1596; Fasciculus geographicus complectens, 1608) und Johann Metellus (Europa, Asia tabulis aeneis ..., die übrigen Erdteile, Frankfurt a. M. 1600, oder der Band über die Inseln, Frankfurt a. M. 1601). Bedeutende Ausgaben sind ferner Claudius Ptolemäus, Geographia (Frankfurt a. M. 1605), Philippus Cluverius, Introductionis in universam geographiam ...libri VI (Braunschweig 1641) sowie die Topographia Helvetiae (Frankfurt a. M. 1642) aus der 31teiligen Topographia des Matthäus Merian. Aus der Nürnberger Offizin von Johann Baptist Homann und seinen Erben, in der über einen Zeitraum von 23 Jahren wertvolle Weltatlanten gedruckt wurden, stammen der Atlas novus terrarum orbis (1737), der Atlas minor ex XVIII. tabulis (1732), der Atlas Silesiae (1750), der Atlas compendiarius (1752), der Atlas geographicus maior (1759), der Atlas novus Reipublicae Helveticae (1769) und der Atlas mapparum geographicarum (ca. 1762). Weitere Beispiele aus dem 18. Jh sind Matthäus Seutters Atlas novus sive tabulae geographicae (Augsburg 1741 und Wien 1749) und Johann Gabriel Doppelmayrs Atlas novus coelestis (Nürnberg 1742).

2.61 An deutschsprachigen oder im deutschen Sprachgebiet gedruckten Atlanten sind 640 Titel vorhanden, davon 81 Prozent aus dem 19. Jh. Johannes Stumpfs Landtafeln (Zürich 1552) ist der älteste Titel und zugleich der erste Atlas der Schweiz; er besteht aus 12 Blättern. 24 Blätter Holzstiche umfaßt Philipp Apians Atlas Bairische Landtaflen (Ingolstadt 1568), der auch in der 3. Auflage (München o. J.) vorhanden ist. Wertvolle Titel sind die 3 Ergänzungsbände zu dem Kupferstich-Atlas von Abraham Ortelius aus den Niederlanden, Theatrum Orbis Terrarum (Antwerpen 1573, 1582, 1584); der dreibändige Weltatlas von Willem und Jan Blaeu, Novus Atlas, das ist Weltbeschreibung (Amsterdam 1641), und Gabriel Bodenehrs Ansichten und Festungsgrundrisse der Jahre 1720-1740 (o. O.).

 Mehrere deutschsprachige Weltatlanten stammen aus der
Nürnberger Homann-Offizin, so ein Grosser Atlas (1731, 1737, 1787), ein Homannischer Atlas (1747) u. a. Vom Ende des 18. Jhs stammen Franz Anton Schraembels Allgemeiner Grosser Atlas (Wien 1800) und Franz Johann von Reillys Grosser Deutscher Atlas (Wien 1796). Als Rarum wird ein anonymer Wiener Atlas bewertet: Vollständiger Kriegsatlas von Europa (Wien 1799). Aus der ersten Hälfte des 19. Jhs besitzt die Kartensammlung einige Atlanten der Wiener Kartographen Karl Joseph Kipferling und Franz Raffelsperger sowie Atlanten des Gothaers Johann Georg Galletti, dessen Weltatlas 1835 auch in Pest verlegt wurde. Ab der Mitte des 19. Jhs treten die Kartographen Adolf Stieler, Heinrich Kiepert, Karl von Spruner, Heinrich Berghaus und Blasius Kozenn in den Vordergrund, deren Schul- und Handatlanten für die Öffentlichkeit in großen Auflagen erschienen. Reichlich vorhanden sind weiterhin Weltatlanten von Richard Andrée ab den achtziger Jahren des 19. Jhs sowie Taschenatlanten von Gustav Freytag und Hermann Habenicht um 1895. Bemerkenswert ist der französisch beschriftete Atlas von Johann Wilhelm Abraham Jaeger, Grand atlas d'Allemagne (Frankfurt a. M. 1789).

2.62 Die Sammlung von Militärkarten umfaßt ca. 1900 Titel und ist nach Segmenten geordnet. Deutschsprachig sind die vom k. u. k. Militärgeographischen Institut in Wien von 1872 bis 1912 herausgegebenen Karten. Davon liegen 842 im Maßstab 1:75.000, 13 im Maßstab 1:200.000 und 44 im Maßstab 1:300.000 vor.

2.63 Unter den 198 Wandkarten finden sich 8 Germanica, davon 3 mit lateinischen und 5 mit deutschen Beschriftungen. Hervorzuheben sind Willium C. Rhaetus' Danubius fluminum Europaeorum princeps (Ulm 1686) und Joseph Daniel von Hubers Scenographie oder geometrisch Prospect (Wien 1769-1772), eine großformatige Kupferstich-Wandkarte der Stadt Wien. Reliefkarten sind in 75 Titeln vorhanden. Es handelt sich durchgehend um Germanica, darunter August Friedrich Ravensteins Karte über die einzelnen Kontinente aus den siebziger Jahren des 19. Jhs. Erd- und Himmelsgloben sind in 58 Exemplaren vertreten. Aus Deutschland stammen ein lateinisches und 3 deutschsprachige Exemplare, darunter Johann Gabriel Doppelmayrs Globus terrestris (Nürnberg 1728) und Joseph Jüttners Erdkugel (Wien 1839).

2.64 Zur Kartensammlung gehört darüber hinaus eine Präsenzbibliothek mit ca. 1700 Werken in 2000 Bdn. Bis zum Jahr 1900 sind 3 Titel in Latein und 54 in Deutsch vorhanden. Die Zeitschrift Petermann's Mittheilungen ist ab 1855 bis heute vollständig gesammelt.

Theatersammlung

2.65 Die 1949 gegründete Theatersammlung ist eine der jüngsten Sammlungen der Nationalbibliothek. Ein Grundbestand theatergeschichtlicher Literatur war schon in der Gründungszeit der Bibliothek vorhanden. Bereits die Hungarica-Sammlung von Ferenc Széchényi enthielt Schuldramen, heimische fremdsprachige Schauspiele und die Anfänge des ungarischen Berufstheaters betreffendes Material. Einschlägige Bestände aus weiteren Privatsammlungen kamen hinzu. József Szinnyei d. Ä., der ehemalige Leiter der Zeitschriftensammlung, hat die Bibliothek mit sehr wertvollen, aus der Zeit vor 1870 stammenden 719 Theaterzetteln (Programmen, Plakaten) und 151 Theateralmanachen beschenkt. Nur z. T. konnte indes die bedeutende Sammlung von József Bayer (1851-1919), dem ersten Historiographen des ungarischen Schauspielwesens, inkorporiert werden. Außerdem vermehrten den Bestand Nachlässe von Schauspielern und Theaterdirektoren, deren Sammlungen einen eher persönlichen Charakter aufwiesen. Die Theatersammlungen der bekannten Schauspieler Lajos Fáncsy (1809-1854) und Pál Rakodczay (1856-1921) sowie der Nachlaß des Theaterdirektors Ignác Krecsányi (1844-1923) thielten vor allem Dokumente über ihre eigene Tätigkeit. Von Ede Szigligeti (1814-1878), Schriftsteller, Regisseur und Direktor des Nationaltheaters, stammt eine Sammlung handschriftlicher Textbücher. Die Nachlässe des ersten großen ungarischen Shakespeare-Darstellers Gábor Egressy (1808-1866) und des Regisseurs György Molnár (1830-1891) bestanden ausschließlich aus Theaterdokumenten.

2.66 Theaterzettel, Kleindrucke, Almanache, Textbücher, Handschriften usw. thielten auch die größeren Nachlässe der späteren Jahre, die in verschiedenen Abteilungen der Bibliothek aufbewahrt wurden. Als vollständige Sammlung kann die im Jahr 1900 inkorporierte Bibliothek der deutschen Amateur-Theatergesellschaft in Smolník [Schmöllnitz, Szomolnok] bezeichnet werden, die auch Notendrucke und ein Archiv beinhaltete (s. u. 2.73). Die 1946 übernommene Sammlung des Nationaltheaters weist für die Jahre 1837 bis 1945 Vollständigkeit auf (s. u. 2.70). 1949 wurden Theater, Vereine und verwandte Institutionen (Verein der Bühnendichter, das Pensionsinstitut u. a.) verstaatlicht und ihre Bibliotheken, Sammlungen oder Archive der Nationalbibliothek übergeben. Dadurch kamen Textbücher, Bilder, Theaterzettel, Aktenstücke und insbesondere auch die vollständige Sammlung des Lustspieltheaters (1896-1949) in die Bibliothek (s. u. 2.70). Seit der Gründung der Theatersammlung werden Dokumente zur ungarischen Theatergeschichte im Hinblick auf Vollständigkeit gesammelt und systematisch erschlossen. Ihr Umfang hat ca. eine Million Einheiten vom Ende des 18. Jhs bis heute erreicht.

2.67 Die ca. 350.000 Stücke umfassende Sammlung von Theaterzetteln und Kleindrucken, darunter ca. 14.000 Stücke in deutscher Sprache, wurde alphabetisch nach Städtenamen geordnet, innerhalb dieser Ordnung nach Theaternamen und dann chronologisch. Das gesamte Material ist in Kartons gelagert. Kataloge werden nicht geführt; das Material ist jedoch durch die oben beschriebene Ordnung auffindbar. Der Bestand ist zu 96 Prozent in Ungarisch, zu 4 Prozent in Deutsch, Kroatisch, Slowakisch und vereinzelt in sonstigen Sprachen. Die Sammlung dokumentiert das Theaterleben in Ungarn vom Ende des 18. Jhs bis heute. Ein bedeutender Zuwachs erfolgt seit 1898 durch das Pflichtexemplarrecht. Deutschsprachige Dokumente stammen von den verschiedenen deutschsprachigen Theatern Budapests. Vom Ende des 18. Jhs bis 1824 liegen zu den einzelnen Spielzeiten sogar lückenlose Sammlungen vor, das vereinte Ofener und Pester Theaterwesen wird über Jahrzehnte dokumentiert. Wertvolle Serien stammen aus dem 1812 eröffneten und von 1824 bis 1847 selbständigen Königlichen Städtischen Theater in Pest sowie aus dem Burgtheater in Ofen (s. u. 2.74). Dokumentiert werden auch die verschiedenen Sommertheater der Stadt, das Interimstheater (1847-1857), das Deutsche Theater (1857-1870) sowie das letzte ausschließlich deutschsprachige Theater in Budapest, das Theater in der Wollgasse (1869-1889). Zu den deutschsprachigen Theatern von Bratislava [Preßburg, Pozsony] bis Hermannstadt, von Kaschau bis Fünfkirchen, von Ödenburg bis Oradea [Großwardein, Nagyvárad] liegen unterschiedlich umfangreiche Sammlungen von Theaterzetteln vor.

2.68 Die ca. 30.000 Einheiten umfassende Kleindrucksammlung, die nach demselben System wie die Theaterzettel geordnet ist, beinhaltet vorwiegend ungarischsprachige Titel. Programmhefte und Werbebroschüren verschiedener Restaurants und Kabarette der Jahrhundertwende sind vereinzelt in deutscher Sprache vorhanden. Zum Bestand gehört außerdem die Sondersammlung von Programmheften der Schultheater (meist aus dem 18. Jh), darunter 110 lateinische Titel, 24 deutsche und 13 ungarische. Selbständige Einheiten bilden die Theateralmanache (1128 Titel) und die Einblattdrucke (184) sowie Quellen und Quellenausgaben. Von den Almanachen sind 383 deutschsprachig. Sie sind alphabetisch nach Erscheinungsorten und innerhalb dieser chronologisch geordnet.

2.69 Die Textbuchsammlung besteht aus ca. 39.000 handschriftlichen, vervielfältigten und gedruckten Textbüchern in Ungarisch und in Fremdsprachen. Gesammelt wurden und werden die in Theatern verwendeten Regie-, Souffleur-, Inspizienten- und Zensurbücher. Die Sammlung thält 30.541 ungarische und 8199 fremdsprachige Theatertexte. Deutschsprachig sind insgesamt 2255 Titel; davon sind im 18. Jh 25 in Ungarn und ca. 600 außerhalb Ungarns erschienen; im 19. Jh wurden ca. 330 in Ungarn und ca. 1300 außerhalb Ungarns herausgegeben.

2.70 Die älteste und wertvollste Einheit der Theatersammlung ist die Bibliothek des Nationaltheaters (gegr. 1837), die bis 1945 dort bestand und die auch heute noch vermehrt wird. Der Grundbestand von 3171 Werken in 5729 Bdn hat sich inzwischen auf ca. 7590 Bde erhöht. Auch aus der Zeit vor der Eröffnung des Nationaltheaters, d. h. aus der Ära der ungarischen Wandertheater, ist Literatur vorhanden. Die Bibliothek des Lustspieltheaters aus den Jahren 1896 bis 1949 bestand zur Zeit der Übernahme aus 720 Werken in 1552 Bdn. Sie wird ebenfalls vermehrt und umfaßt heute 1896 Titel. Bei der Bearbeitung der Theaterbibliotheken wird versucht, neben rein bibliothekarischen auch theaterhistorische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Die spezifische theatralische Funktion eines Werkes wird von Fall zu Fall aufgrund handschriftlicher Eintragungen geklärt, um eine Einordnung als Textbuch, Soufflierbuch, Regiebuch, Inspizientenbuch oder als Zensurexemplar zu ermöglichen. In hohem Maße sind in den beiden Bibliotheken Exemplare von den bedeutendsten ungarischen Regisseuren vorhanden.

2.71 Weitere geschlossen aufgestellte Theaterbibliotheken sind die Sammlung des Volkstheaters aus den Jahren 1875 bis 1908 (521 Bde mit beinahe 1000 Stücken), die 1207 Bde zählende Theaterbibliothek des Schauspieldirektors Ignác Krecsányi (s. o. 2.65 ) und die 589 Opernlibretti aus dem Spielplan der Budapester Oper. Auch weitere Theater der Hauptstadt und Musiktheater des Landes sind in der Theatersammlung gut vertreten.

2.72 Die Libretti-Sammlung der Herzöge Esterházy vom Ende des 18. und Anfang des 19. Jhs setzt sich aus den aus Fertod stammenden italienischen Titeln und den aus der Esterházy-Bibliothek in Kismarton [Eisenstadt] stammenden deutschsprachigen Libretti (34) zusammen. Aus überwiegend deutschsprachigen Theatertexten (61) besteht die Bibliothek der Grafen Esterházy aus Tata [Totis], die zwischen 1888 und 1896 ein deutsches Theater unterhielten.

2.73 Die Bibliothek des Schmöllnitzer Theaters, des einzigen ausschließlich deutschsprachigen Amateurtheaters in Ungarn, das seit dem Ende des 18. Jhs bis in die siebziger Jahre des 20. Jhs bestand, ist ebenfalls erhalten geblieben. Das Theater stand unter dem Protektorat des Palatins Erzherzog Joseph von Habsburg und wurde von der Schmöllnitzer deutschen Amateur-Theatergesellschaft betrieben, der die Familien der in den Bergwerken beschäftigten Beamten angehörten. Die Bibliothek besteht aus 532 gedruckten Bänden und 25 Hss.

2.74 Das 1952 als geschlossener Bestand vom Budapester Stadtarchiv übergebene Kontingent theatralischer Werke erwies sich als historisch gewachsenes Relikt aus verschiedenen deutschsprachigen Theaterbibliotheken, die anhand unterschiedlichster Erscheinungsmerkmale (Signaturen, Einbände, Exlibris, Eintragungen, Stempel, Besitzvermerke usw.) mit dem deutschsprachigen Theater in Ofen zwischen 1820 und 1830 eindeutig in Verbindung zu bringen sind. Diese bedeutendste deutschsprachige Theaterbibliothek ist ein Teil der Bibliothek des Burgtheaters in Ofen, die ca. 800 Titel in 391 Bdn und 199 Hss. vom Ende des 18. bis zur Mitte des 19. Jhs umfaßt. Das Verzeichnis der Spielpläne, Theaterzettel und Theaterbibliotheksverzeichnisse der deutschsprachigen Theater in Pest und Ofen zwischen 1770 und 1850 enthält 7200 Titelaufnahmen.

2.75 Das Archiv und die Handschriftensammlung besteht aus ca. 700 Kartons mit 1100 Bdn. Mit der Bearbeitung des Materials wurde relativ spät begonnen. Der überwiegende Teil ist nach Institutionen (Theater, Pensionsanstalten, Artisten-Vereine, Urheberrecht-Agenturen usw.) und nach Personennamen geordnet. Die Bearbeitung der größeren Bestände erfolgt in Fonds; das kleinere, gemischte Material erhält Analekta-Signaturen; die Briefe sind separat gelagert. Die größten Einheiten bilden das Archiv des Nationaltheaters (ca. 90 Kartons) und das Archiv des Lustspieltheaters (ca. 184 Kartons). Weltberühmt ist das z. T. in der Theater- und z. T. in der Musiksammlung aufbewahrte Fürstlich-Esterházysche-Archiv, die sogenannten Acta Theatralia und Acta Musicalia, die überwiegend aus der Zeit des Wirkens Joseph Haydns in Ungarn stammen. Die Acta Theatralia bestehen aus 108 Aktenstücken (ca. 60 aus dem 18. und 40 aus dem 19. Jh), die fast ohne Ausnahme deutsch sind.

2.76 Das Bildmaterial der Theatersammlung besteht aus ca. 150.000 Einheiten und umfaßt Aufnahmen von Theatergebäuden, Institutionen, Schauspielern und Vorstellungen. Die sogenannte Graphische Sammlung und die Sammlung der Szenenbilder bestehen aus Stichen, Lithographien, dokumentarisch wertvollen Zeichnungen und aus Entwürfen zu Kostümen und Bühnenbildern (ca. 30.000 Einheiten). Unter den Stichen sind die Beilage-Serien der Wiener Theaterzeitung aus den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jhs zu erwähnen, bei den Bühnenbild- und Kostümzeichnungen das Skizzenbuch von Pietro Travaglia (enthält Entwürfe aus der Zeit von 1780 bis 1790) und die Kostümbilder (7 Figuren) zur Aufführung einer Haydn-Oper in Fertod sowie Dekorationsentwürfe von Karl Maurer für das Preßburger Theater aus den dreißiger Jahren des 19. Jhs (36 Blätter). Die Photosammlung zählt ca. 120.000 Aufnahmen, davon stammen 2832 aus der Periode zwischen 1850 und 1880. Deutsch-österreichisches Material kam aus Anlaß von Gastspielen in die Sammlung.

2.77 Die Handbibliothek der Theatersammlung (ca. 8000 Bde) beinhaltet die grundlegenden wissenschaftlichen Nachschlagewerke zur ungarischen Theatergeschichte. Die wichtigsten Werke der allgemeinen Theatergeschichte sind ebenfalls vorhanden, besonders reichlich jene aus dem Umkreis der österreichisch-ungarischen Monarchie.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[hschr., in großformatigen Zetteln (20 x 20 cm); nach dem Regelsystem der Münchener Hof- und Staatsbibliothek geordnet; verzeichnet die vor 1936 erschienenen Monographien, Serien und Periodika in Buchformat]

Standortkatalog des Münchener Materials

[hschr., in Bandform; verzeichnet die nach Fächern geordneten und innerhalb der Fächer nach Größen im Numerus-currens-System aufgestellten vor 1936 erschienenen Monographien, Serien und Periodika]

Alphabetischer Benutzer-Katalog

[in Zettelform, nach den grauen Zetteln auch Grauer Katalog genannt; verzeichnet die von 1936-1986 erworbenen Bestände und retrospektiv den 1936 bereits vorhandenen Bestand]

Alphabetischer Benutzer-Katalog - Fortsetzung

[s. o.; verzeichnet den von 1987-1991 erworbenen Bestand]

Online-Katalog der ungarischen Neuerscheinungen

[verzeichnet die seit November 1991 in Ungarn erschienenen und als Pflichtexemplare in die Nationalbibliothek gelangten Titel]

Katalog der Lehrbücher, Studienhefte, Serien und der Freihandbibliothek [in Zettelform; alphabetisch]

Dezimalkatalog der vor 1800 erschienenen Werke

[mschr., in Zettelform]

Dezimalkatalog der nach 1800 erschienenen Werke

[mschr., in Zettelform]

Periodika:

Alphabetischer Titelkatalog

Systematischer Katalog

Geographischer Katalog

[nach Erscheinungsorten geordnet]

Redakteur- und Herausgeberkatalog [alphabetisch]

[alle Kataloge mschr., in Zettelform]

Dienstkatalog

[enthält eine detailliertere Bestandsbeschreibung sowie ausführlichere bibliographische Angaben als die oben erwähnten Benutzerkataloge]

[Die 1976 begonnene Rekatalogisierung erstreckte sich bisher nicht auf deutschsprachige Titel.]

Mikrofilme:

Alphabetischer Katalog der Mikrofilme

Standortkatalog der Mikrofilme

Serienkatalog der Mikrofilme

Alphabetischer Katalog der Filmnegative

Sachkatalog der Filmnegative

[alle Kataloge mschr., in Zettelform]

Az Országos Széchényi Könyvtár Mikrofilm jegyzékei Új sorozat [Mikrofilmverzeichnisse der Széchényi-Nationalbibliothek. Neue Serie]. Red. Miklós Ónody, Zoltán Nagy. Budapest 1975-

3.2 Moderne Sonderkataloge

Alte Drucke:

Inkunabeln:

Alphabetischer Katalog

[nach Autoren und anonyme Werke nach Titeln geordnet]

Standortkatalog

Sprachenkatalog

[innerhalb der Sprachen alphabetisch geordnet]

Chronologischer Katalog

[nach Jahrhunderten und innerhalb nach Lebensdaten der Autoren geordnet]

Chronologischer Katalog [nach Erscheinungsdatum]

Typographischer Katalog [nach Druckorten]

Typographischer Katalog [nach Druckern]

Typographisch-chronologischer Katalog

Schlagwortkatalog [nach den größten Fachgebieten]

Stichwortkatalog [nach Titelstichwörtern]

Bibliographischer Katalog

[nach den Hain-, GW- etc. Nummern]

Provenienzkatalog

[nach Herkunftsorten und darunter nach Vorbesitzern (Institutionen, Personen) geordnet]

Katalog der Dubletten

Katalog der illuminierten Bände

Katalog der historischen Einbände

Antiqua:

Alphabetischer Verfasser-Katalog

Topographischer Katalog

Sprachenkatalog

Typographischer Katalog

[nach Druckorten und Druckern]

Hungarica-Katalog

[verzeichnet die Ungarn betreffende Werke]

Altungarische Bibliothek:

Alphabetischer Katalog

Typographisch-chronologischer Katalog

Bibliographischer Katalog

Stichwortkatalog [nach Titelstichwörtern]

Katalog der historischen Einbände

Stiche:

Typographischer Katalog [nach Künstlern geordnet]

Alphabetischer Katalog

[nach dargestellten Personen, Städten usw., nach Künstlern]

[alle Kataloge mschr., in Zettelform]

Gedruckte Kataloge:

Hubay, Ilona: Magyar és magyar vonatkozású röplapok, újságlapok, röpiratok az Országos Széchényi Könyvtárban 1480-1718. Feuilles volantes, gazettes et pamphlets hongrois ou relatifs à la Hongrie, conservés à la Bibliothèque Nationale de Budapest. Budapest 1948 [Einleitung in ungarischer und französischer Sprache, Anmerkungen zu den Titelaufnahmen nur in ungarischer Sprache]

Sajó, Géza; Soltész, Erzsébet: Catalogus incunabulorum quae in bibliothecis publicis Hungariae asservantur. Budapest 1970

Soltész, Erzsébet; Velenczei, Katalin; Salgó, Ágnes W. (Bearb.): Catalogus librorum sedecimo saeculo impressorum, qui in Bibliotheca Nationali Hungariae Széchényiana asservantur. Editiones non Hungaricae et extra Hungariam impressae. 3 Bde. Budapest 1990

Plakate und Kleindrucke:

Alphabetischer Katalog des Kolportagematerials

Dezimalkatalog des Kolportagematerials

Index der Drucker des Kolportagematerials

[alle Kataloge mschr., in Zettelform]

[Ein EDV-Katalog der Traueranzeigen ist geplant.]

Munkácsi, Piroska (Bearb.): Az Országos Széchényi Könyvtár plakátjai 1914-ig. Leíró katalógus [Graphische Plakate der Széchényi-Nationalbibliothek bis 1914. Beschreibender Katalog]. Budapest 1961 Musiksammlung:

Katalog der handschriftlichen Musikalien bis 1940

[in Bandform]

Beschreibender alphabetischer Katalog des Materials bis 1940

[in großformatigen Zetteln (20 x 20 cm), nach der Münchener Notation; zu jedem Werk wurde eine Beschreibung verfaßt, worin die Komponisten bzw. bei Werken ohne Verfasser, die Titel verzeichnet sind]

Kreuzkatalog der Musikalien ab 1940

[mschr., in Zettelform; ermöglicht die Recherche von Verfassern und Titeln in alphabetischer Ordnung]

Sachkatalog

[mschr., in Zettelform; in erweiterter und modifizierter Form des Dezimalsystems, gibt Aufschluß über Musikgattung und Besetzung]

Alphabetischer Katalog der Reihen

Alphabetischer Text- bzw. Refrainkatalog der ungarischen vokalen Werke

Alphabetischer Schnellkatalog der Verfasser und Komponisten

Alphabetischer Kreuzkatalog der musikalischen Monographien

Kartensammlung:

Alphabetischer Katalog der Ungarn darstellenden Karten [nach Verfassern und Titeln geordnet]

Alphabetischer Katalog der nicht Ungarn darstellenden Karten [nach Verfassern und Titeln geordnet]

Alphabetischer Katalog der Atlanten

Alphabetischer Katalog der Handbücher

Alphabetischer Verfasser- und Titelkatalog

Sachkatalog

Katalog der Druckereien, Verleger und Stecher

Katalog der Atlanten [chronologisch]

[alle Kataloge mschr., in Zettelform; enthalten nicht nur die Verfasser und bibliographische Angaben, sondern auch inhaltliche Nachweise]

Patay, Pálné Plihál, Katalin (Bearb.): Kéziratos térképek az Országos Széchényi Könyvtár Térképtárában. 1. Önálló kéziratos térképek [Handgezeichnete Karten in der Kartensammlung der Széchényi-Nationalbibliothek. 1. Selbständige handgezeichnete Karten]. 2 Bde. Budapest 1990

Theatersammlung:

Alphabetischer Katalog der Monographien

Sachkatalog der Monographien

[nach hauseigenen Regeln]

Alphabetischer Katalog der ungarischen Theatertexte

Alphabetischer Katalog der Theatertexte in Fremdsprachen

Alphabetischer Katalog der Photosammlung

[nach Darstellern und Theaterstücken geordnet]

Alphabetischer Katalog der Photorara (1850-1880)

[nach Photographen geordnet; verweist als Kreuzkatalog auch auf dargestellte Personen]

Alphabetischer Katalog der Graphischen Sammlung und der Sammlung der Szenenbilder

Alphabetischer Katalog der Handschriftensammlung (Analekta)

[ein großer Teil dieser Sammlung ist noch nicht bearbeitet, mit Hilfe verschiedener Verzeichnisse und der Depotordnung ist das Material jedoch benutzbar]

Referenzkataloge:

Chronologischer Katalog der Ereignisse des Theaterlebens in Ungarn ab 1945

Gattungs- und Themenkatalog der Theatertexte

[alle Kataloge mschr., in Zettelform]

Sondersammlung für Zeitgeschichte:

Alphabetischer Katalog des Bestandes zwischen den Weltkriegen

Alphabetischer Katalog des Bestandes nach 1945

Sachkatalog des Bestandes zwischen den Weltkriegen

Sachkatalog des Bestandes nach 1945

[alle Kataloge mschr., in Zettelform]

Online-Katalog der Videoaufnahmen [über Internet zugänglich]

3.3 Historische Kataloge

Catalogus bibliothecae Hungaricae Francisci com. Széchényi. Tomus I. Scriptores Hungaros et rerum Hungaricarum typis editos complexus. Pars I. A-L, Pars II. M-Z. Sopronii 1799

Index alter libros bibliothecae Hungaricae Francisci com. Széchényi duobus tomis comprehensos in scientiarum ordines distributos exhibens. Pestini 1800

Catalogus bibliothecae Hungaricae Nationalis Széchényianae. Tomi I. Scriptores Hungaros et rerum Hungaricarum typis editos complectentis supplementum I. A-Z. Posonii 1803

Index alter libros bibliothecae Hungaricae Széchényiano-Regnicolaris supplemento I. comprehensos in scientiarum ordines distributos exhibens. Posonii 1803

Catalogus bibliothecae Hungaricae Széchényiano-Regnicolaris. Tomi I. Scriptores Hungaros et rerum Hungaricarum typis editos complectentis supplementum II. A-Z. Sopronii 1807

Index alter libros bibliothecae Hungaricae Széchényiano-Regnicolaris supplemento II. comprehensos in scientiarum ordines distributos exhibens. Pestini 1807

Miller, Jacobus Ferdinandus: Catalogus manuscriptorum bibliothecae Nationalis Hungaricae Széchényiano-Regnicolaris. Vol. 1. -3. Sopronii 1814-1815

Apponyi, Alexander: Hungarica. Ungarn betreffende, im Ausland gedruckte Bücher und Flugschriften. 4 Bde. München 1903-1927 [verzeichnet die gesamte Hungarica-Sammlung von Sándor Apponyi]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Der Gründungsbrief der Széchényi-Nationalbibliothek befindet sich in der Handschriftensammlung. In dieser Sondersammlung und im Archiv der Bibliothek befinden sich außerdem Aktenstücke und Listen über inkorporierte Schenkungen, Spenden und Nachlässe.

4.2 Darstellungen

Farkas, László: A Magyar Nemzeti Múzeum államosítása Eötvös minisztersége idején [Die Verstaatlichung des Ungarischen Nationalmuseums zur Zeit des Ministeramtes von Baron József Eötvös]. In: Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 87 (1971) S. 296-309

Somkuti, Gabriella: Széchényi Ferenc nemzeti könyvgyujteménye [Die nationale Büchersammlung von Ferenc Széchényi]. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1970/71 [Jahrbuch der Széchényi-Nationalbibliothek 1970/71]. Budapest 1973, S. 175-199

Berlász, Jeno: Az Országos Széchényi Könyvtár története (1802-1867) [Die Geschichte der Széchényi-Nationalbibliothek (1802-1867)]. Budapest 1981 [grundlegendes Quellenwerk, enthält eine Bibliographie der Fachliteratur über die Geschichte der Bibliothek bis 1981]

Somkuti, Gabriella: Az Országos Széchényi Könyvtár újjászervezése (1867-1875). A müncheni szakrend- szer bevezetése [Die Reorganisierung der Széchényi- Nationalbibliothek (1867-1875). Die Einleitung der Münchener Fachsystematik]. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1986-1990. Budapest 1994, S. 221-276

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Allgemeinbestand:

Akantisz, Viktor: Dr. Todoreszku Gyula és neje Horváth Aranka régi magyar könyvtára [Die Altunga-

rische Bibliothek von Dr. Gyula Todoreszku und seiner Gemahlin Aranka Horváth]. Budapest 1922 [S. XVI, 117]

Bánáti, Istvánné: Az OSZK olvasói beturendes könyvkatalógusa [Der alphabetische Benutzer-Katalog der Széchényi-Nationalbibliothek]. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1980 [Jahrbuch der Széchényi Nationalbibliothek 1980]. Budapest 1982, S. 208-229

Berlász, Jeno: Az Illésházy Könyvtár [Die Illésházy-Bibliothek]. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1967. Budapest 1969, S. 57-97

Faragó, Lászlóné Haraszty, Gyula: Mit, hol, hogyan keressünk a katalógusban? [Was, wo, wie in den Katalogen zu suchen ist?]. Budapest 1987

Gyujtok és mecénások [Sammler und Mäzene. Ausstellung der Széchényi-Nationalbibliothek]. Budapest 1985

Indali, György: Horvát István könyvtára [Die Bibliothek des István Horvát]. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1967. Budapest 1969, S. 98-102

Kelecsényi, Gábor; Wix, Györgyné (Bearb.): Éj-bástyák sora omlott - A felvilágosodás korának szellemi kincsei és ritkaságai az Országos Széchényi Könyvtárban [Die Basteien der Nacht sind gefallen - Geistige Schätze und Raritäten des Aufklärungszeitalters in der Széchényi-Nationalbibliothek]. Budapest 1987

Somkuti, Gabriella: Korszeru természettudományos irodalom Széchényi Ferenc és Teleki László könyvtárában I-II [Moderne wissenschaftliche Literatur in den Bibliotheken von Ferenc Széchényi und László Teleki I-II]. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1963-1964. Budapest 1966, S. 187-209; 1965-1966. Budapest 1967, S. 408-428

Wix, Györgyné: Rég elfelejtett gyujtokrol (József Nádor, Farkas Lajos, Lanfranconi Enea, Delhaes Istv n, Hajnik Imre, Révay Ferenc, Kossuth Lajos, stb.) [Über längst vergessene Sammler (Palatin Joseph, Lajos Farkas, Enea Lanfranconi, István Delhaes, Imre Hajnik, Ferenc Révay, Lajos Kossuth usw.)]. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1984/85. Budapest 1992, S. 179-203

Periodika:

Dezsényi, Béla: A hírlapkönyvtár gyujtoköre [Das Sammelgebiet der Zeitungsbibliothek]. In: Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 67 (1943) S. 136-149

Goriupp, Alisz: A Magyar Nemzeti Múzeum hírlaposztálya fennállásának elso félszázadában [Die Periodikasammlung des Ungarischen Nationalmuseums in den ersten fünfzig Jahren ihres Bestehens]. Budapest 1934

Kókay, György: 75 éves az Országos Széchényi Könyvtár Hírlaptára [Die Periodikasammlung der Széchényi-Nationalbibliothek ist 75 Jahre alt]. In: Könyvtáros [Bibliothekar] 9 (1959) S. 488-490

Alte Drucke:

Ágnes W. Salgó (Hrsg.): Magyarország és Európa az Apponyi-gyujtemény tükrében [Ungarn und Europa im Spiegel der Apponyi-Sammlung. Sitzungsberichte und Ausstellungskatalog]. Budapest 1995

Soltész, Erzsébet: Seltene Wiegendrucke in der Ungarischen Nationalbibliothek. In: Gutenberg Jahrbuch 34 (1959) S. 68-72

Soltész, Erzsébet: Az Országos Széchényi Könyvtár osnyomtatványgyujteménye [Die Inkunabelsammlung der Széchényi-Nationalbibliothek]. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1963/64. Budapest 1966, S. 109-127

Végh, Gyula: Rariora er curiosa gróf Apponyi Sándor gyujteményébol [Rara und Kuriosa aus der Sammlung von Graf Alexander Apponyi]. Budapest 1925

Musiksammlung:

Barta, Dénes; Somfay, László: Haydn als Opernkapellmeister. Budapest 1960

Kecskeméti, István: Az ötvenéves Zenemutár [Die Musiksammlung ist 50 Jahre alt]. In: OSZK Híradó [Nachrichten der Széchényi-Nationalbibliothek] 17 (1974) S. 227-238

Vécsey, Jeno (Hrsg.): Haydns Werke in der Musiksammlung der Széchényi-Nationalbibliothek in Budapest. Budapest 1959

Kartensammlung:

Nemes, Klára (Bearb.): Cartographia Hungarica I. Karten Ungarns aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Faksimile-Ausgabe. Budapest 1972

Patay, Pálné (Bearb.): Földabroszok Magyarországról 1528-1900. Válogatás 400 év térképeibol [Landkarten in Ungarn 1528-1900. Eine Auswahl aus vier Jahrhunderten]. Budapest 1989 [Ausstellungskatalog der Schausammlung in der Budaer Burg 1989]

Theatersammlung:

Belitska-Scholtz, Hedvig; Berczeli, A. Károlyné: Barokk, klasszicista és romantikus díszlettervek Magyarországon [Barocke, klassizistische und romantische Bühnenbilder in Ungarn]. Budapest 1976

Belitska-Scholtz, Hedvig; Somorjai, Olga: Das Kreuzer-Theater in Pest (1794-1804). Eine Dokumentation zur Bühnengeschichte der Kasperl-Figur in Budapest. Wien, Köln und Graz 1988

Belitska-Scholtz, Hedvig; Somorjai, Olga: Deutsche Theater in Pest und Ofen 1770-1850. Unter Mitarbeit von Elisabeth Berczeli und Ilona Pavercsik. Budapest 1995

Hankiss, Elemér; Berczeli, A. Károlyné: A Magyarországon megjelent színházi zsebkönyvek bibliográfiája. XVIII-XIX. század [Bibliographie der in Ungarn erschienenen Theatertaschenbücher. 18.-19. Jh]. Budapest 1961

Pukánszkyné, Kádár Jolán; Berczeliné, Monori Erzsébet: Az Országos Széchényi Könyvtár Színháztörténeti Tára [Die theatergeschichtliche Sammlung der Széchényi-Nationalbibliothek]. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1965-1966. Budapest 1967, S. 214-146

Stand: Dezember 1995

Judit P. Vásárhelyi

Mária Rekettyés

Mária Rózsa

Ágnes W. Salgó

Csaba Újvári

Éva Wittek

Veronika Vavrinecz

Klára Patay

Hedvig Belitska-Scholtz


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.