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Gymnasialbibliothek des Theodor-Heuss-Gymnasiums

Adresse. Schäufelinstr. 8, 86720 Nördlingen [Karte]
Telefon. (09081) 5051
Telefax. (09081) 5053

Unterhaltsträger. Landkreis Donau-Ries
Funktion. Gymnasialbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Der Altbestand (bis 1850) befindet sich als eigenständige Sammlung im Stadtarchiv Nördlingen, Hallgebäude am Weinmarkt, 86720 Nördlingen, Tel. (09081) 84118. Leihverkehr: Anschluß geplant über Stadtarchiv/Stadtbücherei.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Bahnstrecke Aalen-Donauwörth. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 20 Minuten). A 7, Ausfahrt Lauchheim; B 29. Parkplätze außerhalb der Stadtmauer, von dort 10 Minuten Fußweg.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Gelegentliche Notizen bezeugen für Nördlingen seit dem Ende des 13. Jhs das Vorhandensein einer Schule. Mit der neu organisierten Rats- und Pfarrschule im Jahre 1443, die als Vorläuferin der späteren Lateinschule angesehen werden kann, begann das schulische Leben in der Stadt. Diese Parochialschule erhielt im Jahre 1512 den Namen Lateinische Schule und bildete den Ausgangspunkt für das spätere Nördlinger Gymnasium. Mit der Namensänderung vollzog sich zugleich eine bewußte Hinwendung zum Humanismus. Es handelte sich zunächst um eine kleine Provinzschule, die im 18. Jh durch ihre Reformpädagogen Albert Friedrich Thilo, Johann Friedrich Schöpperlin und Daniel Eberhard Beyschlag bekannt wurde (s. u. 1.5 und 1.7).

1.2 Über das Entstehen der Schulbibliothek gibt es weder Unterlagen noch entsprechende Literatur.

Luthers Forderung, Schulbibliotheken zu errichten, bedeutete für eine protestantisch-reichsstädtische Lateinschule gleichermaßen Anreiz und Verpflichtung zum wissenschaftlichen Studium. Zwischen 1525 und 1530 erfolgten die ersten Bücheranschaffungen, am Ende des Jahrhunderts besaß die Bibliothek etwa 30 Bücher. Charakteristisch für die Lateinschule waren neben den Werken antiker Autoren die dazugehörigen Kommentare sowie die Schriften der Humanisten. Abgesehen von Albrecht Dürers Unterweysung der Messung mit dem Zirkel (1525), Geschenk eines Nördlinger Bürgers um 1836, sind Sebastian Francks Paradoxa ... (1542) eines der ältesten Bücher und zugleich das erste deutschsprachige Buch der Bibliothek.

1.3 Im 17. Jh verdoppelte sich der Bestand auf über 50 Titel, wobei Werke der klassischen Sprachen und theologische Bücher immer noch überwogen, doch auch deutschsprachige Titel traten verstärkt auf. Die Bücherbeschaffungen bis zu Beginn des 18. Jhs waren spärlich. Der vorhandene Buchbestand deutet definitiv auf eine Hand- und Arbeitsbücherei für Lehrer hin.

1.4 Im 18. Jh wuchs der bis dahin vorwiegend lateinischsprachige Bestand um 183 Titel, insbesondere deutschsprachige nach 1750. Ende des 18. Jhs betrug der deutschsprachige Bestand das Dreifache des fremdsprachigen. Unter der Ägide von Rektor Georg Friedrich Dolp (1708-1750) wurden alle damaligen Unterrichtsfächer gleichermaßen mit Neuerscheinungen bedacht. Sein Sohn Daniel Eberhard Dolp ordnete die Bestände und führte etwa um 1735 eine Klassifizierung in elf Sachbereiche durch, die bis heute Gültigkeit haben. Als Stadtarchivar und Bürgermeister (1762-1766) wurde Dolp jun. zum Gönner der Bibliothek auch in materieller Hinsicht. Viele Widmungen deuten außerdem auf die Sitte hin, der Anstalt beim Schulabgang Dedikationsexemplare zu überlassen.

1.5 Georg Caspar Ehinger, Lehrer von 1750 bis 1755, vermachte der Anstalt 13 Bücher, vorwiegend antike Autoren und Werke der Literaturtheorie. Rektor Albert Friedrich Thilo (Amtszeit von 1750 bis 1763), Literaturliebhaber und Lieblingslehrer Christian Friedrich D. Schubarts, erwarb Werke der deutschen Literatur, besonders der Frühaufklärung. Der eigentliche Reformer der Schule aber war Johann Friedrich Schöpperlin (Rektor von 1763 bis 1772). Er bekannte sich zum Philantropismus und förderte die sachkundlichen Fächer Geschichte, Geographie und Naturlehre.

1.6 Strafgelder von Schülern, die statt Lateinisch Deutsch miteinander sprachen, wurden nur für Bücherkäufe verwendet. Außerdem wurde eine Schülerlesebücherei eingerichtet, vielleicht die erste im deutschsprachigen Raum. Erhalten sind davon leider lediglich 8 Bücher mit dem Vermerk " für Jugendliche nicht geeignet", die in die Lehrerbücherei eingegangen sind. Es handelt sich um Bücher mit erotischen, sexuellen und politischen Bezügen. Wahrscheinlich konnten verurteilte Delinquenten sich durch die Kaution in Form eines Buches von Strafe freikaufen.

1.7 Unter Rektor Daniel Eberhard Beyschlag (1780-1801) setzte sich die Linie des bisherigen Büchererwerbs fort, jedoch unter Bevorzugung von billigen Nachdrucken. Außerdem wurden meistenteils Gesamt- und nicht Einzelausgaben angeschafft. Der damalige Mentor der Bibliothek war Archidiakon Christian Gottfried Böckh, der Schwager Schubarts und Herausgeber der Allgemeinen Bibliothek für das Schul- und Erziehungswesen in Deutschland (1773-1786) sowie eines literarischen Magazins mit dem Titel Bragur. Viele der im Briefwechsel zwischen Böckh und Schubart besprochenen damaligen Neuerscheinungen finden sich in der Bibliothek. Eine Ausnahme machen die Werke des Sturm und Drang, deren Fehlen vermutlich mit dem strengen Stadtregiment der Gebrüder von Tröltsch zusammenhängt.

1.8 Nach der Berufung Beyschlags zum Rektor des Augsburger St. Anna Gymnasiums und zum Bibliothekar der Freien Reichsstadt Augsburg (1801) führten Georg Philipp Moll als letzter Rektor und Johann Friedrich Wenig als Konrektor die Lateinische Schule durch schwere politische und wirtschaftliche Zeiten. Durch die einsetzende Mediatisierung (1802/03) kam die protestantisch-reichsstädtische Lateinschule unter bayerische Verwaltung und wurde 1816 aufgelöst, die Bibliothek bis 1964 in einem feuerfesten Gewölbe des Hallgebäudes untergebracht. Trotz zeitweiser Versiegelung der Schulbibliothek erhöhte sich der Buchbestand um 70 Titel, Werke der Spätaufklärung, der Klassik und Romantik sowie Schriften des Neuhumanismus.

1.9 1817 wurde die Anstalt in Bürgerschule mit Latein umbenannt. Während der Bestand der Lateinischen Schule durch Johann Adam Schreiber 1819 gesichert wurde, wuchs der Bücherbestand durch die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung um 124 Titel, darunter zahlreiche schöngeistige und altdeutsche Werke. Unter dem Druck der Bevölkerung beschloß der Stadtrat um 1835/37 die Errichtung einer Landwirtschafts- und Gewerbeschule, die 1877 zu einer sechsklassigen Realschule umgestaltet wurde; die Lateinschule wurde erst 1897 zu einem sechsklassigen Progymnasium ausgebaut.

1.10 Erst 1923 wurden Realschule und Progymnasium wieder zu einer Bildungsstätte vereinigt. Nach 1920 kam es zu zahlreichen Bucherwerbungen in den Bereichen Kunst-, Kultur- und Heimatgeschichte. 1938 wurde die Schule zur Vollanstalt mit der Bezeichnung Oberrealschule (Oberschule) mit Gymnasium. Von 1933 bis in die ersten Kriegsjahre bildeten die Fächer Englisch, Biologie, Geschichte und Sport Schwerpunkte der Bücherbeschaffung. 1962/63 erfolgte die Übernahme und Eingliederung eines Teils der Bücherei des aufgelösten städtischen Mädchengymnasiums. 1964 bezog die Schule ein neu errichtetes Gebäude an der Schäufelinstraße mit einem eigenen Bibliotheksraum, 1965 erhielt sie den heutigen Namen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Nach dem Stand von 1991 besitzt die Bibliothek 20.488 Titel, davon entfallen 14.188 auf die Lehrerbücherei, 2800 auf die Studienbücherei und 3500 auf die Schülerlesebücherei. Die Zahlenangaben beruhen auf Auszählungen der jeweiligen Verfasserkataloge sowie des Systematischen Katalogs (nach Unterrichtsfächern). Als Einteilungsprinzip gilt immer noch die um 1735 von Daniel Eberhard Dolp durchgeführte, im 20. Jh ergänzte Aufteilung in elf Sachgebiete. Der Altbestand (bis 1850) wurde gesichert und umfaßt 1334 Bde. Davon entfallen 322 Werke auf die Lateinische Schule (1512-1816). Die Zählung erfaßt nicht die etwa 30 Karten und ungebundenen Zeitschriften vor 1850. Zwischen 1851 und 1900 wuchs die Bibliothek um 1524 Titel, so daß der gesamte historische Bestand 2119 Titel zählt. Eine Auszählung des historischen Bestandes nach Sprachen wurde aus Zeitgründen nicht durchgeführt; bei einzelnen Fächern ist in der Systematischen Übersicht auf die sprachliche Zusammensetzung hingewiesen. Die Bücher der Lateinischen Schule verteilen sich auf 30 Titel aus dem 16. Jh, 46 aus dem 17. Jh, 196 Titel aus dem 18. Jh und etwa 69 Titel aus den Jahren 1800 bis 1816. Die alten Sprachen bilden den Schwerpunkt der Titel aus dem 16. und 17. Jh, die deutsche Literatur den der Titel aus dem 18. Jh. Die deutsche Literatur der Aufklärungszeit ist mit allein 29 Erstdrucken vertreten. Systematische Übersicht

2.2 Die Gruppe Pädagogik umfaßt bis 1816 10 Titel, darunter Manes Sturmiani sive epicedia scripta in obitum viri D. Ioan. Sturmii (Straßburg 1590), Campes Theophron (1783) und Salzmanns Ameisenbüchlein (1807). Philanthropische Schriften sind besonders vertreten. Eine starke Zunahme der pädagogischen Literatur erfolgte in den Jahren 1850 bis 1900, in erster Linie Bücher zur Didaktik und Methodik aller Unterrichtsfächer, daneben Werke zur Geschichte der gymnasialen und der Realschulbildung (132 Titel).

2.3 In der Gruppe Religionsgeschichte und Philosophie sind 20 Titel aus der Zeit vor 1816 vorhanden, darunter Sebastian Francks Paradoxa ... (Pforz heim ? 1542), Moses Mendelssohns Philosophische Schriften (1783) und sein Phädon (1784) sowie Voss' Physiologia christiana et theologia gentili (1669-1675). Kants Critik der Urteilskraft (1797), Hamanns Schriften (Tübingen 1821-1843) und Franz von Baders Kleine Schriften (1837) sind Erwerbungen der Bürgerschule. Ferner finden sich Titel zur Bibelexegese. Während zwischen 1817 und 1850 eine Abnahme von Büchern zu verzeichnen ist, nehmen theologische und philosophische Werke zwischen 1850 und 1900 um 42 Titel zu.

2.4 Einen besonderen Schwerpunkt der Bibliothek bilden die Werke der deutschen Sprache und Literatur. Unter den 92 Titeln finden sich mehrere Erstausgaben. Die deutsche Sprachwissenschaft ist vertreten mit Johann Georg Schottels (Schottelius') Ausführlicher Arbeit von der Teutschen Haubt Sprache (Braunschweig 1663), Johann Christoph Adelungs Auszug aus dem grammatisch-kritischen Wörterbuche der Hochdeutschen Mundart (Leipzig 1793) und Vollständige Anweisung zur deutschen Orthographie (Rotterdam 1790). Aus dem Bereich der Literaturtheorie sind vorhanden Gottscheds Versuch einer Critischen Dichtkunst (Leipzig 1740), Breitingers Critische Abhandlung von der Natur ... (Zürich 1740) und Bodmers Critische Betrachtungen über die poetischen Gemälde der Dichter (Zürich 1741). Als Erstdrucke unter poetischen Werken sind u. a. zu nennen Johann Fischarts Bienenkorb des Heyligen Römischen Immenschwarms (Straßburg 1597), Opitz' Opera Poetica (Amsterdam 1646), eine frühe Ausgabe von Paul Flemmings Teutsche Poemata (1666); des weiteren Abraham a Sancta Claras Judas der Ertz-Schelm ... (Salzburg 1695), die erste Sammlung der Gedichte von Johann Christian Günther (Leipzig 1725-1735) und mehrere Werke von Gellert, wie Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Gesccke in Briefen (Leipzig 1751) und Geistliche Oden und Lieder (Leipzig 1757). Außerdem sind vorhanden Lessings Fabeln (Berlin 1759), Johann Peter Uz' Versuch über die Kunst stets fröhlich zu sein (Leipzig 1750) und Anna Luisa Karschins Auserlesene Gedichte (Berlin 1764).

2.5 Bemerkenswert ist ein Exemplar von Christian Friedrich Daniel Schubarts Friedrich Gottlieb Klopstocks kleine poetische und prosaische Werke (Frankfurt und Leipzig 1771). Es handelt sich wahrscheinlich um ein Geschenk Schubarts (der ehemaliger Schüler der Lateinischen Schule war) oder seines Nördlinger Schwagers Christian Gottfried Böckh. Allein mit sechs Erstausgaben ist Wieland vertreten, mit mehreren Ausgaben Gellert, Hagedorn, Rabener und Wieland. Der Grund hierfür dürfte darin liegen, daß die Werke dieser Autoren an katholischen, von Jesuiten geleiteten Gymnasien unter Zensur standen. Die Reihe der Erstdrucke reicht von Herders anonym erschienenen Lieder der Liebe (Leipzig 1778) über Knigges Benjamin Noldmanns Geschichte der Aufklärung in Abyssinien (Göttingen 1791), Goethes Leben des Benvenuto Cellini (Tübingen 1803) und Kleists Erzählungen (Berlin 1811) hin zu Achim von Arnims und Clemens Brentanos Des Knaben Wunderhorn (Heidelberg 1806-1810). Die erste Gesamtausgabe von Schillers Sämtlichen Werken (Stuttgart und Tübingen 1812-1815) findet sich ebenfalls im Besitz der Bibliothek.

2.6 Die Bürgerschule erwarb durch Geschenke der Nördlinger Bürgerschaft einige Erstdrucke, so z. B. Goethes Werke, vollständige Ausgabe letzter Hand (Stuttgart 1828-1834), Ernst Moritz Arndts Märchen (1818, 1843), Justinus Kerners Dichtungen (1834) sowie einige Werke von Uhland, Rückert und Platen. Auffallend ist die Tendenz zur Anschaffung altdeutscher und nordischer Literatur ab 1820. Erwähnenswert bleibt noch eine reich bebilderte, mit Kupfern von George Cruikshank versehene Ausgabe von Adalbert von Chamissos Peter Schlemihls wundersame Geschichte (Nürnberg 1835). Seit 1840 kam es kaum mehr zum Erwerb poetischer Literatur für die Gymnasialbibliothek, vermutlich wegen Eröffnung einer Leihbücherei in Nördlingen. Außerdem wurden vorwiegend Wörterbücher, Grammatiken, Lesebücher, Aufsatzsammlungen, Kommentare sowie Titel zur Stil- und Namenkunde wie auch solche zur Literaturgeschichte (272 Titel) angeschafft.

2.7 Das zweitgrößte Sachgebiet umfaßt die Fremdsprachen mit den klassischen Sprachen Latein und Griechisch sowie Hebräisch, Französisch und Englisch. Die Lateinschule (1837-1850) nennt 36 Titel, meistens antike Klassiker, ansonsten Lexika und Kommentare. Insgesamt umfaßt der Bestand bis 1900 für Latein 300 Titel und für Griechisch 240 Titel, darunter nach 1851 eine Reihe von Werken in verschiedenen Ausgaben, ferner Übungswerke und Kommentare. Bedeutsam ist der Bestand der Lateinischen Schule aus dem 16. Jh (18 Titel) mit Werken römischer Dichter und Schriftsteller sowie griechischer Autoren in lateinischer Übersetzung. Es sind dies Suetons De vita duodecim Caesarum (Straßburg 1520), Quintilians Institutionum oratoriarum libri XII (Paris 1538), Plutarchs Cheronei Graecorum Romanorumque (Basel 1542), Homers Ilias (lateinische Ausgabe Paris 1550), Sophokles' Tragödien (Frankfurt 1544), Pindars Vier Bücher mit den Siegesgesängen ... (Ausgabe mit griechischem Kommentar, Frankfurt 1542). Isokrates' Scripta liegen in der zweisprachigen Baseler Ausgabe von 1587 vor, deren lateinische Übersetzung der Humanist Hieronymus Wolf, ein gebürtiger Öttinger, anfertigte. Der Ausgabe von Hesiods Werken (Leipzig 1591) sind beigebunden Plutarchs Schrift Über die Anleitung von Kindern sowie 3 Reden von Isocrates (in griechischer Sprache, Wittenberg 1590). Im Bestand findet sich noch ein Baseler Druck von 1560, das Enchiridion Epiktets in der lateinischen Übersetzung von Hieronymus Wolf.

2.8 An frühen Humanismus-Drucken sind erwähnenswert Erasmus' Opus adagiorum (Basel: Froben 1528) und Apophthegmata (lateinisch, Basel 1535) mit einem Pergamenteinband aus einem Blatt eines alten Meßbuches. Außerdem findet sich ein Sammelband in einem Pergamentblatt aus einer lateinischen Bibelhandschrift mit Erasmus' Opus de conscribendis epistolis (Köln 1587) und Conrad Celtes' Methodus conficiendarum epistolarum. Erwähnenswert sind außerdem ein Band Selectarum declamationum, tomus IV (Straßburg 1560) und Melanchthons Erotemata dialectices (Wittenberg 1556). Im Laufe des 17. Jhs und noch anfangs des 18. Jhs kam es zum Erwerb weiterer Werke z. B. von Aelian, Antonis, Camerarius, Frischlin, Lycosthenes, Manutius, Muretius, Nizolius, Rhenius u. a. Außerdem ist ein verhältnismäßig früher Druck der Epistolae obscurorum virorum (1557) erwähnenswert. Im 19. Jh wurden vorwiegend Lehrbücher, Sekundärschriften und Kommentare erworben.

2.9 Die Abteilung Französisch zählt bis 1816 7 Titel, darunter Fénelons Les aventures de Télémaque (Paris 1745), Molières OEuvres (Basel 1741), Marmontels Contes moraux et pièces choisies (Leipzig 1791), Racines OEuvres (Basel 1787) und Montesquieus Schriften Lettres persanes (Amsterdam 1759) und De l'esprit des lois (London 1772). Seit 1877 wurde Französisch als erste Fremdsprache auf der Realschule unterrichtet. Dies erklärt die Zunahme auf 56 Titel bis zum Jahre 1900. Bis 1850 zählt die Abteilung Englisch 43 Titel von Übersetzungen englischsprachiger Literatur ins Deutsche. 40 Titel in Originalsprache wurden erst mit dem Ausbau der Realschule im Jahre 1877 angeschafft. Der Urbestand der Lateinischen Schule weist lediglich 5 Werke angelsächsischer Autoren auf, nämlich Thomsons Sämtliche Trauerspiele (Leipzig 1756) und die Jahreszeiten (Berlin 1815) sowie Youngs Sämtliche Werke in drei Bänden (Mannheim 1780). Außerdem finden sich die deutsche Erstübersetzung von Chesterfields Briefen an seinen Sohn (Leipzig 1774) und, anonym erschienen, Capitain Samuel Brunts Reise nach Cacklogallinien (Frankfurt 1751).

2.10 Unter den 50 Titeln der Lateinschule im Fach Geschichte finden sich z. B. die Lebens-Beschreibung Herrn Goetzens von Berlichingen (Nürnberg 1775) sowie die Lebensbeschreibung des berühmten Ritters Schärtlein von Burtenbach (Frankfurt und Leipzig 1777). Neben Kriegsdarstellungen tritt um 1770 die Landesgeschichte mit dem Schwerpunkt der engeren Heimat Bayerisch-Schwaben und Württemberg in den Vordergrund. Anschaffungen zur Geschichte Bayerns erfolgten erst, als Stadt (und Schule) unter Bayerns Aufsicht standen. Nennenswert sind außerdem Johannes Philippson, i. e. Sleidanus, Commentariorum de statu religionis ... libri XXVI (Straßburg 1566), eine Sammlung von Flugschriften gegen Napoleon aus dem Jahre 1813 sowie die Schrift des Buchhändlers Palm, Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung (Erlangen und Nürnberg 1808). Im Zeichen des Historismus wuchs der Bestand an historischen Werken auf insgesamt 323 Titel. Zwischen 1817 und 1836 wurden 28 Titel zur Heimat- und Landesgeschichte beschafft. Zwischen 1837 und 1850 kamen 40 Titel zur antiken und zur Universalgeschichte hinzu. Ab 1851 dagegen liegt der Akzent auf dem Erwerb von Büchern zur deutschen National- und zur Weltgeschichte (229 Titel). Quellenkunden (Waitz, Sceder, Pütz) finden sich erst ab 1870. Die bedeutenden Historiker des 19. Jhs sind nahezu lückenlos vertreten (Curtius, Dahlmann, Droysen, Duncker, Giesebrecht, Gregorovius, Th. Mommsen, Niebuhr, Ranke, Riezler, Sybel).

2.11 Im Schatten an der Lateinischen Schule steht das Fach Mathematik. Im Zeitraum von 1512 bis 1816 sind nur 5 Titel nachgewiesen, darunter Gemma Frisius' Arithmeticae practicae methodus facilis (Wittenberg 1544), Peurbachs Geo-arithmeticae elementa (Frankfurt 1544) sowie Euklids Elemente (Halle 1798). Eine deutliche Zunahme mathematischer Bücher erfolgte erst mit Einführung der sechsklassigen Realschule ab 1877 (45 Titel). Das Fach Physik, aufgeführt seit 1837, ist mit 24 Titeln vertreten.

2.12 Die Fachgruppe Erdkunde umfaßt bis 1900 154 Titel, davon 22 aus der Lateinischen Schule. Die ältesten Werke sind Cluverius' Anweisungen zu der Geographie in einer lateinischen (Amsterdam 1659) und einer deutschen Ausgabe (Nürnberg 1678) und Zeilers Itinerarii Germaniae (Ulm 1662). Aus dem 18. Jh stammen Manession Mallets Bewegung des gantzen Weltkreises in einer Übersetzung aus dem Französischen von 1660 (Frankfurt 1719), Erich Pontoppidans Theatrum Danie oder Schaubühne des alten und jetzigen Dänemarcks (Bremen 1730), Joachim Heinrich Campes' Sammlung interessanter Reisebeschreibungen (Reutlingen 1786-1793), Meiners' Briefe aus der Schweiz (Tübingen 1791) und E. A. W. Zimmermanns Taschenbuch der Reisen oder unterhaltende Darstellungen der Entdeckungen des 18. Jahrhunderts (Leipzig 1802-1817). Reisebeschreibungen sowie Länder- und Völkerkunden sind im Verlaufe des 19. Jhs komplettiert worden. So findet man Titel von Barth, Chateaubriand, Fallmerayer, Frobenius, Gregorius, Alexander von Humboldt, Masius, Mylius, Ratzel und Ritter. Beide Sparten wurden ab 1830 um Bücher zur Heimatkunde und Didaktik des Erdkundeunterrichts ergänzt. Außerdem gehören zum Sachbereich Geographie noch rund 100 Karten, ca. 50 Bildtafeln und 24 Bde des seltenen Journal London Paris (1797-1810).

2.13 Der Sachbereich Naturkunde umfaßt Biologie, Naturgeschichte und Zoologie. Unter den ursprünglich 13 Titeln finden sich Maders Raupenkalender (1777), Schröters Conchiglienkenntnis nach Linné (Halle 1783-1786), Funkes Naturgeschichte und Technologie (1792) sowie sein Handwörterbuch der Naturkunde (1815). Erwähnenswert sind auch Carl Christian Gmelins' Naturgeschichte für gebildete Leser (1806) und das Erste Taschenbuch für Forst- und Jagdfreunde (1805-1806). Von 1850 bis 1900 kamen 73 Titel zur Biologie hinzu. Der Gesamtbestand vor 1900 umfaßt 115 Titel.

2.14 Während die Sachgruppe Kunst bis 1816 nur mit 5 Titeln vertreten ist, wird sie im Laufe des 19. Jhs um einige " historische Hilfswissenschaften" wie Heraldik und Numismatik erweitert. Die Gruppe verfügt bis 1900 über ca. 70 Bücher, darunter das kostbarste Werk der Gymnasialbibliothek, Dürers Underweysung der Messung mit dem Zirkel (Nürnberg 1525). Die Abteilung Staatskunde zählt bis 1816 nur 5 Titel. Das älteste Buch ist Hugo Grotius, De iure belli (Jena 1680). Alle anderen stammen aus dem 18. Jh, so Johann Jakob Mosers Schrift Der Grundriß der heutigen Staatsverfassung des deutschen Reiches (Tübingen 1745). Im 19. Jh erfolgte eine Zunahme um nur 4 Titel. Die letzte der Dolpschen Gruppen, " Varia", nennt als einziges Werk ein Neues Realschullexikon (1801).

2.15 Dolps Klassifikationsprinzip wurde infolge der Umgestaltung des städtischen zum staatlichen Schulwesen und durch die Einführung neuer Unterrichtsfächer im Laufe des 19. Jhs ständig modifiziert. Chemie trat erst ab 1837 als Unterrichtsfach auf (62 Titel vor 1900). Die Abteilung Wirtschaft, Handel und Technik wurde mit der Bürgerschule begründet (4 Titel), während der Gewerbeschule um 17 Titel ergänzt und bis 1900 um 49 erweitert. Es handelt sich um Standardliteratur zu den praktischen Berufen der damaligen Zeit. Zur Musik sind nur 2 ältere Titel vorhanden, zum Fach Turnen 9.

3. KATALOGE

Systematischer Gesamtkatalog

[hschr.; in 2 Bdn; Titelverzeichnis nach Sachgruppen geordnet]

Verfasserkatalog

[in Zettelform; um 1900; alphabetisch und systematisch, nach hauseigenen Regeln]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; um 1885 angelegt, fortgeführt bis 1900; unvollständig]

Systematischer Katalog

[in Bandform; nach Unterrichtsfächern gegliedert, bis 1900 geführt]

Verzeichnis der vor 1850 erschienenen Bücher

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Schmid, Albrecht: Die Bibliotheken der Stadt Nördlingen. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg 47 (1927) S.158-164

Stand: März 1993

Helmut Popp


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.