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Bibliothek der Theresianischen Militärakademie

Adresse. Burgplatz 1, 2700 Wiener Neustadt [Karte]
Telefon. (02622) 381-2060
Telefax. (02622) 381-2134

Unterhaltsträger. Theresianische Militärakademie
Funktion. Institutsbibliothek für Militärakademiker zu Unterrichts- und Studienzwecken.
Sammelgebiete. Militärwissenschaften und angrenzende Wissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Bedingt benützbar für wissenschaftliche Zwecke nach Voranmeldung. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-12 Uhr und 14-18 Uhr; im August geschlossen. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schnellbahn- und Zugverbindung ab Wien-Südbahnhof. Fußwegnähe (10 Minuten) vom Bahnhof. - A 2, Abfahrt Wiener Neustadt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahr 1751 gründete Maria Theresia die Militärakademie in Wiener Neustadt; als Sitz wurde ihr die Burg zugewiesen. Den Grundstock der Akademiebibliothek bildete die Büchersammlung des Majors Anton Zadubsky von Schönthal (ca. 1718-1795), der seit 1756 an der Akademie tätig war. Neben Ankäufen und Schenkungen konnte die Bibliothek in den folgenden Jahren durch Dublettengeschenke aus der Kaiserlichen Hofbibliothek vergrößert werden. Die Dubletten kamen auf Betreiben von Feldmarschall Anton Graf Colloredo (Oberdirektor seit 1766) und Generalmajor Franz Joseph Graf Kinsky (Oberdirektor 1785-1805) an die Militärakademie.

1.2 Das Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie bedeutete auch das vorübergehende Ende der Theresianischen Militärakademie. Die Bibliothek mußte nicht an das Staatsamt für Unterricht übergeben werden und verblieb bis zur Wiedereinrichtung der Akademie im Jahr 1934 am Ort. Der Buchbestand belief sich 1937 auf ca. 37.000 Bde.

1.3 Einen entscheidenden Einschnitt in die Geschichte der Akademie und ihrer Bibliothek brachten die Kriegsereignisse: Wiener Neustadt gilt als die durch den Zweiten Weltkrieg am schwersten beschädigte Stadt Österreichs. Ende April/Anfang Mai 1945 wurde die Burg in Brand gesteckt; sie brannte 14 Tage hindurch restlos aus. Vom Bibliotheksbestand blieben nur 623 Bde, welche verlagert worden waren, erhalten. Der große Rest sowie der Katalog wurden Opfer von Brand und Plünderungen. 1959 konnte die Bibliothek wieder eröffnet werden, 1962 erfolgte die Überstellung der verbliebenen 623 Bde aus dem Österreichischen Kriegsarchiv in Wien, wo sie in der Zwischenzeit aufbewahrt worden waren. Für die Bestandserweiterung sorgten in der Folgezeit neben einem gezielten Ankauf zahlreiche Buchgeschenke.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 16.000 Bdn beläuft sich das historische Buchgut (im Zweiten Weltkrieg verlagerte Werke) auf 310 zwischen dem 15. und 18. Jh erschienene Titel in 623 Bdn. Neben einer Inkunabel (eine Predigt- und Beispielsammlung von 1496) gibt es 27 Titel aus dem 16. Jh, 84 aus dem 17. Jh und 198 aus dem 18. Jh. Hinzu kommen rund 200 Bde aus dem 19. Jh (s. u. 2.7), die in den Gesamtbestand integriert sind. Den Zahlenangaben liegt die Titelzählung anhand des maschinschriftlichen Bücherverzeichnisses zugrunde.

2.2 Mit 115 Titeln ist die Mehrzahl der Werke in französischer Sprache abgefaßt (Geschichte, Kriegs- und Militärwesen, Mathematik). 89 Bücher liegen in deutscher, 88 in lateinischer und 16 in italienischer Sprache vor. 4 Titel sind englisch, einer ist spanisch.

2.3 Die Mehrzahl der vor 1800 erschienenen Werke wurde in Amsterdam gedruckt (51), gefolgt von Paris (40), Leipzig (19), Wien (18), Nürnberg (17) und Leiden (14). Die Inkunabel und ein Frühdruck von 1512 stammen aus Hagenau. Theresianische Militärakademie

2.4 Die Aufstellung der Bücher erfolgt im Depot nach dem Numerus currens. Im Lesesaal ist den Benützern eine nach Sachgebieten geordnete Freihandbibliothek zugänglich. Die 623 Bde des 15. bis 18. Jhs sind gesondert aufgestellt.

2.5 Mit 84 Titeln (davon 44 französisch) ist die Geschichte am stärksten vertreten, wobei 26 Titel auf Personengeschichte und 17 auf Kriegsgeschichte entfallen. 71 Werke, darunter 34 französische und 5 italienische, liegen zum Kriegs- und Militärwesen vor (u. a. Graf Franz Kinskys, des damaligen Direktors der Theresianischen Militärakademie Gesammelte Schriften, 1794-1797). Bei den ältesten deutschsprachigen Werken handelt es sich um Leonhart Fronspergers Über die gesamte Kriegskunst und Von Kayserlichen Kriegsrechten, beide 1565 in Frankfurt a. M. gedruckt.

2.6 29 Werke sind zur Mathematik und zu den Naturwissenschaften vorhanden, 22 zur Literatur (10 davon Literatur der klassischen Antike), 18 zur Theologie, 17 zur Philosophie, 16 zur Geographie. Hinzu kommen 13 Wörterbücher, Lexika und Grammatiken, 12 Bücher zum Recht und 3 zum kanonischen Recht (Decretum Gratiani von 1514, Decretales D. Gregorii Papae IX. von 1584, Corpus Iuris Canonici von 1622). 29 Werke sonstigen Inhalts (Architektur, Numismatik etc.) runden den Bestand ab.

2.7 An Zeitungen sind lediglich einzelne Jahrgänge der Regenspurger Zeitung (1743, 1755, 1759, 1762-1774) und der Wiener Zeitung, damals Wienerisches Diarium (1756-1774), erhalten. Bei den ca. 200 Bdn aus dem 19. Jh handelt es sich vorwiegend um militärwissenschaftliche Monographien, Militärschematismen und Verlautbarungsblätter.

3. KATALOGE

Verzeichnis der im Krieg verlagerten Bestände [mschr.]

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

Schlagwortkatalog ab 1982

[sämtliche Kataloge in Zettelform, nach RAK]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Horn, Dorothee: Wiederaufbau der Bibliothek der Theresianischen Militärakademie. In: Alma Mater Theresiana (1981) S. 51-57

Jobst, Johann: Die Neustädter Burg und die k.u.k. Militärakademie. Wien 1908

Schreiner, Leo: Bibliothek der Militärakademie Wiener Neustadt. In: Biblos 11 (1962) Heft 1, S. 37-38

Stand: September 1990

Wilma Buchinger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.