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Bibliothek im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt

Adresse. Schloß Heidecksburg, 07407 Rudolstadt [Karte]
Telefon. (03672) 42 26 86
Telefax. (03672) 46 26 86

Unterhaltsträger. Freistaat Thüringen, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Literatur zum Ostthüringer Raum, Geschichte der beiden Fürstentümer Schwarzburg, ehemaliger Bezirk Gera.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung während der Öffnungszeiten des Archivs Montag, Mittwoch bis Freitag 8-16 Uhr, Dienstag 8-18 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Vom Bahnhof Rudolstadt Fußwegnähe (ca. 20 Minuten) zur Heidecksburg. A 4 (E 40), Ausfahrt Weimar, B 85, oder Ausfahrt Jena-Göschwitz, B 88; A 9 (E 49/51), Ausfahrt Hirschberg über Saalfeld nach Rudolstadt. Parkplatz vor dem Schloßkomplex.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Archivbibliothek Rudolstadt ist im Laufe der Jahrzehnte mit den Archivgut-Beständen gewachsen; ein Gründungsdatum kann deshalb nicht angegeben werden. Bei Auflösung oder Übernahme von Behörden und Einrichtungen der staatlichen Verwaltungen wurden nicht selten deren Handbibliotheken oder Behördenhilfsmittel übernommen.

1.2 Bedingt durch die häufigen Teilungen in verschiedene Linien entstanden frühzeitig Bestrebungen, die für das Gesamthaus Schwarzburg relevanten Dokumente an einer Stelle zu konzentrieren. Nach den Teilungen von 1584 und 1599 wurden diese Vorstellungen mit der Schaffung eines gemeinschaftlichen Archivs, des " Archivum commune", zu Beginn des 17. Jhs verwirklicht. Als Standort wurde Rudolstadt bestimmt.

1.3 Seit dem Anfang des 18. Jhs wurde das Archiv durch dazu berufene Archivare verwaltet. Auch in den beiden anderen schwarzburgischen Residenzstädten Arnstadt und Sondershausen waren inzwischen Archive eingerichtet worden, die für die einzelnen Teilbereiche des schwarzburgischen Herrschaftsgebietes zuständig waren. Die drei Archive blieben bis in das 20. Jh bestehen, obwohl 1853 die Urkunden- und älteren Aktenbestände des Arnstädter Archivs nach Sondershausen verbracht worden waren. 1929 wurde das Arnstädter Archiv aufgehoben und seine Bestände dem Staatsarchiv Rudolstadt übergeben.

1.4 Mit der 1952 vorgenommenen Überführung des Sondershäuser Archivs nach Rudolstadt fand ein Konzentrationsprozeß seinen Abschluß, der zum Aufbau eines schwarzburgischen Zentralarchivs in Rudolstadt führte. Im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt sind nunmehr sämtliche schwarzburgischen Teilarchive vereint und stehen in ihrer Gesamtheit zur Verfügung.

1.5 In der Archivorganisation des Landes Thüringen (1920-1952) unterstand das Staatsarchiv Rudolstadt dem Hauptstaatsarchiv in Weimar und nahm seine Aufgaben im Archivsprengel der Kreise Arnstadt, Rudolstadt und Saalfeld wahr. Auf der Grundlage der Verordnung über das staatliche Archivwesen von 1965 wurde das Archiv eigenständig und erhielt die Zuständigkeit für Schriftgut von Einrichtungen des Staatsapparates und der Wirtschaft im ehemaligen Bezirk Gera. Auf der Grundlage des Thüringer Neugliederungsgesetzes von 1993 ist das Archiv für das Archivgut von mittleren und unteren Landesbehörden, Gerichten und sonstigen gleichrangigen Stellen sowie von nachgeordneten Stellen des Bundes in den Landkreisen Ilmkreis, Saalfeld-Rudolstadt, Saale-Orla-Kreis und im Stadtkreis Gera zuständig.

1.6 Erst seit 1950 verfügte das Thüringische Staatsarchiv Rudolstadt über einen bescheidenen Etat zur Bibliothekserweiterung. Belegexemplare wurden aufgrund der Archivordnung seit 1932 erworben. Es ist beabsichtigt, die Gesetzessammlungen des Reiches, Preußens, der DDR, der Bundesrepublik sowie der thüringischen Staaten und Thüringens in geschlossenen Reihen präsent zu halten, damit die staatlichen und kommunalen Behörden im Territorium eine sichere und auskunftsfähige Dokumentationsstelle zur Verfügung haben.

1.7 Die Bibliothek, die eine Ergänzung der Archivbestände darstellt, ist in erster Linie eine Präsenzbibliothek für den Dienstgebrauch, steht aber auch Benutzern zur Verfügung. Sie ist als Freihandbibliothek organisiert.

1.8 Das Archiv besitzt heute ca. 10.000 Regalmeter Akten, 10.000 Urkunden und 30.000 Karten, Pläne und Risse. Hervorzuheben ist der Sammlungsbestand von regionalen, vorwiegend in den ehemals schwarzburgischen Gebieten erschienenen Zeitungen und Zeitschriften.

1.9 Seit 1993 wird das Verlagsarchiv des von 1919 bis 1990 in Rudolstadt ansässigen Greifenverlages im Staatsarchiv aufbewahrt. Die Buchproduktion wird nach Titeln und Auflagen jeweils durch Archivexemplare (3419 Bde) belegt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Archivbibliothek enthält etwa 25.000 Bde, davon umfaßt der anhand der Kataloge ausgezählte historische Buchbestand 9696 (38,8 Prozent des Gesamtbestandes): 16. Jh 16, 17. Jh 937 (9,7 Prozent), 18. Jh 1271 (13,1 Prozent), 19. Jh 7472 (77 Prozent). Hinzu kommen 262 Leichenpredigten (überwiegend 17. Jh).

2.2 8745 Bde (90,2 Prozent; 16. Jh 7, 17. Jh 387, 18. Jh 961, 19. Jh 7390) liegen in deutscher Sprache vor, 939 (9,7 Prozent; 16. Jh 9, 17. Jh 550, 18. Jh 302, 19. Jh 78) in lateinischer, 7 (18. Jh 5, 19. Jh 2) in französischer, 2 (19. Jh) in englischer und 3 (18. Jh) in einer weiteren Sprache.

Systematische Übersicht

2.3 Der Allgemeinbestand gliedert sich in die Gruppen Bibliographie, Philosophie, allgemeine Nachschlagewerke mit 739 Bdn (7,6 Prozent; 18. Jh 249, 19. Jh 490); Sprachen, Kommunikation und Presse, Bibliotheken, Museen, Archivwissenschaft mit 106 (1,1 Prozent; 17. Jh 3, 18. Jh 6, 19. Jh 97); Historische Hilfswissenschaften mit 179 (1,9 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 4, 18. Jh 27, 19. Jh 147); Geschichte mit den Untergruppen Grundlagen, Allgemeine Geschichte, Deutsche Geschichte, Parteiengeschichte mit 82 (17. Jh 2, 18. Jh 10, 19. Jh 70); Regional- und Heimatgeschichte, allgemein mit 315 (3,3 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 2, 18. Jh 78, 19. Jh 234); Regional- und Heimatgeschichte, Thüringen mit 390 (4 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 7, 18. Jh 46, 19. Jh 335); Wirtschafts- und Sozialgeschichte mit 90 (17. Jh 3, 18. Jh 6, 19. Jh 81); Staats- und Rechtsgeschichte mit 296 (3,1 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 7, 18. Jh 35, 19. Jh 253); Bildung, Erziehung, Sport mit 67 (18. Jh 7, 19. Jh 60); Kirchengeschichte, Religion mit 113 (1,2 Prozent; 17. Jh 8, 18. Jh 32, 19. Jh 73); Kunst, Literatur, Theater mit 140 (1,4 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 12, 19. Jh 127); Musikgeschichte mit 144 (1,5 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh einer, 18. Jh 58, 19. Jh 84) und Geographie, Volkskunde mit 197 (2 Prozent; 16. Jh einer, 18. Jh 10, 19. Jh 186).

2.4 Die frühesten Drucke sind in einem Sammelband enthalten, darunter von Seneca De quatuor virtutibus cardinalibus (Nürnberg 1507), die Adolescentia des Jacob Wimpheling (Hagenau 1508) und das Opus Aureum Musicae castigattissimum De Gregoriana (Köln 1508). Von Cyriakus Spangenberg ist der AdelsSpiegel (Sclkalden 1591-1594) vorhanden. Relativ geschlossen ist das Gothaische genealogische Taschenbuch mit seinen einzelnen Reihen im Bestand. Unter den lexikalischen Nachschlagewerken findet sich ein vollständiges Exemplar von Zedlers Universallexikon.

2.5 Hervorzuheben sind ein Neues und vollkommenes Berg-Buch, bestehend in sehr vielen und raren Berg-Händeln und Bergwercks-Gebräuchen (Dresden und Leipzig 1710) von dem Freiberger Stadtsyndikus Christoph Herttwig und die Kupfer-Bibel, in welcher die Physica sacra [...] deutlich erklärt und bewährt wird von Johann Jacob Scheuchzer (Augsburg und Ulm 1731-1735).

2.6 Unter den regionalhistorischen Werken finden sich die Thüringische Chronick oder Geschichtbuch von Johann Bange (Mühlhausen 1599), die Reußische Gerauische Stadt- und Land-Chronica von dem Hofprediger Johann Caspar Zopf (Leipzig 1692) und die Historia Arnstadiensis von Johann Christoph Olearius (Jena 1701), die beiden letzteren mit Stadtansichten. Der Teutsche Fürsten-Staat von Veit Ludwig von Seckendorff liegt in der Ausgabe Frankfurt und Leipzig 1695 vor.

2.7 Das Archiv besitzt einige interessante Werke aus der Musikliteratur, darunter den Kern Melodischer Wißenschafft, bestehend in den auserlesensten Haupt- und Grund-Lehren der musicalischen Setz-Kunst oder Composition von Johann Mattheson (Hamburg 1737) und die unvollendet gebliebene Allgemeine Geschichte der Musik von Johann Nicolaus Forkel (Leipzig 1788-1801).

Sondersammlungen

2.8 Die Sammlung von Amtlichen Drucksachen (Mandate, Gesetze und Verordnungen, Parlamentsdrucksachen, Amts- und Nachrichtenblätter, Ministerial- und Mitteilungsblätter, Staatshandbücher, Kalender, Adreßbücher, Statistiken) umfaßt 4519 Bde (46,6 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 63, 18. Jh 444, 19. Jh 4011). Darunter befinden sich 819 Bde Zeitungen (8,4 Prozent; 18. Jh 105, 19. Jh 714) und 527 Bde Kalender (5,4 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 122, 19. Jh 403). Der Bestand ist separat und nach einer eigenen Systematik in 9 Hauptgruppen mit 37 Untergruppen aufgestellt. Zu den frühesten amtlichen Druckschriften gehört ein Sammelband Landesordnungen (ohne Titelblatt, Dresden 1573-1580). Unter den Zeitungsreihen sind die Rudolstädtischen wöchentlichen Anzeigen und Nachrichten, später Schwarzburg-Rudolstädtische Landeszeitung (1769-1945), Der Deutsche, Sondershäuser Zeitung (1850-1934, mit Lücken), das Wöchentliche Frankenhäuser Intelligenzblatt, die spätere Frankenhäuser Zeitung (1765-1945, mit Lücken) und die Allgemeine Auswanderungs-Zeitung (1846-1870, mit Lücken).

2.9 Gelegenheitsschriften ( u. a. Glückwunsch- und Trauergedichte, Predigten, Dissertationen) sind mit 1094 Drucken vertreten (11,3 Prozent; 16. Jh 8, 17. Jh 836, 18. Jh 248, 19. Jh 2). Sie stammen überwiegend aus Rudolstadt, Erfurt, Halle, Wittenberg und vor allem aus Jena. Der früheste Druck enthält die Epistola des neulateinischen Dichters Johannes Stigelius [Jena 1558], die die Prachtentfaltung und die Schauspiele anläßlich der Erhebung der jenaischen Hohen Schule zur Universität beschreibt. Mag. Johann Hoffmann (1644-1718), Kaiserlicher gekrönter Poet und später Rektor zu Frankenhausen, ist von 1677 bis 1707 mit zahlreichen Drucken vertreten. Hoffmann wurde auch in die " Deutsch-gesinnte Genossenschaft" aufgenommen. Philipp von Zesen sandte ihm daraufhin Reimzeilen (Hamburg 1677), auf die Hoffmann mit einem Antwortgedicht (Rudolstadt 1677) reagierte.

2.10 Theaterzettel und -programme belaufen sich auf 1225 Drucke (12,6 Prozent; 18. Jh 3, 19. Jh 1222). Die Sammlung von Theaterzetteln (Schwerpunkt letztes Drittel des 19. Jhs) gewährt Einblicke in die Spielplangestaltung und die Rollenbesetzung am Rudolstädter Theater. Im Bereich Schauspiel sind u. a. Aufführungen von Stücken von Roderich Benedix, Charlotte Birch-Pfeiffer, Oskar Blumenthal, Carl Laufs, Heinrich Laube, Paul Lindau, Gustav von Moser, Oskar von Redwitz, Julius Rosen, Friedrich Schiller, Franz von Schönthau und Hermann Sudermann dokumentiert, im Bereich Musiktheater von Werken Aubers, Beethovens, Bellinis, Donizettis, Flotows, Lortzings, Mozarts, Rossinis, Strauß', Wagners und Webers.

2.11 Musikalien. Das Archiv verwahrt einen Bestand von mehr als 5000 Musikalien aus dem Fundus der ehemaligen Fürstlichen Hofkapellen in Rudolstadt und Sondershausen. Neben den bekannten Werken der Musikliteratur des 18. und 19. Jhs gehören dazu Originalpartituren von Philipp Heinrich Erlebach (1657-1714), ab 1681 Kapellmeister in Rudolstadt, Traugott Max Eberwein (1775-1831), Heinrich Christoph Koch (1749-1816), einem gebürtigen Rudolstädter, und Albert Methfessel (1785-1869), von 1810 bis 1822 Kammermusikus in Rudolstadt, bekannt geworden als Herausgeber eines der beliebtesten studentischen Kommersbücher.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[" Autorenkartei", nach hauseigenen Regeln]

Systematischer Katalog

[" Sachkartei", in 20 Hauptgruppen mit 214 Untergruppen]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Beger, Jens: Personengeschichtliche Quellen und Findhilfsmittel im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt.Rudolstadt 1992 (Informationsheft. Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt 2) [enthält eine Übersicht der vorhandenen Leichenpredigten]

Beger, Jens: Kurze Übersicht über die Bestände des Thüringischen Staatsarchivs Rudolstadt. 2., überarb. Aufl. Rudolstadt 1993 (Informationsheft. Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt 1)

Querfeld, Werner; Beger, Jens: Zeitungen und Intelligenzblätter im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt und der Außenstelle Greiz. Rudolstadt 1993 (Informationsheft. Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt 4)

Stand: November 1994

Peter Langhof

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.