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Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum - Bibliothek

Adresse. Museumstr. 15, 6020 Innsbruck [Karte]
Telefon. (0512) 59 489
Telefax. (0512) 59 489-88
Bibliothekssigel. <1233>

Unterhaltsträger. Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
Funktionen. Museumsbibliothek; Spezialbibliothek für Tirolensien.
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Tirolensien. - 2. Besondere Sammelgebiete: Fachliteratur zu den Sammlungen des Landesmuseums, insbesondere zu Kunst, Geschichte, Naturwissenschaften, Technik, Numismatik, Kartographie und Musikalien.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek für Mitglieder des Vereins Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. - Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 9-12 Uhr und 14-17 Uhr, Freitag 9-18 Uhr. Im Februar bleibt die Bibliothek wegen Katalogergänzungs- und interner Revisionsarbeiten geschlossen. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät im Lesesaal (Kopierverbot für alle Zeitungen, Hss. und für mehr als 100 Jahre alte Drucke), Mikrofiche-Lesegerät. - Die wichtigsten Hss. liegen auf Mikroformen vor. Photographieraufträge möglich.
Hinweise für anreisende Benützer. Ab Hauptbahnhof Straßenbahnlinie 3 bis Station Landesmuseum. - In unmittelbarer Umgebung kaum Parkplätze vorhanden, nächste innerstädtische Parkgaragen Landhaus/Sparkassenplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Plan, nach dem Beispiel des Joanneums in Graz auch in Innsbruck ein Nationalmuseum zu schaffen, kann als Ausdruck des neuen Selbstbewußtseins der Tiroler Bevölkerung nach den Koalitionskriegen und der Beendigung der bayerischen Herrschaft über Tirol zu Beginn des 19. Jhs betrachtet werden. Schon im Jahre 1800 wollte Erzherzog Johann aus Anlaß der Besichtigung des Naturalienkabinetts an der Universität Innsbruck seine naturwissenschaftliche Sammlung als Grundstock für ein Museum nach Innsbruck übersenden. Die historischen Ereignisse vereitelten dies, die Gründung des Joanneums erfolgte in Graz. (Die Erben Erzherzog Johanns überließen jedoch dem Ferdinandeum später den auf Tirol Bezug nehmenden Nachlaß.) Das neue Projekt, der Entwurf eines Vereins des vaterländischen Musäums in Tirol, wurde der Öffentlichkeit erstmals 1823 vorgestellt, nachdem ihn der Kaiser am 2. März dieses Jahres begutachtet und die Benennung Ferdinandeum gestattet hatte.

1.2 Es sollte ein patriotischer Verein werden, der dem gemeinnützigen Zwecke dienen und alles das zusammentragen wollte, was dem Vaterlande zum Nutzen und zur Ehre gereichet (Entwurf, s. u. 4.1). Oberster Vorstand war der Landesgouverneur. An ihn oder an die zehn Personen aus dem weltlichen und geistlichen Tiroler Leben, die das erste Rundschreiben zeichneten, konnten für das Musäum geeignete Gegenstände aller Art gesendet werden. Wesentlich waren die Betonung des Vereinscharakters und das bereits damals genau definierte unveräußerliche Eigentumsrecht, das für das Überleben der Institution bzw. für den Weiterbestand der Sammlungen nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bestimmend wurde; nur wenige als Leihgaben im Haus verwahrte Gegenstände mußten nach 1918 an Italien abgegeben werden.

1.3 Wie aus der Mitgliederliste im Ersten Jahresbericht hervorgeht, folgten 402 Personen dem Aufruf zur Vereinsgründung, von denen 174 dem Adelsstand angehörten. In den ersten Jahrzehnten pendelte sich die Zahl der Mitglieder auf rund 300 ein. Der Zutritt zum Verein war, wie die ersten gedruckten Statuten aus dem Jahr 1827 ausdrücklich festhalten, jedermann ohne Unterschied des Standes möglich. Die Mitglieder kamen aus allen Teilen Tirols und wurden von Bevollmächtigten betreut, deren Hauptaufgabe das Einsammeln der Jahresbeiträge war. Mandatare des Vereins gab es in Trient, Rovereto, Bozen, im Puster-, Unter- und Oberinntal, in Vorarlberg und in Wien. Abgesehen von Wien wird damit auch der geographische Raum abgesteckt, auf den sich die Sammeltätigkeit beschränkte und - in Hinblick auf den Bücherkauf - auch in der Gegenwart noch schwerpunktmäßig konzentriert. Heute gehören dem Verein rund 2500 Mitglieder an. Die Hälfte ist in Innsbruck ansässig, 33 Prozent wohnen in anderen Teilen Tirols, 7 Prozent stammen aus dem übrigen Österreich. Bei den restlichen 10 Prozent aus Deutschland und Italien stellen die Südtiroler den Hauptanteil.

1.4 Der Verein sah seinen Zweck nicht nur in der Aufbewahrung von geeigneten Objekten, sondern auch in der Präsentation der Sammlungen vor einem möglichst breiten Publikum. Erklärte Vereinsziele waren die Hebung der Bildung und die Stärkung des Nationalbewußtseins. Diese volksbildnerischen Aktivitäten sollte die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift unterstützen. Ein geeignetes Lokal stellte zunächst das Stift Wilten (heute Innsbruck) zur Verfügung, dann wechselte das Ferdinandeum in die Alte Universität (k.k. Lyzealgebäude). Erst 1842 konnte man im Angerfeld mit dem Bau eines eigenen Museumsgebäudes beginnen. 1845 hatten Sammlungen und Bibliothek damit einen passenden Aufstellungsort gefunden, der bis heute - ergänzt durch zahlreiche Um- bzw. Erweiterungsbauten - beibehalten wurde.

1.5 Das Gründungsstatut nennt als vorrangige Sammelziele des Museums in naturhistorischer Hinsicht den Aufbau einer vollständigen Sammlung tirolischer Mineralien und Petrifakten sowie eines Herbariums, um die Naturmerkwürdigkeiten des Landes präsentieren zu können. Sodann plante man eine Bildergalerie vaterländischer Maler, ein Kunstkabinett mit den Produkten tirolischer Künstler sowie einen Saal, worin alle vaterländischen Manufaktur-Erzeugnisse und Erfindungen oder deren Modelle aufbehalten werden. Zur Dokumentation der Geschichte und Landeskunde Tirols dienten eine vaterländische Sammlung von Antiken, römischen Millarien, Sarkophagen, Denksteinen, eine Wappen-, Siegel- und Münzsammlung, eine Sammlung tirolischer Urkunden in Originalen oder Kopien, Abschriften oder Zeichnungen von Denkmälern, Grabsteinen, Inschriften, Statuen und Basreliefs im Lande sowie eine Bibliotheca tirolensis, bestehend aus Werken und Handschriften über Tirol oder von Tirolern (Jahresbericht 1824, s. u. 4.2). Darüber hinaus besteht die Aufgabe der Bibliothek bis heute darin, Fachliteratur zu den Sammlungen des Hauses bereitzustellen, wobei der ansonsten geforderte Tirolbezug außer acht gelassen wird.

1.6 Den Grundstock der Bibliothek bildeten 370 Bde eines Legats von Anton von Pfaundler (1757-1822), das auch eine Gemälde- und Graphiksammlung umfaßte. Der Zuwachs bestand zunächst vor allem in den eingesandten Buchspenden. Von den im Ersten Jahresbericht angeführten Buchtiteln waren lediglich zwei - der Athos Georgianus und Matthäus Pechers Kaiserliches Tugendbildnis Leopolds I. - gekauft worden. Bei den Schenkungen handelte es sich um 12 Manuskripte, Bücher historischen Inhalts (Werke von 29 Autoren, gefolgt von 13 anonymen Schriften) sowie Bücher wissenschaftlichen Inhalts (Werke von 87 Autoren und 22 Titel ohne Verfassernamen), darunter zahlreiche theologische Bücher aus dem Stift Wilten. Die genaue Bekanntgabe des Bestandes sollte die Einsendung von Dubletten vermeiden helfen. Die Jahresberichte stellen auch im folgenden die grundlegende Informationsquelle für die Geschichte der Bibliothek im 19. Jh dar.

1.7 1827 wurde der Buchbestand vom ehrenamtlichen Bibliothekar Alois Röggl (1782-1851, Abt des Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Wilten und Kurator des Vereines) geordnet und nach Sachgebieten aufgestellt. Der Aufgabenbereich der Bibliothek, gedruckte Werke und Hss. über Tirol oder von Tirolern zu sammeln, wurde 1827 auch auf Karten erweitert. Bereits 1828 gelangte die in 4 Blättern gestochene Karte des Matthias Burglechner als Geschenk an die Bibliothek; eine große Karte von Peter Anich (gestochen auf 24 Blättern) wurde gekauft, zwei andere Originalkarten dieses Kartographen wurden von der Universität zur Aufstellung übergeben. Die Karten sind heute Teil der Historischen Sammlungen des Ferdinandeums. Daß die Bibliothek vor allem die verschiedenen Sammlungen des Vereins zu unterstützen hatte, zeigen die Ankäufe von damals neuerschienenen Nachschlagewerken zu den Sammlungsschwerpunkten, insbesondere zu den Naturwissenschaften, aber auch zu den Schönen Künsten, der Numismatik und der Technologie. Bei den Tirolensien war man großteils wieder auf Geschenke angewiesen.

1.8 1829 legte das Vereinsmitglied Franz Karpe (1784-1837, ordentliches Mitglied der Medizinischen Fakultät zu Wien und Professor der theoretischen Medizin an der Innsbrucker Universität) einen Grund- oder Stammkatalog und einen zweiten, nach Sachgebieten geordneten Bibliothekskatalog an. Die Einteilung in Sachgebiete vermittelt einen Eindruck von der Wertschätzung, die den einzelnen Bereichen im Ferdinandeum beigemessen wurde und sich an der numerischen Ordnung sowie - damit aufs engste verbunden - der räumlichen Aufstellung ablesen läßt. Der erste Kasten enthielt Werke zu den Schönen Künsten, der zweite zur Technologie, der dritte zu Naturgeschichte, Philosophie, Physik, Mathematik und Ökonomie. Die erste Abteilung des vierten Kastens bildete die Literatur zur Medizin, die zweite der Bestand zur Jurisprudenz. Es folgten der fünfte Kasten mit Büchern zur Allgemeinen Geschichte, der sechste mit Werken zur Geschichte Tirols, der siebte mit jenen der Theologie, der achte mit Literatur zur Philologie und Miscellanea, der neunte und letzte enthielt Manuskripte. Dieses Katalogwerk dürfte bis zur Aufstellung der Bibliothek im neuerrichteten Museumsgebäude in Verwendung gewesen sein.

1.9 Etwas modifizierte Einteilungen finden sich in einem Erwerbungsbuch aus dem Jahre 1837 und in einer Kurzen Uebersicht der in den Sälen des Ferdinandeum aufbewahrten Sammlungen von 1838 (s. u. 4.2). Danach war die Bibliotheca tirolensis im zehnten von insgesamt elf Sälen im k.k. Lyzealgebäude untergebracht und umfaßte a.) eine Sammlung von Manuskripten über vaterländische Geschichte und Verhältnisse; b.) eine ziemlich reichhaltige Sammlung von Druckschriften in derselben Beziehung, wozu auch Geschichtswerke von Oesterreich und anderen angränzenden Ländern mit aufgenommen werden mußten; c.) eine Sammlung von Hilfsbüchern in Beziehung auf die Hauptabtheilungen des Institutes; d.) eine Sammlung von Druckschriften tirolischer und vorarlbergischer Schriftsteller; endlich e.) eine Sammlung aller Druckschriften, die aus vaterländischen Pressen hervorgegangen sind. Aus dem Nachtrag geht hervor, daß sich damals ein großer Teil dieser Bücher noch im Stift Wilten befand. Um die Büchersammlung gemeinnützig zu machen, konnten Mitglieder einzelne Werke auch ausleihen. Als man nach der Übersiedlung in das neue Gebäude mit der Neukatalogisierung begann, mußten zahlreiche Bücher von den Entlehnern zurückgefordert werden.

1.10 Die bedeutendste Erwerbung dieser Jahre stellt die Sammlung Dipauliana dar. Die Vereinsgründung fiel in die Amtszeit des allen kulturellen Angelegenheiten aufgeschlossenen Gouverneurs von Tirol, Andreas di Pauli Freiherr von Treuheim (1761-1839, aus Aldein bei Bozen stammender k.k. Appellationsgerichtsrat). Er gilt als der zweite Gründer des Ferdinandeums, dessen Geschicke er als Vorstand von 1824 bis zu seinem Ausscheiden 1838 leitete. Er verhalf dem Verein zu zahlreichen Geschenken und trat selbst mit regelmäßigen Buchspenden in Erscheinung. Di Paulis Bibliotheca tirolensis war schon zu seinen Lebzeiten allen Mitgliedern des Museumsvereins für Forschungszwecke zugänglich. Als di Pauli 1838 wegen Differenzen in der Frage der Lösung des Raumproblems die Vereinsleitung niederlegte, war man seitens des Museums sehr daran interessiert, diese besondere Privatsammlung auch weiterhin für die eigene Bibliothek zu erhalten. Die von den Erben verlangten 6000 Gulden für die 1400 Bde brachten das Ferdinandeum jedoch in große Schwierigkeiten. Nach langen Verhandlungen bezahlte der Kaiser als oberster Schutzherr und Vorstand des Vereins im Jänner 1845 endlich die gesamte Summe aus seiner Privatschatulle.

1.11 Die Überlassung der Bestände erfolgte jedoch nur unter der Bedingung einer geschlossenen Aufstellung der Bibliothek unter dem Namen Dipauli in einem feuersicheren und allgemein zugänglichen Leselokal; zudem sollte die Sammlung unter der Aufsicht eines verantwortlichen Bibliothekars stehen und der Raum mit einer Büste di Paulis ausgestattet sein. Die bis heute vom übrigen Buchbestand getrennten, mit einer besonderen Signatur (Dip.-Sign.) versehenen Werke der Dipauli-Sammlung sind vor allem Manuskripte, darunter das Schwazer Bergbuch (1556), Urkunden und frühe Drucke zur Geschichte und Landeskunde Tirols, seltene Landkarten und die handschriftlichen Werke Anton von Roschmanns (1694-1760). Im Gegensatz zur Universitätsbibliothek, die ebenfalls an der Erwerbung der Bibliothek di Paulis interessiert war, konnte das Ferdinandeum im Neubau die Erfüllung all dieser Forderungen gewährleisten. Die Bibliothekarsstelle hatten jeweils Mitglieder des Museumsausschusses inne; sie führten ihre Tätigkeit wie alle anderen für das Museum wirkenden Personen ehrenamtlich aus. Als aber 1849 ein Museumskurator bestellt wurde, betreute dieser von nun an auch die Bibliothek. Erst unter der Leitung Vinzenz Oberhammers (1937-1955) wurde ein Posten für den Bibliotheksdienst geschaffen.

1.12 Der 1845 eröffnete Neubau ermöglichte es erstmals, den gesamten Buchbestand zu vereinigen und geschlossen aufzustellen. Wie bis 1860 nachweisbare Eintragungen in das Vormerkbuch über die dem Buchbinder Lechleitner zum Binden gegebenen Bücher der Musealbibliothek belegen, ließ man nach der Übersiedlung die Buchbestände einheitlich in Halbleder binden. Ein handschriftlicher dreibändiger Schlagwortkatalog, der den gesamten Bestand, einschließlich der Dipauliana, rückwirkend aufarbeitete, wurde auf Anregung des Universitätsprofessors und Kustos Julius von Ficker (1826-1902) begonnen und von seinem Schüler Josef Durig fertiggestellt. Der Ficker-Durig-Katalog verzeichnet auch einzelne Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften und Tagblättern und wurde bis zum Ende des 19. Jhs weitergeführt. Der unter Kustos Konrad Fischnaler (bestellt 1886) neuangelegte Zettelkatalog löste ihn ab.

1.13 Die Bestandsvermehrung erfolgte weiterhin vorwiegend durch Schenkungen sowie gezielte Ankäufe. Zusätzlich gelang es jedoch, Autoren belletristischer, aber auch historischer Werke zur Abgabe von Belegexemplaren zu gewinnen. Legate und Geschenke wurden in der Regel in den Gesamtbestand integriert, einzelne Exlibris weisen noch auf die ursprünglichen Eigentümer hin. Werke, die für die Bibliotheca tirolensis ungeeignet erschienen, wurden als Tauschobjekte eingesetzt, wie die von Joseph Michael von Sardagna, Hohenstein und Meanberg (1774-1849) ausdrücklich zum Tausch überlassenen 800 Bde vorwiegend juristischen Inhalts. Unter den vielen bedeutenden Schenkungen sind 118 Bücher sowie der namhafte Betrag von 2746 Mark zu nennen, welche Freifrau Maria von Hormayr-Hartenburg 1881 testamentarisch vermachte. Ihr Gemahl, Josef Freiherr von Hormayr (1781-1848), hatte schon zu seinen Lebzeiten den Bestand durch wertvolle Buchgeschenke und Überlassung seiner eigenen Werke vermehrt. Auf das 1886/87 erfolgte Legat der Brüder Johann (1806-1886) und Ludwig von Wieser (1808-1888) gehen nicht nur wesentliche Teile der Autographensammlung des Ferdinandeums zurück, unter den 2400 Büchern waren auch wertvolle Hss. und Frühdrucke der Annenberger Bibliothek. Antonius von Annenberg, Inhaber des gleichnamigen Schlosses im Vinschgau in der zweiten Hälfte des 15. Jhs, besaß eine der bedeutendsten Privatbibliotheken des Landes. Von den 18 heute nachweisbaren Werken aus dieser Sammlung befinden sich 15 im Ferdinandeum (s. u. 2.8 ), je eines ist im Besitz der Universitätsbibliothek Innsbruck, der Universität von Michigan sowie der Pierpont Morgan Library.

1.14 Nach der Auflösung des patriotischen Radetzkyvereins und der Tiroler Sektion des Österreichischen Kunstvereins kamen deren Bibliotheken an das Museum. 1861, nach Beendigung der Tätigkeit der Zensurbehörden, konnten die Bestände durch ein Konvolut Theaterzettel (60 Bde) aus den Jahren 1795 bis 1860 sowie eine umfangreiche Flugzettelsammlung aus der Statthalterei vermehrt werden. Weitere Bücher gelangten beispielsweise mit den Nachlässen von Ludwig Steub (1812-1888) und Ludwig von Hörmann (1837-1924) an das Ferdinandeum. 1943 überließ der Innsbrucker Juwelier Bernhard Höfel (1862-1943) neben 129 wertvollen Bildern und Gegenständen des Kunsthandwerks 3300 Bücher. Eine Sammlung von Druckerzeugnissen aus der über dreihundert Jahre alten Innsbrucker Buchdruckerei Wagner wurde 1905 vom damaligen Druckereibesitzer Eckart von Schumacher (1867-1927) überreicht.

1.15 Besonders wichtige und wertvolle Tirolensien enthielten die Schenkungen aus den Nachlässen des Stadtapothekers Franz Winkler (1895) und des Magistratsrates Franz Werner (1903). Sie blieben durch eine besondere Signatur (W-Signatur) im Gesamtbestand identifizierbar. Zu den zahlreichen Tirolensien aus dem Winklerschen Nachlaß kamen 109 tirolische Urkunden, 63 z. T. mehrbändige Hss. und 293 gedruckte Werke, die Franz Werner in seinem Todesjahr dem Haus übergab. 1904 schenkten die Erben dem Ferdinandeum alle Tirolensien der Wernerschen Bibliothek. Umfang und Bedeutung dieser Erweiterungen demonstriert Fischnalers Abschlußbericht zu den Katalogisierungsarbeiten aus dem Jahre 1908. Demnach bestand die Bibliothek damals aus drei Teilen, der Bibliotheca tirolensis (Dipauliana) mit 1375 Bdn, der Legatsbibliothek Werner-Winkler mit 11.422 Bdn und der eigentlichen Ferdinandeums-Bibliothek (der Bibliotheca Tirolensis Ferdinandei) mit 7893 Bdn. Die Werner-Winkler-Bibliothek wurde in der Folge durch neuerworbene Tirolensien vermehrt. Auch heute werden noch W-Signaturen für einzelne topographische Ansichtsblätter und Porträtbilder (Photographien) vergeben. Unter den Schenkungen der letzten Jahre sind vor allem jene Hans Hocheneggs (1894-1993) zu nennen, der dem Ferdinandeum wiederholt seltene Tiroler Drucke, vor allem topographische Blätter, überließ.

1.16 Weitere, vorwiegend nicht auf das Sammelgebiet Tirol bezogene Druckschriften gelangten im Austausch mit der Zeitschrift des Ferdinandeums in die Bibliothek. Die bereits im Statutenentwurf vorgesehene Vereinszeitschrift (s. o. 1.4) sollte an das Periodikum Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol anknüpfen, das zwischen 1806 und 1809 erschien und tirolischen Themen gewidmet war. Die Beyträge zur Geschichte, Statistik, Naturkunde und Kunst von Tirol und Vorarlberg wurden ab 1825 von Andreas von Mersi, Aloys von Pfaundler und Joseph Röggl herausgegeben. 1834 als Neue Zeitschrift des Ferdinandeum für Tirol und Vorarlberg fortgeführt und in der Folge mehrmals erneuert, erscheint die vereinseigene Publikation nun unter dem Titel Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Den Schriftentausch eröffnete 1834 die Accademia delle Scienze in Bologna, später kamen die Académie Royale des Sciences, die Smithsonian Institution, die American geographical society u. a., auch südamerikanische Institutionen, hinzu. 380 Periodika von Tauschpartnern aus aller Welt zeugen noch heute von der internationalen Wertschätzung des wissenschaftlichen Charakters der Sammlungen des Ferdinandeums. Aus dem Tausch mit Ausstellungskatalogen entstand ebenfalls eine internationale, vor allem im kunstgeschichtlichen Bereich gut bestückte Katalogsammlung.

1.17 Die beiden Weltkriege konnte die Bibliothek dank rechtzeitiger Auslagerung des Bestands fast ohne Verluste überstehen. Ein nicht vollständig dokumentierter Schaden entstand nach 1945, als beim Rücktransport ausgelagerter Bücher ein vollbeladener Anhänger in Kirchbichl über eine Böschung des Inns kippte und eine größere Anzahl von Büchern durchnäßt und beschädigt wurde. Noch nicht abzuschätzen ist der Schaden durch die beim Hochwasser 1985 eingetretene Überschwemmung des Zeughauses und der darin verwahrten Bestände. Sie betraf neben anderen Sammlungen des Ferdinandeums vor allem die naturwissenschaftlichen und historischen Bestände der Bibliothek; die Restaurierung der Bücher wird noch viele Jahre dauern.

1.18 Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg standen der Bibliothek nur geringe finanzielle Mittel für Erwerbungen zur Verfügung. Umso mehr ist man nun bestrebt, Bestandslücken durch Ankäufe aus Antiquariaten zu schließen. Der Bücherzuwachs geht auch heute zu rund 40 Prozent auf Geschenke zurück, wobei vor allem die Überlassung von Druckwerken durch Tiroler Verlage zu nennen ist. Sie stellt für das Ferdinandeum, das als privater Museumsverein das Pflichtexemplarrecht nicht in Anspruch nehmen kann, eine ganz wesentliche Grundlage der Tirolensien-Sammlung dar.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Zum Gesamtbestand, 192.926 Titel, zählen 2518 Hss. und 7769 Druckwerke des 15. bis 18. Jhs (52 Inkunabeln, 736 Titel des 16. Jhs, 1359 des 17. Jhs und 5622 des 18. Jhs), die der provisorische Katalog zum Handschriften- und Buchbestand bis einschließlich 1799 dokumentiert. Der Bestand des 19. Jhs wird derzeit - unter Berücksichtigung der 11.500 bereits im Fischnaler-Katalog angeführten Titel und Hochrechnungen der seither erworbenen Werke - mit ca. 20.000 Titeln angenommen. Darin nicht inbegriffen sind die handschriftlichen Nachlässe des 19. und 20. Jhs, 2504 periodische Schriften (Z-Signaturen) und die im Lesesaal bzw. Depot aufbewahrten unsignierten Zeitungen (s. u. 2.12).

2.2 Der Großteil der Druckwerke, rund 70 Prozent des Gesamtbestandes und 3593 der bis 1800 erschienenen Titel, ist in deutscher Sprache verfaßt. Aufgrund der Mehrsprachigkeit des Alten Tirol (des heutigen Sammelgebietes) fällt der Anteil der italienischsprachigen Druckwerke mit 15 Prozent (1410 Titel bis 1800) recht hoch aus. 10 Prozent (2677 bis 1800), vorwiegend wissenschaftliche und theologische Literatur, liegen in lateinischer Sprache vor. Die restlichen 5 Prozent verteilen sich auf Drucke in anderen Sprachen, die meist durch Schriftentausch ins Ferdinandeum gelangten. Unter den Werken bis 1800 befinden sich 55 französische, 5 altgriechische, je 3 spanische und englische, 2 in Romantsch sowie 16 Titel in hebräischer Sprache aus der hebräischen Druckerei in Riva (s. u. 2.10 ). Es wird auch versucht, das ladinische Schriftgut so vollständig wie möglich zu sammeln - 5 ladinische Titel datieren aus dem 18. Jh.

Systematische Übersicht

2.3 Bei der systematischen Zuordnung der Werke zu einzelnen Sachgebieten ist zu berücksichtigen, daß die Bücher in erster Linie aufgrund ihres Tirolbezuges erworben wurden. Dieser ist nicht nur thematisch, sondern - unabhängig vom gewählten Gegenstand - durch Tiroler Verfasser, Drucker/Verleger, bei Dramen durch einen Tiroler Aufführungsort gegeben und muß sich auch nicht auf das ganze Buch erstrecken. Darüber hinaus ist bei vielen Werken eine eindeutige Zuordnung nicht möglich. Die folgenden Titelzahlen geben eine systematische Gliederung des bis 1799 katalogisierten Bestandes nach Themenkreisen in Anlehnung an die erste Ordnung der Bibliothek. Aufgrund ihres besonderen Stellenwertes dominieren in den Erläuterungen dazu die Tirolensien.

2.4 Auf die Theologie entfallen 2350 Titel. Bei den 33 Inkunabeln, 314 Werken des 16. Jhs, 444 des 17. und 1559 des 18. Jhs handelt es sich vorwiegend um Gebetbücher und Breviere, Predigtliteratur, Konzilsberichte und Bruderschaftsdiplome. 1008 Titel (2 Inkunabeln, 96 Titel des 16. Jhs, 208 des 17. Jhs und 606 des 18. Jhs) ergeben Gesetzestexte, Erlässe und Verordnungen sowie die Fachliteratur zur Jurisprudenz. Den 876 Abhandlungen zur allgemeinen und europäischen Geschichte (10 Inkunabeln, 96 Titel des 16. Jhs, 164 des 17. Jhs und 606 des 18. Jhs) stehen 804 Titel zur Tiroler Geschichte gegenüber (22 des 16. Jhs, 78 des 17. Jhs und 704 des 18. Jhs).

2.5 392 Werke widmen sich den Naturwissenschaften (eine Inkunabel, 18 Titel des 16. Jhs, 52 des 17. und 321 des 18. Jhs). Hinzu kommen 217 Titel zur Geographie (18 des 16. Jhs, 61 des 17. und 138 des 18. Jhs). Medizin, Pharmazie und Veterinärmedizin sind mit insgesamt 304 Werken (42 des 16. Jhs, 56 des 17. Jhs und 206 des 18. Jhs) vertreten. Zur Philosophie finden sich 365 Titel (36 des 16. Jhs, 64 des 17. Jhs und 265 des 18. Jhs). Die Abteilung Belletristik enthält auch Wörterbücher, Schul- und Lesebücher, Grammatiken und Werke zur Rhetorik und Sprachwissenschaft, insgesamt 834 Titel (6 Inkunabeln, 57 Titel des 16. Jhs, 154 des 17. Jhs und 617 des 18. Jhs). 282 Titel (13 des 16. Jhs, 42 des 17. Jhs und 227 des 18. Jhs) befassen sich mit Musiktheorie und -praxis. Die ältesten Zeitungsausschnitte und Einzelnummern sind in 35 Titeln zusammengefaßt (4 des 17. Jhs und 31 des 18. Jhs). Unter den 78 Kalendern (je 11 des 16. Jhs und 17. Jhs, 56 des 18. Jhs) ist der von Ruprecht Höller gedruckte Almanach oder Tagbüchl gestelt auf das M.D.L.XVI. (Innsbruck 1566) von Paul Ottentaler der älteste. 234 Titel (13 des 16. Jhs, 21 des 17. Jhs und 200 des 18. Jhs) behandeln Kunst und Architektur.

2.6 Bei den ca. 20.000 Titeln des 19. Jhs dominieren jene zur Tiroler Landeskunde im weitesten Sinn. Einige Bestandsschwerpunkte können genannt werden. In größerem Umfang liegt Literatur über diverse (vorwiegend Tiroler) Persönlichkeiten aus Politik, Kunst, Kultur und Wissenschaft vor, deren Wirken in irgendeinem Zusammenhang mit Tirol steht. Die landeskundlichen Schriften betreffen die Gemeinden Tirols innerhalb der bis 1918 gültigen Landesgrenzen, d. h. in Nord-, Ost- und Südtirol und im Trentino. Die Literatur über Innsbruck ist in einem von Konrad Fischnaler angelegten Katalog besonders genau aufgeschlüsselt. Gut dokumentiert sind auch Südtirol-spezifische Themen nach 1918, z. B. die Optionsfrage, der Pariser Vertrag, die Entwicklung des Schulwesens, die Zweisprachigkeit bzw. der Fortbestand der deutschen Sprache. Aufgrund der bis 1918 gegebenen Verwaltungseinheit Vorarlbergs mit Tirol wurde auch Vorarlberg-Literatur gesammelt. Ein weiterer Themenkomplex ist die historische und kulturelle Vernetzung Tirols mit seinen Nachbarländern, vor allem den österreichischen Vorlanden, Bayern und Salzburg sowie Österreich im allgemeinen. Hinzu kommen Zeitungen und Zeitschriften, Aussstellungs- und Sammlungskataloge sowie Karten über Tirol oder tirolischer Provenienz. Zu den genannten Schwerpunkten liegen Sonderkataloge vor (s. u. 3.2).

2.7 Ein weiterer Sammlungsschwerpunkt der Bibliothek entsteht aus ihrer Aufgabe, alles zu dokumentieren, was in Tiroler Pressen gedruckt wurde. Dies prägte auch den Bestand der Inkunabeln und Frühdrucke. Zwar fehlt der erste nachweislich auf Tiroler Boden entstandene Druck (die deutschsprachige Fassung der Geschichte vom angeblichen Ritualmord am Knaben Simon von Trient, Trient 1475), doch ist man im Besitz der ein Jahr später tstandenen lateinischen Version, der Historia Simonis pueri (Trient: Hermann Schindeleyp 1476). Der vermutlich älteste auf Nordtiroler Boden tstandene Druck ist eine undatierte, wahrscheinlich durch einen wandernden Buchdrucker zwischen 1480 und 1484 entstandene Geschichte des Klosters Georgenberg und der dort verwahrten Heiligtümer, Das ist tafel des anefangs des wirdigen Closters und Apatie auff sant Jörgenberg im intal und Brixner bistumb und von dem loblichen heyltumb dz do ist und wirdigklich da gehalten wirt. Unter den Werken über Tirol ist Ulrich Molitors Tractatus ad illustrissimum principem d[omi]n[u]m Sigismundu[m] archiducem austrie Stirie carinthie etc. (1489) über das Hexenwesen eines der ältesten. Molitor, Prokurator des bischöflichen Hofgerichtes in Konstanz, wurde 1488 zum Rat Erzherzog Sigismunds (auch Herr über Tirol) ernannt und soll sein Buch dem am Hexenwesen interessierten Sigmund zugeeignet haben. Der Druckort dieser lateinischen Fassung (aus der Dipauli-Sammlung) ist ebenso unbekannt wie jener der unter dem Titel Hexen Meysterei (1544) erschienenen deutschen Übersetzung, die aus der Werner-Winkler-Bibliothek stammt.

2.8 Neben 3 Inkunabeln aus Trient sind auch 15 aus Venedig, 7 aus Augsburg, 3 aus Basel, je 2 aus Ulm und Straßburg und je eine aus Memmingen, Paris und Rom vorhanden. Bei den restlichen 17 lassen sich die Druckorte nicht feststellen. Hervorzuheben sind die 15 Drucke aus der Annenberger Bibliothek (s. o. 1.13), z. B. Cassiodorus' Historia tripartita libri XII (Augsburg: Schussler 1472), Wilhelm Paraldus' De fide, legibus et fidei sacramentis (Augsburg: Zainer o. J.) und Eusebius Pamphilius' De praeparatione evangelica. Georgis Trapezuntio interprete (Venedig: Leonhardus Aurl 1473).

2.9 Bei den Frühdrucken ist die erste auf Nordtiroler Boden arbeitende Offizin des Schwazer Gewerken Jörg Stöckl auf Schloß Sigmundslust mit 6 Titeln dokumentiert. Neben landesfürstlichen Druckaufträgen entstanden hier (von 1521 bis 1526) einige Werke des Humanistenkreises, der sich für kurze Zeit in Schwaz um den aus Südtirol gebürtigen Petrus Tritonius Athesinus (Peter Treibenraiff) zusammenfand, z. B. Johannes Cuefners Oratiuncula parenetica ad pueros in symposio coepulatione a puero recitata (1521), Ain andechtigs beetbuechlein, genannt die geistliche uebwung (1521), Petrus Tritonius' Von dem leben und gelächter Democriti (1521) und Hymnarius: durch das ganntz Jar verteutscht (1524). Nach dem Ende der Schwazer Offizin wurde auf Initiative von Georg Rösch von Geroldshausen die erste Druckerei in Innsbruck errichtet, die nach der Berufung Ruprecht Höllers 1547 kontinuierlich arbeitete. Von Höller ist eine Reihe von Drucken erhalten, z. B. Ein schön Christlich Betbüchlein (o. J.) und Ambrosius Jungs Ain nutzliche trostliche un kurtze undterrichtung, wie man sich in schwären Leuffen der Pestilentz halten solle (o. J.). Auch die Drucke von Höllers Nachfolgern als (Hof-)Buchdrucker in Innsbruck - Hans, David und Hieronymus Paur (Agricola) und (ab 1667) Michael Wagner - sind zahlreich vertreten, wobei insbesonders auf die nicht-inventarisierte Sammlung von Drucken aus der Buchdruckerei Wagner zu verweisen ist (s. o. 1.14).

2.10 Die seltenen hebräischen Frühdrucke der Sammlung stammen aus der zwischen 1558 und 1562 in Riva unter dem Schutz des Kardinals Christophil Madruz arbeitenden hebräischen Presse, deren Leiter der Rabbiner und Schulrektor Joseph Ottolinghi war. Finanziert wurde das Unternehmen durch den Arzt Jakob Marcaria, mit dessen Tod es sein jähes Ende fand. Von den 35 für Riva nachgewiesenen Titeln besitzt das Ferdinandeum 16. Als älteste Beispiele seien genannt: Halachot (1558) von Mordechai ben Hillel, ein philosophisches Werk von Meir Ibn Aldabi (1558), Novellen bzw. Talmuderklärungen (1559) von Rab-Rabbenu Nissim, Sefer Bar Sheshet (1559) von Isaac ben Sheshet, aber auch logische Schriften des Aristoteles nach den Kompendien des Averroes (1559, 1560).

Sondersammlungen

2.11 Die Bibliothek verwahrt als nicht katalogisierte, nur z. T. geordnete Sonderbestände, die interessierten Benützern jedoch zugänglich sind, eine Heiligen- und Wallfahrtsbildchen-Sammlung (alphabetisch nach Namen der Heiligen, tirolischen und nicht-tirolischen Wallfahrtsorten geordnet), eine Sterbebildchen- und Partezettel-Sammlung sowie - jeweils topographisch geordnet - Sammlungen von Bruderschafts- und Kongregationsdiplomen, Post- und Ansichtskarten, Kalendern und Exlibris. Unter diesen Konvoluten befinden sich viele Drucke aus der Zeit vor 1900, ihre Anzahl ist jedoch unbekannt.

2.12 Periodika. Die auf dem Tauschweg bezogenen Schriften bilden den Kern der Z-Signaturen-Reihe, die alle periodisch erscheinenden Druckwerke (Jahrbücher, Dorf-, Pfarr- und Bezirksblätter, Schuljahresberichte, Universitätsveröffentlichungen) umfaßt, derzeit 2500 Titel. Sammelziel ist es, alle lokalen tirolischen Blätter und wissenschaftlichen Zeitschriften mit Tirolbezug möglichst vollständig zu dokumentieren. Ältere Bestände befinden sich vor allem unter den 1515 nicht mehr durch neue Hefte ergänzten Zeitschriftentiteln. Hinzu kommen die im Lesesaal bzw. Depot aufliegenden Tages- und Wochenzeitungen ohne Signatur, die im Bundesland Tirol erscheinen. Jene Südtirols und des Trentino werden mit Einschränkungen gesammelt. Diese Periodika, insgesamt 166 Titel, bilden die Grundlage der Tirol-Dokumentation. Unter den historischen Blättern sind der Bote für Tirol und Vorarlberg (1813-1938, 1946 ff.), der Pustertaler Bote (1850-1917), die Innsbrucker Nachrichten (1854-1954), der Feldkircher Anzeiger (1869) und Il Racogliatore (1880-1890).

2.13 Von rund 7000 Autographen sind das Radetzky-Album (um die Mitte des 19. Jhs angelegte Sammlung von Autographen bekannter Persönlichkeiten) und eine tirolische Autographensammlung hervorzuheben. Die von Konrad Fischnaler angelegte Wappenkartei gehört zu den am meisten benützten Sonderbeständen des Museums. Die alphabetisch geordneten Beschreibungen von mehreren tausend Familienwappen entstanden als Skizzensammlung zum 6 Bde umfassenden Wappenschlüssel Fischnalers, dem Wappenschlüssel für Tirol, Vorarlberg und Nachbargebiete (Innsbruck 1938-1941, Bd 7, 1951, hrsg. von Klemens M. Mayr). Eine Prospekte-Sammlung enthält vor allem im Rahmen der Fremdenverkehrswerbung ausgegebenes Druckmaterial (nach Orten geordnet).

2.14 Zu den bislang nur teilweise aufgearbeiteten Beständen zählen Flugblätter, eine Briefkopfsammlung, Visiten- und Glückwunschkarten, Promotions- und Heiratsanzeigen, Hausinschriften und Speisekarten. Die Bibliothek besitzt außerdem mehr als 250 Nachlässe bzw. Teilnachlässe von vorwiegend aus Tirol stammenden Persönlichkeiten. Mit der systematischen Aufarbeitung dieses drittgrößten Nachlaßbestandes in einer österreichischen Bibliothek wurde 1992 begonnen.

3.KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Großer Zettelkatalog

[alphabetischer Nominalkatalog nach hauseigenen Regeln, eingeführt von Konrad Fischnaler um die Jahrhundertwende, thält alle selbständig erschienenen Publikationen, Drucke wie Hss., bis auf wenige Einzelwerke aus dem Dipauli-Bestand; viele Mehrfachverzettelungen]

Personenkatalog

[Teil des kleinen Zettelkatalogs, nach hauseigenen Regeln, thält alle unselbständig erschienenen Werke sowie Literatur über diverse (vorwiegend Tiroler) Persönlichkeiten aus Politik, Kunst, Kultur und Wissenschaft, deren Wirken in irgendeinem Zusammenhang zu Tirol steht; nach dem phonetischen Alphabet geordnet, innerhalb einer Schlagwortgruppe chronologisches Prinzip; enthält auch Hinweise auf Nachrufe]

Ortskatalog

[Teil des kleinen Zettelkatalogs, nach hauseigenen Regeln; erschließt landeskundliche Schriften in alphabetischer Ordnung nach den Gemeinden Tirols innerhalb der bis 1918 gültigen Landesgrenzen, d. h. Gemeinden Nord-, Ost-, Südtirols sowie des Trentino. Die besonders genau aufgeschlüsselte Dokumentation von Innsbruck, angelegt von Konrad Fischnaler, entstand zunächst als Bandkatalog, ehe auf den Zettelkatalog übergewechselt wurde.]

Schlagwortkatalog

[Zettelkatalog zum Gesamtbestand, nach alphabetisch geordneten, derzeit rund 1200 Schlagwort-Gruppen, nach hauseigenen Regeln]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Standortkatalog der Handbibliothek

[alphabetischer Verfasserkatalog in Zettelform zu den im Lesesaal aufgestellten Werken, nach hauseigenen Regeln]

Zeitungsbestand-Katalog

[alphabetischer Standort-Zettelkatalog zu Zeitungen tirolischer Provenienz in Lesesaal und Speicher]

Zeitschriften-Katalog

[Zettelkatalog über die österreichischen Zeitschriften-Bestände (ab Signatur Z 1000) sowie die nach 1980 erworbenen in- und ausländischen Zeitschriften]

Vorarlberg-Katalog

[Zettelkatalog nach hauseigenen Regeln zur Vorarlberg-Literatur, tstanden aufgrund der bis 1918 gegebenen Verwaltungseinheit Vorarlbergs mit Tirol]

Südtirol-Katalog

[Zettelkatalog nach hauseigenen Regeln zur Literatur über Südtirol-spezifische Themen (nach 1918) als Ergänzung zum Schlagwortkatalog, z. B. Optionsfrage, Pariser Vertrag, Entwicklung des Schulwesens, Zweisprachigkeit bzw. Fortbestand der deutschen Sprache etc.]

Andere Länder-Katalog

[Zettelkatalog für Literatur (vorwiegend historische Landeskunde und Kunstgeschichte) zu historischen und kulturellen Vernetzungen Tirols mit seinen Nachbarländern, vor allem den österreichischen Vorlanden, Bayern und Salzburg sowie Österreich im allgemeinen]

Kataloge-Katalog

[Zettelkatalog nach hauseigenen Regeln, erschließt Ausstellungs- und Sammlungskataloge nach chronologischen (Erscheinungs- bzw. Ausstellungsjahr), geographischen (Ausstellungsort) und alphabetischen (Künstlernamen bzw. Ausstellungsgegenstand) Aspekten]

Musikalienkatalog

[alphabetischer Zettelkatalog zu Noten-Drucken und -Hss. der Musiksammlung; die in den Bibliotheksbestand integrierten Noten sind nur teilweise erfaßt]

Katalog der Kartensammlung

[Zettelkatalog, erschließt Kartenbestand nach geographischen, chronologischen und thematischen Aspekten sowie nach Namen der Maler, Stecher, Drucker, Verleger. Der Katalog ist den Historischen Sammlungen zugehörig, kann jedoch in der Bibliothek eingesehen werden.]

Urkunden-Katalog

[chronologisch geordneter Zettelkatalog zum Urkundenbestand; Teil der Historischen Sammlungen, jedoch in der Bibliothek einsehbar]

Dipauliana-Katalog

[hschr. Bandkatalog zum Bestand der Bibliothek des Andreas di Pauli, vermutlich auch von ihm angelegt, alpabetischer Nominalkatalog nach hauseigenen Regeln, trennt nicht zwischen Hss. und Drucken]

Schadelbauer, Karl: Die Kleinst-Bände der Dipauliana. Ein Bücherverzeichnis (Band 1 bis 100, 101 bis 200). 2 Bde. Innsbruck 1957, 1958 (Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Innsbruck, 14 und 17)

Innsbruck-Dokumentation

[hschr. Bandkatalog, angelegt von Konrad Fischnaler zum Schrifttum mit Innsbruck-Bezug, Vorlage für den Innsbruck-Teil des Ortskataloges, s. o. 3.1]

Provisorischer Katalog der Handschriften

[zum Handschriftenbestand vom 9. Jh bis zur Gegenwart, 7 Bde in chronologischer, 6 Bde in alphabetischer Ordnung]

Provisorischer Katalog der Drucke bis 1799

[15 Bde in chronologischer, 14 Bde in alphabetischer Ordnung]

3.3 Historische Kataloge

Karpe-Katalog

[hschr. Bandkatalog in 2 Teilen, von Franz Karpe 1829 begonnen, weitergeführt bis zur Übersiedlung der Bibliothek um die Mitte des 19. Jhs; besteht aus Nominalkatalog (2 Bde) und Sachkatalog (10 Bde, innerhalb der Sachgebiete alphabetische Ordnung; Angabe des Aufstellungsortes nach Kasten, Stelle und Platz; pro Sachgebiet - mit einer Ausnahme - ein separater Kasten)]

Ficker-Durig-Katalog

[hschr. Bandkatalog in 3 Teilen, alphabetische Ordnung, verzeichnet nicht nur eigenständige Publikationen, sondern auch Zeitungsbeiträge und Aufsätze in Zeitschriften; bis zum Fischnaler-Katalog um 1900 weitergeführtes Bestandsverzeichnis]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Hausarchiv mit Akten des Vereins Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum [enthält den gesamten Schriftverkehr des Ferdinandeums seit seiner Gründung bis zur Gegenwart, nach Jahren geordnet, auch die Sitzungsprotokolle zu Gründungskonzept, Organisation und Ausbau des Museums und der Bibliothek (antiquarische Ankäufe, Verkauf von Dubletten oder thematisch unpassender Bücher, Tauschverkehr etc.), Erwerbungs- und Vormerkbücher]

Tauschpartnerbücher [hschr. Unterlagen zum Zeitschriftentausch]

Besucherbücher [enthalten Unterschriften der Besucher des Museums und der Bibliothek, vor allem in den ersten Jahren gleichsam aus Rechtfertigungsgründen für die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit der Errichtung des Instituts geführt]

4.2 Darstellungen

Egg, Erich: Chronik des Ferdinandeum 1823 bis 1973. In: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 53 (1973) S. 5-93 [aus Anlaß des 150jährigen Bestehens des Museumsvereins]

F(ischnaler), C(onrad): Bericht über die Sammlungen des k.k. Statthaltereirathes Johann Wieser. Anhang zu dem speciellen Ausweise über die Vermehrung der Sammlungen des Ferdinandeum im Jahre 1886. In: Zeitschrift des Ferdinandeum 31 (1887) S. 242-265

Jahresberichte des Tiroler Museum Ferdinandeum 1823 ff. Innsbruck 1824 ff. [jährlich erschienen; enthalten Protokolle der Generalversammlungen, Mitgliederverzeichnisse und Erwerbungslisten, die jedem Mitglied des Vereins zugesandt wurden und die Erwerbungen der Sammlungsobjekte dokumentieren. Der Bücherzuwachs wurde nur in den Anfangsjahren detailliert aufgeschlüsselt, später zumeist in Auswahl angeführt.]

Kurze Uebersicht der in den Sälen des Ferdinandeums aufbewahrten Sammlungen. Innsbruck 1838 [zur Bibliothek in den Räumen des k.k. Lyzeums]

Schlorhaufer, Bettina: Zur Geschichte eines Regionalmuseums der Donaumonarchie im Vormärz. Der Verein des Tiroler Nationalmuseums Ferdinandeum 1823-1848. Innsbruck 1988 (Diss.)

Schlorhaufer, Bettina: Museumsraum Provinz. Die Gründung des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und sein gesellschaftspolitisches Umfeld. In: Gottfried Fliedl (Hrsg.): Museumsraum. Museumszeit. Zur Geschichte des Österreichischen Museums- und Ausstellungswesens. Wien 1992, S. 31-48

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Kostenzer, Otto: 150 Jahre Bibliothek des Ferdinandeums. Handschriften-Drucke-Karten-Genealogie-Heraldik-Siegel. Katalog zur Ausstellung. Innsbruck 1973

Schadelbauer, Karl: Die Annenberger Bücherei und ihre Handschriften über die Notariatslehre. In: Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum 12 (1932) S. 197-206

Stand: Mai 1993

Ellen Hastaba


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.