FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Slowakische Republik > Topol'cianky [Klein-Topoltschan]

Zámocká kniznica

Schloßbibliothek


Adresse. Zámok Topol'cianky, 951 93 Topol'cianky
Telefon. (0814) 8 11 11
Telefax. (0814) 8 18 63

Unterhaltsträger. Jednotný majetkový fond [Einheitlicher Eigentumsfonds]
Funktionen. Historische Schloßbibliothek als Teil der Musealsammlungen im Schloß, Forschungsbibliothek.
Sammelgebiete. Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, Naturwissenschaften. - Der Altbestand wird seit 1918 nicht mehr ergänzt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: für angemeldete Benutzer täglich 11-17 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. - Busverbindungen von Bratislava, Banská Bystrica, Zvolen und Košice bis Zlaté Moravce; von dort mehrmals täglich Busverbindung nach Topol'cianky (5 km). Das Schloß befindet sich in der Ortsmitte. - Von Bratislava E 571 über Nitra bis Zlaté Moravce, dann Landstraße Nr. 511 bis Topol'cianky. Parkmöglichkeiten beim Schloß.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde 1806 von Graf Ján Keglevic (Keglevich, 1786-1856) bereits während seiner Tätigkeit als Rechtspraktikant der ungarischen Hofkanzlei in Wien gegründet. In seinem Wiener Palais hatte er sich eine Bibliothek mit anfänglich ca. 3000 Bdn aufgebaut, die er bis zu seinem Tod kontinuierlich erweiterte. Die Bücher erwarb er nicht nur in Buchhandlungen, sondern auch auf Auktionen und in Antiquariaten. Dies belegen zahlreiche Provenienzvermerke und Exlibris aufgelöster Klöster in Praha [Prag], Wien und anderen Städten aus dem Gebiet der ehemaligen Habsburgermonarchie sowie aus verschiedenen deutschen Städten. Von den bemerkenswerten internationalen Akquisetätigkeiten des Grafen zeugt auch sein in der Bibliothek erhaltener Reisepaß aus dem Jahre 1816, der ca. 30 Polizeistempel von Städten in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Italien u. a. enthält. Auf der Suche nach Kunstgegenständen und Büchern reiste der Graf in jenem Jahr vier Monate durch Europa.

1.2 Ján Keglevic wurde 1825 Obergespan von Tekov und kehrte von Wien auf sein Schloß in Topol'cianky zurück. Auch die Bibliothek, die zu jener Zeit bereits an die 10.000 Bde umfaßte, wurde als wertvollstes Vermögen des Grafen hierher überführt. Im Schloß wurde ein Bibliotheksraum im Biedermeierstil eingerichtet, in dem Keglevic ähnliche Bücherschränke wie in Wien installieren und die Bücher in systematischer Ordnung aufstellen ließ. Der in dieser Zeit zusammengestellte Katalog der Bibliothek wurde bis 1857 weitergeführt (s. u. 3.2). Auch die Ausschmückung der Bibliothek stammt aus dieser Zeit, d. h. vom Ende der zwanziger und vom Anfang der dreißiger Jahre des 19. Jhs. Der Raum und die Bestandsordnung sind bis heute in ihrem Originalzustand erhalten. Ján Keglevics Sohn Štefan (1840-1905) ergänzte die Bibliothek, wenn auch nicht mehr so systematisch wie sein Vater, bis 1890. Allerdings sorgte er nicht mehr für die Fortführung des Katalogs.

1.3 Seit 1890 ergänzten die letzten Schloßherren aus der erzherzöglichen Familie der Habsburger die Bibliothek. Sie hatten Štefan Keglevic das Anwesen einschließlich der Bibliothek abgekauft. Unter den Habsburgern wuchs die Sammlung bis Ende 1918, als die Familie ins Exil gehen mußte, auf mehr als 14.000 Bde an. Hierher gelangten - vermutlich nach dem Tod Josephs von Habsburg im Jahre 1905 - z. B. auch Bücher aus dem Habsburger-Schloß im ungarischen Alcsúth (ca. 2000 Bde; Verzeichnis s. u. 3.2). In der neugegründeten Tschechoslowakei wurde das Schloß im Jahre 1918 verstaatlicht und diente als Sommerresidenz der Staatspräsidenten. Die Bibliothek wurde geschlossen und nicht mehr ergänzt. Seitdem gingen mehr als 100 Bde verloren, meistens ungarische Belletristik, Militaria und Jagdliteratur, weiterhin 6 Bde aus dem 16. Jh und ein seltenes Exemplar des Index librorum prohibitorum aus dem 18. Jh. Heute ist die Bibliothek nur noch Wissenschaftlern zu Forschungszwecken zugänglich.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestandsangaben der folgenden Beschreibung wurden ermittelt durch einen Vergleich des letzten Hauptkatalogs aus dem Jahre 1913 mit dem Inventarverzeichnis des Schlosses einschließlich Bibliothek aus dem Jahre 1951 sowie durch Auszählung.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek umfaßt ca. 7500 Titel in 14.330 Bdn. Davon zählen 5704 Titel zum historischen Bestand bis 1900. Dieser gliedert sich in 7 Inkunabeln (Venedig 5, Heidelberg und Leipzig je eine), 48 Titel des 16. Jhs, 98 des 17. Jhs, 704 des 18. Jhs und 4847 des 19. Jhs.

2.3 Etwa die Hälfte des Gesamtbestandes (ca. 3200 Titel) liegt in deutscher Sprache vor, gefolgt von ca. 1800 französischen Titeln (ca. 24 Prozent). In ungarischer Sprache sind ca. 1200 Titel (16 Prozent), in lateinischer 489 (6,5 Prozent), in glischer 282 (3,8 Prozent), in italienischer 146 (2 Prozent) und in Altgriechisch 52 Titel. Andere Sprachen sind jeweils nur mit einzelnen Titeln vertreten (Spanisch, Tschechisch, Rumänisch, Kroatisch sowie mehrsprachige Werke). Die Sprachen verteilen sich auf alle Abteilungen der Bibliothek. Sprachlich geschlossene Einheiten bilden jedoch die Sammlungen französischer und deutscher Literatur (jeweils mehr als 1700 Bde; s. u. 2.20, 2.27 , 2.28). Bücher in slowakischer Sprache sind nicht im Bestand.

2.4 Die in deutscher Sprache erschienenen, aus Deutschland stammenden oder von deutschen Autoren verfaßten Bücher stellen den bedeutendsten Teil der Bibliothek dar. Sie wurden gedruckt in Aachen, Altenburg, Altona, Ansbach, Augsburg, Bamberg, Berlin, Bernburg, Bielefeld, Bonn, Brandenburg, Braunschweig, Bremen, Celle, Chemnitz, Clausthal, Coburg, Darmstadt, Dessau, Dresden, Düsseldorf, Einsiedeln, Eisleben, Enns, Erlangen, Erfurt, Essen, Frankenthal, Frankfurt a. M., Frauenfeld, Freiberg, Freiburg i. Br., Fulda, Gera, Gießen, Glogau, Gotha, Göschenen, Göttingen, Halberstadt, Halle, Hamburg, Hanau, Hannover, Heidelberg, Heilbronn, Hof, Ilmenau, Ingolstadt, Jena, Karlsruhe, Kassel, Kempten, Kiel, Koblenz, Köln, Konstanz, Korneuburg, Köthen, Kreibitz, Landshut, Leipzig, Lemgo, Ludwigsburg, Magdeburg, Mainz, Mannheim, Marburg, Meißen, München, Münster, Neudamm, Neustadt, Neutomischl, Neuwied, Nordhausen, Nördlingen, Nürnberg, Paderborn, Passau, Penig, Pirna, Potsdam, Rathenow, Regensburg, Reutlingen, Rostock, Rothenburg, Sangerhausen, Schneeberg, Schnepfenthal, Sondershausen, Stralsund, Stuttgart, Sulzbach, Trier, Tübingen, Tuttlingen, Weimar, Weißensee, Westheim, Wittenberg, Wörishofen, Würzburg, Zeitz, Züllichau, Zweibrücken und Zwickau.

2.5 Die auf dem Gebiet Österreichs gedruckten Bücher stammen aus Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Wien. Druckorte auf dem Gebiet der Schweiz sind Aarau, Basel, Bern, Chur, St. Gallen, Luzern, Schaffhausen, Yverdon und Zürich. In geringerer Zahl kommen Druckorte des benachbarten europäischen Auslandes vor, z. B. Praha [Prag], Brno [Brünn], Hradec Králové [Königgrätz], Litomerice [Leitmeritz], Olomouc [Olmütz], Opava [Troppau], Znojma [Znaim], Gdansk [Danzig], Leszno [Lissa], Wroclaw [Breslau], Opole [Oppeln], Legnica [Liegnitz], Tešín [Cieszyn, Teschen], Sibiu [Hermannstadt], Riga, Kaliningrad [Königsberg] und Ljubljana [Laibach]. Bemerkenswert aufgrund ihres multinationalen kulturellen Hintergrunds sind Drucke aus slowakischen und ungarischen Städten, z. B. aus Bratislava [Preßburg], Košice [Kaschau], Bardejov [Bartfeld], Budapest, Levoca [Leutschau], Sopron [Ödenburg] und Somogy. Hierunter finden sich auch die Werke slowakischer Autoren, die ausschließlich in lateinischer, deutscher und ungarischer Sprache vorliegen.

Systematische Übersicht

2.6 Die ursprüngliche systematische Ordnung der Bibliothek wurde beibehalten und gliedert den Bestand in 23 Abteilungen, die im Katalog von 1913 (s. u. 3.2) mit Großbuchstaben (A-Z) sowie teils lateinischen, teils deutschen Bezeichnungen versehen sind.

2.7 Die Abteilung Philologia (A) umfaßt 127 Titel (181 Bde), darunter 55 Germanica (13 Titel aus dem 18. Jh, die übrigen 42 Titel aus der ersten Hälfte des 19. Jhs). Den Bestand bilden größtenteils Wörterbücher, Grammatiken, Chrestomathien und Konversationsbücher zu verschiedenen Sprachen, darunter auch Arabisch, Persisch und Türkisch. In zwei Ausgaben findet sich Adelungs Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der Hochdeutschen Mundart (Leipzig 1774-1786, Wien 1807-1808). Ein Kuriosum stellt der Titel Czigány Nyelvtan (Budapest 1888) dar, eine Grammatik der Zigeunersprache, die auch in der deutschen Ausgabe (Budapest 1902) vorliegt. Verfaßt wurde sie von Erzherzog Joseph von Habsburg, der sich wissenschaftlich mit der Zigeunersprache und mit der Zigeunerkultur allgemein beschäftigte.

2.8 Die Abteilung Encyklopedia (B; 37 Titel, 284 Bde) schließt 23 Germanica

 ein  (18. Jh  3,
erste Hälfte 19. Jh 20). Neben Louis Moreris Le Grand Dictionnaire Historique (Amsterdam, Leiden, La Haye und Utrecht 1740) und der Erstausgabe von d'Alemberts und Diderots Encyclopédie (Lausanne und Bern 1780-1782) sind vor allem deutsche Titel vertreten, so Brockhaus' Conversations-Lexikon (Leipzig 1832-1834), Heinrich August Pierers Universal-Lexikon (Altenburg 1849-1852), die Österreichische National-Encyklopädie (Wien 1835-1837), Antonia Wutkas Encyclopädie für die weibliche Jugend (Wien 1815-1816, Bde 1 und 2 fehlen), Johann Friedrich Gauhes Des Heiligen Römischen Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexikon (Leipzig 1740-1747), Carl Schmutz' Historisch Topographisches Lexicon von Steyermark (Graz 1822-1823), Benjamin Hederichs Reales Schul-Lexicon (Leipzig 1731), Siebenbürgens geographisch-topographisch-statistisch-hydrographisch- und orthographisches Lexikon (Wien 1839) von Ignaz Lenk von Treuenfeld, Mähren - topographisch, statistisch und historisch geschildert von Gregor Wolny (Brünn 1838) und Chrysostomus Hanthalers Recencus diplomatico-genealogicus (Wien 1819).

2.9 Die Abteilung Theologia (C) umfaßt Werke zur Kirchengeschichte, Heiligenviten und polemische Schriften insbesondere aus der Zeit des 1. Vatikanischen Konzils (1869/70). Es finden sich insgesamt 261 Titel in 453 Bdn, davon sind 84 Germanica (17. Jh 4, 18. Jh 24, 19. Jh 56). Hierher gehören auch die meisten der von Kotvan (s. u. 3.1) verzeichneten Inkunabeln der Sammlung, darunter auch die deutschen Drucke Johannes a Deo Cartusianus, Opuscula (Heidelberg: Heinrich Knoblochtzer 1489) und Johannes Tauler, Sermonen und Historia (Leipzig: Konrad Kachelofen 1498). Nennenswert sind ferner eine Wiener Ausgabe von Friedrich Leopold von Stolbergs Geschichte der Religion Jesu Christi (1816-1818) sowie eine deutsche Übersetzung des Koran durch L. Allman (Bielefeld und Leipzig 1877).

2.10 Von insgesamt 65 Titeln (268 Bdn) der Abteilung Philosophia (D) sind 51 Titel Germanica. Unter den vom Ende des 18. und aus der ersten Hälfte des 19. Jhs stammenden Titeln sind z. B. Herders Sämmtliche Werke (23 Bde, Wien 1813), einige Werke Kants, Schlegels, Schellings und Moses Mendelssohns sowie 12 Bde von Sigmund von Storchenaus Philosophie der Religion (Wien 1807). Besonders umfangreich sind die Werke Voltaires und Rousseaus vertreten (zusammen 140 Bde).

2.11 Mit 768 Titeln (1727 Bdn) ist die Abteilung Historia (E) die zweitumfangreichste und sprachlich die vielfältigste. Auch inhaltlich ist diese Abteilung breit gefächert. Neben den überwiegend historiographischen Publikationen liegen Memoiren vor, besonders aus der Zeit der Französischen Revolution, der Zeit Napoleons und der Restauration der Bourbonen. Diese Werke sind zumeist in französischer Sprache verfaßt. Darüber hinaus sind fast alle Länder Europas, aber auch Länder Asiens, Afrikas und Amerikas mit ihrer Geschichte vertreten. Vorhanden sind 402 Germanica des 16. bis 19. Jhs. Das 16. Jh vertreten Halsgericht unter Karl V. (Frankfurt a. M. 1558), Johannes Adelphus, Barbarossa (Straßburg 1527), Johann Pomarius, Chronica der Sachsen (Wittenberg 1589), Nicodemus Frischlin, Sieben Bücher, von der fürstlichen Würtembergischen Hochzeit (Tübingen 1578) sowie Historien der Königkreich, Hispannien, Portugal und Aphrica (München 1589) aus dem Italienischen übersetzt durch Albrecht Fürst. Aus dem 17. Jh stammen 10 deutsche Titel, aus dem 18. Jh 65; die restlichen sind aus dem 19. Jh, besonders aus dessen erster Hälfte. Bemerkenswerte mehrbändige Publikationen sind Joseph Hormayrs Taschenbuch für die vaterländische Geschichte (Wien, Leipzig, Berlin und München 1820-1847) und Justus Perthes' Gothaisches genealogisches Taschenbuch (1830-1913, unvollständig).

2.12 Ebenfalls umfangreich ist die Abteilung Geographia (F) mit 824 Titeln in 1391 Bdn, darunter 486 Germanica von 1700 bis 1918. Neben topographischen und kartographischen Werken (Landkarten, Atlanten), Reisetagebüchern und Reisebeschreibungen aus aller Welt finden sich deutsche und italienische Stadt-, Museums- und Galerieführer sowie touristische Wanderhefte. Ein Teil dieser Werke ist illustriert, seit Mitte des 19. Jhs auch durch Photographien. Zahlreiche Bücher besitzen aufwendig gestaltete Einbände.

2.13 Unter 156 Titeln (206 Bdn) der Abteilung Paedagogia (G) sind 50 Germanica. Den Bestand bilden zumeist Lehrbücher zu Fremdsprachen und Naturwissenschaften, lateinische und griechische Chrestomathien sowie Auswahlausgaben antiker Autoren für den Schulgebrauch. Hinzu kommen Fabel- und Märchensammlungen für Kinder sowie Bilderbücher, größtenteils aus dem 19. Jh.

2.14 Die Abteilung Historia naturalis (H) umfaßt 234 Titel in 384 Bdn (143 Germanica) zu fast allen Gebieten der Naturwissenschaften. Die Botanik, die Ján Keglevic besonders interessierte, dominiert im Bestand gefolgt von Ornithologie und Ichthyologie. Hierzu liegen Atlanten vor, meist in französischen Didot-Ausgaben vom Anfang des 19. Jhs mit farbigen Illustrationen. Unter den Autoren finden sich Buffon, Linné, Leopold Trattinick, Paul Kitaibel, Alexander von Humboldt, Nicolas Joseph Jacquin und Joseph F. Jacquin.

2.15 Im ältesten Katalog wird das Fach Landwirtschaft als Oeconomia (I) geführt. 472 Titel (602 Bde) der Abteilung schließen 320 Germanica ein. Etwa 180 Germanica stammen aus dem 18. und aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, der Rest aus dem frühen 20. Jh. Einen großen Anteil haben Handbücher zur Pflanzen- und Tierzucht. Gut vertreten sind außerdem Werke zu Landwirtschaft, Weinanbau - darunter auch der Aufruf an die Weinbergbesitzer Ungarns behufs Gründung einer Landes-Genossenschaft für Weinbau von Štefan Keglevic (Budapest 1882) -, Bienenzucht, Milchwirtschaft, Gartenbau, Blumenzucht, Obst-, Gemüse- und Tabakanbau sowie Forstwirtschaft. Hier eingeordnet finden sich auch einige Atlanten über Vögel sowie über Rosen, Pelargonien und andere Blumen. Relativ viele Handbücher zu Ziergartenbau und Parkanlagen aus der ersten Hälfte des 19. Jhs gehen auf die Zeit zurück als Ján Keglevic den Südflügel des Schlosses bauen ließ (1818-1825) und den Park erweiterte. Unter diesen Titeln ist auch Fürst Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskaus Andeutungen über Landschaftsgärtnerei (Stuttgart 1834). Den Bestand ergänzen Zeitschriften und andere Periodika, z. B. Oekonomische Neuigkeiten (Prag 1822-1826), die Illustrierte Garten-Zeitung (Stuttgart 1861-1866) und das Ideenmagazin für Liebhaber von Gärten (40 Hefte, Leipzig 1798-1806), in Deutsch und Französisch. Ferner liegen statistische Publikationen verschiedener Art sowohl in deutscher als auch in ungarischer Sprache vor, in erster Linie aus der zweiten Hälfte des 19. und vom Anfang des 20. Jhs. Ein Teil der Sammlung ist aufwendig und farbig illustriert.

2.16 Als Auctores classici (J) werden sowohl antike griechische und römische Klassiker als auch Neulateiner der Renaissance wie Hutten, Heinsius, Erasmus u. a. eingeordnet. Werke von Homer, Cicero, Horaz, Vergil, Tibull und Sueton finden sich sowohl im Original als auch in deutschen Übersetzungen (in Ausgaben aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs). Die Abteilung umfaßt insgesamt 216 Titel in 316 Bdn (16. Jh 14 Titel, 17. Jh 19, 18. Jh 72, 19. Jh 111). Die meisten Übersetzungen liegen in Ausgaben von Trattner oder als sogenannte Bipontum-Drucke aus Zweibrücken vom Ende des 18. Jhs vor.

2.17 In der Abteilung Romanische und englische Sprachen (K; 263 Titel, 449 Bde) finden sich überwiegend glische und italienische Titel, aber auch solche in spanischer Sprache (Gedichte, Romane, Schauspiele). Einige spanische Titel tragen persönliche Widmungen der Autoren für Erzherzog Joseph August und Erzherzogin Augusta von Habsburg. Einen Teil des Bestandes bilden Übersetzungen von Werken der erwähnten drei Nationalliteraturen ins Deutsche, Französische und Ungarische (z. B. Werke von Shakespeare, Milton, Byron, Bulwer, Scott und Poe). Die italienischen Titel wurden größtenteils auch in Italien gedruckt, die meisten englischen Titel jedoch in Paris und Leipzig, nur ein kleinerer Teil in London und anderen europäischen Städten.

2.18 Die kleine Abteilung Ars medica (L) ist der Medizin und dem Gesundheitswesen gewidmet. Von insgesamt 124 Titeln (131 Bde) sind 55 Germanica. Vier kleinere Schriften zur Balneologie von Sebastian Kneipp aus Wörishofen erscheinen besonders bemerkenswert.

2.19 Zur Abteilung Jurisprudentia (M) wurde juristische mit staatswissenschaftlicher und politischer Literatur zusammengefaßt (230 Titel, 351 Bde). Die meisten Titel liegen in ungarischer Sprache vor und betreffen besonders das politische Leben im historischen Ungarn der zweiten Hälfte des 19. und am Anfang des 20. Jhs. Neben lateinischen Schriften liegen 76 Titel in deutscher Sprache vor. Aus dem 18. Jh sind erhalten Ludovicus Engel, Ius Canonicum (Wien 1761), Stephan Werbocz, Corpus juris Hungarici (Buda 1779 und 1844), Hugo Grotius, De jure belli ac pacis (Leipzig 1758), Joseph Joannes Nepomuk Pehem, Praelectionum in Jus Ecclesiasticum Universum (Wien 1791), Karl von Martini, Lehrbegriff des Naturrechts (Wien 1797) und Georg Rasp, Erläuterungen des Lehrbegriffs des Naturrechts (Wien 1794). Das 19. Jh vertreten Titel wie der Code Napoléon (Paris und Straßburg 1808), der Codex diplomaticus Hungariae von Georg Fejér (24 Bde, Buda 1829-1842), das Corpus Juris Civilis (Berlin 1899) und das Corpus Iuris Canonici (Leipzig 1879-1881).

2.20 Als umfangreichster Einzelbestand umfaßt die Abteilung Französische Romane und Dichter (N) 1120 Titel in 1810 Bdn. Vorhanden sind Werkausgaben von Victor Hugo, Balzac, Maupassant, Sue und auch von einigen weniger bekannten populären Autoren des 19. Jhs (z. B. Paul de Kock). Der Bestand erschien von der zweiten Hälfte des 18. Jhs bis zum Anfang des 20. Jhs. Häufige Druckorte sind Paris und Brüssel, es finden sich aber auch deutsche Ausgaben (Leipzig). Erwähnenswert sind Ausgaben der Schriften von Voltaire, Rousseau, Racine, Molière und Montesquieu in luxuriöser Ausstattung. Die Abteilung enthält überdies zahlreiche Memoiren, z. B. von Madame de Genlis, Madame de Stael und George Sand. Übersetzungen fremdsprachiger Schöner Literatur ins Französische, beispielsweise von Dostoevskij, Turgenev und Sienkiewicz, sind seltener vertreten.

2.21 Unter der Bezeichnung Dietalia (O) sind in einer Abteilung mit insgesamt 451 Bdn die Protokolle der ungarischen Landtage von der Mitte des 18. Jhs bis in die sechziger Jahre des 19. Jhs aufgestellt. Die Protokolle erschienen anfangs in lateinischer Sprache, seit den dreißiger Jahren des 19. Jhs in lateinischer und ungarischer Sprache und seit den vierziger Jahren des 19. Jhs nur noch in ungarischer Sprache.

2.22 Bei den Periodica (P) sind 20 der insgesamt 64 Titel deutschsprachig. Einige vollständige Reihen sind gebunden, unvollständige Jahrgänge finden sich in Heften, so Unsere Zeit (Stuttgart 1829) in 131 Heften, Die Geschichte unserer Tage (Stuttgart 1830) in 57 Heften, Das Ausland (München 1831-1844) in 20 Heften und die Blätter für literarische Unterhaltung (Weimar 1829-1844) in 26 Heften. Die meisten Titel stammen aus dem 19. und vom Anfang des 20. Jhs; das 18. Jh vertritt nur das Ungarische Magazin (Preßburg 1782-1783). Einige Periodika liegen in französischer und glischer Sprache vor, 21 Periodika in ungarischer.

2.23 Die Werke in der Abteilung Historia artium (Q) sind der Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft gewidmet. Von insgesamt 320 Titeln sind 128 Titel in deutscher Sprache verfaßt. Die meisten Ausgaben stammen aus dem 19. Jh, 24 Titel aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Ein Rarum und ältester Titel des Bestandes ist Kunstliche und aigendtliche bildtnussen der Rhömischen Keyseren (Zürich 1558) von Diethelm Keller. Zahlreiche Führer durch Museen, Galerien, Schlösser und bedeutende sakrale Gebäude in Europa, aber z. B. auch in Ägypten, liegen in deutscher, französischer und italienischer Sprache vor.

2.24 Zur Abteilung Diverse (R; 115 Titel, 197 Bde) gehören vor allem Kalender, Almanache, Jahrbücher, Denkschriften, Schematismen, Festschriften, Reden, Handbücher und Ausstellungskataloge. Die ältesten Drucke stammen aus dem 17. und 18. Jh, die meisten jedoch aus dem 19. Jh und vom Anfang des 20. Jhs. 46 Titel sind deutsch.

2.25 Die Abteilung Kriegswissenschaft (S) ist inhaltlich breit gefächert. So sind neben dem Militärwesen auch das Jagdwesen (100 Titel) und Sport vertreten. Von insgesamt 458 Titeln (530 Bde) sind 322 Titel deutsch. Es handelt sich vor allem um Drucke vom Ende des 19. Jhs und vom Anfang des 20. Jhs, als der Bibliotheksbestand von den Habsburgern ergänzt wurde. Dies betrifft in gleichem Maße Literatur aus den Gebieten Militärwesen und Jagdwesen. Der älteste Titel der Abteilung ist Flavius Vegetius Renatus, Vier Bücher der Ritterschaft (Augsburg 1534). Aus dem 17. Jh stammt Johann Franz Maldoneri, Synopsis militaris (Nürnberg 1637). Das 18. Jh ist mit nur wenigen Titeln vertreten, das 19. Jh hingegen mit zahlreichen Schlachtenbeschreibungen, Kriegsgeschichten, Revolutionsdarstellungen, Armeeschematismen und -geschichten sowie Memoiren und Kriegstagebüchern von Heerführern.

2.26 Die Abteilung Prachtwerke (T) versammelt besonders aufwendig und prachtvoll ausgestattete oder eingebundene Ausgaben. Von insgesamt 98 Titeln in 101 Bdn sind 56 Titel in deutscher Sprache. Fast alle Titel stammen aus den Jahren 1888 bis 1914. Es handelt sich überwiegend um Jubiläums- und Festschriften für Mitglieder der Habsburger Dynastie, die meisten für Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph I. Hier findet sich auch die Genealogische Stammtafel des Hauses Habsburg-Lothringen von 1892 (170 x 60 cm) mit farbigen Wappen der mit den Habsburgern verwandten Adelsgeschlechter und mit handschriftlichen Lebensdaten der Vorfahren seit Ende des 13. Jhs von Rudolph I. bis zum Kronprinzen Rudolph (1889). Ferner ist ein einzigartiges Album über die Kaiserin Elisabeth vorhanden, das nach deren Tod 1898 von ihrer Enkelin, der Erzherzogin Augusta, zusammengestellt wurde. Das Album enthält mehr als 500 Ansichtskarten, insbesondere Portraits der Kaiserin, sowie mehr als 100 Photographien der Kaiserin von ihrer Jugend bis zu ihrem Lebensende.

2.27 Die Bestände der Abteilung Deutsche Dichter (U; 296 Titel, 754 Bde) entsprechen nicht in vollem Umfang ihrer Bezeichnung, da hier auch Prosawerke wie Romane, Novellen, Reisebeschreibungen, literaturgeschichtliche Studien, Biographien u. a. aufgestellt sind. Die gesammelten Werke deutscher Klassiker sind teilweise in zwei bis drei verschiedenen Ausgaben vorhanden, darunter auch Erstausgaben. Am umfangreichsten vertreten sind Wieland (81 Bde, Wien 1797-1808; 36 Bde, Leipzig 1839; ferner Einzelausgaben) und Goethe (40 Bde, Stuttgart 1840; eine Quartausgabe, Stuttgart 1845). Hinzu kommen Werke von Schiller, Klopstock, Tieck, Carl Spindler (43 Bde), Joseph von Sonnenfels (10 Bde) und Ida Hahn-Hahn. Der überwiegende Teil der Drucke stammt aus dem 18. Jh. Ältester Titel ist Martin Opitz' Deutsche Poemata (Danzig 1640) gefolgt von Christian Gryphius' Poetische Wälder (Breslau und Leipzig 1718). Das 19. Jh vertreten Sämmtliche Gedichte der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg (Frankfurt und Leipzig 1803) sowie Christian von Stolbergs Die Weisse Frau (Berlin 1819). Übersetzungen fremdsprachiger Dichtung ins Deutsche sind nur wenige vorhanden, z. B. Kalidas Sakontala (Wien 1800) und Voltaires Semiramis (Wien 1764).

2.28 In der Abteilung Deutsche Romane (V) finden sich neben Romanen ebenfalls dramatische und poetische Werke, zudem zahlreiche Übersetzungen fremdsprachiger Literatur ins Deutsche. Die Abteilung umfaßt 476 Titel in 718 Bdn. Nur 15 Titel stammen vom Ende des 18. Jhs, die restlichen sind aus dem 19. und vom Anfang des 20. Jhs. In Übersetzungen liegen hier auch die Werke glischsprachiger Autoren vor (Scott, Cooper und Kipling). Am zahlreichsten sind Werke populärer deutschsprachiger Autoren vorhanden, wie Karl May, Carl Pichler und Ludwig Ganghofer.

2.29 Der Bestand der Abteilung Ungarische Literatur (Z) ist nahezu ausschließlich ungarischsprachig. Die Ausnahme bilden drei literaturgeschichtliche Werke zur ungarischen Literatur in lateinischer Sprache aus dem 19. Jh. Insgesamt 240 Titel in 303 Bdn wurden überwiegend Anfang des 20. Jhs gedruckt. Vertreten sind alle literarischen Genres, es überwiegt jedoch die ungarische Belletristik. Übersetzungen fremdsprachiger Literatur ins Ungarische ergänzen den Bestand.

Handschriften

2.30 Unter den Handschriften der Bibliothek finden sich einige hundert Stücke Korrespondenz, die Erzherzogin Augusta von ihrem Ehemann Erzherzog Joseph August in den Jahren 1893 bis 1918 zuerst in München und später in Topol'cianky erhielt. Weitere Briefe und Ansichtskarten stammen von ihren Eltern Leopold und Gisela, von ihren Brüdern Georg und Konrad (darunter auch Briefe von der Kriegsfront), von ihren Kindern, von der Schwiegermutter Klotilda und von Bekannten. Die Korrespondenz ist überwiegend in deutscher, ein Teil in französischer und italienischer Sprache verfaßt. Bei den insgesamt mehr als 1500 Stücken handelt es sich vermutlich um die gesamte erhaltene Korrespondenz der Erzherzogin, die separat vom übrigen Bestand aufbewahrt wird. Weiterhin liegt als handgeschriebene Tabelle der Größe 80 x 60 cm vor die Sammlung Zwey und Siebenzig der vornehmsten ...Schreib-Arten und Karacktern von Anfang der Welt bis auf gegenwärtige Zeiten nebst einem Schlüssel zu der Chinesischen Sprach ...durch M. C. von Rauner (Wien 1781). Unter den Handschriften findet sich auch die Beschreibung, die Graf Ján Keglevic von seiner viermonatigen Reise durch Deutschland, die Schweiz, Italien und Dalmatien im Jahre 1816 anfertigte.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Verzeichnis der Drucke des 16. Jhs

[in Zettelform; erstellt 1985 von Július Podhorný; ein Exemplar befindet sich in der Schloßbibliothek, ein weiteres in der Slowakischen Nationalbibliothek in Martin]

Kotvan, Imrich: Inkunábuly na Slovensku [Inkunabeln in der Slowakei]. Martin 1979

[erwähnt für die Schloßbibliothek 7 Titel]

Verzeichnis der Bücher aus der Bibliothek in Alcsúth (Ungarn)

[erstellt 1951; verzeichnet ungeordnet mehr als 2000 Einheiten aus dem Habsburger-Schloß in Alcsúth]

3.2 Historische Kataloge

Systematischer Katalog der Keglevichschen Schloßbibliothek

[hschr. Heft- und Blattkatalog; geführt von 1825 bis 1857; thält ausführliche Titelaufnahmen; gegliedert in 15 Hauptgruppen: Theologia; Philosophia; Historia; Geographia; Physica, Mathematica et Chymia; Ars medica; Jurisprudentia; Biographiae; Institutiones Grammaticae et Lexica; Encyclopedica opera; Opera de Artibus Picturae, Sculpturae, Aeri Incisoriae et aliis Sonantia; Oeconomia; Auctores Classici Graeci; Poemata Latina Medii et Recentioris Aevi; Poemata (Italica, Gallica, Germanica)]

Systematischer Katalog

[2 Bde in Folioformat; erstellt 1913 von Jószef Ferenczy; in Sachgruppen von A-Z gegliedert; in ungarischer Sprache]

Alphabetischer Verfasserkatalog

[hschr., in Zettelform; erstellt 1913 von Jószef Ferenczy; unvollständig und fehlerhaft]

Verzeichnis der Alten Drucke und Handschriften

[hschr.; zusammengestellt von Jószef Ferenczy]

4.DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Böckh, Franz Heinrich (Hrsg.): Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache. Dann Bücher-, Kunst- und Naturschätze und andere Sehenswürdigkeiten dieser Haupt- und Residenzstadt. Ein Handbuch für Einheimische und Fremde. Wien 1823 [S. 105-107: Keglevics von Buzin /Des Herrn Grafen Johann/ k.k. Kämmerers Bibliothek. Auf dem Schaumburger-Grunde Nr. 14 im gräflichen Palais]

[zum Bibliotheksinterieur und zu Teilbeständen]

Österreichische National-Enzyklopädie. Wien 1835, S. 174-177 [Stichwort Keglevich, Johann Graf; zum Bibliotheksinterieur sowie zu naturwissenschaftlichen Titeln und Reisebeschreibungen der Sammlung]

Stand: Mai 1995

Július Podhorný


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.