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Osobitný fond Slovenskej národnej kniznice - Kniznica spolku typografov, Bratislava

Sonderbestand der Slowakischen Nationalbibliothek - Bibliothek des Typographenbundes Bratislava


Adresse. Námestie J. C. Hronského 1, 036 52 Martin
Telefon. (0842) 4 13 13 72
Telefax. (0842) 4 13 31 60

Unterhaltsträger. Slovenská národná kniznica - Oddelenie ochrany a správy fondov [Slowakische Nationalbibliothek - Abteilung für Bestandsschutz und -erhaltung]
Funktion. Historische Studienbibliothek.
'Sammelgebiet. Überwiegend Schöne Literatur. - Der Bestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung in den Lesesälen der Slowakischen Nationalbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-18 Uhr, Samstag 9-13 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Anfertigung von Mikrofilmen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anreise s. Eintrag Martin 1, Slowakische Nationalbibliothek - Grundbestand.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 In der zweiten Hälfte des 19. Jhs nahm die Aktivität und Bedeutung der Arbeiterbewegung zu. Dazu trug auch die Vereinigung der sozialdemokratischen Parteien zur Ersten Internationalen (1864) bei. Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich im Jahre 1867 erreichte die Bewegung auch das Gebiet der Ungarischen Monarchie und führte zur Gründung einiger Unterstützungs- und Bildungsvereine für Arbeiter und Angestellte. Zu diesen gehörte der am 24. Juli 1867 in Bratislava [Preßburg] gegründete Typographenbund. Seine Statuten wurden jedoch erst 1868 amtlich und der Verein nahm mit anfangs etwa 30 Mitgliedern unter der Bezeichnung Kasse seine Tätigkeit auf. Im Rahmen des Typographenbundes entstand 1872 ein Gesangverein unter dem offiziellen Namen Preßburger Buchdrucker-Gesangverein Typographenbund. Die Tätigkeit des Gesangvereins endete mit dem letzten verzeichneten Auftritt am 26. Dezember 1942. Das Notenarchiv des Gesangvereins ist heute im Archiv für Literatur und Kunst der Matica slovensk deponiert (Sign. A XLVIII).

Bibliothek des Typographenbundes Bratislava 1.2 Im Jahre 1877 wurde der Typographenbund umbenannt in Verein der Buchdrucker und Schriftgießer in Bratislava [Spolok kníhtlaciarov a písmolejcov v Bratislave], er vereinigte jedoch auch Typographen aus Trnava [Tyrnau], Nitra [Neutra], Trencín [Trentschin] und Martin, später auch aus weiteren Städten. 1892 kam es zur provisorischen Fusion des Bundes mit dem gesamtungarischen Typographenbund in Budapest (gegr. 1885), die 1905 endgültig vollzogen wurde. Der Typographenbund in Bratislava erfüllte u. a. Bildungsfunktionen und unterhielt zu diesem Zweck eine Bibliothek. Über ihre Gründung und Entwicklung liegen jedoch keine konkreten Informationen vor.

1.3 Bratislava war zu dieser Zeit keine rein slowakische Stadt. Die Bewohner der Stadt und auch die Mitglieder des Typographenbundes waren Slowaken, Deutsche und Ungarn. Die Bibliothek umfaßt deshalb Bücher in diesen drei Sprachen. Wenn auch keine Dokumente hierüber zur Verfügung stehen, kann man vermuten, daß der Bibliotheksbestand durch Kauf und Schenkungen sowie Tausch mit verwandten Institutionen ergänzt wurde. Davon zeugen zahlreiche Anmerkungen, Exlibris und Stempel auf den Titelseiten der Bücher: Deutsche Bücherei Preßburg, Von der Sektion Neutra 1878, Gesangverein, Pressburger Gesangverein, Pozsonyi Dalkör Typographenbund, Spolok grafických robotníkov Bratislava, Dunajská ul. 55. Die Signaturen auf den Buchrücken zeugen davon, daß die Bibliothek eine feste Struktur, Systematik und vermutlich auch einen eigenen Bibliothekar hatte. Die Bibliothek sowie das Archiv des Gesangvereines wurden bis in die vierziger Jahre unseres Jahrhunderts ergänzt. In den fünfziger Jahren wurde der Bestand des erloschenen Vereins mit anderen, durch den Staat konfiszierten Buchbeständen zuerst in Bratislava, später in der Matica slovenská in Martin aufbewahrt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Nach dem in den fünfziger Jahren des 20. Jhs angefertigten Katalog umfaßt die Bibliothek 1697 Buchtitel und 800 Einheiten Musikalien. Den Buchbestand bilden Drucke aus dem 18., 19. und 20. Jh; bei der Titelaufnahme der Musikalien wurde das Erscheinungsjahr nicht berücksichtigt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Buchbestand umfaßt 4 Drucke des 18. Jhs, 455 Drucke des 19. Jhs und 884 Drucke des 20. Jhs sowie 354 Drucke ohne Erscheinungsjahr. 925 Titel sind Germanica (54,5 Prozent), 468 Hungarica (27,6 Prozent), 253 Slavica (14,9 Prozent); 51 Drucke ohne Erscheinungsort. Deutschsprachig sind 899 Titel (53 Prozent), ungarisch 506 (29,8 Prozent) und in slawischen Sprachen sind 292 Titel (17,2 Prozent).

Systematische Übersicht

2.3 Der überwiegende Teil des Bestandes (95 Prozent) ist der Schönen Literatur zuzuordnen. Darüber hinaus finden sich aber auch Titel zu Theologie, Geschichte, Naturwissenschaften und Geographie.

2.4 Zur Schönen Literatur gehören Klassiker der Weltliteratur, beinahe ausschließlich in Ausgaben des 19. und 20. Jhs. Die Drucke des 19. Jhs sind zu 98 Prozent Germanica, bei denen es sich sowohl um Originalwerke als auch um Übersetzungen aus anderen Sprachen ins Deutsche handelt. Die ältesten deutschen Drucke sind Vergils Aeneis travestirt von Blumauer (Frankfurt und Leipzig 1793) und Alexandre Dumas, Memoiren des Generals Garibaldi (Stuttgart 1800). Erwähnenswert sind ferner eine Gesamtausgabe der Werke Goethes in vierzig Bänden (Stuttgart und Tübingen 1856), Lessing, Nathan der Weise (Wien 1815) und Fabeln (Wien 1816), Magnus Gottfried Lichtwer, Fabeln (Wien 1820), Albrecht von Haller, Gedichte (Wien 1817), Schiller, Maria Stuart (Wien 1818), Friedrich Wilhelm Gotter, Gedichte (Wien 1816), August von Kotzebue, Dramatische Werke (Wien 1829), Herder, Dichtungen aus der Vorwelt (Wien 1816) und Blumenlese aus morgenländischen Dichtern (Wien 1816), Johann Georg Jacobi, Gedichte (Wien 1816) sowie Carl Julius Weber, Deutschland, oder Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen (Stuttgart 1834).

2.5 Nahezu die Hälfte der Germanica entfällt auf die Übersetzungen ins Deutsche. Zu erwähnen sind hier u. a. verschiedene Werke von James Fenimore Cooper (Frankfurt a. M. 1836, 1837, 1840). Weitere Beispiele sind Henryk Sienkiewicz, Quo vadis? Erzählung aus der Zeit Neros (Leipzig, o. J.), Edward Bulwer-Lytton, Die letzten Tage von Pompeji (Leipzig, o. J.), Alexandre Dumas, Die grossen Männer im Schlafrocke. Heinrich IV (Pest, Wien und Leipzig 1855), und Émile Zola, Märchenbuch der wahren Liebe (Berlin, o. J.). Viele Werke der Schönen Literatur - wie Geschichten, Romane und Gedichte - wurden in Reihen angeschafft; die häufigsten sind Modern könyvtár [Moderne Bibliothek], A regényírás müvészei [Die Kunst Romane zu schreiben], Világirodalom könyvtár [Bibliothek der Weltliteratur], Világ könyvtár [Weltbibliothek] (alle Budapest) sowie die deutschen Reihen Ausgewählte humoristische Romane (Stuttgart), Kollektion Meistererzähler (Berlin) und Naturwissenschaftliche Romane (Berlin).

2.6 Bei den Büchern zur Theologie handelt es sich nahezu ausschließlich um Slavica aus dem 20. Jh, darunter theologische Betrachtungen, Hagiographien usw. Die einzigen Germanica des Faches sind Gustav König, Martin Luther, dem deutschen Volke geschildert in 48 bildlichen Darstellungen (Berlin 1897) und Alex Patuzzi, Geschichte der Paepste (Wien, o. J.). Zu finden sind auch einige deutsche Drucke zur Geschichte, so die Illustrierte Weltgeschichte von Friedrich W. Held und Otto Corvin von Wiersbitzky (Leipzig 1864), die Geschichte der Schöpfung von Hermann Burmeister (Leipzig 1856) sowie Venedigs Kunstschätze und historische Erinnerungen von Adalbert Müller (Venedig, Triest und Verona 1857). Zu den Naturwissenschaften sind nur drei deutsche Drucke im Bestand: Brehms Illustriertes Thierleben (Leipzig 1879), das Handbuch der medizinischen Klinik von Carl Canstatt (Erlangen 1843-1845) und Der Vulcanismus oder Das Todesthal auf Jawa von W. F. A. Zimmermann (Berlin 1864). Die Geographie repräsentieren Ernst von Bibra, Aus Chili, Peru und Brasilien (Leipzig 1862) und Friedrich Gerstäcker, Neue Reisen durch die Vereinigten Staaten, Mexiko, Ecuador, Westindien und Venezuela (Jena 1876). Reisebeschreibungen sind außerdem der Schönen Literatur zugeordnet. Als einer der wenigen Drucke des 18. Jhs in der Sammlung ist das Neue mythologische Wörterbuch von Paul Friedrich A. Nitsch (Leipzig 1793) von Interesse.

Notensammlung

2.7 Die Notensammlung des Gesangvereins des Typographenbundes (800 Archiveinheiten) ist inhaltlich breit gefächert. Zu finden sind Arbeiter- und Revolutionslieder, Volkslieder, humoristische aber auch Liebeslieder und hymnische Lieder. Vorhanden sind Bearbeitungen für Männerchöre, gemischte Chöre, für Duette, Terzette, Quartette und Quintette, sowie Klavierauszüge u. ä. Das Material ist gegliedert in: (I) Deutsche Chöre (350 Archiveinheiten), (II) Humoristische Werke (81), (III) Ungarische Chöre (109), (IV) Slowakische Chöre (58), (V) nicht eingegliedertes Material (202).

2.8 Die Notendrucke sind undatiert. Es überwiegen Germanica in den Gruppen (I) bis (IV) (58,6 Prozent), gefolgt von Hungarica (18,2 Prozent) und Slavica (13,5 Prozent). Auch in Gruppe (V) überwiegen Germanica mit etwa 55 Prozent. Unter den Komponisten sind Karl Albrecht, Max Alt, Bach, Beethoven, Brahms, Heinrich Bröll, Max Cubasch, Max Eberwein, Ludwig Friedemann, Franz von Gernerth, Alfred Guttmann, Händel, Haydn, Carl Isenmann, Carl Millöcker, Mozart, August Schäfer, Schubert, Schumann, Johann Strauss, Richard Wagner, Carl Maria von Weber, Carl Zöllner u. a. Die ungarische Musik vertritt Béla Bartók, slowakische Komponisten sind Ján Levoslav Bella, Alexander und Mikuláš Moyzes sowie Mikuláš Schneider-Trnavský. Darüber hinaus finden sich Werke von Frédéric Chopin, Antonín Dvorák und Bedrich Smetana.

3. KATALOGE

Die ursprünglichen Kataloge der Bibliothek sind nicht erhalten oder sie sind z. Z. verschollen.

Standortkatalog der Bücher

[mschr., in Bandform; verzeichnet 1697 Titel; angelegt in den fünfziger Jahren des 20. Jhs von Mitarbeitern der Matica slovensk ; die Einträge berücksichtigen die Rubriken Signatur, Autor, Titel, Verlag, Erscheinungsjahr, Seitenzahl, Reihentitel und Exlibris]

Standortkatalog der Musikalien

[mschr., in Bandform; angelegt von Mitarbeitern der Matica slovenská die Einträge berücksichtigen die Rubriken Signatur, Autor, Titel, Verlag, Erscheinungsjahr, Seitenzahl, Reihentitel und Exlibris]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Pasiar, Štefan: Dejiny knizníc na Slovensku [Geschichte der Bibliotheken in der Slowakei]. Bratislava 1977, S. 241

Encyklopédia Slovenska [Enzyklopädie der Slowakei]. Bd 5. Bratislava 1981, S. 571-572

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Muntág, Emanuel: Súpis notového archívu bratislavského robotníckeho spolku Typografia [Inventar des Notenarchivs des Preßburger Arbeitervereins Typographia]. Martin 1982 (Fondy Literárneho archívu Matice slovenskej 78)

Sabov, Peter: Historické kniznicné fondy na Slovensku [Historische Bibliotheksbestände in der Slowakei]. In: Teória a výskum knihovníctva a bibliografie c. 40 [Theorie und Erforschung des Bibliothekswesens und der Bibliographie Nr. 40]. Martin 1988, S. 41

Stand: Oktober 1999

Peter Sabov


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.