FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Miskolci Egyetem Központi Könyvtára

Zentralbibliothek der Universität Miskolc


Adresse. H-3515 Miskolc-Egyetemváros
Telefon. (046) 365-111 (Zentrale); 369-524 (Generaldirektor)
Telefax. (046) 369-554
Telex. 62223 miegy h

Unterhaltsträger. Muvelodési és Közoktatási Minisztérium [Ministerium für Bildung und Unterrichtswesen]
Funktionen. Universitätsbibliothek, Landesfachbibliothek für Bergbau- und Hüttenwissenschaften, regionale Fachbibliothek für Nord-Ungarn.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Technische Wissenschaften (besonders Bergbau, Hüttenwesen, Maschinenbau) und angrenzende Naturwissenschaften, Staats- und Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Geisteswissenschaften (besonders Geschichte, ungarische, englische, deutsche und russische Sprachwissenschaft und Literatur, Philosophie, Soziologie, Politologie, Pädagogik). - 2. Besonderes Sammelgebiet (Schemnitzer Gedenkbibliothek): Literatur in deutscher und ungarischer Sprache über Bergbau und Hüttenwesen und angrenzende Fachgebiete vom 16. bis 19. Jh.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. - Öffnungszeiten: Lesesaal, Kataloge, Kopier- und Fotostelle: Montag bis Freitag 8-20 Uhr, Samstag 8-12 Uhr (während der Prüfungsperiode 8-20 Uhr); Schemnitzer Gedenkbibliothek: für Forscher Montag bis Freitag 8-16 Uhr; Ausstellung im Museumssaal: Montag bis Freitag 10-13 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopier- und Fotostelle, Mikrofilm-Lesegeräte, Film- und Videoeinrichtungen, Fachinformation aus in- und ausländischen Datenbanken.
Gedruckte Informationen. Tájékoztató a Miskolci Egyetem Könyvtáráról [Informationen über die Miskolcer Universitätsbibliothek]. Miskolc 1991. - Tájékoztató a könyvtár online szolgáltatásairól [Informationen über die Online-Dienste der Bibliothek]. Miskolc 1989. - László Zsámboki (Hrsg.): Die Schemnitzer Gedenkbibliothek. Miskolc 1978 (laufend Neudrucke, auch in ungarischer, englischer, russischer, französischer und slowakischer Sprache). - Zusätzlich erteilen die Fachreferenten Auskünfte in deutscher Sprache (historische Sammlung) sowie in englischer, deutscher, spanischer und rumänischer Sprache (moderne Sammlungen).
Hinweise für anreisende Benutzer. Die Bibliothek liegt auf dem Campus der Universität. Für Forscher stehen auf dem Campus Gästezimmer zur Verfügung. - Busverbindung vom Hauptbahnhof und vom Stadtzentrum (Linien 1, 12, 22) bis Endstation (auf dem Campus). - Von Budapest E 71 (M 3). Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Vorgängerinstitution der heutigen Universität Miskolc wurde 1735 in Banská Štiavnica [Schemnitz, Selmecbánya], dem Zentrum des damals blühenden ungarischen Erzbergbaus gegründet. Ihrem Gründungsjahr nach ist sie die zweitälteste höhere technische Lehranstalt der Welt; sie besteht jedoch inzwischen länger als jede andere. Seit 1735 werden hier ohne Unterbrechung Berg- und Hütteningenieure ausgebildet. Als k.u.k. Bergschule gegründet und 1762 in k.u.k. Bergakademie umbenannt (ab 1846 k.u.k. Berg- und Forstakademie), stand sie bis 1867 unter der Oberhoheit der Wiener Hofkammer und war die einzige funktionierende technische Lehranstalt innerhalb der Habsburger Monarchie mit Deutsch als Unterrichtssprache. 1867, nach dem Ausgleich zwischen Ungarn und Österreich, wurde sie zu einer Institution des ungarischen Staates mit Ungarisch als Unterrichtssprache.

1.2 Infolge der Friedensverträge nach dem Ersten Weltkrieg fiel auch Schemnitz an die neu gegründete Tschechoslowakei, so daß ab 1919 die Hochschule für Berg- und Hüttenwesen in das westungarische Sopron [Ödenburg] verlegt wurde. Die Fakultäten für Berg- und Hüttenwesen waren ab 1949 - erweitert durch die Fakultät für Maschinenbau - unter der Bezeichnung Technische Universität für Schwerindustrie im nordungarischen Miskolc ansässig. Nur die Ausbildung von Forstingenieuren wurde aus der Hochschule ausgegliedert und in Ödenburg an der dortigen Universität fortgesetzt [Soproni Egyetem] (s. Eintrag dort). 1981 wurde die Universität in Miskolc durch die Fakultät für Staats- und Rechtswissenschaften, 1990 durch die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft und 1992 durch die Philosophische Fakultät erweitert. Die Errichtung einer Naturwissenschaftlichen Fakultät wird vorbereitet. Seit 1990 trägt die Universität ihren heutigen Namen. 1.2

1.3 Die Bibliothek besteht seit der Gründung der k.u.k. Bergschule. Die mit der Hofkammerverfügung vom 22. Juni 1735 herausgegebene Lehrplan-Anweisung verfügt unter Punkt 6 über die Festlegung jener wichtigsten Bücher und deren Erwerbung auf Kosten der Staatskasse, aus denen sich die Scholaren die Grundlagen der Berg- und Hüttenwissenschaften aneignen sollen. Mit der Gründung der Bergschule gelangte die Büchersammlung der Markscheiderei in die Schulbibliothek, da der erste Professor der Bergschule, der international bekannte Polyhistor Sámuel Mikoviny (1700-1750), Markscheider des niederungarischen Bergreviers war und der Unterricht im Gebäude der Schemnitzer Markscheiderei abgehalten wurde. Die Sammlung erscheint im heutigen Bestand unter der Bezeichnung Schemnitzer Markscheiderey. Auf diese Weise gelangte wahrscheinlich auch die Sammlung Ex libris C. J. Turman in den Bestand. Carl Jacob Turman war Mikovinys Schüler, später sein Assistent, danach Markscheider in Kremnica [Kremnitz, Körmöcbánya]. Anfang 1760 waren schätzungsweise 100 bis 200 Bde vorhanden, was hinsichtlich des streng begrenzten Sammelgebiets und des damaligen Angebots an Fachliteratur eine umfangreiche Sammlung darstellte.

1.4 Die Bibliothek der von Königin Maria Theresia am 22. Oktober 1762 gegründeten Bergakademie vergrößerte sich nach Ernennung der ersten Professoren (1763) systematisch und schnell. Eine wichtige Quelle waren die Erwerbungen der Professoren bei Wiener Buchhändlern und Antiquaren (aktuelle naturwissenschaftliche und technische Literatur). Hinzu kamen die vom Schemnitzer Oberstkammergrafenamt und von der Wiener Hofkammer überlassenen Bücher (u. a. Werke von Georg Agricola, Georg Engelhard Löhneyss, Balthasar Rössler, Lazarus Ercker, Christof Andreas Schlüter, Emanuel Swedenborg und Georg Ernst Stahl), die 1772 nach Auflösung des Mineralogischen Kursus der Prager Universität übernommene dortige Sammlung, die Bibliothek der Bergschule sowie Nachlässe des Schemnitzer Oberstkammergrafen Johann Gottlieb Stampfer und des Bergrats Christian Meyer (mit wertvollen Handschriften sowie Werken von Alvaro Alonso Barba, Franz Ernst Brückmann, Henning Calvör, Hermann Boerhaave u. a.).

1.5 Die bedeutendste Bestandserweiterung erfolgte 1776 durch den Ankauf der Sammlung des Schemnitzer Professors für Bergbau, Johann Thaddäus Anton Peithner (1727-1792). Aus Peithners fast 1500 Werke umfassender Bibliothek wurden ca. 450 Titel in den Bestand der Bergakademie übernommen. Darunter war eine fast vollständige Sammlung zum Bergrecht aus dem 16. bis 18. Jh mit den klassischen Werken der Bergwerkskunde von Agricola (De re metallica in der deutschen Erstausgabe, 1557), Modestin Fachs (1567), Plinius (1490, 1496), Conrad Gesner (De omni rerum fossilium genere, 1565), Erasmus Reinhold (1574) und Athanasius Kircher (Mundus subterraneus, 1678), weiterhin mit Werken von Boyle, Mariotte, Daniel Bernoulli (Hydrodynamica, 1738), Leibniz, Johan Gottskalk Wallerius, Jacob Leupold und Newton. Aufgrund der strengen Sammelprinzipien und der dem Unterricht fast ganz untergeordneten Praxis wurde einerseits nur ein Teil der Nachlässe in den Bestand aufgenommen, andererseits wurden die nicht unmittelbar benutzten Werke aus dem Bestand entfernt. 1780 wurden die Sammlungen der drei Lehrstühle - im folgenden Akademische Büchersammlung genannt - zu einer einheitlichen Bibliothek zusammengefaßt. Ende des 18. Jhs zählte die Bibliothek 1100 Titel in 2500 Bdn. Nach 1848/49 und besonders in den sechziger Jahren des 19. Jhs verringerte sich der Zuwachs; 1867 waren 3600 Werke in 8000 Bdn vorhanden.

1.6 Der ungarische Staat förderte die ihm 1867 übertragene Hochschule und deren Bibliothek großzügig. Zur Jahrhundertwende hatte sich der Bestand verdreifacht, 1918 zählte die Bibliothek ca. 40.000 Bde. Die Erwerbung englischer, amerikanischer und französischer Fachliteratur unterstreicht den internationalen Charakter der Sammlung, während die sprunghaft ansteigende Zahl ungarischer Bücher als Folge der Einführung des Ungarischen als Unterrichtssprache und des Erscheinens ungarischer Fachliteratur zu betrachten ist. Der Anteil der deutschsprachigen Werke nahm allmählich ab, von früher 90 bis 95 Prozent auf 50 Prozent, später sogar unter 50 Prozent. Zu den traditionellen Sammelgebieten Berg-, Hütten- und Forstwesen kamen Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft und Soziologie hinzu.

1.7 Die Bestandslücken durch Kriegsverluste, die die 1919 nach Ödenburg verlegte Hochschule erlitt, konnten mit Hilfe in- und ausländischer Spenden wieder geschlossen werden. Der Zweite Weltkrieg verursachte im damals aktuellen Bestand erneut Schäden; besonders betroffen waren die Lehrstuhlbibliotheken. In den letzten Kriegsjahren wurden auch die zwei vorhandenen Inkunabeln von Plinius und die Erstausgabe von Agricola (s. o. 1.5) twendet. Der Diebstahl ist bis heute ungeklärt. Etwa 200 wertvolle Werke der historischen Sammlung wurden im Keller eingemauert und überstanden so die Kriegsjahre. Nach dem Krieg war man bemüht, die Verluste mit internationaler Hilfe wieder auszugleichen.

1.8 Zwischen 1949 und 1952 wurde der Bestand von fast 90.000 Bdn in eine Berg-, eine Hütten- und eine Forstbibliothek aufgeteilt. Etwa 80.000 Bde wurden zwischen 1952 und 1959 von Ödenburg nach Miskolc verlagert und mit dem neuen, hier seit 1949 retrospektiv aufgebauten Bestand vereinigt. Zwischen 1959 und 1965 wurde der Bestand aus den Jahren 1735 bis 1918, d. h. aus der Schemnitzer Periode der Universität, vom übrigen Bestand getrennt und unter dem Namen Schemnitzer Gedenkbibliothek [Selmeci Muemlékkönyvtár] als museal geschützt deklariert. Etwa drei Viertel der ehemaligen Schemnitzer Sammlung von ca. 40.000 Bdn kamen nach Miskolc, ein Viertel blieb in Ödenburg in der Bibliothek des Nachfolgeinstituts der Forstakademie, der heutigen Universität.

1.9 1969 wurde in Miskolc das neue Bibliotheksgebäude fertiggestellt, in dessen Museumssaal 1974 aus dem Bestand der Schemnitzer Gedenkbibliothek eine ständige Ausstellung eröffnet wurde. Die in der ursprünglichen systematischen Anordnung von 1862 aufgestellten 6000 Bde dokumentieren die 250jährige Geschichte der Bibliothek. Der Rest der Schemnitzer Gedenkbibliothek ist in einem separaten Magazin untergebracht. An der fachgerechten Aufarbeitung und Erschließung des Bestandes und der Schließung der Lücken wird seit 1972 gearbeitet. Die zum traditionellen Sammelgebiet der Gedenkbibliothek gehörenden, aber in den Originalinventaren nicht geführten Werke (bis 1918) werden von der Bibliothek systematisch gesammelt, aber vom Originalbestand getrennt aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt 260.000 Titel in 600.000 Bdn (einschließlich Zeitschriften); 80 Prozent sind Monographien und 20 Prozent Periodika. Weiterhin sind vorhanden eine in- und ausländische Normensammlung, eine Patentsammlung auf Mikrofilm, eine Datenbank, das selbständige Universitätsarchiv und das Museum für Universitätsgeschichte. Die 252 Hss. wurden nicht gesondert behandelt, sondern ihrem Inhalt entsprechend den jeweiligen Abteilungen zugeordnet.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Ca. 26.000 Titel (fast 10 Prozent des Gesamtbestandes) erschienen bis 1900. Davon sind 42 Titel (42 Bde) aus dem 16. Jh, 98 (120) aus dem 17. Jh, 1500 (1800) aus dem 18. Jh und ca. 24.300 (ca. 55.000) aus dem 19. Jh. Jeweils etwa zur Hälfte gehört der historische Bestand zur Schemnitzer Gedenkbibliothek (12.627 Titel) und zum allgemeinen Bestand der Bibliothek (ca. 13.500 Titel).

2.3 Die Gliederung nach Sprachen ergab für den Gesamtbestand etwa 64 Prozent in Ungarisch, 13 Prozent in Englisch, 12 Prozent in Deutsch, 11 Prozent in Russisch und 3 Prozent in sonstigen Sprachen. Im historischen Bestand beträgt der deutschsprachige Anteil durchschnittlich 40 Prozent. Insgesamt liegen ca. 10.400 historische Titel in deutscher Sprache vor, davon ca. 7000 Titel in der Schemnitzer Gedenkbibliothek und ca. 3400 im allgemeinen Bestand. Die Germanica des allgemeinen Bestandes sind nicht näher erschlossen und genaue Angaben dazu nicht möglich. Es handelt sich überwiegend um technische und naturwissenschaftliche Werke, doch sind auch ökonomische und soziologische Titel darunter sowie einige belletristische Werke. Der Bestand des 16. und 17. Jhs ist zu je 50 Prozent lateinisch und deutsch. Werke in ungarischer Sprache sind ab Anfang des 19. Jhs, englische ab der Mitte des 19. Jhs in größerer Zahl vertreten. Russische Werke, vorwiegend technischen und naturwissenschaftlichen Charakters, sind seit dem Ende der vierziger Jahre dieses Jahrhunderts im Bestand.

Systematische Übersicht

2.4 Der Funktion und dem eng begrenzten Sammelgebiet der Bibliothek entsprechend enthält der Bestand bis zum Ende der vierziger Jahre des 20. Jhs überwiegend technische (vor allem Berg- und Hüttenwesen) und naturwissenschaftliche Werke (55 und 35 Prozent). Der Anteil der geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Titel beträgt weniger als 10 Prozent.

Sondersammlung

Schemnitzer Gedenkbibliothek

2.5 Die Bibliothek der Schemnitzer Bergakademie ist die einzige technisch-naturwissenschaftliche Fachbibliothek aus dem 18. Jh, die völlig erhalten ist. Sie bietet einen Querschnitt der zur einstigen Bergwerkskunde gehörenden Literatur und somit des fachliterarischen Hintergrundes der im 18. Jh beginnenden technischen Ausbildung. Von den Werken zur Bergtechnik aus dem 16. bis 18. Jh sind, ausschließlich der Literatur zum Bergrecht, 150 bis 160 Arbeiten erwähnenswert. Ungefähr ein Drittel davon stammt aus dem 16. und 17. Jh, zwei Drittel aus dem 18. Jh. 50 bis 55 Prozent aller einschlägigen Werke, aus dem 18. Jh sogar 80 bis 85 Prozent, sind vorhanden. Dasselbe trifft auf die hüttentechnische Fachliteratur zu. Etwa ein Drittel der im Laufe von drei Jahrhunderten erschienenen 120 bis 130 Werke stammt aus dem 16. und 17. Jh, zwei Drittel stammen aus dem 18. Jh. Fast 70 Prozent sämtlicher einschlägiger Werke, aus dem 18. Jh sogar 75 bis 80 Prozent, sind vorhanden. (Die Zahlenangaben zur berg- und hüttentechnischen Literatur können nicht addiert werden, da viele Werke beide Fachgebiete betreffen.) Periodika zum Berg- und Hüttenwesen wurden zu 75 bis 85 Prozent erworben. Dabei handelt es sich vorwiegend um deutschsprachige Publikationen, während die glische, schwedische und französische periodische Fachliteratur kaum gesammelt wurde.

2.6 Die Gedenkbibliothek enthält den ältesten, zwischen 1735 und 1918 erworbenen Originalbestand der Bibliothek und zählt 12.627 Titel in 29.896 Bdn. In ihrer Aufstellung folgt sie den ursprünglichen Ordnungsprinzipien für Eingang, Speicherung und Systematik. Aus dem 16. Jh sind 37 Titel (37 Bde) vorhanden, aus dem 17. Jh 73 (78), aus dem 18. Jh 1004 (1593), aus dem 19. Jh 6981 (16.076) und aus dem 20. Jh 4532 (12.112). Eine Handschrift datiert von 1480.

2.7 Der Bestand enthält zu 55 Prozent deutsche Werke, zu 29 Prozent ungarische, zu 9 Prozent englische, zu 4 Prozent französische; 3 Prozent liegen in sonstigen Sprachen vor (davon lateinisch 0,5 Prozent). Vom 16. bis 20. Jh ergaben sich signifikante Umschichtungen in der sprachlichen Verteilung: im 16. Jh 68 Prozent lateinisch, 32 Prozent deutsch; im 17. Jh 52 Prozent deutsch, 42 lateinisch, 5 französisch, ein Prozent in sonstigen Sprachen; im 18. Jh 93 Prozent deutsch, 4 lateinisch, 2 französisch, ein Prozent in sonstigen Sprachen; im 19. Jh 58 Prozent deutsch, 28 ungarisch, 9 englisch, 3 französisch, 2 Prozent in sonstigen Sprachen; im 20. Jh 47 Prozent deutsch, 34 ungarisch, 12 glisch, 4 französisch und 3 Prozent in sonstigen Sprachen.

2.8 Die bis heute gebräuchliche Systematik wurde um die Wende vom 18. zum 19. Jh nach dem Vorbild der Wiener Berghofkammer-Bibliothek eingeführt. 12 Abteilungen wurden aufgestellt. Innerhalb der Abteilungen erfolgte die Aufstellung alphabetisch mit laufender Numerierung. Die einzelnen Abteilungen sind durch farbige Vignetten mit der laufenden Nummer in Goldschrift auf dem Buchrücken gekennzeichnet: (I) Mathematischer Teil der Bergwerkskunde (weiß); (II) Physikalisch-chemischer Teil der Bergwerkskunde (orange); (III) Mineralogischer Teil der Bergwerkskunde (hellgrün); (IV) Bergtechnik (dunkelblau); (V) Hüttentechnik (rosa); (VI) Salzwerkskunde (graublau); (VII) Münzkunde (schwarz); (VIII) Forstwesen (dunkelgrün); (IX) Technologie (olivgrün); (X) Wissenschaftliche Schriften vermischten Inhalts (hellblau); (XI) Literatur (braun); (XII) Karten (orange). Sowohl das Eingangsverzeichnis als auch die Bücheraufstellung folgen dieser Systematik. Die Abteilungen (II) bis (VII) sowie (XI) und (XII) befinden sich heute in Miskolc, die Abteilung (VIII) in Ödenburg, während die Abteilungen (I), (IX) und (X) unter den beiden Nachfolgeinstitutionen in Miskolc und Ödenburg aufgeteilt wurden.

2.9 Inhaltlich betreffen in dem bis 1862 erworbenen Bestand sämtliche Werke die Montanwissenschaft. Der Miskolcer Bestand von fast 2500 Titeln setzt sich aus 3 großen Gruppen mit je über 500 Büchern zusammen: Berg- und Hüttenwesen und ihre Grundlagen, Mineralogie und Geologie sowie Chemie. Diese werden durch die Abteilung I ergänzt, die Literatur zur Mathematik, (darstellenden) Geometrie, Mechanik, Hydraulik, Meßkunde, Markscheidekunde, Feldmeßkunst, Baukunde, zum Tiefbau, zum allgemeinen Maschinenbau und zu Nicht-Bergmaschinen enthält; hinzu kommen physikalische, naturwissenschaftliche, geographische, chemisch-technologische, ökonomische, juristische, bibliographische und administrative Werke der anderen Abteilungen.

2.10 Die Werke zum Berg- und Hüttenwesen bilden den ältesten Teil des Bestandes: 85 Prozent sind aus dem 16. und 17. Jh. Hier finden sich die lateinische und die deutsche Erstausgabe von Agricolas De re metallica (1556, 1557) sowie die Erstausgabe seiner geologischen Arbeiten (1546), weiterhin die berg- und hüttentechnischen Arbeiten von Löhneyss (Bericht vom Bergwerk, 1617), Fachs (1595) und Barba (1640). Die umfangreiche deutsche Fachliteratur aus dem 18. Jh zu diesem Gebiet ist fast vollständig vertreten. Die Entwicklung der mineralogisch-geologischen Wissenschaft kann im Bestand genau verfolgt werden, von den Anfängen (z. B. Plinius in einer Ausgabe von 1553 und Gesner in einer Ausgabe von 1565) bis zur Entstehung der Wissenschaften Mineralogie und Geologie, vertreten durch Axel Fredrik Cronstedt, Johan Gottskalk Wallerius, Romé Delisle, René Juste Haüy sowie Kircher, John Woodward, Georges Louis Leclerc Buffon und Alexander von Humboldt. Auch die Entwicklungsstationen der Chemie sind belegt, von den Alchimisten (Leonhard Thurneysser, 1587) über die Iatrochemiker (John Mayow und Johann Beguin, 1640) und Phlogistonisten (Georg Stahl, Fundamenta Chymiae, 1720; Pierre Joseph Macquer, Joseph Priestley u. a.) bis zu den Gründern der modernen Chemie (Lavoisier, 1789; Joseph Black, Claude Louis Berthollet, Antoine François Fourcroy, Nicolas Joseph Jacquin u. a.). Die Entwicklung der Physik dokumentieren die Werke von Galilei, Leibniz, Newton, Boyle, Bernoulli, Mariotte u. a.

2.11 Von den naturwissenschaftlichen und technischen Zeitschriften aus dem letzten Drittel des 18. Jhs sind alle zum Sammelgebiet gehörenden bedeutenden deutschen Titel vom ersten Jahrgang an im Bestand (Ende des 18. Jhs 50 Veröffentlichungen: eine mathematische, 20 chemisch-physikalische, 3 mineralogische, 7 berg- und hüttentechnische, eine metallurgische, 9 technisch-wirtschaftliche, 5 naturwissenschaftliche, 4 wissenschaftlich-akademische). Die ersten unter den chemisch-physikalischen Periodika sind Lorenz Friedrich Crell, Chemisches Journal (1778 ff.), Antoine Laurent de Lavoisier, Annales de Chemie (1789 ff.), Johann Beckmann, Physikalisch-ökonomische Bibliothek (1770 ff.), Friedrich Albert Carl Gren und Ludwig Wilhelm Gilbert, Annalen der Physik (1790, 1799 ff.). Die ersten mineralogisch-geologischen Veröffentlichungen erschienen ab 1766 und 1772 (Belustigungen und Journal); unter den 9 berg- und hüttentechnischen Publikationen des 18. Jhs sind 6 deutsche und eine französische (J. F. Lempe, Magazin der Bergbaukunde, 1785 ff.; Journal des Mines, 1794 ff.) vom ersten Jahrgang an vorhanden, die beiden schwedischen fehlen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Hauptbestand:

Alphabetischer Katalog

Dezimalklassifikationskatalog

Serien- und Zeitschriftenkatalog

[jeweils in Zettelform; enthalten die Titelaufnahmen von ca. 30.000, überwiegend vor 1900 erschienenen ungarischen Buch- und Zeitschriftenbänden, nicht den Bestand der Schemnitzer Gedenkbibliothek]

Schemnitzer Gedenkbibliothek:

Alphabetischer Katalog

Dezimalklassifikationskatalog

Zeitschriftenkatalog

[jeweils in Zettelform]

Drahos, Katalin; Kiss, Árpád; Tarján, András (Bearb.): A Selmeci Muemlékkönyvtár kötetkatalógusa 1850-ig. 1-2. köt. [Bandkatalog der Schemnitzer Gedenkbibliothek bis 1850. Bde 1-2]. Miskolc 1973 [Resümee in deutscher Sprache S. 149 und 174 ]

An der vollständigen Katalogisierung des Bestandes der Schemnitzer Gedenkbibliothek nach modernen Richtlinien und an den Titelaufnahmen der Periodika wird gearbeitet. Geplant sind ein Alphabetischer Verfasserkatalog, ein Herausgeberkatalog, ein Druckerkatalog, ein Schlagwort- und Dezimalklassifikationskatalog, ein Topographischer, ein Chronologischer und ein Sprachenkatalog sowie ein Bilder- und Ornamentkatalog. Eine illustrierte Veröffentlichung ist vorgesehen.

3.2 Historische Kataloge

Inventare

[hschr., geführt seit 1780; sind bis ca. 1880 dank ihrer ausführlichen systematischen Gruppierung auch als systematische Kataloge benutzbar, innerhalb der 12 Abteilungen wurden fast 50 Gruppen mit Untergruppen unterschieden; 1885 wurde die Einheit von Inventar, Aufstellungsordnung und Sachkatalog beendet]

Pauer, János (Bearb.): A magyar kir. Bányászati és Erdészeti Akadémia könyveinek jegyzéke szerzok szerint [Bücherverzeichnis der ungarischen königl. Berg- und Forstakademie nach Verfassern]. Selmecbánya 1894. Anhang 1-3, Selmecbánya 1894-1898

Pauer, János (Bearb.): A magyar kir. Bányászati és Erdészeti Akadémia könyveinek cimjegyzéke [Titelverzeichnis der Bücher der ungarischen königl. Berg- und Forstakademie]. Selmecbánya 1899

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die meisten Quellen bis ca. 1860 befinden sich in den Beständen des Österreichischen Staatsarchivs (ehemals Hofkammerarchiv) in Wien und des Bergarchivs [Štatny ústredný banský archív] in Schemnitz. Die Quellen des folgenden Zeitabschnitts, einschließlich der Eingangsbücher, Zuwachs- und Abgangsprotokolle und Zettelkataloge, sowie die Mikrofilme der älteren grundlegenden Dokumente können im Archiv der Universität Miskolc eingesehen werden. Einige Quellen werden im Archiv der Universität Ödenburg aufbewahrt (s. Eintrag dort).

4.2 Darstellungen

Hiller, István; Zsámboki, László; Zsidai, József: A muszaki felsooktatás elso könyvtára Magyarországon 1735-1985. Selmecbánya - Sopron - Miskolc [Die erste Bibliothek für den technischen Hochschulunterricht in Ungarn 1735-1985. Selmecbánya - Sopron - Miskolc]. Miskolc 1989 [enthält eine Aufarbeitung und vollständige Bibliographie der älteren historischen Arbeiten und Quellen zur 250jährigen Geschichte der Bibliothek in Schemnitz, Ödenburg und Miskolc und eine umfassende Darstellung ihrer Geschichte]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Habashi, Fathi: The Museum Library of the Schemnitz Mining Academy in Miskolc, Hungary. In: CIM Bulletin (Canada) 85 (1992) S. 79-80

Schmidt, Peter: The Selmec Museum Library - A place of importance for historians of the geosciences. In: Epizodes 13 (Ottawa 1990) S. 284

Zsámboki, László: Die Schemnitzer Gedenkbibliothek von Miskolc in Ungarn. Miskolc 1978 (Publikationen der Zentralbibliothek der Technischen Universität für Schwerindustrie 18) [Ausgabe in ungarischer Sprache: A Selmeci Muemlékkönyvtár. Miskolc 1976]

ders.: Bestand der Bibliothek der Bergakademie Schemnitz am Ende des 18. Jahrhunderts. In: Arbeiten aus den Bibliotheken der Bergakademie Freiberg/DDR und der Technischen Universität Miskolc/VR Ungarn. Bd 1. Freiberg und Miskolc 1976, S. 71-97

ders.: The Selmec Museum Library as the literary basis for the historical research in the fields of science and technology in Hungary. In: Symposium ICHOTEC. Sources for the History of Technology - National Comparisons. Smolnice und Praha 1982, S. 297-304 (Acta Historiae Rerum Naturalium necnon Technicarum 18)

ders.: A 18. század mélyfúrás szakirodalma a Selmeci Muemlékkönyvtárban [Fachliteratur über Tiefbohrung aus dem 18. Jh in der Schemnitzer Gedenkbibliothek]. In: Bányászati és Kohászati Lapok. Koolaj és Földgáz [Ungarische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen. Erdöl und Erdgas] 19/119 (1986) S. 306-308

ders.: The Library of the Miskolc University: a historical and modern literary basis of earth sciences. In: Museums and collections in the history of mineralogy, geology and paleontology in Hungary. Hungarian Geological Survey (Hrsg.). Budapest 1991, S. 293-300

Stand: August 1995

László Zsámboki


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.