FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Universitätsbibliothek

Adresse. Kaiserstr. 12, 76131 Karlsruhe; [Karte]
Postfach 6920, 76049 Karlsruhe; 76128 Karlsruhe (Großempfänger)
Telefon. (0721) 608-3101 Telex. 72 1166
Telefax. (0721) 69 77 50
Bibliothekssigel. <90>

Unterhaltsträger. Land Baden-Württemberg
Funktion. Wissenschaftliche Universalbibliothek für die Dozenten und Studenten der Universität und die Einwohner Karlsruhes sowie der umliegenden Region.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Natur- und Ingenieurwissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Auf anderen Gebieten Literatur zur ersten Information. 2. Besondere Sammelgebiete: Verfahrenstechnik, chemischer Apparatebau, Brennstoffchemie, Wärmetechnik, Lebensmitteltechnologie, Licht- und Energietechnik.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Benutzung der freizugänglichen Bestände in den Lesesälen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-19 Uhr, Samstag 9-12.30 Uhr. - Leihverkehr: DLV und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Bildschirmterminals zur Selbstbedienung für Katalogrecherchen (OPAC), Buchanfragen, Kontoanfragen u. ä.; Bildschirmterminals zur Online-Literaturinformation; CD-ROM-Station; Blindenarbeitsplatz; Mikrofilm-Lesegerät und Rückvergrößerungsgerät für Mikroformen.
Gedruckte Informationen. Bibliotheksführer der Universität Karlsruhe. Karlsruhe 1980; Faltblätter für die einzelnen Benutzungseinrichtungen. Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung (Linie 1 oder 2 vom Bahnhof Durlach, Linie 3 vom Hauptbahnhof) bis Haltestelle Durlacher Tor. Parkmöglichkeiten am Adenauerring; werktags ab 16 Uhr und samstags auf dem Universitätsgelände.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Universitätsbibliothek Karlsruhe besteht seit etwa 150 Jahren. Am 7. Oktober 1825 unterzeichnete Großherzog Ludwig von Baden das Dekret zur Gründung der ältesten deutschen Polytechnischen Schule. Sie wurde allerdings nicht von Grund auf neu geschaffen, sondern übernahm bereits bestehende Institutionen, wie z. B. die Architektonische Zeichenschule, die später in die Bauschule von Friedrich Weinbrenner überging, oder die Ingenieurschule, die unter der Leitung von Johann Gottfried Tulla stand. Die Bücherbestände dieser Einrichtungen wurden im Jahre 1840 zu einer Schulbibliothek zusammengefaßt, so daß 1840 als Gründungsjahr der späteren Universitätsbibliothek gilt. Die Schulbibliothek wurde bis zum Jahre 1906 nebenamtlich von Professoren betreut. Aus ihrer Reihe ragt der Professor der Mathematik und Mechanik Dr. Wilhelm Schell heraus, dem die Bibliothek vor allem den Ruf verdankt, den sie unter den wissenschaftlichen Hochschulen Deutschlands bis zum Zusammenbruch im Jahre 1945 hatte.

1.2 Der anfänglich vorhandene Bestand war relativ klein. Der erste gedruckte Catalog der Bibliothek von 1850 weist etwa 1600 Bücher und Schriften auf, wobei die Verteilung auf die verschiedenen Fächer sehr unterschiedlich war. Kümmerlich z. B. war die Physik mit 48 Bdn vertreten, während die Chemie 516 Bde aufzuweisen hatte. Bei der Übernahme durch Schell (1868) umfaßte die Schulbibliothek schätzungsweise 4000 bis 5000 Bde, während sie bei seinem Ausscheiden Ende 1901 68.857 Bde aufwies.

1.3 Die Aufwärtsentwicklung setzte sich unter Dr. Karl Brodmann fort, der 1906 als erster Berufsbibliothekar ernannt wurde und von der Königlichen Bibliothek in Berlin kam. Seine erste Aufgabe war die Neugestaltung von Katalogen und Aufstellung. Die Dozenten sollten freien Zugang zum Magazin erhalten. Zu diesem Zweck wäre eine streng systematische Aufstellung die beste Lösung gewesen. Um deren Nachteile zu vermeiden, entschloß sich Brodmann zu einer halbsystematischen Aufstellung nach Gruppen. Innerhalb der Gruppen galt der Numerus currens. Dieser Aufbau wurde durch Brodmanns plötzlichen Tod 1915 jäh unterbrochen. Der Bestand war bis dahin auf 120.000 Bde angewachsen.

1.4 1916 wurde Dr. Karl Theodor Schmidt, von der Deutschen Bücherei in Leipzig kommend, Direktor der Bibliothek. Die Polytechnische Schule war inzwischen in Technische Hochschule umbenannt worden. In seiner sechsunddreißigjährigen Amtszeit (bis 1952) wuchs der Bestand weiter an. 1939 waren 183.980 Bde vorhanden. Mit Kriegsausbruch wuchs die Gefahr der Zerstörung, so daß zunehmend Bestände ausgelagert wurden. Im September 1944 fielen einem Luftangriff auch die Hochschule und die Bibliothek zum Opfer. Etwa zwei Drittel des Bestandes wurden ein Raub der Flammen.

1.5 Nach Kriegsende erfolgte der Rücktransport der ausgelagerten Bestände. Für den Altbestand wurde die grobsystematische Aufstellung nach den Großbuchstaben des Alphabets beibehalten. Die Neuerwerbungen wurden nach Epochen geordnet aufgestellt. Zur Schließung der Kriegslücken erstreckten sich die Erwerbungen auch auf historische Titel.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand der Bibliothek gliedert sich in drei Gruppen. Der systematisch aufgestellte Bestand ist nach dem von Karl Brodmann geschaffenen " Schema für den Realkatalog" geordnet. Dabei wurden die Wissenschaften in 22 Fachgebiete eingeteilt. Jedes Fach ist in mehrere Gruppen gegliedert. Innerhalb der Gruppen erfolgt die Aufstellung nach dem Numerus currens, und zwar in drei Formaten. Diese Aufstellung wurde bis zur Kriegszerstörung (1944) beibehalten; der nicht zerstörte Bestand wurde später nach diesem Schema wieder aufgestellt. Allerdings sind die Fachgebiete auf 17 reduziert.

2.2 Der nach Epochen aufgestellte Bestand umfaßt die Neuanschaffungen nach dem Krieg sowie einen Teil der aus dem systematischen Bestand umgestellten Bücher, für den die Numerus-currens-Aufstellung gewählt wurde. In diesem Bestand befindet sich die Bibliothek des Karlsruher Architektur-Professors Walter Sackur (1871-1926), die aus ca. 120 baugeschichtlichen Werken des 16. bis 19. Jhs besteht und 1966 mit Unterstützung der Stiftung Volkswagenwerk erworben werden konnte. Karl Theodor Schmidt führte innerhalb des nach Numerus currens aufgestellten Bestands eine Unterteilung nach Epochen ein: I (bis 1699), II (1700-1799), III (1800-1899), IV (1900-1949), V (1950-1963). Unter Professor Dr. Ruthard Oehme ging man wegen des großen Zuwachses mit Beginn des Jahres 1964 auf Jahreszählung über.

2.3 Der nach dem Krieg beschaffte Zeitschriftenbestand wurde nach Numerus currens und Formattrennung unter einer einheitlichen Signatur aufgestellt. Er enthält auch eine Reihe von Zeitschriften und fortlaufenden Sammelwerken, die aus dem systematischen Bestand umgestellt wurden.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.4 Der Gesamtbestand der Bibliothek beträgt (einschließlich der Fachbibliotheken) etwa 770.000 Bde. Davon sind ca. 32.000 Bde dem historischen Buchbestand zuzurechnen. Wegen der hohen Anzahl der Periodika ist die Zahl der Titel wesentlich geringer als die der Bände (ungefähr ein Drittel). Die Bibliothek besitzt keine Inkunabel. Insgesamt befinden sich in der Bibliothek 27 Monographien aus dem 16. Jh und 128 Bde aus dem 17. Jh. Das 18. Jh ist mit ca. 1000 Bdn vertreten, davon 755 Monographien, das 19. Jh mit ca. 31.000 Bdn.

2.5 Der historische Bestand hat sich in seiner sprachlichen Zusammensetzung im Laufe der Jahrhunderte stark gewandelt. Bei den Werken des 16. Jhs dominiert das Lateinische mit der Hälfte der Werke, gefolgt vom Deutschen und Italienischen. Im 17. Jh ist der Bestand zur Hälfte in englischer Sprache (bedingt durch Zeitschriftentitel), zu einem Viertel in lateinischer und zu 15 Prozent in deutscher. Im 18. Jh gewinnt dann die deutsche Sprache die Oberhand; sie dominiert im 19. Jh (je nach Fachgebiet zwischen 60 und 90 Prozent). Unter den Fremdsprachen hat das Französische einen großen Anteil.

Systematische Übersicht

Vorkriegsbestand

2.6 Der erhalten gebliebene Rest des Bestandes von 1939 umfaßt insgesamt ca. 45.000 Bde (etwa 15.000 Titel), darunter etliche Zeitschriften. Davon entfallen 27 Bde auf das 18. Jh und ca. 18.000 Bde auf das 19. Jh. Hinzu kommen viele Werke aus dem frühen 20. Jh.

2.7 Mit 486 Bdn (19. Jh und frühes 20. Jh) bilden Maschinenbau und Elektrotechnik mit Beleuchtungstechnik die kleinste Gruppe. Es handelt sich fast ausschließlich um Periodika und Sammelwerke, darunter Geschäftsberichte und Festschriften einzelner Unternehmen.

2.8 Die Gruppe Bauingenieurwesen enthält 131 Bde aus dem 19. Jh und 728 Bde aus dem frühen 20. Jh (vorwiegend Zeitschriften und überwiegend in deutscher Sprache). Von den Fremdsprachen ist Französisch mit 9 Prozent am stärksten vertreten. Fachliche Hauptgebiete sind Gewässerkunde, Schifffahrt und Eisenbahnwesen, hierzu besonders Planung, Betrieb und Tarif-Fragen der badischen Staatseisenbahn.

2.9 Zur Bau- und Kunstgeschichte sind 731 Bde aus dem 19. Jh (und 1667 aus dem frühen 20. Jh, fast ausschließlich Monographien) vorhanden. In dieser Gruppe befinden sich verhältnismäßig viele Großformate und Folianten mit Tafelwerken von Fassaden und architektonischen Details, mit Entwürfen zu Gebäuden aller Art und Baudenkmälern, mit Mustermappen und Vorlagebüchern sowie zahlreichen Lichtbildtafeln. Inhaltlich ist die gesamte Palette der Gebäudelehre vertreten sowie Künstlermonographien, Technik und Geschichte der bildenden Künste, Kunsttopographie mit Bau- und Kunstdenkmälern und Denkmalpflege.

2.10 Auf Recht und Sozialpolitik entfallen 494 Bde aus dem 19. Jh. Es handelt sich um Schriften zu Verwaltung und Gesetzgebung, Finanzen und Kommunalwesen, vor allem in Baden. Auch relevante Schriften zum Eisenbahnwesen in Baden und zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Badens sind hier zu finden, ebenso wichtige statistische Quellen und Datensammlungen für Baden und das gesamte Reichsgebiet. Vollständige Serien sind vorhanden vom Reichsarbeitsblatt, Reichsgesetzblatt, Gewerbearchiv für das Deutsche Reich oder von den Schriften des Vereins für Socialpolitik u. a.

2.11 Die Gruppe Land- und Forstwirtschaft umfaßt 2 Bde aus dem 18. Jh und 840 aus dem 19. Jh (weitere 1600 aus dem frühen 20. Jh). Etwa die Hälfte davon sind Periodika (davon 70 Prozent deutschsprachig). Bei den Monographien handelt es sich überwiegend um agrarwissenschaftliche Lehrbücher, daneben gibt es eine größere Anzahl von Vereinsveröffentlichungen (Sitzungsberichte, Jahresberichte, Satzungen).

2.12 Die Gruppe Naturkunde, allgemeine Biologie und Botanik zählt 5 Monographien aus dem 18. Jh, 705 Titel (2455 Bde) aus dem 19. Jh und weitere 3063 Bde aus dem 20. Jh. Periodika bilden mit 197 Titeln (1729 Bdn) ungefähr 70 Prozent des historischen Bestandes, davon zwei Drittel in deutscher Sprache. Bei den Monographien sind neben Lehrbüchern und Forschungsberichten vor allem eine große Anzahl naturkundlicher Reiseberichte und wiederum Vereinsschriften vorhanden.

2.13 Die Fachgebiete Zoologie und Medizin sind mit 1266 Bdn (weitere knapp 2000 aus dem 20. Jh) vertreten. Knapp die Hälfte des historischen Bestandes sind Periodika (37 Titel in 528 Bdn, ganz überwiegend in deutscher Sprache). Vorhanden sind vor allem zahlreiche Lehrbücher und Forschungsberichte. Nennenswert ist mit 242 Bdn der Literaturbestand zur systematischen Zoologie.

2.14 Die Gruppe Geowissenschaften umfaßt 1632 Bde, davon die Hälfte Periodika (57 Titel, darunter 16 englische und 5 französische). Bei den Monographien finden sich neben Lehrbüchern und Forschungsberichten zahlreiche Vereinsschriften.

2.15 Zur Meteorologie und Klimatologie sind 3125 Bde (weitere 1872 z. T. aus dem frühen 20. Jh) vorhanden. In der Hauptsache handelt es sich um Reihen von meteorologischen und geodätischen Schriften, wobei das deutschsprachige Schrifttum nur etwa ein Drittel ausmacht.

2.16 Die Gruppe Technik, Handwerk, Gewerbe umfaßt 819 Bde (117 Titel), vornehmlich die großen periodischen Publikationen, die im zweiten Drittel des 19. Jhs entstanden sind, wie das Polytechnische Zentralblatt, das Polytechnische Notizblatt oder die Publikationen der Gewerbevereine und der verschiedenen Architekten- und Ingenieurvereine, wie auch Monographienreihen, z. B. Neuer Schauplatz der Künste und Handwerke.

2.17 Philosophie und Religion sind mit 313 Titeln aus dem 19. Jh vertreten. Im wesentlichen handelt es sich um Werke zur Geschichte der Philosophie, zur Ethik und zur allgemeinen Religionswissenschaft.

2.18 Zur Geschichte sind insgesamt 1567 Titel vorhanden, von denen 15 dem 18. Jh zugeordnet sind, die restlichen 1552 dem 19. Jh. Es handelt sich hierbei um Titel, die überwiegend monographischer Art und deutschsprachig sind. Etwa 20 Prozent des Bestandes haben einen Bezug zur Geschichte Badens.

2.19 An Bibliographien sind etwa 600 Titel vorhanden, davon etwa die Hälfte Fachbibliographien wie z. B. Führer durch die technische Literatur oder Bibliographien spezieller Bibliotheken, zur anderen Hälfte Verzeichnisse einzelner Verlage. Entstanden sind sie zu Ende des 19. Jhs und um die Jahrhundertwende mit Berichtszeiten bis zum Anfang des 20. Jhs.

2.20 Zur Geographie und Ethnologie sind insgesamt 1309 Bde vorhanden, davon zwei Einzelkarten aus dem 16. Jh, drei Einzelkarten aus dem 18. Jh, sowie 1304 Bde aus dem 19. Jh (etwa zur Hälfte Zeitschriften). Es handelt sich vorwiegend um Lehrbücher zur mathematischen und Handelsgeographie. Die geographischen Klassiker wie Kant, Humboldt, Ritter, Passarge usw. sind vertreten. Im Bereich der regionalen Geographie liegen einige Abbildungswerke vor. Zur Geographie einzelner Städte finden sich umfangreiche Monographien mit einem hohen Anteil an Abbildungen, jedoch ohne besonderen künstlerischen Wert.

2.21 Die Gruppe Sprach- und Literaturwissenschaften umfaßt 1117 Bde des 19. Jhs, meist Monographien. Unter den Zeitschriften ist der mit einigen Jahrgängen vertretene Kladderadatsch hervorzuheben. Breiten Raum nehmen mit 155 Bdn die Autoren der klassischen Antike ein. Bei den deutschen Autoren ist die Klassik mit insgesamt 381 Bdn, meist in kleinformatigen Werkausgaben, vertreten. Bei den nicht-deutschen europäischen Klassikern sind die Franzosen mit 231 Bdn doppelt so stark vertreten wie die Engländer mit 108 Bdn; erwähnenswert ist die Collection des Théétres franccais mit 167 Bdn.

2.22 Etwa 80 Titel dokumentieren das Kulturleben in Deutschland, England, Frankreich, Belgien u. a. im zweiten Drittel des 19. Jhs. Weiterhin umfaßt die Sammelgruppe auch Universitätsschriften aller Art, Akademieschriften und Jahresberichte von Gesellschaften (277 Titel mit 3712 Bdn für das 19. und 20. Jh).

Zeitschriften

2.23 An Zeitschriften und zeitschriftenartigen Reihen aller Fachgebiete sind 8109 Bde (290 Titel) aus dem 17. bis 19. Jh vorhanden. Davon entfallen 7784 Bde (252 Titel) auf die beiden kleineren Formate, 625 Bde (38 Titel) auf die Großformate. Der Altbestand ist überwiegend deutschsprachig, nur 23 Titel sind in englischer und 12 Titel in französischer Sprache. Zwei Zeitschriften stammen aus dem 17. Jh: die Philosophical Transactions (1655 ff.) der Royal Society und die Acta eruditorum (1682 ff.), 15 weitere aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs, darunter das Hamburgische Magazin der Naturforschung (1747 ff.), die Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen (1761 ff.) oder Crell's Chemisches Journal (1778 ff.).

2.24 Der größte Teil dieses Altbestandes stammt aus dem 19. Jh, davon etwa 10 Prozent aus der ersten Hälfte, vornehmlich Akademieschriften und erste naturwissenschaftliche Zeitschriften, wie Chemie und Physik (1806 ff.), Taschenbuch der gesamten Mineralogie (1807 ff.), Journal für reine und angewandte Mathematik (1826 ff.), Annalen der Chemie und Pharmacie (1832 ff.) oder Archiv für Naturgeschichte (1835 ff.). Aber auch das Philosophische Magazin (1827 ff.) und frühe Kunstzeitschriften sind zu finden. Zeitschriften der technischen Disziplinen, die vornehmlich in der zweiten Hälfte des 19. Jhs entstanden sind, sind am zahlreichsten vertreten, allen voran Dinglers polytechnisches Journal, das bereits 1820 gegründet wurde, oder die Annales des ponts et chaussées von 1831. Zahlreiche technische Vereine wurden in dieser Zeit ins Leben gerufen, die zur Verbreitung der Fachkenntnisse eigene Publikationsorgane herausgaben, wie der Verein Deutscher Ingenieure, die verschiedenen Architekten- und Ingenieurvereine, die American Society of Civil Engineers oder die Institution of Electrical Engineers, London. Die Organe dieser und anderer Vereine, mit ihren Nachfolgern z. T. bis auf den heutigen Tag, befinden sich im Altbestand. Aber auch nicht vermutete Werke sind anzutreffen, wie die Gotha'schen genealogischen Taschenbücher, das Londoner Athenäum oder die Deutsche Rundschau mit fast 100 Jahrgängen.

Historischer Bestand nach Epochen

2.25 Der nach Epochen aufgestellte Bestand ist in fünf Zeiträume eingeteilt, von denen die ersten drei historisch relevant sind: die Epoche I bis 1699, die Epoche II für das 18. Jh und die Epoche III für das 19. Jh. Der Bestand bis 1900 umfaßt 3484 Titel mit 6210 Bdn, wovon 5383 Bde aus dem 19. Jh stammen, 753 Bde aus dem 18. Jh und 74 Bde aus dem 16. und 17. Jh. Während in der Epoche I der deutschsprachige Anteil nur bei 40 Prozent liegt, steigt er bei der Epoche II auf 65 Prozent und liegt bei den Werken des 19. Jhs bei 88 Prozent.

2.26 In allen drei Gruppen überwiegen Werke der Fachgebiete Architektur und Kunstgeschichte. Im 16. und 17. Jh sind es über die Hälfte, im 18. und 19. Jh jeweils ein Viertel des Bestandes. Darunter befinden sich mehrere Vitruv-Ausgaben, die älteste von 1511, und eine in lateinischer Sprache von 1513. Stark vertreten sind die italienischen und französischen Architekturtheoretiker des 16. und 17. Jhs wie Serlio, Vignola, Palladio, Scamozzi und Blondel, d'Aviler, Briseux, Belidor, Lepautre, aber auch die deutschen wie Sturm, Goldmann, Schuebler, Stettner oder Penther. Auch unter den Werken des 19. Jhs ist die Baukunst mit 28 Prozent stark vertreten. Besonders groß ist dabei mit fast 500 Bdn der Anteil an großformatigen Tafelwerken, die Entwürfe, Beschreibungen oder Bauaufnahmen von Baudenkmälern der Antike beinhalten, z. B. in Ninive, Olympia oder Pompeji, des klassischen Altertums in Griechenland oder Italien, oder des 19. Jhs ( z. B. Kölner Dom). Auch eine mehrbändige Reproduktion von Leonardos Codex Atlanticus befindet sich darunter.

2.27 Naturkunde und Naturwissenschaften stellen in allen drei Epochen die nächstgrößte Gruppe dar (zwischen 18 und 25 Prozent). Erwähnenswert aus diesen Fachgebieten sind z. B. zahlreiche Bände von Carl von Linné's Pflanzensystem.

2.28 Die Geisteswissenschaften erreichen zusammen ca. 20 Prozent. Dieser Bestand ist sehr heterogen. Neben Raritäten finden sich vereinzelt auch große Werkausgaben, wie z. B. die Wielands von 1794. Die Geowissenschaften, Technik und Mathematik sind mit jeweils ca. 10 Prozent vertreten.

2.29 Werke mit Bezug auf Baden und Karlsruhe finden sich vor allem in der Epochenaufstellung III unter den Fächern Geschichte, Baukunst, Naturkunde, Land- und Forstwirtschaft, Geowissenschaft und Technik. Der Anteil beträgt etwa 8 Prozent. Das älteste Werk in diesem nach Epochen aufgestellten Bestand ist eine Ausgabe des florentinischen Humanisten Pico della Mirandola von 1504. Nicht viel jünger ist eine frühe Ausgabe der Margarita Philosophica (1508), gefolgt von Vitruv-Ausgaben aus den Jahren 1511 und 1513. Erwähnenswert ist auch Dürers Unterweisung über Messung mit dem Zirkel von 1538. Insgesamt gesehen handelt es sich bei dieser Gruppe um den ältesten und wertvollsten Bestand der Bibliothek.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog, alt

[Zettelkatalog nach PI, bis Erscheinungsjahr 1986, geordnet nach gegebener Wortfolge]

Alphabetischer Katalog, neu

[Zettelkatalog nach RAK-WB, ab Erscheinungsjahr 1987]

Systematischer Katalog

[Zettelkatalog mit Schlagwortregister, Auswahlkatalog]

Standortkataloge

[Zettelkataloge für römische Signaturen, Z-Signaturen und moderne Signaturen]

Online-Benutzerkatalog [OPAC]

Zeitschriftenverzeichnis der Universität Karlsruhe, des Kernforschungszentrums Karlsruhe und weiterer Forschungseinrichtungen im Raum Karlsruhe. Bearb. von der Universitätsbibliothek. Karlsruhe 1966

[Alphabetischer und Systematischer Teil]

Zeitschriftenverzeichnis der Universitätsbibliothek Karlsruhe. Stand Mai 1977. Karlsruhe 1977

Zeitschriftenverzeichnis der Universität Karlsruhe. Berlin 1978 ff. [halbjährlicher Ausdruck aus der Zeitschriftendatenbank beim Deutschen Bibliotheksinstitut]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg, im Verbundkatalog des Südwestdeutschen Bibliotheksverbunds (SWB) und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Catalog der Bibliothek. Großherzoglich Badische Polytechnische Schule. Karlsruhe 1850 und 1854

Standortkatalog " G"

[Kapselkatalog der geretteten Bücher, bis 1944, nach fachlichem Aufstellungssystem]

Alphabetischer Katalog 1945-1956

[Kapselkatalog nach PI]

Realkatalog

[Kapselkatalog nach hauseigener Systematik, 1956 stillgelegt]

Alphabetisches Verzeichnis der perennierenden

Schriften der Bibliothek der Großherzoglich Badischen Technischen Hochschule zu Karlsruhe. 1894 [hschr.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangsverzeichnis der Bibliothek der Großherzoglich Badischen Technischen Hochschule Karlsruhe 1894-1909 [hschr.] 1909-1917 [gedruckt]

Wichtigere Neuerwerbungen der Bibliothek der Technischen Hochschule zu Karlsruhe 1932-1967

Verzeichnis der Neuerwerbungen der Universitätsbibliothek Karlsruhe 1968-1987

Weitere Archivalien im Generallandesarchiv Karlsruhe, in der Bücherei des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute, Düsseldorf, und im Zentralen Staatsarchiv Merseburg (demnächst Geheimes Staatsarchiv Berlin); s. dazu Renate Decke-Cornill, Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen. Wiesbaden 1992, S. 74

4.2 Darstellungen

Schmidt, Karl T.: Die Bibliothek. In: Die Technische Hochschule Fridericiana Karlsruhe. Festschrift zur 125-Jahrfeier. Karlsruhe 1950, S. 264-267

Oehme, Ruthard; Schmidt, Karl T.: Geschichte der Bibliothek der Technischen Hochschule Fridericiana 1825-1952. Festgabe zur Einweihung des Neubaues der Hochschulbibliothek. Karlsruhe 1965

Poggendorf, Dietrich: Die neue Universitäts-Bibliothek. In: Karlsruhe heute und morgen (1968) Heft 2, S. 26-29

Poggendorf, Dietrich: Die Universitätsbibliothek als Informationszentrum. In: Fridericiana. Zeitschrift der Universität Karlsruhe (1972) Heft 11, S. 33-43

Poggendorf, Dietrich: Universitätsbibliothek. In: Universität Karlsruhe (TH). Bilder, Texte, Zahlen. Karlsruhe 1972, S. 121-127

Stand: März 1990

Rolf Fuhlrott


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.