FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Universitätsbibliothek

Adresse. Am Hubland, 97074 Würzburg [Karte]
Telefon. (0931) 31-85943 (Sekretariat), 31-85906 (Auskunft)
Telefax. (0931) 31-85970 E-mail. direktion@bibliothek.uni-wuerzburg.de
Bibliothekssigel. <20>

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. . Universitätsbibliothek; Wissenschaftliche Bibliothek für die Öffentlichkeit; Regional- und Leitbibliothek für Unterfranken; Pflichtexemplarbibliothek für Unterfranken seit 1840, für Oberfranken 1840-1986.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle Wissensgebiete. 2. Besonderes Sammelgebiet: Franconica.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Freihandbestand von 450.000 Bdn, Zeitschriftenauslage; Handschriftenlesesaal mit 14.000 Bdn Handbibliothek. - Öffnungszeiten: Hauptlesesaal, Leihstelle, Freihandmagazin, Informationszentrum: Montag bis Freitag 8-21 Uhr, Samstag 9-18 Uhr (1. August bis 15. September: Montag bis Freitag 8-16.30 Uhr, Samstag geschlossen). Handschriftenlesesaal: Montag und Dienstag 8.30-16 Uhr; Mittwoch und Donnerstag 8.30-18 Uhr, Freitag 8.30-12.30 Uhr. Landeskundliche Abteilung: Montag bis Donnerstag 8-16.30 Uhr, Freitag 8-14 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, CD-ROM-Arbeitsplätze, Datenbankanschlüsse, Schulungsraum mit EDV-Arbeitsplätzen, Reader-Printer, Fotostelle.
Gedruckte Informationen. Informationsblätter.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert zwecks Bereitstellung der gewünschten Literatur. Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 14), ab Sanderring (Linie 10) bis Haltestelle Universität. - A 3, Ausfahrt Würzburg-Heidingsfeld, Richtung Gartenstadt Keesburg. Parkplätze und Tiefgarage vorhanden. Informationsblatt Nr. 1.1 " So finden Sie zur Universitätsbibliothek Würzburg" mit Verkehrs- und Lageplan erhältlich.

Inhalt

 Bestandsgeschichte ................................... [1.1] 
 Von der Gründung bis zum Ende 
 des 17. Jahrhunderts ................................. [1.2]
 Die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts ................ [1.10]
 Die Zeit von 1716 bis zur Säkularisation 1803 ........ [1.17]
 Die Zeit von 1803 bis 1945 ........................... [1.24]
 Die Zeit nach 1945 ................................... [1.44]
 Bestandsbeschreibung ................................. [2.1]
 Chronologische Übersicht und
 Übersicht nach Sprachen .............................. [2.4]
 Systematische Übersicht .............................. [2.14]
 Der Kernbestand ...................................... [2.17]
 Inkunabelsammlung .................................... [2.19]
 Bestand des alten Gruppen-Numerus .................... [2.22]
 Bestand des neuen Gruppen-Numerus .................... [2.70]
 Rara-, Rarissima- und Einbandsamlungen ............... [2.77]
 Buch-Sondersammlungen ................................ [2.81]
 Franconica-Sammlung " Res" ........................... [2.81]
 Würzburger Hochschulschriften ........................ [2.88]
 Weitere Sondersammlungen ............................. [2.91]
 Einblattdruck-, Druckgraphik- und 
 Kartensammlungen ..................................... [2.129]
 Uni-Wuerzburg 2:   
 Kataloge ............................................. [3.0]
 Moderne allgemeine Kataloge .......................... [3.1]
 Moderne Sonderkataloge ............................... [3.2]
 Historische Kataloge ................................. [3.3]
 Quellen und Darstellungen zur
 Geschichte der Bibliothek ............................ [4.0]
 Archivalien .......................................... [4.1]
 Darstellungen ........................................ [4.2]
 Veröffentlichungen zu den Beständen .................. [5.0]
 Allgemeines .......................................... [5.1]
 Einzelne Sonderbestände und Sondersammlungen ......... [5.2]

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Darstellung basiert hauptsächlich auf drei Veröffentlichungen von Otto Handwerker: Geschichte der Würzburger Universitäts-Bibliothek bis zur Säkularisation (zitiert Handwerker 1904), Dreihundert Jahre Würzburger Universitäts-Bibliothek 1619-1919 (zitiert Handwerker 1932) und Die Medizin in der Universitätsbibliothek Würzburg (zitiert Handwerker 1937). Zur Ergänzung wurden besonders für das 19. und 20. Jh das Bibliotheksarchiv und die neueren Akten seit 1945 herangezogen. Die heute noch vorhandenen Bestände der Stammbibliotheken und der später integrierten geschlossenen Bibliotheken oder Erwerbungskomplexe sind mangels Provenienz-Erschließung generell nicht zu ermitteln. Statt dessen werden die von Handwerker 1932 festgestellten Bestandszahlen mitgeteilt, die im wesentlichen die Verhältnisse vor den hohen Kriegsverlusten von 1945 wiedergeben.

Von der Gründung bis zum Ende des 17. Jahrhunderts

1.2 Eine allgemeine Universitätsbibliothek ist weder für die 1410 von Fürstbischof Johann von Egloffstein gegründete kurzlebige erste Würzburger Hohe Schule noch für die ersten Jahrzehnte der von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn 1582 neu gegründeten Universität bezeugt. Die mit Echters Wappen-Supralibros geschmückten Bände, welche die Bibliothek heute besitzt, gelangten erst Ende des 18. Jhs über die Jesuitenbibliothek oder 1803 mit dem säkularisierten Klostergut in den Bestand. Die Sammlungen bei den einzelnen Kollegien reichten zunächst offenbar aus. Für die wichtigsten Kollegien sind spätestens seit 1608 eigene Bibliotheken belegt. Insbesondere ist das Collegium Chilianeum zu nennen, das Priesterseminar, welches im Hinblick auf das gegenreformatorische Gründungsziel Echters von zentraler Bedeutung war. Das seit 1567 bestehende Jesuitenkolleg, dessen Mitglieder die Professoren der theologischen und philosophischen Fakultäten stellten, war von Anfang an reich mit Büchern ausgestattet, deren Zahl 1631 bereits 4000 bis 6000 Bde erreicht hatte.

1.3 Erst Echters Nachfolger, Johann Gottfried von Aschhausen (1617-1623), legte 1619 den Grundstock einer zentralen Universitätsbibliothek, indem er in den Jahren 1619 bis 1621 drei umfangreiche Privatbibliotheken ankaufte. Die fachliche Zusammensetzung dieser Stammbibliotheken bestimmte die noch heute bestehenden Schwerpunkte des historischen Kernbestandes: Geschichte, Theologie, klassische und neulateinische Literatur. Kenntlich ist der Bestand der Gründungsphase an dem handschriftlichen Besitzvermerk " Bibliothecae Academicae Herbipolensis" oder " Ex Bibliotheca Academica Herbipolensi", der offenbar ausschließlich in den Jahren vor 1631 angebracht wurde; keiner der damit versehenen Bände ist später als 1618 erschienen.

1.4 Den Hauptteil bildete die 1619 für 6123 Gulden erworbene Bibliothek des Johann Baptist Welser aus Augsburg. Außer den Büchern des letzten Eigentümers enthielt diese Sammlung auch Reste der Familienbibliothek der Augsburger Welser, nämlich Bücher von Johann Baptists Vater Matthäus sowie seiner beiden Onkel Anton und Marcus; der größte Teil von Marcus' Bibliothek war allerdings 1614 nach dessen Tod an die Stadt Augsburg gefallen. Der Umfang der nach Würzburg gelangten Welser-Bibliothek ist nicht überliefert, und auch die Zahl der daraus erhaltenen Bände war um 1900 nur zu schätzen, da diese nicht durch Besitzvermerke, sondern nur durch gelegentliche Widmungsinschriften zu identifizieren waren. Handwerker nahm an, daß die Welser-Bibliothek nahezu 800 von etwa 1050 Bdn der Bibliotheca Academica Herbipolensis umfaßte. Inhaltlich bestand sie zu zwei Dritteln aus Werken der Theologie sowie der klassischen und neulateinischen Literatur; daneben waren historische Werke recht gut vertreten, kaum aber juristisches, philosophisches, naturwissenschaftliches und medizinisches Schrifttum; auch einige Inkunabeln gehörten zum Bestand.

1.5 Vorwiegend der griechisch-römischen Literatur und der Geschichte gewidmet war der Teilbestand, der 1621 aus der nachgelassenen Bibliothek des Eichstätter und Augsburger Domherren Johann Georg von Werdenstein (1542-1608) für 3000 Gulden gekauft wurde; ein anderer Teil verblieb in Eichstätt. Beide Teile zusammen bildeten Werdensteins zweite Bibliothek, entstanden nach dem Verkauf seiner ersten Sammlung an Herzog Wilhelm von Bayern im Jahre 1592. 220 Werdenstein-Bände, mit verschiedenen gedruckten Wappen-Exlibris ausgestattet, waren um 1900 im Würzburger Bestand noch nachweisbar.

1.6 Die wesentlich kleinere dritte Stammbibliothek wurde 1621 aus dem Nachlaß des um 1620 verstorbenen Würzburger Domvikars Paul Wenger für 400 Gulden erworben. Sie war zunächst testamentarisch den vier Würzburger Bettelorden zugefallen. Nur wenige der durch handschriftlichen Besitzeintrag kenntlichen Bände waren um 1900 noch vorhanden.

1.7 Eine kleine " lutherische Bibliothek", 1622 von dem fürstlichen Kellerschreiber Johann Tucher für 29 Gulden an die Universität verkauft, sowie eine ca. 100 Bde zählende juristische Bibliotheca Drieschiana des Johannes von Driesch (1590-1616 Würzburger Professor für Kirchen- und Zivilrecht) ergänzten die Erwerbungen der Gründungsphase. Von beiden Sammlungen ist im heutigen Bestand nichts mehr nachzuweisen.

1.8 Die dreijährige Schwedenzeit, die vom 15. Oktober 1631 bis 14. Oktober 1634 währte, bedeutete für die junge Bibliothek einen schweren Rückschlag, von dem sie sich bei anhaltender allgemeiner Not bis zum Jahrhundertende nicht mehr erholte. Die Universität konnte zwar im Herbst 1636 ihren Lehrbetrieb wieder aufnehmen, aber die Bibliothek führte für den Rest des Jahrhunderts ein verborgenes Dasein, von dem es nur spärliche Kunde gibt. Das Ausmaß ihrer Bücherverluste während der Schwedenzeit ist unbekannt. Es war sicherlich beträchtlich, wenn auch nicht so groß wie im Falle der Jesuitenbibliothek oder gar der Hofbibliothek, die insgesamt von den Schweden beschlagnahmt worden war. Den größten Teil der Bücherbeute aus der Bibliotheca Academica Herbipolensis übergab Gustav Adolf, zusammen mit Echters Hofbibliothek, der Universitätsbibliothek Uppsala, wo noch ca. 100 Werke ihres Bestandes nachweisbar sind. Kleinere Reste haben sich in mehreren anderen schwedischen Bibliotheken (Strängnäs, Västerås, Linköping, Stockholm und Lund) erhalten und waren als versprengtes Gut vor 1945 auch noch in einem halben Dutzend deutscher Bibliotheken zu finden. Die schwedische Bücherbeute blieb für die Bibliothek für immer verloren, ungeachtet der im 18. und 19. Jh unternommenen Reklamationen. Ende des 18. Jhs erhielt sie aber mit der Jesuitenbibliothek auch einen Teil jener 4000 Bde, welche Fürstbischof Franz von Hatzfeld aus den von den kaiserlichen Truppen zurückerbeuteten Beständen gekauft und den Jesuiten geschenkt hatte. Die Nachricht über diesen Vorgang überliefert eine gedruckte Notiz, die in zahlreiche Jesuiten-Bände eingeklebt ist.

1.9 Umfang und fachliche Zusammensetzung der Bibliothek im letzten Drittel des 17. Jhs dokumentierte ein handschriftlicher " Catalogus librorum Bibliothecae Academicae Herbipolensis", der 1673 auf Anordnung von Fürstbischof Johann Hartmann von Rosenbach als alphabetischer Fachgruppenkatalog angelegt wurde (vgl. Handwerker 1932, S. 103 f. und S. 128; im Universitätsarchiv 1945 verbrannt). Darin waren 1948 Werke in 2119 Bdn nachgewiesen. Mit 39 Prozent hatte die Theologie den weitaus größten Anteil, und zwar ohne Kirchengeschichte, welche der Geschichte zugerechnet war. Geschichte nahm mit 19 Prozent den zweiten Platz ein, gefolgt von den " Humaniores" (griechisch-römische Klassikerausgaben, neulateinische Literatur, Grammatik und Rhetorik) mit 17 Prozent. " Philosophie" (mit Pädagogik, Mathematik, Physik, Astronomie, Architektur und Geographie) war mit 11 Prozent vertreten, Jurisprudenz mit 7 Prozent, Naturwissenschaften und Medizin zusammen nur mit 1,5 Prozent (26 Werken). An Schrifttum in modernen Fremdsprachen wies der Katalog 17 italienische, je 3 spanische und französische Werke nach.

Die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts

1.10 Trotz der bewahrten Kontinuität der Bibliothek kam es fast einer Neugründung gleich, als Fürstbischof Johann Philipp II. von Greiffenclau (1699-1719) ihr gegen Ende seiner Regierungszeit (ca. 1715-1717) vier stattliche Büchersammlungen zuführte. Zwei davon waren Geschenke aus seinem privaten Bücherbestand; sie sind durch die von Johann Salver gestochenen Exlibris kenntlich. Die kleinere Büchergabe von ca. 400 Bdn, die z. T. auch ein goldgeprägtes Wappen-Supralibros tragen, ist der eigentlichen Privatbibliothek entnommen. Sie umfaßte neben einigen Inkunabeln hauptsächlich Werke zur Jurisprudenz, Geschichte, Geographie und Theologie, darunter viele mehrbändige wichtige Titel wie die Vitae Sanctorum von Surius und die Acta Sanctorum sowie eine Anzahl von Schriften Athanasius Kirchers.

1.11 Weitaus bedeutender und zugleich die größte der vier Sammlungen war die Faustische Bibliothek des Johann Salentin Faust von Stromberg (1593-1666), die Greiffenclau zunächst für sich gekauft und auch mit seinem Exlibris versehen hatte. 1400 Bde, kenntlich durch die in den Vorderdeckel eingeprägten Initialen " I.S.F.V.S." samt dem Erwerbungsjahr, waren davon um 1900 noch vorhanden. Mit der Bibliothek dieses Juristen, der zuletzt Assessor am Reichskammergericht zu Speyer gewesen war, wurde erstmals der Bestand an juristischer Literatur spürbar bereichert; zwei Drittel der 1400 Bde waren der Jurisprudenz gewidmet, davon allein 550 dem römischen Recht, und auch die ca. 12 Inkunabeln waren vorwiegend juristischen Inhalts. Daneben waren Geschichte, besonders außerdeutsche Geschichte, und Geographie gut repräsentiert, während alle anderen Gebiete zwar fast lückenlos, aber deutlich schwächer vertreten waren. Werke griechischer, lateinischer, neulateinischer, französischer und italienischer Schriftsteller bezeugen die weitgespannten Interessen dieses Sammlers.

1.12 Die beiden im Auftrag Greiffenclaus direkt von der Bibliothek angekauften Sammlungen entsprachen in ihrer fachlichen Ausrichtung mehr dem angestammten Bestand. Die bedeutendste, die Bibliotheca Fabriciana des Würzburger Lehenschreibers Johann Wolfgang Fabricius († ca. 1664) und seines Sohnes Franz († 1691 als fürstbischöflicher Rat), wurde 1715 für 1000 Gulden erworben. Sie vermehrte die Bibliothek um ca. 1000 z. T. sehr seltene Drucke, auch einige Inkunabeln, historisch-genealogischer Art sowie um 50 Hss. ähnlichen Inhalts. Mit ihren reichen Beständen zur fränkischen Geschichte und Genealogie bildete sie zugleich den historischen Grundstock der späteren Franconica-Sammlung. Noch etwa 400 durch Kupferstich-Exlibris oder handschriftliche Besitzeinträge kenntliche Bände waren um 1900 nachweisbar.

1.13 Klein, aber wertvoll war die Bibliothek des Hornschen Spitals in Dettelbach (bei Würzburg), die 1717 für 160 Gulden gekauft wurde. Mit seinen 100 Bdn Inkunabeln und Frühdrucken sowie 21 Hss. war der Bestand damals bereits historisch. Es handelte sich um die Büchersammlung einer Familienstiftung, die neben der Bibliothek des Spitalgründers Dr. Johann Horn, Domherr zu Augsburg und päpstlicher Protonotar († 1491), die Büchernachlässe mehrerer Verwandten aufgenommen hatte, so des Dr. Kilian Horn, Professor zu Wien und Bamberger Domdekan, und vor allem des 1531 verstorbenen Georg Hutter, Kanoniker von St. Gumbrecht in Ansbach. Für die Universitätsbibliothek brachte dieser Kauf den größten Zuwachs an Inkunabeln vor der Säkularisation. Fachlich überwog Kanonistik, noch vor anderem theologischen Schrifttum wie Patristik, Predigtsammlungen und liturgischen Büchern.

1.14 Nach der kräftigen Bestandsvermehrung unter Greiffenclau standen die Jahre 1719 bis 1746 unter dessen Nachfolgern Johann Philipp Franz von Schönborn, Christoph Franz von Hutten und Friedrich Karl von Schönborn im Zeichen der Konsolidierung und der planvollen Weiterentwicklung. Äußeres Zeichen des neuen Besitzstandes war der von Balthasar Neumann 1722 bis 1724 geschaffene Bibliothekssaal im neubezogenen Westflügel des angestammten Universitätsgebäudes. Auf den als Historiographen berühmten Bibliothekar Johann Georg von Eckhart aus Hannover (1724-1730) geht der 1731 vollendete Realkatalog zurück, dem 1744 ein Alphabetischer Katalog folgte. Friedrich Karl von Schönborn erließ 1744 eine Bibliotheksordnung. Im Bestandsaufbau ging man mehr und mehr vom Gelegenheitserwerb zum regelmäßigen Kauf über, für den seit Eckharts Amtsantritt bis 1746 durchschnittliche Jahressummen von 250-300 Gulden bis zu 950 Gulden (für das Jahrzehnt 1730 bis 1740) belegt sind. Die endgültige Entscheidung über die Anschaffungen lag beim Fürstbischof, dessen Wappen-Supralibros den Einbänden der erworbenen Bücher eingeprägt wurde. Aus der Zeit des Johann Philipp Franz von Schönborn waren um 1900 noch ca. 50 solche Bände vorhanden, aus den Jahren von Christoph Franz von Hutten noch mehr als 300, darunter viele medizinisch-naturwissenschaftliche sowie historische und literaturgeschichtliche Werke und auch die grundlegende Ulrich-von-Hutten-Biographie von Jacob Burckhard (1717-1723). Die Fürstbischöfe, insbesondere Friedrich Karl von Schönborn, studierten auch selbst Auktionskataloge und wählten für die Bibliothek aus.

1.15 Das Fächerspektrum erweiterte sich während dieser Zeit auch durch die Erwerbung größerer Büchersammlungen, über die es aber nur dürftige Nachrichten gibt. 1723 soll die Bibliothek des Grafen Johannes von Boyneburg und dessen Sohnes Philipp Wilhelm aus Erfurt erworben worden sein. Für 512 Gulden wurde 1731 einiges aus der Bibliothek des Frankfurter Bürgermeisters Zacharias Konrad von Uffenbach gekauft. Aus den Nachlässen der eigenen Bibliothekare Georg Konrad Sigler († 1723) und Johann Georg von Eckhart († 1730) gingen Teile in den Bestand ein. Um 1746 scheiterten Bemühungen, die reiche Bibliothek des Gothaer Bibliothekars Salomon Cyprian zu erwerben. Auf Fächer außerhalb der bisherigen Schwerpunkte spezialisiert waren die Bibliothek des Dekans von Stift Haug zu Würzburg, Dr. Philipp Braun (1654-1735), mit mehreren hundert Bänden meist juristischen Inhalts, die 1735 für 500 Gulden gekauft wurde, sowie drei medizinische Büchersammlungen. Bei diesen handelte es sich um die Nachlässe zweier ungenannter Würzburger Ärzte sowie vor allem um die Bibliothek des 1742 verstorbenen Medizinprofessors Johann Sebastian Ettleber, die mehrere hundert Bände medizinisch-naturwissenschaftlicher Werke umfaßte und 1743 für 535 Gulden gekauft wurde.

1.16 Am Ende der Konsolidierungsperiode, beim Tode Friedrich Karl von Schönborns im Jahre 1746, hatte die Bibliothek im wesentlichen die Gestalt angenommen, die sie bis zum Ende des Fürstbistums 1802 behielt. In dem Bestand von ca. 10.000 Bdn waren die fachlichen Schwerpunkte gegenüber dem Gründungsbestand des 17. Jhs zugunsten von Geschichte und Jurisprudenz und zum Nachteil von Theologie und klassischer Literatur beträchtlich verändert. Auf die Jurisprudenz (einschließlich Kirchenrecht), mit besonderem Gewicht auf Staatsrecht und römischem Recht, und auf die Geschichte (einschließlich Kirchengeschichte und Hilfswissenschaften) entfielen Anteile von 31 und 30 Prozent gegenüber 7 und 19 Prozent im 17. Jh. Die Theologie war auf einen Anteil von 19 Prozent zurückgefallen (17. Jh 39 Prozent), die " Litterae humaniores" waren von 17 auf 8 Prozent gesunken, wobei allerdings viele klassische Autoren dem Fach Geschichte zugeordnet waren. Unter den " Litterae humaniores" befanden sich auch einige französische, italienische, spanische und niederländische Werke, an englischen Titeln nur wenige grammatikalische und lexikographische, aber keine literarischen Werke. Die deutsche Schöne Literatur war mit kaum mehr als 5 Drucken aus dem 15. bis 17. Jh vertreten (Parzival und Titurel, Theuerdank und Murners Schelmenzunft). Auf philosophische und medizinisch-naturwissenschaftliche Werke kamen nur jeweils 6 Prozent. Insgesamt war der Bestand reich an großen vielbändigen Werken.

Die Zeit von 1746 bis zur Säkularisation 1803

1.17 Im ersten Jahrzehnt (1746-1754) unter den Fürstbischöfen Anselm Franz von Ingelheim und Karl Philipp von Greiffenclau vollzog sich die Erwerbung im wesentlichen in den alten Bahnen, unter fachlicher Bevorzugung der Geschichte, wobei nun jedoch auch andere Gebiete wie die Zivil- und Militärbaukunst, die Ökonomie sowie die Medizin stärker berücksichtigt wurden. So kaufte Prof. Joseph Franz Oberkamp medizinische Werke für 400 Gulden, ehe er 1748 einem Ruf nach Heidelberg folgte.

1.18 In den folgenden vier Jahrzehnten von 1755 bis 1795 unter Adam Friedrich von Seinsheim und vor allem unter Franz Ludwig von Erthal bestimmte ein neuer Geist gemäßigter Aufklärung den Bestandsaufbau. Die Akzente wurden anders gesetzt und die Interessen verbreitert. Auf bibliothekarischer Seite wurden diese Bestrebungen besonders durch den von 1770 bis 1780 amtierenden Geschichtsschreiber Dr. Michael Ignaz Schmidt getragen.

1.19 Am deutlichsten wurde der Wandel auf philosophischem und theologischem Gebiet. Man erwarb zahlreiche Werke der deutschen, französischen und insbesondere der englischen Aufklärungsphilosophie; bei der deutschen Philosophie setzte gegen Jahrhundertende der Philosophie-Professor Maternus Reuss († 1798) mit Kant-Literatur einen Schwerpunkt. Im Bereich der Theologie wurden vor allem exegetisch-historische und moraltheologische Schriften, auch evangelischer Autoren, angeschafft. Prof. Franz Oberthür (1748-1831) schaffte 1788 mehrere Lutherdrucke für die Bibliothek an, und der Moraltheologe Andreas Joseph Fahrmann († 1802) verkaufte ihr 1789 seine Sammlung evangelisch-theologischer Dissertationen.

1.20 Zu den verstärkt berücksichtigten Sachgebieten gehörten auch die Jurisprudenz mit besonderem Gewicht auf Staats-, Natur- und Völkerrecht sowie die Staatswissenschaft und Ökonomie, die Reiseliteratur und Landkarten, Enzyklopädie und Bibliographie, Geschichte der Wissenschaften und Veröffentlichungen gelehrter Gesellschaften. Bei klassischer Literatur und Altertumswissenschaft wurde das griechische Altertum intensiver gepflegt als das römische; viele Werke Winckelmanns kamen damals in die Bibliothek. Die gesteigerte Wertschätzung von Originalliteratur, die bei den alten Sprachen die Hebraistik förderte, schlug sich besonders in der vermehrten Anschaffung fremdsprachiger moderner Literatur nieder, hauptsächlich von französischen Klassikern wie Racine, Molière, weniger von englischen wie Shakespeare und Milton und italienischen wie Boccaccio. In auffallender Weise vernachlässigt wurde dagegen noch immer die deutsche Literatur. Nur von Wieland war damals eine Gesamtausgabe vorhanden, von Lessing und Goethe dagegen nichts, von Schiller nur die Horen und die historischen Schriften, von Herder nur die Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Weiterhin wenig gesammelt wurde auch auf den Gebieten der Naturwissenschaften und der Medizin. Das Fach Geschichte behielt seine Vorrangstellung. Während hierbei die außerdeutsche Geschichte besonders gepflegt wurde, begründete der Bibliothekar Johann Michael Feder 1794 in gegenläufiger Sammeltendenz eine Franconica-Sonderabteilung " vaterländischer Schriften" (Res patriae), die bis heute fortbesteht.

1.21 Neben der belebten laufenden Bucherwerbung bereicherten zwei große außerordentliche Zugänge den Bestand, vornehmlich auf den traditionellen Schwerpunktgebieten Geschichte und Theologie. Die reiche, ins späte 16. Jh zurückreichende Bibliothek des Würzburger Jesuitenkollegs fiel der Universität mit der Aufhebung des Ordens 1773 zu. Infolge der um zwei Jahrzehnte verzögerten Einverleibung in den Bestand, wohl wegen Raummangels, müssen sehr große Verluste eingetreten sein, denn von der Sammlung, die bereits im 17. Jh 4000-6000 Bde umfaßt hatte, waren um 1900 nur noch ca. 1000 Bde und 55 Hss. nachzuweisen. Neben ihrer theologisch und historisch ausgerichteten Hauptbibliothek besaßen die Jesuiten kleinere Spezialbibliotheken, so die Bücherei für die Jesuiten-Professoren der Philosophischen Fakultät mit philosophischen und mathematisch-physikalischen Werken oder die " Bibliotheca historica" mit historischen und geographischen Beständen. Aus letzterer durfte Feder einschlägige Werke für seine " Res-patriae"-Sammlung entnehmen, noch ehe sie 1802 endgültig mit der Universitätsbibliothek vereinigt wurde.

1.22 In die Zeit des letzten Fürstbischofs Georg Karl von Fechenbach (1795-1802), die für die Bibliotheksentwicklung im allgemeinen nicht günstig war, fällt die Erwerbung der Privatbibliothek von Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal. Fechenbach kaufte 1796 diese Sammlung seines Vorgängers mit ca. 2900 Drucken und 86 Hss. für 1500 Gulden; nur die Drucke aber wurden der Universitätsbibliothek zugewiesen, die Hss. erhielt die Hofbibliothek. Die Drucke, deren Einbanddecken Erthals Wappen-Supralibros tragen, gehören vor allem der zweiten Hälfte des 18. Jhs an.

1.23 Am Ende der fürstbischöflichen Zeit im Jahre 1802 waren für die Bestandsvermehrung der Bibliothek im Laufe der 200jährigen Geschichte ca. 53.140 Gulden (einschließlich 5740 Gulden für Einband) ausgegeben worden. Während der letzten 50 Jahre war der Bestand von ca. 10.000 auf ca. 16.000 Bde angewachsen (vgl. Handwerker 1904, S. 127-130). Bei gleichgebliebenen Schwerpunkten war nun das Mengenverhältnis der Fächer besser ausgewogen. Die Anteile von Jurisprudenz und Geschichte waren von 31 und 30 Prozent auf 27 Prozent (4450 und 4330 Bde) leicht gesunken. Theologie als das nach wie vor drittstärkste Fach war mit 2560 Bdn anteilig von 19 auf 16 Prozent zurückgegangen. Philosophie und Philologie zusammen hatten ihren Anteil auf fast 13 Prozent wieder erhöht, wobei in den letzten zwei Jahrzehnten mehr an moderner als an griechisch-römischer Literatur angeschafft worden war. Von 6 auf 11 Prozent angewachsen war der Bestand der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin, der Medizin allein auf 5 Prozent (ca. 800 Bde, vgl. Handwerker 1937, S. 2). Enzyklopädie, Buch- und Bibliothekswesen und Geschichte der Wissenschaften waren zu 5,6 Prozent am Bestand beteiligt.

Die Zeit von 1803 bis 1945

1.24 Das 19. Jh setzte nicht nur mit dem Zustrom aus dem 1803 säkularisierten Bibliotheksgut ein, sondern gab der Bibliothek mit einer großen Anzahl geschlossener Privatbibliotheken oder sonstiger Bestandskomplexe die bedeutendsten Wachstumsschübe in ihrer Geschichte. Bemerkenswert ist vor allem, daß diese Sammlungen teils bisherige Bestandsdefizite ausglichen, teils neue Schwerpunkte wie die Franconica förderten. In jedem Fall gestalteten sie wesentlich den heutigen Bestandscharakter.

1.25 Aus den Büchermassen von mehr als 20 Klöstern und Stiften, die bei der Säkularisation der nunmehr bayerischen Universität Würzburg zufielen, wurden am Ende nur etwa 10.000 Bde in den Bestand aufgenommen. Von unbekanntem Ausmaß waren die Verluste, die in den Turbulenzen der Bibliotheksenteignungen eingetreten waren; ca. 38.000 Bde wurden außerdem noch seitens der Bibliothek 1808 als Dubletten oder sonstige nicht benötigte Literatur verkauft. Der wertvollste Teil von mehr als 2000 Inkunabeln und mehreren hundert Hss. aber wurde annähernd vollständig bewahrt. Als Bestandteile einiger säkularisierter Bestände gelangten auch Splitter bedeutender Privatsammlungen in die Bibliothek, so die z. T. medizinischen Inkunabeln des Würzburger Stadtphysikus und kaiserlichen Leibarztes Burkard von Horneck († 1522) in der Würzburger Dombibliothek und in einigen Klosterbibliotheken, die Bücher des Abtes Johannes Trithemius im Bestand seines Würzburger Schottenklosters St. Jakob, die Sammlung des kurmainzischen Kammerpräsidenten Erhard von Muggenthal zu Hexenagger (1578-1641) vielleicht in der Bibliothek der Kartause Tückelhausen sowie die Supralibros-Bände des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn in verschiedenen Klosterbibliotheken. Auf Umwegen kam in späteren Jahren weiterer säkularisierter Bücherbestand hinzu, 1824 über Aschaffenburg einige Hss. und Inkunabeln aus der Mainzer Dombibliothek durch staatliche Zuweisung, 1851 Hss. und Inkunabeln aus der ehemaligen Abteibibliothek Amorbach durch Kauf.

1.26 Während die Würzburger Dombibliothek mit 190 Hss. und rund 500 Inkunabeln (davon nur noch 171 im heutigen Bestand) den kostbarsten Gewinn brachte, außer diesen aber fast keine späteren Drucke, kam mit anderem Säkularisationsgut auch viel Wertvolles an neueren Drucken herein: von der Zisterzienserabtei Ebrach, die zuletzt 30.000 Bde besessen hatte, außer vielen Hss. und Inkunabeln auch zahlreiche und kostbare Landkarten und Graphik sowie Kirchenväter-Ausgaben und Werke zur deutschen Geschichte; von der Benediktinerabtei Münsterschwarzach ebenfalls vieles zur Patristik, auch zum römischen und kanonischen Recht und zur Diplomatik; vom Würzburger Schottenkloster St. Jakob, dessen Bibliothek zuletzt ca. 8000 Bde umfaßt hatte, zahlreiche Werke französischer und englischer Literatur sowie qualitätvolle naturwissenschaftliche Werke.

1.27 Der Zufluß aus dem Säkularisationsgut, der den Bestand um annähernd 50 Prozent auf ca. 25.000 Bde vermehrte, veranlaßte den Bibliothekar Johann Michael Feder, die bisherige Aufstellungssystematik durch einen Gruppen-Numerus-currens zu ersetzen. 1804 war die Neugliederung in 70 (später 86) Gruppen abgeschlossen. Nach diesem " alten Gruppen-Numerus-currens" ist der Altbestand bis zum Erwerbungs- oder Erscheinungsjahr 1945 noch heute aufgestellt. Von Bedeutung für die Bestandsgeschichte war unter den Bibliothekaren nach Feder vor allem Dr. Anton Ruland, der von 1850 bis 1874 als erster hauptamtlicher Bibliothekar die Bibliothek leitete.

1.28 Das Bestandswachstum beschleunigte sich im 19. und frühen 20. Jh durch laufende wie gelegentliche Erwerbungen. Die Mittel dafür stiegen bis zur Jahrhundertmitte auf eine jährliche Durchschnittssumme von 6000 Gulden. Um 1834 wurde der Bestand (jeweils einschließlich der Dissertationen) bereits mit 70.000 Bdn beziffert, um 1850 mit 100.000, um 1875 mit 200.000, um 1893 mit 320.000, um 1907 mit 370.000 und um 1919 mit 500.000 Bdn (davon 200.000 Dissertationen und Schulprogramme, vgl. Handwerker 1932, S. 116-124). Die Finanzkraft wurde beträchtlich gestärkt durch den Dalberg-Fonds, den Karl Theodor von Dalberg, ehemaliger Rektor der Würzburger Universität, 1814 nach seiner Abdankung als Großherzog von Frankfurt der Bibliothek stiftete. Das Grundvermögen von 38.000 Gulden zuzüglich der Hälfte seiner Würzburger Dompropsteinnahmen war auf 100.000 Mark angewachsen, ehe die Inflation von 1923 es entwertete. Als letzte Bestandsangabe vor den großen Kriegsverlusten von 1945 ist eine Zahl von 462.000 Bdn (ohne Dissertationen) überliefert (Jahrbuch der deutschen Bibliotheken 1942). In diese Bestandszahl ist nicht nur die 1940 erworbene Bibliothek eines Prof. Hofmeister eingegangen, sondern wohl auch die Dauerleihgabe von 50.000 Bdn, welche die Bibliothek 1939 vom Historischen Verein von Mainfranken erhalten hat. Die Pflichtexemplare aus Unter- und Oberfranken, welche der Bibliothek seit 1840 zufielen, kamen zu einem beträchtlichen Teil der Franconica-Sammlung zugute.

1.29 Von den rund 30 inkorporierten Bibliotheken oder größeren Bestandskomplexen wurden nur die vier größten oder bedeutendsten separat aufgestellt und haben sich bis heute als Sondersammlungen erhalten ( s. u. 1.37-1.40). Dazu kamen zwei große Fachbibliotheken als Dauerleihgaben, von denen nur eine mit Verlusten den Zweiten Weltkrieg überdauert hat. Ein großer Teil der vielen anderen Sammlungen, welche auf die verschiedenen Fächer verteilt worden waren, dürfte unter den Kriegsverlusten von 1945 sein oder läßt sich mangels Besitzvermerke nicht mehr identifizieren. Diese Sammlungen waren teils universaler Art, auch mit bestimmten Schwerpunkten, teils reine Fachbibliotheken, ganz überwiegend medizinische.

1.30 Zum erstgenannten Typ mit besonderem Reichtum an fränkischem Schrifttum zählten vier Sammlungen, die in den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jhs erworben wurden: die Bibliotheken von Prof. Michael Adam Köl (1833) und des Bürgerspitalverwalters Joseph Ignaz Sand (1834), beide zudem reich an älterer deutscher Literatur, sowie die Teilnachlässe des Regierungsrates Philipp Heffner (1843) und des Legationsrates Dr. Gottfried Scharold (1847). Alle trugen zum Aufbau der Franconica-Sammlung bei, in besonderem Maße wohl die angekaufte Sandsche Bibliothek, die nach dem erhaltenen nachträglich gefertigten Katalog von 1837 ( s. u. 4.1) etwa 2500 Titel umfaßte, überwiegend aus dem 17. und 18. Jh, zum kleineren Teil aber auch aus dem 16. Jh. Nach der Notiz Rulands in einem früheren Katalog von 1835 bestand ihr Hauptwert " in der Sammlung kleiner die Würzburger Geschichte und Verfassung betreffenden Piecen und Collectaneen" sowie in den " mannichfachen Materialien zur Würzburger Stifts-und-Klöster-Geschichte" (Bibliotheksarchiv, Faszikel 206).

1.31 Einen letzten kräftigen Zustrom im 19. Jh erhielt die Franconica-Sammlung 1881 aus der für 2500 Mark erworbenen nachgelassenen Bibliothek von Dr. Franz Joseph Schermer (1804-1881), zuletzt Pfarrer in Karlburg (bei Würzburg). Die literarische und theologische Sammlung dieses vielseitig gebildeten Mannes wurde auch auf mehrere Fachgruppen außerhalb der Franconica verteilt, kann aber mittels eines Kataloges ( s. u. 3.3) und einer eingeklebten gedruckten Provenienz-Notiz rekonstruiert werden. Schermer, der vor seiner Karlburger Seelsorgetätigkeit seit 1836 als Bibliothekar des Prinzen Fernando von Portugal wirkte, war außer mit eigenen Gedichten vor allem mit Übersetzungen aus dem Italienischen, Spanischen und Portugiesischen hervorgetreten. Neben dem fränkischen Schrifttum verdankt die Bibliothek seiner Sammlung einen großen Teil ihrer wenigen Originalausgaben italienischer, spanischer und portugiesischer Literatur aus dem 16. bis 19. Jh. Im Jahre 1908 bereicherte das Legat des Lehrers Johann Schmidkontz die Franconica mit einer Sammlung zur Namen- und besonders Flurnamenkunde ( s. u. 4.1).

1.32 Unter den übrigen im 19. Jh und in der ersten Hälfte des 20. Jhs erworbenen Sammlungen und Bestandskomplexen waren die 1834 als Legat erhaltene Bibliothek des Würzburger Professors der Kameralwissenschaft Franz Geier, die auf 15.000 Gulden geschätzt wurde; die 1840 und 1841 ebenfalls als Legat überlassenen Bibliotheken ehemaliger Professoren-Bibliothekare, des Karl Philipp Mayer von der Philosophischen Fakultät, der zusätzlich 700 Gulden für den Ausbau des geographischen Bestandes vermachte, und des Kanonistik-Professors Johann Philipp Gregel; ferner ein Komplex von ca. 280 Inkunabeln, Hss. und Autographen, die 1854 aus einer Bibliothek von mehr als 7000 Titeln in Wernigerode ersteigert wurden; die um 1870 erworbene universale Bibliothek des Bezirksgerichtsrates Horn, von deren ca. 400 Titeln aus dem 18. und meist aus dem 19. Jh nur noch ein Katalog zeugt ( s. u. 4.1). Zu nennen sind ferner zahlreiche Zeitschriften und ein umfangreicher Komplex von Flugschriften und ähnlichem aktuellen Kleinschrifttum aus der Zeit von 1814 bis 1868 in fast 90 Sammelbänden, welche die Würzburger Harmonie-Gesellschaft 1868 der Bibliothek schenkte; die 1870 für 25 Gulden erworbene Bibliothek eines Würzburger Professors Hiller mit 148 Titeln, davon 83 Titeln klassischer und 16 Titeln neulateinischer Autoren; außerdem ein Bestand von 31 Titeln (in mehr als 130 Bdn) aus dem 16. bis 19. Jh mit seltenen Ausgaben von Montaigne und Molière, welchen 1870 der königlich bayerische Kämmerer Franz Lambert Freiherr von Varicourt schenkte. 1882 erhielt die Bibliothek als Legat die ca. 250 Bde umfassende überwiegend theologische Sammlung des Benefiziaten Nikolaus Zippelius aus Großlangheim (die Werke ohne wissenschaftlichen Wert wurden zu den nichtmedizinischen Büchern der Sammlung Siebold gestellt, s. u. 1.40, die übrigen in den allgemeinen Bestand eingereiht, vgl. Notiz im Katalog, Archiv I, 25, s. u. 3.3); 1883 als Legat die Bibliothek des Theologie-Professors Heinrich Denzinger (1819-1883). Für das 20. Jh vor 1945 ist, ohne nähere Angaben, nur die Erwerbung der Bibliothek eines Professor Hofmeister im Jahre 1940 überliefert (Jahrbuch der deutschen Bibliotheken 1940).

1.33 Großherzog Ferdinand von Toscana schenkte der Bibliothek während seiner Würzburger Regentschaft von 1806 bis 1814 205 Titel an Musikalien, darunter viele italienische Werke (Opern, Serenaden, Oratorien, Messen und Kantaten) mit der Auflage, dem Musikalischen Institut unter Prof. Franz Joseph Fröhlich Leihgaben zu überlassen. 1862 durfte aus der hinterlassenen Bibliothek Fröhlichs eine Auswahl getroffen werden, die 8 Kisten mit vorwiegend musiktheoretischer Literatur umfaßte ( s. u. 4.1).

1.34 Unter den Fachbibliotheken, die in den allgemeinen Bestand inkorporiert wurden, dominieren die medizinischen. Zusammen mit separat aufgestellten Sondersammlungen bildeten sie den Grundstock eines ansehnlichen medizinischen Bücherbestandes, parallel zu dem Aufschwung, den die Würzburger Medizinische Fakultät seit dem ausgehenden 18. Jh bis zu ihrer führenden Position um die Mitte des 19. Jhs nahm. Um 1937 besaß die Bibliothek ca. 60.000 Bde medizinischer Literatur (ca. 13 Prozent des Gesamtbestandes von 462.000 Bdn im Jahre 1942) zuzüglich ca. 80.000 bis 100.000 Dissertationen (vgl. Handwerker 1937, S. 9). Seit 1802 (ca. 800 Bde) war der Bestand also ohne Dissertationen 75 mal größer geworden.

1.35 Folgende medizinische Bibliotheken wurden bis 1945 inkorporiert: als Legate 1821 die kleine Bibliothek von 117 Bdn des Würzburger Arztes Dr. Johann Jakob Schmitt; 1880 ausgewählte 2000 Bde aus dem Nachlaß des Bad Kissinger Bade- und Bezirksarztes Dr. Daniel Friedrich Erhard; 1898 die 5000 Bde umfassende Bibliothek des Medizinhistorikers und Privatgelehrten Dr. Heinrich Rohlfs, die dieser der Medizinischen Fakultät vermacht hatte; 1902 die umfangreiche Bibliothek des 1894 verstorbenen Augsburger Arztes Dr. Georg Josef Agatz sowie ein Teilnachlaß von 400 Bdn aus der Sammlung des Würzburger Klinikers Dr. Carl Gerhardt. Erst 1921 einverleibt wurde die 1890 der Bibliothek vermachte Sammlung des Professors für Ohrenheilkunde Anton Friedrich Freiherr von Tröltsch (1829-1890).

1.36 Auch die mehr als 5000 Bde zählende Bibliothek des Würzburger Medizinprofessors und Hofrats Dr. Carl Friedrich von Marcus, die 1863 für 1800 Gulden aus dem Nachlaß erworben wurde, fand keine separate Aufstellung. Neben der medizinischen Fachabteilung, welche " ein Meisterstück einer medizinischen Privatbibliothek" gewesen sein soll (Bibliotheksarchiv, Faszikel 203), umfaßte die Bibliotheca Marcus auch Werke zu Philosophie, Geographie und Schöner Literatur. Über die ca. 120 Ausgaben griechischer Autoren vom 16. Jh bis etwa 1860, welche in die Fachgruppe " Litteratura graeca" eingereiht wurden, hat sich ein Katalog erhalten ( s. u. 4.1). Gesondert aufgestellt war mindestens bis 1854 eine Sammlung von Cholera-Schriften der Stadt Würzburg, welche der Würzburger Magistrat 1832 der Bibliothek geschenkt hatte. Über den Umfang und das weitere Schicksal dieser Sammlung ist nichts bekannt. Möglicherweise wurde sie in die 1863 erworbene epidemiologische Sammlung Schönlein integriert ( s. u. 1.39; 2.100-2.108), sofern sie der Bibliothek nicht schon 1854 wieder verlorengegangen war (vgl. Bibliotheksarchiv, Faszikel 119: August 1854 Ersuchen des Magistrats um Auslieferung der Schriften zwecks Benutzung durch die Ärzte, da eine Cholera-Epidemie befürchtet wurde).

1.37 Die erste der vier Privatbibliotheken, welche separat unter Provenienz-Signaturen aufgestellt wurden und sich bis heute als Sondersammlungen erhalten haben, war die Sammlung Asbeck (Freiherrlich von Asbeck'sche Sammlung, Signatur Asb.). Die Auswahl von 269 Titeln in ca. 670 Bdn aus einer Gesamtbibliothek von etwa 800 Werken war bemerkenswert durch illustrierte Prachtwerke des späten 18. und frühen 19. Jhs. Sie wurde 1824 zu einem Vorzugspreis von 14.300 rheinischen Gulden (25 Prozent des Marktwertes) von dem unterfränkischen Regierungspräsidenten und Würzburger Universitätskurator Franz Wilhelm Freiherr von Asbeck (1760-1826) erworben.

1.38 Mit der 1857 für 3119 Taler aus dem Nachlaß erworbenen Bibliothek des Oberpflegers (Oberpflegamtsdirektors) am Würzburger Julius-Spital, Dr. Philipp Franz Horn (1781-1856), kam ein wertvoller Bestand seltener Drucke aus allen Sachgebieten und Jahrhunderten in die Bibliothek (Signatur Horn). Die Sammlung Horn umfaßte 6626 Nummern (in 12.910 Bdn), darunter 2737 Dubletten vorhandener Bände, die teils behalten, teils gegen schlechter erhaltene Exemplare ausgetauscht und teils veräußert werden sollten. Mit ihrem Reichtum an deutscher Schöner Literatur vom 16. Jh an füllte diese Privatbibliothek eine Lücke im Bestand, die nach den Worten des Bibliothekars Ruland in der früheren Mißachtung deutscher literarischer Werke als " ludicra et curiosa" begründet war. Alle " nicht catholischen Bücher" seien früher ohnehin ausgeschlossen gewesen, und noch 1803 habe die Bibliothek " grundsätzlich keinen einzigen teutschen Schriftsteller" besessen. Durch laufende Erwerbung habe sich später das Versäumte nicht nachholen lassen, da wegen der seit 1814 herrschenden " Idolatrie mit der Teutschen Vergangenheit" die Preise für deutsche Literatur enorm angestiegen seien (Bibliotheksarchiv, Faszikel 210).

1.39 Als dritte Sondersammlung und als erste medizinhistorische und epidemiologische Fachbibliothek wurde die Sammlung Schönlein (Bibliotheca Schoenleiniana, Signatur Schoenl.) separat aufgestellt. Dr. Johann Lucas Schönlein (1793-1864), der von 1817 bis 1832 als Professor der Inneren Medizin an der Würzburger Universität gewirkt hatte, schenkte der Bibliothek 1863 seine 3479 Bde umfassende Sammlung von wertvollen Drucken aller Jahrhunderte. Schon früher hatte er kleinere Geschenke gemacht, das seltene Würzburger Heiltumsbuch (1493, im Kolophon datiert 1483) im Jahre 1849, 283 medizintopographische Dissertationen (meist aus dem 17. und 18. Jh) im Jahre 1860 sowie einen seltenen anonymen Würzburger Druck von 1532 über die Guajak-Therapie im Jahre 1862. Auch diese große Schenkung kam durch Vermittlung des mit Schönlein und dem Bibliothekar Ruland befreundeten Bamberger Studiendirektors Dr. Gutenaecker zustande. Die Dubletten, 145 Titel in 146 Bdn, wurden der Königlichen Bibliothek (heute Staatsbibliothek) Bamberg übergeben, welcher Schönlein bereits 1832 den größten Teil seiner damaligen Sammlung geschenkt hatte. Mindestens bis 1939, sodann nocls nach 1960, wurde die Sammlung dem Wunsch ihres Stifters entsprechend ergänzt (vgl. Handwerker 1932, S. 119), blieb also nicht die Bibliothek Schönleins. 1937 war der ursprüngliche Bestand von 3333 Bdn auf 5250 Bde angewachsen (Handwerker 1937, S. 8).

1.40 Nur noch teilweise als vierte Sondersammlung faßbar ist die wohl überwiegend medizinische Familien-Bibliothek der Würzburger Medizinprofessoren von Siebold, die 1866 zusammen mit umfangreichem handschriftlichen Material zum Kulanzpreis von 600 Gulden erworben wurde. Die nachgelassene Bibliothek des Gottfried von Siebold (1802-1866), Prosektor bei der Würzburger Anatomie, soll bis auf dessen Vater Johann Barthel und Onkel Johann Georg Christoph und gar bis auf den Großvater Karl Kaspar von Siebold zurückgegangen sein und rund 8000 Bde enthalten haben. Einschließlich zahlreicher nichtmedizinischer Werke hat sie nach Ruland " den Namen einer ungemein schätzbaren Sammlung verdient" (Bibliotheksarchiv, Faszikel 203). Erhalten hat sich nur ein Restbestand von ca. 350 Oktav-Bänden nichtmedizinischer Werke. Der medizinische Hauptbestand (von Handwerker 1937 nicht erwähnt) war möglicherweise in die allgemeine medizinische Fachgruppe eingereiht worden.

1.41 Eine weitere, wiederum medizinische Sondersammlung kam 1902 als Dauerleihgabe der 1849 in Würzburg unter Albert Koelliker und Rudolf Virchow gegründeten Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in die Bibliothek. Diese sogenannte Physico-Medica-Bibliothek, welche auch die Naturwissenschaften mit einbezog, wurde in der Folge durch den Schriftentausch der Gesellschaft laufend vermehrt und umfaßte 1937 rund 17.000 Bde (vgl. Handwerker 1937, S. 9), wurde aber 1945 völlig vernichtet.

1.42 Eine vierteilige Sondersammlung wurde schließlich 1939 mit der Dauerleihgabe der Bibliothek des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg begründet. Die seit den Anfängen des Vereins im Jahre 1831 aufgebaute Bibliothek von 50.000 Bdn enthielt neben den Franconica (Büchern, Zeitschriften und Sondermaterialien) dank vieler Tauschbeziehungen auch außerfränkische und außerbayerische Regionalliteratur (Bavarica und Germanica) sowie einen Bestand zu den historischen Hilfswissenschaften (" Subsidia historica"). 2000 Hss. und 1800 Urkunden wurden dem Staatsarchiv Würzburg übergeben. Dem Zweiten Weltkrieg fielen nicht nur die " Subsidia historica" zum Opfer, sondern auch große Teile der übrigen Gruppen, welche mittels eines knapp informierenden alten Zettelkataloges nur noch schwer zu rekonstruieren sind. Die Depotbibliothek des Historischen Vereins ist eine abgeschlossene Sammlung geblieben. Eine neue Depotbibliothek des Nachfolgevereins, der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte, wird seit 1956 von der Bibliothek verwaltet und durch Schriftentausch laufend vermehrt.

1.43 Beim Luftangriff vom 16. März 1945 wurde das Bibliotheksgebäude mit dem gesamten Bestand und den Katalogen zerstört. Erhalten blieb nur, was an 15 Orten ausgelagert war: der größte Teil der Hss., Inkunabeln und Sondersammlungen (einschließlich ca. 4400 Würzburger Dissertationen bis 1885) sowie die ältesten und wertvollsten Bestände der einzelnen Fachgruppen, zusammen etwa 150.000 Bde. Nach dem auf 370.000 Bde geschätzten Verlust (Jahrbuch der deutschen Bibliotheken 1950) errechnet sich damit für 1945 ein ursprünglicher Bestand von ca. 520.000 Bdn. Für 1942 ist ein Bestand von 462.000 Bdn belegt (Jahrbuch der deutschen Bibliotheken 1942). Da auch die Kataloge fehlen, sind genaue Angaben über die Verluste nicht möglich. Als fast völlig vernichtet wurden 1950 angegeben die Fachgruppen Biographie, Geographie, Literärgeschichte, Medizin, Naturgeschichte und Pädagogik; als stark geschädigt die philologischen Fächer, Theologie, Rechts- und Staatswissenschaft sowie die Veröffentlichungen wissenschaftlicher Gesellschaften.

Die Zeit nach 1945

1.44 Die kontinuierlichen Zugänge an Literatur vor 1900 durch antiquarischen Kauf oder Geschenk lassen sich nur für die Erwerbungsjahre 1946 bis ca. 1960 und dann wieder ab 1975, besonders aber ab 1980 ermitteln, und auch dies unter Ausschluß der Franconica-Sammlung " Res patriae" (Rp), welcher besonders seit 1980 bedeutendere antiquarische Käufe zugute kommen. Von 1946 bis ca. 1960 wurde ältere Literatur nach dem neu eingeführten reinen Numerus currens (NC) in Erwerbungsjahresringen (46.1 ff.) zusammen mit Neuerscheinungen aufgestellt, von ca. 1975 bis 1979 ausschließlich die bis 1945 erschienene Literatur in einem fingierten Jahresring-NC (45.1 ff.), ab 1980 nach einem neuen Gruppen-NC mit Lokalkennzeichen für die einzelnen Jahrhunderte bis 1900. Diese Ordnung der Magazinbestände wurde für den 1981 bezogenen Neubau der Bibliothek geschaffen, parallel zur Regensburger Systematik, nach der die Freihandbestände geordnet wurden. In der Periode von ca. 1960 bis 1975 aber wurden alle neuerworbenen Bücher mit Erscheinungsjahren bis 1945 in den alten Gruppen-NC ( s. o. 1.27) eingeordnet und sind damit nicht mehr als spätere Erwerbungen zu identifizieren.

1.45 Der Zugang an Literatur vor 1900 belief sich von 1946 bis 1960 und von 1975 bis 1979 auf rund 2200 Titel des 16. bis 19. Jhs, zu 94 Prozent aus dem 19. Jh. Weitaus am stärksten wurde dabei die Germanistik berücksichtigt, mit zahlreichen Werkausgaben, darunter Erstausgaben (auch aus der ersten Hälfte des 20. Jhs), sodann Geschichte, Rechtswissenschaft und Theologie. Einschließlich der älteren Werke, die in unbekannter Zahl von 1960 bis 1975 erworben wurden, ergibt sich für die Nachkriegszeit ein ansehnlicher Zuwachs an historischem Buchbestand allein aus der laufenden Erwerbung. Seit 1980 gingen nur ca. 450 ältere Werke in den allgemeinen Bestand außerhalb der Franconica-Sammlung ein, ebenfalls überwiegend aus dem 19. Jh. Hierbei nimmt die Theologie die erste Stelle ein, gefolgt von Geschichte und Germanistik.

1.46 Der Zugang ganzer Bibliotheken oder größerer Bestandskomplexe von älterem Schrifttum setzte erst 1960 wieder ein. Drei vor diesem Zeitpunkt erworbene Bibliotheken enthielten fast ausschließlich Werke des 20. Jhs. Wenig bekannt ist über die Sammlung des Würzburger Professors für Haut- und Geschlechtskrankheiten Karl Zieler (1874-1945), welche die Bibliothek schon 1945 als Vermächtnis erhielt. Sie soll aus medizinischen und kunsthistorischen Werken bestanden haben und wurde offenbar in den allgemeinen Bestand einbezogen. Eine 1950 als Legat erhaltene Bibliothek von Dr. H. Schanz aus Würzburg mit mindestens 1500 meist zivilrechtlichen Werken enthält neben zeitgenössischen Titeln nur weniges aus dem späten 19. Jh. Auch sie wurde in den allgemeinen Bestand eingereiht und ist lediglich über einen handschriftlichen Zettelkatalog (aufbewahrt in der Handschriften-Abteilung) nachzuweisen. Eingereiht in den Numerus currens 51, aber als einheitlicher Block kenntlich, wurden auch rund 150 Werke aus dem Besitz des Zaren Ferdinand von Bulgarien (1861-1948), von Geburt Prinz von Coburg-Gotha, der in Coburg verstarb. Es handelt sich um kostbar ausgestattete Bulgarica des 20. Jhs.

1.47 Auch drei zwischen 1960 und 1970 als Geschenk oder Legat erworbene Sammlungen brachten wohl nur geringen Zuwachs an älterer Literatur. Wenig bekannt ist von den beiden Geschenken, die in den allgemeinen Bestand integriert wurden: den ca. 800 Bdn des Miltenberger Kreisrichters Wilhelm Conrady (1960) und den 900 Bdn des Naturwissenschaftlichen Vereins Würzburg (1961). Separat aufgestellt wurde dagegen die 1969 vermachte allgemeine Bildungsbibliothek des Freiburger Volkswirts und Privatgelehrten Leo Alexander Ricker (1885-1969). Die ca. 5000 Bde umfassende Bibliothek ist noch unkatalogisiert, aber durch eine mitgelieferte Liste erschlossen ( s. u. 4.1). Danach enthält die Sammlung neben Werken aus dem 20. Jh nur vereinzelt Titel aus dem 19. Jh, z. B. Ausgaben deutscher Literatur einschließlich Erstausgaben.

1.48 Nach fast einem Jahrhundert gelangte 1960 wieder eine geschlossene Sammlung mit historischem Buchbestand in den Besitz der Bibliothek und wurde separat aufgestellt. Die Bibliothek des Würzburger Professors für Medizingeschichte Georg Sticker (1860-1960) wurde nach Verhandlungen, die 1953 noch zu Lebzeiten Stickers begonnen hatten, aus dem Nachlaß für 10.000 DM gekauft. Sticker, der Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin bis zu dessen Auflösung im Jahre 1936, machte zur Bedingung, daß seine medizinhistorisch-epidemiologische Fachbibliothek im Anschluß an die Sammlung Schönlein aufgestellt wurde, als deren Fortsetzung er sie ansah. Der weitere Wunsch nach Katalogisierung ist noch nicht erfüllt, und auch die Bedingung der geschlossenen Aufstellung ist nicht strikt eingehalten worden; mindestens 150 Werke wurden in die Sammlung Schönlein integriert. Zu der ca. 2000 Bde zählenden Sammlung gehören außer der Fachbibliothek, die auch Stickers eigene Werke umfaßt, noch 330 Kästen fachlicher Sondermaterialien sowie kleinere Buchbestände nichtmedizinischen Inhalts. Letztere wurden der Bibliothek durch den Erben zu einem unbekannten Preis überlassen, teils zur Fachbibliothek gestellt, teils in andere Fachgruppen eingegliedert. In den allgemeinen Bestand eingereiht worden waren zuvor schon die 1953 für 1690 DM von Sticker gekauften großen Reihenwerke Sudhoff's Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und Sudhoff's Archiv für Geschichte der Medizin.

1.49 Die beiden zuletzt in den Jahren 1985 und 1987 angekauften geschlossenen historischen Bestände enthalten nur z. T. Franconica, stammen aber aus fränkischen Bibliotheken. Ihre Erwerbung entsprach damit der besonderen Pflege fränkischen Schrifttums bei den antiquarischen Käufen der letzten Jahre; zugleich wurde die historische Ausrichtung der Bestandsentwicklung im 17. und 18. Jh wiederaufgenommen. Beide Erwerbungen erhielten als erste Sondersammlungen anstelle einer sprechenden Provenienz-Signatur die Signatur einer geschlossenen Rara-Sammlung innerhalb der Gruppe Allgemeines (A) des neuen Gruppen-Numerus-currens.

1.50 Der 1985 für ca. 165.700 DM ersteigerte Bestand aus der Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Rosenbergschen Hofbibliothek im Schloß Kleinheubach umfaßt 475 Werke in 321 Bdn aus dem 16. bis 19. Jh. Besonderer Wert bei der Auswahl wurde auf das darin enthaltene Säkularisationsgut der Benediktinerabtei Neustadt a. M. gelegt.

1.51 Mit der 1987 für 200.000 DM erworbenen vollständigen Gemeinschaftlichen Bibliothek der Freiherren von Bibra, Irmelshausen, gewann die Universitätsbibliothek, die seit 1941 bereits als Aufsichtsbehörde über das Fideikommißgut dieser Bibliothek eingesetzt war, zu ihren bisherigen zahlreichen Kloster- und Stiftsbibliotheken sowie privaten Gelehrtenbibliotheken erstmals eine Adelsbibliothek hinzu. Die Sammlung zählt ca. 1750 Bde vom 16. bis zum 20. Jh; mit der Katalogisierung konnte wegen Personalmangels erst begonnen werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Beschreibung gliedert den Bestand nach den fünf Komponenten: dem Kernbestand, den Buch-Sondersammlungen, den übernommenen Altbeständen aus Teilbibliotheken, der Depotbibliothek des Historischen Vereins und den sonstigen Sondersammlungen (Einblattdruck-, Druckgraphik- und Kartensammlungen). Zum Kernbestand zählen auch die Inkunabelsammlung sowie die Sonderabteilungen der Rara, Rarissima und der Einbandsammlung. Als Buch-Sondersammlungen gelten alle sonstigen geschlossen und außerhalb des allgemeinen Ordnungsschemas aufgestellten Bestandsgruppen. Bei allen Bestandsübersichten sind unter Sondersammlungen nur die Buch-Sondersammlungen zu verstehen.

2.2 Die Zahlenangaben zu den katalogisierten Beständen (Kernbestand, Buch-Sondersammlungen und Depotbibliothek) beruhen auf Zählung der Titel nach dem Standortkatalog, zu den unkatalogisierten Beständen (Buch-Sondersammlungen, übernommenen Altbeständen aus Teilbibliotheken) auf Schätzungen (nach Regalmetern oder nach einer vorgegebenen Nummernzahl früherer Signaturen). Nicht berücksichtigt wurden die 1945 bis 1979 erworbenen Stücktitel von Schriftenreihen des Kernbestandes (bei der Signatur Z 45.1 ff), unter denen sich einige hundert Titel aus dem 19. Jh, kaum jedoch aus früherer Zeit, befinden können. Der Zählung entgangen sein können außerdem Stücktitel von Reihenwerken auch in anderen Bestandsgruppen, ebenfalls besonders aus dem 19. Jh, wenn sie im Standortkatalog nicht als solche erkennbar waren.

2.3 Der historische Buchbestand umfaßt insgesamt ca. 90.000 Titel. Davon gehören ca. 35.000 Titel zum Kernbestand, ca. 46.800 zu den Buch-Sondersammlungen, ca. 6400 zur Depotbibliothek und ca. 1600 Titel zum übernommenen Teilbibliotheksbestand.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.4 Die Inkunabelsammlung, in welche auch Drucke aus den Sondersammlungen integriert sind, enthält 2316 Titel (darunter 25 Einblattdrucke) in 3016 Drucken. Die Drucke des 16. und 17. Jhs gehören vorwiegend zum Kernbestand, die Drucke des 18. und 19. Jhs zu den Sondersammlungen.

2.5 Aus dem 16. Jh sind ca. 6500 Titel vorhanden (4750 im Kernbestand, 1560 in den Sondersammlungen und 180 in der Depotbibliothek), aus dem 17. Jh ca. 6870 Titel (3700, 2900 und 270), aus dem 18. Jh 15.900 Titel (6100, 7900 und 1800; ca. 100 im übernommenen Teilbibliotheksbestand), aus dem 19. Jh 58.200 Titel (18.200, 34.400 und 4200; 1500 im Teilbibliotheksbestand).

2.6 Das chronologische Prinzip ist primäres Ordnungsschema nur bei den Würzburger Dissertationen des 19. Jhs sowie grob nach Jahrhunderten beim neuen Gruppen-Numerus-currens. Als sekundäres Ordnungsprinzip gilt die chronologische Abfolge bei den Würzburger Dissertationen bis 1800, bei den seit 1985 erworbenen Provenienz-Sondersammlungen, bei den Rarissima und bei der Einbandsammlung (jeweils innerhalb der Formatgruppen und z. T. weiterer Gliederungen), bei den Schulprogrammen (innerhalb der Orte und Schulen), z. T. auch bei den älteren Beständen der Franconica-Sammlung (innerhalb der Sachgruppen). Alle anderen Bestände sind nach dem akzessorischen Prinzip aufgebaut, das für die kontinuierliche Erwerbung zugleich eine annähernd chronologische Ordnung ergibt.

2.7 In allen Bestandskomponenten überwiegt das im deutschen Sprachraum erschienene Schrifttum. Sein Anteil beträgt insgesamt 86 Prozent (ca. 78.430 Titel). Er ist im Kernbestand mit 74 Prozent (ca. 26.000 Titeln) geringer als in den Sondersammlungen mit 93 Prozent (44.520), im übernommenen Teilbibliotheksbestand mit 94 Prozent (ca. 1500) und in der Depotbibliothek mit 99,5 Prozent (6400). 77 Prozent davon entfallen auf deutschsprachige Werke, die mit 60.320 Titeln 66 Prozent des Gesamtbestandes ausmachen (50 Prozent des Kernbestandes, 76 Prozent der Sondersammlungen, 77 Prozent der Depotbibliothek und 94 Prozent des übernommenen Teilbibliotheksbestandes).

2.8 Unter dem ausländischen Schrifttum überwiegt mit 33 Prozent das Lateinische (bis einschließlich 17. Jh führend), gefolgt von Französisch mit 31 Prozent (vorherrschend im 18. und 19. Jh), Englisch mit 14 und Italienisch mit 8 Prozent. Von den sonstigen Sprachen, in denen ca. 1700 Werke (13,7 Prozent) verfaßt sind, spielt keine eine hervorragende Rolle.

2.9 Von den Inkunabeln sind 67 Prozent (1563 Titel) im deutschen Sprachraum erschienen, aber nur 3 Prozent (72) in deutscher Sprache oder zweisprachig lateinisch-deutsch, darunter 25 theologische Werke, 3 Bibelausgaben, 5 Schwaben- und Sachsenspiegel, 10 historische und zeitgeschichtliche Werke, 5 naturkundliche und astronomische, 6 medizinische (einschließlich Kräuterbücher) und 7 literarische Werke. Alle anderen Werke mit Ausnahme eines italienischen sind lateinisch geschrieben.

2.10 Im 16. Jh erreicht das deutsche Sprachgebiet mit fast 80 Prozent (5170 Titeln), das deutschsprachige Schrifttum mit 30 Prozent (1960) bereits einen beträchtlichen Anteil. Im Kernbestand geht der deutschsprachige Anteil von 23 Prozent (1120 Titeln) großenteils auf die ca. 600 reformatorischen Flugschriften zurück, in den Sondersammlungen der Anteil von 48 Prozent (745) vor allem auf die Sammlungen Horn (mit Flugschriften sowie Verordnungen von Pfalz-Zweibrücken) und Schönlein (mit Pestschriften und anderen Kleinschriften zu verschiedenen Seuchen). Aber auch in der Franconica-Sammlung und in der Depotbibliothek überwiegen die deutschen Titel. Das lateinische Schrifttum ist sowohl im deutschen Sprachgebiet (57 Prozent, 2950 Titel) wie auch im Ausland (76 Prozent, 1020) noch vorherrschend. An zweiter Stelle stehen griechische Titel (mehr als 300 Werkausgaben). Unter den übrigen im Ausland vertretenen Sprachen rangiert das Italienische mit 7 Prozent (98 Titeln) vor dem Französischen mit 3 Prozent (37), während nur ein englischer Titel ermittelt wurde.

2.11 Im 17. Jh geht das Schrifttum aus dem deutschen Sprachraum auf 72 Prozent (4870 Titel) zurück. Während es im Kernbestand mit 1980 Titeln nur geringfügig das ausländische Schrifttum (1720) übertrifft, dominiert es in den Sondersammlungen (mit 90 Prozent) und in der Depotbibliothek. Die deutschsprachigen Werke (1800, davon 580 im Kernbestand, 1130 in den Sondersammlungen und 90 in der Depotbibliothek) erreichen 37 Prozent innerhalb des deutschen Sprachgebietes und machen 26 Prozent aller Bestände dieses Jahrhunderts aus. Sie sind im Kernbestand am stärksten mit Reiseberichten und Atlanten, mit theologischen Flugschriften und kontroverstheologischen Schriften (60) vertreten, in den Sondersammlungen mit Pestschriften und anderen Seuchen-Kleinschriften der Sammlung Schönlein (ca. 250), mit ca. 80 Leichenpredigten und mit deutscher Barockliteratur in der Sammlung Horn (zusammen ca. 450 deutsche Titel), in der Franconica-Sammlung mit ca. 240, in der Bibliothek Bibra mit ca. 180 Titeln. Unter dem ausländischen Schrifttum (1990 Titel) dominiert noch Latein mit 63 Prozent (1260), während das Französische jetzt mit 270 Titeln (ganz überwiegend literarischen Originalausgaben) das Italienische (170) übertrifft. Englisch ist mit 55 Titeln vertreten, sonstige Sprachen zusammen mit ca. 240.

2.12 Vom 18. Jh an herrscht Schrifttum aus dem deutschen Sprachraum und in deutscher Sprache vor. Das deutsche Sprachgebiet ist im 18. Jh mit 85 Prozent (13.460 Titeln) vertreten (im Kernbestand mit 74, in den Sondersammlungen mit 90, in der Depotbibliothek mit 99 Prozent). Hiervon sind 61 Prozent deutschsprachige Werke (vorrangig im Kernbestand mit 64 Prozent, in den Sondersammlungen mit 61, in der Depotbibliothek mit nur 53 Prozent). Insgesamt erreicht das deutschsprachige Schrifttum 52 Prozent (8200 Titel). Das Latein spielt im deutschen Sprachraum noch eine beträchtliche Rolle, im Kernbestand bei Philosophie, Theologie und lateinischen Autoren, in den Sondersammlungen auf Grund der ca. 1230 lateinischen Würzburger Dissertationen, auch in der Sammlung Schönlein dank ca. 280 lateinischen medizinischen Dissertationen. Im Ausland steht das französische Schrifttum mit 45 Prozent (1090 Titeln) an der Spitze, im Kernbestand sogar mit 49 Prozent (780), in den Sondersammlungen dagegen nur mit 39 Prozent (310). Französische Titel finden sich im Kernbestand vor allem in den Fachgruppen Geschichte (218), französische Literatur (ca. 210) und Philosophie (ca. 80); bei den Sondersammlungen in der Bibliothek Bibra (80 Titel), den Sammlungen Horn (67), Schönlein (55) und Siebold (50). Das lateinische Schrifttum steht im Ausland mit 23 Prozent (ca. 560 Titeln) an zweiter Stelle (lateinische Autoren, Philosophie und Theologie im Kernbestand; bei den Sondersammlungen fast ausschließlich infolge 107 medizinischer Titel, darunter 40 Dissertationen, der Sammlung Schönlein). Das italienische Schrifttum ist mit 10 Prozent (250 Titeln) vertreten, im Kernbestand vor allem in den Fächern Homiletik und Geschichte, wenig in den literarischen Ausgaben. Bei den Sondersammlungen gehören von 103 italienischen Titeln 80 zur Sammlung Schönlein. Das englische Schrifttum gewinnt erstmals mit ca. 240 Titeln an Bedeutung, ganz überwiegend in der Sammlung Schönlein (133), während im Kernbestand je 20 Titel bei Geschichte und Philosophie, aber nur 14 literarische Ausgaben vorhanden sind.

2.13 Im 19. Jh trägt der deutsche Sprachraum 90 Prozent zum Bestand bei (53.370 Titel), im Kernbestand 79 Prozent (14.360), bei den Sondersammlungen 94,4 Prozent (33.440), in der Depotbibliothek ist er fast ausschließlich vertreten. Das deutschsprachige Schrifttum hat daran einen Anteil von 90,4 Prozent (48.280 Titel), im Kernbestand von 90 Prozent (13.070), in den Sondersammlungen von fast 90 Prozent (29.980), in der Depotbibliothek von 92 Prozent (3830). Lateinisches Schrifttum ist im deutschen Sprachraum noch zu 8,4 Prozent (4480 Titel) vorhanden, im Kernbestand nur zu 5 Prozent (hauptsächlich bei Theologie, Klassischer Philologie und Geschichte), bei den Sondersammlungen aber noch zu ca. 10 Prozent (Würzburger lateinische Dissertationen, 315 Titel in der Sammlung Schönlein, davon 254 medizinische Dissertationen). Beim ausländischen Schrifttum (5890 Titel) dominiert wiederum, aber weniger stark, das Französische mit 42,4 Prozent (2500). Sein Anteil von 38,6 Prozent (1470 Titel) des ausländischen Kernbestandes geht hauptsächlich auf historische Disziplinen (mehr als 400 Titel) zurück, ferner auf literarische Originalausgaben (224) und auch auf die Mathematik (116). Bei den Sondersammlungen ist französisches Schrifttum mit 49,4 Prozent (970 Titeln) vertreten, darunter mit ca. 700 Titeln (davon ca. 90 Dissertationen) der Sammlung Schönlein. Das italienische Schrifttum geht auf 8,1 Prozent (480 Titel) zurück; es ist im Kernbestand in historischen Disziplinen und in literarischen Ausgaben vertreten, bei den Sondersammlungen fast ausschließlich in der Sammlung Schönlein mit ca. 170 Titeln. Dagegen erreicht das Englische 24 Prozent (bei 1400 Titeln). Im Kernbestand macht das englische Schrifttum ebenfalls ca. 24 Prozent aus (917 Titel) und findet sich in literarischen Ausgaben (300), in historischen Disziplinen (ca. 140) und bei der Philosophie (54). Bei den Sondersammlungen gehört fast das gesamte englische Schrifttum (23,3 Prozent) zur Sammlung Schönlein (440 Titel). Die übrigen Sprachen, ohne besondere Schwerpunkte, werden vielfältiger und nehmen mit 16,6 Prozent (ca. 980 Titeln) einen breiteren Raum ein.

Systematische Übersicht

2.14 Im Gesamtbestand wie im Kernbestand am stärksten vertreten sind Theologie (einschließlich Kanonistik), Geschichte (mit historischen Hilfswissenschaften), Klassische und Deutsche Philologie. Die Theologie hat einen Anteil am Gesamtbestand von gut 10 Prozent (9650 Titeln), am Kernbestand aufgrund der Inkunabeln sogar von 19 Prozent (6600) und an den Sondersammlungen von ca. 5 Prozent (ca. 2440 Titeln). Hier findet sich theologisches Schrifttum hauptsächlich bei den Franconica (10 Prozent, vor allem Kirchengeschichte) und bei den Würzburger Dissertationen (7 Prozent). Auch die Depotbibliothek dürfte zu etwa 10 Prozent aus kirchenhistorischen Werken bestehen. Die Werke zur Geschichte machen mit 8540 Titeln 9,3 Prozent des Gesamtbestandes aus; am Kernbestand sind sie mit 16 Prozent (5640 Titeln) beteiligt, an den Sondersammlungen mit ca. 4 Prozent (2000 Titeln, allerdings mit 14 Prozent an den Franconica) sowie mit ca. 14 Prozent an der Depotbibliothek. Unter den philologischen Fächern, die zusammen mit 15.400 Titeln 17 Prozent zum Gesamtbestand beitragen (zum Kernbestand 30, zu den Sondersammlungen 10 Prozent), ist neben der Klassischen und der Deutschen Philologie allenfalls noch die Französische Philologie stärker vertreten. Die Klassische Philologie hat am Gesamtbestand mit 6 Prozent (ca. 6000 Titeln) einen etwas kleineren Anteil als die Deutsche Philologie (7 Prozent, ca. 6400 Titel), ist aber im Kernbestand deutlich stärker repräsentiert (13 Prozent oder 4500 Titel gegenüber 9,3 Prozent oder 3270 Titeln). Letztere hat insbesondere dank der Sammlung Horn ein größeres Gewicht bei den Sondersammlungen (gut 6 Prozent), wo die Klassische Philologie nur etwa 3 Prozent erreicht.

2.15 Die übrigen Fächer sind insgesamt schwächer und sehr ungleich im Kernbestand und im Gesamtbestand repräsentiert. Im Kernbestand gut, im Gesamtbestand aber nur gering vertreten sind Philosophie und Mathematik. Die Philosophie ist im Kernbestand mit ca. 8 Prozent (2800 Titeln) nach der Deutschen Philologie das stärkste Fach, hat aber an den Sondersammlungen nur einen Anteil von ca. 2 Prozent und am Gesamtbestand von 4 Prozent. Die Mathematik ist am Kernbestand mit fast 4 Prozent beteiligt, am Gesamtbestand aber nur mit 1,5 Prozent. Umgekehrt sind die Verhältnisse bei der Jurisprudenz (ohne Kanonistik), den Naturwissenschaften und der Medizin. Die juristischen Titel tragen nur gut 3 Prozent (1100 Titel) zum Kernbestand bei, zum Gesamtbestand aber fast 6 Prozent (ca. 5300 Titel). Dies liegt an ihrem hohen Anteil in den Sondersammlungen (8 Prozent), vor allem bei den Würzburger Dissertationen (17 Prozent). Noch größer ist die Diskrepanz bei der Medizin, die im Kernbestand nur 1,7 Prozent erreicht, im Gesamtbestand aber 8,2 Prozent aufgrund ihres hohen Anteils in den Sondersammlungen (gut 14 Prozent), besonders in der Sammlung Schönlein. Alle Naturwissenschaften zusammen sind dagegen mit nur 3 Prozent fast ebenso gering im Gesamtbestand vertreten wie im Kernbestand (2 Prozent). Die Fächergruppe Politik, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften hat am Kernbestand mit 460 Titeln einen Anteil von 1,3 Prozent und ist auch in den Sondersammlungen gering vertreten.

2.16 Innerhalb des Kernbestandes sind die Anteile der einzelnen Fächer bei dem vor 1945 und dem nach 1945 erworbenen historischen Bestand zwar unterschiedlich, lassen aber dieselben Schwerpunkte erkennen. In beiden Beständen ist die Theologie das zweitstärkste Fach, im Altbestand mit 16 Prozent, im neueren Bestand mit 14,4 Prozent. Am umfangreichsten ist im Altbestand das Fach Geschichte (17 Prozent), im neueren Bestand die Germanistik (16 Prozent). An dritter Stelle folgt im Altbestand die Klassische Philologie (15,4 Prozent), im neueren Bestand die Geschichte (13,8 Prozent) und erst an fünfter Stelle die Klassische Philologie (6,5 Prozent) hinter der Rechtswissenschaft. Auch die im Altbestand starken Fächer Philosophie und Mathematik verlieren im neueren Bestand an Bedeutung, während Anglistik und Medizin zunehmen. Die Romanistik nimmt den 7. bzw. 8. Platz ein.

Der Kernbestand

2.17 Die Beschreibung des Kernbestandes ohne die Inkunabelsammlung richtet sich nach den zwei verschiedenen historisch aufeinander folgenden Aufstellungsordnungen eines Gruppen-Numerus-currens (Gruppen-NC). Der alte Gruppen-NC, der zu Beginn des 19. Jhs von Johann Michael Feder eingeführt worden war (vgl. 1.27), blieb bis 1945 die gültige Aufstellungsordnung, außer für die Inkunabeln. Er gilt auch für die bis 1979 erworbenen Folgebände mehrbändiger Werke und Reihen des älteren Bestandes sowie für alle in der Zeit von ca. 1960 bis 1975 antiquarisch erworbenen Titel aus den Erscheinungsjahren vor 1945 (vgl. 1.44). Rara, Rarissima und die Bände der Einbandsammlung, die nachträglich aus dem Bestand des alten Gruppen-NC ausgesondert worden sind, werden hier ohne besondere Erwähnung in diesen Altbestand einbezogen (s. dazu auch unten 2.77-2.80). Mit einigen später hinzugefügten, aber ohne einige im Zweiten Weltkrieg vernichtete Fachgruppen gliedert der alte Gruppen-NC den Bestand in 80 Fachgruppen. Diese sind nach dem Alphabet ihrer lateinischen Bezeichnungen aufgestellt und in bis zu 5 Formate untergliedert. Eine später hinzugefügte Gruppe " Libri pretiosi" (L.pret.) wurde in den letzten Jahren aufgelöst.

2.18 Nach der Fächergliederung des neuen Gruppen-NC werden alle übrigen nach 1945 erworbenen Drucke des 16. bis 19. Jhs beschrieben, auch wenn sie nach dem Jahres-NC der Erwerbungsjahre 1946 bis ca. 1960 und ca. 1975 bis 1979 aufgestellt sind ( s. o. 1.44). Einbezogen sind auch hier die Rara, Rarissima und Bände der Einbandsammlung, soweit sie nicht ursprünglich zum Bestand des alten Gruppen-NC gehörten. Unberücksichtigt bleiben 1945 bis 1979 erworbene Titel aus Schriftenreihen ( s. o. 2.2). Die 33 Fächer des neuen Gruppen-NC ( s. o. 1.44) entsprechen der Grobgliederung der Regensburger Systematik, die für die neuen Freihandbestände angewandt wird. Ein Lokalkennzeichen (LKZ) schafft für den historischen Buchbestand der Normalformate zusätzlich eine chronologische Schichtung nach Jahrhunderten (LKZ 50-53 für das 16. bis 19. Jh), während das LKZ 54 die Rara des 19. (und 20.) Jhs kennzeichnet. Für größere Formate gibt es nur zusammenfassende LKZ. Die Drucke des 16. und 17. Jhs sowie ein Großteil der Drucke des 18. Jhs aus dem Jahres-NC 1946 bis 1960 wurden inzwischen auf den neuen Gruppen-NC umgestellt.

Inkunabelsammlung

2.19 In ihrem heutigen Umfang von 3016 Drucken mit 2316 Titeln (darunter 25 Einblattdrucken) ist die Inkunabelsammlung zu fast 70 Prozent (mit 2074 Drucken) Säkularisationsgut. Nur 7 Prozent (210 Drucke) besaß die Bibliothek mit Sicherheit vorher, und nur 3,6 Prozent (ca. 110 Drucke) sind zweifelsfrei danach erworben worden; von etwa 19 Prozent (566 Drucken) ist die Herkunft ungewiß. Die Kriegsverluste von 1945 werden auf 910 Inkunabeln mit 168 Titeln geschätzt.

2.20 Die Inkunabeln kamen mit den Sammelkäufen in der Gründungsphase (1619-1621) und im frühen 18. Jh unter Fürstbischof Johann Philipp II. von Greiffenclau in den Bestand, sodann mit der Zuweisung der Bibliothek des 1773 aufgehobenen Würzburger Jesuitenkollegs und zuletzt besonders zahlreich mit dem Säkularisationsgut der unterfränkischen Klöster und Stifte. Danach vermehrte sich der Inkunabelbestand wiederum hauptsächlich durch Sammelerwerbungen im 19. und frühen 20. Jh: 1824 durch Zuweisung von Beständen der Mainzer Dombibliothek aus Aschaffenburg, 1851 durch Ankauf aus der Fürstlich Leiningenschen Hofbibliothek zu Amorbach, welche die Bibliothek der säkularisierten dortigen Benediktinerabtei in sich aufgenommen hatte, 1857 durch den Erwerb der Sammlung Horn, 1863 der Sammlung Schönlein und zuletzt 1939 durch die Dauerleihgabe der Bibliothek des Historischen Vereins von Mainfranken. Aus den drei Stammbibliotheken Welser, Werdenstein und Wenger der frühen Bibliotheca Academica Herbipolensis sind im heutigen Bestand noch 32 Inkunabeln nachweisbar, aus den im frühen 18. Jh unter Fürstbischof Greiffenclau angekauften oder von diesem geschenkten Bibliotheken ( s. o. 1.10-1.13; Faustische Bibliothek, Bibliotheca Fabriciana, Bibliothek des Hornschen Spitals zu Dettelbach und Greiffenclaus Privatbibliothek) noch 124 Inkunabeln, aus der Jesuitenbibliothek 54 Inkunabeln; bis zur Säkularisation also insgesamt 210 Inkunabeln. Zu den Sammelerwerbungen des 19. und frühen 20. Jhs gehören 24 Inkunabeln aus der Mainzer Dombibliothek, 41 aus Amorbach, 12 in der Sammlung Horn, 22 in der Sammlung Schönlein und 10 in der Depotbibliothek des Historischen Vereins.

2.21 Besonders zu nennen ist die 36zeilige Bibel, die allerdings nur in ihrem ersten Teil (Altes Testament bis Job) vorhanden ist; sie gehört zum Säkularisationsgut aus dem Augustinerchorherrenstift Heidenfeld bei Schweinfurt und war zuvor Eigentum der Kartause Ilmbach sowie eines Joachim Schmidt gewesen. Von hauptsächlich lokaler Bedeutung ist eine größere Zahl liturgischer Drucke und Psalterien des Würzburger Frühdruckers Georg Reyser (seit 1479). Unter den Fächern nimmt die Theologie mit 50 Prozent (1170 Titeln, darunter 64 Bibeln) den ersten Platz ein. In großem Abstand folgen die Jurisprudenz mit 215 Titeln (9,2 Prozent) und die Kanonistik mit 209 Titeln (9 Prozent). Sprachlehrbücher, Lexika und Enzyklopädien sowie Literatur für das Trivium und Verschiedenes machen mit 176 Titeln 7,5 Prozent aus. Die Philosophie hat einen Anteil von 5,7 Prozent (135 Titel), die klassische Literatur von 5,1 Prozent (119), Geschichte und Zeitgeschichte von 4,2 Prozent (98), die Literatur des Mittelalters und der Humanisten von 3,2 Prozent (75). Die 64 naturkundlichen, astronomischen, astrologischen und mathematischen Titel tragen 2,7 Prozent zum Bestand bei, die 58 medizinischen Werke 2,5 Prozent.

Bestand des alten Gruppen-Numerus-currens

2.22 Der historische Buchbestand von 29.970 Titeln verteilt sich auf 79 der 80 Gruppen. Obwohl hauptsächlich bei den neueren Beständen Kriegsverluste eintraten, gehören heute noch 52 Prozent (15.700 Titel) dem 19. Jh an. Zu berücksichtigen ist dabei, daß vor allem die Bücher aus der ersten Hälfte des 20. Jhs vernichtet wurden und daß wohl ein Großteil der ergänzenden Erwerbungen zwischen 1960 und 1975 ( s. o. 1.44 und 2.17) Bücher des 19. Jhs waren. Die Werke der früheren Jahrhunderte gehören vermutlich fast alle zum geretteten Altbestand. Das 18. Jh ist mit 19,6 Prozent (5900 Titeln) vertreten, das 17. Jh mit 12,2 Prozent (3660) und das 16. Jh mit 15,6 Prozent (4700). 74 Prozent der Werke sind im deutschen Sprachraum erschienen, aber nur 52 Prozent sind deutschsprachig. Nennenswerte thematische Schwerpunkte innerhalb der einzelnen Gruppen bilden ca. 600 Reformations-Flugschriften (in der Gruppe Th.dp.q.) und ca. 90 Sammelbände vermischter Flugschriften und aktuellen Kleinschrifttums zwischen 1814 und 1868 (Misc.o.). Stark vertretene Fachgebiete sind in mehrere Unterdisziplinen gegliedert, die Theologie in 12, die Rechtswissenschaft in 11 und die Geschichte in 8 Signaturgruppen.

2.23 Einschließlich der Historischen Hilfswissenschaften Diplomatik und Archivwesen (D), Epigraphik und Paläographie (Epigr.), Heraldik (Her.), Numismatik und Metrologie (Num.), Genealogie (Stemmatologia, Stemm.), Chronologie (Chron.) und der allgemeinen historischen Nachschlagewerke (Libri encyclopaedici historici, L.e.h.) ist die Geschichte mit ca. 5060 Titeln (16,8 Prozent) das stärkste Fach. Unter Einbeziehung der Gruppe " Historia generis humani" (H.g.h., 107 Titel), die außer Kultur-, Geistes-, Sozial- und Sittengeschichte auch Ethnographie, Volkskunde, Religionsgeschichte, Symbolik, Emblemata und Märchen umgreift, zählt der Bestand ca. 5160 Titel. Den größten Anteil hat das Kernfach " Historia profana" (H.p.; Weltgeschichte und Geschichtswissenschaft) mit rund 4000 Titeln. Es ist besonders reich an Titeln des 16. Jhs (640) und in diesen sprachlich vielfältig, mit ca. 220 Drucken in deutscher, 26 in italienischer, 7 in französischer, 6 in griechischer, 2 in spanischer und einem in tschechischer Sprache. Unter den 820 Werken des 17. Jhs (darunter mehrere aus der Privatbibliothek des Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau sowie aus dem Säkularisationsgut, insbesondere aus Ebrach) haben die deutschsprachigen Titel (ca. 200) einen geringeren Anteil als im 16. Jh, doch nehmen neben den lateinischen Titeln auch die französischen (ca. 90) und italienischen (ca. 60) zu; ferner finden sich 6 englische Titel neben je 4 italienischen und spanischen sowie 2 dänischen. Bei den ca. 980 Werken aus dem 18. Jh dominiert das deutschsprachige Schrifttum mit 470 Titeln; das Französische ist mit 260, das Lateinische mit 170, die englische und italienische Sprache sind mit jeweils ca. 30 Titeln vertreten. Der Bestand von 1540 Titeln aus dem 19. Jh weist neben 870 deutschen Titeln eine Vielfalt von Fremdsprachen auf, unter denen das Französische mit 340 Titeln an der Spitze steht, gefolgt vom Englischen (120 Titel), Lateinischen (90), Italienischen (80) und Tschechischen (43 Titel).

2.24 Bei den Historischen Hilfswissenschaften liegt der Schwerpunkt auf der Diplomatik mit ca. 550 Werken. Unter den 420 Titeln aus dem 19. Jh sind viele Lehr- und Handbücher, Urkundenbücher einzelner Länder, Städte, Institutionen und Personen, auch Aktensammlungen zu einzelnen Kriegen, daneben mehrere Werke zur Stenographie. 114 Werke stammen aus dem 18. Jh, 13 aus dem 17. und 16. Jh. An zweiter Stelle steht die Numismatik mit ca. 280 Titeln (davon 27 aus dem 16. Jh, 40 aus dem 17. Jh und 130 aus dem 18. Jh mit mehreren Katalogen von Münzsammlungen, z. B. der Häuser Brandenburg und Wittelsbach). Zur Epigraphik sind ca. 170 Werke vorhanden (davon 140 aus dem 19. Jh, 27 aus dem 16. bis 18. Jh), zur Genealogie 40 (davon 13 aus dem 16. Jh, je 7 aus dem 17. und 18. Jh), zur Chronologie 14 (fast nur aus dem 19. Jh) und zur Heraldik 7 Titel. Die Gruppe " Historia generis humani" als Sammelbecken verschiedener Disziplinen der historischen und ethnischen Anthropologie ( s. o. 2.23) enthält 22 Drucke aus dem 17. Jh, 7 aus dem 18. Jh und 78 aus dem 19. Jh, überwiegend in deutscher Sprache. Emblemata (größtenteils der Gruppe L.r.r. zugeordnet) und Schriften zur Symbolik des 17. und 18. Jhs kommen meist aus Klosterbesitz.

2.25 Das 4830 Werke umfassende Fach Theologie ist - einschließlich der Kanonistik in 12 Einzeldisziplinen gegliedert. Unter ihnen weist die " Theologia dogmatico-polemica" (Th.dp.; Dogmatik, Fundamental- und Kontroverstheologie) die weitaus meisten Titel auf. Die Gruppe, die auch druckgeschichtlich bemerkenswert ist, hat ihre Spitzenstellung unbeschadet der Kriegsverluste behalten. Auf den kontroverstheologischen Schwerpunkt ist die besondere chronologische Verteilung zurückzuführen: Von den ca. 1460 Werken gehören nur 70 dem 18. Jh an, dem 19. Jh ca. 160, dem 17. Jh aber ca. 170 und dem 16. Jh ca. 1060. Die meisten Veröffentlichungen kommen aus dem deutschen Sprachgebiet und sind deutschsprachig. Dies liegt vor allem an den rund 600 mehrheitlich deutschen Reformations-Flugschriften des 16. Jhs (Th.dp.q. 413-940 und 1013-1063 in 21 Kapseln und 3 Sammelbänden). Die 1060 Drucke des 16. Jhs verteilen sich auf 600 deutschsprachige und ca. 460 lateinische, davon 50 ausländische. Im 17. und 18. Jh überwiegt dagegen die lateinische Fachliteratur. Aus dem 17. Jh sind 70 deutschsprachige Drucke vorhanden, ca. 90 lateinische, davon ca. 30 ausländische, und je 6 englische und französische. Unter den 70 Werken des 18. Jhs sind 45 lateinische, davon 15 ausländische; 17 Werke sind in Deutsch, 8 in anderen Sprachen verfaßt. Erst im 19. Jh herrscht das deutschsprachige Schrifttum mit 113 Titeln wieder vor.

2.26 Zweitstärkste theologische Einzeldisziplin ist die Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica, H.e.) mit ca. 480 Werken. Das Schrifttum aus dem mit 340 Titeln dominierenden 19. Jh hat einen relativ hohen fremdsprachigen Anteil; neben 45 lateinischen Titeln sind 37 französische, 23 englische sowie einige italienische, niederländische und tschechische Titel vorhanden. Dem 18. Jh gehören 73 Werke an, dem 17. Jh nur 23, dem 16. Jh 40, überwiegend deutsche Titel.

2.27 Mit 474 Titeln sind die Biblische Theologie und Exegese (Theologia exegetica, Th.ex.) vertreten. Diese Fachgruppe ergänzt die Gruppe " Biblia" (Bibl.), welche überwiegend Bibelausgaben enthält, durch ausschließlich kommentierende und sonstige Sekundärliteratur, besitzt jedoch auch einzelne kommentierte Ausgaben. Der Bestand ist mit ca. 160 mehrheitlich lateinischen Werken am größten im 17. Jh, enthält aus dem 19. Jh nur 95 Titel, aus dem 18. Jh ca. 125 überwiegend lateinische, aus dem 16. Jh 95 fast ausschließlich lateinische Drucke.

2.28 Die 430 Titel umfassende Gruppe der Patristik (Theologia patristica, Th.patr.) besteht zu fast 90 Prozent (mit 375 Titeln) aus Werken des 19. Jhs, enthält aber aus dem 16. Jh immerhin 30 lateinische Drucke. Die Moraltheologie (Theologia moralis, Th.mor.) mit 410 Titeln hat ihren Schwerpunkt im 17. Jh (150 Titel) und im 18. Jh (ca. 135); aus dem 16. Jh sind ca. 40 Drucke vorhanden. In allen Jahrhunderten außer dem 19. Jh überwiegen die lateinischen Titel. In der Liturgik (Theologia liturgica, Th.lit.) mit 370 Titeln sind das 16. Jh mit 108 und das 18. Jh mit 105 Titeln am besten repräsentiert, beide mit vorwiegend lateinischem Schrifttum, das unter den 65 Werken des 17. Jhs noch stärker dominiert; nur die 90 Titel des 19. Jhs sind zu 66 Prozent deutsch.

2.29 Die Gruppe der kommentierten wie unkommentierten Bibelausgaben (Biblia, Bibl.) enthält vereinzelt auch textlose Kommentare und sonstige Sekundärliteratur und überschneidet sich z. T. mit der " Theologia exegetica". Die Gruppe ist mit 256 Titeln nur von mittlerem Umfang, aber dank ihrem Schwerpunkt im 16. Jh und ihrer sprachlichen Vielfalt besonders wertvoll. Neben 43 deutschen und 62 lateinischen oder lateinisch-deutschen Ausgaben sind 55 griechische oder griechisch-lateinische Ausgaben vorhanden, 32 hebräische oder hebräisch-lateinische, jeweils bis zu 5 Übersetzungen in syrischer, koptischer, arabischer, spanischer, portugiesischer, italienischer, französischer, englischer, ungarischer, tschechischer, altenglischer, altprovenzalischer, althochdeutscher und gotischer Sprache sowie 12 Polyglotten-Bibeln. Die Ausgaben des 16. bis 18. Jhs kommen überwiegend aus säkularisiertem Klosterbesitz, aus Ebrach besonders die hebräischen, griechischen und lateinischen Texte, aus dem Würzburger Schottenkloster besonders zahlreich die französischen, englischen und italienischen Übersetzungen des 17. und 18. Jhs. Einzelne Übersetzungen und Paraphrasen aus dem 17. bis 19. Jh in modernen Fremdsprachen stammen ferner aus dem Nachlaß des unterfränkischen Pfarrers Dr. Franz Joseph Schermer.

2.30 Auch die 88 Bibeldrucke des 16. Jhs weisen eine Vielfalt von Sprachen auf: neben Deutsch (12 Ausgaben), Latein oder Lateinisch-Deutsch (35), Griechisch oder Griechisch-Latein (23) und Hebräisch oder Hebräisch-Latein (8) auch Syrisch, Spanisch, Französisch, Englisch, Tschechisch (je 1-2 Ausgaben); daneben sind 4 polyglotte Ausgaben vorhanden. Zu den Kostbarkeiten aus dem 16. Jh gehören 2 Exemplare der griechisch-lateinischen Erstausgabe des Neuen Testaments durch Erasmus (1516), die aus zwei Würzburger Klöstern stammen und zu den Rarissima oder in die Einbandsammlung umgestellt wurden. Mehrere deutsche Luther-Bibeln, darunter das Neue Testament von 1522 und das Alte Testament von 1523/24, beide mit Cranach-Holzschnitten, sowie das niederdeutsche Neue Testament (Lübeck 1509) befinden sich jetzt ebenfalls in der Rarissima-Sammlung. Aus dem 17. Jh sind 36 Titel, aus dem 18. Jh 79 und aus dem 19. Jh 53 vorhanden.

2.31 Der Bestand zur Homiletik (Theologia homiletica, Th.hom.) von 246 Titeln verteilt sich recht gleichmäßig auf die Jahrhunderte (je 48 Werke im 16. und 17. Jh, 77 im 18. Jh und 73 im 19. Jh). Die Titel sind im 16. und 17. Jh überwiegend lateinisch, im 18. und 19. Jh überwiegend deutsch, wobei im 18. Jh 27 italienische Werke auffallen. In der 238 Titel umfassenden Gruppe " Theologia miscellanea" (Th.misc.) sind aus dem 17. und 18. Jh 20 und 11 englische Werke bemerkenswert; außer im 19. Jh überwiegen die lateinischen Titel. Das 16. Jh ist mit 27 Werken vertreten, das 17. Jh mit 51, das 18. Jh mit 38 und das 19. Jh mit 122 Werken.

2.32 Zur Pastoraltheologie (Theologia pastoralis, Th.past.) sind 182 Werke vorhanden, davon aus dem 19. Jh 80 (alle in Deutsch bis auf einige Titel in modernen Fremdsprachen), 70 überwiegend deutsche aus dem 18. Jh, 22 mehrheitlich lateinische aus dem 17. Jh und 10 überwiegend lateinische Titel aus dem 16. Jh. Die 177 Titel starke Gruppe zum Kirchenrecht (Ius ecclesiasticum, I.e.), unter den juristischen Einzeldisziplinen nach dem Privatrecht die größte, hat ihren Schwerpunkt mit fast 70 Prozent im 19. Jh (vorwiegend deutsche, aber auch 30 lateinische Titel). Aus dem 18. Jh sind 23 fast nur lateinische Titel, aus dem 17. und 16. Jh 14 und 19 ausschließlich lateinische Titel vorhanden. In der kleinsten theologischen Gruppe, der Katechetik (Theologia catechetica, Th.cat.), gehören dem 16. und 17. Jh 14 und 12 Titel an, dem 18. und 19. Jh 42 und 46 Titel. Im 16. und 17. Jh fehlen deutsche Titel ganz, im 18. und 19. Jh sind fast keine lateinischen Titel vorhanden.

2.33 Die Klassische Philologie insgesamt ist das umfangreichste philologische Fach, in ihren Einzelfächern Latinistik und Gräzistik allerdings schwächer repräsentiert als die Germanistik. Wie bei den übrigen Philologien enthalten die Fachgruppen fast nur Textausgaben und Übersetzungen, während Sekundärliteratur sowie sprachwissenschaftliche Werke aller philologischer Fächer in der Gruppe " Philologia" (Phil.) vereinigt sind. Die Texte der griechischen und der römischen Literatur sowie der altphilologische Hauptanteil von mindestens 500 Titeln an der " Philologia" ergeben für die Klassische Philologie einen Bestand von ca. 3150 Werken (10,5 Prozent des alten Gruppen-NC-Bestandes), einschließlich der neulateinischen Literatur (L.r.r.) von ca. 4630 Titeln (15,4 Prozent).

2.34 Die Fachgruppe der griechischen Literatur (Litteratura graeca, L.gr.) ist mit 1550 Textausgaben und Übersetzungen die reichhaltigste und auch im 16. Jh umfangreicher als die römische Literatur. Sie enthält ca. 1130 griechische und griechisch-lateinische Ausgaben, ca. 240 lateinische Übersetzungen, ca. 130 deutsche und ca. 50 in anderen modernen Sprachen, überwiegend in Französisch. Im Gegensatz zur römischen und neulateinischen Literatur ist die griechische am besten im 19. Jh vertreten: Unter den 640 Titeln sind ca. 510 griechische und griechisch-lateinische sowie ca. 90 deutsche Titel einschließlich griechisch-deutscher Ausgaben. Aus dem 16. Jh sind 520 Titel vorhanden, darunter ca. 320 griechische und griechisch-lateinische Ausgaben, ca. 190 lateinische Übersetzungen, dazu 6 französische, 4 italienische sowie eine spanische. Dem 17. Jh gehören 156 Titel mit 125 griechischen und griechisch-lateinischen Ausgaben an, dem 18. Jh 238 Titel mit ca. 180 griechischen und griechisch-lateinischen Ausgaben. Unter den Ausgaben des 18. Jhs befinden sich 2 griechisch-lateinische Bodoni-Drucke (Hesiod und Theophrast), unter denen des 19. Jhs eine größere Zahl schöner Didot-Drucke. Erwähnenswerte deutsche Übersetzungen sind die Theokrit-Übersetzung von Voß sowie die Ilias- und Platon-Übersetzungen von Stolberg aus dem 18. Jh. Die Gruppe der Byzantinistik und Neugriechischen Philologie (Litteratura neograeca, L.ngr.) enthielt schon vor den Kriegsverlusten nur 46 Werke und ist auf 2 Titel aus dem späten 19. Jh reduziert.

2.35 Die Römische Literatur (Litteratura romana, L.r.) ist in insgesamt 1100 Ausgaben repräsentiert, davon am besten im 16. Jh mit 465 Titeln, am geringsten im 19. Jh mit 166 Titeln. Ferner liegen 216 Ausgaben aus dem 17. Jh und 256 aus dem 18. Jh vor, darunter 4 Didot-Drucke, 3 Baskerville-Drucke und ein Bodoni-Druck. Deutsche Übertragungen sind am zahlreichsten im 18. und 19. Jh (52 und 59 Titel), darunter solche von Gottsched, Wieland und Voß; aus dem 16. Jh stammen 21, aus dem 17. Jh 4 deutsche Titel.

2.36 Die 1480 Werke zur Neulateinischen Literatur (Litteratura romana renascens, L.r.r.) haben ihren Schwerpunkt erwartungsgemäß bei der Humanistenliteratur des 16. Jhs, die in ca. 750 Drucken vorliegt und sich im 17. Jh mit ca. 390 Titeln fortsetzt. Doch auch noch aus dem 18. und 19. Jh sind 165 und 170 Titel vorhanden, darunter z. B. die Carmina von König Ludwig I. von Bayern (1831). Deutsche Titel sind im 19. Jh fast ebenso zahlreich wie lateinische; in den übrigen Jahrhunderten finden sich jedoch nur jeweils 8 bis 11 deutsche Titel.

2.37 Die Fachgruppe der Philologie (Phil.) umfaßt Sekundärliteratur und sprachwissenschaftliche Werke aller philologischen Fächer. Es dominiert die Klassische Philologie; daneben sind vor allem sprachübergreifende Disziplinen vertreten wie allgemeine Sprachwissenschaft, Indogermanistik und Romanistik. An den ca. 630 Werken haben das 19. Jh mit 243 Titeln und das 16. Jh mit 183 den größten Anteil. Das 18. Jh trägt 111, das 17. Jh 90 Titel bei; mit Ausnahme des 19. Jhs überwiegt das lateinische Schrifttum.

2.38 Die Germanistik ist weitgehend auf die Deutsche Philologie beschränkt. Nur 51 Titel, ausschließlich aus dem 19. Jh und vorwiegend in den entsprechenden skandinavischen Sprachen, gehören zur Skandinavistik (Litteratura scandica, L.sc.), und nur 9 Titel, fast ausschließlich aus dem 19. Jh, zur Niederlandistik (Litteratura belgica, L.belg.). Die Fachgruppe der Deutschen Literatur (Litteratura germanica, L.g.) hat etwas mehr an Sekundärliteratur und an sprachwissenschaftlichen Werken aufgenommen als die altphilologischen Fächer, besteht aber dennoch hauptsächlich aus Textausgaben. Ihr Bestand von ca. 2820 Titeln setzt sich fast nur aus Werken des 18. und 19. Jhs zusammen. Aus dem 16. und 17. Jh sind lediglich 22 und 23 Titel vorhanden. Unter den 485 Titeln des 18. Jhs befinden sich u. a. 2 französische Übersetzungen der Werke Salomon Gessners, unter den 2300 Titeln des 19. Jhs eine englische Faust-Übersetzung, eine italienische Übertragung von Heine-Liedern und eine neugriechische Übersetzung von Goethes Werther. Im Bestand des 19. Jhs finden sich nicht nur Reihen wie die fast 100 Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts (Halle 1876 ff.), sondern wie auch aus den früheren Jahrhunderten seltene Drucke und Werke wenig bekannter Autoren. Dies gilt besonders für die Duodez-Formate, zu denen auch einige Musenalmanache zählen.

2.39 Die Romanistik umfaßt infolge großer Kriegsverluste nur noch 960 Titel, von denen 670 zur Französischen Literatur (Litteratura francica, L.fr.) zählen. Diese Gruppe ist die stärkste unter den neuphilologischen und hat vieles aus säkularisiertem Klosterbesitz erhalten. Ihr Bestand aus dem 16. und 17. Jh ist mit 9 und 63 Werken noch gering; aus dem 18. und 19. Jh liegen ca. 280 und ca. 310 Werke vor. Unter den originalsprachigen Ausgaben, welche neben wenigen englischen, italienischen, spanischen und auch lateinischen Übersetzungen den Hauptanteil ausmachen, befinden sich insbesondere aus dem 18. Jh viele Werke unbekannterer Autoren sowie einige Didot-Drucke, darunter Bände aus der Collection des ouvrages imprimés par ordre de M. le Comte d'Artois sowie ein Band mit dem Exlibris des Comte Louis Tascher de Lapagerie. Mit mehreren Ausgaben sowie deutschen Übersetzungen sind Voltaire, Rousseau und Fénelon vertreten.

2.40 Die Spanische und Portugiesische Literatur (Litteratura hispanica, L.hisp.) sind mit ca. 160 Titeln etwas besser repräsentiert als die italienische. Die Gruppe, an der die portugiesische Literatur nur mit ca. 15 Titeln des 18. und 19. Jhs beteiligt ist, erhält ihren Bestand hauptsächlich erst im 19. Jh, wobei etwa die Hälfte der 135 Titel zur Reihe der Biblioteca de autores espanioles gehört. Zahlreiche Werke gehen auf den Nachlaß des Pfarrers Dr. Franz Joseph Schermer zurück, darunter ein großer Teil der 3 Titel aus dem 16. Jh, der 11 Titel aus dem 17. und der 13 Titel aus dem 18. Jh. Zu den 19 deutschen Übersetzungen (alle aus dem 19. Jh) gehört die Cervantes-Übertragung von Dorothea Tieck (1837).

2.41 Auch die zeitlich ähnlich strukturierte Gruppe der Italienischen Literatur (Litteratura italica, L.it.) besitzt unter ihren ca. 130 Titeln viele Ausgaben des 16. bis 19. Jhs aus dem Nachlaß Franz Joseph Schermer. Außerdem sind hier einige Ausgaben des 19. und frühen 20. Jhs aus der Sammlung Sticker eingereiht worden ( s. o. 1.48). Das 19. Jh ist mit 100 Titeln vertreten (darunter nur 5 deutschen und wenigen anderen Übersetzungen), die früheren Jahrhunderte nur mit je 8 bis 13 Titeln.

2.42 Die Gruppe der Englischen Literatur (Litteratura anglica, L.angl.) besitzt, unter Einbeziehung weniger Titel zur gälischen Literatur und Sprache, nur ca. 400 Titel vor 1900. Ein Titel aus dem 17. Jh und 17 aus dem 18. Jh sind vorhanden; alle übrigen gehören dem 19. Jh an, darunter viele in England erschienene originalsprachige Ausgaben, besonders Gesamt- und Teilausgaben, leider häufig nicht komplett. Bemerkenswert ist ein Komplex von ca. 15 Ossian-Ausgaben aus dem 18. und 19. Jh in Englisch, Gälisch, Französisch und Deutsch mit einschlägiger englischer und deutscher Sekundärliteratur.

2.43 Alle übrigen philologischen Fachgruppen sind nur geringen Umfangs. Die Orientalistik (Philologia orientalis, Phil.or.) besitzt von ihrem über 2000 Titel starken Vorkriegsbestand nur noch 80 überwiegend deutschsprachige Titel, die außer drei Drucken des 17. und 18. Jhs alle ins 19. Jh gehören. Die Gruppe der slawischen und baltischen Literaturen (Litteratura slavica, L.sl.) enthält nur 49 Titel aus dem 19. Jh in einer dem Fächerspektrum entsprechenden sprachlichen Vielfalt, davon die meisten in tschechischer Sprache.

2.44 Die Philosophie (Ph.) ist mit ca. 2560 Titeln die fünftgrößte Bestandsgruppe. Einbezogen sind allerdings nicht nur Ästhetik und Psychologie, sondern auch z. B. Rechts-, Staats-, Sozial-, Völker- und Religionsphilosophie, außerdem Soziologie und z. T. auch Völkerkunde (Überschneidung mit H.g.h.). Der Bestand ist auf die Jahrhunderte relativ ausgewogen verteilt. Aus dem 16. Jh sind 78 Drucke vorhanden, außer je 9 deutschen und italienischen alle lateinisch. Die 265 Werke aus dem 17. Jh sind ebenfalls mehrheitlich lateinisch; daneben gibt es ca. 20 deutsche, je ca. 15 französische und italienische sowie 6 englische Werke. Vom 18. Jh an überwiegen Titel in Deutsch und in modernen Sprachen. Von den ca. 900 Titeln des 18. Jhs sind ca. 530 deutsch, ca. 100 französisch, 20 englisch und 12 italienisch. Unter den 1320 Werken des 19. Jhs sind ca. 1140 deutsche, ca. 80 französische, 54 englische und 12 italienische. Aus dem 17. Jh sind zahlreiche Descartes-Ausgaben zu erwähnen, aus dem 18. Jh vor allem Werke von und über Kant.

2.45 Nicht in die Philosophie einbezogen ist die Pädagogik (Paed.), die unter Einschluß von Sport und Spiel eine eigene kleine Gruppe bildet. Die 43 historischen Titel gehören mit Ausnahme von 4 Werken des 18. Jhs dem 19. Jh an und sind fast alle deutschsprachig.

2.46 Der Buchbestand zu Mathematik und Astronomie (Math.) hat relativ geringe Kriegsverluste erlitten und zählt noch 1330 Titel bis 1900. Wie bei der Philosophie sind auch die frühen Jahrhunderte angemessen repräsentiert. Aus dem 16. Jh sind 42, aus dem 17. Jh 115 Drucke vorhanden, jeweils weit überwiegend lateinische. Das 18. Jh trägt ca. 290 Titel bei, das 19. Jh ca. 890. Neben den deutschen Veröffentlichungen, die im 18. Jh die lateinischen bereits an Zahl übertreffen, sind im 18. und 19. Jh französische Titel besonders stark vertreten (45 und ca. 120). Inhaltlich überschneiden sich die Bestände mit den Gruppen Physik, Kriegswissenschaft und Architektur. Astronomische und auch einige astrologische Werke sind sowohl der Mathematik als auch der Physik zugeordnet. Kopernikus' Werk De revolutionibus orbium coelestium steht in 2 Ausgaben bei der Physik ( s. u. 2.59), bei der Mathematik nur als Beiband zu Johann Schöners Opera mathematica (1551) in der Ausgabe Basel 1566. Werke zum Kriegswesen, insbesondere zum Kriegsingenieurwesen (Kriegsbaukunst, Festungsbau, Artillerie, mit einer größeren Zahl von Werken der bekannten französischen Autoren des 17. und 18. Jhs wie Vauban und Bélidor, z. T. in deutschen Übersetzungen) finden sich weit zahlreicher bei der Mathematik als bei der Kriegswissenschaft, sind aber auch in der Gruppe Architektur vorhanden. Selbst Werke zur Zivilbaukunst, die überwiegend bei der Architektur stehen, sind vereinzelt bei der Mathematik eingeordnet. Doch auch der mathematische Kern der Fachgruppe ist beträchtlich und zeichnet sich durch sehr spezialisierte Literatur aus, neben Lehrbüchern und Büchern für den praktischen Gebrauch (einschließlich Geodäsie).

2.47 Die Fachgruppen Kunst und Architektur haben zusammen einen historischen Bestand von 860 Werken. Schon vor den Kriegsverlusten war die Architektur (Archit.) das kleinere Fach; heute gehören dazu ca. 150 Titel. Seinen Schwerpunkt hat dieser Bestand quantitativ wie qualitativ im 17. und 18. Jh mit je annähernd 50 Werken, die zu einem guten Teil aus säkularisiertem Klosterbesitz kommen, besonders aus Ebrach. Aus dem 16. Jh sind 5 Werke vorhanden, darunter Dürers Underweysung der Messung (Nürnberg 1525), die zu den Rarissima gestellt wurde. Wie bei der Mathematik finden sich Werke des 17. und 18. Jhs zum Festungsbau und zu anderen Zweckbauten in ihren technischen Aspekten, z. B. zum Wasser-, Deich- und Mühlenbau, doch ist der größte Teil der Drucke aus dieser Zeit der Zivilbaukunst und ihren ästhetischen Anforderungen gewidmet und umfaßt auch Ornament-Musterbücher. Autoren sind u. a. Vitruv, Palladio, Serlio, Barozzi da Vignola und Le Clerc. Unter den 40 Werken des 19. Jhs befinden sich viele Inventare von Bau- und Kunstdenkmälern deutscher Länder.

2.48 Wertvoll und mit ca. 715 Werken umfangreich ist die Fachgruppe der Kunstwissenschaft (Litteratura artistica, L.art.). Theaterwissenschaft ist zwar einbezogen, doch fast nur in Titeln des 20. Jhs vertreten. Bemerkenswert sind aus der Zeit vor 1800 hauptsächlich die großformatigen Tafelbände mit Original- und Reproduktionsgraphik, u. a. von Joachim und Johann Jakob Sandrart, Jacques Callot, Dientzenhofer, Jean Barbault, Giovanni Battista und Domenico Tiepolo. Eher bei der Archäologie zu erwarten wäre das Großfolio-Werk Le antichità di Ercolano esposte (Neapel 1755-1792). 100 Werke stammen aus dem 18. Jh, 40 aus dem 17. Jh und 10 aus dem 16. Jh. Unter den ca. 560 Titeln des 19. Jhs sind Graphik-Bände von John Flaxman (Homer-Illustrationen), Friedrich Preller (Figurenfries zur Odyssee) und Moritz von Schwind (Wartburg-Fresken in Holzschnitten); es überwiegen aber die theoretischen Werke von Autoren wie Winckelmann, Carl Gustav Carus, Leo von Klenze, Overbeck, Georg von Dillis, Semper und Viollet-le-Duc. Vorhanden sind auch Daguerres Werk über seine Erfindung (in deutscher Übersetzung von 1839) und Senefelders Lehrbuch der Lithographie in einer Ausgabe von 1833.

2.49 Durch einzelne Besonderheiten zeichnet sich die Musikliteratur (Mus.) aus. Nach relativ geringen Kriegsverlusten enthält der Bestand noch ca. 450 historische Werke zu Musiktheorie und -geschichte, aber auch Musica practica und Lehrwerke. Aus dem 16. und 17. Jh stammen je 13 Drucke, darunter sehr seltene französische Liederbücher des 16. Jhs, die gesondert aufbewahrt werden; bei den ca. 120 Werken des 18. Jhs finden sich u. a. einige Sammlungen englischer und schottischer Lieder, etwa die von Joseph Haydn herausgegebene Selection of original Scots songs (London 1792-1795). Unter den ca. 300 Titeln des 19. Jhs sind gesammelte Ausgaben von Schriften Carl Maria von Webers und Richard Wagners zu nennen.

2.50 Wertvoll und trotz vermutlich großer Kriegsverluste noch relativ gut ausgestattet ist mit ca. 730 Titeln auch die Fachgruppe der Geographie (G.). Ihr Bestand ist im 19. Jh mit nur 200 Titeln geringer als im 18. und 17. Jh mit 220 und 232 Werken. Aus dem 16. Jh sind 82 Drucke vorhanden. Umfang und Qualität des Bestandes aus dem 16. bis 18. Jh beruhen auf den berühmten Atlanten dieser Zeit, u. a. von Ortelius, Jansson, Blaeu und Homann, auf den Merian-Bänden und auf z. T. seltenen Reiseberichten. Zu letzteren zählen etwa die zwanzigbändige Sammlung der besten und neuesten Reisebeschreibungen (Berlin 1764-1780) sowie ein Sammelband von 8 seltenen anonymen Werken über exotische Länder aus dem 18. Jh. Die kostbarsten Werke wurden zu den Rarissima gestellt. Der ältere Bestand kommt weitgehend aus säkularisierten Klöstern, besonders von Ebrach, aus der Privatbibliothek Johann Philipp von Greiffenclaus, oder wurde unter Christoph Franz von Hutten angeschafft. Im 17. Jh handelt es sich überwiegend um ausländische Verlagswerke, darunter neben den meist lateinischen Titeln auch je ca. 20 in französischer und italienischer Sprache. Im 16. und 18. Jh überwiegt die Produktion des deutschen Sprachgebietes. Unter den 200 Titeln aus dem 19. Jh gibt es viele Lehr- und Handbücher und auch schon Baedeker-Reiseführer.

2.51 Die 11 juristischen Fachgruppen (ohne das der Theologie zugeordnete Kirchenrecht) weisen wohl infolge größerer Kriegsverluste zusammen nur noch ca. 620 historische Titel auf (2 Prozent des alten Gruppen-NC-Bestandes). Die Werke sind in den einzelnen Disziplinen recht unterschiedlich auf die Jahrhunderte verteilt. Während im allgemeinen größere Bestände erst aus dem 18. und vor allem aus dem 19. Jh vorhanden sind, ist das Privatrecht (Ius civile, I.civ.) als insgesamt größtes Fach mit 206 Titeln besonders reich an Drucken des 16. Jhs und besonders arm an Titeln des 18. Jhs. Die 66 Drucke des 16. Jhs, außer 3 deutschen alle lateinisch, kommen überwiegend (45 Drucke) aus dem Ausland und sind zu einem guten Teil Consilienliteratur. Zur gleichen Gattung gehören die meisten der 30 fast ausschließlich lateinischen Titel des 17. Jhs, die mit nur 5 Ausnahmen dem deutschen Sprachgebiet entstammen. Hauptsächliche Provenienz der Consilienliteratur ist die Bibliothek des Johann Salentin Faust von Stromberg, welche von Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau erworben worden war ( s. o. 1.11). Das 18. Jh ist mit 13 vorwiegend lateinischen Werken aus dem deutschen Sprachgebiet vertreten. Unter den ca. 100 fast nur deutschen Titeln des 19. Jhs behandeln viele das römische Recht.

2.52 Dem Deutschen Recht (Ius germanicum, I.g.) mit Beständen zur Rechtsgeschichte wie auch zur jeweils aktuellen Gesetzgebung sind ca. 160 Titel gewidmet, von denen 106 dem 19. Jh angehören. Unter den kleineren Beständen aus den früheren Jahrhunderten (12 Titeln des 16. Jhs, 9 des 17. Jhs und 37 des 18. Jhs) befindet sich auch Schrifttum zu deutschen Landrechten. Aus dem späten 19. Jh (und frühen 20. Jh) sind einige Veröffentlichungen zum Lippischen Thronfolgestreit bemerkenswert.

2.53 Interessantes Material bietet die Gruppe der Bayerischen Gesetzgebung und Verwaltung (Bavaria politica, Bav.pol.) mit 63 Werken, davon 57 aus dem 19. Jh. Aus dem 16. Jh enthält sie 2 bayerische Landesordnungen von 1553 und 1578, aus dem 17. Jh das Landrecht für Ober- und Niederbayern und unter den 3 Werken des 18. Jhs eine Sammlung der Kurpfalz-Bayerischen Landesverordnungen.

2.54 Die Fachgruppe Strafrecht und Kriminalistik (Ius criminale, I.cr.) ist mit Werken des 17. und 18. Jhs nur gering ausgestattet, besser mit Drucken des 16. Jhs. Von den 85 Titeln gehören 53 dem 19. Jh an, 16 vorwiegend deutschsprachige dem 16. Jh, 5 dem 17. Jh und 11 dem 18. Jh. Zur Rechtspflege (Ius practicum, I.pr.) sind noch 60 historische Werke vorhanden, davon 4 meist deutsche Drucke aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17. Jh, 10 aus dem 18. Jh und 40 aus dem 19. Jh. Neben Werken zum Prozeßrecht gibt es hier viele Entscheidungssammlungen.

2.55 Die Fachgruppe Staats- und Verwaltungsrecht (Ius publicum, I.p.) enthält noch 49 Titel, von denen 13 dem 17. Jh und 12 dem 18. Jh angehören. Die übrigen juristischen Fachgruppen weisen einen historischen Bestand von weit weniger als 50 Titeln auf. Das Fach der verschiedenen Rechtsgebiete (Ius miscellaneum, I.misc.) umfaßt 20 Werke, größtenteils aus dem 19. Jh. Nur je 11 Titel sind in den Gruppen der Allgemeinen juristischen Nachschlagewerke (Ius encyclopaedicum, I.en.) und des Ausländischen Rechts (Ius exoticum, I.ex.) vorhanden; 9 Titel beim Natur- und Völkerrecht (Ius naturale, I.n.) und nur 2 beim Feudalrecht (Ius feudale, I.feud.).

2.56 Die Gebiete Politik und Wirtschaft sind durch 9 Fachgruppen abgedeckt, deren Bestand von ca. 430 Titeln 1,4 Prozent des alten Gruppen-NC ausmacht. Am besten ausgestattet ist die Gruppe Wirtschafts- und Finanzwissenschaft (Oeconomia publica, Oec.p.), die 295 Werke enthält. Außer einer fragmentarischen Sammlung des bayerischen Münzrechts aus dem 18. Jh gehören alle Titel ins 19. Jh und sind fast alle deutschsprachig. Zur Land- und Hauswirtschaft (Oeconomia, Oec.) sind 19 Titel vorhanden, davon 15 aus dem 19. Jh, zu Forstwirtschaft und Fischfang (Res silvatico-venaticae, R.s.v.) 40 Titel, meist aus dem 19. Jh; zu Handel und Verkehr (Res mercatoriae, R.m.) 11 Titel, ebenfalls fast nur aus dem 19. Jh.

2.57 Die Gruppe Staatswissenschaft (Politica, Pol.) enthält nach offensichtlich hohen Kriegsverlusten nur noch 49 historische Titel, davon 2 aus dem 17. Jh, 7 aus dem 18. Jh und 40 überwiegend deutschsprachige aus dem 19. Jh. Zum Polizeiwesen (Politia, Polit.) sind 3 Titel aus dem 18. und 19. Jh vorhanden, zur allgemeinen Statistik (fast ausschließlich im materiellen Sinne von " Statistiken", Statistica, Stat.) ein Titel aus dem 18. Jh und 8 aus dem 19. Jh. Auch an Bayerischen Landtagsverhandlungen (Comitialia, Com.) und Außerbayerischen Landtagsverhandlungen (Comitialia externa, Com.ext.) sind nur 4 und 3 Titel aus dem 19. Jh übriggeblieben.

2.58 Die Naturwissenschaften, einschließlich Technik gegliedert in 5 Fachgruppen, haben ebenfalls hohe Einbußen erlitten. Die ca. 560 Titel machen nur noch 1,8 Prozent des alten Gruppen-NC-Bestandes aus. Die einzige umfangreiche Gruppe, auch ursprünglich die weitaus stärkste und zugleich die buchgeschichtlich wertvollste, ist die Naturgeschichte (Historia naturalis, H.n., hauptsächlich Botanik und Zoologie). Unter ihren 420 Werken ist das 18. Jh mit 160 Titeln am besten vertreten; das 17. Jh mit 81 Titeln und das 16. Jh mit 34, davon 11 deutschen. Noch im 18. Jh sind die lateinischen Werke ebenso zahlreich wie die deutschen, und seit dem 17. Jh mischen sich französische, englische und italienische Werke in den Bestand. Der Wert der Fachgruppe beruht auf zahlreichen illustrierten Pflanzen- und Tierbüchern aus dem 16. bis 18. Jh (Gesner, Aldrovandi, Levaillant, Buffon u. a.), z. T. Erwerbungen unter den Fürstbischöfen Philipp Franz von Schönborn und Christoph Franz von Hutten, vereinzelt auch aus der Bibliothek des Nürnberger Arztes und Botanikers Christoph Jacob Trew (1695-1769). Vieles davon ist zu den Rarissima umgestellt worden. Auch Werke von Linné sind in Ausgaben des 18. Jhs vorhanden, z. B. das Systema naturae in einer Leipziger Ausgabe von 1748 sowie seine Philosophia botanica (Stockholm 1751).

2.59 Die Fachgruppe Physik (Phys.), die sich auf den Gebieten der Astronomie und Astrologie mit der Gruppe Mathematik überschneidet, weist noch 70 Titel auf, überwiegend aus dem 19. Jh, aber auch je 8 Drucke aus dem 16. und 17. Jh sowie 5 aus dem 18. Jh. Zu den Rarissima wurde die Erstausgabe von Kopernikus' De revolutionibus orbium coelestium (Nürnberg 1543) umgestellt, bei der Fachgruppe verblieben ist die spätere Ausgabe Basel 1566 aus der Gründungsphase der Bibliotheca Academica Herbipolensis (2. Exemplar bei der Mathematik, s. o. 2.46). Zur Chemie (Ch.) sind nur noch 35 historische Werke vorhanden, die mit Ausnahme von 4 lateinischen Titeln des 17. Jhs alle aus dem 19. Jh stammen und fast ausschließlich deutschsprachig sind, vorwiegend Lehr- und Handbücher, aber auch Liebigs Briefwechsel und seine Chemischen Briefe. Die kleine Gruppe Mineralogie und Bergbau (Metallurgia, Met.) enthält 5 Titel aus dem 18. und 19. Jh, die Gruppe Technik und Industrie (Technologia, Techn.) immerhin 33 Titel, davon 24 deutschsprachige aus dem 16. Jh.

2.60 Stark von den Kriegsverlusten betroffen ist offenbar auch die Gruppe Medizin (M.), die noch ca. 400 historische Titel zählt. Erwähnenswert sind die 38 Drucke des 16. Jhs, darunter 17 deutschsprachige, sowie die 19 Drucke des 17. Jhs mit 10 deutschsprachigen. Aus dem 18. Jh liegen nur 25 überwiegend deutsche Werke vor. Die ebenfalls vorwiegend deutschen 314 Titel des 19. Jhs sind in der Hauptsache keine Spezialabhandlungen, sondern Lehr- und Handbücher. Von der kleinen Gruppe der Tiermedizin (Ars veterinaria, Ars vet.) sind nur 2 Werke aus dem 19. Jh übriggeblieben.

2.61 Sachlich bestimmte, aber nicht klar abgegrenzte Gruppen bilden die " Archaeologia", " Mythologia", " Militaria" und " Litteratura judaica". Die " Mythologia" (Myth.) mit 46 Titeln, davon 37 aus dem 19. Jh, ist zwar vorwiegend der klassischen wie der germanischen und slawischen Mythologie gewidmet, enthält aber auch Schrifttum zu Volksglauben, Märchen, Sagen und Sprichwörtern; sie überschneidet sich somit z. T. mit der Gruppe " Historia generis humani" (H.g.h., s. o. 2.23). In der Gruppe Archäologie (Arch.) mit 85 Titeln, davon 9 aus der Zeit vor 1800, sind nicht nur klassische, orientalische und christliche Archäologie zusammengefaßt, sondern auch die Klassische Altertumswissenschaft in ihrer Gesamtheit, die Papyrologie, Ägyptologie und die Vor- und Frühgeschichte.

2.62 Die Gruppe Kriegswissenschaft und Militärwesen (Militaria, Mil.) überschneidet sich im Bereich von Festungsbau und Kriegs-Ingenieurwesen mit den Gruppen Architektur und Mathematik ( s. o. 2.46-2.47). Die meisten ihrer 103 Titel gehören dem 17. Jh (42) und 18. Jh (36) an; viele davon, in deutscher, lateinischer und französischer Sprache, kamen über Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau aus der Bibliothek des Faust von Stromberg. Unter den 10 Drucken des 16. Jhs befand sich die lateinische Ausgabe von Dürers Unterricht zur Befestigung der Städte (Paris 1535), die zu den Rarissima gestellt wurde.

2.63 Umfangreich und wertvoll ist die Gruppe der Judaica (Litteratura judaica, L.jud.) mit ca. 380 z. T. seltenen Werken zu theologischen, historischen und sprachlichen Aspekten des Judentums, darunter mindestens 80 hebräische Titel aus allen Jahrhunderten. Viele ältere Werke kommen aus dem Kloster Ebrach. Das nach dem 19. Jh am stärksten vertretene Jahrhundert ist das 17. mit 38 Titeln, überwiegend aus dem deutschen Sprachgebiet. Unter den 15 Drucken des 16. Jhs ist eine lateinische Ausgabe von Flavius Josephus zu nennen, unter den spätesten Werken des 19. Jhs Theodor Herzls Judenstaat von 1896.

2.64 Von den 6 fachübergreifenden Gruppen ist die des Allgemeinen vermischten Schrifttums (Miscellanea, Misc.) mit ca. 1500 Titeln die umfangreichste und interessanteste. Bei 9 lateinischen Titeln (Personal- und Gelegenheitsschriften) aus dem 16. Jh, 32 Titeln aus dem 17. Jh (darunter eine lateinische Werkausgabe von Hugo Grotius sowie 18 Gelegenheitsschriften) und 59 Werken aus dem 18. Jh gehört die Hauptmasse von fast 1400 Monographien und Zeitschriften zwar erst dem 19. Jh an und ist bei nur 60 französischen und je 15 englischen und italienischen Titeln vorwiegend deutschsprachig. Das Schrifttum zeichnet sich aber durch Typenvielfalt und bemerkenswerte Thematik aus.

2.65 Das Spektrum der Zeitschriften reicht von illustrierten Modejournalen sowie unterhaltenden und allgemeinbildenden deutschen, französischen und englischen Periodika über literarische Zeitschriften ( z. B. Novellen-Zeitung) bis hin zu politischen wie dem Journal für Deutschland historisch-politischen Inhalts und der Minerva, hrsg. von Archenholtz. Großenteils sind die Zeitschriften 1868 als Geschenk der Harmonie-Gesellschaft zu Würzburg, deren Stempel sie tragen, in die Bibliothek gelangt, ebenso wie die Flugschriftensammlung von fast 90 Sammelbänden (als " Flugschriften" bzw. " Broschüren" etikettiert; Signatur Misc.o.102-190) mit kleinen Schriften zu aktuellen politischen und kirchenpolitischen Fragen und sonstigen Ereignissen zwischen 1814 und ca. 1860. Die Broschüren der Bände Misc.o.139-141 befassen sich speziell mit den Wunderheilungen des Fürsten Alexander von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst in Würzburg und Bamberg im Jahre 1821. Mangels geeigneter Fachgruppen sind in der Miscellanea-Gruppe aber auch Buchreihen wie Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften und die Bibliothek für Socialwissenschaften untergebracht, außerdem vieles, was eher bei einzelnen Fachgruppen zu erwarten wäre. Dazu zählen auch gesammelte Schriften von Autoren wie Machiavelli, d'Alembert, Condillac, Lodovico Antonio Muratori, Leibniz, Wilhelm von Humboldt, Justus von Liebig, Richard Wagner, Johann Georg Forster, Moltke und Lassalle, insbesondere, wenn ihr Inhalt verschiedene Gebiete umfaßt.

2.66 Etwas größer als bei den " Miscellanea" ist der Bestand an Modejournalen und allgemeinbildenden, insbesondere literarisch und künstlerisch ausgerichteten Zeitschriften in der dafür einschlägigen Gruppe der Allgemeinen literarischen Zeitschriften (Ephemerides litterariae, E.l.a.). Auch diese Bestände sind z. T. Geschenke der Würzburger Harmonie-Gesellschaft. Neben bekannten Blättern wie Die Jugend, Die Gartenlaube, Kladderadatsch oder Dickens' Household Words und selteneren, aber häufig lückenhaften und meist schlecht erhaltenen Zeitschriften wie Journal des Luxus und der Moden, Zeitung für die elegante Welt oder Europa stehen hier auch mehrere Rezensionsorgane, von den noch im 17. Jh begründeten Acta eruditorum bis zu den Jahrbüchern der Literatur, der Allgemeinen Bibliothek und dem Allgemeinen Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur. Auch die Göttingischen Gelehrten Anzeigen und die Würzburger Gelehrten Anzeigen waren vor ihrer Umstellung (erstere zu den Periodika des Jahres-NC, letztere zu den Franconica) Teil dieses Bestandes. Ihren Schwerpunkt hat die Gruppe im 19. Jh mit 56 von insgesamt 85 fast nur deutschen Titeln, bei 3 Titeln aus dem 17. Jh und 26 aus dem 18. Jh.

2.67 Über die Rezensionsorgane berührt sich die Gruppe E.l.a. mit den Veröffentlichungen wissenschaftlicher Gesellschaften (Commentationes societatum litterarium, C.s.l.). Die 80 Titel, fast nur aus dem 19. Jh und ganz überwiegend deutschsprachig, sind vor allem Reihen wie die Abhandlungen von Akademien der Wissenschaften. Dabei umfaßt z. B. die Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart ca. 200 Einzeltitel. Der Vorbehalt hinsichtlich der Titelzahlen aus dem 19. Jh ( s. o. 2.2) gilt somit insbesondere für diese Bestandsgruppe.

2.68 Die ca. 460 Titel zur sogenannten Literärgeschichte (Historia litteraria, H.l.) sind sachlich wie sprachlich breit gefächert. Sie gelten der Wissenschafts- und Gelehrtengeschichte, auch in nationaler, regionaler und sogar fachlicher Begrenzung, der Bibliotheksgeschichte, Buch- und Schriftgeschichte, der Handschriftenkunde, auch der Rhetorik, und beziehen National- und Fachbibliographien sowie Universitätsmatrikel ein. Mit ca. 415 Titeln, darunter 125 fremdsprachigen, überwiegt das 19. Jh. Im 18. Jh sind 34, im 17. Jh 6 und im 16. Jh 3 Titel erschienen.

2.69 Unter den 37 Werken der Gruppe Allgemeine Biographien (Biographia, Bg.) befinden sich sowohl nationalbiographische Lexika wie auch Biographien, Memoiren und Tagebücher einzelner Berufs- und Personengruppen ( z. B. von Heiligen) und einzelner Personen. Mit Ausnahme von je 2 Werken aus dem 16. bis 18. Jh gehören alle Titel dem 19. Jh an. Von ähnlicher Struktur ist die Gruppe der Allgemeinen Briefsammlungen (Epistolographia, Ep.) mit nur 7 Titeln, davon 5 aus dem 19. Jh und je einem aus dem 16. und 18. Jh.

Bestand des neuen Gruppen-Numerus-currens

2.70 Der seit 1945 antiquarisch erworbene historische Bestand zählt, soweit er nach dem neuen Gruppen-NC beschrieben werden kann (vgl. 2.2; 2.17-2.18), nur 2750 Werke, also weniger als ein Zehntel des überwiegend gewachsenen historischen Bestandes im alten Gruppen-NC. Nach dem 1980 eingeführten neuen Gruppen-NC oder in den parallel dazu eingerichteten Abteilungen der Rarissima und der Einbandsammlung ist nur der kleinere Teil von ca. 500 Werken tatsächlich aufgestellt; 55 davon sind erst in jüngster Zeit aus dem Jahres-NC der Erwerbungsjahre 1946-1960 ausgesondert worden (13 aus dem 16. Jh, 22 aus dem 17. Jh und 20 aus dem 18. Jh). Die übrigen 2250 Werke, mit Ausnahme von 74 Titeln des 18. Jhs alle aus dem 19. Jh, gehören weiterhin zum Bestand des reinen Jahres-NC oder stehen in der Handbibliothek des Handschriftenlesesaales.

2.71 Dieser ausschließlich nach 1945 erworbene Bestand ist zeitlich anders strukturiert als der Altbestand. Der Anteil des 19. Jhs beträgt mit 2470 Titeln fast 90 Prozent (im Altbestand nur 52 Prozent), des 18. Jhs mit 190 Titeln knapp 7 Prozent (im Altbestand 19,6 Prozent), des 17. Jhs mit 54 Titeln knapp 2 Prozent (im Altbestand 12,2 Prozent) und des 16. Jhs mit 40 Drucken nur 1,4 Prozent (im Altbestand 15,6 Prozent). Die meisten Drucke des 16. bis 18. Jhs befinden sich bei der Theologie (97 Titel), der Geschichte (56), der Rechtswissenschaft (28) und der Medizin (14). Der neu erworbene historische Bestand weist auch eine andere sprachliche Gliederung auf; fast 73 Prozent (2010 Titel) der Werke sind deutschsprachig (im Altbestand nur 52 Prozent), und fast 82 Prozent sind im deutschen Sprachraum erschienen (im Altbestand 74 Prozent). Nur wenig hat sich jedoch die fachliche Grundstruktur verändert. Geblieben ist die Konzentration auf drei Schwerpunktfächer, die allein 44 Prozent des Bestandes auf sich vereinigen, darunter wie vorher Theologie und Geschichte. Weiterhin dominieren die Geisteswissenschaften; alle anderen Disziplinen zusammen machen mit ca. 600 Titeln nur 21 Prozent aus. Die Naturwissenschaften haben ihren Anteil von 1,8 auf 2,5 Prozent leicht erhöht, die Medizin stärker (von 1,3 auf 4,8 Prozent) und besonders deutlich die Rechtswissenschaft (von 2 auf 10 Prozent). Politologie, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind mit 1,4 Prozent auf dem gleichen Stand geblieben.

2.72 Die Germanistik (G) ist mit 442 fast ausschließlich deutschen Werken (davon nur 9 aus dem 18. Jh) das stärkste Fach, gefolgt von der Theologie (B, einschließlich Kanonistik) mit 396 und der Geschichte (N) mit 381 Titeln. Theologie und Geschichte weisen eine größere Zahl alter Drucke auf: die Theologie 18 und 17 Titel aus dem 16. und 17. Jh sowie 62 aus dem 18. Jh, die Geschichte 14 und 10 aus dem 16. und 17. Jh und 32 aus dem 18. Jh. Bei der Theologie finden sich ca. 110 lateinische Werke, bei der Geschichte 17; ferner bei der Theologie 24 und bei der Geschichte ca. 55 französische und englische Werke. Die Rechtswissenschaft (P) ist mit 276 Titeln repräsentiert, davon 2 aus dem 16. Jh, 8 aus dem 17. Jh und 18 aus dem 18. Jh.

2.73 Unter den philologischen Fächern außerhalb der Germanistik liegt wie beim Altbestand der Schwerpunkt bei der Klassischen Philologie (F) mit ca. 190 Titeln (davon 6 und 10 aus dem 17. und 18. Jh und insgesamt ca. 70 lateinisch). Es folgt statt der Romanistik die Anglistik (H) mit ca. 170 zu fast 80 Prozent englischen Titeln, nahezu ausschließlich aus dem 19. Jh. Zur Romanistik (I) sind ca. 110 Werke vorhanden, fast alle aus dem 19. Jh und zu gut 70 Prozent in französischer und italienischer Sprache, zur Slawistik (K) 21 Werke ausschließlich aus dem 19. Jh, davon 6 in slawischen Sprachen. Alle übrigen Philologien sind mit der Allgemeinen und Vergleichenden Sprach- und Literaturwissenschaft (E) in einer Gruppe zusammengefaßt, die 86 Werke umfaßt, ganz überwiegend deutschsprachige und mit Ausnahme eines einzigen des 16. Jhs alle aus dem 19. Jh.

2.74 Zur Medizin (X) mit 130 überwiegend deutschen Titeln und 8 Drucken des 16. und 17. Jhs sind fachlich etwa 25 der 45 Werke aus der Gruppe Biologie und Vorklinische Medizin (W) mit 8 Titeln des 17. und 18. Jhs hinzuzuzählen. Bei der Veterinärmedizin (X 20) sind nur 2 Titel des 19. Jhs vorhanden. Die Gruppe Allgemeines (A, einschließlich Medienkunde, Film und Theater) umfaßt 120 fast ausschließlich deutsche Titel aus dem 19. Jh. Alle übrigen Fachgruppen enthalten jeweils weniger als 100 ältere Werke: die Philosophie (C) 73 überwiegend deutsche Titel des 19. Jhs (nur 3 Titel des 16. und 17. Jhs), die Psychologie (C 20) 15 und die Pädagogik (D) 19 Titel, jeweils fast alle aus dem 19. Jh. Von ähnlicher zeitlicher und sprachlicher Struktur sind die Gruppen Kunstgeschichte (L 40) mit ca. 70 Werken, Klassische Archäologie (L 20) mit ca. 30 und Musikwissenschaft (L 60) mit 24 Werken.

2.75 Die Geographie (R) ist mit 32, die Mathematik (S) mit 13 vorwiegend deutschen Werken des 19. Jhs vertreten. Auf alle Naturwissenschaften zusammen kommen, verteilt auf 5 Gruppen, nicht mehr als etwa 70 Titel, fast ausschließlich deutschsprachige Publikationen des 19. Jhs. Die fachübergreifende Gruppe T enthält 14 Werke (eines aus dem 18. Jh), bei Chemie und Pharmazie (V) finden sich 18 Werke (eines aus dem 17. Jh), bei Physik und Astronomie (U) 16 (eines aus dem 16. Jh) und bei der Geologie (T 20) 4 Werke. Von den 45 Titeln der Gruppe Biologie und Vorklinische Medizin (W) können etwa 20 zu den nicht-medizinischen Fächern gezählt werden.

2.76 Insgesamt 31 Titel aus dem 19. Jh weisen die Politologie (M; 12 Titel), Soziologie (M 20; 6 Titel) und Wirtschaftswissenschaften (Q; 13 Titel) auf. Die übrigen Fachgruppen liegen in ihrem Umfang jeweils unter 10 Titeln: Land- und Hauswirtschaft (Z) mit 9, Volks- und Völkerkunde (L) mit 7, Militärwissenschaft (M 40) mit 4 Titeln, Technische Wissenschaften (Z 20) und Sport (Z 40) mit je einem Titel.

Rara-, Rarissima- und Einbandsammlungen

2.77 Alle drei Sonderabteilungen wurden erst nach 1980 im Zuge der gesamten Bestandsneuordnung eingerichtet und werden kontinuierlich ausgebaut. Vorläufer bestanden in der uneinheitlichen Gruppe der " Libri pretiosi" (L.pret.), die aufgelöst wurde, sowie in einer separaten Aufstellung besonders kostbarer Bände im Handschriftenmagazin, ohne formale Kennzeichnung.

2.78 Eine Rara-Sammlung im Sinne einzeln ausgewählter Drucke gibt es formal nur für Oktav-Bände des 19. und 20. Jhs außerhalb des alten Gruppen-Numerus-currens; die größeren Formate sind mit den pauschal als Rara behandelten Drucken des 16. bis 18. Jhs zusammengefaßt (s. o. 2.18). Da der Bestand des alten Gruppen-NC insgesamt im Rara-Magazin untergebracht ist, werden die darin enthaltenen Rara des 19. und 20. Jhs nicht ausgegliedert, sondern nur mit einer Kennziffer versehen. Die so definierte Rara-Sammlung enthält aus dem 19. Jh lediglich ca. 40 Werke im Oktav-Format (aus dem 20. Jh ca. 170), dazu ca. 20 Werke aus den Gruppen der größeren Formate (ca. 80 aus dem 20. Jh). Rara des 19. Jhs sind überwiegend wertvolle Erstausgaben der deutschen Literatur, einige von Künstlern wie Gustave Doré und Tony Johannot illustrierte französische Ausgaben, einige Bände aus der Reihe Das malerische und romantische Deutschland mit Stahlstichen; einziger Pressendruck ist Morris' Earthly Paradise aus der Kelmscott Press.

2.79 Die Rarissima-Sammlung wird von der Handschriftenabteilung verwaltet und ist im dortigen Magazin untergebracht. Sie ist innerhalb von vier Formaten nach Jahrhunderten ohne sonstige Ordnung gegliedert und umfaßt nahezu 340 Titel einschließlich ca. 150 Beibände. Die Bücher sind größtenteils aus dem Bestand des alten Gruppen-Numerus-currens ausgesondert, außerdem aus den Sondersammlungen der Franconica (Rp) und des Bestandes Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Mit jeweils ca. 120 Titeln sind das 16. und 18. Jh gleich gut vertreten; aus dem 17. Jh sind ca. 60 Titel, aus dem 19. Jh ca. 30 und aus dem 20. Jh 4 Titel vorhanden. Aufgenommen sind neben einigen unscheinbaren Ausgaben, die sich als äußerst selten oder gar als Unikate herausgestellt haben ( u. a. einige Musikdrucke des 17. und 18. Jhs), vor allem berühmte Erstausgaben (aus dem 16. Jh u. a. Luther-Bibeln, Erasmus' Novum Instrumentum, Kopernikus, Dürer, Theuerdank, Celtis), seltenste Franconica (Flug- und Gelegenheitsschriften), Prachtausgaben, insbesondere kostbare Kupferstichwerke ( z. B. Pflanzen- und Tierbücher von Moses Harris, Pierre Bulliard und Johann Mayers Pomona Franconica aus dem 18. Jh, ein Vogelbuch von Coenraad Temminck und Jacob Ernst von Reiders Fauna Boica aus dem 19. Jh, illustrierte Reisebücher, u. a. von Lavallée), Galeriewerke, Bände mit zahlreichen Originalgraphiken ( z. B. die Zeitschrift Pan), kostbare Atlanten und Städtebilder (Blaeu, Merian), mehrere Sammelbände von Veduten des 17. Jhs (aus Ebracher Säkularisationsgut), 4 Karten-Sammelbände ( s. u. 2.137), Drucke mit Miniaturen (16. Jh) und Handzeichnungen (zusätzlicher Band zu Mayers Pomona Franconica), Drucke auf kostbarem Material (Pergament, Seide, speziellem Papier, z. B. mit Richard Wagners Monogramm als Wasserzeichen), Bände berühmter Vorbesitzer ( z. B. Richard Wagners Hans-Sachs-Ausgabe), mit eigenhändigem Besitzeintrag (Balthasar Neumann) oder Widmung (Johannes Trithemius, Julius Echter).

2.80 Die Einbandsammlung, ebenfalls von der Handschriftenabteilung verwaltet, ist innerhalb von drei Formaten nach Einbandtypen (ohne Supralibros; mit Supralibros von Körperschaften; mit Supralibros von Personen) und nach Jahrhunderten geordnet. Auch diese Bände sind überwiegend dem Altbestand entnommen. Die nahezu 190 Nummern (mit ca. 220 Titeln) verteilen sich ähnlich auf die Jahrhunderte wie die Rarissima. Die meisten Einbände, jeweils ca. 75, stammen aus dem 16. und 18. Jh, aus dem 17. Jh sind ca. 30 Einbände vorhanden, aus dem 19. Jh 5 und aus dem 20. Jh 3 Einbände. Die Mehrzahl der Supralibros geht auf die Klöster und Stifte zurück, deren Bücherbesitz bei der Säkularisation in die Bibliothek gelangte, sowie auf Würzburger Fürstbischöfe (besonders auf Julius Echter und Franz Ludwig von Erthal), nur vereinzelt auf andere Vorbesitzer wie Johann Georg von Werdenstein und Johann Salentin Faust von Stromberg. Aufgenommen sind auch 34 Würzburger Dissertationen, mit Ausnahme eines Titels von 1618 alle aus dem 18. Jh, z. T. ebenfalls mit dem Supralibros Franz Ludwig von Erthals geschmückt. 11 Bde davon sind Zweitexemplare aus der Dissertationensammlung; nur 23 Titel sind somit der dortigen Sammlung entnommen ( s. u. 2.90).

Sigrid von der Gönna

Buch-Sondersammlungen

Franconica-Sammlung " Res patriae" (Rp)

2.81 Ungleich fast allen anderen Sondersammlungen ist die Sammlung zur historischen Landeskunde Frankens während zweier Jahrhunderte mit dem allgemeinen Bestand gewachsen und wird für die Magazinliteratur (historischer Buchbestand bis 1900 sowie neuere Werke) neben einem seit 1984 aufgebauten landeskundlichen Freihandbestand weitergeführt. Sie bildet den Kern aller gesammelten Franconica, von denen sich viele auf Grund übergeordneter Kriterien auch in anderen Abteilungen befinden: bei den Hss., Inkunabeln, Rarissima, bei der Einbandsammlung und der Graphik, in anderen Sondersammlungen sowie in der Depotbibliothek des Historischen Vereins. Materiell vorbereitet durch die 1715 erworbene Bibliotheca Fabriciana ( s. o. 1.12), auch durch die 1773 erhaltene Historische Bibliothek des Würzburger Jesuitenkollegs, wurde die Franconica-Sammlung nach ihrer Einrichtung durch Johann Michael Feder im Jahre 1794 ( s. o. 1.20) während des 19. Jhs laufend durch große Erwerbungen bereichert, durch das hereinströmende Säkularisationsgut, durch die Privatbibliotheken Köl, Sand, Heffner, Scharold, Schermer und Schmidkontz ( s. o. 1.30-1.31), seit 1840 außerdem durch viele Pflichtexemplare aus Unter- und Oberfranken.

2.82 Der Bestand vor den großen Kriegsverlusten von 1945 wird auf 20-40.000 Bde geschätzt; vernichtet wurden vor allem Zeitschriften und Zeitungen sowie die gesamte Gruppe der Karten, Pläne, Bilder und Tafelwerke. Die Sammlung wird seitdem von einer eigenen Abteilung (heute Landeskundlichen Abteilung) betreut und bei antiquarischen Käufen bevorzugt berücksichtigt. Die von Feder geschaffene Gliederung in 25 Sachgruppen wird mit geringen Modifikationen bei der Titelzuordnung weiterhin angewandt und ist seit 1987 um eine 26. Gruppe für Franconica-Nachlässe (gedrucktes Material) erweitert. Innerhalb dieser Gruppen war im Altbestand eine chronologische, sachliche oder (bei Orten und Personen) alphabetische Ordnung angestrebt, während heute akzessorisch angereiht wird.

2.83 Der Sammelbereich reicht geographisch über die drei heutigen fränkischen Regierungsbezirke hinaus; er umfaßt das gesamte Franken in den Grenzen des Fränkischen Reichskreises, die drei fränkischen Bistümer ebenso wie die weltlichen Territorien, und bezieht außerdem benachbarte Gebiete im Südwesten (Badisches und Württembergisches Franken) und im Norden (Hessische Rhön, Thüringen bis zum Rennsteig) ein, die eng mit Franken verbunden waren. Eine gleichmäßige und streng eingehaltene Definition eines " Franconicum" gab es beim Altbestand nicht. An Personen sind insbesondere Künstler, Schriftsteller und Gelehrte erfaßt, die nach Herkunft oder Wirken mit Franken in Verbindung zu bringen sind.

2.84 Der historische Buchbestand von 7200 Titeln aus dem 16. bis 19. Jh macht ein gutes Viertel des 27.000 Titel (ca. 32.000 Bde) umfassenden heutigen Gesamtbestandes aus. Davon entfallen ca. 250 Titel auf das 16. Jh, 530 auf das 17. Jh, 2280 auf das 18. Jh und 4140 Titel auf das 19. Jh. Der fränkischen Thematik entsprechend spielen moderne Fremdsprachen kaum eine Rolle; aus dem 18. Jh sind 36, aus dem 19. Jh 26 Titel in französischer und italienischer Sprache vorhanden. Nur im 17. Jh sind die lateinischen Titel (291) gegenüber den deutschsprachigen (238) in der Mehrzahl. Im 16. Jh stehen 161 deutsche Titel 93 lateinischen gegenüber, im 18. Jh 1373 deutsche 874 lateinischen, im 19. Jh 4017 deutsche 93 lateinischen.

2.85 Die einzelnen Sachgruppen sind in ihrem Gewicht sehr unterschiedlich. Den Anfang bilden Bibliographien, Quellenkunde u. a. (Rp 1 mit 27 Titeln des 18. und 19. Jhs) und Periodika (Rp 2 mit 150 Titeln des 18. und 19. Jhs, Zeitungen, Zeitungsbeilagen, Zeitschriften und periodische Veröffentlichungen der historischen Vereine Frankens). Zwischen den allgemeineren historischen Gruppen Allgemeine Geschichte und Landeskunde, Besondere Geschichte und Landeskunde, Territorialgeschichte und Einzelereignisse (Rp 3-6) und der Ortsgeschichte (Rp 23) sowie der Familien- und Personengeschichte (Rp 24) stehen diverse Sachgruppen wie Naturgeschichte (Fauna, Flora, Geologie, Klima), Volkskunde (insbesondere Mundart, Sagen und Literatur), Kirchengeschichte, Geschichte der Juden, Recht und Verwaltung, kulturelle Einrichtungen, Kunst, Wirtschaft, Land-, Forstwirtschaft und Weinbau, Münzen, Maße und Gewichte, Medizinalwesen, Adels-Genealogie mit Wappen- und Siegelkunde, Heerwesen, Vereine und Studentenverbindungen.

2.86 Die weitaus stärkste Gruppe ist die Familien- und Personengeschichte (1700 Titel, davon ca. 50 aus dem 16. Jh, 220 aus dem 17. Jh und 650 aus dem 18. Jh), gefolgt von der Ortsgeschichte (1300 Titel, davon 30 aus dem 16. Jh, 70 aus dem 17. Jh und 300 aus dem 18. Jh) mit Reiseführern, Orts- und Klosterchroniken, Quellen zu lokalen Ereignissen, kunstgeschichtlichen Titeln und Ansichtswerken aus dem 19. Jh. An dritter Stelle stehen die 760 Werke zum Universitäts-, Schul-, Archiv- und Bibliothekswesen (Rp 14; 12 Titel aus dem 16. und 17. Jh, 230 aus dem 18. Jh) mit zahlreichen Würzburger Dissertationen und mit Auktionskatalogen von Bibliotheken; an vierter Stelle ca. 570 Titel zur katholischen Kirchengeschichte im Bistum Würzburg (Rp 9; 20 Titel aus dem 16. Jh, 120 aus dem 17. Jh und 220 aus dem 18. Jh), darunter zahlreiche Würzburger Drucke des 17. und 18. Jhs, liturgische und Gesangbücher, Katechismen, Hirtenbriefe. Zur katholischen Kirchengeschichte im Bistum Bamberg (Rp 10) sind dagegen nur 60 Titel vorhanden (davon 9 aus dem 16. und 17. Jh, 21 aus dem 18. Jh), zur evangelischen Kirchengeschichte insgesamt (Rp 11) ca. 90 Titel (7 aus dem 16. und 17. Jh, 48 aus dem 18. Jh).

2.87 Die fünftstärkste Gruppe ist dem Recht und der Verwaltung gewidmet (Rp 13 mit ca. 540 Werken, davon ca. 20 des 16. Jhs, 50 des 17. Jhs und 330 des 18. Jhs) und enthält vor allem zahlreiche Statuten und Verordnungen, ferner Drucke zu Rechtsstreitigkeiten im 18. Jh. 525 Titel (davon je 95 aus dem 16. und 18. Jh) umfaßt die Gruppe mit Quellen und Gelegenheitsschriften zu Einzelereignissen (Rp 6), besonders zu den Grumbachschen Händeln und zum Thema Franzosen in Franken. Bei der Geschichte einzelner Territorien (Rp 5 mit 310 Titeln, davon 14 aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17. Jh und 120 aus dem 18. Jh) sind vor allem die zahlreichen Hof- und Staatskalender des 18. und 19. Jhs erwähnenswert. Es folgen die Besondere Geschichte und Landeskunde (Rp 4) mit 126 Titeln, Kunst, Musik, Theater (Rp 15) mit 152 Titeln (darunter Texte zu Kantaten, Arien und Singspielen des 18. und 19. Jhs, die in Würzburg aufgeführt wurden) und die Vereine und Studentenverbindungen (Rp 22) mit 146 Titeln ausschließlich aus dem 19. Jh. In allen übrigen Gruppen geht der historische Bestand nicht über 100 Titel hinaus. Die im Krieg völlig vernichtete Gruppe mit Karten, Plänen und Bildmaterial (Rp 25) besitzt heute wieder 49 Titel aus der Zeit bis 1900 ( s. u. 2.135).

Eva Pleticha-Geuder

Sigrid von der Gönna

Würzburger Hochschulschriften

2.88 Die Sammlung der Würzburger Hochschulschriften bis 1885, die seit der Universitätsgründung 1582 entstanden war, konnte über den Zweiten Weltkrieg gerettet werden. Alle späteren Arbeiten wurden ebenso vernichtet wie sämtliche auswärtigen Dissertationen, nach dem Krieg aber durch Geschenke teilweise ersetzt.

2.89 Der katalogisierte historische Bestand bis 1885 zählt einschließlich der Personal- und Vorlesungsverzeichnisse, aber ohne die gesondert verwalteten Thesenblätter ( s. u. 2.130) und die in die Einbandsammlung eingereihten Dissertationen ( s. o. 2.80) 4253 Titel, mit diesen zusammen 4389 Titel. Über den unkatalogisierten Bestand 1886 bis 1900 liegen keine Zahlen vor. Der gesamte historische Bestand gliedert sich in zwei Aufstellungsreihen mit unterschiedlichen Signaturtypen. Die neuere Reihe 1801-1900 ist entsprechend ihren überkommenen Signaturen (Würzburg 1801 ff.) nur nach Jahren geordnet aufgestellt (in den neuen Katalogen 1581-1803 und 1804-1885 aber nach Fakultäten geordnet; vgl. 3.2) und enthält bis 1885 2548 Titel zuzüglich 183 Vorlesungs- und Personalverzeichnisse ab Wintersemester 1823/24 und 1830/31 (erstere mit mehreren Lücken), zusammen also 2731 Titel. Von den 2548 Titeln entfallen 2113 auf die Medizinische Fakultät, 197 auf die Philosophische, 117 auf die Juristische und 76 auf die Theologische Fakultät; 45 Titel sind Universitätsreden verschiedener Fakultäten.

2.90 Die ältere Reihe 1581-1800 umfaßt, ohne die 113 Titel der Thesenblätter-Sammlung und die 23 Titel in der Einbandsammlung, 1522 Titel, zusammen mit diesen 1658 Titel. Je eine theologische und philosophische Dissertation sind bereits 1581, ein Jahr vor der Universitätsgründung, am Jesuitenkolleg entstanden, welches das Promotionsrecht besaß. Aus der Juristischen Fakultät datiert die früheste Dissertation von 1590, aus der Medizinischen von 1594. Die Gesamtzahl von 1658 Titeln verteilt sich mit 656 Titeln (39 Prozent) auf die Juristische Fakultät, mit 445 Titeln (27 Prozent) auf die Philosophische, mit 328 Titeln (20 Prozent) auf die Theologische und mit 229 Titeln (14 Prozent) auf die Medizinische Fakultät. 93 Arbeiten sind noch im 16. Jh entstanden (davon 40 juristische, 28 philosophische, 13 theologische und 12 medizinische), 336 im 17. Jh und 1229 im 18. Jh. Eingebunden in einem Sammelband befinden sich 7 gefaltete Thesenblätter der Philosophischen Fakultät aus dem 18. Jh; die Zahl der Würzburger Thesenblätter erhöht sich somit auf 120. Bei der Neuordnung und buchpflegerischen Behandlung der älteren Reihe wurde die Aufstellung nach Fakultäten zugunsten einer Ordnung nach Formaten (in festen Einbänden oder in Kapseln; Signatur 35/Diss) aufgegeben. Von den vielen schönen Einbänden, überwiegend aus dem 18. Jh (darunter 28 goldgeprägten Ledereinbänden, meist mit dem Wappen-Supralibros Franz Ludwig von Erthals, und ca. 550 Bunt- und Brokatpapiereinbänden) wurden 34 Exemplare (23 Titel) in die Einbandsammlung eingereiht.

Schulprogramme

2.91 Der gewachsene Bestand an Schulprogrammen wurde 1945 völlig vernichtet und ist danach durch Dubletten-Geschenke aus der Bayerischen Staatsbibliothek München ersetzt worden. Er ist nicht katalogisiert, aber nach Orten alphabetisch und innerhalb der Schulen chronologisch aufgestellt. Die Sammlung umfaßt schätzungsweise 21.000 Programmschriften (in ca. 700 Kapseln mit durchschnittlich je 30 Programmen) aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nach 1800, meist erst ab ca. 1850, bis etwa 1915. Wohl ca. 5 Prozent sind lateinisch. Sammlung Asbeck

2.92 Die 1824 angekaufte Auswahl-Sammlung von 269 Werken in ca. 670 Bdn ( s. o. 1.37; Signatur Asb.), die erste der separat unter Provenienz-Signaturen aufgestellten Sondersammlungen, umfaßt heute nur noch 229 Werke. Drei davon wurden bereits bei der Übernahme versehentlich in den Kernbestand des alten Gruppen-Numerus-currens eingereiht (François Le Vaillant, Histoire naturelle des oiseaux d'Afrique, 1799; Sir Walter Scott, The provincial antiquities ... of Scotland, 1826; Jean Jacques Barthélemy, Voyage du jeune Anacharsis en Grèce, 1789). 40 Werke sind verlorengegangen, davon allein 12 von 16 naturhistorischen Prachtwerken (Pflanzen- und Tierbücher, u. a. von Le Vaillant und Temminck), 10 von 20 Galeriewerken ( u. a. Le musée français, Paris 1805-1809, von S. C. Croze-Magnan).

2.93 Die Sammlung Asbeck ist nach der Sammlung Siebold die kleinste, auch die mit dem einheitlich jüngsten Buchbestand, aber unter buchkünstlerischem Gesichtspunkt die bedeutendste. Deshalb wird sie als Rarissima-Sammlung eingestuft und ist im Handschriftenmagazin aufgestellt. Sie besteht ganz aus zeitgenössischen Werken, die Asbeck ab 1780, verstärkt ab 1800 gesammelt hat, und zwar aus 45 Werken des späten 18. Jhs und 184 des frühen 19. Jhs. Es dominieren die französischen Werke (ca. 130); an deutschen Titeln sind nur 55, an englischen nur ca. 20 vorhanden. Fachlich überwiegen zwar die Geschichtswerke mit fast 100 Titeln, doch liegt der Schwerpunkt bei den illustrierten Prachtwerken auf den Gebieten Länder- und Völkerkunde, insbesondere Reisebeschreibungen vom Typ des " Voyage pittoresque" (74 Titel von ursprünglich 84), zu Kunst und Altertumskunde (10 Titel von ursprünglich 20) und Naturgeschichte (noch 4 Titel), mit Redoutés Roses in der Folio-Ausgabe und einem Vogelbuch von Le Vaillant. Unter den 26 (von ursprünglich 34) Titeln zur Philologie und Nationalliteratur sind römische und griechische Klassiker in Originalausgaben stärker vertreten als die französischen, italienischen, englischen und deutschen. Alle Bände sind einheitlich gebunden, die Oktavformate meist in braunen Halbledereinbänden, die Folianten in Prachteinbänden aus rotem Maroquin mit klassizistischem Golddekor.

Sammlung Horn

2.94 Die 1857 käuflich erworbene Privatbibliothek von Dr. Philipp Franz Horn ( s. o. 1.38; Signatur Horn) wird wie die Sammlung Asbeck pauschal als Rarissima-Sammlung eingestuft. Ihren Wert erhält sie durch zahlreiche sehr seltene Werke der Gebrauchsliteratur vom 16. bis zum 19. Jh. Ohne 12 Inkunabeln, die in die Inkunabelsammlung eingereiht wurden, besteht die Sammlung aus ca. 5190 Werken. Ihre Nummern-Signaturen, die sie bei der Übernahme durch den Bibliothekar Ruland erhielten, lassen die zugrunde liegende sachliche Gliederung in 31 Gruppen und einen Nachtrag vermischten Inhalts nicht erkennen. Die Sammlung bestand ursprünglich aus 6626 Nummern in 12.910 Bdn; wegen häufiger Exponenten-Signaturen und Sammelbände war die Zahl der Titel um einiges höher als die der Nummern. Da später Dubletten von Beständen der Universitätsbibliothek ausgesondert wurden, sind etwa 1350 bis 1400 Nummern, also gut ein Fünftel, unbesetzt. Dies entspricht etwa der Hälfte der 2737 von Ruland festgestellten Dubletten, die er teils behalten oder gegen schlechter erhaltene Bände austauschen, teils veräußern wollte. Die relativ größten Lücken sind eingetreten bei Literärgeschichte, klassischer Literatur, Theologie, Philosophie, Geographie und bei den fränkischen Schriften. Ca. 310 Nummern (von insgesamt 1660) fehlen aber auch bei der deutschen Literatur, trotz des Mangels auf diesem Gebiet; spätere zusätzliche Verluste sind deshalb nicht auszuschließen.

2.95 Zeitlicher Schwerpunkt der Sammlung Horn ist das 18. Jh mit ca. 2550 Titeln. Den zweitgrößten Anteil hat das 19. Jh mit ca. 1280 Titeln, doch sind die zahlreichen Drucke des 17. Jhs (ca. 780) und insbesondere des 16. Jhs (ca. 580) von besonderem Wert. Es überwiegt das deutschsprachige Schrifttum vom 16. Jh an (310 Titel im 16. Jh, ca. 450 im 17. Jh und 2260 im 18. Jh); mit ca. 4250 Titeln macht es 81 Prozent des Gesamtbestandes aus. 580 lateinische Drucke stammen aus dem deutschen Sprachgebiet (ca. 11 Prozent; jeweils etwas mehr als 200 Titel aus dem 16. und 17. Jh, ca. 150 aus dem 18. Jh). 6,4 Prozent (335 Titel) kommen aus dem Ausland, davon ca. 200 in modernen Fremdsprachen, vorwiegend französisch (besonders im 18. Jh).

2.96 Die universale Sammlung besitzt einen Schwerpunkt bei der deutschen Literatur vom 16. Jh an. Nach den Worten Rulands hatte der Sammler die Absicht, " die Heran- und Ausbildung der teutschen Sprache in den verschiedenen Jahrhunderten durch seine Sammlung nachzuweisen" (Bibliotheksarchiv, Faszikel 210). Mit ca. 1350 Titeln bildet die deutsche Literatur etwa ein Viertel des Gesamtbestandes. Mit großem Abstand folgen die neulateinische Literatur mit ca. 300 Titeln, Geschichte und Hilfswissenschaften mit ca. 280, Recht einschließlich Kanonistik mit ca. 260, Theologie und Kirchengeschichte mit ca. 250, Landwirtschaft mit 250, Staatswissenschaft und politische Ökonomie sowie Geographie mit je ca. 200, Philosophie mit ca. 180, Technik, Industrie, Handel und Gewerbe mit ca. 160, Physik und Chemie mit ca. 130, Medizin mit 120, Naturgeschichte, Biographie sowie Magie, Zauberei und Hexerei mit je ca. 110 Titeln. Alle übrigen Gruppen umfassen weniger als 100 Werke.

2.97 Da die Fachgliederung in den Signaturen nicht erkennbar ist, werden im folgenden die jeweiligen am Standortkatalog ermittelten Nummernabschnitte genannt. Enzyklopädie (3-8, 3 Titel), Artistik (Kunst; 25-30, 5 Titel), Literaturgeschichte (Literärgeschichte; 36-111, 7 Titel), Griechische und römische Literatur (119-183, 8 Titel), Neuere Latinität (184-398, ca. 300 Titel, überwiegend deutsche Autoren), Italienische und spanische Literatur (399-426, ca. 20 Titel, fast nur italienische Literatur des 16. bis 19. Jhs, überwiegend in der Originalsprache), Französische und englische Literatur (französische 434-469, ca. 40 Titel des 18. und 19. Jhs, meist originalsprachig; englische 471-522, 26 Titel des 18. und 19. Jhs, nur in deutscher und französischer Übersetzung). Die Deutsche Literatur umfaßt (im Abschnitt 525-2189) ca. 1350 Titel des 16. bis 19. Jhs mit einem hohen Anteil an Barockliteratur und vielen Werken wenig bekannter und anonymer Autoren; außerdem (im Abschnitt 1874-1887) ca. 250 Titel Dramenliteratur des 18. Jhs, u. a. die Reihe Deutsche Schaubühne (1789-1810 mit Lücken) sowie das Sammelwerk Vaterländische Trauer-, Schau- und Lustspiele, hrsg. von Thomas Ried (1807); ferner (im Abschnitt 2150-2189) 50 Almanache und Taschenbücher des 18. und 19. Jhs.

2.98 Zur Geschichte (2203-2492) liegen ca. 250 Titel vor, darunter (2492a-z) 32 deutsche Flugschriften des 16. Jhs zu einzelnen Ereignissen. Die Reihe setzt sich fort mit Hilfswissenschaften (2499-2540, ca. 25 Titel zu Rittertum und Genealogie), Archäologie und Mythologie (2542-2573, 25 Titel), Kirchengeschichte (2647ac-z, ca. 80 deutsche und lateinische Leichenpredigten meist des 17. Jhs, einige aus dem 16. Jh), Biographie (2652-2824, ca. 110 Titel in deutscher Sprache), Geographie (2827-3112, ca. 190 Titel meist aus dem 18. Jh, darunter viel Reiseliteratur), Fränkische Schriften (3121-3320, 60 Titel), Philosophie (3345-3642, ca. 180 Titel meist aus dem 18. Jh), Naturgeschichte (3644-3793, ca. 110 Titel zu Botanik, Zoologie und Geologie, meist aus dem 18. Jh), Mathematik (3794-3860, ca. 60 Titel vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh), Physik mit Astrologie, Chemie (3863-4008, ca. 130 Titel meist aus dem 18. und 19. Jh). Zum Magnetismus (4009-4074) finden sich 55 Titel aus dem 18. und 19. Jh, dabei vieles zum Mesmerismus; dieser Bestand wurde von Ruland u. a. als wertvoll hervorgehoben. Die Gruppe Magie, Zauberei, Hexerei (4075-4188) umfaßt ca. 110 Titel des 15. bis 19. Jhs, auch zur Astrologie, und wurde von Ruland ebenfalls als besonders wertvoll eingeschätzt.

2.99 Weitere Gruppen sind Medizin (4189-4333, ca. 120 Titel mit Schwerpunkt auf dem 18. und 19. Jh), Theologie und (als Nachtrag) Kirchengeschichte (zusammen 4338-4972, ca. 170 Titel aus allen Jahrhunderten), Pädagogik (4976-5051, ca. 60 Titel des 18. und 19. Jhs). Die Rechtswissenschaft (5054-5315) umfaßt ca. 260 Titel meist des 18. Jhs, einschließlich Kanonistik; erwähnenswert ist ein Sammelband mit 53 Verordnungen von Pfalz-Zweibrücken 1568-1740 (5311fo). Zur Staatswirtschaft und Staatswissenschaft (5316-5568) liegen ca. 200 Titel meist des 18. und 19. Jhs vor, zur Landwirtschaft (5569-5814) ca. 250 Titel meist des 18. und 19. Jhs, einschließlich Schriften zum Gartenbau und 6 Kochbüchern, zum Forst- und Jagdwesen (5815-5889) ca. 80 Titel des 18. und 19. Jhs. Die Gruppe Handel, Gewerbe, Technik, Industrie, Handwerk (5890-6044) zählt ca. 160 Titel des 18. und 19. Jhs, u. a. zur Buchführung, die Gruppe Militär- und Kriegswesen (6045-6081) ca. 50 Titel meist aus dem 18. und 19. Jh. Nachträge (6083-6609) umfassen ca. 550 Titel aus allen Jahrhunderten zu Geschichte, Genealogie, Numismatik, Biographie, klassischer Altertumswissenschaft und französischer Literatur. Hier findet sich auch ein Sammelband mit 300 deutschen Hochzeits- und anderen Glückwunschgedichten, meist aus dem 18. Jh, etwa 10 aus dem 17. Jh (6571fo).

Sammlung Schönlein

2.100 Die dritte bedeutende Sondersammlung, ein Geschenk des Medizinprofessors Johann Lucas Schönlein von 1863 ( s. o. 1.39; Signatur Schoenl.), ist ähnlich wie die Sammlung Horn wertvoll durch ihren Reichtum an seltener Gebrauchsliteratur vom 15. Jh an. Sie ist die erste medizinhistorisch-geographische und insbesondere epidemiologische Spezialsammlung, die in die Bibliothek gelangte, und wird ergänzt durch die Sammlung Sticker, die ein Jahrhundert später hinzukam. Unter den geschlossen erworbenen Sondersammlungen ist sie die einzige, die dem Wunsch des Stifters entsprechend fortgeführt wurde, was kaum bekannt und im Katalog von 1972 ( s. u. 3.2) nicht erwähnt ist. Sie ist von 3333 Nummern, die sie nach Aussonderung von 146 Dubletten ursprünglich umfaßte, auf 5279 angewachsen, wurde also um fast 60 Prozent vermehrt. Zunächst bis mindestens 1939 weitergeführt ( u. a. mit Geschenken der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft), wurden ihr nach 1960 noch wenigstens 150 Nummern mit Drucken aller Jahrhunderte aus der Sammlung Sticker ( s. u. 2.110) eingefügt. Anhand des Standortkataloges ist der Fremdbestand nur bei Erscheinungsjahren nach 1863 oder beim Hinweis auf ein Exlibris Stickers zu erkennen. Sonstige Fremdbestände, eventuell auch die 1832 erworbenen Cholera-Schriften der Stadt Würzburg ( s. o. 1.36), sind nur durch Sichtung aller Bände zu ermitteln. Die Bände der ursprünglichen Sammlung sind mit dem ovalen Donatoren-Stempel " Bibliothecae Wirceburgensi/ donavit/ Jo. Luc. Schoenlein" versehen.

2.101 Die Sammlung enthält nach Überführung von 22 Inkunabeln in die Inkunabelsammlung ca. 5800 Titel vom 16. Jh bis 1939, davon 5500 bis 1900. Der ursprüngliche Bestand ist auf höchstens 3850 Titel zu schätzen. Die Differenz zur Nummernzahl resultiert aus den zahlreichen Sammelbänden der frühen Jahrhunderte und wäre noch größer ohne die Mehrfachexemplare, die als Nummern, aber nicht als Titel zählen. Insbesondere für die ursprüngliche Sammlung ist der hohe Anteil von seltenen Drucken aus dem 16. und 17. Jh, von Dissertationen (auch ausländischen) und Sonderdrucken charakteristisch sowie die Vielfalt der Sprachen und der weniger bekannten Druckorte. Am Bestand von 5500 Titeln bis 1900 haben die 3310 Schriften des 19. Jhs einen Anteil von 60 Prozent. In der ursprünglichen Sammlung dürfte der Anteil des 19. Jhs 45 bis 50 Prozent betragen haben. Das 18. Jh ist mit ca. 1260 Titeln (knapp 23 Prozent) an der heutigen Sammlung beteiligt, das 17. Jh mit 510 (gut 9 Prozent) und das 16. Jh mit 415 Titeln (7,5 Prozent). In der ursprünglichen Sammlung waren vor allem das 16. und 17. Jh prozentual besser repräsentiert.

2.102 Das Deutsche überwiegt im 16. Jh mit 217 Drucken, ist im 17. Jh mit 248 Titeln noch gut vertreten, verliert aber mit zunehmender Sprachenvielfalt im 18. Jh (380) und 19. Jh (1380, darunter 82 Dissertationen) an Bedeutung. Insgesamt machen die 2230 deutschsprachigen Titel 40 Prozent des historischen Bestandes aus. Zum Reichtum an lateinischen Werken, insbesondere noch im 18. und 19. Jh und hauptsächlich im deutschen Sprachraum, tragen vor allem die Dissertationen bei. 712 von 1360 lateinischen Titeln sind Dissertationen, darunter 576 aus dem deutschen Sprachraum (39 aus dem 17. Jh, 281 aus dem 18. Jh und 256 aus dem 19. Jh). Aus dem Ausland sind 136 lateinische Dissertationen vorhanden, neben 93 französischen aus dem 19. Jh. Die sonstigen lateinischen Schriften verteilen sich auf 170 Titel (davon 92 ausländische) im 16. Jh, 175 (103 ausländische) im 17. Jh, 210 (67 ausländische) im 18. Jh und noch 92 (33 ausländische) im 19. Jh.

2.103 Die Produktion des deutschen Sprachgebietes ist in allen Jahrhunderten in der Überzahl (3120 Titel, fast 57 Prozent), geht aber kontinuierlich zurück. Sie hat im 16. Jh mit 295 Drucken einen Anteil von 71 Prozent, im 17. Jh mit 357 und im 18. Jh mit 800 Titeln noch einen Anteil von 69 und 63 Prozent und ist im 19. Jh mit 1665 Werken etwa genausogroß wie die ausländische Produktion (mit 1649 Titeln). Im ausländischen Schrifttum überflügeln die modernen Fremdsprachen vom 18. Jh an das Latein und erreichen mit 1880 Titeln (gegenüber 430 lateinischen) fast 80 Prozent. Am stärksten vertreten mit ca. 800 Titeln (davon 93 Dissertationen) ist das Französische, das aber diese Spitzenposition erst im 19. Jh mit ca. 730 Titeln gewinnt. Im 18. Jh dominiert das Englische mit 133 Titeln und nimmt insgesamt mit 575 Werken die zweite Stelle ein. Es folgen mit 280 Titeln das Italienische das vom 16. bis 18. Jh das Französische übertrifft -, das Niederländische (ca. 130 Titel, fast nur 18. und 19. Jh), das Spanische (ca. 80 vom 16. Jh an), das Schwedische (19 des 18. und 19. Jhs), das Dänische (11 des 19. Jhs), das Portugiesische (9 des 17. bis 19. Jhs), das Norwegische und Neugriechische (je 3 des 19. Jhs) und das Russische (2 Titel des 19. Jhs).

2.104 Sachlich wurde die Sammlung vom Bibliothekar Ruland in Anlehnung an die epidemiologische Bibliographie von Heinrich Haeser, Bibliotheca epidemiographica (2. Aufl. Greifswald 1862) geordnet, deren erste Auflage (Jena 1843) Schönlein mit vielen handschriftlichen Ergänzungen versehen hatte. Von den drei Gruppen A-C, denen eine kleine Abteilung von 37 allgemein medizinischen und medizinhistorischen Titeln des 16. bis 19. Jhs vorangestellt wurde, scheinen nur die Gruppen B und C Haesers Gruppen I-IV und einer anschließenden, nicht numerierten Gruppe zur Cholera orientalis zu entsprechen. Die erste Gruppe wurde offenbar zusätzlich für allgemeine Medizingeschichte und medizinische Geographie eingerichtet.

2.105 Die erste Gruppe (A) umfaßt ca. 1150 Werke, davon etwa 300 Titel (26 Prozent) Fremdmaterial aus Erscheinungsjahren nach 1863, einschließlich 70 Titeln des 20. Jhs (A 710-1005). Sie läßt eine Gliederung in zwei Untergruppen erkennen, von denen die erste (A 1-190) ca. 225 Werke zur medizinischen Geographie und Klimatologie enthält (seit dem 16. Jh, überwiegend aus dem 18. Jh). Spezielle Themen sind Kretinismus und endemischer Kropf (20), Krankheiten in Sumpfgebieten (14), Berufskrankheiten, Militärmedizin und Gefängniskrankheiten (20). Die zweite Untergruppe von ca. 850 Werken des 16. bis 19. Jhs (A 191-1005) ist der medizinischen Länderkunde und Topographie (einschließlich Übersee) gewidmet. Zu den historischen wie zeitgenössischen Themen gehören u. a. auch die während einzelner Feldzüge aufgetretenen Krankheiten. Es dominieren die modernen Fremdsprachen mit ca. 500 Werken (fast 200 in Französisch, ca. 140 in Englisch). In Deutsch und Latein sind etwa jeweils 300 Werke, unter den lateinischen vorwiegend Dissertationen.

2.106 Die Gruppe mit Werken zur allgemeinen und speziellen Epidemiologie (B) bildet den Kern der Sammlung. Von ihren 3680 Titeln (auf 3387 Nummern) sind 830 bis 1230 fremder Provenienz, davon 230 aus dem 20. Jh und ca. 600 aus dem 19. Jh nach 1863. Die spätere Anreicherung betrifft die einzelnen Nummernabschnitte der Gruppe in sehr unterschiedlichem Maße. Die erste Hälfte der Gruppe (B 1-ca. 1540) ist soweit erkennbar in ihrem originären Zustand geblieben. Fast alle Drucke des 16. und 17. Jhs gehören hierher, und keiner der Titel ist nach 1863 erschienen. Inhaltlich erstreckt sich der Abschnitt über alle 4 Gruppen Haesers: die allgemeine Epidemiologie und Seuchengeschichte seit der Antike, die Seuchengeschichte einzelner Regionen und Orte, die Geschichte einzelner Seuchen und deren Geschichte in einzelnen Regionen, Ländern und Städten. Jedoch deckt sich die thematische Abfolge nicht ganz mit der Gliederung Haesers.

2.107 Unter den Werken zur Geschichte einzelner Seuchen (Haeser III) behandeln ca. 40 Schriften vom 16. bis 19. Jh die Pest (B 322-349), 20 Schriften vom 16. bis 19. Jh die Syphilis (B 424-448), 30 Werke des 18. und 19. Jhs auch die Tierseuchen (B 352-381). Die zahlreichen Pestschriften (Haeser III und IV) umfassen ca. 325 Titel aus dem 16. Jh (in Deutsch, Lateinisch und Italienisch, B 449-716) und ca. 400 aus dem 17. Jh (in denselben Sprachen und in Spanisch, B 669-1000). In dem anschließenden Nummernabschnitt (1001-2000) stehen neben nur 18 Schriften aus dem 17. Jh rund 735 Werke aus dem 18. Jh und 440 aus dem frühen 19. Jh in fast allen genannten Sprachen. Sie sind nur selten historisch angelegt, sondern behandeln fast ausschließlich zeitgenössische Epidemien einzelner Regionen, Länder und Städte. In diesem Abschnitt finden sich ab B 1544 mindestens 120 Werke fremder Provenienz, darunter 60 aus dem 19. Jh nach 1863 (mit 35 Schriften zur Pockenimpfung, B 1652-1686) und 50 aus dem 20. Jh bis ca. 1910. Etwa 100 Schriften aller Jahrhunderte (auch einige aus dem 16. Jh) stammen aus der Sammlung Sticker (B 1635-1731). Der letzte Nummernabschnitt (B 2001-3387) setzt im wesentlichen die Sammlung von zeitgenössischen Schriften zu einzelnen Epidemien und an einzelnen Orten fort, enthält aber auch Werke zur allgemeinen Epidemiologie. Seine ca. 1100 Titel gehören fast ausschließlich dem 19. und 20. Jh an, davon ca. 530 aus dem 19. Jh nach 1863 und 180 Titel aus dem 20. Jh. Da diese neueren Werke unter ältere Schriften aus dem frühen 19. Jh gemischt sind, könnte der Bestand des gesamten Abschnitts fremder Provenienz sein.

2.108 Die dritte Gruppe (C) mit 850 Nummern enthält ausschließlich Schriften zur Cholera. Mit Ausnahme von 8 Titeln aus dem 20. Jh bis 1910 stammen alle aus dem 19. Jh. Mindestens 310 der 940 Werke sind fremder Provenienz; davon kommen ca. 50 (C 797-845) aus der Sammlung Sticker. Offenbar ist diese Gruppe nachträglich ausgebaut oder sogar erst eingerichtet worden; mehrere Bände Schönleins wurden aus der Gruppe B (deren Signatur sie innen noch tragen) hierher umgestellt. Auch die 1832 erworbenen Cholera-Schriften der Stadt Würzburg ( s. o. 1.36) könnten hier eingereiht worden sein. Wohl aufgrund ihres sukzessiven Aufbaus weist die Gruppe weder eine chronologische noch eine sachliche Ordnung auf. Allgemeine Werke zur Cholera sind vermischt mit Schriften (z. T. Übersetzungen, etwa aus dem Türkischen) zu zeitgenössischen Epidemien in einzelnen, auch außereuropäischen Ländern ( u. a. Ägypten, Indien, Philippinen), Regionen und Städten. Sammlung Siebold

2.109 Von der Bibliothek der Würzburger Mediziner-Familie Siebold, die 8000 Bde umfaßt haben soll ( s. o. 1.40) und 1866 als eine zweite vorwiegend medizinische Spezialsammlung erworben wurde, sind nur nichtmedizinische Werke im Oktavformat als Reste einer Sondersammlung von unbekanntem Umfang und Charakter übriggeblieben (Signaturen Sb.o.1-197); größere Formate sind offenbar 1945 verbrannt. Die 200 Titel (in ca. 350 Bdn), seit Kriegsende noch nicht wieder katalogisiert, sind alle der französischen Sprache und Literatur gewidmet. Die Werke zur Sprache (Grammatiken, Wörterbücher und andere sprachpraktische Bücher) machen etwa die Hälfte aus und sind vorwiegend deutsche Titel aus dem 19. Jh. Auf literarischem Gebiet handelt es sich hauptsächlich um originalsprachige Textausgaben aus Frankreich, etwa zu gleichen Teilen aus dem 18. und 19. Jh.

Sammlung Sticker

2.110 Die 1960 käuflich erworbene Bibliothek des Würzburger Medizinhistorikers Prof. Georg Sticker ( s. o. 1.48) wurde als Fortsetzung der Bibliothek Schönleins aufgebaut und entsprechend Stickers Bedingung im Anschluß an diese aufgestellt, ist aber noch nicht katalogisiert. Entgegen der Bedingung wurden ihr Teile entnommen; mindestens 150 Werke wurden in die Sammlung Schönlein integriert ( s. o. 2.100). Dank Stickers Besitzvermerken (meist eingeklebten Exlibris, daneben auch Stempeln und handschriftlichen Einträgen) sind die eingegliederten Sticker-Bände im Einzelfall erkennbar. Der nichtmedizinische Bestand wurde offenbar größtenteils bei der Fachbibliothek belassen.

2.111 Die Sammlung unterscheidet sich in mehrerer Hinsicht von der Bibliothek Schönleins. Sie umfaßt zum einen auch kleinere nichtmedizinische Bestände; zum anderen reicht sie als Fachbibliothek über die Epidemiologie hinaus, bezieht die allgemeine Medizin und Medizingeschichte stärker ein und berührt auch Grenzgebiete zur Psychologie und Parapsychologie. Sie ist weitgehend auf neueres Schrifttum (19. und 20. Jh) beschränkt und enthält eine große Zahl von Stickers eigenen Werken. Die Sammlung besteht überwiegend nicht aus (aufgestellten) Bänden, sondern aus thematisch geordnetem Material in etwa 330 Kästen, Schubern und Kartons.

2.112 Mangels Katalogisierung kann nur eine grobe Übersicht gegeben werden. Der separat aufgestellte Buchbestand (ca. 51 Regalmeter) wird auf 1800 Bde geschätzt. Dies entspricht, abzüglich der 150 in die Sammlung Schönlein integrierten Bände, annähernd den in den Kaufakten überlieferten Zahlen von 1966 Einheiten (1396 Bücher und 570 größere Broschüren und Dissertationen), ohne Stickers eigene Werke. Etwa 150 bis 170 Bde (5 Regalmeter am Ende der Sammlung) davon entfallen auf nichtmedizinische Werke, überwiegend griechische und römische Klassiker-Ausgaben in den Originalsprachen und in deutschen Übersetzungen sowie griechische, lateinische und andere Sprachwörterbücher. Wegen der großen Zahl von z. T. vielbändigen Werken dürften die 1800 Bde nur etwa 400 bis 500 Werke enthalten. Davon gehört der größere Teil, ca. 60 Prozent, dem 20. Jh an, 30 Prozent dem 19. Jh und nur 10 Prozent dem 16., 17. und hauptsächlich 18. Jh. In der Mehrzahl sind die Werke deutschsprachig. Eine unbekannte Zahl nichtmedizinischer Werke wurde auch in den Kernbestand des alten Gruppen-Numerus-currens eingereiht, so z. B. 9 italienische Ausgaben des Dichters Antonio Fogazzaro (1897-1911; Signaturen L.it.o.814-822).

2.113 Die 330 Kästen enthalten formal sehr unterschiedliches Material: kleine selbständige Veröffentlichungen und Dissertationen, Sonderdrucke, Zeitungsblätter und -ausschnitte sowie handschriftliche Aufzeichnungen. Ihre Thematik ist teils allgemeiner Art (Geschichte der Medizin, Seuchenkunde, Infektionskrankheiten, Krankheiten des Nervensystems, Herz und Blutgefäße, Psychiatrie, Psychotherapie), teils sehr speziell (einzelne Seuchen wie Pest, Syphilis, Cholera, Typhus, einzelne sonstige Krankheiten wie Krebs oder Leukämie, ferner Themen wie Impfzwang, Hypnose, Hysterie, Suggestion, Stigmatisation, Therese von Konnersreuth, Wunderheilungen, z. B. Lourdes und Fürst Alexander von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Hippokrates, Paracelsus, Petrus Hispanus, Talmud, Daimones, Ärzte und Scheinärzte).

Bestand Löwenstein-Wertheim-Rosenberg

2.114 Der 1985 ersteigerte Bestand ( s. o. 1.50, Signatur 54/A 100.1 ff.) umfaßt in 321 Bdn 475 Werke aus dem 16. bis 19. Jh, darunter 52 Mehrfachexemplare von Titeln aus anderen Bestandsgruppen der Bibliothek. Er setzt sich zusammen aus einem Primärbestand der Fürstlich-Löwenstein-Wertheim-Rosenbergschen Hofbibliothek von 74 Bdn sowie aus Bänden der beiden fränkischen Klosterbibliotheken, welche bei der Säkularisation an die Hofbibliothek gefallen sind: der Benediktinerabtei Neustadt am Main (216 Bde) und der Zisterzienserabtei Bronnbach an der Tauber (31 Bde). Die Aufstellung erfolgte nach den drei Einzelprovenienzen innerhalb der Formatreihen.

2.115 Der Bestand hat seinen zeitlichen Schwerpunkt mit 207 (183 einmaligen) Titeln im 18. Jh, gewinnt seinen Wert aber vor allem durch 103 (84) Drucke aus dem 16. Jh und 147 (142) Drucke aus dem 17. Jh. Aus dem 19. Jh sind nur 18 (14 einmalige) Werke der Hofbibliothek ersteigert worden. Die Produktion des deutschen Sprachgebietes ist mit 433 (386) Titeln 10 mal so groß wie die des Auslandes (42, davon 37 einmalige Titel). Die deutschsprachigen Werke überwiegen aber nur im 18. Jh mit 147 (133) Titeln, bei 58 (48) lateinischen, und sind im 19. Jh die einzigen. Im 16. Jh dagegen stehen 79 (65) lateinische Werke 22 (17) deutschen Werken gegenüber, im 17. Jh 141 (136 einmalige) lateinische Werke nur 6 deutschen.

2.116 Auch ohne die Kanonistik bildet die Jurisprudenz in allen Jahrhunderten außer dem 16. Jh den Schwerpunkt mit 238 (222 einmaligen) Titeln, darunter 97 lateinischen Tübinger Dissertationen zwischen 1647 und 1677 in 4 Sammelbänden aus der Hofbibliothek. Es folgen Theologie (einschließlich Kanonistik) mit 75 (61 einmaligen) Titeln im 16. Jh das umfangreichste Fach -, Geschichte und Zeitgeschichte mit 60 (45 einmaligen) Werken (davon 4 Schriften zu den Grumbachschen Händeln im Sammelband A 100.110 aus Neustadt), Staatswissenschaft mit 47, Klassische Philologie (einschließlich Neulatein) mit 25 (18 einmaligen), Philosophie mit 13 sowie Mathematik und Naturwissenschaften mit 6 Titeln. Aus dem Bestand ausgegliedert (aber hier mitgezählt ) wurden 3 Bde für die Rarissima-Sammlung und 9 Bde für die Einbandsammlung.

Sigrid von der Gönna

Bibliothek Bibra

2.117 Die 1987 erworbene fränkische Adelsbibliothek ( s. o. 1.51; Signatur 54/A 101.1 ff.) ist für die Universitätsbibliothek besonders wertvoll zum einen als eine vollständig erhaltene, mindestens seit dem 17. Jh bis ins frühe 20. Jh hinein kontinuierlich aufgebaute Gebrauchsbibliothek der jeweils gängigen Literatur, ohne Kostbarkeiten wie Erstausgaben oder Prachtbände, zum anderen dank ihrem landeskundlichen Quellenmaterial aus Franken und dem benachbarten Thüringer Raum. Da sie noch nicht katalogisiert ist, können nur überschlägige Angaben gemacht werden.

2.118 Von den in einem Zettelkatalog aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs ( s. u. 3.3) verzeichneten ca. 1250 Nummern sind 1149 Nummern vorhanden, d. h. Werke ohne Berücksichtigung beigebundener Titel. Die Zahl der erworbenen Bände beträgt 1757 (davon 52 aus dem 20. Jh bis ca. 1930). Allein die Ökonomisch-technische Encyclopädie von Krünitz (1782-1806) umfaßt 101 Bde; auch andere enzyklopädische Werke wie Zedlers Universal-Lexikon und historisch-geographische Sammelwerke erhöhen die Bandzahl. Zehn Prozent der Titel sind auch im sonstigen Bestand der Universitätsbibliothek vorhanden.

2.119 Etwa die Hälfte der Titel (ca. 580) stammt aus dem 17. Jh. Das 16. Jh ist mit ca. 130, das 18. Jh mit ca. 230 und das 19. Jh mit ca. 200 Titeln vertreten. Entsprechend den vorherrschenden Erscheinungsjahren und Literaturgattungen liegt der Schwerpunkt auf dem lateinischen Schrifttum, sodann auf dem deutschen. Das Französische spielt nur eine geringe Rolle, während sonstige Sprachen kaum vertreten sind. Ausnahmen bilden einige Grammatiken und Wörterbücher moderner Fremdsprachen wie Italienisch, Spanisch und Englisch.

2.120 Innerhalb des universalen Bestandes, der in 26 Sachgruppen (A-Z) gegliedert war, liegt der fachliche Schwerpunkt wie in Adelsbibliotheken üblich bei der Jurisprudenz (einschließlich Kanonistik und Staatsrecht) mit ca. 240 Titeln zuzüglich 60 Titeln zum fränkischen Recht und zur Reichsritterschaft (zusammen allein aus dem 17. Jh ca. 120 Titel). Es folgen die Theologie mit ca. 170 Titeln (mit reformatorischen Schriften von Luther, Chemnitz, Hutter und Bucer, aber mit den meisten Werken, ca. 110, aus dem 17. Jh), die Geschichte (einschließlich Hilfswissenschaften ca. 150 Titel, davon ca. 60 aus dem 17. Jh), sodann Klassische Philologie mit mindestens 160 Titeln, davon ca. 110 Textausgaben (42 aus dem 17. Jh, 30 aus dem 16. Jh und 27 aus dem 18. Jh) und 50 lateinische Grammatiken, Übungs- und Wörterbücher (33 aus dem 17. Jh). Alle anderen Fächer sind mit weniger als jeweils 40 Titeln repräsentiert.

Eva Pleticha-Geuder

Sigrid von der Gönna

Übernommene Altbestände aus Teilbibliotheken

2.121 Nach 1980 wurden Altbestände zweier Teilbibliotheken in die Zentralbibliothek gebracht und separat bei den übrigen Altbeständen aufgestellt, aber noch nicht katalogisiert. Der älteste Teil des Bestandes aus der ehemaligen Pädagogischen Hochschule (bis Erscheinungsjahr 1882) umfaßt ca. 2400 Bde (ca. 73 Regalmeter) und wegen vieler mehrbändiger Werke schätzungsweise nur etwa 1000 Titel. Mit Ausnahme von 8 Werken des 18. Jhs stammen alle aus dem 19. Jh. Es handelt sich fast ausschließlich um deutschsprachige Werke der Pädagogik und der allgemeinen Bildungsliteratur. Während die Bestände des Erscheinungszeitraums 1883-1926 am ursprünglichen Ort verblieben, gelangten auch die Bestände ab 1927 in die Zentralbibliothek.

2.122 Der Altbestand des Zoologischen Instituts enthält ca. 1300 Bde (ca. 41 Regalmeter, geschätzt 800 Titel) zoologischer und sonstiger biologischer Fachliteratur des 18. bis 20. Jhs (bis ca. 1970). Das Hauptgewicht liegt beim 19. Jh mit ca. 500 Titeln; aus dem 18. Jh sind etwa 100, aus dem 20. Jh 200 Titel vorhanden. Etwa 20 Prozent sind ausländische Werke, vorwiegend in französischer, sodann auch in englischer Sprache, die bei den Werken aus dem 20. Jh häufiger vertreten ist.

Sigrid von der Gönna

Depotbibliothek des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg

2.123 Von dem Bestand, der bei der Übernahme im Jahre 1939 rund 50.000 Bde sowie umfangreiche Sondermaterialien umfaßte ( s. o. 1.42), haben außer diesen Sondermaterialien und 10 Inkunabeln, welche in die Inkunabelsammlung eingegliedert sind, nur 6434 Werke des 16. bis 19. Jhs und ca. 225 Zeitschriften den Zweiten Weltkrieg überdauert. Davon gehört der weitaus größte Teil von 5072 Titeln zur Bestandsgruppe Franc(onica); die Gruppe Bav(arica) enthält 823, die Gruppe Germ(anica) 539 Werke. Innerhalb der Gruppen besteht weder eine chronologische noch eine weitere sachliche Untergliederung.

2.124 Die relativ meisten Drucke des 16. bis 18. Jhs finden sich bei den Franconica, die wenigsten bei den Bavarica. Der Anteil des 19. Jhs beträgt bei den Franconica 60 Prozent (3038 Titel) und bei den Bavarica 92 Prozent (759 Titel); bei den Germanica sind es 73 Prozent (395 Titel). Das 18. Jh hat bei den Franconica einen Anteil von 32 Prozent (1633 Titel), bei den Germanica 20 Prozent (105) und bei den Bavarica 7 Prozent (54 Titel). Aus dem 17. Jh stammen 5 Prozent (246 Titel) der Franconica, knapp 4 Prozent (20) der Germanica und nur 0,6 Prozent (5 Titel) der Bavarica. Die Drucke des 16. Jhs machen bei den Franconica 3 Prozent (155 Titel) aus, bei den Germanica 3,5 Prozent (19) und bei den Bavarica 0,6 Prozent (5 Titel).

2.125 Bei den Franconica umfaßt das deutsche Schrifttum 73 Prozent (3690 Titel); dies ist vor allem auf das 19. Jh zurückzuführen (2730 Titel gegenüber 300 lateinischen). Im 18. Jh ist das Verhältnis nahezu ausgewogen (810 deutsche, 806 lateinische Titel). Im 17. Jh stehen 170 lateinische Titel 76 deutschen gegenüber, im 16. Jh 81 lateinische 74 deutschen. In sonstigen Sprachen sind nur 26 Werke des 18. und 19. Jhs verfaßt. Bei den Bavarica und Germanica hat das deutschsprachige Schrifttum einen Anteil von 92 bis 93 Prozent (770 Bavarica-Titel, 500 Germanica-Titel). Bei den Germanica ist das lateinische Schrifttum mit 18 Titeln am besten im 18. Jh vertreten (bei 86 deutschen Titeln); aus dem 19. Jh sind 9 lateinische Werke vorhanden, und im 17. Jh überwiegt das Deutsche mit 12 Titeln (bei 8 lateinischen), ebenso im 16. Jh mit 16 Titeln (bei 3 lateinischen). Sonstige Sprachen sind in 3 Werken des 18. und 19. Jhs vertreten. Von den lateinischen Werken der Bavarica gehören die meisten ins 19. Jh (37 Titel neben 720 deutschen); aus dem 18. Jh gibt es 9 lateinische Titel neben den 44 deutschen, im 17. und 16. Jh finden sich je 2 deutsche und je 3 lateinische Titel. Auch hier sind 3 Werke des 18. und 19. Jhs in sonstigen Sprachen verfaßt.

2.126 Die Franconica-Gruppe deckt im wesentlichen dieselben Sachgebiete ab wie die bibliothekseigene Franconica-Sammlung, jedoch mit relativ wenigen Dubletten. Sie bietet Quellen zur Rechtsgeschichte des 16. bis 18. Jhs, zur Geschichte der Universitäten Würzburg und Erlangen, Ortschroniken, Kloster- und Ordensgeschichten, Biographien sowie Gebetbücher und Erbauungsschriften. Besonders zu erwähnen sind Werke von Würzburger Ärzten und Naturwissenschaftlern des 19. Jhs, zahlreiche Personalschriften aus dem fränkischen Raum, Verordnungen der Stadt Würzburg im 19. Jh, Schulprogramme u. a.

2.127 Besonderen Quellenwert besitzen umfangreiche Sondermaterialien, die überwiegend noch nicht erschlossen sind: ca. 3000 Totenzettel Würzburger Bürger des 18. und 19. Jhs, Personalschriften und Verordnungen der Würzburger Fürstbischöfe vom 16. Jh an, Veranstaltungsprogramme und sonstige Akzidenzdrucke sowie Quellenmaterial zur Revolution von 1848 in Franken. 1991 wurde mit der Erschließung der 7169 Theaterzettel des Würzburger Stadttheaters aus den Jahren 1809 bis 1904 begonnen, bei denen eine größere Lücke von 1811 bis 1841 besteht. Die Erschließung erfolgt mit dem Datenbanksystem LARS ( s. u. 3.2 Sonderkataloge).

2.128 Die Bavarica umfassen ähnliche Themenbereiche wie die Franconica, dazu in großem Umfang Veröffentlichungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Münchner Universitätsschriften, daneben Werke zur Geschichte der Wittelsbacher und der Pfalz, über die Regierungsbezirke, über Verfassung und Landtag. Unter den Germanica sind neben Quellen und Darstellungen zur deutschen Geschichte, neben historischen Zeitschriften und Veröffentlichungen historischer Vereine auch theologische Werke und Schöne Literatur zu finden.

Eva Pleticha-Geuder

Sigrid von der Gönna

Einblattdruck-, Druckgraphik- und Kartensammlungen

Einblattdrucke

2.129 Von den 52 Einblattdrucken des 15. bis 18. Jhs (und 6 graphischen Blättern des 15. und 16. Jhs), die im Handschriftenmagazin aufbewahrt werden, sind nur die 25 Blätter des 15. Jhs katalogisiert. Sie sind in dem zentralen Verzeichnis der Einblattdrucke des XV. Jahrhunderts (Halle 1914) erfaßt, 24 von ihnen auch im Inkunabelkatalog. Unter den Drucken des 15. Jhs sind 10 Almanache (1472-1497), 9 Ablaßbriefe (1479-1489), 2 amtliche Verlautbarungen Würzburger Fürstbischöfe (1485 und 1495), 2 Ausschreiben des Würzburger Magistrats zum Schützenwesen (1480 und 1489), ein deutsches Lied und ein Text zur Passion Christi, beide mit kolorierten Holzschnitten und 1495-1500 in Nürnberg gedruckt. Unter den 21 bis 23 Drucken des 16. Jhs (21 datiert) befinden sich 10 Almanache (1503-1589), 2 Würzburger Festkalender (1508/09 und 1516), ein deutsches Marienlied mit Noten (Nürnberg um 1504), die Anzeige einer Disputation unter Johannes Eck in Ingolstadt (1528), ein Flugblatt-Fragment von 1525 über den Bauernaufstand in Würzburg mit Holzschnitten, ein Kalenderfragment mit Versen und Darstellungen zur Tell-Sage, ein Beichtformular sowie 4 bis 6 lateinische und deutsche Gedichte (1578-1596), dem Magistrat von Kitzingen (bei Würzburg) gewidmet und zusammen mit 2 Dedikationsgedichten von 1612 und 1624 Teil eines Konvoluts, das 1840 vom Bibliothekar Reuss erworben wurde. Aus dem 17. Jh ist darüber hinaus ein deutsches Almanach-Fragment von 1652 zu nennen, aus dem 18. Jh die Ausschreibung eines fränkischen Gerichtstages (1704) auf Pergament mit kolorierten Holzschnitten. Die 6 graphischen Blätter gehören außer dem 1526 datierten Holzschnitt-Porträt von Suleiman dem Prächtigen vermutlich alle ins 15. Jh. Darunter befinden sich ein Schrotblatt von ca. 1460 (Madonna mit Kind; Schreiber, Wilhelm Ludwig, Handbuch der Holz- und Metallschnitte des 15. Jhs, Nr. 2513), ein Holzschnitt (hl. Dorothea, Schreiber Nr. 1393), ein Reiberdruck (Weltkarte von Hans Sporer um 1480/90) sowie 2 aus Inkunabeleinbänden herausgelöste Blätter mit Holzschnitten.

Thesenblätter-Sammlung

2.130 Die im Handschriften-Magazin verwahrte Sammlung (Graphik-Signatur 36/D) enthält 113 der insgesamt 120 Würzburger Thesenblätter (zu den 7 gefaltet beigebundenen Blättern s. o. 2.90), einschließlich 8 Mehrfachexemplare 121 Würzburger Blätter. Hinzu kommen 12 auswärtige Thesenblätter. Von den 113 Würzburger Blättern gehören 55 ins 17. Jh (darunter 6 handbemalte Seidendrucke), 57 ins 18. Jh und eines ins Jahr 1803. 72 Thesen sind aus der Philosophischen Fakultät hervorgegangen (davon 36 im 17. Jh, 35 im 18. Jh und eines im Jahre 1803), 21 aus der Juristischen Fakultät (davon 12 im 17. Jh und 9 im 18. Jh), 14 aus der Theologischen Fakultät (4 im 17. Jh, 10 im 18. Jh) und 6 aus der Medizinischen Fakultät (je 3 im 17. und 18. Jh). Alle Würzburger Blätter sind in das Bestandsverzeichnis der Würzburger Hochschulschriften 1581-1803 einbezogen ( s. u. 3.2).

Sammlung Reuss

2.131 Gedruckte Dokumente als Einzelblätter, vermischt mit überwiegend handschriftlichen Blättern, enthalten auch die " Materialien zur Geschichte der Universität Würzburg" (17 Bde im Handschriftenmagazin, M.ch.f.660). Die Materialsammlung von Friedrich Anton Leopold Reuss (1810-1868), dem ersten Würzburger Professor der Germanistik (Oberbibliothekar 1848-1850, 1834-1855 mit bibliothekarischen Funktionen betraut), geht auf einen Auftrag des Senats von 1845 zurück. Sie umfaßt die Zeit von der ersten Universitätsgründung im Jahre 1410 bis ca. 1850 und ist ein wertvoller Ersatz für das ältere Universitätsarchiv (bis 1800), das im Zweiten Weltkrieg vernichtet wurde. Ein Teil von Bd 7 (Blätter 2-126) bezieht sich auf die Universitätsbibliothek ( s. u. 4.1). Die Sammlung ist erschlossen von Ernst Schubert ( s. u. 5.2).

Exlibris-Sammlung

2.132 Die Sammlung besteht aus einem älteren, planmäßig aufgebauten Teil und einem neueren, in den nur zufällige Einzelstücke aufgenommen werden. Die ältere Sammlung, 1897 begonnen, enthielt 1898 nach dem Bericht des Bibliothekars Ernst Freys ( s. u. 5.2) ca. 500 Exlibris aus dem Buchbestand der Bibliothek und sollte ursprünglich noch weiter vermehrt werden. 1935 waren jedoch nur 394 Exemplare vorhanden, was auch dem heutigen Stand entspricht. Sie sind in einer Folianten-Buchkassette aufbewahrt, auf Blätter meist im Quartformat montiert und ohne erkennbare alphabetische oder chronologische Ordnung durchnumeriert.

2.133 Zeitlich reicht die ältere Sammlung von ca. 1500 bis 1750. Als bemerkenswert hebt Freys neben 5 kolorierten Stücken von 1491 bis ca. 1600 die Exlibris folgender Besitzer hervor: Augustinus Marius, Weihbischof von Würzburg (Exlibris von 1521 und 1522), Benediktinerabtei St. Stephan zu Würzburg (4 Exlibris 1522-1558), Lorenz Truchseß von Pommersfelden, Domdekan von Mainz und später Domherr zu Würzburg (Exlibris von 1528), Johann Georg von Werdenstein, Besitzer einer der Stammbibliotheken der Universitätsbibliothek (5 Exlibris). Besonders zu nennen sind die 4 verschiedenen Memoirenzeichen in den Büchern, die der Würzburger Fürstbischof Franz von Hatzfeld im Jahre 1635 aus der Schwedenbeute von 1634 zurückgewonnen hatte und dem Jesuitenkolleg schenkte ( s. o. 1.8; 1.21).

2.134 Nach dem Zweiten Weltkrieg führte man die Exlibris-Sammlung zunächst nicht mehr fort, sondern beließ die Exlibris in ihren Büchern. Erst in den letzten Jahren wurde mit einer neuen Sammlung in einer eigenen Kassette begonnen; sie umfaßt einzeln erworbene oder zufällig aufgefundene Exlibris. Für die bisher 22 Stücke wird die alte Nummernreihe fortgeführt. Alle Exlibris der beiden Sammlungen sowie in ihren Büchern belassene Exlibris, die fallweise zur Kenntnis kommen, werden in einem Zettelkatalog der Handschriftenabteilung nach dem Alphabet der Besitzer erfaßt ( s. u. 3.2).

Sammlung wertvoller Graphik (Karten und Druckgraphik)

2.135 Die von der Handschriftenabteilung verwaltete Sondersammlung wurde 1987 zur konservatorisch sachgerechten Aufbewahrung wertvoller Karten und druckgraphischer Blätter eingerichtet. Nicht einbezogen sind somit alle Blätter geringeren Wertes; diese finden sich z. T. bei der Franconica-Sammlung (Rp), welche vor ihrer Zerstörung 1945 den historischen Kern der Karten- und Graphiksammlung gebildet hatte ( s. o. 2.82; 2.87). Verlegermappen mit Reproduktionen werden im Rara-Magazin oder bei den Franconica aufbewahrt. Die pragmatische Bestimmung der Sondersammlung hat außerdem die Mischung von Karten und Druckgraphik zur Folge sowie den Ausschluß von Blättern in Sammel- und Klebebänden. Diese gehören zum Buchbestand der Rarissima (35/A), sind aber in einem Kreuzkatalog mit der Sondersammlung verknüpft ( s. u. 3.2). Auch Karten und wertvolle Graphiken in Bänden des alten Gruppen-Numerus-currens oder bei den Franconica werden von diesem Katalog nach Möglichkeit erfaßt.

2.136 Die Sammlung umfaßt ca. 1140 Blätter. Sie setzt sich zusammen aus einem gemischten Bestand von ca. 900 Karten und graphischen Blättern (36/A, gegliedert in 4 Formatreihen mit je 2 Unterabteilungen bis und nach 1800 und in eine Nummernreihe für Serien und Verlegermappen) und aus einem unvermischten Kartenbestand von 240 Stücken (aus einem aufgelösten Sammelband; Signatur 36/G.f.m.9). Zusammen mit ca. 280 Blättern des gemischten Bestandes liegen ca. 520 Karten vor; die größte Formatgruppe der Zeit bis 1800 besteht ausschließlich aus Karten (38, meist Franken-Karten aus dem 18. Jh).

2.137 Der zeitliche Schwerpunkt der Karten des gemischten Bestandes, die teils Atlanten entnommen, teils als Einzelkarten erschienen sind, liegt beim 17. und 18. Jh. Die Karten des ehemaligen Sammelbandes (Signatur G.f.m.9), Säkularisationsgut aus der Zisterzienserabtei Ebrach, sind zu etwa 70 Prozent niederländischen Atlanten des frühen 17. Jhs (Mercator, Hondius, Blaeu, Visscher) entnommen. Rarissima und Unica sind die rund 60 originären Einzelkarten deutscher und niederländischer Produktion aus dem späten 16. und frühen 17. Jh. Sie wurden im Juli 1992 um die von Sebastian von Rotenhan angefertigte älteste Frankenkarte vermehrt. Diese wurde 1533 in Augsburg bei Petrus Apianus von 4 Holzstöcken gedruckt und ist nur noch in 2 weiteren Exemplaren erhalten (Thüringische Universitäts- und Landesbibliothek Jena und Nationalbibliothek Paris). Aus dem Sammelband lagen bereits ein späterer Nachdruck von den Originalholzstöcken (um 1620, einziges bekanntes Exemplar) sowie ein Nachstich von 1571 vor. Der Kartenbestand erhöht sich auf ca. 700 Blätter bei Einbeziehung der 4 Karten-Sammelbände in der Rarissima-Sammlung (35/A 2.7 und 35/A 2.9-11; s. o. 2.79). Die 4 Bde, davon 2 aus Ebrach, enthalten 185 Karten vom ausgehenden 16. Jh bis 1700.

2.138 An Druckgraphik enthält die gemischte Sondersammlung ca. 620 Blätter, davon etwa 300 in Serien und Verlegermappen. Es handelt sich fast ausschließlich um Veduten (von Orten, Ortsteilen und Bauten) und Porträts vom 16. Jh bis zur Gegenwart. Unter den Veduten befinden sich zahlreiche Stahlstiche und Lithographien deutscher und fränkischer Ortsansichten aus dem 19. Jh.

Sammlung Brod

2.139 Eine wertvolle Ergänzung zur Graphiksammlung und zum Franconica-Bestand bildet die Sammlung des Würzburger Arztes Dr. Walter Michael Brod, die mit Vertrag vom 26. April 1984 als Depositum der Bibliothek übergeben wurde (Signatur 36/B). Sie besteht aus ca. 350 Bilddokumenten (meist Druckgraphik, aber auch Zeichnungen, Aquarellen, Photographien und photomechanischen Drucken) zur Stadtgeschichte Würzburgs von 1493 (Schedelsche Weltchronik) bis 1945. Die letzte ihrer 22 Gruppen ist den Franken-Karten gewidmet. Die Sammlung ist in den Kreuzkatalog der bibliothekseigenen " Sammlung wertvoller Graphik" einbezogen.




Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.