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Školska knjiznica Gimnazije Matije Antuna Reljkovica

Schulbibliothek des Matija Antun Reljkovic-Gymnasiums


Adresse. Trg Republike 1, 32100 Vinkovci Telefon und
Telefax. (032) 332 284

Unterhaltsträger. Ministarstvo prosvjete i športa [Ministerium für Bildung und Sport]
Funktion. Schulbibliothek.
Sammelgebiete. Lehrbücher und weiterführende Literatur zu den Unterrichtsfächern des Gymnasiums.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand (historischer Bestand). - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-15 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. - Bahnverbindung von Zagreb über Slavonski Brod. Von Bahnhof und Busbahnhof Fußwegnähe (jeweils ca. 20 Minuten) oder Stadtbusverbindung bis Stadtzentrum, von dort Fußwegnähe (ca. 5 Minuten). - Von Zagreb Autobahn 4 (E 70) bis Zupanja, von dort Fernverkehrsstraße 55 Richtung Norden bis Vinkovci. Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Maria Theresia ließ das Gymnasium von Vinkovci im Jahre 1780 gründen und verlegte zu diesem Zweck die Lateinschule aus Petrovaradin [Peterwardein] hierher. Die Schule wurde dem Slawonischen Grenzgeneralat [Slavonski krajiški generalat] unterstellt und von städtischen Behörden verwaltet. Franz Joseph I. verlieh der Schule 1851 den Namen Kaiserlich königliches staatliches Großgymnasium [Cesarska kraljevska drzavna velika gimnazija]. Es folgten weitere Namensänderungen, und 1881 ging die Trägerschaft der Schule auf die Königliche Landesregierung [Kraljevska zemaljska vlada] in Zagreb [Agram] über. Um das Schulwesen in diesem Teil Kroatiens dem österreichischen anzugleichen, wurden die Schulen nach dem Vorbild entsprechender österreichischer Lehranstalten reformiert. Der Lehrplan wurde mit dem österreichischen in Einklang gebracht und die Ausbildungsdauer der zunächst zweijährigen Lateinschule in Vinkovci auf vier Jahre verlängert, dann im Jahre 1796 auf sechs Jahre und in den achtziger Jahren des 19. Jhs schließlich auf acht Jahre. Diese Neuerungen weckten den Bedarf nach einer Lehrerbibliothek, für deren Aufbau 1827 ein Jahresetat von 20 Forint bewilligt wurde. Für diese Summe erwarb man sofort neuere wissenschaftliche Literatur.

1.2 Auch zahlreiche Schenkungen ließen den Bestand langsam anwachsen, so gingen z. B. 1829 198 Bde ein. Die ersten Schenkungen verdankte die Bibliothek einem Oberst Schmit, der ihr Literatur zum Militärwesen überließ. Weitere Schenkungen kamen in der Folgezeit von dem Universitätsprofessor Josip Braunschmit (1858-1929), von Dr. Julije Libald aus Vinkovci, von Dr. Ilija Abjanic (1868-1946) und von dem Universitätsprofessor Antun Vrgoc (1881-1951).

1.3 Die Basis für eine Schülerbibliothek wurde 1829 durch Zuweisung eines größeren Geldbetrages an das Gymnasium gelegt. Hiervon wurden, dem Curriculum einer Bildungsstätte humanistischer Ausrichtung entsprechend, 160 Werke lateinischer und griechischer Verfasser angeschafft. Des weiteren sammelte die Bibliothek philosophische und philologische Literatur sowie naturwissenschaftliche Werke. Der Einfluß des österreichischen Schulwesens machte sich darin bemerkbar, daß in großem Umfang deutschsprachige Literatur erworben wurde. Für die Schüler wurden insbesondere verschiedene Jugendschriften angeschafft. Erwerbungsschwerpunkte bei den Periodika für die Lehrerbibliothek waren pädagogische und literaturwissenschaftliche Fachzeitschriften; hervorzuheben sind zudem Veröffentlichungen des Wiener naturwissenschaftlichen Vereins und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien.

1.4 Im Inventarverzeichnis der Bibliothek von 1873 findet sich erstmals ein kroatisches Buch, Dragojla Jarnovicevas Domorodne poviesti [Heimatkundliche Geschichte] unter den Neuerwerbungen. Es folgten Schriften namhafter, für die Kulturgeschichte Kroatiens bedeutender Persönlichkeiten wie Ljudevit Vukatinovic Farkaš, Ivan Trnski, Janko Jurkovic, Ivan Kukuljevic Sakcinski, Mirko Bogovic, Petar Njegoš Petrovic und Ivan Mazuranic. Die Anschaffungen aus dem laufenden Etat und Schenkungen von Privatpersonen ergänzten Spenden des jugoslawischen Bildungsministeriums und der Buchhandlung Kremer in Vinkovci. Systematisch wurden die Schriften verschiedener Zagreber Vereine angeschafft, so z. B. des Kroatischen Kulturvereins [Matica hrvatska], des Vereins des Hl. Hieronymus [Društvo sv. Jeronima], der Serbischen Literaturgenossenschaft [Srpsko-knjizevna zadruga] und des Vereins kroatischer Schriftsteller [Društvo hrvatskih knjizevnika], außerdem Zeitschriften, Kalender und Almanache.

1.5 Während des Ersten Weltkriegs wurden im Gymnasium Soldaten untergebracht, und aus der Bibliothek verschwanden größere Bestandskomplexe, andere wurden beschädigt oder vernichtet. Auf Beschluß des Bildungsministeriums in Belgrad erhielt die Schule 1925 die Bezeichnung Staatliches Realgymnasium [Drzavna realna gimnazija]. 1930 wurde der Jahresetat gestrichen, und der Bibliotheksbestand konnte nicht mehr kontinuierlich ergänzt werden. Die Lehrerbibliothek zählte zu diesem Zeitpunkt 8693, die Schülerbibliothek 3020 Bde. Die Bücher waren unter schlechten Bedingungen gelagert, und viele mußten wegen Beschädigungen ausgesondert werden. Das Lehrprogramm verlor seine klassische humanistische Ausrichtung. Dieser organisatorische Wandel hatte auch Auswirkungen auf das Bestandsprofil der Bibliothek.

1.6 Große Verluste erlitt die Bibliothek im Zweiten Weltkrieg, als das Gymnasium fast vollständig zerstört wurde. Ein großer Teil des Vorkriegsbestandes blieb verschollen. Bei Kriegsende wurde die Schule in Gymnasium Vinkovci [Gimnazija Vinkovci] umbenannt. Auf Beschluß der Gemeinde erhielt sie schließlich 1966 ihren heutigen Namen. Damit wurde Matija Antun Reljkovic (1732-1798) geehrt, der bedeutende kroatische Schriftsteller, der ab 1766 in Vinkovci lebte und dessen Sohn einer der ersten Professoren am Gymnasium war. Vermutlich schenkte Josip Stjepan Reljkovic (1754-1801) der Schule auch das Manuskript des bedeutendsten Werkes seines Vaters (s. u. 2.3). Die Schulbibliothek baute ihren Bestand weiterhin im Einklang mit dem Lehrplan auf, der jedoch den Bereich der kroatischen Kultur, gemäß den damaligen politischen Umständen in Jugoslawien, ausklammerte. Anfang der neunziger Jahre fiel die Bibliothek dem sogenannten Heimatkrieg zum Opfer, und die Verluste waren wiederum groß.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Gymnasialbibliothek in Vinkovci besitzt heute 7500 Bde Monographien und 25 Zeitschriftentitel in der Lehrer- und der Schülerbibliothek. Darunter sind ca. 700 Bde historischer Bestand, von denen wiederum 450 Bde Germanica sind (18. Jh 10 Bde, alle übrigen 19. Jh). Sie wurden überwiegend in Leipzig, Wien und Berlin gedruckt, weitere Druckorte sind Göttingen, München, Stuttgart, Klagenfurt und Dresden. Der historische Bestand der Bibliothek wird separat vom übrigen Bestand aufbewahrt und ist nach Formaten geordnet.

2.2 Inhaltliche Schwerpunkte lassen sich feststellen bei Mathematik, Physik, Chemie, Philologie, Philosophie, Psychologie und Pädagogik sowie anderer in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie erschienener wissenschaftlicher Literatur. Erwähnenswert sind Veröffentlichungen des Wiener naturwissenschaftlichen Vereins und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die die Bibliothek von 1848 bis 1914 kostenlos bezog. Der Bestand schließt zudem zahlreiche deutsche Lexika ein, darunter das Brockhaus Conversationslexikon (Leipzig 1882, 1885, 1892, 1895), Meyers neues Konversations Lexikon (Hildburghausen 1871, Leipzig 1880) und Pierers Universal-Lexikon (Altenburg 1840). Erwähnung verdienen zudem die Werke von Goethe, Schiller (Berlin 1882) und Vatroslav Jagic. Unter den wenigen deutschen Drucken des 18. Jhs ist ein Lateinisch-deutsches Wörterbuch (Leipzig 1796).

2.3 Ein wertvoller Teil des Bestandes ist das sogenannte Vinkovaner Manuskript des berühmten, 1762 in Dresden gedruckten Lehrgedichts Satir iliti divji covik [Satyr oder Der wilde Mann] von Matija Antun Reljkovic. Es wird jedoch angenommen, daß dem Dresdner Druck nicht dieses Manuskript, sondern eine Abschrift zugrundelag. Ein Exemplar des Dresdner Druckes findet sich in der National- und Universitätsbibliothek in Zagreb. Die Bibliothek besitzt heute etwa 510 Drucke von Werken kroatischer Autoren aus dem 19. Jh. Hinzu kommen aus dem 19. Jh einige Jahrgänge von kroatischen Periodika, die in Zagreb erschienen.

3. KATALOGE

Inventarverzeichnis

[erstellt 1873]

Alphabetischer Katalog

[hschr., in Zettelform; erstellt vermutlich 1967; verzeichnet nur einen Teil des Bestandes]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Spomenica o stopedesetogodišnjici drzavne gimnazije u Vinkovcima (1780-1930) [Denkschrift zum 150. Jubiläum des Staatlichen Gymnasiums in Vinkovci (1780-1930)]. Osijek 1930

Landeka, Marko: Nastanak i razvoj gimnazijske knjiznice u Vinkovcima: (do utemeljenja Vinkovacke citaonice) [Die Entstehung und Entwicklung der Gymnasialbibliothek in Vinkovci (bis zur Gründung der Lesehalle in Vinkovci)]. In: Godišnjak za kulturu, umjetnost i drutvena pitanja [Jahrbuch für Kultur, Kunst und Gesellschaftsfragen] 14 (1996) S. 185-192 [die Lesehalle wurde 1875 gegründet, ihre Tätigkeit wirkte belebend auf die Entwicklung der Gymnasialbibliothek]

Stand: Oktober 1999

Lela Mravunac


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.