FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Völkerkundliche Bibliothek

Adresse. Liebigstr. 41, 6000 Frankfurt (Main) 1 [Karte]
Telefon. (069) 72 10 12 oder 72 25 38
Bibliothekssigel. <F 73>

Unterhaltsträger. Land Hessen
Funktion. Spezialbibliothek, öffentlich zugänglich.
Sammelgebiete. Literatur zur Völkerkunde und außereuropäischen Vorgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek für Benutzer aus dem Raum Frankfurt (Präsenzbenutzung nur für wenige Zeitschriften). - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 14-17.30 Uhr, Freitag 9-12 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erwünscht. - U-Bahn (Linien U6 oder U7) bis Haltestelle Westend; Busverbindung (Linie 36).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die heutige Völkerkundliche Bibliothek geht in ihren Anfängen auf die Jahre 1893/94 zurück, als der junge Afrika-Forscher Leo Frobenius in Berlin mit dem Aufbau seines Afrika-Archivs, einer Sammlung von Auszügen aus der Afrika-Literatur, ethnographischen Bildmaterials und von Fragebogen über ethnographische Beobachtungen in Afrika begann und diese Quellen durch die Anschaffung des wichtigeren ethnographischen Schrifttums über afrikanische Völker ständig ergänzte.

1.2 Ihren jetzigen Namen trägt die Bibliothek seit dem 24. Oktober 1968, als die Bibliotheken des Frankfurter Museums für Völkerkunde, des Frobenius-Instituts, des Instituts für Historische Ethnologie (damals Seminar für Völkerkunde) der Johann Wolfgang Goethe-Universität und der Frobenius-Gesellschaft (damals Deutsche Gesellschaft für Kulturmorphologie) auch vertraglich zusammengeschlossen wurden. Die Bestände waren bereits vorher vereinigt und seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den Räumen des Frobenius-Instituts (das die Gesamtbibliothek auch verwaltet) geschlossen aufgestellt, bis auf ca. 5000 Bde, die das Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29, als Handbibliothek zur Verfügung hat.

1.3 Nach dem Ersten Weltkrieg siedelte Frobenius mit seinem Afrika-Archiv (einschließlich der Bibliothek) und einer weiteren von ihm (1904) gegründeten Forschungseinrichtung, der Deutsch Innerafrikanischen Forschungsexpedition (D. I. A. F. E.), nach München über. Hier entstand 1920 als zusammenfassende Institution das Forschungsinstitut für Kulturmorphologie e. V., das fünf Jahre später nach Frankfurt am Main umzog und 1945, sieben Jahre nach dem Tod seines Gründers, in Frobenius-Institut umbenannt wurde.

1.4 Die sich entwickelnde wissenschaftliche Aufgabenstellung des Forschungsinstituts und neue Interessengebiete Frobenius' machten es bald notwendig, Vergleichsmaterial von außerafrikanischen Kulturen heranzuziehen. Das bedeutete für die Bibliothek eine entsprechende Ausweitung der Sammelgebiete, die nunmehr alle Erdteile, allgemeine Völkerkunde, Kulturphilosophie und außereuropäische Vorgeschichte umfassen mußten. Zu einer Abrundung der damaligen Buch- und Zeitschriftenbestände kam es 1935, als Frobenius zum Direktor des Völkerkundemuseums ernannt wurde und die Bibliotheken des Afrika-Archivs und des Forschungsinstituts für Kulturmorphologie mit der seit 1908 bestehenden Bibliothek des Museums verbunden wurden.

1.5 Ab 1938 erweiterte sich der Bestand durch die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Kulturmorphologie (eine Förderergesellschaft des Instituts) um deren Bibliothek, die mit dem Erwerb der Bibliothek der inzwischen erloschenen, 1900 konstituierten Frankfurter Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte entstanden war, sowie um die private Bibliothek von Frobenius, die nach seinem Tod eingegliedert wurde. Als jüngstes Glied in der Reihe der zusammengeschlossenen Teilbibliotheken wurde die des Instituts für Historische Ethnologie ab dessen Gründung (1958) aufgebaut. Der Zusammenschluß der Frankfurter Bibliotheken mit völkerkundlicher Ausrichtung hat nicht nur für den Benutzer den Vorteil der zentralisierten Unterbringung der Bestände; er macht auch eine abgestimmte Erwerbungspolitik möglich.

1.6 Der Bestand konnte im Gesamtbereich der Völkerkunde und außereuropäischen Vorgeschichte durch Ankäufe, Geschenke und Tausch mit etwa 200 Institutionen in mehr als 50 Ländern erweitert werden. Lücken wurden ergänzt, wobei jedoch auf das von anderen Bibliotheken gesammelte Schrifttum über alte Hochkulturen und europäische Ethnologie weitgehend verzichtet wurde. Wertvolle Zuwächse ergaben sich, besonders auf dem Gebiet der amerikanischen Völkerkunde, durch den Erwerb der an historischen Beständen reichen Privatbibliotheken von Theodor Koch-Grünberg (1949) und Walter Krickeberg (1962). Im Bereich der Ozeanistik konnte im Jahre 1966 die Separata-Sammlung von Carl-August Schmitz übernommen werden.

Siegfried Seyfarth

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestandsbeschreibung gründet auf einer Auszählung der Standortkataloge für Monographien und Periodika. Die Angaben über das nicht-periodische Schrifttum schließen, insbesondere für das 19. Jh, auch unselbständig erschienene Titel ein, die im Katalog gesondert aufgeführt sind. In den Zahlenangaben nicht enthalten sind die Werke von Leo Frobenius sowie die entsprechende Sekundärliteratur. Dieses Schrifttum, welches sich bis weit in das 20. Jh erstreckt, muß als Einheit gesehen werden und wird deshalb nur in der systematischen Übersicht als eigene Sammlung beschrieben. Chronologische Übersicht

2.2 Bei den Monographien beträgt der Anteil der Titel aus dem 16. bis 19. Jh ca. 10 Prozent des Gesamtbestandes (4140 von ca. 40.000 Titeln). Der größte Teil stammt aus dem 19. Jh (3232 Titel), auf das 18. Jh entfallen 170, auf das 17. Jh 38 und auf das 16. Jh 9 Titel. Darin enthalten ist eine Anzahl von Kopien und Nachdrucken (7 Titel für das 16. Jh, 10 für das 17. Jh), die zur Ergänzung von Sammelschwerpunkten erworben wurden. Für das 18. und 19. Jh liegt der Anteil der Kopien und Reprints nur bei 9,4 und 3,5 Prozent.

2.3 Bei den Periodika beträgt der Anteil des historischen Schrifttums nach Titeln ca. 14 Prozent (95 von ca. 675 Titeln), nach Bdn allerdings nur ca. 3,7 Prozent (850 von ca. 22.650 Bdn). Dabei handelt es sich um Zeitschriften und Kongreßberichte des 19. Jhs, die so gut wie ausschließlich in Originalausgaben vorhanden sind. Übersicht nach Sprachen

2.4 Bei den Monographien überwiegen die deutschsprachigen Werke. Ihr Anteil am gesamten historischen Buchbestand beträgt knapp 52 Prozent (2142 von 4140 Titeln). Auch innerhalb der einzelnen Jhe liegt die Zahl der deutschen Titel zwischen 40 und 50 Prozent (17. Jh 16 Titel, 18. Jh 82 Titel, 19. Jh. 2041 Titel). An zweiter Stelle kommen für das 17. und 18. Jh französische (8 bzw. 41), für das 19. Jh englische (1021) Titel. Erwähnenswert ist für das 19. Jh die Zahl der französischen (492), spanischen und portugiesischen (204) sowie der niederländischen (100) Titel. In sehr geringer Zahl sind für das 17. bis 19. Jh lateinische, italienische und skandinavische Titel vorhanden.

2.5 Die Zeitschriften und Kongreßberichte sind zum größten Teil englisch- und deutschsprachig (31,5 und 27,3 Prozent). Der Anteil der spanischen und portugiesischen Titel beträgt 14,7, der der französischen Titel 12,6 Prozent. Systematische Übersicht

2.6 Die Aufstellungssystematik geht in ihrer Entwicklung auf das Jahr 1937 und die Übernahme der Bibliotheken von Frobenius in öffentliche Trägerschaft zurück. Sie ist speziell für die Völkerkundliche Bibliothek entwickelt und später von anderen Bibliotheken dieser Fachrichtung übernommen worden. Monographien und Periodika sind gruppenakzessorisch, aber nach jeweils eigener Ordnung aufgestellt.

2.7 Die Systematik für monographische Literatur ist teils geographisch, teils sachlich gegliedert. Dem geographischen Teil wird das Schrifttum mit überwiegend regionalem Bezug zugeordnet: ca. 50 Prozent der Monographien, bei den historischen Titeln ca. 80 Prozent. Die Gliederung erfolgt auf der obersten Stufe nach Erdteilen (Afrika, Amerika, Asien, Europa, Indonesien, Ozeanien); innerhalb der Erdteile wird nach ethnisch definierten Regionen untergliedert.

2.8 Im sachlichen Teil erfolgt die Aufstellung nach Sachgebieten oder formalen Kriterien. Die Gruppe Allgemeine Völkerkunde ist nach engeren Forschungsgegenständen gegliedert, in den Gruppen Anthropologie, Prähistorie, Felsbilder, Sprachwissenschaft und Kolonialwissenschaft folgt auf übergreifende Darstellungen in der Untergruppe I der ethnisch-geographische Schlüssel. In der nach Wissenschaftsgebieten gegliederten Gruppe " Nachbarwissenschaften (der Völkerkunde)" ist der geographische Schlüssel tertiäres Gliederungselement. Die Handbibliothek ist nach Schrifttumsgattungen (Nachschlagewerke, Wörterbücher etc.) gegliedert.

2.9 Die Aufstellung der Zeitschriften und Kongreßberichte erfolgt nach Erdteilen sowie für Europa nach Staaten. Die Zuordnung richtet sich nach dem Erscheinungsort. Nach demselben Prinzp ist auch die Gruppe " Führer und Kataloge" untergliedert. Maßgebend ist hier der Veranstaltungsort bzw. der Sitz der betreffenden Institution.

2.10 Die inhaltlichen Schwerpunkte des historischen Buchbestandes lassen sich am ehesten unter geographischem Aspekt beschreiben. Denn es handelt sich hauptsächlich um Schrifttum aus dem 19. Jh mit relativ einheitlicher Darstellungsweise. Im Unterschied zu älteren Reiseberichten ist der Inhalt stärker auf die Beschreibung einzelner Gebiete und Stämme konzentriert. Die Untersuchungsgegenstände sind enger gefaßt und weisen auf die späteren Teilgebiete der Völkerkunde hin, die in Deutschland erst im Jahr 1900 mit der Errichtung des ersten völkerkundlichen Lehrstuhls als eigenständige Disziplin etabliert worden ist.

2.11 Die größte Anzahl der Titel bezieht sich auf Afrika, insbesondere auf West- und Nordafrika einschließlich der Sahara. Der Bestand mit ca. 700 Werken des 19. Jhs enthält auch 75 in der Mehrzahl originale Bücher des 16. bis 18. Jhs. Bei der Literatur zu Amerika überwiegen die Werke zu Nordamerika, insbesondere dem Osten und Südosten Nordamerikas. Von den 34 Titeln des 16. bis 18. Jhs sind allerdings bereits über 30 Prozent als Kopie oder Nachdruck erworben worden. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Werke über Südamerika mit u. a. 110 Titeln des 19. Jhs über das tropische Waldgebiet. Über Asien sind vor allem Werke über Vorderasien mit starker Berücksichtigung des Judentums sowie über Ostasien vorhanden. Einen größeren Komplex bilden 120 Titel des 19. Jhs über Australien innerhalb der Gruppe Ozeanien.

2.12 Zu allen genannten Gruppen ist auch noch Literatur innerhalb der geographisch untergliederten Sachgruppen vorhanden, vor allem sprachwissenschaftliche Abhandlungen über die afrikanischen und amerikanischen Stammessprachen. Zu erwähnen sind noch 122 Arbeiten des 19. Jhs zur Prähistorie Europas, obwohl Europa selbst als eigener Gegenstand im Verhältnis zu den anderen Erdteilen eher schwach vertreten ist.

2.13 Bei den nicht regional gebundenen sowie den vergleichenden Darstellungen handelt es sich, abgesehen von 62 Reisebeschreibungen aus dem 17. bis 19. Jh, fast ausschließlich um Werke des 19. Jhs aus allen Teilbereichen der Völkerkunde. Auffallend ist die relativ große Anzahl von Titeln zu Religion und Mythologie. Sonderbestände

2.14 Neben diesem von Grund auf systematisch erfaßten Bestand gibt es noch einige kleinere Sammlungen mit jeweils eigener Ordnung. Unter der Signatur " Fi" ist das gesamte im Rahmen des Frobenius-Instituts entstandene Schrifttum (insgesamt ca. 960 Titel) zusammengefaßt. Dazu gehören die Werke von Frobenius selbst, die zum größten Teil erst im 20. Jh entstanden sind (300 von 360 Titeln fast ausschließlich in deutscher Sprache). Des weiteren umfaßt diese Gruppe die Sekundärliteratur zu Frobenius (74 Titel), Expeditionsberichte sowie die Publikationen des Instituts und Veröffentlichungen der Mitarbeiter.

2.15 Ein zweiter kleiner Sonderbestand besteht aus Büchern der ehemaligen Kolonialbibliothek, die der Völkerkundlichen Bibliothek von der Stadt- und Universitätsbibliothek als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt worden sind. Von den insgesamt 134 Titeln stammen jedoch nur 17 noch aus dem 19. Jh.

2.16 Einen letzten Komplex bilden die Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde. Das Museum selbst verfügt über eine Handbibliothek mit ca. 5000 Bdn, die jedoch keine nennenswerten historischen Bestände enthält.

3. KATALOGE

Folgende, seit Ende der dreißiger Jahre angelegten Kataloge werden fortgeführt:

Alphabetischer Katalog der Monographien

[nach PI; enthält unter dem Namen des Autors auch unselbständiges Schrifttum sowie Besprechungen seiner Werke. Für die Erschließung der unselbständigen Literatur sind die wichtigsten Fachzeitschriften bis weit ins 19. Jh zurück ausgewertet worden.]

Alphabetischer Katalog der Zeitschriften und Kongreßberichte

[nach mechanischer Wortfolge mit Übergehung nicht sinntragender Wörter]

Standortkatalog der Monographien

Standortkatalog der Zeitschriften und Kongreßberichte

Die Bestände sind weder im Hessischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Frobenius-Institut. Info '87. Frankfurt am Main 1987

Stand: November 1988

Ulrike Eich


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.