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Bibliothek des Wilhelmsgymnasiums

Adresse. Thierschstraße 46, 80538 München [Karte]
Telefon. (089) 22 11 21
Telefax. (089) 29 31 85

Unterhaltsträger. Stadt München; Bestand vor 1850: Freistaat Bayern
Funktion. Gymnasialbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht systematisch vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek für Lehrer und Schüler des Gymnasiums. Sonstige Benutzung nach Absprache mit dem Direktorat. Ausleihe nur in Ausnahmefällen. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiermöglichkeit im Haus. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. U-Bahnverbindung (Linie U4 oder U5) bis Haltestelle Lehel; Straßenbahnverbindung (Linie 19 oder 20) bis Haltestelle Max-Monument. Keine Parkmöglichkeit.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Unterlagen zur Geschichte der Bibliothek sind sehr spärlich. Es scheint aber bereits bei der Gründung der Schule als Jesuitengymnasium im Jahr 1559 eine Erstausstattung mit Büchern gegeben zu haben, denn im Jahr 1560 wird in der Aufzählung der von der Schule benutzten Räume auch ein Bibliothekssaal erwähnt. 1574 wurde das Gymnasium durch ein Lyceum ergänzt.

1.2 Das Schicksal dieser Bibliothek liegt bis ins erste Drittel des 19. Jhs im Dunkeln. Allenfalls indirekt lassen sich über den Bestand Schlüsse ziehen aus einem 1864 angelegten Band " Abgesonderte Bücher aus der Bibliothek des Wilhelmsgymnasiums". Dort finden sich unter der Überschrift " Schon früher abgesonderte griechische und lateinische Klaßiker" 470 Titel überwiegend lateinischer Autoren, davon 101 mit Erscheinungsjahr zwischen 1539 und 1599. In 8 weiteren Rubriken mit verschiedenen Überschriften sind insgesamt weitere 1115 ausgesonderte Werke verzeichnet. Dieses Verzeichnis zeigt deutlich den Charakter einer Schulbibliothek mit Schwerpunkt auf den lateinischen (weniger griechischen) Klassikern, auf deutscher Literatur, Lexika, Chrestomathien, Grammatiken, aber auch auf allgemeinbildenden Grundlagenwerken. Daß die Veröffentlichungen jesuitischer Autoren und Druckereien ein gewisses Übergewicht hatten, versteht sich bei der Art der Schule ebenso wie die Tatsache, daß solche Bücher nach der Aufhebung des Jesuitenordens bevorzugt eliminiert wurden.

1.3 Einen starken Einschnitt in der Geschichte der Bibliothek bedeutete die Umgestaltung der Schule in den Jahren 1823 bis 1826. Sie wurde in zwei Gymnasien aufgeteilt. Etwa zeitgleich verlegte man das Lyceum, d. h. die philosophischen Lehrfächer zur Vorbereitung auf das Universitätsstudium, nach Landshut. 1826 wurde das Philologische Seminar, das 1812 auf Anregung Friedrich Thierschs gegründet und 1823 als Philologisches Institut der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angegliedert worden war, der Universität eingegliedert.

1.4 Damit mußte die bis dahin für alle Institutionen gemeinsame Bibliothek zerlegt werden. Offensichtlich geschah dies wenig fachkundig und in größter Eile. In den Jahren 1830 und 1833 nahm der Bibliotheksverwalter Johann Baptist Schwarz im Auftrag des Rektorats eine Bestandsaufnahme der Bibliothek vor. Er fand 19 Kisten vor mit Werken aus den Bereichen " Lateinische und griechische Claßiker, Grammatik und Wörterbücher alter und neuer Sprachen, ... Theorien der Poesie und Rhetorik, neuere Lateiner, belletristische Werke, Atlanten, geographische Wörterbücher, Landkarten, gelehrte Zeitschriften, Journale sowie einzelne Bände, die zu erkennen geben, daß ehemals auch Werke über Theologie, Philosophie, Jurisprudenz, Naturlehre, Naturgeschichte, Mathematik, Geschichte vorhanden gewesen und wohl nur aus Versehen oder wegen ihrer Unbedeutenheit zurückgeblieben sind" ( s. u. 4.2 Hutter, Bericht). Viele Werke waren zum damaligen Zeitpunkt schon unvollständig.

1.5 Schwarz bat das königliche Rektorat, die " früher disponiblen 200 Gulden" für die Zuteilung von Dubletten aus der Königlichen Hofbibliothek zu verwenden, wie dies schon 1811 geschehen sei. Der Bitte wurde offensichtlich entsprochen, da sich heute noch eine Reihe von Bänden mit dem Vermerk " Duplum bibliothecae Regiae Monacensis" findet. Exemplare mit dem Besitzvermerk säkularisierter Klöster kamen wahrscheinlich bereits bei der Abgabe 1811 in die Bibliothek.

1.6 Die Bestände wurden nach 1830 nur noch durch zeitgenössische Ausgaben lateinischer und griechischer Autoren erweitert. Darüber hinaus wurde der Bestand durch Schenkungen und Nachlässe ergänzt. Erwähnenswert ist die Sammlung Roth mit Geographica des 17. bis 19. Jhs, die möglicherweise von einem ehemaligen Lehrer stammt.

1.7 Im Zweiten Weltkrieg war die Bibliothek nach Bombenschäden am Gebäude ausgelagert und erlitt vor allem im Bestand des 16. Jhs empfindliche Schäden durch unsachgemäße Lagerung. In dieser Phase scheinen auch die Kataloge verlorengegangen zu sein. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Bestände wieder im Gebäude an der Thierschstraße in zwei Räumen untergebracht, allerdings nicht streng systematisch und teilweise schwer zugänglich. Die Aufstellung erfolgte nach den alten Signaturen. Katalogisierung und Neuaufstellung stehen noch aus.

Rudolf Hotz

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt geschätzt ca. 7000 Bde, wobei der historische Bestand aus ca. 3600 Titeln in etwa 4500 Bdn besteht. Der nach Sachgruppen aufgestellte Bestand wurde am Regal ausgezählt. Teile des Bestandes, die keine Signatur tragen oder noch ungeordnet in Schränken aufbewahrt werden, wurden geschätzt. Nicht berücksichtigt wurde ein noch unerschlossener Bestand an fast ausschließlich aus dem 19. Jh stammenden graphischen Blättern, die offensichtlich zur Veranschaulichung im Unterricht verwendet wurden.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Etwa die Hälfte des historischen Bestandes (1792 Titel) stammt aus dem 19. Jh, 28 Prozent (1017 Titel) sind im 18. Jh erschienen, 10 Prozent (366 Titel) im 17. Jh und 11 Prozent (407 Titel) im 16. Jh. Dazu kommen 21 lateinischsprachige Inkunabeln.

2.3 Deutschsprachiges Schrifttum dominiert mit 53 Prozent (1894 Titel) vor Latein (1221), Griechisch (166), Französisch (127) und zweisprachigen Ausgaben (149 Titel, vor allem griechisch-lateinische mit 111). Sehr gering sind Titel in Englisch (18), Italienisch (27) und Spanisch (einer). Von den im 16. Jh erschienenen Titeln sind 318 lateinisch, 10 deutsch, 45 zweisprachig, 30 griechisch und 4 italienisch. Von den Titeln des 17. Jhs sind 288 lateinisch, 27 deutsch, 23 zweisprachig, 18 französisch, 7 italienisch, zwei englisch und einer griechisch. Im 18. Jh überwiegt der Anteil deutschsprachiger Literatur mit 491 Titeln; 370 sind lateinisch, 94 französisch, 32 zweisprachig, 13 italienisch, 10 englisch und 7 griechisch. Im 19. Jh ist die Mehrzahl der Titel (1366) in Deutsch, es folgen Latein (224), Griechisch (128), zweisprachige Ausgaben (49), Französisch (15), Englisch (6), Italienisch (3) und Spanisch (einer).

Birgit Schaefer

Rudolf Hotz

Systematische Übersicht

2.4 Die 21 Inkunabeln wurden zum größten Teil in Venedig, Straßburg und Leipzig gedruckt. Vertreten sind Werke klassischer römischer Autoren, z. B. Terenz, Comoediae (Straßburg: Grüninger, 1499; mit Holzschnitten), ferner ein Werk von Seneca (Venedig: Bernardinus de Cremona, 1490; Titelblatt fehlt), Quintilian, Institutiones (Venedig: Peregrinus de Pasqualibus, 1494) sowie eine Ausgabe mit Werken von Tibull, Catull und Properz (Venedig: Joannes de Tridino de Cereto alias Tacuinus, 1500). Neulateinische Dichter sind ebenfalls vertreten, so Jakob Locher, Epistula (Straßburg: Grüninger, 1497).

2.5 In einem Sammelband finden sich: Repetitio de penitentia (Leipzig: Gregorius Bötticher, 1493), Bernhard von Clairvaux, De côtemptu mundi (Leipzig: Arnoldus de Colonia, 1493), Baptista Mantuanus, De mundi calamitatibus (Deventer: Richard Pafroedt, 1495), Contra fratrem Hieronymum (i. e. Prozeßakten gegen Savonarola), Pharetra fidei contra Iudaeos (bei den beiden letzten Titeln fehlt das letzte Blatt). Außerdem sind vorhanden Petrus Haedus, De amoris generibus (Treviso: Gerard de Flandria, 1492) und Martianus Capella, De nuptiis philologiae et Mercurii (Vicenza: Henricus de Sancto Urso, 1499).

2.6 In der Gruppe der " Auctores Latini" ist das 16. Jh mit 128 Titeln vertreten. Hier wurde offenbar systematisch gesammelt. Alle wichtigeren europäischen Druckorte sind vertreten: Antwerpen (Plantin), Basel (Froben, Henricpetri), Paris (Henricus Stephanus, Robertus Stephanus), Venedig (Aldus Manutius), Zürich (Christoph Froschauer). Erwähnung verdienen die Opera Vergiliana (Lyon: Crespin, 1529; mit Holzschnitten). Der Bestand des 16. Jhs zeichnet sich nicht so sehr durch Einzelstücke als durch Umfang und Dichte aus. Ausgaben des 17. Jhs (71 Titel) sind zahlenmäßig etwa ebenso stark vertreten wie die des 18. Jhs (82 Titel). Aus dem 19. Jh sind 135 Titel vorhanden.

2.7 In der Abteilung " Auctores Graeci" liegen 113 Titel des 16. Jhs vor, etwa die Hälfte davon in griechisch-lateinischen Ausgaben. Die Bestände aus dem 17. Jh (28 Titel) und dem 18. Jh (39 Titel) nehmen sich eher bescheiden aus. Stark vertreten ist das 19. Jh mit 245 Titeln, wobei eine deutliche Abkehr von den griechisch-lateinischen Ausgaben auffällt: 185 Titeln mit griechischem Text und teilweise deutschen Erklärungen stehen nur mehr 26 griechisch-lateinische Ausgaben gegenüber.

2.8 Der Bestand an neulateinischen Autoren umfaßt 306 Titel, darunter 3 Inkunabeln. Im 16. Jh sind mehrfach vertreten Werke von Erasmus (Opera, Basel 1536-1540; De duplici copia verborum ac rerum, Köln 1559; Apophthegmata, Basel 1550 und Amsterdam 1671), Paulus Manutius (Apophthegmata, Venedig 1577; Epistolae, Venedig 1571; Adagia, Venedig 1585) und Petrus Bembus (Epistolae, Basel 1547; Köln 1582). Einzelne Werke liegen von Marsilius Ficinus, Nicodemus Frischlin, Nicolaus de Querqueto und Laurentius Valla vor. Aus dem 17. und 18. Jh seien genannt John Barclay, Jakob Bidermann (beide mehrfach vertreten), Jakob Balde, Justus Lipsius, Gerardus Joannes Voss und Conrad Peutinger.

2.9 Das Fach " Philologie" mit Werken zur klassischen Antike enthält 128 Titel, davon 4 aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 8 aus dem 18. Jh, fast ausschließlich in lateinischer Sprache. 100 Titel stammen aus dem 19. Jh. Erwähnenswert sind Natale Conti, Mythologiae (Venedig 1581), Thomas Dempster, Antiquitatum Romanarum corpus absolutissimum (Genf 1558), Gerardus Joannes Voss, De veterum poetarum temporibus libri duo (Amsterdam 1662), Johann Heinrich Voß, Mythologische Briefe (Königsberg 1794) sowie Winckelmanns Werke (Dresden 1808) und Domenico Rosetti, Johann Winckelmanns letzte Lebenswoche (Dresden 1818).

2.10 Zur lateinischen und griechischen Sprachwissenschaft finden sich unter den Signaturen " Lingua latina" und " Lingua graeca" 48 und 27 Titel, fast ausschließlich zur Indogermanischen Sprachwissenschaft, griechischen und lateinischen Grammatik, Etymologie, Synonymik und Metrik. Genannt sei Laurentius Valla, Linguae Latinae elegantia (Köln 1546).

2.11 Sonstige Sprachen sind unter den Signaturen " Linguae reliquae" (20 Titel) und " Auctores reliqui" (130 Titel) zusammengefaßt, die u. a. Werke von Byron, Shakespeare, Petrarca, Loredano, Metastasio, Dante, Manzoni, Voltaire, Polignac, Molière, Lope de Vega, Calderón und Cervantes umfassen, aber auch eine Ausgabe der Märchen aus 1001 Nacht.

2.12 Die Bestände im Fach Germanistik beginnen mit dem 18. Jh (107 Titel) und haben einen deutlichen Schwerpunkt im 19. Jh (302 Titel); dazu kommen 299 nach 1900 erschienene Titel. Der Bestand ist heterogen. Nicht vertreten ist Luther, aber auch sein bayerischer Widersacher Eck fehlt. Die großen Barockautoren wie Grimmelshausen, Gryphius, Lohenstein und Jeremias Drexel sind nicht vertreten. Zeitgenössische Ausgaben deutscher Literatur liegen erst ab dem ausgehenden 18. Jh vor. Vorhanden ist z. B. die erste Gesamtausgabe von Kleist (Berlin 1826). Gut vertreten ist Wieland mit fast sämtlichen Werken und dem (nicht ganz vollständigen) Teutschen Merkur. Erwähnenswert ist die Allgemeine Deutsche Bibliothek (Berlin und Stettin 1767 ff.; 117 Bde mit Anhängen), dazu die Neue allgemeine deutsche Bibliothek (Kiel 1793 ff.; vollständig mit Anhängen).

2.13 Die Gruppe Lexika enthält eine Reihe von Werken aus dem 16. Jh, z. B. den Thesaurus linguae Graecae des Henricus Stephanus (1572, unvollständig) und dazu die revidierte Ausgabe aus dem 19. Jh. Erwähnenswert sind zwei Lexika von Ambrosius Calepinus (Venedig 1583 und Basel 1584), das Dictionarium des Albericus de Rosate (Lyon 1529), ein Dictionarium Latinogermanicum (Zürich 1556) und zwei Lexica Graecolatina (Basel 1554 und 1577; Basel 1587). Aus dem 18. und 19. Jh seien genannt Du Cange, Glossarium mediae et infimae Latinitatis (Basel 1762) und Egidio Forcellini, Totius Latinitatis Lexicon (Schneeberg 1833). Abgerundet wird der Bestand durch das Allgemeine Künstlerlexikon (Zürich 1779) und Basilius Fabers Thesaurus eruditionis Scholasticae (Leipzig 1717).

2.14 Die Gruppe Philosophie umfaßt 42 Titel, darunter Carl von Dalberg, Grundsätze der Aesthetik (Erfurt 1791). Geschichten der Philosophie liegen vor von Kuno Fischer, Heinrich Ritter und Guillaume Raynal, außerdem Sulzers Theorie der schönen Künste (Basel 1777) und Johann Georg Walchs Philosophisches Lexikon (Leipzig 1740). Bei " Theologia" stehen 14 Titel, darunter Johann Michael Sailers Werke (Sulzbach 1831). Zu dieser Gruppe gehört auch, obgleich unter " Auctores reliqui" eingeordnet, das Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum ( Wien 1866 ff.).

2.15 Von den 82 Titeln im Fach Pädagogik sind 74 in deutscher und 8 in lateinischer Sprache, davon 5 lateinische aus dem 16. und 17. Jh. Unter ihnen ist Joachim Fortius Ringelbergers Liber de ratione studii (Basel 1546) als Vorläufer der " ratio studiorum" der Jesuiten, die in Ausgaben von 1600 und 1616 vorliegt. Auch einige andere Titel befassen sich mit der Wissensvermittlung in der Schule, so Benjamin Hederichs Anleitung zu den fürnehmsten historischen Wissenschaften (Wittenberg 1711), die Alte und neue Lehrart in den unteren Schulen Deutschlands (anonym, Straßburg 1775) und die Kurfürstlich-Baierische Verordnung von dem 24. September 1799 in Betreff der lizäistischen und gymnastischen Schulen (1799). Erwähnenswert sind außerdem der Orbis pictus des Comenius (Nürnberg 1769) und Johann Friedrich Herbarts Pädagogische Schriften (Leipzig 1873). Im Fach " Schulprogramme und sonstige Abhandlungen" stehen 31 Sammelbände mit Schulschriften des 19. Jhs von verschiedenen Gymnasien und mit den Jahresberichten des Wilhelmsgymnasiums.

2.16 Die Sachgruppe " Historia" umfaßt 498 Titel, darunter mehrbändige Werke überwiegend aus dem 18. Jh (170 Titel) und aus dem 19. Jh (276 Titel). Im 18. Jh stehen 92 deutschen Titeln 62 lateinische (neben 10 französischen und 6 englischen) gegenüber, im 19. Jh 270 deutschen 3 lateinische. Bei den Werken des 19. Jhs handelt es sich hauptsächlich um grundlegende Werke zur Weltgeschichte und zur deutschen Geschichte, u. a. von Georg Jäger, Leopold von Ranke, Johann Baptist von Weiß, Wilhelm Duden, Heeren-Ukert, Heinrich Luden, Christoph Gottlob Heinrich, Karl Lamprecht, Georg Waitz, Friedrich von Raumer, Friedrich Christoph Schlosser, Gabriel Gottfried Bredow, Georg Gottfried Gervinus und Johannes von Müller.

2.17 In geringerem Umfang ist Literatur zu einzelnen Ländern vorhanden. Frühe Titel finden sich zum Mittelmeerraum mit Carolus Sigonius, Historiarum de regno Italiae libri XV (Basel 1575) und den Historien der Konigkreich Hispanien, Portugal und Aphrica, übersetzt von Albrecht Fürst (München 1589). Die Geschichte Englands wird in Werken von Hume (1789), Edward Hyde (1798) und Macaulay (1863) dargestellt, die Frankreichs durch Ranke (1855). Für die Schweiz sei das Chronicon Helveticum des Aegidius Tschudi (1736) erwähnt.

2.18 Werke zur römischen und griechischen Geschichte liegen vor u. a. von Georg Grote, Max Duncker, Adolf Holm, Ernst Curtius, Karl Julius Beloch, Georg Busolt, Johann Gustav Droysen, Barthold Georg Niebuhr, Wilhelm Ihme, Theodor Mommsen, Gaetano de Sanctis, Jakob Burckhardt, Guglielmo Ferrero, Wilhelm Drumann und Edward Gibbon. Zahlreiche Werke zur Kirchengeschichte, darunter das Chronicon Gotwicense (Tegernsee 1732), und ca. 100 Bde zur bayerischen und deutschen Lokal- und Regionalgeschichte schließen diese Gruppe ab.

2.19 Die Gruppe " Bavarica" (472 Titel) umfaßt 237 Titel historischen Bestand, davon 136 des 19. Jhs, 82 des 18. Jhs, 17 des 17. Jhs und 2 des 16. Jhs. Der älteste Titel ist Aventins Annalium Boiorum libri VII (Ingolstadt 1554; auch Leipzig 1710) sowie seine Chronica in deutscher Sprache (Frankfurt 1622). Neben weiteren Gesamtdarstellungen der bayerischen Geschichte, u. a. von Andreas Felix von Oefele, Lorenz Westenrieder, Andreas Buchner und Heinrich Zschokke, sind auch Ortschroniken vorhanden, darunter Johann Christoph Wagenseils De civitate Norimbergensi (Altdorf 1692), Conrad von Liechtenaus Urspergensis ...Chronicon (Straßburg 1609), Karl Meichelbecks Historia Frisingensis (Augsburg 1724) und sein Chronicon Benedictoburanum (Benediktbeuern 1753) sowie Paul von Stettens Geschichte Augsburgs (Frankfurt und Leipzig 1743). Nicht vollständig liegen einige Reihenwerke und Zeitschriften vor, so die Monumenta Boica oder das Oberbayerische Archiv (München 1839 ff.). Zum bayerischen Recht sind vorhanden eine Ausgabe des Landrechts von 1616 und verschiedene Rechtssatzungen zum Landrecht, Bergrecht u. a. von Johann Georg Lori (München 1764).

2.20 Die Gruppe " Geographia, Chart." umfaßt 202 Titel, davon 4 aus dem 16. Jh, 20 aus dem 17. Jh, 65 aus dem 18. Jh und 113 aus dem 19. Jh. Der Bestand kam großenteils durch die Sammlung Roth in die Bibliothek. Er umfaßt Reisebeschreibungen des 18. und 19. Jhs, wobei unklar ist, ob auch die Karten aus der Sammlung Roth stammen. Unter den (teilweise beschädigten) Kartenwerken des 17. Jhs finden sich Janssonius-Atlanten, verschiedene Ausgaben des Atlas von Mercator (Amsterdam 1630) und Abraham Ortelius' Theatrum orbis terrarum (Antwerpen 1603). Der Kartenbestand wird ergänzt durch eine nahezu vollständige Ausgabe des Atlas von Franz A. Schrämbl ( Wien 1786-1790) in Einzelkarten mit Dubletten.

2.21 Aus dem 16. und 17. Jh liegen drei Ausgaben des Ptolemaeus vor (z. B. Lyon 1535). Dazu kommen Apians Inscriptiones (Ingolstadt 1534), eine Beschreibung ganz Afrikas von Joannes Leo Africanus (Antwerpen 1556) und ein Compendium Geographicum von Abraham Gölnitz (Amsterdam 1643). Aus dem 18. und 19. Jh verdienen Erwähnung Michael Wenings Historisch-topographische Descriptio (München 1701-1726) und Alexander von Humboldts Fragmente einer Geologie und Klimatologie Asiens (Berlin 1832). Die Reiseliteratur des 18. und 19. Jhs ist reichlich vorhanden, darunter die Histoire générale des Voyages (Den Haag 1747) und William G. Browne, Travels in Africa, Egypt and Syria from the year 1792 to 1798 (London 1799).

2.22 Die Gruppe " Historia Naturalis", ein Sammelfach für mathematisch-naturwissenschaftliche und medizinische Literatur, umfaßt 53 Bde, davon 42 in deutscher Sprache zwischen 1553 und 1900. Vorhanden sind Buffons Histoire naturelle (Zweibrücken 1787) sowie seine mit 700 Stahlstichen illustrierten Werke (Düsseldorf 1836) und Linnés Genera plantarum ( Wien 1767). Ein früher medizinischer Titel stammt von Rembertus Dodoneus, De stirpium historia (Antwerpen 1553).

2.23 Zur Mathematik, Physik und Astronomie seien genannt Matthias Gabler, Abhandlung von den Kräften der Körper (Ingolstadt 1776), P. Gregor Rauch, Elementa sectionum conicarum et calculi infinitesimalis (München 1790) sowie Paulinus Cheluccius, Institutiones analyticae ( Wien 1761), Deidiers La Science des geometres (Paris 1739), Johann Georg Stiglers Anleitung zu denen Mathematischen Wissenschaften (München 1757) und Alexander von Humboldts Kosmos (Stuttgart und Tübingen 1858). Auch einige geographische Titel finden sich hier, darunter William Camdens Britannia (Frankfurt 1590) und Matthias Christian Sprengels Geschichte der wichtigsten geographischen Entdeckungen bis zur Ankunft der Portugiesen in Japan 1592 (Halle 1792).

2.24 An meist unvollständigen deutschsprachigen Zeitschriften und Reihenwerken seien genannt die Monumenta Germaniae Historica, das Neue Göttingische Magazin (Hannover 1792), die Zeitschrift zur Geschichtswissenschaft (Berlin 1844 ff.) und die Jahresberichte der Geschichtswissenschaft (Berlin 1880-1905). Ergänzt wird der Bestand durch einige Lexika und Nachschlagewerke, darunter Jöchers Gelehrtenlexikon (Leipzig 1750).

3. KATALOGE

Die Kataloge wurden im Zweiten Weltkrieg weitgehend vernichtet.

Standortkatalog

[unvollständig, vermutlich erstellt nach 1945; nach Hausregeln]

Schlagwortkatalog

[unvollständig, vermutlich erstellt nach 1945]

Katalog der Auctores Latini und der Auctores Latini recentiores

[im Aufbau, alphabetisch nach Verfassern]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Gesamtkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Bestandsaufnahme der Bibliothek durch Johann Baptist Schwarz, 1830-1833 [Hs., aufbewahrt im Schularchiv; teilweise veröffentlicht in: Hutter, Johann Baptist: Bericht über die Bibliothek des Wilhelmsgymnasiums. München 1861, S. 4-5]

Abgesonderte Bücher aus der Bibliothek des Wilhelmsgymnasiums [Hs.; angelegt 1864; aufbewahrt im Direktorat]

4.2 Darstellungen

Hutter, Johann Baptist: Die Gründung des Gymnasiums zu München im Jahre 1559/60. München 1859 [über die Bibliothek S. 11]

Hutter, Johann Baptist: Bericht über die Bibliothek des Wilhelmsgymnasiums München. München 1861

Stand: Juli 1993

Rudolf Hotz


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.