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Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität Zweigbibliothek im Zoologischen Museum

Adresse. Invalidenstraße 43, 10115 Berlin [Karte]
Telefon. (030) 28 97 25 15
Telefax. (030) 29 97 25 61
Bibliothekssigel. <11/16>

Unterhaltsträger. Land Berlin
Funktion. Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek für Forschung, Lehre und wissenschaftliche Sammlungen des Museums für Naturkunde.
Sammelgebiete. Spezielle Zoologie, zoologische Taxonomie und Systematik, Evolutionstheorie, Präparationstechnik, Ökologie, Naturschutz, Publikationen naturhistorischer Museen und Gesellschaften, Museologie, Biologiegeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbenutzung in der Zentralbibliothek, in den Handbibliotheken der Kustodien nach vorheriger Anmeldung. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-16 Uhr. Leihverkehr: DLV über ZUB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Lesegerät für Mikroformen. Kopiergerät im Gebäude. Hinweise für anreisende Benutzer. Ab Bahnhof Friedrichstraße Busverbindung (Linie 157) oder U-Bahnverbindung (Linie U 6) bis Zinnowitzer Straße.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Museum für Naturkunde befinden sich die Bibliotheken des Zoologischen, des Paläontologischen und des Mineralogischen Museums. Sie gehören zur Universitätsbibliothek und werden als Zweigstelle gemeinsam verwaltet. Die Gründung der drei Museumsbibliotheken erfolgte 1810 im Zusammenhang mit der Gründung des Zoologischen und des Mineralogischen Museums der Universität. Johannes Centurius Graf von Hoffmannsegg, der seit 1804 in Berlin lebte, hatte Wilhelm von Humboldt dem Vorschlag, an der Universität ein zoologisches Museum zu schaffen, das Angebot hinzugefügt, seine kostbare brasilianische Wirbeltiersammlung darin aufzustellen. Zusammen mit der königlichen Naturaliensammlung und den berühmten Privatsammlungen von Johann Friedrich Wilhelm Herbst (1743-1807) und von Wilhelm Adolph Gerresheim († 1814) bildete sie den Grundstock der zoologischen Sammlungen der Universität.

1.2 Johann Karl Wilhelm Illiger, als Zoologe über die Grenzen Braunschweigs bekannt und schon von 1804 bis 1809 in Berlin bei seinem Freund von Hoffmannsegg in der Sammlung tätig, erhielt den Ruf als Direktor des Zoologischen Museums und Professor für Zoologie. Bei der Annahme des Rufes schrieb er am 21. August 1810, daß eine mit dem Museum verbundene Bibliothek zur Untersuchung und Bestimmung der Tiere erforderlich und " jedem, der das Museum zu benutzen wünscht, unschätzbar" sei. " Freilich werden zu einer vollständigen Bibliothek viele Werke notwendig". Deshalb schlug er vor, nur die neuen Werke vollständig anzuschaffen und bei den älteren Büchern, die in der Königlichen Bibliothek vorhanden sind, die Benutzung im Museum zu gestatten. Darüber hinaus stellte er seine private Bibliothek zur Verfügung. Nach dreijährigem Aufbau des Zoologischen Museums erlag Illiger jedoch am 10. Mai 1813 einem langjährigen Lungenleiden.

1.3 Martin Hinrich Carl Lichtenstein, der seit 1810 die zoologischen Vorlesungen gehalten hatte, übernahm die Leitung des Zoologischen Museums. Ein Etat für Erwerbungen von Tiermaterial und Büchern existierte noch nicht. Es gelang Lichtenstein jedoch, Mittel für die Erwerbung von Büchern des verstorbenen Anatomen und Zoologen Karl Asmund Rudolphi (1771-1832) zu erhalten. Von einer Auktion in London brachte er nicht nur seltene Tiere, sondern auch Bücher mit. In der Handschriftensammlung des Zoologischen Museums befindet sich das erste " Inventarium der Bücher des Königlichen Zoologischen Museums zu Berlin" von 1826. Die ersten 164 Nummern betreffen Bücher bis zum Erscheinungsjahr 1802. Ergänzende Eintragungen sind unnumeriert und enthalten Titel bis zum Erscheinungsjahr 1828. In einem Inventarium von 1827 bis 1831 sind 509 Buchtitel alphabetisch aufgeführt. Die Neuerwerbungen waren Geschenke, denn das Museum war mit 10.000 Talern verschuldet, und Lichtenstein versuchte, mit dem Verkauf von Dubletten des Sammlungsmaterials Mittel für den Unterhalt des Museums zu beschaffen.

1.4 1836 standen dem Museum 300 Taler, 1843 nur 150 Taler für den Ankauf von Sammlungsmaterial zur Verfügung, Bücher konnten davon nicht gekauft werden. Bereits 1815 hatte von Hoffmannsegg seine Insektensammlung aus dem Museum herausgenommen und unter die Obhut seines Freundes Friedrich Klug gestellt. Dieser war seit 1818 Mitdirektor des Zoologischen Museums und Kustos der entomologischen Sammlungen. Ihm gelang der Ankauf dieser Sammlung für das Museum der Universität durch die Bewilligung von 20.000 Talern durch den König. Durch die jahrzehntelange Arbeit Illigers zählt die Hellwig-Hoffmannseggische Insektensammlung zu den bedeutendsten auf dem Kontinent. Da gleichzeitig auch historische Quellenwerke, teils mit handschriftlichen Bemerkungen, in die entomologische Bibliothek kamen, sind diese Bestände von hohem Wert für die systematische Entomologie.

1.5 In einem 1857 neuangelegten Inventarium der Bücher wurden diese nach Fachgebieten aufgeführt und Sonderstandorte in den Arbeitszimmern der Kustoden vermerkt. Nach Lichtensteins Tod 1857 übernahm Wilhelm Peters, ein Schüler des Anatomen und Physiologen Johannes Müller, das Direktorat des Zoologischen Museums. Er setzte sich für den Bau eines neuen Museumsgebäudes ein, vor dessen Fertigstellung er jedoch im Jahre 1883 starb. Inzwischen wurde das Zoologische Institut an der Universität gegründet, und das Zoologische Museum mußte einen Teil seiner Bestände und seines Bücheretats an dieses abgeben. Erst als Karl August Moebius 1887 Direktor des Museums für Naturkunde wurde, waren umfangreiche Erweiterungen der Sammlungs- und Bibliotheksbestände in den neuen Räumen in der Invalidenstraße möglich.

1.6 1898 erschien der erste Jahrgang der Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum. Bereits 1910 erhielt die Bibliothek dafür im Tausch Zeitschriften von 146 naturhistorischen Museen und Gesellschaften. Die Pflege der Abteilungsbibliotheken lag in der Hand der Kustoden; die Hauptbibliothek mit den Zeitschriften, Faunen-, Expeditions- und Nachschlagewerken wurde von 1896 bis 1907 von Dr. Maximilian Meissner und von 1907 bis 1926 von Dr. Anton Collin betreut, unterstützt durch eine Bibliothekarin. Die Erschließung der Bestände erfolgte in einem alphabetischen Zentralkatalog und in alphabetischen Abteilungskatalogen. Die Zeitschriftenbestände wuchsen schnell an, und zwei Assistenten, unter ihnen der Evolutionsbiologe Ernst Mayr, fertigten ein Verzeichnis an, das in einem Sonderheft der Mitteilungen 1929 veröffentlicht wurde.

1.7 Einen wertvollen Zuwachs erhielt die Bibliothek durch die Schenkung eines großen Teiles der Bibliothek der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin, darunter viele alte und seltene zoologische Werke und Vereinsschriften. Die Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin, 1773 von bürgerlichen Naturforschern gegründet, stand lange Zeit im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Austausches in Europa und hat durch ihre Sammlungen und ihre Bibliothek, vor allem aber durch persönliche Verbindungen ihrer Mitglieder, wesentlich zur Herausbildung und Pflege der Naturwissenschaften im 19. Jh beigetragen. Die Einarbeitung dieser Neuerwerbungen war noch nicht abgeschlossen, als die Bibliothek während des Zweiten Weltkrieges ausgelagert werden mußte. Ihre Rettung bei Kriegsende ist das Verdienst Prof. Erwin Stresemanns.

1.8 Mehrere Sondersammlungen im Zoologischen Museum sind als historische Buchbestände von Bedeutung. Edward Drory (1844-1904), Besitzer der englischen Gasanstalt in Berlin und begeisterter Imker, besaß die " größte apistische Bibliothek". Da er kinderlos war, übergab er sie 1902 dem Königlichen Zoologischen Museum in Berlin, wo sie in der Hymenopteren-Abteilung des Zoologischen Museums Aufstellung gefunden hat. Sie umfaßt ca. 1980 Titel seltener bienenwissenschaftlicher Literatur von den Anfängen bis zum Ende des 19. Jhs. Die im Gebäude des Museums jahrzehntelang getrennt von den übrigen Beständen aufgestellte Bibliothek der Deutschen Entomologischen Gesellschaft (B 9) wurde vor zwei Jahrzehnten in die Bestände des Zoologischen Museums integriert. Die Bibliotheksbestände der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft sind seit 1926 in der Vogel-Abteilung des Zoologischen Museums aufgestellt und werden dort verwaltet und gepflegt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 In der Hauptbibliothek sind die Monographien als Freihandbestand systematisch aufgestellt. Das nach Sachgruppen angelegte Signaturenbuch ermöglicht systematische Literaturrecherchen. Nur die Alphabetischen Kataloge verzeichnen auch den Bestand der Abteilungsbibliotheken. Die Erfassung der historischen Bestände erfolgte an den Alphabetischen Katalogen. Letztere sind identisch mit dem Alphabetischen Katalog in der Zentralbibliothek. Er wurde 1896 sowohl für die Zentralbibliothek als auch für die Abteilungen erstellt und danach von Museumsmitarbeitern bis 1963 weitergeführt. Der neue Alphabetische Katalog enthält Literatur ab Erscheinungsjahr 1963. Über 80 Prozent der in den Alphabetischen Katalogen verzeichneten Literatur sind Sonderdrucke aus Zeitschriften. Die folgenden Angaben zur Anzahl der Monographien beruhen auf Zählungen im Signaturenbuch der Zentralbibliothek und in den Alphabetischen Katalogen der Abteilungsbibliotheken. Die Anzahl der Zeitschriften wurde im Zeitschriftenverzeichnis ermittelt.

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 250.000 Bdn beträgt der historische Bestand ca. 10.000 Titel einschließlich der Zeitschriften. Aus dem 16. Jh stammen 21 Monographien, 114 Monographien und 2 Zeitschriften aus dem 17. Jh, 983 Monographien und 62 Zeitschriften aus dem 18. Jh. Fast 90 Prozent der historischen Bestände (8140 Monographien und 822 Zeitschriften) sind aus dem 19. Jh.

2.3 4762 Titel, knapp die Hälfte der Monographien, sind in deutscher Sprache. In lateinischer Sprache sind 874 Monographien vorhanden, in französischer 1544 und in englischer 1832, in anderen europäischen Sprachen 1056.

2.4 In den einzelnen Gruppen sind vorhanden: Allgemeines, Sammlungs- und Konservierungstechniken, Biologische Institutionen 191 Titel; Naturwissenschaften (außer Biologie) 363; Allgemeine Biologie, Cytologie, Genetik, Abstammungslehre 73; Zoologie, Systematik 338; Anatomie, Ontogenese, Phylogenese 127; Physiologie, Ökologie, Ethologie 96; Faunen und Expeditionswerke, Zoogeographie 342.

2.5 In den nach den Tiersammlungen benannten Abteilungsbibliotheken befinden sich insgesamt 15 Monographien aus dem 16. Jh. Der Zahl der historischen Titel des 17. bis 19. Jhs ist in Klammern der Anteil aus dem 17., 18. und 19. Jh hinzugefügt. Im einzelnen sind vorhanden: Allgemeine Entomologie 534 Titel (10, 123, 401); Arachnida 219 (1, 10, 208); Aves 604 (3, 79, 522); Coleoptera 519 (-, 30,489); Crustacea 316 (2, 7, 307); Diptera 147 (1, 4, 142); Hymenoptera 209 (1, 13, 195); Drory-Bibliothek 1733 (49, 306, 1378); Lepidoptera 485 (-, 44, 441); Mammalia 708 (7, 47, 654); Mollusca 452 (4, 29, 419); Niedere Insekten 133 (-, 8, 125); Orthoptera 113 (1, 1, 111); Pisces 665 (2, 39, 624); Porifera, Echinodermata 448 (2, 27, 419); Reptilia, Amphibia 382 (3, 23, 356); Vermes 491 (2, 24, 465).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; bis 1974 nach PI, ab 1975 nach RAK]

Alphabetische Kataloge in den Kustodien

Signaturenbuch [nach Sachgruppen geordnet]

Zeitschriftenverzeichnis

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Gedruckte Quellen

Chronik, 1890-1938

4.2 Darstellungen

Lenz, S. 372-388

Alten, Christa; Muggelberg, Heidi: Spezialbibliotheken im Museum für Naturkunde. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität. Mathematisch-naturwiss. Reihe 19 (1970) S. 313-315 Muggelberg, Heidi: Zur Geschichte der Zweigstelle Museum für Naturkunde der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität: die Entstehung der Bibliothek des Zoologischen Museums in Berlin. In: Beiträge zur Arbeit der Universitätsbibliothek Berlin in Vergangenheit und Gegenwart. Berlin 1980, S. 99-111 Stresemann, Erwin: Odyssee einer Bibliothek. Nachgelassenes Manuskript für den Druck vorbereitet und annotiert von Ilse Jahn und Burkhard Stephan. In: Mitteilungen des Zoologischen Museums 67 (1991) Suppl. Ann. Orn. 15, S. 161-184

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Verzeichnis der Einzelwerke aus der Bibliothek der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin. Berlin 1908 [Dieses vor der Übernahme der Bibliothek durch das Museum für Naturkunde gedruckte Verzeichnis enthält die Bestände, gegliedert nach ihren neuen Standorten: Botanisches Museum, Geologisches Institut, Zoologisches Museum, Zoologisches Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule. Die Bestände wurden in die Bibliotheken eingearbeitet, das Verzeichnis dient nicht dem Standort-Nachweis.]

Verzeichnis der Zeitschriften, die im Gebäude des Museums für Naturkunde vorhanden sind, enthaltend die Zeitschriften des Zoologischen Museums, des Zoologischen Institutes, des Geologisch-Paläontologischen Institutes, der Deutschen Gesellschaft für Säugetierkunde, der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft, der deutschen Entomologischen Gesellschaft. In: Mitteilungen des Zoologischen Museums 14 (1929) Sonderheft 8

Die Zeitschriften der Drory-Bibliothek. Zusammengestellt von Käthe Richter. In: Archiv für Bienenkunde 3 (1921) S. 245-250

Stand: April 1995

Heidi Muggelberg


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.