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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Zweigbibliothek Rechtswissenschaft

Adresse. Universitätsplatz 10a, 06099 Halle (Saale) [Karte]
Telefon. (0345) 5 52 21 00 und 5 52 20 46
Bibliothekssigel. <Ha 11>

Unterhaltsträger. Land Sachsen-Anhalt
Funktion. Fakultätsbibliothek.
Sammelgebiete. Alle Gebiete der Staats- und Rechtswissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der Rechtsgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend 8-23 Uhr; Sonntag 13-23 Uhr. - Leihverkehr DLV über ULB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Reader-Printer, PC (OPAC).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linien 5, 7, 9) Richtung Stadtmitte bis Haltestelle Joliot-Curie-Platz. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 20 Minuten) über Leipziger Straße und Hansering. Parkmöglichkeiten am Universitätsring.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 In der 1694 gegründeten Friedrichs-Universität Halle hatte die Juristenfakultät zunächst die höchsten Hörerzahlen. Neben dem Vertreter des Naturrechtsdenkens und Aufklärungsphilosophen Christian Thomasius (1655-1728) zählte der aus Wittenberg nach Halle berufene Samuel Stryck (1676-1745) als hervorragender Kenner des römischen Rechtes zu den Ordinarien der Fakultät. Hervorzuheben ist auch der erste Professor für Kameralwissenschaft Simon Peter Gasser (1676-1745).

1.2 Mitte des 19. Jhs war die Fakultät erneut zur Wirkungsstätte für bedeutende Forscher geworden. 1875 wurde ein Juristisches Seminar gegründet. Der Buchbestand erhöhte sich durch Übernahmen aus anderen Bibliotheken, durch Schenkungen und Nachlässe, u. a. der Juristen Georg Petschek (1872-1947), Rudolf Joerges (1868-1957) und Hans Lücke. Als in den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jhs nach der Reichsgründung die Lehrmeinungen der bislang dominierenden Historischen Rechtsschule zunehmend durch den Rechtspositivismus verdrängt wurden, verließen angesehene Vertreter des römischen Rechtes, wie Ernst Eck (1838-1901), Alfred Pernice (1841-1901) oder Ernst Zitelmann (1852-1923), Halle nach kurzer Zeit, so auch die Hauptvertreter der " Interessenjurisprudenz" Philipp Heck (1858-1943) und Max Rümelin (1861-1931), die den vorherrschenden Positivismus soziologisch zu beleben suchten. Auch der bedeutende Schweizer Zivilrechtler Eugen Huber (1849-1923) gehörte der Fakultät nur von 1888 bis 1892 an.

1.3 Zwei Professoren, deren Tätigkeit Auswirkung auf die Erwerbungspolitik hatte, verdienen nähere Erwähnung. Franz von Liszt (1851-1919) stand in der Tradition der hallischen Strafrechtler, die seit Adolf Dochow (1844-1881) und Emil Brunnenmeister (1854-1896) zu den " Strafrechtsreformern" zählten. Liszt war Mitbegründer der Internationalen Kriminalistischen Vereinigung, errichtete in Halle ein eigenständiges kriminalistisches Seminar mit einem beachtlichen Handbestand und förderte das in der preußischen Rechtstradition sehr vernachlässigte Völkerrecht. Dagegen vertrat Rudolf Stammler (1856-1938) als Begründer einer neukantianischen Rechtsphilosophie die positivistische Position mit dem Versuch, einem gesellschaftstheoretisch fundierten Rechtsprimat Geltung zu verschaffen.

1.4 Die Bibliothek des Rechtswissenschaftlichen Seminars umfaßte 1936, neben 9000 Dissertationen fast ausschließlich des 20. Jhs, 16.000 Bde. Nach der Wiedereröffnung der Universität Halle im Februar 1946 änderte die Seminarbibliothek ihren Namen in Fakultätsbibliothek und 1969, mit der Eingliederung als Zweigbibliothek der ULB, in Sektionsbibliothek Staats- und Rechtswissenschaften. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 entstand ein immenser Bedarf an juristischer Literatur, um in Lehre und Forschung wieder an die traditionelle deutsche Rechtswissenschaft anknüpfen zu können. Im Jahre 1990 zählte der Bestand 115.000 Bde. Die bis Jahresende 1996 auf 173.000 Bestandseinheiten angewachsene und räumlich lange Zeit beengt untergebrachte Bibliothek befindet sich seit August 1998 im großzügig angelegten Neubau des Iuridicums der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Angaben zum historischen Bestand wurden durch Auszählen der Titel im Systematischen Katalog, der gleichzeitig Standortkatalog ist, ermittelt. Die Bibliothek besitzt insgesamt einen historischen Buchbestand von 2747 Titeln. Aus dem 16. Jh sind 18 Titel vorhanden, aus dem 17. Jh 86. Das 18. Jh ist mit 221 Titeln vertreten, und 2422 Titel liegen aus dem 19. Jh vor, davon 30 Zeitschriften. Der Großteil der Drucke (2367) ist in deutscher Sprache, 359 sind in Latein und 26 Titel in anderen Sprachen. Systematische Übersicht

2.2 Der historische Bestand ist systematisch aufgestellt. Die einzelnen Fachgruppen sind durch römische Zahlen gekennzeichnet. Teilweise erfolgt eine zusätzliche Untergliederung mit Hilfe beigefügter Buchstaben.

2.3 Die umfangreichste Gruppe ist die Rechtsgeschichte mit 1117 Titeln. Davon befassen sich 585 mit deutscher Rechtsgeschichte einschließlich 157 Quellenausgaben und 20 Werken zum Sachsenspiegel. Zum römischen Recht sind 460 Titel vorhanden, davon 70 römische Rechtsquellenausgaben. Zum Allgemeinen Preußischen Landrecht finden sich 143 Titel. Das deutsche Privatrecht umfaßt 281 Titel, davon stammen 210 Titel zum bürgerlichen Recht aus dem letzten Jahrzehnt des 19. Jhs. Sie befassen sich im wesentlichen mit den Entwürfen, Motiven und Texten des Bürgerlichen Gesetzbuches.

2.4 Zum Zivilprozeßrecht sind 199 Titel vorhanden, wovon 54 das ausländische Zivilprozeßrecht behandeln. Weiterhin liegen 313 Titel mit strafrechtlicher Thematik vor sowie 110 Bücher zum Strafprozeßrecht. Zum Staatsrecht sind 145 Titel vorhanden, zum Verwaltungsrecht 35 und zur Rechtsphilosophie und Rechtstheorie 94.

2.5 Des weiteren sind vertreten Kirchenrecht und Religionsgeschichte mit 109 Titeln, Geschichte der Rechtswissenschaft mit 13, Völkerrecht mit 43, Kolonialrecht mit 5, Bergrecht mit 25 sowie Entscheidungen und Fälle zum Privatrecht mit 44 Titeln. Von den 30 historischen Zeitschriften behandeln 27 das Privatrecht und 3 das Öffentliche Recht.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog bis 1990

[in Zettelform; nach RAK-WB]

Systematischer Katalog bis 1990

[in Zettelform; nach hauseigener Systematik; zugleich Standortkatalog]

OPAC ab 1991 Der Bestand ist bis 1990 im Zentralkatalog Sachsen-Anhalt nachgewiesen; ab 1991 im OPAC der ULB und im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV). Retrospektive Erfassung ist geplant.

Stand: Dezember 1998

Dorothea Rudolf

Erhardt Mauersberger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.