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Diözesan- und Pastoralbibliothek

Adresse.Haus St. Ulrich, Kappelberg 1, 86250 Augsburg [Karte]
Telefon.(0821) 3152-122
Telefax.(0821) 3152-263
Bibliothekssigel. <AKThB 107>

Unterhaltsträger.Diözese Augsburg
Funktion.Literaturversorgung des Seelsorgezentrums Haus St. Ulrich sowie des Bischöflichen Ordinariates.
Sammelgebiete.Pastoraltheologische, rechtliche, bistumsgeschichtliche Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten.Präsenzbibliothek. Be- grenzte Ausleihe möglich. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr.
Hinweise für anreisende Benutzer.Die Bibliothek befindet sich im Seelsorgezentrum Haus St. Ulrich hinter der Ulrichs-Basilika. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 3) bis Haltestelle Theodor-Heuss-Platz. Parkmöglichkeit in der Tiefgarage.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge der heutigen Diözesan- und Pastoralbibliothek (bis 1994 Bischöfliche Ordinariatsbibliothek) gehen in die erste Hälfte des 19. Jhs zurück. Die frühere Bibliothek des Domkapitels, auch Domstiftsbibliothek genannt, war in der Säkularisation an den bayerischen Staat gekommen. Eine neue Bibliothek für das Domkapitel wurde nicht mehr eingerichtet, statt dessen aber eine Bibliothek für das Bischöfliche Ordinariat, die auch den Kapitularen als Mitarbeitern der Diözesanverwaltung zugänglich war.

1.2 Als durch die Klosteraufhebungen 1803 die Mönche aus ihrem Wirkungsbereich vertrieben wurden, wurde der Bibliothekar und Archivar des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg P. Placidus Braun Bibliothekar und Archivar am Bischöflichen Ordinariat. Er übergab der Ordinariatsbibliothek die Bücher, die aus dem Kloster St. Ulrich und Afra stammten. In ähnlicher Weise verfuhr P. Ämilian Hafner, der letzte Abt von St. Mang in Füssen, der die Bücher seiner Klosterbibliothek P. Placidus Braun überließ.

1.3 Was in der Folgezeit durch Nachlässe und Schenkungen den Bestand vermehrte, ist heute nur noch auf Grund der z. Z. im Aufbau befindlichen Provenienzkartei zu rekonstruieren. So stammt ein großer Teil des Bestandes aus der Bibliothek von Karl Aloys Nack (1751-1821), Konventual des ehemaligen Reichstiftes Neresheim und späterem Domkapitular und Pfarrer von Druisheim, sowie aus der Bibliothek des Generalvikars Joseph Ignaz Lumpert (1751-1826), dem Kloster Neresheim und dem Kloster Roggenburg.

1.4 Die Räume, in denen die Bibliothek vor dem Zweiten Weltkrieg untergebracht war, sind nicht mehr erhalten. In den fünfziger Jahren wurde ein zweistöckiger Bibliothekssaal an den Domkreuzgang angebaut. Anfang der achtziger Jahre wurde ein Bibliothekar fest angestellt, seit 1989 ein zweiter, so daß mit einer kontinuierlichen Erschließung und Erweiterung des Bestandes begonnen werden konnte.

1.5 Im Jahre 1992 mußte der Bibliothekssaal geräumt werden, da die Räumlichkeiten dem im Bau befindlichen Diözesanmuseum angegliedert werden sollten. Nach einer Übergangszeit von zwei Jahren zog die Bibliothek im Dezember 1994 ins Haus St. Ulrich um, wurde mit der dortigen Pastoralbibliothek zusammengelegt und in Diözesan- und Pastoralbibliothek umbenannt. Die Altbestände blieben im Bischöflichen Ordinariat, werden jedoch vom Haus St. Ulrich aus mitverwaltet. Die Inkunabeln befinden sich aus Gründen der sachgemäßen Magazinierung seit 1977/78 im Archiv des Bistums Augsburg.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestandsbeschreibung beruht auf Stichproben an den Regalen und einer Auszählung der Titel am Alphabetischen Katalog. Die Werke vor 1900 sind nicht gesondert aufgestellt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek besitzt 32 Inkunabeln und insgesamt ca. 8500 Titel mit dem Erscheinungsjahr vor 1900 bei einem Gesamtbestand von ca. 25.000 Titeln. Davon entfallen auf das 16. Jh 371 Titel (4,4 Prozent), auf das 17. Jh 914 Titel (10,8 Prozent), auf das 18. Jh 3289 Titel (38,9 Prozent) und auf das 19. Jh 3850 Titel (45,5 Prozent). Die Inkunabeln sind fachlich den Gebieten Liturgik, Aszetik und Kirchenrecht zuzuordnen. Provenienzen sind vor allem die Klöster Isny, St. Salvator in Augsburg und Kloster St. Mang in Füssen. Die meisten Liturgica-Drucke stammen von Erhard Ratdolt aus Augsburg. Besonderheiten sind eine kolorierte deutsche Koberger-Bibel von 1483 und eine kolorierte Ausgabe der Richentalchronik.

2.3 Von den Werken des 16. Jhs sind 309 in Latein (83 Prozent) und 62 Titel (17 Prozent) in Deutsch. Von den Werken des 17. Jhs sind 783 Titel (85,6 Prozent) in Latein, 126 in Deutsch (13,8 Prozent) und 5 in Französisch. Von den Titeln des 18. Jhs sind 1785 (54,7 Prozent) in Latein, 1468 (44,6 Prozent) in Deutsch und 27 in Französisch. Von den Werken des 19. Jhs sind 326 (8,5 Prozent) in Latein, 3477 (90,3 Prozent) in Deutsch und 44 in Französisch und Englisch (1,1 Prozent).

Systematische Übersicht

2.4 Da kein Systematischer Katalog vorhanden ist und der Altbestand z. Z. katalogisiert wird, mußte die systematische Übersicht anhand der Neukatalogisate und durch Stichproben am Regal erstellt werden. Der Gesamtbestand kann in relativ wenige Großgruppen untergliedert werden.

2.5 Im Fach Bibel und exegetische Literatur befinden sich ca. 100 Bibelausgaben, vor allem aus dem 18. und 19. Jh. Schwerpunkt bildet mit zahlreichen Ausgaben die " Allioli-Bibel", übersetzt von Joseph Franz von Allioli (1795-1873), Domprobst von Augsburg. Die exegetische Literatur ist recht schwach vertreten. Hier sind nur wenige Bibelkommentare aus den verschiedenen Jahrhunderten vorhanden.

2.6 Auch die Gruppe Konzilsdekrete, Bullen, Synodalia ist nicht sehr umfangreich. Mehrere Sammlungen der Konzilsdekrete des Tridentinum, Sammlungen päpstlicher Verlautbarungen aus dem 17. bis 19. Jh sowie Synodalbeschlüsse aus Deutschland, besonders aus den süddeutschen Bistümern, sind hier zu nennen. Zur allgemeinen Konzilsgeschichte sind mehrbändige Werke aus dem 16. und 18. Jh vorhanden.

2.7 Die Literatur der Fachgebiete Moraltheologie und Dogmatik ist fast nur in Handbüchern und Sammelwerken vorhanden. Hier sind Autoren zu nennen wie Hermann Busenbaum SJ (1600-1668), Jakob Gretser SJ (1562-1625), Vincent de Conteuson OP (1641-1674), Juan Azor SJ (1536-1603), Adam Tanner SJ (1572-1623), Paul Laymann SJ (1574-1635), Giovanni Lorenzo Berti OESA (1696-1766) und vor allem Eusebius Amort, Augustinerchorherr in Polling (1692-1775), von dem allein 24 Titel vorhanden sind. Theologische Einzelstudien finden sich kaum.

2.8 Literatur zum Kirchenrecht bildet mit ca. 1000 Titeln einen der Schwerpunkte des Bestandes. Hier sind zahlreiche Kommentare zum allgemeinen Kirchenrecht aus dem 17. und 18. Jh vorhanden. Aus dem 19. Jh finden sich vor allem Handbücher verschiedener Autoren zum Kirchenrecht. Aus dem 18. und 19. Jh liegen dazu noch etliche Einzelarbeiten zum katholischen Ehe- und Ablaßrecht vor.

2.9 Nicht von der Titelzahl, sondern von der Bandzahl umfangreich ist die Literatur zur Kirchengeschichte. Mehrere Ausgaben der allgemeinen Kirchengeschichte von Claude Fleury (1640-1724) und Caesar Baronius (1538-1607) sowie Universalgeschichten anderer Autoren, vor allem aus dem 19. Jh, machen hier den Großteil des Bestandes aus. Einzelarbeiten sind fast nur zur Geschichte des Bistums Augsburg und der angrenzenden Bistümer vorhanden.

2.10 Einen weiteren Schwerpunkt bildet mit ca. 1000 Titeln das Fach Homiletik. Neben einzelnen Predigten umfassen sie Predigtsammlungen der Augsburger Domprediger Caspar Mändl SJ (1655-1728), Franz Xaver Pfyffer (1680-1750), Franz Neumayer SJ (1697-1765), Aloys Merz (1727-1792) und Georg Zeiler (1739-1800). Die Predigtsammlungen stammen überwiegend von Priestern aus der Diözese Augsburg.

2.11 Die Pastoraltheologie ist hauptsächlich durch Werke von Johann Michael Sailer (1751-1832) vertreten. Zahlreich sind daneben die Werke zur Ehe- und Bußpastoral aus dem 18. und 19. Jh. Zur Gruppe Katechetik und Pädagogik zählen ca. 50 verschiedene Katechismusausgaben, vor allem Katechismen für die Diözese Augsburg und von Petrus Canisius SJ (1521-1597). Dazu kommen noch aus dem Ende des 18. Jhs und aus dem 19. Jh Handbücher für die katholische Erziehung im Religionsunterricht.

2.12 In der Gruppe Recht ist der weitaus größte Teil des Bestandes mit über 2000 Titeln dem allgemeinen Recht zuzuordnen. Hier ist der Anteil vom 16. bis 19. Jh gleichbleibend hoch. Gesetzessammlungen und Sammlungen von Reichsabschieden bilden den Grundstock. Hervorzuheben sind zahlreiche Ausgaben des Codex Iuris Bavarici, des Codex Iuris Civilis und Kommentare zu diesen Werken. Als Autoren sind zu nennen Christoph Haunold SJ (1610-1689), Johannes Brunnemann (1608-1672), Johann Jakob Moser (1701-1785) und Matthias Berlich (1586-1638). Aus dem 19. Jh sind zahlreiche Gesetzes- und Verordnungssammlungen zum Recht in Bayern und den bayerischen Bezirken vorhanden. Einzelarbeiten beziehen sich vor allem auf Besitzungs- und Besetzungsstreitigkeiten.

2.13 Die Profangeschichte ist stark auf den süddeutschen Raum konzentriert. Es finden sich hier u. a. Werke des Augsburger Stadtschreibers Marcus Welser und die Schwäbische Chronik von Martin Crusius (1526-1607), daneben einige Quellenwerke und Sekundärliteratur zum Westfälischen Frieden aus dem 18. Jh (u. a. Johann Gottfried von Meier).

2.14 Die zweitgrößte Gruppe bildet mit ca. 1500 Titeln die aszetische Literatur. Hier sind aus dem 16. und 17. Jh vor allem jesuitische Autoren vorhanden, z. B. Jeremias Drexel (1581-1638), sowie zahlreiche Ausgaben der Imitatio Christi von Thomas a Kempis. Aus dem 18. und 19. Jh überwiegen aszetische Autoren aus der Diözese Augsburg, z. B. Karl Aloys Nack (1751-1821). Zahlreich ist auch der Bestand an Bruderschaftsbüchern von Bruderschaften aus der Diözese Augsburg.

2.15 An Biographien finden sich fast ausschließlich Heiligenbiographien, vor allem Sammelwerke, z. B. von Aegidius Albertinus (1560-1620), Dionysius von Luxemburg (1651-1703), Alban Butler (1710-1773), dazu noch regionale Sammelbände wie die Bavaria Sancta von Matthäus Rader (1561-1634).

2.16 Erwähnenswert sind außerdem ein Bestand von über 100 Dissertationen aus dem 17. und 18. Jh, vor allem theologischen und juristischen Inhalts aus den Universitäten Dillingen, Ingolstadt und Innsbruck, überdies ca. 100 Titel " Jesuitica" aus dem 18. Jh und aus dem 19. Jh eine Sammlung von Schriften der Aftermystiker aus der Diözese Augsburg (z. B. Martin Boos, Johann Goßner).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach RAK-WB; wird z. Z. für den Gesamtbestand erstellt]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform; wird z. Z. für den Gesamtbestand erstellt]

Provenienzkartei

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Ruland, Anton: Geschichtliche Notizen über die ehemalige Domstiftsbibliothek zu Augsburg. In: Archiv für die Geschichte des Bistums Augsburg (1856) S. 1-142

Thummerer, Hilda: Die Bischöfliche Ordinariatsbibliothek Augsburg. In: ABI-Technik (1987) Nr. 2, S. 162

Stand: Februar 1991

Engelbert Schwegele

(ergänzt 1997)


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.