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Bibliothek des Naturhistorischen Museums im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg

Adresse. Schloßbezirk 1, 07407 Rudolstadt
Telefon. (03672) 42 90 10 und 42 90 30
Unterhaltsträger. Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Allgemeine Naturwissenschaften, besonders Konchyliologie, Petrefaktenkunde und Entomologie.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek.

Benutzung nach Vereinbarung während der Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 10-17 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) zur Heidecksburg.

A 4 (E 40), Ausfahrt Weimar, B 85, oder Ausfahrt Jena-Göschwitz, B 88; A 9 (E 49/51), Ausfahrt Hirschberg über Saalfeld nach Rudolstadt. Parkplatz vor dem Schloßgebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Gründungsjahr des Fürstlichen Naturalienkabinetts Rudolstadt und seiner Bibliothek, der heutigen Bibliothek des Naturhistorischen Museums im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg, ist 1757. Die Bibliothek des Naturalienkabinetts bestand unabhängig von der 1778 aus der Ludwigsburg auf die Heidecksburg verbrachten, von Fürst Ludwig Günther (1708-1790; reg. seit 1767) angelegten " Oberen Hofbibliothek", die ebenfalls zur allgemeinen Benutzung freigegeben war. Parallel zu den naturkundlichen Sammlungen entstand eine alle drei traditionellen " Naturreiche" umfassende, bis heute fortgeführte Bücher- und Zeitschriftensammlung. Sie diente von Anfang an nicht nur " der Befriedigung einer schönen Sammelleidenschaft", sondern war unmittelbar auf die wissenschaftliche Erschließung und Dokumentation der Naturalia gerichtet. Ihre Entstehung verdankt sie dem großen Interesse ihres Gründers, des (Erb-) Prinzen Friedrich Carl (1736-1793), seit 1790 Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, an den Erscheinungen der Natur.

1.2 Friedrich Carl pflegte persönliche Beziehungen freundschaftlich-fachlicher Art zu einigen hochangesehenen Naturforschern seiner Zeit, besonders zu Johann August Ephraim Goeze (1731-1793, Quedlinburg), dem Arzt Friedrich Heinrich Wilhelm Martini (1729-1778, Berlin), dem Pfarrer Johann Samuel Schröter (1735-1808, Buttstädt und Weimar) und zu Johann Ernst Immanuel Walch (1725-1778, Jena). Ihre Werke fanden zum großen Teil Eingang in die Bibliothek des Naturalienkabinetts. Manche davon wurden im Hinblick auf einzelne Objekte der Sammlung angeschafft, andere wurden Friedrich Carl gewidmet, z. B. der dritte Band (1777) des für die damalige Zeit wissenschaftlich hervorragenden Martinischen Conchylien-Cabinets, das mit dem Begleittext " Seiner Hochfürstlichen Durchlaucht, dem Erbprinzen Friedrich Karl von Schwarzburg-Rudolstadt, in Unterthänigkeit gewidmet vom Verfaßer" überreicht wurde.

1.3 Nach 1800 erlaubte der Etat für das Naturalienkabinett bzw. das Naturhistorische Museum Anschaffungen von Literatur nur in einem bescheidenen Maße. Die Entwicklung einer Aktualität und Vollständigkeit anstrebenden Spezialbibliothek war daher unmöglich. Die von Friedrich Carl gesetzten Sammelschwerpunkte Konchyliologie und Petrefaktenkunde wurden im 19. Jh im Rahmen des Möglichen weitergepflegt.

1.4 Der früheste erhaltene Bibliothekskatalog des Naturalienkabinetts stammt aus dem Jahre 1836 und wurde von seinem Kustos Dr. Carl August Ferdinand Otto (1810-1872) entworfen (1853 revidiert). Er gliederte den Bestand in die Abteilungen Naturgeschichte, Physikalische Geographie, Physik, Chemie, Medizin, Altertumskunde, Technologie und Enzyklopädie, wobei auf die Naturgeschichte mit 9 Gruppen (Allgemeine Naturgeschichte und Naturphilosophie, Botanik, Zoologie, Zootomie, Anthropologie, Geognosie und Geologie, Paläontologie, Mineralogie) und zahlreichen Untergruppen die überwiegende Zahl der Titel entfiel.

1.5 Insgesamt umfaßte die Büchersammlung im Jahre 1836 463 Titel (827 Bde), von denen über 80 Prozent im 18. Jh und früher erschienen waren. Otto aktualisierte den Katalog bis mindestens 1869, der dann 547 Titel (947 Bde) nachwies. Ein Verzeichnis, das offenbar 1872, also kurz nach Ottos Tod, von A. Motry (sehr wahrscheinlich im Auftrage des neuen Kustos, Prof. Dr. Julius Speerschneider, 1825-1903) geschrieben wurde, benennt 1196 Bde. Der Bestandszuwachs seit 1869 geht offensichtlich auf " Abgaben" aus der Fürstlichen öffentlichen Bibliothek (der späteren Landesbibliothek) zurück. Nachdem schon 1836 aus derselben 82 Titel (170 Bde) an das Naturalienkabinett abgegeben worden waren, folgten gelegentlich weitere. Mit diesen Umsetzungen von Teilbeständen aus dem Fundus der Fürstlichen öffentlichen Bibliothek verband sich die von dem Bibliothekar Ludwig Friedrich Hesse (1783-1867) und von dem Oberaufseher des Naturalienkabinetts Johann Heinrich Scheller (1779-1858) gleichermaßen getragene und von " allerhöchster Stelle" gebilligte Absicht, naturhistorische Literatur in diesem Museum zu konzentrieren. Unberührt davon blieb wegen vertragsrechtlicher Barrieren (bis ungefähr 1950) nur der Bestand der 1804 vom Fürsten erworbenen von Ketelhodtischen Bibliothek (s. Rudolstadt, Historische Bibliothek, 1.12-1.13). Aufgrund dieser Umschichtungen und der enormen Verluste um 1950 sind die Bestände an naturkundlicher Literatur in der Historischen Bibliothek der Stadt Rudolstadt, die vor kurzem eruiert wurden, relativ bescheiden.

1.6 Im Jahre 1859 hatte ein Brand besonders Teile der Mineraliensammlung im Naturalienkabinett stark in Mitleidenschaft gezogen. In der Folge sah man sich veranlaßt, den nominellen Wert der Sammlungen zwecks Abschluß einer Feuerversicherung zu beziffern. Dabei standen die gedruckten Bücher nach den Mineralien und Conchylien stets an dritter Stelle (1860 1710 Taler, 1870 1905 Taler, 1885 6000 Mark).

1.7 Bis zur Fürstenenteignung 1919 befand sich das Naturalienkabinett mit seiner Bibliothek im Stadtschloß Ludwigsburg. Bereits seit 1821 waren beide " zum Gebrauch des dazu qualifizierten Publikums" geöffnet. Außerdem unterlag die Büchersammlung des Naturalienkabinetts seit 1836 auch dem für die Fürstliche öffentliche Bibliothek geltenden Benutzungsreglement. Am 26. November 1919 erfolgte die Umlagerung der Bestände in den Nordwestflügel von Schloß Heidecksburg, wo alle Sammlungen nunmehr als Staatliches Naturhistorisches Museum Rudolstadt bezeichnet ab dem 5. Juni 1921 wieder öffentlich zugänglich waren.

1.8 Im Jahre 1944 beschloß das Thüringische Ministerium für Volksbildung die Auflösung des Naturhistorischen Museums. Die Aufteilung der Museumsbestände war bis zum Herbst desselben Jahres schon weit vorangeschritten. Allerdings sollte die Büchersammlung davon nicht betroffen sein. Sie wurde nach einem Schreiben vom 12. September 1944 " in mehr[er]en Lagen Papier und in Kisten gut verpackt und in dem trockenen und verhältnismäßig sicheren früheren fürstlichen Rotweinkeller mit Erlaubnis der Frau Fürstin untergebracht". Sie sollte " in Rudolstadt bleiben und später auf Heimatmuseum, Schloßbibliothek und ev. Landesbücherei verteilt werden". Trotz dieser Vorgaben bildete das Naturhistorische Museum mit seiner Bibliothek bis zur Gründung der Staatlichen Museen Heidecksburg im Jahre 1950 eine selbständige Einrichtung (zuletzt des Thüringischen Ministeriums für Volksbildung in der Verwaltung des Landkreises Rudolstadt).

1.9 In den vierziger und fünfziger Jahren des 20. Jhs sind manche Kostbarkeiten aus der Bibliothek des Naturhistorischen Museums abhanden gekommen, darunter neben dem Clerckschen Insektenwerk von 1759 auch August Johann Roesel von Rosenhofs sehr seltene Insecten-Belustigung(en) (Nürnberg 1746-1761).

1.10 Im 20. Jh erfuhr die Bibliothek Zuwendungen unterschiedlicher Art. 1927 schenkte Arnold Sigismund († 1932) dem Naturhistorischen Museum 59 meist geologisch-paläontologische Werke aus dem 19. Jh. Aus dem Besitz des Städtischen Altertumsmuseums Rudolstadt kamen 1948 weitere 86 Titel (102 Bde). Davon gehörten nicht wenige ursprünglich zur Privatbibliothek des Arztes, Schriftstellers und Lehrers Berthold Sigismund (1819-1864). 1950 wurde auch die Lehrerbücherei des Gymnasiums Rudolstadt aufgelöst, aus der 128 Bde und 1077 geologische Karten nebst Erläuterungen übernommen und vor der drohenden Vernichtung oder Zerstückelung der Sammlung bewahrt werden konnten.

1.11 Als 1950 362 Titel (etwa 750 Bde), durchweg historische Werke, aus dem Naturhistorischen Museum als Dauerleihgabe an das Haeckel-Haus in Jena übergeben wurden, gelangten dorthin vermutlich im selben Zuge, aber unkontrolliert, auch zahlreiche Bände naturkundlichen Inhalts aus der Landesbibliothek Rudolstadt. Im Einvernehmen mit der Thüringer Landes- und Universitätsbibliothek Jena konnten im Juli 1993 diese bis dahin für die universitäre Forschungs- und Bildungsarbeit genutzten Werke (704 Titel in 1371 Bdn) " en bloc" wieder nach Rudolstadt zurückgeführt werden, wo sie in der Bibliothek des Naturhistorischen Museums im Thüringer Landesmuseum im Schloß Heidecksburg Aufstellung fanden. Bereits 1953 erhielten die Staatlichen Museen Heidecksburg 504 meist naturkundliche Bände aus den historischen Beständen der damals in Auflösung begriffenen Landesbibliothek Rudolstadt; danach folgten weitere, darunter offenbar auch Titel aus der von Ketelhodtischen Bibliothek.

1.12 Mit der Gründung der Staatlichen Museen Heidecksburg (1950) verblieb das Naturhistorische Museum einschließlich der Sammlungen und der Bibliothek als Teil des Museumskomplexes im Nordflügel. Seit September 1994 stehen ihm wieder (nach zehnjähriger Schließung) eigene Ausstellungsräume zur Verfügung, in denen ein Schaumagazin (vorwiegend mit Koral len-, Insekten-, Vogel- und Säugetiersammlungen) und ein rekonstruiertes Naturalienkabinett aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs zu sehen sind.

1.13 Aus rein praktischen Gründen wurden die Literatur aus dem 18. Jh und ältere Titel in die 1992 rekonstruierte Schloßbibliothek im Westflügel von Schloß Heidecksburg integriert. Die Literatur aus dem 19. Jh und jüngeren Datums befindet sich, gleichfalls in Regalen nach Sachgruppen aufgestellt, in unmittelbar räumlicher Nachbarschaft im Nordflügel. Die der Forschung dienende und zu Ausstellungszwecken herangezogene Arbeitsbibliothek wird laufend ergänzt. Seit 1988 erscheint das Jahresjournal Rudolstädter Naturhistorische Schriften mit Beiträgen vor allem zur Wissenschaftsgeschichte, Geologie, Paläontologie, Botanik und Zoologie. Im Tausch mit dieser Schriftenreihe werden Periodika aus dem In- und Ausland für die Bibliothek des Naturhistorischen Museums erworben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Eine gründliche Erfassung und Bearbeitung der Sammlung steht noch aus. Alle angegebenen Bestandsgrößen bedürfen darum der Überprüfung. 1952 waren 2152 Bde registriert worden. Der Gesamtbestand einschließlich der jüngsten Zugänge bis 1994 mag mindestens 5000 Bde umfassen. Davon gehören 3327 Bde (66,5 Prozent) dem historischen Bestand an (16. Jh 14; 17. Jh 141, 4,3 Prozent; 18. Jh 1102, 33,1 Prozent; 19. Jh 2070, 62,2 Prozent).

2.2 Die Werke sind zu 85,2 Prozent (2835 Bde) deutschsprachig (16. Jh 7, 17. Jh 82, 18. Jh 760, 19. Jh 1986), französisch sind 7,8 Prozent (261 Bde; 17. Jh 2, 18. Jh 187, 19. Jh 72) und lateinisch 6,1 Prozent (203 Bde; 16. Jh 7, 17. Jh 56, 18. Jh 132, 19. Jh 8). In englischer Sprache liegen 7 Bde vor (18. Jh 5, 19. Jh 2) und in sonstigen Sprachen 21 Bde (17. Jh einer, 18. Jh 18, 19. Jh 2). Systematische Übersicht

2.3 Der Gesamtbestand ist noch nicht systematisch erschlossen. Er umfaßt die gesamte Breite der naturwissenschaftlichen Disziplinen bis hin zur Völkerkunde und Technik. Thematische Hauptgruppen bilden (in dieser Reihenfolge) Zoologie, Botanik, Allgemeine Naturgeschichte, Geologie und Paläontologie, außerdem naturkundliche Periodika. Aufgrund der mangelhaften Erschließung werden jeweils nur einige Titel hervorgehoben.

2.4 Im Bereich der Zoologie (1836 56 Titel) liegen die vorwiegend im Spezialgebiet der Konchyliologie angesiedelten zahlreichen Werke des Thüringers Johann Samuel Schröter in einer fast vollständigen Sammlung vor. Ebenso gut vertreten ist das Gesamtwerk des Engländers Martin Lister (1638-1712). Ein Vergnügen der Augen und des Gemüths, in Vorstellung einer allgemeinen Sammlung von (Schnecken und) Muscheln und andern Geschöpfen, welche im Meer gefunden werden bietet das in Nürnberg von 1764 bis 1773 erschienene Werk von Georg Wolfgang Knorr (und Erben). Für die damalige Zeit umfassenden Charakter besaßen auch die reich illustrierten Werke von Eugen Johann Christoph Esper, Die Schmetterlinge in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen. Theil 1: Europäische Gattungen (Erlangen 1777-1794), und des aus Weißensee in Thüringen stammenden Johann Christian Daniel Schreber, Die Säugthiere in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen (Erlangen 1775-1835), fortgesetzt von A. Goldfuß und J. A. Wagner. Brehms Illustriertes Thierleben (Hildburghausen und Leipzig 1863-1869) ist vollständig auch in der 2. Auflage (1876-1880) vorhanden.

2.5 Die Gruppe Botanik (1836 55 Titel) enthält das als das älteste Kräuterbuch geltende Contrafayt Kreüterbuch (Straßburg 1532; Erstdruck 1530 in Latein) von Otto Brunfels und das New Kräuterbuch von Pietro Andrea Matthioli in zwei handkolorierten Exemplaren aus verschiedenen (von insgesamt über 60) Auflagen (die eine von 1563, die andere von 1611). Als Rarität (Naturselbstdruck) gilt das guterhaltene, nicht kolorierte Exemplar der Erstauflage von Johann Hieronymus Kniphofs Botanica in Originali, Das ist: Lebendig Kräuter-Buch, Worinne Nach ihrer vollkommenen Schönheit alle in hiesigen Landen wachsende Garten Gewächse Vorgestellet werden (Erfurt 1733). Es befand sich bis zur Restaurierung 1990 im Volkskundemuseum Thüringer Bauernhäuser, einer Außenstelle des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg. Ein weiteres herausragend illustriertes Werk ist Johann Christian Daniel Schreber, Beschreibung der Gräser nebst Abbildungen nach der Natur (Leipzig 1769-1810). Die von dem aus Sundremda bei Rudolstadt stammenden Jonathan Karl Zenker (1799-1837) begründete, u. a. von Dietrich Franz Leonhard von Schlechtendal fortgeführte Flora von Thüringen und den angrenzenden Provinzen ist sowohl in der ersten (1836-1855) als auch der zweiten (1855) Auflage vorhanden.

2.6 In der Sachgruppe Allgemeine Naturgeschichte (1836 43 Titel) finden sich einige großformatige und zum Teil reich illustrierte Werke mit Beschreibungen von Naturalienkabinetten und ihren Sammlungen, so Andrea Chioccos Musaeum Franc. Calceolarii jun. Veronensis a Benedicto Cernto (Verona 1622), Olao Worms Museum Wormianum seu historia rerum rariorum (Kopenhagen 1655), Michael Bernhard Valentinis Musei Museorum oder Der vollständigen Schau Bühne fremder Naturalien Zweyter Theil (Frankfurt a. M. 1714) und Ernst Hebenstreits Museum Richterianum continens fossilia animalia vegetabilia mar. (Leipzig 1743). Auch die von Caspar Friedrich Neickelio (eigentl. Einkel), einem Hamburger Kaufmann, verfaßte und von Johann Kanold überarbeitete Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern (Leipzig und Breslau 1727) bietet aufschlußreiche Einblicke in die Geschichte der Naturmuseen. In der kleinen Sammlung von Schriften über Sammeln, Präparieren, Aufstellen und Erhalten von Naturkörpern sei das anonym erschienene Handbuch bey Anordnung und Unterhaltung natürlicher Körper so wohl in großen als kleinen Sammlungen in Naturalienkabinettern für die Liebhaber der Naturgeschichte (Leipzig 1784) genannt. Dem " Schwartzburg-Rudolphstädtischen Erb-Printzen Herrn Johanni Friderico gewidmet" ist die von dem aus Nordhausen stammenden Friedrich Christian Lesser verfaßte Lithotheologie (Hamburg 1735). Für die Gruppe der frühen populär-aufklärerischen Schriften sei Anton Friedrich Büschings Unterricht in der Naturgeschichte für diejenigen, welche noch wenig oder gar nichts von derselben wissen ... (Preßburg und Pest 1776) erwähnt.

2.7 Im Bereich der Paläontologie und Geologie ist einer der ersten Versuche einer Gesamtübersicht über diesen Wissenschaftszweig zu erwähnen, Die Naturgeschichte der Versteinerungen zur Erläuterung der Knorr'schen Sammlung von Merkwürdigkeiten der Natur (Nürnberg 1768-1773), die ab Band 2 von Johann Ernst Immanuel Walch herausgegeben wurde, seit 1750 Professor für Philosophie in Jena. Die gut erhaltenen, in Leder gebundenen Folianten erhielt der Erbprinz Friedrich Carl aus der Hand des Verfassers. In Teil 2 ist der Zahn eines Mastodon abgebildet, der heute noch im Naturhistorischen Museum vorhanden ist. Einige Trilobiten in jener Sammlung dienten zur Vorlage für Abbildungen in Jonathan Karl Zenkers Beiträge(n) zur Naturgeschichte der Urwelt (Jena 1833). Auch er wirkte seit 1825 an der Jenaer Universität, zunächst als Botaniker, später als Professor der Medizin.

2.8 Charles Lyell (1797-1875) besuchte 1860 das Fürstliche Naturalienkabinett Rudolstadt. Von ihm sind The geological evidences of the antiquity of man with remarks on theories of the origin of species by variation (London 1863) vorhanden. Zahlreich sind frühe geologische, den Bergbau betreffende Schriften, darunter Lazarus Erckers Beschreibung aller fürnemsten Mineralischen Ertzt unnd Bergkwercks arten (Frankfurt a. M. 1598), Johann Friedrich Henkels Pyritologia oder: Kieß-Historie (Leipzig 1725 und 1754), Joseph von Sperges' Tyrolische Bergwerksgeschichte ( Wien 1765), Buffons Histoire naturelle des minéraux (Paris 1783-1787), Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebras Erfahrungen vom Innern der Gebirge (Dessau und Leipzig 1785) und Karl Amandus Kühns Handbuch der Geognosie (Freiberg 1833-1836) mit der Notiz der " Fürstl. Eisenhütte zu Katzhütte gehörig".

2.9 An Zeitschriften und Schriftenreihen besitzt die Bibliothek etwa 900 Bde. Darunter befinden sich die Physikalische Bibliothek, hrsg. von Johann Christian Polykarp Erxleben (Bd 1-4, Göttingen 1775-1779), Der Naturforscher, anfangs hrsg. von Johann Ernst Immanuel Walch (Stück 1-29, Halle 1774-1802), mit Beiträgen über Sammlungsobjekte des Fürstlichen Naturalienkabinetts Rudolstadt, sowie die Beschäftigungen der Berlinischen Gesellschaft Naturforschender Freunde (Bd 1-4, Berlin 1775-1779) und deren Fortsetzung Schriften der Berlinischen Gesellschaft naturforschender Freunde (Bd 1-10, Berlin 1780-1790) mit einem Universalregister (1794) zu beiden Schriftenreihen dieser Gesellschaft, der [Fürst] Friedrich Carl als Mitglied angehörte.

2.10 Vorhanden sind weiterhin Der teutsche Obstgärtner oder gemeinschaftliches Wagnis des Obstbaues in Deutschland, begründet von dem Pfarrer zu Kleinfahner Johann Volkmar Sickler (Bd 1-22, Weimar 1794-1804), die Gemeinnützige(n) Spaziergänge auf alle Tage im Jahr für Eltern, Hofmeister, Jugendliche und Erzieher, hrsg. von Christian Carl André und Johann Matthäus Bechstein (Bd 1-5, unvollständig, Braunschweig 1791-1792), und die von dem Jenaer Medizin- und Pharmazie-Professor Lorenz Oken betreute Isis oder Encyclopädische Zeitung in einem unvollständigen Exemplar (Bd 1-31, Jena, später Leipzig 1817-1848) mit den Provenienzvermerken " Dem Casino zu Rudolstadt gehörig" und " In [der] Bibliothek [des] Fürsten Friedrich Günther". Von Oken ist u. a. auch die Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände (Stuttgart 1833-1843) vorhanden.

2.11 Das Weltall, ein Blatt für populäre Naturkunde (Jg. 1854), wurde dem " Fürstl. Naturalien-Kabinette von den Mitlesern dieser, nach dem ersten Jahr ihres Erscheinens wieder eingegangenen Zeitschrift" geschenkt. Die Monatsschrift für Gebildete aller Stände Das Wetter (Jg. 1-8, 1885-1891) stammt " aus der Provenienz der Meteorologischen Gesellschaft zu Rudolstadt". Schließlich sind die Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographischer Anstalt (Jg. 1-70, Gotha 1856-1924) fast sieben Jahrzehnte hindurch lückenlos vorhanden.

2.12 In ihrer Gesamtheit zeichnet sich die Büchersammlung weniger durch ihren Umfang als vielmehr durch eine ansehnliche Anzahl von Kostbarkeiten aus. In der Literatur ist darauf mehrfach Bezug genommen worden. Fürst Friedrich Carl, der alle seine bibliophilen Erwerbungen jeweils auf dem Titelblatt handschriftlich signierte, hat sie 1790 in den Privat-Nachrichten von meinem Naturalien Kabinette beschrieben. Unter den Werken, die er darin erwähnte, sind das berühmte Regenfußische-Conchylien-Werk, Auserlesene Schnecken, Muscheln und andre Schaalthiere (Kopenhagen 1758) mit der Notiz: " Aus der Verlassenschaft des seel. D. Martini zu Berlin erstanden" -, Carl Clercks Suenska Spindla (araneae Suecicae) (Stockholm 1757), Martin Listers Historiae [sive] Synopsis methodicae conchyliorum, libri 4 (London 1684), Friedrich Heinrich Wilhelm Martinis Neues Systematisches Conchylien-Cabinet (ab Bd 4 von J. H. Chemnitz, Nürnberg 1769-1788), Antoine-Joseph Dezallier d'Argenvilles La Conchyliologie (Paris 1780) und Maria Sybilla Merians Deer rupsen begin, Voedzel, en wunderbaare Verandering ([Amsterdam] 1717).

2.13 Weiterhin nannte Friedrich Carl einige Werke, die er sukzessive von seiner Schwester geschenkt bekam, z. B. Pierre François Davilas Catalogue systématique et raisonné des curiosités de la nature et de l'art (Paris 1767), Pehr Forskals Descriptiones animalium (hrsg. von Carsten Niebuhr, Kopenhagen 1775) sowie dessen Icones rerum naturalium (Kopenhagen 1776). Hervorgehoben wurden ferner die Thier-Geschichte der nördlichen Polar-Länder von Thomas Pennant (übersetzt von Ernst August Wilhelm von Zimmermann, Berlin 1787), die Natur-Geschichte der Vögel (Bd 1-15, Berlin 1772-1789) von Buffon, übersetzt von Friedrich Heinrich Wilhelm Martini, die Tabula affinitatum animalium, olim academico specimine edita, nunc uberiore commentario illustrata (Straßburg 1783) von Jean Hermann, Professor der Naturgeschichte in Straßburg, Neue nordische Beyträge zur physikalischen und geographischen Erd- und Völkerbeschreibung, Naturgeschichte und Oekonomie, hrsg. von Peter Simon Pallas (Bd 1-4, 1781-1787), die Anfangs-Gründe der Mineralogie (Berlin und Stettin 1785) von Richard Kirwan, übersetzt von Lorenz Florenz Friedrich von Crell, und die Reisen durch die Alpen (Leipzig 1781-1788) von Horace-Benedicte de Saussure. Als besondere Kostbarkeiten betrachtete Fürst Friedrich Carl die seltenen Werke von Ulisse Aldrovandi und von Robert Fludd.

2.14 Die von den Kustoden des Fürstlichen Naturalienkabinetts zu Rudolstadt verfaßten Werke befinden sich fast vollständig in der Bibliothek, darunter der Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte, nebst einem Versuch, den Ursprung der Sprache zu finden (Frankfurt und Leipzig 1773) von Georg Christian Füchsel (1721-1773), Die Conchylien im Cabinette des Herrn Erbprinzen von Schwarzburg-Rudolstadt (Rudolstadt 1786) von Christoph Ludwig Kämmerer (1755-1797) und dessen Nachtrag zu den Conchylien im Fürstlichen Cabinette zu Rudolstadt (Rudolstadt 1791) sowie Der Schlüssel zur Botanik (Rudolstadt 1835) und Die vorzüglichsten, in Thüringen wildwachsenden Giftpflanzen (Rudolstadt 1834) von Carl August Ferdinand Otto.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Systematischer Katalog

[in Zettelform; 1953 entstanden, 25 Sachgruppen, nicht vollständig]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; 1990 auf der Grundlage des Systematischen Kataloges entstanden]

EDV-gestützter Katalog [geplant]

3.2 Historische Kataloge

Verzeichniß der Bücher des Fürstlichen Naturaliencabinets. Von Carl August Ferdinand Otto

[in Listenform; systematische Anordnung, Kurztitelaufnahmen; 1836 entstanden, 1853 revidiert]

Catalog der Bibliothek im Naturalien[cabinet]. Geführt von A. Motry

[in Listenform; systematische Anordnung, Kurztitelaufnahmen; um 1872 entstanden]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archiv Naturhistorisches Museum: Schreiben vom 12. September 1944 [betrifft Auslagerung des Bestandes und zukünftige Entwicklung]

H, IVa, Nr. 31 [enthält von Fürst Friedrich Carl Privat-Nachrichten von meinem Naturalien-Kabinette, 1790]

4.2 Darstellungen

Goeze, Johann August Ephraim: Fünfte Reise ins Thüringische zum Unterricht und Vergnügen der Jugend. Leipzig 1787

Meusel, Johann Georg: Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichnis der jetztlebenden teutschen Künstler. Nebst einem Verzeichniss sehenswürdiger Bibliotheken, Kunst-, Münz- und Naturalienkabinette in Teutschland und in der Schweiz. Teil 2. Lemgo 1789 [S. 376 f. über das Fürstl. Naturalienkabinett, in der 2. Aufl., Bd 3, Lemgo 1814, S. 496 f.]

Hesse, Ludwig Friedrich: Rudolstadt und Schwarzburg nebst ihren Umgebungen, historisch und topographisch dargestellt. Rudolstadt 1816 (Taschenbuch, der Geschichte und Topographie Thüringens gewidmet 1) [S. 103 und XXXIV über das Naturalien-Kabinett] Mey, Eberhard: Daten zur Geschichte des Naturhistorischen Museums Rudolstadt/Thür. In: Rudolstädter naturhistorische Schriften 1 (1988) S. 3-19

Henkel, Jens: Geschichte und Gegenwart einer fürstlichen Büchersammlung. In: Jahrbuch. Landkreis Rudolstadt (1994) S. 138-144 [Hinweis auf die Bibliothek des Naturalien-Kabinetts S. 144] Schütterle, Michael: Die Historische Bibliothek der Stadt Rudolstadt. Geschichte und Sammlungen im Überblick. Rudolstadt 1995 Mey, Eberhard: Das " Fürstliche Naturalienkabinett zu Schwarzburg-Rudolstadt" im Spiegel der Zeit. In: Museumskunde 61 (1996) Heft 1, S. 20-25 Mey, Eberhard: Manuskripte und ornithologische Literatur in der Bibliothek des " Fürstlichen Schwarzburgischen Naturalienkabinetts Rudolstadt" bis zum Jahre 1900. In: Die historischen Bibliotheken Rudolstadts [in Vorbereitung]

Stand: Oktober 1998