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Archivbibliothek beim Stadtarchiv

Adresse. Badenstr. 13, 18439 Stralsund [Karte]
Telefon. (03831) 29 33 20 und 29 42 65 (Außenstelle Johanniskloster)
Telefax. (03831) 29 33 20
Bibliothekssigel. <120>

Unterhaltsträger. Stadt Stralsund
Funktion. Historische Bibliothek mit wissenschaftlichen und kulturellen Aufgaben.
Sammelgebiete. Stralsundia, Pomeranica, Hanseatica, Schilliana, Arndtiana.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbenutzung im Lesesaal des Stadtarchivs. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 8-17 Uhr. Leihverkehr: über Stadtbibliothek Stralsund.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Fotowerkstatt des Stadtarchivs, Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Benutzungsordnung des Stadtarchivs und der Archivbibliothek.
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische Anmeldung empfehlenswert. Vom Hauptbahnhof (auch: Rügendamm-Bhf) Fußwegnähe (ca. 25 Minuten) oder Busverbindung (Linie 4 oder 5) bis Haltestelle Theater. - A 19 (E 55) bis Rostock; B 105 (E 22) bis Stralsund. Die Bibliothek liegt in der Nähe des Alten Marktes. Parkplätze an der Stadtmauer.

Inhalt

 Bestandsgeschichte ................................ [1.0]
 Bestandsbeschreibung .............................. [2.0]
 Chronologische Übersicht und 
 Übersicht nach Sprachen ........................... [2.2]
 Systematische Übersicht ........................... [2.4]
 Theologie ......................................... [2.6]
 Jura .............................................. [2.14]
 Naturwissenschaften und Medizin ................... [2.21]
 Philosophie ....................................... [2.27]
 Geschichte ........................................ [2.35]
 Klassische Philologie ............................. [2.50]
 Sprach- und Literaturwissenschaft ................. [2.56]
 Bibliographie, Encyklopädien, Periodika ........... [2.64]
 Sondersammlungen .................................. [2.69]
 Kataloge .......................................... [3.0]
 Moderne allgemeine Kataloge ....................... [3.1]
 Moderne Sonderkataloge ............................ [3.2]
 Historische Kataloge .............................. [3.3]
 Quellen und Darstellungen zur Geschichte 
 der Bibliothek .................................... [4.0]
 Archivalien ....................................... [4.1]
 Darstellungen ..................................... [4.2]
 Veröffentlichungen zu den Beständen ............... [5.0]

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die älteste öffentliche Bücherei Stralsunds ist im 16. Jh aus einer von den Bürgermeistern Franz Wessel (1487-1570) und Nicolaus Gentzkow (1502-1576) veranstalteten Büchersammlung hervorgegangen. Der Reformator und Zeitgenosse Martin Luthers, Johannes Bugenhagen, gen. Pomeranus (1485-1558), bestimmte schon 1535 in seiner reformierten Kirchenordnung für Pommern: " Unde syndt ynn den Steden unn Parhen unde Klöstern etlicke Librien, dar denne etlicke gude bökern ynne synd, welche ytzunder ynnerlickunde schmelick vörkamen unde vörbracht werdden, dat men dar över ock beuelen unde vörordenen wylle, dat solcke wol tho hope vorsammlet werden, unde ynn eyner yewelicken Stad eyne gemeyne Liberie geholden werde vör de Parnerns, Predikers, Scholmesters und Scholgesellen". Die wertvollsten Bücher der Stralsunder Klosterbibliotheken hatten aber schon die Mönche und Priester (bis auf wenige Ausnahmen, s. u. 2.79, Sondersammlung Nikolaikirchenbibliothek) mitgenommen, als sie während der Reformation die Stadt verlassen mußten. Die Bürgermeister, zugleich geistige Führer der Bevölkerung, handelten nach Bugenhagens Aufforderung und legten um 1560 mit ihrer erfolgreichen, unter den Bürgern durchgeführten Sammelaktion den Grundstock für eine " Liberie", die sie in der kleinen Kapelle unter dem Orgelwerk der Marienkirche unterbrachten. Franz Wessel, der selbst 25 Folianten gestiftet hatte, unterstrich in seinem Testament, daß diese keine kirchliche, sondern eine öffentliche Bibliothek sein solle. Nach seinem und Gentzkows Tod scheint die Einrichtung in Vergessenheit geraten zu sein. Nachweislich vernichtete ein Brand, der den Turm und die Kapelle von St. Marien im Jahre 1647 zerstörte, die meisten Bücher. Offensichtlich wurden einige Bände gerettet, denn im Jahre 1860, als die Bibliotheken der drei Stralsunder Hauptkirchen der Ratsbibliothek einverleibt wurden, waren auch Bücher von St. Marien dabei.

1.2 Seit 1577, als vom Rat eine neue Bibliothek gegründet und in der Ratskanzleistube aufgestellt wurde, ist die Bezeichnung Ratsbücherei gebräuchlich. Es handelte sich jedoch um eine rein juristische Sondersammlung für die Mitglieder des Rates. Vereinzelt wurden auch Bücher anderen Inhalts als Geschenk angenommen oder angekauft. 1579 wurde die 150 Bde umfassende Büchersammlung des Stralsunder Dichters Zacharius Orthus der Gymnasialbibliothek überreicht ( s. u. 2.115 ff., Sondersammlung Gymnasialbibliothek).

1.3 Aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und der großen Brände fehlen jegliche Nachrichten über die Bibliotheksgeschichte Stralsunds. Erst das 18. Jh brachte neben dem wirtschaftlich-industriellen Aufschwung auch den Geist der deutschen Aufklärung in die Stadt, wodurch die Stralsunder Ratsbibliothek eine sichtbare Entwicklung nahm. Der eigentliche Gründer der Ratsbibliothek ist der Rechtsgelehrte Henning Leve (1647-1709), der seine Privatbibliothek mit der beträchtlichen Anzahl von 4363 Bdn, bestehend aus 882 Folianten, 1152 Quartanten, 1702 Oktav- und 627 Duodezbänden, sowie ein zu ihrer Vermehrung ausgewiesenes Kapital von 500 Gulden mit einer weitsichtigen Testamentsbestimmung hinterließ. Die wertvolle Sammlung dieses Ratsherrn umfaßte die gesamte Breite der damaligen Wissenschaften in großer Vollständigkeit: 1009 Bde Juridica; 883 Theologica; 454 Historica; 428 Philosophica; 332 Juris publici; 265 Curiosa, Poetica; 580 Literatores und 412 Medica, Miscellanea, Disputationes, Exotica.

1.4 Leves testamentarische Bestimmungen aus dem Jahre 1698 verrieten einen von der Aufklärung geprägten Weitblick, der für die Entwicklung der Ratsbibliothek richtungweisend werden sollte. So forderte er Katalog- und Eigentümervermerke für alle Bände, regelmäßige Ausleihe gegen Ausleiheschein, Nutzung des Bibliotheksraumes als Lese- und Studierzimmer, Verwaltung und Aufsicht durch sachkundige Männer sowie Erweiterung und Vervollkommnung des Buchbestandes. Seinem Wunsch entsprechend, wurde seine Bibliothek feuersicher im Keller des Rathauses aufgestellt. Das geschah jedoch erst im Jahre 1716, da zunächst Seuchen (4000 Opfer der Pest) und die Auswirkungen des Nordischen Krieges die Stadt belastet hatten. Dennoch wurde bereits 1714 von dem Diakonus Gregorius Langemak (1671-1737) ein Katalog für die Levesche Bibliothek erstellt.

1.5 Der Rat übergab 1716 seine eigene Sondersammlung der öffentlichen Bibliothek und begann, die städtischen Büchereiverhältnisse amtlich zu regeln und für eine einmalige Öffnung pro Monat zu sorgen. Die mit der Verlegung der Bestände in die obere Etage des Rathauses (1724-1730) erzielte würdigere Aufstellung der Bibliothek leitete eine neue Phase ihrer Geschichte ein, die vor allem dem Syndicus und späteren Bürgermeister Johann Ehrenfried Charisius (1684-1760) zu verdanken ist. Während seines einunddreißigjährigen Wirkens als erster Kurator (seit 1726) gelang es ihm, seine Zeitgenossen vom hohen Wert dieser öffentlichen Einrichtung zu überzeugen, so daß gehäuft Buch- und Geldgeschenke für die Ratsbibliothek eingingen. Sein Sammeleifer ließ den Bestand auf 10.000 Bde anwachsen und brachte ihm den Ruf als zweiten Stifter der Bibliothek ein. Zu seinen Verdiensten zählen sowohl die wissenschaftliche Neuordnung der Bestände und die eigenhändige Katalogisierung als auch die stilvolle Gestaltung des Bibliotheksraumes, u. a. mit 40 Bildnissen ehemaliger Ratsmitglieder.

1.6 Noch im 18. Jh erhielt die Bibliothek zwei bedeutende Schenkungen. Dabei handelt es sich zum einen um die 2436 Bde umfassende Privatbibliothek des Axel von Löwen (1686-1772), der Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern war ( s. u. 2.72-2.78, Sondersammlung Löwensche Bibliothek), zum anderen um die Bibliothek der Englischen Gesellschaft, die 1751 bis 1782 in Stralsund bestand. Sie übergab 59 ausgewählte Originalwerke englischer Schriftsteller in 120 Bdn.

1.7 Die Vermehrung der Bestände erforderte die Erarbeitung neuer Kataloge, die als Vizebibliothekar zwischen 1782 bis 1784 der junge schwedische Gelehrte und später als Dichter berühmt gewordene Carl Gustav Leopold (1756-1829) mit einem Inventarium vornahm. Die wahrscheinlich unter dem Einfluß dieses Kataloges gewachsene Benutzung der Ratsbibliothek veranlaßte den Rat, 1796 einen zweiten Bibliothekar, den Konrektor und späteren Rektor des Gymnasiums Friedrich Furchau (1752-1819), zu berufen und die Bibliothek einmal wöchentlich zu öffnen. Die kriegerischen Ereignisse, die auch Stralsund einholten, hinderten Furchau während seiner zweiundzwanzigjährigen Amtszeit, die Bibliotheksverhältnisse nach seinen Wünschen zu beeinflussen. Im Mai 1808 mußte öffentlich bekanntgegeben werden, daß die Ausleihe von Büchern nicht mehr möglich sei. Viele in dieser Zeit von französischen Offizieren entliehene Bücher wurden nicht zurückgegeben. Ein Jahr später mußte wegen der beträchtlichen Verluste sogar die Lesestunde abgeschafft werden.

1.8 Erst nach dem Wiener Friedensschluß 1815 erfuhr die Bibliothek eine Wiederbelebung, als ihr verschiedene Vermächtnisse zukamen. Der Camerarius Arnold Lucas Langemak (1763-1819) vermachte ihr testamentarisch zur Auswahl 100 Bde seiner Büchersammlung und 77 Hss. (Dokumente und Aktenstücke über einheimische Angelegenheiten), die er von dem Regionalforscher und Bürgermeister Albert Dinnies (1727-1801) erhalten hatte. Auch Geldspenden trafen erneut ein, so daß ein großer Raum im Südflügel des Rathauses ausgebaut werden und 1822 der zweite Umzug der Bibliothek erfolgen konnte. Die damit verbundene Aufstellung der Bibliothek in neun, nach Formaten geordneten Abteilungen sowie die Ausarbeitung der Kataloge übernahm zunächst der Gymnasiallehrer und neue Bibliothekar Dr. Wilhelm Hermann Blume und ab 1827 der Gymnasialprofessor Dr. Ernst Heinrich Zober (1799-1869), der bis 1867 die Bibliotheksgeschäfte verwaltete. Sein Verdienst bestand vor allem in der Drucklegung eines neuen Gesamtkataloges, den er bereits 1829 als Alphabetisches Verzeichnis der in der Ratsbibliothek zu Stralsund befindlichen Bücher vorlegte. Einleitend nahm er den Beitrag des Kurators der Bibliothek, Arnold Brandenburg (1783-1870), über die Geschichte der Ratsbibliothek und drei Anlagen auf, darunter ein Verzeichnis der Kuratoren und Bibliothekare (1709-1827), eine Auflistung der ältesten Druckschriften (vorwiegend der Inkunabeln) sowie die Regeln für die Bibliotheksbenutzung. Während er die vorhandenen Hss. mit ca. 200 angab, betrug die Zahl der Druckwerke damals ca. 14.700, die der erfaßten Autoren ca. 6500 und die Gesamtzahl der Bde ca. 16.600 (ohne Dissertationen). Es handelte sich um 2300 Folianten, 4200 Quartanten, 8850 Oktav- und 1250 Duodezbände. Während seiner vierzigjährigen Amtszeit arbeitete er unermüdlich am weiteren Ausbau der Bibliothek, ließ 1862 eine Fortsetzung des Alphabetischen Verzeichnisses drucken und weckte erneut das Interesse der Bürgerschaft, so daß 1859 ein Kuratorium aus je zwei Mitgliedern des Rats und der Bürgerschaft gebildet wurde.

1.9 Unter den wertvollen Privatbibliotheken, die Mitte des 19. Jhs angekauft wurden, war die Sammlung alt- und mittelhochdeutscher Werke des Göttinger Germanisten und Hofrates Prof. Georg Friedrich Benecke (1762-1844; s. u. 2.57, Sachgruppe G). Im Jahre 1844 wurden Pomeranica, Scandinavia und Hymnologica aus der reichhaltigen Bibliothek des vorpommerschen Theologen, Nordisten und Regionalforschers Dr. Gottlieb Christian Mohnike (1781-1841) erworben. Im Jahre 1860 kamen mit den Bibliotheken der drei Stralsunder Hauptkirchen, dominierend die Sammlung der Nicolaikirche ( s. u. 2.79-2.84), besonders frühe theologische Drucke in den Bestand, der sich 1873 bereits auf 52.000 Drucke und 360 Hss. belief. Durch letztwillige Verfügungen übereigneten auch in den achtziger Jahren mehrere Stralsunder ihre Privatsammlungen von je etwa 200 Bdn der Ratsbibliothek. Das waren zum einen medizinische und naturgeschichtliche Werke des Medizinalrates Dr. Hermann von Pommer-Esche (1806-1880), zum anderen geschichtliche und belletristische Werke des Gerichtsdirektors Wilhelm Schnitter (1802-1887) und der Auguste Hasper. Auch die mit der Poggeschen Münzsammlung verbundene numismatische Bibliothek ( s. u. 2.129, Sondersammlung Pogge) wurde zur Aufbewahrung anvertraut. Schließlich vermachte der Berliner Buchhändler Gustav Riefstahl (1814-1893) seine umfangreiche Bibliothek von 2300 Bdn, überwiegend Schriften zur deutschen Literatur, der Bibliothek seiner Heimatstadt. Der Wiener Physiologe Dr. Ernst von Brücke (1819-1892), der seine Jugend in Stralsund verlebt hatte, übereignete sämtliche Veröffentlichungen der philologisch-historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften von 1848 bis 1892, und der Besitzer der Regierungsbuchdruckerei Ferdinand Struck (1801-1878) übergab im Laufe der Jahre hunderte von kleineren, vornehmlich sozialreformerischen Druckschriften zur Tagesliteratur. Durch Vereinbarungen mit Lesegesellschaften und Vereinen in Stralsund konnten zudem zahlreiche wissenschaftliche Zeitschriften sowie historische, politische und juristische Sammlungen übernommen werden. Dem Wohlwollen des Königlichen Kultusministeriums sind wertvolle Bücher zu verdanken, die über Jahrzehnte in die Bibliothek kamen.

1.10 Ein würdiger Nachfolger Zobers im Bibliothekarsamt war Dr. Rudolf Baier (1818-1907), der in der Stralsunder Geistesgeschichte einen bedeutenden Platz einnimmt. Er hatte 1859 das Stralsundische Museum begründet, nachdem er 1858 die Leitung der Ratsbibliothek übernommen hatte. Baier war bestrebt, den Gesamtbestand stetig zu vergrößern und erreichte während seiner Amtszeit eine Bandzahl von 75.000. Er beklagte die in keinem angemessenen Verhältnis zum Wachstum der Bibliothek stehende geringe Benutzung, die er vor allem auf das Fehlen eines Lesezimmers zurückführte, veranlaßte die Einrichtung von Volks-Lesestuben und die Verlegung der Bibliothek in geeignetere und größere Räume. 1896 konnte somit der Umzug in das städtische Gebäude an der Badenstraße 13 erfolgen ( s. u. 2.4).

1.11 Die Jahre von 1907 bis 1919 sind ein wenig ergiebiger Abschnitt in der Geschichte der Bibliothek. Der Magistrat reduzierte den städtischen Büchereizuschuß beträchtlich und verzichtete nach Dr. Baiers Tod (1907) auf einen hauptamtlichen Nachfolger. Die nebenamtliche Leitung der Bibliothek wurde der Volksschullehrerin Lina Scheel übertragen, die sich durch die Ausarbeitung eines systematischen Bücherverzeichnisses verdient machte. Da der Sammelschwerpunkt der Einrichtung schon immer der Geschichte galt, begann sie mit diesem Sachgebiet und widmete sich danach der Stralsunder und der pommerschen Literatur. Als der Erste Weltkrieg ausbrach und bereits 28 Druckbogen vorlagen, mußte sie diese Katalogarbeit vorzeitig beenden.

1.12 Mit Dr. Fritz Adler (1889-1970), der zum hauptamtlichen Leiter der Bibliothek ernannt wurde, begann 1919 eine neue Epoche. Unter seinem Einfluß beschlossen die städtischen Körperschaften anläßlich der Errichtung einer Volkshochschule zugleich eine Neuordnung der Stralsunder Büchereiverhältnisse. Die 1899 gegründete Volksbibliothek wurde aufgelöst und die alte Ratsbibliothek, dem Trend der Zeit folgend, 1919 in eine Stadtbibliothek umgewandelt. Dabei wurden neuere Titel von allgemein interessierendem Inhalt aus den Beständen herausgezogen, mit den übernommenen Titeln der Volksbibliothek sowie Neuanschaffungen vereint, gesondert aufgestellt und katalogisiert, so daß das Lesebedürfnis der Bürger befriedigt werden konnte. Die alte Ratsbibliothek blieb jedoch in ihrem Gesamtgefüge sorgsam bewahrt und wurde durch 16 neue wissenschaftliche Sachkataloge (handschriftliche Bandkataloge) wesentlich zugänglicher gemacht. 1930 erhielt sie eine 1716 Bde umfassende Stiftung wissenschaftlicher und schöngeistiger schwedischer Literatur, die aus Mitteln des Erik-M.-Dahlberg-Fonds (Gustav-Adolf-Fonds) zusammengestellt werden konnte.

1.13 Im Jahre 1937 erfolgte durch nationalsozialistisch gesetzte Schwerpunkte die Teilung der oben genannten Einheitsbücherei. Es entstanden eine Stadt- und eine Archivbibliothek, d. h. die wertvollen Altbestände mußten der " neuen" Literatur weichen und wurden dem Archiv zugeordnet. Diese für die Bibliothek personell und finanziell ungünstige Verwaltungsform wurde bis heute beibehalten.

1.14 Als im Zweiten Weltkrieg die ersten Luftangriffe drohten (1942/43), wurden die wertvollsten Bücher in die umliegenden Güter und Schlösser, in die Stahlkammern der Sparkasse und der Provinzialbank ausgelagert. 1945 konnten ca. 4500 Bde zurückgeholt und wieder eingestellt werden. Die Verluste waren relativ gering. Die Bibliothek des Stralsunder Gymnasiums ( s. u. 2.115 ff., Sondersammlung Gy) und einige nicht mehr vollständige Gutsbibliotheken wurden der Archivbibliothek einverleibt. Dr. Adler sah sich 1950 durch politische Schwierigkeiten veranlaßt, in die Bundesrepublik zu gehen.

1.15 Prof. Dr. Herbert Ewe (*1921), der von 1952 bis 1986 als Direktor des Stadtarchivs und der Archivbibliothek wirkte, verhinderte in den fünfziger Jahren die geplante Abgabe der alten Ratsbibliotheksbestände und der Sondersammlungen an größere Bibliotheken, so daß diese wertvolle Bibliothek der Stadt Stralsund erhalten blieb. Sein besonderes Verdienst ist es, Anfang der sechziger Jahre die umfangreiche Restaurierung des Stralsunder Johannisklosters, u. a. die Freilegung mittelalterlicher Malkunst des 14. bis 16. Jhs, veranlaßt und in zwanzig mühevollen Jahren verwirklicht zu haben. In diesem ehemaligen Franziskanerkloster (Gründung um 1250), das nach der Einführung der Reformation (1525) als städtisches Armenhaus genutzt wurde, begann er 1964 mit der Errichtung einer Außenstelle des Stadtarchivs und der Archivbibliothek. Dabei legte er besonderen Wert auf eine würdige Magazingestaltung für die historischen Altbestände, insbesondere der Löwenschen Bibliothek, die seitdem auch als Barockbibliothek bekannt geworden ist ( s. u. 2.72-2.78).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek hat einen Gesamtbestand von etwa 100.000 Bdn, von denen die historischen Bestände ca. 75 Prozent ausmachen. Die Bestandsbeschreibung folgt der bereits im 19. Jh entwickelten Aufstellungssystematik in 13 Abteilungen, wobei auftretende Unkorrektheiten nach Möglichkeit berichtigt wurden. Das trifft auch für die 10 Sondersammlungen oder kleineren Bestände zu, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhs angelegt wurden. Die Auszählung der Bestände erfolgte in erster Linie unter Zuhilfenahme der Standortkataloge, wobei parallel Kontrollen am Regal und an den Zettelkatalogen durchgeführt wurden. Die Gesamttitelzahl (mit 47.435 angegeben) dürfte jedoch weitaus höher liegen, da in fast allen Sachgruppen umfangreiche Sammelbände an Schulschriften, Dissertationen, Flugschriften, Personalschriften und Miscellaneen vorliegen. In den meisten Fällen weisen die Standortlisten nur den ersten von insgesamt 10 bis 40 Titeln aus. Obwohl einzelne Bände ausgezählt werden konnten, wurde hier auf eine Hochrechnung verzichtet.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der historische Buchbestand umfaßt 80 Inkunabeln, 3444 Titel (7,3 Prozent) aus dem 16. Jh, 13.243 (27,9 Prozent) aus dem 17. Jh, 13.331 (28 Prozent) aus dem 18. Jh, 17.291 (36,5 Prozent) aus dem 19. Jh und 46 ohne Erscheinungsjahr.

2.3 23.162 Titel und damit 49 Prozent des historischen Bestandes sind in deutscher Sprache, während 24.273 fremdsprachige Titel ein geringes Übergewicht mit 51 Prozent erreichen. Die Mehrzahl der deutschsprachigen Titel stammt mit 66 Prozent (15.334 Titel) aus dem 19. Jh. Neben zwei Inkunabeln sind 492 Titel (2 Prozent) des 16. Jhs, 2049 Titel (9 Prozent) des 17. Jhs, 5256 Titel (23 Prozent) des 18. Jhs und 29 Titel ohne Jahresangabe in deutscher Sprache vorhanden. Die fremdsprachigen Titel verzeichnen 78 Inkunabeln und setzen mit 46 Prozent (11.194 Titel) einen Schwerpunkt im 17. Jh, gefolgt von 33 Prozent (8075 Titel) im 18. Jh, 12 Prozent (2952 Titel) im 16. Jh und 8 Prozent (1957 Titel) im 19. Jh. 17 Titel haben keine Jahresangabe. Latein führt mit 21.250 Titeln (88 Prozent), von denen 10.649 Drucke (50 Prozent) auf das 17. Jh und 6811 (32 Prozent) auf das 18. Jh entfallen. Mit deutlichem Abstand folgen 1344 französische Titel (6 Prozent), 706 schwedische (3 Prozent), 366 griechische (2 Prozent) und 269 englische (1 Prozent). Weiterhin sind 107 niederländische, 71 dänische, 54 italienische, 37 hebräische und 23 spanische Titel vorhanden. 46 Titel sind in anderen Sprachen gedruckt, so in Chinesisch und Arabisch. Da in der Regel die Erstsprache eines Titels gezählt wurde, erscheinen nicht alle, innerhalb des Bestandes vorkommenden Sprachen, so z. B. Mandschu, Ungarisch oder Aramäisch.

Systematische Übersicht

2.4 Die mit dem dritten Umzug der Bibliothek 1896 erfolgte Neuordnung in 13 Abteilungen (mit Ausschluß der Hss.) entsprach der Anordnung, die Bibliothekar Blume bereits 1825, mit Billigung des angesehenen Göttinger Bibliothekars Georg Friedrich Benecke, in ihren Grundzügen entworfen hatte. Dabei wurden 13 Sachgruppen gebildet: Theologie (A), Jurisprudenz und Politik (B), Medizin und Naturwissenschaften (C), Philosophie, Mathematik, Pädagogik und Kunst (D), Geschichte (E), Klassische Philologie (F), Philologie und schöne Literatur der neueren Sprachen (G), Bibliographie, Encyklopädien, Sammelwerke, Miscellaneen (H), Kupferwerke und Landkarten (KS), Graf von Löwensche Bibliothek (LB), Bibliothek der Kirche zu St. Nikolai (NB), Riefstahlsche Bibliothek (RB) und Poggesche Sammlung (PS). (Die Sachgruppen KS, LB, NB tragen den Charakter früher Sondersammlungen und werden als solche beschrieben, während RB und PS keine Einzelbeschreibung erfahren; sie sind z. T. in andere Bestände eingeflossen.) Nach diesem Prinzip erfolgte die Aufstellung der Bücher in den Magazinen des Hauses Badenstraße 13, wobei sie nach der Größe (vier Formate) geordnet wurden. Da innerhalb dieser Sachgruppen bis heute keine weitere Untergliederung vorgenommen wurde, ist die Beschreibung beträchtlich erschwert. Das trifft auch für die offensichtlich in den achtziger Jahren des 19. Jhs angelegte Inkunabelsammlung (W) zu sowie für die im 20. Jh gebildeten Sondersammlungen Pommern (Po), Pommersche Zeitungen und Zeitschriften (Pz), Kunst und Kunstgeschichte (N), Kulturgeschichte (Kg) und Tageszeitungen nach 1945 (Z). Die nach dem Zweiten Weltkrieg übernommene Gymnasialbibliothek (Gy) ist ähnlich nach Sachgruppen, allerdings auch in wenige Systemgruppen, untergliedert und aufgestellt worden. Die Sondersammlungen Ernst Moritz Arndt, Ferdinand von Schill, die Druckschriften und Autographen sind ohne Formatangaben nach dem Numerus currens, die Theaterzettel chronologisch abgelegt.

2.5 Seit den sechziger Jahren des 20. Jhs sind die historischen Bestände (A, B, C, D/Ph, F, Gy, H, LB, NB, PS, RB) vorwiegend in der Außenstelle des Stadtarchivs, im Johanniskloster, untergebracht. Ein Teil der Sachgruppen A und NB verblieb im Hauptgebäude Badenstraße 13.

Theologie

2.6 Die Sachgruppe Theologie (Signatur A) umfaßt 5827 Titel. Wahrscheinlich ist die Titelzahl wegen der zahlreichen Sammelbände, von denen nicht alle erfaßt sind, wesentlich größer. Weitere theologische Schriften finden sich in den Sachgruppen Jura, Philosophie, Geschichte sowie Bibliographie, Encyklopädie, Periodika und in den Sondersammlungen Pommern, Pommersche Zeitungen und Zeitschriften, Stralsunder Gymnasialbibliothek und Löwensche Bibliothek. 18 Inkunabeln wurden der Sondersammlung Wiegendrucke einverleibt. Unter den 824 Drucken des 16. Jhs (14 Prozent) sind 32 Postinkunabeln (davon 15 Titel vor 1510). Der Schwerpunkt liegt mit 2553 Titeln (44 Prozent) im 17. Jh. Aus dem 18. Jh stammen 1825 Titel (31 Prozent), aus dem 19. Jh 621 (11 Prozent); 4 Titel haben kein Erscheinungsjahr. Etwa 52 Prozent sind deutschsprachig und etwa 48 Prozent fremdsprachig. Von den 3018 Titeln in Deutsch entfallen 9 Prozent auf das 16. Jh, 31 Prozent auf das 17. Jh, 43 Prozent auf das 18. Jh und 17 Prozent auf das 19. Jh. Von den 2809 Titeln in Fremdsprachen sind 2597 Titel (ca. 92 Prozent) in Latein, wobei ca. 59 Prozent auf das 17. Jh entfallen, 21 Prozent auf das 16. Jh, 18 Prozent auf das 18. Jh und 2 Prozent auf das 19. Jh. Acht Prozent machen die Titel der anderen Fremdsprachen aus. Griechisch ist mit 48 Titeln (25 Prozent) aus dem 16. Jh, 58 Prozent aus dem 17. Jh, 13 Prozent aus dem 18. Jh und 4 Prozent aus dem 19. Jh vertreten, Französisch mit 41 Titeln (34 Prozent im 17. Jh, 61 Prozent im 18. Jh und 5 Prozent im 19. Jh), Schwedisch mit 37 Titeln (11 Prozent aus dem 17. Jh, 24 Prozent aus dem 18. Jh und 65 Prozent aus dem 19. Jh), Hebräisch mit 22 Titeln (18 Prozent aus dem 16. Jh, 54 Prozent aus dem 17. Jh und je 14 Prozent aus dem 18. und 19. Jh), Niederländisch mit 19 Titeln (69 Prozent aus dem 17. Jh, 26 Prozent aus dem 18. Jh und 5 Prozent aus dem 19. Jh) und Englisch mit 13 Titeln (54 Prozent im 17. Jh, 15 Prozent im 18. Jh und 31 Prozent im 19. Jh). Bemerkenswert sind 32 Titel in Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Finnisch, Polnisch, Lettisch, Isländisch, Irisch, Grönländisch, Chinesisch, Syrisch, Arabisch, Armenisch, der Eskimosprache, Irithia (der Sprache Tahitis), Kymrisch, Türkisch, Amharisch, aber auch Ober- und Niedersorbisch und Angelsächsisch.

2.7 Für den Theologiebestand liegt bisher keine Systematik vor, so daß die Beschreibung Schwerpunkte benennt. Einleitende und allgemeine Darstellungen sind durch Nachschlagewerke (Lexicon psalteriale, Wittenberg 1612) und Periodika, wie Amoenitates historiae ecclesiasticae et literariae (1737-1738) von Johann Georg Schelhorn (1694-1773), und weitere Zeitschriften, beispielsweise aus Nürnberg, Jena und Helmstedt, sowie durch vermischte Abhandlungen gut vertreten.

2.8 Unter den rund 140 Bibelausgaben (ohne Titel in anderen Sachgruppen) war die Kölner Bibel (1478) des Heinrich Quentell der früheste Druck (jetzt in der Sondersammlung Wiegendrucke). Aus dem 16. Jh stammen 32 Titel, aus dem 17. Jh 39, aus dem 18. Jh 45, aus dem 19. Jh 18 (6 Titel o. J.). Die meisten Bibeln liegen in deutscher, lateinischer und griechischer Übersetzung vor. Ungefähr 20 Bibeln in anderen Sprachen ergänzen diesen Bestand, u. a. in Englisch, Französisch, Niederländisch, Irisch, Schwedisch, Lettisch, Finnisch (Biblia Finlandica, die Erstausgabe des Alten Testaments in Finnisch, Stockholm 1642), in Russisch (Biblia Russica, 1758, die sogenannte Elisabeth-Bibel, benannt nach der Tochter Peters des Großen), in Bulgarisch, Syrisch, Armenisch, Hebräisch, Chinesisch, Arabisch und in der obersorbisch-wendischen Sprache. Zu den Rara zählen Gweddie Gyffredins Bibel in Kymrisch, A Chynheddgan a Seremoniam Eraill yr Eylwys yn ol arfer Eglwys Loegr (Rhydychen 1727) und eine Ausgabe in Irithia. Auch in Niederdeutsch sind mehrere Titel vorhanden, wobei der 1588 im vorpommerschen Barth gedruckten mittelniederdeutschen Bibel eine besondere Bedeutung zukommt. Eines der Stralsunder Exemplare ist mit einer mittelalterlichen Kette versehen. Unter den polyglotten Bibeln dieser Sammlung findet sich die 1710 bis 1712 in Wandsbeck erschienene Biblia Pentapla, die eine fünffache deutsche Übersetzung, d. h. in katholischer, lutherischer, reformatorischer, jüdischer und holländischer Version bietet. Verlagsorte sind Nürnberg, Wittenberg, Göttingen, Leipzig, Berlin, Ulm, München, Hannover und die vorpommerschen Städte Barth und Stralsund (darunter die erste, 1786 in Stralsund gedruckte Lutherbibel). Weitere europäische Druckorte sind Straßburg, Paris, Amsterdam, London, Oxford und Riga. Unter den illustrierten Ausgaben fällt die 1731 bis 1735 in Augsburg und Ulm herausgegebene sogenannte Kupferbibel des Johann Jacob Scheuchzer (1672-1733) auf.

2.9 Mit besonders zahlreichen Titeln ist die Praktische Theologie ausgewiesen. Unter den hymnologischen Schriften sind 150, überwiegend deutschsprachige Gesangbücher, von denen 3 Titel dem 16. Jh, 14 dem 17. Jh, 78 dem 18. Jh und 55 dem 19. Jh entstammen. Sie wurden u. a. in Heidelberg, Berlin, Leipzig, Göttingen, Hannover, Hamburg, Braunschweig, Regensburg und Konstanz publiziert. Einige Ausgaben, speziell für die deutschen Kirchengemeinden im Ausland, sind z. B. 1724 in Stockholm, 1741 in Riga und Leipzig, 1787 in Kopenhagen und 1801 in Warschau erschienen. Einzelne Titel sind in Flämisch, Französisch und in anderen Sprachen verzeichnet. Der älteste Titel ist ein Erstdruck in dieser Form für die evangelische Kirche in Deutschland, Kirchen-Gesenge Latinisch und Deudsch sampt allen Evangelien Episteln und Collecten (Wittenberg: Samuel Seelfisch 1573). Hinzuweisen ist auch auf das Gesangbuch der Brüder in Behemen und Merherrn (Nürnberg 1575) mit einer Vorrede des Brüderbischofs Johann Horn (1485-1547) und den Psalter Davids nach Französischer art und Melodey in Deutsche reimen gebracht Durch Ambrosius Lobwasser (Eisleben 1597). In Norddeutschland gedruckte Gesangbücher sind zahlreich belegt, darunter das älteste vorhandene Stralsunder Gesangbuch (1645), dem 1665 das Geistreiche Gesangbuch folgte.

2.10 Ein reichliches Drittel der Sachgruppe Theologie wird von 2236 Predigten bestimmt, wobei der Schwerpunkt mit 1007 Titeln im 17. Jh liegt. 336 Titel stammen aus dem 16. Jh, 377 aus dem 18. Jh und 516 aus dem 19. Jh. Viele aus dem Französischen und aus dem Englischen übersetzte Predigten sind vorhanden. Die meisten Predigten sind aber in Deutsch verfaßt. Sie wurden z. B. in den Kirchen von Kopenhagen, Stockholm, Straßburg, Bern, Zürich, Augsburg, Baltzheim, Wittenberg, Glaucha bei Halle, Dessau, Wolfenbüttel, Braunschweig, Göttingen, Erfurt, Frankenhausen, Berlin, Pinnow, Wittenberge, Dresden, Leipzig, Danzig und Lübeck gehalten. Für den pommerschen Raum liegt eine große Anzahl von Predigten aus Stettin, Greifswald, Stralsund, Franzburg, Barth, Hanshagen und aus den rügenschen Orten Bergen, Gingst und Altenkirchen vor. Unter den Predigern finden sich die Reformatoren Luther und Johannes Bugenhagen. Der Leipziger Theologieprofessor Johann Benedict Carpzov (1639-1699) ist u. a. mit Drey Bußpredigten (Nürnberg 1674) vertreten.

2.11 Die Leichenpredigten wurden separat gezählt (370 Titel) und den Personalschriften (insgesamt 1850 Titel) zugeordnet. Die Mehrzahl stammt aus dem 17. und 18. Jh. Unter den Titeln des 16. Jhs finden sich Johannes Bugenhagens Leichenpredigt beim Tode Martin Luthers (Wittenberg 1546), eine Dessauer Leichpredigt anläßlich des Todes des Fürsten zu Anhalt (1553), die zwei Jahre später in Frankfurt a. M. mit einem Vorwort Melanchthons erschien, und die Hochzeitspredigt Jacob Runges (1527-1595) für Ulrich Herzog zu Mecklenburg (Wolgast 1588). Aus vielen Orten kommen weitere Personalschriften, z. B. aus Hamburg, Lübeck, Rostock, Wismar, Bremen, Hameln, Quedlinburg, Ilsenburg, Jena, Königsberg, Danzig, Bromberg, Breslau, Berlin, Belitz, Derschow, Frankfurt/Oder, Leipzig, Bautzen und Dresden. Für Vorpommern liegen u. a. Schriften aus Stettin, Stralsund, Greifswald, Demmin, Franzburg, Barth, Brandshagen, Pütte sowie aus den rügenschen Orten Bergen, Boldevitz, Bobbin, Neuenkirchen und Lancken vor.

2.12 Liturgische, kirchenrechtliche und religionspädagogische Darstellungen ergänzen die Titel der Praktischen Theologie, z. B. ein Beichtspiegel und warer Wegweiser (1617), Wilhelm Schickardts (1592-1635) Hebraischer Trichter (Leipzig 1629) und Gründliche Nachricht von der evangelischen Schlesier Kinder-Andacht (Breslau 1708). Viele Pomeranica gehören hierzu, so auch Bekenntniß und Lehr der Kirchen in Pommern (Altstettin 1593).

2.13 Die historische Theologie ist mit Titeln zur Kirchen-, Religions- und Wissenschaftsgeschichte gut dokumentiert. Hinzu kommen viele exegetische Schriften. Titel der frühen Kirchenväter sind vor allem als Inkunabeln (jetzt Sondersammlung Wiegendrucke) belegt, beispielsweise Schriften von Thomas von Aquin, Antonius, Petrus Bergomensis, Gabriel Biel, Augustinus Aurelius, Johannes Calderinus und Angelus de Clavasio. Die Repräsentanten der protestantischen Kirche sind mit Titeln aus allen vier Jahrhunderten, überwiegend aus dem 16. Jh vertreten, darunter mit zahlreichen Schriften Luther (ca. 100 Titel), Johannes Bugenhagen, Melanchthon, David Chytraeus, Nikolaus von Amsdorff, Jacob Andreae, Andreas Osiander, Nikolaus Selneccer und Johannes Brenz. Einzel- und Gesamtdarstellungen der Reformation und verschiedener Richtungen innerhalb der Kirche liegen vor allem seit dem 17. Jh vor. Ebenso sind Titel über Mystik und Scholastik (dominierend 17. und 18. Jh) vorhanden, u. a. Mysterium magnum (1640) von Jacob Böhme (1575-1624). Zur deutschen Kirchengeschichte, insbesondere zur pommerschen und preußischen und zur Kirchengeschichte Schwedens und anderer europäischer Länder ist reichlich Literatur im Bestand. Ebenso zahlreich sind Titel über das Judentum, das Papsttum, über Klöster und Orden sowie über Sekten und Ketzer nachgewiesen.

Jura

2.14 Die Sachgruppe Jura (Signatur B), ursprünglich als Jurisprudenz und Politik bezeichnet, umfaßt insgesamt 6333 Titel. Die eingerechneten 2507 Dissertationen werden separat nach den anderen 3826 Titeln beschrieben. Fast die Hälfte aller Publikationen erschien im 17. Jh, die Titel der anderen drei Jahrhunderte verteilen sich annähernd gleich auf die zweite Hälfte. Nur eine Inkunabel (5 Drucke des 15. Jhs wurden bei der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg zerstört) entstammt diesem Bestand (Institutiones des Kaisers Justinianus, o. O. o. J., s. Sonderbestand Wiegendrucke). Bei 1086 deutschen Titeln (28 Prozent) liegt der Schwerpunkt mit 52 Prozent im 19. Jh. Auf das 16. Jh entfallen 5 Prozent, auf das 17. Jh 11 Prozent und auf das 18. Jh 32 Prozent. Die 2740 fremdsprachigen Drucke machen 72 Prozent aller Titel aus. Die Drucke des 17. Jhs belaufen sich auf 62 Prozent. Das 16. Jh ist mit 22 Prozent vertreten, das 18. Jh mit 14 Prozent und das 19. Jh nur mit 2 Prozent. Latein dominiert mit 2686 Titeln (98 Prozent), die sich auf die Jahrhunderte verteilen. Die anderen Fremdsprachen stellen nur 2 Prozent der Titel, d. h. Französisch ist mit 30 Drucken vertreten, Schwedisch mit 10, Niederländisch mit 6, Griechisch mit 4, Englisch mit 3 und Spanisch mit einem Druck. Weitere juristische Schriften befinden sich in den Beständen Geschichte, Nikolaikirchenbibliothek, Pommern, Theologie und Kulturgeschichte.

2.15 Einen bedeutenden Teil dieser Sachgruppe machen 2507 Dissertationen und Disputationen aus, von denen 22 aus dem 16. Jh, 1270 aus dem 17. Jh, 1214 aus dem 18. Jh und eine aus dem 19. Jh stammen. Sie sind überwiegend in Latein, enthalten mitunter griechische, deutsche und anderssprachige Passagen. Neben Einzelschriften sind viele Dissertationen in Sammlungen nach Universitäten abgelegt. Insgesamt wurden rund 90 Sammelbände festgestellt, die vereinzelt auch andere Titel enthalten. Unter einer Signatur wurden beispielsweise 1674 Dissertationen gezählt. Da nicht alle Bände so detailliert geprüft werden konnten, liegt die Gesamtzahl möglicherweise höher. Von den Universitäten Greifswald, Rostock, Kiel, Straßburg, Altdorf bei Nürnberg, Leipzig, Wittenberg, Jena, Helmstedt, Heidelberg, Tübingen, Marburg, Gießen, Halle, Magdeburg, Frankfurt a. M. und Frankfurt/Oder liegen besonders viele akademische Arbeiten des 17. und 18. Jhs vor. Darunter finden sich z. B. die Dissertationen von Gottlob Hermann Fürstenau (Gießen 1764) und Theophil Schreiber (Tübingen 1678), aber auch mehrere von Stralsunder Bürgern ( z. B. Frankfurt/Oder 1660, 1662, 1672).

2.16 Für den Jurabestand liegt kein Sachkatalog mit Feingliederung vor. Grob eingeschätzt werden kann jedoch, daß einleitende und allgemeine Schriften (darunter Werkausgaben und Dissertationen bekannter Rechtsgelehrter sowie enzyklopädische Darstellungen), Publikationen zum römischen Recht (so mehrere Ausgaben des Corpus iuris civilis) und zum deutschen Recht (auch einige Ausgaben des Sachsenspiegels, darunter die von Wolrab 1539 in Leipzig besorgte) vorliegen. Sie sind ebenso über den gesamten Bestand verstreut wie die besonders zahlreich vorhandene Literatur zur deutschen Reichs- und Rechtsgeschichte ( u. a. zum Lübischen Recht) sowie zur Verfassungsgeschichte der einzelnen deutschen Staaten. Darunter finden sich viele Titel zum Lehnrecht, zum Handels- und Seerecht, zum Verwaltungsrecht, zum Staatsrecht, zum Privatrecht, zum Zivil- und Strafrecht, zum Kirchenrecht usw. Selbst Publikationen zum Völkerrecht und zum ausländischen Recht sind vorhanden.

2.17 Die ältesten Werke dieser Sachgruppe bildeten im 16. Jh zugleich den Grundstock der späteren Ratsbibliothek. Sowohl im Kontor des Bürgermeisters Nikolaus Gentzkow als auch in der ersten Bibliothek im Rathaus standen nachweislich juristische Folianten. Dazu zählen mehrere Postinkunabeln, wie Johann de Auerbachs Processus iuris (Leipzig 1512) und Bartholomäus de Salicetus' Lecturae super codice tertia et quarta (o. O. 1515). Das humanistische Gedankengut des späten Mittelalters in Deutschland spiegelt sich u. a. in rund 30 Werken des 16. und 17. Jhs wider, die von den Rechtsgelehrten Ulrich Zasius (1461-1535) und Benedikt Carpzov (1595-1666) verfaßt wurden. Noch aus dem 16. Jh stammen 17 Titel des Heinrich Bocerus, darunter De questionibus et torturis reorum (Tübingen 1567), 11 Publikationen des Lehrers des römischen Rechts Andreas Alciati (um 1490-1550), und 5 Werke des französischen Staatstheoretikers Jean Bodin (1529-1596), u. a. De republica libri VI (Paris 1586) und die deutsche Ausgabe von 1592. Auch Erasmus und Machiavelli sind mit zahlreichen Titeln vertreten.

2.18 Unter den Gelehrten des 17. Jhs dominiert mit über 30 Titeln der Thüringer Ahasver Fritsch (1629-1701), dessen Schriften vor allem in Jena, Gera und verschiedenen Thüringer Kleinstädten gedruckt wurden und deren früheste 1667 in Rudolstadt erschien. Auch der Universalgelehrte Christian Thomasius (1655-1728) und der niederländische Rechtsgelehrte und Staatsmann Hugo Grotius (1583-1645) sind mit insgesamt 30 Werken repräsentiert. Von dem in Frankfurt/Oder wirkenden Juristen Johannes Brunnemann (1608-1672) wurden rund 20 Titel festgestellt. Namhafte Autoren des 18. Jhs sind ebenfalls zahlreich vertreten, darunter der Staats- und Völkerrechtler Johann Jacob Moser (1701-1785) mit seinem Hauptwerk Teutsches Staatsrecht, Johann Stephan Pütter und Moses Mendelssohn, z. B. mit seiner Berliner Veröffentlichung (1793) über die Ritualgesetze der Juden. Die historische Rechtsschule des 19. Jhs ist besonders durch Titel von Friedrich Carl von Savigny (1779-1861) belegt, u. a. mit dem System des heutigen römischen Rechts (1840-1847). Schließlich ist auf viele Nachschlagewerke und Lehrbücher (aus allen vier Jahrhunderten) hinzuweisen. Zu den frühen Lexika (10 Titel) zählt das 1558 in Leiden gedruckte Lexicon juris civilis von Antonius Nebrissensis. Weitere Titel des 16. und 17. Jhs kommen aus den Druckorten Köln, Genf, Paris, Frankfurt a. M. und Stockholm.

2.19 Rund 50 Periodika verschiedener Prägung stammen vorwiegend aus dem 19. Jh, teilweise aus dem 17. und 18. Jh, und sind in nord-, mittel- und süddeutschen Städten erschienen. Von Anton Fabers Europäischer Staats-Cantzley (Nürnberg 1697-1729) liegen 115 Teile in 60 Bdn vor. Ebenfalls vorhanden ist das von J. F. Le Bret von 1771 bis 1788 in Ulm, Frankfurt und Leipzig herausgegebene Magazin zum Gebrauch der Staaten- und Kirchengeschichte. Die dreißiger und vierziger Jahre des 19. Jhs sind besonders gut ausgewiesen, d. h. mit Zeitschriften und Magazinen aus Braunschweig, Heidelberg, Leipzig, Marienwerder, Lüneburg, Schneeberg, Gießen, Berlin, Darmstadt, Hamburg und aus anderen deutschen Städten. Darunter ist das Magazin für die gerichtliche Arzneiwissenschaft von C. F. L. Wildberg (Berlin 1832-1833).

2.20 In diesem Bestand sind viele Quellenwerke, Gesetzesgrundlagen und Kuriositäten zum norddeutschen Raum, zu Schweden und Dänemark verzeichnet. Über Pommern informieren vor allem Titel des 18. und 19. Jhs, die über die gesamte Sachgruppe verteilt sind. Dazu gehören zahlreiche Greifswalder Drucke, so die Historisch-juristische Abhandlung (1777) von Augustin von Balthasar (1701-1786), das Schwedische Seerecht (1796) von Emanuel Friedrich Hagemeister (1764-1819) und die Litteratur des Pommerschen Lehn-Rechts von Christian Gottfried Nicolaus Gesterding (1740-1802). Viele weitere Titel dieser drei Autoren sind belegt. Die unterschiedlichsten Verträge und Ordnungen der Stadt Stralsund, so z. B. ein Erbvertrag (1615), eine Gerichtsordnung (1670) und ein Bürgervertrag (1720) sind hier ausgewiesen ( s. a. Sonderbestand Stralsunder Druckschriften, 2.95).

Naturwissenschaften und Medizin

2.21 Die Sachgruppe Naturwissenschaften und Medizin (Signatur C) umfaßt 6493 Titel, von denen sich 110 auf das 16. Jh (2 Prozent) und 367 auf das 19. Jh (6 Prozent) verteilen. Die Schwerpunkte liegen mit 2797 Titeln (43 Prozent) im 17. Jh und mit 3219 (49 Prozent) im 18. Jh. Davon erschienen 7 Prozent in deutscher Sprache (9 Titel im 16. Jh, 70 im 17. Jh, 219 im 18. Jh und 164 im 19. Jh) und 93 Prozent in Fremdsprachen. Latein dominiert mit 5985 Titeln (99 Prozent), von denen 2 Prozent dem 16. Jh, 45 Prozent dem 17. Jh, 50 Prozent dem 18. Jh und 3 Prozent dem 19. Jh entstammen. Überwiegend aus dem 17. bis 19. Jh kommen 24 französische Titel, 6 niederländische, 5 spanische, 5 schwedische, 3 griechische, 2 italienische und ein englischer (ein Prozent).

2.22 Quantitativ nehmen mit 4085 Titeln die Dissertationen und Disputationen (überwiegend medizinische Arbeiten) den ersten Rang ein. Davon erschienen 19 Titel im 16. Jh, 1791 im 17. Jh, 2272 im 18. Jh und 3 im 19. Jh. Zahlreiche Titel zu regionalen Themen wurden herausgelöst und der Sachgruppe Pommern einverleibt. Die meist in Latein verfaßten akademischen Schriften stammen sowohl von deutschen Universitäten ( z. B. Greifswald, Wolfenbüttel, Heidelberg) als auch von ausländischen ( z. B. Basel, Leiden, Uppsala).

2.23 Ein feingegliederter systematischer Zettelkatalog erfaßt ohne Berücksichtigung der Dissertationen ca. 1000 naturwissenschaftliche und medizinische Titel, die je zur Hälfte auf diese Sachgruppen entfallen. Die Naturwissenschaften sind mit ca. 70 allgemeinen Darstellungen ausgewiesen, zu denen frühe Drucke von Melanchthon, Julius Caesar Scaliger (1484-1558) und Levinus Lemnius (1505-1568) gehören. Viele Autoren sind mehrfach belegt, z. B. William Derham (1657-1735), u. a. Physicotheologia oder Natur-Leitung zu Gott (Hamburg 1737), und der Comte de Buffon (1707-1788), u. a. Histoire naturelle (Zweibrücken 1785-1786). Zu den 19 Nachschlagewerken, überwiegend aus dem 18. und 19. Jh, zählen das in Deutsch, Latein und Griechisch herausgegebene Lexikon plantarum (Leipzig 1698) und das Allgemeine Polyglotten-Lexikon der Naturgeschichte (Hamburg und Halle 1793) von Philipp Andreas Nemnich (1764-1822). Zu den 12 Zeitschriften gehören das Hamburgische Magazin zum Unterricht und Vergnügen aus der Naturforschung (1748-1749) und Anales del Museo Nacional de Buenos Aires (1896-1897).

2.24 Die einzelnen naturwissenschaftlichen Disziplinen sind gut dokumentiert. Neben den Gesamtdarstellungen der Physik, darunter Werke bedeutender Naturwissenschaftler wie Robert Boyle (1627-1691), finden sich Publikationen zur Mechanik, Wärmelehre, Optik und Elektrizität, wie Magnes sive de arte magnetica (Köln 1643) von Athanasius Kircher (1602-1680), Akustik, Geophysik, Hydrologie und Meteorologie, darunter Johann Jacob Scheuchzers Meteorologia et oryctographia Helvetica (Zürich 1718). Die Chemie ist vor allem mit Gesamt- und Einzeldarstellungen sowie mit Titeln über die Alchemie vertreten. Unter den namhaften Autoren wie Johann Rudolph Glauber (1604-1670) sind mit mehreren Titeln auch die gebürtigen Stralsunder Christian Ehrenfried Weigel (1748-1831), mit seinem Grundriß der reinen und angewandten Chemie (Greifswald 1777), und Carl Wilhelm Scheele (1742-1786) anzutreffen. Hervorzuheben sind ein Straßburger Druck von 1618, betitelt Ein Philosophischer und Chemischer Tractat: genannt der kleine Baur und das 1702 in Amsterdam erschienene Fegfeuer der Chymisten. Mit einzelnen Titeln sind die Astronomie und die Astrologie nachgewiesen, z. B. mit Kaspar Bartholins (1585-1629) Astrologia (o. O. 1616) und Derhams Astrotheologie (Hamburg 1732). Die Geographie ( z. B. Scheuchzers 1708 in London erschienene Beschreibung der Schweiz) und die Geologie (darunter Buffons Histoire naturelle des minéraux, Zweibrücken 1780) werden ebenso wie die Forst- und Holzwirtschaft, das Seewesen und die Fischerei in mehreren Titeln behandelt.

2.25 Mit rund 150 Titeln ist die Biologie am stärksten vertreten. Außer Gesamtdarstellungen, darunter Die drei Reiche der Natur (Nürnberg 1776), sind zahlreiche Titel vor allem zur Botanik und zur Zoologie ausgewiesen. Dabei stammen viele Drucke bereits aus dem 16. Jh, so De historia stirpium commentarii (Leiden 1551) von Leonhard Fuchs (1501-1566) und das Kreuterbuch (Frankfurt 1578) von Adam Lonicer (1528-1586). Neben Buffons zoologischen Schriften in Französisch und in Deutsch aus dem 18. Jh sind die von Johann Michael Seligmann übersetzte Sammlung ausländischer Vögel (Nürnberg 1749) und Johann Swammerdams Bibel der Natur (Leipzig 1752) erwähnenswert. Dreizehn Werke von Carl von Linné (1707-1778), darunter seine Bibliotheca botanica (Amsterdam 1736), und die Flore Françoise (1795) von Jean-Baptiste de Lamarck (1744-1829) verdienen ebenfalls Erwähnung. Von dem aus Stralsund stammenden Naturwissenschaftler und Begründer des Naturhistorischen Museums in Buenos Aires, Hermann Burmeister (1807-1892), liegen die Dissertation De insectorum systemate naturali (Halle 1829) und das Handbuch der Entomologie (Berlin 1832-1847) vor.

2.26 Die Medizin ist in Gesamt- und Einzeldarstellungen, in Hygiene und Bakteriologie, Anatomie, Physiologie, Pathologie, Chirurgie, Diagnostik und Therapie sowie Pharmakologie gegliedert. Unter den allgemeinen Darstellungen sind z. B. Paradoxorum medicinae libri tres (Paris 1555) von Leonhard Fuchs, Theodor Zwingers (1533-1588) Theatrum vitae humanae (Basel 1565) und Avicenna, Libri in re medica, qui hactenus innotuere, omnes (Venedig 1564). Titel über das öffentliche Gesundheitswesen sowie die Gerichts- und Hausmedizin sind unter Hygiene und Bakteriologie zusammengefaßt; ein Beispiel ist Gualther Bruele, Praxis medicinae theorica et empirica familiarissima (Antwerpen 1585). Mit zahlreichen Titeln, u. a. aus dem 16. Jh, sind die Anatomie und die Physiologie verzeichnet, so mit Johann Bockels Anatome partium corporis humani (Helmstedt 1585), mit einer frühen Ausgabe von Andreas Vesalius, De humani corporis fabrica libri septem (1555), und mit Paracelsus' Metamorphosis (Basel 1584). Weitere bedeutende Autoren wie Giovanni Battista Morgagni (1682-1771), Albrecht von Haller (1708-1777) und Gerard van Swieten (1700-1772) sind mit ihren Werken vertreten. Bemerkenswert ist die Tabula anatomica (Nürnberg 1758) des schottischen Geburtshelfers William Smellie. Ebenso gut ausgewiesen sind die anderen oben genannten Fachbereiche der Medizin. Unter Diagnostik und Therapie findet sich balneologische Literatur in einem Straßburger Titel von 1565. Interessant sind mehrere Publikationen über pommersche Gesundbrunnen, darunter Siegesmund Pfeiffers Gründliche Vorstellung der Pommerschen Glückseeligkeit in dem Gesund-Brunnen zu Barth und Kentz (Stralsund 1722).

Philosophie

2.27 Eine interessante Zusammensetzung charakterisiert die Sachgruppe Philosophie (Signatur D/Ph), deren frühere Bezeichnung (Philosophie, Religion, Erziehung) noch heute den systematischen Bandkatalog benennt. Von den insgesamt 1442 Titeln, deren Anzahl vermutlich höher liegt, da Sammelbände mit akademischen Schriften oftmals nur unter einem Titel aufgenommen sind, entstammen 179 dem 16. Jh, 636 dem 17. Jh, 416 dem 18. Jh und 211 dem 19. Jh. Die frühesten in Stralsund erhaltenen Inkunabeln sind ein Titel von 1472 ( s. u. 2.70, Sondersammlung Wiegendrucke) sowie zwei weitere Titel des 15. Jhs aus dieser Sachgruppe. Ein Sammelband, der mehrere Postinkunabeln von 1503 enthält, die von Autoren wie Erasmus stammen, verblieb mit anderen Frühdrucken in dieser Sachgruppe. 32 Prozent der Publikationen erschienen in deutscher Sprache, 68 Prozent in fremden Sprachen. Außer 3 Titeln des 16. Jhs und 57 des 17. Jhs verteilen sich dabei die rund 460 deutschen Drucke mit 87 Prozent auf die folgenden zwei Jahrhunderte. Der Schwerpunkt der 983 fremdsprachigen Veröffentlichungen liegt mit 579 Titeln im 17. Jh, während 176 dem 16. Jh, 206 dem 18. Jh und 22 dem 19. Jh angehören. Der lateinische Anteil beläuft sich auf 948 Titel (96 Prozent) aus allen vier Jahrhunderten (davon 60 Prozent im 17. Jh und je 19 Prozent im 16. und 18. Jh) gegenüber 21 französischen Titeln (17. bis 19. Jh) und einzelnen griechischen, englischen, schwedischen, niederländischen, hebräischen, norwegischen und italienischen.

2.28 Die im unvollständigen Bandkatalog geführte Untergruppe Philosophie dominiert mit 90 Prozent vor Religion und Erziehung. Dabei handelt es sich zunächst um allgemeine philosophische Schriften aus allen vier Jahrhunderten mit Schwerpunkt im 17. Jh. Darunter finden sich frühe Drucke wie Totius philosophiae humanae digestio (Basel 1571) von Hieronymus Wildenberg (1465-1558) und das Lexicon philosophicum (Stettin 1661) von Johannes Micraelius (1597-1658).

2.29 Den größten Anteil am Bestand haben Titel des 16. bis 19. Jhs. Sie betreffen ebenso das Altertum (überwiegend Titel des 19. Jhs), die Renaissance (meist Drucke des 16. Jhs, darunter 10 Werke von Melanchthon), wie die Philosophie der Neuzeit bis 1790 (vor allem Werke des 17. Jhs, aber auch zahlreiche des 18. Jhs) und die Philosophie von Kant bis zum Beginn des 20. Jhs (Titel des 18. und vorwiegend des 19. Jhs). Hervorhebenswert unter den Gesamtdarstellungen ist die Vita philosophorum et poetarum von 1516. Zwei Drittel aller Titel dieser Gruppe gelten der Philosophie der Neuzeit bis 1790. Darunter sind zahlreiche Schriften bekannter Autoren, wie die Historia naturalis (London 1622) von Francis Bacon (1561-1626), die Opera philosophica (Amsterdam 1668) von Thomas Hobbes (1588-1679) und die Philosophiae naturalis principia mathematica (Amsterdam 1723) von Isaac Newton (1643-1727). Auch französische Philosophen sind stark repräsentiert, so Descartes mit 25, vorwiegend im 17. Jh erschienenen Titeln. Werke von Rousseau, Voltaire und Diderot sind ebenfalls vorhanden ( s. u. 2.76, Sondersammlung Löwensche Bibliothek).

2.30 Die bedeutendsten Vertreter der deutschen Aufklärung sind mit zahlreichen Titeln ausgewiesen, z. B. Christian Thomasius (1655-1728), u. a. mit seinen Fundamenta juris naturae et gentium (Halle 1705) und Samuel von Pufendorf (1632-1694) mit De jure naturae et gentium libri octo (Lund 1672) sowie mit zwei seiner unter dem Pseudonym Severinus de Monzambano veröffentlichten Schriften. Leibniz (1646-1716) ist mit vielen Titeln vertreten, u. a. De arte combinatoria (Leipzig 1666); Christian Wolff (1679-1754) mit mehreren Veröffentlichungen. Die deutsche Philosophie vom Ende des 18. Jhs bis zum Beginn des 20. Jhs repräsentieren vor allem Kant mit 25 Titeln, Fichte und Hegel mit je 15 Titeln. In den meisten Fällen handelt es sich um zeitgenössische Ausgaben. Das trifft auch für andere Autoren wie Rudolf Euken, Friedrich Feuerbach, Arthur Schopenhauer, David Friedrich Strauss und den Ruganer Arnold Ruge (1802-1880) zu.

2.31 Die Einzelgebiete der Philosophie (Metaphysik, Logik, Ethik, Ästhetik) sind mit Titeln des 18. Jhs und (dominierend) des 19. Jhs vertreten, wobei wiederum Werke zur Ästhetik am häufigsten sind. Die hierzu zählende Psychologie ist mit Titeln aller vier Jahrhunderte repräsentiert. Die frühesten Drucke stammen von 1522 (Absolutissimae Chyromantiae von Johannes Taisnier und Introductiones apotelesmaticae elegantes von Joannes Indago). Auch die Geheimwissenschaften sind mit Titeln des 16. bis 18. Jhs ausgewiesen, mit einem gewissen Schwerpunkt im 17. Jh. Zu den Besonderheiten zählen das Hauptwerk des Agrippa von Nettesheim, De occulta philosophia (1533), und der Tractatus astrologicus (1594) von Heinrich Rantzau (1526-1598). Unter den akademischen Schriften des 17. bis 19. Jhs befinden sich die Dissertationen (Wittenberg 1667) von Johannes Andreas Quenstedt (1617-1688) und anderen Wissenschaftlern. Auch Arbeiten Stralsunder und Ruganer Bürger sind hier bewahrt. Mitunter sind Personalschriften in die Sammelbände einbezogen.

2.32 Zahlreich ist auch die astronomische Literatur. Ein Rarum ist De revolutionibus orbium coelestium libri VI (Basel 1566) von Kopernikus. Bemerkenswert ist ebenso ein früher Stralsunder Druck (1653), der Astrologische Discours von der 1654 de 2/16 Augusti vorfallenden Sonnen-Finsterniß von Caspar Marchen. Weitere philosophische Schriften sind besonders in der Sachgruppe Geschichte (E) und in der Sondersammlung Löwensche Bibliothek (LB) zu finden.

2.33 Die Untergruppe Religion ist gegliedert in allgemeine Religionskunde, nichtchristliche Religionen und christliche Religionen. Neben den zahlreichen Titeln des 18. und 19. Jhs finden sich nur wenige frühe Drucke; darunter sind jedoch Johannes Bugenhagens Psalter (Basel 1526) und ein Werk von Johann Georg Nissel über Mohammedaner und Christen von 1655. Eine wesentlich größere Anzahl von Titeln zum Thema Religion ist in der Sachgruppe Theologie (A) und in der Sondersammlung Nikolaikirchenbibliothek (NB) ausgewiesen.

2.34 Allgemeine Schriften und Erziehungskunde sind in der Untergruppe Erziehung erfaßt. Dabei handelt es sich um vermischte Schriften aus allen vier Jahrhunderten, wobei das 19. Jh am stärksten vertreten ist. Zu den ältesten Werken zählen der Paedagogus (Basel 1582) von Johannes Thomas Freige († 1583) und Pansophiae prodromus (London 1639) von Comenius (1592-1670). Aus dem 17. Jh liegt beispielsweise De eruditione solida (Amsterdam 1692) von Pierre Poiret (1646-1719) vor. Insgesamt sind die klassischen Pädagogen zahlreich vertreten. Neben Comenius und Rousseau sind z. B. Joachim Heinrich Campe (1746-1818), der Thüringer Pädagoge Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811), Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) und Johann Bernhard Basedow (1724-1790) mit ihren Schriften ausgewiesen. Außerdem ist Literatur zur Geschichte des Erziehungswesens ( u. a. über berühmte Schulen) belegt, so durch die 1741 bis 1747 in Leipzig, Eisenach, Naumburg und Nürnberg herausgegebene Acta scholastica und Campes Allgemeine Revision des gesamten Schul- und Erziehungswesens (Hamburg 1785-1792). Ein Beitrag über das schwedische Schulwesen stammt von Fred Moltke Bugge (Oslo 1839). Pädagogische Schriften der Region, vor allem der Stadt Stralsund, sind ebenfalls über den Bestand verteilt, so z. B. Franz Gaugers Wörterbüchlein der Kunstsprache des Gerätturnens (Stralsund 1897).

Geschichte

2.35 Mit einer Titelzahl von 7043 ist die Sachgruppe Geschichte (Signatur E) die größte des Gesamtbestandes. Neben 3 separierten Inkunabeln (s. Sondersammlung Wiegendrucke; darunter die Universalgeschichte des im 5. Jh lebenden Paulus Orosius) zählen 245 Titel des 16. Jhs (3,5 Prozent), darunter mehrere Postinkunabeln, zum ältesten Bestand. Aus dem 17. Jh stammen 1487 Drucke (21,1 Prozent) und aus dem 18. Jh 1746 (24,8 Prozent). Die Hälfte des Bestandes machen 3545 Publikationen des 19. Jhs (50,3 Prozent) aus. 20 Titel konnten nicht zugeordnet werden. 67 Prozent erschienen in Deutsch (4716 Titel) und 33 Prozent (2327) in Fremdsprachen. Während die deutschen Titel mit 66,8 Prozent ihren Schwerpunkt im 19. Jh haben (gefolgt von 22,4 Prozent im 18. Jh, 9,4 Prozent im 17. Jh und 1,2 Prozent im 16. Jh), stammen von den fremdsprachigen Titeln 44,8 Prozent aus dem 17. Jh, 29,7 Prozent aus dem 18. Jh, 16,9 Prozent aus dem 19. Jh und 8 Prozent aus dem 16. Jh. Latein dominiert mit 1741 Titeln (74,8 Prozent), von denen 941 dem 17. Jh entstammen (gefolgt von 515 des 18. Jhs, 175 des 16. Jhs und 101 des 19. Jhs). Französisch ist mit 243 Titeln (10,5 Prozent) und Schwedisch mit 204 (8,8 Prozent) vertreten, vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh (nur 3 französische aus dem 16. Jh und 62 aus dem 17. Jh sowie 10 schwedische aus dem 17. Jh). Erwähnenswert sind 45 englische Werke, 40 dänische, 30 niederländische und 12 italienische, die durch einige griechische, isländische, spanische und norwegische aus allen vier Jahrhunderten ergänzt werden.

2.36 Die inhaltliche Zusammensetzung ist vielfältig. Die fünf systematischen Bandkataloge verzeichnen als Hauptgruppen Hilfswissenschaften und Weltgeschichte, Europäische und außereuropäische Länder, Deutsche Geschichte und Länderkunde, Völkerkunde und Reisen. Es liegen 185 allgemeine Darstellungen des 18. und 19. Jhs vor (Bibliographien, Periodika, Geschichtswissenschaft, Kriegswissenschaft, Statistik). Bei den 69 Titeln der Kriegswissenschaft liegt der Schwerpunkt im 17. Jh. Unter 85 Titeln zur Geschichtswissenschaft ist ein Wittenberger Druck von David Chytraeus (De lectione historiarum, 1563). Die Hilfswissenschaften umfassen rund 500 Titel, davon 20 aus dem 16. Jh, 110 aus dem 17. Jh, 200 aus dem 18. Jh und 170 aus dem 19. Jh. Über die Hälfte der Titel macht die Münzkunde mit Schwerpunkt (ca. 130 Titel) im 18. Jh aus. Unter den 10 Drucken des 16. Jhs ist Jacob de Stradas Epitome thesauri antiquitatum ( Lyon 1553; weitere numismatische Titel s. u. 2.129, Sondersammlung Pogge).

2.37 Die genealogische Literatur mit ca. 130 Titeln ist gegliedert in Nachschlagewerke und Geschichte der Genealogie, Stände und Familiengruppen, Geschlechterkunde und Handschriftenkunde. Die Darstellungen stammen überwiegend aus dem 18. und 19. Jh. Zu 20 Titeln des 16. und 17. Jhs zählt die Genealogia insignium Europae imperatorum (1563) von Heilrich Zeellius. Die Siegel- und Wappenkunde ist mit 45 Titeln des 17. bis 19. Jhs vertreten. Vier Titel des 17. Jhs betreffen Fahnen, Orden und Abzeichen. Die Kalenderkunde umfaßt neben den verschiedensten Kalendern auch entsprechende Sachliteratur. Von den rund 60 Titeln stammt ein Drittel aus dem 16. und 17. Jh. Zu den frühen Drucken zählen De annis et mensibus ceterisque temporum (Basel 1541) und Calendarium historicum von Paul Eber (1511-1569). Neben mathematischen, physikalischen und astronomischen Raritätenkalendern sind Haus-, Feld- und Gartenkalender, Historien- und Familienkalender sowie Schreibkalender in dieser Gruppe vorhanden, so der Alt vnd New Schreibcalender (1636) des Greifswalder Mathematikprofessors David Herlitz (1557-1636). Oftmals sind die Kalender illustriert und enthalten handschriftliche Eintragungen. Zahlreiche Kalender aus dem pommerschen Regionalgebiet, vor allem aus dem 18. und 19. Jh, finden sich hier ebenso wie im Bestand Pommern.

2.38 Der allgemeinen Weltgeschichte wurden rund 160 Titel zugeordnet, darunter 61 Gesamtdarstellungen in lateinischer Sprache (16 aus dem 16. Jh, 40 aus dem 17. Jh und 5 aus dem 18. Jh), 40 neuere Darstellungen, vor allem aus dem 18. und 19. Jh, 7 Nachschlagewerke aus dem 17. bis 19. Jh, 20 Einzeldarstellungen und rund 30 vermischte Schriften aus allen vier Jahrhunderten. Die Geschichte der alten Welt, u. a. mit 20 umfassenden Darstellungen, von denen die älteste aus dem Jahre 1510 stammt, ist ebenfalls mit rund 160 Titeln aus dem 16. bis 19. Jh vertreten. Dabei nimmt die römische Geschichte mit 48 Werken vor 35 griechischen, 25 jüdischen und 14 morgenländischen den ersten Platz ein. Unter diesen vorwiegend im 17. bis 19. Jh erschienenen Werken finden sich auch 18 Drucke des 16. Jhs wie z. B. Opus historicum von Paulus Orosius (Paris 1510). Die Weltgeschichte des Mittelalters vor 1600 ist mit 60 Titeln des 17. bis 19. Jhs und die der frühen Neuzeit mit 240 Titeln aus allen vier Jahrhunderten repräsentiert. Mit rund 90 Publikationen, davon die Hälfte aus dem 17. Jh, ist der Dreißigjährige Krieg dokumentiert, wobei hier die zahlreichen zeitgenössischen Flugschriften ( z. B. in einem Sammelband allein 85 deutsche und 5 lateinische Titel) in der systematischen Untergliederung nur unzureichend erfaßt sind. Das Zeitalter des Absolutismus ist mit 45 Titeln, überwiegend aus dem 17. Jh und dem 18. Jh (zuzüglich mindestens 47 deutsche, einzelne lateinische und französische Flugschriften) verzeichnet, die Französische Revolution mit 15 Titeln des 18. und 19. Jhs. Über die Koalitionskriege und die Napoleonischen Kriege sind aus diesem Zeitraum 11 Titel und über die Freiheitskriege 38 Titel aus dem 19. Jh vorhanden.

2.39 Die Geschichte der europäischen Länder umfaßt 1015 Titel. 50 Werke zur österreichisch-ungarischen Monarchie bis 1918 entstammen neben 4 Drucken des 16. Jhs und 7 Drucken des 17. Jhs meist dem 18. und 19. Jh. Zu den frühen Titeln zählen die Historia Bohemica (Basel 1575) und Rerum Ungaricarum decades IV (Basel 1568) von Antonio Bonfini (1427-1505). Der Geschichte Italiens (56 Titel) sind je 10 Titel aus dem 16. und 17. Jh zuzuordnen, darunter Niccolò Machiavellis (1469-1527) Historie Fiorentine (1537), während die anderen den zwei folgenden Jahrhunderten entstammen. Mit 33 Titeln, vor allem aus dem 18. und 19. Jh, wird die spanische und portugiesische Geschichte dokumentiert. Zudem verdienen 3 Drucke des 16. Jhs und 12 Drucke des 17. Jhs genannt zu werden. Die Geschichte Frankreichs ist mit 192 Titeln vertreten, darunter mit 29 allgemeinen Darstellungen, 49 Titeln zu Frankreich unter Ludwig XIV. und 10 über die Zeit Ludwig des XV. und XVI. Über das Zeitalter der Revolution Napoleons I. sind 40 Titel und über die Folgezeit 64 vorhanden. Unter 2 Titeln des 16. Jhs sind Johannes Carions (1499-1538) Chroniques ( Lyon 1559), 38 Titel sind dem 17. Jh zuzurechnen. Reichlich zwei Drittel wurden im 18. und 19. Jh verlegt (weitere Werke zur Geschichte Frankreichs, s. u. 2.75-2.76, Sondersammlung Löwensche Bibliothek). Für die schweizerische Geschichte mit 20 Titeln liegt der Schwerpunkt im 19. Jh, einzelne Drucke stammen aus dem 16. bis 18. Jh. Die Geschichte Belgiens (23 Titel) hat wie die Geschichte der Niederlande (46 Titel) ihren Schwerpunkt im 17. Jh. Unter den wenigen Titeln des 16. Jhs findet sich die Historia Belgica (Frankfurt 1583). Auch aus dem 18. und 19. Jh sind mehrere Titel vorhanden.

2.40 Die Geschichte Großbritanniens und Irlands ist mit 97, fast gleichmäßig auf das 17., 18. und 19. Jh verteilten Darstellungen vertreten, von denen die älteste 1609 in Speyer erschien. Den ersten Platz in der Geschichte der europäischen Länder nimmt Schweden mit 272 Titeln ein. Es folgen 69 dänische und einige wenige norwegische und finnische Publikationen. Unter den Werken, die Schweden betreffen, stammen 42 aus dem 17. Jh, 71 aus dem 18. Jh und 140 aus dem 19. Jh; unter 3 Titeln des 16. Jhs ist die Historia de omnibus Gothorum Sveonumque regibus (Rom 1554). Rund 40 Titel, fast ausschließlich aus dem 18. und 19. Jh, betreffen die Geschichte Rußlands, u. a. zwei von 1630 und 1652. Die polnische und litauische Geschichte mit 36 Titeln verzeichnet nur 2 Drucke des 16. Jhs; die übrigen Drucke verteilen sich auf die späteren Jahrhunderte; ebenso 13 Titel zur lettischen und estnischen Geschichte. Nur 9 Titel liegen zur Geschichte der Balkanstaaten (16. und 19. Jh) vor.

2.41 Von den rund 70 Titeln zur Geschichte außereuropäischer Länder sind die Hälfte Darstellungen Amerikas aus dem 17. bis 19. Jh, darunter 2 Amsterdamer Drucke von 1643 und 1647. Außerdem sind mehrere Titel zur Geschichte Asiens aus allen vier Jahrhunderten, vor allem aus dem 18. Jh, und einzelne Titel zur Geschichte Afrikas und Australiens aus dem 17. bis 19. Jh vorhanden.

2.42 Die in zwei separaten Sachkatalogen erfaßte Deutsche Geschichte (Quellen und chronologische Entwicklung; Deutsche Städte und Länder) nimmt mit 1316 Titeln einen bedeutenden Platz ein. An gedruckten Quellen und entsprechender Fachliteratur sind fast 200 Titel vorhanden, von denen 2 aus der letzten Hälfte des 16. Jhs und rund 25 aus dem 17. und 18. Jh stammen. Der größte Teil jedoch sind

Drucke des 19. Jhs. Berücksichtigt ist die Älteste Zeit bis zum Ende des Merowingerreiches mit 41 allgemeinen Werken zu den verschiedenen Volksstämmen. Zu den frühen Drucken zählen die 1519 in Köln erschienene Wandalia von Albert Krantz (um 1450-1517) und Johann von Tritheims (1462-1516) Chronica der Francken (Frankfurt 1563). Alle weiteren Titel sind gleich verteilt auf die folgenden drei Jahrhunderte. Die Geschichte des alten Kaiserreichs ist mit 275 Titeln gut repräsentiert, von denen 18 dem 16. Jh, 96 dem 17. Jh, 60 dem 18. Jh und 87 dem 19. Jh entstammen. Das spiegelt sich wider in 38 Gesamtdarstellungen (vor allem aus dem 17. und 18. Jh, darunter der 1655 in Ulm erschienene Gründliche historische Bericht von den alten Reichsvogteyen), in 19 Titeln über mehrere Epochen (vor allem 19. Jh), in 10 über Deutschland unter den Karolingern (gleich verteilt auf das 16. bis 19. Jh), in 22 über Deutschland unter den Sachsen, Saliern und Hohenstaufen (vor allem 19. Jh), in 16 über Deutschland unter den Habsburgern und Luxemburgern (17. und 19. Jh) und in 28 über die Hanse (vor allem 19. Jh). Erwähnenswert sind z. B. die Historia Germanorum imperatorum von Zacharias Orthus (Wittenberg 1563) und der Gründliche Bericht auf der vereinigten Teutschen Hanse Stedte vermeynte Verantwortung (Helmstedt 1609). Weiterhin sind vorhanden 50 Titel über Deutschland im Zeitalter der Reformation (15 des 16. Jhs, je 5 des 17. und 18. Jhs und 25 des 19. Jhs), 23 über Deutschland im Dreißigjährigen Krieg (21 des 17. Jhs, darunter 2 von 1620 und 1621) und 75 über Deutschland zur Zeit des Absolutismus (davon 43 aus dem 17. Jh, u. a. mit einem Hamburger Titel von 1635, 25 Drucke aus dem 18. Jh und 7 aus dem 19. Jh).

2.43 Die Deutschen Städte und Länder mit insgesamt 800 Titeln dominieren quantitativ vor den bereits beschriebenen Gruppen. Dabei machen Werke über die Städte reichlich die Hälfte aus. Sie beginnen mit 12 Titeln des 16. Jhs, u. a. mit einem Rostocker Werk (1522) des dortigen Gelehrten Nicolaus Marescalcus (um 1470-1525) und werden mit 44 Titeln im 17. Jh fortgesetzt. Das Schwergewicht liegt mit über 300 Titeln im 18. und 19. Jh. Besonders viele Publikationen geben über die norddeutschen Städte Auskunft, vor allem über Lübeck (50 Titel), Hamburg (40) und Rostock (20). (Stralsund, Greifswald u. a. vorpommersche Städte finden sich im Sonderbestand Pommern, s. u. 2.87.) Berlin (40 Titel) und Augsburg (15, davon 4 aus dem 16. Jh) finden neben vielen anderen deutschen Orten Berücksichtigung (meist 5 bis 10 Titel).

2.44 Die Brandenburg-preußische Geschichte ist mit ca. 220 Titeln verzeichnet, von denen fast zwei Drittel aus dem 19. Jh, ein Drittel aus dem 18. Jh und nur wenige Titel aus dem 16. und 17. Jh stammen. Neben 20 Quellendarstellungen, darunter die Frankfurter Ausgabe (1598) der Annales Marchiae Brandenburgicae, sind 18 Zeitschriften und Sammelwerke, 35 Einzel- und Gesamtdarstellungen sowie 25 Biographien und Memoiren angeführt. 28 Titel, überwiegend aus dem 17. und 19. Jh, dokumentieren die Geschichte der Mark unter den Kurfürsten und 24 Titel des 19. Jhs die Geschichte Preußens unter Friedrich Wilhelm II. und III. Einen Schwerpunkt (fast 70 Titel) setzen die Publikationen über Preußen unter Friedrich II., wovon annähernd die Hälfte zeitgenössische Darstellungen sind, während die andere Hälfte aus dem 19. Jh stammt.

2.45 Zur Geschichte der deutschen Länder sind ca. 150 Titel erfaßt. Davon betreffen zwei Drittel die Geschichte des norddeutschen Raums (ausgenommen Pommern, s. u. 2.86, Sonderbestand Pommern). Vor Schleswig-Holstein (Titel aus allen vier Jahrhunderten, jedoch vorwiegend aus dem 19. Jh), Oldenburg und Friesland (16. bis 18. Jh), Hannover und Braunschweig (Titel aus allen vier Jahrhunderten, vor allem aus dem 18. und 19. Jh) dominiert mit 50 Titeln das Land Mecklenburg (vorwiegend aus dem 17. und 19. Jh, ältester Titel von 1530). Die Geschichte Ostpreußens und Westpreußens sowie die Geschichte Schlesiens sind auch in dieser Gruppe erfaßt und machen ein Drittel aller Drucke aus, die sich auf die vier Jahrunderte mit Schwergewicht im 19. Jh verteilen. Zu den frühen Drucken zählt die Historia rerum Prussicarum (Zerbst 1592) von Caspar Schütz.

2.46 Die in einem gesonderten Bandkatalog erfaßte Hauptgruppe Länderkunde, Völkerkunde und Reisen mit insgesamt mindestens 650 Titeln bildet einen Schwerpunkt in der Sachgruppe Geschichte. Obwohl der quantitativ größte Anteil dem 18. und 19. Jh zuzuordnen ist, liegen bemerkenswerte Titel bereits aus dem 16. Jh (rund 20) und aus dem 17. Jh vor (rund 100). Neben 10 Zeitschriften und Nachschlagewerken des 19. Jhs und 12 Veröffentlichungen des 17. bis 19. Jhs über die Geschichte der Erdkunde sowie einzelner Forscher und Entdecker sind 32 Atlanten angeführt. Während sich davon 25 Titel auf das 18. und 19. Jh verteilen, stammen 7 Atlanten aus dem 17. Jh, so 2 Werke des flandrischen Kartographen Gerhard Mercator (1512-1594), darunter sein 1607 in Amsterdam herausgegebener Atlas minor (weitere Atlanten, s. u. 2.77 und 2.110, Sondersammlungen Löwensche Bibliothek und Kulturgeschichte). Die ca. 150 Titel (aus allen 4 Jahrhunderten) zum Thema Erde sind den Untergruppen Länder- und Völkerkunde (ca. 70 Titel), Meere (15 Titel) und Reisebeschreibungen (ca. 65 Titel) zugeordnet. Hervorzuheben sind mehrere Ausgaben von Sebastian Münsters (1488-1552) Cosmographia, deren früheste die Baseler des Jahres 1546 ist, und der Thesaurus geographicus (1596) des Antwerpener Kartographen Abraham Ortelius (1527-1598). Von den 40 Werken aus dem 16. bis 19. Jh mit Beschreibungen Europas stammt das früheste von 1551. Zwei Drittel dieser häufig mit Kupferstichen illustrierten Titel, deren Schwerpunkt im 18. Jh liegt, betreffen mehrere europäische Länder, so die Übersetzung von William Cox' (1747-1828) Reise durch Polen, Russland, Schweden und Dänemark (Zürich 1785-1792). Ähnlicher Art sind über 100 Titel zu Reisen durch Deutschland, auch durch einzelne deutsche Länder, wobei zwei Drittel aus dem 19. Jh und ein Drittel aus dem 17. und 18. Jh stammen. Der einzige frühe Druck ist die Germaniae veteris descriptiones (Straßburg 1591) von Johannes Pappus (1549-1620).

2.47 Insgesamt 190 Titel, überwiegend des 18. und 19. Jhs, betreffen die außerdeutschen Länder, wobei die Beschreibungen Skandinaviens (34 Titel) und Italiens (30) vor denen anderer Länder liegen (Großbritannien und Irland, Frankreich, Niederlande und Belgien, Österreich, Balkanländer, Polen und Litauen, Finnland, Estland, u. a.). Hinzuweisen ist u. a. auf Martin Zeillers (1588-1661) Itinerarium Italiae oder Raiss-Beschreibung durch Italien (Frankfurt a. M. 1640) und auf 2 Titel von Olaus Magnus (1490-1557), darunter die Historien der mittnächtigen Länder (Basel 1567). Die Beschreibung weiterer Kontinente umfaßt 120 Titel des 17. bis 19. Jhs, so 30 über Afrika (Schwerpunkt Nordafrika), 15 über Amerika und 72 über Asien. Die einzelnen Länder (Türkei, Syrien, Arabien, Indien, Japan u. a.) sind dabei jeweils mit bis zu 15 Titeln vertreten. Legationis Turcicae epistolae quatuor (Hannover 1605) des Diplomaten und Schriftstellers Angerius Ghislain de Busbecq (1522-1592) und die Orientalische Reiss (Straßburg 1612) von Hans Jacob Breuning zählen zu den ältesten Reisebeschreibungen.

2.48 Einzelne Komplexe sind in der Systematik der fünf Bandkataloge des Fachgebietes Geschichte kaum berücksichtigt oder aufgeführt (s. Bandkataloge Pommern, 2.85 ff.). Dazu zählen mindestens 400 Flugschriften des 17. bis 19. Jhs, die meist in Sammelbänden (oft als Loseblattsammlung in Kapseln) aufbewahrt sind; unter " Ernste und heitere Schriften zum deutsch-französischen Krieg 1870" finden sich z. B. 119 deutsche und 6 französische Drucke. Erwähnenswert sind auch rund 300 Dissertationen aus allen vier Jahrhunderten, vor allem in lateinischer Sprache mit Schwerpunkt im 17. Jh. Unter den an 25 deutschen und schwedischen Universitäten verfaßten Arbeiten sind auch die von Georg Christoph Gebhard (Greifswald 1691) und von Petrus Vilhelmus Lithzenius (Uppsala 1742). Weitere 80 Schul- und Universitätsschriften des 17. bis 19. Jhs befassen sich mit den deutschen Bildungseinrichtungen, so die von Ernst Zober herausgegebene Geschichte des Stralsunder Gymnasiums anläßlich des 300. Jubiläums im Jahre 1860. Selbst Pennal- und Schulpossen (Schnackenberge 1647) sind verzeichnet. Unter 19 Lexika stammt nur eines aus dem 17. Jh, die übrigen verteilen sich auf die späteren Jahrhunderte. Sie betreffen im wesentlichen die allgemeine Geschichte und die historische Geographie, so Johann Jacob Hoffmanns Lexicon universale (Basel 1677-1683). Zahlreiche Pomeranica verblieben im Bestand Geschichte, da sie in den dreißiger Jahren nicht konsequent dem Sonderbestand Pommern zugeordnet wurden, darunter die Rügensch-pommerschen Geschichten aus 7 Jahrhunderten (Leipzig 1861-1872) von dem Regionalgeschichtsschreiber Otto Fock (1819-1872).

2.49 Auch die wichtigsten Stralsunder Tageszeitungen und Wochenblätter blieben am Standort Geschichte, wobei der Stralsunder Relations Courier von 1689 bis 1702 und von 1747 bis 1754 vorliegt, gefolgt von der Stralsundischen Zeitung (1762-1848 unter dem Titel Auszug der Neuesten Weltbegebenheiten; 1749-1934). Der Gesamtbestand geht jedoch über den regionalen Rahmen hinaus (ca. 130 Periodika). Gut vertreten sind hierbei mit 10 Prozent die Wochenblätter des 17. Jhs (Relation, Courier, Mercurius oder Zeitung) aus Hamburg, Altona, Leipzig und aus anderen Städten. Dazu zählt auch der Mercure Hollandois (Amsterdam 1675-1677 und 1682-1684). Für das 18. Jh sind ca. 20 Prozent und für das 19. Jh 70 Prozent der Titel belegt. Außerdem finden sich mehrere unterhaltende Blätter, vorwiegend des ausgehenden 19. Jhs, aber auch frühere wie das in Frankfurt verlegte Zeitbüchlein oder Almanach auffs Jahr 1677 von St. Fuhrmann.

Klassische Philologie

2.50 Wertvollen historischen Bestand verzeichnet die Klassische Philologie (Signatur F) mit insgesamt 1941 Titeln, von denen 526 im 16. Jh und 585 im 17. Jh erschienen (rund 58 Prozent). 300 Titel stammen aus dem 18. Jh und 530 aus dem 19. Jh. Nur 20 Prozent aller Titel liegen in Deutsch vor. Während die deutschen Werke nur 13 Titel des 16. Jhs und 9 des 17. Jhs aufweisen, verbuchen sie im 18. Jh 65 und im 19. Jh 294. Bei den 1560 fremdsprachigen Drucken hingegen liegt der Schwerpunkt mit 70 Prozent gleich verteilt im 16. und 17. Jh. Die restlichen 30 Prozent sind auf die folgenden beiden Jahrhunderte verstreut. In dieser Sachgruppe befanden sich 12 (fremdsprachige) Inkunabeln, vorwiegend von 1480 bis 1498 aus italienischen Druckereien. Autoren wie Horaz, Vergil, Seneca, Euclid und andere sind vertreten, so auch Laurentius Valla mit De linguae latinae elengantia (Venedig 1480; jetzt in der Sondersammlung Wiegendrucke, s. u. 2.69-2.70).

2.51 92 Prozent der fremdsprachigen Titel sind in Latein, 5 Prozent in Griechisch, 2 Prozent in Französisch und ein Prozent in anderen Sprachen (Englisch, Schwedisch, Niederländisch, Italienisch, Spanisch, Arabisch, Chaldäisch und Hebräisch). Die lateinischen Titel des 16. Jhs (33 Prozent) und des 17. Jhs (37 Prozent) prägen diese Sachgruppe. Nur 14 Prozent entfallen auf das 18. Jh und 16 Prozent auf das 19. Jh. Bei den griechischen Titeln verteilen sich 47 Prozent auf das 16. Jh, 34 Prozent auf das 17. Jh und 19 Prozent auf die folgenden beiden Jahrhunderte. Die französischen Titel sind vor allem im 17. Jh (33 Prozent) und im 18. Jh (44 Prozent) erschienen, während nur 12 Prozent aus dem 16. Jh und 11 Prozent aus dem 19. Jh stammen. Von den 22 Titeln in anderen Sprachen stammen 10 aus dem 18. Jh, die restlichen verteilen sich auf die anderen drei Jahrhunderte.

2.52 Diese Sachgruppe ist bisher in keinem Systematischen Katalog erfaßt, so daß nur ein grober Überblick gegeben werden kann. Zu den frühesten Werken zählen rund 30 Postinkunabeln, die in Paris, Straßburg, Leipzig, Basel, Venedig und Tübingen gedruckt wurden. Je zwei Titel erschienen bereits 1501 und 1502, so De consolatione philosophica (Straßburg 1501) von Boethius. In diesem Bestand fallen viele Titel aus dem 16. Jh und vom Anfang des 17. Jhs auf, die in Pergamenthandschriften (Texte oder Noten) eingebunden sind. In einem Amsterdamer Druck von 1641 findet sich der Vermerk, daß es sich bei dem Einband um ein Stück aus dem alten lübischen Recht handelt. Hinzuweisen ist auf zahlreiche mit Holz- und Kupferstichen, seltener mit Steindrucken, illustrierte Werke zu verschiedenen sprach- oder literaturwissenschaftlichen Themen. Außer einleitenden und allgemeinen Schriften zur Klassischen Philologie sind Fachzeitschriften, u. a. der Göttinger Philologus (1846-1868) und die Leipziger Jahrbücher der classischen Philologie (1857-1866) vorhanden. Neben Schulschriften aus verschiedenen deutschen Orten, so aus Pforta, Halle, Greifswald, Stralsund, Anklam, Flensburg, Lübeck, Potsdam und Berlin, sind auch Dissertationen aufgenommen (mindestens 40 Titel), vorwiegend aus dem 17. und 18. Jh.

2.53 Eine gewisse Dominanz haben Lexika und Wörterbücher, die meist in Latein, kombiniert mit anderen Sprachen, vorliegen (häufig lateinisch-griechisch). Von mindestens 50 Titeln stammen 5 aus dem 16. Jh und 20 aus dem 17. Jh. Dazu gehören zwei griechisch-lateinische Lexika (Basel 1532 und Köln 1533) sowie mehrere Wörterbücher des Robert Stephanus (1503-1559), darunter das Dictionarium Latino-Gallicum (Paris 1538) und sein Thesaurus der lateinischen Sprache (1543). Ferner liegt ein Lexicon Pentaglotton. Hebraicum, Chaldaicum, Syriacum, Talmudico-Rabbinicum et Arabicum (Frankfurt a. M. 1653) vor, ein 1605 in Prag gedrucktes Dictionarium septem diversarum linguarum, das Latein, Italienisch, Dalmatisch, Bösch, Polnisch, Deutsch und Ungarisch aufführt, und John Minsheus Ductor in linguas, the guide into tongues (London 1617). Aus dem 18. und 19. Jh sind rund 25 Nachschlagewerke vermerkt.

2.54 Die griechische und lateinische Sprachwissenschaft ist mit Grammatiken des 16. und 17. Jhs gut vertreten. Unter den frühen Titeln gibt es Melanchthons Grammaticae Latinae etymologia (Basel 1540) und die Grammatica Regia (1650) von Johannes Matthiae (1592-1670). Die griechische Literaturwissenschaft ist besonders stark durch Werke der allgemeinen klassischen Literaturgeschichte und durch Sammlungen griechischer Lyrik, Dramatik und Poetik repräsentiert. So sind rund 30 Ausgaben und Kommentare (16. bis 19. Jh) zu Homer verzeichnet, darunter Übersetzungen seiner Ilias ins Lateinische (Paris 1545) und ins Kastellanische (Antwerpen 1556). Ebenso sind 10 Titel (überwiegend aus dem 16. und 17. Jh) von Hesiod vorhanden, einige Anacreon-Übersetzungen (darunter eine Rostocker Ausgabe von 1597) und mehrere Titel von Sophokles, Euripides und Aeschylos (meist aus dem 16. Jh). Viele Werke der griechischen und römischen Klassiker liegen mehrbändig vor, häufig auch in Sammlungen für den Haus- oder Schulbedarf. Auch griechische Philosophen, Historiker und Geographen sind zahlreich nachgewiesen, so z. B. Plutarch mit ca. 20 und Aristoteles mit ca. 25 Titeln (aus allen vier Jahrhunderten, überwiegend aus dem 16. und 17. Jh).

2.55 Die römische Literaturgeschichte ist vor allem durch poetische Werke repräsentiert. Frühe Drucke von Vergil (Venedig 1533), Terenz (Venedig 1545), Plautus (Leipzig 1511), Plinius (Basel 1535) und Juvenal (Straßburg 1513) gehören zu den jeweils 10 bis 20 Titeln jedes Dichters. Neben hymnischen, epischen, dramatischen und satirischen Werken sind auch Publikationen der Lyriker, Dialektiker, Elegiker und Prosaiker vorhanden. Darunter finden sich ca. 30 Titel von und über Ovid, die aus allen Jahrhunderten, vor allem aus dem 16. und 17. Jh stammen, z. B. eine Ausgabe der Metamorphosen von 1506 und ein Kommentar von 1510. Auch Werke der römischen Historiker und Geographen sind hier belegt, darunter die von Willibald Pirckheimer herausgegebene Geographia (Straßburg 1525) des Claudius Ptolemäus (weitere Werke der Klassischen Philologie sind in der Sachgruppe Sprach- und Literaturwissenschaft sowie in den Sondersammlungen Löwensche Bibliothek und Gymnasialbibliothek vertreten, s. u. 2.123).

Sprach- und Literaturwissenschaft

2.56 Der Gesamtbestand Sprach- und Literaturwissenschaft enthält Werke der Philologie und der Schönen Literatur der neuen Sprachen (ursprüngliche Bestandsbezeichnung: Signatur G) und umfaßt 2839 Titel, von denen 12 aus dem 16. Jh, 48 (1,7 Prozent) aus dem 17. Jh, 464 (16,4 Prozent) aus dem 18. Jh und 2315 (81,5 Prozent) aus dem 19. Jh stammen. 2314 Titel (81,5 Prozent) sind in deutscher Sprache und davon 101 in Niederdeutsch, wobei 8 Titel aus dem 16. Jh, 32 (1,4 Prozent) aus dem 17. Jh, 363 (15,7 Prozent) aus dem 18. Jh und 1911 (82,6 Prozent) aus dem 19. Jh stammen. Von 525 fremdsprachigen Titeln (18,5 Prozent in insgesamt 9 Sprachen) erschienen 4 im 16. Jh, 16 (3 Prozent) im 17. Jh, 101 (19,2 Prozent) im 18. Jh und 404 (77 Prozent) im 19. Jh. Die Drucke in schwedischer Sprache (davon 258 Titel aus dem 19. Jh, ein Titel aus dem 16. Jh und 7 aus dem 18. Jh) dominieren mit 266 Titeln (50,7 Prozent) vor 153 englischen (2 aus dem 17. Jh, 59 aus dem 18. und 92 aus dem 19. Jh; 29 Prozent). Von den 50 lateinischen Titeln stammen 3 aus dem 16. Jh, 9 aus dem 17. Jh, 16 aus dem 18. Jh und 22 (44 Prozent) aus dem 19. Jh. Außerdem sind 19 Titel in Französisch (18. und 19. Jh), 17 in Niederländisch (17. bis 19. Jh), 16 in Dänisch (18. und 19. Jh), 2 in Griechisch (19. Jh) und je einer in Spanisch und Hebräisch vorhanden. Die meisten Wörterbücher sind zwei- oder mehrsprachig, u. a. in Englisch-Schwedisch-Latein.

2.57 In diese Sachgruppe gingen bedeutende Schenkungen und Nachlässe ein. So war die Erwerbung der germanistischen Bibliothek (Anzahl der Bände nicht mehr feststellbar) des Göttinger Professors Georg Friedrich Benecke (1762-1844) im Jahre 1844 besonders wichtig. Durch die Vermittlung seiner in Stralsund lebenden Töchter und Schwiegersöhne war es Stadtbibliothekar Zober gelungen, diese Sammlung alt- und mittelhochdeutscher Werke (400 Bde) anzukaufen. Damit kamen auch 71 an Benecke gerichtete Briefe aus der Frühzeit der deutschen Philologie (1810-1843) in den Bestand der Ratsbibliothek. Die Verfasser dieser Briefe sind die Autoren der in Beneckes Sammlung dominierenden Werke. Dazu zählen die Gebrüder Grimm, vor allem Jacob (1785-1863), und Karl Lachmann (1793-1851). Ebenso vertreten sind die Germanisten Joseph Maria Christoph Freiherr von Laßberg (1770-1855) und Moritz Haupt (1808-1874), der Verleger Georg Andreas Reimer (1776-1842) und viele andere. Diese Briefe wurden in die Autographensammlung (Signatur Au) der Bibliothek aufgenommen und bereits 1901 durch Bibliotheksleiter Rudolph Baier publiziert. Neben den Erstausgaben Grimmscher Werke sind zahlreiche Veröffentlichungen Beneckes zu finden, so Breimunt, Fragment eines alten Gedichts (Lemgo 1831). Dieses Bruchstück aus Karlmeinet (Hs. Anfang des 14. Jhs) war im Einband des in der Ratsbibliothek zu Stralsund befindlichen Exemplars der Opuscula Bernardi (1501) entdeckt worden.

2.58 Der Gesamtbestand Sprach- und Literaturwissenschaft ist in vier systematischen Bandkatalogen (Sprachen und Literaturen ein Bd; Deutsche Sprache und Literatur 3 Bde) erfaßt, wonach die Sprachwissenschaft (vorwiegend mit Titeln aus dem 18. und 19. Jh) ein gutes Fünftel ausmacht. Die allgemeine und speziell germanische Sprachwissenschaft ist mit ca. 20 Titeln, u. a. Über den Ursprung der Sprache (Leipzig 1781) des pommerschen Gelehrten Johann Christoph Adelung (1732-1806), und mit ca. 25 Erstausgaben der bedeutendsten Germanisten des 19. Jhs (Nachlaß Benecke) vertreten. Allein 10 sprachwissenschaftliche Zeitschriften, darunter Der Deutschen Gesellschaft in Leipzig Nachrichten und Anmerkungen, welche die Sprache betreffen (Leipzig 1739-1744), und 20 Wörterbücher wurden gezählt. Neben Adelungs Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuchs der Hochdeutschen Mundart (Leipzig 1774-1786) und Joachim Heinrich Campes (1746-1818) Wörterbuch der deutschen Sprache (Braunschweig 1807-1811) ist Georg Henischs (1549-1618) Teutsche Sprach und Weißheit (Augsburg 1616) zu erwähnen. Zu den ältesten Titeln zur Geschichte und zum Wesen der deutschen Sprache (insgesamt 20 Werke) zählt die Ausführliche Arbeit von der teutschen Haubt-Sprache (Braunschweig 1663) von Justus Georg Schottel (1612-1676). Unter den 25 Grammatiken sind Albert Oelingers Grammatica (Straßburg 1573) und Schottels Der Teutschen Sprach Einleitung (Lübeck 1643). Zur Lautlehre und Schrift sowie zur Etymologie sind jeweils 15 Drucke vorhanden, u. a. Leibniz' Collectanea etymologica (Hannover 1717).

2.59 Zu diesem Bestand gehören zahlreiche Publikationen zur Namenkunde und zu den Mundarten, jedoch nur mit einem geringen Anteil älterer Schriften. So entstammen dem 19. Jh 10 namenkundliche und 12 mundartliche Untersuchungen. Eine Ausnahme bildet Johann Christoph Wagenseils (1633-1705) Belehrung von der Jüdisch-Teutschen Rede- und Schreibart (Königsberg 1699). Interessant sind einzelne indo- und urgermanische, friesische und niederdeutsche oder gotische Titel. Dazu zählen das Altfriesische Wörterbuch (Aurich 1786) von Tilemann Dothias Wiarda und eine Veröffentlichung zur gotischen Sprache von Andreas Uppström (Uppsala 1850). Neben Johann Carl Dähnerts (1719-1785) Platt-Deutschem Wörterbuch (Stralsund 1781) ist das Dictionarium von Matthias Kramer (Nürnberg 1719) hervorzuheben. Unter den 30 Titeln des Alt-, Mittel- und Neuhochdeutschen befindet sich nur ein Druck aus dem 17. Jh, Philip von Zesens (1619-1689) Hooch-Deutsche Spraach-Übung (Hamburg 1643). Auch die Werke zu den verschiedenen Fremdsprachen stammen vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh. Unter den annähernd 40 Grammatiken, Wörterbüchern und Sprachgeschichtsdarstellungen sind einzelne Drucke aus dem 17. Jh, wie die Neue Königliche Pohlnische und Deutsche Grammatica (Posen und Warschau 1699), die von Christopher Cooper (London 1685) und Johannes Wallis (Hamburg 1688) verfaßten englischen Grammatiken und der Erste Versuch einer Anleitung zur Lettischen Sprache (Mitau 1685) von Heinrich Adolph († 1686).

2.60 Die Literaturwissenschaft einschließlich der Werkausgaben aus den verschiedenen Epochen nimmt den Hauptteil dieser Sachgruppe ein. Die deutsche Literaturgeschichte ist vorwiegend mit Titeln des 18. und 19. Jhs vertreten, u. a. mit je 15 Bibliographien und Nachschlagewerken, Zeitschriften und Jahrbüchern (s. auch Bestände Bibliographie, Encyklopädien, Periodika und Pommersche Zeitungen und Zeitschriften, 2.65 und 2.94). Neben Periodika wie Der deutsche Merkur (1773-1783) sind auch unterhaltende Zeitschriften erwähnenswert, z. B. Vademecum (Greifswald 1820) und Zeitblüthen (Stralsund 1821). Zur Poetik, Metrik, Rhetorik und Stilistik finden sich 10 Titel des 17. Jhs, fast ausschließlich in einem Sammelbändchen. Darunter sind Philip von Zesens Poetischer Rosenwälder Vorscck (Hamburg 1642) und Dorothea Eleonora von Rosenthals Poetische Gedanken (Breslau 1641). 18 weitere Drucke aus dem 18. und 19. Jh folgen. Von den 25 Überblicksdarstellungen der deutschen Literatur entstammen nur 3 dem 18. Jh, darunter die Bibliothèque germanique ou histoire littéraire (Amsterdam 1720-1731). Die einzelnen Literaturepochen und -gattungen sind in ca. 50 Titeln des 18. und 19. Jhs erfaßt, so auch in der Bibliothek der elenden Skribenten (Frankfurt und Leipzig 1768-1769).

2.61 Die deutsche Volksdichtung ist mit ca. 100 Titeln, vorwiegend aus dem 19. Jh, verzeichnet. Dazu zählen mehrere Erstausgaben von Volksliedsammlern, wie Ludwig Uhlands (1787-1862) Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder (1844-1845). Wesentlich frühere Titel wie die 1753 in Antwerpen verlegten Liedeken und die 1787 in Berlin publizierten Fröhlichen Lieder bey Tische ergänzen die Liedersammlung. Sprichwörter, Rätsel und Kinderreime sind fast gleichrangig vertreten mit Sagen und Märchen. Darunter fällt Der nächtliche Schwimmer (Ronneburg und Leipzig 1799) von Johann Karl August Musäus (1735-1787) auf. Verschiedene Reinecke-Fuchs-Ausgaben, u. a. eine Frankfurter von 1575 (eine weitere Ausgabe, Frankfurt 1562, im Bestand Bibliographie, Encyclopädien, Periodika, s. u. 2.64 ff.) repräsentieren die Volksbücher. Zwei aus dem 16. Jh stammende Folianten, das Heldenbuch (Frankfurt 1560) und die Anweisung der Junckfrawen (Straßburg 1538), sind zu nennen. Die niederdeutsche Literatur mit insgesamt ca. 30 Titeln, beispielsweise 15 von Fritz Reuter (1810-1874), stammt fast ausschließlich aus dem 19. Jh.

2.62 In zwei Bandkatalogen sind Literatur-Denkmäler von den Anfängen bis 1500 (ca. 275 Titel, vorwiegend des 19. Jhs) und von 1500 bis zur Gegenwart (ca. 2000 Titel des 18. und 19. Jhs) zusammengefaßt und den 2 Untergruppen Sammlungen und einzelne Dichter und Dichtungen (in alphabetischer Folge) zugeordnet. So werden für den Zeitraum bis 1500 rund 75 Sammlungen und 200 Dichter und Dichtungen gezählt. Einige Werke sind mehrfach ausgewiesen, so das Nibelungenlied in fast 30 und der Heliand in 8 Ausgaben. Konrad von Aue und Konrad von Würzburg sind mit je 9 Titeln vertreten. Unter den 70 Sammlungen nach 1500 sind 2 Titel von Poeten des 17. Jhs hervorzuheben: Johann Peter de Memels Wieder ernewerte und augirte Lustige Gesellschaft (1660) und Prodromus poeticus (Dresden 1684) von August Adolph von Haugwitz. 12 Titel des 18. Jhs und 56 des 19. Jhs schließen sich an. Die Zeitspanne nach 1500 weist ca. 800 Schriftsteller aus (einschließlich Autoren des 20. Jhs). Die Titelzahl bis 1900 beläuft sich auf ca. 2000, wobei Drucke des 18. und 19. Jhs dominieren. Bekannte Autoren wie Lessing, Herder, Goethe, Schiller, Klopstock, Herwegh, Heine u. v. a. sind mit 20 bis 50 Titeln (darunter auch Erstausgaben) neben unbedeutenderen Zeitgenossen aufgenommen. Die theoretischen Schriften eines Autors sind ebenso wie seine poetischen Werke erfaßt. Auch die lokalen und regionalen Literaten gehören mit bis zu 20 Titeln je Autor in diesen Bestand. Dazu zählen Ludwig Gotthard (Theobul) Kosegarten, Edmund Höfer, Friedrich Spielhagen, Karl Lappe und Gottlieb Christian Mohnike, der vor allem Übersetzungen und Nachdichtungen besorgte. Auch die Gedichte der jungen frühbarocken Greifswalder Poetin Sibylla Schwarz († 1638), die von Martin Opitz und Samuel Gerlach beeinflußt war, sind hier zu finden.

2.63 Unter den literarischen Werken des Auslandes dominieren die skandinavischen (in Deutsch und in der Originalsprache zu etwa gleichen Teilen) und die englischen (überwiegend originalsprachig). Den größten Anteil bilden Werkausgaben schwedischer Schriftsteller, die durch die Erik-M.-Dahlberg-Stiftung ( s. o. 1.12) in diesen Bestand kamen. Außerdem sind zahlreiche Edda-Übersetzungen vorhanden, u. a. die von Petrus Resenius aus dem Jahre 1665. Der Dichter Carl Gustav Leopold (1756-1829), der während seiner Greifswalder Studentenzeit in der Stralsunder Ratsbibliothek wirkte, ist mit seinen Werken ebenso vertreten wie sein Zeitgenosse Esaias Tégner (1782-1846). Für die ältere englische Dichtung sind Thomas Percys Reliques of ancient English poetry (London und Frankfurt 1790-1791) und mehrere Beowulf-Ausgaben ( u. a. die Züricher von 1840) charakteristisch. Viele Titel des 18. und 19. Jhs entstammen der Bibliothek der Englischen Gesellschaft (s. o. 1.6).

Bibliographie, Encyclopädien, Periodika

2.64 Die ursprüngliche Bezeichnung Bibliographie, Encyclopädien, Sammelwerke, Miscellaneen (Signatur H) charakterisiert den Bestand an Periodika von insgesamt 2960 Titeln, von denen allein 984 (33,2 Prozent) aus dem 17. Jh, 810 (27,4 Prozent) aus dem 18. Jh und 886 (29,9 Prozent) aus dem 19. Jh stammen. Immerhin 280 Titel (9,4 Prozent) sind Drucke des 16. Jhs. Die wenigen Inkunabeln sind im Sonderbestand Wiegendrucke aufbewahrt ( s. u. 2.69-2.70), darunter Aeneas Sylvius Piccolomini (Pius II., 1405-1464), Epistolae familiares (Nürnberg 1486). 1385 Titel (46,8 Prozent) erschienen in Deutsch und 1575 (53,2 Prozent) in Fremdsprachen. Von den deutschen Titeln kommen 57,5 Prozent aus dem 19. Jh, 30 Prozent aus dem 18. Jh, 11,6 Prozent aus dem 17. Jh und weniger als ein Prozent aus dem 16. Jh. Die fremdsprachigen Titel dominieren mit 52,2 Prozent im 17. Jh, gefolgt von 25 Prozent im 18. Jh, 17 Prozent im 16. Jh und 5,8 Prozent im 19. Jh. An erster Stelle steht Latein mit 1395 Titeln (88,6 Prozent), wobei der Schwerpunkt mit 792 Drucken (56,8 Prozent) im 17. Jh liegt. Außerdem sind 75 schwedische, 70 französische, 12 niederländische, 9 englische, je 5 dänische und griechische und je 2 italienische und isländische Titel vorhanden. Die 17 ältesten im Bestand verbliebenen Titel sind Postinkunabeln, die vor 1520 erschienen. Darunter befinden sich z. B. das Opus sphericum (Köln 1501) von dem im 13. Jh lebenden englischen Astronomen und Mathematiker Johannes de Sacro Bosco (John of Holywood) und Ulrich von Huttens Opuscula varia (In arce Stekkelberk, i. e. Mainz 1519). Erwähnenswert sind Werke von Erasmus, Jakob Henricnn (1482-1561), Ottmar L. Luscinius (1487-1537), Jodocus Badius (1462-1535) und Baptista Mantuani (eigentlich Baptista Fiera, 1469-1538). Nicodemus Frischlins (1547-1590) De secundis nuptiis Ludovici (Tübingen 1583) ist mit einer handschriftlichen Widmung des Autors an Robert de Heu versehen.

2.65 Von 163 Periodika stammen 4 aus dem 17. Jh, 53 aus dem 18. Jh und 106 aus dem 19. Jh. Neben verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften und Jahrbüchern sind auch unterhaltende Blätter vorhanden. Unter den vorwiegend in Deutsch verfaßten Periodika sind auch seltene, so die Acta eruditorum (Leipzig 1682-1776) und Christian Thomasius' (1655-1728) Freymüthige Gedancken über allerhand Bücher durch alle 12 Monate des Jahres (Halle 1690). Vereinzelt sind auch Titel in Französisch, Lateinisch, Englisch, Schwedisch, Niederländisch und in anderen Sprachen vorhanden, z. B. das Journal des sçavans (Leipzig 1671 und Amsterdam 1764-1765; im Sonderbestand Löwensche Bibliothek: Amsterdam 1684-1755), De Boekzaal van Europe (Rotterdam 1692-1698) und Svea Ny Följd (Uppsala 1831). Bertuchs Journal des Luxus und der Moden (Weimar 1786-1801) und die Hippologischen Blätter (1833-1850) finden sich ebenso wie zahlreiche, für die erste Hälfte des 19. Jhs typische Literaturblätter.

2.66 Die ca. 25, vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh stammenden, meist deutschsprachigen Nachschlagewerke sind Lexika, Enzyklopädien und Wörterbücher in großer Themenvielfalt wie die gesamte Sachgruppe ohnehin. Zedlers Universal-Lexicon (Halle und Leipzig 1732-1754) ist ebenso vertreten wie Georg Paul Hönns (1662-1747) Betrugs-Lexicon (Coburg 1730) und Meusels Lexicon der von 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1802-1816). Neben Georgis Allgemeinem europäischen Bücher-Lexikon (1742-1753) betreffen ca. 180 Titel dieser Sachgruppe das Buch im weitesten Sinne. Außer Bibliographien sind Verlags-, Auktions- und Lagerkataloge, aber auch Kataloge öffentlicher und privater Bibliotheken neben Publikationen über den Buchdruck vorhanden. Es liegen aus dem 16. Jh ein Titel, aus dem 17. Jh 20, aus dem 18. Jh 53 und aus dem 19. Jh 106 vor, darunter ein lateinischer Katalog geschützter oder verbotener Bücher (Antwerpen 1570).

2.67 Mit mindestens 215 Titeln, vorwiegend aus dem 17. und 18. Jh und meist in deutscher und lateinischer Sprache, nehmen die Personalschriften (s. auch Sachgruppe Theologie, 2.11; Gymnasialbibliothek, 2.128; Pommern, 2.90) einen wesentlichen Platz in diesem Bestand ein. Die Huldigungsgedichte, Reden und Leichenpredigten sind meist in Sammelbänden vereint. Die älteste Leichenpredigt ist die 1579 in Leipzig für David von Ponikaw gehaltene. In deutscher Sprache ist die Grabschrift (Stockholm 1680) zum Tode Carl Gustav Wrangels (1613-1676) in einem Fürsten, Herzögen und Königen gewidmeten Sammelband enthalten, in dem auch Lobreden auf die schwedischen Könige Karl XI. (1655-1697) und Karl XII. (1682-1718) zu finden sind. Um die 35 Schul- und Universitätsschriften von deutschen und ausländischen Gymnasien und Universitäten sind aus dem 17. bis 19. Jh vorhanden, vor allem in Deutsch und Latein. Nur vereinzelt finden sich auch Titel in Französisch und in anderen Sprachen. Sozialhistorisch interessant sind 30 aus dem 18. und 19. Jh stammende Titel über Waisenhäuser, über das Armenwesen und den Strafvollzug, so z. B. Über die Versorgung der Armen (Kopenhagen 1769) von Fr. G. Resewitz und Historische Nachrichten über die merkwürdigsten Zuchthäuser in Deutschland (Halle 1791-1794) von G. L. Wagnitz.

2.68 Unter den zahlreichen Miscellaneen finden sich Reisebeschreibungen, Koch- und Gartenbücher aus dem 17. und 18. Jh sowie Titel über Branntweinbrennerei (1791), Bierbraukunst (1690), Bienengeschichte und Züchtung (1774), Erbauung der Torf-Ziegel-Öfen (1791), Das Schach- oder Königsspiel (1617), über Gymnastik für die Jugend (1793), über Lehrsätze der Musik (1758-1759) und viele weitere, oft auch kuriose Titel, wie Juno abortans, d. i. ein Brief an das Publikum, worin bewiesen wird, daß ein Frauenzimmer, welches durch den Westwind schwanger geworden, durch den Ostwind abortieren könne (Mölln 1760). Mehrere vorpommersche Drucke (s. auch Sachgruppe Pommern, 2.85 ff.; Geschichte, 2.48) sind in dieser Sachgruppe enthalten, so auch Der Telegraph oder eine leichte und wolfeile Methode allerley Nachrichten ... zu transportieren (Stralsund 1794) des Stralsunder Waisenhauslehrers Johann Alexander Stralendorff (1751-1828).

Sondersammlungen

Wiegendrucke

2.69 In den meisten Beständen der alten Ratsbibliothek befanden sich ursprünglich auch einige Frühdrucke. Während die Postinkunabeln in der jeweiligen Sachgruppe verblieben, wurden - wahrscheinlich um die Jahrhundertwende die Inkunabeln aus dem Gesamtbestand herausgezogen und neu katalogisiert (Signatur W). Die gesonderte Aufstellung erfolgte fortlaufend, nicht systematisch. In späteren Jahren, zuletzt 1988, wurden 18 weitere Titel in der 1945 übernommenen Gymnasialbibliothek und in der nachgelassenen Privatbibliothek Prof. Otto Dibbelts aufgefunden und ebenfalls dem Sonderbestand Wiegendrucke zugeordnet. Über die Provenienz der Inkunabeln ist wenig bekannt. Vermutlich stammen die meisten aus dem Besitz der Stralsunder Klöster, die bis zum Jahre 1525 bestanden. Dieser Sonderbestand umfaßt 73 Titel in 64 Bdn, von denen 71 in lateinischer und 2 in deutscher Sprache vorliegen. Erwähnenswert sind 21 aus dem Nachlaß Dibbelts stammende Inkunabelfragmente (darunter 5 kolorierte Holzschnitte aus dem 1485 in Passau gedruckten Herbarius), die bisher weder im Katalog noch in dieser Zählung erfaßt sind. Bei den Werken aus dem deutschsprachigen Raum liegen Schwerpunkte bei den Druckorten Nürnberg (11), Basel (6) und Köln (5). Dann folgen Straßburg und Augsburg (je 4) und Freiburg (2). Einzelne Wiegendrucke stammen aus Lübeck, Speyer, Hagenau, Tübingen und Leipzig. Bei den in Italien gedruckten Werken dominiert Venedig als Druckort (23). Aus Mailand sind 2 und aus Bologna, Treviso und Brixen je ein Titel vorhanden. Aus Paris ist ebenfalls nur ein Titel zu verzeichnen. 6 Titel weisen keinen Ort aus.

2.70 Die 65 Titel (in 57 Bdn) im Folioformat und 8 (in 7 Bdn) im Quartformat stammen aus den Sachgruppen Geschichte (E), Klassische Philologie (F), Philosophie (D/Ph), Miscellaneen (H), Recht (B), Theologie (A) und Nikolaikirchenbibliothek (NB). Die theologische Literatur (32 Titel) steht mit Bibeln, patristischer und scholastischer Literatur im Vordergrund, wobei 18 aus der Sachgruppe Theologie, 12 aus der Nikolaikirchenbibliothek und 2 aus Schenkungen stammen. Besonders hervorzuheben sind die niederdeutschen Bibeln von Heinrich Quentell in Köln (1478) und von Steffen Arndes in Lübeck (1494). Es folgen 12 Werke des Altphilologie-Bestandes, unter denen auch Noctium Atticarum commentarii liber primus (Brixen 1485) von Aulus Gellius (um 130 nach 170) mit einer reich illuminierten Schmuckseite zu finden ist. Die ältesten Inkunabeln in diesem Sonderbestand sind Prologus in librum de responsione mundi & astrorum ordinatione (Augsburg 1472) des Isidor von Sevilla aus dem Philosophie-Bestand und Speculum historiale (Straßburg 1473) von Vinzenz von Beauvais (um 1190-1264) aus dem Nikolaikirchenbestand. Die anderen Inkunabeln sind 1472 bis 1475 (3), 1476 bis 1480 (7), 1481 bis 1485 (11), 1486 bis 1490 (5), 1491 bis 1495 (13) und 1496 bis 1500 (23) gedruckt (6 ohne Jahresangabe). Zu den bemerkenswerten Stücken gehören zwei Ausgaben der Schedelschen Weltchronik (Nürnberg 1493 und Augsburg 1497), die ursprünglich zum Geschichtsbestand zählten. Ein weiteres historiographisches Werk ist Werner von Rolevincks († 1502) Fasciculus temporum (1484) aus der Gymnasialbibliothek.

Kupfersammlung

2.71 Die Kupfersammlung (Signatur K. S.) enthält Einzelblätter verschiedener druckgraphischer Verfahren mit Schwergewicht im 19. Jh. Diese sind, in Mappen oder in Sammelbände eingebunden, neben zahlreichen Prachtwerken aufbewahrt. Die Titel, meist im Folio- oder Großfolio-Format, wurden am Standort nach Signaturen ausgezählt, da die alte Standortliste stark überarbeitungsbedürftig ist und ein spezielles Verzeichnis weder von den einzelnen Blättern noch von den Druckwerken vorliegt. Die insgesamt 48 Titel (überwiegend in Deutsch, aber auch in Latein, Französisch, Italienisch und Schwedisch) betreffen sowohl Kunst und Architektur als auch die Naturwissenschaften, Kriegswissenschaften und Geographie. Novum Opus astrochronologicum (Kiel 1692) des Kieler Arztes und Theologieprofessors Matthias Wasmuth (1625-1688) ist der einzige für das 17. Jh ausgewiesene Titel. Aus dem 18. Jh sind 16 Titel belegt, darunter die Erstausgaben der Architectura civilis (Augsburg 1711-1716) von dem Baumeister und Kupferstecher Paul Decker (1677-1713), die Grundrisse des Campements bey Zeithayn 1730 (handschriftlicher Titel, vermutlich von Axel von Löwen eingetragen) und das zweibändige Werk Il Campo Marzio dell'antica Roma (Rom 1762) von Giovanni Battista Piranesi (1720-1778). Piranesi ist mit weiteren Drucken verzeichnet. 31 Titel repräsentieren das 19. Jh, so die in 17 Heften vorliegende Teutsche Ornithologie (Darmstadt 1800-1809) des Forstmanns und Naturforschers Moritz Balthasar Borkhausen (1760-1806). Auch die 1840 in Potsdam edierten Werke der höheren Baukunst des Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) und Vues pittoresques de la République Argentine (Buenos Aires, Paris und Halle 1881) gehören zur Sammlung. Bei letzterem Werk handelt es sich um 14 großformatige Seiten mit 36 Zeichnungen des aus Stralsund stammenden Museumsdirektors von Buenos Aires, Hermann Burmeister. Löwensche Bibliothek

2.72 Die aus dem 18. Jh stammende Löwensche Bibliothek (Signatur LB), die seit 1973 im Johanniskloster untergebracht ist, ist eine der wertvollsten Sammlungen, die die Ratsbibliothek erhielt. Der Schwede Axel Graf von Löwen (1686-1772), der seine militärische Laufbahn als Sechzehnjähriger in Stralsund begonnen und Jahrzehnte im Ausland unter Karl XII. gedient hatte, kehrte 1748 als Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern nach Stralsund zurück. Nach Beendigung seiner Amtszeit im Jahre 1766 widmete er sich seiner umfangreichen Buch- und Kunstsammlung, die er in seinem Testament von 1761 dem Magistrat vermachte. Die Gemälde und andere Kunstschätze bildeten 1858 den Grundstock für das städtische Museum. Für seine rund 2500 Bde umfassende Bibliothek bestimmte er, daß sie den " Herren Curatoribus der hiesigen Bibliothèque allein überlassen werden solle und zur bequemen Jahreszeit dem Publico zu öffnen sei".

2.73 Im Bestand der Ratsbibliothek ist diese Stiftung eine der wenigen, die separat nach vier Formaten und Numerus currens - aufgestellt und katalogisiert wurde. Die Bände sind mit dem Exlibris der Ratsbibliothek, der aufgetragenen Signatur LB und oft auch mit dem Löwenschen Siegel gekennzeichnet. Nach dem bisher nur handschriftlich existierenden Standortkatalog und durch Autopsie entsteht ein erster Sachkatalog. Die Bibliothek, die durch Kriegsauslagerung Verluste verzeichnet, umfaßt heute 1216 Titel, die sich mit 70 Prozent (852 Titel) im 18. Jh konzentrieren. 21 Titel entstammen dem 16. Jh und 295 dem 17. Jh. Die 48 Titel des 19. Jhs wurden erst später diesem Sonderbestand zugeordnet.

2.74 Fremdsprachige Werke dominieren mit 78,4 Prozent vor deutschen (21,6 Prozent). Von den 263 deutschen Titeln verteilen sich 6 auf das 16. Jh, 84 auf das 17. Jh, 163 auf das 18. Jh und 10 auf das 19. Jh. Unter den 953 Titeln in Fremdsprachen befinden sich 83 lateinische (9 Prozent) mit 8 Drucken aus dem 16. Jh; der Rest stammt aus dem 17. und 18. Jh. Die schwedischen Titel belegen 4 Prozent, die sich aus 28 Titeln des 18. Jhs und 10 des 17. Jhs zusammensetzen. Erwähnenswert sind 25 italienische (3 Prozent), 11 spanische, 7 niederländische und 2 dänische Titel aus allen vier Jahrhunderten. Der Glanzpunkt der Sammlung sind 787 französische Titel (83 Prozent), von denen 6 auf das 16. Jh, 157 auf das 17. Jh, 607 auf das 18. Jh und 17 auf das 19. Jh entfallen.

2.75 Das besondere Interesse des Buch- und Kunstfreundes Löwen galt zeitgenössischen französischen Originalausgaben (77 Prozent), die er in goldgeprägte Ledereinbände binden ließ. Die Sammlung umfaßt neben belletristischer und philosophischer Literatur Werke der Geschichte, der Theologie, der Geographie, der Naturwissenschaften, der Technik und der Verwaltung. In ihrer Gesamtheit wirkt sie als Beispiel der enzyklopädischen Geistesart der französischen Aufklärung. Zu den Rara zählen die mit zahlreichen, mehrfarbig kolorierten Holzschnitten illustrierten Institutiones rei publicae militaris ac civilis, libri IX (Rostock 1515) von Nicolaus Marschak († 1525), die zeitweise im Besitz des Herzogs Christoph von Mecklenburg und Bischofs von Ratzeburg († 1592) waren, und ein Duodezband mit den OEuvres ( Lyon 1561) von Clément Marot (1495-1544). Neben diesem ältesten französischsprachigen Titel sind vor allem Werke des 17. Jhs erwähnenswert, u. a. von Molière, Corneille und Rabelais. Darunter findet sich eine mit Kupfern von Bernard Picart (1673-1733) illustrierte Werkausgabe Rabelais' (Amsterdam 1741).

2.76 Die Zeit der Aufklärung ist mit zahlreichen Titeln belegt, unter anderem mit Werken von Diderot, Rousseau, Voltaire, Nicolas Boileau und Bernard de Fontenelle (1657-1757). Zwei Ausgaben der Encyclopédie (Yverdon 1770-1780 sowie Lausanne und Bern 1781) von Diderot und d'Alembert sind neben anderen Nachschlagewerken vorhanden. Dazu gehören mehrere Wörterbücher, so Pierre Bayles Dictionnaire historique et critique (Rotterdam 1720), das auch in der Übersetzung (Leipzig 1741-1744) von Gottsched vorliegt. Weiterhin sind Zeitschriften wie der Mercure historique et politique (Den Haag 1686-1761) und unterhaltende Schriften im Bestand, darunter viele Anonyma (Aventures des dames und ähnliche Titel).

2.77 Unter den geographischen Titeln fallen die Atlanten der Gebrüder Blaeu (Amsterdam 1649, s. u. Sondersammlung Kulturgeschichte, 2.110) und Johann Baptist Homanns (Nürnberg 1716) auf. Auch Städte- und Länderbeschreibungen sind gut vertreten, so durch Johann P. Abelins Theatrum Europaeum (Frankfurt a. M. 1637-1738), Matthaeus Merians Topographia (etwa zeitgleich) und Corneille le Bruns Voyage au Levant (Delft 1700). Eine Reihe kulturgeschichtlicher Schriften betrifft die höfische Kultur (L'Esprit des cours de l'Europe, Amsterdam 1699-1710), die Sittengeschichte (Begebenheiten einer Buhlschwester und eines Lüderlichen, Hamburg und Leipzig 1770, mit Kupfern von William Hogarth), die Freimaurerei sowie Verkehr, Handel und Hauswirtschaft. Den Universalcharakter der Sammlung unterstreichen naturwissenschaftliche Werke, darunter der Mundus subterraneus (Amsterdam 1668) von Athanasius Kircher (1602-1680) und theologische, so mehrere Schriften Luthers, daneben verschiedene Bibelausgaben, so eine von Karl XII. in Auftrag gegebene schwedische Bibel im Folioformat (Stockholm 1703). Thematisch gut verteilt sind ca. 20 Pomeranica belegt, darunter eine Stralsund-Chronik für den Zeitraum 1473 bis 1648 und Das Grosse Pomrische Kirchen-Chronicon (Alt-Stettin 1628) von Daniel Cramer.

2.78 Der Staatsmann und Bibliophile Löwen war auch selbst Autor. Sein handschriftlicher Nachlaß, erst 1929 im Rathaus aufgefunden, enthält philosophische und kriegswissenschaftliche Abhandlungen sowie biographische Schriften. Darunter sind seine 1929 von Fritz Adler publizierten Mémoires d'un Suédois qui a servi le Roi Charles XII. Nikolaikirchenbibliothek

2.79 Eine kostbare Sammlung theologischer Schriften, bestehend aus 33 mittelalterlichen Hss. und 356 z. T. mehrbändigen Druckwerken, kam 1860 mit der Nikolaikirchenbibliothek (Signatur NB) in den Bestand der Ratsbibliothek. In einem Bericht des Bibliothekars Rudolf Baier anläßlich des Bibliotheksumzugs 1896 ist die Bibliothek der Kirche zu St. Nikolai unter der Signatur NB bereits den 13 Abteilungen einverleibt. Diese Signatur schließt auch die geretteten Bücher der Bibliothek der Kirche zu St. Marien ein, deren Großteil 1647 einem Brand zum Opfer gefallen war, und die der dritten großen Stadtkirche, St. Jacobi.

2.80 Friedrich Bernhard Droysen (1761-1838), Pastor zu St. Nikolai, erstellte 1817 ein gedrucktes Verzeichnis, dem er die Geschichte seiner Kirchenbibliothek voranstellte. Danach sind die Anfänge der Sammlung ca. 300 Jahre früher zu vermuten, d. h. durch mehrere chirographische Mönchsschriften nachweisbar, die nach der Reformation unbeschädigt zurückblieben. Darunter befindet sich ein dreiteiliger Codex, dessen zweiter Teil das umfangreiche handschriftliche Stralsunder Vokabular enthält. Seit 1562 beurkunden Schenkungs- und Ankaufsvermerke die Existenz der Bibliothek. Ende des 17. Jhs tragen die meist in Pergament gebundenen Bücher den ovalen Prägestempel mit dem Bild von St. Nikolaus und der Umschrift " Bibliothecae Nicolaitanae Stralesundensis". In dieser Zeit erfreute sich die Bibliothek guten Zuwachses und an handschriftlichen Einträgen erkennbar - offensichtlich guter bibliothekarischer Unterstützung des Bürgermeisters Christian Ehrenfried Charisius (1647-1697). Einer der großen Wohltäter war der Stifter der Ratsbibliothek, Henning Leve, der in seinem Testament (1688) auch der Nikolaikirche 300 Gulden vermachte. Davon bestimmte er 5 Gulden zur Anschaffung eines guten theologischen " Hauptbuches zu solcher Bibliotheca". Zunächst war die Bibliothek dank der Kuratoren der Gildehausischen Vicarie in einer ihrer Begräbniskapellen an der Südseite der Kirche untergebracht. Sie fand lange sicher auch wegen des fehlenden Lichtes wenig Beachtung. Zudem nutzten die Prediger bevorzugt ihre eigenen, oft sehr guten Büchersammlungen. 1783 ließ der Archidiakon Philipp Bernhard Droysen (1722-1786) durch seinen Sohn Friedrich Bernhard ein erstes Verzeichnis erstellen. Da dieses verloren ging, wurde die Benutzung der Bibliothek wiederum erschwert. Schließlich bewirkte die napoleonische Belagerung ab 1807, daß die Sammlung erneut in Vergessenheit geriet. Erst 1817 wurde sie, von Droysen jun. geordnet und mit einem neuen Verzeichnis ausgestattet, an einem geeigneteren, höher gelegenen Ort der Nikolaikirche aufgestellt. Dieser Raum war zwar nach der Kirche hin offen, dafür aber hell und trocken und zudem mit 50, auch im Verzeichnis aufgelisteten Ölgemälden verstorbener Stralsunder Prediger geschmückt.

2.81 Nach Formaten und mit der alten Signatur NB versehen, ist die Nikolaikirchenbibliothek heute separat aufgestellt. Sie umfaßt 624 Titel, die sich mit 20 Prozent auf das 16. Jh, mit je 22 Prozent auf das 17. und 18. Jh und mit 36 Prozent auf das 19. Jh verteilen. Davon erschienen 399 Titel in Deutsch und 225 Titel in Fremdsprachen. 21 Prozent der deutschsprachigen Drucke kommen aus dem 16. und 17. Jh, 25 Prozent aus dem 18. Jh und 54 Prozent aus dem 19. Jh. Die fremdsprachigen Werke haben ihren Schwerpunkt mit 80 Prozent im 16. und 17. Jh, nur 16 Prozent entfallen auf das 18. Jh und 4 Prozent auf das 19. Jh. Ebenso verstreut auf die Jahrhunderte sind 211 lateinisch verfaßte Schriften (94 Prozent) sowie 13 in anderen Sprachen (6 Prozent): 5 griechische, 4 französische, 3 hebräische und ein niederländischer Titel. Aus diesem Bestand kamen 12 Inkunabeln, die im Zeitraum 1473 bis 1498 in Nürnberg, Basel, Köln, Straßburg und Venedig erschienen. Darunter finden sich Werke von Vincentius Bellovacensis (2 Titel), Johannes Friburgensis (Summa confessorum compilata, 1476), Petrus Comestor, Petrus Lombardus, Thomas von Aquin (3 Titel), Nikolaus de Lyra und Bruno von Köln (s. Sondersammlung Wiegendrucke, 2.69-2.70). Unter den fast 130 Titeln des 16. Jhs sind einige Postinkunabeln, so Ambrosius' Opera omnia (Basel 1506) und Livius' Quae extant decades (Paris 1516). Wegen ihrer aus Pergamenthandschriften bestehenden Einbände fallen zwei Titel besonders auf: ein Bericht vom Interim (Frankfurt 1599) von Conrad Schlüsselburg (1543-1619) und Canones et decreta sacrosanti oecumenici et generalis Concilii Tridentini (Lüttich 1568).

2.82 Rund 30 Bibeln, überwiegend aus dem 16. und 17. Jh, liegen meist in Deutsch, Latein und Griechisch vor. Unter den lateinischen sind frühe Drucke aus Köln, Magdeburg, Basel und Antwerpen. Erwähnenswert sind zwei Lutherbibeln: die in Samt gebundene, sogenannte Wesselsche Bibel ( s. o. 1.1) in Niederdeutsch (Magdeburg 1554), mit vielen handschriftlichen Einträgen auf den Vorsatzblättern; und zum anderen eine 1555 in Wittenberg gedruckte Bibel, die eine eigenhändige Inschrift Melanchthons aufweist. Interessant ist auch eine 1604 von dem Rostocker Prediger Nicolaus Gryse (1543-1614) herausgegebene Leien-Bibel.

2.83 Theologische Nachschlagewerke aus dem 18. und 19. Jh sind gut vertreten, z. B. mit dem Lexicon linguae Hebraicae (Leipzig 1743), das der Prediger Jacob Gussetius (1635-1704) herausgab, und mit der Herzogschen Real-Encyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (1854). Auch Lehr- und Gesangbücher der beiden letzten Jahrhunderte sind vorhanden, u. a. der Grundriß der Reinhardischen Dogmatik (München 1802), Gesänge zum Gebrauch für Schulen (Stralsund 1797) und ein Breslauer Titel zur Geschichte des Kirchenliedes von 1842. Rund 350 Predigten, meist Leichenpredigten und Personalschriften aus dem pommerschen Raum, stammen aus allen vier Jahrhunderten mit einem Übergewicht im 17. Jh. Sie liegen als Einzeldrucke und als Sammlungen vor. Zu den ältesten Titeln zählen eine Bußpredigt von Conrad Schlüsselburg (Hamburg 1599) und der Ehespiegel mit 70 Brautpredigten (Straßburg 1561) von C. Spangenberg (gen. Cyriacus; 1528-1604). Eine Würdigung für Peter Suleke, Religionsschwärmer des 16. Jhs, verfaßte z. B. der Stralsunder Kirchenmann Carl Heinrich Tamms (1793-1874). Mehrere Dankpredigten, teils vor Königen vorgetragen oder etwa nach der Explosion des Stralsunder Pulverturms von Brandanus Gebhardi (1704-1784) gehalten, bereichern ebenso die Sammlung wie Predigten Ludwig Theobul Kosegartens, die er Ende des 18. Jhs auch in Altenkirchen auf Rügen hielt und die z. T. als Uferpredigten (seit 1792) in die Geschichte eingingen.

2.84 Mit mindestens 40 Periodika des 19. Jhs, die in Berlin, Tübingen, Leipzig, Bonn, Kiel, Gotha, Stuttgart, Basel, Gütersloh, Hamburg, Darmstadt, Stettin, Hildburghausen, Zürich und Magdeburg verlegt wurden, ist die Kirchenbibliothek gut bestückt. Neben der Allgemeinen Kirchenzeitung (Darmstadt und Leipzig 1825-1872) und der Zeitschrift für Philosophie und spekulative Theologie (Bonn 1837-1846) sind weitere Zeitungen, Jahrbücher und Magazine enthalten, so das Evangelische Missionsmagazin von Albert Ostertag (Basel 1857-1892) und mehrere theologische Literaturblätter. Ferner sind hier Werke von und über Luther, Bugenhagen und andere Reformatoren sowie Dissertationen und Kirchenordnungen aufgenommen, die z. T. im Theologiebestand der Ratsbibliothek (A) vorhanden sind. Pommern

2.85 Die Sachgruppe Pommern (Signatur Po) mit insgesamt 630 Titeln, von denen 68 Prozent aus dem 19. Jh, 25 Prozent aus dem 18. Jh und 7 Prozent aus den vorangegangenen Jahrhunderten stammen, wurde in den dreißiger Jahren des 20. Jhs durch Herauslösung regionaler Titel aus den bereits im 18. Jh gebildeten Beständen ( z. B. Geschichte, Theologie, Naturwissenschaften, Periodika) zusammengestellt, wobei diese Arbeit nicht konsequent beendet wurde. Das belegen viele in den Altbeständen verbliebene Pomeranica, die hier in die Zählung nicht einfließen konnten. So wurden z. B. allein 500 Titel (Quellen, Ortsgeschichte, Reiseliteratur), überwiegend aus dem 16. bis 18. Jh, in der Sachgruppe Geschichte nachgewiesen. 91 Prozent aller Titel sind deutsche Publikationen. Unter diesen 573 Titeln sind auch mehrere niederdeutsche. Über 90 Prozent der Titel sind Drucke des 18. und 19. Jhs, nur 10 Prozent Drucke des 16. und 17. Jhs. Die 57 fremdsprachigen Drucke (9 Prozent) verteilen sich ähnlich auf die vier Jahrhunderte. Latein dominiert mit 95 Prozent. Nur 3 schwedische und dänische Titel sind verzeichnet.

2.86 Während die beiden feingegliederten systematischen Bandkataloge sowohl die Pomeranica des Bestandes als auch die anderen Bestände aufnehmen, werden in dieser Beschreibung nur die Signaturen Po berücksichtigt. Diese geben in rund 100 Titeln Auskunft über Allgemeines, Statistisches und Landesgeschichte. Neben Gesamtdarstellungen, wie Johannes Micraelis' (1597-1658) Erstes Buch des Alten Pommernlandes (Stettin 1639), sind überwiegend aus dem 19. Jh stammende Einzeldarstellungen der slawischen Zeit, der Christianisierung, des Mittelalters, der Reformation, des pommerschen Herzoghauses und Pommerns nennenswert. Darunter sind vereinzelt Drucke des 17. und 18. Jhs, wie Origines Pomeranicae (Wittenberg 1686) von Konrad Samuel Schurzfleisch (1641-1708). Es dominiert jedoch das 18. Jh mit Titeln über die Geschichte einzelner Landesteile, mit Genealogien und Biographien sowie mit Titeln zu Münz- und Wappenkunde. Dazu zählen auch mehrere Werke Johann Carl Dähnerts (1710-1785), z. B. seine in Stralsund gedruckte Sammlung pommerscher und rügischer Landesurkunden (1765-1802). Stellvertretend für die regionalen Geschichtsforscher des 19. Jhs sei Martin Wehrmann (1861-1937) genannt.

2.87 Ein Drittel der Pomeranica, aus allen vier Jahrhunderten stammend, mit einem gewissen Schwerpunkt im 18. und 19. Jh, betrifft die Ortsgeschichte, wobei die vor- und hinterpommerschen Kleinstädte mit bis zu 10 Titeln (darunter eine bereits 1590 in Barth gedruckte Gerichtsordnung) und die Städte Greifswald und Stettin mit bis zu 40 Titeln ausgewiesen sind. 120 Titel über die Stadt Stralsund machen reichlich 50 Prozent aus und sind in einer Feingliederung erfaßt, die Quellen, Einzeldarstellungen, Kulturgeschichtliches, Schul- und Vereinswesen u. a. verzeichnet. Dazu zählen die Chroniken der Stadt (seit dem 16. Jh) ebenso wie die 1699 von dem Schifferaltermann Titie Wolter († 1714) herausgegebenen Denckwürdigkeiten der löblichen Schiffer-Compagnie (erstes Statutenbuch der 1488 gegründeten und noch bestehenden Einrichtung).

2.88 Gesamtpommern betreffen außerdem 75 Titel zur Kirchengeschichte, 60 zum Staats- und Rechtswesen (darunter die pommerschen Patente und Landesurkunden vom 17. bis zum 19. Jh), 40 zum Volkswohl und Bildungswesen und je 20 zur Geographie und Volkskunde, zum Wirtschaftsleben und zur Naturgeschichte (vor allem 17. bis 19. Jh). Zu den wenigen Drucken des 16. Jhs gehört Der Erbaren Hanse-Städte Schiffsordnung und See-Recht (1520). Unter den theologischen Publikationen sind pommersche Kirchenordnungen ( z. B. Stettin 1542; Wittenberg 1563) wie auch Gesangbücher (ca. 50 Titel) vorhanden, die in kleinerem Umfang auch niederdeutsch vorliegen. Das älteste Gesangbuch von 1576, Psalme, geistliche Lede und Gesenge Martin Luthers, wurde von Andreas Kellner in Altenstettin gedruckt und ist sowohl deutsch als auch lateinisch vorhanden. Das erste in Stralsund von Michael Meder verlegte Gesangbuch mit 640 Seiten Liedtext kam 1644 heraus. Eine 1855 von Ernst Zober herausgegebene Sammlung von Spottliedern der evangelischen Stralsunder auf die römisch-katholische Priesterschaft stammt aus den Reformationsjahren 1524 bis 1527.

2.89 Unter den Werken des 17. Jhs finden sich Matthäus Merians Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (Frankfurt 1642), De Rugia, insula maris baltici (Wittenberg 1678) von Georg Christoph Lemm (1656-1702) und Rechtliche Bedenken über unterschiedliche Fragen so in Sachen der Grundherren und Pensionarien (Warstneae 1647) von David Mevius (1609-1670).

2.90 Dissertationen zu regionalen Themen (145 Titel, davon 90 Prozent im 20. Jh) spielen eine wichtige Rolle. Die für das 19. Jh ermittelten 10 Prozent der akademischen Arbeiten wurden zwischen 1880 und 1896 an den Universitäten Greifswald (8), Göttingen, Rostock, Berlin, Breslau und Halle-Wittenberg geschrieben und widmen sich vor allem der Geschichte, der Medizin und der Botanik Pommerns. Unter den zahlreichen, meist in Sammelbänden vorliegenden Schulschriften des 17. bis 19. Jhs (verstärkte Fortsetzung im 20. Jh) sind sowohl Schulordnungen, Jubiläumsschriften, Lektionspläne, Festreden, Personalschriften als auch die Publikationen der Gymnasiallehrer aufgenommen. Neben zahlreichen schulischen und pädagogischen Arbeiten aus Stralsund, Greifswald und Stettin sind auch einige Schriften der Städte Anklam, Belgard, Köslin, Kolberg, Demmin, Dramburg, Freienwalde a. O., Greifenberg, Lauenburg, Putbus, Pyritz, Stargard, Stolp, Neustettin und Treptow nachgewiesen. Besonders umfangreich ist eine die Zeit von 1647 bis 1812 umfassende Sammlung der Stralsunder Gymnasialschriften (s. auch Bestand Gymnasialbibliothek, 2.128).

2.91 Pommersche Reiseführer, besonders die Insel Rügen betreffend, sind zwar vorwiegend Titel des 20. Jhs, liegen aber auch aus dem 18. und 19. Jh vor, so z. B. Streifzüge durch das Rügenland (Altona 1805) von Johann Jacob Grümbke (1771-1849). Diesem Rügen-Klassiker vorausgehende Reisebeschreibungen sind größtenteils im Bestand Geschichte verzeichnet.

2.92 Zeitschriften der Region kommen nur vereinzelt vor, so das Pommersche Krämerdütchen (Stralsund 1775), eine moralische Wochenschrift, und die in Stralsund und Greifswald 1784 bis 1787 verlegten Patriotischen Beyträge zur Kenntniß und Aufnahme des Schwedischen Pommerns von Johann David von Reichenbach (1727-1807). Die bedeutendere Anzahl der pommerschen Zeitschriften und Tagesblätter ist in einem Sonderbestand (Pommersche Zeitungen und Zeitschriften, s. u. 2.93-2.94) und vor allem im Bestand Geschichte (2.49) aufgenommen. Pommersche Zeitungen und Zeitschriften

2.93 Pommersche Zeitungen und Zeitschriften sind unter der Signatur Pz erfaßt; weitere Titel finden sich in den Beständen Geschichte (vor allem Tageszeitungen und Wochenblätter), Naturwissenschaften, Periodika, Theologie und Pommern. Die 66 ausschließlich deutschsprachigen Titel verteilen sich mit 23 Prozent auf das 18. Jh und mit 77 Prozent auf das 19. Jh (Fortsetzung mit ca. 50 Titeln im 20. Jh). Diese regionalen Titel haben historische, zeitgeschichtliche, religiöse, naturwissenschaftliche, pädagogische und unterhaltende Inhalte und liegen in insgesamt 823 Bdn vor. Sie erschienen vor allem in Stralsund (31 Titel) und Greifswald (16 Titel), aber auch in Stettin (6 Titel), Putbus (5) und in anderen Orten.

2.94 Zu den ältesten zählen die von Johann Carl Dähnert herausgegebenen Pommerschen Nachrichten von gelehrten Sachen, die seit 1743 in Greifswald erschienen und mit Unterbrechungen und Titeländerungen bis 1807 fortgesetzt wurden. Auch andere Zeitschriften Dähnerts liegen vor, u. a. die in Greifswald und Stralsund erschienenen Pommersch-rügianischen Intelligenzen (1753-1756). Einige Blätter des 18. Jhs widmen sich den Naturwissenschaften, so das Stralsundische Magazin zur Aufnahme der Naturlehre, Arzneywissenschaft und Haushaltungskunst (Berlin und Stralsund 1767-1776) und ein ähnliches Magazin des aus Stralsund stammenden Gelehrten Christian Ehrenfried Weigel (1748-1813). Als Rarität gilt das von D. L. Schneider 1791 in Stralsund publizierte Neueste Magazin für die Liebhaber der Entomologie. Lokale und regionale Bedeutung kommt dem Amtsblatt der königlichen Regierung zu Stralsund (1818-1924) wie einigen belehrenden und unterhaltenden Zeitschriften zu. Besonders die von Friedrich von Suckow (1789-1853) in Stralsund redigierte Sundine (1828 bis 1848, Fortsetzung 1861-1863) ist ein typisches zeitgenössisches Unterhaltungsblatt, dem ab 1833 ein Literatur- und Intelligenz-Blatt für Neuvorpommern und Rügen beilag und an dem zeitweise der Heimatdichter Karl Lappe (1773-1843) mitwirkte. Ebenfalls vorhanden sind die für das 18. Jh charakteristischen moralischen Wochenschriften, so die Versuche zu nützen und zu gefallen (Stralsund 1763-1765). Eine Seltenheit des 19. Jhs ist der von 1848 bis 1850 erschienene Fortschritt, eine Zeitschrift im Interesse der politischen Bildung des Volkes. Die zahlreichen Theaterzettel, ursprünglich in diesem Sonderbestand, wurden bei der Bildung eines Theaterarchivs (im Hause) herausgelöst und daher hier nicht erfaßt. Stralsunder Druckschriften

2.95 Eine kleine Sammlung von Stralsunder Druckschriften (Signatur Dr) kann inhaltlich der Sachgruppe Pommern zugeordnet werden. Hier finden sich 305 ausschließlich deutsche Titel, von denen 14 im 17. Jh, 75 im 18. Jh und 216 im 19. Jh erschienen. Es handelt sich um Ein- und Mehrblattdrucke zu städtischen Angelegenheiten, die lose in Mappen aufbewahrt werden. Ein Zettelkatalog verzeichnet 27 Rubriken: Rat und Bürgerschaftliches Kollegium, Beamte und städtische Angestellte, Gericht, Steuerwesen, Waage-Ordnungen, Bau-Polizei, Verkehrswesen, Straßenordnungen, Anmeldung Fremder und Bürgerrecht, Wacht- und Sicherheitsdienst sowie militärische Einquartierung, Fähr-, Brücken- und Torwesen, Feuerordnungen, Gas, Wasser, Siel und Elektrizität, Handel und Gewerbe, Hafen, Teiche und Fischerei, Schlachthaus, Kassen- und Rechnungswesen, Leihhaus und Sparkasse, Armen- und Waisenordnungen, Gesundheitswesen und Apotheken, Schulen, Kirchenwesen, Kleider-Ordnungen, Hochzeits- und Begräbnis-Ordnungen, Rettung Schiffbrüchiger, Postwesen, Vereine und Stiftungen. Den größten Teil machen Ordnungen, Bestimmungen, Bekanntmachungen, Denkschriften und Beschlüsse aus. Der Stadt Stralsund Wacht-Ordnung (1644) ist der älteste Titel, gefolgt von einer Dienst- und Taglohn-Ordnung, einer Maurer- und Zimmerleut-Ordnung und einer Kleider-Ordnung (alle aus den vierziger Jahren des 17. Jhs). In anderen Beständen ( z. B. Pommern, Geschichte und Theologie, s. o. 2.88 und 2.48) sind ebenfalls Druckschriften vorhanden. Theaterzettelsammlung

2.96 Die Theaterzettelsammlung, die ehemals dem Bestand Pommersche Zeitungen und Zeitschriften s. o. 2.93-2.94) angehörte, wurde dem Theaterarchiv (im Hause) zugeordnet, das ca. 5000 Photos von Schauspielern und Aufführungen und eine Dokumentation der Tagespresse (Artikelsammlung) umfaßt. Diese Sammlung kam mit einem verzettelten Stücke-Katalog aus dem Stadttheater Stralsund. Die Gesamtzahl der Theaterzettel bis 1900, einschließlich ca. 25 Journale und Verzeichnisse, beläuft sich auf 5943, von denen 40 auf das 18. Jh und 5903 auf das 19. Jh entfallen. Den Beginn der Stralsunder Theatergeschichte belegt u. a. der älteste erhaltene Theaterzettel von 1731; er kündigt die Hoch-Fürstlichen Baaden-Durlachischen Hoch-Teutschen Hoff-Comödianten mit einer gegen den Zaren Peter I. gerichteten Hanswurstiade an. Seit der Eröffnung des Schauspielhauses (1834) sind viele Jahrgänge an Theaterzetteln aufbewahrt, meist Einblattdrucke im Folio- oder Großfolio-Format, mancl farbig. Seltenheiten sind zwei auf Seide gedruckte Theaterzettel des Fürstlichen Theaters zu Putbus (1830) und des Stralsunder Theaters (1855) und ein aus dem Schnellpressen-Druck von Ernst Litfaß stammender Theaterzettel. Mehrere Druckschriften enthalten Angaben über den Personalbestand und die Vorstellungen des Theaters für eine Saison. Hervorzuheben sind zahlreiche Benefizvorstellungen für Autoren, Schauspieler und andere mit dem Theater in Verbindung stehende Personen. So konnten für den Zeitraum 1881 bis 1900 immerhin 40 Titel gezählt werden. Auch für Kinder und Arme veranstaltete Aufführungen sind nicht selten ( u. a. Märchenspiele).

2.97 Die meisten Theaterdruckschriften geben sowohl Auskunft über Gastspiele von Theatergesellschaften als auch von Einzelpersonen. Das Auftreten des Ensembles des Theaters Stralsund ist durch 2667 Theaterzettel belegt, wobei möglicherweise 1872 Zettel, die kein Ensemble benennen, hinzuzuzählen wären. Theaterzettel der kleineren Stralsunder Bühnen sind in diesem Bestand enthalten. So sind 136 Vorstellungen für das Thalia-Theater und 77 für das Elysium-Theater nachgewiesen. Hinzuweisen ist auch auf Berliner, Greifswalder und Barther Theaterzettel aus dem Zeitraum 1841 bis 1877.

Ernst-Moritz-Arndt-Sammlung

2.98 Die Sammlung (Signatur AM) ist gesondert aufgestellt und in einem Spezialkatalog erschlossen, in den auch Titel aus anderen Sachgruppen (Geschichte, Pommern, Pommersche Zeitungen und Zeitschriften, Sprach- und Literaturwissenschaft und Bibliographie, Encyklopädien, Periodika) aufgenommen wurden. Außerdem gehören dazu 244 Briefe des gebürtigen Rüganers Ernst Moritz Arndt (1769-1860) und 28 an ihn gerichtete Schreiben. Die Sammlung umfaßt insgesamt 282 Titel, von denen 160 vor 1900 (davon 4 im 18. Jh) erschienen; nur ein lateinischer Titel (18. Jh) und ein schwedischer (19. Jh) wurden unter den meist deutschsprachigen Titeln festgestellt. Die Sammlung enthält vornehmlich Arndts eigene Arbeiten (literarische wie andere) in verschiedenen Ausgaben und Auflagen sowie Sekundärliteratur über ihn, einschließlich Dokumentationen der Tagespresse. So sind neben Werkausgaben und Anthologien Einzelschriften und Gelegenheitsschriften für Angehörige und Freunde, Gedichte und vertonte Lieder sowie zeitgenössische Schriften, an denen Arndt mitwirkte, gut verbucht. Einbezogen sind zeitgenössische Rezensionen seiner Arbeiten, Literatur über Arndt-Gedenkstätten, Arndt-Kataloge und -Bibliographien. Auch Reisebeschreibungen, darunter Arndts Resa genom Sveridge ar 1804 (Carlstad 1807). Zusätzlich finden sich hier auch Veröffentlichungen über Das Turnwesen (Leipzig 1842), Über Sitte, Mode und Kleidertracht (Frankfurt a. M. 1814). Auffallend viele Schriften über Arndt stammen von dem pommerschen Heimatforscher Erich Gülzow (1888-1954). Die bisher z. T. unveröffentlichten Autographen werden in nächster Zeit publiziert. Schilliana

2.99 Unter Schilliana (Signatur Schi) sind rund 100 ausschließlich deutsche Titel (davon 14 aus dem 19. Jh) erfaßt, die den preußischen Offizier Ferdinand von Schill (1776-1809) betreffen, der im Kampf gegen napoleonische Truppen in Stralsund den Tod fand. In einem Spezialkatalog sind sowohl die gesondert aufbewahrten Schilliana als auch ca. 100 Titel zur Person aus den Sachgruppen Geschichte (E) und Pommern (Po) sowie Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften aufgenommen. 50 Prozent dieser Schriften erschienen vor 1900. Der Freiheitskämpfer wird in zahlreichen Einzel- und Gesamtdarstellungen, vor allem in Biographien, gewürdigt. Unter den Werken, die noch in seinem Todesjahr erschienen, finden sich Anektoten [sic] und Charakterzüge aus dem Leben des Königlichen Preußischen Majors von Schill und eine Berliner Schrift von Johann Julius von Voss Über den Partheigang des Herrn von Schill. Erwähnenswert sind viele Jubiläumsschriften, die überwiegend zum 100. Todestag von Schills in Stralsund und in den vorpommerschen Kleinstädten, z. B. Barth und in Ribnitz-Damgarten, veröffentlicht wurden. Über die Verteidigung Kolbergs im Jahre 1807 sind ebenfalls zahlreiche Titel belegt, darunter eine Kolberger Jubeldenkschrift aus dem Jahre 1807. Ein handschriftlicher Brief Schills an den Magistrat von Kolberg vom 2. März 1809 ist hervorzuheben. Die meisten Titel sind der Verteidigung Stralsunds und Schills Tod zuzuordnen, wobei es hier eine Feingliederung gibt, die amtliches Material ( z. B. Passierschein mit Schillschem Siegel vom 16. Mai 1809), handschriftliche Darstellungen (vorwiegend Augenzeugenberichte über die Vorgänge am 31. Mai 1809) und gedruckte Darstellungen von verschiedenen Autoren ausweist. In Stralsund erschien z. B. ein Buch des Ratsherrn Arnold Brandenburg (Schills letzte Tage aus der Erinnerung erzählt, Stralsund 1859), und in Kopenhagen publizierte Frederic L. von Bardenfleth im Jahre 1846 Stormen paa Stralsund ... den 31. Mai 1809, med ... Schills Krigerliv.

2.100 Den Mitkämpfern Schills gilt eine Reihe von Veröffentlichungen, beispielsweise Karl von Keffenbrinck als dem Jüngsten des Schillschen Corps, Wachtmeister Carl Friedrich Wilhelm Reyher, aber auch Trompeter Böck und die Marketenderin Dorothea Johanna Charlotte Fasten (Mutter Fasten). Auf den schwedischen Leutnant Friedrich Gustav von Petersson (1766-1809), der wegen der Unterstützung Schills in Stralsund hingerichtet wurde, wird in mehreren Titeln hingewiesen. Einzelne Publikationen geben Auskunft über Maßnahmen der Gegner Schills, u. a. das Decret royal du 5 mai 1809 (Halberstadt 1809), das in Französisch und Deutsch abgefaßt ist und der Gefangennahme Schills dienen sollte. Auch sind zahlreiche Dichtungen über Schill zusammengetragen, darunter die erste belletristische Auswertung des Schillschen Zuges von Willibald Alexis (Berlin 1825) und mehrere Gedichte Ernst Moritz Arndts ( u. a. Leipzig 1813 und Frankfurt 1818). Eine letzte Gruppe betrifft Gedenktage und Gedenkstätten (Grab, Porträtmedaillon und Gedenkplatte in Stralsund; Ehrungen in Possendorf, Wesel und Braunschweig) und verzeichnet z. B. auch Ausstellungen. Zudem finden sich Hinweise auf städtische Akten (Ereignisse 1809; Ehrungen). Kulturgeschichte

2.101 Gemessen an der großen Anzahl kulturgeschichtlicher Schriften, die in zwei systematischen Bandkatalogen ausgewiesen sind (s. a. Sachgruppe Pommern, 2.87-2.89), nimmt sich die in den dreißiger Jahren zusammengestellte Sachgruppe Kulturgeschichte (Signatur Kg) mit 545 Titeln relativ klein aus. Die ältesten Titel 16. und 17. Jh - verblieben im Bestand Geschichte; insgesamt gehören ca. zwei Drittel aller kulturgeschichtlichen Darstellungen anderen Beständen an. 92 Prozent der Titel dieser Sachgruppe sind dem 19. Jh zuzuordnen, nur 6 Prozent dem 18. Jh und 2 Prozent dem 17. Jh. 473 erschienen in Deutsch und verteilen sich auf die drei Jahrhunderte. Die 72 fremdsprachigen Publikationen weisen 7 Prozent im 17. Jh auf, 10 Prozent im 18. Jh und 83 Prozent im 19. Jh. Hier dominieren 52 schwedische Titel vor 13 französischen, 6 lateinischen und einem niederländischen. Die ausschließlich aus dem 19. Jh stammenden Werke in Schwedisch kamen durch die Dahlberg-Stiftung ( s. o. 1.12) in den Bibliotheksbestand.

2.102 Der erste Band der Sachkataloge basiert überwiegend auf Titeln mit der Signatur E (Geschichte). Die erste Gruppe bilden allgemeine Darstellungen, Lexika und Zeitschriften. Neben den klassischen Periodika der Kulturgeschichte sind z. B. auch die Zeitung für die elegante Welt (1807-1808) und Beckers Taschenbuch zum geselligen Vergnügen (Leipzig 1818) aufgeführt. Literatur zur Prähistorie ist mit allgemeinen und einführenden Schriften, mit Titeln über einzelne Forscher und gelehrte Gesellschaften sowie über vorgeschichtliche Sammlungen gut vertreten. Die Vorgeschichte Europas ist adäquat, die Vorgeschichte Deutschlands, nach Ländern geordnet (außer Pommern) gut belegt. Unter zahlreichen Mecklenburgica sind vor allem Publikationen des Geschichts- und Altertumsforschers Georg Christian Friedrich Lisch (1801-1883) zu finden. Titel zur Vorgeschichte der europäischen Länder betreffen vor allem Österreich und Skandinavien.

2.103 Zur antiken Kunst liegen allgemeine Darstellungen (Zeitschriften, Sammelwerke, Literatur zu Archäologie und Archäologen) sowie Einzel- und Gesamtdarstellungen über die Ägypter, Griechen und Römer vor. Bei der Kulturgeschichte der Neuzeit findet sich, mit entsprechender Feingliederung, besonders Literatur über Deutschland. Über England gibt es nur wenige allgemeine und Einzeldarstellungen, über Skandinavien eine größere Zahl von Titeln (Adel, Bürgertum, Geistesleben, Biographien usw.), besonders zu Schweden. Auch Titel über die romanischen Länder, die Niederlande, Österreich, Rußland und die Balkanländer finden sich.

2.104 Unter Werken zu außereuropäischen Kulturen (Amerika, Asien und Afrika) sind Titel wie Paris in Amerika (Berlin 1867) von E. Laboulaye, Die Armenier in der Türkei (Berlin 1863) von E. Pfeiffer und Sittenbilder aus dem Morgenland (Berlin 1877) von Hermann Vambéry.

2.105 Der zweite Band der Sachkataloge umfaßt vornehmlich die Einzelgebiete der Kulturgeschichte, insbesondere der deutschen, der Volkskunde und der Kirchengeschichte. Feingliederungen weisen Titel über die Kultur einzelner Zeiträume, über Stände, Hof- und Adelskultur (Ritterwesen, Burgenkunde, Höfisches Leben) aus, darunter Das galante Sachsen von Karl Ludwig von Poellnitz in einer französischen (Amsterdam) und in einer deutschen Ausgabe (Frankfurt) von 1734. Erwähnenswert sind zahlreiche Publikationen über die Bürgerkultur (Kaufleute und Händler, Handwerker, Ärzte, Soldaten, Richter und andere Berufe), z. B. Über das Zunftwesen und die Folgen (Leipzig 1816) von Karl Heinrich Rau und Der vollkommene teutsche Soldat (Leipzig 1726).

2.106 Unter der Literatur über Sachgüter der Kultur (Waffen, Geräte, Kleidung) finden sich illustrierte Darstellungen von Jost Amman, u. a. eine Frankfurter Ausgabe von 1586, aber auch Die Pferdetrense in ihrer Formen-Entwicklung (Berlin 1893) von Richard Zschille. Die Wirtschaftskultur (Verkehr, Handel, Ernährung, Geld, Maß und Gewicht) ist ebenfalls gut vertreten, darunter ein Haus- und Haushaltungsbuch für Hausväter und Hausmütter (Stralsund 1783).

2.107 Zur Gemeinschaftskultur (Sittengeschichte, Familie und Ehe, Frauenleben) findet sich Literatur über Umgangsformen, Unterhaltungen, Feste und Feiertage, Mode und Vereinigungen. So sind Titel über Pferdezucht und Reitbahnen (frühestes Werk 1664), über Badeorte (vor allem Titel des 18. Jhs) und Mode vorhanden (etwa Les modes Parisiennes illustrées, Paris 1853). Weiterhin liegen Titel zum Rechtswesen und zur Freimaurerei vor, aber auch zur Magie und zur Zauberei (so Gotthilf Heinrich von Schuberts Zaubereisünden, Erlangen 1854), zur Astrologie, zu den Wissenschaften, zu Universitäten (mindestens 30 Einzeldarstellungen), zu Schulen, Bibliotheken und Museen, zum Theater und Zeitungswesen.

2.108 Die Volkskunde ist mit Zeitschriften und Nachschlagewerken vertreten, vor allem aber mit Monographien über Siedlung und Hauswesen, Sachgüter, Trachten, Sitten und Bräuche, Aberglaube und Volksglaube usw. Einige Titel sind über skandinavische, romanische und slawische Volkskunde ausgewiesen.

2.109 Darstellungen über die katholische und die evangelische Kirche dominieren in der Kirchengeschichte mit zahlreichen Titeln über Orden und Klöster. Darunter finden sich die Abbildungen der vorzüglichsten geistlichen Orden (Mannheim 1791) von Christian Friedrich Schwan. Vereinzelt sind auch Publikationen über Sekten vorhanden, so zwei Titel über die Mormonen (1852 und 1874).

2.110 Reisebeschreibungen und Atlanten sind besonders zahlreich. Zu den ältesten Titeln zählen neben Martin Zeilers Itinerarium Germaniae (Amsterdam 1658) vor allem die Atlanten der niederländischen Kartographen und Kupferstecher Jan und Willem Blaeu (1571-1638), darunter Le théatre du monde (Amsterdam 1635) und Novus atlas (1642), aber auch der Nouvel Atlas de la Chine (Den Haag 1737) des französischen Kartographen Jean-Baptiste Bourguignon d'Anville (1697-1782) und Johann Baptist Homanns (1663-1724) Atlas novus terrarum orbis (Nürnberg um 1700). In den Reisebeschreibungen sind fast alle Länder und Kontinente (s. auch Sachgruppe Geschichte, 2.46) erfaßt, so die Reise eines Norddeutschen durch die Hochpyrenäen (Leipzig und Paris 1843), aber auch Der Pommersche Reisegesellschafter (Stralsund 1794). Selbst die Humoristische Pilgerfahrt nach Granada (Leipzig und Stuttgart 1835) des Joseph Freiherrn von Auffenberg liegt vor. Kunst

2.111 Die Sachgruppe Kunst (Signatur N) wurde wie auch die Sachgruppe Pommern (Po) erst in diesem Jahrhundert zusammengestellt. Zahlreiche Drucke verblieben in den Beständen Geschichte, Löwensche Bibliothek und Kupfersammlung. Von 337 Titeln stammen 2 aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh und 29 aus dem 18. Jh. Mit gut 90 Prozent der Titel dominiert das 19. Jh. Ähnlich verteilen sich 311 deutschsprachige Drucke, während 26 fremdsprachige aus dem 17. bis 19. Jh stammen. Darunter finden sich 15 französische, 5 schwedische, 4 englische und je ein lateinischer und italienischer Titel.

2.112 Der systematische Bandkatalog, in den auch Titel der oben genannten Bestände einbezogen sind, verzeichnet 47 allgemeine Darstellungen, überwiegend des 19. Jhs (nur 2 Titel des 18. Jhs). Unter 14 Nachschlagewerken findet sich Johann Georg Sulzers (1720-1779) Allgemeine Theorie der schönen Künste (Leipzig 1771-1774). Die meist in der Mitte des 19. Jhs erschienenen Zeitschriften (8 Titel) kommen aus Wien, Leipzig, Stuttgart und Berlin, u. a. Friedrich Eggers' Deutsches Kunstblatt (Leipzig 1853-1858) und die Ulmer Veröffentlichungen des Vereins für Kunst und Alterthum (1843-1858). Weiterhin sind 17 deutsche Publikationen über öffentliche und private kunst- und kulturgeschichtliche Sammlungen in Deutschland (Berlin, Dresden, Hamburg, Gotha, Karlsruhe, Nürnberg und Oldenburg) und 3 im Ausland (Paris, Rom, Wien) verzeichnet sowie 5 Titel über Kunsthistoriker und Sammler.

2.113 Die Allgemeine Geschichte der Bildenden Kunst ist mit 45 Titeln des 19. Jhs und mit einem des 18. Jhs ausgewiesen (Abraham von Humbert, Abrégé historique de l'origine et des progrèz de la gravure, Berlin 1753). Neben 7 Gesamtdarstellungen betreffen 12 Titel die Architektur, 7 die Plastik und Malerei, 6 die Motivgeschichte und 13 die Künstlerbiographien. Zur Geschichte der Bildenden Kunst in Deutschland finden sich 72 Titel des 19. Jhs, davon 48 zu Bau- und Kunstdenkmälern Pommerns, Thüringens, Brandenburgs und anderer deutscher Länder. Zur Geschichte der Malerei und Graphik sind 9 Titel und zur Architektur 16 vorhanden. Eine Rarität ist eine Sammlung mit Schriften (Bern 1782-1785) des pommerschen Malers und Kupferätzers Balthasar Anton Duncker (1746-1807). Von den Titeln über die Geschichte der Bildenden Kunst in außerdeutschen Ländern betreffen 29 die Antike Kunst (einer des 17. Jhs, je 14 des 18. und 19. Jhs), darunter Remarques sur la pièce antique de bronze (Amsterdam 1694) von N. Chevallier; die anderen verteilen sich auf die Kunstgeschichte Spaniens und Portugals, Frankreichs, darunter L'architecture française ... (Paris 1727-1738), Belgiens und der Niederlande, Norwegens und Dänemarks. 17 Titel liegen zur italienischen und 10 zur schwedischen Kunst vor. Cayens' Recueil d'antiquités égyptiennes (Paris 1752) ist der einzige Titel zum außereuropäischen Bereich.

2.114 Schriften über das Kunstgewerbe sind mit 20 Titeln und über die Denkmalpflege und Kunsterziehung mit 9 verzeichnet. Die Technik der Künste ist mit 70 Titeln ausgewiesen, wobei die Baukunst durch 15 Werke, reich an Kupferstichen und aus allen vier Jahrhunderten, repräsentiert ist, darunter mit zwei Erstausgaben des 16. Jhs, De architectura libri 5 (Venedig 1569) von Sebastiano Serlio (1475-1554) und Arcus aliquot triumphal. et monimenta (Antwerpen 1572) von Johannes Sambucus (1531-1584). Fünf Drucke des 17. Jhs, davon je 2 von Vincenzo Scamozzi (1552-1616) und Johann Vredemann sowie einer von Samuel Marolois (Perspectiva, Amsterdam 1679) schließen sich an. Die Technik von Malerei, Plastik und Graphik betreffen 4 Titel, die Musik 51. Allgemeine Darstellungen und Musikgeschichte liegen mit 13 Titeln, Noten mit 38 Titeln vor, darunter ein Rostocker Druck von 1608. Stralsunder Gymnasialbibliothek

2.115 Das Stralsunder Gymnasium, eine der ältesten Schulen in Mecklenburg-Vorpommern, wurde 1560 gegründet und im ehemaligen Katharinenkloster von Bürgermeister Nikolaus Gentzkow eingeweiht. Der Anfang einer Bibliothek fällt nachweislich schon in die erste Zeit der Schulgeschichte, obwohl die eigentliche Gründung der Gymnasialbibliothek erst 1627 von Rektor Andreas Helwig (1572-1643) urkundlich belegt wurde. Durch Buch- und Geldgeschenke von Lehrern, Pastoren, Buchhändlern, Ratsherren und von vielen anderen Wohltätern konnte diese Bibliothek ständig wachsen.

2.116 Eine besondere Zuwendung erhielt sie im Jahre 1644 vom Magistrat der Stadt: eine Sammlung von 112 Bdn philologischen, historischen, philosophischen und theologischen Inhalts, die schon 1579 von den Erben des Stralsunder Poeten Zacharias Orthus (um 1530-1579) angekauft worden war. In seiner Bibliothek hatte Orthus, der in Wittenberg und Greifswald Poesie und Geschichte gelehrt hatte, sowohl die eigenen als auch die Werke namhafter Zeitgenossen, wie Bugenhagens und seines Freundes Melanchthon, vereint. Auch damals bedeutende Dichterkollegen gehören dazu. Viele Bände tragen seinen eigenhändigen Namenszug und auf dem Deckel die Buchstaben ZOPL (" Zach. Orth. poeta laureatus"). Im Bestand finden sich Werke von Herodot und Thucydides, Stephanus, Plutarch, Aelian, Pindar, Demosthenes, Lucian, Quintilian u. a. Auch ein Baseler Druck des Neuen Testaments von 1553 in Griechisch ist belegt. Zu den ältesten Titeln des Zacharias Orthus zählen zwei Carmen (Rostock 1556 und 1562), ein Leichengedicht für den pommerschen Herzog Philipp I. (Greifswald 1560) und Trium Romanorum imperatorum ... vita, prosa et ligita oratione graece et latine descripta (Wittenberg 1577).

2.117 Die Bibliothek konnte bereits im Jahre 1802 eine ansehnliche Sammlung von 4000 Bdn verbuchen, größtenteils alt- und neuphilologischen, historischen und geographischen Inhalts. Besonderes bibliothekarisches Feingefühl bewies der Rektor Christian Heinrich Groskurd (1747-1806), der von jedem Schüler bei dessen Abschied wünschte, daß er der Bibliothek ein Buch schenke. Unter seiner Leitung wurde die Gymnasialbibliothek auch für außenstehende Liebhaber der Literatur geöffnet und entwickelte sich zu einem kulturellen städtischen Treffpunkt. Verschiedene Gesellschaften und Vereine, z. B. eine Lese- und eine Journalgesellschaft, kamen hier zusammen und bereicherten die Bibliothek durch kontinuierliche Abgaben ihrer bereits gesichteten Neuerwerbungen. Auch gelehrte Besucher Stralsunds stellten in Reiseberichten fest, daß das Gymnasium mit seiner Bibliothek wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werde.

2.118 Diese alte Schulbibliothek wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Archivbibliotheksverwaltung unterstellt. Damit kamen 2630 Titel in den Gesamtbestand. Von diesen entfallen knapp 50 Prozent auf das 18. Jh, je 20 Prozent auf das 17. und 19. Jh und reichlich 10 Prozent auf das 16. Jh. Es dominieren fremdsprachige Drucke (63 Prozent) vor deutschen (37 Prozent). Unter den 968 deutschsprachigen Titeln finden sich 8 des 16. Jhs, 32 des 17. Jhs, 699 des 18. Jhs und 229 des 19. Jhs. Die 1662 fremdsprachigen Drucke verteilen sich mit 62 Prozent gleichmäßig auf das 17. und 18. Jh und mit 38 Prozent auf das 16. und 19. Jh. Mit 1357 Titeln hebt sich Latein von den anderen Sprachen ab, vor 210 griechischen, 42 französischen, 27 englischen, 8 hebräischen und einzelnen schwedischen, niederländischen, spanischen, syrischen, arabischen, italienischen, dänischen, russischen und indischen Drucken.

2.119 Die Gymnasialbibliothek wurde ähnlich der Ratsbibliothek in Sachgruppen geordnet und nach Formaten aufgestellt, wobei Titel im Oktavformat eine weitere Untergliederung erfuhren. Darüber gibt ein alter Standortkatalog Auskunft, der bisher die einzige Zugangsmöglichkeit bietet. (1833 begonnene Sachkataloge in Bandform sind unvollständig. Eine Aufnahme in den Alphabetischen Katalog der Archivbibliothek steht noch aus.) Bei den einzelnen Beständen handelt es sich um Theologie (Signatur Gy A), Philologische Hilfswissenschaften, Alte und Neuere Sprachen, Orientalia (Signatur Gy D), Literaturgeschichte, Jurisprudenz und Vermischte Schriften, Biographien (Signatur Gy F) und Mathematik, Physik, Naturgeschichte, Medizin (Signatur Gy G). Die Sachgruppen Griechische Klassiker (Signatur Gy B) und Römische Klassiker (Signatur Gy C) sind in Systemgruppen untergliedert nach Übersetzungen (Gy BB und Gy CC). Historische Werke (Signatur Gy E) weisen eine Untergliederung auf für Geographie und Reisebeschreibungen (Signatur Gy EE) und Philosophie (Signatur Gy H), für Pädagogik und Schulbücher (Signatur Gy Hh). Außerdem gibt es im Oktavformat die Sachgruppen Naturgeschichte (Gy J), Medizin (K), Orientalische Literatur (L), Deutsche Sprache und Literatur (Gy N) und Neue fremde Sprachen (Gy M). Zwei dieser Bestände dominieren mit jeweils ca. 600 Titeln: Werke der Geschichte und Geographie und Werke der philologischen Hilfswissenschaften, gefolgt von ca. 350 Titeln der Literaturgeschichte. Die anderen Bestände weisen ca. 200 bis 300 Titel auf.

2.120 Die 11 frühesten Titel der Gymnasialbibliothek stammen aus dem 15. Jh und wurden, wie auch die Inkunabeln der Ratsbibliothek, der Sondersammlung Wiegendrucke zugeordnet. Dabei handelt es sich um Drucke aus Venedig, Köln, Basel und Leipzig, die im Zeitraum 1470 bis 1498 erschienen. Sowohl Werke von Thomas von Aquin und Petrus Comestor als auch von Werner Rolevinck, Homer, Eusebius, Aretinus Leonardus, Paulus Orosius und Justinianus sind verzeichnet. Zwei Postinkunabeln von 1511 und 1513 (Gy B und C) verblieben im Gymnasialbestand.

2.121 Zahlreiche Nachschlagewerke sind in den einzelnen Sachgruppen vorhanden, mit Schwerpunkt bei den Hilfswissenschaften, darunter ca. 35 Lexika, von denen 3 aus dem 16. Jh und 4 aus dem 17. Jh stammen. Bei den philologischen Werken ist die griechisch-lateinische Sprachkombination die häufigste, wie z. B. bei dem 1554 in Basel gedruckten Lexicon Graeco-Latinum von Conrad Gesner u. a. Aber auch andere Sprachkopplungen, u. a. Deutsch-Latein oder Arabisch-Latein, sind nicht selten. Erwähnenswert ist das Allgemeine deutsche Reimlexikon (Leipzig 1826). Unter den historischen und geographischen Lexika sind ein Eisenacher Druck von 1677 und das Allgemeine historische Lexikon (Leipzig 1730-1740). Auch das Lexicon universae (1785-1804), Jöchers Compendiöses Gelehrten-Lexicon (Leipzig 1733) und Hederichs Gründliches Antiquitäten-Lexicon (1743) gehören zum Bestand.

2.122 Es gibt eine große Anzahl von Werken zur Geschichte der Buchdruckerkunst und der Verlage, darunter viele Bücherverzeichnisse. Panzers Annalen der älteren deutschen Literatur (Nürnberg 1788-1789) sind hier ebenso zu finden wie Kaysers Vollständiges Bücher-Lexicon (Leipzig 1833). Auch entlegenere Bibliotheksliteratur ist vorhanden, so die Bibliotheca Thuana (1704) des Pariser Parlamentspräsidenten Jacques Auguste de Thou (1553-1617) und der Catalog över Islands Stiftsbibliothek (Kopenhagen 1828).

2.123 Die griechischen und römischen Klassiker sind hier ebenso gut vertreten wie im Bestand Klassische Philologie (F) der Ratsbibliothek. Bemerkenswert ist De orbis situ libri tres des antiken Geographen Pomponius Mela (Basel 1576).

2.124 Zahlreiche, meist in Stralsund und Greifswald erschienene Pomeranica sind vor allem in den Sachgruppen Geschichte, Deutsche Sprache und Literatur vorhanden, u. a. Gottfried Ludwig Kosegartens Wörterbuch der niederdeutschen Sprache (Greifswald 1856-1860) und die Pommerschen Geschichtsdenkmäler (Greifswald 1834-1894), die er mit Theodor Pyl gemeinsam publizierte. Ein seltener Titel ist die von Ernst Zober herausgegebene Allgemeine Tanzkunst (Stralsund 1836) des seit 1831 hier wirkenden jungen Schauspielers und Tanzlehrers Theodor Hentschke (1808-1833), ein anerkanntes theoretisch-praktisches Handbuch dieses Genres.

2.125 Rund 70 Periodika verschiedener Sachgebiete, überwiegend aus dem 18. und 19. Jh, sind Teil des Bestandes. (Einige Titel finden sich auch in den Sachgruppen Pommern, Geschichte und Periodika der Ratsbibliothek.) Die Zeitschriften sind meist in deutscher Sprache, nur vereinzelt in Schwedisch, Französisch und Dänisch. Zu den letzteren zählen das Journal littéraire (1713), Uptostrings-Sälskapets-Tidningar (1784-1786) und Hermod (1825-1826). Unter den deutschsprachigen literarischen, theologischen, politischen, naturwissenschaftlichen, belehrenden und unterhaltenden Zeitschriften sind das Journal aller Journale (1796-1797) und die Allgemeine politische Staatenzeitung (1789) sowie die Hamburgischen Addreß-Comptoir-Nachrichten (1780-1781). Zahlreiche gelehrte Zeitschriften des 18. Jhs aus europäischen Universitätsstädten, wie Greifswald, Berlin, Halle, Paris und Wien, sind nachgewiesen. Auch Schillers Thalia (1792-1793) und der Rheinische Merkur (1814-1816) finden sich neben dem Magazin für die Litteratur des Auslandes (ab 1832) und dem (Neuen) Deutschen Museum (1781-1791). Unter den naturwissenschaftlichen und medizinischen Zeitschriften sind das Magazin für den neuesten Zustand der Naturkunde (1797), das Journal der Physik (ab 1790) und das Journal für Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneikunde (1797). Die Dessauische Zeitung für die Jugend und ihre Freunde liegt für 1784 vor.

2.126 Schulschriften des 18. und 19. Jhs sind vor allem in der Sachgruppe Philosophie und Pädagogik (Gy H und Hh) erfaßt. Sie sind zu verschiedenen deutschen und ausländischen Gymnasien, Universitäten und anderen Lehranstalten vorhanden. Ein Sammelband enthält z. B. Schulprogramme von 1757 bis 1823 aus der Leipziger Thomasschule, vom Gymnasium Minden, von einer Bayreuther Studienanstalt, von einer deutschen Schule in Stockholm, von der Königlichen Realschule zu Berlin und von anderen Bildungseinrichtungen. Auch aus Anklam, Brieg, Breslau, Dessau, Danzig, Elbing, Hersfeld, Hamburg, Königsberg, Lingen, Lübeck, Osnabrück, Posen (in deutscher und polnischer Sprache), Pforta, Prenzlau, Rinteln, Stargard, Wesel, Wismar und Stralsund finden sich Schulschriften.

2.127 Unter den regional bedeutsamen pädagogischen Schriften sind die Urkundliche Geschichte des Stralsunder Gymnasiums von seiner Stiftung 1560 bis 1860 des Gymnasialprofessors und Ratsbibliothekars Ernst Heinrich Zober sowie Altes und Neues von Schulsachen gesamlet (Halle 1752) des Freiberger Rektors Johann Gottlieb Biedermann (1705-1772) und Von der billigen und unbilligen Verachtung der Schullehrer (1749) von Hermann Jacob Lasius, dem Rektor der Greifswalder Stadtschule. Vermutlich gehören zu dieser Sammlung auch mehr als 75 Dissertationen, überwiegend in Sammelbänden. Sie wurden im 17. bis 19. Jh beispielsweise an den deutschen Universitäten Greifswald, Rostock, Göttingen, Münster, Jena, Wittenberg, Leipzig und Berlin, aber auch an der schwedischen Universität Uppsala und der niederländischen Universität Leiden angenommen. Sie verteilen sich auf fast alle Sachgruppen. Eine der frühesten Dissertationen stammt von Arved Ströhmer (Uppsala 1694).

2.128 Personalschriften des 17. Jhs sind sehr verstreut vorhanden. Neben zahlreichen Leichenpredigten für Stralsunder Persönlichkeiten finden sich auch die für einen Hamburger Pastor, für den Rektor einer Zwickauer Schule, für Personen aus Eisleben, Königsberg, Berlin und aus vielen anderen Orten. Auch Streitschriften des Rektors Jacob Wolf (1654-1723) mit dem Pastor der Stralsunder Marienkirche, Mathias Kienast (1683-1711), sind für den Zeitraum 1694 bis 1696 gesammelt worden.

Sammlung Pogge

2.129 Der Greifswalder Kommerzienrat Carl Friedrich Pogge (1753-1840), dessen bedeutende Münzsammlung 1881 an das Stralsunder Museum überging, hinterließ eine wertvolle numismatische Handbibliothek, die offensichtlich zeitgleich der Ratsbibliothek einverleibt wurde. Von insgesamt 224 Titeln erschienen 170 (ca. 76 Prozent) in Deutsch, von denen 4 dem 16. Jh, 20 dem 17. Jh, 95 dem 18. Jh und 51 dem 19. Jh zuzuordnen sind. Von den 54 (ca. 24 Prozent) fremdsprachigen Titeln entfallen 9 auf das 16. und 17. Jh, 33 auf das 18. Jh und 12 auf das 19. Jh. Lateinische Titel dominieren dabei mit 67 Prozent, die restlichen Drucke erschienen in Französisch, Niederländisch, Schwedisch, Dänisch und Italienisch. Der größte Teil der Sammlung enthält numismatische Nachschlagewerke, Münzverzeichnisse, Auktionskataloge und Zeitschriften, z. B. Münz-Belustigungen von Johann David Köhler (Nürnberg 1729-1765) und

J. P. Langermann (Hamburg 1747-1753). Außerdem finden sich hier Titel zur Heraldik und zur pommerschen Geschichte, darunter auch Personalschriften und Verordnungen. Zu den ältesten Titel zählen Hierinn werden verzaychent uund abgerissen befunden der inn und ausserhalb des Reichs gemüntzten Thalergroschen ( o. O. 1567) und Müntz-Spiegel von Tilemann Friese (Frankfurt a. M. 1592) sowie das Trauergedicht Epitaphia für Moltzan (Greifswald 1593).

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach PI, mschr.]

Standortkataloge

[Bandkatalog, hschr.]

Zeitungen sind bei Gittig und Hagelweide nachgewiesen.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Stralsunder Druckschriften

[17. bis Anfang 20. Jh]

Zeitungen und Wochenblätter

[17. bis 20. Jh, chronologisch]

Zeitschriften

[16. Jh bis Gegenwart; unvollendet]

Naturwissenschaften und Medizin

[" C"-Katalog, Sachkatalog]

Autographen-Katalog

Spezialkataloge Dokumentation und Literatur:

Schill-Katalog

Arndt-Katalog

Stralsund-Katalog

[Dokumentation vorwiegend aus Tageszeitungen und Zeitschriften]

Regionaler Sachkatalog

[alle Sonderkataloge in Zettelform, erstellt nach 1945, mschr., nach Hausregeln]

3.3 Historische Kataloge

Alphabetisches Verzeichniß der in der Rathsbibliothek zu Stralsund befindlichen Büchern. 1. Fortsetzung. Stralsund 1862

Alphabetischer Zettelkatalog

[nach PI, seit 1878 angelegt; 1501 bis Mitte 19. Jh, hschr., A5-Kartenformat]

Systematische Bandkataloge

[aus den zwanziger Jahren des 20. Jhs, für einen Teil des Bestandes, hschr.]

Droysen, Bernhard: Die Bibliothek der Nikolai-Kirche in Stralsund. 1817

[alphabetischer Druckkatalog]

Standortkataloge der Gymnasialbibliothek [hschr.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zahlreiche Akten im Stadtarchiv Stralsund, besonders Repertorien 22, 24, 29 und B [betrifft Rats- und Stadtbibliothek, Gymnasialbibliothek, Nikolaikirchenbibliothek und Theaterarchiv]

4.2 Darstellungen

Droysen, Friedrich Bernhard: Die Bibliothek der Nikolai-Kirche in Stralsund. Stralsund 1817

Brandenburg, Arnold: Nachrichten von der Entstehung und Einrichtung der Rathsbibliothek zu Stralsund. In: Alphabetisches Verzeichniß der in der Rathsbibliothek zu Stralsund befindlichen Bücher. Stralsund 1829 Zober, Ernst Heinrich: Des M. Zacharias Orthus, geborener Stralsunders und gekrönten Dichters, Leben und Schriften. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte Pommerns. Stralsund 1830 [betrifft Gymnasialbibliothek]

Zober, Ernst Heinrich: Urkundliche Geschichte des Stralsunder Gymnasiums von seiner Stiftung 1560 bis 1860. Stralsund 1860 [betrifft Gymnasialbibliothek]

Jahresberichte der Stadtbibliothek Stralsund 1919-1934 [gedruckt]

Uhsemann, Ernst; Adler, Fritz: Die Stralsunder Stadtbibliothek. Stralsund 1924

Adler, Fritz: Die Erinnerungen Axel von Löwens. In: Karolinska Förbundets Arsbok. Lund 1929 [betrifft Löwensche Bibliothek]

Pooth, Peter: 175 Jahre Stralsunder Theater. Stralsund 1941 [betrifft Theaterzettelsammlung]

Ewe, Herbert: Kostbarkeiten in Klostermauern. Rostock 1990

Ewe, Herbert: Bibliotheken. In: ders. (Hrsg.): Das alte Stralsund. Kulturgeschichte einer Ostseestadt. Weimar 1994, S. 180-193

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Baier, Rudolf [Hrsg.]: Briefe aus der Frühzeit der deutschen Philologie an Georg Friedrich Benecke. Leipzig 1901

Blühm, Elger: Der Stralsundische Relations Courier und der Nordische Mercurius in Hamburg. In: Greifswald-Stralsunder Jahrbuch 9 (1970/71) S. 79-84

Bogel, Else; Blühm, Elger [Hrsg.]: Die deutschen Zeitungen des 17. Jhs. Bremen 1971

Ewe, Herbert: Zur Geschichte, Restaurierung und Nutzung des Franziskanerklosters St. Johannis zu Stralsund. In: ders.: Kostbarkeiten in Klostermauern. Rostock 1990, S. 117-192

Ewe, Herbert: Schätze einer Ostseestadt. 3. Aufl. Weimar 1980

Reinhardt, Hanns Heino: Die Geschichte des Zeitungswesens in Stralsund. Stralsund 1936 (Diss. Leipzig)

Zober, Ernst Heinrich: Die Wesselsche Bibel der St. Marienkirche zu Stralsund. Stralsund 1837

Stand: Juli 1995

Gisela Klostermann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.