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Bibliotheken in der Slowakei

Die Anfänge des Bibliothekswesens

Wie in anderen Ländern, die als Teil des Großmährischen Reiches unter den Einfluß des mitteleuropäischen Christentums gelangten, waren die ersten Bibliotheken der Slowakei kirchliche Sammlungen altslawischer Übersetzungen der Bibel und liturgischer Texte. Sie standen seit dem 9. Jahrhundert im Dienst der geistlichen Mission in der Slowakei, deren bedeutendste Vertreter Cyril-Konštantín (Kyrillus) und Metod (Methodius) waren. Im Rahmen dieser Mission spielten sie auch eine kulturelle Rolle, insbesondere im nationsbildenden Prozeß der Slowakei, wie auch in der Ethnogenese mehrerer slawischer Völker.

Nach dem Zerfall des Großmährischen Reiches im frühen Mittelalter wurde die Slowakei Teil des Königreichs Ungarn. Das Zeitalter der lateinischen Kultur manifestierte sich im Bildungs- und Bibliothekswesen der Slowakei durch die Gründung von Ordens-, Kloster-, Kapitel-, Diözesan-, Fraternitäts-, Zunft-, Krankenhaus-, Schul- und Privatbibliotheken. Diese waren von großer Bedeutung bei der Verbreitung von Bildung und Kultur im Land. In der ersten Phase wurde der Aufbau von Büchersammlungen und Bibliotheken stark von der katholischen Staatskirche und einzelnen Orden beeinflußt. Nach der Reformation übernahmen diese Rolle auch die reformierten Kirchen lutherischen und calvinistischen Glaubens. In beiden Phasen entstanden vornehmlich theologische Bibliotheken. Der Anteil an Fachliteratur und Schöner Literatur erhöhte sich erst unter dem Einfluß von Renaissance und Humanismus vor allem um Werke zeitgenössischer und antiker Autoren. Die Verzeichnisse der auf dem Gebiet der Slowakei erhaltenen Inkunabeln, der Inkunabeln mit slowakischem Bezug, die außerhalb der Slowakei aufbewahrt werden, und der Generalkatalog der auf dem Gebiet der Slowakei erhaltenen Drucke des 16. Jahrhunderts dokumentieren deutlich den Einfluß der Buchkultur des humanistischen Europa auf das Gebiet der Slowakei.

Die slowakische Buchkultur dieser Epoche spiegelt auch den Beginn einer neuen Epoche in der allgemeinen Geschichte der Slowakei. Humanismus und Renaissance, vor allem aber die Reformation bewirkten die Vermittlung von Glauben und Bildung in der Nationalsprache. Im Jahre 1581 wurde in Bardejov [Bartfeld] das erste Buch in slowakischer Sprache - eine Übersetzung des Katechismus von Martin Luther - gedruckt, das zum Wegbereiter des slowakischen Buches und slowakischer Büchersammlungen wurde. Im Laufe der Geschichte entstand eine große Zahl von Bibliotheken verschiedenster Institutionen, die eine bemerkenswerte Entwicklung von Wissenschaft, Kultur, Bildung und Schulwesen, Verwaltung und Wirtschaft dokumentieren. Nach offiziellen Bibliotheksstatistiken aus dem Jahre 1885 gab es in der Slowakei zur Zeit der ungarischen Herrschaft ein ebenso dichtes Bibliotheksnetz wie in Budapest.

Ordens- und Klosterbibliotheken

Die ersten Klosterbibliotheken wurden vermutlich von Benediktinern noch während des Großmährischen Reiches gegründet. Die bedeutende Bibliothek des Benediktinerklosters in Nitra [Neutra] mit einer Sammlung handschriftlicher Bücher ging Ende des 15. Jahrhunderts im Verlauf der Kämpfe gegen den ungarischen König Matej (Matthias) I. Corvinus unter, an denen auch der Abt des Klosters teilnahm. Eine weitere bemerkenswerte Handschriftensammlung entstand in der zweitgrößten Benediktinerabtei der Slowakei in Hronský Benadik [St. Benedikt]. Den Aufbau dieser Sammlung unterstützte ein Skriptorium am Ort, in dem um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert auch das historisch wertvolle Nitraer Evangeliar angefertigt wurde. Weitere Benediktinerbibliotheken bestanden in Bzovík [Bzowik], Skalka bei Trencín [Trentschin], Jasov [Joos], Štla [Stollen], Spišská Belá [Zipser Bela], Zniev und Janovce [Johannsdorf].

Der zweitgrößte Orden in der Slowakei waren die Prämonstratenser, deren Klöster u. a. durch die Übernahme von Benediktinerklöstern in Bzovík, Jasov und Zniev entstanden. Dabei gingen z. T. auch die Bibliotheken der Benediktiner in den Besitz der Prämonstratenser über. Prämonstratenserbibliotheken entstanden ferner in Leleš, auf der Donauinsel Zitný Ostrov (Kloster des Hl. Eustachius) und in Nizná Myšl'a. Wichtig war die Bibliothek in Zniev, die der dortigen Ordensschule diente. Zur historisch bedeutendsten Prämonstratenserbibliothek entwickelte sich die in Jasov.[1] Sie bestand vermutlich seit der Gründung des Klosters im 12. Jahrhundert. Erste authentische Daten zur Bibliotheksgeschichte stammen jedoch erst von 1787, dem Jahr der Ordensauflösung. Die bis dahin aus den Privatsammlungen der Ordensbrüder in Jasov aufgebaute Bibliothek wurde damals in die Universitätsbibliotheken in Buda (Ofen; heute Budapest) und Eger [Erlau] überführt. Ein neuer Abschnitt in der Bibliotheksgeschichte begann 1802 mit der Erneuerung des Ordens. Zwar erhielt der Orden nur einen kleinen Teil der ursprünglichen Sammlung zurück, doch die neue Aufbaukonzeption der Bibliothek verwies schon deutlich auf eine komplex konzipierte Sammlung, aus der schrittweise wieder eine bedeutende Bibliothek entstand. Positiven Einfluß auf die Bibliotheksentwicklung hatten die Entscheidungen des Propstes František Benedek (1826-1900), der 1895 die Bibliothek im repräsentativen Saal des Klosters aufstellen ließ. Der wachsenden Sammlung wurden im Laufe der Zeit auch Bibliotheksteile aus den zum Kloster gehörenden Pfarreien, die Professorenbibliothek des ehemaligen Prämonstratensergymnasiums in Košice [Kaschau] sowie andere interessante Bestände inkorporiert. Die Bibliothek, in deren Besitz u. a. Kodizes aus dem 15. Jahrhundert sind, erwarb auf diese Weise eine Reihe kostbarer Inkunabeln und Drucke des 16. Jahrhunderts sowie eine umfangreiche Sammlung zu den Gesellschafts- und Naturwissenschaften. Insgesamt wird der heutige Bestandsumfang auf etwa 35.000 Bde geschätzt. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wird die Sammlung von der Slowakischen Nationalbibliothek in der Matica slovenská in Martin betreut, wo sie derzeit restauriert wird.

Von den Zisterzienserbibliotheken der Slowakei ist insbesondere die des Klosters in Spišský Štiavnik [Schawnik] erwähnenswert. Besondere Bedeutung für die Geschichte des slowakischen Bibliothekswesens haben die Dominikanerbibliotheken in Trnava [Tyrnau], Banská Štiavnica [Schemnitz] und in Košice [2]. Seit dem 13. Jahrhundert wurden in der Slowakei außerdem zahlreiche Franziskanerklöster gegründet, die bemerkenswerte Bibliotheken aufbauten, darunter insbesondere die in Bratislava [Preßburg], Skalica [Skalitz], Hlohovec [Freistadtl], Solivar [Salzburg] und Nizná Šebastová. Die Franziskanerbibliothek in Bratislava erfüllte auch die Funktion einer Provinzialbibliothek. Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns im Jahre 1918 wurde ein beträchtlicher Teil ihres Bestandes, darunter zahlreiche Inkunabeln, von ungarischen Ordensbrüdern in die Franziskanerbibliothek in Szombathelyi überführt. Die interessante Zusammensetzung des Bestandes der Franziskanerbibliothek in Skalica dokumentiert ein erhaltener Katalog aus dem Jahre 1662.

Es gab in der Slowakei nur zwei Kartäuserklöster. Beide verfügten über Bibliotheken, die von großer Bedeutung für die Bibliotheksgeschichte des Landes sind. Das erste wurde 1299 auf dem Zufluchtsfelsen [Skala útocišca] bei Letanovce [Lettensdorf] gegründet und das zweite als Tochterkloster in Lechnica [Lechnitz]. Ein Teil der Bibliothek des Kartäuserklosters in Lechnica blieb nach dessen Auflösung im Paulinerkloster in Horné Lefantovce [Oberelefant] erhalten, ein anderer Teil im Franziskanerkloster in Nizná Šebastová sowie in weiteren Klosterbibliotheken der Slowakei. Der Paulinerorden gründete mehrere Klöster in der Slowakei. Zu den bedeutendsten zählten die in Horné Lefantovce und in Marianka [Mariental]. Die Bibliotheken dieser Klöster mit ihren wertvollen handschriftlichen und gedrucken Werken der Inkunabelzeit gelten als wichtige Zentren der Ordensbuchkultur in der Slowakei. Während der Reformation kamen auch die Jesuiten in die Slowakei. Durch den Aufbau von Schulen versuchten sie, die geschwächte Position der katholischen Kirche zu stärken. Sie wirkten in Trnava, Kláštor pod Znievom [Kloster-Kühhorn], Šal'a [Schallya], Humenné [Homenau] und vielen anderen Orten. Im Rahmen ihrer Tätigkeit bauten sie zahlreiche Bibliotheken auf, so die bedeutende Bibliothek des Jesuitenkollegiums in Trnava (gegründet 1615), die später in die Universitätsbibliothek in Bratislava gelangte.

Als letzter Orden ließen sich schließlich vor der Mitte des 17. Jahrhunderts die Piaristen in der Slowakei nieder. Ihre Bibliotheken entstanden ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als die Ordensbrüder die Aufgaben der Patres scholarum piarum erfüllten. Die Piaristen wirkten zunächst in Podolínec [Pudlein, seit 1642], in Prievidza [Priwitz, 1666], in Brezno [Bries a. d. Gran, 1673] und in Svätý Jur [St. Georgen, 1685], später u. a. auch in Krupina [Karpfen], Levice [Lewenz], Nitra und Ruzomberok [Rosenberg]. In diesen Orten gründeten sie Elementarschulen und Gymnasien. Bei jedem Kloster bauten sie nach strengen Regeln Bibliotheken auf: in jeder arbeitete ein Bibliothekar, in jeder wurde ein Katalog angelegt, ein Ausleihbuch geführt, und es wurden alle Gaben, Spender und Nachlässe verzeichnet, durch die die Bibliothek ergänzt wurde. In der Piaristenbibliothek in Svätý Jur wurden mehr als 5000 Bände gesammelt, darunter 147 Bände des 16. Jahrhunderts; in Prievidza waren es insgesamt ca. 4500 Bände, davon 331 Bände des 16. Jahrhunderts. Die größte Piaristenbibliothek entstand in Podolínec in der Spiš [Zips]. Sie umfaßt beinahe 7000 Bände, davon z. B. mehr als 1000 des 16. Jahrhunderts. Die Sammlung enthält vorwiegend theologisches Schrifttum mit Bibeln, theologischer und spiritueller, polemischer und apologetischer Literatur, Werken der Reformation und der Gegenreformation sowie wissenschaftliche, pädagogische und Schöne Literatur.

Weitere Orden, die in der Slowakei wirkten, waren beispielsweise die Augustiner, Eremiten, Templer, Karmeliter und Klarissen. Zahlreiche Klosterbibliotheken, die einst das Land überzogen, gingen bereits im frühen Mittelalter durch Brände, Kriege und Machtkonflikte der Landesherrn sowie später durch den Glaubensstreit der Reformation verloren. Ihre Existenz kann nur noch durch die Erforschung historischer Buchbestände nachgewiesen werden, in denen Einzelexemplare oder sogar ganze Komplexe aus den untergegangenen Bibliotheken, gelegentlich auch Kataloge oder andere Dokumente, erhalten geblieben sind.

Alle auf dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei erhaltenen Ordensbibliotheken wurden 1950 infolge der antiklerikalen Politik des kommunistischen Regimes verstaatlicht. Die Sammlungen wurden abtransportiert und zunächst vom Slowakischen Kirchenfonds [Slovenský nábozenský fond] verwaltet, der sie durch einen Schenkungsvertrag der Slowakischen Nationalbibliothek in der Matica slovenská in Martin übereignete, die die Bestände katalogisierte und einen Katalog der auf dem Gebiet der Slowakei erhaltenen Drucke des 16. Jahrhunderts als zweiten Band des Generalkatalogs der Drucke des 16. Jahrhunderts veröffentlichte. In den neunziger Jahren wurden zahlreiche Klosterbibliotheken restituiert, darunter die Piaristenbibliotheken, die im wiedergegründeten Kollegium in Nitra zusammengeführt wurden.[3]

Staatliche, institutionelle und private Bibliotheken

Im frühen Mittelalter entstanden neben den zahlreichen Ordensbibliotheken auch nicht-klerikale Büchersammlungen. Die Anfänge von staatlicher und kommunaler Verwaltung bedingten die Einrichtung verschiedener administrativer Institutionen, zu deren Aufgaben die Dokumentation des Rechtswesens gehörte. Schon in Großmährischer Zeit entstand als wichtiges Rechtsdokument das ,,Gerichtsgesetz für das Volk`` [,,Zakon sudnyj ljudem``], dessen Autor der altslawische Bischof Methodius war. Im frühen Ungarischen Königreich kamen verschiedene Schriften hinzu; vor allem Urkunden über Schenkungen königlicher Besitztümer und Stadtprivilegien wurden zum Grundstock administrativer und rechtlicher Archive.

Archive administrativer und juristischer Agenda entstanden auf Landes-, Komitats-, Stadt-, Kirchen- und Privatebene. Neben einer Reihe von Komitatsarchiven gab es mehr als 80 Stadtarchive. Im Stadtarchiv in Bratislava beispielsweise werden heute noch etwa 7500 mittelalterliche Urkunden und 200 alte handschriftliche Bücher aufbewahrt. Die Inkunabeln administrativ-rechtlichen und zivilrechtlichen Charakters wurden später in die Regionalbibliothek der Stadt überführt. Zu den wichtigen mittelalterlichen Dokumenten der Slowakei gehören die Stadtbücher. Sie dokumentieren nicht nur die Stadtrechtsausübung, sondern auch die Stellung der Slowaken in den Stadträten der mittelalterlichen Städte und die Entwicklung des Sprachbewußtseins der Slowaken (so in den Stadtbüchereien in Zilina [Sillein] und Bánovce nad Bebravou [Banowetz]).

Archive mit wichtigen Büchersammlungen entstanden in Nitra, Trnava, Trencín, Martin, Kremnica [Kremnitz], Banská Bystrica [Neusohl], Zvolen [Altsohl], Košice, Bardejov und anderen Städten. Die 24 Städte der Zips bildeten seit dem 13. Jahrhundert eine Gemeinschaft mit dem Zentrum in Levoca, deren Stadtrecht sich am norddeutschen sächsischen Recht Magdeburgs orientierte. Auch in den Zipser Städten fanden sich Archive mit handschriftlichen Rechtsdokumenten und Stadtbuchsammlungen. Eine der bedeutendsten war die öffentlich zugängliche Bibliothek bei der St. Jakob-Kirche in Levoca mit Büchern aus der Stadt und aus der gesamten Zips, die im 16. Jahrhundert durch die Privatsammlung des evangelischen Pfarrers der Stadt, Ján Henckel (†1539), wesentlich bereichert wurde. Der Bischof von Siebenbürgen, Ignác Batthyány (1741-1798), kaufte die Kirchenbibliothek vermutlich im 18. Jahrhundert und überführte sie nach Alba Iulia [Karlsburg]. Nach dem Katalog umfaßte die Sammlung 158 seltene Handschriften sowie 254 Wiegendrucke und Paläotypen.

Die frühmittelalterliche Bibliotheksgeschichte der Slowakei prägen auch die sogenannten Fraternitäts- oder Bruderschaftsbibliotheken. Eine der herausragenden Bruderschaften des 13. Jahrhunderts war die der Pfarrer der 24 Zipser Städte mit Sitz in Levoca. Hier sowie in Spišská Nová Ves [Zipser Neudorf] und in L'oubica [Leibitz] baute sie Büchersammlungen auf. Ähnliche Bruderschaften bestanden u. a. in Bratislava, Kremnica, Banská Bystrica und Liptovská Mara. Ein Teil der Bruderschaften ging während der Reformation unter, oder sie schlossen sich ihr an, wie die Bruderschaft in Levoca.

Ein weiteres wichtiges Element der Bibliotheksentwicklung waren im Mittelalter die Archive der zahlreichen Zechen auf slowakischem Gebiet und die bei ihnen entstandenen Büchersammlungen. In 160 Städten bestanden etwa 1000 Zechen, in deren Archiven vor allem Urkunden und handschriftliche, später auch gedruckte Bücher (besonders Zechenstatute und Artikel) sowie gedruckte Rechtsdokumente gesammelt wurden. Von diesen Archiven und Büchersammlungen ist nur ein kleiner Teil erhalten geblieben. Bereits im Mittelalter gründeten verschiedene Orden kleine Spitals- und Armenhausbibliotheken in mehreren Städten (Bratislava, Spišský Štiavnik, Levoca, Banská Bystrica u. a.). Ferner entstanden Handschriften- und Drucksammlungen in Bädern (Trencianske Teplice, Turcianske Teplice, Bojnice, Ruzbachy u. a.) sowie bei Apotheken (vor allem Sammlungen von Arzneivorschriften, Heilrezepturen und Apothekervorschriften). Die Rekonstruktion der historischen Bibliothek des St. Elisabeth-Spitals in Banská Bystrica (16. Jahrhundert) erfolgte anhand eines erhaltenen Katalogs und brachte zahlreiche Erkenntnisse zu diesem weiteren Bibliothekstyp.

Bemerkenswert in geistiger, wissenschaftlicher und kultureller Hinsicht waren die Privatbibliotheken von Persönlichkeiten aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen - besonders aus Orden, Schulen, Kirchen und aus dem Adel. Privatbibliotheken humanistischen Typs gründeten z. B. Ján Zsámboky (Joannes Sambucus, 1531-1584) in Trnava, Ján Dernschwam (1494-1568) in Banská Bystrica und Bischof Zachariáš Mošovský (Mossótzy, Rohozník; 1542-1587) in Nitra. Zur Zeit der Reformation besaßen insbesondere die evangelischen Geistlichen und später auch evangelische Pädagogen bemerkenswerte Büchersammlungen, in denen sich außer Werken zur Biblistik auch Schriften der Reformatoren Luther und Melanchthon sowie weiterer protestantischen Autoren fanden. Die Pädagogen sammelten neben zeitgenössischer pädagogischer Literatur auch Literatur zu den von ihnen gelehrten Fächern. Eine Reihe dieser Bibliotheken war öffentlich zugänglich. Mehrere wurden als testamentarische Nachlässe zu Bestandteilen evangelischer Schulbibliotheken. Auch die Bibliotheken katholischer Ordensbrüder, Pfarrer und Bischöfe ergänzten als Nachlässe die Bibliotheksbestände von Bischöflichen, Kloster- und Schulbibliotheken. Beachtliche Sammlungen besaßen darüber hinaus Adelsfamilien (z. B. die Familien Révai in mehreren Familiensitzen, Horvát Stancic in Strázky [Nehre] und Palocai in Plavec) sowie bedeutende Vertreter des Ungarischen Staates, darunter die Renaissancebibliothek des Palatins Juraj Turzo (1567-1616). Herausragende Bibliotheken, die vor und während der Aufklärung und der Zeit der Nationalen Wiedergeburt entstanden, wurden später zum Grundstock der Slowakischen Nationalbibliothek in der Matica slovenská sowie anderer slowakischer Bibliotheken.

Katholische Kirchen-, Kapitel- und Diözesanbibliotheken

Eine der ältesten und wichtigsten historischen Bibliotheken ist die Kapitelbibliothek [Kapitulská kniznica] des St. Martin-Doms in Bratislava.[4] Ihr Aufbau und seit dem 15. Jahrhundert auch ihre Aufstellung im Turm des Domes sind gut dokumentiert. In der Zeit vor Gutenberg ergänzten wertvolle Handschriften den Bestand dieser Bibliothek (Missale, Kodizes u. a.), nach Erfindung des Buchdrucks auch eine Reihe von Inkunabeln. Zahlreiche Handschriften und Drucke der Kapitelbibliothek gelangten auf verschiedenen Wegen in andere Bibliotheken des historischen Ungarn. Im Jahre 1829 beispielsweise erforschte der Buchhistoriker István Horvát (1784-1846) die Bibliothek im Auftrag des Palatins Erzherzog Joseph von Habsburg (1776-1823) und wählte eine Reihe wertvoller Werke für die Bibliothek des Ungarischen Nationalmuseums (heute Széchényi-Nationalbibliothek) in Budapest aus. Ähnlich verschwanden Handschriften und wertvolle Drucke aus der Kapitelbibliothek auch in späterer Zeit, vor allem im 19. Jahrhundert. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Bibliothek der Verwaltung des Staatlichen Zentralarchivs (heute Slowakisches Nationalarchiv) unterstellt und neu katalogisiert.

Zu den ältesten Kirchenbibliotheken der Slowakei gehört auch die Bibliothek des Zipser Kapitels [Kniznica Spišskej kapituly] in Spišské Podhradie [Kirchdrauf], deren Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht.[5] Ihr Schicksal bestimmten zahlreiche Kämpfe auf dem Gebiet der Zips, aber auch die große Aufmerksamkeit, die die Kapitelvorsteher dem Aufbau der Bibliothek widmeten. Ihren Bestand bildeten zunächst zahlreiche wertvolle Handschriften wie die ,,Spišské modlitby`` [,,Zipser Gebete``, 1480], später eine Reihe von Inkunabeln theologischen Inhalts. Es wird vermutet, daß sie bis 1604, als das Zipser Kapitel von Štefan Bockai (Bocskai), dem protestantischen Fürsten Siebenbürgens, überfallen und geplündert wurde, zu den bedeutendsten Bibliotheken der Slowakei und des Ungarischen Reiches gehörte. Nach dem Angriff durch Bockais Truppen mußte die Bibliothek neu aufgebaut werden. Schrittweise ist es gelungen, eine Sammlung von etwa 6500 Titeln zu bilden, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die Slowakische Nationalbibliothek katalogisiert wurde.

Die historisch belegten Anfänge der bedeutenden Diözesanbibliothek [Diecézna kniznica] von Nitra liegen im 16. Jahrhundert.[6] Es wird jedoch vermutet, daß schon seit dem 12. Jahrhundert eine Handschriftensammlung in der Kathedrale existierte. Den Grundstock der eigentlichen Kathedralbibliothek legte der Bischof von Nitra, Zachariáš Mošovský, mit seiner privaten Büchersammlung, die einen bemerkenswerten Anteil an Inkunabeln einschloß. Es wurde zu einer Tradition, daß auch die folgenden Bischöfe von Nitra ihre Privatbibliotheken der Kathedralbibliothek hinterließen. 1879 gründete Bischof Augustín Roškováni die Diözesanbibliothek in Nitra - Bibliotheca Dioecesana Nitriensis. Ihr wurde zusammen mit anderen Bibliotheken auch die historische Kathedralbibliothek eingegliedert. Weil diese von allen der Diözesanbibliothek eingegliederten Bibliotheken die größte und älteste war, wird sie als deren Vorgängerbibliothek bezeichnet. An der Diözesanbibliothek mit heute mehr als 100.000 Bänden wird nicht nur die große Anzahl historischer Drucke verschiedener Wissensgebiete (vorwiegend Geisteswissenschaften) geschätzt, sondern auch das Niveau der Archivierung und die Pflege der Bestände sowie die Konzeption der Sammeltätigkeit, vor allem bis zum Ersten Weltkrieg.

Den Grundstock der 1804 durch Bischof Ondrej Sabó (Andrej Szabó, 1738-1819) gegründeten Bibliothek des Römisch-Katholischen Erzbischofsamtes [Kniznica rímskokatolíckeho arcibiskupského úradu] in Košice,[7] bildeten vor allem die Bibliotheken des ehemaligen Jesuitenkollegiums in Košice (gegründet 1643) und die Pfarrbibliothek beim St.-Elisabeth-Dom, deren Ursprünge im 16. Jahrhundert vermutet werden. Als Nachweis ihrer Sammlungen dient ein Inventar vom Anfang des 17. Jahrhunderts, das eine bedeutende Anzahl handschriftlicher und gedruckter Bücher verzeichnet. Der weitere Bestandsaufbau der Bischöflichen Bibliothek erfolgte überwiegend durch Schenkungen der Bischöfe von Košice, darunter die bedeutende Sammlung Bischof Sabós, die die Bibliothek bis Anfang des 20. Jahrhunderts auf rund 20.000 Bände anwachsen ließen. Derzeit umfaßt die Bibliothek, die seit 1995 Erzbischöfliche Bibliothek ist, etwa 30.000 Bände.

Eine weitere wichtige Bibliothek in Košice war die Bibliothek des Dominikanerordens [Kniznica dominikánskeho rádu],[8] die wahrscheinlich schon im 14. Jahrhundert existierte und wesentlich durch die Privatsammlungen prominenter Bürger der Stadt bereichert wurde. Einen beachtlichen Einfluß auf den Bestand übten auch die Dominikaner selbst aus, besonders die Illuminatoren der Zeit vor Gutenberg. Die Bibliothek hatte ein wechselhaftes Schicksal, bevor sie zum Teil zusammen mit dem Kloster und dem größten Teil der Stadt im Jahre 1556 bei einem Brand vernichtet wurde. Die Dominikaner verließen Košice und übergaben den geretteten Teil ihrer Bibliothek dem Magistrat der Stadt. Als die Mönche sich 1699 wieder in Košice niederließen, erhielten sie den verbliebenen Teil ihrer ehemaligen Bibliothek zurück und bauten sie wieder auf. Ein Brand im Jahre 1846 vernichtete erneut die Dominikanerkirche und das Kloster mit einem Teil der Bibliothek. Erhalten blieben etwa 2000 Bücher vorwiegend theologischen Inhalts, darunter vier Kodizes. Die Dominikaner wirkten in Kosice bis zur Auflösung des Ordens in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts, bei der der gesamte Klosterbesitz konfisziert wurde. Erst 1992 wurde die Bibliothek dem Orden zurückgegeben und am ursprünglichen Standort wieder aufgestellt.

Die Entstehung und Entwicklung der Bischöflichen Bibliothek [Biskupská kniznica] in Roznava [Rosenau] [9] ist eng mit der Gründung des Bistums (1776) verbunden. Die mit einem geringen Etat ausgestattete Bibliothek wuchs vorwiegend durch Schenkungen der Bischöfe, nachgelassene Privatbibliotheken und Gelegenheitsspenden. Den Grundstock bildete die Privatbibliothek von Bischof Anton Andráši (Andrássy; Amtszeit 1780-1799). Hinzu kamen Schenkungen sowie Nachlässe der Bischöfe František Sánni (Szányi), László Esterházy (1810-1824), Ján Scitovský (1828-1838), Vojtech Bartakovic (1844-1850), Štefan Kollarcík (1850-1869) u. a. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Sammlung im neuen Trakt der bischöflichen Residenz in Roznava aufgestellt. Sie umfaßt heute mehr als 12.000 Bände, vor allem theologische und spirituelle Literatur, darunter Hungarica, Slovacica und Germanica.

Evangelische Kirchenbibliotheken

In der Geschichte der slowakischen Bibliotheken spielt ein Bibliothekskomplex des ehemaligen Komitats Gemer [ungarisch Gömör] eine außerordentliche Rolle. Dazu gehörte die Bibliothek des Gemerer Seniorats der Evangelischen Kirche A. B. [Kniznica gemerského seniorátu ev. augsburgského vyznania cirkvi] in Revúca [Rauschenbach],[10] deren Ursprünge im Jahr 1594 liegen. Es wird vermutet, daß während der Gegenreformation ihre Bücher in verschiedenen Pfarren verborgen waren. Das erste Inventar stammt aus dem Jahre 1811 und weist einen Bestand von 307 Bänden auf, der bis 1838 auf 3836 Bände anwuchs. Die Sammlung wurde zeitweise in Roznava, dann auch in Štítnik [Schittnich] aufbewahrt, bevor sie schließlich nach Revúca kam. Einen herausragenden Anteil am Bibliotheksaufbau hatte der Wissenschaftler und Bibliothekar Pavol Valaský (1742-1824), dessen Werk Conspectus rei publicae litterariae in Hungaria Grundlage der modernen wissenschaftlichen Enzyklopädie in Ungarn war. Die Entstehung der Senioratsbibliothek muß vor dem Hintergrund von mehr als 70 evangelischen und katholischen, Adels-, Stadt- und Gemeinde- sowie Lesebibliotheken in den Gebieten Gemer und Malohont betrachtet werden. Dieser ungewöhnliche Bibliothekskomplex übertraf zu seiner Zeit in Umfang und Qualität die Bibliotheken anderer Gebiete. Pavol Valaský, einer der Initiatoren des Neuaufbaus der evangelischen Senioratsbibliothek in Roznava äußerte 1816 in seiner Rede ,,De Bibliothecis ...oratio inauguralis``: ,,Diese unsere Bibliothek - wenn sie auch der Anzahl nach kleiner ist als die historischen - ist gewiß mehr heilig und tadelfrei als jene, denn sie wird durch keine Kriegs- oder Räuberbeute gebildet, wie es im Falle der römischen Bibliotheken oder der von Alexandria war .... Unsere Bibliothek ist aus ehrenvoll gewonnenen Gaben gebildet.`` Die Bibliothek ist nach einer wechselhaften Geschichte heute nicht mehr vollständig erhalten.

Am Aufbau einer bedeutenden slowakischen Familienbibliothek theologischer Ausrichtung waren sechs Generationen evangelischer Geistlicher der Familie Sextius (Sexty, Šešták) beteiligt. Sie entstand um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert. Ihr Bestand von mehr als 1300 Bänden stammt überwiegend aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Der letzte Besitzer der Bibliothek, Juraj Sextius (†1830), hinterließ sie testamentarisch dem Evangelischen Seniorat von Gemer mit dem Wunsch, die Bibliothek in seinem Geburtsort Kamenany aufzustellen, damit sie ,,dem öffentlichen Wohl`` dienen könne. In Kamenany blieb die Bibliothek bis 1938. Sie gilt als repräsentative theologische und wissenschaftliche Bibliothek, die vorwiegend von Pädagogen und Studenten des Evangelischen Kollegiums in Prešov genutzt wurde. Aus diesem Grund sollte sie in Prešov als Studienbibliothek deponiert werden, was jedoch dem Testament des Vorbesitzers widersprochen hätte. Im November 1938 wurde die Bibliothek als Sondersammlung in die Bibliothek des Gemerer Seniorats der Evangelischen Kirche A. B. in Revúca inkorporiert.[11]

Die Öffentliche Bibliothek des Seniorats von Malohont [Verejná kniznica malohontského seniorátu] wurde 1808 in Nizný Skalník gegründet. Zur gleichen Zeit entstand auch die Gelehrtengesellschaft von Malohont. Aus diesem Grund erfüllte die Bibliothek sowohl kirchliche als auch wissenschaftliche Funktionen, die sich bis heute in ihrem Buchbestand spiegeln, der seit 1931 in der Matica slovenská bzw. in der Slowakischen Nationalbibliothek in Martin aufbewahrt wird.[12] Bücher und Zeitschriften wissenschaftlichen und theologischen Charakters sind vorwiegend in Sprachen des ehemaligen ungarischen Reichsgebietes vorhanden. Aus der ursprünglichen Bibliothek mit mehr als 5000 Bänden sind nach Verlusten vor und während des Zweiten Weltkriegs heute noch etwa 2000 Bände Bücher und Periodika erhalten. Handschriften der Sammlung werden im Archiv für Literatur und Kunst [Archív literatúry a umenia] der Matica slovenská aufbewahrt. Die Bibliothek spielte eine wichtige Rolle im Rahmen der Bildungsbestrebungen der Komitate Gemer und Malohont, vor allem im Rahmen der Gelehrtengesellschaft von Malohont.

Ältere Schulbibliotheken

 Über die Frühgeschichte slowakischer
Schulbibliotheken sind nur wenige Angaben erhalten. Die Anzahl zuverlässiger Dokumente steigt erst im 16. Jahrhundert an, vor allem unter dem Einfluß von Humanismus, Renaissance, Reformation und Buchdruck. Da die Städte der Slowakei sich zur Reformation bekannten, erfolgte eine radikale Umwandlung der lateinischen Stadtschulen zu evangelischen Gymnasien und Lyzeen. Die Geschichte des slowakischen Schulwesens prägen bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zwanzig evangelische Gymnasien sowie eine große Zahl evangelischer Elementar- und Privatschulen, die dem Aufbau von Bibliotheken große Aufmerksamkeit widmeten. Einige von ihnen erreichten ein hohes Niveau, so die Bibliothek der 1584 gegründeten Höheren evangelischen Schule in Strázky bei Kezmarok, deren Grundstock die Privatbibliothek von Gregor Horvát Stanšic (1558-1597) war und die heute Teil der Historischen Schloßbibliothek [Historická kniznica kaštielá] in Strázky ist.[13]

Nach 1560 kam es zur Erneuerung des katholischen Schulwesens und zum Aufbau von Schulbibliotheken, insbesondere durch den Piaristenorden. Ergebnisse dieser Entwicklung sind u. a. die Universitätsbibliothek in Trnava sowie die akademischen Bibliotheken in Trnava, Bratislava und Košice. Die Universität von Trnava wurde im Jahre 1635 gegründet und vom Jesuitenorden verwaltet. Die seit dem späten 16. Jahrhundert von den Jesuiten zusammengetragene Kollegiumsbibliothek wurde in den Dienst der neuen Universität gestellt und wuchs bis zur Aufhebung des Jesuitenordens sowie der Verstaatlichung der Universität zu einer bemerkenswerten Sammlung von fast 15.000 Bänden an. Um Aufbau und Anordnung der Bibliothek kümmerte sich in den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts der Universitätskanzler, Polyhistor und Jesuit Martin Sentiváni (Martón Szentiványi, 1633-1705). Sein Werk ist u. a. der historisch wertvolle Katalog von 1690, der heute in der Universitätsbibliothek in Budapest archiviert ist. Als eigenständige Bibliothek mit einem eigenen Katalog entstand neben der Universitätsbibliothek die des Theologischen Seminars. Beide Bibliotheken wurden von der Universitätsdruckerei reich beliefert. Nach der Verstaatlichung der Universität verfügte Maria Theresia deren Verlegung nach Buda. Mit ihr zog 1777 auch der größte Teil der Universitätsbibliothek um. Der Rest blieb in Trnava bei der neugegründeten Königlichen Akademie mit einer Juristischen und einer Philosophischen Fakultät. Diese wirkte nach ihrer Umsiedlung nach Bratislava im Jahre 1784 jedoch nur noch als Rechtsakademie weiter. Die Bibliothek der Rechtsakademie wurde 1914 schließlich zu einem der Gründungsbestände der Bibliothek der Elisabeth-Universität in Bratislava, aus der nach Gründung der Tschechoslowakei (1918) die Komenský-Universität wurde.[14]

Eine wichtige Rolle in der Geschichte des slowakischen Schulwesens spielte die Lyzealbibliothek [Lyceálna kniznica] in Kezmarok.[15] Zunächst gehörte sie zwischen 1392 und 1531 zu einer katholischen Pfarrschule, jedoch gibt es über diese Zeit fast keine historischen Belege. 1531 wurde die Schulbibliothek zur Bibliothek einer der ersten Reformationsschulen des Landes. Dies war eine Zeit des intensiven Erwerbs von Reformationsliteratur vorwiegend deutscher Provenienz, dokumentiert durch die bis heute erhaltene reiche Sammlung von Werken der Reformatoren in Drucken des 16. Jahrhunderts (Melanchthon, J. Sturm, L. Stöckel). Diese Entwicklungsphase endete mit der ungarischen Gegenreformation, die besonders in der Zips und in Kezmarok am Ende des 17. Jahrhunderts wirksam wurde und zur Rekatholisierung der Schule führte.

  Der
Aufbau der Sammlung als Bibliothek des Evangelischen Lyzeums wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erneuert, vorwiegend unterstützt durch Schenkungen und Nachlässe von Lyzeumsprofessoren und Bürgern der Stadt. Auf diese Weise gelangten bedeutende Privatbibliotheken in den Bestand, so z. B. die der Familien Láni und Genersich (mit zahlreichen Germanica), der Professoren Adam Podkonický (1750-1820) und Juraj Bohuš (1687-1722) sowie die von Tomáš Mauksch (1749-1832). Wichtig waren ferner die umfangreichen Büchersammlungen von Theodor de Jóny (1817-1883) und Martin Schwartner (1759-1823). Erhalten sind auch Manuskripte von Professoren und Studenten des Lyzeums. Seit 1813 wurde die Bibliothek von einem Bibliothekar betreut. Obwohl sie erst 1910 zur Öffentlichen Bibliothek erklärt wurde, erfüllte sie diese Funktion bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Slowakische Nationalbibliothek bearbeitete die Sammlung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zur Zeit ist die Bibliothek in mehreren Räumen im Gebäude des ehemaligen Lyzeums untergebracht und wird von der Evangelischen Kirchengemeinde in Kezmarok verwaltet.

Die Geschichte der Lyzealbibliothek in Bratislava[16] reicht zunächst ebenfalls von der Gründung des Evangelischen Lyzeums im 16. Jahrhundert bis zur Gegenreformation Anfang der siebziger Jahre des 17. Jahrhunderts. Die Repressionen gegenüber Protestanten in Bratislava gipfelten 1672 in der Konfiszierung der reichen Bibliothek, die den Beständen der Jesuitenbibliothek in Bratislava eingegliedert wurde. Der spätere Wiederaufbau der Bibliothek war das Verdienst des Lyzeumsdirektors Ján Matej Marth (1691-1734), der 1724 die Bibliotheksentwicklung durch den Ankauf der Privatsammlung des evangelischen Pfarrers und Schriftstellers Juraj Ferdinand Gleichgros (1668-1721) wiederbelebte. Finanzielle Mittel wurden durch öffentliche Kollekten erworben. In den folgenden Epochen schenkten überdies Pfarrer und Professoren des Lyzeums nach dem Vorbild von Matej Marth ihre Privatsammlungen der Lyzealbibliothek. Größere Zuwächse brachten die umfangreichen und wertvollen Privatsammlungen von Michal Institoris-Mošovský (1732-1803) und František Trencanský (1757-1818). Beide hinterließen auch beträchtliche finanzielle Mittel für die Bearbeitung und Archivierung der Bibliothek, so daß sie in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts als eine der wertvollsten Bibliotheken des historischen Ungarn galt. Die Raumprobleme des Lyzeums wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch ein neues Gebäude gelöst. Seitdem steht der Bibliothek das alte Lyzeumsgebäude zur Verfügung. Im Jahre 1954 wurde sie administrativ der Zentralbibliothek der Slowakischen Akademie der Wissenschaften (SAV) unterstellt.

Eine der beachtlichsten historischen Bibliotheken der Slowakei ist die Kollegiatsbibliothek [Kolegiálna kniznica] in Prešov.[17] Sie wurde 1667 im Zuge der Gründung des Collegium Statuum evangelicorum superioris Hungariae errichtet. Über ihre Geschichte während des 17. und 18. Jahrhunderts ist kaum etwas bekannt. Erste Angaben über die Bestandsentwicklung enthalten die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstellten Kataloge, denen zufolge die Bibliothek bis 1834 auf 3000 Bände angewachsen war. Ergänzt wurde der Bestand vor allem durch Bücherspenden und finanzielle Zuwendungen; später wurden ihr verschiedene Bibliotheken eingegeliedert, die als Sondersammlungen erhalten und bis heute nach ihren privaten Vorbesitzern und institutionellen Trägern benannt sind, so z. B. die Sammlungen Sirmai (Szirmay), Binder oder Korbel' (Korbély) bzw. die Bibliotheken verschiedener Lehranstalten, die dem Kollegium angeschlossen waren (Theologische Akademie, Rechtsakademie, Lehrerinstitut). Auch die 1827 und 1832 beim Kolleg gegründeten Studentenbibliotheken leisteten bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts einen wichtigen Beitrag zur privaten und schulischen Bildung der Studenten (s. u. ,,Bibliotheken slowakischer Studentenkorporationen im 19. Jahrhundert``). Durch Inkorporation dieser und weiterer Bibliotheken wuchs der Bestand der Kollegiatsbibliothek auf mehr als 60.000 Bände an, die 1870 in den neuerbauten Bibliothekssaal überführt wurden, wo sie bis heute untergebracht sind. Zu ihren Unikaten zählen u. a. Handschriften zur Geschichte der Slowakei und Ungarns.

Aufklärung und Nationale Wiedergeburt

Im 18. und 19. Jahrhundert erlangte das Gebiet von Malohont (ungarisch Kis-Hont) in der Bibliotheksgeschichte der Slowakei eine herausragende Stellung. Die Gebildeten der Region, vor allem evangelische Pfarrer, gründeten eine Reihe von Privat- und Kirchenbibliotheken sowie Bibliotheken bei Gelehrtengesellschaften. Dabei waren sie besonders um den systematischen Aufbau der Bestände bemüht. So zeichnete sich die um die Mitte des 18. Jahrhunderts in Hnúšt'a [Nusten] von Matej Holko d. Ä. (1719-1785) gegründete Bibliothek durch ihren überwiegend aus Slovacica zusammengesetzten Bestand aus. Sie dokumentiert damit eine Entwicklung im Bibliothekswesen des Landes, die schließlich zur Gründung der Slowakischen Nationalbibliothek führte. Der von Matej Holko zusammengestellte Catalogus librorum Bohemicorum et Slavicorum (Hnúšt'a 1749) spiegelt das Bestreben, nicht nur ein Verzeichnis slowakischer und tschechischer Bücher in seiner eigenen Privatbibliothek zusammenzustellen, sondern programmatisch auch slowakische und böhmische Drucke anderer Bibliotheken der Komitate Malohont und Gemer zu verzeichnen. Auch sein Sohn Matej Holko d. J. (1757-1832), der durch die Gründung der Lesegesellschaft von Malohont - Societatis lectoria in Valle Kis-Hontiana (gegründet 1791) - bekannt wurde, trug zum Aufbau der Bibliothek bei. Im Jahre 1808 wurde sie zur Öffentlichen Bibliothek des evangelischen Seniorats von Malohont, Bücher durften jedoch nur zu Studienzwecken ausgeliehen werden. Obwohl die Statuten die Stadt Rimavská Sobota [Großsteffelsdorf] zum Bibliothekssitz bestimmten, wurde sie in Nizný Skalník im Haus von Ján Fejéš gegründet und aufbewahrt, bevor sie 1932 schließlich nach Rimavská Sobota gelangte. Schrittweise entstand bei ihr die Gelehrtengesellschaft von Malohont - Erudita Societas Kishontensis -, die zum Bildungs-, Literatur- und Wissenschaftszentrum des Komitats wurde. Die letzte Sitzung der Gelehrtengesellschaft fand 1841 statt. Das weitere Schicksal der Bibliothek war wechselhaft, bevor sie in die Slowakische Nationalbibliothek in Martin gelangte.

Von 1810 bis 1832 wirkte in Banská Štiavnica [Schemnitz] eine Gelehrtengesellschaft mit mehr als 100 Mitgliedern, überwiegend evangelische Pfarrer und aufklärerische Gelehrte. Ihr Begründer, Bohuslav Tablic (1769-1832), Pfarrer, Historiker und Bibliograph sowie Autor eines der schönsten slowakischen Gedichte über Bibliotheken, knüpfte an eine frühere Gelehrtengesellschaft in Banská Štiavnica - die Lateinische Gesellschaft des Samuel Ambrozi - an. Ähnlich wie andere Gesellschaften gab auch die in Banská Štiavnica eine Schriftenreihe heraus und gründete eine Bibliothek. Wenn sie auch kein ,,Recht der Öffentlichkeit`` erwarb, wurde sie jedoch bis zu Tablic' Tod systematisch aufgebaut, und zusammen mit der Lyzealbibliothek ergänzte sie die Bibliothekslandschaft der Stadt und ihrer Umgebung.

Die sogenannten ,,Bernolákovci`` - Anhänger des bedeutenden Sprachwissenschaftlers Anton Bernolák (1762-1813) - machten sich um die erste Phase der slowakischen Nationalen Wiedergeburt verdient, vor allem durch die Kodifizierung der Kulturform des Trnava-Dialektes als offizielle slowakische Schriftsprache. Anhänger dieser Sprache (vorwiegend katholische Priester und Gelehrte) vereinigten sich im Jahre 1789 zur Slowakischen Gelehrtengesellschaft [Slovenská ucené tovaryšstvo], einer gesamtslowakischen Korporation mit Sitz in Trnava. Die Gesellschaft hatte Regionalzweigstellen in verschiedenen slowakischen Städten, die vor allem der Buchdistribution dienten und im Hinterland beim Aufbau von Privat- oder Pfarrbibliotheken halfen. Die Slowakische Gelehrtengesellschaft gründete keine Zentralbibliothek für ihre eigenen Bedürfnisse; ihre Mitglieder machten sich um die Entwicklung der Buchkultur vielmehr durch Editionsprojekte und die Gründung von Lesegesellschaften verdient. Mehrere von ihnen, wie z. B. Martin Hamuliak, Michal Rešetka und Ján Hollý, bauten bedeutende Privatbibliotheken auf, die für die weitere Entwicklung des slowakischen Bibliothekswesens eine wichtige Rolle spielen sollten.

Adelsbibliotheken des

18. und 19. Jahrhunderts

Wie in anderen Ländern wurde auch in der Slowakei die Entwicklung der Adelsbibliotheken durch das Gedankengut der Aufklärung befruchtet. Zu den beachtenswerten erhaltenen Büchersammlungen dieser Zeit gehören die Bibliotheken der gräflichen Familien Andráši (Andrássy), Aponi (Apponyi) und Zai (Zay). Graf Leopold Andráši (1767-1824) sammelte in der von ihm in Betliar [Betler] gegründeten Bibliothek Ende des 18. Jahrhunderts neben wertvollen älteren Büchern auch internationale zeitgenössische Literatur. Den wertvollsten Teil der Sammlung, die Corvinen, schenkte er der Széchényi-Nationalbibliothek in Budapest. Dennoch umfaßt die Bibliothek, die heute Teil des Schloßmuseums in Betliar ist,[18] eine Sammlung mit mehr als 15.000 Büchern und bildet bis heute eine Grundlage für das Studium der europäischen Aufklärung. Leopold Andráši engagierte sich neben dem Aufbau seiner eigenen Privatbibliothek auch für die Gelehrtengesellschaft von Malohont, indem er anbot, die im Aufbau befindliche Senioratsbibliothek als Sondersammlung in dem speziell für seine Privatbibliothek erbauten Gebäude in Betliar aufzustellen und von seinem Bibliothekar betreuen zu lassen. 1821 wurde die Senioratsbibliothek von hier nach Stítnik verlegt und 1960 schließlich nach Revúca.

Die Sammlung der Grafen Aponi, die sogenannte Bibliothek aus Oponice [Oponická kniznica], wurde 1774 von Graf Anton Juraj Aponi (1751-1817) in Wien gegründet und 1825 von Anton Aponi (1782-1852) von dort zunächst nach Bratislava gebracht. Hier diente sie als erste Öffentliche Bibliothek und wuchs auf ca. 15.000 Bände an. Weil sie von der Stadt Bratislava nicht finanziert wurde, beschlossen die Aponis 1846, die Bibliothek auf ihren Familiensitz in Oponice zu verlegen. Seit 1957 ist die Sammlung im Besitz der Slowakischen Nationalbibliothek und wird dort als Sonderbestand aufbewahrt.[19]

Die Bibliothek der Familie Zai aus Uhrovec [Kniznica Zaiovcov z Uhrovca] bauten Mitglieder der Adelsfamilie vermutlich schon ab dem 16. Jahrhundert in Uhrovec auf und ergänzten sie im 19. Jahrhundert durch Erwerbungen aus anderen Adelsbibliotheken, so durch die Büchersammlung von Ján Kališ (Calish) aus Bytcica oder Bücher aus der Bibliothek der Familie Révai in Liptov. Die Sammlung Zai diente den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Interessen ihrer Besitzer und weist diese als Anhänger der Reformation aus. Im Bestand ist ein hoher Anteil Reformationschrifttum zu finden, darunter auch Werke slowakischer evangelischer Autoren. Der erhaltene Teil der Bibliothek wurde in den siebziger Jahren von der Slowakischen Nationalbibliothek als Sonderbestand aufgenommen und restauriert.[20]

Das Bibliothekswesen

in der Zeit der Aufklärung

In der Aufklärungszeit wirkten slowakische Bibliothekare nicht nur an Gründung und Aufbau vieler Bibliotheken in ihrer Heimat mit, sondern auch in anderen Ländern. Adam František Kollár (1718-1783), der aus Terchová bei Zilina stammte, war von 1772 bis 1777 Direktor der öffentlichen Kaiserlichen Hofbibliothek in Wien. Zu seinen Verdiensten zählte u. a. die Herstellung von Verbindungen zwischen zeitgenössischen österreichischen und ausländischen Gelehrtengesellschaften. Zur Geschichte des Bibliothekswesens und der Bibliotheken trug er bei mit seiner Studie Lambecii commentariorum de Aug. Bibliotheca Caes. Vindobonensis Libri VIII (Wien 1766-1782). Er half außerdem, das Bibliothekswesen als Studiengegenstand in die Schulordnung Ratio educationis (1777) einzufügen. Zu den hervorragenden slowakischen Bibliothekaren gehören auch Juraj Klimo (1710-1777), Gründer der 1774 eröffneten katholischen Bischöflichen Bibliothek im ungarischen Pécs [Fünfkirchen], die als erste Öffentliche Bibliothek Ungarns gilt und heute Bestandteil der Janus-Pannonius-Universität in Pécs ist; Samuel Tešedík (1742-1820), der 1779 die Bibliothek des Wirtschaftsinstituts im ungarischen Sarvas gründete; sowie der Kanoniker Juraj Palkovic (1763-1835), dessen Privatbibliothek zu einem wichtigen Bestandteil der Erzbischöflichen Simor-Bibliothek im ungarischen Esztergom [Gran] wurde.

Die Entwicklung des slowakischen Bibliothekswesens und der slowakischen Bibliographie beeinflußte maßgeblich Juraj Ribay (1754-1812). Durch systematisches Sammeln alter Handschriften, Drucke, Bohemica und Slovacica schuf er eine umfangreiche Privatbibliothek, die nach zeitgenössischen Darstellungen mit der bedeutenden Privatbibliothek des ungarischen Grafen Ferenc Széchényi (1754-1820) vergleichbar war. Wäre sie nicht zwangsveräußert worden, hätte sie, wie Széchényis Sammlung in Ungarn, den Grundstock einer Nationalbibliothek bilden können. Zu den Grundlagenwerken der slowakischen Bibliographie gehört Ribays bibliographisches Werk, das auf einem Verzeichnis seiner eigenen Bibliothek basiert (Catalogus venalis Bibliothecae Slavo-Bohemicae Georgii Ribay) und auf den bibliographischen Verzeichnissen der tschechischen und slowakischen Bücher von Matej Holko d. Ä. Teile der tschechisch-slowakischen Bibliothek Ribays sowie seine handschriftlichen sprachwissenschaftlichen und folkloristischen Werke und Kataloge finden sich heute im Ungarischen Nationalmuseum und in der Széchényi-Nationalbibliothek in Budapest, in der Zai-Bibliothek und in der Tschechischen Nationalbibliothek in Praha [Prag]. Ribay versuchte, eine Grundlage für die Organisation des wissenschaftlichen Lebens zu schaffen. 1785 gründete er zusammen mit Ondrej Plachý (1755-1810) und anderen evangelischen Geistlichen die Erudita societas slavica und publizierte in der Zeitung Staré noviny literárního umení [Alte Zeitung der literarischen Künste]. Später schlug er vor, nach dem in seinem Werk Proiectum instituti seu societatis bohaemo-slavicae inter Slavos in Hungaria (1793) vorgestellten Modell eine wissenschaftliche Gesellschaft zu gründen, die sich literaturgeschichtlicher, sprachwissenschaftlicher, ethnographischer, biographischer und bibliographischer Forschung widmen sollte, verbunden mit einer Nationalbibliothek, einem Verlag und einer Druckerei. Obwohl dieses Projekt nicht realisiert werden konnte, stärkte es doch die Bereitschaft zur Gründung wissenschaftlicher Institutionen wie der Matica slovenská, die die Grundlage für den Aufbau der Slowakischen Nationalbibliothek bildete.

Biographen des slowakischen protestantischen Pfarrers und Aufklärers Matúš Blaho (1772-1837) verweisen darauf, daß seine Gelehrsamkeit und sein Beitrag zur Kirchengeschichte am besten an seiner Bibliothek abzulesen sind. Blaho verfolgte die Buchproduktion fast des gesamten zeitgenössischen Europa. Es handelte sich nicht nur um die Büchersammlung eines Bibliophilen, es war vor allem die Privatbibliothek eines Geistlichen und Gebildeten der Aufklärungszeit, eine vorwiegend theologisch ausgerichtete Forschungs- und Studienbibliothek. Bände mit Predigten oder Hilfsmitteln zur Predigtvorbereitung belegen Blahos Interesse am Studium der Praktischen Theologie. Neben Theologie sind Geschichte, Philosophie, Recht und andere Bereiche aus Wissenschaft, Literatur und Kunst vertreten. Von Kennern wird auch Blahos Pflege seiner Bibliothek gerühmt. Man vermutet, daß sich der bekannte slowakische Verleger, Drucker und Buchbinder Gašpar Belopotocký (Féjerpatacky) um den physischen Zustand der Bücher kümmerte. Blahos Bibliothek diente von Anfang an nicht nur ihm selbst, sondern hier fanden u. a. auch Diskussionen zu aktuellen Fragen des Geisteslebens statt, oft mit der Jugend aus Liptovský Mikuláš [St. Nikolaus i. d. Liptau]. Ferner inspirierte sie die Gründung weiterer Bibliotheken, darunter die erste bekannte Slowakische Leihbibliothek [Slovenská poziciavacia bibliotéka] in Liptovský Mikuláš (1829). Die Bibliothek Blahos wurde nach seinem Tod zur Bibliothek des Liptauer Evangelischen Seniorats und ist jetzt ein Bestandteil der Liptauer-Arvaer Senioratsbibliothek [Liptovsko-oravská seniorálna kniznica] in Liptovský Mikuláš.

Vavrinec Caplovic (1778-1853), Beamter des Komitats Orava [Arva], Archivar der gräflichen Familie Zici (Zichy) und Notar, widmete sich als Bibliophiler mehr als dreißig Jahre dem Sammeln von Büchern. Das Resultat war eine umfangreiche Privatbibliothek mit ca. 20.000 Bänden. Caplovic entschloß sich 1839, seine Bibliothek der Bevölkerung des Komitats Orava unter der Bedingung zu schenken, daß die Sammlung in einem angemessenen Gebäude untergebracht und zugänglich gemacht, ein Bibliothekar angestellt und ein Autoren- und Sachkatalog erstellt werden sollte. Der Vorstand des Komitats akzeptierte die Schenkung, brachte die Sammlung in Dolný Kubín unter und betreute sie fortan. Sie erhielt den Namen Öffentliche Caplovic-Bibliothek [Verejná Caplovicova kniznica; Publica Csaplovicsiana Bibliotheca] und wurde dem regionalen Bibliotheksnetz angeschlossen. Die Verwaltung der Caploviciana war jedoch nicht einfach. Von Beginn an wurde sie von Kulturschaffenden des Gebiets Orava verwaltet und inventarisiert, wie z. B. von Daniel Sontág, Leopold Bruck und dem Bibliothekar Jozef Oríšek. Nach den Revolutionsjahren 1848/49 kam es zu Schwierigkeiten, denn das Komitat Orava trat den Bibliotheksbesitz ab. Der alternde Vavrinec Caplovic entschloß sich deshalb, die Schenkungsurkunde zu revidieren und die Büchersammlung aufzuteilen. Bevor es dazu kam, nahm die Stadt Dolný Kubín jedoch 1851 die Bibliothek unter ihre Verwaltung. Um den Fortbestand und die Entwicklung der Bibliothek zu sichern, entstand 1854 die Fördergesellschaft der Caplovic-Bibliothek, die sich später zu einer Literaturgesellschaft entwickelte und die Zugänglichkeit der Bibliothek für Benutzer aus den Gebieten Orava, Liptov und Turiec sicherte. Auch der Neuerwerb sollte sich auf Bücher und Quellen zum Leben und zur Geschichte der genannten Gebiete konzentrieren. Obwohl sich die Fördergesellschaft der Caplovic-Bibliothek später auflöste, beeinflußte sie nachhaltig den Fortbestand der Bibliothek. Im Jahre 1911 gelang es nach mehr als siebzig Jahren, für die Caploviciana ein Gebäude in Dolný Kubín zu erbauen, in dem sie als Caplovic-Bibliothek beim Arvaer P. O.-Hviezdoslav-Museum [Oravske múzeum P. O. Hviezdoslava] bis heute aufbewahrt wird.[21] Ihre schrittweise ergänzten und fachgemäß katalogisierten Bestände bilden eine einmalige Sammlung, die Inkunabeln und eine bemerkenswerte Zahl von Drucken des 16. Jahrhunderts neben anderen Alten Drucken einschließt.

Als slowakischer Aufklärer, Jurist, Historiker, Ethnograph und Politologe machte sich auch Ján Caplovic (1780-1847), ein Verwandter von Vavrinec, einen Namen. Sein wissenschaftliches Werk basierte auf breiter Quellenforschung, wie seine Privatbibliothek bezeugt. Er legte sie bereits während seiner Schulzeit am Evangelischen Gymnasium in Banská Štiavnica an. Die Sammlung wuchs schrittweise und wurde - ähnlich wie die von Vavrinec Caplovic - zu einer einzigartigen Gelehrtenbibliothek. Besonderen Einfluß auf ihre Entwicklung hatte die große Bibliothek der Adelsfamilie Radvanský in Radvan [Radwan], das heute Teil von Banská Bystrica ist. Ján Caplovic wohnte einige Zeit bei Juraj Radvanský, als er in den Jahren 1799 bis 1808 im Dienst des Komitats Zvolen [Altsohl] stand. Der Einfluß der Radvanský-Bibliothek auf Caplovic war ebenso groß wie der deutscher Bibliotheken auf slowakische Studenten in Deutschland. Sie gründeten nach dem Vorbild der dortigen großen Universitätsbibliotheken, aber auch der Privatbibliotheken deutscher Professoren, eigene Privatbibliotheken. Die Sammlung von Ján Caplovic, die nach seinem Tod zunächst vom Evangelischen Gymnasium, später von der wissenschaftlichen Abteilung der Öffentlichen Stadtbibliothek in Banská Bystrica betreut wurde, gehört heute teilweise der Wissenschaftlichen Staatsbibliothek [Štátna vedecká kniznica] in Banská Bystrica und teilweise der Slowakischen Forst- und Holzbibliothek [Slovenská lesnícka a drevárska kniznica] in Zvolen. Sie dokumentiert Caplovics Interessen als Jurist und Politologe sowie seine Arbeit als Autor ethnographischer Werke über die Völker des historischen Ungarn, besonders über die Slowaken. Er war vertraut mit dem zeitgenössischen deutschen Schrifttum und studierte vor allem Werke des deutschen Schriftstellers Carl G. Cramer.

Bibliotheken der

Nationalen Wiedergeburt

Zu den bemerkenswerten slowakischen Privatbibliotheken gehören auch solche von Vertretern der slowakischen Nationalen Wiedergeburt, wie u. a. Ján Kollár (1793-1852) und Pavol Jozef Šafárik (1795-1861). Beide beeinflußten nachhaltig die Gründung und den Aufbau weiterer Bibliotheken. Ján Kollár gründete als evangelischer Pfarrer in Pest (Budapest) unter der Ägide der dortigen evangelischen Kirchengemeinde den Slawischen Leseverein und dessen Bibliothek (1826). Ferner spendete er mehrmals Bücher für verschiedene Bibliotheken. Berühmt wurde er vor allem durch seine Vision einer Nationalbibliothek, die den Bedürfnissen der nationalen Kultur und allslawischen Beziehungen dienen sollte. Pavol Jozef Šafárik gehörte zu den herausragenden slowakischen Bibliothekaren und Bibliographen. Beim Serbischen Gymnasium in Nový Sad [Neusatz] gründete er eine Bibliothek, und in Praha war er Direktor der Universitätsbibliothek, die später ein Bestandteil der dortigen Nationalbibliothek wurde. Seine Geschichte der slawischen Sprache und Literatur nach allen Mundarten (1826), ist grundlegend für die slowakische Bibliographie. Schon 1826 schlug er vor, die Matica slovenská, eine slowakische kulturelle und wissenschaftliche Vereinigung, zu gründen und bei ihr eine Bibliothek einzurichten.

 Die Bibliothek der 40 Jahre später gegründeten Matica
slovenská [Bibliotéka Matice slovenskej] verschmolz schließlich mit der Slowakischen Nationalbibliothek.[22]

Zum Kreis derer, die sich um die Entstehung der Bibliothek der Matica slovenská verdient machten, gehörte auch der Dichter, katholische Priester und Bibliophile Ján Hollý (1785-1849). Seine Werke wurden in der Zeit der Nationalen Wiedergeburt sehr populär, und sie initiierten eine allgemeine Entfaltung der slowakischen Buchkultur. Hollý unterstützte in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts L'udovít Štúrs Kodifizierung der slowakischen Schriftsprache und förderte zusammen mit persönlichen Freunden wie Martin Hamuliak die Entstehung der Matica slovenská.

Martin Hamuliak (1789-1859), einer der hervorragenden slowakischen Gelehrten des 19. Jahrhunderts, gründete zusammen mit anderen in Buda den Verein der Liebhaber der slowakischen Sprache und Literatur [Spolok milovníkov reci a literatúry slovenskej], der von 1834 bis 1850 bestand. Dieser Verein, dessen Vorsitzender Ján Kollár war, gab den Almanach Zora [Röte] heraus mit dem Ziel, die slowakischen katholischen und evangelischen Gelehrten zu einigen, den Konfessionalismus im slowakischen Nationalleben zu überwinden und Grundlagen für nationale Institutionen zu schaffen. Hamuliak trat auch als Sammler einer kostbaren Privatbibliothek (ca. 1500 Titel) in Budapest hervor, die er testamentarisch dem noch zu gründenden gesamtnationalen Verein der Slowaken, der späteren Matica slovenská, hinterließ. Seine Sammlung wurde bis zur Gründung der Bibliothek der Matica slovenská (1863) vom Römisch-katholischen Gymnasium in Banská Bystrica betreut. Seitdem ist sie Teil der Sammlungen, die zum Grundstock der Bestände der Slowakischen Nationalbibliothek wurden.

Der katholische Priester Michal Rešetka (1794-1854) baute in dem kleinen Ort Horná Súca eine bedeutende slowakische Bibliothek auf. Unter den ca. 1700 Bänden seiner Bibliothek waren mehr als 1000 Slovacica. Den slowakischen Teil seiner Bibliothek machte er der Öffentlichkeit zugänglich, vor allem aber den Historikern und Publizisten. Mit Hilfe dieser Bibliothek verfaßte u. a. Ján Miloslav Hurban seine Abhandlung Slovensko a jeho zivot literárny [Die Slowakei und ihr literarisches Leben]. Auch Michal Rešetka selbst begann ein Werk über die Geschichte der slowakischen Sprache und Literatur, das von einem Kenner seiner Bibliothek, dem katholischen Priester Michal Chrástek beendet wurde. Michal Chrástek setzte sich zusammen mit dem Vorsitzenden der Matica slovenská, dem römisch-katholischen Bischof von Banská Bystrica, Štefan Moyzes (1797-1869), dafür ein, daß Rešetkas Bibliothek - ähnlich wie die Sammlung von Hamuliak - zum Grundstock der Bibliothek der Matica slovenská wurde.

Der blinde slowakische Volksdichter Matej Hrebenda (1796-1880) betätigte sich als Sammler Alter Drucke und als Wanderbuchhändler. Seine Bibliothek gehörte zu den legendären slowakischen Bibliotheken und Matej Hrebenda zu den unvergeßlichen Mäzenen der slowakischen Bibliotheken des 19. Jahrhunderts. Er schenkte dem Studentenverein der Slowakischen Gesellschaft [Slovenská spolocnost'] in Prešov und der Bibliothek der Matica slovenská in Martin Bücher. Einen wesentlichen Teil seiner Büchersammlung schenkte er dem ersten slowakischen Evangelischen Gymnasium in Revúca. Mit der Gymnasialbibliothek wurde auch die Bibliothek von Hrebenda infolge der antislowakischen Schulpolitik der ungarischen Regierung, die das Gymnasium in Revúca auflöste, 1874 konfisziert. Nach 1918 gelangten die Bücher nach Revúca zurück.

Öffentliche Bibliotheken

Um die Priorität unter den slowakischen öffentlichen, nicht-kommerziellen Bibliotheken wetteifern mehrere Bibliotheken: vor allem die Slowakische Leihbibliothek [Slovenská pozicovacia bibliotéka] in Liptovský Mikuláš (1829-1843) und die Slowakische evangelische Bibliothek [Slovenská evanjelická kniznica] in Revúca (gegründet 1822). Die von dem Verleger und Drucker Gašpar Belopotocký (Féjerpatacky, 1794-1874) gegründete Slowakische Leihbibliothek in Liptovský Mikuláš ist jedoch wesentlich bekannter. Er konzipierte sie nicht kommerziell, sondern als eine Bildungsinstitution, die Aufklärungsideale verwirklichen sollte. Er selbst war als Bibliothekar tätig. Als Verleger und Drucker unterstützte er die Projekte von Štúrs Bewegung der Nationalen Wiedergeburt. Die Bibliothek mußte er 1843 schließen, weil er von der ungarischen Regierung keine Genehmigung für ihren Betrieb hatte. Es gab jedoch in Liptovský Mikuláš noch die öffentlich zugängliche Privatbibliothek von Matúš Blaho (s. o.). Als öffentliche Bibliothek war in Liptovský Mikuláš außerdem die Bibliothek der Sonntagsschule tätig.

 Ältere öffentliche, nicht-kommerzielle
Bibliotheken bestanden bei der St. Michael-Kirche in Trnava, die bereits um 1780 Bücher an das ,,slowakische Volk in Trnava`` auslieh, sowie bei der evangelischen Kirche in Revúca. Obwohl letztere 1822 als Bibliothek der evangelischen Schule gegründet wurde, diente sie von Anbeginn auch der Öffentlichkeit. Um ihre Gründung hatte sich Samuel Reuss (1783-1852) verdient gemacht, ein bekannter evangelischer Pfarrer und Gelehrter aus Revúca. Als Bibliothekare waren Samuel Šulek und Matej Andrási tätig. Letzterer veranlaßte 1841 die Änderung des Bibliotheksnamens in Slowakische evangelische Bibliothek. Nach ihrem neuen Statut lieh sie nicht nur an Protestanten aus, sondern an alle Stadtbewohner. Ihre Tätigkeit wurde ebenfalls im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts durch scharfe Magyarisierungsmaßnahmen der ungarischen Regierung eingeschränkt.

Bibliotheken slowakischer

Studentenkorporationen im 19. Jahrhundert

Eine tragende Rolle in der Geschichte der slowakischen Nationalen Wiedergeburt spielten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Bibliotheken der studentischen Vereinigungen. Bereits zu Beginn der slowakischen Nationalbewegung wurde 1827 beim Evangelischen Lyzeum in Bratislava eine Studien- und Forschungsbibliothek gegründet.[23] 1828 entstand bei der Bibliothek die Tschechoslowakische Studentenvereinigung [Spolocnost' ceskoslovanská] für das Studium der tschechischen Sprache, die damals Schriftsprache der evangelischen Slowaken war. Allmählich wurden jedoch die Tschechoslowakische Studentenvereinigung und seit 1836 das an ihre Tätigkeit anknüpfende Slawische Institut [Slovanský ústav] in Bratislava zu zentralen Institutionen der jungslowakischen Bewegung, in denen bedeutende slowakische kulturelle, Sprach-, Literatur-, Folklore-, wissenschaftliche und politische Initiativen ihren Ursprung hatten. 1843 schließlich führte diese Tätigkeit im Rahmen des Slawischen Instituts zur ,,Auferstehung`` und anschließenden Kodifizierung der slowakischen Schriftsprache. Die Mitglieder der Tschechoslowakischen Studentenvereinigung und des Slawischen Instituts, wie z. B. L'udovít Štúr, August Horislav Škultéty (1819-1892), Janko Francisci (1822-1905), Štefan Marko Daxner (1822-1892) u. a., wurden zu wichtigen Repräsentanten des slowakischen Geisteslebens, und in die slowakische Nationalgeschichte gingen sie als sogenannte ,,Štúrovci`` (Štúr-Generation) ein. Im Gegensatz zur Bernolák-Generation versammelten sich hier vorwiegend evangelische Slowaken. Ihre Ziele waren die Integration in die slowakische Nationalbewegung, die Überwindung von Konfessionsunterschieden und die Schaffung von Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit von Katholiken und Protestanten. Auf der katholischen Seite fanden sie dafür Unterstützung.

Im Zuge dieser Bewegung wurde die Bibliothek des Slawischen Instituts von Studentenbibliothekaren geleitet und durch Geschenke slowakischer und slawischer Persönlichkeiten und Gesellschaften ergänzt. Ihre slowakisch-slawisch ausgerichtete Sammlung ergänzte die Bibliothek des Evangelischen Lyzeums in Bratislava; sie wurde zu einer ausgezeichneten Quelle slowakisch-slawischer Bildung und damit ein Element des historischen Prozesses der slowakischen Nationalen Wiedergeburt. Sie war gleichzeitig auch Vorbild für ähnliche Studentenbibliotheken, wie sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei evangelischen Lyzeen in Kezmarok, Levoca, Banská Štiavnica, Prešov u. a. entstanden. Einige von ihnen waren noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aktiv und blieben als historische Bibliothekssammlungen erhalten (z. B. die Bibliothek des Slawischen Seminars der Komenský-Universität [Kniznica Slovanského seminára Univerzity Komenského] in Bratislava); andere wurden zu Bestandteilen der Bibliotheken anderer Vereinigungen. Die Studentenbibliothekare wurden später vielfach zu Schlüsselfiguren des nationalen, wissenschaftlichen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Lebens.

Vereinsbibliotheken als

Stätten der Volksaufklärung

In den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts, als die Nationalbewegung im Unabhängigkeitskampf der Štúr-Anhänger gipfelte, spielten die Vereinsbibliotheken eine zentrale Rolle für die Bildung der breiten Volksmassen. Sie entstanden als Einrichtungen der Abstinenzlervereine sowie bei Sonntagsschulen für Jugendliche und Erwachsene und waren wichtig für die Verbreitung der 1843 kodifizierten slowakischen Schriftsprache. Sie wurden oft von ehemaligen Mitgliedern der slowakischen Studentenvereinigungen in ihren aktuellen Wirkungsstätten gegründet, so u. a. in Ratková [Ratkowa], Skalica (1835), Banská Bystrica (1835), Brezová [Bresowa], Ceské Brezovo [Tschechisch Breso], Sobotište (1837), Tisovec [Theißholz] und Hlboké [Hluboka]. Neben den evangelischen Geistlichen machten sich auch katholische Priester und Gelehrte um die Entstehung ähnlicher Bibliotheken verdient. Als Beispiel kann der Hron-Verein [Spolok pohronský] in Banská Bystrica (gegründet 1845) dienen. Solche Einrichtungen waren besonders wertvoll, vor allem weil sie überkonfessionell tätig waren, wie z. B. der Verein für allgemeine Bildung [Spolok všeobecnej vzdelanosti] mit seiner Bibliothek in Banská Bystrica (gegründet 1847).

Wenn es auch in der Slowakei noch keine National- oder Zentralbibliothek gab, ist in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts eine Stärkung bestehender und die Gründung neuer Vereinsbibliotheken feststellbar, darunter die Zentralbibliothek [Ústredná kniznica] in Ratková, die Bibliothek der Sonntagsschule in Zemianske Podhradie sowie die Bibliothek der Lesegesellschaft in Nemecká L'oupca. Weitere Bibliotheken entstanden in Martin, Pukanec, Modra, Trnava und anderen Städten der Slowakei und des damaligen slowakischen Unterlandes [Dolná zem]. Außer bei Abstinenzlervereinen und Sonntagsschulen entstanden Bibliotheken bei Kasinos. Auch sie trugen wesentlich zur Entfaltung von Volksaufklärung und Bildung in der Slowakei vor der Revolution von 1848/49 bei.

Gymnasialbibliotheken in der

zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Zu den Schulbibliotheken, die in Funktion und Zusammensetzung an die Bibliotheken der Studentenvereinigungen anknüpften, gehörten nach der Schulreform von 1849 die Bibliotheken der slowakischen Gymnasien in Revúca (gegründet 1862), in Martin (damals Turciansky Svätý Martin, 1866) und in Kláštor pod Znievom (1869). Sie entwickelten sich aus unterschiedlichen Voraussetzungen, vorwiegend aus Zuwendungen von Einzelpersonen oder Institutionen. So bildete den Grundstock der Gymnasialbibliothek in Martin die bisherige Stadtbibliothek, die als Geschenk dem neugegründeten Gymnasium übereignet wurde. Leider blieben diese Bibliotheken nur zum Teil erhalten. Unter dem Einfluß der Assimilationspolitik der ungarischen Regierung fielen slowakische Gymnasialbibliotheken dem politischen Druck zum Opfer. Die Bibliothek des Evangelischen Gymnasiums in Revúca beispielsweise wurde konfisziert.

Bibliotheken bestanden auch bei den mehrsprachigen (z. B. deutsch-ungarisch-slowakischen) oder nicht-slowakischen Gymnasien, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in mehreren Städten aktiv waren, so z. B. in Banská Bystrica, Banská Štiavnica, Spišská Nová Ves, Kremnica, Košice und Rimavská Sobota. Bemerkenswert waren z. B. die Bibliotheken des Evangelischen sowie des Römisch-katholischen Gymnasiums in Banská Bystrica. Letztere entstand aus verschiedenen Schenkungen und Privatbibliotheken und bewahrte vorübergehend die bedeutende Sammlung von Martin Hamuliak auf, die er testamentarisch dem damals noch nicht bestehenden Zentralverein der Slowaken hinterlassen hatte. Ähnlich wichtige Buchbestände gelangten in die Bibliothek des Evangelischen Gymnasiums, darunter z. B. die an Germanica reiche Privatbibliothek von Ján Caplovic. Die Bibliothek des Evangelischen Gymnasiums wurde 1930 wurde zunächst zum Bestandteil der Öffentlichen Stadtbibliothek von Banská Bystrica, in den fünfziger Jahren schließlich schließlich wurde sie infolge des ideologischen kommunistischen Drucks unsachgemäß aufgeteilt - ein Teil blieb in der Wissenschaftlichen Staatsbibliothek in Banská Bystrica und ein Teil ging in die Sammlungen der heutigen Forst- und Holzbibliothek in Zvolen ein.

Die Bibliothek der Matica slovenská

(1863-1875)

Die Bibliothek entstand 1863 als tragendes Element der Matica slovenská, einer Institution, deren Ziel die Entwicklung slowakischen nationalen und wissenschaftlichen Lebens und der Volksbildung im multinationalen ungarischen Milieu war. Auf einer der ersten Sitzungen des Ausschusses der Matica slovenská am 22. September 1863 wurde die Gründung der Bibliothek beschlossen. Als Grundstock sollten die großen Privatbibliotheken von Martin Hamuliak, Michal Rešetka und Vavrinec Caplovic dienen. Die Sammlungen Hamuliaks und Rešetkas wurden sofort inkorporiert. Die umfangreiche Sammlung von Vavrinec Caplovic, die er testamentarisch ,,dem Volk von Orava`` geschenkt hatte, konnte jedoch nicht in gleicher Weise in die Bibliothek der Matica slovenská übernommen werden wie die dem nationalen Verein der Slowaken direkt hinterlassenen Büchersammlungen. Weitere Schenkungen seltener Bücher und ganzer Sammlungen gingen in großer Zahl ein. Nennenswert ist z. B. ein Segment aus der Bibliothek von Matej Hrebenda. Auch Schenkungen aus dem Ausland kamen hinzu, so z. B. aus Böhmen, von südslawischen, russischen und polnischen Institutionen.

Die Bibliothek der Matica slovenská besaß von Beginn an den Charakter einer Nationalbibliothek der Slowaken und der Slowakei. Durch ihre Repräsentanten forderte sie slowakische Verleger und Buchhändler auf, ihr Freiexemplare slowakischer und die Slowakei betreffender Werke zu überlassen (das Pflichtexemplarrecht hatte damals nur die gesamtungarische Széchényi-Nationalbibliothek in Budapest). Gleichzeitig begann die Matica slovenská auch ein Slowakisches Bücherverzeichnis - Slovenský knihopis - zu erarbeiten, die erste systematisch angelegte, laufende slowakische Nationalbibliographie. Michal Chrástek (1825-1900), Gründungsmitglied der Matica slovenská, bat slowakische Verleger um ein Exemplar aller Veröffentlichungen für die Bibliothek. Er wurde damit nicht nur zum Wegbereiter des slowakischen Pflicht- oder Archivexemplars und damit des Nationalarchivs slowakischer Drucke, sondern auch der national-bibliographischen Verzeichnung. Gerade diese bibliographischen Tätigkeiten waren der Ursprung für die Funktion der Bibliothek als Slowakische Nationalbibliothek.

Die Sammlung wuchs von 1863 bis 1875, zunächst noch im historischen Ungarn, allmählich auf mehr als 10.000 Bände an. Sie diente nicht nur Vertretern und Mitgliedern der Matica slovenská, sondern auch der Informationstätigkeit der Matica slovenská in breiterem Kontext. Für diesen seit 1869 in Martin konzentrierten Buchbestand forderte der Sekretär der Matica slovenská, František Vít'azoslav Sasinek, ein besonderes Bibliotheksgebäude. Die Entwicklung der Bibliothek wurde jedoch 1875 abrupt unterbrochen, als die ungarische Regierung die Matica slovenská verbot und ihre Bibliothek sowie die musealen Sammlungen konfiszierte.

Ein wichtiger Repräsentant des slowakischen Bibliothekswesens und der Bibliographie nach dem Verbot der Matica slovenská war der Lehrer, Archäologe, Ethnograph, Historiker, Biograph, Redakteur und Schriftsteller L'udovít Vladimír Rizner (1849-1913). Als Dorflehrer knüpfte er an das pädagogische Werk von Ján Amos Komenský an. Die slowakischen Lehrer ermunterte er zu intensiver pädagogischer schulischer und außerschulischer Aktivität sowie zu Kultur- und Volksbildungstätigkeit. Er akzentuierte die Bedeutung der Bibliotheken im Aufbau des slowakischen Schulwesens. 1873 initiierte Rizner ein Projekt zur Erforschung von Bibliotheken und Vereinen in der Slowakei und publizierte die Ergebnisse. Er regte außerdem die Gründung mehrerer Dorf- und Schulbibliotheken an, die jedoch im Zuge der Magyarisierungsmaßnahmen nach 1875 ähnlich wie die Bibliothek der Matica slovenská und die Bibliotheken der slowakischen Gymnasien liquidiert wurden. Rizners eigene umfangreiche Privatbibliothek wird heute zum Teil in der Slowakischen Nationalbibliothek in Martin und zum Teil in der Universitätsbibliothek in Bratislava aufbewahrt. Rizner systematisierte die retrospektive und laufende slowakische Nationalbibliographie. Sein Handbuch zur Geschichte der tschechoslowakischen Literatur bereitete die Bibliographie des slowakischen Schrifttums von den ältesten Zeiten bis 1900 vor. Wertvoll sind auch Rizners Beiträge zu bibliographischen Projekten und Programmen anderer Nationen (Urbáneks tschechischer Bibliographischer Anzeiger [Véstník bibliografický] und Géza Petriks Ungarische Bibliographie [Magyarország bibliographiája]).

Das Verbot der Tätigkeit der Matica slovenská und die Liquidation ihrer Bibliothek hemmten bis zu einem gewissen Grad die Bestrebungen der Slowaken, Bibliotheken und Museen aufzubauen. Die Auflösung der slowakischen Gymnasien hatte eine ähnliche Wirkung auf das Schulbibliothekswesen. Trotzdem kam es weiterhin zu Neugründungen slowakischer Bibliotheken. Stellvertretend sei die Slowakische Bibliothek [Slovenská kniznica] in Tisovec genannt, die 1842 nicht nur ,,zur Unterhaltung und Ermunterung, sondern auch zur Belehrung und Sittenbildung`` gegründet wurde und sich nach der Auflösung der Bibliothek der Matica slovenská bemühte, deren Funktion als slowakische Nationalbibliothek zu erfüllen. In diesem Sinne versuchte sie, eine vollständige Sammlung slowakischer Monographien und Periodika der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufzubauen. Bemerkenswert war auch die Einrichtung einer Bibliothek für Kinder. Das erhaltene Gedenkbuch der Bibliothek bietet ein Bild von der Gründung und dem Statut der Bibliothek, vom Aufbau der Buchbestände, von Spenden und Käufen sowie von der Zusammenarbeit mit Bibliotheken und Kulturinstitutionen in der Slowakei, in Böhmen und in

Mähren.

Bibliotheken konfessioneller Vereine

Erste Bestrebungen, einen Verein römisch-katholischer Gläubiger in der Slowakei zu gründen, gab es bereits in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Tatsächlich kam es dazu jedoch erst 1870 mit der Gründung des St. Adalbert-Vereins [Spolok svätého Vojtecha] in Trnava.[24] Mit der geistigen und kulturellen Tätigkeit des Vereins ist auch der Aufbau einer umfangreichen Vereinsbibliothek verknüpft. Den Grundstock der Sammlung legten Buchspenden, darunter auch Bücher aus der alten römisch-katholischen Pfarrbibliothek St. Nikolaus in Trnava [Kniznica rím.-kat. farského úradu sv. Mikuláša]. Hinzu kamen bedeutende Privatbibliotheken von römisch-katholischen Priestern, Gebildeten und Pädagogen, darunter die Sammlungen von Juraj Slota (1819-1882), Andrej L'udovít Radlinský (1817-1879), Martin Branislav Tamaškovic (1803-1873), Pavol Novák (1829-1909) und František V. Sasinek (1830-1914). Der Bestand der Bibliothek des St. Adalbert-Vereins wuchs allmählich auf mehrere zehntausend Bände an. Ihr Katalog wurde zwischen 1888 und 1893 in der Zeitschrift Pútnik svätovojtešský [St. Adalbert-Pilger] veröffentlicht. Bei der Bibliothek, die dem Verlag des Vereins als Handbibliothek diente, wurde eine Handschriftenabteilung unter der Bezeichnung Literaturarchiv gegründet. Hier wurden wertvolle Literaturdenkmäler und Korrespondenz von Mitgliedern der Slowakischen Gelehrtengesellschaft gesammelt, aber auch von der jüngeren Generation katholischer Gebildeter, vor allem der Literaten.

Als Ausdruck der Bestrebung des slowakischen evangelischen Hymnologen Ján Mocko (1843-1911), alle Ausgaben des Evangelischen Kanzionals Cithara sanctorum von Juraj Tranovský (Tranoscius), dem seit 1636 in der Slowakei meistgedruckten Werk zu sammeln, entstand die Tranovský-Bibliothek in Liptovský Mikuláš. Ján Mocko begann 1895 in Cácov mit ihrem Aufbau, später wurde sie nach Liptovský Mikuláš verlegt, wo sie seit 1898 von dem im selben Jahr gegründeten Tranoscius-Verein slowakischer Evangeliker verwaltet wird. Der Zuwachs der Tranovský-Bibliothek wurde in der Zeitschrift Cirkevné listy [Kirchenbriefe] veröffentlicht. Im Jahre 1936 wurde anläßlich des 300. Jahrestages der Erstausgabe von Cithara sanctorum die Tranovský-Bibliothek um zahlreiche historische Ausgaben ergänzt und dadurch die Sammlung des berühmtesten slowakischen Kanzionals fast komplettiert. Die Bibliothek ist eine bedeutende hymnologische Spezialsammlung für die Erforschung des evangelischen Liedgutes in der Slowakei. Darüber hinaus enthält sie jedoch auch andere wichtige gedruckte und handschriftliche, mit der Geschichte des slowakischen Protestantismus verbundene Werke.

Die Wiederbelebung der Bibliothek

der Matica slovenská

Im Jahre 1890 gelang es, an die 1875 durch die ungarische Staatsmacht unterbrochene Tätigkeit der Matica slovenská anzuknüpfen. Slowakische Patrioten gründeten den Verein Museum und Bibliothek [Múzeum a bibliotéka] und errichteten in Martin zu dessen Unterbringung den sogenannten ,,Dom`` [,,Haus``]. Diese Institution sollte die Aufgaben der damals noch nicht bestehenden Nationalbibliothek und eines Nationalmuseums erfüllen. Ihre Gründer erwarben allmählich einige wertvolle slowakische Büchersammlungen, so z. B. die Privatbibliotheken von Samo Chalupka (1812-1883) und August Horislav Krcméry (1822-1891). Der Gesamtbestand der Bibliothek und des Museums im ,,Dom`` wuchs bis 1896 auf 8736 Bde an. Im Jahre 1896 übernahm die 1893 in Martin gegründete Slowakische Museumsgesellschaft [Muzeálna slovenská spolocnost'] diese Bestände für eine geplante slowakische wissenschaftliche Bibliothek. Die Begründer der Slowakischen Museumsgesellschaft, darunter insbesondere Andrej Kmet' (1841-1908), widmeten dem weiteren Aufbau der Bibliothek große Aufmerksamkeit. Sie wuchs vorwiegend durch Schenkungen slowakischer Persönlichkeiten, bei denen es sich häufig um einige tausend Bände umfassende Privatbibliotheken handelte (so z. B. die Bibliotheken von Michal Chrástek, Andrej Kmet' und L'udovít Vladimír Rizner), aber auch um kleinere Büchersammlungen zahlreicher weniger bekannter Liebhaber der slowakischen Buchkultur. Die Bibliothek wurde überdies von slowakischen Verlagen und Druckern unterstützt, z. B. vom Buchdruckeraktienverein [Kníhtlaciarsky úcastinársky spolok] in Martin, vom St. Adalbert-Verein in Trnava und dem Tranoscius-Verein in Liptovský Mikuláš. An dem Aufbau der Bestände waren auch Institutionen anderer Nationen, vor allem tschechische beteiligt. Im

Jahre 1900 zählte der Bibliotheksbestand etwa 24.000 Bde.

Als 1908 in Martin für das aus dem Museum des ,,Dom`` hervorgegangene Slowakische Nationalmuseum ein neues Gebäude eröffnet wurde, gelangte auch die Bibliothek der Slowakischen Museumsgesellschaft hierher. Sie bildete dort eine von fünf Museumsabteilungen. Es wurde ein Katalog der in slowakischer Sprache erschienenen Bücher und der Slovacica erstellt, der die systematische Ergänzung dieser Bestände ermöglichen und die Funktion der Bibliothek als Nationalbibliothek unterstützen sollte. Ausbau und Funktion der Bibliothek wurden schließlich auch von den neuen staatsrechtlichen Gegebenheiten beeinflußt. Die Slowakei befreite sich 1918 aus der politischen und kulturellen Vorherrschaft Ungarns und wurde zum Bestandteil der neugegründeten Tschechoslowakei. Im Jahre 1919 konnte auch die Matica slovenská wiederbelebt und mit dem Wiederaufbau ihrer Bibliothek begonnen werden. Ab 1927 bot das neue Gebäude der Matica slovenská hierfür eigene Räumlichkeiten. Auch deshalb entschied sich die Leitung der Slowakischen Museumsgesellschaft, die Sammlungen der Museumsbibliothek im Umfang von inzwischen etwa 65.000 Bänden unter die Verwaltung der neuen Bibliothek der Matica slovenská zu stellen. Die Entstehung einer so umfangreichen Büchersammlung in politisch ungünstigen Verhältnissen zeugt vom Engagement der slowakischen Kulturschaffenden bei der Bewahrung des slowakischen Nationalerbes.

Die Bibliothek der Matica slovenská

(1919-1953)

Mit dem Wiederaufbau der Bibliothek der Matica slovenská wurde 1919 begonnen. Aus dem Gebietsmuseum in Nitra gelangte durch Vermittlung seines Verwalters Jozef Škultéty ein Teil der ursprünglichen, 1875 von der ungarischen Regierung konfiszierten Büchersammlungen des Vereins zurück. Der Rest wurde erst 1940 zurückgegeben. Nach der Zusammenlegung der neuen Bibliothek der Matica slovenská mit der Bibliothek des Slowakischen Nationalmuseums umfaßte der Gesamtbestand im Jahre 1927 etwa 100.000 Bände. Weil der neuen Matica slovenská das Pflichtexemplarrecht nicht zugebilligt wurde, wuchs ihr Slovacica-Bestand überwiegend durch Schenkungen meist slowakischer, aber auch böhmischer und mährischer Verlage, die der Bibliothek Belegexemplare ihrer Drucke zukommen ließen. Die übrige aktuelle slowakische Buchproduktion kaufte die Bibliothek mit dem Ziel, eine vollständige Sammlung der nationalen Buchproduktion zu bilden. Damit wurde erreicht, daß vor allem die ältere slowakische Buchproduktion in der heutigen Nationalbibliothek der Matica slovenská am vollständigsten unter allen slowakischen Bibliotheken vertreten ist.

Im Rahmen der Bibliothek der Matica slovenská wuchs auch das Literaturarchiv, das 1863 nicht nur als Spezialarchiv für Literatur und Kunst, sondern auch als Vereinsarchiv der Matica slovenská gegründet worden war. Im Jahre 1875 war mit den Büchersammlungen auch das Handschriftenarchiv der Matica slovenská durch die ungarischen Behörden konfisziert worden. Vermutlich begann schon die Vereinigung Museum und Bibliothek in Martin gleich nach ihrer Gründung mit dem Aufbau einer Handschriftenabteilung. Systematisch wurden Handschriften später von der Slowakischen Museumsgesellschaft gesammelt, die um 1900 schon etwa 500 handschriftlichen Archivalien besaß. Das Archiv der Slowakischen Museumsgesellschaft war nicht Bestandteil ihrer Bibliothek. Ähnlich selbständig entstand nach der Wiedereröffnung der Matica slovenská auch deren Literaturarchiv, in das die konfiszierten Archivalien der ursprünglichen Matica slovenská zurückgelangten. Das Archiv, 1926 mit dem Archiv der Slowakischen Museumsgesellschaft fusioniert, wurde später der Bibliothek der Matica slovenská eingegliedert und blieb bis 1946 deren Bestandteil. Seither gehörte es zu verschiedenen Organisationseinheiten der Matica sloven-

ská.

Nach intensiven Bemühungen in den dreißiger Jahren erfolgte 1941 die Gründung einer selbständigen Slowakischen Nationalbibliothek in Martin, die zunächst bis 1953 neben der Bibliothek der Matica slovenská bestand. Die Slowakische Nationalbibliothek übernahm mit der Zeit alle Grundfunktionen einer Nationalbibliothek. Die Bibliothek der Matica slovenská konzentrierte sich dagegen auf Spezialaufgaben als Studienbibliothek und als große öffentliche Regionalbibliothek für die mittlere Slowakei.

Die Universitätsbibliothek Bratislava

(1919-1953)

Die bessere politische und kulturelle Situation der Slowakei nach Gründung der Tschechoslowakei äußerte sich unter anderem im Entstehen von Bildungseinrichtungen aller Art, einschließlich der heutigen Komenský-Universität [Univerzita Komenského] in Bratislava.[25] Die als erste slowakische Hochschule gegründete Komenský-Universität erhielt bald auch die benötigte Bibliothek. Zu ihrem Grundstock wurden Bestände der beim Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie an andere Standorte verlegten Königlich Ungarischen Elisabeth-Universität in Bratislava. Deren ungarisch ausgerichteten Bestände wurden nun um slowakische Drucke ergänzt, die in der neugegründeten Slowakischen Abteilung zusammengefaßt wurden. Zahlreiche Slovacica sind durch den Ankauf slowakischer Privatbibliotheken und anderer Sammlungen hierher gelangt. Da die Universitätsbibliothek Pflichtexemplare aus der Slowakei erhielt, katalogisierte sie territoriale Slovacica und stellte ihre Aufnahmen dem Bibliographischen Katalog der CSR [Bibliografický katalog CSR] in Praha zur Verfügung.

Von 1945 bis 1953 existierte bei der Bibliothek der Slowakischen Universität [Slovenská univerzita] - so ihr Name zwischen 1939 und 1954 - ein Bibliographisches Institut, das sich mit der Bearbeitung und Herausgabe der slowakischen laufenden Bibliographie befaßte. Die Slowakische Abteilung erhielt bis 1953 mehr als 30.000 slowakische Pflichtexemplare. Da überdies ein beträchtlicher Teil des slowakischen Schrifttums in Böhmen und in Mähren gedruckt wurde, erwarb die Universitätsbibliothek diese Slovacica in den Jahren 1918 bis 1939 durch Kauf. Auch nach der offiziellen Bestätigung der Bibliothek der Matica slovenská als Slowakische Nationalbibliothek (einschließlich des Bibliographischen Nationalinstituts) im Jahre 1954 erfüllte die Universitätsbibliothek in Bratislava weiterhin einige gesamtslowakische Bibliotheksfunktionen. Im Jahre 1997 - nach der Annahme des Gesetzes über die Matica slovenská - übertrug das Kultusministerium der Universitätsbibliothek in Bratislava die Funktion des Nationalen Bibliothekszentrums der Slowakischen Republik.

Öffentliche Bibliotheken (1919-1945)

Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurde am 22. Juli 1919 das Gesetz über die öffentlichen Bibliotheken erlassen, das die Gemeinden verpflichtete, entsprechende Bibliotheken zu gründen. Dieses Gesetz war für die Zeit sehr progressiv und wurde zum Vorbild der Bibliotheksgesetzgebung vieler Länder. Es bestimmte u. a. die Qualifikationen der Bibliothekare, die Struktur des Bestandsaufbaus und sicherte die Gründung von öffentlichen Bibliotheken für nationale Minderheiten. Im Jahre 1925 wurde das Gesetz auch für das Gebiet der Slowakei gültig. Im selben Jahr entstand beim Ministerium für Schulwesen und nationale Volksbildung in Bratislava eine Kommission für die Auswahl geeigneter Lektüre in öffentlichen Bibliotheken. Bibliotheksräte und Bibliotheksinstrukteure nahmen die Arbeit auf. In die Gründung der Bibliotheken und den Aufbau des Bibliotheksnetzes in der Slowakei griff ab 1925 auch die Matica slovenská maßgeblich ein. Sie gründete die Buchexpeditionsstelle für Gemeindebibliotheken bei der Matica slovenská [Výpravna kníh pre obecné kniznice pri Matici slovenskej], die eine wichtige Rolle bei der Ergänzung der Buchbestände in öffentlichen Bibliotheken spielte. Das Gesetz zeigte bereits innerhalb eines Jahrzehnts erhebliche Auswirkungen auf das slowakische Bibliothekswesen. Während die Slowakei nach dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie über etwa 100 Gemeindebibliotheken verfügte, waren es 1924 bereits 754 und im Jahre 1937 fast 3000. In der gleichen Zeit entstanden in der Slowakei auch Lehrer- und Schülerbibliotheken bei den Schulen, Seminarbibliotheken an der Komenský-Universität in Bratislava, Museumsbibliotheken sowie Bibliotheken bei Ämtern der Staats- und öffentlichen Verwaltung. Das Netz der Kirchen- und Klosterbibliotheken war nach wie vor engmaschig.

Die Slowakische Nationalbibliothek seit 1941

Die Gründungsgeneralversammlung des Vereins der Slowakischen Nationalbibliothek fand am 1. Mai 1941 in Martin statt.[26]

  Aufgabe der neugegründeten Institution sollte
es sein, slowakische Drucke und solche mit Bezug zur Slowakei zu sammeln, zu archivieren, sie zu bearbeiten und öffentlich zugänglich zu machen. Das hierfür notwendige Pflichtexemplarrecht wurde der Bibliothek bereits seit 1939 gesetzlich zugebilligt. In den folgenden Jahren wurden in der Bibliothek verschiedene Projekte in Angriff genommen. So veröffentlichte sie ab 1943 die Zeitschrift Obezník Slovenskej národnej kniznice [Rundschreiben der Slowakischen Nationalbibliothek] und ab 1944 die Zeitschrift Slovenská národná kniznica [Slowakische Nationalbibliothek]. 1946 begann sie mit der Bearbeitung der Slowakischen Nationalbibliographie-Artikel, nach 1951 mit der Bearbeitung der ausländischen Slovacica. Ferner wurde die Publikation von mehreren retrospektiven und Spezialbibliographien vorbereitet, und es wurden Slovacica-Kataloge erstellt. 1952 wurde die Slowakische Nationalbibliothek in die Trägerschaft des Staates übergeben. Vor ihrer Fusion mit der Bibliothek der Matica slovenská am 1. Januar 1954 besaß die Slowakische Nationalbibliothek etwa 100.000 Bände Monographien und Periodika vorwiegend aus slowakischer Produktion.

Wie anderen Vereinen drohte der Matica slovenská die Auflösung durch das kommunistische Regime der Tschechoslowakei. Ihre Tätigkeit übernahmen schrittweise andere, vom Staat gegründete oder verwaltete Institutionen, wie das Nationalmuseum, die Slowakische Akademie der Wissenschaften und die Slowakische Nationalgalerie. Das Gesetz über die Matica slovenská aus dem Jahre 1954 versuchte eine Antwort darauf zu geben, was weiterhin mit der Institution geschehen sollte, nachdem ihre gesamtslowakische Tätigkeit gebremst oder unterbrochen wurde. Es kam zur Verbindung der Matica slovenská und ihrer Bibliothek mit der Slowakischen Nationalbibliothek, und auf dieser Grundlage begann die vereinigte Bibliothek sich als slowakische Zentral-, National- und Staatsbibliothek zu profilieren. In den fünfziger und sechziger Jahren kamen zu dem Referat für das slowakische Bibliothekswesen, dem Bibliographischen Referat und dem Literaturarchiv auch das slowakische Zentralliteraturmuseum und das Biographische Institut hinzu, in den siebziger Jahren das Rechenzentrum. Die Bibliotheksinstitute der Matica slovenská vereinten sich 1982 in der Slowakischen Nationalbibliothek. Gegenwärtig besteht sie aus dem Institut für Buchbestände, dem Bibliographischen Nationalinstitut, dem Rechenzentrum sowie der Abteilung für den Gesamtkatalog und der Abteilung für Konservierung und Restaurierung. Das Institut für Buchbestände betreut etwa 3,5 Millionen Dokumente, darunter zahlreiche historische Slovacica aus Privat- und Institutionsbibliotheken, die als Spenden oder durch Kauf in die Bibliothek gelangten. Nach 1950 nahm die Nationalbibliothek durch einen Vertrag mit dem Slowakischen Kirchenfonds [Slovenský nábozenský fond] eine Reihe aufgelöster Kirchen- und Klosterbibliotheken unter ihre Verwaltung und half, sie durch sachkundige Pflege zu erhalten. Mehrere von ihnen wurden bearbeitet, und zahlreiche Alte Drucke wurden fachgemäß konserviert oder restauriert. Einige dieser Sammlungen wurden nach 1989 den ursprünglichen Besitzern zurückgegeben.

Das Institut für Bibliothekswesen konzentrierte sich auf die Entwicklung des Bibliothekswesens, der Bibliothekswissenschaft und -methodik, auf die Koordinierung des Bibliotheksssystems und gibt den Bibliothekssammelband Kniznicný zborník heraus. Das Bibliographische Nationalinstitut der Slowakischen Nationalbibliothek bearbeitet und publiziert seit 1954 die laufende Slowakische Nationalbibliographie [Slovenská národná bibliografia]; als slowakische bibliographische Zentralstelle half sie weitere bibliographische Stellen zu gründen und aufzubauen und koordinierte das nationale bibliographische System der Slowakei. Mit der Erforschung der Buchgeschichte und Herausgabe des Sammelbandes Kniha [Das Buch] nimmt es an der Bestandsaufnahme der historischen Bibliotheken in der Slowakei teil und trägt dadurch auch bei zum koordinierten Aufbau der retrospektiven Nationalbibliographie und der fachwissenschaftlichen Bibliographien in spezialisierten wissenschaftlichen, akademischen und Regionalbibliotheken und Instituten der Slowakischen Akademie der Wissenschaften. Durch die Herausgabe des Bibliografický zborník [Sammelband zur Bibliographie] unterstützt es auch die Entwicklung der bibliographischen Wissenschaft. In den siebziger Jahren wurde das automatisierte Informationssystem der Slowakischen laufenden Nationalbibliographie eingeführt und mit dem Aufbau der elektronischen Datenbank der Slovacica begonnen, die in gedruckter Form, auf Disketten, CD-ROM und im Internet zugänglich gemacht wird. In der Datenbank werden auch ausländische Slovacica verzeichnet.

Das Bibliothekswesen nach 1945

Das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte die Erneuerung der Tschechoslowakei. Im Gegensatz zur ersten Tschechoslowakischen Republik (1918-1939) geriet der neue Staat in die Einflußsphäre der Sowjetunion. Der Putsch vom Februar 1948 bewirkte die Ideologisierung von Wissenschaft und Kultur. Infolge dessen wurde in der Tschechoslowakei 1959 ein neues Bibliotheksgesetz verabschiedet. Eine seiner Hauptbestimmungen war der Aufbau eines einheitlichen (einheitlich geleiteten) Bibliothekssystems. Auf dem I. gesamtstaatlichen Kongreß der tschechischen und slowakischen Bibliothekare in Brno [Brünn] im Mai 1948 sprachen sich die Teilnehmer für die ,,politische Bildung der Massen`` aus und forderten, in einem neuen Bibliotheksgesetz die Idee des Einheitssystems zu berücksichtigen. Gemeinde- und Stadtbibliotheken wurden in Volksbibliotheken umbenannt. Die Bibliotheksarbeit wurde ideologisiert und sollte nach den Vorstellungen der Regierung zum Mittel ihres politischen Programms der Diktatur des Proletariats und der allgemeinen ,,Atheisierung`` der Gesellschaft in der Tschechoslowakei werden.

In dieser Zeit entstand eine Reihe von Bibliotheken verschiedener Ebenen. Einerseits wurde mit dem Aufbau von Bibliotheken der wissenschaftlichen und Hochschulinstitute der Slowakischen Akademie der Wissenschaften begonnen, wo man die Zielsetzung der wissenschaftlichen Informationstätigkeit zu wahren vermochte. In den Regionalbibliotheken wurde jedoch die ideologisch durchgesetzte Volkstümlichkeit betont. Andererseits wurden die Bibliotheken von Kirchen oder anderen Institutionen, die ein Hindernis für den ,,Aufbau des Sozialismus in der Tschechoslowakei`` zu sein schienen, unterdrückt, liquidiert oder anders reglementiert. Als Höhepunkt dieser Bestrebungen wurde am 9. Juli 1959 das ,,Erste Bibliotheksgesetz sozialistischen Charakters`` verabschiedet. Es bestimmte, daß die Bibliotheken zur allseitigen Bildung der Werktätigen im Sinn der wissenschaftlichen Weltanschauung beizutragen hatten. Das Gesetz war klar als ideologisches Gesetz definiert und ermöglichte, das slowakische Bibliothekswesen in das ideologisch kontrollierte Bibliothekswesen der sowjetischen Blockstaaten einzupassen. Dennoch versuchten Bibliothekare in der Slowakei, für den Aufbau verschiedener Bibliotheken, Strukturen und bibliotheks-bibliographischer Programme Methoden zu finden, die über die Grenzen des Gesetzes hinausreichten und zur Kompatibilität des slowakischen Bibliothekswesens mit der weltweiten Entwicklung beitragen konnten. Dies gelang überall dort, wo man die Bibliotheks-Informationsfunktionen stärken und ihre ideologischen Funktionen schwächen konnte.

Eine der bedeutendsten Folgen der neuen politischen Veränderungen nach 1948 war der Beschluß, im ganzen Gebiet der Slowakei ,,Klosterbibliotheken zu konzentrieren``. Dies geschah auf Anordnung des Slowakischen Amtes für Kirchenangelegenheiten [Slovenský úrad pre veci cirkevné] und des Slowakischen Kirchenfonds. Die Maßnahme sollte von der Universitätsbibliothek in Bratislava durchgeführt werden, die über die entsprechenden Fachleute verfügte. Sie sollte die Bestände der aufgelösten Klosterbibliotheken an zwei Stellen zusammenführen: im Trösterkloster in Marianka und im Prämonstratenserkloster in Jasov. Die Transporte der Bibliotheken z. B. von Jesuiten, Franziskanern, Redemptoristen, Salesianern, Elisabethinerinnen, Ursulinen, Notre-Damerinnen, Vinzentinerinnen und Tröstern begannen am 1. Februar 1950 und dauerten bis Ende 1951, vereinzelt auch noch bis 1952.

Obgleich die Fachleute versuchten, an die Transporte der Klosterbibliotheken möglichst sensibel heranzugehen, und sich bemühten, deren Einheit und damit auch Authentizität zu erhalten, waren die Transporte eine ,,antikulturelle`` Tat des kommunistischen Regimes. Bibliothekare, die an den Transporten teilnahmen, vermerkten barbarische Methoden der örtlichen politischen Repräsentanten, die jedes Verständnis für den nötigen Schutz der aufgelösten Kirchen- und Klosterbibliotheken vermissen ließen. Auch die für diese Aufgabe angesetzte Zeit war keineswegs ausreichend. Es konnten keine Verzeichnisse der in den Sammelstellen konzentrierten Bibliotheken angefertigt werden. Die Bücheranzahl wurde lediglich geschätzt: nach Marianka wurden demnach 300.000 Bände aus Kloster- und Kirchenbibliotheken der West- und Mittelwestslowakei transportiert, nach Jasov etwa 50.000 Bände aus Bibliotheken der Ostslowakei. Ein weiterer Teil der Bestände wurde in Bratislava - im Klarisseum und im Gebäude der Theologischen Fakultät - deponiert; nach Statistiken waren es 60.000 Bände. Insgesamt wurden durch die Transporte mehr als 400.000 Bände einschließlich einer großen Zahl von Inkunabeln und Alten Drucken zusammengeführt. Für die Archivierung in Marianka sorgten Mitarbeiter der Universitätsbibliothek Bratislava, die in Jasov konzentrierten Bestände ordneten Mitarbeiter der Slowakischen Nationalbibliothek in Martin. Die Universitätsbibliothek Bratislava hatte auch die Aufgabe, Transporte von konfiszierten Adelsbibliotheken zu organisieren. 1952 wurden Bibliotheken der Familien Esterházy, Pálffy, Odescalchi u. a. auf die Burg in Cervený Kláštor transportiert.

Um die Transporte, aber auch um nicht bearbeitete historische Bibliotheken kümmerte sich vor allem die Matica slovenská als Slowakische Nationalbibliothek. Sie errichtete zehn örtliche Zweigstellen mit Fachleuten und Spezialisten. Man bemühte sich, die Bibliotheken zu bearbeiten, zu katalogisieren (Piaristen- und Franziskanerbibliotheken, Lyzealbibliothek aus Kezmarok, Bibliotheken der Spiš u. a.) oder anders zur Sicherung der Bibliotheken sowie der nicht ausreichend bearbeiteten historischen Buchbestände beizutragen.

In den siebziger, achtziger und neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts führte die Slowakische Nationalbibliothek ein Projekt zur Erforschung der Buchkultur in der Slowakei durch. Ferner entwarf sie ein Programm für eine retrospektive Nationalbibliographie. Mit Hilfe der Mitarbeiter aus verschiedenen Bibliotheken, Forschungsinstituten und Kirchen werden zur Zeit die Bibliotheken in der Slowakei durchforstet; ein Generalkatalog der Drucke des 16. Jahrhunderts, die auf dem Gebiet der Slowakei erhalten sind, wurde zusammengestellt, außerdem ein Generalkatalog der Slovacica in der Slowakei und eine Generaldatei für die slowakische retrospektive Nationalbibliographie. Schließlich wurde die Geschichte des Buchdrucks und der Bibliotheken bearbeitet.

Das Bibliothekswesen seit 1989

Der November 1989 brachte mit den neuen demokratischen Verhältnissen in der Tschechoslowakei für das slowakische Bibliothekswesen neue gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen. Die politischen Beschränkungen des Bibliothekseinheitssystems wurden abgeschafft. Statt einer zentralen Leitung kam die Dezentralisierung des Bibliothekssystems zum Zuge. Ein neues Bibliotheksgesetz wurde projektiert, das ein dezentralisiertes nationales, von Koordination und Kooperation geprägtes Bibliotheksnetz vorsah. Die Transformation des Bibliothekswesens stieß jedoch auf konzeptionelle, organisatorische und finanzielle Probleme infolge der komplizierten politischen und ökonomischen Gegebenheiten, besonders nach der Entstehung der Slowakischen Republik am 1. Januar 1993. In den neunziger Jahren entstanden zahlreiche bibliothekarische und bibliographische

 Programme, so
die Nationalprogrammme der Stan-

dardisierung, der Retrokonversion und Konversion von bibliographischen Datenbanken und Bibliothekskatalogen. Sie sollen bei der Integration des slowakischen Bibliothekswesens in globale Bibliotheksinformationsstrukturen helfen, aber auch Vorbedingungen für die Rettung und Präsentation des in der Slowakei erhaltenen nationalen Kulturerbes schaffen. Es wird erwartet, daß der noch nicht abgeschlossene Gesetzgebungsprozeß diese Probleme lösen hilft und in der Annahme eines neuen Bibliotheksgesetzes für die Slowakische Republik resultieren wird. Die dezentralisierte und ideologiefreie Entwicklung des slowakischen Bibliothekswesens soll dessen Kompatibilität mit dem globalen Bibliothekswesen gewährleisten.

Miloš Kovacka

Anmerkungen

[1] s. den Eintrag

[2] s. den Eintrag

[3] s.die Einträge Nitra Piaristen Aus Podolinec, Piaristen Aus Prievidza und Piaristen Aus Svaety Jur

[4] s. den Eintrag Bratislava Kapitelbibliothek

[5] s. den Eintrag Spišske Podhradie Zipser Kapitel(Kirchdrauf)

[6] s. den Eintrag NitraDioezesanbibliothek(Neutra)

[7] s. den Eintrag Košice Roemisch-Katholisches Erzbischofsamt(Kaschau)

[8] s. den Eintrag Košice Dominikanerorden (Kaschau)

[9] s. den Eintrag Roznava Bischoefliche Bibliothek(Rosenau)

[10] s. den Eintrag Revúca Gemerer Seniorat Der Evangelischen Kirche

[11] s. den Eintrag Revúca Gemerer Seniorat Der Evangelischen Kirche

[12] s. den Eintrag Martin Seniorat Von Malohont

[13] s. den Eintrag

[14] s. den Eintrag Bratislava Universitaetsbibliothek (Bratislava)

[15] s. den Eintrag

[16] s. den Eintrag Bratislava Lyzealbibliothek

[17] s. den Eintrag Prešov Kollegiatsbibliothek(Preschau)

[18] s. den Eintrag

[19]s. den Eintrag Martin Bibliothek Aus Oponice

[20] s. den Eintrag Martin Bibliothek Der Familie Zai Von Uhrovec

[21] s. den Eintrag

[22] s. den Eintrag Martin Slowakische Nationalbibliothek

[23] s. den Eintrag Bratislava Lyzealbibliothek

[24] s. den Eintrag Trnava St. Adalbert-Verein(Tyrnau)

[25] s. den Eintrag Bratislava Universitaetsbibliothek (Bratislava)

[26] s. den Eintrag Martin Slowakische Nationalbibliothek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.