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Bibliotheken in Sachsen

Von den Anfängen bis zur Einführung der Reformation im albertinischen Sachsen (1091-1539)

Sachsen ist ein Teil der als Mitteldeutschland bezeichneten, reich in sich gegliederten Großlandschaft, die sich zwischen Thüringer Wald und Erzgebirge, dem Lausitzer Bergland, Harz und Fläming erstreckt und die ihr eigenes geographisches Gepräge, aber als Folge geschichtlicher Vorgänge auch gemeinsame sprachliche und kulturelle Züge besitzt. Der so gekennzeichnete Raum, als dessen Achsen Saale und Elbe gelten können, wurde durch lange Zeit fast ganz von dem Staate der Wettiner erfüllt und zusammengehalten und erhielt so seine geschichtliche Individualität.

Das Land Sachsen ist ein vergleichsweise junges und geschichtlich kurzlebiges Gebilde. Der Wiener Kongreß teilte 1815 den in der Zeit der Glaubenskämpfe des 16. Jahrhunderts entstandenen sächsischen Kurstaat der Wettiner albertinischer Linie, der seit 1806 Königreich von Napoleons Gnaden war, in der Form, daß der größere Teil an Preußen fiel; die Grenze wurde 1819 genau festgelegt. Thüringen löste sich damit endgültig aus der politischen Verbindung mit Sachsen, an die in der Folgezeit nur noch versteinerte Landesnamen wie Sachsen-Weimar oder Sachsen-Coburg-Gotha erinnerte. Eine preußische Provinz Sachsen wurde gebildet, deren ganzer Südteil aus abgetretenen sächsischen Gebieten bestand. Die sächsische Niederlausitz wurde zur Provinz Brandenburg, der abgetretene Ostteil der Oberlausitz zur Provinz Schlesien geschlagen. Der Rest hat als Königreich, seit 1918 als Freistaat Sachsen, seit 1945 unter Hinzufügung der 1815 schlesisch gewordenen Landesteile bis zur Neiße, von 1952 bis 1990 geteilt in die Bezirke Dresden, Leipzig, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), ein selbständiges oder halbselbständiges Leben geführt.

Es ist dieses Restgebiet von 1815, an das man auch heute noch zuerst denkt, wenn der Name Sachsen fällt, der ursprünglich andere Landschaften bezeichnete, von denen das heutige Land Niedersachsen nur ein Teil ist. In einem komplizierten historischen Prozeß, der mit dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 begann, wanderte er nach Südosten. Mit der Wittenberger Kapitulation von 1547 erhielt dieser Prozeß die entscheidende Wende dadurch, daß das ehedem askanische, seit 1423 wettinische Herzogtum Sachsen-Wittenberg nach der wettinischen Hausteilung von 1485 zwischen albertinischer und ernestinischer Linie an die albertinische Linie gelangte, die 1485 neben Teilen Thüringens das markgräflich meißnische Gebiet als Kernbesitz erhalten hatte. An dieser Landschaft blieb der Name schließlich haften, auch nachdem 1815 das Gebiet des Herzogtums den Wettinern wieder verlorengegangen war. Mit ihm war die Kurwürde verbunden gewesen, die das Haus Wettin mit jenem engsten Kreis der obersten Reichsfürsten des Römischen Reiches Deutscher Nation verband. Alle seine Zweige führten deshalb den Namen Sachsen, auch nachdem die Würde mit dem Ende des Alten Reiches 1806 gegenstandslos geworden war. Ersatz bot den Albertinern der neue Königstitel.[1]

In der wechselvollen Siedlungsgeschichte begann mit der Gründung von Burg und Markgrafschaft Meißen 929 mitten im Slawenlande die Zuwanderung deutscher Siedler und die Missionierung der Slawen zwischen Saale, Elbe und Oder mit zahlreichen Kirchengründungen im 10. und 11. Jahrhundert. Schon 968 erfolgte die Errichtung der Bistümer Merseburg, Zeitz (1030 nach Naumburg verlegt) und Meißen, hier auch mit der Gründung des Hochstifts St. Johannes, dessen Bibliothek 1154 durch Bischof Gerung, vormals Abt des Klosters Bosau, begründet wurde, dann ihren bedeutendsten Zuwachs 1471 durch eine Schenkung hauptsächlich juristischer Werke des in Italien gebildeten Bischofs Dietrich III. von Schönberg erhielt, nach Aufhebung des Bistums an das Collegiatstift Wurzen verlegt und 1860 mit dem größten Teil der Bücher der Universitätsbibliothek Leipzig übergeben wurde.[2] 

Die Gründung des ersten Klosters auf dem Boden Sachsens durch Wiprecht von Groitzsch (um 1055-1124) in Pegau 1091/96 hatte auch die Bildung einer ersten, noch heute nachweisbaren Büchersammlung zur Folge. Pegau, das wegen seiner direkten Verbindung zu Corvey, aus dem 1101 Windolf (†1156) als Abt berufen wurde, ebenfalls der Hirsauer Reformregel folgte, schuf eine bedeutende Bibliothek, auch mit einem eigenen Skriptorium. Dazu gehört eine Handschrift des 12. Jahrhunderts (UB Leipzig, Ms. 174) mit eingehenden Vorschriften über den Unterricht der Novizen, die Tätigkeit des armarius (Bibliothekars), der auch das Amt des Kantors vertrat, und das Abschreiben von Büchern. Aus dem Pegauer Skriptorium stammen u. a. noch aus dem 11. Jahrhundert eine Acta apostolorum (Ms. 36), aus dem 12. Jahrhundert Texte von Cassianus (Ms. 283), Gregorius Magnus (Ms. 332), Vita S. Vitii (Ms. 829), Amborius (Ms. 213) und eine Abschrift der Weltchronik des Ekkehard von Aura mit der Chronik des Klosters Goseck bei Naumburg von der Gründung bis zum Jahre 1149 durch den Pegauer Mönch Nenther, die als Annales Pegavienses (Ms. 1325) mit den bis 1227 reichenden Fortsetzungen bekannt wurden. Ein erhaltenes Bücherverzeichnis aus der Mitte des 13. Jahrhunderts (in Ms. 1253, Boethius' De consolatione philosophiae) unterrichtet über den Bestand einer gesonderten Schulbibliothek für die innere Klosterschule, vorwiegend mit Handschriften von Schriftstellern des klassischen Altertums, u. a. Arator, Boethius, Cato, Cicero, Donatus, Homer, Horaz, Josephus, Juvenal, Ovid, Plato, Priscianus, Prudentius, Sallust, Virgil. Der 1541 von den Sequestratoren aufgenommene Bestand von etwa 300 Bänden wurde 1543 der Universität Leipzig überwiesen.[3] 

Im Zuge einer starken Zuwanderung deutscher Siedler aus Altdeutschland im 11. und 12. Jahrhundert, nach neuerer Schätzung rund 350.000, und eines umfassenden Landausbaues kam es neben der Gründung erster Städte - Meißen (erste Hälfte des 12. Jahrhunderts), Leipzig (um 1161), Chemnitz (um 1165), Freiberg (1186/88) - in der Folge auch zur Bildung zahlreicher Klöster.[4]  In der Tradition ihrer Aufgabe als Bewahrer und Träger geistlicher und geistiger Bildung sind sie für Jahrhunderte Zentren der Buchkultur gewesen. Mit der Erwerbung, Vermehrung und Erhaltung der schriftlichen Überlieferung waren sie auch unverzichtbare Stätten für die Entwicklung eigener Büchersammlungen. So schufen die Benediktiner von Pegau aus 1127 ein Kloster in Chemnitz, in dem Abt Heinrich von Schleinitz (1484-1522) eine nicht unbedeutende Klosterbibliothek anlegte, die ein reich illuminiertes Speculum virginum aus dem 13. Jahrhundert enthielt. Nach dem Sequestrationsverzeichnis von 1541 umfaßte sie 600 Bände, davon ca. 50 Handschriften, von denen noch 21 in der Universitätsbibliothek Leipzig nachweisbar sind. Ein weiteres 1119 in Riesa gegründetes Kloster, 1170 in ein Nonnenkloster umgewandelt und 1542 säkularisiert, war ohne nennenswerten Buchbestand; gleiches gilt für das 1223 in Staucha gegründete, 1330 nach Döbeln verlegte Benediktinerinnenkloster.

Von nachhaltiger Wirkung war die große Bibliothek des Klosters der auch wirtschaftlich bedeutenden Zisterzienser in Altzelle bei Nossen,[5]  das als Filiation des Klosters Pforta 1162 gegründet und 1540 mit einem Besitz von drei Städten, 75 Dörfern, 11 Wirtschaftshöfen und dem Patronat über 23 Kirchen aufgehoben wurde. Über den reichen Buchbestand sind wir durch einen auf Veranlassung Georg Spalatins 1514 angefertigten, ausführlichen Katalog gut unterrichtet. Danach lag der Bestand der libri catenati im heute noch erhaltenen weiträumigen Bibliothekssaal im Obergeschoß des 1506 errichteten Konversenhauses des Klosters auf 36 Pulten, davon 21 mit 774 Bänden Theologie und den Fächern der artes liberales, fünf mit 108 Bänden Medizin und zehn mit 78 Bänden Jurisprudenz und Freiraum für Neuerwerbungen. Die 960 Bände im armarium publicum, zu denen sicher noch die für den täglichen Gebrauch in der Kirche aufbewahrten liturgischen Werke gehörten, nannte Conrad Wimpina 1515 eine amplissima et pulcherrima bibliotheca (s. Anm. 5). Ihre Geschichte begann mit den Büchern, die um 1170 von den Mönchen aus Pforta mitgebracht worden waren (Verzeichnis in Ms. 54). Vor allem unter den Äbten Ludegar (1210-1234) und Gruner (1411-1442) wurde sie erfolgreich fortgeführt. Gruner machte Altzelle zum geistig führenden Kloster der mitteldeutschen Zisterzienser, und dem humanistisch gebildeten Martin von Lochau (1493-1522) verdankte die Bibliothek ihre größte Erweiterung und Neuordnung.

Von den Arbeiten des klostereigenen Skriptoriums, den durch Tausch und Pfändung erworbenen Codices und den durch Kauf erworbenen frühen Drucken seien genannt: eine Handschrift des ausgehenden 12. Jahrhunderts (Ms. 350) mit Texten aus Beda, Hrabanus und der Chronik des Hugo von St. Victor mit Aufzeichnungen zur Klostergeschichte (Annales Veterocellenses), Ekkehards Weltchronik mit den Erfurter Annalen bis 1169 (Dresden J 48, vernichtet), Widukinds Res gesta Saxonicae und Cosmas' Chronica Bohemorum (Dresden J 38 und J 43, vernichtet); aus dem 13. Jahrhundert die Predigtsammlung des Abtes Ludger (Ms. 452-454), Bedas Historia ecclesiastica gentis Anglorum (Dresden J 44, vernichtet), Texte aus Cicero und Seneca (Ms. 795), die von einem Altzeller Mönch kompilierte Chronik von der Erschaffung der Welt bis zum Jahre 1261 (Ms. 1314), ein Bruchstück des Walthariliedes (Ms. 1589); aus dem 14. Jahrhundert eine für Matthias von Beheim gefertigte mitteldeutsche Übersetzung der vier Evangelien vom Jahre 1343 (Ms. 34), die Vita der heiligen Elisabeth von Dietrich von Apolda von 1293 (Ms. 633); aus dem 15. Jahrhundert die einzige noch erhaltene Handschrift von Bruno von Magdeburgs De bello Saxonico in der Abschrift des Priors Michael Schmeltzer († nach 1519) aus Geithain (Ms. 1323), die Chronik des Martinus Polonus (Ms. 1313) und Boethius' Musica mit weiteren musiktheoretischen Schriften, geschrieben 1483 vom Kantor des Klosters, Theodor Hentzold (Ms. 1492). 1543 wurde die Bibliothek der Universität Leipzig, einige wichtige Handschriften auch der Privatbibliothek des sächsischen Kurfürsten August (reg. 1553-1586) überwiesen.

Längst nicht so reichhaltig war die Bibliothek des 1192 gegründeten Klosters Buch bei Leisnig, dem bereits im 13. Jahrhundert durch bedeutende Schenkungen große Besitzungen, zuletzt die Stadt Belgern, 51 Dörfer und Dorfanteile, acht Vorwerke und 22 Kirchenpatronate zugefallen waren. Neben Texten von Augustinus, Bernhard von Clairvaux, Cassianus, Gregor dem Großen, Hugo von St. Victor, Hieronymus, Origines, Thomas von Aquin, Aristoteles, Alanus, Boethius, Isidorus, Seneca, Petrus Blesensis, Avicenna und Galenus ist die Abt Simon (1467-1496) zugeschriebene Fortsetzung des Chronicon terrae Misnensis für 1431-1456 zu nennen sowie die von einem unbekannt gebliebenen Mönch verfaßte Geschichte des Meißnischen Landes (Chronicon Buchense), die in ihrem letzten, noch vorhandenen Teil die Jahre 1438-1489 enthält. Bei Aufhebung des Klosters 1540 kamen einige Werke in die Leisniger Pfarrbibliothek, ein Teil an die Universität Leipzig.

Auch die Bibliothek des 1231/33 gegründeten Klosters Grünhain im Erzgebirge hat erst unter Abt Paul Morgenstern (1486-1507), nach der Verwüstung des Klosters 1429 durch die Hussiten, eine größere Erweiterung erfahren. Nach erneuter Plünderung des Klosters 1525 durch aufständische Bauern sind die Reste des Bestandes, darunter die Orthographia des Nicolaus Marschalk, das erste in Deutschland gedruckte Lehrbuch der griechischen Sprache, und Drucke einer ganzen Reihe humanistischer Autoren nach Aufhebung des Klosters 1536 der kurfürstlichen Bibliothek zu Wittenberg übereignet worden, die später mit der Jenaer Universitätsbibliothek vereint wurde.

Als Priestergemeinschaften waren die Augustinerchorherren nach der Regel des Hl. Augustinus zur Wahrnehmung der am Dom vorgeschriebenen gottesdienstlichen und seelsorgerischen Pflichten angehalten; sie wurden auch verpflichtet, in geistlichen Lesungen ihre theologische Bildung zu vertiefen und zu verbreiten. Das 1212 gegründete Leipziger Thomasstift hat als einziges geistliches Institut in Sachsen zumindest seit 1254 auch eine äußere Schule unterhalten und eine kleine Büchersammlung theologischer und historischer Werke von 375 Bänden in Form einer Pultbibliothek aufgebaut.[6]  Einen Einblick in die Aufgaben des Bibliothekars gibt das 42. Kapitel der Statuten des Thomasklosters vom 10. September 1445: De officio librarii. Die dort festgelegten Pflichten dürften aber wohl mehr Idealforderungen enthalten als dem geübten Brauch entsprochen haben. Sicher im Hinblick auf Mißstände wurde verlangt, daß ein geeigneter Bruder als Bibliothekar einzusetzen sei, der ein vollständiges Inventar zu führen, die Bücher sorgfältig zu bewachen und die Schlüssel zur Bücherei selbst zu bewahren hatte. Eine Revision sollte jährlich einmal erfolgen und Ausleihregister sollten sowohl für die ausleihenden Personen als auch nach Titeln geführt werden. Der Bestand fiel mit wenigen Ausnahmen 1543 an die Universität Leipzig. Ein zweites bedeutendes sächsisches Chorherrenstift, St. Afra, seit 1205 in Meißen, scheint sich durch gelehrte Bestrebungen nicht hervorgetan zu haben. Wohin seine Bücher gekommen sind, ist unbekannt. Das 1168 gegründete Stift Zschillen wurde 1278 an die Deutschordensritter übergeben. Vom Verbleib der Bibliothek (1489 nennt ein Inventar 54 Bücher) ist nichts bekannt.

Auf die Wirkung überzeugender Predigt baute der seit 1212 gegründete, 1216 bestätigte Orden des Hl. Dominikus. Die Seelsorge durch Predigt verlangte eine sorgfältige theologische Vorbereitung durch Studium und gelehrte Tätigkeit und bedingte so ausreichende Bibliotheken. Das 1229 in Leipzig gegründete Dominikanerkloster konnte bei seiner Aufhebung 1540 einen Bestand von 176 Handschriften und 992 Druckschriften aufweisen, der nicht nur theologische, sondern auch historische, humanistische und altklassische Literatur enthielt. Er gehört neben Altzelle zum wichtigsten Gründungsbestand der 1543 gebildeten zentralen Bibliothek der Universität Leipzig, die auch weitere Bestände säkularisierter Klosterbibliotheken im Bibliotheksraum des Dominikanerklosters vereinte. Von dem um 1300 in Pirna gegründeten Dominikanerkloster sind nach seiner Aufhebung 1540 ebenfalls Bücher (heute nachweisbar 4 Handschriften) 1543 an die Universität Leipzig gekommen. Das in den dreißiger Jahren des 13. Jahrhunderts gegründete Freiberger Dominikanerkloster zu St. Paulus besaß eine Bibliothek, die 1484 den Flammen zum Opfer fiel, 1488 neu aufgebaut wurde und nach der Säkularisation 1537 der Domschule, 1565 der Bibliothek des Gymnasiums zufiel.

Ebenfalls den Städten verbunden waren die Franziskaner, die im 13. Jahrhundert in Sachsen zahlreiche Klöster gründeten, die in Folge der Einführung der Reformation im albertinischen Sachsen 1539 säkularisiert wurden. In Dresden (vor 1265 gegründet) ist die kleine Bibliothek, deren Verbleib unbekannt geblieben ist, möglicherweise in die Kreuzschulbibliothek gekommen. In Freiberg (wahrscheinlich um 1240, um 1280 erstmals genannt) kamen Teile der Bibliothek in die Domschule und mit Beständen des Dominikanerklosters 1565 an das Gymnasium. In Görlitz (1234) bildete die im 14. Jahrhundert nach Gründung einer Klosterschule wesentlich erweiterte Büchersammlung den Grundstock der Bibliothek des 1565 gegründeten Gymnasiums. In Kamenz fielen die Reste der 1515 gegründeten Klosterbibliothek an den Rat der Stadt und wurden 1666 zum Grundstock der Stadtbibliothek. In Leipzig (vor Mitte des 13. Jahrhunderts) fiel ein Bestand fast ausschließlich theologischer Literatur aus Handschriften und Drucken mit 298 Bänden später der Universität zu. In Meißen (um 1250, erstmals 1281 erwähnt) gingen Kloster und Bibliothek in den Besitz der Stadt Meißen über, die in dem Gebäude eine Lateinschule einrichtete, in der der größte Teil der Klosterbibliothek Grundstock der Schulbibliothek wurde. In Oschatz (1228) verblieb die Bibliothek beim Rat der Stadt, wurde 1841 an die Sekundogeniturbibliothek in Dresden verkauft, stand bis 1945 im Besitz der Wettiner auf Schloß Moritzburg und wurde dann mit den Resten der Sekundogeniturbibliothek von der Sächsischen Landesbibliothek übernommen. In Zittau bildete die Bibliothek des 1244 gegründeten Franziskanerklosters noch vor 1565 als Ratsbesitz die Grundlage der Stadtbibliothek. In Zwickau (1231) gingen Teile der Bibliothek an die schon seit 1500 bestehende Ratsschulbibliothek über. In Annaberg (erst Anfang des 16. Jahrhunderts gegründet) standen 1550 die 570 Bände der Bibliothek in der Annenkirche, wurden 1558 der Stadtschule überwiesen, aber im 18. Jahrhundert der Kirche zurückgegeben. Für die Klosterbibliotheken der Augustinereremiten fehlen urkundliche Nachweise. So scheint ihre Bibliothek in Dresden 1540 der Kreuzschulbibliothek zugewiesen worden zu sein. Ein Buchbestand für Waldheim (1405) wird nicht erwähnt.

Zu den zunächst ausschließlich kirchlichen Bildungsstätten traten seit dem Ende des 13. Jahrhunderts Stadtschulen: Zwickau 1291, Dresden 1300, Lößnitz 1304, Zittau 1310, Pirna 1314, Grimma 1357, Löbau 1359, Oschatz 1367 und Bischofswerda 1392. In Leipzig wurde ein päpstliches Privileg von 1395 zur Errichtung einer Knabenschule erst 1512 für die Nikolaischule verwirklicht. Chemnitz kam 1399 hinzu. Auch entstanden eigene Häuser für die Elementarbildung in jüdischen Gemeinden in Meißen 1320 und Leipzig 1352.[7]  Nach Gründung der ersten Universität nördlich der Alpen (1348 in Prag durch Karl IV.) erfolgte 1409 die Gründung einer eigenen Landesuniversität in Leipzig, als Magister und Scholaren wegen eines Privilegienstreites Prag verlassen und sich nach Leipzig gewandt hatten. Der Bewilligung eines Studium generale durch Papst Alexander V. folgte der zügige Aufbau der Universität mit der wirtschaftlichen Sicherung des Lehrbetriebes durch das Große und Kleine Fürstenkolleg, durch das 1422 entstandene Frauenkolleg (Collegium beatae Mariae virginis) und durch das 1426 gegründete Bernhardinerkolleg für studierende Zisterzienser. Dem regen Zuspruch von Studenten (Ende des 15. Jahrhunderts war Leipzig eine der meistbesuchten deutschen Universitäten) folgte der allmähliche Ausbau eigener Bibliotheken an den Kollegien. So besaß das Kleine Fürstenkolleg 1440 lediglich 5, 1483 erst 13 und durch größere Schenkungen dann 1507 immerhin 124 Werke. Etwas besser unterrichtet sind wir nur über die Entwicklung der Bibliothek der Philosophischen Fakultät.[8]  Danach besaß die Bibliothek um 1480 213 Werke (74 theologische, 7 medizinische, 42 kirchenrechtliche und 90 philosophische), nach einem Inventar von ca. 1560 458 Bücher. Gegenüber den Universitäten Heidelberg, Köln mit einer Artistenbibliothek von 339 Bänden und Erfurt, das nach einem Inventar um 1510 800 Bände nachwies, blieb der Bestand der Leipziger Artistenfakultät bescheiden, der Gesamtumfang der Bücherbestände an der Universität gering.

Bedeutendere Privatbibliotheken blieben im 15. Jahrhundert im sächsischen Raum eine Ausnahme: so die des Dresdener Arztes Paulico (med. bacc. 1431), der 1459 der Leipziger Universität 59 Handschriften aller Wissensgebiete schenkte; dazu die des Freiberger Arztes Nikolaus Münzmeister, der um 1506 mehrere Handschriften der Klosterbibliothek Altzelle übergab (beide Bestände sind heute in der Universitätsbibliothek Leipzig); außerdem die des Dietrich von Werthern (1468-1536), dessen Bibliothek in Beichlingen mit 3312 Bänden 1588 vom Kurfürsten von Sachsen angekauft wurde. Die Bibliotheken im Kurfürstentum Sachsen (1540-1806) Die durch Luther ausgelöste Reformation konnte sich im albertinischen Sachsen erst nach dem Tode des Herzogs Georg des Bärtigen (reg. 1500-1539) unter Herzog Heinrich dem Frommen (reg. 1539-1541) durchsetzen. Mit Herzog Moritz (reg. 1541-1553) gewann die albertinische Linie der Wettiner die Kurwürde, sicherte so Stellung und Bedeutung im Reich und bot die historische Grundlage für den Kurstaat, der mit bedeutenden Erweiterungen bis 1815 bestand. Eine solide wirtschaftliche Entwicklung durch Bergbau, Textilmanufakturen, Buchdruck und Buchhandel sowie den Ausbau der seit 1507 privilegierten Reichsmesse in Leipzig erfuhr der Kurstaat unter Kurfürst August (reg. 1553-1586). Damit erfolgte nach 1540 eine tiefgreifende Umgestaltung des Bildungswesens, nicht zuletzt gegründet auf Luthers Schrift An die Ratsherren aller Städte deutschen Lands, daß sie Schulen aufrichten und halten sollten (1524). Seinen Anforderungen an eine gute Bibliothek, die Bibel auf lateinisch, griechisch, hebräisch und deutsch mit Texten der besten Ausleger zu besitzen, dazu griechische und lateinische Poeten und Oratores zur Erlernung der Sprachen, Bücher von den freyen Künsten und sonst allen anderen künsten, auch Recht und Ertzeney bücher, vor allem aber Chroniken und Historien aus allen Sprachen, wird wohl selten eine Büchersammlung gerecht geworden sein. So bestimmten neue Aufgaben innerhalb der kirchlichen Ordnung, der Wirtschaft, der Technik, des kaufmännischen Verkehrs neue Formen der schulischen Ausbildung. Die Hinwendung zu einem neuen Menschenbild im Humanismus, die Entwicklung zu einem selbstbewußten, aufstrebenden Bürgertum förderte den Ausbau des kursächsischen Territorialstaates sowie die kulturstiftenden Institutionen und Gruppen.

So wurden 1543 durch die Landesherren Fürstenschulen eingerichtet. In Meißen (St. Afra) erhielt die Schulbibliothek zunächst nur gelegentliche Schenkungen des Kurfürsten August, einen eigenen Bibliotheksfonds erst 1588; wesentliche Erweiterungen erfuhr sie meist durch Geschenke, so von Adolf von Carlowitz (1783) und Ferdinand von Reiboldt (1858 seine Saxonica-Sammlung); 1900 hatte sie einen Bestand von 14.000 Bänden; 1945 wurde sie zum großen Teil zerstört, und nur Restbestände konnten von der Sächsischen Landesbibliothek und der Universität Leipzig übernommen werden. Schulpforta bei Naumburg erhielt erst 1573 eine eigene, noch erhaltene Bibliothek. Die Büchersammlung in Grimma (1550 gegründet) war zunächst auf Schenkungen angewiesen und erhielt erst ab 1555 jährliche Zuwendungen durch Kurfürst August; 1569 wurde eine Anrichtung und Erhaltung einer Bibliothek zu der Präzeptoren Nothdurft verabschiedet, daneben 1796 eine eigene Schülerbibliothek eingerichtet, im 19. Jahrhundert wurden Teile ihrer großen Musikaliensammlung der Kgl. Bibliothek in Dresden übergeben; schließlich wurde die Bibliothek 1961/62 ganz aufgelöst mit Übergabe der Musikalien und historiographischen Werke (11.000 Bände) an die Sächsische Landesbibliothek Dresden, des Schularchivs an das Hauptstaatsarchiv Dresden und geringer Bestandsteile an die Universität Leipzig und an das Heimatmuseum Grimma.

Im Jahre 1542 begann der Rektor der Leipziger Universität, Kaspar Borner, die Reform der Alma mater Lipsiensis. Aus säkularisiertem Klosterbesitz erhielt die Universität nach langwierigen Verhandlungen durch Kurfürst Moritz die Einkünfte von fünf Dörfern und mit dem ehemaligen Paulinerkloster ein festes, zentrales Gebäude. Hinzu kamen die Bibliotheken der Klöster in Leipzig (Dominikaner, Thomasstift, Franziskaner, nicht belegt die 122 Druckschriften des Benediktinerinnenklosters St. Georg), Altzelle, Pegau, Petersberg bei Halle (geteilt zwischen Kurfürst Johann Friedrich und Herzog Heinrich), Chemnitz, Buch, Langensalza (das 1485 dem albertinischen Gebiet zugewiesen worden war) und Pirna mit einem Gesamtbestand von mindestens 724 Codices und etwa 6000 Druckschriften, der das Beste aus dem in Sachsen gewachsenen Bildungsgut des Mittelalters und einen großen Bestand reformatorischer Literatur enthielt. Borner nutzte diesen Bestand als Grundstock einer eigenen zentralen Universitätsbibliothek, der nach ihrer Unterkunft im Paulinerkloster so genannten Bibliotheca Paulina. Borner selbst hinterließ der Bibliothek 1547 seine eigene, etwa 250 Bände umfassende Büchersammlung. Dem großartigen Beginn folgte eine lange Zeit des bloßen Verharrens, ja des Niederganges. Bei unzureichendem Etat und nur durch gelegentliche Schenkungen wuchs der Bestand allmählich. Immerhin konnten 1682 durch Joachim Feller in seiner Bibliotheksamtszeit (1676-1691) die Bibliotheken des Großen und Kleinen Fürstenkollegs und der Philosophischen Fakultät mit der Paulina vereinigt werden. Bei immer unsicheren Verhältnissen gelang es im 18. Jahrhundert, die Öffnungszeiten der Bibliothek zu erweitern sowie 1730 Sachkataloge und 1751 einen Alphabetischen Katalog anzulegen. 1752 besaß die Bibliothek wenigstens 13.500 Titel, 1809 etwa 25.000 Druckschriften, blieb aber eine Arbeitsbibliothek der Professoren und Magister.

Die Neuordnung der allgemeinen Bildung erreichte eine beachtliche Dichte in den Anfängen der Volksbildung mit dem stets kirchlich gebundenen, vom Küster wahrgenommenen Lehrauftrag. Die um 1575 durchgeführten Kirchenvisitationen ergaben 590 Schulen, von einfachen, karg eingerichteten und oft schlecht instand gehaltenen Stuben bis zu dem, etwa in Pegau 1554 für 700 Gulden errichteten Knabenschulhaus, dem dort 1558 auch ein Mädchenschulhaus für 100 Gulden folgte. Gefordert wurde nach der vorbildlichen sächsischen Schulordnung von 1580: Es sollen auch alle Custodes und Dorfküster Schule halten ..., darinnen die Knaben lernen lesen, schreiben und christliche Gesänge, so in der Kirche gebrauchet werden.[9]  Die mittlere und obere Stufe der Ausbildung wurde einer wachsenden Zahl von Lateinschulen anvertraut, die zögerlich mit der notwendigen Studienliteratur ausgestattet wurden.

Mit aufgehobenen Klosterbibliotheken ausgestattet wurden die städtischen Lateinschulen. In Annaberg übernahm die 1525 gegründete Lateinschule für die 1558 eingerichtete eigene Schulbibliothek Bestände des 1540 säkularisierten Franziskanerklosters, die in der Folgezeit zweimal während längerer Zeitdauer in der Kirche aufbewahrt wurden. 1775 verkaufte die Schulbibliothek an die Königliche Bibliothek Dresden 38 Inkunabeln, im 19. Jahrhundert gelangte sie in den Besitz des Königlichen Realgymnasiums, 1961 lagerte sie auf dem Oberboden der Johannes-R.-Becher-Oberschule und wurde schließlich mit 2060 Bänden von der Sächsischen Landesbibliothek Dresden übernommen. In Bautzen erhielt das 1527 gegründete Städtische Gymnasium die Anfänge einer Schulbibliothek durch Siegmund Suevus; diese wurde 1790 durch eine Schullesebibliothek und 1813 durch eine Schularmenbibliothek erweitert, bestand 1861 bei Übernahme der Schule durch den Staat als eigene Gymnasialbibliothek fort und wurde 1948 mit 8959 Bänden von der Stadtbibliothek Bautzen übernommen. In Borna erwarb die 1522 nach Aufhebung des Klosters gegründete städtische Lateinschule ab 1580 und im 17. Jahrhundert für ihre besonderen Aktivitäten in Musikunterricht und -aufführungen zahlreiche musikalische Werke. In Chemnitz erhielt die schon seit 1399 bestehende Lateinschule erst 1646 eine eigene, gesonderte Schulbibliothek mit 418 Büchern aus dem Vermächtnis des Rektors A. Andreae; sie wuchs auf 2500 Bände an, verkaufte 1776/77 ihre Inkunabeln der Königlichen Bibliothek Dresden, besaß seit 1810 eine besondere Schülerbibliothek und wurde 1869 als Grundstock in die Stadtbibliothek übernommen. In Dresden erfuhr die seit 1300 bestehende städtische Lateinschule erst 1558 die Aufstellung einer Bibliothek im alten Chor der Kreuzkirche; sie trennte 1671 einen Teil des Bestandes für die Gymnasialbibliothek ab, umfaßte 1893 bereits 8650 Bände und wurde 1945 zerstört.

In Freiberg erhielt die 1537 gegründete Lateinschule 1565 eine eigene Bibliothek mit Beständen aus dem Kollegiatstift St. Marien der Dominikaner und Franziskaner; diese wurde 1578 mit einem Bestand von 735 Bänden erstmals katalogisiert, bekam 1635 unter der Leitung von Andreas Möller eine neue Ordnung und neue Kataloge, verkaufte 1776 wertvolle Inkunabeln, u. a. den Mainzer Psalter (1457) an die Königliche Bibliothek in Dresden, übernahm 1827 Teile der Bibliothek von Abraham Gottlob Werner und wird heute im Geschwister-Scholl-Gymnasium bewahrt. In Görlitz übernahm das 1565 gegründete städtische Gymnasium Buchbesitz aus der alten Klosterschule; die Bibliothek wurde um zahlreiche Legate und Stiftungen erweitert, so der Milichschen Bibliothek (1726) und der als Armenbibliothek begründeten Gymnasialbibliothek (1751), firmierte ab 1856 als Stadt- und Milichsche Gymnasialbibliothek und wurde nach 1945 der Bibliothek der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zugeordnet. Teile befinden sich heute in der Universitätsbibliothek Breslau [Wroclaw]. 1575 wurde in Löbau der 1534 ausgesprochenen Bitte der Oberlausitzer Sechsstädte entsprochen, im unbewohnten, nach dem Brand des Franziskanerklosters 1554 wieder ausgebauten und 1566 nutzbaren Gebäude eine Partikularschule einzurichten; 1650 wurde auf Ratsbeschluß eine eigene Bibliothek errichtet, die 1766 ca. 1000 Werke besaß und bei wechselnden Schulformen verblieb; bei ihrer Auflösung 1953/57 wurde der Buchbestand von ca. 20.000 Bänden der Sächsischen Landesbibliothek Dresden (11.250 Bände) sowie dem Museum für Deutsche Geschichte in Berlin zugewiesen, Restbestände der Lehrerbücherei der Löbauer Oberschule.

In Schneeberg wurde kurz nach Gründung der Stadt um 1490 ein Lyzeum eingerichtet, das 1564 eine eigene Lyzealbibliothek erhielt, die 1614 zusammen mit der Kirchenbibliothek in der St. Wolfgang Kirche untergebracht war (ca. 4000 Bände), schon im 16. Jahrhundert Bibliotheksbestände an die Kurfürstliche Bibliothek in Dresden abzugeben hatte, 1774 weitere Bände an die Königliche Bibliothek in Dresden und die zuletzt 1928 68 Inkunabeln und 100 Bände älterer Saxonica an die Sächsische Landesbibliothek in Dresden übergab; 1970 wurde durch den Rat der Stadt der noch vorhandene Bestand (ca. 2000 Bände) dem Norddeutschen Antiquariat Rostock verkauft. In Zittau war die 1545 evangelisch gewordene Lateinschule der 1543 gegründeten Stadtbibliothek verbunden, erhielt aber erst 1823 eine eigene Schulbibliothek. Von herausragender Bedeutung war Zwickau, dessen Lateinschule schon 1291 gegründet worden war und nach der Säkularisation neben Beständen der Franziskanerbibliothek die umfangreiche Privatbibliothek von Stephan Roth (1492-1546) mit 6000 Bänden aufnahm, die in der Schulordnung von 1537 bereits als bibliotheca publica bezeichnet wurde und mit weiteren Zugängen als Ratsschulbibliothek bis in die Gegenwart wirksam geblieben ist.

Mit der allmählichen Herauslösung des Grundschulunterrichts und der höheren Bildung aus dem unmittelbaren Bereich der Kirche erwuchs den protestantischen Kirchen für ihre Bibliotheken eine neue Aufgabe als Sammelstätte lutherischer Literatur. An zahlreichen Orten entstanden, von interessierten Pfarrern gegründete und von den Gemeinden unterhaltene Büchersammlungen, die gelegentlich neben den reformatorischen Texten verlassenes Buchgut aus aufgelösten Klosterbibliotheken übernahmen. Gebunden an das theologische wissenschaftliche Interesse der jeweiligen Amtsinhaber sind diese Bibliotheken selten über viele Generationen stetig gefördert worden; sie verloren ihre Aktualität und wurden, selbst nach Neugründungen im 18. Jahrhundert, wenig genutzte, oft schlecht gehaltene Schatzkammern alter Bücher.

So entstand in Annaberg eine Bibliothek aus Teilen der zeitweise mit der alten Schulbibliothek vereinigten Bestände des Franziskanerklosters. In Borna wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts eine Bibliothek aus der Büchersammlung des Lehrers H. Stolz gebildet. In Dippoldiswalde entstand die durch den Verkauf alter papistischer Manuskripte und Bücher im 16. Jahrhundert gegründete Kirchenbibliothek, die durch Diebstähle bedeutend gemindert, zuletzt bei einer Kirchenrestaurierung 1856 vollständig geplündert wurde. In Freiberg bestand die Bibliothek der St. Jacobi Kirche aus Büchern des früheren Maria-Magdalena-Jungfrauenklosters; in Freital-Döhlen aus Schenkungen lutherischer und calvinistischer Pastoren. In Görlitz erfolgte eine erste Bücherschenkung an die Kirche St. Peter und Paul bereits 1439 durch Magister Johann Goschitz; sie wurde nach der Reformation später der Milichschen Gymnasialbibliothek übergeben. Darauf wurde im 16. Jahrhundert eine neue Sammlung durch Magister Wolfgang Schystel (Sustelius) begonnen und durch Vermächtnisse, u. a. im 17. Jahrhundert durch Ignaz Moller und Jacob Stolz, im 18. Jahrhundert vor allem durch Johann Siegmund Gierschner erweitert. In Greifendorf entstand die Sammlung aus hinterlassenem Buchbesitz der seit 1537 tätigen Pfarrer; in Großröhrsdorf ebenfalls aus Schenkungen und Nachlaßverfügungen der hier wirkenden Pfarrer. In Kamenz bestand die Bibliothek St. Marien aus einer vorreformatorischen Büchersammlung, den der letzte Meißnische Bischof Johann von Haugwitz (1524-1592, Amtszeit 1555-1581) der Pfarrkirche schenkte, als er Meißen und die Bischofsresidenz Stolpen 1558 verlassen mußte. Der Besitz an Drucken des 16. bis 18. Jahrhunderts stammt aus Vermächtnissen lutherischer Pfarrer.

In Leipzig wurde 1580 die Bibliothek der Thomaskirche und 1596 die Bibliothek der Nikolaikirche gegründet, deren Altbestände seit 1930 von der Universitätsbibliothek Leipzig betreut werden. In Leisnig entstand die Ephoral- und Pfarramtsbibliothek St. Matthäi aus dem in Buch verbliebenen Teil der Klosterbibliothek, der nur zufällig und geringfügig erweitert wurde. In Pegau war bei der St. Laurentius Kirche die Bibliothek aus der Stiftung des Superintendenten Matthias Detzschel entstanden, die bis Ende des 18. Jahrhunderts, dann ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch planmäßig erweitert und von der Diözesangeistlichkeit genutzt wurde. In Pirna wurde die von dem ersten Superintendenten Anton Lauterbach in seiner Amtszeit von 1539 bis 1569 zusammengetragene Büchersammlung 1715 durch Vermächtnis des Bürgermeisters Johann Heinrich Großmann erheblich erweitert. In Seifersdorf stiftete der dortigen Kirche der Rittergutsbesitzer Jobst von Haugwitz (um 1557-1585) die Luther-Ausgabe (Wittenberg 1551-1559) als Grundstock einer Bibliothek, die auch später durch die Familie von Brühl, seit 1747 Eigentümer des Rittergutes, spärlich gefördert wurde und heute einen historischen Bestand von 156 Titeln umfaßt.

Als einzige Volksgruppe sind die Sorben katholisch, und von ihren alten Bibliotheken ist nur die der 1248 gestifteten Zisterzienserinnenabtei Klosterstift St. Marienstern und der Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal, eine Gründung der Königin Kunigunde von Böhmen (1202-1248), erhalten geblieben. Als ältestes durchgängig von Nonnen des Zisterzienserordens besiedeltes Klosterstift auf deutschem Boden wurde das Klosterstift Marienthal 1752 unter der Äbtissin Theresia Senfftleben (Amtszeit 1737-1753) planmäßig angelegt. Schließlich besaß das Kollegiatstift Bautzen durch den Generaloffizial Johann Leisentritt von Juliusberg (1527-1586) eine Bibliothek, die im ganzen Königreich Böhmen nicht ihresgleichen gehabt haben soll.

Von nachhaltiger Wirkung war die 1556 auf dem Annaburger Schlosse angelegte Privatbibliothek wissenschaftlicher Literatur des sächsischen Kurfürsten August (reg. 1553-1586), die durch Ankauf ganzer Sammlungen - u. a. der Bibliothek des Meißner Rektors Georg Fabricius (†1571) - sowie durch Neuerscheinungen auf den Messen in Leipzig und Frankfurt vermehrt wurde. Sein persönlicher Einfluß sorgte auch für die überaus kostbaren Einbände, die die Bücher durch den Dresdner Buchbindermeister Jakob Krause (um 1531-1585) erhielten. Um 1580 waren von den über 2000 Bänden nahezu die Hälfte in die berühmten Renaissance-Einbände gebunden. 1586 wurde die Sammlung von Augusts Sohn und Nachfolger Christian I. (reg. 1586-1591) nach Dresden überführt. 1589 wurden die 3312 Werke der Bibliothek Dietrich von Wertherns mit fast 500 Inkunabeln erworben und mit nur geringen Erwerbungen im 17. Jahrhundert ergänzt, so 1651 der Sammlung des Wittenberger Professors der Dichtkunst Friedrich Taubmann (1565-1613).

Den wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau Sachsens unter Kurfürst August konnten seine Nachfolger nicht ungestört fortsetzen. Mit Christian I. endete, zuletzt unter heftigen Auseinandersetzungen zwischen Lutheranern und Reformierten, das Reformationszeitalter. Ansätze zu einer absolutistischen Regierung wurden unter Johann Georg I. (reg. 1611-1656) deutlich. In seiner langen Regierungszeit minderten nicht allein die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges, sondern auch eine allgemeine Wirtschaftskrise den Wohlstand Sachsens; schon 1625 kam es bezeichnenderweise zum finanziellen Zusammenbruch des Leipziger Rates. Obwohl dem Krieg und sich häufender Pestjahre knapp die Hälfte der Bevölkerung zum Opfer fiel, sind die Schäden verhältnismäßig rasch ausgeglichen worden. Ende des 17. Jahrhunderts begann die Dresdner Residenz ein Kulturzentrum zu werden; in Leipzig stieg die Bedeutung der Messen und damit die Bedeutung der Stadt als Buchhandelszentrum.

Schon vorher war für viele Jahrzehnte vom Aufbruch der Reformation, der Erneuerung und Erweiterung des geistigen Lebens nichts mehr zu verspüren. An staatlichen und kirchlichen Institutionen wurden kaum neue Büchersammlungen aufgebaut, vorhandene Bestände nur geringfügig erweitert und nur bedingt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In Sachsen entstanden neue Sammlungen lediglich in Bautzen, wo aus der Stiftung des Ratsherrn Dr. med. Gregor Mättig (1585-1630) 1650 eine Ratsbibliothek entstand. Sie nahm später die von dem Kammerherrn Hans von Gersdorff (1636-1697) 1681 zunächst zur Benutzung für Studierende seines Geschlechts gegründete Bibliothek auf, dann die Handbibliothek der Oberlausitzer Landstände, die 1790 entstandene Gymnasialbibliothek und die Bautzner Schulbibliothek. In Kamenz wurde die Rats- oder Schulbibliothek 1631 mit Restbeständen der Bibliothek des Franziskanerklosters durch den Rektor der Lateinschule Tobias Freygang (1622-1669) gegründet und wesentlich um die Sammlung des Stadtphysikus und Freiberger Chronisten Andreas Möller (1597-1660) erweitert. Sie ist heute dem Stadtarchiv zugeordnet. In Leipzig entstand 1677 die Ratsbibliothek durch die Stiftung des Leipziger Advokaten Huldreich Groß (1605-1677) mit 4000 Bänden zum Nutzen der studierenden Stadtjugend. Sie wurde 1683 zusammen mit den Beständen einer alten Stiftung von Handschriften durch den Ordinarius der Leipziger Juristenfakultät und Bischof von Naumburg Dietrich von Burgsdorf (Buckensdorf, Buckinstorff, Buchsdorf, Buxtorf; † 1466) und mit 253 Bänden juristischer Werke des Syndikus des Rates Dr. Peter Freitag (†1522) der allgemeinen Benutzung zugänglich gemacht. In Löbau wurde die 1630 gegründete Ratsbibliothek mit ihren Beständen bis 1678 in der Nikolai-, später in der Johanniskirche aufgestellt, 1769 durch testamentarische Bestimmung des Bürgermeisters Johann Samuel Kunkel durch Übernahme von 20 meist vielbändigen, reich illustrierten zoologischen Werken (insgesamt 230 Bände) erweitert; sie befinden sich heute noch in der Stadtbibliothek Löbau. In Zwickau entstand an der St. Katharinen- und Marienkirche durch eine Stiftung des Ratsherrn und Obervorstehers des geistlichen Kastens D. Forstmann eine Sammlung theologischer und juristischer Werke.

Erheblich an Bedeutung gewannen im 17. und weit bis ins 18. Jahrhundert hinein die privaten Gelehrtenbibliotheken, die, als Arbeitsinstrumente begriffen, nicht nur spezielle Fachliteratur sondern auch Werke universaler Weite und Vielfalt gesammelt hatten. Da sie, anders als Adelsbibliotheken und Bibliotheken großer Bürgerhäuser, nach dem Tode des Sammlers in der Regel spätestens in der übernächsten Generation verkauft wurden, kennen wir Existenz, Umfang, Inhalt und Bedeutung dieser Sammlungen lediglich aus den im 16. Jahrhundert aufkommenden Bücherauktionen.[10]  Für die Zeit von 1622 bis 1730 sind für Leipzig 139 Auktionen mit ihren Katalogen nachgewiesen.

Neben 49 anonymen Büchersammlungen, wurden u. a. angeboten: 1670 die Bibliothek des Juristen Friedrich Brummer (1642-1688); 1680 die des Philologen und Historikers Christian Friedrich Franckenstein (1621-1679); 1681 die des Mediziners und Mathematikers Philipp Müller (1585-1659) und die des Mediziners und Philosophen Andreas Rivinus (Bachmann; 1600-1656); 1685 die des Philologen, Philosophen, Pädagogen und Rektors der Thomasschule Jakob Thomasius (1622-1684) mit 8453 Nummern sowie Teile der ererbten Büchersammlung des Philosophen, Historiographen und Mathematikers Leibniz (1646-1716), nachdem schon 1671 die vom Vater ererbte Büchersammlung seines Stiefbruders Johann Friedrich Leibniz, Professor an der Thomasschule, versteigert worden war. Bedeutende Auktionen boten 1689 und nochmals 1723 Bücher, vermutlich Rezensionsexemplare, von den Herausgebern der Acta eruditorum Otto Mencke (1644-1707) und Johann Burkhard Mencke (1675-1732) an. Es folgten 1691 Sammlungen des Polyhistors und Bibliothekars Joachim Feller (1638-1689); 1698 die Bibliothek des Theologen Valentin Alberti (1635-1697) mit 3423 Nummern; 1700 die mit 15.297 Nummern umfangreichste deutsche Privatbibliothek des 17. Jahrhunderts, des Leipziger Polyhistors Friedrich Benedikt Carpzov (1649-1699) und die des Superintendenten Georg Lehmann (1616-1699) mit 2833 Nummern; 1702 die des Theologen und Rektors Albrecht Christian Rotth (1651-1701). Im 18. Jahrhundert folgten 1707 die Büchersammlung des Superintendenten Johann Friedrich Olearius (1661-1691) und die des Arztes und Naturforschers Johann Christian Schamberg (1667-1706), 1711 die des Theologen Thomas Ittig (1643-1710), 1722 die des Theologen und Polyhistors Adam Rechenberg (1642-1721), 1727 die des Arztes und Botanikers August Quirinus Rivinus (1652-1723) mit 7968 Nummern, 1728 die des bedeutenden Mechanikers Jakob Leupold (1674-1727).

Gegenüber den 256 Hamburger und 148 Berliner Auktionen blieb die Zahl der Versteigerungen in Dresden zwischen 1685 und 1729 mit 26 gering, davon sechs anonyme. Zu den bedeutenderen Sammlungsversteigerungen gehörten u. a. 1691 die des Meißner Superintendenten Matthias Zimmermann (1625-1689); 1692 die des Theologen und Hofpredigers Georg Green (1636-1691) mit 3972 Nummern; 1693 die des Juristen Adam Christoph Jacobi (1638-1689) mit 11.518 Nummern, 1696 die des unbekannten Dresdners (Offiziers?) Starck mit einem hervorragenden Bestand an Werken zur Mechanik, Architektur und zu Fortifikationsbauten; 1710 die des Superintendenten Christoph Schrader (1642-1709); 1722 die des Herzogs von Sachsen-Zeitz Moritz Wilhelm (1664-1718); und 1725 die der Juristen und Hofräte Johann Christian Müldner (†1710) und Kaspar Heinrich Horn (1657-1718).

Höhepunkt und Niedergang der sächsischen Geschichte verbinden sich mit der Personalunion von Sachsen und Polen, dem Aufstieg zu einer europäischen Macht, der Bildung eines absolutistischen Regimes in Zusammenhang mit erfolgreichen Reformen zur wirtschaftlichen Stärkung des Landes, sowie der Weiterentwicklung einer Hof- und Festkultur mit überragenden Leistungen in Architektur, Plastik und Kunsthandwerk sowie dem Ausbau der Sammlungen zu internationalem Rang. Sie fallen in die Epoche des Kurfürsten Friedrich August I. (reg. 1694-1733), als polnischer König August II. (1697-1706, 1709-1733) bekannt als August der Starke, seines Sohnes Kurfürst Friedrich August II., als polnischer König August III. (1733-1763), und des Kurfürsten Friedrich August III. (1763-1827), ab 1806 als König von Sachsen Friedrich August I. Dieser verstand die schweren Verluste des Siebenjährigen Krieges im Zuge des sogenannten Rétablissement auszugleichen, erhielt als Verbündeter Napoleons zwar 1806 die Königswürde, mußte jedoch beim Wiener Friedensschluß 1815 fast die Hälfte des Landes an Preußen abtreten.

In Dresden wurde die vernachlässigte und vergessene Hofbibliothek[11]  neu belebt, in den Zwingerpavillons untergebracht, erheblich erweitert und durch Kataloge erschlossen. Zu den Erwerbungen gehörten die seit 1580 in der Kunstkammer aufgestellte Handbibliothek der Kurfürstin Anna (1548-1585) im Jahre 1733 sowie zahlreiche Privatbibliotheken, unter denen die 1727 für 10.000 Taler gekaufte Sammlung mit 13.150 Bänden des Kriegsrats, Hofpoeten und Zeremonienmeisters Johann von Besser (1654-1729) herausragt. 1764 folgte für 40.000 Taler die Sammlung des Grafen Heinrich von Bünau (1697-1762), des Gelehrten unter den adligen Bibliophilen, der seit 1720 für eigene Forschungen zur Kaiser- und Reichsgeschichte in drei Jahrzehnten nicht nur eine historische Spezialsammlung, sondern auch eine universale Bibliothek mit bibliographischen und bibliophilen Kostbarkeiten in 42.000 Bänden gesammelt hatte. Sie war erschlosssen worden durch seinen Bibliothekar Johann Michael Francke (1717-1775) mit dem Catalogus Bibliothecae Bunavianae (1750-1756). Schließlich gelang 1768 die bedeutendste Erwerbung für 50.000 Taler: die Bibliothek des leidenschaftlichen Büchersammlers und allmächtigen Premierministers August III., Graf Heinrich von Brühl (1700-1763), mit 62.000 kostbar ausgestatteten Bänden, der größten Privatbibliothek des deutschsprachigen Raumes. Die Sammlung hatten ihm wesentlich der Vorsteher der Dresdner Kunstsammlungen und Brühls geheimer Privatsekretär, Karl Heinrich von Heinecken (1706-1791), und der spätere Göttinger Oberbibliothekar Christian Gottlob Heyne (1729-1821) zusammengetragen; sie war der Öffentlichkeit zugänglich und durch einen Katalog, Catalogus Bibliothecae Brühlianae (1750-1756), erschlossen.

Der Gesamtbestand der Hofbibliothek wurde durch Johann Michael Francke (1717-1775) systematisch neu aufgestellt und seit 1789 unter der Leitung des Oberbibliothekars Johann Christoph Adelung (1732-1806) vorbildlich katalogisiert. Mit einem reichen Erwerbungsetat konnte auch die neue Literatur laufend angeschafft werden. Die Hofbibliothek umfaßte Ende des 18. Jahrhunderts über 170.000 Bände und war nach der Wiener die zweitgrößte Bibliothek Deutschlands. 1786 zog sie in das für sie umgebaute Japanische Palais und wurde dort seit 1788 täglich öffentlich zugänglich.

Eine weitere fürstliche Bibliothek, die um 1767 von der Kurfürstin Maria Antonia (1747-1780), Gemahlin des Kurfürsten Friedrich Christian (seit 1763) und Tochter Kaiser Karl VII., gegründete Prinzliche Sekundogenitur-Bibliothek,[12]  gewann erst im 19. Jahrhundert an Bedeutung. Gründe dafür waren die Aufnahme der Büchersammlungen der nächsten Sekundogenitur-Erben, 1780 des Prinzen Carl (1758-1763) und 1781 des Prinzen und nachmaligen Königs Anton (reg. 1827-1836), vor allem die nach dessen Tode an die Bibliothek gefallenen 20.000 Bände, ein reichlicher Erwerbungsetat und zahlreiche Ankäufe geschlossener Sammlungen.

Neben fürstlicher Repräsentation diente die Bibliothek der Nutzung der durch Buchdruck und Buchhandel verbreiteten Ideen der Aufklärung und der weiteren Entwicklung von Wissenschaft und Bildung. Dabei ist die Landesuniversität in Leipzig dem geistigen Aufschwung nur zögerlich gefolgt. Die bedeutendsten Frühaufklärer, Leibniz, Thomasius, Wolff und Francke, fanden bei ihr keinen Platz; der in vielen Fächern im Banne der Orthodoxie verharrende Lehrbetrieb sah keinen Anlaß, die durch karge Mittel kaum geförderte und schwer zugängliche Universitätsbibliothek auszubauen. Nur durch größere Buchgeschenke ab Ende des 18. Jahrhunderts, so 1784 durch die Bibliothek von Johann Gottlob Böhme (1717-1780) mit 6500 Bänden, 1796 durch die von Josias Ludwig Ernst Püttmann (1739-1790) mit 2100 Bänden und 1813 durch die von Johann Karl Gehler (1732-1813) mit 20.000 Bänden naturwissenschaftlich-medizinischer Literatur, konnte der bis dahin vorrangig theologische Bestand erweitert und ein Bestandszuwachs erreicht werden.

Die Leipziger Ratsbibliothek, die schon 1683 im ersten Stock des Gewandhausflügels am Neumarkt eine gute Unterkunft gefunden hatte, war stets mit Mitteln gut ausgestattet, die allerdings häufig zum Kauf von Antiquitäten verwendet wurden: 1714 für 1000 Taler Altertümer aus Rom, 1722 für 6360 Taler für ein Münzkabinett, 1735 für 2091 Taler eine Kunstsammlung aus dem Nachlaß des Feldmarschalls Graf August Christoph von Wackerbarth (1662-1734), 1742 für 2000 Taler eine Sammlung geschnittener Steine. Gleichwohl kam es 1758 zur Erwerbung der umfangreichen Sammlung zur sächsischen Geschichte des Buchauktionators und Geschichtsschreibers Georg Christoph Kreyssig (1697-1758). 1777 folgten für 270 Taler die Bibliotheca Horatiana des Bibliothekars Johann Wendelin Neuhaus (1713-1775) und 1782 für 579 Taler die Bibliotheca Ciceroniana des Leipziger Professors Johann August Ernesti (1707-1781). Eine Präsenzbenutzung war von 1711 bis 1835 jeden Mittwoch und Sonnabend für die Leipziger Bürgerschaft möglich. Durch den Historiker Johann Jacob Mascov (1689-1761) entstanden nach 1735 brauchbare Kataloge.

Notwendig blieb für wissenschaftliche und literarische Arbeiten die Nutzung eigener Büchersammlungen. So entstand in Leipzig 1719 die Bibliothek der im Zuge der Bildung deutscher Sprachgesellschaften gegründeten, seit 1717 Deutschübenden Poetischen Gesellschaft, seit 1722 Deutsche Gesellschaft zu Leipzig. Ihr erster Katalog wies 1724 etwa 1000 Bücher nach. Die Bibliothek wuchs bis 1750; der dann nur noch erhaltene Buchbestand wurde 1827 der Ratsbibliothek übergeben. Seit 1962 hat die Bibliothek der Deutschen Gesellschaft, Bibliotheca Societatis Teutonicae (BST), mit einem umfangreichen Bestand an Barockliteratur ihren Standort in der Universitätsbibliothek Leipzig.

Unabhängig vom orthodoxen Lehrbetrieb der Universität hatten die Naturwissenschaften ihre eigenständige Entwicklung genommen. Nach mehrfachen Aufforderungen des Kurfürsten Friedrich August I. an die Universität (1711 und 1725) wurde schließlich 1780 der Turm der kurfürstlichen Pleißenburg für die Einrichtung einer Sternwarte bestimmt. Sie wurde nach einem notwendigen Umbau 1787/91 am 3. Februar 1794 eingeweiht und konnte im Wintersemester 1794/95 erstmals genutzt werden. Neben einer vorerst dürftigen Ausstattung mit Instrumenten entstand eine Bibliothek durch Büchergeschenke 1789 von Landkammerrat Carl Friedrich Kregel von Sternbach (†1790), 1790 von Dr. Carl Friedrich Trier und 1803 vom sächsischen Gesandten in England Graf Hans Moritz von Brühl (1736-1811). Nach dem Neubau der Sternwarte und dem Umzug ins Johannistal (1860/61) war die Bibliothek 1875 auf 3500, 1893 auf 7000 und bis zur vollständigen Zerstörung 1943 auf 15.000 Bände angewachsen.

Ohne eigene Bibliothek blieb die 1774 von Fürst Joseph Alexander Jablonowski (1712-1777) gestiftete Jablonowskische gelehrte Gesellschaft, deren Preisfragen und ausgelobte Preise in Form goldener Denkmünzen im Wert von 24 Dukaten die erhoffte Belebung wissenschaftlicher Studien und damit die Förderung junger Talente durchaus erreichte. Die letzte Goldmedaille erhielt 1936 der spätere Professor für Acker- und Pflanzenbau Anton Arland (1895-1975). Die Preisschriften und das Archiv der Gesellschaft gingen in den Bestand der Leipziger Universitätsbibliothek ein.

In der Residenzstadt Dresden wurde neben den fürstlichen Sammlungen eine Reihe fachbezogener Bibliotheken eingerichtet, so 1718 die Büchersammlung des Kadettenkorps, der früheren Militär-Bildungsanstalt und späteren Königlichen Kriegsschule, durch den Feldmarschall Graf August Christoph von Wackerbarth. 1728 entstand die Sammlung des Cabinets der mathematischen und physikalischen Instrumente, später als Mathematisch-Physikalischer Salon mit dem 1784 eingerichteten Observatorium und seinem Bestand an wertvollen astronomischen Werken. 1742 kam die Bibliothek des Ingenieurkorps hinzu, die 1849 in die Bibliothek des Königlich Sächsischen Generalstabs übernommen wurde. 1768 wurde die Bibliothek der Akademie der bildenden Künste gegründet, die 1814 durch die Bibliothek des Oberlandbaumeisters Johann Gottlob Hauptmann (1755-1813) vermehrt wurde. 1764 entstand die Büchersammlung der in Leipzig gegründeten Ökonomischen Gesellschaft, die 1767 durch die Sammlung des Appellationsrats von Benningsen erweitert und 1817 nach Dresden verlegt wurde. Die Gründung einer privaten Tierarzneischule im Jahre 1774, die 1817 als Tierarzneischule der Chirurgisch-medizinischen Akademie, dann 1856 der Kommission für Veterinärwesen zugeordnet wurde, führte ebenfalls zu einer Bibliotheksgründung; 1912 kam es zu einer Neuordnung dieser Bibliothek, die, auf 6200 Bände angewachsen, 1923 von der Universitätsbibliothek Leipzig übernommen wurde. Schließlich wurde 1777 die Sammlung des Landes-Medizinalkollegiums gebildet mit Übernahme von Büchern aus dem Besitz des Leibarztes Hofrat Johann Wilhelm Friedrich Jahn, erweitert 1779 um Dubletten aus der Kurfürstlichen Bibliothek und 1782 um den Nachlaß des Leibarztes Hofrat Karl Philipp Gesner (1719-1780).

Der für Sachsen herausragenden wirtschaftlichen Bedeutung von Bergbau und Hüttenwesen wurde die Gründung der Bergakademie Freiberg 1765 gerecht, der ältesten montanwissenschaftlichen Hochschule Deutschlands. Ihre Fachbibliothek entstand gleichzeitig durch Büchergeschenke des Generalbergkommissars Friedrich Anton von Heynitz (1725-1802) und des Oberberghauptmanns Friedrich Wilhelm von Oppel (†1769) und wurde 1819 durch die wertvolle Bibliothek des Bergrates Professor Abraham Gottlob Werner (1750-1817) erweitert.

Als Provinzialakademie war 1779 in Görlitz auf Anregung des Görlitzer Juristen, Historikers und Sprachforschers Karl Gottlob Anton (1751-1818) die Oberlausitzische Gesellschaft zur Beförderung der Natur- und Geschichtskunde gegründet worden. Der Anregung von 1780, eine eigene Büchersammlung aufzubauen, folgte man zunächst 1790 bis 1793 mit der Einrichtung einer Lesebibliothek für das breite Publikum, die auf Dauer aber nicht zu finanzieren war. Erst mit Übernahme der Bibliothek von Karl Gottlob Anton (1801) und der eines weiteren Gründungsmitglieds, Adolph Traugott von Gersdorf (1744-1807), konnte 1807 der Grundstock einer Sammlung von 25.000 Bänden gelegt werden. Durch weitere Vermächtnisse war der Bestand vor der kriegsbedingten Auslagerung 1943 auf 120.000 Bände angewachsen. Ein großer Teil der ausgelagerten Bestände konnte 1945 allerdings nicht zurückgeführt werden. Er befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Breslau [Wroclaw]. Nach Auflösung der Gesellschaft (1945) hat die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften, in Trägerschaft der Stadt Görlitz, auch die nicht ausgelagerten Bestände der Milichschen Gymnasialbibliothek aufgenommen.

Für die Entwicklung des sächsischen Schulwesens und seiner Schulbibliotheken war die von dem Professor für Theologie Johann August Ernesti (1707-1781), dem langjährigen Rektor der Thomasschule, 1773 verfaßte Erneuerte Schulordnung von nachhaltiger Wirkung. Sie sah eine klare Abgrenzung der gelehrten Mittelschule nach unten (Volksschule) und oben (Universität) und die Einrichtung der einzelnen Schulklassen nach Alter und Leistung der Schüler vor. Auf eigene Schulbibliotheken geht die Ordnung nicht ein; sie setzte aber in der Neuorganisation des Schulwesens und den damit gestellten Forderungen eine Unterstützung des gelehrten Unterrichts durch eigene Büchersammlungen voraus, der im 19. Jahrhundert zahlreiche Schulbibliotheken entsprochen haben. Im 18. Jahrhundert ist nur in wenigen Fällen eine neue Schulbibliothek entstanden, so in Delitzsch 1717, in Görlitz 1726 mit der von Johann Gottlieb Milich (1678-1726) testamentarisch gestifteten, außerordentlich umfangreichen und wertvollen Sammlung seiner Bücher für das Gymnasium;[13]  in Dresden 1767 bei der Neustädter Schule; in Leipzig 1780 bei der Nikolaischule; in Bautzen 1790; auch 1787 bei dem ersten Lehrerseminar in Dresden-Friedrichstadt, dem bis 1811 weitere in Freiberg, Plauen und Zwickau folgten. Ansonsten bildeten im 18. Jahrhundert die sächsischen Schulbibliotheken eine bedeutende Quelle für die Übernahme ausgewählter wertvoller Bestände in die Kurfürstliche Bibliothek in Dresden.

Nur vereinzelt kam es im 18. Jahrhundert zur Neugründung von Kirchenbibliotheken. Sie entstanden aus Stiftungen adeliger Patronatsherren oder dem wissenschaftlichen Interesse einzelner Geistlicher. Dazu gehörte in Rochlitz die 1708 aus der Stiftung von 100 Gulden der Catharina Elisabeth Hermann (†1698) gegründete Büchersammlung; in Rötha die 1710 vom Geheimen Ratskanzler Freiherr Otto Heinrich von Friesen (1654-1717) gestiftete Bibliothek; in Hainewalde bei Zittau 1714 die Stiftung des Rittergutsbesitzers Oberst O. L. von Canitz, der 1714 aus dem Nachlaß des Pastors Lehmann dessen Sammlung aufkaufte und zur Vermehrung ein Kapital von mehr als 100 Talern vergab; in Hoyerswerda 1717 die von Amtmann Kotte und dem Pastor primarius Samuel Martini angelegte Sammlung; und in Röhrsdorf bei Wilsdruff 1750 die vom Kirchenpatron Geh. Kriegsrat Johann August von Ponickau auf Klipphausen (*1718) gestiftete Sammlung von 1400 Bänden, die durch die Zinsen eines vom Ortspfarrer Wilhelm Theodor Schmidt (†1799) vermachten Kapitals von 100 Talern vermehrt wurde. In Dresden entstand eine Bibliothek bei der Kreuzkirche in der Altstadt, die 1760 vollständig verbrannte, jedoch durch Ankäufe aus den Zinsen des Eulenbegk'schen Legats von 4000 Talern wieder aufgebaut wurde, seit 1836 regelmäßig erweitert und durch die Bibliothek ihres Pastors Superintendent Karl Christian Seltenreich (1765-1836) vermehrt wurde. In Wechselburg gab es seit 1753 die durch Vermächtnis des Pastors Christian Friedrich Müller (†1709) gestiftete eigene Büchersammlung. In Döbeln bildete 1780 das Vermächtnis der bedeutenden eigenen Sammlung des Pfarrers Johann Friedrich Aster (1714-1780) den Grundstock der Kirchenbibliothek. In Grünberg bei Dresden gab es 1780 die durch Stiftung eines Kapitals von 400 Talern durch die verwitwete Gräfin Charlotte Sophie von Hoym, geb. Gräfin von Beichlingen entstandene, auf 600 Bände angewachsene Bibliothek, die jedoch 1847 beim Brand des Pfarrhauses vernichtet wurde.

Von großer Bedeutung im Zeitalter der Aufklärung waren die Privatbibliotheken der Gelehrten. Sie waren selten von Dauer, im besten Fall staatlichen Bibliotheken gestiftet oder von ihnen erworben, in der Regel von den Erben verauktioniert, wurden zerstreut und vereinzelt oder in Teilen neuen Sammlungen zugeordnet. Für das Jahrhundert von 1731 bis 1830 sind durch Auktionskataloge in Leipzig mindestens 1300, in Dresden mindestens 315 Versteigerungen nachzuweisen. So hat der Leipziger Universitätsproklamator Christoph Gottlob Weigel zwischen 1778 und 1794 99 Auktionen veranstaltet, bei denen die Bibliotheken von 42 namentlich genannten Angehörigen der Universität zur Versteigerung kamen. Etwa eine Hälfte waren geschlossene Gelehrtenbibliotheken, die andere umfaßte das Versteigerungsgut vieler Vorbesitzer. Der Ratsproklamator Christian Friedrich Hecht hatte dagegen von 1772 bis 1794 nur eine geschlossene, namentlich bekannte Bibliothek anzubieten; das Material für 138 weitere Auktionen kam aus vielfältigem Einzelbesitz.

Es wurden aufgelöst, kamen unter den Hammer oder wurden anderen Bibliotheken gestiftet: 1732 die Sammlung des Historikers Justus Gotthard Rabener (1702-1812); 1734 die des Juristen Michael Heinrich Gribner (1682-1734); 1738 die des sächsischen Gesandten Carl Heinrich Graf von Hoym (1694-1736), in Paris zusammengetragen und dort versteigert; 1748 die des Mediziners Johann Zacharias Platner (1694-1747); 1750/51 die des Theologen Valentin Ernst Löscher (1673-1749) mit 40.000 Bänden; 1755 die des Arztes Johann Benjamin Böhmer (1718-1754); 1759 die des Bibliothekars und Historikers Christian Gottlob Jöcher (1694-1758); 1767 die des Schriftstellers und Literaturkritikers Johann Christoph Gottsched (1700-1766), in Teilen erworben von der Großherzogin Anna Amalia in Weimar, während die altdeutschen Handschriften 1793 auf Umwegen in die Dresdner Hofbibliothek kamen; 1780 die des Leipziger Gelehrten und Gohliser Schloßherrn Johann Gottlob Böhme (1717-1780), deren 6500 Bände an Fachliteratur die Universitätsbibliothek erhielt, während die schöngeistige Bibliothek mit 455 Bänden auf dem Landsitz verblieb und heute als Bibliotheca Villatica Gohlisiana zur Stadtbibliothek gehört; 1789 die des Kriegsrats Johann August von Ponickau (1718-1812) mit 14.000 Bänden vorwiegend zur sächsischen Geschichte, die der Sammler der Universitätsbibliothek Wittenberg stiftete, nachdem er 1400 Bände an die Kirchenbibliothek Röhrsdorf bei Wilsdruff übergeben hatte; 1795 und 1799 die des berühmten Leipziger Typographen Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (1719-1794), die mit ihrem umfassenden Bestand zur Druckgeschichte in alle Winde zerstreut wurde; 1801 die des Finanzrats Friedrich Wilhelm Freiherr von Ferber (1732-1800); 1807 die des Philologen und Bibliothekars Johann Christoph Adelung (1734-1800); 1816 die des Theologen Franz Volkmar Reinhard (1753-1812); 1834 die des Philologen Christian Daniel Beck (1757-1832); und 1835 die des Schriftstellers Carl August Böttiger (1760-1835).

Dauerhafter erwiesen sich in Sachsen die Bildungs- und Unterhaltungsbibliotheken des Landadels, die in vielen Fällen bis zur Enteignung durch die Bodenreform 1945 Zeugnis ablegten für die geistige Existenz und Bildungsphäre eines weltläufigen Adels. Im Zeitalter der Aufklärung steht dafür beispielsweise in Schleinitz bei Lommatzsch die durch Joachim Dietrich von Bose (1680-1742) mit dem Ankauf einer Miltitz'schen Büchersammlung begründete, dann als Herrschaftlich von Zehmen'sche Bibliothek (Fideikommiss) ca. 4000 Bände umfassende Sammlung, zu der lediglich 6 Prozent deutsche, aber 33 Prozent französische Bücher gehörten und in der deutsche Klassiker mit weniger als 10 Prozent, Geschichte und Geographie mit 17 Prozent vertreten waren. Als Kleinod einer sorgsam gepflegten Büchersammlung kann die Schloßbibliothek von Gaußig gelten, deren Grundstock vom Königlich polnischen, kurfürstlichen sächsischen Kammerrat und Bankier Peter Freiherr von Riaucour 1766 beim Kauf (für 100.000 Taler) der Güter Gaußig, Klein Gaußig, Diehmen, Golenz, Medewitz, Drauschkowitz, Brösang, Kattschwitz und Birkenrode angelegt und von seinen Erben bis zur Enteignung 1945 erweitert wurde. Der Buchbestand von 7500 Bänden, erfaßt in einem um 1800 angelegten Katalog, der 1900 Titel meist vielbändiger Werke umfaßt, war in vier Hauptgruppen gegliedert: Theologie, Jurisprudenz, Wissenschaften und Künste, Geschichte. Er enthält vorwiegend französische Werke; die deutschen Dichter sind durch die von dem Nachdrucker Christian Gottlob Schmieder in Karlsruhe verlegten Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter (1774-1794), aber auch durch die Göschen'schen Prachtausgaben der Werke Wielands und Klopstocks vertreten.[14] 

Der pädagogische Optimismus der Aufklärung führte, vielfach bedingt durch den schwierigen Zugang zu öffentlichen Bibliotheken, nicht nur zum Aufbau privater Bibliotheken, sondern auch zur Bildung privater Lesekabinette und Lesegesellschaften. In Leipzig befand sich, nach der Gründung einer Leihbibliothek durch Johann Conrad Seiler (1780), das durch den Leipziger Buchhändler Johann Gottlieb Beygang (1755-1823) zu Beginn des Jahres 1795 eröffnete Museum: eine Institution, die dem ernsthaften Studium, der Zeitungs- und Journallektüre (1799 mit 33 politischen Zeitungen, 24 gelehrten Zeitungen, 91 Journalen), aber auch der gelehrten und politischen Konversation dienen sollte und mit der eine Lese- und Leihbibliothek verbunden war (1799 in 10.500 Nummern mit etwa 70.000 Bänden). Damit wurden sowohl die Ratsbibliothek mit 35.000 Bänden als auch die Universitätsbibliothek mit 25.000 Bänden in den Schatten gestellt. Die täglich von 8 bis 21 Uhr geöffnete Anstalt galt als beste und großartigste in ganz Deutschland. Der Jahresbeitrag betrug 12 Taler, die im voraus zu entrichten waren. Mindestens 200 Abonnenten waren vonnöten, damit das Institut wirtschaftlich überleben konnte. Eine 1808 veröffentlichte Mitgliederliste verzeichnete zwar 1193 Namen von Intellektuellen, Kaufleuten und Buchhändlern, Beamten der Gerichte, der Staats- und Stadtverwaltung, aber nur wenige anderer Berufsgruppen (fünf Baumeister, ein Musikdirektor, ein Gastwirt, drei Studenten, zwei Schreiber, ein Schauspieler, ein Gutsbesitzer). Trotzdem konnte sich das Unternehmen bei dem zeitbedingten Niedergang des Buchhandels und der Büchermessen während der napoleonischen Herrschaft nicht halten; Beygang mußte 1811 Konkurs anmelden. Die Leihbibliothek wurde zunächst noch fortgeführt, bis er sie 1820 verkaufen mußte.[15]  In Leipzig bestanden 1799 noch 8 weitere Leihbibliotheken.

In Dresden eröffnete Peter Georg Morgenthal die erste Leih- und Lesebibliothek für geschichtliche und Schöne Literatur in Zusammenhang mit seinem 1727 konzessionierten Antiquariatsgeschäft. Ein erstes Verzeichnis gab 1729 die Romane und historischen Bücher bekannt, so ums Geld zu lesen verliehen werden ..., wöchentlich vor 1 Groschen von Stück gegen Einsetzung tüchtigen Pfandes. 1777 wurde die Hilschersche Leihbibliothek eröffnet. 1784 folgten die Lesegesellschaft und Leihbibliothek des Schneidermeisters Johann Friedrich Schmidt, die bis 1844 von Schmidt's Erben weitergeführt, dann von der Familie Unruh übernommen wurde und noch 1941 bestand. Das bedeutendste Lektürekabinett war aber das von Johann Christoph Arnold (1763-1847) zusammen mit dem Advokaten Friedrich Gottlob Pinther 1799 gegründete Museum, das bei seiner Eröffnung ein Lesezimmer für 124 Journale und Zeitungen, einen Bibliothekssaal mit zuletzt 20.000 Bänden, ein Zimmer für die gesellschaftliche Unterhaltung mit Wörterbüchern, Lexika, Landkarten und Schreibmaterialien, eine Galerie mit Gemälden, Kupferstichen und mechanischen Kunstwerken zur Ansicht und zum Verkauf sowie ein für die Musik bestimmtes Kabinett mit einem Pianoforte und allen neuen Musikalien aufwies. Das Museum bestand auch nach dem Ausscheiden Arnolds (1801) und den damit bedingten Unterbrechungen bis 1835.[16] 

Das philanthropische Anliegen der Aufklärung, alle Bevölkerungsschichten am gemeinverständlichen Wissen teilnehmen zu lassen, dem im 19. und 20. Jahrhundert eine breite Volksbüchereibewegung entsprach, ist in seinen ersten Ansätzen im 18. Jahrhundert erkennbar, so in der Dorfbibliothek von Miltitz bei Meißen. Das Dorf hatte Ende des 18. Jahrhunderts knapp 300 Einwohner und war seit 1756 im Besitz des Carl Wilhelm Beno von Heynitz (1738-1801). Er war seit 1770 Mitglied der von Graf Hohenthal gegründeten Sozietät, wurde 1775 als Assessor im Freiberger Oberbergamt tätig und war ab 1778 mit Berufung zum Berghauptmann und Kammerherrn Direktor des kursächsischen Bergbaus. Zu einer ganzen Reihe von Einrichtungen zur Beförderung wahrer Aufklärung und Menschenglückseligkeit gehörte auch die 1784 von seiner Gattin, einer Enkelin des berühmten Goldschmiedes Dinglinger, gegründete Dorfbibliothek mit einem Bestand der gemeinnützigsten und gemeinverständlichsten ökonomischen, moralischen und anderer zur Aufklärung, vernünftiger Unterhaltung und Erbauung dienender Bücher. 1837 umfaßte die Bibliothek 146 Bände, um 1900 war der Bestand auf 350 Bände angewachsen. Sie ist heute nicht mehr nachweisbar.[17]  Die Bibliotheken im Königreich Sachsen Der Niedergang sächsischer Macht und Bedeutung in der europäischen Politik zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde erst nach dem Tode Friedrich August II. (reg. 1836-1854) überwunden. Voraussetzungen waren vorsichtige Staatsreformen, besonders aber wirtschaftliche Erfolge des sächsischen Gewerbefleisses, die an der Entwicklung zum modernen Industriestaat entscheidenden Anteil hatten. Das Land erhielt 1831 eine liberalere Verfassung, die bis 1918 bestand. 1832 wurden eine Städteordnung und das Gesetz über die Aufhebung der Fronpflicht der Bauern erlassen, 1833 der Anschluß an den preußisch-süddeutschen Zollverein vollzogen, 1835 eine einheitliche Verwaltungsgliederung geschaffen. Die Gewerbefreiheit wurde 1861 eingeführt.

Für die Entwicklung des Bibliothekswesens waren diese Veränderungen von nachhaltiger Wirkung. Der repräsentative Charakter einer glanzvollen Hofbibliothek (seit 1806 Königliche Öffentliche Bibliothek) konnte bei unzureichendem Etat und unklaren Kompetenzen vorgesetzter Ministerien nicht aufrecht erhalten werden. Trotz der Einführung einer modernen Verwaltungsreform unter Joseph Heinrich Gustav Ernst Förstemann (1841-1900, Amtszeit 1865-1887)[18]  wurde nach 1865 eine Begrenzung des Sammelauftrages auf die am besten ausgestatteten Fächer Geschichte (besonders Landesgeschichte mit den Hilfswissenschaften und den Staatswissenschaften), auf die philologischen Fächer und die Kunstwissenschaft notwendig. Überdies wurde ein Zusammenwirken mit alten und neuen wissenschaftlichen Universal- und Fachbibliotheken unumgänglich.

Besonders deutlich wurde diese Entwicklung bei der Landesuniversität in Leipzig und der in Dresden 1828 gegründeten polytechnischen Schule, der nach Karlsruhe (1825) zweiten derartigen technischen Bildungsanstalt, die sich 1890 zur Technischen Hochschule und 1961 zur Technischen Universität entwickelte. Der Aufschwung der Wissenschaften im Zeitalter der Aufklärung hatte die Reformbedürftigkeit der Leipziger Universität bloßgelegt. Antiquiert waren Verfassung und Institutionen der Hohen Schule, sinnentleert ihr Traditionsverständnis, erschöpft die Finanzen, überaltert der Lehrkörper, verfallen die Gebäude. Aber erst 1830 verfügte das Adelskabinett in Dresden die längst fällige Reorganisation der Landesuniversität, die mit ihrer neuen Verfassung die Grundlagen zur Umbildung in eine Universitas Litterarum erhielt. Damit war auch die Entwicklung ihrer Bibliothek vorgezeichnet, die trotz lange nicht gelöster Raumprobleme und zunächst weiter geringen Bestandszuwachses nach der Mitte des 19. Jahrhunderts einen bedeutenden Aufschwung nahm. Entscheidend war die Einsetzung eines ersten Berufsbibliothekars, der die meist beiläufige Leitung der Bibliothek durch einen Professor ablöste. Mit der Berufung von Karl Ernst Gotthelf Gersdorf (1804-1874), der 1833 als Oberbibliothekar eingesetzt wurde, setzte eine erstaunliche Entwicklung ein. Die Erweiterung des Bestandes, die im Jahr 1809 25.000 Druckschriften betragen hatte, wuchs 1858 auf 200.000 Bände, 1875 auf 500.000, 1909 auf 550.000. Ein wachsender Etat, der noch 1821 durch Beschluß der Stände in Dresden bei 400 Talern jährlich lag, erreichte 1891 knapp 40.000 und 1908 60.000 Mark. Der Bau eines monumentalen Bibliotheksgebäudes (1891) sicherte der Universität und dem Land eine den Forderungen moderner Wissenschaft genügende leistungsfähige Bibliothek.

Die großzügige Ausstattung der Universität in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ermöglichte mit Einführung und Entwicklung neuer Wissenschaftsrichtungen nicht nur den Bau neuer Gebäude, Laboratorien und Kliniken sondern auch die Einrichtung eigener Institutsbibliotheken zur schnellen und griffbereiten Versorgung mit neuester Literatur. Zum 500jährigen Jubiläum der Universität (1909) besaß die Theologische Fakultät sechs Spezialbibliotheken, die Bibliothek des Prediger-Kollegiums zu St. Pauli (gegr. 1862) und eine theologische Studentenbibliothek; die Juristische Fakultät eine Sammlung von 10.000 Bänden; die Medizinische Fakultät 18 Instituts- und Klinikbibliotheken; die Philosophische Fakultät 32 Bibliotheken, darunter so bedeutende wie die Bibliothek des Instituts für Kultur- und Universalgeschichte, gegründet 1906/09 durch Karl Lamprecht (1856-1915). Alle Sammlungen sind bei den Bombenangriffen auf Leipzig 1943 und 1945 vernichtet worden.

Nach den deutschen Akademien in Berlin (gegr. 1700), Göttingen (1751) und München (1759) wurde auch in Leipzig 1846 in der Nachfolge der Jablonoviana (gegr. 1774) eine mit der Universität eng verbundene Gesellschaft der Wissenschaften gegründet: die Königlich Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. Einer ihrer Mitbegründer, der Mathematiker und Philosoph Moritz Wilhelm Drobisch (1802-1896), kennzeichnete ihre Aufgabe so: Eine Gesellschaft der Wissenschaften muß es versuchen, ohne irgendwelche Rücksicht auf Stand und Lebensberuf alle Kräfte zu vereinen, von deren tätiger Teilnahme an ihren Arbeiten eine Bereicherung des Wissens sich erwarten läßt. Bei der Gründung wurde vereinbart, daß die Universitätsbibliothek die Aufgabe einer Akademiebibliothek wahrnahm und alle der Gesellschaft durch Tausch oder Schenkung zugehenden Schriften mit entsprechender Kennzeichnung in ihre Bestände aufnahm.

Auch beim Ausbau der Ratsbibliothek, die seit 1830 die Bezeichnung Stadtbibliothek führte, konnte durch deren Leiter Robert Naumann (1809-1880) 1835 eine Abstimmung der Sammelgebiete mit der Universitätsbibliothek in der Form festgelegt werden, daß die Stadtbibliothek vor allem geisteswissenschaftliche Fächer, besonders deutsche und sächsische Geschichte, Sprache und Literaturwissenschaften, deutsche und fremdsprachige Belletristik sammeln sollte. In der langen Amtszeit Naumanns (1835-1880) konnten bedeutende Erwerbungen gemacht werden, so 1838 die Bibliothek des Leipziger Professors Karl Heinrich Ludwig Poelitz (1772-1838) mit 30.000 Bänden und 1856 die des Leipziger Musikwissenschaftlers Karl Ferdinand Becker (1804-1877) mit 3700 Bänden. Wichtige Katalogarbeiten wurden zur Erschließung der Bestände geleistet. Als Begründer und Herausgeber des Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur ist Naumann für die Jahre von 1840 bis 1870 weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt geworden. Die Büchersammlung der Stadt (1920 mit 140.000, 1942 mit 185.000 Bänden angegeben) wurde 1943 fast vollständig vernichtet.

Leipzig war seit Privilegierung seiner Messen durch Kaiser Maximilian I. (1507) und den damit verbundenen ständigen Buchmessen (1594 erschien der erste Meßkatalog) immer mehr zu einem Mittelpunkt des deutschen Buchhandels geworden. Einem ersten Versuch zur Gründung einer Buchhandelsgesellschaft in Deutschland durch Philipp Erasmus Reich (1717-1787) folgte 1825 der Zusammenschluß von zunächst 99 Buchhändlern aller Sparten des Wirtschaftszweiges zum Börsenverein der Deutschen Buchhändler. Seine Bestrebungen beim Kampf gegen die Zensur, gegen den Nachdruck, für ein Urheberrecht, für den festen Ladenpreis, für bessere Ausbildung und für die vollständige Sammlung der deutschen Literatur waren in den folgenden Jahrzehnten auch von maßgebendem Einfluß auf die Entwicklung der Bibliotheken.

Eine eigene Bibliothek des Börsenvereins wurde 1844 gebildet durch den Ankauf der Sammlung des verstorbenen Buchhändlers J. C. St. Schmaltz (Buchhandlung 1842-1854) und der Nachlässe von Paul Gotthelf Kummer (1750-1835) 1844, Albrecht Kirchhoff (1827-1902) sowie dem Erwerb der Sammlungen des Antiquars Heinrich Lempertz (1816-1898) in Köln (1876) und (1887) der Ornamentstichsammlung von Fidelis Butsch (1805-1879). Sie umfaßte 1875 nahezu 4000 Titel, 1920 40.200, 1942 62.000 Bände, 1430 Aktenfaszikel, 40.000 Verlagskataloge und 65.000 buchhändlerische Geschäftsrundschreiben und wurde beim Bombenangriff auf Leipzig 1943 fast vollständig vernichtet. Die geretteten Teile sind dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei übergeben worden.

Der große Wurf gelang dem Börsenverein mit der Gründung der Deutschen Bücherei. Die Bestrebung zu einer Deutschen Nationalbibliothek führte 1848 zu einer Sammlung von 4500 Bänden; sie wurden 1851 dem Germanischen Museum in Nürnberg überlassen und 1938 der Deutschen Bücherei übergeben. Erst die Denkschrift des Dresdner Verlegers Erich Ehlermann (1857-1937), Eine Reichsbibliothek in Leipzig (1910), fand die ungeteilte Unterstützung der Verleger, so daß am 1. Januar 1913 mit der Sammlung der Bücher und Zeitschriften begonnen werden konnte. Der Buchhandel, die Stadt Leipzig und das Land Sachsen teilten sich in die Unterhaltskosten und in die Baufinanzierung eines prächtigen und zweckmäßigen Gebäudes, das am 2. September 1916 eingeweiht wurde. Der Aufgabe, das deutschsprachige Schrifttum der ganzen Welt seit 1913 lückenlos zu sammeln, sucht man seitdem trotz aller wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten gerecht zu werden.

Zur besseren Ausbildung der Angehörigen des Buchhandels und des polygraphischen Gewerbes hatte auch der Leipziger Buchhandlungs-Gehülfen-Verein 1859 eine kleine Bibliothek eingerichtet, die aber keinen langen Bestand hatte, da der Verein 1872 Mitglied des Allgemeinen Buchhandlungsgehilfenverbandes wurde. So war 1852 vom Verein der Buchhändler in Leipzig eine Buchhandelsschule gegründet worden, die 1928 vom Börsenverein übernommen wurde. Dazu wurde 1884 vom Centralverein für das gesammte Buchgewerbe, dem späteren Deutschen Buchgewerbeverein, ein Museum umfassender Muster- und Studiensammlungen als Vorbilder für technische Druck- und Reproduktionsverfahren, für Buchgestaltung und künstlerischen Schmuck gegründet. Der Bestand des Museums von 4700 Bänden und ca. 6000 Einzelblättern wurde 1886 um die Königlich Sächsische Bibliographische Sammlung (Klemmsche Sammlung, zusammengetragen von Heinrich Klemm, 1819-1886) von 3050 Bänden (650 Inkunabeln) hervorragend ausgestatteter Drucke und um die ca. 1000 Blatt der Brockhaus'schen Sammlung von Inkunabeln zur Geschichte der Lithographie erweitert. 1888 konnte in enger Zusammenarbeit mit dem Börsenverein eine Unterkunft im Deutschen Buchhändlerhaus gefunden werden. Eigene Räume erhielt das Museum 1900 im Deutschen Buchgewerbehaus. Das kontinuierliche Wachstum, die Erweiterung der Sammelgebiete zu einem Fachmuseum für die Geschichte von Buch und Schrift aller Zeiten und Völker fand durch die Kriegsverluste 1943 einen tiefen Einschnitt: von 62.000 Titeln (1943) gingen 55.000 Bücher verloren. Ende 1945 wurden durch gezielte Beschlagnahme ausgelagerter Bestände Teile der Klemmschen Sammlung, der Forrer-Zeugdruck-Sammlung und der Becker-Einbandsammlung (Dr. Carl Becker, Karlsbad) durch die sowjetische Besatzungsmacht nach Moskau (Russische Staatsbibliothek) überführt. Nach Auflösung des Deutschen Buchgewerbevereins 1949 wurden die erhalten gebliebenen Bestände 1950 der Deutschen Bücherei übertragen. Als Bibliotheksabteilung konnte das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei wieder eigene Museumsräume einrichten, den Bestand auch 1950 durch Übernahme von Titeln aus dem aufgelösten historischen Bestand der Leipziger Stadtbibliothek und 1959 der erhalten gebliebenen knapp 20.000 Bände der Bibliothek des Börsenvereins erweitern. Er beträgt inwischen rund 56.500 Musterblätter und mehr als 60.000 Titel Fachliteratur.

Den erheblich gewachsenen Forderungen an Wissen und Können in Wirtschaft und Technik wurden neugegründete Schulen, aber auch zahlreiche Vereine und Gesellschaften gerecht. Die Bibliothek der Königlich Technischen Hochschule in Dresden, 1828 als Technische Bildungsanstalt gegründet (ab 1851 Polytechnische Hochschule, ab 1871 Polytechnikum, ab 1890 Technische Hochschule und ab 1961 Technische Universität), entstand aus den Beständen der von der Sächsischen Ökonomischen Gesellschaft überlassenen Büchersammlung. Dazu kam 1833 die Bibliothek der Königlich Sächsischen Landes-Ökonomie-Manufaktur- und Commerziendeputation. Bei steigendem Etat und der Übernahme artverwandter Bibliotheken (so 1851 der Bibliothek der Baugewerkenschule, 1906 der des Sächsischen Ingenieur- und Architektenvereins), wuchs der Bestand 1876 auf 15.000 und 1915 auf 60.250 Bände an. Er wurde durch 790.000 englische und 280.000 deutsche Patentschriften ergänzt. Dazu kamen die Bibliothek des Botanischen Instituts (10.000 Bände), des Elektrotechnischen Instituts (600 Bände), des Mineralogischen und Geologischen Instituts (775 Bände), des Maschinenbaulaboratoriums (1800 Bände) und des Hygienischen Instituts (2000 Bände).

Als landbautechnische Bildungsanstalt war nach Gründung der Freiberger Bergakademie für die forstliche Ausbildung 1816 die Königlich Sächsische Forstakademie Tharandt eröffnet worden. 1904 erhielt sie den Rang einer Hochschule, wurde 1923 zur Forstlichen Hochschule Tharandt umbenannt und 1929 an die Technische Hochschule Dresden angegliedert. Ihren anfänglichen Bibliotheksbestand verdankte sie der Privatsammlung ihres ersten, bedeutenden Vertreters der Forstkunde Heinrich Cotta (1763-1844). Der Bestand wuchs kontinuierlich, konnte allmählich auf naturwissenschaftliche Grenzgebiete erweitert werden und kam 1866 auf 3500, 1866 auf 23.000, 1920 auf 33.000, 1933 auf 40.300 und 1942 auf 41.000 Bände; durch Kriegs- und Nachkriegseinwirkungen hat er nur geringe Verluste erlitten.

Der Residenzstadt selbst erwuchs eine größere Stadtbibliothek erst 1879 mit Übernahme der Bestände der damaligen kleinen Ratsbibliothek und älterer Bestandsteile der Dreikönigskirche. Erweitert wurde die Sammlung seit 1882 um die reiche Bibliothek der Ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen und 1887 um die Bibliothek des Vereins für Geschichte Dresdens. Dazu kam 1923 die staatswissenschaftlichen Sammlung des Großkaufmanns Franz Ludwig Gehe (†1882), die 1884 gestiftet und 1885 als selbständige Bibliothek eröffnet worden war.

Wichtige Fachbibliotheken entstanden aus den Büchersammlungen der Museen der Residenzstadt, so die Handbibliothek der Königlichen Skulpturen-Sammlung (seit 1785 allmählich aufgebaut), die Handbibliothek des Königlichen Kupferstichkabinetts (seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gesammelt), die Bibliothek des Königlichen Münzkabinetts (1860), die Handbibliothek des Königlichen Zoologischen und Anthropologischen Museums (1850), die Handbibliothek des Königlichen Mineralogisch-geologischen und prähistorischen Museums (1857) und der künstlerischen Ausbildungsstätten, außerdem die Bibliothek der Königlichen Akademie der Künste (1830) und der Königlichen Kunstgewerbeschule (1876).

Die zentralen sächsischen Militärbibliotheken änderten mit den Reorganisationen der Armee mehrfach ihre Zuordnungen. Die Bibliothek des Königlich Sächsischen Generalstabes entstand 1840 aus den Beständen der Bibliothek der Ingenieur-Bildungsanstalt. Die Bibliothek der Königlich Sächsischen Artillerie-Brigade Nr. 12 war früher Teil der Bibliothek der Königlich Sächsischen Militärakademie. Die Bibliothek des Königlich Sächsischen Ingenieur- und Pionierkorps war 1879 aus der Bibliothek des Königlichen Generalstabes ausgegliedert worden.

Zur Ausbildung tüchtiger Ingenieure war 1836 in Chemnitz aus der Höheren Gewerbeschule, der Baugewerkeschule und der Werkmeisterschule die Technische Lehranstalt gegründet worden, deren Bibliothek 1891 18.000, 1920 38.000, 1942 68.000 Bände umfaßte. Die Chemnitzer Stadtbibliothek wurde 1869 mit den Beständen der früheren Lycealbibliothek (seit 1646) gegründet und übernahm auch die Bestandszugänge der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft und des Vereins für Chemnitzer Geschichte. Ihr Bestand war bis 1920 auf 50.000 Bände angewachsen.

Neben landeseigenen, in der Regel nur für die Amtsmitglieder zugänglichen umfangreicheren Behördenbibliotheken war als einzige Institution des 1870 gegründeten Deutschen Reiches das Reichsgericht nach Leipzig gelegt worden. Es hatte seine Bibliothek 1879 mit den Beständen des Reichs-Oberhandelsgerichts (gegr. 1870) begonnen. Die Bibliothek war 1920 auf 185.000, 1932 auf 260.000, 1942 auf 309.000 Bände angewachsen und hat das Kriegsende 1945 fast unbeschädigt überstanden.

In hohem Maße wurden neben staatlichen Institutionen private Vereine und Gesellschaften Träger von Fachbibliotheken. Mit den Zusammenschlüssen von Bürgern, die gemeinsam an der Lösung fachlicher und beruflicher Probleme interessiert waren, entstanden Büchersammlungen, die, oft nicht von Dauer, das Wissen der Vereinsmitglieder erweitern und den Zugriff auf andere Kenntnisse und wissenschaftliche Lösungen ermöglichen sollten. So sind zahlreiche Vereinsbibliotheken ökonomischer Gesellschaften entstanden. In Bautzen geschah dies 1828 durch den Ökonomischen Verein für den Lausitzischen Kreis. In Chemnitz entstanden Bibliotheken bei der Ökonomischen Gesellschaft für den Erzgebirgischen Kreis 1828, beim Handwerkerverein 1829, beim Industrieverein 1832, bei der Handels-Lehranstalt 1848 und beim Erzgebirgischen Gartenbauverein 1859. In Dresden wurde die 1820 von der Leipziger Ökonomischen Sozietät übernommene Sammlung zur Bibliothek der Ökonomischen Gesellschaft für das Königreich Sachsen (1875 10.000 Bände); 1842 entstand die Bibliothek des Gewerbevereins. In Leipzig bildeten sich Sammlungen bei der Polytechnischen Gesellschaft 1829, beim Kaufmännischen Verein 1859 und beim Sächsischen Seidenbauvereins 1868. Auch in zahlreichen kleineren Orten wurden Büchersammlungen aufgebaut, so in Leisnig die des Gewerbevereins 1847, in Nossen die des Bürgervereins für gewerbliche Interessen 1840, in Oschatz die des Gewerbevereins 1848, in Plauen die des Ökonomischen Vereins für den Vogtländischen Kreis 1828, in Zschopau die des Gewerbevereins 1837.

Zahlreiche naturwissenschaftliche Vereinigungen suchten ihren Mitgliedern neueste Ergebnisse der Wissenschaften zu vermitteln und Standesinteressen wahrzunehmen. So entstanden Bibliotheken in Chemnitz bei der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft 1859 und beim Ärztlichen Verein 1828. In Dresden sind sie nachweisbar bei der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde 1817, bei der Gesellschaft für Botanik und Gartenbau Flora 1828, bei der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis 1835, beim Verein für Erdkunde 1863. In Leipzig entstanden sie bei der Naturforschenden Gesellschaft 1818 (deren Sammlung 1824, vermehrt um die Bibliothek der früheren Linné'schen Gesellschaft, der Universitätsbibliothek übergeben wurde), bei der Medizinischen Gesellschaft 1829, beim Verein für Erdkunde 1861, bei der Astronomischen Gesellschaft 1863 und in Görlitz bei der Naturforschenden Gesellschaft 1811.

Von großer Bedeutung für die Regionalgeschichte wurden die an vielen Orten entstandenen Geschichtsvereine mit ihren Büchersammlungen. Eigene Bibliotheken schufen in Chemnitz der Verein für Chemnitzer Geschichte 1872, in Dresden der Königlich Sächsische Altertumsverein 1825 und der Verein für Geschichte Dresdens, dessen Sammlung später der Stadtbibliothek übergeben wurde. In Leipzig war die Bibliothek der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung vaterländischer Sprache und Altertümer 1827, die aus dem Zusammenschluß der älteren Deutschen Gesellschaft und des Sächsischen Vereins für Erforschung und Bewahrung vaterländischer Altertümer zu Leipzig entstanden war, in den Räumen der Universität am Augustusplatz aufgestellt; 1943 wurde sie vollständig vernichtet. Die Sammlung des 1867 gegründeten Vereins für die Geschichte Leipzigs verblieb beim Stadtgeschichtlichen Museum. Neben der bedeutenderen Sammlung des Freiberger Altertumsvereins bestanden auch in kleineren Orten rührige Arbeitsgruppen, so in Leisnig beim Geschichts- und Altertumsverein 1866 oder in Schneeberg beim Erzgebirgsverein 1881.

Höhere Anforderungen an die Schulen für die wissenschaftliche Vorbildung auf ein erfolgreiches Universitätsstudium führten zum erneuten Ausbau von Schulbibliotheken. Die Königlichen und Städtischen Gymnasien und Realgymnasien nahmen neben gründlicher Ausbildung ihrer Schüler auch intensiv an der wissenschaftlichen Detailforschung teil und veröffentlichten zu ihren Jahresberichten vielfältige Untersuchungen, vorwiegend zu philologischen und historischen Themen. Ein 1876 einsetzender umfangreicher Austausch ihrer Schulprogramme sicherte einen ständigen Informationsaustausch und gewährleistete das wissenschaftliche Ansehen der Institution. In Sachsen waren zwischen 1876 und 1916 40 Schulorte an diesem Programmaustausch beteiligt.[19] 

Für einen stärkeren Ausbau ihrer Schulbibliotheken sorgten die pädagogischen Einrichtungen in Bautzen, wo 1790 eine Schullesebibliothek, ab 1813 zusätzlich eine Schularmenbibliothek angelegt wurde, ab 1832 die Beteiligung am Programmtausch der sächsisch-preußischen Gymnasien erfolgte und 1861 bei dem nun staatlichen Gymnasium eine eigene Bibliothek eingerichtet wurde, die 1881 alle vorhandenen Büchersammlungen vereinte und 1948 mit ca. 9000 Bänden von der Stadtbibliothek übernommen wurde. In Borna entstanden bei den städtischen Realschulen ab 1873 eigene Sammlungen, deren Teile heute beim Gymnasium am Breiten Teich verwahrt werden. Die Bibliothek des Lehrerseminars wurde dem Museum Borna übergeben. In Chemnitz konnte beim Städtischen Realgymnasium 1858 und beim 1868 gegründeten Königlichen Gymnasium 1872 eine Bibliothek im wesentlichen aus Schenkungen angelegt werden; von ihr sind Restbestände erhalten. In Döbeln wurde mit Gründung der Realschule 1869 eine Bibliothek eingerichtet, die 1893 ca. 3500 Bände umfaßte.

In Dresden entstanden Bibliotheken 1838 bei der Dreikönigsschule und 1860 bei der Annenschule (deren Bestände an Schulprogrammen, seit 1727 gesammelt, dem Stadtarchiv Dresden übergeben wurden); weiterhin beim Vitzthumschen Gymnasium, gegründet 1828 durch Anschluß der Vitzthumschen Familienstiftung an die 1824 begründete Erziehungsanstalt des Direktors Dr. Justus Blochmann, seit 1861 öffentliches Gymnasium, dessen Bibliothek 1893 mehrere tausend Bände umfaßte und vermutlich 1945 beim Angriff auf Dresden verbrannte; schließlich beim Neustädter Gymnasium 1874 und beim Wettiner Gymnasium, wo die Bibliothek 1879 eröffnet und nach 1945 der Stadtbibliothek, nach deren Auflösung dem Stadtarchiv und der Sächsischen Landesbibliothek übergeben wurde. In Freiberg gelang die Bewahrung und Erweiterung der Andreas-Möller-Bibliothek beim Geschwister-Scholl-Gymnasium. In Frohburg entstand 1815 eine Schullesebibliothek durch Stiftung des Legationsrates E. Blümner; in Hainewalde bei Zittau 1839 eine aus der Schulkasse finanzierte Schullesebibliothek.

In Leipzig wurde ein ausreichendes Literaturangebot mit dem Ausbau der Büchersammlungen der Thomasschule, deren der Zerstörung entgangene Teile nach 1945 der Comenius-Bücherei übergeben wurden, mit dem Ausbau der Nikolaischule, deren Bestand von 4000 Bänden 1943 vernichtet wurde, und des Städtischen Realgymnasiums im Jahre 1863 geschaffen. Mit der Comeniusstiftung entstand 1872 in der Comenius-Bücherei eine Pädagogische Zentralbibliothek, die 1920 230.000, 1942 fast 400.000 Bände enthielt, von denen 1943 350.000 vernichtet wurden.

An allen Orten wurden Schulbibliotheken eingerichtet, so in Mittweida 1839 beim Schulverein; in Nossen 1857 beim Lehrerseminar; in Oederan eine 1840 gestiftete Schulbibliothek; in Roßwein die 1842 von Rektor Müller gestiftete Schulbibliothek; in Pirna, wo die erhaltenen Bestände der seit 1873 bestehenden Schulbibliothek dem Stadtarchiv übergeben wurden; in Plauen beim Realgymnasium die seit 1836 als Lehrerbücherei geführten Buchbestände (1929 ca. 8500 Bände), die nach mehrfachem Standortwechsel 1967 der Zentralstelle für wissenschaftliche Altliteratur übergeben wurden; und in Torgau beim Städtischen Gymnasium, wo die Schulbibliothek (1893 ca. 6500 Bände) um 1965 teils an das Zentralantiquariat, teils an die Sächsische Landesbibliothek abgegeben wurde. In Wurzen gab es 1893 bei der staatlichen Realschule eine Lehrerbibliothek (ca. 2700 Bände, 7000 Programme) und eine Schülerbibliothek. In Zittau, wo die 1855 vereinigten Bibliotheken des Städtischen Gymnasiums und der Königlichen Realschule (1893 ca. 10.000 Bände) um 1965 in Teilen an die Stadtbibliothek übergeben wurden, waren 1996 noch ca. 300 historische Bände in der Schulbibliothek vorhanden. In Zwickau wurden die erhaltenen Bestände der Gymnasialbibliotheken der Ratsschulbibliothek übergeben.

Neben dem Bücherbedarf für Wissenschaft, Bildung und Ausbildung war das wachsende Lesebedürfnis breiter Volksschichten zu befriedigen. Der soziale Wandel in der Bevölkerungsstruktur, die Alphabetisierung auch der Ärmsten durch einen umfassenden Schulzwang, das Angebot billiger Bücher, ermöglicht durch industrielle Massenfertigung und breitgefächerte Vertriebssysteme, führten zu einem geänderten Leseverhalten, dem das traditionelle Bibliothekssystem nur bedingt gewachsen war. Versuche, die gesamte Bevölkerung durch Leseanstalten zu erreichen, setzten schon Ende des 18. Jahrhunderts ein; sie führten aber erst um 1840 im Zuge der Industrialisierung und dem damit verbundenen Niedergang des Handwerks sowie der zunehmenden Verarmung und der Proletarisierung in den Städten durch das Wirken des vielfältig engagierten Rentamtmanns in Großenhain, Karl Benjamin Preusker (1786-1871), zu einem praktischen und theoretischen Erfolg. Preusker veröffentlichte nicht nur programmatische Schriften von weitreichender Wirkung, so Über öffentliche, Vereins- und Privatbibliotheken (Leipzig 1839-1840) und Bürgerhalle. Anstalten und Einrichtungen zur gewerblichen, sowie allgemeinen Fortbildung des Bürgerstandes (Meißen 1847-1850), sondern er schuf auch in Großenhain 1828 eine Schulbibliothek, die 1833 vom Stadtrat als Stadtbibliothek anerkannt wurde - die erste deutsche Bürgerbibliothek im eigentlichen Sinne des Wortes.

Die Ausbreitung von Volksbibliotheken kam im Königreich Sachsen nur zögernd voran. 1876 entschloß sich das Land, zur Förderung der Volksbildung auch die öffentlichen Volksbibliotheken materiell zu unterstützen. Einem Antrag von 1874, an die zweite Kammer des sächsischen Landtages, in das nächste Budget eine Summe zur Gründung von Volks- und Arbeiterbibliotheken einzustellen, folgte zunächst eine Umfrage nach den vorhandenen Bibliotheken. Nach den Landtagsakten von 1875/76 gab es in Sachsen 196 Bibliotheken mit einem Bestand von 72.475 Bänden, davon besaßen 64 Bibliotheken bis 100 Bände, 100 Bibliotheken bis 500, 11 Bibliotheken bis 1000 und nur 15 Bibliotheken über 1000 Bände. Die Regierung kam zwar zu dem Schluß, daß die Hauptfürsorge für die Volksbibliotheken dem Gemeinsinn der Bürger, vornehmlich den Gemeinden zu überlassen sei, stellte aber doch ab 1876 15.000 Mark in das Budget ein.[20]  Nach den Bibliotheksadreßbüchern gehörten zu den Volksbibliotheken die 1877 in Chemnitz gegründete Bibliothek mit Zweigbibliotheken und in Dippoldiswalde die 1847 zum Zwecke der Bildung des Volkes gestiftete Stadtbibliothek. In Dresden gab es die seit 1847 vom Erziehungs- und Fortbildungsverein zum Zwecke unentgeltlicher Lektüre angelegten 12 Volksbibliotheken und kleinere Büchersammlungen beim Arbeiter-Bildungsverein (1861) und beim Arbeiter-Fortbildungsverein (1870). In Görlitz entstanden 1876 eine Volksbücherei und 1895 eine Lesehalle sowie 1907 die durch eine Stiftung von 120.000 Mark des Kommerzienrates Otto Müller begründete Städtische Volksbücherei und Lesehalle. In Leipzig wurde 1848 ein Volksbibliothek-Verein gegründet, der aber erst 1851 nach einer großherzigen Stiftung des Gerichtsaktuars Christian Friedrich Gotthold Weinich (†1850) von 1000 Talern eine für Jedermann unentgeltlich zu benutzende Bibliothek im Sinne des Rentamtmanns Preusker in Großenhain einrichten konnte. In Plauen entstand die nach Anregung der Schriften Preuskers 1840 gestiftete Stadtbibliothek zum allgemeinen Gebrauche.

Die im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts einsetzende Bücherhallenbewegung fand in Sachsen nur bedingt breiteren Widerhall. Die Kommunen stellten nur zögerlich angemessene Mittel zur Verfügung. In Leipzig gewährte die Stadt 1875 eine einmalige Zahlung von 3400 Mark und eine jährliche Unterstützung von 1800 Mark aus dem städtischen Budget. 1886 bestanden hier 5 Volksbibliotheken, die vom Verein für Volkswohl, und eine weitere, die vom Volksbibliothek-Verein unterhalten wurde. Die Stadt unterstützte alle 6 Bibliotheken mit insgesamt 3000 Mark jährlich. Dagegen eröffnete der 1861 in Leipzig gegründete Gewerbliche Bildungsverein eine eigene Bibliothek, die viele Jahre lang von dem Drechslergesellen August Bebel geleitet wurde. Für das entstehende Arbeiterbibliothekswesen in den folgenden Jahrzehnten (1909 gab es 64 Bibliotheken mit Entleihungen von 140.000 Bänden durch 25.000 Benutzer) brachten Sozialdemokratie und Gewerkschaften jährlich zwischen 18.000 und 20.000 Mark auf. Die meistgelesenen Autoren der Jahre 1908 und 1909 waren die Bücher von Friedrich Gerstäcker, Emile Zola, Wilhelm Raabe, Marie von Ebner-Eschenbach, Ludwig Anzengruber und Peter Rosegger.[21] 

Die letztlich von Paul Ladewig (1858-1940) geforderte liberale Bestandspolitik für die Bücherhallen fand in Walter Hofmann (1879-1952) einen entschiedenen Gegner, da er den Bildungsauftrag der volkstümlichen Bücherei verwirklicht sehen wollte. 1905 von dem sozial engagierten Mühlenbesitzer Ernst Bienert mit dem Aufbau einer Volksbibliothek in Dresden-Plauen beauftragt, wurde Hofmann 1913 zum Aufbau der Bücherhallen nach Leipzig berufen. Nach Gutachten Ernst Krokers (1859-1927), seit 1911 Direktor der Stadtbibliothek, und Hofmanns (1912) stellte die Stadt 1914 230.000 Mark für Stadtbibliothek und Bücherhallen bereit, eröffnete 1914 die erste, 1915 die zweite, 1925 eine dritte und 1929 eine vierte städtische Bücherhalle. Über Leipzig hinaus nahm Hofmann durch Gründung der Zentralstelle für volkstümliches Büchereiwesen (1914) und im gleichen Jahr der Fachschule für Bibliothekstechnik und -verwaltung (aus der 1921 die Deutsche Volksbüchereischule hervorging, die von seiner Ehefrau Elise Hofmann-Bosse, 1880-1954, geleitet wurde) nachhaltigen Einfluß auf die Entwicklung der Volksbüchereien. Hinzu kamen die Einrichtung eines Einkaufhauses für Büchereien (1922) und die Gründung eines Instituts für Lese- und Schrifttumskunde (1925).

Die Literaturversorgung eines Massenlesepublikums wurde mit der im 18. Jahrhundert entstandenen privaten, gewerblichen Leihbibliothek erfolgreich fortgesetzt. Neben die Lesemuseen für das gebildete Publikum traten immer stärker weniger anspruchsvolle, aber stark frequentierte Leihbibliotheken. Nach dem Adreßbuch für den deutschen Buchhandel gab es 1850 392 derartige Anstalten, deren Zahl 1865 auf 617, 1875 auf 968, 1880 auf 1056 und 1890 auf 1216 stieg. In Sachsen waren es 1841 117 Anstalten, davon 53 im Kreisdirektionsbezirk Dresden, 33 im Bezirk Leipzig, 22 im Bezirk Zwickau. 1848 kam eine Leihbibliothek auf 25.697 Einwohner. In Leipzig wuchs die Zahl der Leihbibliotheken von 12 im Jahre 1834 auf 18 Anstalten, davon 2 für Musikalien, 1840 auf 30 Anstalten, davon 4 für Musikalien. Noch 1861 kamen auf eine öffentliche Volksbibliothek 24 private Leihbibliotheken. Dresden hatte 1820 etwa 20 Leihbibliotheken, 1844 schon 44; die Pochmann'sche Lese-Bibliothek, später Johann Friedrich Schmidt und Erben, bestand von 1784 bis 1895.

Nach ihren Lesekatalogen und Nutzungsfrequenzen sind zu nennen: in Bautzen die Arnold'sche Lesebibliothek von 1799 bis 1806; in Chemnitz die Invalidendank-Buchhandlung; in Döbeln Carl Schmidts Buchhandlung, Karl Krebs; in Dresden A. Dressel Akademische Buchhandlung, Gustav Pietsch (vormals Schmidts Lesebibliothek und Antiquariat), von Zahn & Jaensch, Johannes Seifert, Theodor Hille; in Dresden-Blasewitz Theodor Schuberth; in Freiberg die Frotschersche Buchhandlung, Wilhelm Jahn; in Görlitz Richard Rother, P. W. Sattig; in Leipzig Alfred Lorentz, Franz Ohm; in Plauen gab es bis nach 1849 die Hohmannsche Buchhandlung.

Einfachsten Ansprüchen genügten die in Hohenstein-Ernstthal 1837 gegründeten Leihbibliotheken des Buchbinders Carl Heinrich Kreißig mit 340 Büchern und der Weberswitwe Johanne Christiane Gündel mit 1100 Büchern. Die Leihbibliothek Kreißig wurde 1838 von Frau Gündel gekauft; als sie 1839 den Strumpfwirker und Gastwirt Christian Friedrich Engelhardt heiratete, wurde dieser Eigentümer der Bibliothek, die ihre Kunden bis in die Chemnitzer Gegend hatte. Karl May, selbst intensiver Benutzer, beschreibt sie als eine schmutzige, innerlich und äußerlich geradezu ruppige, äußerst gefährliche Büchersammlung, die sich außerordentlich rentierte, da sie die einzige war.[22] 

Die allgemeine Krise der Leihbibliothek - verursacht durch Romanzeitungen und Romanreihen zu Billigpreisen, das Romanfeuilleton der Familienblätter, den Boykott der Schriftsteller, die gewerbliche Verleihung überhaupt untersagen wollten, und durch höhere Buchpreise, durch die sich die Anschaffung von Novitäten nicht mehr rentierte - wurde auch in Sachsen wirksam. Die Bücherhallenbewegung mit einem immer breiteren Angebot an gut ausgestatteter, angepaßter aber anspruchsvollerer Literatur in zahlreicheren Bibliotheken und Lesehallen konnte sich durchsetzen.

Am Beginn der wenig mehr als 100 Jahre währenden Epoche des Königreiches stand der erhebliche Gebietsverlust durch den Wiener Frieden 1815, am Ende die Abschaffung der Monarchie durch die Revolution 1918. Diese Zeit war bestimmt durch einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung zum Industriestaat mit dem Ausbau der Textil-, Maschinen- und Metallindustrie. Außerdem wurde Leipzig zum Zentrum des deutschen Buchgewerbes. Ermöglicht wurde dies durch ein dichtes Verkehrsnetz (die erste Eisenbahn zwischen Leipzig und Dresden wurde 1839 eröffnet), aber auch durch eine erhebliche Zunahme der Bevölkerung von 1,4 Millionen im Jahre 1830 auf fast fünf Millionen vor dem Ersten Weltkrieg. Damit verbunden waren erhebliche soziale Spannungen, die erst durch die Sozialversicherung Bismarcks gemildert wurden. Die Einbindung ins Deutsche Reich nach 1871 reduzierte zwar die Staatsaufgaben auf Außenpolitik, Justiz, Post und Militär, brachte dafür aber wirtschaftliche Freizügigkeit. Von den Reichsbehörden kam das Reichsgericht nach Leipzig und als Gründung des Börsenvereins der deutschen Buchhändler, des Landes Sachsen und der Stadt Leipzig die Deutsche Bücherei als Sammelstätte des gesamten deutschen Schrifttums.

Außerordentlich waren auch die Leistungen auf kulturellem Gebiet. Die Landesuniversität nahm Anfang des 20. Jahrhunderts zahlenmäßig den dritten Rang unter den deutschen Universitäten ein. Sie verfügte seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts über ein ausgebautes Hauptgebäude, zahlreiche neu errichtete Institute und Kliniken, seit 1891 über einen repräsentativen Neubau ihrer Bibliothek. Der Ausbau technischer Bildungsanstalten, der Bergakademie Freiberg, der Forstakademie Tharandt, der Technischen Hochschule Dresden, der Technischen Lehranstalten Chemnitz ergänzten das Bildungsangebot des Landes. Die königlichen Sammlungen in Dresden wurden erweitert, reorganisiert und der Öffentlichkeit besser zugänglich gemacht. Daneben stand ein wohlhabend gewordenes, gebildetes und selbstbewußtes Bürgertum, das in zahlreichen Vereinen die Grundlagen neuer, bedeutender Museen schuf.[23]  Alle kulturstiftenden Institutionen und Verbände hatten für ihre Sammlungen und für ihre Nutzer mehr oder weniger umfangreiche Büchersammlungen aufgebaut. Die dichte Bibliothekslandschaft im Königreich Sachsen genügte allen Ansprüchen. Die Bibliotheken im Freistaat Sachsen Das Ende des Ersten Weltkrieges und die Novemberrevolution 1918 brachten auch für Sachsen das Ende der Monarchie. Die am 1. November 1920 verabschiedete Landesverfassung erklärte das Land zum Freistaat, an dessen Spitze ein Ministerpräsident stand. Das Vermögen der Wettiner wurde in einem Staatsvertrag 1924 so geregelt, daß der vormalige König auf alle Rechte am Staatsgut verzichtete und lediglich die Domäne Moritzburg mit dem Schloß Moritzburg behielt, Dort wurden 1929 die Sekundogenitur-Bibliothek und der private Kunstbesitz des Familienverbandes Haus Wettinische Linie e.V. untergebracht, nachdem Teile der Bibliothek 1928 durch die Sächsische Landesbibliothek ersteigert worden waren. Für die Bibliotheksvielfalt des Landes blieben in der Folgezeit die erheblichen innenpolitischen Auseinandersetzungen von geringerer Bedeutung als die bedeutenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die mit der Inflation 1922/23 und der Weltwirtschaftskrise 1930/32 verbunden waren.

Die Deutsche Bücherei hatte ihre Aufgabe, die deutschsprachige Literatur vollständig zu sammeln, erfolgreich begonnen und 1916 ein zweckmäßiges und repräsentatives Gebäude beziehen können. 1920 hatten sich die allgemeinen finanziellen Verhältnisse so verschlechtert, daß Staat und Stadt keine Mittel mehr für die Deutsche Bücherei bereitstellen konnten. Pläne zu einer Vereinigung mit der Universitätsbibliothek wurden erörtert, und schließlich beteiligte sich das Deutsche Reich ab 1922 an der Finanzierung mit zwei Fünftel (Sachsen zwei Fünftel, Leipzig ein Fünftel) der Kosten. Erst Heinrich Uhlendahl (1886-1954), 1924 zum Direktor berufen, gelang der Aufbau der Deutschen Bücherei zur Weltgeltung. Auf ungewöhnlichen Wegen wurden Mittel beschafft, die Verbindungen zum Buchhandel ausgebaut und nicht zuletzt durch die bibliographische Auskunftsstelle gefestigt. Ab 1927 wurde das Literarische Zentralblatt von der Deutschen Bücherei herausgegeben. 1927 begann die Sammlung amtlicher Schriften, für die ab 1928 das Monatliche Verzeichnis der reichsdeutschen amtlichen Druckschriften erschien. Mit der Deutschen Nationalbibliographie ab 1931 wurde schließlich die zentrale deutsche Bibliographie geschaffen, die seitdem ohne Unterbrechung erschienen ist. Während der deutschen Teilung von 1945 bis 1990 wurde sie von der Deutschen Bibliographie der Deutschen Bibliothek in Frankfurt a. M. als zweite deutsche Nationalbibliographie begleitet. Seit 1991 wird sie von der Deutschen Bibliothek herausgegeben. Die Bibliographien der Deutschen Bücherei wurden ergänzt seit 1935 durch das Jahresverzeichnis der deutschen Hochschulschriften, 1943 durch die Deutsche Musikbibliographie und die Bibliographie der Kunstblätter. Die Deutsche Bücherei war damit das bibliographische Zentrum der deutschsprachigen Literatur geworden.[24] 

Für die wissenschaftlichen Bibliotheken war die Lage vor allem durch den im Krieg abgebrochenen Bezug ausländischer Literatur besonders schwierig geworden. Bei der Wiederaufnahme der Erwerbung wurden sie maßgeblich unterstützt durch die 1920 von Friedrich Schmidt-Ott (1860-1956) ins Leben gerufene Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft,[25]  die nach 1930 unter der Bezeichnung Deutsche Forschungsgemeinschaft tätig war. Für die Universitätsbibliothek Leipzig, seit 1921 unter der Leitung von Otto Glauning (1876-1941, Amtszeit 1921-1937), bedeutete dies bis 1930 einen erheblichen Zugang an Zeitschriften und die Nutzung des umfangreichen Tauschverkehrs der Forschungsgemeinschaft, der vor allem einen Zuwachs an russischem, polnischem und ukrainischem Schrifttum ergab. Im Rahmen der Sondersammelgebiete wurde die Universitätsbibliothek für die Pflege orientalischer Literatur und des italienischen Kulturkreises maßgeblich unterstützt. Es war auch Glauning, der alle Schwierigkeiten der Inflation meisterte, die gesamte innere Bibliotheksorganisation modernisierte und als Vorsitzender des Schulausschusses der 1915 vom Verein für Buchwesen und Schrifttum gegründeten Leipziger Bibliothekarschule maßgeblichen Einfluß auf die fachliche Qualifikation angehender Bibliothekare des gehobenen Dienstes an wissenschaftlichen Bibliotheken hatte.[26] 

Die Dresdner Hofbibliothek, seit 1917 Königliche Landesbibliothek, seit 1918 Sächsische Landesbibliothek, fand in Martin Bollert (1876-1968, Amtszeit 1920-1931) einen tatkräftigen Leiter, der aus der exklusiven, traditionsgebundenen Gelehrtenbibliothek eine bürgernahe Gebrauchsbibliothek für eine breite wissenschaftlich interessierte Öffentlichkeit schuf. Neben der Inkunabelsammlung entstanden die Jakob-Krause-Sammlung, die Kurfürstenbibliothek, die Einbandsammlung und die Sammlungen Seltener Bücher und Deutscher Originalausgaben. Nach dem Umbau des Japanischen Palais (1927-1933) wurde in sechs Räumen ein Buchmuseum eingerichtet.[27] 

Auch die Leipziger Stadtbibliothek, seit 1925 unter dem Direktorat von Johannes Hofmann (1888-1954), gewann an öffentlicher Wirkung durch Modernisierung des gesamten Bibliotheksbetriebes, durch den Umbau des Bibliotheksgebäudes mit der Gewinnung repräsentativer Räume und durch zahlreiche Ausstellungen buchhistorisch bedeutender Bestände.[28]  Auf Anregung Hofmanns, der 1926 die Bildung einer Kommission für Einbandkatalogisierung angeregt hatte und 1927 ihr Vorsitzender geworden war, wurde die Stadtbibliothek auch Zentrale der Einbandkatalogisierung für Deutschland und Österreich. Innerhalb der Stadt kam es allerdings nicht zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit den Städtischen Bücherhallen.[29] 

Für die sächsischen Volksbibliotheken war die Weimarer Republik eine Zeit freieren Wachstums. Nach zögernden Anfängen war die öffentliche Allgemeinbibliothek Teil des gesamten Bildungswesens geworden. Ihre Aufgabe wurde in lebhafter Diskussion stark bestimmt von der Neuen Richtung, der Leipziger Schule, von Walter Hofmann[30]  mit seinem 1926 gegründeten Institut für Leser- und Schrifttumkunde und den systematisch begonnenen leserkundlichen Untersuchungen. 1923 formulierte er seine noch 1933 wiederholte These vom Auftrag der Volksbücherei: Volksbildung ist nicht Bildung weniger oder vieler Einzelner im Sinne überkommener Bildung und Kultur, sondern Volksbildung ist die Formung des Volkes zur Volkheit. Was Volkheit, Volksformung schafft, ist der Volksbildungsarbeit willkommen, was Volkheit nicht schafft, ist ihr gleichgültig, was Volkheit zerstört, lehnt sie ab.[31]  Diese These hatte eine weitreichende Wirkung, für den Bestandsaufbau und die Bestandsvermittlung durch sachkundige Leserberatung sowie durch eine Reihe vorbildlich gestalteter Leserkataloge, etwa Die Welt um Deutschland, Deutsches Land und Volk, Meister der Musik, aber auch durch auf die politische Situation der Zeit bezogene Kataloge wie Die Welt des Sozialismus (1927) und Der neue Nationalismus (1931). Nicht unwidersprochen blieb seine Auffassung, daß die Aufgabe der Volksbücherei die Vermittlung der eigentlichen Literatur sei (d. h. Erzählungen, Dichtung, Erlebnisschilderungen, Lebensbilder, Reisewerke, etc.) und nicht die der Zweck- und Werkzeugliteratur. Die in der Praxis meist wohl pragmatischeren Grundsätze hatten sich an den Bedürfnissen der Leser orientiert und waren durch die vom Etat her möglichen Bucherwerbungen bestimmt. Zu einer einheitlich regelnden Büchereigesetzgebung ist es weder im Deutschen Reich noch im Lande Sachsen gekommen.[32]  Immerhin hatte das Netz der städtischen Volksbüchereien so an Dichte gewonnen, daß 1930 an 57 Orten Bücher entliehen werden konnten.[33]  Von der Ende 1929 einsetzenden Wirtschaftskrise wurden die Volksbüchereien besonders hart betroffen. Ohne zureichende Mittel sah man sich bei steigender Arbeitslosigkeit einer wesentlich stärkeren Benutzung gegenüber.[34] 

Eher unerwartet nach den heftigen Attacken, die gegen die Leihbüchereien seit Ende des 19. Jahrhunderts geführt wurden, brachte die wirtschaftliche Notlage einen Aufschwung der gewerblichen Leihbibliotheken. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges schon bedeutendster Vermittler von Belletristik, nutzte das Gewerbe nun das Bedürfnis nach schöner, vom Alltag ablenkender Lektüre, sicher weitgehend auch nach Trivialliteratur, das die öffentlichen Büchereien nach eigenem Verständnis nicht befriedigten, und erreichte so Rekordhöhen an neueingerichteten Betrieben und Abonnenten. Schätzungen über die Zahl der Leihbibliotheken gehen, schon weil sie oft nur nebenbei betrieben wurden, weit auseinander: Die Reichsstatistik verzeichnete nach der Gewerbezählung 1933 9870 Buchhandlungen, davon für Sachsen 1300 (13,2 Prozent), an Papier- und Schreibwarenhandlungen 15.005, davon für Sachsen 1698 (11,3 Prozent), und insgesamt 516 Leihbüchereien mit 1769 Beschäftigten. Das Zentralblatt für Bibliothekswesen gab 1934 für das Jahr 1925 464 und für 1933 2758 Betriebe an.[35]  Für das Jahr 1932 wurde von privater Seite der Umsatz bei einem Buchbestand von 20 Millionen Büchern, 10 Millionen eingetragenen Lesern und 720 Millionen Entleihungen auf rund 100 Millionen Mark geschätzt.[36] 

Mit der Berufung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 durch den Reichspräsidenten kam Adolf Hitler an die Macht. Schon 1933 führten das Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich und 1934 das Gesetz zum Neuaufbau des Reiches auch zur Aufhebung der letzten Eigenstaatlichkeit Sachsens. Das Länderparlament wurde abgeschafft; ein Reichsstatthalter regierte nach Weisungen der Berliner Zentralregierung.

Sofort begann auch in den Volksbüchereien die Erfassung und Aussonderung schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Bereits am 8. März 1933 kam es in Dresden zur Besetzung der Dresdner Volkszeitung am Wettinerplatz, wo die dort gefundenen Flugblätter, Plakate und politischen Schriften auf einen großen Scheiterhaufen geworfen und verbrannt wurden. Dem Aufruf der Deutschen Studentenschaft vom 9. Mai 1933 zur symbolischen Verbrennung unerwünschter Bücher, die am 10. Mai 1933 spektakulär in Berlin stattfand, ist in Sachsen nur an der Technischen Hochschule Dresden gefolgt worden; sonst hat es in Sachsen keine Bücherverbrennungen gegeben. Wohl aber wurden die Bestände nach immer erweiterten Listen gesäubert, bis die im Oktober 1935 von der Reichsschrifttumskammer herausgegebene offizielle Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums schließlich 5500 Titel aufwies.[37]  Symptomatisch für die Entwicklung war die Lage an den Leipziger Bücherhallen. Schon im März 1933 hatte Walter Hofmann Richtlinien zur Sicherung der Bestände an die Leiter der Bücherhallen herausgegeben, nicht zuletzt, um den Angriffen eines nationalsozialistischen Handelsredakteurs zuvorzukommen, der die Bücherhallen Vergiftungsherde übelster Sorte genannt hatte, die fast ausschließlich Werke von Bolschewisten, Juden, Sozialdemokraten und anderem Viehzeug enthielten und ausgemistet werden müßten. Trotz hinhaltender Verzögerungstaktik konnte Hofmann die angestrebte radikale Säuberung nicht verhindern: 1935 waren 5634 Bände ausgeschieden, 6459 dem Sperrbestand zugeordnet worden. Er selbst wurde 1937 im Zusammenhang mit dem Sturz des Leipziger Oberbürgermeisters Carl Goerdeler (1884-1945) seines Amtes enthoben.[38] 

Nach der nationalsozialistischen Ausrichtung des Berufsstandes, der bibliothekarischen Verbände und der organisatorischen Zuständigkeiten versuchte man, die Möglichkeiten einer weitreichenden politischen Beeinflussung durch erwünschte Literatur mit einem erheblichen Ausbau der deutschen Volksbüchereien zu nutzen. In Sachsen erreichte man so 1939 bei fünf Kreisfachstellen für 1644 büchereifähige Orte (Gemeinden über 500 Einwohner) die Einrichtung von 950 Büchereien, die über einen Etat von 375.500 Mark (ohne Großstädte) verfügten, 33,5 Prozent mehr als 1938. 1940 war die Zahl der Gemeindebüchereien auf 1157 angewachsen, nachdem der Landkreis Borna-West bereits 1936 das erste geschlossene Büchereinetz in Sachsen für 31 Gemeinden mit 4300 Einwohnern aufwies.[39] 

Selbst der Leihbuchhandel wurde in die Umgestaltung des Kulturlebens einbezogen, um ein williger Helfer der nationalsozialistischen Buchpropaganda zu werden. Darüber hinaus der Reichsschrifttumskammer zugeordnet, wurde durch den Sperrerlaß vom 4. Januar 1934 die Überzahl der Betriebe eingedämmt und durch die am 7. Februar 1934 erlassenen Rahmenbestimmungen für die Ausübung des Leihbüchereigewerbes massiv in den Geschäftsbetrieb eingegriffen.[40]  1938 gab es im Deutschen Reich 6500 statistisch erfaßte Leihbibliotheken, von denen 3500 hauptbetriebliche Voll-Leihbibliotheken waren.[41]  Für die Entwicklung in Sachsen belegen die statistischen Angaben im Jahr 1932 nur 37 Leihbüchereien in 24 Orten, 1942 waren es 242 Leihbüchereien in 67 Orten.[42] 

Auch die wissenschaftlichen Bibliotheken unterlagen der Gleichschaltung im Dienste der neuen Staatsführung. Zwar kam es nicht zu spektakulären Aussonderungen der Bestände (die wissenschaftlichen Bibliotheken waren von den Säuberungsmaßnahmen nach der Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums ausdrücklich ausgenommen), aber doch zu entsprechenden Benutzungseinschränkungen.[43]  Dabei hat eine den politischen Verhältnissen angepaßte Beamtenschaft in hoher Effizienz ihren Berufsauftrag unter widrigen Umständen zu lösen und durch tatkräftigen Einsatz besonders in den letzten Kriegsjahren die verheerenden Verluste durch den Bombenkrieg zu vermindern versucht. Eindeutige Bekenntnise von Bibliothekaren zum Nationalsozialismus[44]  blieben ebenso selten wie ein selbst zurückhaltender Widerstand.[45] 

Gleich 1933 direkt dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unterstellt, konnte die Deutsche Bücherei den Auftrag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, die gesamte deutsche und fremdsprachige Literatur des Inlandes und die deutsche Literatur des Auslandes von 1913 an zu sammeln, aufzubewahren, zur Verfügung zu halten und nach wissenschaftlichen Grundsätzen zu verzeichnen, trotz politischer Restriktionen bewahren. Dem 1936 ausgesprochenen Verbot der Anzeige von in Deutschland verbotenen Büchern, von Emigrantenliteratur, von Büchern deutschfeindlichen Inhalts und von Büchern mit bolschewistischen Theorien folgte die Liste der in der Deutschen Bücherei unter geheim abgestellten Druckschriften, der sich bis 1944 eine monatliche Liste der in der Deutschen Bücherei unter Verschluß gestellten Drucksachen[46]  anschloß. Noch Anfang 1940 stand die Deutsche Bücherei mit 22.100 ausländischen Stellen in 57 Ländern in Verbindung. 1942 mußten die ersten Luftschutzmaßnahmen getroffen werden. Im Bombenkrieg wurde das Gebäude beim Angriff am 4. Dezember 1943 schwer beschädigt, 50.000 Zeitschriftenbände und große Teile des Verlegerkataloges vernichtet; schließlich mußte die Bücherei 1944 für die Benutzung geschlossen werden. 1.633.000 Bände waren auf zehn Stellen im Erzgebirge, in Thüringen und im Unstruttal ausgelagert worden.[47] 

Weniger im Zentrum der Aufmerksamkeit des Propagandaministeriums, hatten die wissenschaftlichen Bibliotheken Sachsens zwar immer wieder mit Schwierigkeiten beim Bezug ausländischer Literatur zu kämpfen, mußten Benutzungsrestriktionen hinnehmen, wurden aber erst durch den Krieg in ihrer Existenz ernsthaft bedroht. In Leipzig hatte die Universitätsbibliothek nach dem verheerenden Angriff auf die Stadt am 4. Dezember 1943, der große Teile der Innenstadt, darunter auch das Hauptgebäude der Universität und zahlreiche Institute mit ihren Bibliotheken vernichtete, mit der Auslagerung begonnen. Auf acht Orte in der Umgebung Leipzigs verteilte man die ca. 1.400.000 Bände der Bibliothek. Etwa 500.000 Bände kamen in das Kalibergwerk Plömnitz bei Bernburg, 146 Kisten mit den wertvollsten Beständen wurden nach Mutzschen ausgelagert. Ein großer Teil des Bestandes und die Kataloge fanden benutzungsfähig in den Gewölben des Völkerschlachtdenkmals Unterkunft. In das leergeräumte Bibliotheksgebäude zog die Universitätsverwaltung ein, bis der Bombenangriff am 6. April 1945 drei Viertel des Gebäudes zerstörte.

Für die Stadtbibliothek kam jede Auslagerung zu spät. Nur der Handschriften- und Inkunabelbestand war in Sicherheit gebracht worden, als der Angriff 1943 den Bestand fast völlig zerstörte: 175.000 von 188.000 Büchern verbrannten. Auch die Comeniusbücherei, von den Nationalsozialisten als Hans-Schemm-Bibliothek okkupiert, verlor 350.000 von 400.000 Bänden. Fast ganz unbeschadet blieb nur die Bibliothek des Reichsgerichts.

In Dresden waren der Sächsischen Landesbibliothek zwischen 1942 und 1944 zur Sicherung des Bestandes von knapp 1.000.000 Bänden gegen Kriegseinwirkungen der Tiefkeller des Japanischen Palais ausgebaut worden. Der überwiegende Teil des historischen Bestandes wurde in Kisten verpackt und in 18 Orte der näheren und weiteren Umgebung Dresdens ausgelagert. 400.000 Bände waren im Kellergeschoß untergebracht worden. Ungesichert blieb der seit 1927 nach Numerus currens aufgestellte Bestand, das Magazin unerwünschter Literatur und das Dublettenlager. Die verheerenden Fliegerangriffe am 13./14. Februar und am 2. März 1945 zerstörten das Japanische Palais völlig. Die Bestände in den Schränken waren vollkommen durchnäßt und konnten erst am 5. und 13. April 1945 zum Auslagerungsort Weesenstein gebracht und notdürftig getrocknet werden.[48]  Die Verluste betrugen 452.198 Bände des vor dem Februar 1945 vorhandenen Bestandes von 970.224 Bänden (ca. 43,8 Prozent).

An der Technischen Hochschule vernichtete der Angriff vom Februar 1945 die zentrale Bibliothek im Hauptgebäude und die überwiegende Zahl der Instituts-, Seminar- und Lehrstuhlbibliotheken, dabei fast alle Kataloge und Archivalien. Damit waren 80 Prozent aller Einrichtungen zerstört worden. Die ausgelagerten Bestände blieben im wesentlichen erhalten, wurden aber zu einem großen Teil von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Von einem Bestand von 117.000 Bänden im Jahre 1942 standen 1946 nur noch 55.000 Bände zur Verfügung. Von den 63 Instituten der Hochschule besaßen nur noch 13 eine eigene Bibliothek. Lediglich die forstwissenschaftliche Abteilung in Tharandt blieb ohne Verluste.

Auch die weltberühmten Sammlungen Dresdens wurden stark dezimiert. Beim Landesamt für Archäologie traten bei rechtzeitiger Auslagerung beim Angriff 1945 nur 10 bis 15 Prozent Verluste ein, aber die ausgelagerten Bestände wurden im Juni 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht requiriert. Die Bibliothek des Landesamtes für Denkmalpflege blieb dank rechtzeitiger Auslagerung erhalten und konnte, da der Amtssitz im Palais Wackebarth zerbomt wurde, in die neue Unterkunft im Ständehaus zurückgeführt werden. Das Hauptstaatsarchiv erlitt keine Verluste, lediglich die Lippertbibliothek wurde am Auslagerungsort zerstört. Die in sächsische Schlösser und Rittergüter ausgelagerten Bestände des Museums für Tierkunde erlitten durch Brand, Plünderung und Vandalismus erhebliche Verluste, der im Museum verbliebene Teil verbrannte; die 1945 begonnene Rückführung konnte 1948 beendet werden. Das bis 1945 im Zwingerareal untergebrachte Museum für Mineralogie konnte die ausgelagerten Bestände bewahren, allerdings wurden die Kataloge im Zwinger vernichtet. Das Museum für Völkerkunde konnte seine Bestände durch Auslagerung retten. Das Gebäude des Stadtmuseums wurde beim Angriff 1945 mit der Hälfte der Bibliotheksbestände, den Inventaren und Katalogen vernichtet. Die ausgelagerte Bibliothek des Mathematisch-Physikalischen Salons mußte teilweise Verluste registrieren. Die 86.000 Bände des Hygienemuseums verbrannten 1945. Beim Landeskirchenamt verbrannten der größte Teil der Bibliothek und der Zettelkatalog; lediglich 63 Kisten mit den wertvolleren und älteren Werken konnten gerettet werden.

In Chemnitz verlor die Stadtbibliothek am 5. März 1945 von ihren 70.000 Bänden ca. 58.000, alle Kataloge und den bibliographischen Handapparat. Lediglich die ausgelagerten 12.000 Bände blieben erhalten. Der in Kellern städtischer Behörden untergebrachte Bibliotheksbestand des Stadtarchivs erlitt keine Verluste. Die Bibliotheken in der Zeit nach 1945 Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 gab es in Sachsen kurze Zeit ein amerikanisches und ein sowjetisches Besatzungsgebiet, bis ab 1. Juli 1945 die Rote Armee auch die westsächsischen Gebiete übernahm und am 9. Juli 1945 eine eigene Sowjetische Militäradministration (SMA) unter Generaloberst Michail J. Katukow eingerichtet wurde. Das Land, erweitert um die Kreise westlich der Lausitzer Neiße, war weitgehend zerstört.

In den vom Potsdamer Abkommen getroffenen Festlegungen zur Neugestaltung Deutschlands war auch die Erneuerung des geistig-kulturellen Lebens gefordert worden. Dafür wurden in großem Maße Umbesetzungen in den öffentlichen Ämtern erforderlich, und es mußte eine erhebliche Leistung bei der Rückführung der Bestände erbracht werden.[49]  Für die Deutsche Bücherei hatte Prof. Dr. Petr Vasil'evic Solotuchin, Leiter der Abteilung Volksbildung der SMAD, den Befehl Nr. 12 vom 7. September 1945 des Armeegenerals Sokolowski erwirkt: Die Deutsche Bücherei hatte bis 1. Oktober 1945 alle Bücherfonds zurückzuführen, die bibliographische Auskunftstätigkeit wieder aufzunehmen und alle erforderlichen Renovierungen am Gebäude bis 25. September 1945 abzuschließen. Eine begrenzte Wiedereröffnung konnte so am 24. November 1945 erfolgen. Aber erst im Februar 1946 waren alle Bestände magaziniert, im August 1946 war die Generalrevision beendet und die Wiedereröffnung für die Allgemeinheit erst am 21. September 1947 möglich. Die wichtigste Aufgabe der Deutschen Bücherei wurde die Erarbeitung der Liste der auszusondernden Literatur, herausgegeben von der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone (vorläufige Ausgabe nach dem Stand vom 1. April 1946). Nach dem Befehl der SMAD vom 15. September 1945 und dem Befehl Nr. 4 des Alliierten Kontrollrats vom 13. Mai 1946 waren innerhalb von zwei Monaten nationalsozialistische und militaristische Literatur aus allen Leihbüchereien, Buchhandlungen, Buchniederlagen und Verlagshäusern, allen staatlichen und städtischen Bibliotheken, allen Universitäten, höheren und mittleren Lehranstalten und Forschungsinstituten, Akademien usw. zu entfernen und den Zonenbefehlshabern zur Vernichtung zur Verfügung zu stellen. Mehr als 50 Mitarbeiter der Deutschen Bücherei sind zum Teil für mehrere Jahre mit der Durchsicht von rund zwei Millionen Bänden auf nazistische und militaristische Literatur beschäftigt gewesen. Der ersten Liste folgten mehrere Nachträge bis 1952.[50]  Auf dieser Grundlage einer erneuten Säuberung der Bibliotheken von unerwünschter Literatur hatten diesmal auch die wissenschaftlichen Bibliotheken ihre Bestände zu überprüfen und die entsprechende Literatur an die Deutsche Bücherei, die als einzige in Sachsen derartige Sperrliteratur aufbewahren durfte, abzugeben.

Erheblich schwieriger erwies sich die Lösung der Raumprobleme der zerstörten Bibliotheken. Bis auf die Deutsche Bücherei, die auf Grund ihrer Sonderstellung ihre verhältnismäßig geringen Schäden beseitigen konnte und die 1959/65 einen zweiten Erweiterungsbau, 1976/83 einen zusätzlichen Magazinturm mit einem Fassungsvermögen von fünf Millionen Bänden erhielt, wurde lediglich der Bibliothek der Bergakademie Freiberg 1980 ein Neubau bewilligt, das Gebäude der Bibliothek der Technischen Hochschule Chemnitz rekonstruiert und für die an zahlreichen Stellen der Stadt verteilten Institutsbibliotheken der Universität Leipzig im Zusammenhang mit dem Neubau des Hauptgebäudes am Augustusplatz eine zentrale Zweigstelle eingerichtet.[51] 

Damit wurde nur ein Bruchteil des Erforderlichen erbracht. Die Leipziger Stadtbibliothek konnte unter der Leitung von Frau Dr. Edith Rothe (1897-1989), im Herbst 1945 zur Direktorin berufen, im Januar 1946 geeignete Räume in Barthels Hof, einem alten Bürgerbau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, erhalten. Der geringe gerettete Bestand von ca. 14.000 Bänden konnte wieder aufgestellt und im Januar 1948 ein Lesesaal, im Herbst 1948 die Ausleihe wieder eröffnet werden. Die auch in Barthels Hof aufgetretenen Kriegsschäden konnten nie beseitigt werden, so daß die Räume wegen akuter Einsturzgefahr 1984 aufgegeben werden mußten. Für die 1945 zu zwei Dritteln zerstörte Universitätsbibliothek konnten 1950 Teile des Ost- und Nordostflügels, 1955 die sogenannten Rundgänge wieder aufgebaut werden; dann unterblieb jede weitere Bautätigkeit.

Auch der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden wurde nach völliger Zerstörung des Japanischen Palais in den folgenden Jahren drei Umzüge in Notquartiere zugemutet und ihr erst am 18. April 1946 ein ehemaliges Kasernengebäude zugewiesen. Im November 1946 erfolgte der Umzug von 400.000 Bänden, im Februar 1947 die Aufstellung der Kataloge und der Umzug der Verwaltung. In den folgenden Jahren blieb es bei der geplanten Zuweisung eines möglichen Standorts am Fucikplatz durch einen Ratsbeschluß im Jahre 1961 und den dazu erarbeiteten Studienentwürfen. Letztlich kam es aber nur zu Ausbauten der Kaserne, etwa der Dachgeschosse, und zur Gewinnung von Stellflächen. Die übernommenen Bestände des Stenografischen Landesamtes fanden Aufstellung im Gebäude des Rates des Bezirks Dresden, die Deutsche Fotothek im ehemaligen Landtagsgebäude, die Fonothek in der ehemaligen Garnisonskirche. Auch die Bibliothek der Technischen Universität Dresden erhielt kein eigenes neues Gebäude.

Die Rückführung ausgelagerter Bestände in schwierigster Nachkriegszeit muß auch in Sachsen zu den großen Leistungen der Bibliothekare gerechnet werden. Nach der Deutschen Bücherei konnte die Leipziger Universitätsbibliothek Ende 1945 mit der Rückführung aus fünf kleineren Auslagerungsorten und aus der Krypta des Völkerschlachtdenkmals beginnen, dann von Februar bis April 1946 5600 Kisten aus Plömnitz und Rochlitz zurückführen und zunächst in den Kellern zwischenlagern. Im letzten Quartal 1947 war die Aktion abgeschlossen und mit Ausnahme der in Mutzschen ausgelagerten wertvollsten Sammlungen, die von der sowjetischen Besatzungsmacht zur Kriegsbeute erklärt worden waren, der Bestand von ca. 600.000 Bänden ausleihfähig aufgestellt. Die abschließende Bilanz wies Verluste von ca. 42.000 Bänden (ca. 3 Prozent) auf, freilich auch erhebliche Schäden durch jahrelange Lagerung in Kisten und in völlig unzureichend ausgebauten Magazinen.

Die Sächsische Landesbibliothek konnte 200.000 Bände aus Ausweichlagern nicht zurückführen, da sie, wie der Leipziger Bestand in Mutzschen, als Kriegsbeute erklärt in die Sowjetunion abtransportiert wurden. Das gleiche Schicksal betraf Institutsbibliotheken der Technischen Hochschule Dresden und die Bestände des Deutschen Buch- und Schriftmuseums, die im Auslagerungsort Rauenstein (Erzgebirge) beschlagnahmt wurden.

Ein erster, umfangreicher Bestandszuwachs war eine Folge der in Sachsen von der Landesregierung am 10. September 1945 beschlossenen Bodenreform, die durch Enteignung von 1525 Gütern den Landbesitz, die Schlösser und ihre Inventare in Volkseigentum überführte. Die damit, auch durch eine Schul- und Verwaltungsreform, herrenlos gewordenen Bibliotheken wurde durch ein vom sächsischen Ministerium für Volksbildung eingerichtetes Buchbergungslager, nicht ohne erhebliche Verluste, auf verschiedene Einrichtungen des Landes neu verteilt.

Auf diese Weise erhielt die Sächsische Landesbibliothek etwa 200.000 Bände zugewiesen, die vorwiegend aus sächsischen Schlössern und Rittergütern stammten, aber auch aus Schulen, ehemaligen Seminaren oder staatlichen Institutionen, so Teile von Bibliotheken der Schlösser Cunewalde, Dahlen, Frohburg, Gauernitz, Gersdorf bei Görlitz, Gröditz, Hainewalde, Hochkirch, Königsbrück, Kunersdorf, Moritzburg, Naundorf bei Oschatz, Niesky bei Görlitz, Nöthnitz, Rötha, Schleinitz bei Meißen, Schönheide, Seerhausen, Seifersdorf bei Radeberg, Siebeneichen und Wildenfels bei Zwickau. Hinzu kamen Bücher, die in den einzelnen Kreisen Freiberg, Leipzig, Oelsnitz, Plauen, Zittau und Zwickau auf ehemaligen Rittergütern oder beim Rat des Kreises gesammelt worden waren. Besonders interessant war die Übernahme von ca. 10.000 Bänden der Bibliothek des Rittergutsbesitzers Carl Gabriel August Freude (1800-1879) aus Ebersbach (Lausitz), die dieser 1851, auf Karl Preuskers Grundsätzen beruhend, als eine Universalbibliothek für allgemeines Menschenwohl aufgebaut hatte. Bücher aus den alten Fürstenschulen St. Afra in Meißen und aus Grimma (Teile dieser Bibliotheken gingen auch an die Universitätsbibliothek Leipzig), die Bibliotheken früherer Lehrerseminare in Löbau, Nossen, Annaberg und aufgelöster Schulbibliotheken fanden ihren neuen Standort in der Sächsischen Landesbibliothek. Bei der Auflösung von Vereinen wurde u. a. die 8000 Bände umfassende Bibliothek des genealogischen Vereins Roland übernommen. Auch nach Auflösung des Buchbergungslagers blieb in den folgenden Jahren die Landesbibliothek zentrale Sammelstätte herrenloser oder durch Änderung des Nutzungsauftrages freigewordener historischer Buchbestände.

Für eine der kontinuierlichen Arbeit kaum förderliche Entwicklung kann die 1836 gegründete Königliche Gewerbeschule Chemnitz als Beispiel dienen. Ihre Büchersammlung firmierte 1945/46 als Bibliothek der Staatlichen Akademie für Technik Chemnitz, 1946-1952 der Technischen Lehranstalten Chemnitz, 1952/53 der Fachschule für Maschinenbau und Elektrotechnik, 1953-1963 der Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt, 1963-1986 der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt, 1986-1990 der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt, 1990-1992 der Technischen Universität Chemnitz und ab 1992 der Technischen Universität Chemnitz-Zwickau. Während dieser Zeit wurde durch Beschluß des Rates der Stadt Chemnitz vom 3. Mai 1948 den Technischen Lehranstalten ihre Bücherei entzogen, der Stadtbücherei Chemnitz am 1. Januar 1949 angeschlossen und erst durch eine DDR-Verordnung vom 23. April 1950 zurückgegeben. Weitere Strukturänderungen führten 1951 zur Abgabe von Literaturbeständen an die Fachschule für Bauwesen Görlitz und an die Ingenieurschule Köthen.[52] 

Nach Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) 1949 und der zentralistischen staatlichen Neuorganisation erfolgte 1952 die Auflösung der Länder, so auch die des Landes Sachsen und seine Aufteilung in die Bezirke Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt. Der Neuordnung vorangegangen war 1951 die Auflösung der wissenschaftlichen Stadtbibliotheken und der damit verbundenen Zerstreuung historisch gewachsener, territorial gebundener Literaturbestände.[53]  Das betraf in Sachsen vor allem die Leipziger Stadtbibliothek,[54]  deren mühsam neu gesammelter Bestand auf die Bibliotheken der Universität und städtischer Museen verteilt wurde. Aufgelöst wurde die zerbombte Stadtbibliothek Dresden, und ihre Teilbestände von 18.000 Bänden wurden um 1950 von der Sächsischen Landesbibliothek und der Bibliothek des Stadtarchivs Dresden übernommen. In gleicher Weise wurden auch Teilbestände der Stadtbibliotheken Plauen und Wurzen von der Universitätsbibliothek Leipzig übernommen. Teile des Altbestandes der Stadtbibliothek Zittau und die 18.000 Bände der Dresdner Stadtbibliothek gingen an die Sächsische Landesbibliothek. Die Ratsschulbibliothek Zwickau wurde dem Stadtarchiv angeschlossen. Grundsätzlich gingen die übernommenen Werke in den neuen Bestand ein und wurden mit ihm verschmolzen. Die festgestellten Dubletten wurden der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA), 1953-1959 in Gotha, dann in Berlin, zur Weitervermittlung übergeben.

Der Anschluß an die internationale Entwicklung in der alphabetischen Katalogisierung konnte nach den Empfehlungen der Pariser Konferenz von 1961 für den deutschsprachigen Raum durch eine gemeinsame Arbeitsgruppe, in der auch die Deutsche Bücherei vertreten war, erreicht werden. 1976 traten die Regeln für die Alphabetische Katalogisierung (RAK) auf Anweisung der zuständigen Ministerien in Kraft und wurden ab 1977 für verbindlich erklärt. Dagegen blieb es beim Bemühen, eine einheitliche Sachkatalogisierung nach der Bibliothekarisch-bibliographischen Wissenschaftsklassifikation (BBK) zu erreichen, lediglich bei einer Empfehlung, die den wissenschaftlichen Bibliotheken die Entscheidung über die sachliche Erschließung ihrer Bestände überließ.

Zu den wichtigsten Aufgaben der erhalten gebliebenen großen wissenschaftlichen Bibliotheken hatte nach 1945 die Aufnahme und Sicherung zahlreicher Buchbestände zerschlagener, enteigneter oder herrenloser Bibliotheken gehört. Nach der Auflösung der provisorischen Buchbergungslager war auf Anweisung des Staatsekretariats für Hoch- und Fachschulwesen 1953 an der Landesbibliothek Gotha, deren Bestände in die Sowjetunion weggeführt worden waren, eine Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA) eingerichtet worden mit der Aufgabe der Liquidierung der Torso- und Gymnasialbibliotheken, der Unterstützung der wissenschaftlichen Bibliotheken bei der Aufarbeitung übernommener Bestände und der Erfassung und Verwertung der in allen Bereichen des öffentlichen Lebens brachliegenden und noch freiwerdenden Bibliotheksbestände. Nach Rückgabe der Gothaer Bestände durch die Sowjetunion wurde die Zentralstelle 1959 nach Berlin an die Deutsche Staatsbibliothek als selbständige Dienststelle überführt. Sie hatte auch hier ausgeschiedene Literatur zu erfassen, zu übernehmen und verwertbares Bibliotheksgut anderen Bibliotheken kostenlos anzubieten, nicht benötigte Literatur dem Zentral-Antiquariat zur Verfügung zu stellen und Anträge auf Makulierung zu genehmigen. Insgesamt sind hier wohl 2 Millionen Bände durchgelaufen.[55] 

Durch die in Regierungsverhandlungen erreichte Rückführung von Beutegut aus der Sowjetunion konnten 1957-1959 die Sächsische Landesbibliothek Dresden und die Universitätsbibliothek Leipzig Teile ihrer ausgelagerten Bestände wiedererlangen. Auch die Christian-Weise-Bibliothek, die ehemalige wissenschaftliche Stadtbibliothek Zittau, erhielt aus der Tschechoslowakei wertvolle Handschriften, Inkunabeln und Werke zur Heimatgeschichte der Oberlausitz zurück.

Neben der Aufarbeitung von Altbeständen, einem regen Tauschverkehr mit den sozialistischen Ländern wurde die Erwerbung aus den Ländern des nichtsozialistischen Währungsgebietes (NSW) bei akutem Devisenmangel immer schwieriger. Seit den achtziger Jahren reichte die Zuteilung der sogenannten Kontingentmittel nur noch zum Bezug laufender Zeitschriften und einiger Bibliographien. Ohne materielle Absicherung blieb daher auch ein 1966 aufgestellter, 1982 neugefaßter Sammelschwerpunktplan, da er verbindlich nur für Bibliotheken galt, die im Rahmen ihres bestehenden Haushaltsvolumens die Pflege der ihnen zugewiesenen Fachgebiete zu bestreiten suchten. Für eng begrenzte, der Spezialeinrichtung zugeordnete Sammelaufgaben - der Deutschen Hochschule für Körperkultur die Sportwissenschaft, der Zentralbücherei für Blinde die Blindenliteratur - mag das möglich gewesen sein. Die Erwerbungen für die Sammelgebiete Literatur zur Geschichte der Sowjetunion, der europäischen Länder der Volksdemokratien, der Journalistik, der Germanistik, der indoeuropäischen Sprachwissenschaft, der Slawistik, der Sinologie, der Afrikanistik, der Theaterwissenschaft, der Universitätsbibliothek Leipzig übertragen, blieben dagegen schwierig, für die Devisenliteratur praktisch unmöglich.[56] 

Dabei mußten die Mittel auf eine weitaus größere Zahl von Hochschulen, die in den fünfziger Jahren gegründet worden waren, verteilt werden. Dazu gehörten in Chemnitz 1974/75 fünfzehn technische Fachbibliotheken; in Dresden die Bibliotheken der Ingenieurhochschule (1951), der Hochschule für Verkehrswesen (1952), der Ingenieurschulen für Verkehrstechnik (1951), Geodäsie (1952), Holztechnik (1952), der Deutschen Fotothek (1951), der Medizinischen Akademie Carl Gustav Carus (1954) und 1974/75 28 technische und fünf medizinische Fachbibliotheken. In Leipzig entstanden die Hochschulen für Bauwesen (1952), für Binnenhandel (1952), später als Handelshochschule (1969), die Theaterhochschule (1952) und 1974/75 neun Ingenieurschulen, 20 technische und vier medizinische Fachbibliotheken außerhalb der Universität. In Plauen wurde die Fachschule für Ökonomie (1957), in Zwickau die Pädagogische Hochschule Ernst Schneller (1959) eingerichtet.

Eine Neuordnung der Bibliotheken im Universitätsbereich wurde seit 1963 angestrebt und 1968 im Zuge der dritten Hochschulreform durchgesetzt.[57]  An der Leipziger Universität wurden aus zehn Fakultäten mit 114 Instituten 16 Sektionen gebildet. Die Bereiche Medizin und Theologie blieben unberührt. Alle Bibliotheken wurden aber zu einem einheitlichen System mit Hauptbibliothek und ihren Zweig- und Außenstellen zur Universitätsbibliothek mit zentraler Verwaltung der Mittel, der Kataloge und des Personals zusammengeführt. An der Technischen Universität Dresden sind so neun Sektionsbibliotheken mit der Hauptbibliothek, in Leipzig 19 Außenstellen mit der Hauptbibliothek zu einem einschichtigen Bibliothekssystem zusammengeschlossen worden, eine Regelung, die nach 1990 auch durch das Sächsische Hochschulerneuerungsgesetz 1991 und das Sächsische Hochschulgesetz 1993 bestätigt wurde.

Die mit steigenden Anforderungen an die Bibliotheken notwendigen Rationalisierungsmaßnahmen blieben weitgehend auf zahlreiche, kaum oder nie verwirklichte Pläne beschränkt. Dazu gehörten Vorstellungen zur Schaffung einer zentralen Speicherbibliothek der DDR für Altbestände, um der unerträglichen Raumnot zu begegnen;[58]  die Einführug der elektronischen Datenverarbeitung, letztlich beschränkt auf die elektronische off-line Ausleihverbuchung der Universitätsbibliotheken in Dresden und Leipzig und der Herstellung der Grundbibliographien der Deutschen Bücherei. Die Sicherung der Altbestände vor immer wieder versuchtem Verkauf in das Devisenausland wurde endlich durch das Kulturgutschutzgesetz vom 3. Juli 1980 rechtlich gegeben.[59] 

Schon Ende 1945 hatte ein großer Teil der Volksbüchereien, nach gründlicher Säuberung der Bestände und mit wenigen Mitarbeitern (noch 1947 gab es in Sachsen nur 137 hauptamtliche Bibliothekare mit abgeschlossener Ausbildung, nur 36 Bibliotheken wurden von ausgebildeten Kräften geleitet), die Arbeit wieder aufgenommen. Ein vom Sächsischen Landtag verabschiedetes Gesetz zur Demokratisierung des Büchereiwesens vom 4. Februar 1949 stellte fest, daß alle Büchereien der öffentlichen Hand Volkseigentum seien und verpflichtete alle Gemeinden mit mehr als 1000 Einwohnern, eigene Büchereien einzurichten.[60]  Noch 1949 wurden 178 Volksbüchereien neu gegründet, so daß die 2200 Gemeinden Sachsens über 1464 Volksbüchereien (1945 970) verfügten. Diese Bibliotheksgattung erhielt 1950 die Bezeichnung Allgemeine öffentliche Bibliothek (AöB). In Sachsen stieg die Zahl dieser Bibliotheken von 1640 (1950) auf 2327 (1954). Die Literaturversorgung war bis 1955 dem Einkaufshaus für Büchereien, dann der Abteilung Bibliotheken des Leipziger Kommissions- und Großbuchhandels übertragen worden. 1961 war die Umgestaltung der allgemeinbildenden Bibliotheken abgeschlossen. Als Bestandszentren und zur methodischen Anleitung wurden nach 1964 Stadt- und Kreisbibliotheken sowie Stadt- und Bezirksbibliotheken, später als Staatliche Allgemeinbibliotheken (StAB), für den territorial wirkenden Teil des Bibliothekssystems eingerichtet. Nach 1972 folgten auch Wissenschaftliche Allgemeinbibliotheken (WAB) in Bezirken ohne eigene Universitäts- oder Hochschulbibliotheken.

Neben dem flächendeckenden Bibliotheksnetz entstanden schon früh eigene Werkbüchereien, zu Betriebs- und Gewerkschaftsbibliotheken umgewandelt, die die Traditionen der Arbeiterbildung und des Arbeiterbibliothekswesens fortsetzten. So bestanden in Sachsen 1955 2360 Allgemeine öffentliche Bibliotheken und 1822 Betriebsbibliotheken, 1975 4583 Staatliche Allgemeinbibliotheken und 2126 Gewerkschaftsbibliotheken, 1989 3595 Staatliche Allgemeinbibliotheken und 1346 Gewerkschaftsbibliotheken.[61]  Bei einem Gesamtbestand von 15.860.400 Bänden für 1.210.000 Benutzer war 1989 eine ziemlich vollständige Versorgung der Bevölkerung mit erwünschter Literatur erreicht worden.

1947 standen 585 gewerblichen Leihbüchereien mit 1.065.000 Bänden nur 1243 Volksbüchereien mit 887.000 Bänden gegenüber.[62]  Schon am 10. Februar 1946 erließ die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone eine Richtlinie für die Eröffnung von gewerblichen Leihbüchereien innerhalb der sowjetischen Besatzungszone. 1948 waren in Sachsen 432 Leihbüchereien in 121 Orten tätig, davon gab es in Chemnitz 32, in Dresden 66, in Leipzig 108, selbst in Plauen neun, in Radebeul acht, in Bautzen fünf Betriebe.[63]  Probleme der Leihgebühren, der Währungsreform 1948, der Pfandgebühren, der steuerlichen Abschreibung und die Möglichkeiten der Bestandserweiterung, auch durch Sonderangebote des Leipziger Kommissions- und Großbuchhandels noch bis 1959, wurden im Rahmen des Börsenvereins behandelt.[64]  Noch 1956 wurde vom Vorsitzenden des Leihbücherei-Ausschusses die Aufgabe des Leihbuchhandels definiert,[65]  und 1959 erließ der Minister für Kultur eine Anordnung über die Arbeit der gewerblichen Leihbüchereien.[66]  Veränderte Lesegewohnheiten, umfangreiche, kostenlose Angebote durch die öffentlichen Bibliotheken und die Konkurrenz durch das Fernsehen haben Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre zu einem Auslaufen der gewerblichen Leihbüchereien geführt.

Mit der Wiedervereinigung zum 3. Oktober 1990 war die Teilung Deutschlands nach 1945 überwunden. Mit der Wiederherstellung der Länder waren natürlich grundsätzlich andere Strukturen von Wirtschaft, Verwaltung und nachfolgend der Kulturinstitutionen verbunden. Eine vom Staat umfassend subventionierte Kulturlandschaft mußte sich den wirtschaftlichen Gegebenheiten anpassen, föderalen Prinzipien folgen und neu formieren. Für die wissenschaftlichen Bibliotheken Sachsens bedeutete das die Weiterführung von vier Universitätsbibliotheken (Leipzig, Dresden, Freiberg, Chemnitz-Zwickau). An die Stelle von zahlreichen Fachhoch- und Fachschulen trat die Konzentration auf die Hochschulen für Technik und Wirtschaft (FH) in Dresden, in Mittweida und in Zwickau; die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (FH) in Leipzig (einschießlich der beiden Fachschulen für Bibliohekare im Fachbereich Buch und Museum); die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Sozialwesen (FH) in Zittau-Görlitz und vier Kunsthochschulen in Dresden und Leipzig.

Beim Ausbau der Technischen Universität Dresden zu einer Volluniversität mit den neuen Fachbereichen Geistes-, Wirtschafts-, Sozial- und Erziehungswissenschaften und Eingliederung der Medizinischen Akademie Carl Gustav Carus ist nach eingehenden Diskussionen vom Sächsischen Landtag der Zusammenschluß der Sächsischen Landesbibliothek mit der Bibliothek der Technischen Universität zur Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden beschlossen worden. Die Bibliothek übernimmt die Bestände der Bibliotheken der Pädagogischen Hochschule und der Hochschule für Verkehrswesen, wird mit eigenem Haushaltskapitel dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst direkt unterstellt und wird mit einem eigenen Neubau die noch unzulänglichen Provisorien überwinden können.[67] 

In Leipzig sind Bibliotheken aufgelöster Hochschulen der Universitätsbibliothek zugeordnet worden. Es handelt sich um die Comenius-Bücherei, die Bibliothek der Theaterhochschule, die in Teilen auch der Hochschule für Musik übergeben wurde, die Bibliotheken der Handelshochschule, der Pädagogischen Hochschule, der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport und der Kirchlichen Hochschule. In Dresden, Mittweida, Zittau und Zwickau wurden die Bibliotheken aufgelöster Hochschulen von den neuen Fachhochschulen übernommen. In Bautzen wird die Bibliothek des Akademie-Instituts für sorbische Volksforschung als Sorbische Zentralbibliothek weitergeführt. Für die Fachbibliotheken zahlreicher Betriebe, Verwaltungen und Institutionen bedeuteten die Wirtschaftsunion und das Ende der sozialistischen Planwirtschaft das Aus. Das ehemalige Institut für Leihverkehr und Zentralkataloge bei der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz - registrierte Anfang 1992 die Auflösung der Sigel von 110 sächsischen Bibliotheken, über deren Bestände und Verbleib keine Informationen vorliegen.

Für die Deutsche Bücherei stand nach 1990 die Weiterarbeit zunächst in Frage. Mit der seit dem 3. Oktober 1990 im Einigungsvertrag begründeten neuen Bundesanstalt Die Deutsche Bibliothek mit ihren Standorten Deutsche Bücherei Leipzig, Deutsche Bibliothek Frankfurt a. M. und Deutsches Musikarchiv Berlin ist eine gelungene Integration zwischen Ost und West erreicht worden. Trotz der über Jahrzehnte getrennt entwickelten Strukturen konnten gemeinsame Grundsätze und Grundwerte anerkannt werden. Danach bleibt an jedem Standort eine funktionsfähige Bibliothek mit eigener Fachkompetenz erhalten. Schwerpunktaufgaben für die Deutsche Bücherei sind das Zentrum der Bucherhaltung mit Aufgaben der Massen- und Einzelkonservierung und der Restaurierung sowie das Deutsche Buch- und Schriftmuseum als Forschungsstätte für das Buch.[68] 

Weitere Bundeseinrichtungen werden in Sachsen zunächst nicht bleiben können: Die 1965 in Strausberg bei Berlin gegründete Militärbibliothek, die 1971 nach Dresden verlagert wurde, soll 1997/98 nach Plänen des Bundesministers für Verteidigung ihren Standort wieder in Strausberg erhalten. Eine Rückführung der Bibliothek des Reichsgerichts (der Bestand von rund 320.000 Bänden hatte das Kriegsende fast unbeschädigt überstanden) nach Leipzig ist nicht vorgesehen. Die Bibliothek war an den Sitz des Obersten Gerichts der DDR nach Berlin, nach 1990 an den Bundesgerichtshof nach Karlsruhe verlagert worden.[69] 

Das außerordentlich dichte Netz der öffentlichen Bibliotheken konnte nach 1990 nicht erhalten werden. Waren es 1989 noch 2138 haupt- und 1457 nebenamtlich geleitete Bibliotheken, so sank die Anzahl der hauptamtlich geleiteten Bibliotheken seit 1990 auf 280, die der nebenamtlich geleiteten von 1126 (1990) auf 526 (1995). Der Bestand verminderte sich 1990 auf 12.530.000 Bände, die Zahl der Benutzer auf 648.000 Leser. Die Leipziger Städtischen Bibliotheken verzeichneten 1991 noch einen Bestand von 1.112.000 Bänden bei 56.300 Lesern, 1993 einen Bestand von 1.010.500 Bänden und 53.155 Lesern. Innerhalb der wirtschaftlich bedingten Einschränkungen ist aber die Fachausstattung von 321 Öffentlichen Bibliotheken mit Hilfe von Bund und Land entscheidend verbessert worden.[70]  Dagegen ist der Bereich der Gewerkschaftsbibliotheken mit der Auflösung ihrer Trägerbetriebe gänzlich erloschen. Ein Verlust historischer Buchbestände dürfte hier nicht zu beklagen sein.

Dietmar Debes

Anmerkungen
[1]  Walter Schlesinger: Sachsen. Stuttgart 1965 (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 8). Zur historischen Darstellung auch Rudolf Kötzschke und Hellmut Kretzschmar: Sächsische Geschichte. Werden und Wandlungen eines deutschen Stammes und seiner Heimat im Rahmen der deutschen Geschichte. 2 Bde. Dresden 1935; Karl Czok (Hrsg.): Geschichte Sachsens. Weimar 1989; Rudolf Bemmann und Jakob Jatzwauk (Hrsg.): Bibliographie der sächsischen Geschichte. Bd 1: Landesgeschichte. Leipzig 1918-23; Bd 2: Geschichte der Landesteile. Leipzig 1923; Bd 3: Ortsgeschichte. Leipzig 1928-32; Bd 4: Register. Dresden 1973; dazu die übergangenen Großstädte: Bibliographie der Stadt Leipzig. 2 Bde und Sonderbände 1-4, Weimar 1971-77; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Dresden. 5 Bde, Dresden 1981-84; Bibliographie der Stadt Chemnitz. Dresden 1991; weitergeführt durch die Sächsische Bibliographie. Hrsg. von der Sächsischen Landesbibliothek ab Berichtsjahr 1945, 1960 ff. - Zur Bibliotheksgeschichte und Bibliotheksstatistik s. Literaturhinweise am Ende von Bd 18.
[2]  Julius Petzholdt: Bibliotheken des Hochstiftes zu St. Johannis zu Meißen. Meißen 1870
[3]  Julius Petzholdt: Die Bibliothek des Benediktiner-Klosters zu S. Jacob in Pegau. In: Archiv für sächsische Geschichte 1 (1843) S. 77-83
[4]  Julius Petzholdt: Verzeichnis sächsischer Klöster und Stifter in Bezug auf Bibliothekenkunde. In: Archiv für sächsische Geschichte 1 (1843) S. 318-331; Ludwig Schmidt: Beiträge zur Geschichte der wissenschaftlichen Studien in sächsischen Klöstern. Bd 1: Altzelle, Bd 2: Grünhain, Buch, Pegau, Chemnitz, Thomaskloster in Leipzig. Dresden 1897; Christian Alschner: Die Säkularisation der Klosterbibliotheken im albertinischen Sachsen (Mark Meißen, Leipzig und Pegau). Phil. Diss. Leipzig 1969
[5]  Eduard Beyer: Das Cistercienser-Stift und Kloster Alt-Zelle in dem Bisthum Meißen. Dresden 1855
[6]  Dietmar Debes: Das Sequestrationsverzeichnis der Bibliothek des Thomasklosters zu Leipzig. In: Othmar Feygl, Horst Kunze und Ruth Unger (Hrsg.): Festschrift zum 60. Geburtstag von Prof. Dr. Hans Lülfing am 24. November 1996. Leipzig 1966, S. 83-95 (Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beih. 83)
[7]  Johannes Müller: Anfänge des sächsischen Schulwesens. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte 8 (1887) S. 1-40, 243-171; Johannes Müller: Die Anfänge des deutschen Schulwesens in Dresden (1539-1600). In: Neues Archiv für sächsische Geschichte 8 (1887) S. 272-289; Ernst Schwabe: Das Gelehrtenschulwesen Kursachsens von seinen Anfängen bis zur Schulordnung von 1580. Leipzig 1914 (Aus Sachsens Vergangenheit 2); Ernst Schwabe: Beiträge zur Geschichte des sächsischen Gelehrtenschulwesens 1760-1820. Leipzig 1909
[8]  Detlef Döring: Die Bestandsentwicklung der Bibliothek der Philosophischen Fakultät der Universität zu Leipzig von ihren Anfängen bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der Leipziger Universität in ihrer vorreformatorischen Zeit. Leipzig 1990 (Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beih. 99); Zur Universität auch Wilhelm Stieda: Die Universität Leipzig in ihrem tausendsten Semester. Leipzig 1909; Herbert Helbig: Universität Leipzig. Frankfurt a. M. 1961; Alma mater Lipsiensis. Geschichte der Karl-Marx-Universität. Hrsg. von Lothar Rathmann. Leipzig 1984
[9]  Julius Richter: Geschichte der sächsischen Volksschule. Berlin 1930 (Monumenta Germaniae Paedagogica 59)
[10]  Hans Dieter Gebauer: Bücherauktionen in Deutschland im 17. Jahrhundert. Bonn 1981; Paul Raabe: Gelehrtenbibliotheken im Zeitalter der Aufklärung. In: Bibliotheken und Aufklärung. Wiesbaden 1988, S. 103-122 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 14); Gerhard Loh: Verzeichnis der Kataloge von Buchauktionen und Privatbibliotheken aus dem deutschsprachigen Raum 1607-1730. Leipzig 1995 (Bibliographie der Antiquariats-, Auktions- und Kunstkataloge, Sonderband 1)
[11]  Friedrich Adolf Ebert: Geschichte und Beschreibung der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden. Leipzig 1822
[12]  Edith Rothe: Geschichte der Secundogenitur-Bibliothek zu Dresden. In: Philobiblon 17 (1973) S. 116-121
[13]  Robert Joachim: Geschichte der Milichschen Bibliothek und ihrer Sammlungen. In: Schulprogramm des Städtischen Gymnasiums zu Görlitz 1876/77
[14]  Dietmar Debes: Die Schloßbibliothek Gaußig. Ein Beitrag zur sächsischen Bibliotheksgeschichte. In: Bibliothek als Lebenselixier. Festschrift zum 65. Geburtstag von Gottfried Rost. Leipzig 1996, S. 17-28
[15]  Hans Christian Mannschatz: Stadt und Bibliothek: Die Entstehung einer städtischen Bibliothekslandschaft in Leipzig. Leipzig 1996; Mark Lehmstedt: Lektüre in Leipzig - Beygangs Literarisches Museum zwischen 1795 und 1820. In: Beiträge zur Geschichte des Buchwesens im frühen 19. Jahrhundert. Wiesbaden 1993, S. 179-223; zu Leihbibliotheken auch Georg Jäger: Die deutsche Leihbibliothek im 19. Jahrhundert. Verbreitung - Organisation - Verfall. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte 2 (1977) S. 96-133; Die Leihbibliothek als Institution des literarischen Lebens im 18. und 19. Jahrhundert. Arbeitsgespräch in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Hrsg. von Georg Jäger. Hamburg 1980 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 3); Alberto Martino: Die deutsche Leihbibliothek. Geschichte einer literarischen Institution (1756-1914). Mit einem zusammen mit Georg Jäger erstellten Verzeichnis der erhaltenen Leihbibliothekskataloge. Wiesbaden 1990
[16]  Hugo Colditz: Die Arnoldische Buchhandlung 1790-1890. Dresden 1890
[17]  Christian Alschner: Die Dorfbibliothek in Miltitz bei Meißen als Instrument der Bauernaufklärung. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 97 (1983) S. 381-388
[18]  Hans Lülfing: Zur sächsischen Bibliotheksgeschichte im 19. Jahrhundert. In: Bibliothek, Bibliothekar, Bibliothekswissenschaft. Festschrift Joris Vorstius. Leipzig 1954, S. 343-356
[19]  Franz Kössler: Verzeichnis von Programmabhandlungen deutscher, österreichischer und schweizerischer Schulen der Jahre 1825-1918. München 1987
[20]  Wolfgang Thauer und Peter Vodosek: Geschichte der öffentlichen Bücherei in Deutschland. 2. erw. Aufl. Wiesbaden 1990; Michael Knoche: Volksbibliotheken und Staat im Vormärz. In: Staatliche Initiative und Bibliotheksentwicklung seit der Aufklärung. Wiesbaden 1985, S. 1-20 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 12); Peter Vodosek: Beispiele staatlicher Förderung von Öffentlichen Bibliotheken in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. In: ebda, S. 21-56
[20]  Gustav Hennig: Die Entwicklung des Arbeiterbibliothekswesens in Leipzig in den letzten 10 Jahren. In: Leipziger Kalender 8 (1911) S. 99-107
[22]  Alberto Martino: Die deutsche Leihbibliothek, S. 191
[23]  Handbuch der Museen und wissenschaftlichen Sammlungen in der Deutschen Demokratischen Republik. Hrsg. von H. A. Knorr. Halle 1963
[24]  Heinrich Uhlendahl: 25 Jahre Deutsche Bücherei. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 56 (1939) S. 1-17; Curt Fleischhack: Zum Gedächtnis Heinrich Uhlendahls. In: Libri 5 (1954/55) S. 382-387
[25]  Heinrich Feldkamp: Notgemeinschaft und Bibliotheken. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 46 (1929) S. 296-303; Friedrich Schmidt-Ott: Der Bibliotheksausschuß der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 62 (1948) S. 145-157
[26]  Otto Glauning: Die Universitätsbibliothek Leipzig 1921-1937. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 59 (1942) S. 223-256
[27]  Horst Kunze: Martin Bollert zum 75. Geburtstag. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 65 (1951) S. 334-340
[28]  Die Bibliothek und ihre Kleinodien. Festschrift zum 250jährigen Jubiläum der Leipziger Stadtbibliothek 1677 bis 1927. Hrsg. von Johannes Hofmann. Leipzig 1927
[29]  Hans Christian Mannschatz: Stadt und Bibliothek, s. o. Anm. 15
[30]  Walter Hofmann: Der Wille zum Werk. Villingen 1967
[31]  Walter Hofmann: Volksform und Bildungsform. In: Hefte für Büchereiwesen 8 (1923) Abt. A, S. 13-15
[32]  Erwin Ackerknecht: Büchereigesetzgebung. In: Bücherei und Bildungspflege 13 (1933) S. 171-185; Wolfgang Thauer: Staat und Öffentliche Bibliothek in der Weimarer Republik. In: Staatliche Initiative und Bibliotheksentwicklung seit der Aufklärung. Wiesbaden 1985, S. 57-78 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 12)
[33]  Jahrbuch der Volksbüchereien. Leipzig 4 (1928/29-1929/30) 1931
[34]  Gemeinschaftliche erweiterte Vorstandssitzung des Vereins Deutscher Bibliothekare und des Verbandes Deutscher Volksbibliothekare, sowie Jahresbesprechung des Verbandes Deutscher Volksbibliothekare am 18. und 19. Mai 1932 in Jena. In: Bücherei und Bildungspflege 12 (1932) S. 192-198
[35]  Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 52 (1933) Abt. V Gewerbe, Gruppe XX Handelsgewerbe; Die gewerblichen Betriebe im Deutschen Reich und im Lande Sachsen nach der Zählung 1933. In: Zeitschrift des Sächsischen Statistischen Landesamtes 80/81 (1934/35) S. 254-266; Kurze neue Nachrichten. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 51 (1934) S. 639
[36]  Gustav Sichelschmidt: Glanz und Elend der Leihbüchereien. In: Dokumentation, Fachbibliothek, Werkbücherei (DWF) 13 (1966/67) Heft 1, S. 22-24
[37]  Verbrannt, verboten, verbannt. Vergessen? Zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 1933. Bibliographie zur Schwarzen Liste/Schöne Literatur. 3. überarb. u. erw. Aufl. Zusammengestellt und bearbeitet aus Anlaß des 60. Jahrestages der Bücherverbrennung in Dresden am 8.3.1933 von Juliane Krummsdorf und Ingrid Werner. Dresden 1996; Verbrannt, verboten, verbannt. Vergessen? Kolloquium zum 60. Jahrestag der Bücherverbrennung von 1933. Red.: Frank Andert. Leipzig 1995 (Texte zur Literatur 2); Bibliotheken während des Nationalsozialismus. Hrsg. von Peter Vodosek und Manfred Komorowski. 2 Bde, Wiesbaden 1989-91 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 16); Jutta Sywottek: Die Gleichschaltung der deutschen Volksbüchereien 1933 bis 1937. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 24 (1983) Sp. 385-536; Engelbrecht Boese: Das Öffentliche Bibliothekswesen im Dritten Reich. 2. Aufl. Bad Honnef 1987
[38]  Engelbrecht Boese: Die Säuberung der Leipziger Bücherhallen. In: Buch und Bibliothek 35 (1983) S. 283-296
[39]  Handbuch der deutschen Volksbüchereien 2 (1940) S. 162 ff.
[40]  Raimund Kast: Die Leihbibliotheken im Nationalsozialismus. In: Bibliotheken während des Nationalsozialismus. Wiesbaden 1989. Bd 1, S. 515-528
[41]  Alberto Martino: Die deutsche Leihbibliothek, S. 619
[42]  Adreßbuch des Deutschen Buchhandels. Leipzig 93 (1932) S. 74-88; 104 (1942) Abt. 3; 105 (1948) S. 731-762
[43]  Dietrich Aigner: Die Indizierung schädlicher und unerwünschter Literatur. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 11 (1971) Sp. 933-1034
[44]  Joachim Kirchner: Schrifttum und wissenschaftliche Bibliotheken im nationalsozialistischen Deutschland. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 50 (1933) S. 283-296; Fritz Prinzhorn: Die Aufgabe der Bibliotheken im nationalsozialistischen Deutschland. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 51 (1934) S. 465-471; Rudolf Kummer: Das wissenschaftliche Bibliothekswesen im nationalsozialistischen Deutschland. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 55 (1938) S. 399-413; Manfred Komorowski: Die Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Erbe im wissenschaftlichen Bibliothekswesen nach 1945. In: Bibliotheken während des Nationalsozialismus. Bd 2, S. 275-295 [wertende Darstellung]
[45]  Hans-Gerd Happel: Das wissenschaftliche Bibliothekswesen im Nationalsozialismus. Unter besonderer Berücksichtigung der Universitätsbibliotheken. München 1989 (Beiträge zur Bibliothekstheorie und Bibliotheksgeschichte 1)
[46]  Deutsche Bücherei 1912-1962. Festschrift zum 50jährigen Bestehen. Red.: Helmutz Rötzsch, Gerhard Hesse, Hans-Martin Pleßke. Leipzig 1962; Horst Halfmann: Das Schrifttum der Emigration in der Deutschen Bücherei. In: ebda, S. 197-218
[47]  Helmut Rötzsch und Hans-Martin Pleßke: Die Deutsche Bücherei in Leipzig. Ein Abriß der Geschichte des Gesamtarchivs des deutschsprachigen Schrifttums 1912-1987. Leipzig 1988; dazu auch Bericht über die Verwaltung der Deutschen Bücherei 1 (1913)-25 (1938); Albert Paust: Bibliographie zur Geschichte der Deutschen Bücherei. In: Deutsche Bücherei 1912-1962, S. 287-367; Hildegard Riedel: Die faschistische Kultur- und Wissenschaftspolitik in ihren Auswirkungen auf das Buch- und Bibliothekswesen - speziell die Deutsche Nationalbibliothek. Phil. Diss. Leipzig 1969
[48]  Sächsische Landesbibliothek Dresden 1556-1956. Festschrift zum 400jährigen Bestehen. Hrsg. von Karl Assmann u. a. Leipzig 1956; Burghard Burgemeister (Hrsg.): Aus der Arbeit der Sächsischen Landesbibliothek 1956-1965. Dresden 1966; ders. (Hrsg.): Aus der Arbeit der Sächsischen Landesbibliothek 1966-1975. Dresden 1977; ders. (Hrsg.): Die Sächsische Landesbibliothek 1976-1985. Dresden 1987; Manfred Mühlner: 425 Jahre Sächsische Landesbibliothek. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 95 (1981) S. 385-394
[49]  Ekkehart Vesper: Die Universitätsbibliothek Leipzig 1945-1955. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität, Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 6 (1956/57) Heft 1, S. 105-111; Karl Buchheim: Eine sächsische Lebensgeschichte. Erinnerungen 1889-1972. München 1996, S. 224-251 (Biographische Quellen zur Zeitgeschichte 16)
[50]  Fritz Schaaf: Zur Geschichte der Deutschen Bücherei nach 1945. In: Deutsche Bücherei 1912-1962. Leipzig 1962, S. 67-90; Helmut Rötzsch und Hans-Martin Pleßke: Die Deutsche Bücherei in Leipzig, S. 60-69; Jahrbuch der Deutschen Bücherei 1 (1965)-26 (1990)
[51]  Günther Meyer: Die Entwicklung des wissenschaftlichen Bibliothekswesens in der DDR. In: Bibliothekar 23 (1969) S. 710-726; Günther Meyer: Geschichte der Bibliotheken in der DDR nach 1945. Leipzig 1981 (Lehrbrief für das Fachschulfernstudium der Fachschule für Bibliothekare Erich Weinert); Erwin Marks: Die Entwicklung des Bibliothekswesens in der DDR. Leipzig 1985 (Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beih. 94)
[52]  Romy Effenberger: Darstellung der Geschichte der heutigen Universitätsbibliothek Chemnitz-Zwickau mit Einbeziehung aller epochalen Veränderungen seit Beginn 1836 bis zum 31.12.1993: 1946-1993. Diplomarbeit. Leipzig: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (FH), Fachbereich Buch und Museum, Studiengang Wissenschaftliches Bibliothekswesen 1995 [mschr.]; Andrea Löbel: Darstellung der Geschichte der heutigen Universitätsbibliothek Chemnitz-Zwickau ...: 1836-1945. Diplomarbeit. Leipzig: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (FH) 1995; Dieter Scheffel: Die Hochschulbibliotheken der DDR. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 88 (1974) S. 537-542; Dieter Scheffel: Von der Bücherei der Königlichen Gewerbeschule Chemnitz zur Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 100 (1986) S. 341-346
[53]  Erwin Marks: Die Entwicklung des Bibliothekswesens in der DDR, S. 56-57
[54]  Erich Schröter: Wozu noch Stadtbibliotheken? In: Bibliothekar 5 (1951) S. 452-453; Horst Bunke: Was wird mit den Stadtbibliotheken? In: Bibliothekar 5 (1951) S. 492-493
[55]  Gerhard Pachnicke: Die Arbeit an den wissenschaftlichen Altbeständen. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 68 (1954) S. 426-435; Sigrid Tröger: Die Geschichte der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 80 (1966) S. 415-425
[56]  Gerhard Schwarz: Zur Entstehung und neuen Konzeption des Sammelschwerpunktplanes. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 81 (1967) S. 321-338; Sammelschwerpunktplan der wissenschaftlichen Bibliotheken der DDR. 2. verb. Aufl. Berlin 1982; Dieter Höchsmann: Die 2. Auflage des Sammelschwerpunktplanes. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 97 (1983) S. 482-486
[57]  Anweisung Nr. 22/1969 des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen über die Stellung, Aufgaben und Arbeitsweise des Bibliothekswesens und der wissenschaftlichen Information an den Hochschulen vom 15.8.1969. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 84 (1970) S. 198-202
[58]  Adelheid Kasbohm: Zum Problem der wenig genutzten Literatur und deren Speicherung. Phil. Diss. Berlin 1971. Auszug in Zentralblatt für Bibliothekswesen 86 (1972) S. 263-278; Kurt Kümmel: Theoretische und empirische Grundlagen der Errichtung von Speicherbibliotheken in der DDR. Diplomarbeit. Berlin: Humboldt-Universität, Institut für Bibliothekswissenschaft 1977
[59]  Ministerium für Kultur. Beirat für Bibliothekswesen: Aufgaben der Bibliotheken bei der Bewahrung, Pflege, Erschließung und Verbreitung des kulturellen Erbes. Berlin 1976; 2. Auflage 1983; Horst Kunze: Zur Bewahrung, Pflege, Erschließung und Verbreitung des kulturellen Erbes in Bibliotheken. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 91 (1977) S. 49-54; Friedhilde Krause: Das Kulturschutzgesetz der DDR und die Aufgaben der Deutschen Staatsbibliothek. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 96 (1982) S. 215-220
[60]  Der Volksbibliothekar 3 (1949) S. 11-13
[61]  Statistisches Jahrbuch der DDR 1 (1955), 21 (1976), 35 (1990) [Angaben für die Bezirke Dresden, Chemnitz, Leipzig. Abweichende statistische Angaben (z. B. Statistisches Jahrbuch des Landes Sachsen 1990) berücksichtigen Gebietsänderungen (etwa Kreis Altenburg vom Bezirk Leipzig zum Land Thüringen) und andere Erfassungsgrundsätze für Zweig- und Außenstellen.]
[62]  Erwin Marks: Die Entwicklung des Bibliothekswesens in der DDR, S. 41
[63]  Adreßbuch des Deutschen Buchhandels. Bd 105. Leipzig 1948, S. 731-762
[64]  Leihbücherei-Ausschuß des Börsenvereins. 1. Sitzung am 6.4.1948. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 115 (1948) S. 201; Karl Tärrer: Das Problem einer literarischen Reform der Leihbüchereien. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 115 (1949) S. 445-446; H. J. Jessel: Leihbüchereireform - sofort und intensiv. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 115 (1948) S. 481-482
[65]  Hans Werner Eybel: Die Aufgaben der Leihbüchereien in der DDR. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 123 (1956) S. 179-180
[66]  Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 126 (1959) S. 549-550; Umfangreiches Material auch im Sächsischen Staatsarchiv, Bestand: Börsenverein für den deutschen Buchhandel. Inv.Nr. 1159/1160-1175, 233, 557, 2020. Inv.Nr. 1073: Leipziger Leihbüchereivereine 1945/46
[67]  Dresdner Bibliothekskonzept. Analyse und Empfehlungen. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 40 (1993) S. 375-385, 544-575
[68]  Die Deutsche Bibliothek. Jahresbericht 1991, S. 5-18; Klaus-Dieter Lehmann: Innenansichten - Außenansichten. Deutsche Bücherei und Deutsche Bibliothek nach der Vereinigung. In: Buch und Bibliothek 44 (1992) S. 314-322; Gottfried Rost: ...was die Mode streng geteilt. Eine Leipziger Sicht auf die Vereinigung von Deutscher Bücherei und Deutscher Bibliothek. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 39 (1992) S. 181-195; Entwicklung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei Leipzig. Denkschrift. Die Deutsche Bibliothek. Erarbeitet von einer Expertenkommission unter Leitung von Bernhard Fabian. Leipzig 1994; Reinmar Riese: Rezension dazu. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 43 (1996) S. 363-368
[69]  Friedrich Karl Fromme: Nach Leipzig was dorthin gehört. Karlsruhe greift nach den Bücher-Beständen des alten Reichsgerichts. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. Januar 1996
[70]  Statistisches Jahrbuch Sachsen 1991. Stadt Leipzig; Arend Flemming: Strukturreform der Städtischen Bibliotheken Dresdens. In: Buch und Bibliothek 44 (1992) S. 346-349; Heidemarie Brendel: Ein Jahr wiedereröffnete Stadtbibliothek Leipzig. In: Buch und Bibliothek 44 (1992) S. 684-690; Bibliotheken für alle. Bau, Sanierung und Ausstattung Öffentlicher Bibliotheken in Sachsen seit 1991. Hrsg. vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Dresden 1996


'Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner. '
'Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003. '