FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Europa > Ungarn

Bibliotheken in Ungarn

Siedlungsgeschichte

Ungarns im Mittelalter Die Geschichte der ungarisch-deutschen Beziehungen begann mit den Streifzügen, die die Ungarn seit 900 ausgehend von ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet im westlichen Abendland führten und die mit den schweren Niederlagen der Ungarn 933 bei Merseburg und 955 bei Augsburg endeten. Danach setzte eine bedeutende Wende in der ungarischen Politik ein. Zu Ostern 973 begaben sich Gesandte des ungarischen Fürsten Géza (Regierungszeit 972-997) nach Quedlinburg an den Hof Kaiser Ottos I. und baten um Missionare für Ungarn. Mit dieser Entsendung begann der Prozeß, der die Ungarn allmählich in das westliche Christentum integrierte.

Der in Passau auf den Namen Stephan getaufte ungarische Fürstensohn Vajk wurde der erste König der Ungarn (Regierungszeit 997-1038) und ehelichte Herzogin Gisela von Bayern. Die im königlichen Gefolge nach Ungarn ziehenden deutschen Priester spielten eine wichtige Rolle bei der Christianisierung des Landes.[1] Unter König Géza II. (1141-1162) wurden in den fünfziger und sechziger Jahren des 12. Jahrhunderts zahlreiche besitzlose Ritter und Bauern, hauptsächlich aus Sachsen, aus dem Rheinland und dem Moselgebiet in Süd- und Nord-Siebenbürgen angesiedelt. Die von ihnen bewohnten Gebiete bekamen die Namen Szászföld [Sachsenfeld] und Királyföld [Königsfeld].

Die nächste deutsche Siedlungswelle in Siebenbürgen erfolgte um die Jahrhundertwende. König Andreas II. (Regierungszeit 1203-1235) sicherte den Deutschen 1224 Autonomie und Privilegien zu. Aus den ursprünglichen sächsischen Bauerndörfern entwickelten sich vom 13. Jahrhundert an die sächsischen Städte, als wichtigste Sibiu [Hermannstadt, Nagyszeben], Orastie [Bros, Szászváros], Sighisoara [Schäßburg, Segesvár] und Medias [Mediasch, Medgyes]. Der Versuch Andreas II., im Burgenland einen deutschen Ritterorden anzusiedeln, scheiterte an dessen Bestreben nach territorialer Autonomie und endete mit der Ausweisung der Ritter im Jahre 1225. Die von ihnen gegründeten Siedlungen, deren Mittelpunkt Brasov [Kronstadt, Brassó] wurde, entwickelten sich jedoch weiter.[2] Die Einwohner von Buda [Ofen] und Pest waren im 13. Jahrhundert ebenfalls aus Süd-Schwaben übergesiedelte Deutsche. Besonders in diesen Gebieten spielte das Deutschtum bei der Herausbildung des mittelalterlichen Städtelebens in Ungarn eine entscheidende Rolle, die auch für das Entstehen der ungarischen Buchkultur bedeutend war. Mittelalterliche Buchkultur in Ungarn Als Beginn der ungarischen Bibliotheksgeschichte gilt das Dekret des ersten ungarischen Königs, Stephan I., das die Bischöfe verpflichtete, für die Bücher der Dorfgemeinden Sorge zu tragen. Das bedeutete, daß an den vom König im Zuge der Christianisierung des Landes gegründeten Bischofssitzen Skriptorien eingerichtet und dort die Bücher zur kirchlichen Liturgie hergestellt wurden. Diese Handschriften bildeten den Kern der Büchersammlung eines Bistums oder einer Kirche. Das erste vollständige Buchinventar stammt vermutlich aus dem Jahr 1093 und erfaßt den Buchbestand des ersten ungarischen Benediktinerklosters in Pannonhalma [Martinsberg; gegründet 996], der 250 Titel in 80 Bänden zählte. Es handelte sich um Heiligenlegenden, Erbauungsliteratur, Ordensreglements, weiterhin klassische Literatur und Bücher für den Schulunterricht, so Werke von Cicero, Lucan und Cato, eine Grammatik von Donatus und ein Psalter für den Leseunterricht.

Aus dem 12. Jahrhundert ist kein einziges Bücherverzeichnis erhalten geblieben. Bekannt ist aber ein lateinisches Sakramentarium, der sogenannte Pray-Kodex, mit dem ersten ungarischen Sprachdenkmal: einer Totenpredigt und Lamentationen, die von der Hand eines Dorfpfarrers stammen. Es darf angenommen werden, daß König Kálmán (1095-1116), der als Bücherfreund galt, schon eine beträchtliche Bibliothek besaß. Neben zahlreichen von deutschen und italienischen Mönchen gegründeten Benediktinerklöstern im ganzen Land entstanden in Ungarn auch Klöster der Zisterzienser und der Prämonstratenser. Das erste Zisterzienserkloster gründeten österreichische Mönche 1142 in Cikádor, weitere entstanden unter der Regierung König Bélas III. (1172-1196). Bereits vor 1131 gründete König Stephan II. das erste Prämonstratenserkloster in Váradelohegy, weitere folgten in Zsámbék und Ócsa. Die Bücher der Klosterbibliotheken stammten vorerst aus den Mutterklöstern, die vorgeschriebenen Ritualbücher (Missale, Graduale, Antiphonarien, Lektionarien), Kalender und Märtyrologien wurden von heimischen Skriptoren erst später kopiert. Im Laufe des 12. Jahrhunderts kamen in großen Zahlen die von Sippen gegründeten und unterstützten Stifte im ganzen Land zustande. Die Gründer der Klöster beeinflußten gelegentlich auch die Entwicklung der Klosterbibliotheken, wie das Schicksal der zweibändigen, prachtvoll ausgestatteten Admonter Bibel zeigt, die in den dreißiger Jahren des 12. Jahrhunderts in einer Salzburger Werkstatt entstanden war. Sie gehörte der Bibliothek des durch die Gutkeled-Sippe gegründeten Benediktinerstifts zu Csatár, doch der Patron verpfändete sie und entschädigte das Stift mit zwei Dörfern.[3]

221 wurde das erste ungarische Dominikanerkloster in Székesfehérvár [Stuhlweißenburg] gegründet, und 1232 ließen sich schließlich auch die Franziskaner in Ungarn nieder. Bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts erhöhte sich die Zahl der Klöster beider Orden in Ungarn auf 80. Für die Arbeit der überwiegend aus Deutschland stammenden Mönche waren Bücher unbedingt notwendig, doch blieben keine Angaben über die Bestände ihrer Klosterbibliotheken erhalten. Nach den unermeßlichen Zerstörungen des Mongolensturms (1241) gelang König Béla IV. (Regierungszeit 1235-1270), dem zweiten Staatsgründer, nur mit größter Anstrengung der Wiederaufbau des Landes. Von der blühenden mittelalterlichen ungarischen Kultur blieben lediglich vereinzelte Denkmäler erhalten. Über die Buchkultur dieser Zeit ist nur wenig bekannt.[4] Aus dem 13. Jahrhundert sind nur wenige Angaben über einzelne Klosterbibliotheken überliefert. Erhaltenen Testamenten zufolge besaßen auch die Pfarrer Sammlungen von mehreren Büchern. So hinterließ beispielsweise der Zipser Propst Muthmer 1273 dem Zipser Kapitel acht Handschriften.[5] Aus einer Urkunde ist bekannt, daß 1276 dem Brand der Kathedrale von Veszprém Bücher im Wert von 3000 Goldmark zum Opfer fielen und der damalige Propst Paul eine Büchersammlung im Wert von 1000 Goldmark besaß. 1279 verordnete die Ofener Synode, daß jeder Pfarrer ein Breviarium und einen Katechismus besitzen solle. Diese Synode verpflichtete außerdem die Archidiakone zu einer kirchenrechtlichen Ausbildung, die auch Bücher zum Kirchenrecht notwendig machte. Aus diesen und ähnlichen Verordnungen geht hervor, daß das Buch auch in Ungarn allmählich zum Hauptträger von Bildung und Kultur wurde.

Als 1301 das ungarische Königshaus der Árpáden ausstarb, drohten Erbkämpfe den ungarischen Staat zu zerstören, bis Karl Robert aus dem Hause Anjou (Regierungszeit 1308-1342) die mächtigsten Provinzialherren, die sogenannten kleinen Könige, bezwingen und die königliche Macht festigen konnte. Von seiner Regierungszeit an darf von einer permanent bestehenden ungarischen königlichen Bibliothek in Ofen gesprochen werden. Er und sein Nachfolger, Ludwig I. der Große (Regierungszeit 1342-1382), haben die ungarische Buchmalerei auf europäisches Niveau gehoben. Von den zu jener Zeit hergestellten Büchern mit wundervollen Miniaturen und reich verzierten Initialen sind zwei besonders erwähnenswert: die Bibel des Schatzmeisters Dömötör Nekcsey, die heute in der Library of Congress in Washington verwahrt wird, und das Ungarische Anjou-Legendarium, das die erweiterte Fassung der Legenda Aurea - mit dem Leben der ungarischen und polnischen Heiligen - ist und für Andreas, den Sohn Karl Roberts, in Neapel angefertigt wurde.[6] Eine ungarische Bilderchronik in Latein stammt aus dem Jahr 1358.[7] Ludwig der Große schickte 1367 ein Missale nach Aachen, das wahrscheinlich in der Ofener königlichen Kolorierwerkstatt hergestellt wurde.

Die Gründung der ersten ungarischen Universität im Jahre 1367 in Pécs [Fünfkirchen] war Ludwig dem Großen zu verdanken. Sie bestand bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts. Die durch König Sigismund (Regierungszeit 1387-1437) im Jahre 1389 gegründete Universität in Óbuda [Altofen] konnte sich offenbar auch nicht lange halten, denn nach dem Tod des Königs sind keine Angaben über sie vorhanden. Der Unterricht in diesen Institutionen wäre ohne Bücher nicht möglich gewesen, doch über Inhalt und Verbleib ihrer Bibliotheken ist nichts bekannt. Die im Ausland, u. a. in Wien, Kraków [Krakau], Bologna und Paris studierenden Ungarn kehrten oft mit Büchern zurück und bereicherten so die Buchkultur des Landes. Sigismund baute die von seinen Vorfahren an ihn gekommene Königliche Bibliothek aus. Er erbte auch die Büchersammlung seines Bruders Wenzel, des böhmischen und deutschen Königs (ca. 110 Bücher). Diese erweiterte Königliche Bibliothek gelangte nach dem Tod seines Nachfolgers Albrecht von Habsburg (1437-1439) nach Wien und konnte erst in der Regierungszeit Ladislaus V. (1440-1457) wieder nach Ungarn zurückgebracht werden.

Über die kirchliche Buchkultur des seit der Wende zum 11. Jahrhundert bestehenden ungarischen Deutschtums berichten mehrere Bücherverzeichnisse der Pfarramtsbibliothek der sächsischen Gründung Hermannstadt vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Besonders in Oberungarn - der Zips - hatten sich seit dem 13. Jahrhundert zahlreiche Deutsche aus Schlesien, Bayern, Thüringen und der Ostmark angesiedelt und u. a. die Bergbaustädte Banská Bystrica [Neusohl, Besztercebánya], Gelnica [Göllnitz, Gölnicbánya] und Banská Štiavnica [Schemnitz, Selmecbánya] gegründet.[8] Ab 1271 bildeten 24 sächsische Ansiedlungen der Zips, darunter Levoca [Leutschau, Locse] und Kezmarok [Käsmark, Késmárk] innerhalb des Komitats eine territoriale Einheit. Die gemeinsame Bibliothek der 24 freien königlichen Städte der Zips, die 1405 wahrscheinlich im Leutschauer Pfarramt Hl. Jakob untergebracht war, haben vier Pfarrer aufgebaut und betreut. Diese Geistlichen sind als die ersten ungarischen Bibliothekare bekannt: Nicolaus Fugisrecht, Petrus Herbord, Pfarrer in SpiÜská Nová Ves [Neudorf, Igló], Fustrib, Kaplan in Leutschau und György, Pfarrer in Lechnica [Lehnicz, Lehnic].[9] Auch über bedeutendere Bibliotheken von Privatpersonen sind Angaben vorhanden. So ist dem Testament des Preßburger Stadtnotars Liebhardus Eghenvelder (1387-1455/57) zu entnehmen, daß sich in seiner 37 Titel zählenden Bibliothek elf deutschsprachige Kodizes befanden, von denen er mehrere selbst kopierte. Es handelte sich um religiöse, juristische und medizinische Bücher sowie die Historia von Alexander dem Großen, Kalender, eine Variante des Wigalois Liedes von Wirnt von Gravenberg, eine Kopie des Schachzabelbuches von Konrad von Ammenhausen u. a. Seine Bücher vermachte Eghenvelder teils Privatpersonen, teils Mönchsorden und dem Magistrat der Stadt Bratislava [Preßburg, Pozsony].[10] Bibliotheca Corviniana - Die Humanistische Bibliothek Matthias I. Corvinus Ungarns erste humanistische Bibliothek gehörte János Vitéz (1408?-1472), der während der Regierungszeit Sigismunds in der königlichen Kanzlei arbeitete. Er war Erzieher der Söhne des Regenten János Hunyadi (1446-1452) - darunter auch Matthias Corvinus - und wurde später Bischof von Oradea [Großwardein, Nagyvárad] und zuletzt Erzbischof von Esztergom [Gran]. Er richtete 1467 die Preßburger Universität des Königs Matthias I. (Regierungszeit 1458-1490) ein und war ihr erster Kanzler. Aus seiner bischöflichen Bibliothek sind 36 Handschriften geschichtlichen, literarischen, philosophischen und astronomischen Inhalts bekannt. Fast die Hälfte der Autoren gehörte dem klassischen griechischen und lateinischen Altertum an. 1472 organisierte Vitéz eine Verschwörung gegen den König. Nach seiner Inhaftierung kamen seine Bücher größtenteils in die Hände seines Nachfolgers Erzbischof Johann Beckensloer, dem späteren Bischof von Salzburg. So gelangten die Bestände zum Teil nach Salzburg und von dort im 19. Jahrhundert nach Wien oder nach München, wo sie bis heute aufbewahrt werden.[11] Vitéz' Neffe Janus Pannonius, der erste ungarische Dichter, der in Italien studierte und Bischof von Fünfkirchen wurde (1434-1472), besaß ebenfalls eine Büchersammlung, in der die antiken griechischen Autoren mit zahlreichen Werken vertreten waren. Als sich herausstellte, daß auch er an der Verschwörung teilgenommen hatte, beschlagnahmte der König seine Sammlung und ließ sie der Königlichen Bibliothek einverleiben.

König Matthias erweiterte, zunächst unter Einwirkung von János Vitéz und Janus Pannonius, planmäßig die von seinen königlichen Vorfahren ererbte Bibliothek. Er stellte die berühmte Bibliotheca Corviniana zusammen,[12] in deren Gründungsphase zwischen 1464 und 1470 ein Drittel der authentischen Corvinen angeschafft wurde. Hauptbibliothekar war der italienische Humanist Galeotto Marzio (1427-1497). Die Verschwörung des hohen Klerus Anfang der siebziger Jahre hemmte die Entwicklung der Bibliothek und erschütterte das Vertrauen des Königs in die Humanisten. So ist zu erklären, daß in jenen Jahren der wahrscheinlich auf Veranlassung von János Vitéz nach Ungarn gezogene Drucker Andreas Hess vom König keine Unterstützung erhielt. Hess, nach dem Namen vermutlich deutscher Abstammung, kam aus Italien nach Ungarn und gab schon 1473, nach dem Sturz von János Vitéz, in seiner Ofener Werkstatt die Chronica Hungarorum heraus. Diese erste Druckerei Ungarns - die sechste in der Welt - veröffentlichte 1473 auch De legendis poetis von Basilius Magnus mit Xenophons Apologia Socratis im Anhang. Exemplare dieser von Hess gedruckten Werke finden sich heute u. a. in der Széchényi-Nationalbibliothek und der Universitätsbibliothek in Budapest sowie in der ™sterreichischen Nationalbibliothek in Wien. Aus Mangel an Mäzenen mußte die Offizin geschlossen werden.[13] Aus der zweiten, namentlich nicht bekannten Druckerei Ungarns, die vermutlich von 1477 bis 1480 ebenfalls in Ofen arbeitete, sind drei Titel bekannt.[14] Von Antonius Florentinus' Confessionale (1477) sind zwei und von Landivius' De vita beati Hieranimi [sic!] (1478/79) ein Exemplar in der Universitätsbibliothek in Budapest erhalten. Litterae indulgentiarum von Joannes Han (1480) ist in nur einem bekannten Exemplar in Preßburg vorhanden. Nach 1480 existierte für beinahe ein halbes Jahrhundert keine Druckerei in Ungarn.

Ihre Blütezeit erlebte die Bibliotheca Corviniana von 1485 bis 1490. Durch die 1475 geschlossene Ehe zwischen Matthias und Beatrix von Neapel kam die Wirkung der italienischen Renaissance am ungarischen Königshof erst wirklich zur Geltung. Der neue Bibliothekar des Königs war zu dieser Zeit der Florentiner Humanist Taddeo Ugoleto. Die Bibliothek wurde im Königspalast neben der Kapelle untergebracht und bestand aus zwei Räumen: in einem standen die lateinischen, im anderen die griechischen Bücher auf vergoldeten Regalen mit je drei Pultreihen, und darunter in abschließbaren, reich geschnitzten Schränken. Diese Bibliothek umfaßte vermutlich 2000 bis 2500 Bände, die zu zwei Dritteln weltlichen und zu einem Drittel theologischen Inhalts waren. Dichtkunst und Drama waren ebenso vertreten wie Geschichtswissenschaft, Rhetorik, Grammatik, Philosophie, Theologie, Astrologie, Medizin, Geographie, Architektur, Kriegswissenschaft und Mathematik. Als wahrer Humanist war Matthias bestrebt, die gesammelten griechischen Werke ins Lateinische übersetzen zu lassen. Unter den Kodizes mit griechischen Werken kommen deshalb kaum Prunkeinbände vor, weil sie diese erst nach ihrer Übersetzung ins Lateinische erhielten. Matthias ließ die Texte während ihrer Bearbeitung, d. h. Abschrift und Übersetzung, laufend verbessern. Um seine reiche Sammlung auch anderen zugänglich zu machen, ließ er die in Florenz oder in der Ofener Werkstatt entstandenen prunkvollen, mit wunderbarem Einband und dem Wappen des Königs ausgestatteten Bände auch in Ungarn kopieren. Die Humanisten seines Hofes, u. a. Pietro Ransano und Antonio Bonfini, hatten die Möglichkeit, die Kodizes als Quellen für ihre Arbeit zu benutzen.

Die Bibliotheca Corviniana wurde zu ihrer Zeit in Umfang und Bedeutung nur durch die Bibliothek des Vatikans übertroffen. Nach dem Tod Matthias' (1490) wollten die Medici in Florenz ihre Familienbibliothek nach dem Vorbild der Bibliotheca Corviniana gestalten. Dies zeigt den großen Einfluß, den das geistige Leben am ungarischen Königshof bis nach Italien ausübte. Die reichen Bestände der Corviniana (über 2000 Handschriften) hätten die geeignete Grundlage einer nationalen ungarischen Bibliothek sein können, aber Matthias' Nachfolger, Wladislaw II. (1490-1516), gelang es nicht, diese Sammlung zu bewahren und zu pflegen. János Corvin, der leibliche Sohn von Matthias, nahm einige Bände an sich. Durch die zweite Ehe seiner Witwe Beatrix Frangepán mit Georg von Brandenburg gelangten diese Werke nach Wolfenbüttel. Die italienischen Bibliothekare kehrten in ihre Heimat zurück und die Illuminierung und Abschrift der Bestände wurde 1492 eingestellt. Wertvolle Bücher wurden an Wiener und böhmische Gesandte verschenkt. Als Sultan Suleiman II. (Regierungszeit 1520-1566) nach der Niederlage der Ungarn bei Mohács (1526) auch in die Festung Ofen einzog (1541), kamen die verbliebenen Bibliotheksbestände als Kriegsbeute nach Konstantinopel. Von diesem Bestand konnten vierzehn Corvinen und andere wertvolle Kodizes 1877 nach Budapest in die Universitätsbibliothek zurückgeführt werden, und zwar im Tausch für einen Prunksäbel, den zur Zeit des russisch-türkischen Krieges die ungarische Jugend dem türkischen Kaiser schenkte. Aufgrund des 1932 unterzeichneten Venetianischen Abkommens konnten weitere sechzehn Corvinen aus Wien nach Budapest gebracht werden, die Kaiser Franz Joseph I. (Regierungszeit 1848-1916) 1896 von Sultan Abdul Hamid zurückerhalten hatte. Heute sind 216 authentische Corvinen bekannt, die sich in 47 Bibliotheken in 43 Städten und sechzehn Ländern befinden. 52 der wertvollen Stücke werden in Ungarn aufbewahrt.[15]

Die von Matthias gegründete Preßburger Universität - Universitas oder Academia Istropolitana - besaß vier Fakultäten (Theologie, Philosophie, Medizin, Rechtswissenschaft) und eine Bibliothek, über deren Inhalt und Größe keine Angaben überliefert sind. Ihr Bibliothekar und Rektor war Schricker Hüttendorf. Für den Zuwachs der Bestände sorgte der auch für die Corviniana zuständige Taddeo Ugoleto. Neben der Bibliotheca Corviniana wurden in Ungarn auch andere humanistische Bibliotheken aufgebaut. Unter den hohen Klerikern der Zeit waren begeisterte Buchsammler, die solche Bibliotheken gründeten. Herausragende Sammler waren Miklós Báthori, von 1475 bis 1506 Bischof von Vác [Waitzen], Ferenc Perényi (†1526), Bischof von Großwardein, Orbán Nagylucsei (†1491/92), Bischof von Gyor [Raab], später von Eger [Erlau], und Péter Várady (†1501), Erzbischof von Kalocsa [Kolotschau]. Zahlreiche Werke, hauptsächlich der klassischen Literatur, enthielt auch die Sammlung von Péter Garázda (†1507), Domherr von Gran. György Handó, Propst in Fünfkirchen, gründete in den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts die erste ™ffentliche Bibliothek des Landes. Aus den Memoiren des Kodexkopisten Vespasiano da Bistricci geht hervor, daß Handó für diese Bibliothek Bücher im Wert von mehr als 3000 Florinen in Italien kaufte. Die etwa 300 Bücher umfassende Sammlung stand jedermann zur Verfügung.

Das erhalten gebliebene Breviarium und das Missale (heute in der Széchényi-Nationalbibliothek Budapest und in der Schatzkammer der Kathedrale in Zagreb) des Bischofs von Großwardein, später von Siebenbürgen, Domokos Kálmáncsehi (1433-1503), sind wegen der prunkvollen Ausstattung mit den Corvinen zu vergleichen. Tamás Bakócz (†1521), der zur zweiten Humanisten-Generation gehörte und Erzbischof von Gran und Kardinal war, sammelte in seiner Bibliothek u. a. Bücher in griechischer Sprache. Zsigmond Thurzó (†1512), Bischof von Siebenbürgen, später von Großwardein, muß ebenfalls eine große Bibliothek besessen haben, da er zu seinem Freundeskreis Aldus Manutius, den berühmten venezianischen Buchdrucker zählen durfte. Die meisten Bücher (93) blieben aus der Bibliothek von János Henckel (†1539) erhalten, der Hofpfarrer von Königin Maria (1505-1558), der Gemahlin Ludwigs II. war. Es handelt sich größtenteils um juristische, theologische und philosophische Titel, die heute in Bibliotheken in Budapest, Gyöngyös, Cluj-Napoca [Klausenburg, und Alba Iulia [Karlsburg, aufbewahrt werden.

Zu dieser Zeit bildeten sich im Besitz des ungarischen niederen Klerus mit scholastischer Bildung Sammlungen heraus, die sich von den Bibliotheken der humanistisch gebildeten Oberhirten der Kirche unterschieden. In der Ofener Festung besaß die königliche Kapelle eine selbständige Sammlung. Dem 1686 angefertigten Inventar ist zu entnehmen, daß sie formal und auch inhaltlich im Gegensatz zur Königlichen Bibliothek Matthias' stand. Als charakteristische kirchliche Sammlung umfaßte sie hauptsächlich liturgische Bücher, Predigtsammlungen, Werke des kanonischen Rechts und scholastische theologische Werke - in geringer Zahl Handschriften, meist aber im Ausland gedruckte Bücher. Da nach der kurzen Tätigkeit der frühen Ofener Offizinen fast ein halbes Jahrhundert hindurch keine Druckerei in Ungarn existierte, wurden ausländische Bücher von den in Ofen angesiedelten ausländischen Buchhändlern beschafft. Zwischen 1490 und 1526 waren sie es, die für Ungarn die liturgischen Bücher besorgten und Werke ungarischer Verfasser in ausländischen Druckereien, hauptsächlich in Venedig, Krakau und Deutschland publizieren ließen.[16]

Von den vor 1526 gegründeten bekannten Pfarramtsbibliotheken ist besonders die Sammlung in Leutschau erwähnenswert. Sie enthielt auch die am Anfang des 15. Jahrhunderts gegründete Bibliothek der 24 Zipser Pfarrer, aus der 29 Inkunabeln und zwei Kodizes bis heute erhalten blieben.[17] Auch die Sammlungen der Ordenshäuser wuchsen bis 1526 beträchtlich. Im Dominikanerkloster auf der Margareteninsel bei Altofen kopierten die Nonnen Werke der aus dem Lateinischen übersetzten Erbauungsliteratur für sich. Weltliche Frauen lasen ebenfalls in ungarischer Sprache. Benigna Magyar, die Frau des Türkenbekämpfers Pál Kinizsi, besaß zwei schön ausgestattete Gebetbücher aus dieser Zeit, die uns bekannt sind. Es sind auch Verzeichnisse erhalten, die belegen, daß weltliche Personen wie Politiker, Schulmeister und sogar einfache Frauen Bücher in ihrem Besitz hatten. Die Dreiteilung Ungarns (1526-1711) Mit der Niederlage bei Mohács 1526 und dem Tod König Ludwigs II. (1516-1526) begann die türkische Unterjochung des Landes und eine Zeit des Widerstandes gegen die Fremdherrschaft in Ungarn. Die Festung Ofen wurde 1541 eingenommen und das Land dreigeteilt. In der von den Türken besetzten Mitte des Landes ging das mittelalterliche Handschriftenmaterial verloren, und der Buchdruck konnte auch nicht Fuß fassen. Hier blieben insgesamt nur zwei Bibliotheken erhalten: die Franziskanerbibliotheken in Gyöngyös (gegründet ca. 1467) und in Szeged (gegründet ca. 1316). Die nördlichen und westlichen Gebiete des Landes kamen unter die Herrschaft der Habsburger; das Fürstentum Siebenbürgen war dem türkischen Sultan zur Steuerzahlung verpflichtet, konnte aber eine relative Selbständigkeit gegenüber den Teilungsmächten bewahren. 1587 erschien in Monyorókerék [Eberau] die erste ungarische Zeitung, Newe Zeitung auss Ungern, die sich wie auch die in der Folge erscheinenden deutsch-, lateinisch- und später auch ungarischsprachigen Blätter überwiegend mit den Auseinandersetzungen zwischen Türken und Ungarn beschäftigte.

Die religiösen Bewegungen des 16. und 17. Jahrhunderts zeigten auch in Ungarn ihre Wirkung. In der Zeit bis 1625 breitete sich die Reformation aus, danach, bis Ende des Jahrhunderts, entfaltete sich allmählich die Gegenreformation. Die Lutherische Reformation fand besonders bei den in Ungarn ansässig gewordenen Deutschen in den freien königlichen Städten und in den Bergstädten Oberungarns Unterstützung. Die Lutheraner pflegten einen regen Austausch mit den Glaubensbrüdern in Deutschland sowie auch mit Luther und Melanchthon selbst. Viele ihrer Söhne besuchten deutsche Universitäten, vor allem die in Wittenberg, und erhielten nach ihrer Rückkehr die Beziehungen dorthin aufrecht. Das deutsche lutherische Kirchen- und Schulsystem wurde zum Vorbild, und man erbat Rat in wichtigen religiösen Fragen. Anstatt eine selbständige protestantische deutschsprachige Literatur herauszubilden, hielt man sich an die religiöse Literatur Deutschlands. Den radikaleren Strömungen der Reformation schlossen sich vorrangig die Ungarn an. In den türkisch besetzten Gebieten des Landes und in Siebenbürgen konnte sich von der Mitte des 16. Jahrhunderts an der Calvinismus unter den ungarischen Einwohnern rasch ausbreiten und zahlreiche Glaubensgenossen gewinnen. Ab den siebziger Jahren fand insbesondere die Glaubensgemeinschaft der Unitarier in Siebenbürgen Anhänger. Auch die ungarischen Calvinisten besuchten von Anfang des 17. Jahrhunderts an die deutschen protestantischen Universitäten, u. a. in Heidelberg, Herborn und Marburg.

[#]
[]574 führte König Maximilian in Ungarn die staatliche Zensur ein, die zunächst von den Bischöfen und ab 1623 von den Jesuiten des Kollegiums in Trnava [Tyrnau, Nagyszombat] ausgeübt wurde. Unter Karl III. (1685-1740) übernahmen staatliche Behörden diese Aufgabe. Das mittelalterliche Buch war, abgesehen von Ausnahmen, für die Reformation unerwünscht und für die erneuerte katholische Kirche unbrauchbar. Man verwendete deshalb in großer Zahl Kodexblätter als Einbände für neue Bücher, die in ungarischen Bibliotheken so heute noch auffindbar sind. Auch diese Tatsache ist neben den widrigen historischen Ereignissen für die geringe Überlieferung der mittelalterlichen ungarischen Buchkultur verantwortlich. Positive Auswirkungen der Reformation wurden aber in der Entwicklung und Förderung der nationalen Sprachen und Literaturen spürbar.

Der Anspruch, die Gläubigen mit entsprechenden Texten zu versorgen, trug zum Aufschwung der Buchdruckerkunst in Ungarn und Siebenbürgen bei. Gründungen von Schulen und Druckereien charakterisierten diese Epoche, obzwar im Vergleich zu den westlichen Ländern Europas ihre Zahl sehr bescheiden war, denn insgesamt wurden nur zwanzig Offizinen in Betrieb genommen. Bei der Herausbildung und Weiterentwicklung der Buchdruckerei spielte das deutsche Element in Ungarn eine herausragende Rolle, denn in den bürgerlich dominierten sächsischen Städten Siebenbürgens und der Zips waren mehr Buchdrucker ansässig als anderenorts, und den Wanderdruckern wurden günstigere Bedingungen geboten.[18] Nach der Bibliographie der in Ungarn erschienenen deutschsprachigen oder zum Teil deutschsprachigen Drucke des 16. Jahrhunderts[19] betrug ihre Zahl mehr als 60 und damit sieben Prozent aller im Lande hergestellten Drucke. Diese Zahl beweist auch, daß die Einwohner Ungarns mit deutscher Muttersprache ihren Bedarf an deutschsprachiger Literatur vor allem durch Werke deckten, die in Deutschland gedruckt wurden. Im 17. Jahrhundert betätigten sich in 30 Städten Ungarns Druckereien, die bereits längere Zeit bestanden. Im Vergleich zu den 50 Druckern des vorangegangenen Jahrhunderts waren jetzt über 100 Druckernamen bekannt. 50 Prozent davon waren Ungarndeutsche oder aus Deutschland eingewandert.[20]

Mit der Reformation entstand ein neuer Bibliothekstypus.[21] Es waren die Bibliotheken der protestantischen Schulen, die für die Lehrer und Schüler religiöse und weltliche Literatur sammelten. Die Bibliotheken der heute noch wirkenden Reformierten Kollegien in Debrecen [Tiszántúli Re- formátus Egyházkerületi és Kollégiumi Nagykönyvtár; gegründet 1538] und Sárospatak [Sárospataki Református Kollégium Tudományos Gyujteményei Nagykönyvtár; gegründet um 1535] gehören dazu, ebenso die Bibliothek der Evangelischen Schule in Kronstadt (gegründet um 1535), für deren Entwicklung der namhafte Humanist und Reformator Johannes Honterus eine entscheidende Rolle spielte. Der Bestand dieser Schulbibliothek zählte 1575 6010 Bände und 70 Manuskripte. Obwohl die Sammlung am Ende des 17. Jahrhunderts verbrannte, blieben doch einige Bestandslisten erhalten, die Auskunft über ihre Zusammensetzung geben. Stadtbibliotheken existierten in Neusohl, Bardejov [Bartfeld, Bártfa], Koszeg [Güns] und Hermannstadt. Die Stadtbibliothek von Neusohl entstand vermutlich bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und war noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts tätig. In Bartfeld entwickelte sich die Stadtbibliothek während der Reformation aus der ehemaligen Bibliothek der Kirche des Hl. Aegidius. Die Bibliothek in Güns wurde wahrscheinlich bereits Mitte des 16. Jahrhunderts gegründet und besaß im Jahre 1614 165 Bände. In Hermannstadt wurde die Dominikanerbibliothek zur Grundlage der Stadtbibliothek und ihr Bestand um Reformationsliteratur ergänzt.

Die zwei wichtigsten humanistischen Sammlungen Westungarns gelangten in die Wiener Hofbibliothek. Die reiche Sammlung - 3163 Titel in 3327 Bänden und 206 Handschriften - des in Ungarn geborenen, später in Wien lebenden Joannes Sambucus (Zsámboky, 1531-1584), der Hofarzt, Historiograph, Philologe und Herausgeber von mehreren wichtigen Schriften war, wurde von der Hofbibliothek gekauft.[22] Die Bibliothek des Johannes Dernschwamm (1494-1568) aus Neusohl (2100 Titel, 1162 Bände), die calvinistisches und lutherisches Schrifttum neben griechischen und lateinischen Autoren und Werken zur Medizin umfaßte, verkauften seine Erben der Hofbibliothek. Im Fuggerschen Kupferbergbau und -handel beschäftigt, hatte Dernschwamm von seinem zwanzigsten Lebensjahr an in Ungarn gelebt.[23]

Als weiterer Bibliothekstypus entwickelten sich schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts protestantische Laienbibliotheken. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Bibliotheken einiger gebildeter Hochadeliger in Ungarn, wie Boldizsár Graf Batthyány (†1590) aus Németújvár [Güssing], von dessen Sammlung ein Teil heute in der Bibliothek des Franziskanerklosters der Stadt zu finden ist. Szaniszló Thurzó (1531-1586), Obergespan des Komitats Szepes, sammelte hauptsächlich Klassiker und humanistische Werke in Kleinformatausgaben, die in der Tasche getragen werden konnten (111 Bände). Die Kultur und das Lesen waren nicht auf die Aristokratie beschränkt. Eine 1560 entstandene Buchliste der Sammlung von György Perneszith, der als Verwalter beim Palatin Tamás Nádasdy im Dienst stand, verzeichnet die wichtigsten Werke des Humanismus und der Reformation (66 Bände).[24] Wie diese Beispiele zeigen, kommt den in den heimischen buchgeschichtlichen Quellen (Protokolle, Testamente u. a.) versteckten Angaben über Bücher eine besondere Bedeutung zu, da sie Rückschlüsse auch auf die Zusammensetzung nicht erhaltener Sammlungen zulassen.[25] Aus diesem Grund ist auch der Katalog der mit der Oberaufsicht der Reformierten Kirche betrauten ™ffentlichen Bibliothek (Bibliotheca publica) von KoÜice [Kaschau, Kassa] von besonderer Bedeutung, der auf ca. 1670 datiert werden darf und ungefähr 2200 Bände verzeichnet.[26]

Die Fürsten von Siebenbürgen besaßen wohl ebenfalls wertvolle Büchersammlungen, von denen jedoch wegen der ständigen Kriegsereignisse nur vereinzelte Bände erhalten blieben. Der in Ungnade gefallene katholische Bischof von Karlsburg, Demeter Náprági (1559?-1619?), brachte 1601 aus Siebenbürgen etwa 200 bis 300 Bände mit sich, die heute zum großen Teil noch in der Dombibliothek in Raab, seinem späteren Amtssitz, aufbewahrt werden. Einige davon stammen aus den Bibliotheken der Fürstenfamilien von Siebenbürgen (Szapolyai, Báthori), andere gehörten Mitgliedern der geistlichen und weltlichen Intelligenz.[27]

Im 17. Jahrhundert gründete Fürst Gábor Bethlen (1613-1629) in Karlsburg eine Bibliothek, die zugleich auch der von ihm 1620 gegründeten Hochschule zu Diensten stand. Um die nach 1629 unter dem Namen Bethlen-Kollegium bekannte Hochschule auf das europäische Niveau zu bringen, berief er drei hervorragende Professoren der Herborner Akademie: Johann Heinrich Alsted (1558-1638), Johann Heinrich Bisterfeld (1605?-1655) und Ludwig Philipp Piscator (1630-1648 in Ungarn), die 1629 und 1630 in Karlsburg unterrichteten. Die reiche Sammlung der Bibliothek wurde durch die Tataren vernichtet. Die wichtigste Stütze der Bibliothek des Reformierten Kollegiums von Sárospatak war die siebenbürgische Fürstenfamilie Rákóczi. Zsigmond (1622-1652), der Sohn des Fürsten György II. Rákóczi, vermachte seine Buchsammlung dem Kollegium. Das Bücherverzeichnis des letzten Fürsten von Siebenbürgen, Mihály I. Apafi (Regierungszeit 1661-1690), enthält 165 Eintragungen von Büchern, die vor allem einen weltlichen Inhalt aufweisen. In seinem Besitz war u. a. die heute in Wien aufbewahrte Catullus-Corvine.

Am Ende des ersten Drittels des 17. Jahrhunderts hatte die katholische Kirche auch in Ungarn ihre Position gefestigt. Als Ergebnis der Restauration (1620-1670) entstand im Land eine katholische Mehrheit. In diesem Prozeß spielte der Jesuitenorden die Hauptrolle. Wo seine Vertreter erschienen, wurden Kirchen, Druckereien und mit Bibliotheken versehene Kollegien gegründet. Von den jesuitischen Sammlungen ist die wichtigste die Bibliothek der 1635 in Tyrnau gegründeten Universität. Der Ursprung dieser Bibliothek geht auf die Sammlung des Jesuitenkollegiums in Tyrnau (gegründet 1561) zurück, die 1632 1489 Bände umfaßte. Die Universitätsbibliothek hatte diesen Bestand bis 1690 mehr als verdreifacht (5331 Bände) und umfaßte schließlich bei ihrer Übersiedlung nach Budapest im Jahre 1777 etwa 15.000 Bände. Diese Sammlung ist der Kern der heutigen Budapester Universitätsbibliothek [Egyetemi Könyvtár]. Bedeutend war auch die mehr als 2100 Bände zählende Bibliothek der 1665 in Kaschau gegründeten Jesuiten-Akademie.

Aristokratische Privatsammlungen sind ebenfalls in ansehnlicher Zahl entstanden. Dazu zählen u. a. die Bibliothek der Esterházys in Kismarton [Eisenstadt] und die Bibliothek des Heerführers, Schriftstellers und Politikers Miklós Graf Zrínyi (1620-1664) in Cakovec [Csakathurn, Csáktornya][28]. Die Synode der katholischen Erzdiözese Tyrnau verordnete 1611, daß die Bischöfe und Domherren ihre Bücher der Diözese ihres Amtssitzes vermachen sollten; die Sammlungen der Pfarrer sollten in den zu gründenden Bibliotheken der Pfarrämter untergebracht werden.[29] Es dauerte noch Jahrzehnte, bis diese Verordnungen wirksam wurden, doch ist die Gründung der Diözesanbibliotheken im wesentlichen auf diese Synode zurückzuführen. Der Verfügung ist zu verdanken, daß beispielsweise die Bücher der von Erzbischof György Lippai (1600-1666) angekauften Fuggerbibliothek heute die Kathedralbibliothek [Foszékesegyházi Könyvtár] in Gran bereichern.

Die von Ferenc Graf Wesselényi (1605-1667) geführte Verschwörung gegen die Habsburger hatte gnadenlose Repressalien durch Kaiser Leopold I. (Regierungszeit 1675-1705) zur Folge. Unter den Aufständischen war Ferenc Graf Nádasdy (1625-1671), dessen Vermögen einschließlich der Bibliothek in Pottendorf (Niederösterreich) beschlagnahmt wurde. Der Wert dieser Bibliothek wurde auf 9000 bis 10.000 Florin geschätzt, und sie galt als wertvollste Adelsbibliothek der Zeit. Ein Teil dieser Sammlung (441 Bände) wurde der Wiener Hofbibliothek übergeben und ein weiterer Teil den Serviten von Loreto im Komitat Sopron [™denburg]. Mit der Auflösung des Ordens unter Joseph II. ging diese Sammlung jedoch verloren.

Nach der Aufhebung der alten ungarischen Verfassung begann die Hetze gegen die protestantischen Geistlichen. Am 4. April 1674 wurden 700 protestantische Pfarrer und Lehrer unter der Anklage des Hoch- und Landesverrates zu Enteignung und Tod verurteilt; 42 von ihnen wurden als Galeerensklaven verkauft. Ein Teil der Einwohner der in der Nähe von Wien gelegenen Städte, u. a. Preßburg und ™denburg, nahm den katholischen Glauben an. Aus der Zips flüchteten viele nach Schlesien oder Deutschland und lebten dort im Exil. Diese Ereignisse erhöhten zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Bedeutung der Universitäten in Altdorf, Leipzig, Göttingen, Jena und Wittenberg für die deutsch-ungarischen Beziehungen. Der Hallenser Pietismus, besonders aber August Hermann Francke (1663-1727), fand immer mehr Anhänger in Ungarn und im Kreise der Exulanten.

Nach dem Sieg über das türkische Heer bei Wien (1683) schlossen auf Aufforderung des Papstes die Habsburgermonarchie, Polen und Venetien die Heilige Allianz zur Vertreibung der Türken aus Ungarn. 1686 konnte die vereinte Kriegsmacht die Festung Ofen befreien. Im Gegenzug erkannten die ungarischen Stände die Habsburger als ständige Könige des Landes an. 1691 verlor auch Siebenbürgen seine relative Selbständigkeit. Der für die Unabhängigkeit des Landes geführte erste Freiheitskampf gegen die Habsburger unter der Leitung des Fürsten Ferenc II. Rákóczi (1703-1711) scheiterte nach anfangs errungenen Siegen. Damit stand Ungarn der Herrschaft der Habsburger offen. In der Zeit des Freiheitskampfes, zwischen 1705 und 1710, erschien der Mercurius Veridicus (Leutschau und Bartfeld), der das Ausland in lateinischer Sprache über die aktuellen Ereignisse in Ungarn informierte. Ungarn unter der Habsburgermonarchie (1711-1867) Nach der Vertreibung der Türken begann die größte Ansiedlung von deutschen Einwohnern in den befreiten Gebieten: in der Batschka, im Banat und im Komitat Baranya. Die hierhin ziehenden Bauern, Kaufleute und Handwerker kamen besonders aus dem Elsaß, aus Württemberg, Bayern, Niederösterreich, Schlesien, der Steiermark und Tirol. Parallel zu dieser Ansiedlung wurden die Diözesen neuorganisiert. Neben den Klöstern entstanden Residenzen und Kollegien der Jesuiten oder Gymnasien der Piaristen. Die Bibliotheken dieser neuen Institutionen entwickelten sich langsam aber kontinuierlich.[30] Die übrigen alten katholischen Sammlungen des Landes wuchsen weiter; die erhalten gebliebenen protestantischen hingegen fielen zurück. Neue Werke der zeitgenössischen Literatur kamen nur noch als Geschenke der von ihren Auslandsaufenthalten zurückgekehrten protestantischen Studenten oder durch Nachlässe in ihren Besitz. Dies galt auch für die Bibliotheken in Siebenbürgen, wie das 1704 verbrannte Bethlen-Kollegium in Karlsburg. Der Wiederaufbau des Kollegiums und seiner Bibliothek konnte nur mit Unterstützung aus England unternommen werden. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörte eine der bedeutendsten Büchersammlungen in Siebenbürgen Kata Bethlen (1700-1789), der Gemahlin Józsefs I. Teleki (†1732).[31] Ein Verzeichnis dieser Bibliothek aus dem Jahre 1752 erfaßt 372 Titel von 228 Autoren. Nach dem Tod Kata Bethlens kam diese Sammlung in das Bethlen-Kollegium. Beim Brand der Stadt 1849 wurde die Sammlung des Kollegiums erneut vernichtet.

Aus der 1735 gegründeten Bergschule in Schemnitz ging 1763 die erste Akademie Europas für Berg- und Hüttenwesen hervor, die 1807 um einen Lehrstuhl für Forstwesen erweitert wurde. Ihre 1949 geteilte Fachbibliothek bildet heute den ältesten Bestandteil der Universitätsbibliothek in Miskolc [Miskolci Egyetem Központi Könyvtára] und der Bibliothek der Universität Sopron [Soproni Egyetem Központi Könyvtára]. Die Aufklärungsideen breiteten sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch in der Habsburgermonarchie immer weiter aus, wobei Wien eine wichtige Rolle zukam. Um die Hegemonie der katholischen Kirche im Unterrichtswesen zu beenden, verstaatlichte Maria Theresia (Regierungszeit 1740-1780) die jesuitischen Institutionen des Reiches, nachdem Papst Klemens XIV. 1773 den Orden aufgehoben hatte. Annähernd 60.000 bis 70.000 Bände aus Sammlungen von 33 Kollegien oder Residenzen wurden an die neuorganisierten staatlichen Hochschulinstitutionen des Landes unter der Leitung der Universitätsbibliothek in Buda verteilt. Zu dieser Zeit war die Universitätsbibliothek die führende Bibliothek des Landes. Sie ging ihrerseits hervor aus der Sammlung der ehemaligen Jesuitenuniversität in Tyrnau, die 1773 verstaatlicht und 1777 nach Ofen verlegt wurde. Als erste Bibliothek erhielt sie 1780 auch das Pflichtexemplarrecht.

Auch die jesuitischen Druckereien in Tyrnau, Kaschau und Klausenburg wurden verstaatlicht. Die Tyrnauer Offizin wurde 1777 zusammen mit der dortigen Universität nach Ofen verlegt. Die Jesuitendruckerei in Kaschau kaufte der Preßburger Drucker Johann Michael Landerer, während die Klausenburger Druckerei zunächst als Universitätsdruckerei und später als Bischöfliche Druckerei in Klausenburg weiterarbeitete. Joseph II. (1780-1790) setzte die Politik des aufgeklärten Absolutismus seiner Mutter Maria Theresia fort und hob die noch bestehenden Orden auf, ausgenommen die der Piaristen und Franziskaner. Ihre Büchersammlungen kamen größtenteils in die Universitätsbibliothek oder in staatliche Institutionen, wenn sie nicht versteigert wurden. Darüber hinaus lockerte er die strengen Zensurbedingungen und belebte damit das Druckwesen in Ungarn.

Der Unabhängigkeitskrieg am Anfang des 18. Jahrhunderts hatte zur Folge gehabt, daß die Entwicklung der Buchdruckerei in Ungarn wieder rückläufig wurde. Es waren indessen die in großer Zahl ansässig gewordenen deutschen Drucker, die den Buchdruck in den deutsch besiedelten Gebieten des Landes in den folgenden Jahren erneut aufblühen ließen. Ihre Tätigkeit begann im nordöstlichen Teil Ungarns. Als der wirtschaftliche Aufschwung im mittleren Teil Ungarns spürbar wurde, zogen sie in östlichere Gebiete weiter.[32] Besonders im letzten Drittel des Jahrhunderts hat die Bedeutung des Buchdrucks im Vergleich zu den vorhergehenden Jahrhunderten zugenommen. Aus dieser Zeit sind ca. 250 in 50 Städten tätige Drucker bekannt. Pest und Ofen konnten eine rasche Entwicklung des Buchdrucks aufweisen und hoben sich aus der Reihe der übrigen Städte heraus.

Durch umfangreiche Bewegungen und Umgruppierungen der Bibliotheksbestände der katholischen kirchlichen Lehrinstitutionen entstand in den siebziger und achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts - ähnlich wie zur Zeit der Renaissance - eine Reihe von Bibliotheken des hohen Klerus und der Aristokratie. Ihre Gründer wollten Universitäten oder wissenschaftliche Gesellschaften ins Leben rufen und schenkten diesen neben Büchersammlungen auch numismatische und museale Sammlungen, die als wissenschaftlicher Apparat dienen sollten. Einer der bedeutendsten geistlichen Bibliotheksgründer war György Klimo (1710-1777), Bischof von Fünfkirchen, der 1774 seine 15.000 Titel zählende Sammlung auch weltlichen Interessenten zugänglich machte. Heute bereichert sie die Bibliothek der Janus-Pannonius-Universität [Janus Pannonius Tudományegyetem Könyvtára] der Stadt. Im Jahre 1793 machte der adelige Bischof Károly Esterházy (1725-1799) seine Bibliothek mit 16.000 bis 20.000 Einheiten den Einwohnern von Erlau zugänglich. Diese Sammlung, die besonders reich an ausländischen wissenschaftlichen Werken war, ist heute Teil der dortigen Erzdiözesanbibliothek [Foegyházmegyei Könyvtár]. Ignác Graf Batthyány (1741-1798), Bischof von Siebenbürgen, gründete 1794 in Karlsburg seine besonders an mittelalterlichen Hungarica reiche Sammlung (ca. 15.000 Bände). Das Batthyaneum sollte einer wissenschaftlichen Gesellschaft, der Societas Assiduorum, die er zu gründen hoffte, dienen und auch der ™ffentlichkeit zugänglich sein.[33] Erzbischof Ádám Patachich (1717-1784) legte mit seiner Großwardeiner Sammlung (ca. 15.000 Bände) den Grundstein der Kathedralbibliothek [Foszékesegyházi Könyvtár] in Kolotschau, die von seinem Nachfolger, dem Erzbischof László Kollonics (1736-1817), besonders aus den Buchbeständen der aufgelösten Ordenshäuser weiterentwickelt wurde.

Die gleichzeitig mit den Bibliotheken des hohen Klerus entstehenden Schloßbibliotheken spielten bei der Verbreitung der Aufklärungsideen eine wichtige Rolle.[34] Ihre Bestände wurden im Ausland, hauptsächlich durch Wiener Vermittlung, durch rege Korrespondenz und mit Hilfe von Agenten beschafft. Die Bibliotheksbesitzer besorgten nicht nur moderne Ideen verbreitende Werke und Zeitschriften, sondern fühlten sich patriotisch verpflichtet, auch Hungarica zu sammeln. Von besonderer Bedeutung war die Schloßbibliothek, die Gedeon Graf Ráday (1713-1792), Sohn des Kanzlers Pál Ráday, in seiner Residenz in Pécel sammelte. Diese 12.000 Bände zählende Bibliothek bildet heute den Kern der Ráday-Sammlung des Donaudistriktes der Reformierten Kirche [A Dunamelléki Református Egyházkerület Ráday Gyujteménye] in Budapest.

Sámuel Teleki (1739-1822), Kanzler in Siebenbürgen, gründete 1802 in Tîrgu Mures [Neumarkt am Mieresch, Marosvásárhelyi] die sogenannte Teleki-Sammlung Musis patriis für eine zu gründende wissenschaftliche Gesellschaft in Siebenbürgen, die auch heute noch tätig ist.[35] Ferenc Graf Széchényi (1754-1820), einer der reichsten ungarischen Aristokraten, kaufte ursprünglich für seine Residenz in Nagycenk [Zinkendorf] eine enzyklopädische Sammlung, spezialisierte sich jedoch ab 1787 auf das Sammeln von Hungarica. Mit Hilfe ausländischer und ungarischer Kaufleute stellte er eine ca. 7000 Bände zählende Sammlung zusammen, ließ sie katalogisieren[36] und schenkte sie 1802 zusammen mit anderen, musealen Sammlungen der Nation. Damit legte er den Grundstock für die ungarische Nationalbibliothek in Budapest (gegründet 1802), die bis heute seinen Namen trägt [Országos Széchényi Könyvtár].

In den Jahren 1810 bis 1812 gründete György I. Graf Festetics (1755-1819) neben der 1797 ins Leben gerufenen Landwirtschaftlichen Fachschule eine Bibliothek, die bedeutende Fachliteratur und die Familienbibliothek der Festetics aufnahm. Heute fungiert sie als Helikon-Bibliothek des Schloßmuseums [Helikon Kastélymúzeum Könyvtára] in Keszthely. Die 16.000 Bände zählende Sammlung des aus dem Bürgerstand zum Freiherrn erhobenen Sámuel Brukenthal (1721-1803) bildete den Kern der 1817 in Hermannstadt eröffneten Brukenthal-Bibliothek und des Museums. Der Freiherr hatte sich das Sammeln von Saxonica - Quellen und Werke zur Geschichte Sachsens - sowie von Antiquitäten zur Aufgabe gemacht.[37]

Herausragende Persönlichkeiten des wissenschaftlichen Lebens im Ungarn des 18. Jahrhunderts, wie Péter Bod (1712-1769), György Kovachich (1744-1821), Dániel Cornides (1732-1787), György Pray (1724-1801) und Mátyás Bél (1684-1749), besaßen ebenfalls beachtenswerte Sammlungen. Der calvinistische Geistliche und Wissenschaftler Bod hatte ca. 1000 Hungarica gesammelt, die jedoch nicht erhalten sind. Der Rechtshistoriker Kovachich sammelte in erster Linie Handschriften und Abschriften, die sich heute in der Széchényi-Nationalbibliothek befinden. Cornides' Sammlung, 2000 Bände und 100 Handschriften historischen und enzyklopädischen Inhalts, wird heute von der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften [A Magyar Tudományos Akadémia Könyvtára] in Budapest aufbewahrt. Die bedeutende Sammlung des evangelischen Geistlichen und Wissenschaftlers Mátyás Bél gelangte teilweise zunächst nach Wien und nach dem Zweiten Weltkrieg als Wiedergutmachung zurück in ungarische ™ffentliche Bibliotheken.

Die Buchkultur des Bürgertums war um die Mitte des Jahrhunderts in Preßburg oder ™denburg auf höherem Niveau als in Ofen und in Pest. Das beweisen auch die hier erschienenen lateinischen und deutschen Zeitungen. Mátyás Bél gab 1721/22 in Preßburg das Wochenblatt Nova Posoniensia heraus. Seit 1764 druckte Johann Michael Landerer die von Karl Gottlieb Windisch redigierte Pressburger Zeitung, die bis 1929 erschien. Das ungarischsprachige Zeitungs- und Zeitschriftenwesen entfaltete sich erst in den achtziger Jahren, als u. a. von 1780 bis 1788 in Preßburg Magyar Hírmondó [Ungarischer Bote] erschien und von 1788 bis 1789 in Pest dessen Nachfolger Magyar Mercurius [Ungarischer Merkur] gedruckt wurde. In den neunziger Jahren entstanden in den westlichen Städten des Landes - Raab, ™denburg und Preßburg - Leihbibliotheken, die als Lesekabinette dienten. Da diese Einrichtungen zugleich Treffpunkte der radikaleren ungarischen Intelligenz waren, wurden sie durch Kaiser Franz I. (Regierungszeit 1792-1835) aufgelöst. Weitere Restriktionen seiner Regierungszeit betrafen das Druckwesen, mit denen er die in den vergangenen Jahrzehnten liberalisierten Zensurbedingungen erneut verschärfte.

In der Geschichte der ungarisch-deutschen literarischen Beziehungen stellen nach der Reformation das letzte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts und die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts die zweite Goldene Epoche dar. Die Auswirkungen der deutschen Klassik auf die ungarische Literatur sind unverkennbar. Werke von Lessing, Winckelmann, Wieland und Goethe beeinflußten in hohem Maße jene Schriftsteller, die sich um Ferenc Kazinczy (1759-1831) als die maßgebliche Persönlichkeit der ungarischen Literatur gruppierten. Die philosophischen und sprachwissenschaftlichen Werke von Herder und die ästhetischen Betrachtungen Schillers waren dem ungarischen Lesepublikum wohl bekannt. Die Dramen Schillers wurden von Wanderbühnen aufgeführt.[38] Wie auf dem Gebiet des Buchdrucks und des Buchhandels gewannen Deutsche im 18. Jahrhundert in zahlreichen Städten (Ofen, Preßburg, Timisoara [Temeschwar, Temesvár], Hermannstadt) auch große Bedeutung im Bereich des Theaters. In Pest wurde 1812 ein deutsches Theater für 3500 Zuschauer eröffnet, auf dessen Programm beispielsweise die Musik von Beethoven und zwei Gelegenheitsdramen von Kotzebue standen (Ungarns erster Wohlthäter; Die Ruinen von Athen).[39]

In den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts erlebte die Buch- und Bibliothekskultur Ungarns einen neuen Aufschwung. Es begann das sogenannte Reformzeitalter, dessen herausragende Persönlichkeiten István Graf Széchényi (1791-1860), Sohn des Bibliotheksgründers Ferenc Széchényi, und von den vierziger Jahren an Lajos Kossuth (1802-1894) waren. Ihre Reformen zur Erlangung nationaler Unabhängigkeit und zur Erreichung wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritts erstreckten sich auf sämtliche Lebensbereiche, so die Verkehrspolitik, Stromversorgung und Zollpolitik. Die große Errungenschaft der Landesversammlung von 1844 war, daß Ungarisch zur offiziellen Landessprache erklärt wurde.

In dieser Zeit der Reformen entstand eine Reihe von wissenschaftlichen Institutionen, darunter auch Bibliotheken. 1825 wurde in Pest die Gesellschaft Ungarischer Gelehrter gegründet, ein Jahr später ihre Bibliothek, die heutige Bibliothek der Akademie der Wissenschaften, deren Kern die 30.000 Bände zählende Bibliothek des Historikers und Politikers József II. Teleki (1790-1855) bildete. Von den in Ungarn lebenden ethnischen Gruppen waren es die Serben, die nach dem Vorbild des Sachsen Sámuel Brukenthal den Serbischen Matica Verein und eine Bibliothek gründeten, die ab 1861 als Serbische Nationalbibliothek in Novi Sad [Neusatz, Újvidék] fungierte.

Die weiterhin strenge Zensur und fehlende Pressefreiheit erwiesen sich als Hindernisse für das Verlagswesen und die Entwicklung des Buchdrucks überhaupt. Die Zensurbestimmungen betrafen alle in Ungarn publizierten Drucke. Die Zahl der Druckereien stieg nur langsam; sie waren im allgemeinen im Besitz deutschstämmiger Familien. Die drei produktivsten waren die Universitätsdruckerei in Ofen, die Druckerei Landerer-Heckenast in Pest[40] und die Druckerei Trattner-Károlyi in Pest[41].

Eine charakteristische Erscheinung dieser Zeit war die Gründung von Kasino- und Lesevereinsbibliotheken. Sie sollten vor allem Umschlagplätze sein, an denen die Reformideen auch breite Schichten der Gesellschaft erreichen konnten. Die Buch- und Zeitschriftenbestände wurden so ausgewählt, daß sie diesem Ziel dienten. Die wichtigste dieser Einrichtungen war das Nationale Kasino in Pest, das eine Bibliothek von etwa 2000 Titeln besaß. Auch in anderen größeren Städten entstanden solche Bibliotheken, so in den dreißiger Jahren in Raab, Neumarkt am Mieresch, Pápa und Bartfeld und in den vierziger Jahren in Kisújszállás, Subotica [Maria-Theresiopel, Szabadka], Nagykorös und Munkacsevo [Munkács]. Für die Verbreitung und Vermittlung der modernen Ideen spielten auch die Buchsammlungen der Studentenvereinigungen in den Schulen eine wichtige Rolle. Die erste entstand 1790 in ™denburg. Da ihre Zahl im Reformzeitalter sprunghaft stieg und ihr Einfluß entsprechend wuchs, mußten sie 1836 ihre Tätigkeit zunächst einstellen, wurden in den vierziger Jahren jedoch wieder zugelassen.

Eine Folge der Aufklärung und des Reformzeitalters war die Pester Revolution von 1848. Unter den Forderungen der Revolutionäre war auch die nach Pressefreiheit, die in der Aufhebung der Zensur resultierte. Obwohl während des Freiheitskampfes einige Druckereien zugrundegingen, nahm ihre Zahl insgesamt zu. In der Entwicklung der Bibliotheken traten nennenswerte Veränderungen nicht ein, abgesehen von den Schäden, die durch Kriegsereignisse entstanden. Nach der Niederschlagung des Freiheitskampfes herrschte bis Ende der fünfziger Jahre eine Willkürherrschaft, die durch vereinzelte Lockerungen jedoch gemildert wurde. Im Bibliothekswesen ist die Verselbständigung einiger wissenschaftlicher Sammlungen, zum Beispiel der Theologischen und Medizinischen Fakultäten (heute Zentralbibliothek der Semmelweis Medizinwissenschaftlichen Universität [Semmelweis Orvostudományi Egyetem Központi Könyvtára]) der Pester Universität, des Veterinärmedizinischen Instituts (heute Zentralbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität [Állatorvostudományi Egyetem Központi Könyvtára]) und der Sternwarte, zu beobachten, die sich von der Universität lösten. In Martin [Turócszentmárton] wurde 1863 eine slowakische Literaturgesellschaft, die Matica slovenská, mit einer Bibliothek gegründet. Als Ergebnis eines Ausgleichs entstand 1867 die dualistische ™sterreichisch-Ungarische Monarchie. Dieses neue Staatssystem brachte zwar dem Land keine vollständige Unabhängigkeit; es sicherte ihm jedoch eine selbständige Innenpolitik und ebnete den Weg für die Entwicklung einer bürgerlichen Gesellschaft. Die ™sterreichisch-Ungarische Monarchie (1867-1918) In den ersten Jahrzehnten nach dem Ausgleich erlebte das ungarische Bibliothekswesen eine rasche und bedeutende Wandlung. Die Bestände der Bibliotheken wuchsen; 1885 gab es nur drei Bibliotheken, deren Bestand über 100.000 Titel zählte (die Széchényi-Nationalbibliothek, die Universitätsbibliothek in Budapest und die Bibliothek der Akademie der Wissenschaften); 1912 existierten schon elf in dieser Größenordnung.[42]

Es entstanden zahlreiche ™ffentliche, Universitäts- und Hochschulbibliotheken. Im siebenbürgischen Klausenburg fusionierten zwischen 1906 und 1908 die Bibliotheken des 1859 gegründeten Siebenbürger Museumsvereins und der 1872 gegründeten Universität. Die vereinte Bibliothek wurde die drittgrößte Sammlung einer Bildungsinstitution im Lande; sie umfaßte 368.000 Titel und vereinigte in ihren Sondersammlungen u. a. Schulberichte und ca. 60.000 Todesanzeigen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Universität unter Zurücklassung ihrer Bibliothek nach Szeged verlegt, wo sie bis heute als Attila-József-Universität [József Attila Tudományegyetem] fortbesteht. Die Hochschule für Bildende Kunst wurde 1871 in Budapest mit einem Bestand von 2600 Bänden eröffnet. 1912 besaß ihre Bibliothek 9980 Titel Fachliteratur und annähernd 88.000 Bildreproduktionen. Die Franz-Liszt-Hochschule für Musik [Liszt Ferenc Zenemuvészeti Foiskola] einschließlich ihrer Bibliothek wurde 1875 in Budapest gegründet. Die heutige Technische Universität Budapest [Budapesti Muszaki Egyetem] - 1846 als Nachfolgeinstitution des seit 1782 bestehenden Institutum Geometricum gegründet und zunächst Technische Josephs-Universität genannt - konnte ab 1871 eine außergewöhnliche Entwicklung aufweisen, die ihre Bibliothek bis zum Ersten Weltkrieg zur bedeutendsten Fachbibliothek des Landes machte. Die seit 1808 geplante ungarische Ludovica-Militärakademie nahm ihre Arbeit 1872 auf und beherbergte in ihrer Bibliothek 1912 über 18.000 Fachbücher und Zeitschriften sowie 4500 Karten. Eine neue kirchliche Gründung jener Epoche war die Bibliothek der Reformierten Theologischen Akademie in Pest (gegründet 1855), deren Grundstock die 1861 angekauften Sammlungen von Pál und Gedeon Ráday bildeten. Schließlich entstand die fusionierte Bibliothek der bislang selbständigen Sammlungen des Abgeordneten- und des Herrenhauses (zusammen 77.830 Bände), die ab 1912 den Parlamentsmitgliedern zur Verfügung stand und bis heute fortbesteht.

[#]
[]867 gab es in Ungarn nur fünf Volksbibliotheken; diese Zahl stieg bis 1914 auf das Zehnfache. Anfangs wurde historische und philosophische Literatur gesammelt, später auch populärwissenschaftliche Werke und Schöne Literatur. Die bedeutendste war die Somogyi-Bibliothek [Somogyi Könyvtár] in Szeged, deren Grundstock die private Buchsammlung des Domherren von Gran, Károly Somogyi (1811-1888), bildete, die er 1881 der Stadt schenkte. Die Zentralbibliothek der Ervin-Szabó-Stadtbibliothek [Fovárosi Szabó Ervin Könyvtár Központi Könyvtára] Budapest entstand 1904 durch Vereinigung der Sammlungen der Hauptstadt Budapest (gegründet 1893) und des Statistischen Amtes der Hauptstadt (gegründet 1870). Die Aufstellung wurde unter der Leitung von Ervin Szabó (1877-1919) vollzogen. Die neue Zentralbibliothek sah ihre Aufgaben vor allem in der Sammlung gesellschaftswissenschaftlicher Werke und im Aufbau einer Budapest-Sammlung. Ihre Zweigstellen wurden nach dem Vorbild der amerikanischen Public Libraries eingerichtet.

Die Entwicklung der Wissenschaften und des wissenschaftlichen Lebens allgemein führte auch zur Gründung neuer Museen. In Budapest entstanden 1871 das Kunsthistorische Museum, 1872 das Museum für Kunstgewerbe einschließlich einer Bibliothek [Iparmuvészeti Múzeum Könyvtára], 1877 das Lehrmittelmuseum und 1896 das Landwirtschaftliche Museum. In diesen Institutionen wurden Bibliotheken eingerichtet, die entsprechende Fachliteratur und Fachzeitschriften sammelten. In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts gab es 263 Mittelschulbibliotheken im Land, die zugleich die Funktion von Stadtbibliotheken erfüllten. Die Volksbibliotheken spielten im 19. Jahrhundert eine geringere Rolle. Um die Jahrhundertwende wurden sie aber von mehreren Korporationen und Behörden unterhalten. Der Landesrat für Museen und Bibliotheken gründete in der Zeitspanne von 1902 bis 1914 748 ™ffentliche Bibliotheken mit durchschnittlich 300 Bänden volkstümlicher und Schöner Literatur in ungarischer Sprache. Die vom Ministerium für Landwirtschaft gegründeten 3800 Dorfbibliotheken stellten der ländlichen Bevölkerung kleinere Sammlungen (ca. 120 Bände) zur Verfügung, die im wesentlichen Literatur zur Landwirtschaft umfaßten und später durch Schöne Literatur ergänzt wurden. 1914 betrug die Gesamtzahl der Volks-, Wander- und Dorfbibliotheken etwa 6000.

[#]
[]880 waren 77 Leihbibliotheken statistisch erfaßt, die im allgemeinen von Buchhändlern betreut und geleitet wurden. Sechzig Prozent ihres Gesamtbestandes waren deutschsprachig, weil die Bürger mit deutscher Muttersprache den größten Teil der eingetragenen Leser ausmachten. Es bestanden selbstverständlich auch weiterhin die im 18. Jahrhundert gegründeten Bibliotheken der Aristokratie, doch spielten sie im Vergleich zu ihrer Entstehungszeit jetzt eine geringere Rolle. Sie bildeten lediglich zehn Prozent der Gesamtzahl der Bibliotheken. Als großzügige Schenkung ihrer Eigentümer kamen die Bestände einiger Adelsbibliotheken in die öffentlichen Sammlungen, so zum Beispiel die Bibliothek des Grafen Sándor Apponyi (1844-1925) aus Lengyel in die Széchényi-Nationalbibliothek, die Sammlungen des Grafen Ferenc Vigyázó (1874-1928) aus Vácrátót, Rákoskereszktúr und Pest in die Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.

Die Bearbeitung der Bestände der ™ffentlichen Bibliotheken vollzog sich nach den in Europa gebräuchlichen und bewährten Methoden. Die Széchényi-Nationalbibliothek übernahm die Katalogisierungs-, Magazin- und Fachordnung der Münchner Hof- und Staatsbibliothek. Das Dezimalsystem wurde um die Jahrhundertwende in mehreren Bibliotheken eingeführt. Einige Bibliotheken veröffentlichten ihre Kataloge oder Titellisten. Hervorzuheben ist der Katalog der Sammlung des Grafen Sándor Apponyi, den er selbst bearbeitete und der die Titel seiner Hungarica verzeichnet.[43] Den bibliographischen und buchgeschichtlichen Forschungen ist zu verdanken, daß viele wertvolle, bis heute im Gebrauch befindliche Bibliographien[44] und Lexika[45] in dieser Zeit entstehen konnten. 1876 wurde mit der Publikation des Fachblattes der ungarischen Bibliothekare, Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau], begonnen, das mit kurzen Unterbrechungen bis heute erscheint. Der vielseitigen Entfaltung des Bibliothekswesens in der Zeit der ™sterreichisch-Ungarischen Monarchie setzte der Erste Weltkrieg auf allen Gebieten ein Ende. Das Ungarische Bibliothekswesen vor und während des Zweiten Weltkrieges (1919-1945) Als Folge des Friedensvertrages von Trianon (1920) verlor Ungarn 68 Prozent seiner Gebiete: Westungarn, Oberungarn, Siebenbürgen, Südungarn und Kroatien fielen an die Nachbarstaaten. Dreißig Prozent der ungarischen Einwohner wurden Staatsbürger fremder Länder. Der Friedensvertrag brachte auch für das Bibliothekswesen schwere Verluste: 55 Prozent der Bibliotheken gingen in fremde Hände über. Die Universität von Klausenburg wurde nach Szeged, die Preßburger nach Fünfkirchen verlegt, ™denburg nahm die Fachschule für Forstwirtschaft aus Schemnitz auf. Als Ersatz für die verlorenen Bibliotheken der evangelischen Einwohner Oberungarns wurde 1921 in Budapest die Lutherbibliothek gegründet, die Vorgängerin der heutigen Evangelisch-lutherischen Zentralbibliothek [Evangélikus Országos Könyvtár].

Die erste Aufgabe nach dem Krieg war eine Neuorganisierung der Wirtschaft des Landes. Für das Bibliothekswesen und die Erweiterung des Bibliotheksnetzes standen kaum Mittel zur Verfügung. Durch die Wirtschaftskrise von 1929 verschlechterte sich die Lage. Statistiken belegen, daß in den dreißiger Jahren in Ungarn lediglich 1008 wissenschaftliche Fachbibliotheken sowie Stadt- und Schulbibliotheken zu verzeichnen waren. Die Volksbibliotheken konnten glücklicherweise neu organisiert werden. Es entstanden 1629 Volks- und 1227 Dorfbibliotheken im Land.[46] Eine bedeutsame Entwicklung nahm die bibliographische Arbeit, die von dem 1923 gegründeten Landeszentrum für Buchverkehr und Bibliographie [Országos Könyvforgalmi és Bibliográfiai Központ] koordiniert wurde. Zu dessen Aufgaben gehörten der internationale Schriftentausch, die Organisation des Leihverkehrs unter den Bibliotheken, die Zusammenstellung und Weiterentwicklung des Zentralkatalogs und die Standardisierung von Titelaufnahmen. In mehreren Bibliotheken des Landes wurden die modernen anglo-amerikanischen Verfahren eingeführt: das Numerus-currens-System in der Aufbewahrung, das Dezimalsystem in der Fachbearbeitung. Trotz dieser sinnvollen Maßnahmen fielen die ungarischen Bibliotheken im Aufbau und in der Bearbeitung der Bestände weiter zurück. Die Verluste im Zweiten Weltkrieg wirkten sich überall verschlimmernd aus. So ging beispielsweise die Sammlung der Ludovica-Militärakademie vollständig verloren. Die Ungarischen Bibliotheken von 1945 bis heute Nach dem Kriegsende waren enorme Verluste und Zerstörungen in Beständen und Einrichtungen der Bibliotheken zu verzeichnen. Dieses Los teilten die Sammlungen der in den Westen geflüchteten Adeligen. Institutionen wurden aufgehoben und damit auch ihre Bibliotheken. Aus dem Landeszentrum für Buchverkehr und Bibliographie wurde 1945 das Landeszentrum für Bibliothekswesen. Seine Abteilung für Überflußexemplare betreute die Dubletten und jene Bestände, die das neue Regime für überflüssig und unerwünscht erklärte. Das nach dem Zweiten Weltkrieg an die Macht gekommene staatssozialistische System hat durch die Verstaatlichung der kirchlichen Schulen und die Auflösung der geistlichen Orden[47] eine außerordentliche Bewegung in den Buchbeständen verursacht, die auch zur Vernichtung von wertvoller Literatur führte. Die Aufgabe des Landeszentrums für Bibliothekswesen war die Erfassung und Neuzuordnung der Bestände der 129 liquidierten Klöster und Ordenshäuser. Diese Bücher wurden vorerst in die Hauptstadt gebracht und auf öffentliche Sammlungen verteilt. Auf diese Weise versuchte man, auch Bibliotheken der ins Ausland geflüchteten Großgrundbesitzer zu retten, sofern sie sich noch an Ort und Stelle befanden.

Es entstand ein nie wieder zu beseitigender Bruch in der ungarischen Kulturgeschichte. Viele wertvolle alte Bestände sind zerstreut worden. Einige konnten dadurch gerettet werden, daß sie in neue Sammlungen aufgenommen wurden. Das Landeszentrum für Bibliothekswesen fungierte bis 1952. Die weitere Verteilung konfiszierter Bestände geschah später durch die Zentrale für Bibliotheken, bis 1954 die Széchényi-Nationalbibliothek diese Aufgabe übernahm. An ihrem ursprünglichen Ort blieben nur zwei Ordenssammlungen und eine Privatsammlung: die Franziskanerbibliothek in Gyöngyös [Gyöngyösi Ferences Muemlékkönyvtár], die Zisterziensersammlung in Zirc (heute Antal-Reguly-Kunstdenkmalbibliothek [Reguly Antal Muemlékkönyvtár]) und die Helikon-Bibliothek der Familie Festetics in Keszthely. Diese drei Sammlungen bestanden unter Aufsicht der Széchényi-Nationalbibliothek weiter als Kunstdenkmalbibliotheken. Die von Béla Radvánsky (1849-1906) gegründete Familienbibliothek in Sajókaza konnte gerettet und von der Evangelisch-lutherischen Zentralbibliothek in Budapest aufgenommen werden.

Die letzten erhaltenen kirchlichen Sammlungen verloren nach dem Krieg an Bedeutung. In den fünfziger und sechziger Jahren boten sich ihnen kaum Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Gelegentliche Bestandszuwächse brachten Nachlässe und bescheidene Anschaffungen an theologischer Fachliteratur. In den siebziger Jahren wurden die historischen Bestände dieser Sammlungen erfaßt (Kodizes, Inkunabeln, ausländische Drucke des 16. Jahrhunderts, ungarische Drucke bis 1800, wertvolle Handschriften der neueren Zeit) und als schützenswert erklärt. Bei der Bearbeitung und Restaurierung dieser Bestände konnten die Bibliotheken mit der fachgerechten Unterstützung der Széchényi-Nationalbibliothek rechnen. Größere Unterstützung wird ihnen seit den politischen Veränderungen von 1989 zuteil.

Das staatssozialistische System war in seiner Bibliothekspolitik an der Gründung eines Bibliotheksnetzes interessiert. Das 1956 erlassene Bibliotheksgesetz unterschied vier Bibliothekstypen: (1) die Nationalbibliothek; (2) allgemeine wissenschaftliche und wissenschaftliche Fachbibliotheken (zu dieser Gruppe wurden 1963 1624 Sammlungen gerechnet, darunter die Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, die Universitätsbibliotheken und die Fachbibliotheken des Landes); (3) ™ffentliche Bibliotheken (die Zahl der hierzu gezählten Komitats-, Städte-, Dorf-, Gewerkschafts- und anderen Bibliotheken betrug 1963 9854); und (4) Schulbibliotheken (ihre Zahl lag 1963 bei 6538).[48] Die Sammelgebiete und Aufgaben der einzelnen Bibliothekstypen wurden durch Verordnungen und Gesetze geregelt. Das höchste Organ des Bibliothekswesens war die Bibliotheksabteilung im Ministerium für Kultur. Der parallel dazu existierende Bibliotheks- und Dokumentationsrat war das höchste fachliche Gremium. Die Zuerkennung der neuen Rollen und die Bedeutung der Dokumentation auf dem Gebiet der einzelnen Wissenschaftszweige führten dazu, daß die wichtigsten Fachbibliotheken und wissenschaftlichen Bibliotheken zugleich Dokumentationszentren wurden. Eines der bedeutendsten ist das Dokumentationszentrum der Zentralbibliothek für Technik in Budapest. Jede Bibliothek setzte sich die Modernisierung ihrer fachlichen Aufgaben zum vorrangigen Ziel.

Die oberste Leitung der bibliothekswissenschaftlichen Forschung wurde durch das Ministerium für Kultur und das Komitee für Buchgeschichte und Bibliographie der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ausgeübt, deren Arbeitsbereiche seitdem getrennt wurden. Auf Initiative des Komitees werden die retrospektiven bibliographischen Arbeiten in der Széchényi-Nationalbibliothek ausgeführt,[49] ebenso wie die Auswertung und Publikation der Handschriftenfragmente, die in Einbänden der in ungarischen Bibliotheken gesammelten Bücher gefunden wurden.[50]

Das Jahr 1989 bedeutete im gesellschaftlichen und politischen Leben des Landes eine Wende. Das vom Parlament genehmigte Vereinigungs- und Parteigesetz ermöglichte die Aufhebung des Einparteiensystems. Der neue Pluralismus im gesellschaftlichen und politischen Leben hatte auch positive Auswirkungen auf die Bibliotheken. Von 1989 an sind die aufgelösten Ordensgemeinschaften neu entstanden; sie durften ihre Schulen wieder eröffnen und erhielten zum Teil ihre ehemaligen Bibliotheken zurück. Heute bestehen bereits zwei kirchliche Universitäten, in Piliscsaba die Katholische Péter-Pázmány-Universität [Pázmány Péter Katolikus Egyetem] und in Budapest die Reformierte Gáspár-Károli-Universität [Károli Gáspár Reformatus Egyetem]. Diese Institutionen sind bestrebt, ihren bescheidenen Möglichkeiten entsprechend Bibliotheken einzurichten. Wertvolle Unterstützung leisten hierbei ausländische Schwesterinstitutionen.

Im Leben der Bibliotheken läßt sich - wie im Leben der ungarischen Gesellschaft - am Ende des 20. Jahrhunderts ein bedeutender und interessanter Wandel registrieren. Dieser wurde einmal durch immer rascher fortschreitende politische Veränderungen verursacht; zum anderen durch die Einführung der Computertechnik in allen Bereichen, so auch in den Bibliotheken. Obwohl im vergangenen Jahrzehnt auf diesem Weg bedeutende Fortschritte gemacht wurden, wird die völlige Umstellung auf eine computergestützte Bearbeitung der Bibliotheksbestände, einschließlich der historischen Bestände, erst zu den Aufgaben des kommenden Jahrtausends gehören. Judit P. Vásárhelyi

Anmerkungen

[1] Siehe Béla Pukánszky: Geschichte des deutschen Schrifttums in Ungarn. Bd 1. Von der ältesten Zeit bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Münster 1931, S. 8-19; György Mihály Vajda: Zur Geschichte der ungarisch-deutschen Literaturbeziehungen. In: Studien zur Geschichte der deutsch-ungarischen literarischen Beziehungen. Leopold Magon, Gerhard Steiner, Mihály György Vajda u. a. (Hrsg.). Berlin 1969, S. 9-21
[2] Zu den Ansiedlungen in Siebenbürgen s. Erdély története I. kötet a kezdetektol 1606-ig [Geschichte Siebenbürgens. Bd 1: Von den Anfängen bis 1606]. László Makkai, András Mócsy (Red.). Budapest 1987, S. 295-301
[3] Diese Handschrift kam später in die Admonter Benediktinerabtei und befindet sich heute in der ™sterreichischen Nationalbibliothek in Wien.
[4] Über die Geschichte der ungarischen Bibliotheken zusammenfassend Csaba Csapodi, András Tóth, Miklós Vértessy: Magyar könyvtártörténet [Ungarische Bibliotheksgeschichte]. Budapest 1987; Quellen zur Geschichte der Bibliotheken bis 1848 mit Einleitungen in: Könyv és könyvtár a magyar társadalom életében az államalapítástól 1849-ig [Buch und Bibliothek im Leben der ungarischen Gesellschaft von der Staatsgründung bis 1849]. Zusammengestellt von Máté Kovács. Bd 1. Budapest 1963; einen guten Überblick bis 1711 gibt Csaba Csapodi: Ungarische Bibliotheksgeschichte. Vom Mittelalter bis zum Frieden von Szatmár (1711). In: Gutenberg Jahrbuch 59 (1984) S. 332-357; über die mittelalterliche ungarische Buchkultur: Kódexek a középkori Magyarországon. Kiállítás az Országos Széchényi Könyvtárban [Kodizes im mittelalterlichen Ungarn. Katalog der Ausstellung in der Széchényi-Nationalbibliothek]. Budapest 1985
[5] Siehe Monumenta ecclesiae Strigoniensis. Bd 2. Esztergom 1882, S. 27-28
[6] A Nekcsey-Biblia legszebb lapjai [Die schönsten Blätter der Nekcsey-Bibel]. Budapest und Washington D. C. 1988 [Faksimile-Ausgabe]; Magyar Anjou-Legendárium [Das Ungarische Anjou-Legendarium]. Ferenc Lévárdy, Tibor Szántó (Red.). Budapest 1973 [Faksimile-Ausgabe]
[7] Képes Krónika. Bilderchronik. Chronicon Pictum. Chronica de gestis Hungarorum. I. Faksimiledruck. Budapest 1968
[8] Vgl. Béla Pukánszky: Geschichte des deutschen Schrifttums ..., S. 21-23
[9] Vgl. Csaba Csapodi, András Tóth, Miklós Vértessy: Magyar könyvtártörténet ..., S. 49
[10] Siehe hierzu Béla Pukánszky: Geschichte des deutschen Schrifttums ..., S. 73-76; Kódexek a középkori Magyarországon ..., S. 130-131
[11] Siehe Klára Csapodiné Gárdonyi: Die Bibliothek des Johannes Vitéz. Budapest 1984 (Studia humanitatis 6)
[12] Vgl. Csaba Csapodi, Klára Csapodiné Gárdonyi, Tibor Szántó: Bibliotheca Corviniana. Die Bibliothek des Königs Matthias Corvinus von Ungarn. Budapest 1969; 4. erw. neubearb. Ausgabe, Budapest 1990
[13] Siehe Gedeon Borsa: A hazai könyvnyomtatás megalapítása [Die Gründung des heimischen Buchdruckes]. In: Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 105 (1989) S. 338-354
[14] Csaba Csapodi: Wo war die zweite ungarische Inkunabeldruckerei tätig (Buda oder Pozsony/Preßburg)? In: Gutenberg Jahrbuch 58 (1983) 163-165; Gedeon Borsa: A hazai osnyomtatványok változatai [Die Varianten der ungarischen Wiegendrucke]. In: Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 104 (1988) S. 1-19
[15] Siehe dazu Bibliotheca Corviniana 1490-1990. International Corvina Exhibition on the 500th Anniversary of the Death of King Matthias. National Széchényi Library. Introd. by Csaba Csapodi and Klára Csapodiné Gárdonyi. Budapest 1990
[16] Siehe dazu Béla Pukánszky: Deutsche Offizinen im Dienste des ungarischen Buches. In: Gutenberg Jahrbuch 14 (1939) S. 217-225; Gedeon Borsa: Budai könyvkereskedok a középkorban [Ungarische Buchhändler im Mittelalter]. In: A Könyv [Das Buch] 1 (1955) S. 270-273
[17] Sie befinden sich heute in Alba Iulia, in der Bibliotheca Centrala de Stat, Filiala Batthyaneum.
[18] Als erster gründete Lukas Trapoldner 1529 in Hermannstadt, der Hauptstadt der Sachsen in Siebenbürgen, eine Druckerei. In Kronstadt, dem anderen sächsischen Zentrum, war es Johann Honter (1498-1549), der von Martin Luther als Ungarns Apostel bezeichnete berühmte Humanist, der 1535 seine Offizin eröffnete. Nach seinem Tod setzte Valentin Wagner die Arbeit fort. In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts sind ungarische Bücher im Ausland (Krakau, Wien) erschienen. Die ersten ungarischen Bücher wurden in Ungarn ab 1539 in Sárvár in der aus Wien stammenden Druckerei des János Sylvester herausgegeben. Von der Mitte des Jahrhunderts an betätigte sich die Druckerei des Gáspár Heltai in Klausenburg. Aus dieser Offizin stammt annähernd ein Drittel der uns bekannten Druckerzeugnisse des Jahrhunderts (ca. 900 Werke). In Deutschland erlernte David Gutgesell das Handwerk, der 1577 seine bedeutende Werkstatt in Bardejov [Bartfeld, Bártfa] eröffnete. Von den in Ungarn wirkenden Wanderdruckern war der bedeutendste Raphael Hoffhalter, der 1565 aus Wien nach Debrecen zog. Zwischen 1565 und 1567 arbeitete er in Großwardein, 1567 bis 1568 in Karlsburg. Sein Sohn übte in mehreren Städten den Beruf des Druckers aus. Vgl. Gedeon Borsa: Magyarországi nyomdászattörténet XV-XVII. század [Ungarns Druckgeschichte im 15. bis 17. Jahrhundert]. In: Régi könyvek és kéziratok [Alte Bücher und Handschriften]. Zusammengestellt von Márta Pintér. Budapest 1974, S. 85-96
[19] Régi magyarországi nyomtatványok 1473-1600 [Ungarische Alte Drucke 1473 bis 1600]. Zusammengestellt von Gedeon Borsa, Ferenc Hervai u. a. Budapest 1971
[20] Paul Rheda aus Leipzig arbeitete 1596 bis 1619 in Debrecen, Markus Pistorius (1629-1654) aus Linz wirkte in Hermannstadt. Ihre Söhne setzten die Arbeit fort. Auf ähnliche Weise gründete der aus Wittenberg nach Leutschau gezogene Bruno Brewer eine Druckerdynastie. Seine Offizin war ab 1625 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts tätig. Mehr als ein Drittel der ungarischen deutschsprachigen Literatur wurde in dieser Druckerei im Laufe des 17. Jahrhunderts publiziert. Vgl. Ilona Pavercsik: A locsei Brewer nyomda a XVII-XVIII. században [Die Leutschauer Brewer Druckerei im 17. und 18. Jahrhundert]. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve [Jahrbuch der Széchényi-Nationalbibliothek] 1979 (Budapest 1981) S. 353-408; 1980 (Budapest 1982) S. 349-473
[21] Vgl. Jeno Berlász: Die Entstehung der ungarischen Bibliothekskultur im 16. bis 17. Jahrhundert. In: Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 90 (1974) S. 14-28
[22] Vgl. A Zsámboky-könyvtár katalógusa (1587) Gulyás Pál olvasatában [Der Katalog der Zsámboky-Bibliothek (1587) in der Lesung von Pál Gulyás]. In: István Monok (Red.): Adattár XVI-XVII. századi szellemi mozgalmaink történetéhez [Materialien zur Geschichte der Geistesströmungen des 16. bis 18. Jahrhunderts in Ungarn]. Szeged 1992, S. 9-379
[23] Vgl. Jeno Berlász (Hrsg.); Katalin Keveházi, István Monok (Red.): Die Bibliothek Dernschwamm. Bücherinventar eines Humanisten in Ungarn. Szeged 1974
[24] Siehe Sándor Iván Kovács: Bornemisza Péter Mecénásának könyvjegyzéke 1560-ból [Das Bücherverzeichnis eines Mäzenen des Péter Bornemisza von 1560] In: Irodalomtörténeti Közlemények [Literaturgeschichtliche Mitteilungen] 66 (1962) S. 83-89; István Borzsák: Perneszith György könyvjegyzékéhez [Zu dem Bücherverzeichnis des György Perneszith], ebda. S. 628-632
[25] Mit Bezug auf die öffentlichen und institutionellen Sammlungen des 16. bis 17. Jahrhunderts ist die systematische Forschung des Lehrstuhls für Altungarische Literatur der József-Attila-Universität in Szeged sehr beachtenswert, die in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts begonnen wurde. Zunächst wurde die Bibliographie der Verzeichnisse publiziert in: Könyvtártörténeti füzetek [Bibliotheksgeschichtliche Hefte] I-VI, Szeged 1981-1990; dann erschienen fortlaufend die Verzeichnisse selbst nach Regionen aufgeteilt in: Magyarországi magánkönyvtárak I. (1533-1657) [Ungarische Privatbibliotheken I. (1533-1657)]. András Varga (Red.). Budapest und Szeged 1986; Magyarországi magánkönyvtárak II. (1580-1721) [Ungarische Privatbibliotheken II. (1580-1721)]. Gábor Farkas, Tünde Katona u. a. (Red.). Szeged 1992; Partiumi könyvesházak 1623-1730 [Bibliotheken des Partiums 1623-1730]. Csaba Fekete, György Kulcsár u. a. (Red.). Budapest und Szeged 1988. Über die Bibliotheken von Siebenbürgen s. Klára Jakó: Az elso kolozsvári egyetemi könyvtár története és állományának rekonstrukciója (1579-1604) [Geschichte und Rekonstruktion des Bestandes der ersten Klausenburger Universitätsbibliothek (1579-1604)]. In: Erdélyi könyvesházak I. [Bibliotheken in Transsylvanien I.]. Bálint Kesenu (Red.). Szeged 1991; der Band Erdélyi könyvesházak II. [Bibliotheken in Transsylvanien II.]. Zsigmond Jakó, István Monok, Noémi Németh u. a. (Red.). Szeged 1991, befaßt sich mit den Bibliotheksbeständen der Städte Klausenburg, Neumarkt am Mieresch, Aiud [Straßburg in Siebenbürgen, Nagyenyed], Bros und Odorheiu Secuiesc [Oderhellen, Székelyudvarhely]; Erdélyi könyvesházak III. 1563-1757 [Bibliotheken in Transsylvanien III. 1563-1757]. István Monok, Noémi Németh u. a. (Red.). Szeged 1994; Magyarországi jezsuita könyvtárak 1711-ig [Ungarische Jesuitenbibliotheken bis 1711]. Gábor Farkas, István Monok u. a. (Hrsg.). Szeged 1990, behandelt die Bibliotheken der Städte Kaschau, Preßburg, Sárospatak, Turóc und Uszgorod [Ungvár]; Lesestoffe in Westungarn I. Sopron (™denburg) 1535-1721. Tibor Grüll, Katalin Keveházi u. a (Hrsg.). Szeged 1994; Lesestoffe in Westungarn II. Koszeg (Güns), Rust (Ruszt), Eisenstadt (Kismarton), Forchtenstein (Fraknó) 1535-1740. Tibor Grüll, Katalin Keveházi, Károly Kokas u. a. (Red.). Szeged 1996
[26] Vgl. Kassa város olvasmányai 1562-1731 [Lektüre der Stadt Kaschau 1562-1731]. Hedvig Gácsi, Gábor Farkas u. a. (Red.). Szeged 1990, S. 115-187
[27] Vgl. Judit Vásárhelyi: A gyori Székesegyházi Könyvtár possessorai. I. Náprági Demeter könyvtára. II. Az erdélyi gyujtemény. III. Gyori könyvtulajdonosok. IV. Egyéb, sem Erdélyhez, sem Gyorhöz nem kapcsolható hazai személyiségek könyvei [Besitzer der Raaber Dombibliothek. I. Bibliothek des Demeter Náprági. II. Die Siebenbürger Sammlung. III. Raaber Buchbesitzer. IV. Sonstige, weder in Raab, noch in Siebenbürgen lebende Buchbesitzer, ungarische Persönlichkeiten]. In: Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 96 (1980) S. 117-130, 230-263, 325-349
[28] Bibliotheca Zriniana története és állománya. History and stock of the Bibliotheca Zriniana. Zusammengestellt von Gábor Hausner, Tibor Klaniczay u. a. Budapest 1991
[29] Decreta et sanctiones synodi provincialis ...celebratae Tirnaviae, anno 1611. Pozsony 1611, Bl 27
[30] Vgl. Domokos Kosáry: Muvelodés a XVIII. században Magyarországon [Kultur im Ungarn des 18. Jahrhunderts]. Budapest 1980, S. 129-137, 553-562; Jeno Berlász: Könyvtári kulturánk a XVIII. században [Ungarische Bibliothekskultur im 18. Jahrhundert]. In: Irodalom és felvilágosodás [Literatur und Aufklärung]. Budapest 1974, S. 283-332; ders.: Magyarország egyházi könyvtárai a XVI-XVIII. században [Kirchliche Bibliotheken in Ungarn im 16. bis 18. Jahrhundert]. In: Régi könyvek és kéziratok ..., S. 211-226
[31] Zwei Verzeichnisse dieser Bibliothek sind bekannt. Ihre Neuausgabe findet sich in: Erdélyi könyvesházak III. 1563-1757 ..., S. 24-65
[32] Der erste dieser Drucker war der 1717 aus Salzburg hierher übergesiedelte Paul Royer, der in Preßburg, der damaligen Hauptstadt, sein Werk begann. Aus dem österreichischen Wildberg kam 1724 der Drucker Anton Josef Streibig nach ™denburg, ab 1730 arbeitete er in Raab. In ™denburg arbeitete von 1735 bis 1738 auch der aus Wien stammende Nikolaus Johann Schmidt und ab 1748 Johann Josef Siess, der aus der Wiener Neustadt kam. Sein Schwager, der Bayer Johann Sebastian Landerer, eröffnete 1724 seine Offizin in Ofen. Nach seinem Tod übernahm der neue Gatte der Witwe das Geschäft, das später von den Kindern des Gründers bis 1833 geführt wurde. Einer seiner Söhne, Johann Michael, kaufte 1750 die Royer Druckerei in Preßburg. Die Preßburger Druckerei funktionierte bis 1848. Johann Michael Landerer kaufte auch die jesuitische Druckerei in Kaschau. Sein Nachfolger, Franz Landerer, eröffnete 1813 neben seiner Druckerei eine Leihbibliothek, die bis 1821 bestand. Vgl. József Fitz: Die Buchdruckerfamilie Royer in Ungarn. In: Gutenberg Jahrbuch 2 (1927) S. 85-90; Albert Gárdonyi: Die Niederlassung der Buchdruckerfamilie Landerer in Ungarn. In: Gutenberg Jahrbuch 11 (1936) S. 171-176; Mária Büky: Die Landerer. Eine Druckerdynastie in Ungarn. In: Gutenberg Jahrbuch 41 (1966) S. 247-254
[33] Zsigmond Jakó: Batthyány Ignác, a tudós és tudományszervezo [Ignác Batthyány, der Wissenschaftler und Wissenschaftsorganisator]. In: Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 107 (1991) S. 353-357; Jacob Marza: Batthyaneum Könyvtár, Gyulafehérvár [Die Batthyaneum Bibliothek in Alba Iulia (Karlsburg)]. In: Aetas 9 (1993) S. 227-229
[34] Vgl. Margit Szarvasi: Magánkönyvtárak a XVIII. században [Privatbibliotheken im 18. Jahrhundert]. In: Az Országos Széchényi Könyvtár Kiadványai VII. [Die Veröffentlichungen der Széchényi-Nationalbibliothek VII]. Budapest 1931, S. 63-65
[35] Vgl. Anikó Deé Nagy: Teleki-téka, Marosvásárhely [Die Teleki-Sammlung in Neumarkt am Mieresch]. In: Aetas 9 (1993) S. 230-240
[36] Catalogus bibliothecae Hungaricae Francisci com. Széchényi. Tom I. partes I-II. Sopronii 1799; Index alter libros bibliothecae Hungaricae Francisci com. Széchényi ... in scientiarum ordines distributos exhibens. Pestini 1800
[37] Siehe hierzu Doina Nägler: A Brukenthal Könyvtár, Nagyszeben [Die Brukenthal-Bibliothek in Sibiu (Hermannstadt)]. In: Aetas 9 (1993) S. 227-229
[38] Siehe dazu György Mihály Vajda: Zur Geschichte der ungarisch-deutschen Literaturbeziehungen ..., S. 16-17; A magyar irodalom története III. 1772-tol 1849-ig [Die Geschichte der ungarischen Literatur III. 1772-1849]. Pál Pándi (Red.). Budapest 1965, S. 14
[39] Vgl. Jolán Kádár: A pesti és budai német színészet története 1812-1847 [Die Geschichte des deutschen Theaterwesens in Pest und Ofen 1812-1847]. Budapest 1923
[40] Die Landerer Druckerei wurde 1784 von Ludwig Landerer als Filiale der Preßburger Offizin gegründet. Bei Einführungen von technischen Erneuerungen war er bestrebt ungarische Werke zu drucken. In den vierziger Jahren fusionierte er mit Gustav Heckenast, dem Pester Verleger und Buchhändler. Heckenast eröffnete 1838 auch eine Leihbibliothek.
[41] Thomas Trattner (1717-1789), der Hofdrucker Maria Theresias in Wien, war der Begründer der Druckerdynastie der Trattners. Ihm gehörte das Privileg der Schulbücherausgabe. Er gründete 1783 eine Druckerei in Pest, deren Leiter Matthias Trattner (1745-1828) war. Sein Schwiegersohn István Károlyi (1794-1867) leitete die Druckerei bis 1863.
[42] Einen guten Überblick verschafft György Aldár: Magyarország köz- és magánkönyvtárai [™ffentliche und private Bibliotheken Ungarns]. Budapest 1886. Einen Überblick über die ungarische Bibliothekslandschaft am Ende der Epoche bietet Magyar Minerva. A magyarországi múzeumok és könyvtárak czímkönyve [Ungarische Minerva. Titelbuch der ungarischen Museen und Bibliotheken]. 5 Bde. Budapest 1900-1912
[43] Alexander Apponyi: Hungarica. Ungarn betreffende im Auslande gedruckte Bücher und Flugschriften. Bde 1 und 2, Budapest 1900-1902; Bde 3 und 4, München 1925-1927
[44] Bibliographien der bis 1711 erschienenen Hungarica sind Károly Szabó: Régi magyar könyvtár I-II. [Alte ungarische Bibliothek I-II.]. Budapest 1879, 1885; Károly Szabó und Árpád Hellebrandt: Régi magyar könyvtár III. [Alte ungarische Bibliothek III.]. Budapest 1896, 1898; Géza Petrik: Magyarország bibliographiája 1712-1860 [Ungarns Bibliographie 1712-1860]. 4 Bde. Budapest 1888-1892. Als Fortsetzung des letzten Titels erschien: Magyar könyvészet [Ungarische Bücherkunde] 1860-1875, 1876-1885, 1886-1900, 1901-1910, 1911-1920. Budapest 1885, 1890, 1908-1913, 1917-1928, 1939-1942
[45] József Szinnyei: Magyar írók élete és munkái [Leben und Werke der ungarischen Schriftsteller]. 14 Bde. Budapest 1891-1914; repr. 1980-1981
[46] Einen Überblick der Bibliotheken der Epoche sichert Magyar Minerva VI. 1930-1931 [Ungarische Minerva VI. 1930-1931]. Budapest 1932
[47] 1949/50 liquidierte die Regierung sämtliche Orden, ausgenommen die Benediktiner-, Franziskaner- und Piaristenorden sowie den Orden der Armen Schulschwestern Unserer Lieben Jungfrau.
[48] Diese Angaben stammen aus Könyvtári Minerva 1965 [Bibliotheks-Minerva des Jahres 1965]. Budapest 1965, S. XXV-XXX. Vgl. auch Jeno Kiss: Die ungarischen Bibliotheken. Budapest 1972
[49] Die Ergebnisse dieser Arbeiten sind zusammengefaßt in Régi magyarországi nyomtatványok [Ungarische Alte Drucke]. Bd 1: 1473-1600, Bd 2: 1601-1635. Zusammengestellt von Gedeon Borsa, Ferenc Hervai u. a. Budapest 1971, 1983
[50] Fragmenta codicum in Bibliothecis Hungariae. 2 Bde. Budapest und Wiesbaden 1983, 1993


Quelle:Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.