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Bibliotheken in Sachsen-Anhalt (Fortsetzung)

Dombibliotheken

Von den sechs ältesten, mit den Bistumsgründungen entstandenen Bibliotheken an den Domkapiteln in Halberstadt (842), Magdeburg (987), Merseburg (968), Naumburg (1030/1532), Havelberg (948/1153) und Zeitz (1285) sind nur die Bibliotheken der Domstifter zu Merseburg und Naumburg sowie am Kollegiatstift Zeitz erhalten. Restbestände der Dombibliothek Halberstadt, die 1827 in das Eigentum des dortigen Domgymnasiums übergegangen waren, gelangten im Rahmen dieser Bibliothek 1948 an die Universitäts- und Landesbibliothek Halle. Aus der Dombibliothek Magdeburg, die seit 1824 zum Eigentum der Bibliothek des Domgymnasiums Magdeburg gehörte, hatte die Königliche Bibliothek (später Staatsbibliothek) zu Berlin 1912 2500 Drucke des 16. und 17. Jahrhunderts sowie 197 Inkunabeln angekauft. Die von Kriegszerstörungen und Deportationen verschont gebliebenen Restbestände wurden 1948 im Rahmen der Gymnasialbibliothek in die Universitäts- und Landesbibliothek Halle aufgenommen. Handschriften aus der Dombibliothek, die Rußland 1991 aus Beutegut zurückgegeben hat, befinden sich in der Obhut der Staatsbibliothek zu Berlin.

Klosterbibliotheken

Von den nach den Maßstäben ihrer Zeit z. T. umfangreichen Klosterbibliotheken liegen keine geschlossenen Bestände vor. Teile oder Einzelwerke gingen mitunter in nahegelegenen Pfarrbibliotheken auf. Einige Restbestände gelangten, manchmal auf Umwegen, im Rahmen ihrer späteren Wirtsbibliotheken an die heutigen Standorte in Landes- und Universitätsbibliotheken sowie Archive. Während die Bücher des Mauritiusklosters an der ersten Dombibliothek Magdeburg 1449 verbrannt waren, lassen sich fast alle vor 1525 erschienenen Drucke aus dem späteren Besitz der Magdeburger Dom- oder Domgymnasialbibliothek als Eigentum des Dominikanerklosters (Mitte des Jahrhunderts aufgehoben) identifizieren. Inkunabeln des ehemaligen Franziskanerklosters Magdeburg sowie der 1002 erstmals genannten, 1550 geplünderten Benediktinerinnenabtei Hillersleben (Kreis Haldensleben) befinden sich jetzt in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden. Dagegen gingen die 200 Handschriften und Drucke aus dem Magdeburger Augustinerkloster (gegr. 1285, Bibliothek ab 1355) und über 600 Bände des Prämonstratenserordens (frühes 12. Jahrhundert) - ehemals Grundausstattung der Stadtbibliothek und der Bibliothek des Kunstmuseums Unser Lieben Frauen - verloren.

Der größte Teil der Restbestände aus dem Benediktiner-Schulkloster Berge ist an die Universitätsbibliothek Halle übergegangen. Die Bibliothek des Waisenhauses und die Schulbibliothek des Pädagogium Regium der Franckeschen Stiftungen hatten nach 1811 einige Teilbestände, insbesondere Dubletten erhalten. Weitere Werke finden sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts in der Bibliothek des Landesarchivs Magdeburg. Diese betreut in der Außenstelle Groß Ammensleben auch 130 Bände theologischer und philologischer Werke, u. a. 17 Inkunabeln aus dem dortigen Kloster (1129-1804), während ein größerer Teil an die Staatsbibliothek zu Berlin überwiesen worden ist.

Im Gebiet der heutigen Propstei Halle-Merseburg gehören 20 Bände aus der spätmittelalterlichen Klosterbibliothek Neuhelfta zum Grundbestand der St. Andreaskirche in Eisleben. Der nach Auflösung des Augustinerklosters Lauterberg bei Halle (gegr. 1267) überführte Buchbestand ist an der Universitätsbibliothek Leipzig nachweisbar. Aus den letzten drei Klöstern, die Erzbischof Sigismund (1552-1566) in seiner Residenzstadt Halle 1564 aufgehoben hat, übergab der Rat der Stadt Teile der Franziskanerbibliothek (Klostergründung um 1240, zuletzt 354 Bände) an die Marienbibliothek Halle. Von der Bibliothek des Dominikanerklosters St. Paul (1561/62; 216 Bände) wurde in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts ein ungedrucktes Verzeichnis an der Universitätsbibliothek Halle vorgefunden.

In der bis 1807 zur Mark Brandenburg gehörenden Altmark sind in den örtlichen Kirchenbibliotheken nur wenige vorreformatorische Werke aus klösterlichem Besitz bekannt, z. B. aus der früher ansehnlichen Dominikanerbibliothek Seehausen (Klosteraufhebung 1509) und der Bibliothek der in Werben von 1160 bis 1809 bestehenden Komturei des Johanniter-Ordens.

Auch aus der ausgedehnten mittelalterlichen Diözese Halberstadt (heute Propstei Quedlinburg-Halberstadt) ist nur weniges erhalten. Dazu gehören u. a. einige Titel, die der Franziskanerorden in der Abtei St. Andreas in Halberstadt aufbewahrt; einige Inkunabeln befinden sich in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden. Aus der bei der Klosteraufhebung im Jahre 1816 3521 Bände umfassenden Dominikanerbibliothek erhielt das Domgymnasium 355 Bände, den Restbestand übernahm die an der Stelle der Klosterkirche errichtete Pfarrei St. Katharinen. 600 Bände waren für das Domgymnasium auch aus der Klosterbibliothek St. Johannis ausgewählt worden, ehe der größere Anteil verkauft wurde. Teile der ehemals reichen Bibliothek des Benediktinerklosters St. Marien in Huysburg gingen 1948 an die Universitäts- und Landesbibliothek Halle über. Der Umfang verbliebener historischer Bestände am heutigen bischöflichen Priesterseminar ist nicht bekannt.

Fast alle der heute in der Behördenbibliothek der Anhaltischen Landesbücherei Dessau vorhandenen 70 Inkunabeln gehen auf die erst Mitte des 16. Jahrhunderts angelegte Bibliothek des Benediktinerinnenklosters Gernrode (gegr. 956) zurück. Sie war schon 1669, vermutlich zusammen mit einem kleinen Bibliotheksbestand aus der Benediktinerabtei Ballenstedt, an die Fürstliche Bibliothek Bernburg übernommen worden. Säkularisierte Klosterbestände des 15. bis 17. Jahrhunderts, u. a. aus Gernrode, gelangten 1907 im Rahmen der Gymnasialbibliothek Heiligenstadt an die Königliche Bibliothek nach Berlin. Weitere verbliebene Bibliotheksteile befinden sich seit Ende 1967 in der Dombibliothek Erfurt. Der Erfurter Dombibliothek gingen 1967 ebenso die erhaltenen Bücher aus der Klosterbibliothek (einschließlich der pröpstlichen Privatbibliothek) der Benediktinerinnenabtei Hadmersleben (961-1809) zu. Das katholische Pfarramt Hamersleben bewahrt noch ca. 100 Restbände aus der früher umfänglichen Sammlung des Augustinerstifts St. Pankratius (1108-1804), die zumeist aus dem 18. Jahrhundert stammen.

Nachweislich besaßen die beiden Wittenberger Klöster des Franziskanerordens (gegr. 1258, sequestriert 1532) und der Augustiner-Eremiten (1504-1522) eigene Bibliotheken, deren Gesamtumfang, Inhalt und Verbleib jedoch noch nicht umfassend aufgeklärt worden ist. Mit Sicherheit gehen 63, wahrscheinlich auch weitere 14 Inkunabeln in der Bibliothek des Evangelischen Predigerseminars Wittenberg sowie 50 Wiegendrucke in der Universitätsbibliothek Jena auf den Meißner Domherrn Thammo Löser (1450 oder 1460-1503) zurück, der seine Privatbibliothek dem Franzikanerkloster Wittenberg vermachte. Nach der Sequestration in Wittenberg verbliebene Teile der Klosterbibliothek konnten für den Neuaufbau der zweiten Universitätsbibliothek der Leucorea Wittenberg verwendet werden und gelangten in diesem Rahmen 1817 an die Universitätsbibliothek Halle oder an die entstehende Bibliothek des Evangelischen Predigerseminars.

Die Bibliothek des Augustiner-Eremitenklosters Wittenberg hat vermutlich noch über die Klosterauflösung hinaus bestanden und wurde weiter von Martin Luther benutzt, wobei persönlich erworbene Werke vielleicht mit denen der Klosterbibliothek zusammengebracht worden sind. So könnten sich unter den später an vielen Orten verstreuten Büchern des Reformators auch einige Werke der ehemaligen Augustinerbibliothek befinden. Im Bestand der Bibliothek des Evangelischen Predigerseminars wurden nur wenige Werke als Besitz des Augustinerklosters identifiziert. Titel aus dem Besitz Luthers, die nicht den Augustiner-Eremiten gehört haben können, sind gesondert nachgewiesen. In Wittenberg befinden sich außerdem einige Bände aus der Bibliothek des Servitenklosters Himmelgarten bei Nordhausen (1295-1525) sowie ca. 200 Werke, die durch dessen Abt Johannes Pilarius (d. i. Huter, vor 1498- nach 1528) zusammengebracht wurden. Letztere stehen im Rahmen der Kirchenbibliothek St. Blasii Nordhausen als Depositum in der Bibliothek des Evangelischen Predigerseminars.

Aus klösterlichem Besitz in der heutigen Propstei Naumburg-Zeitz sind noch Inkunabeln aus dem St. Mauritius-Kloster der Augustinerchorherren Naumburg (1199-1547) erhalten. Sie wurden vermutlich nach dem Verzicht der Ernestiner auf den Schutz von Naumburg-Zeitz durch die Albertiner an die Kurfürstliche Bibliothek verbracht und befinden sich heute an der Sächsischen Landesbibliothek Dresden. Die Bücher aus dem 1806 säkularisierten Kloster Haynsburg bei Zeitz gelangten an die Universitätsbibliothek Halle. Die Landesschule zu der Pforten (Schulpforta bei Naumburg) erhielt 1573 einen beachtlichen Inkunabelbestand aus der Bibliothek der Benediktinerabtei Posa (Bosau) bei Zeitz; einige wenige Bücher wurden der Stiftsbibliothek Zeitz übereignet.

Im Gebiet der heutigen Propstei Südharz weitgehend unerforscht sind die aus dem Kloster der Augustiner-Eremiten in Sangerhausen stammenden 15 Handschriften und fast 100 Inkunabeln in der Kirchenbibliothek St. Ulrich, die seit 1986 ein Depositum der Marienbibliothek Halle ist. Die heutige Francisceumsbibliothek (seit 1803) im anhaltischen Zerbst enthält die ehemals für die Landesuniversität Gymnasium illustre (1582-1798) erworbenen Buchbestände aus dem Franziskanerkloster St. Johannis (1255-1526; 317 Bände) und der Zerbster Stiftskirche St. Bartholomäi (1567-1803). Hinzu kam ein Restbestand von 67 Büchern, die 1567 als Grundstock für die Stiftsbibliothek aus der mittelalterlichen, um 1470 erneuerten Bibliothek des Benediktinerklosters München-Nienburg (ehemals Reichskloster, 975 von Thankmarsfelde nach Nienburg verlegt) überführt worden waren.

Kirchenbibliotheken

Im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt hat der Kirchliche Zentralkatalog (KZK) in den Jahren 1967 bis 1996 Bestände von 189 Kirchenbibliotheken registriert, die sich in der Mehrheit noch an ihren ehemaligen Standorten befinden. Allein aus der Propstei Altmark sind 28 Bibliotheken nachgewiesen. Genannt seien die vorreformatorischen Anfänge kirchlicher Büchersammlungen in Salzwedel (St. Katharinenkirche, St. Marienkirche) und die St. Marienbibliothek in Stendal sowie historische Bestände aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in der durch Bombenschäden stark beeinträchtigten Dombibliothek Stendal (gegr. 1540), in der Kirchenbibliothek Kalbe/Milde (nach 1579) sowie der St. Nikolaibibliothek Gardelegen (1580). Hinzu kommen historische Titel aus der Ephorie Osterburg, z. B. in Düsedau, Groß-Möhringen, Krevesee, Meßdorf, Schmersau, Späningen, Uchtenhagen und Walsleben. Die seit ihrer Stiftung (1761) wesentlich bereicherte Kirchenbibliothek Poritz befindet sich jetzt an der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt-Gotha. Ältere Einzelstücke z. B. aus der Stadtkirche St. Stephani Tangermünde, die gegenwärtig nur noch einige jüngere Werke des 18. und 19. Jahrhunderts besitzt, finden sich im Stadtarchiv und im Heimatmuseum, Bücher aus der Stadtkirche St. Laurentius Havelberg (1581) im dortigen Prignitz-Museum.

In der Propstei Magdeburg mit 33 festgestellten Bibliotheken im KZK sind u. a. historische Bestände aus der St. Marienkirche Aken/Elbe zu erwähnen sowie aus den Kirchen St. Jakobi in Schönebeck (13. Jahrhundert) und St. Johannis in dessen heutigem Ortsteil Bad Salzelemen (errichtet ab 1430). 125 der ältesten Bücher in der Kirchenbücherei Unser Lieben Frauen in Burg stammen aus den Jahren 1512 bis 1740.

Älteste und zugleich reichhaltigste Bibliotheken in der Propstei Halle-Merseburg (Nachweise von 30 kirchlichen Bibliotheken) sind die Turmbibliothek der St. Andreaskirche in Eisleben (1542) und die 1552 auf der Basis einer älteren Pfarrbibliothek angelegte Marienbibliothek Halle. In der jetzt im Kirchenbüro des Pfarrhauses vereinigten Bibliothek der Dom- und Dorfkirche St. Johannes Baptista und St. Gertrud in Alsleben (Kreis Bernburg) wurden 1970 218 Titel festgestellt. Die 1518 errichtete Bibliothek in Zörbig enthält neben handschriftlichen Stimmbüchern aus den Jahren 1570 bis 1615 theologische und kirchenpraktische Titel des 16. bis 19. Jahrhunderts sowie Schriften zu Orts-, Landes- und Kirchengeschichte und zum Kirchenrecht. Die Anfänge der Kirchenbibliothek Könnern gehen auf eine Schenkung im Jahr 1720 zurück. Ca. 300 bis 400 historische Werke aus der Synodalbibliothek der Merseburger Dompropstei wurden kürzlich aus konservatorischen Gründen an das Domgymnasium der Stadt umgesetzt.

Aus der Propstei Quedlinburg-Halberstadt sind 26 Kirchenbibliotheken im KZK nachgewiesen. Beginnend mit einer Erfassung der Musikalien an der St. Servatiusbibliothek im Jahre 1832 mußten während des 19. Jahrhunderts mehrfach Bücher aus den Kirchenbibliotheken der seit 1803 zu Preußen gehörenden, ehemals freien Stadt Quedlinburg an die Königliche Bibliothek Berlin abgetreten werden. Um 1948 wurden weitere Bestände aus der seit 1833 mit der Gymnasialbibliothek vereinigten St. Servatius-Stiftsbibliothek und der Bibliothek St. Benedikti an die Universitäts- und Landesbibliothek Halle überwiesen. Die verbliebenen historischen Bestände der Stiftsbibliothek Quedlinburg sind seit 1985 zusammen mit denen von Gymnasial- und Ratsbibliothek in der Historischen Bibliothek im Schloß Quedlinburg zu finden.

In Aschersleben war auf der Basis der Büchersammlung des ersten lutherischen Predigers Petrus Plateanus (Ende 15. Jahrhundert - 1551) an der Hauptkirche St. Stephani 1551 eine neue Kirchenbibliothek errichtet worden, die nach 200 Jahren (1743) 1500 Bände umfaßte. Weitere Restbestände späterer Bibliotheksgründungen sind registriert aus der Martinikirche Halberstadt (1610), der dortigen Reformierten Kirche (18. Jahrhundert) und der St. Katharinenkirche (1810). In Wernigerode konnten historische Buchbestände noch aus der St. Silvestrikirche (8. oder 10./11. Jahrhundert) erfaßt werden sowie ältere Bücher aus den ehemaligen Kapellen St. Theobaldi und St. Georgi. Aus der Propstei Wittenberg wurden bis 1996 27 kirchliche Bibliotheken im KZK registriert. Dazu gehörte die theologisch-praktische Literatur in der Stadtpfarrkirche St. Marien Wittenberg (13. Jahrhundert; ehemals Predigtkirche Luthers). Erwähnung verdient die Kirchenbibliothek an der späteren Stadtkirche St. Marien in Prettin, die auf den Büchernachlaß des Leipziger Rektors Stefan Hüfner (1466) an seinen Heimatort zurückgeht.

Aus der Propstei Naumburg-Zeitz sind 32 Kirchenbibliotheken erfaßt. Unter den wohl ältesten und wertvollsten Drucken an der St. Michaeliskirche Zeitz (1154 als Marktkirche benannt) befinden sich ein Plakatdruck der Lutherthesen von 1517, mehrere Erstausgaben von Luther, Melanchthon und Erasmus sowie Flugschriften aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. In die theologischen Restbestände des 16. bis 18. Jahrhunderts der kaum jüngeren Schloß- oder Trinitatiskirche von Zeitz gingen vermutlich auch die Bücher aus der 1824 abgerissenen Nikolaikirche ein. Die Bibliothek der Stadtkirche St. Marien Weißenfels (1495) gelangte als Depositum an die Marienbibliothek Halle.

Aus den heute zu Sachsen-Anhalt gehörenden Orten der Propstei Südharz sind 13 Kirchenbibliotheken durch den KZK nachgewiesen. Die Bibliothek an der St. Ulrichskirche in Sangerhausen mit ca. 750 bis 800 Bänden, darunter etwa 100 kaum erschlossene Inkunabeln sowie Handschriften des 14. bis 18. Jahrhunderts, ist seit 1989 an der Marienbibliothek Halle deponiert. Der Bestand an der Stolberger Stadtkirche St. Martin, den seit 1551 mehrere Pfarrer mit ihren Büchersammlungen vermehrten, ist katalogisiert, wird aber nicht mehr erweitert. Aus der Propstei Südharz stammen ferner die zwei ruhenden Traditionsbibliotheken der Kirchgemeinde St. Blasii Nordhausen (seit 1552) und der Gemeinde Heringen (Kreis Sangerhausen; mit Legat ab 1557). Sie befinden sich seit 1989 als Deposita im Evangelischen Predigerseminar in Wittenberg.

Über historische Bestände im Sinne des Handbuches verfügen darüber hinaus einige der im 19. Jahrhundert in der Kirchenprovinz Sachsen angelegten Synodal- oder Ephoralbibliotheken. Dazu gehören u. a. in der Propstei Altmark die Synodal- und Dombibliothek Stendal (1818), in der Propstei Halle-Merseburg die Ephoralbibliotheken Eisleben, Bitterfeld und die Synodalbibliothek Merseburg. Hinzu kommen in der Propstei Quedlinburg-Halberstadt die Synodalbibliothek Quedlinburg (1837) und die Ephoralbibliothek Aschersleben, in der Propstei Naumburg-Zeitz die Synodalbibliotheken Weißenfels (Mitte 19. Jahrhundert) und Querfurt. Bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts waren in der Propstei Anhalt die historischen Buchbestände an einigen Pastoralbibliotheken zusammengefaßt worden, z. B. in Dessau (1787; aus den Diözesen Dessau, Zerbst), an der Konsistorial- und Kirchenbibliothek Bernburg (1852; für Bernburg und Ballenstedt) sowie in der Büchersammlung des Cöthenschen Pastoralkreises (erster Katalog 1890). Mit Ausnahme der Bibliotheken der Zerbster St. Bartholomäuskirche und der Stadtkirche zur Dreifaltigkeit (St. Trinitatis) sind alle historischen Bestände gegenwärtig an der Bibliothek des Evangelischen Landeskirchenamts Dessau deponiert.

Unter den kirchlichen Ausbildungsstätten besitzt die Bibliothek des Evangelischen Predigerseminars Wittenberg den umfangreichsten historischen Bestand (52.000 Titel). Die seit 1899 bestehende Bibliothek der Theologischen Hochschule Friedensau (Träger: Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland), einzige zugängliche wissenschaftliche Bibliothek im Jerichower Land, besitzt u. a. 1128 historische Titel aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Die Bibliothek der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik Halle (gegr. 1926) enthält Notenmaterialien vorwiegend ab Ende des 19. Jahrhunderts. Ihre umfangreiche historische Sammlung von Gesangbüchern sowie von Melodie- und Choralbüchern seit dem 16. Jahrhundert bildet eine Sondersammlung an der Bibliothek des Evangelischen Konsistoriums Magdeburg. Die Bibliothek der Kirchlichen Hochschule Naumburg (bis 1990 Katechetisches Oberseminar, gegr. 1949) wurde 1995 Teil der Universitätsbibliothek Erfurt. Eingeschlossen ist die Handbibliothek des Kirchlichen Zentralkataloges. Mit dem Zentralarchiv des Bischöflichen Amtes Magdeburg ist die Bibliothek der Kirchengeschichtlichen Forschungsstelle verbunden (3000 Bände), zu deren Bestand Werke zur regionalen Landes- und Kunstgeschichte gehören.

Schulbibliotheken

Einige traditionsreiche große Schul- und Gymnasialbibliotheken konnten dem Land als geschlossene Sammlungen erhalten werden: Dazu gehört die Bibliothek der Landesschule Pforte, Bad Kösen-Schulpforta (1543), die auch das Handschriften- und Inkunabelerbe aus der ehemaligen Benediktinerbibliothek Bosau (Posa) bewahrt. Die seit 1582 bestehende, durch zahlreiche Sammlungen vermehrte jetzige Francisceumsbibliothek erlitt trotz schwerer Zerstörungen der Stadt Zerbst keine nennenswerten Verluste und ist öffentlich zugänglich.

Mit Ausnahme einiger Auslagerungsschäden erhalten und nutzbar blieb auch die ab 1698 planmäßig aufgebaute Gymnasialbibliothek (Pädagogium) Magdeburg am dortigen Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen. Die heutige Hauptbibliothek der Franckeschen Stiftungen ist seit Anfang des 18. Jahrhunderts aus der bescheidenen Büchersammlung für die Studierenden der Lateinschule des Waisenhauses hervorgegangen. Als selbständiger Teil der Domstiftsbibliothek Naumburg besteht seit 1802 die zur Erneuerung des Domgymnasiums errichtete Gymnasialbibliothek mit einem umfangreichen historischen Bestand sowie einer Schülerbibliothek (1832-1949), während die Stiftsbibliothek Zeitz nur noch 748 historische Werke aus dem dortigen Stiftsgymnasium nachweisen kann.

Von weiteren Schulbibliotheken überdauerten zumeist nur Teil- oder Restbestände unterschiedlichen Umfangs im Rahmen anderer Bibliotheken: So übernahm die Universitäts- und Landesbibliothek Halle - veranlaßt durch die Realisierung der Schulreform von 1946 - seit Ende der vierziger Jahre verschiedene Bibliotheksbestände: z. B. der Domgymnasien Halberstadt (1785), Magdeburg (1624) und Merseburg (1575) sowie der Gymnasien u. a. von Eisleben (1548, Neugründung 1821), Quedlinburg (1540 /Ende des 17. Jahrhunderts), Wernigerode (1550, wovon auch die Harzbücherei einschlägige Werke erhielt), aus dem bis 1952 zu Sachsen-Anhalt gehörenden Torgau (1525) und aus dem Evangelischen Stadtgymnasium Halle (1868). Über den Evakuierungsort Freyburg/Unstrut gingen der Universitäts- und Landesbibliothek Halle ca. 700 Bände der Bibliothek des Realgymnasiums Insterburg/Ostpreußen (1834) zu. Die von 1948 bis Anfang der sechziger Jahre in Halle geführte Abgabenliste enthält mindestens 23 eindeutig als Schulbibliotheken erkennbare Zugänge.

Bereits 1834 war der Bibliothek des Waisenhauses Halle durch Vereinigung von drei halleschen Gymnasien in der Latina eine umfangreiche Bibliothek zugefallen. Teile des Dessauer Friedrichs-Gymnasiums (ehemals Herzogliche Hauptschule, 1785) einschließlich der Reliquiae Philanthropini und der Friedrichs-Oberrealschule (abgetrennt 1882) gelangten im Rahmen der Behördenbibliothek und der Herzoglichen Hofbibliothek nach 1922 an die Anhaltische Landesbücherei Dessau. In den letzten Jahren wird versucht, aus aufgefundenen Teilbeständen die Gymnasialbibliotheken, z. B. in Gardelegen (gestiftet 1679) und in Salzwedel (1759 gegründet durch ein Bücherlegat), wieder herzustellen.

Einzelbestände aus den örtlichen Gymnasialbibliotheken bewahren auch die Museumsbibliotheken, z. B. seit 1967 das Prignitzmuseum Havelberg (Erweiterte Oberschule), das Kreismuseum Haldensleben (Gymnasialbibliothek 1873) und das Museum Blankenburg. Über umfangreiche Bestände an Schulprogrammen verfügen einige Gymnasialbibliotheken, z. B. die Landesschule Pforte (3500 Programme), die Francisceumsbibliothek Zerbst (50 Bände, 1072 Einzelprogramme seit 1837), die Hauptbibliothek der Franckeschen Stiftungen (bis 1915), die Bibliothek am Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg (15 bis 18.000 Programme aus den Jahren 1850 bis 1912), die Domstiftsbibliothek Naumburg (34.000 Programme aus den Jahren 1821-1900). Auch an außerschulischen Bibliotheken wie der des Evangelischen Predigerseminars Wittenberg, des Landesarchivs Magdeburg (ca. 800 Programme) und an der Universitäts- und Landesbibliothek Halle befinden sich Schulprogramme.

Stadtbibliotheken

Von den heutigen Öffentlichen, als Stadt- oder Stadt- und Kreisbibliotheken fungierenden Bibliotheken verfügen nur noch wenige über namhafte historische Bestände, so die Stadtbibliothek Magdeburg und die Anhaltische Landesbücherei Dessau. Aus weiteren ehemaligen Wissenschaftlichen Stadtbibliotheken oder entsprechenden Abteilungen städtischer Bibliotheken, die Anfang der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts liquidiert worden sind, finden sich größere Teile z. B. noch an der Dienstbibliothek des Stadtarchivs Halle seit Anfang der sechziger Jahre am Stadtarchiv Naumburg. Sie wurde seit 1952 mit Resten der alten Ratsbibliothek und Beständen der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Halle ausgestattet. Seit etwa dieser Zeit beherbergen auch die Bibliotheken der Museen Schloß Bernburg sowie des Museums Gardelegen Teile der alten Ratsbibliotheken.

Fürstenbibliotheken

Erhaltene Teilbestände aus verschiedenen ehemaligen Fürstenbibliotheken gelangten, manchmal auf Umwegen, an große Universitäts- oder Landesbibliotheken. Die älteste, von Friedrich dem Weisen (*1463; reg. 1486-1525) in Wittenberg 1502 gestiftete Schloß- und Universitätsbibliothek bildet seit 1558 den Grundbestand der Universitätsbibliothek Jena. Aus der Schloßbibliothek der Sekundogenitur Sachsen-Weißenfels hatte die Universitätsbibliothek Leipzig bereits 1741 und 1748 Teilbestände erhalten. Der der Stadtkirche Weißenfels überlassene Restbestand befindet sich, zusammen mit der Kirchenbibliothek, als Depositum an der Marienbibliothek Halle. Die Schloßbibliothek Sangerhausen, Wohnsitz des Weißenfelser Herzogs Christian (reg. 1712-1736), war bereits 1832 an die Universitätsbibliothek Halle übergegangen. Ebenfalls an der Universitäts- und Landesbibliothek Halle befindet sich seit 1946 die Privatsammlung theologischer und historischer Bücher der Herzöge von Sachsen-Merseburg, die zusammen mit der Provinzialbibliothek Merseburg dorthin gelangte.

Die Bibliothek des letzten Herzogs der Zeitzer Sekundogenitur, Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz (*1664; reg. 1681-1731), ging als Erbe an Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (reg. 1694-1731) zurück. Aus der universal ausgerichteten Sammlung (8143 Bände) übernahm die Kurfürstliche Bibliothek Dresden alle Handschriften und traf eine Auswahl aus den Drucken. Die seit mehr als 75 Jahren weitgehend allgemein zugängliche ehemalige Herzogliche Bibliothek im anhaltischen Köthen wurde 1950 mit mehr als 20.000 Bänden an die Universitäts- und Landesbibliothek Halle überführt. Die 1922 eröffnete Anhaltische Landesbücherei Dessau umfaßte zunächst die Bestände der Herzoglichen Behördenbibliothek, deren Kern die von Christian I. von Anhalt-Bernburg (*1568; reg. 1603-1630) angelegte Haupt- oder Landesbibliothek in Bernburg bildete. Hinzu kamen 1924 die Herzogliche Hofbibliothek von Anhalt-Dessau und 1927 die nach ihrem wichtigsten Sammler Fürst Georg III. von Anhalt-Plötzkau (*1507; reg. 1544-1553) benannte Fürst-Georg-Bibliothek. Die 1796 gegründete Herzogliche Hofbibliothek der jüngeren Linie Anhalt-Bernburg war nach dem Tode der letzten Regentin 1902 in den Besitz der Stadt Ballenstedt übergegangen und bildet seitdem den Grundstock der dortigen Stadtbibliothek.

Landesbibliotheken

Die Universitätsbibliothek Halle erhielt 1948 den Status einer Landesbibliothek für den jungen Staat Sachsen-Anhalt (1947). Neben eigenen Erwerbungen ab 1696 hatte sie ihren Bestand durch die Übernahme der zweiten Universitätsbibliothek der Leucorea Wittenberg erheblich vermehrt. Durch die zahlreichen Zugänge seit 1946 erhöhte sich der historische Bestand an der Universitäts- und Landesbibliothek auf 378.000 Titel. Die für den Freistaat Anhalt (ab 1918) im Jahre 1922 gegründete Anhaltische Landesbücherei in Dessau verlor durch Kriegszerstörungen und Plünderungen nach dem Zweiten Weltkrieg ihr Gebäude und 90 Prozent des Bestandes, der durch spätere Dublettenübernahmen und Ankäufe teilweise ergänzt werden konnte. Mit möglichst umfassendem Literaturerwerb zur Region Anhalt, landeskundlicher bibliographischer Arbeit sowie Pflege und Erschließung des historischen Bestandes nimmt die Wissenschaftliche Bibliothek an der Anhaltischen Landesbücherei zentrale Aufgaben wahr und leistet der Landesbibliothek in Halle Zuarbeit für die historische Region Anhalt.

Universitäts- und Hochschulbibliotheken

Neben der Universitäts- und Landesbibliothek Halle - bis 1990 einzige Universitätsbibliothek von Sachsen-Anhalt - beherbergen einzelne Fakultäten, Institute oder Kliniken ältere Bestände in unterschiedlichem Umfang. Von den gegenwärtig 76 Zweigbibliotheken ist eine Auswahl von 19 Bibliotheken beschrieben. Dagegen verfügen die Universitätsbibliothek der heutigen Technischen Universität Otto von Guericke Magdeburg (1953), die Zweigbibliothek Technik Merseburg der Universitäts- und Landesbibliothek Halle (hervorgegangen aus der Hochschulbibliothek für Chemie Leuna-Merseburg 1954) und die Bibliotheken der jetzigen Fachhochschulen kaum über historische Bestände. Ausnahmen bilden ca. 500 Bände medizinischer, naturheilkundlicher und balneologischer Werke sowie medizinischer Zeitschriften vorwiegend des 19. Jahrhunderts in der Medizinischen Zentralbibliothek der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (1959). Ein kleinerer historischer Bestand findet sich an der Bibliothek der heutigen Fachhochschule Anhalt in Köthen (1891), die überdies nach 1990 auch Teile von Fachbibliotheken ehemaliger DDR-Betriebe übernommen hat. Einzelne historische Resttitel sind ferner in den wohl ältesten Beständen der heutigen Fachhochschule Magdeburg zu finden, die ehemals den Bibliotheken der früheren Ingenieurschulen für Maschinenbau und Elektrotechnik (1891) und für Wasserwirtschaft (1892) gehörten. Die Bestände der umfangreichen Bibliothek des ehemaligen Instituts für Lehrerbildung Weißenfels (gegr. 1784) wurden 1991 an die jetzige Zweigbibliothek Grundschulpädagogik Köthen der Universitäts- und Landesbibliothek umgesetzt. Die Bibliothek der 1915 aus der Kunstgewerblichen Lehranstalt hervorgegangenen jetzigen Hochschule für Kunst und Design Halle, Burg Giebichenstein besitzt noch gut 600 historische Bücher und Mappen sowie ca. 240 Bände Zeitschriften vom 18. Jahrhundert an.

Fachbibliotheken von Akademien, wissenschaftlichen Gesellschaften und Vereinen

Mit der seit 1876 in Halle ansässigen Bibliothek (gegr. 1731) der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina besitzt das Land Sachsen-Anhalt die Literatursammlung der ältesten, seit 1652 ununterbrochen existierenden naturwissenschaftlichen Akademie der Welt. Unter den vorzugsweise als Geschenke oder über Schriftentausch eingegangenen 250.000 Werken, insbesondere zur Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin, befinden sich ca. 52.000 historische Titel. Institutsbibliotheken weiterer ehemaliger Akademien der DDR sind z. T. in andere Trägerschaften übergegangen. Die zumeist im 19. Jahrhundert bei der Gründung von Gesellschaften oder Vereinen angelegten Bibliotheken gibt es fast gar nicht mehr. Ausnahmen bilden die erhaltene, aus Resten anderer Sammlungen und Neuerwerbungen kontinuierlich erweiterte Harzbücherei Wernigerode (1868) sowie die seit 1844 bestehende Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) in Halle. Diese Bibliothek konnte auch nach dem Zweiten Weltkrieg in Halle weitergeführt werden, obwohl die Trägergesellschaft nur außerhalb der damaligen Sowjetischen Besatzungszone 1948 in Mainz eine Zulassung erhalten hatte.

Die vorwiegend regional- und naturkundlichen oder auch kunstgeschichtlichen Büchersammlungen wurden von den territorialen Vereinen zumeist den von ihnen geförderten Museen zur Verfügung gestellt oder später dorthin überwiesen. Seltener erhielten Stadtbibliotheken (z. B. Magdeburg, Halberstadt) oder Stadtarchive, nur in Einzelfällen auch Lehranstalten (z. B. Handwerkerschule Halle) Vereinsbestände. Eine geringe Anzahl von Bibliotheken z. T. regionalübergreifender Vereinigungen wie des Deutschen Braunkohleindustrie-Vereins Halle, des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins Halle, des Alpenvereins Weißenfels, aber auch 180 Titel aus der halleschen Freimaurerloge Drei Degen sind in der Zugangsliste der Universitäts- und Landesbibliothek Halle von 1948 und 1949 verzeichnet.

Firmenbibliotheken

Nur aus wenigen traditionsreichen Firmenbibliotheken Sachsen-Anhalts ist die Bewahrung nennenswerter historischer Bestände bekannt. Dazu gehören insbesondere die auch heute noch zugängliche, vom Mansfeld Konzern 1861 gegründete Wissenschaftliche Bibliothek in Eisleben. Sie enthält 40.000 Bände Fachliteratur zu Bergbau, Hüttenwesen, Geologie, Stahlbau, Wirtschaftsgeschichte und zahlreiche historische Titel zur Heimatgeschichte des Mansfelder Landes ab dem 16. Jahrhundert. Hierzu zählt auch die heutige Technische Bibliothek der SKET GmbH Magdeburg (1877). Diese Fachbibliothek hatte, mit Ausnahme einiger Auslagerungsverluste, nach 1945 von jeglichen Aussonderungen abgesehen und konnte daher wichtige Zeitschriftenbestände seit deren Erscheinungsbeginn im 19. Jahrhundert, wissenschaftliche Schriftenreihen und alle Veröffentlichungen über die werkseigene Produktion vollständig erhalten. Unlängst wurden dort auch Restbestände aus der Gründungszeit der Kruppschen Bücherhalle, aus dem Traditionskabinett sowie Teile des Archivs dieser weitbekannten Maschinenfabrik sichergestellt.

Die aufgelösten Sammlungen der ehemaligen Farbenfabrik Wolfen und des Stammbetriebes Chemiefabrik Bitterfeld werden in einer gesonderten Bibliothek des Industrieparks Wolfen-Thalheim aufgehoben. Diese enthält Bibliotheksanfänge der von Agfa Berlin (1873) in Wolfen angelegten Farbenfabrik und der Filmfabrik (ab 1909). Es finden sich dort auch historische Bestände z. B. von Berliner Vorgängerbibliotheken aus den Jahren 1850 und 1867 sowie die Sondersammlung Farbstoffbücher. Die umfangreiche Fachbücherei des Hydrierwerks Zeitz konnte an einem geeigneten Standort erhalten werden. Außerdem sind Teile der bis dahin als vollständig verloren geglaubten Bibliothek der Junkers-Flugzeugwerke Dessau in den Bibliotheksbeständen der ehemaligen Fluggesellschaft Interflug Berlin aufgefunden worden. Die Interflug-Bibliothek wurde 1992 von der jetzigen Zweigbibliothek Bauingenieurwesen/Verkehrswissenschaften der Sächsischen Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden erworben.

Museumsbibliotheken

Unter den Bibliotheken mit begrenztem Sammelgebiet bietet die Kategorie der Museumsbibliotheken vermutlich den höchsten Anteil historischer Bestände. Neben geschlossenen Büchersammlungen von Gesellschaften und Vereinen nahmen sie auch im 20. Jahrhundert wiederholt Büchernachlässe, Teilsammlungen oder wertvolle Einzelstücke von ortsansässigen oder den Städten besonders verbundenen Persönlichkeiten auf. Andererseits waren museale Buchbestände von den Umsetzungen an die Universitäts- und Landesbibliothek Halle in den Jahren 1946 bis 1949 durchaus nicht ausgenommen.

Zu den umfangreichen Beständen gehören im Regierungsbezirk Halle z. B. die Bibliothek des Museums Schloß Moritzburg in Zeitz (1898; Gesamtbestand ca. 40.000 Bände) mit mehr als 20.000 durch Schenkungen und Antiquariatsankäufe erworbenen historischen Titeln zur Regional-, Kultur- und Kunstgeschichte, Ur- und Frühgeschichte sowie zur Theologie; die Bibliothek des Kulturhistorischen Museums Schloß Merseburg (1913; insgesamt über 7000 Bände vorwiegend kunsthistorischen, zum geringeren Teil naturkundlichen Inhalts) mit 1130 historischen Titeln des 16. bis 19. Jahrhunderts und die Historische Bibliothek am Regionalgeschichtlichen Museum Eisleben (1864; 17.400 Bände) mit 900 vor 1900 erschienenen Titeln. Die Museumsbibliothek Neu-Augustusburg Weißenfels (1905) weist neben ca. 9000 Bänden zur Stadt- und Regionalgeschichte sowie zur Geschichte der Schuhindustrie einen hohen Anteil biographischer und werkgeschichtlicher Materialien Weißenfelser Literaten und Komponisten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert auf. Im Bibliotheksbestand des Spengler-Museums Sangerhausen (1874; Gesamtbestand 5000 Bände Naturkunde, Ur- und Frühgeschichte, Stadt- und Regionalgeschichte) befinden sich ca. 500 bis 600 vor 1900 erschienene Bände. Hinzu kommen einige hundert Bücher des Heimatforschers Gustav Adolf Spengler.

Aus dem Regierungsbezirk Magdeburg seien aufgeführt die Bibliothek des Kulturhistorischen Museums Magdeburg (1860; Gesamtbestand ca. 50.000 Bände) mit gegenwärtig 3223 historischen Titeln, deren Reduzierung infolge von Rückgabeforderungen zu erwarten ist, sowie der ca. 3000 Bände umfassende Bestand des 18. und 19. Jahrhunderts an der Museumsbücherei Kleines Schloß Blankenburg (1933; insgesamt ca. 6100 Bände). Die Historische Forschungsbibliothek des Johann Friedrich Danneil-Museums Salzwedel (1932, Büchersammlung ab 1836; Gesamtbestand über 12.000 Titel) enthält neben 2714 historischen Titeln und 336 Zeitschriften auch die Bücher aus dem Besitz Johann Friedrich Danneils. Vom 17. Jahrhundert an datieren die Bestände in der Bibliothek des Bördemuseums Burg Ummendorf (1924; insgesamt 20.000 Bände) und des Kreismuseums Schönebeck-Bad Salzelmen (1924; insgesamt 15.000 Bände, davon 2520 historische Titel). An der Bibliothek des Altmärkischen Museums Stendal (1888; früherer Bestand ca. 15.000 Bde) verblieben nach Umsetzung von Beständen zur Regional- und Stadtgeschichte einschließlich historischer Werke an die Bibliothek des Stadtarchivs in den Jahren 1996 bis 1998 ca. 13.000 Bände mit einem größeren Teil der historischen Titel. Die Bibliothek am Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg ist aufgrund ihrer Geschichte und ihrer historischen Bestände als Schulbibliothek vorgestellt worden.

Für den Regierungsbezirk Dessau sei auf die Bibliothek im Museum Schloß Bernburg (1893; insgesamt 6500 Bände) verwiesen. Aus Drucken der ehemaligen Ratsbibliothek, Ankäufen, Nachlaßübernahmen und Privatbibliotheken erwuchs ein historischer Bestand von 1168 Titeln Anhaltinen, Literatur zu Mineralogie, zum Harzbergbau und zum Mühlenwesen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Die Bibliothek des Historischen Museums von Mittelanhalt (ab 1999 Bachgedenkstätte und Historisches Museum von Mittelanhalt) in Köthen (1911) umfaßt ca. 3500 Bände zur territorialen Vor- und Frühgeschichte, regionalen Kultur- und Kunstgeschichte sowie zur Köthener Stadtgeschichte. Sie bewahrt u. a. die Werke von und über die Fruchtbringende Gesellschaft, zeitgenössische Schriften ihrer Mitglieder sowie einen Teilnachlaß der Sprachakademie mit dem Gesellschaftsbuch Ludwigs I., Der Fruchtbringenden Gesellschaft geöffneter Erzschrein (Köthen 1622, 1624 und 1628) und anderen Sammlungen. In der Bibliothek des Kreismuseums Bitterfeld (1892; 10.000 Bände heimatkundlicher und regionalgeschichtlicher Literatur) finden sich 1771 historische Titel, darunter einige seltene Drucke aus der Reformationszeit.

Fachbibliotheken im engeren Sinne, die bereits beim Entstehen von Spezialsammlungen angelegt worden sind, haben außer der institutionellen Funktion oftmals Bedeutung als kompetente Spezialbibliotheken über den Rahmen des Bundeslandes hinaus erlangt. Dazu gehört u. a. die Bibliothek im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle, seit 1991 zugleich Bibliothek des Landesamtes für archäologische Denkmalpflege Sachsen-Anhalt. Die gegenwärtig größte Bibliothek für Archäologie in Mitteldeutschland (1885) umfaßte 1999 ca. 45.000 Bände und mehr als 2000 Karten, bei einem kleinen, aber wertvollen historischen Bestand.

Nahezu unversehrt ist trotz Bombenschäden die Bibliothek des ornithologischen Museums Heineanum in Halberstadt erhalten. Der Forschungsbestand der Bibliothek (insgesamt 12.900 Bände) enthält noch 1190 Titel des 17. bis 19. Jahrhunderts zuzüglich 400 Separatdrucke des 19. Jahrhunderts. Die Spezialbibliothek des seit 1915 im Schloß Köthen zugänglichen vogelkundlichen Naumann-Museums weist unter insgesamt 4000 Bänden noch 531 Werke aus dem 16. bis 19. Jahrhundert auf. In der Bibliothek der jetzigen Staatlichen Galerie Moritzburg Halle einschließlich des Landesmünzkabinetts (1885; insgesamt 28.000 Titel) befindet sich neben 914 historischen Werken des 16. bis 19. Jahrhunderts ein umfangreicher Bestand an Ausstellungs- und Auktionskatalogen. Erhebliche Bombenschäden beeinträchtigten die Bibliotheksbestände der Dessauer Museen für Naturkunde und Vorgeschichte (1910; Gesamtbestand 11.500 Bände mit nur noch ca. 250 historischen Titeln und ca. 1000 Landkarten) sowie der Anhaltischen Gemäldegalerie Georgium (1927; unter insgesamt 5500 Bänden noch 250 historische Werke insbesondere zur Malerei aus dem 16. bis 19. Jahrhundert).

Eine Reihe z. T. ansehnlicher Büchersammlungen in Museen oder Gedenkstätten erinnert an Persönlichkeiten meist überregionaler Bedeutung. Die Lutherhalle (1877) hat sich zu einer der umfangreichsten Sammlungen über die Reformationsgeschichte entwickelt. Das Bestandsprofil der Bibliothek (um 1880) erstreckt sich über das Schriftgut von und über Luther hinaus auf die gesamte Reformationsgeschichte. Anzuführen sind mehrere literaturhistorische Gedenkstätten: Im Klopstockhaus Quedlinburg umfaßt die vom Klopstockverein 1872 begonnene Sammlung an Primär- und Sekundärliteratur zu Klopstock (1724-1803) heute ca. 2000 Bände zuzüglich weiterer Bestände zu Literatur- und Sprachwissenschaft, die die Stadt- und Kreisbibliothek für das Museum betreut. Außerdem ist auf die Klopstock-Sammlung in der Landesschule Pforta Bad Kösen-Schulpforte hinzuweisen (s. o.).

Im Gleimhaus Halberstadt umfaßt die historische Bibliothek des Literaturmuseums der deutschen Spätaufklärung mit den Sammlungen und dem Werknachlaß von Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) ca. 10.500 Titel des 15. bis 18. Jahrhunderts. Den Schwerpunkt des vergleichsweise kleinen Literaturmuseums für Gottfried August Bürger (1747-1794; seit 1969) bilden die ca. 200 bis 300 deutsch- und fremdsprachigen Ausgaben verschiedener Zeitepochen sowie Illustrationen zu seinem Volksbuch über Münchhausen, ergänzt um literarische und graphische Darstellungen anderer populärer Gestalten aus Bürgers Balladen. Die Museumsbibliothek im Schloß Weißenfels (Gesamtbestand 10.000 Bände) weist Werke, z. T. in Erstausgaben, Briefwechsel und Autographen von Weißenfelser Dichtern und Schriftstellern auf wie Johann Gottfried Seume (1763-1810), Adolf Müllner (1774-1829), Karoline Luise Brachmann (1771-1822) und Louise von François (1817-1893). Leihgaben der Museumsbibliothek finden sich im Novalishaus (Wohn- und Sterbehaus von Friedrich von Hardenberg). Zum Sammelgebiet der Bibliothek an der Forschungsstätte für Frühromantik mit Literaturmuseum in Oberwiederstedt (seit 1992) gehören neben Novalisausgaben und Handschriften die Werke weiterer Frühromantiker und Zeitgenossen sowie die für die Romantik-Konzeption relevante Literatur anderer Wissenschaftsgebiete.

Als Grimm-Bibliothek befindet sich im Kreismuseum Haldensleben seit 1963 ein Teil (1273 Titel) der nach dem Tod von Jacob Grimm (1785-1863), Wilhelm Grimm (1786-1859) und dessen Sohn Hermann Grimm (1828-1901) aufgelösten und teilweise verstreuten Arbeitsbibliothek (ehemals insgesamt 8141 Bände). Ca. 2000 Bände Werkausgaben, Biographien und Erinnerungsliteratur enthält die Bücherei des Dichters Johannes Schlaf (1862-1914), die seit 1927 in Querfurt aufgestellt ist. Nach weitgehender Vernichtung der ersten Winckelmann-Sammlung (Johann Joachim Winckelmann 1717-1768) im Stendaler Gymnasium (1883-1885) befindet sich seit 1967 im Winckelmann-Memorial (gegr. 1955) die aus einer privaten Sammlung, Zuwendungen Stendaler Bürger und städtischen Ankäufen zusammengestellte Winckelmann-Bibliothek mit Erst- und Folgeausgaben, Übersetzungen sowie weiteren Werken zur Kunstgeschichte. Eine geringere Anzahl historischer Titel enthält das 1894 erstmals eingerichtete Nietzsche-Archiv (Friedrich Nietzsche 1844-1900) in Naumburg, wo seit 1994 eine Gedächtnisausstellung im Nietzsche-Haus zugänglich ist.

Die Pflege von Musiktraditionen widerspiegeln im Weißenfelser Museumsbestand die Erstausgaben von Werken Weißenfelser Komponisten aus der Herzogszeit (Sächsische Sekundogenitur 1656-1746), aber auch aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Enthalten sind Noten, Bilder und Briefe von Heinrich Schütz (1585-1672), dem im Schloß ein Gedenkzimmer und in seinem Wohnhaus ein Museum gewidmet sind. Zeitgenössische Druckausgaben liegen vor von Johann Hermann Schein (1586-1630), Samuel Scheidt (1587-1654) und Karl Hoyer (1891-1936). Eine weitere Spezialbibliothek mit Beständen des 18. und 19. Jahrhunderts besteht z. B. seit 1948 im Händelhaus Halle (Georg Friedrich Händel 1685-1759); sie umfaßt 5900 Titel, 2300 Musikalien, Handschriften, Nachlässe, Autographen und Notenerstdrucke auch anderer hallescher Komponisten. Der seit 1969 im Zentrum für die Telemann-Pflege und -Forschung Magdeburg aufbewahrte Bestand zu Georg Philipp Telemann (*1681 in Magdeburg; 1767) zählt ca. 7000 Titel, 1200 Musikalien und anderes Material. Die historischen Bibliotheksbestände aus dem Jahn-Museum (Friedrich Ludwig Jahn 1778-1852) in Freyburg wurden 1949 der Universitäts- und Landesbibliothek Halle übergeben. Die Literatursammlungen zu den Quedlinburger Bürgern Johann Christian GutsMuths (1759-1839) und Dorothea Christine Erxleben (1715-1762) sind über die Historische Bibliothek am Schloßmuseum Quedlinburg und die Ausstellungen im Klopstockhaus zugänglich.

Archivbibliotheken

Außer der erforderlichen Fachliteratur enthalten Bibliotheksbestände in den Stadtarchiven vielfach auch Bibliotheksgut aus Nachlässen, aus Deposita liquidierter Vereine und anderer Körperschaften. Die Kriegszerstörungen, die Konfiszierung und der Abtransport wertvoller Archivalien und Bücher aus den Auslagerungsorten in den Jahren 1945/46 brachten auch den Stadtarchiven Sachsen-Anhalts, insbesondere von Magdeburg, Halberstadt und Bernburg, empfindliche Verluste. Andererseits erhielten Bibliotheken von Stadtarchiven mitunter umfangreiche meist stadt- und regionalgeschichtliche Bestände aus zurückliegenden Jahrhunderten. Ursachen waren administrative Veränderungen in den Kulturdezernaten (z. B. Halberstadt 1964) sowie die Neuprofilierung von Stadt- und Kreisbibliotheken (z. B. 1952 in Halle, Anfang der sechziger Jahre in Naumburg) oder der Museen (1996 Bibliothek des Altmärkischen Museums Stendal).

Als wichtigstes Bibliotheksgut konnten die Archive nahezu lückenlose Bestände der lokalen Presse ab Erscheinungsbeginn bewahren oder komplettieren. Dies galt für die älteren Stadtarchive in Eisleben (Gründung vor 1498), Magdeburg (1631), Halberstadt (Ersterwähnung 1632), Aschersleben (1710), aber auch für die im 19. und 20. Jahrhundert angelegten oder wieder errichteten Stadtarchive wie Halle (vor 1312, erneut 1927). Lokale Pressebestände sind nachgewiesen für Magdeburg (ab 1717), Halle (ab 1729), Wittenberg (ab 1770), Halberstadt (ab 1786), Weißenfels (ab 1813), Quedlinburg und Querfurt (ab 1820), Dessau und Zeitz (ab 1825). Historische Drucke von Stadtplänen, Gefechts- und Schlachtenkarten, Meßtischblättern und anderen liegen in größerer Zahl vor in den Stadtarchiven von Wittenberg (ab 1400-1800: 139), Magdeburg (1500-1800: 82), Naumburg (ab Anfang 17. Jahrhundert - 1800: 50), Halle (ab Mitte 17. Jahrhundert - 1800: 25), Schönebeck (ab 1710-1800: 48) sowie in den Stadtarchiven Halberstadt, Weißenfels, Quedlinburg, Bitterfeld, Aschersleben, Staßfurt, Salzwedel, Bernburg und Köthen.

Von den gegenwärtig drei staatlichen Landesarchiven besitzt die Bibliothek des heutigen Landeshauptarchivs Magdeburg (gegr. 1823 als Provinzialarchiv für die preußische Provinz Sachsen) den umfassendsten historischen Buchbestand (ca. 9000 historische Titel bei einem Gesamtbestand von 50.000 Bänden). Das ehemalige Anhaltische Herzogliche Haus- und Staatsarchiv Zerbst erlitt starke Bestandsverluste durch Kriegszerstörungen. 1948/49 wurde das Landesarchiv Oranienbaum als Historisches Archiv auf der Basis des erhaltenen Kernbestandes errichtet. Nur wenige ausgelagerte Bände aus Zerbst konnten noch in die Dienstbibliothek aufgenommen werden. Der zunächst sporadische Bestandsaufbau wurde seit Ende der fünfziger Jahre durch Ankäufe planmäßig weitergeführt bis zum gegenwärtigen Bestand von über 12.000 Bänden, darunter über 600 historische Titel.

Der während des Zweiten Weltkrieges ausgelagerte und ab 1949 vom Deutschen Zentralarchiv (ab 1973 Zentrales Staatsarchiv der DDR) in Merseburg verwaltete Aktenbestand des Geheimen Preußischen Staatsarchivs ist 1994 nach Berlin-Dahlem zurückgeführt worden. Zugleich wurden 15.000 Bände der 1949 angelegten Merseburger Dienstbibliothek (Gesamtbestand 56.000 Bände) für das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz übernommen, darunter die sogenannte Broschürensammlung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (2280 Titel). Der in Merseburg verbliebene Restbestand mit ca. 50 Prozent historischen Titeln ist auf seine Verwendbarkeit für das neu angelegte, nunmehr regionalorientierte Landesarchiv Sachsen-Anhalt noch zu sichten.

Behördenbibliotheken

Verwaltungsreformen in der Sowjetischen Besatzungszone unmittelbar nach Kriegsende, in der DDR-Zeit (Juli 1952) sowie nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 brachten es mit sich, daß für die seit dem 17. Jahrhundert eingerichteten Behördenbibliotheken so gut wie keine Traditionslinien bis in die Gegenwart geführt werden können. Als selbständige staatliche Behördenbibliotheken mit historischen Beständen sind im Handbuch nur zwei Bibliotheken zu berücksichtigen: die Bibliothek des heutigen Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt in Halle (gegr. 1892 als Bücherei des Provinzialkonservators) und die seit 1991 zugleich dem neu geschaffenen Landesamt für archäologische Denkmalpflege Sachsen-Anhalt dienende Bibliothek am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (1885).

Restbestände ehemaliger Behördenbibliotheken der preußischen Provinz Sachsen und des Landes Anhalt sind insbesondere an der Universitäts- und Landesbibliothek Halle, der Bibliothek des Landesarchivs Magdeburg und, begrenzt, in der Anhaltischen Landesbücherei Dessau erhalten. So befinden sich sowohl an der Universitäts- und Landesbibliothek Halle wie in der Bibliothek des Landesarchivs Magdeburg Teilbestände aus der vom 17. Jahrhundert an bestehenden Regierungsbibliothek des Herzogtums Magdeburg (seit 1817 Königliche Regierungsbibliothek). Sie schließen Bestände der Bibliotheca illustrissimi Regiminis ein, die nach dem Westfälischen Frieden auch in Halberstadt für das damalige Fürstentum angelegt worden war. In die teils in Halle, teils in Magdeburg erhaltene Regierungsbibliothek Merseburg (1816; seit 1876 Bibliothek der Provinzialverwaltung Merseburg) waren auch Bestände der in den erloschenen Herzogtümern Sachsen-Merseburg (1657-1728) und Sachsen-Zeitz (1657-1718) bestehenden Stiftsregierungen eingegangen.

1952 wurde der Universitäts- und Landesbibliothek Halle mit dem Erwerb der Bibliothek des Oberbergamtes Halle zugleich Verfügungsrecht über dessen Verwaltungsgebäude zugesprochen. Die Fachbibliotheken der Oberlandesgerichte Halle und Naumburg (gegr. 1816) gingen nach 1948 an die Universitäts- und Landesbibliothek Halle über. Zusammen mit den juristischen Beständen aus den früheren Stiftsregierungen Merseburg und Zeitz kehrten im Rahmen der Naumburger Bibliothek auch große Teile der ehemaligen Schöppenstuhlbibliothek Halle an ihren Ursprungsort zurück. Die Werke des früheren Appellationsgerichts Halberstadt wurden der Bibliothek des Landesarchivs Magdeburg zugewiesen.

Kleinere Bestände der Regierungsbibliotheken Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst, verschiedener Fachbehörden in diesen Städten und in Harzgerode sowie von den Gerichten in Dessau und Zerbst waren nach der Vereinigung Anhalts 1863 in die Dessauer Herzogliche Behördenbibliothek (1876/78) überführt worden. Wegen der hohen Kriegsschäden an der Anhaltischen Landesbücherei sind bis auf Einzeltitel keine Restbestände dieser Bibliotheken erhalten. Zentrale Behördenbibliotheken für die Kirchenverwaltungen sind in der Kirchenprovinz Sachsen die seit 1830 bestehende Bibliothek des Evangelischen Konsistoriums der Kirchenprovinz Sachsen in Magdeburg (ca. 50.000 Bände), in der Evangelischen Landeskirche Anhalt die Bibliothek des Evangelischen Landeskirchenamts Anhalt in Dessau (ca. 35.000 Bände). Neben der zumeist juristischen Fachliteratur gehört Literatur über die kirchliche Regionalgeschichte zu ihren Sammelgebieten.

Privatbibliotheken

Den wenigen vorliegenden Quellen zufolge hat es bis 1945 in Sachsen-Anhalt wohl ein beachtliches Potential historischer Buchbestände besonders aus dem 17. und 18. Jahrhundert in Schloß- und Gutsbibliotheken adliger Familien und vermögender Gutsbesitzer gegeben. Die Sammlungen waren vorzugsweise in den ausgedehnten, landwirtschaftlich genutzten Gebieten der Altmark, der Magdeburger Börde und des östlichen Harzvorlandes angesiedelt. Dieser Buch- besitz ist kaum erfaßt oder erschlossen worden. Die Regionalgeschichte berichtete vereinzelt von umfangreicheren Büchersammlungen, die ihre Besitzer auch den Gelehrten, Studierenden, Geistlichen oder Gemeindemitgliedern ihres Kirchenpatronats zugänglich machten (z. B. Bibliothek der Familie von Alvensleben auf Erxleben, Fürstliche Bibliothek Stolberg-Wernigerode). Andere wurden als Stiftung der Öffentlichkeit hinterlassen (Bibliothek der Schönbeckschen Stiftung Stendal).

Nach der Bodenreform 1945 gingen der Universitäts- und Landesbibliothek als geschlossene Sammlungen u. a. zu: die Familienbibliotheken von Krosigk auf Hohenerxleben (seit dem 16. Jahrhundert bestehend), von Veltheim in Ostrau, von Grote zu Schauen bei Halberstadt und des Freiherrn von Ende in Altjessnitz, außerdem Teilbestände der Bibliotheken der Herren von Alvensleben zu Erxleben und der Grafen von der Schulenburg zu Heßler und Vitzenheim sowie wenigstens 40 bis 45 weitere Privatbibliotheken. Ca. 14.000 Titel in 5000 Buchbinderbänden der sogenannten Lehensbücherei von Alvensleben befinden sich seit 1975 als Dauerleihgaben in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Diese Bibliothek konnte 1994 auch 5139 Bände (vorzugsweise des 17. und 18. Jahrhunderts) aus der Bibliothek der Grafen von der Schulenburg kaufen. Als weitere Standorte ehemaliger Adelsbibliotheken Sachsen-Anhalts bekannt sind u. a. das Museum Genthin mit Beständen der früheren Schloßbibliothek Schönhausen/Elbe sowie die Sächsische Landesbibliothek, die nach 1945 über ein Buchbergungslager Werke aus dem Schloß Seehausen, Kreis Wanzleben, erwerben konnte.

Aus dem umfangreichen Literaturbesitz der Fürstlich Stolberg-Wernigerodeschen Bibliothek hatte die Preußische Staatsbibliothek Berlin zwischen 1928 und 1933 bereits Handschriften, Bibeldrucke, Gesangbücher, Ausgaben deutscher Volksliteratur und 6817 Stücke aus der Leichenpredigtsammlung erworben. 142 Drucke waren für die Lutherhalle Wittenberg gekauft worden. Nach der Ausfuhr von ca. 50.000 Bänden als Trophäenliteratur in die Sowjetunion im Jahr 1946 wurden ab 1948 die Restbestände der auf 36.598 Bände, 1055 Handschriften und 1432 Karten reduzierten Bibliothek an die Universitäts- und Landesbibliothek Halle überführt. 1011 Dubletten gingen der Harzbücherei Wernigerode wieder zu; 6542 Bände erhielt die Stadtbibliothek Magdeburg. Die Universitäts- und Landesbibliothek Halle nahm ferner die Stolbergische Hausbibliothek Roßla auf sowie 13.175 Bände und über 100 Handschriften aus der Stolberg-Stolbergischen Schloßbibliothek. Die Stolberg-Stolbergische Leichenpredigtsammlung mit ca. 20.000 Titeln befindet sich seit 1977 als Dauerleihgabe an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.

Waltraut Guth