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Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Adresse. Lessingplatz 1, 38304 Wolfenbüttel; [Karte]
Postfach 1364, 38299 Wolfenbüttel
Telefon. (05331) 808-100, 808-312 (Auskunft)
Telefax. (05331) 808-173, 808-134
e-mail.[direktor@hab.de]; [auskunft@hab.de]
Internet. http://www.hab.de
Bibliothekssigel. <23>

Unterhaltsträger. Land Niedersachsen
Funktion. . Universalbibliothek mit wissenschaftlichen, kulturellen und musealen Aufgaben; Forschungs- und Studienstätte für europäische Kulturgeschichte, speziell der Frühen Neuzeit (Vergabe von Stipendien für Forschungsaufenthalte; wissenschaftliche Veranstaltungen; eigene Forschungen); Landesbibliothek; Regionalbibliothek für das ehemalige Land Braunschweig.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Europäische Kulturgeschichte (Geisteswissenschaften, Sprach- und Literaturwissenschaften, Kirchen-, Rechts-, Kunst-, Musik-, Medizingeschichte, Geschichte der Naturwissenschaften und der Kartographie, Wissenschaftsgeschichte, Buch- und Bibliotheksgeschichte). 2. Besondere Sammelgebiete: Mittelalterliche Handschriften; Sammlung Deutscher Drucke 1601-1700; Drucke des 15. bis 18. Jhs; illustrierte Bücher des 19. und 20. Jhs; Pressendrucke, Malerbücher des 20. Jhs.

Benutzungsmöglichkeiten. Kostenlose Benutzung für Inhaber einer Lesekarte, die bei Vorlage des Personalausweises ausgestellt wird. Präsenzbibliotheken im Zeughaus und in der Bibliotheca Augusta (100.000 Bde Präsenzbestand). - Magazinbenutzung nicht möglich. Mündliche Auskunft im Zeughaus und in der Bibliotheca Augusta; spezielle Auskünfte über die Fachreferenten. Öffnungszeiten: Lesesaal im Zeughaus: Montag bis Freitag 8-20 Uhr, Samstag 9-13 Uhr; Lesesaal für Handschriften, Inkunabeln und Bestände der Sondersammlungen (Musikdrucke, Karten, Porträts, Einblattdrucke, Malerbücher) in der Bibliotheca Augusta: Montag bis Freitag 9-17 Uhr, Samstag 10-13 Uhr; Kataloge im Zeughaus: Montag bis Freitag 8-20 Uhr, Samstag 9-13 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Fotowerkstatt (für Mikrofilme, Mikrofiches, Planfilme, Ektachrome etc.), Kopiergeräte (nur für neuere Forschungsliteratur), Mikroform-Lesegeräte, Hinman Collator, Reader-Printer.
Gedruckte Informationen. Jahresprogramme der Herzog August Bibliothek; Wolfenbütteler Bibliotheks-Informationen; Prospekte.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung empfehlenswert, falls am Ankunftstag Materialien bereitgelegt werden sollen. Für Stipendiaten und Gäste eigene Arbeitszimmer im Leibnizhaus. Restaurant im Leibnizhaus, Cafeteria im Zeughaus. Unterkünfte werden nach Möglichkeiten über die Geschäftsstelle des Forschungsprogramms der Bibliothek vermittelt. Gästehaus und einige Wohnungen für Gäste. - Wolfenbüttel liegt 12 km südlich von Braunschweig an der A 395/B 4. Busverbindung (Linien 20 und 21) ab Hauptbahnhof Braunschweig.

A 7 bis Dreieck Salzgitter bzw. Derneburg, A 39, oder A 2 (E 30) bis Kreuz Braunschweig-Nord, A 391 und 395. Parkplätze in der Nähe.

Inhalt

 Bestandsgeschichte ................................... [1.0]
 Bibliotheca Julia..................................... [1.1]
 Bibliotheca Academiae Juliae ......................... [1.3]
 Bibliotheca Augusta .................................. [1.8] 
 Fürstenbibliotheken des 17. und 18. Jahrhunderts ..... [1.15]
 Gelehrtenbibliotheken des 18. und 19. Jahrhunderts ... [1.24]
 Laufende Erwerbungen 1705-1819........................ [1.29]
 Laufende Erwerbungen 1820-1950........................ [1.34]
 Laufende Erwerbungen seit 1950........................ [1.40]
 Sammlung deutscher Drucke 1601-1700................... [1.45]
 Bestandsbeschreibung.................................. [2.1]
 Chronologische Übersicht.............................. [2.3]
 Übersicht nach Sprachen............................... [2.8]
 Systematische Übersicht............................... [2.14]
 Augusteer............................................. [2.14]    
 Helmstedter........................................... [2.38]
 Mittlere Aufstellung.................................. [2.53]
 Sondersammlungen und Sonderbestände................... [2.102]
 Einzelne, für sich aufgestellte Büchersammlungen...... [2.114]
 Graphische Einzelblätter und Einblattdrucke........... [2.127]
 HAB2:
 Kataloge.............................................. [3.0]
 Moderne allgemeine Kataloge........................... [3.1]
 Moderne Sonderkataloge................................ [3.2]
 Historische Kataloge.................................. [3.3]
 Quellen und Darstellungen zur Geschichte 
 der Bibliothek........................................ [4.0]
 Archivalien........................................... [4.1]
 Darstellungen......................................... [4.2]
 Veröffentlichungen zu den Beständen................... [5.0]
 Allgemeines........................................... [5.1]
 Nach Schlagwörtern.................................... [5.2]
 Nach Personen......................................... [5.3]
 Reproduktionen von geschlossenen Sammlungen 
 und bedeutenden Einzelstücken ........................ [5.4]

1. BESTANDSGESCHICHTE

Bibliotheca Julia

1.1 Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg (1528-1589, Regierungsantritt 1568) gründete die Bibliotheca Julia als erste herzogliche Wolfenbütteler Bibliothek in der Mitte des 16. Jhs. Diese in ihren Anfängen seit 1550 nachweisbare Bibliothek wurde 1567 durch den Erwerb der Sammlung zumeist juristischer Bücher des Nürnberger Syndikus und Anwalts am Reichskammergericht Michael von Kaden († 1561) erheblich erweitert. Im Bewußtsein der Gefährdung der vorreformatorischen Bücherschätze durch die von ihm selbst betriebene Einführung der Reformation im Jahre 1568 ordnete Julius die Eingliederung der Büchersammlungen der Klöster seines Herzogtums in die herzogliche Bibliothek an. So gelangten im wesentlichen im Verlauf des Jahres 1572 die Klosterbibliotheken aus Wöltingerode (Zisterzienserinnen, 85 Hss.), Steterburg (Augustinerinnen, 27 Hss.), Dorstadt (Augustinerinnen, 16 Hss.), Heiningen (Augustinerinnen, 20 Hss.), Marienberg bei Helmstedt (Augustinerchorfrauen, 292 Hss. und Bücher), Lamspringe (Benediktiner, 16 Hss.) und Amelungsborn (Zisterzienser) nach Wolfenbüttel. In welchem Umfang gedruckte Bücher überwiesen wurden, ist in allen Fällen unbekannt. Von Bedeutung waren der Ankauf der Sammlung Johannes Aurifaber (1519-1575) und die Erbschaft aus der Bibliothek der Sophia von Polen (1522-1575, in zweiter Ehe mit Herzog Heinrich d. J. verheiratet) und des Wilhelm von Lysfelt (Sohn Erichs II. von Braunschweig-Calenberg).

1.2 Unter Julius' Sohn Heinrich Julius (1564-1613, Regierungsantritt 1589) wurden der Bibliotheca Julia weitere, vornehmlich spätmittelalterliche Bücherschätze aus den Klöstern Georgenberg bei Goslar (Augustiner), Brunshausen bei Gandersheim (Benediktiner) und Hamersleben (Augustinerchorherren) zugeschlagen. Damit trug sie nicht nur dazu bei, mittelalterliche Hss. aus dem Herrschaftsbereich der Braunschweiger Herzöge zu bewahren, sondern auch erhebliche Bestände an Inkunabeln und Frühdrucken aus niedersächsischem Besitz. Über das niedersächsische Umfeld hinaus besaß die Bibliotheca Julia neben zahlreichen früh- und hocttelalterlichen Kodizes aus dem übrigen Deutschland, Österreich, England und Frankreich auch Drucke, seitdem Heinrich Julius 1597 165 Hss. und 717 gedruckte Bücher aus dem Besitz des protestantischen Theologen Matthias Flacius Illyricus (1520-1575) erworben hatte. Illyricus, einem der findigsten und gelehrtesten Sammler seiner Zeit, dienten sie bei seinen kirchenhistorischen Werken, in denen er den Katholizismus mittels der Kritik der mittelalterlichen Kirche bekämpfte.

Bibliotheca Academiae Juliae

1.3 Bei der Gründung der Helmstedter Universität 1576 deuten viele Nachrichten darauf hin, daß für eine geeignete Studienbibliothek Sorge getragen wurde. Ihr Aufbau stand jedoch allzu sehr im Schatten der Wolfenbütteler Bibliotheca Julia, die nach dem von Liborius Otho etwa zur Zeit des Todes des Herzogs Heinrich Julius (1613) erstellten ersten Katalog etwa 4300 Hss. und Drucke umfaßte, unter denen die Gruppen der Juridici mit 967, der Missalia, Summae, Marialia et Papalia miscellanea mit 516 und der Historici mit 443 Schriften herausragten. Erst mit der Überweisung dieser herzoglichen Bibliothek nach Helmstedt im Jahre 1618 wurde das Wachstum der dortigen Universitätsbibliothek forciert. Herzog Friedrich Ulrich schenkte ihr 1624 zusätzlich die 445 Hss. und Drucke (darunter zahlreiche Inkunabeln) umfassende Bibliothek des Benediktinerklosters Clus bei Gandersheim, der seit 1570 auch die reiche Bibliothek des Benediktinerklosters St. Blasien in Northeim inkorporiert war.

1.4 Seit 1618 im Obergeschoß des Juleums in Helmstedt untergebracht, wuchs die Bibliotheca Academiae Juliae vornehmlich durch Geschenke von fürstlichen Personen und Gelehrten. Gelegentlich stifteten Doktoren und Magister anläßlich ihrer Promotion eigene und fremde Werke. Daneben erfolgten Buchkäufe aus einer festen fürstlichen Dotation von 100 (seit 1803 200) Talern und bestimmten Universitätsgebühren; aus dieser geringen Summe war allerdings auch der übliche Geschäftsbedarf der Bibliothek zu bestreiten. Die Entscheidung über die Anschaffung der Literatur wurde bis zum Ende des 18. Jhs von den Fakultäten getroffen.

1.5 Nennenswert ist im Zusammenhang des Bestandsaufbaus die Stiftung des gesamten Bücherbesitzes des Helmstedter Humanisten Johannes Caselius (1533-1613; ca. 300 Bde) und des Braunschweiger Hofrats Georg Eberlin (1585-1628) Anfang des 17. Jhs. Bedeutsam unter den inkorporierten Gelehrtenbibliotheken ist auch die Sammlung des Professors der Physik Nikolaus Andreas Granius (1569?-1631), deren etwa 900 Bde nach seinem Tod in die Universitätsbibliothek eingingen. Unter den fürstlichen Stiftern ist auch Herzog August d. J. zu erwähnen. Von besonderer Bedeutung ist jedoch die Schenkung der Bibliotheca Rudolphea im Jahre 1702. Der Sohn Herzog Augusts, Rudolf August (1627-1704) besaß in seiner systematisch nach Wissenschaften aufgestellten Bibliothek zahlreiche neuere Hss. Unter den Drucken ragen die französischen, lateinischen und deutschen Dramatiker, Lyriker und Volksschriftsteller wie Sebastian Brant, Geiler von Kaisersberg, Heinrich Bothe und Hans Sachs hervor. Die letzte große Schenkung vor Auflösung der Universität knüpft an die Tradition des Bibliotheksgründers an. Wie Julius wies Herzog Karl Wilhelm Ferdinand der Universitätsbibliothek im Jahre 1803 einen Klosterbestand zu, die Büchersammlung des säkularisierten Helmstedter Benediktinerklosters St. Ludgeri.

1.6 Nach der Auflösung der Universität Helmstedt unter dem Bruder Napoleons, König Jérôme von Westfalen, im Jahre 1810 wurde der größte Teil der Bibliotheca Academiae Juliae der inzwischen von Herzog August d. J. neu begründeten Wolfenbütteler Bibliothek einverleibt. Der Bestand der Helmstedter Universitätsbibliothek aus dem Jahre 1810 ist jedoch nicht identisch mit der sogenannten Helmstedter Aufstellung in der Herzog August Bibliothek. Denn es fehlen die Teile, die nach dem Beschluß, die Universität Helmstedt und ihre Bibliothek aufzulösen, an die Universitäten Halle und Marburg gingen. Nur die der Universitätsbibliothek Göttingen zugeschlagenen Bücher kamen aufgrund einer Vereinbarung der Welfenhöfe von Hannover und Braunschweig zurück, allerdings nicht nach Helmstedt, sondern nach Wolfenbüttel, wo sie im Rahmen der von Konrad Ludwig Betnn (Bibliothekar in Wolfenbüttel 1854-1867) geschaffenen Neuordnung der nach Herzog Augusts Wirken gesammelten Bestände (heute die sogenannte Mittlere Aufstellung) in diese eingearbeitet wurden. Erst 1912/13 kam der heutige für sich stehende Bestand der Bibliotheca Academiae Juliae aus Helmstedt nach Wolfenbüttel, wobei wiederum ein Teil abgespalten wurde, nämlich jene Bücher, die noch heute im Juleum in Helmstedt als Reste der ehemaligen Universitätsbibliothek bewahrt werden (s. Eintrag dort).

1.7 Schwerpunkt des aus der Universitätsbibliothek Helmstedt nach Wolfenbüttel gelangten Bestandes sind Drucke aus dem 15. und 16. Jh, vornehmlich aus niedersächsischem Besitz, mittelalterliche abendländische Hss., wobei neben niedersächsischen Provenienzen auch solche aus dem übrigen Europa vertreten sind, Literatur des 17. und 18. Jhs aus den Stiftungen der Helmstedter Professoren und den allerdings quantitativ nicht erheblichen Anschaffungen der Bibliothekare. Ein großer Teil dieser Bibliothek ist noch heute nach dem alten Wissenschaftssystem aufgestellt. Elf Gruppen sind dem heutigen Fach Theologie als besonderem Schwerpunkt zugeordnet.

Helmar Härtel

Bibliotheca Augusta

1.8 Die Bibliotheca Augusta war ursprünglich die Sammlung Herzog Augusts zu Braunschweig-Lüneburg (1579-1666, Regierungsantritt 1634), die dieser in 80 Jahren zusammengetragen hat. Die Bezeichnung Bibliotheca Augusta wurde in späteren Zeiten auf die Herzog August Bibliothek übertragen und auch beibehalten, als diese andere, später inkorporierte Büchersammlungen umfaßte. August legte in seiner Jugend den Grundstock zu seiner Bibliothek. Aus seinem siebenten Lebensjahr stammt der früheste nachweisbare Buchbesitz. Nach Abschluß intensiver Studien in Rostock, Tübingen und Straßburg besaß August 150 Bücher, aus denen er gelernt und studiert hatte. Seit 1604 lebte er in Hitzacker an der Elbe von bescheidener Apanage. Dennoch besaß der dreiunddreißigjährige Prinz um 1611/12 ca. 4000 Bücher, die er in einem ersten Katalog alphabetisch verzeichnete (s. u. 3.3).

1.9 Die Jahre zwischen 1611/12 und 1625, in denen die von August in Anspielung auf Lunaeburg zunächst Bibliotheca Selenica, dann nach ihrem Standort Bibliotheca Hitzackeriana genannte Sammlung um das Sechsfache (auf 25.000 Werke) vermehrt wurde, wozu das Vermögen seiner Gemahlin Clara Maria wesentlich beitrug, waren entscheidend für ihre zukünftige Entwicklung. Der wachsende Umfang der Bibliothek erforderte eine Reihe von Veränderungen, deren Realisierung die bibliothekarischen Qualitäten des fürstlichen Sammlers, in dessen Hand Erwerbung, Katalogisierung und Aufstellung lagen, veranschaulicht. 1625 erhielten die Sammlungen ein eigenes Gebäude. Die bis dahin bestehenden 30 Sachgruppen wurden auf 20 verringert; ihre Thematik war jetzt breiter angelegt, um auch künftig entstehende Wissenschaftszweige aufnehmen zu können.

1.10 Die Bibliotheca Augusta wurde auf einem noch vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges gelegten Fundament großer Werkausgaben aus allen Disziplinen in scholastischer und humanistischer Tradition aufgebaut. Sie spiegelt in ihrem Inhalt die universalen Kenntnisse und Interessen ihres Sammlers wider. Mit Hilfe eines Netzes von bezahlten Agenten erwarb Herzog August aus verschiedenen Teilen des Reiches alte und neue Drucke und Hss. Der Ankauf geschlossener Nachlässe war selten, obwohl die Besitzeinträge in den Büchern der Bibliotheca Augusta umfangreiche Provenienzen dokumentieren.

1.11 Im Jahre 1625 begann Herzog August, seinen berühmten Bücherradkatalog anzulegen (s. u. 3.3), der, ebenso wie die Anordnung der Bibliothek, theoretisch unbegrenztes Wachstum innerhalb ihres Systems gestattete. Die Anordnung der Bibliothek und die Anlage des Katalogs waren ihrer Epoche weit voraus und zeigen, wie zukunftsgerichtet die Planungen Herzog Augusts waren. Um neu hinzukommende Bücher an einer passenden Stelle einschieben zu können, wurde eine zweite Zahlenreihe begonnen, die der ersten durch einen Punkt untergeordnet war. Der neue Band, der z. B. zwischen die Bände 3 und 4 der Theologica gestellt werden sollte, erhielt die Standortzahl 3.1 Theologica usw. Wie es scheint, hat es hierfür auf keinem Gebiet ein Vorbild gegeben. Ein so sorgsam geflochtenes Gefüge aus Autoren und Themen, dessen Strukturen sich innerhalb der verschiedenen Formatklassen ähnelten, schien den Zeitgenossen mindestens ebenso bedeutend wie die Summe der versammelten Bücher. Den bewußten Zusammenhang im großen spiegelte auch die beziehungsreiche Zusammenstellung der einzelnen Sammelbände.

1.12 Ab 1625 erhielt auch der hauseigene Einband sein endgültiges Gesicht von kräftigem Pergament mit nach innen verlegten Bünden, Schutzklappen über dem Schnitt und grünen Seidenbändern als Verschluß. Der Katalog, der am Ende sechs Großfoliobände von je 1200 Seiten umfaßte, ermöglichte unbegrenztes Wachstum, indem jeder darin verzeichnete Band durch Verweisung mit der später eingetragenen Signatur jenes Bandes verbunden wurde, der ihm auf dem Regal folgte. Die fast immer mit zusätzlichen bibliographischen und sachlichen Anmerkungen versehenen, diplomatisch getreuen Titel waren in dem umfangreichen Akzessionskatalog mühelos zu finden.

1.13 Im Jahre 1634 trat Herzog August die Erbnachfolge des ausgestorbenen Mittleren Hauses Braunschweig-Lüneburg an. Nach einem Interregnum in Braunschweig die Residenz Wolfenbüttel war noch von den kaiserlichen Truppen besetzt zog er 1644 als neuer Landesfürst mit seinen Büchern in Wolfenbüttel ein. Das Marstallgebäude gegenüber dem Schloß wurde für die Bibliothek hergerichtet: es war von zweckmäßiger Bequemlichkeit und zur Konzentration einladend. Die Söhne erlagen der politischen Notwendigkeit bewußter Prachtentfaltung und verwandelten die zwei langgestreckten, anspruchslosen Klausen der Gelehrsamkeiu!mit den Stallungen darunter in einen lichtdurchfluteten ovalen Kuppelbau.

1.14 In Hitzacker wie auch später in Wolfenbüttel war die Bibliothek den Gebildeten der Umgebung zugänglich. Zunächst hatten Pastoren, juristische Beamte und Ärzte teil, später kamen die Gelehrten von der Universität Helmstedt und die Hofbeamten Wolfenbüttels hinzu, und es geschah auch, daß weit entfernt lebenden Kennern auf Verlangen ein Buch übersandt wurde.

Maria von Katte

Fürstenbibliotheken des 17. und 18. Jahrhunderts

1.15 Zusammen mit den Gelehrtenbibliotheken ( s. u. 1.24-1.28) haben Büchersammlungen von Angehörigen des Herzogshauses im 18. Jh vor allem die historischen und philologischen Bestände der Bibliothek erweitert und ihren Charakter geprägt. Bei einem Jahresetat von 220 Reichstalern, eine geringe Summe im Verhältnis zur Größe der herzoglichen Bibliothek, stellte die Überweisung dieser Sammlungen einen Zuwachs dar, dessen Umfang denjenigen der Erwerbungen aus den regulären Mitteln überstieg. Die Inkorporation der Fürstenbibliotheken erfolgte zwischen 1752/53 und 1801 und ist im wesentlichen Herzog Karl I. (1735-1780) zu verdanken, der die testamentarischen Bestimmungen der Erblasser zugunsten der Bibliothek vollzog oder auch, wie im Fall Herzog Ferdinand Albrechts I., durch Verhandlungen und den Einsatz finanzieller Mittel erreichte, daß eine Büchersammlung nach Wolfenbüttel überführt wurde. Es ist zu vermuten, daß Georg Septimus Andreas von Praun (1701-1786), der seit 1751 die Oberaufsicht über die Bibliothek wahrnahm, diese Politik förderte. Praun, Geheimer Justizrat, Vizekanzler, Präsident und seit 1773 leitender Minister in Braunschweig, hatte selbst im Dienste Herzog Ludwig Rudolphs als Bibliothekar gearbeitet, ihm waren die für eine große Bibliothek erforderlichen Notwendigkeiten bewußt, und er hat sich immer wieder mit ihren Problemen befaßt.

1.16 Im einzelnen gelangten folgende Sammlungen von Angehörigen des Hauses Braunschweig-Lüneburg nach Wolfenbüttel: 1752/53: Herzog Ludwig Rudolph (1671-1735) 10.565 Bde, 328 Hss.; 1759: Prinz Friedrich Franz (1732-1758) 1559 Bde, eine Hs. (?); 1762: Herzogin Antoinette Amalie (1696-1762) 1313 Bde, 28 Hss.; 1763: Prinz Albrecht Heinrich (1742-1761) Hss. mit kriegswissenschaftlicher Thematik, Pläne und Zeichnungen (Zahl unbekannt); 1764: Herzog Ludwig Ernst (1718-1788) 2345 Bde; 1767: Herzogin Elisabeth Sophie Marie (1683-1767) 3710 Bde (ohne Bibeln, s. u. 2.103), ca. 30 Hss.; 1767: Herzog Ferdinand Albrecht II. (1680-1735) 1232 (?) Bde, ca. 40 Hss.; 1767: Prinz Wilhelm Adolf (1745-1770) 2335 Bde, ca. 17 Hss.; 1768: Herzog Ferdinand Al brecht I. (1636-1687) 1667 Bde, ca. 13 Hss.; 1801: Herzogin Philippine Charlotte (1716-1801) ca. 4000 Bde.

1.17 Die Bibliotheken wurden in Wolfenbüttel zunächst separat aufgestellt und im Verlauf des 19. Jhs in die damals geschaffene Mittlere Aufstellung eingeordnet. Die Hss. wurden den Beständen " Extravagantes" und " Novissimi" zugeteilt. Einige der Sammlungen wurden katalogisiert übergeben, für die anderen wurden anschließend Kataloge angelegt, die zum Gebrauch der Bibliothekare bestimmt waren ( s. u. 3.3). Nicht alle der auf diesem Wege in der zweiten Hälfte des 18. Jhs erworbenen Bücher sind heute noch vorhanden, ein Teil der echten oder vermeintlichen Dubletten wurde im 19. und 20. Jh verkauft. Verschiedene Fürstenbibliotheken gelangten nicht vollständig in die Herzog August Bibliothek. Aus Herzog Ludwig Rudolphs Sammlung wurden zunächst etwa 5000 Bde dem Collegium Carolinum in Braunschweig zur Verfügung gestellt, die zum größten Teil zurückkamen, als die Bibliothek der damaligen Technischen Hochschule Braunschweig 1890 ca. 7000 Bde aus ihrem Altbestand nach Wolfenbüttel abgab. Auch aus dem Nachlaß Ferdinand Al brechts I. erhielt das Collegium Carolinum eine beträchtliche Zahl an Büchern, obwohl die Erben 1712 und 1721 die Unteilbarkeit der Bibliothek vereinbart hatten. Ferdinand Albrechts reicher Besitz an Kupferstichbänden wird jetzt im Kupferstichkabinett des Herzog-Anton-Ulrich-Museums in Braunschweig verwahrt (s. Eintrag dort).

1.18 Herzog Ludwig Ernst hatte seine Bibliothek, die noch zu seinen Lebzeiten nach Wolfenbüttel überstellt wurde, von seiner Großmutter mütterlicherseits, Herzogin Christine Luise (1671-1747), der Gemahlin Ludwig Rudolphs, geerbt. Für die Fortführung der Sammlung scheint er sich kaum eingesetzt zu haben, da sie nur sehr wenige Bücher enthält, die nach dem Tod Christine Luises erschienen sind. Ludwig Ernst war seit 1759 vormundschaftlicher Statthalter der Niederlande und spielte eine nicht unbedeutende politische Rolle. Möglicherweise läßt sich dadurch erklären, daß, wie der vorhandene Standortkatalog belegt, bei der Übergabe der Bibliothek auffällig viele in den Niederlanden gedruckte Titel mit politischer Thematik aus der ersten Hälfte des 18. Jhs fehlten. Die Vermutung ist nicht abwegig, daß Ludwig Ernst diese Bücher behielt, da sie für seine Tätigkeit von Bedeutung waren.

1.19 Nach seinem Tod erhielt Herzog Karl Wilhelm Ferdinand aus seinem Nachlaß strategische Pläne und Karten über Ungarn, Slowenien, Serbien und Bosnien, zu denen sich hier nichts Näheres mitteilen läßt. Mit Ausnahme der Bibliothek Ferdinand Al brechts I. sind die aufgeführten Sammlungen im 18. Jh entstanden und enthielten die Literatur ihrer Zeit. Allein Herzog Ludwig Rudolph erwarb auch Inkunabeln und in größerer Zahl Drucke des 16. und 17. Jhs. Insgesamt übernahm die Wolfenbütteler Bibliothek einschließlich der 1890 nachgelieferten Bände ca. 36.000 weitere Bde aus den Fürstenbibliotheken. Der überwiegende Teil das betrifft Originalausgaben und Übersetzungen in gleichem Maße - war in französischer Sprache gedruckt, deren Bedeutung für die Produktion von Literatur und Rezeption der Wissenschaften im Zeitalter der Aufklärung dadurch nachdrücklich hervorgehoben wird. Den deutlichsten Beleg dafür liefern die Kataloge der Bibliothek Philippine Charlottes, der jüngsten Schwester Friedrichs II. und Gemahlin Herzog Karls I., die beinahe ausschließlich französischsprachige Bücher enthalten. Die Herzogin besaß an deutschen Drucken und Schriften deutscher Dichter nur 22 Werke Lessings, die die Abteilung Belles-lettres einleiteten und deren Wertschätzung durch Philippine Charlotte auf diese Weise ihren Ausdruck fand.

1.20 Die größte der in die herzogliche Bibliothek eingegliederten Sammlungen war mit 15.000 Bdn (einschließlich der 1890 nach Wolfenbüttel zurückgeführten Bücher) diejenige Ludwig Rudolphs, während die anderen, gemessen am Umfang, den meisten bürgerlichen Gelehrtenbibliotheken des 18. Jhs nachstanden. Einige der Fürstenbibliotheken lassen Schwerpunkte und damit bestimmte Interessen ihrer Besitzer erkennen; angelegt waren sie alle nach dem Vorbild der Universalbibliothek, wobei allerdings Bücher der naturwissenschaftlichen Disziplinen, der Mathematik und Medizin beinahe unberücksichtigt blieben. Aber auch unter dieser Einschränkung wurde das Ideal nicht erreicht. Ihr am nächsten kam die Bibliothek Ludwig Rudolphs, der durch intensive Erwerbungen auf den Gebieten der Geschichtswissenschaft, der Theologie und Rechtswissenschaft einen repräsentativen Bestand an der seiner Zeit zur Verfügung stehenden Literatur in diesen Fächern aufbaute. Entsprechend der Bedeutung, die die Geschichte und ihre paradigmatische Interpretation in der Fürstenerziehung sowie als Fundament für die theoretische Begründung politischen Handelns im 18. Jh noch besaßen, nehmen historische Werke in allen hier zu betrachtenden Bibliotheken eine dominierende Stellung ein. Quantitativ stehen die Publikationen zur Geschichte Deutschlands, Frankreichs und Englands an erster Stelle, verschiedentlich lassen sich besondere Bestandsgruppen hervorheben. So besaß Ferdinand Albrecht I. viele Schriften zur Landesgeschichte Braunschweig-Lüneburgs. Philippine Charlottes Interesse gehörte der Geschichte Frankreichs. Ferdinand Albrecht II. und Prinz Wilhelm Adolf, der als General in der preußischen Armee diente, erwarben die politische Literatur ihrer Zeit und brachten dadurch eine große Zahl an Veröffentlichungen über Friedrich II. und zu den diplomatischen Verwicklungen die schlesischen Kriege betreffend zusammen. In Wilhelm Adolfs Bibliothek befanden sich verschiedene englische Titel in der Originalsprache; mit Blick auf die Mehrzahl der Sammlungen stellt dies beinahe eine Ausnahme dar. Bemerkenswert ist ferner, daß er einige Schriften Rousseaus sowie die Hauptwerke Christian Wolffs angeschafft hatte.

1.21 Die Autoren der klassischen Antike wurden weitgehend in französischer Übersetzung gelesen; die deutsche Dichtung war nur gering vertreten. Neben den historischen sei auf die theologischen Schriften hingewiesen, die ebenfalls in mehreren Bibliotheken eine Hauptabteilung bildeten. Nicht allein die Bibelsammlung Elisabeth Sophie Maries ( s. u. 2.103), der dritten Gemahlin Herzog August Wilhelms, hat die Bedeutung der bereits zuvor wertvollen theologischen Bestände der Herzog August Bibliothek noch verstärkt, sondern auch die von ihr sowie Ferdinand Albrecht I. und Antoinette Amalie, der jüngsten Tochter Ludwig Rudolphs sowie Gemahlin Ferdinand Albrechts II., erworbene pietistische Literatur. Predigten, Erbauungsschriften, Gesangbücher und Leichenpredigten haben zur Intensivierung dieser Gebiete beigetragen.

1.22 An den Höfen der absolut regierten Staaten des 18. Jhs waren Bibliotheken Repräsentationsgegenstände und gleichzeitig Mittel zur Bildung. Die Wertschätzung der Bücher gehörte zu den vom Fürsten erwarteten geistigen Einstellungen. In welchem Umfang die hier genannten Angehörigen des braunschweigischen Herzogshauses ihre Bibliotheken zur Lektüre genutzt haben, läßt sich lediglich in wenigen Fällen belegen. Ihre nachweislichen literarischen und künstlerischen Interessen geben jedoch zu der Vermutung Anlaß, daß die Bücher für sie von praktischer Bedeutung waren. Ein Indiz dafür ist auch die Erziehung der jüngeren Söhne Herzog Karls (Albrecht Heinrich, über dessen Bibliothek nichts bekannt ist; Wilhelm Adolf), die von Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem, dem geistigen Vater des Collegium Carolinum, geleitet wurde. Zwei Herzöge verdienen besondere Erwähnung, denn Ferdinand Albrecht I. und Ludwig Rudolph waren am Aufbau ihrer Bibliotheken in auffälligem Maße persönlich beteiligt. Ferdinand Albrecht, Herzog Augusts jüngster Sohn, hatte eine gute Erziehung erfahren, war sprachgewandt und wurde Mitglied der Royal Society in London sowie der Fruchtbringenden Gesellschaft. Er kaufte die Bücher für seine Bibliothek, die am Ende seines Lebens ca. 4000 Bde umfaßte, auf ausgedehnten Reisen durch Europa. Die Erwerbungsorte vermerkte er auf den Titelblättern, so daß sich anhand dieser Eintragungen geradezu ein Itinerar erstellen läßt. In seinen Reiseberichten hat er auf die überall besuchten Bibliotheken hingewiesen. Besonders beeindruckt haben ihn die Vaticana, die Bodleiana und die Kaiserliche Bibliothek in Wien. Ferdinand Albrecht hat auch die eigene Bibliothek in Schloß Bevern in summarischer Form beschrieben.

1.23 Ludwig Rudolph, Herzog Anton Ulrichs dritter Sohn, hat in seinen frühen Mannesjahren mit dem Büchersammeln begonnen. In den Jahren 1706 und 1709 wurden die damals vorhandenen Bestände nach Blankenburg gebracht, das ihm als Apanage zugedacht war. Hier hat er mit Hilfe qualifizierter Mitarbeiter Georg Christian Knörr (1691-1762), später Hofrat in Wien, und G. S. A. von Praun (s. o. 1.15) den Aufbau seiner Bibliothek systematisch betrieben. Die dafür gemachten jährlichen Aufwendungen erreichten eine weit höhere Summe, als Erwerbungsmittel in der Wolfenbütteler Bibliothek zur Verfügung standen. Seine Bibliothek war schließlich beinahe so groß wie alle übrigen Sammlungen zusammen, die nach 1752 in Wolfenbüttel vereinigt wurden. Durch diese Übergaben wurden die größten Lücken im Bestand der Literatur des 18. Jhs geschlossen. Sie haben jedoch bei weitem nicht genügt, um die von Herzog August geschaffene Bibliothek in angemessener Weise fortzuführen.

Werner Arnold

Gelehrtenbibliotheken des 18. und 19. Jahrhunderts

1.24 Außer den Fürstenbibliotheken des 17. und 18. Jhs ( s. o. 1.15-1.23) haben Büchersammlungen von Gelehrten im 18. Jh, insbesondere aber im 19. Jh die Bestände der Wolfenbütteler Bibliothek ergänzt und erweitert. Auch die Gelehrtenbibliotheken überstiegen zahlenmäßig und häufig auch nach ihrem inhaltlichen Wert die laufenden Erwerbungen aus dem geringen Etat. Zahlenmäßig schwanken die übernommenen Bibliotheken stark: In der Regel sind es einige tausend Bände, lediglich von Jacob Burckhard (s. u. 1.26) kamen nur 299 Bde in die Bibliothek, d. h. der kleinere Teil der von ihm hinterlassenen Büchersammlung, während der größere, ca. 16.000 Bde, in die Klosterschule von Amelungsborn gelangte, später zur Gymnasialbibliothek von Holzminden gehörte und nach 1949 zusammen mit der zuletzt genannten Sammlung der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover inkorporiert wurde (s. Eintrag dort).

1.25 Zeitlich sind bei der Übernahme der Gelehrtenbibliotheken (einschließlich der alten humanistischen Bibliothek aus dem Collegium Carolinum in Braunschweig, aus dem Kloster Zur Ehre Gottes in Wolfenbüttel und aus dem ehemaligen Collegium anatomico-chirurgicum in Braunschweig) drei Perioden zu unterscheiden: Drei von ihnen wurden gegen Mitte des 18. Jhs der herzoglichen Bibliothek einverleibt (1737, 1755, 1767), ebenfalls drei kamen um die Mitte des 19. Jhs hinzu (1838, 1854, 1857), während der größte Teil zwischen 1872 und 1891 erworben wurde. Die Erwerbungen in der ersten Periode sind mit großer Sicherheit auf die Bemühungen Herzog Karls I. (1735-1780) und seines bibliothekarischen Beraters von Praun (s. o. 1.15) zurückzuführen; die der zweiten sind den Anstrengungen der Bibliothekare Karl Philipp Christoph Schönemann (Amtszeit 1830-1854) und Ludwig Konrad Betnn (Amtszeit 1854-1867) zu verdanken. Die meisten Erwerbungen von Gelehrtenbibliotheken gelangen jedoch Otto von Heinemann (Amtszeit 1868-1904), und zwar zahlenmäßig wie auch von ihrer inhaltlichen Variationsbreite her gesehen.

1.26 Im einzelnen gelangten folgende Gelehrtenbibliotheken nach Wolfenbüttel: 1737: Lorenz Hertel (1659-1737, 1705-1737 Bibliothekar in Wolfenbüttel) 3881 Bde, 79 Hss.; 1755: Jacob Burckhard (1681-1752, 1737-1752 Bibliothekar in Wolfenbüttel) 299 Bde; 1767: Gottfried Leonhard Baudiss d. J. (1712-1764, Jurist und Historiker, Professor am Collegium Carolinum Braunschweig) ca. 10.000 Bde; 1838: Johann Heinrich Gödecke (Rektor in Northeim bei Göttingen) ca. 900 Bde; 1854 Friedrich August Ferdinand Breymann (1798-1853; Obergerichtspräsident in Wolfenbüttel) 4750 Bde; 1857: Kloster Zur Ehre Gottes in Wolfenbüttel (ehemals in Salzdahlum) 858 Bde; 1872: Karl Theodor Gustav Beyer (Sanitätsrat in Wolfenbüttel) mit einer unbekannten Anzahl von Bänden; 1875: Gottlob Günther August Heinrich Karl von Berlepsch (1787-1877, Sammler) ca. 5000 Nummern, einschließlich Exlibris, Urkunden, Handzeichnungen, Buchdruckzeichen; 1876: Heinrich Wilhelm Benjamin Weitenkampf (1759-1841, Oberappellationsgerichtspräsident) über Staatsminister Schulz in Braunschweig, ca. 400 Bde; 1877: Moritz Ehrenberg (1809-1884, Musiklehrer in Braunschweig) ca. 400-500 Bde; 1883: Gustav Anton Friedrich Langerfeldt (1802-1883, Staatsminister in Braunschweig) mit einer unbekannten Anzahl von Bänden; 1887: ehemaliges Collegium anatomico-chirurgicum in Braunschweig, ca. 17.000 Bde; 1890: Theodor Müller (1808-1891?, Privatgelehrter in Helmstedt) ca. 5000 Bde; 1891: alte humanistische Bibliothek der Technischen Universität Braunschweig (ehemalige Polytechnische Hochschule) aus der Bibliothek des ehemaligen Collegium Carolinum stammend (darin ca. 500 Bde aus der Bibliothek des Herzogs Ludwig Rudolph, s. o. 1.20).

1.27 Wie die Fürstenbibliotheken wurden auch die Gelehrtenbibliotheken in Wolfenbüttel zunächst separat aufgestellt und im Verlauf des 19. Jhs in die damals geschaffene Mittlere Aufstellung eingeordnet, eine Bestandsgruppe, deren Anfänge ideell wie praktisch bereits bei Lessing (s. u. 1.33) zu finden sind. Nur wenige der Sammlungen besaßen Kataloge. Auch bei den Gelehrtenbibliotheken sind heute nicht mehr alle Bücher vorhanden; die Dublettenverkäufe im 19. und 20. Jh haben hier dezimierend gewirkt.

1.28 Hinsichtlich des Inhalts dominieren bei den drei im 18. Jh erworbenen Bibliotheken Werke zur Staats- und Rechtswissenschaft sowie zur Geschichte. Aber auch philologische und einige kunsthistorische Bücher sind zu verzeichnen. Die drei ersten im 19. Jh erworbenen Bibliotheken sind dagegen in ihrer Zusammensetzung stark von ihren jeweiligen Besitzern geprägt: Bei Gödecke überwiegt die klassische antike Literatur (aber auch die deutsche und französische Literatur begegnen), Breymann besaß überwiegend juristische Werke und das Kloster Zur Ehre Gottes hatte meist theologische Literatur einschließlich Leichenpredigten. Die acht unter Heinemann erworbenen Gelehrtenbibliotheken sind inhaltlich verschiedenartig. Kunstgeschichte und Kunst finden sich bei Berlepsch, Musik bei Ehrenberg, Medizin im Anatomischen Colleg, Geschichte bei Müller und in der alten humanistischen Bibliothek des Collegium Carolinum. Insgesamt stellen diese Gelehrtenbibliotheken wertvolle Erwerbungen älterer Literatur dar. Besonders gilt das für die Erwerbungen unter Otto von Heinemann, da auf diese Weise u. a. auch Bestandsgruppen ergänzt werden konnten, die bisher nicht allzu stark berücksichtigt worden waren.

Laufende Erwerbungen 1705-1819

1.29 Das Jahr 1705 kann als Beginn dokumentierter laufender Erwerbungen angesehen werden, da erst von diesem Jahr an ein Akzessionsbuch vorliegt und Rechnungen gesammelt aufbewahrt wurden. Vermutlich hängen Anlage des Akzessionsbuches und Aufbewahrung der Rechnungen damit zusammen, daß am 2. März 1705 Lorenz Hertel seine Bestallung als Wolfenbütteler Bibliothekar unter oder neben Leibniz erhielt. (Leibniz war seit 1676 Hofbibliothekar in Hannover und betreute die Wolfenbütteler Bibliothek seit 1690. Hertel wurde 1716 Nachfolger von Leibniz in Wolfenbüttel.) Hinzu kommt, daß 1708 der äußerst niedrige Jahresetat von 20 Talern, der 1692 durch Leibniz eingerichtet worden war, um 200 Taler auf immerhin 220 Taler anstieg. Bis 1787 blieb er auf dieser Höhe, von 1788 bis 1806 betrug er 200 Taler, zwischen 1806 und 1819 entfiel er ganz. Von diesem geringen Etat waren allerdings auch noch Geschäftsbedürfnisse zu bestreiten. Erwerbungen vor 1705 finden sich im Bücherradkatalog eingetragen, der teils als Standortkatalog, teils als Akzessionsverzeichnis diente und bis nach 1700 geführt wurde, aber auch noch Eintragungen nach 1705 und sogar noch nach 1719 aufweist.

1.30 Die chronologische Einteilung der laufenden Erwerbungen geschieht zweckmäßig nach den Amtszeiten der jeweiligen Leiter der Bibliothek (Oberbibliothekare, Direktoren). Man erkennt dabei deutlich sowohl die Kontinuitäten in der Erwerbungspolitik wie auch die Abweichungen davon, die auf unterschiedliche individuelle Bestrebungen bei der Büchererwerbung durch die Bibliotheksleiter verweisen. Man erkennt aber auch die Zeiten, in denen viel, wenig oder nichts erworben wurde. Für den Berichtszeitraum sind es folgende fünf Bibliothekare: Lorenz Hertel 1705-1737, bis 1716 unter Leibniz, Jacob Burckhard 1737-1752, Christian Johann Brandan Hugo 1753-1769, Gotthold Ephraim Lessing 1770-1781, Ernst Theodor Langer 1781-1820. Inwieweit auch Georg Septimus Andreas von Praun (s. o. 1.15) an den laufenden Erwerbungen unmittelbar mitgewirkt hat, läßt sich nicht ersehen, dürfte aber z. B. bei Hugo nicht zu gering zu veranschlagen sein.

1.31 Als Unterlage für die laufenden Erwerbungen kommen zunächst die von Otto von Heinemann in Die Herzogliche Bibliothek zu Wolfenbüttel, 1550-1893 veröffentlichten Zahlen in der Rubrik " Gekauft: Bücher" in Frage (S. 287-289). Sie schwanken stark für die Berichtszeit: Sie bewegen sich zwischen 0 in den Jahren 1710 und 1783 bis 1819 und 629 im Jahre 1705. Sodann sind die Angaben in den Akzessionsbüchern zwischen 1705 und 1819 heranzuziehen (Bibliotheksarchiv BA I, 1100 für 1705 bis 1760; BA I, 1102 für 1761 bis 1857). Sie enthalten in der Regel Autor, Titel, Erscheinungsort und -jahr sowie die Art der Erwerbung (zumeist handelt es sich um Käufe auf Auktionen). Zahlenmäßig stimmen die Akzessionsbücher nicht immer völlig mit Heinemann überein; der leichteren Nachprüfbarkeit wegen wurden die Heinemannschen Zahlen verwendet. Auch an dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, daß die laufenden Erwerbungen, bedingt durch den geringen Etat, zahlenmäßig den geschenkten oder vom Herzog überwiesenen Büchern unterlegen waren.

1.32 Unterteilt nach den Bibliothekaren stellen sich die laufenden Erwerbungen zwischen 1705 und 1819 summarisch wie folgt dar: Unter Hertel bewegen sich die Zahlen der durch Kauf erworbenen Bücher zwischen 0 im Jahre 1710 und 629 im Jahre 1705. Überdurchschnittlich viel wurde 1705 an juristischer und historischer sowie 1712, 1714/15, 1717/18 und 1725 an historischer Literatur erworben. In den übrigen Jahren waren die Zugänge mäßig, jedoch im wesentlichen kontinuierlich. Überwiegend wurden historische Bücher (einschließlich Reisebeschreibungen) gekauft, daneben auch juristische, theologische und literarische Werke. Nur wenig wurde an philosophischer, kunsthistorischer, medizinischer, naturkundlich-mathematischer und politischer Literatur erworben. Die Erwerbungstätigkeit von Burckhard bietet ein ähnliches Bild, allerdings wurde in seinen Anfangsjahren weniger erworben. Die Zahlen schwanken zwischen 28 im Jahre 1738 und 159 im Jahre 1741. Verhältnismäßig viel wurde 1749 und 1750 an historischer Literatur erworben. Geschichte (einschließlich Reisebeschreibungen und Münzkunde) überwiegt auch in den übrigen Jahren eindeutig. Nur wenige juristische, literarische, theologische und naturkundliche Werke wurden gekauft. Auch unter Hugo dominiert die Erwerbung historischer Werke, einschließlich der Reisebeschreibungen und Numismatica. Die Zahl schwankt zwischen 16 im Jahre 1768 und 319 im Jahre 1759. Verhältnismäßig viel wurde 1755/56, 1759 und 1767 gekauft; etwas weniger in den übrigen Jahren. Außer historischen Werken wurde zwar kontinuierlich, aber nur wenig an theologischer, juristischer, buchkundlicher, geographischer und schöngeistiger Literatur erworben.

1.33 Bei Lessing (1770 bis Anfang 1781) ändert sich dieses Bild. Unter ihm wurden weit mehr Bücher durch Kauf erworben als unter seinen Vorgängern (am wenigsten 1775 mit 49, am meisten 1770 mit 588 und 1777 mit 544 Werken). Besonders die ersten drei Jahre seiner Amtstätigkeit und das Jahr 1777, in das die Erwerbungen aus Italien fallen, ragen hervor. Unter Lessing läßt sich eine etwas andere Anschaffungspolitik beobachten als unter seinen Vorgängern. Historische Werke stehen zurück, literarische und kunsthistorische dominieren. Daneben gibt es etwas an geographischer, philosophischer und naturkundlich-mathematischer Literatur.

Unter Langer ging die Erwerbung stark zurück, wie bereits die Zahlen bei Heinemann erkennen lassen, nach denen ab 1783 keine Bücher mehr gekauft wurden. Lediglich 1781 und 1782 wurden mehrere historische, kunsthistorische und philologische Werke erworben. Bei den laufenden Erwerbungen des 18. Jhs handelt es sich nicht ausschließlich um zeitgenössische Literatur, auch Bücher aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs wurden nicht selten erworben.

Wolfgang Milde

Laufende Erwerbungen 1820-1950

1.34 Die Zahl der Erwerbungen im ersten Jahrzehnt nach dem Tode Ernst Theodor Langers im Februar 1820 stellt mit insgesamt 2871 Bdn einen Tiefpunkt dar. Dieser Umstand wird erklärlich durch das jahrelange Interregnum in der Leitung der Bibliothek, in dem die kurzen Amtszeiten von Friedrich Adolf Ebert (1823-1825) und des Hofrates Eigner (1827-1830) nur Episoden darstellen, bis mit Karl Philipp Schönemann im Dezember 1830 wieder ein tatkräftiger Bibliothekar das Amt übernahm. Schönemanns Bestreben war auch sofort darauf gerichtet, den seit 1820 bestehenden geringen Jahresetat von 200 Talern erheblich zu vergrößern. 1834 konnte er eine Verdoppelung dieser Summe durchsetzen. Im ersten Jahrzehnt seiner Amtszeit (1831-1840) stieg die Zahl der Neuerwerbungen auf insgesamt 10.392 Bde an, wovon allerdings ein nicht geringer Teil (etwa 17 Prozent) von seiten des Herzogs der Bibliothek als Geschenk überwiesen wurde. Im folgenden Jahrzehnt (1841-1850) fällt mit den wirtschaftlichen Krisen der Vormärz-Zeit die Zahl der erworbenen Bände wieder auf 7322 zurück, der Anteil der Geschenke bleibt fast genau gleich.

1.35 Einen erheblichen Teil seiner Erwerbungen hat Schönemann allerdings nicht aus dem regelmäßigen Etat, sondern durch den Verkauf von Dubletten finanziert. Im Laufe seiner 23jährigen Amtszeit konnte er bis 1854 fast 2800 Taler, also sieben Jahresetats, auf diesem Wege erlösen. Der Ankauf oder die Übernahme geschlossener Sammlungen spielte demgegenüber in seiner Amtszeit keine Rolle. Um so mehr Bedeutung erhielt dieser Weg der Vermehrung von Bibliotheksbeständen dann aber unter Schönemanns Nachfolger Ludwig Konrad Betnn, der im November 1854 das Amt des herzoglichen Bibliothekars antrat. In seine bis 1867 reichende Dienstzeit fällt die Übernahme mehrerer größerer Sammlungen; neben den Gelehrtenbibliotheken ( s. o. 1.24-1.28) sind zu nennen: 1855: Zeitungsbestände des Braunschweigischen Staatsministeriums; 1862: Herzogliche Kammerbibliothek.

1.36 Im Jahre 1861 konnte Betnn eine noclige Verdoppelung des Bibliotheksetats von 400 auf 800 Taler erreichen. In 13 Dienstjahren vermehrte Betnn die Herzogliche Bibliothek um 27.457 Bde, während Schönemann in den voraufgehenden 23 Jahren auf 19.970 Bde kam. In der Amtszeit Otto von Heinemanns, die im Juli 1868 begann und bis 1904 reichte, wurden bei der Erschließung der handschriftlichen wie der gedruckten Bestände und auch in ihrer Benutzung bedeutende Fortschritte gemacht; in diese Zeit fällt auch die Errichtung eines Neubaus für die Bibliothek, der heutigen Bibliotheca Augusta. Hinsichtlich der Erwerbungen, d. h. der Einzelankäufe von Neuerscheinungen, muß aber festgestellt werden, daß unter von Heinemann ein Einbruch erfolgte, durch den die Bibliothek den Anschluß an die wissenschaftliche Entwicklung für lange Zeit verlor. Das erste Jahrzehnt nach der Reichsgründung (1871-1880) bringt einen erheblichen Rückgang der Einzelerwerbungen auf 4446 Bde gegenüber 14.203 Bdn in den Jahren von 1861 bis 1870. Die Zugangszahlen von Einzelerwerbungen aus den Amtszeiten Schönemanns und Betnns werden bis zum Ende des Jahrhunderts nicht mehr erreicht, obgleich der Etat 1882 auf 1500 Taler (4500 Mark) und 1888 auf 5000 Mark erhöht wurde: 1881-1890: 6900 Bde; 1891-1900: 5788 Bde.

1.37 Unter von Heinemann wurden erstmals auch Grundsätze einer Erwerbungspolitik schriftlich fixiert. Nach dem Vorbild seiner Amtsvorgänger wurden bei den Neuerwerbungen die sogenannten " Fachwissenschaften, wie Theologie, Jurisprudenz, Medizin und auch ... Naturwissenschaften mit wenigen Ausnahmen grundsätzlich unberücksichtigt gelassen, einmal um die übrigbleibenden Mittel nicht völlig zu zersplittern, sodann aber weil für jene Fachwissenschaften verschiedene Spezialbibliotheken im Herzogtume bestehen, die zum Teil ebenso reichlich dotiert waren wie die Wolfenbütteler Landesbibliothek. Durch diese Beschränkung war es möglich, die allgemeinen Wissenschaften, wie Literaturgeschichte, Literatur, vorzüglich aber die allgemeine und deutsche Geschichte sowie die Kunstgeschichte doch einigermaßen in angemessener Weise zu vervollständigen und zu vermehren" (Otto von Heinemann: Die Herzogliche Bibliothek zu Wolfenbüttel, 1550-1893, S. 254).

1.38 Dem verminderten Zugang bei den einzeln angekauften Neuerscheinungen steht die Übernahme einer größeren Zahl von geschlossenen Sammlungen gegenüber ( s. o. 1.24-1.28). Daneben sind eine Reihe von Schenkungen durch Verlage zu erwähnen, die entweder laufend oder einmalig ihre gesamte Produktion überwiesen. Dieses geschah z. B. durch die Hahnsche Hofbuchhandlung in Hannover, die Buchhandlung Schwetschke (M. Bruhn) sowie durch die Verlage Westermann und Vieweg in Braunschweig und Zwißler in Wolfenbüttel. Eine eigentliche Ablieferungspflicht für Verleger und Drucker gab es im Herzogtum Braunschweig nicht, allerdings hatte Betnn 1856 das Pflichtexemplarrecht für Verlagsneugründungen erreicht. Nach der Amtsübernahme durch Gustav Milchsack (1850-1919) im Jahre 1904 ist alsbald ein deutliches Ansteigen der Einzelankäufe festzustellen, so daß für das erste Jahrzehnt des 20. Jhs (1901-1910) ein Zugang von 16.872 Bdn zu verzeichnen ist. Diese Größenordnung konnte über den Ersten Weltkrieg hinweg bis zum Ende der Amtszeit Milchsacks durchgehalten werden (1911-1919: 13.771 Bde).columnbreak

1.39 In den zwanziger Jahren wirkte sich auf die finanzielle Ausstattung der Bibliothek vor allem der Streit um das Eigentumsrecht negativ aus, der mit einem Kompromiß zwischen Herzoghaus und Land Braunschweig und der Einbringung der Bibliothek in eine wenig leistungsfähige Stiftung endete. Im ganzen ist der Bestand zwischen 1920 und 1950 um etwa 50.000 Bde vermehrt worden. Auch in dieser Zeit kam es in mehreren Fällen zum Ankauf oder zur Übernahme geschlossener Sammlungen: 1921: Schenkung der Bibliothek des Pfarrers Dr. Cornelius August Wilkens (1829-1914, etwa 2500 Bde theologischer Literatur); 1923: Ankauf der Privatsammlung des Herzoglichen Oberbibliothekars Gustav Milchsack mit sehr wertvollen Beständen zur deutschen Literatur; 1926: Übernahme der Bibliothek des ehemaligen preußischen Staats- und Finanzministers Albert Südekum (1871-1943, etwa 1200 Titel zur Zeitgeschichte, zu Recht und Wirtschaft sowie zur Geschichte der Arbeiterbewegung); 1928: Ankauf der Sammlung " Schöne Literatur des Landes Braunschweig" aus dem Besitz des Archivdirektors Paul Zimmermann (1854-1933, 2300 Titel); ferner die Bibliothek Dr. Karl von Hörsten (1855-1926, 460 Titel Zeitgeschichte) und Bibliothek des Schlosses in Braunschweig (etwa 300 Titel Geschichte des 19. Jhs).

Wolfgang Dittrich

Laufende Erwerbungen seit 1950

1.40 Mit der Amtszeit von Erhart Kästner (1950-1968) begann eine Rückbesinnung auf die fürstliche Tradition der Wolfenbütteler Bibliothek auch in der Erwerbungspolitik. Kästner legte sowohl auf die universale Anlage der Bibliothek als auch auf den Charakter des Kostbaren Wert. Im Rahmen seiner geringen finanziellen Möglichkeiten versuchte er nur die ihm wesentlichen Neuerscheinungen im Bereich der Humaniora anzuschaffen. In seinem für seinen Nachfolger bestimmten ungedruckten " Testament" vom Juli 1968 erläuterte Kästner dieses Sammelprinzip: " Die Herzog August Bibliothek hat eine Bibliotheca illustris zu sein, das ist ihre eigene Verpflichtung". In diesem Sinne wurden nur wenige Zeitschriften gehalten, auch die wissenschaftliche Literatur wurde nur vereinzelt angeschafft. Durch die von Kästner eingeführte Aufstellung nach dem Numerus currens lassen sich seine Erwerbungen gut überblicken: ca. 55.000 Bde, fast ausnahmslos in deutscher Sprache.

1.41 Wichtig waren Kästner einige Nachkäufe: eine Anzahl von kostbaren Erstausgaben der deutschen Barockliteratur, die Musiksammlung der Kirche St. Stephani in Helmstedt, eine Sammlung expressionistischer Bücher. Vor allem aber erschloß er der Bibliothek ein neues Sammelgebiet: die Malerbücher. Durch den Verkauf von Dubletten konnte er die großen, kostbaren Bücher des 20. Jhs mit Originalgraphik primär französischer Provenienz anschaffen. Die Malerbuchsammlung ist für sich aufgestellt und heute in den musealen Räumen zu betrachten (s. u. 2.113). Sie bildet den Schlußpunkt der Sammlung kostbarer Hss. und Bücher in Wolfenbüttel. Unter seinem Nachfolger Paul Raabe (Amtszeit 1968-1992) wurde die gezielte Anschaffungspolitik angesichts der reich überkommenen historischen Bestände fortgesetzt. Zur Ergänzung der Malerbuchsammlung wurden kostbare Drucke und illustrierte Bücher vom Ende des 18. Jhs bis zur Gegenwart erworben und als eigene Sammlung " Ars librorum" aufgebaut (s. u. 2.112). Es war der Versuch, die Bibliothek zu einer Quellensammlung zur Geschichte des kostbaren Buches von den Hss. vom Ausgang der Antike bis zur Gegenwart auszugestalten und die wichtigsten Lücken in den Beständen des 19. und frühen 20. Jhs zu schließen. Dieser Absicht dienten auch die Erwerbungen geschlossener Bibliotheken und Sammlungen, die unten aufgeführt sind.

1.42 Im Rahmen des Möglichen wird auch ältere Literatur antiquarisch nachgekauft und so der Altbestand ergänzt (Signatur Wa, 10.000 Bde). Der Ausbau der Bibliothek zu einer Forschungsstätte für europäische Kulturgeschichte, planmäßig seit 1969 betrieben und durch die Volkswagen-Stiftung seit 1974 ermöglicht, verlangt auch die Anschaffung der wichtigsten deutschen und fremdsprachigen älteren und modernen Forschungsliteratur zu allen historischen Disziplinen mit den Bezügen zum Mittelalter und zur Frühen Neuzeit. Als oberstes Sammelprinzip gilt die Erwerbung der wichtigsten Literatur, der Monographien, Editionen, Untersuchungen und Zeitschriften. Insgesamt wurden zwischen 1969 und 1992 ca. 200.000 Bde neuer und alter Forschungsliteratur erworben. Ein Teil dieser Bestände wird in der Bibliotheca Augusta und vor allem im Zeughaus in den Präsenzbibliotheken zur europäischen Kulturgeschichte zugänglich gemacht (z. Z. 100.000 Bde). In der Amtszeit Erhart Kästners wurde die Bibliothek des Staatstheaters Braunschweig (s. u. 2.119) mit ihrem Altbestand an Textbüchern, Dramen, Texten und Rollenbüchern (ca. 3300 Drucke) als Quellen zur Geschichte und Aufführungspraxis des Dramas und der Oper in Braunschweig im 18. und 19. Jh übernommen (1965).

1.43 Seit 1968 kamen folgende geschlossene Bestände hinzu, die in den statistischen Angaben nicht enthalten sind: Bibliothek Töpfer als Dauerleihgabe der Bundesrepublik (1972): ca. 2300 Bde aus der von Martin Bormann 1943 erworbenen Bibliothek des emigrierten österreichischen Rechtsanwalts Dr. Ludwig Töpfer (s. u. 2.120). Es handelt sich um Einzel- und Gesamtausgaben deutscher, französischer, englischer und italienischer Literatur des 18. und 19. Jhs sowie um illustrierte Bücher des 19. Jhs.

Bibliothek Kurt Schreinert (1901-1967; 1974; s. u. 2.118): Germanistische Fachbibliothek mit Beständen zur deutschen und ausländischen Literatur, vor allem auch des 19. Jhs sowie zur Kultur- und Literaturwissenschaft (insgesamt ca. 4500 Bde).

Bestände der Baudirektion Braunschweig (1975): Reiche Sammlung von Architekturwerken, Bauzeitschriften und Reproduktionen von Architekturzeichnungen des 19. Jhs. - Bibliothek der Familie von Alvensleben als Depositum (1975; s. u. 2.114): ca. 12.500 Titel in über 5000 Bdn im wesentlichen des 16. und frühen 17. Jhs. Eggerssche Familienstiftung als Dauerleihgabe (1977; s. u. 2.121): ca. 150 Bde deutscher Literatur des 19. Jhs in Erstausgaben und Widmungsexemplaren. Bibliothek Kurt Meyer-Rotermund (1978; s. u. 2.117): die Büchersammlung des Wolfenbütteler Schriftstellers Kurt Meyer-Rotermund (1884-1977), 4000 Bde zeitgenössischer Literatur und eine Sammlung zur Kulturgeschichte Wolfenbüttels. Stolbergsche Leichenpredigten-Sammlung als Depositum (1979; s. u. 2.109): ca. 25.000 Leichenschriften, vor allem norddeutscher Provenienz aus dem 16., 17. und 18. Jh. - Sammlung Gotthard de Beauclair (1979): vollständige Sammlung aller von Gotthard de Beauclair ausgeführten und verlegten Pressendrucke (Trajanus-Presse und Verlag Ars librorum). - Sammlung Hermann Brüdern (1935-1975; 1982; s. u. 2.115): 200 kostbare Erstausgaben der Weltliteratur vom 17. bis 20. Jh. - Bibliothek des Verlags Dr. Ernst Hauswedell (1901-1983) als Leihgabe (1982): sämtliche Veröffentlichungen des Verlags Hauswedell (1927-1982) und der Maximilian-Gesellschaft; mit zahlreichen Originalen zu illustrierten Büchern des 19. Jhs. - Stiftungen Dr. Ulrich von Kritter (1982, 1984): vollständige Sammlung der illustrierten Bücher von Gerhard Kraaz und Hans Fronius sowie ihrer Originalgraphik; Sammlung von 300 illustrierten englischen Büchern des 19. Jhs. Sammlung der Firma Cobet (1984; s. u. 2.136): 2000 Bde mit Industrie-Einbänden der Jahrhundertwende als Beispielsammlung zur Geschichte der industriellen Einbandkunst. Bucheinbände der Werkstatt Peters-Hahne als Dauerleihgabe (1984): Sammlung von 50 Pressendrucken, gebunden in der Hamburger Werkstatt. Bibliothek der Grafen von der Schulenburg (1994): ca. 5000 Bde mit einem beträchtlichen Anteil französischer und italienischer Bücher. Sammlung Eyssen (1995): 300 Pressendrucke. Die Sammlungen von Gisbert Kranz (s. u. 2.124), Hermann Zapf (s. u. 2.125) und Ernst Kreuder (2.126) enthalten überwiegend Drucke des 20. Jhs.

1.44 Testamentarisch wurden der Herzog August Bibliothek folgende Sammlungen vermacht: Bibliothek Hans Pyritz (1905-1958): germanistische Fachbibliothek mit ca. 6000 Bdn; Goethe-Sammlung Dr. Hans Sachse (1909-1985; s. u. 2.125), Elmshorn: ca. 3000 Bde Goethe-Literatur; Bibliothek Ernst Pepping (1901-1981; s. u. 2.122): Sammlung von ca. 2500 Erstausgaben der deutschen Literatur der Klassik und Romantik.

Paul Raabe

Sammlung Deutscher Drucke 1601-1700

1.45 Die Bibliothek kann seit 1990 im Rahmen der " Sammlung Deutscher Drucke 1450-1912" ihren historischen Altbestand für das 17. Jh durch den Ankauf von Originalen umfangreich ergänzen. Den Sammlungsrichtlinien entsprechend werden deutsche Drucke, d. h. Drucke in deutscher Sprache aus allen Ländern sowie fremdsprachige Drucke, wenn sie aus dem historischen deutschen Sprachraum stammen, für den Zeitraum von 1601 bis 1700 im in- und ausländischen Auktions- und Antiquariatshandel erworben. Soweit Angebot und Preise es erlauben, werden bevorzugt Originale gekauft, zur gezielten Bestandsergänzung wird jedoch auch auf Reproduktionen zurückgegriffen.

1.46 In den ersten zwei Jahren konnten rund 3400 Originale und mehrere tausend Mikroformen erworben werden. Da eine inhaltliche Beschränkung auf bestimmte Fachgebiete nicht vorgegeben ist und das breitgefächerte Angebot des Handels es ermöglicht, spiegeln bereits die Käufe der ersten sechs Jahre das gesamte Spektrum der deutschen Barockliteratur. Dominant ist der Anteil der theologischen Schriften mit über 30 Prozent der Neuerwerbungen. Gut vertreten sind die Bereiche Naturwissenschaften und Medizin (zusammen 15 Prozent der Neuerwerbungen), Geschichte (ca. 12 Prozent), deutsche Philologie (ca. 7 Prozent), Recht (ca. 7 Prozent) und Philosophie (ca. 6 Prozent). Mit rund 600 Titeln zahlreich vertreten sind Hochschulschriften, Leichenpredigten (ca. 200 Titel) und Flugschriften (über 50 Titel). Dazu kommen zahlreiche Kalender und Prognostiken, Predigten- und Historiensammlungen, Emblem- und Arzneibücher sowie Lexika.

1.47 Unter den mehr als einhundert Druckorten des deutschen Sprachgebiets sind nahezu alle nord- und mitteldeutschen Residenz- und Universitätsstädte sowie zahlreiche süddeutsche geistliche Metropolen vertreten, darüber hinaus auch deutsche Drucker aus dem Baltikum (Riga, Reval u. a.), Prag, Brünn, Leutschau usw. Die Neuerwerbungen sind zu über 95 Prozent in lateinischer und deutscher Sprache, Drucke in diesen Sprachen etwa zu gleichen Teilen vertreten.

1.48 Vorrangig gekauft werden bibliographisch unbekannte Schriften sowie an deutschen Bibliotheken nicht nachgewiesene Drucke. Als Beispiele seien genannt Christian Weise, Der Grünen Jugend Nothwendige Gedanken (Leipzig 1675; bibliographisch bislang unbekannte Druckvariante zu der bekannten Ausgabe Leipzig 1675); Balthasar Venator, Der Fliegende Wandersmann nach dem Mond (1660; bislang bibliographisch nicht beschriebener Nachdruck der deutschen Erstausgabe Wolfenbüttel 1659); Johann Rist, Philosophischer Phoenix (Nürnberg 1668; unbekannte Ausgabe von Felßecker); Johann Melchior Hardmejer, Vier Bücher Geistlicher Und Weltlicher Gedichten (Schaffhausen 1661); ein bislang unbekanntes Gedicht von Johannes Kepler (Hochzeitsgedicht auf Abraham Schwartz, Linz 1617); Johann Kunckel, Chymischer Probierstein (Berlin 1685; bibliographisch bislang nicht nachgewiesen); angebunden an eine ebenfalls seltene deutsche Ausgabe der Summa perfectionis des unbekannten alchimistischen Autors Geber (Straßburg 1625).

1.49 Bei den Ankäufen von Mikrofilmen und Mikrofiches handelt es sich überwiegend um geschlossen verfilmte Bestände (German Baroque Literature von Harold Jantz; die im Krieg ausgelagerten und in die Biblioteka Jagiellonska Kraków gelangten und dort mikrofichierten deutschen Drucke des 17. Jahrhunderts u. a.). Die Neuerwerbungen werden maschinenlesbar nach RAK-WB unter Ergänzung von RAK-AD sowie bestimmten Empfehlungen der Studie zur Verzeichnung der Drucke des 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet (von Wolfgang Müller, Wiesbaden 1990) katalogisiert und in der über Internet zugänglichen Datenbank des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds (GBV) erschlossen.

Petra Feuerstein

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die reiche Überlieferung an alten Drucken in der Herzog August Bibliothek stammt vornehmlich aus den fürstlichen Büchersammlungen, die vom 16. bis 19. Jh in der Bibliothek vereinigt wurden. Heute sind bei einem Gesamtbestand von ca. 800.000 Bdn rund 450.000 Drucke vorhanden, die vor 1900 erschienen sind, davon 350.000 vor 1830. Die Zusammensetzung der Bestände unter chronologischen und sprachlichen Gesichtspunkten läßt sich aufgrund des Sprachenkatalogs (angelegt 1976-1983) relativ genau bestimmen. Dieses Ordnungssystem wird ergänzt durch die Auszählung der Sonderbestände, deren Katalogaufnahmen noch nicht in den Sprachenkatalog eingeordnet sind.

2.2 Im Rahmen der Bestandsbeschreibung unter inhaltlichen Gesichtspunkten werden die vor 1900 gedruckten Bestände der Bibliothek entsprechend ihrer heutigen systematischen Aufstellung dargestellt (spezifische Angaben zu den Abteilungen Augusteer, Helmstedter und Mittlere Aufstellung, soweit sie allgemeinerer Art sind, s. u. 2.14-2.37, 2.38-2.52 und 2.53-2.75). Lediglich die juristischen und medizinischen Bestände ( s. u. 2.83-2.88 und 2.26-2.29) werden aufgrund des Systematischen Katalogs alter Drucke, der seit 1978 im Aufbau ist, beschrieben. Den statistischen Angaben liegt eine Auszählung der Buchbinderbände zugrunde, die anhand der Standortkataloge überprüft und auf bibliographische Einheiten bezogen wurde.

Chronologische Übersicht

2.3 In der Bibliothek sind 3479 Inkunabeln nachgewiesen. Sie stehen in den drei Hauptabteilungen in sachlichen Zusammenhängen; eine Inkunabelabteilung existiert nicht. Der Bestand setzt sich aus 2835 individuellen Ausgaben, 614 Mehrfachexemplaren und 30 Einblattdrucken zusammen. 2973 Drucke liegen in lateinischer Sprache vor, 229 in deutscher, 96 in niederdeutscher, 37 in italienischer, 16 in niederländischer, 12 in französischer, 6 in griechischer und einer in hebräischer Sprache. Die wichtigsten Druckländer sind Deutschland (2524 Drucke), Italien (584), die Niederlande (189) und Frankreich (65). Die Sammlung hat keine sachlichen Schwerpunkte: alle Fachgebiete sind gut vertreten. Zu den Kostbarkeiten des Bestandes gehören neben der 36zeiligen Bibel (1458-1459) die frühen Drucke von Albrecht Pfister (darunter Ulrich Boners Edelstein, 1461), ein Pergamentexemplar der Biblia Italica (1470) und der erste Druck in französischer Sprache, die Melusine (1478). Gebrauchsbücher und Volksbücher in deutscher und niederdeutscher Sprache sind ebenfalls in großer Zahl vorhanden ( z. B. ein Kochbuch von 1484 und Reineke de vos, 1498). Neben den Inkunabeln sind in der Bibliothek 10 Xylographien überliefert.

2.4 Aus dem 16. Jh sind 80.000 Drucke vorhanden. Sie finden sich im wesentlichen in der Bibliothek Herzog Augusts, in den Helmstedter Beständen, weniger in der Mittleren Aufstellung. Etwa 8000 Drucke sind in der Bibliothek Alvensleben vorhanden (s. u. 2.114). Der Buchbestand aus dem 16. Jh spiegelt in seinem Reichtum die Universalität der Interessen der sammelnden Wolfenbütteler Fürsten (vor allem Herzog Julius und Herzog August) wider. Mit ca. 36.000 Drucken in deutscher Sprache liegt dieser Bestand, zu dem auch zahlreiche Flugschriften zur Reformation und zu den religiösen Auseinandersetzungen des 16. Jhs gehören, nur wenig unter der Zahl der Drucke in lateinischer Sprache (ca. 38.000). Der größte Teil wurde im deutschsprachigen Raum gedruckt (im VD 16 sind 59.000 Drucke aus dem Wolfenbütteler Bestand nachgewiesen). Das protestantische theologische Schrifttum überwiegt, aber auch Bücher aus dem katholischen Deutschland sind in großer Zahl zu finden. Historische, juristische und philologische Bücher in lateinischer Sprache stehen neben deutschen Gebrauchsbüchern (Kochbücher, Itinerare, Hausbücher etc.). Der Wolfenbütteler Bestand bietet ein umfangreiches Quellenmaterial zur Erforschung der europäischen Kultur des 16. Jhs.

2.5 Die ca. 150.000 Drucke des 17. Jhs bilden den Kernbestand der Wolfenbütteler Bibliothek. Die Barocksammlung wurde von den Fürsten - Herzog August und seinen Söhnen Rudolf August und Ferdinand Albrecht - aufgebaut. Die Schriften sind oft mit Provenienzvermerken und handschriftlichen Widmungen versehen und vielfach ebenso wie die Drucke des 16. Jhs zu Sammelbänden gebunden. Der Bestand enthält ca. 61.000 Drucke in deutscher Sprache. Die Sammlung bietet ausgezeichnete Möglichkeiten zur Erforschung des Barockzeitalters in allen seinen kulturellen Ausprägungen. Die gelehrte Literatur (65.000 lateinische Drucke) ist ebenso gut überliefert wie die populären deutschsprachigen Werke aus allen Wissensgebieten. Neben den wissenschaftlichen Hauptwerken aller Fächer sind auch Bücher für das praktische Leben vorhanden.

2.6 Der Bestand aus dem 18. Jh ist mit ca. 87.000 Drucken deutlich geringer als der aus dem 17. Jh. Der quantitative Schwerpunkt liegt bei der Literatur aus der ersten Jahrhunderthälfte, so daß die Sammlung, die wiederum alle Wissensbereiche umfaßt, eine gute Basis für die Erforschung der Frühaufklärung darstellt. Die Literatur ab 1750 ist weniger gut repräsentiert.

2.7 Mehr als 22.000 Drucken aus der Zeit von 1800 bis 1830 stehen ca. 100.000 Drucke aus der Zeit von 1830 bis 1900 gegenüber, so daß das 19. Jh mit insgesamt etwa 122.000 Schriften gut vertreten ist. Die zahlreichen illustrierten deutschen, französischen und englischen Bücher des 19. Jhs dokumentieren den Quellenwert dieser Bestände ebenso wie die zahlreichen historischen, philologischen und theologischen Werke, die als ältere Forschungsliteratur noch heute unentbehrlich sind. (Für die Erforschung der Frühen Neuzeit steht heute die Sekundärliteratur aus dem 20. Jh in reichem Umfang zur Verfügung.)

Übersicht nach Sprachen

2.8 Obwohl die Bibliothek eine " europäische" Bibliothek ist, sind die Werke in deutscher Sprache mit Druckorten innerhalb und außerhalb des ehemaligen Deutschen Reiches in der Überzahl. Vorhanden sind ca. 244.000 Drucke in deutscher Sprache aus dem 16. bis 19. Jh. Sie machen über die Hälfte des gesamten historischen Bestandes aus. Die deutschen Drucke des 16. Jhs (ca. 36.000) sind überwiegend theologischen Inhalts (Reformationsschriften, Erbauungsbücher, Gesangbücher, Katechismen etc.), die zahlreichen Flug- und Streitschriften, die deutschen Schriften der Reformatoren ( z. B. Luther mit ca. 4000 deutschen Drucken) kommen hinzu. Auch die politische Tagesliteratur, historische und naturkundliche Bücher, literarische Werke und Bücher für den täglichen Gebrauch wurden in deutscher Sprache verfaßt. Überliefert sind ca. 900 Drucke in niederdeutscher Sprache. In fast 61.000 deutschsprachigen Drucken des 17. Jhs spiegelt sich die Fülle der Wolfenbütteler Barockliteratur, darunter literarische Werke, Erbauungsbücher, politische und historische Schriften, Flugschriften und Gelegenheitsdrucke. Aus dem 18. Jh sind ca. 36.000 Drucke und aus dem 19. Jh ca. 110.000 Drucke in deutscher Sprache vorhanden. Allerdings sind diese Bestände aufgrund der erheblich höheren Zahl von Neuerscheinungen im 18. und 19. Jh nicht mit den exzeptionellen Beständen aus dem 16. und 17. Jh zu vergleichen.

2.9 Daß die Bibliothek immer auch eine " gelehrte Bibliothek" war, beweisen die ca. 140.000 Drucke des 15. bis 18. Jhs in lateinischer Sprache (38.000 Titel aus dem 16. Jh, ca. 65.000 aus dem 17. Jh, ca. 34.000 aus dem 18. Jh). Ab dem frühen 19. Jh kommen noch ca. 6000 lateinische Drucke hinzu. In Latein verfaßt wurden die akademischen Schriften (Hand- und Lehrbücher, Dissertationen, Disputationen, Briefe, Reden etc.) und die juristischen, medizinischen und theologischen Abhandlungen, Traktate und Handbücher. Die Wolfenbütteler Barockbestände dokumentieren überdies die Blütezeit des Neulateinischen im 17. Jh. Die meisten im 17. Jh erschienenen lateinischen Drucke wurden im Deutschen Reich verlegt. Dennoch ist der Anteil an Drucken in lateinischer Sprache aus den Niederlanden und aus Frankreich, in geringerer Zahl aber auch aus England und Italien beträchtlich.

2.10 Etwa 30.000 Drucke sind in französischer Sprache vorhanden, darunter 2400 aus dem 16. Jh ( u. a. zahlreiche zeitgenössische Erstausgaben literarischer Werke, die z. T. der junge Herzog Julius in Frankreich erwarb). Das 17. Jh ist mit 15.000 französischen Drucken vertreten, darunter die große Zahl der von Herzog August erworbenen Bücher aus den Bereichen Geschichte, Altertumswissenschaft, Politik und Literatur. Bedeutend ist der Anteil von Mazarinaden, wie überhaupt politische französische Schriften des 17. Jhs gut vertreten sind (aus dem Jahre 1649 allein ca. 1000 Drucke). Unter den 10.000 Titeln des 18. Jhs befinden sich zahlreiche historische, militärwissenschaftliche, geographische und vor allem literarische Schriften. Aus dem 19. Jh sind 3000 Titel vorhanden, vor allem Werke der französischen Literatur. Hervorzuheben ist der bedeutende Anteil an französischen illustrierten Büchern der Frühen Neuzeit.

2.11 Die knapp 10.000 Drucke in italienischer Sprache setzen sich zusammen aus ca. 2800 Drucken des 16. Jhs, 4700 des 17. Jhs (zahlreiche Musikdrucke und Libretti) und 2000 des 18. Jhs. Darunter befinden sich die ca. 300 italienischen Bücher, die Lessing 1775 in Italien kaufte. Die italienischen Drucke des 19. Jhs sind nahezu ohne Bedeutung.

2.12 Die geringe Zahl von 4500 Drucken in englischer Sprache zeigt den späten Einfluß des Englischen auf dem Kontinent. Allerdings befinden sich unter den 1240 Drucken des 17. Jhs und 2000 Titeln des 18. Jhs einige bedeutende Rara. Unter den ca. 1300 Drucken des 19. Jhs in englischer Sprache ist die Sammlung der 300 illustrierten Bücher aus der Bibliothek Dr. von Kritter ( s. o. 1.43) hervorzuheben. 4000 Drucke in niederländischer Sprache verteilen sich auf 410 Drucke des 16. Jhs, 2800 des 17. Jhs, 500 des 18. Jhs und 300 des 19. Jhs. Die Sammlung der niederländischen Auktionskataloge des 17. Jhs (ca. 500 Titel) ist eine der reichsten der Welt.

2.13 Darüber hinaus enthält die Sammlung ca. 600 spanische Drucke des 16. und 17. Jhs (mit wichtigen Stücken, wie der Erstausgabe des Don Quichote von 1605) und 2000 Drucke in griechischer Sprache (darunter 530 aus dem 16. Jh, 400 aus dem 17. Jh, 500 aus dem 18. Jh). Unter den kleineren Beständen an fremdsprachiger Literatur (Dänisch, Schwedisch, Polnisch, Ungarisch u. a.) sind ebenfalls einige wichtige Erstausgaben aus dem 16., 17. und 18. Jh überliefert. Hervorzuheben sind die ca. 200 polyglotten Werke der Frühen Neuzeit und die Bibelsammlung ( s. u. 2.103), die Bibeldrucke in 40 Sprachen enthält.

Systematische Übersicht

Augusteer

2.14 Die Bibliothek von Herzog August wurde, vermehrt um die wenigen Neuerwerbungen zwischen 1666 und 1704 (Beginn des Neubaus der Bibliotheksrotunde), 1704 von Leibniz als abgeschlossene Sammlung deklariert. Sie ist seither gesondert aufgestellt und heute zum größten Teil in den musealen Räumen der Bibliotheca Augusta zu besichtigen. Das alte Signaturensystem wurde beibehalten. Der Bestand ist allerdings nicht völlig mit Herzog Augusts Bibliothek identisch. Einerseits wurden die erwähnten Neuerwerbungen seit dem Tode von Herzog August bis 1704 und teilweise darüber hinaus eingearbeitet, andererseits wurde der Bestand im Laufe der Jahrhunderte durch das Ausscheiden von Dubletten erheblich dezimiert. Beim Tode von Herzog August zählte die Bibliothek ca. 135.000 Schriften, heute sind nur noch ca. 97.000 Drucke des 15. bis 17. Jhs in 30.000 Buchbinderbänden überliefert. Die Bibliothek zählt 20 Abteilungen (" Diversionen"), die im folgenden in alphabetischer Folge beschrieben werden. Innerhalb der Gruppen wurden die Bücher von Herzog August nach der Größe aufgestellt. Dies ist auch heute noch der Fall. Charakteristisch für den Bestand sind die vielen Sammelbände von Schriften im gleichen Format.

2.15 Arithmetica: 141 Titel in lateinischer, italienischer, holländischer und deutscher Sprache. Die Abteilung enthält mathematische Werke, Rechenbücher, Kaufmannsbücher, Lehrbücher, Abhandlungen und Anweisungsliteratur.

2.16 Astronomica: ca. 900 Titel in lateinischer, deutscher und italienischer Sprache. Die Abteilung enthält astronomische und astrologische Werke, u. a. von Regiomontanus, Apian, Kopernikus, Kepler, Tycho Brahe, Galilei und Athanasius Kircher in unterschiedlichen Ausgaben. Bemerkenswert ist die umfangreiche astrologische Tagesliteratur (Prognostiken, Praktiken, Kalender, Almanache).

Paul Raabe

2.17 Bellica: 403 Titel in italienischer, französischer, auch deutscher und englischer Sprache. Die Abteilung setzt sich zusammen aus Werken zur Fortifikationslehre, Kavallerie, Artillerie, Feuerwerkskunst, Infanterie, Waffenkunde, Fechtkunst, Strategie und Taktik sowie zum Militärwesen im allgemeinen (Kriegskunst, Kriegsrecht, militärische Instruktionen und Ausbildung). An besonderen Gattungsformen sind Pferde-, Turnier-, Fecht-, Fe stungs- und Büchsenmeisterbücher vertreten.

Werner Arnold

2.18 Ethica: ca. 2650 Titel des 15. bis 17. Jhs, vorwiegend in Latein, Deutsch, Französisch, Italienisch, vereinzelt auch in Englisch, Spanisch und Niederländisch. Die Abteilung enthält einerseits belletristische Werke Romane, Volksbücher, Erbauungsschriften und Dramen -, andererseits sind antike und humanistische Autoren vertreten. Nach Textgattungen verteilt sich der Bestand auf zahlreiche Emblembücher, Fabelbücher, Sprichwörtersammlungen, Volksbücher, Schelmen-, Helden- und Schäferromane, Dramen des 16. und 17. Jhs, z. B. verfaßt von den Braunschweig-Wolfenbütteler Herzögen Heinrich Julius und Anton Ulrich sowie von Gryphius, Stieler u. a. Eine Untergruppe bilden " Engelische Comedien und Tragedien". Gut vertretene Autoren sind Amadis, Boccaccio, Boethius, Cervantes, Petrarca, Rabelais, Scudéry und d'Urfé. Besonders wertvoll ist die Sammlung von rund 400 deutschen Drucken des 15. und 16. Jhs sowie insbesondere des Barock; darunter befinden sich Autoren wie Johann Valentin Andreae, Johann Christoph Beer, Eberhard Werner Happel, Georg Philipp Harsdörffer, Daniel Casper von Lohenstein, Johann Michael Moscherosch, Johann Rist, Johann Balthasar Schupp, Wolfhart Spangenberg, Philipp von Zesen und Julius Wilhelm Zincgref. Als Zimelien seien erwähnt Ulrich Boners Edelstein (Bamberg 1461), Herzog Augusts Schachbuch (Leipzig 1616) oder die Erstausgabe des Faust-Volksbuchs (Frankfurt a. M. 1587).

Martin Bircher

2.19 Geographica: ca. 300 Titel des 15. bis 17. Jhs. Die Abteilung enthält Literatur zur antiken Geographie und zur Geographia sacra sowie Kosmographien und Kompendien der mathematischen und physischen Geographie. Vorhanden sind außerdem Reisebeschreibungen und Pilgerfahrtenberichte, seltene Itinerare und Reiseführer des 16. Jhs. Im Bereich der nautischen Literatur liegen mathematisch-astronomische Handbücher vor sowie Segel- und Lotsenanweisungen des 16. und 17. Jhs, vorwiegend in niederländischer Sprache. Neben Beschreibungen einzelner Städte und Inseln enthält die Sammlung auch einige Topographien und Ansichtswerke. Den wertvollsten Bestand bilden die Atlanten, darunter alle bedeutenden Kartenwerke, u. a. von P. Apian, W. J. Blaeu, J. Hondius, G. Horn, J. Jansson, G. de Jode, D. Keller, G. Mercator, A. Ortelius, C. Ptolemaeus, N. Sanson, C. Saxton, J. Speed und L. J. Waghenaer.

Wolf-Dieter Otte

2.20 Geometrica: ca. 850 Titel in lateinischer, deutscher, französischer, italienischer und niederländischer Sprache. Die Abteilung enthält Literatur zur Architektur, Vermessungskunde, Konstruktionslehre und Perspektive (in der Mehrzahl großformatige Bücher). Darunter befinden sich viele Titel zur römischen Archäologie, Kaiserbildnisse, Festbücher und Leichenpredigten mit zahlreichen Tafeln, Wappenbücher, Säulenordnungen, Grotesken, Ornamentbücher; ferner Grundrisse und Darstellungen zeitgenössischer Schloß- oder Fortifikationsbauten. Die Gruppe enthält ca. 190 deutsche Drucke des Barock. Unter den Zimelien sind Dürers Menschliche Proportion (Nürnberg 1528), Furttenbachs Architectura universalis (Ulm 1635) und die Topographia und eigentliche Beschreibung der vornembsten Stäte ... in denen Hertzogthümern Braunschweig und Lüneburg (Frankfurt a. M. 1654) von Merian-Zeiller hervorzuheben.

2.21 Grammatica: ca. 800 Titel. Vorhanden sind Wörterbücher und Sprachlehren zu den verschiedensten Sprachen, darunter viele mehrsprachige, und ein umfangreiches Material zu den antiken und biblischen Sprachen. Häufig anzutreffende Titel sind Thesaurus, Lexicon, Dictionarium und Cornucopia. Auch Werke über " Orthographey", Schulbücher und Beiträge zu den orientalischen Sprachen sowie zum Hebräischen, Flämischen und Niederdeutschen sind zu finden. Dazu gehören Werke bedeutender Autoren wie Comenius, Kircher und Reuchlin, ferner grammatikalische Arbeiten von Konrad Gesner, Hieronymus Megiser, Justus Georg Schottelius und Kaspar Stieler. Das Fach enthält rund 190 deutsche Drucke des Barock.

Martin Bircher

2.22 Historica: 7300 Titel. Die Gruppe enthält nicht nur historische Werke im engeren Sinn, sondern auch sehr viele Bücher aus Nachbardisziplinen. Hinzuweisen ist auf die über den Gesamtbestand verstreuten Sammelbände mit Flugschriften zur Reformation, zu den Türkenkriegen, zum Dreißigjährigen Krieg und anderen militärischen Auseinandersetzungen, die in Herzog Augusts Lebenszeit fallen. Die quantitativen Schwerpunkte sind Weltgeschichte; Altertumswissenschaften (vor allem Geschichte der Antike, aber auch zahlreiche Editionen klassischer Texte; als Sprache tritt Griechisch hinter Latein deutlich zurück); Kirchengeschichte und Hagiographie; Historische Hilfswissenschaften (Genealogie); Quellenveröffentlichungen zur mittelalterlichen Geschichte (Chroniken); Gesamtdarstellungen zu europäischen Ländern (dabei steht die Geschichte Frankreichs im Vordergrund); Territorialgeschichte europäischer Länder, vor allem Deutschlands, Frankreichs, Italiens und der Niederlande; Stadtgeschichte (stark vertreten sind Bücher über italienische Städte); Biographien (umfangreich ist die Zahl der Veröffentlichungen zu Persönlichkeiten der französischen und italienischen Geschichte); Topographien; Zeremonialschriften; Reisebeschreibungen.

Werner Arnold

2.23 Juridica: ca. 5400 Titel (zusammenfassende Darstellung s. u. 2.83-2.88).

2.24 Logica: ca. 190 Titel, fast ausschließlich in Latein. Der Bestand enthält Lehrbücher und Traktate der Logik seit dem ausgehenden 15. Jh sowie Ausgaben von antiken Klassikern und mittelalterlichen Autoren ( z. B. Aristoteles, Petrus Hispanus) und Autoren des 16. Jhs (R. Agricola, Melanchthon, J. Sturm, die Conimbricenser). Einen thematischen Schwerpunkt bildet die Methodendiskussion zwischen Aristotelikern und Ramisten. Nach 1650 finden sich nur noch einzelne Werke (D. Stahl, Descartes). Weitere Logica stehen in den Gruppen Physica und Quodlibetica.

Walter Sparn

2.25 Manuscripta: 12.000 Titel, darunter 2500 aus der Bibliothek von Herzog August. Sie befinden sich in der Handschriftensammlung der Bibliothek.

2.26 Medica: ca. 13.000 Werke des 16. bis 19. Jhs. Sie wurden zum großen Teil in die Mittlere Aufstellung eingeordnet, die die Bibliotheken von Karl Theodor Gustav Beyer (1872 übernommen) und des herzoglichen Collegium anatomico-chirurgicum in Braunschweig (1887 übernommen) enthält (s. o. 1.26). Die Bibliotheca Augusta umfaßt 1950 medizinische Titel, die Helmstedter Sammlung nur sehr wenige. Im folgenden werden die medizinischen Gruppen der Augusteer und der Mittleren Aufstellung zusammengefaßt und aufgrund des neuen Systematischen Katalogs medizinischer und naturwissenschaftlicher Drucke ( s. u. 3.3) beschrieben.

2.27 Die allgemeine Literatur zum gesamten Fach umfaßt 1160 Titel, darunter 172 Zeitschriften (teilweise unvollständig), 59 Bibliographien, Bibliothekskataloge und wissenschaftsgeschichtliche Veröffentlichungen (ab 1590). Auf Anatomie entfallen 1280 Titel, darunter 258 allgemeine Lehrbücher und Tafelwerke (ab 1501); auf Physiologie 920, z. B. 163 Schriften zu Blut und Blutkreislauf (ab 1490) sowie 79 Veröffentlichungen überwiegend in französischer Sprache zum tierischen Magnetismus und Mesmerismus (ab 1687). Die Pathologie ist mit 720 Titeln vertreten. Hervorzuheben sind 100 allgemeine Werke und Lehrbücher ab 1490 sowie 177 Drucke der Disziplinen Semiotik, Diagnostik und Nosologie.

2.28 Im Bereich der Therapie (1320 Titel) bilden die Balneo- und Klimatotherapie (500 Titel, darunter Schriften zu 136 verschiedenen Orten mit Heilquellen) sowie die Diätetik (400 Titel ab 1472) Schwerpunkte. Bei der Pharmakologie (1280 Titel) verdienen die 158 allgemeinen Lehrbücher ab 1483 (darunter viele Kräuterbücher des 15. bis 17. Jhs) sowie die Gruppe der Pharmakopöen (107 Drucke zu verschiedenen Ländern und Städten) Beachtung. Auf Praktische Medizin entfallen 420 Titel, auf Innere Medizin 2500. Eine bemerkenswerte Einzelgruppe stellen die 276 Schriften über die Pest (ab Ende des 15. Jhs) dar.

2.29 Innerhalb des Faches Chirurgie mit 1460 Titeln ist auf einige besonders wertvolle historische Bestände hinzuweisen, z. B. 170 allgemeine Lehrbücher und Tafelwerke (ab 1480), 120 Schriften zur Wundbehandlung (ab 1517), 238 Veröffentlichungen zur Operationslehre (darunter 93 Titel zur Lithotomie ab 1543), 153 Publikationen zu Frakturen und Luxationen (fast ausschließlich aus dem 18. Jh) und 150 Schriften über Hernien. Der Bestand enthält ferner Werke zur Ophthalmologie (250 Titel), zur Otologie (35 Titel) und zur Odontologie (60 Titel). Unter den gynäkologischen Werken (340 Titel) befinden sich 250 Schriften zur Geburtshilfe (85 allgemeine Lehrbücher, vor allem sogenannte " Hebammenbücher" ab 1474). Hinzu kommen Werke zur Pädiatrie (67 allgemeine Titel, spezielle Schriften sind in den einzelnen Fachdisziplinen nachgewiesen) und Literatur zur Staatsarzneikunde, zum Medizinalwesen und zur Gerichtsmedizin (1120 Titel).

Werner Arnold

2.30 Musica: ca. 500 Titel (zusammenfassende Darstellung s. u. 2.104-2.107).

2.31 Oeconomica: ca. 100 Titel in lateinischer, deutscher, italienischer, französischer und holländischer Sprache. Vorhanden sind Erstausgaben bzw. frühe deutsche Übersetzungen europäischer Literatur zu Landwirtschaft, Haushaltsführung, Gartenbau und Forstwirtschaft; ferner Schäferordnungen, Kochbücher, Bücher zur Fischzucht, d. h. Werke der Hausväterliteratur.

Gotthardt Frühsorge

2.32 Physica: 1370 Titel aus dem 15. bis 17. Jh. Ein beträchtlicher Teil betrifft die Medizin (vor allem die Bereiche Anatomie, Chirurgie und Physiologie), daneben sind Bücher aus allen naturwissenschaftlichen Disziplinen vorhanden: Geologie (Bergbau), Mineralogie, Botanik, Zoologie, Alchemie und Astrologie. Viele Werke besitzen enzyklopädischen Charakter.

Werner Arnold

2.33 Poetica: ca. 4000 Titel. Die Sammlung enthält Ausgaben europäischer Literatur der Gattungen Lyrik, Epos, Drama und Versdichtung. Antike Autoren sind in der Originalsprache und Übersetzungen gut vertreten, u. a. Homer, Horaz, Juvenal, Ovid, Terenz und Vergil. Dasselbe gilt für Autoren des Mittelalters, der Renaissance und des Humanismus: Dante, Ariost, Petrarca, Tasso, Marino; bei den Franzosen: Salluste du Bartas, Marot, Ronsard; bei den Niederländern Grotius, Scaliger, Vondel usw. Unter den deutschen Autoren des 16. Jhs sind Maximilian I., Frischlin, Murner, Sachs am besten vertreten; unter den deutschen Barockautoren Andreae, Fleming, Harsdörffer, Klaj, Lohenstein, Neumark, Schottelius. Die Gruppe enthält rund 370 deutsche Drucke des Barock. Zahlreiche Sammelbände prägen den Bestand; die Anzahl ihrer Einzeltitel läßt sich nur schwer ermitteln. Hinzuweisen ist auf eine Sammlung kleiner französischer poetischer Schriften aus der Mitte des 17. Jhs und auf bedeutende Bestände an in Deutschland entstandenen Gelegenheitsgedichten aller Art des 16. und 17. Jhs, darunter gereimte Panegyrika auf Adlige und Bürger, u. a. auf Herzog August. Vorhanden sind weiterhin vereinzelt Emblembücher sowie viele Werke von Neulateinern.

Martin Bircher

2.34 Politica: 6515 Titel. Besonders bemerkenswert sind 853 Mazarinaden, d. h. gegen Kardinal Mazarin während seiner Auseinandersetzung mit der Fronde gerichtete Pamphlete aus der Zeit von 1648 bis 1658, überwiegend jedoch aus dem Jahr 1649. Die Gruppe enthält ferner Schriften zur Staatslehre und politischen Ethik (Ständelehren, Fürstenspiegel), Relationen, fürstliche und städtische Verordnungen, Acta publica, Flugschriften zum Dreißigjährigen Krieg und anderen für die Zeit Herzog Augusts aktuellen Ereignissen. Die Flugschriften wurden zu teilweise thematisch orientierten Sammelbänden zusammengefaßt, die als bibliographische Form für diese Gruppe charakteristisch sind. Die Literatur betrifft neben Deutschland in erster Linie Frankreich, während Zeugnisse zur politischen Geschichte Italiens, Spaniens, Englands, Schwedens und der Niederlande nur in geringerer Zahl überliefert sind.

Werner Arnold

2.35 Quodlibetica: ca. 20.000 Schriften in 4000 Bdn, vor allem in deutscher und lateinischer Sprache, aber auch in Französisch, Italienisch, Niederdeutsch und in anderen Sprachen. Hier wurden vorwiegend kleine Schriften aus allen Fachgebieten eingeordnet (Theologie, Jura, Medizin, Astronomie, Geographie, Geschichte, Grammatik, Mathematik, Militärwesen, Naturwissenschaften, Ökonomie, Philologie, Philosophie); ferner Gesamtausgaben von Gelehrten, bibliographische Werke, zahlreiche akademische Disputationen, Dissertationen, Thesen, Briefe, Reden und Traktate. Der Bestand enthält auch theologische Streitschriften (Reformationsschriften, protestantische und katholische polemische Literatur), viele Predigten und Gelegenheitsschriften (Gratulationsgedichte, Leichenpredigten) und eine bedeutende Sammlung politischer Tagesliteratur des 16. und 17. Jhs (Flugschriften, Neue Zeitungen, Berichte, Verordnungen, Pasquille, Türkenschriften). Neben deutschen poetischen Schriften (Volksbücher, Lieder, Dialoge) und klassischen sowie neulateinischen Dichtungen ist auch ein bemerkenswerter Bestand an Alltagsliteratur (Historien, Praktiken, Prognostiken) vorhanden. Die Abteilung stellt eine unerschöpfliche Quelle für die Kulturgeschichte des 16. und 17. Jhs dar.

Paul Raabe

2.36 Rhetorica: ca. 1200 Werke zur Rhetorik und zur Kunst, Briefe zu schreiben. Dazu gehört eine umfassende Sammlung von Ausgaben antiker Autoren, vorwiegend in den Originalsprachen (Aristoteles, Cicero, Demosthenes, Seneca usw.) sowie von Autoren des Humanismus (Erasmus, Grotius, Scaliger, Vossius). Vorhanden sind viele Mustersammlungen zum Gebrauch des Redners bei verschiedenen Anlässen, z. B. von Pascal oder von Herzog August, und Briefsammlungen in den üblichen Sprachen französisch, italienisch etc. -, die ebenfalls stets exemplarischen Charakter haben. Die Gruppe enthält rund 60 deutsche Drucke des Barock.

Martin Bircher

2.37 Theologica: ca. 40.000 Titel in 11.000 Bdn aus der Zeit von 1460 bis 1680, vor allem in Latein und Deutsch. Die Sachgruppe Theologie ist die erste innerhalb der Systematik und gleichzeitig die umfangreichste. Eine sachliche Gliederung ist nicht gegeben; die Schwerpunkte der Sammlung lassen sich nur schwer erkennen. Sicher darf die Sammlung als repräsentativ für die protestantische Theologie des 17. Jhs gelten, besonders in literarhistorischer, pädagogischer und religionspolitischer Hinsicht. Ausgaben der Kirchenväter und der reformatorischen Kirchenordnungen, Bekenntnisse usw. (lateinisch und deutsch) sowie die konfessionelle Literatur (lateinisch und deutsch) sind, jedenfalls im Bereich deutscher Druckorte, mit einem hohen Grad an Vollständigkeit vorhanden. Ebenso finden sich alle wichtigen und viele weniger bekannte Autoren der Reformation und der nachreformatorischen Theologie, aber auch erstaunlich viele (scholastische und nachtridentinische) katholische sowie calvinistische Autoren. Erstere sind insbesondere mit ihren kontroverstheologischen, politischen und kirchenrechtlichen Werken vertreten, letztere insbesondere als Verfasser biblischer Kommentare, historischer Werke, theologischer Disputationen (lateinisch), Predigtsammlungen und Postillen (deutsch). Besonders lutherische Autoren sind fast vollständig gesammelt, neben Luther vor allem Melanchthon, Matthias Flacius Illyricus, Jakob Andreae, Johann Valentin Andreae oder der Helmstedter Georg Calixt.

Walter Sparn

Helmstedter

2.38 Die sogenannten " Helmstedter" umfassen die 1912/13 nach Wolfenbüttel überführten Bestände der ehemaligen Universitätsbibliothek Helmstedt, ausschließlich Werke, die vor 1810 erschienen sind. Der Bestand ist nicht identisch mit dem früheren Gesamtbestand der 1810 aufgehobenen Universitätsbibliothek Helmstedt: ein Teil, der im 19. Jh nach Wolfenbüttel abgegeben wurde, kam seinerzeit in die Mittlere Aufstellung, ein anderer Teil befindet sich noch heute im Juleum Helmstedt (s. Eintrag Helmstedt, ehemalige Universitätsbibliothek), weitere Teile kamen 1810 nach Marburg und Göttingen. Der hier zu beschreibende separate Bestand umfaßt ca. 58.000 Titel in 19.370 Buchbinderbänden (910 laufende Meter). Die Aufstellung erfolgte nach der alten Systematik in 18 Sachgruppen mit vielen Untergruppen, die auch der folgenden Beschreibung zugrunde gelegt ist. Drei weitere Abteilungen für Restbestände wurden später in Wolfenbüttel eingerichtet.

Paul Raabe

2.39 Theologie (A-K, S): ca. 24.000 Titel. Es handelt sich um eine bedeutende Sammlung insbesondere lutherischer, aber auch (kontroverstheologisch interessanter) calvinistischer und römisch-katholischer Literatur. Die Gliederung folgt der im späteren 18. Jh üblich gewordenen Systematik; Schwerpunkte liegen, der Helmstedter Eigenart entsprechend, in der Literarhistorie und in der apologetischen bzw. irenischen Dogmatik. Die Helmstedter Theologen, etwa Tileman Heßhusen, Daniel Hofmann, Georg Calixt und Konrad Hornejus, sind einigermaßen vollständig gesammelt, aber nicht nur hier aufgestellt ( s. u. 2.51).

2.40 Die Gruppe Codices Biblici (A) umfaßt ca. 650 polyglotte, hebräische, griechische, lateinische, deutsche sowie niederländische, französische, italienische, spanische, polnische und tschechische Bibeln, Psalterien und Neue Testamente vom 16. Jh bis ins ausgehende 18. Jh. Gesammelt wurde besonders unter dem philologischen Gesichtspunkt. Unter Apparatus Biblicus (B) sind ca. 1000 Konkordanzen, Lexika und philologische Werke (Critica sacra) sowie die Historia Biblica, d. h. die biblische Realienkunde zusammengefaßt. Es handelt sich in der Regel um lateinische, die gelehrte Exegese des 16. bis 18. Jhs repräsentierende Werke. Im Bereich Commentatores in Sancta Scriptura et Exegetici (C) liegen ca. 3000 Kommentare zum Alten Testament, zum Neuen Testament, zu den Evangelien und Episteln im ganzen und zu einzelnen Teilen wie der Passions- oder Emmausgeschichte vor. In der Mehrzahl sind es zeitgenössische lateinische Exegesen, aber auch deutsche Auslegungen und Predigten. Die Sammlung Patres Ecclesiae (D) enthält ca. 700 Ausgaben der griechischen und der lateinischen Kirchenväter des 1. bis 15. Jhs bzw. des 3. bis 12. Jhs, insbesondere die großen Gesamtausgaben des 16. bis 18. Jhs, sowie frühneuzeitliche Literatur zur Rezeption der Patristik. Etwa 800 lateinische Drucke, insbesondere des 17. und 18. Jhs umfaßt die Gruppe Scholasticorum Opera (E). Vorhanden ist ein erstaunlich reichhaltiger Bestand an scholastischer Theologie des 11. bis 15. Jhs, der nach protestantischem Usus separat gestellt wurde.

2.41 Unter Lutheri Scripta (F) sind ca. 60 Bde eingeordnet, ein Restbestand an Lutherschriften exegetischer, homiletischer und polemischer Natur (weitere Lutherschriften in den Sachgruppen G, H und J). Im Bereich der Theologia dogmatica et moralis (G) liegen ca. 2000 Werke (lateinischer) dogmatischer und (lateinischer und deutscher) ethischer, moralischer, asketischer, mystischer und kasuistischer Literatur ka-columnbreak tholischer und protestantischer Autoren des 16. bis 18. Jhs vor. Hinzu kommen in einer eigenen Gruppe (H) weitere ca. 2200 Titel der im engeren Sinne dogmatischen und polemischen Literatur, der christlichen Apologetik und der Irenik (ab dem ausgeienden 16. Jh). Auch Schriften der einzelnen Konfessionen und Sekten (außer christlichen auch jüdische und islamische) gehören zu diesem Bestand.

2.42 Unter Sermones (J) wurden ca. 4500 Titel homiletischer, katechetischer, symbolischer und allgemein pastoraler Literatur gesammelt, vor allem (deutsche, einige englische) Predigten und Predigtsammlungen. Im Bereich Confessiones, Responsa et Consilia (K) sind ca. 1200 kirchenpolitische Werke vorhanden, neben Bekenntnissen und Kirchenordnungen insbesondere theologische Briefe und Gutachten. Die Gruppe Historia ecclesiastica (S) enthält ca. 2100 Titel, die nach Gebieten und Zeiten gegliedert sind. Neben den kirchengeschichtlichen Werken ist eine Sammlung von Büchern für den Gottesdienst in lateinischer und deutscher Sprache sowie in anderen Landessprachen vorhanden.

Walter Sparn

2.43 Jurisprudenz (L): ca. 2900 Titel (zusammenfassende Beschreibung s. u. 2.83-2.88).

2.44 Die Gruppe Medica (M) stellt einen Restbestand von 127 Titeln medizinischer und naturwissenschaftlicher Werke des 16. bis 18. Jhs dar, darunter zahlreiche Paracelsus-Drucke. Diese wurden in die Beschreibung der Gruppe Medica der Augusteer einbezogen ( s. o. 2.26-2.29).

2.45 Mathematica (N): 825 Titel aus dem 16., 17. und 18. Jh in lateinischer, deutscher, französischer und italienischer Sprache. Der Bestand setzt sich aus Werken der exakten Wissenschaften zusammen: Geometrie, Arithmetik, Algebra, Optik, Mechanik, Astronomie. Vorhanden sind auch populäre Rechen- und Kaufmannsbücher, astrologische Werke (Prognostiken, Praktiken), Literatur zur zivilen und Militärbaukunst, zur Kriegswissenschaft und Reitkunst. Die ursprünglich hier eingeordneten musikalischen Werke wurden unter der Bibliotheksleitung von Erhart Kästner ausgegliedert ( s. u. 2.104-2.107).

Werner Arnold

2.46 Philosophia, Politica und Oeconomica (O): ca. 1600 Titel. Zur Philosophie sind allgemeine Schriften (ca. 300 Bde) sowie Literatur zur Logik (ca. 280 Bde) und zur Metaphysik (ca. 130 Bde) vorhanden. Auf Pädagogik entfallen ca. 35 Bde, auf die Praktische Theologie und das Natur- und Völkerrecht ca. 50 Bde, auf Moralphilosophie ca. 200 Bde. Außerdem liegt eine Sammlung philosophischer Dissertationen (ca. 100 Bde) vor. Das Fach Politik setzt sich zusammen aus allgemeinen Schriften (ca. 230 Bde), Werken über Institutionen und Fürstenspiegeln (ca. 100 Bde), Büchern zur praktischen Politik (ca. 25 Bde), zu öffentlichen Angelegenheiten (ca. 120 Bde) und zur Hoflehre (ca. 50 Bde, in lateinischer, deutscher, französischer und italienischer Sprache). Die Sammlung von Oeconomica enthält Werke zur Landwirtschaft, Gartenbaukunde und zur Haustierpflege; ferner Lexika und Handbücher zu Handel, Handwerk und Ökonomie und zu den Kameralwissenschaften (vor allem aus dem 18. Jh) sowie Werke zur Forstwirtschaft mit besonderem Schwerpunkt auf Baumpflege (ca. 135 Bde).

Gotthardt Frühsorge

2.47 Philologie (P): ca. 4300 Drucke des 16. bis 18. Jhs, vorwiegend in Latein. Der Bestand umfaßt antike und neuere Literatur und zeichnet sich durch ein breites Spektrum an Gattungen und an Autoren aus: antike Klassiker, Humanisten (viele Schriften von Erasmus, Lipsius, Hutten), Neulateiner und Vertreter des Barock und der Aufklärung. Insgesamt nimmt die " schöne Literatur" nur einen verhältnismäßig geringen Raum innerhalb dieser Gruppe ein, die philologische Literatur im weitesten Sinn enthält, von Grammatiken, Wörterbüchern und Rhetoriken bis zu Leichenpredigten und Unterrichtswerken. Darunter befinden sich rund 300 deutsche Drucke des Barock. Vertreten sind die bekaonten Barockautoren Albertinus, Michael Albinus, Gryphius, Hunold, J. C. Lünig, Daniel Meisner, Moscherosch, Opitz, Georg Rollenhagen, Christian Weise u. a.

Martin Bircher

2.48 Historia Litteraria (Q): ca. 2000 Titel des 17. und 18. Jhs. Bestandsschwerpunkte sind u. a. die Literär-, Buch- und Universitätsgeschichte, meist das Deutsche Reich betreffend, die Gelehrtengeschichte, Biographien von Gelehrten und Leichenpredigten auf Gelehrte, die Methodik des Universitätsstudiums, Quellenschriften zur Geschichte einzelner deutscher Universitäten (Helmstedt, Jena, Leipzig, Halle u. a.), darunter akademische Gelegenheitsschriften (420 Einblattdrucke unter den Signaturen Q 68.2, 69.2 und 153.2). Weiterhin vorhanden sind gelehrte Zeitungen und kritische Zeitschriften des 18. Jhs, Bibliographien, Messe- und Verlagskataloge sowie Kataloge von Privatbibliotheken.

2.49 Quodlibetica Helmstadiensia (QH): ca. 1750 Titel, im wesentlichen aus dem 15. und 16. Jh in Latein, Deutsch und Niederdeutsch. Die Gruppe enthält Literatur aus allen Wissensgebieten. Schwerpunkte bilden kleine theologische Schriften (niederdeutsche Erbauungsbücher, Reformationsdrucke, Kleinschrifttum in lateinischer Sprache), Klassische Philologie und humanistische neulateinische Literatur. Hervorzuheben ist eine bedeutende Sammlung populärer Werke des 16. Jhs, teilweise in Niederdeutsch (Lieder, Komödien, Arznei-, Bade-, Rechen- und Kochbücher etc.) und eine Sammlung " Neuer Zeitungen" und " Neuer Lieder" (teilweise niederdeutsch).

Paul Raabe

2.50 Geschichte (T): 4640 Titel, überwiegend des 16. und 17. Jhs. Der Bestand setzt sich zusammen aus Quelleneditionen (Chroniken), Reichstagsabschieden, Literatur zu den Historischen Hilfswissenschaften (vorwiegend Paläographie und Diplomatik), zur Reichsgeschichte, zur Geschichte einzelner europäischer Staaten (wie im Augusteer-Bestand ist die französische Geschichte in besonderem Umfang vertreten), zur Landes- und Stadtgeschichte einschließlich rechtsgeschichtlicher Abhandlungen sowie aus Americana. Bemerkenswert sind zahlreiche Sammelbände mit Flugschriften zur Reformation, zu den Türkenkriegen und zum Dreißigjährigen Krieg (mit viel Material zur Geschichte Niedersachsens). Die Personengeschichte ist durch Sammelbände mit Gelegenheitsgedichten und Leichenpredigten repräsentiert. Neben den historischen Disziplinen im engeren Sinn umfaßt die Gruppe auch Geographica (Kosmographien, Atlanten, Sammelbände mit Reisebeschreibungen), Werke aus dem Gebiet der Altertumswissenschaften (Archäologie, Epigraphik, Geschichte Griechenlands und Roms) und der Staatsrechtslehre. Schließlich ist auf eine Reihe umfangreicher Sammelbände mit Dissertationen vornehmlich von Professoren der Universität Leipzig hinzuweisen, deren Themen ein breites über die Geschichtswissenschaft hinausgehendes Spektrum umfassen.

Werner Arnold

2.51 Varia (Y): ca. 11.000 Titel. Es handelt sich um eine Restgruppe mit ursprünglich meist ungebundenen Schriften aus der Helmstedter Bibliothek. Die Untergruppen Ya-Yt (ca. 1800 Schriften) sind Nachträge zu den oben beschriebenen Gruppen der Helmstedter Bibliothek, vor allem theologische, historische und philologische Werke. Die Gruppe Yv (ca. 6000 Schriften) enthält fast ausschließlich kleine theologische Schriften des 16. und 17. Jhs, zum größten Teil Reformationsschriften und Erbauungsbücher in deutscher Sprache. Die Gruppe Yx (ca. 3500 Schriften) umfaßt ausschließlich Universitätsschriften (Dissertationen, Disputationen, Programme, Thesen, Reden etc.) in lateinischer Sprache aus dem 17. und 18. Jh.

2.52 Helmstedter Drucke: ca. 10.000 meist in Helmstedt gedruckte Titel, fast ausschließlich in Latein. Zahlreich überliefert sind Helmstedter Universitätsschriften (Programme, Dissertationen, Disputationen, Einladungsschriften, Glückwunschdrucke, Leichenpredigten, Reden, Vorlesungsverzeichnisse etc.) aus dem 17., 18. und frühen 19. Jh.

Mittlere Aufstellung

2.53 Die Mittlere Aufstellung, im 19. Jh als systematische Gruppierung aller nicht-augusteischen Bestände angelegt, umfaßt Drucke vom 15. Jh bis 1949, im wesentlichen aber Werke des 16. bis 19. Jhs, da in der ersten Hälfte des 20. Jhs die Zugänge im Vergleich zu den früheren Beständen kaum nennenswert sind. Der Bestand vereinigt also die ursprünglich für sich aufgestellten Fürstenbibliotheken des 17. und 18. Jhs ( s. o. 1.15-1.23), die Gelehrtenbibliotheken des 18. und 19. Jhs ( s. o. 1.24-1.28), die laufenden Erwerbungen von 1705-1819 ( s. o. 1.29-1.33) und 1820-1950 ( s. o. 1.34-1.39), ferner die im 19. Jh eingeordneten Teile der Helmstedter Bibliothek. Lediglich die neueingerichtete Gruppe Wa umfaßt die Erwerbungen alter Drucke seit 1969. Die Bestände der Mittleren Aufstellung stehen in 22, im folgenden beschriebenen Hauptgruppen, die jeweils in einzelne Untergruppen aufgeteilt sind. In diesen systematischen Untergruppen sind die Bücher nach dem Alphabet der Verfasser angeordnet; für sich gestellt sind die in Kapseln aufbewahrten kleinen ungebundenen Schriften.

2.54 Allgemeines: ca. 3000 Bde (2000 bibliographische Einheiten). Vorhanden sind Abhandlungen und Schriftenreihen der wichtigsten europäischen Akademien und wissenschaftlichen Gesellschaften, gesammelte Schriften einzelner Verfasser und eine Sammlung der wichtigsten vor allem deutschen Enzyklopädien aus dem 17., 18. und 19. Jh.

Paul Raabe

2.55 Buch- und Bibliothekswesen (B): ca. 4300 Titel, vor allem aus dem 18. und 19. Jh, in geringer Zahl auch aus dem 16. und 17. Jh. Das Fach Bibliothekswissenschaft (Ba) enthält ca. 400 Werke zum Buchwesen im allgemeinen (Bibliographien, Lexika, Handbücher, Darstellungen, Festschriften, Sammelwerke, Zeitschriften) und zahlreiche Schriften zur Bibliophilie und Exlibriskunst; ferner Literatur zum Bibliothekswesen und zur Bibliotheksgeschichte im allgemeinen. Im Bereich Spezielle Bibliotheksgeschichte (Bb) finden sich ca. 1100 Titel zu einzelnen Bibliotheken einschließlich der Kataloge von Hss. und Drucken. Die Gruppe Kataloge nicht öffentlicher Bibliotheken (Bc) stellt eine bedeutende Sammlung von ca. 1000 Versteigerungs- und Verkaufskatalogen privater Bibliotheken dar, vor allem aus dem 18. Jh und dem frühen 19. Jh.

2.56 Buchdruck und Buchhandel (Bd): ca. 900 Werke. Die Literatur zur Geschichte des Buchdrucks umfaßt ältere und neuere Lehr- und Handbücher, Schriften zu Gutenberg und zu den Jubiläen der Druckkunst, zur Typenkunde, zu den Schriftgießereien und zur Inkunabelkunde. Hinzu kommen Schriftmusterbücher, Werke über Drucker- und Verlegermarken, zahlreiche " Indices Librorum Prohibitorum", Literatur zum Büchernachdruck und Werke zur Geschichte einzelner Buchhandlungen. Die Sammlung von Verlagskatalogen (Be) umfaßt 400 Titel, die für die Geschichte des Verlagswesens Quellenwert besitzen. Die unter Bibliographien (Bf) eingeordneten 500 Bibliographien, Meßkataloge und gelehrten Bücherbeschreibungen stellen eine wichtige Quelle zur Erforschung der Buchgeschichte dar.

Martin Boghardt

2.57 Geographie (C): ca. 1700 bibliographische Einheiten, vor allem aus dem 17. bis 19. Jh, meist in deutscher Sprache. Im Bereich Allgemeine Geographie (Ca) liegen 400 Titel vor, darunter Kosmographien und Weltbeschreibungen aus dem 16. und 17. Jh, Kompendien-, Lehr- und Schulbücher, Handbücher und Länderbeschreibungen aus dem 18. und 19. Jh sowie Werke zur Geographie der Antike und des Mittelalters. Die bedeutende Sammlung von Atlanten und Ansichtswerken (Cb) umfaßt etwa 150 Titel, vor allem aus dem 17. und 18. Jh, darunter zahlreiche niederländische und französische Ausgaben. Ferner sind ca. 150 Karten aus dem 16. bis 19. Jh vorhanden. Unter Reiseliteratur (Cc) ist eine Sammlung von Reisebeschreibungen, Handbüchern und Reiseführern sowie Ansichtskarten aus dem 16. bis 18. Jh zu finden, darunter zahlreiche Sammelwerke und Taschenbücher (ca. 680 Titel). Die Gruppe Spezielle geographische Werke (Cd) mit länder- und völkerkundlicher Literatur, Topographien, Städtebeschreibungen und Ansichtswerken zu einzelnen Staaten, Provinzen, Landschaften und Regionen umfaßt etwa 300 Schriften. Der Bestand an geographischen Zeitschriften (Ce) beinhaltet die wichtigsten Fachperiodika des 18. und 19. Jhs.

Wolf-Dieter Otte

2.58 Biographien (D): ca. 11.000 Titel des 16. bis 19. Jhs. Der Bestand gliedert sich in biographische Sammelwerke aus dem 16. bis 19. Jh (Da) und in alphabetisch geordnete Literatur zu einzelnen Persönlichkeiten (Db), z. B. Biographien, Briefsammlungen, Tagebücher, Gelegenheitsschriften (Geburtstagsschriften, Leichenpredigten), vor allem deutscher Provenienz.

2.59 Wissenschaftskunde (E): ca. 400 Titel aus dem 17. bis 19. Jh. Dazu gehören Werke zur Literär- und Gelehrtengeschichte sowie zur Gelehrsamkeit und Wissenschaft im allgemeinen (Ea), ferner Darstellungen der Klassischen Philologie (Eb).

Paul Raabe

2.60 Historische Hilfswissenschaften (F): ca. 1820 Titel des 16. bis 18. Jhs. Diese verteilen sich auf Werke zur Paläographie (Fb, 220 Titel), zur Diplomatik (Fc, 120 Titel), zur Chronologie (Fd, 280 Titel), zur Heraldik und Sphragistik (Fe, 200 Titel), zur Genealogie (Ff, 320 Titel) und zur Numismatik (Fg, 670 Titel).

2.61 Geschichtswissenschaft (G): ca. 27.000 Titel, vorwiegend des 18. und 19. Jhs. Auf Allgemeine Literatur (Ga) entfallen 300 Titel, vor allem Lexika, Abhandlungen zu Theorie und Methode, geschichtsphilosophische Werke, Synopsen zur Weltgeschichte und bio-bibliographische Darstellungen. Der Bestand zur Universalgeschichte und Geschichte Europas (Gb) umfaßt 405 Titel, darunter Atlanten, Chroniken, Darstellungen zur Weltgeschichte in Tabellenform, allgemeine geographische Literatur, Werke zur Geschichte Europas und einzelner europäischer Staaten sowie zur Reichsgeschichte. Im Bereich Alte Geschichte (Gc) sind 69 Darstellungen zur Geschichte und Geographie der Antike vorhanden, im Bereich Mittelalterliche Geschichte (Gd) 35 vorwiegend die Kreuzzüge betreffende Titel.

2.62 Zur Neueren Geschichte (Ge) liegen 920 allgemeine und spezielle Darstellungen der Reichsgeschichte und der Geschichte einzelner Länder vor, u. a. Frankreichs, Italiens und der skandinavischen Länder. Die Gruppe enthält zahlreiche Sammelbände. Auf Griechische Geschichte (Gf) entfallen 440 Werke (vorwiegend aus dem 19. Jh), darunter auch einige zur byzantinischen Geschichte; auf Römische Geschichte (Gg) 400 Darstellungen (vor allem aus dem 18. und 19. Jh).

2.63 Die Geschichte Italiens (Gh) betreffen 640 Publikationen, überwiegend in deutscher Sprache und aus dem 18. und 19. Jh; die Geschichte Spaniens und Portugals (Gi) 320 Titel, zumeist aus dem 17. und 18. Jh in Deutsch, Französisch und Spanisch. Literatur zur Geschichte Frankreichs (Gk) ist mit 3801 meist französischen Titeln besonders gut vertreten. Schwerpunkte bilden Sammelbände mit kleinen Schriften ( u. a. Mazarinaden) aus dem 17. Jh, ferner Literatur des 18. Jhs, Veröffentlichungen zur Rezeption der Revolution von 1789 in Deutschland sowie über die Zeit Napoleons I.

2.64 Zur Geschichte Deutschlands liegen in der allgemeinen Gruppe (Gl) 2480 Veröffentlichungen vor, die vor allem die Reichsgeschichte des 16. bis 18. Jhs betreffen. Hinweise gebühren den Sammelbänden zum Dreißigjährigen Krieg sowie der bemerkenswerten Zahl von Publikationen über den Verlauf der Napoleonischen Kriege in Deutschland. Die Untergruppe Territorien und Städte (Gm) umfaßt 4200 Titel, die nach dem Alphabet der Länder- und Ortsnamen geordnet sind. Der Bestand zur Geschichte Niedersachsens (Gn) enthält 6680 Schriften zur politischen Geschichte des Landes und zur Wissenschafts-, Literatur-, Kunst-, Wirtschafts- und Medizingeschichte, überwiegend aus dem 17. bis 19. Jh. Vorhanden sind auch Sammelbände und kleine Schriften in Kapseln. Die Geschichte Polens und Ungarns (Go) behandeln 240 Titel, überwiegend aus dem 17. und 18. Jh und in deutscher und französischer Sprache. Zur Geschichte Belgiens und Hollands (Gp) mit 1040 Titeln sind Sammelbände des 17. Jhs hervorzuheben. Die Geschichte der Schweiz (Gq) betreffen 180 Veröffentlichungen, zumeist aus dem 17. Jh.

2.65 Zur Geschichte Großbritanniens (Gr) liegen 1223 Titel aus dem 17. bis 19. Jh in Englisch, Deutsch und Französisch vor. Ältere Schriften sind lediglich in geringer Zahl vertreten. Die Gruppe enthält Sammelbände und Kapseln mit kleinen Schriften. Die Sammlung zur Geschichte der skandinavischen Länder (Gs) mit 800 Titeln, vorwiegend des 17. und 18. Jhs, enthält hauptsächlich Literatur zur Geschichte Dänemarks und Schwedens; nur wenige Schriften betreffen Finnland. Auch für diese Gruppe sind Sammelbände und Kapseln charakteristisch. Die Schriften liegen nur in wenigen Fällen in den Landessprachen vor. Die Gruppe Geschichte der Balkanländer (Gt) umfaßt 90 Veröffentlichungen über Jugoslawien, Bulgarien, Albanien und die Türkei, fast ausschließlich in Deutsch und Französisch. Die 450 Titel zur Geschichte Rußlands (Gu) stammen überwiegend aus dem späten 17. Jh, dem 18. Jh und dem frühen 19. Jh und sind nur ausnahmsweise russisch.

2.66 Die Geschichte Asiens (Gv) betreffen 1080 Publikationen, vor allem in Deutsch und Französisch. Sie verteilen sich auf Werke über Kleinasien hier steht die jüdische Geschichte im Vordergrund und über Indien, China und Japan. Die Gruppe enthält sehr viele Reisebeschreibungen. Zur Geschichte Afrikas (Gw) sind 200 Schriften vorhanden, überwiegend aus dem 18. und 19. Jh und in deutscher und französischer Sprache. Der Bereich Geschichte Amerikas (Gx) umfaßt 320 Titel, die mehrheitlich aus dem 18. und 19. Jh stammen und in Französisch, Englisch und Deutsch verfaßt sind, in wenigen Fällen auch in Spanisch. Sie betreffen überwiegend Nordamerika, während Literatur über die südamerikanischen Länder nur schwach vertreten ist. Auf die Geschichte Australiens und der Südseeinseln (Gy) entfallen 25 Publikationen, überwiegend französische und deutsche Reisebeschreibungen des 18. und 19. Jhs.

2.67 Kulturgeschichte (H): ca. 1450 Titel aus dem 18. bis 19. Jh. Der Bestand gliedert sich in die Untergruppen Allgemeine Schriften zur Kulturgeschichte, Ethnographie, Anthropologie und zur Vorgeschichte (Ha-Hc, 140 Titel); Kulturgeschichte der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit (Hd, He, 60 Titel); Außereuropäische, europäische und germanische Kultur (Hf-Hh, ca. 70 Titel); Kultur der Juden (Hi, 40 Titel); Alltagskultur (Hk-Hn, ca. 450 Titel; hier liegt ein breites Themenspektrum vor: häusliches Leben, Trachten, Waffen, Familie, Frauen, Stände, Handel, geheime Gesellschaften, Spiele Schachspiel und andere Brettspiele -, Fecht- und Reitkunst, Gymnastik, Turnen, Feste); Mythologie (Ho, 300 Titel); Religionsgeschichte (Hp, Hq, 70 Titel); Magia naturalis, Dämonologie, Chiromantie (Hr, 300 Titel).

2.68 Militaria (J): ca. 700 Titel, zumeist aus dem 17. bis und 19. Jh, zu den Kriegswissenschaften, vor allem zur Festungsbaukunst, auch zum Heer- und Marinewesen.

Werner Arnold

2.69 Sprachwissenschaft (K): ca. 3000 Werke aus dem 16. bis 19. Jh. Auf Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaften (Ka) entfallen ca. 150 Titel ab dem 15. Jh. Die Gruppe Lexikographie (Kb) umfaßt ca. 900 Bde und beinhaltet eine Samm- lung von Wörterbüchern der klassischen und der modernen west- und osteuropäischen Sprachen sowie des Hebräischen. Der Schwerpunkt liegt im 18. und 19. Jh, aber auch bedeutende Werke aus dem 15. bis 17. Jh sind vorhanden. Der Bestand zur Stilistik und Rhetorik (Kc) mit ca. 130 Titeln setzt sich zusammen aus Briefstellern, Titular- und Formularbüchern für den Gebrauch in Kanzleien sowie Darstellungen der " Sekretariatskunst". Diese hauptsächlich aus dem 17. und 18. Jh stammenden Titel werden fortgeführt durch Anweisungen für das Aufsetzen von Schriftstücken im Privat- und Geschäftsleben aus dem 18. Jh und dem frühen 19. Jh. Hinzu kommen im Bereich Außerindogermanische Sprachen (Kd) ca. 100 Werke zu den orientalischen Sprachen, zum Türkischen, Chinesischen und den nordamerikanischen Indianersprachen. Hervorzuheben ist die Sammlung hebräischer Grammatiken.

2.70 Die Griechische Grammatik (Kf) ist mit ca. 130 Titeln vertreten, darunter Schul- und Elementargrammatiken sowie sprachwissenschaftliche Abhandlungen. Zur Lateinischen Grammatik (Kg) liegen 410 Titel vor, ebenfalls vorwiegend Schul- und Elementargrammatiken, ferner Werke zur Laut- und Formenlehre, Syntax, Orthographie und Etymologie, insbesondere auch zur lateinischen Stilistik und Synonymik. Die Gruppe Französische Grammatik (Kl) stellt mit ca. 220 Titeln eine reichhaltige Sammlung von Lehrbüchern und Kompendien für Unterrichtszwecke dar. Unter Grammatik der nordischen Sprachen (Kn, ca. 125 Titel) wurden vor allem Grammatiken der englischen Sprache eingeordnet, während die nordischen Sprachen im eigentlichen Sinn kaum vertreten sind. Auf Deutsche Grammatik (Ko) entfallen ca. 410 Titel zu allen Bereichen der deutschen Sprachwissenschaft, auch zu den frühen Sprachformen und dem Gotischen. Vorhanden sind auch Werke zur Namen- und Dialektforschung. Der chronologische Schwerpunkt liegt im 19. Jh, aber auch wichtige grammatikalische Werke aus der Frühen Neuzeit gehören zur Sammlung. Die übrigen Gruppen z. B. Italienische Grammatik (Ki), Spanische und portugiesische Grammatik (Kk) sind unbedeutend.

Wolfgang Dittrich

2.71 Literatur (L): ca. 50.000 Bde des 16. bis 19. Jhs (entspricht etwa der gleichen Zahl an Titeln, da neben den mehrbändigen Werken zahlreiche Sammelbände und Kapselschriften vorhanden sind). Unter Weltliteratur (La) wurden ca. 190 Abhandlungen zur Theorie und Geschichte der Literaturgattungen eingereiht, insbesondere zum Roman und zum Drama; ferner literaturgeschichtliche Gesamtdarstellungen, vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh. Die Gruppe Spruchweisheit (Lb, ca. 120 Titel) beinhaltet Sammlungen von Sprichwörtern, Redensarten und Sentenzen, von Rätseln, Devisen und Zitaten, die besonders für das 16. bis 18. Jh von Bedeutung sind. Auf Sagen (Lc) entfallen ca. 140 Titel, vor allem Sammlungen mit regionalem und lokalem Bezug; auf Volkslied (Ld) ca. 80 Titel, überwiegend Sammlungen aus dem 19. Jh.

2.72 Die Gruppe Hebräische Literatur (Le) enthält ca. 70 hebräische Drucke des 16. und 17. Jhs, darunter Rarissima und Unika. Zu den Orientalischen Literaturen (Lf) liegt eine kleine Sammlung von ca. 200 Titeln vor, überwiegend in orientalischen Sprachen. Die Griechische Literatur (Lg, ca. 4500 Bde) wird durch eine vorzügliche Sammlung von Textausgaben antiker, spätantiker und byzantinischer Autoren repräsentiert, darunter eine große Zahl von Editionen aus dem 16. und 17. Jh. Die Sammlung zur Römischen Literatur (Lh, ca. 4000 Bde) beinhaltet die wichtigsten Ausgaben lateinischer Klassiker aus dem 16. bis 18. Jh, ferner ältere Forschungsliteratur. Besonders umfangreich ist der Bestand zur Neulateinischen Literatur (Li) mit ca. 12.700 Bdn. Darunter befinden sich 300 umfangreiche Sammelbände mit zahlreichen Einzelschriften. Die Sammlung umfaßt lateinische Schriften von den Kirchenvätern bis zum 19. Jh, Werke der mittel- und neulateinischen Autoren, u. a. von Erasmus (1600 Titel) und Melanchthon (1600 Titel). Auch die Lutherschriften wurden hier eingereiht, darunter die Luther-Sammlung des Helmstedter Professors Hermann von der Hardt (1660-1746; Li 5530; 1500 Titel).

2.73 Die interessante Sammlung Italienischer Literatur (Lk) umfaßt ca. 1600 Bde mit Schwerpunkt im 17. Jh. Die Spanische und portugiesische Literatur (Ll) ist mit ca. 300 Titeln vertreten, darunter Ausgaben in den Originalsprachen und Übersetzungen, vorwiegend aus dem 17. Jh. Mit ca. 9700 Bdn liegt eine außerordentlich reichhaltige Sammlung zur Französischen Literatur (Lm) vor, darunter viele Erstausgaben und zahlreiche Werke weniger bekannter Autoren. Im Mittelpunkt stehen hier die umfangreichen Bestände aus dem 16. bis 18. Jh; hinzu kommen interessante Erstausgaben des 19. Jhs. Da die Sammlung zum großen Teil von den Braunschweiger Herzögen aufgebaut wurde, dokumentiert sie die Lesegewohnheiten des Adels im 17. und 18. Jh. Auf Literaturgeschichte (Ln) entfallen ca. 4000 Bde, u. a. Handbücher, Lexika, Leitfäden und Gesamtdarstellungen aus dem 18. und 19. Jh. Bemerkenswert ist die Sammlung alter germanistischer Zeitschriften.

2.74 Die Gruppe Deutsche Literatur (Lo) umfaßt ca. 8000 Titel des 16. bis 19. Jhs. Besonders hervorzuheben sind neben der kleinen Zahl von Drucken aus dem 16. Jh (Hans Sachs-Sammlung) die ca. 950 deutschen Drucke des Barock mit wichtigen Erstausgaben der Barockdichter. Vorzüglich vertreten sind Abraham a Sancta Clara, Abschatz, Beer, Birken, Bohse, Anton Ulrich von Braunschweig, Bucholtz, Canitz, Francisci, Grimmelshausen, Gryphius, Hallmann, Happel, Harsdörffer, Hoffmannswaldau, Hohberg, Hunold, Kindermann, Klaj, Lohenstein, Moscherosch, Opitz, Johann Praetorius, Rachel, Riemer, Rist, Schupp, Weise, Zesen und Zincgref. Hinzu kommen zahlreiche Original- und Werkausgaben der deutschen Dichtung des 18. Jhs, eine bedeuten- de Lessing-Sammlung, reiche Bestände an Ausgaben Braunschweiger Autoren sowie ein guter Bestand an Klassikerausgaben mit zahlreichen Erstausgaben, auch von Werken der Romantiker. Auch die Dichtung des 19. Jhs ist gut vertreten. Im Bereich der Trivial- und Unterhaltungsliteratur liegen z. B. ca. 200 Bde von August Lafontaine vor sowie zahlreiche Titel von August Leibrock, August F. Langbein, Oskar von Redwitz, Hermann Klencke (ca. 200 Bde) u. a.

2.75 Auf Holländische Literatur (Lp) entfallen ca. 450 Titel (Dramen, Gedichte, Romane) aus dem 17. und 18. Jh, darunter zahlreiche Titel von Jacob Cats und Joost van den Vondel. Der Bestand zur Englischen Literatur (Lq, ca. 2300 Bde) ist mit dem reichen Buchbesitz an romanischer Literatur nicht vergleichbar, dennoch sind zahlreiche Erstausgaben des 18. und 19. Jhs vorhanden. Die Gruppen Nordische, Slawische und Außerindogermanische Literaturen (Lr-Lt) sind nur der Vollständigkeit halber zu nennen, d. h. beinhalten kaum historischen Bestand.

Wolfgang Dittrich

Martin Bircher

2.76 Medizin (zusammenfassende Darstellung s. o. 2.26-2.29)

2.77 Naturwissenschaften (N): ca. 4200 Titel des 15. bis 19. Jhs mit Schwerpunkt im 18. und 19. Jh. Auf Allgemeine Literatur (Na) entfallen 372 Titel des 16. bis 19. Jhs. Der Bestand setzt sich zusammen aus Lehrbüchern und allgemeinen Darstellungen zu den verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen, Zeitschriften, Lexika, Werken der Naturphilosophie und Naturgeschichte. Zur Mathematik (Nb) liegen 633 Titel des 15. bis 19. Jhs vor. Unter den vorwiegend in der zweiten Hälfte des 18. Jhs und im 19. Jh erschienenen Werken befinden sich Lehrbücher zur gesamten Mathematik, Schullehrbücher, Aufgabensammlungen und Literatur zur Geschichte des Fachs; ferner sind die mathematischen Disziplinen Arithmetik (Integral- und Differentialrechnung, Logarithmen), Geometrie (Elementare, Analytische und Darstellende Geometrie) und Angewandte Mathematik (Rechenkunst; Geodäsie) vertreten. Die Literatur zur Physik (Nc) beläuft sich auf 518 Titel des 16. bis 19. Jhs. Sie verteilen sich auf Zeitschriften, Lexika, allgemeine Lehrbücher und Schullehrbücher zu den einzelnen Disziplinen sowie auf Werke zur Geschichte der Physik, zur Mechanik (vor allem Statik und Dynamik), zur Optik (Reflexion und Brechung, Farbenlehre, optische Instrumente), zu Meteorologie, Akustik, Wärmelehre, Magnetismus und Elektrizität (darunter eine Reihe von Veröffentlichungen zum Galvanismus und Elektromagnetismus).

2.78 Das Fach Chemie (Nd) betreffen 734 Titel des 16. bis 19. Jhs mit Schwerpunkt in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Die Sammlung beinhaltet Zeitschriften, Lehrbücher zur gesamten Chemie und zu einzelnen Disziplinen, Lexika und Werke der Alchemie. Den größten Anteil am Bestand haben Arbeiten zur analytischen, organischen und anorganischen Chemie, darunter viele Dissertationen der Universität Göttingen. Im Bereich der Astronomie (Ne) mit 579 Titeln des 15. bis 19. Jhs liegt der zeitliche Schwerpunkt bei den Schriften des 16. und 17. Jhs. Neben Lehrbüchern sind Werke der praktischen Astronomie (Horologie, Astrognosie) und der mathematischen Astronomie vorhanden, darunter eine große Zahl von Kalendern des 16. bis 19. Jhs, ferner Planetenbeschreibungen, Berichte über Kometen und Meteore sowie astrologische Literatur. Zur Geologie und Mineralogie (Nf) sind 371 Titel des 16. bis 19. Jhs überliefert, darunter Zeitschriften, Lehrbücher, geologische Topographien, Veröffentlichungen zur Beschreibung und Verarbeitung der Mineralien (Oryktognosie und Lithurgik), zur Petrographie, historischen Geologie (vor allem Arbeiten über Formationen und ihre Versteinerungen) und zur Paläontologie.

2.79 Die Gruppe Botanik (Ng, 426 Titel des 16. bis 19. Jhs) gliedert sich in Zeitschriften, Lehrbücher, Geschichte der Botanik, Geographische Botanik (Floren einzelner Länder und Städte), Systematische Botanik (Beschreibung einzelner Pflanzen oder Gattungen) sowie Pflanzenanatomie und -physiologie. Entsprechend heißen die Untergruppen der Zoologie (Nh, 441 Titel des 16. bis 19. Jhs) Zeitschriften, Lehrbücher, Geographische Zoologie (Faunen), Systematische Zoologie (Beschreibung einzelner Tiergattungen) und Vergleichende Anatomie und Physiologie. Den naturwissenschaftlichen Bestand beschließt die Gruppe Sammelbände (Nx). Vorhanden sind 106 Bde mit insgesamt 657 Schriften des 16. bis 19. Jhs aus allen Disziplinen der Naturwissenschaften. Die in den einzelnen Bänden enthaltenen Drucke stehen überwiegend in einem sachlichen Zusammenhang.

Werner Arnold

2.80 Oeconomie (O): ca. 3000 Bde des 16. bis 19. Jhs. Unter Allgemeine Schriften (Oa) wurden ca. 70 Titel des 18. und 19. Jhs eingereiht, vor allem Darstellungen und Nachschlagewerke zu Handel und Gewerbe. Die Gruppe Handel und Verkehr (Ob, ca. 350 Schriften) enthält Anweisungsliteratur zum Handel, Kaufmannsbücher, Schriften zum Eisenbahn-, Post- und Schiffahrtswesen, Veröffentlichungen zum Geld- und Bankwesen sowie Kataloge und Berichte über Industrieausstellungen des 19. Jhs. Die Literatur zum Gewerbe (Oc, ca. 150 Titel) behandelt das Handwerk und das Zunftwesen, das Manufaktur- und Fabrikwesen sowie einzelne Gewerbezweige, z. B. die Buchbinderei, das Seifensieden, Glasschmelzen und -schleifen usw. Im Bereich Technologie (Od) liegen ca. 450 Titel, vor allem aus dem 19. Jh, vor. Darunter befinden sich Schriften zum Bergbau, frühe Titel zu Erz-, Silber- und Salzbergwerken sowie zur Mechanik und Wasserbaukunst, zum Schiffbau, zur Zuckerfabrikation, zum Mühlen- und Maschinenbau, zur Brennstofftechnik, Elektrotechnik und chemischen Technologie sowie zum Brücken- und Straßenbau. Land- und Forst- wirtschaft, Hauswirtschaft (Oe) sind mit ca. 800 Titeln vertreten. Vorhanden sind umfangreiche Sammlungen an Garten- und Obstbüchern, Kochbüchern, allgemeinen Werken zur Landwirtschaft, zur Tierzucht, zur Jagd- und Forstwirtschaft sowie wichtige Schriften zur " Bauernaufklärung" und Werke der Hausväterliteratur.

Gotthardt Frühsorge

2.81 Pädagogik (P): 3000 Titel des 16. bis 19. Jhs mit Schwerpunkt im 18. und 19. Jh. Die Schriften zur Pädagogik im allgemeinen (Pa, 530 Titel) stammen vor allem aus dem 17. bis 19. Jh, während die Literatur zum Schulwesen (Pb, 790 Titel) vor allem im 19. Jh erschienen ist. Hinzu kommt ein Bestand an Schulbüchern, ebenfalls aus dem 19. Jh. Die Gruppe Universitäten (Pc-Pd, 920 Titel) beinhaltet allgemeine und spezielle Literatur zu den Universitäten aus dem 18. und 19. Jh sowie einige ältere Arbeiten aus dem 16. und 17. Jh, die einen interessanten Bestand an Quellenwerken zur Universitätsgeschichte darstellen. Darunter befinden sich Schriften über Hofmeister, fahrende Schüler, Burschenschaften und das Vereinswesen, über studentische Privilegien, das Studentenrecht, die akademische Gerichtsbarkeit, das Penalwesen, das Duell etc. Unter Dissertationen (Pe) sind 560 Doktorarbeiten verschiedener Universitäten und Schulprogramme aus Braunschweig und Wolfenbüttel eingereiht.

Maria von Katte

2.82 Quodlibetica Nova (QN): 9300 kleine Schriften aus dem 16. bis 19. Jh in Sammelbänden. Schwerpunkte bilden juristische und theologische Dissertationen des 17. und 18. Jhs, kleine historische Schriften, politische Flugschriften des 16. bis 18. Jhs, Verordnungen, Predigten, kleine französische Schriften (Geschichte, Literatur) sowie Erbauungs- und Unterhaltungsliteratur in deutscher Sprache. Vom Ende des 19. Jhs stammen ca. 1000 kleine Schriften aus allen Wissensgebieten.

Paul Raabe

2.83 Rechtswissenschaft (R): ca. 23.800 Titel. Von den rechtswissenschaftlichen und rechtsgeschichtlichen Beständen gehören etwa 15.500 Bde zur Mittleren Aufstellung, während der Augusteer-Bestand nur ca. 5400 Bde und der Helmstedter nur etwa 2900 Bde enthalten. Das Fachgebiet ist durch den Systematischen (Zettel-)Katalog weitgehend erschlossen, in dem allerdings nur die Bestände bis zum Jahr 1830 berücksichtigt werden. Dem Fachgebiet und den dominierenden Literaturgattungen (Dissertationen, Disputationen) entsprechend überwiegen Drucke in Latein weit vor den deutschsprachigen; gering vertreten sind Drucke in französischer oder italienischer Sprache. Die Literatur dieses Fachgebietes stammt überwiegend aus dem späten 16. und dem 17. Jh; gut vertreten sind allerdings auch Titel des 18. Jhs. Nahezu alle bedeutenden Juristen und Rechtshistoriker sind durch wichtige Arbeiten repräsentiert, z. B. August Benedikt und Benedikt Carpzow, Mynsinger, Lünig, Seckendorff, Althusius u. a. Exzellente Sammlungen liegen zu Pufendorf (ca. 200 Drucke), Cocceji (mehr als 200 Drucke), Grotius (mehr als 200 Drucke) und besonders zu Thomasius (mehrere hundert Drucke) vor.

2.84 Recht und Rechtswissenschaft im allgemeinen sind mit 1750 Titeln vertreten, darunter etwa 70 Reallexika, 60 Titel zu Entscheidungen der Reichsgerichte (insbesondere aus dem 18. Jh), etwa 750 Titel zu Rechtsfällen einschließlich Entscheidungen, Resolutionen und Gutachten; ferner Schriften zur Rechtsphilosophie einschließlich Naturrecht (etwa 275 Titel). Römische Rechtsgeschichte ist erwartungsgemäß außerordentlich stark vertreten. Die vier Gruppen des Systematischen Katalogs enthalten zusammen etwa 6800 Titel. Das Corpus iuris civilis liegt in über 200 vollständigen Ausgaben vor; hinzu kommen mehr als 700 exegetische Werke, davon 130 Kommentare zu den Institutionen. Die Rezeption des römischen Rechts ist mit etwa 50 Titeln nur schwach repräsentiert. Zur Dogmatik des römischen Rechts werden insgesamt etwa 1500 Titel ausgewiesen, darunter 125 Kontroversschriften und über 700 ältere systematische Werke, darunter mehr als 100 über das ganze römische Recht (nach hauseigener Anordnung der Autoren). Außerordentlich reichhaltig sind Monographien zum römischen Recht vorhanden. Die ca. 3900 Titel sind alphabetisch nach Sachbetreffen (von " Abbitte" bis " Zwangsvollstreckung" bzw. " Ab- und Aussonderung" bis " Zuwendungen von Todes wegen") geordnet. In der Gruppe E, in der die Monographien zum römischen Erbrecht zusammengefaßt sind, sind nahezu 200 Titel zum Problem " Testament" enthalten.

2.85 Die Allgemeine deutsche Rechtsgeschichte einschließlich Staatsrechtsgeschichte bis 1806 betreffen etwa 1900 Titel. Gut vertreten sind Stadtrechte (ca. 200 Titel), Sammlungen zur Reichsgesetzgebung (ca. 150) sowie Schriften zu allen wesentlichen Aspekten der deutschen Staatsrechtsgeschichte, z. B. über Kaiser/Könige (ca. 150), Kurfürsten und Erzämter (ca. 75) und Reichsstände (ca. 250). Eher selten sind Arbeiten zu den Religionsstreitigkeiten, reichhaltiger ist der Bestand zum Westfälischen Frieden (ca. 100 Titel). Auf das Deutsche Privatrecht entfallen etwa 2400 Titel. Neben nur etwa 100 systematischen Bearbeitungen des gesamten gemeinen und deutschen Privatrechts überwiegen Monographien zu einzelnen Aspekten des Privatrechts. Die Titel sind alphabetisch nach Sachbetreffen (von " Abschoß" bis " Zwillinge", ca. 1850 Schriften) geordnet. Das Handels-, Wechsel- und Seerecht ist mit 230 Titeln nur schwach besetzt. Zum Lehnrecht liegen etwa 800 Titel vor, darunter etwa 100 systematische Darstellungen und Lehrbücher zum ganzen Lehnrecht und Arbeiten zum gemeinen Lehnrecht (ca. 300 Titel), die nach Materien alphabetisch geordnet sind (von " Afterlehen" bis " Zinslehen"). Über Deutsche Partikularrechte sind 250 Titel vorhanden.

2.86 Zur Gerichtsverfassung und zum Zivilprozeß wurden über 2400 Titel gesammelt. Schwerpunkte bilden die Schriften der deutschen Prozessualisten (ca. 125 Titel), Darstellungen des Prozesses vor Reichsgerichten des alten Reichs (Reichskammergericht, Reichshofrat usw., ca. 150 Titel), zu den Reichsgerichten selbst (ca. 130), vor allem aber zu Problemen des ordentlichen Gerichtsprozesses in sehr differenzierter Gliederung (ca. 850 Schriften). Auf das Strafrecht entfallen etwas mehr als 1000 Titel. Dazu gehören verschiedene Ausgaben der " Carolina" einschließlich ca. 50 Kommentaren und Erläuterungen, ferner Monographien zum allgemeinen Teil des Strafrechts (etwa 130), zum besonderen Teil des Strafrechts (etwa 300) mit den Schwerpunkten Beleidigung, Verleumdung, Rufmord sowie Tötungs- und Eigentumsdelikte. Die Gruppe enthält etwa 130 Schriften zu einzelnen Kriminalfällen. Der Strafprozeß ist mit ca. 500 Titeln vertreten; zum Inquisitionsprozeß finden sich etwa 30 Titel, zum Hexenprozeß nach kanonistischem und deutschem Strafrecht etwa 50.

2.87 Zum Kirchenrecht mit allen seinen Aspekten besteht eine reichhaltige Sammlung von über 2800 Titeln. Schwerpunkte liegen bei Ausgaben des Corpus iuris canonici (18), reinen Erläuterungsschriften hierzu, vornehmlich aus dem 16. Jh (ca. 80 Titel), Quellen zur Kirchenrechtsgeschichte von Gratian bis Honorius III. (ca. 200), beim Kirchenstaatsrecht (ca. 130), bei Lehrbüchern und Monographien zum allgemeinen römisch-katholischen Kirchenrecht (etwa 150) und einzelnen Materien des gemeinen römisch-katholischen und protestantischen Kirchenrechts (etwa 500). Ferner enthält der Bestand Literatur über den Papst, seine Stellung und Wahl sowie die Kurie (130 Titel), über Ordnungen und Rechtsverhältnisse der Klöster und über Stifter und Mönche beider Konfessionen (50) sowie zur Verfassung der protestantischen Kirche (130). Umfangreicher ist der gesamte Bereich des Eherechts mit etwa 270 Titeln. Die Thematik Kirchen- und Klostervermögen behandeln 75 Titel; zum Verhältnis von Staat und Kirche finden sich etwa 50 Arbeiten, vornehmlich aus dem 17. und 18. Jh.

2.88 Zum Partikulären deutschen Staatsrecht sind etwa 550 Schriften überliefert. Gut vertreten sind Arbeiten zu Problemen der nord-, mittel- und westdeutschen Territorien sowie zur Kurpfalz (etwa 100 Titel). Im Bereich Völkerrecht liegen etwa 550 Titel vor, darunter 110 Quellen (vorwiegend aus dem 18. Jh), 275 Monographien zu einzelnen Aspekten des Völkerrechts und 60 Schriften zum Kriegsvölkerrecht (überwiegend aus dem 17. Jh). Der Bestand zum Auswärtigen Staatsrecht (1300 Titel) konzentriert sich mit 900 Titeln auf das Staatsrecht und die Staatsrechtsgeschichte Frankreichs. Andere Länder, wie Österreich (40), Belgien, die Schweiz, Dänemark, Spanien, Großbritannien (weniger als 30 Drucke), Ungarn, Italien (50), die Niederlande (50), Norwegen, Portugal, Polen usw., sind nur schwach vertreten.

Erdmann Weyrauch

2.89 Staatswissenschaften (S): ca. 1300 Titel des 16. bis 19. Jhs. Die Sammlung schließt neben den Staatswissenschaften die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ein. Auf Allgemeine Literatur (Sa) entfallen 63 Titel, überwiegend aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs, darunter Zeitschriften, Bibliographien, Lexika und Einführungen, vor allem zur Kameralistik. Die Gruppe Allgemeine Literatur zu den Wirtschaftswissenschaften (Sb) umfaßt 64 Titel, vor allem aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und aus dem 19. Jh, u. a. Zeitschriften, Wörterbücher, Lehrbücher und Arbeiten zur Wirtschaftsgeschichte. Unter Abhandlungen zu Wirtschafts-, Finanz- und Sozialthemen (Sc) wurden 70 Titel, vorwiegend aus dem 19. Jh, eingeordnet, wobei es sich neben Zeitschriften und Wörterbüchern um eine größere Zahl von Berichten von Versicherungsgesellschaften und Publikationen von Wirtschaftsverbänden handelt. Die Gruppe Abhandlungen zu finanzwissenschaftlichen Problemen (Sd, 124 Titel) enthält Lehrbücher zur Finanzwissenschaft, Veröffentlichungen zur Finanzgeschichte einzelner Länder (Frankreich), zur Theorie der Finanzgesetzgebung, über Inflation und Deflation, zu Steuerfragen, Zolltarifen, über den Zollverein, über Banken und Wertpapiere. Der größte Teil der Publikationen stammt aus dem 19. Jh (vgl. auch Sc).

2.90 An Abhandlungen über Parteien, Gewerkschaften und die von ihnen diskutierten Probleme (Se) liegen 131 Titel vor, überwiegend aus dem 19. Jh. Darunter befindet sich Literatur zur Lage der Arbeiter (Arbeitszeit, Arbeitsschutz, Arbeitslosigkeit, Fürsorge), zur Frauenfrage, über Gewerkschaftsorganisation, Wohnverhältnisse; ferner Veröffentlichungen über Versicherungen und Invalidität, Genossenschaften sowie einige Parteitagsberichte der Sozialdemokratischen Partei (vgl. auch Sc). Die umfangreiche Gruppe Staatswissenschaften und Politik (Sf) umfaßt 778 Titel des 16. bis 19. Jhs mit Schwerpunkt in der zweiten Hälfte des 17. Jhs und im 18. Jh. Der Bestand gliedert sich in Staatsphilosophie und Staatsrecht, Verfassungs- und Verwaltungslehre, Grundfragen der Politik, Verhältnis von Staat und Bürger, Religionssupremat, Regierungskunst, Fürstenerziehung, Sozialpolitik (Gefängnisverwaltung, Arbeitshäuser vor allem in Großbritannien, Fürsorge, vgl. auch Se), Polizeigesetzgebung, Feuer- und Wasserschutz. Die Literatur über Aufsichtsbehörden (Sg) ist mit 37 Titeln zur Polizei (einschließlich Bahn-, Bau- und Gesundheitspolizei) und Feuerwehr (hier zumeist Feuerordnungen) vertreten (vgl. auch Sf). An Abhandlungen und Materialien zur Statistik (Sh) liegen 32 Titel aus dem ausgehenden 18. Jh und dem 19. Jh vor. Neben Lehrbüchern und Literatur zur Geschichte der Statistik sind Statistiken aus verschiedenen Bereichen Wirtschaft, Bevölkerungswachstum, Lebensdauer der Menschen vorhanden.

Werner Arnold

2.91 Theologie (T): ca. 19.000 Titel, insbesondere aus dem 17. und 18. Jh, wichtige Quellen aber auch aus dem 16. und 19. Jh. Die ältere wissenschaftliche Literatur ist lateinisch, die Erbauungsliteratur vor allem deutsch. Bemerkenswert ist der bedeutende Bestand wissenschaftlicher und erbaulicher Schriften in englischer und französischer Sprache ab dem 17. Jh und mit Schwerpunkt im 18. Jh. Die Sammlung ist im wesentlichen nach der in der Zeit von Leibniz üblich gewordenen theologischen Enzyklopädie gegliedert, allerdings nicht völlig konsequent. Insbesondere in den exegetischen und historischen Disziplinen wurde die Sammlung von Quellen und Hilfsmitteln bis ins 20. Jh fortgesetzt.

2.92 Unter Allgemeines (Ta) liegen ca. 270 Gesamtausgaben einzelner Autoren, Lexika, Enzyklopädien und Methodologien der Theologie sowie allgemeine Sammelwerke vor. Exegetische Hilfsmittel (Tb) sind mit ca. 620 Titeln vertreten, darunter auch hermeneutische Literatur zur Bibelauslegung. Im Bereich Altes Testament (Tc) sind ca. 580 exegetische Werke von Autoren aller Konfessionen vorhanden, im Bereich Neues Testament (Td) ca. 520, ebenfalls von Autoren verschiedener Konfessionen. Die Gruppe Dogmatik (Te) enthält einen umfassenden Bestand an dogmatischen und polemischen Werken (ca. 1800 Titel), die vom 16. Jh bis zur Religionskritik des 19. Jhs reichen. Zur Symbolik (Tf) liegen ca. 180 Titel vor; zur Ethik (Tg) ca. 360, neben Lehrbüchern auch Monographien zu einzelnen Themen. Der Bestand zur Homiletik (Th) ist mit ca. 5000 Titeln besonders umfangreich und beinhaltet vor allem Predigten, Erbauungsschriften, Andachts- und Gebetbücher protestantischer deutscher (z. T. auch englischer) Autoren des 16. bis 20. Jhs. Auf Liturgik (Ti) entfallen ca. 800 Titel, darunter Agenden, Gottesdienstordnungen, Breviere, Tages- und Kirchenjahrsordnungen. Die Kirchenordnungen (Tk, ca. 180 Titel) sind nach Ländern und Orten aufgestellt und liegen in den Landessprachen vor. Die Gruppe Gesangbücher (Tl) umfaßt ca. 800 Gesang- und Gebetbücher mit regionalen Schwerpunkten in Niedersachsen, Thüringen und Brandenburg.

2.93 Der Gesamtbestand zur Kirchengeschichte gliedert sich in fünf Untergruppen. Unter Tm sind ca. 650 Titel zur Kirchengeschichte und zur protestantischen Polemik, insbesondere des 17. und 18. Jhs, eingeordnet; unter Tn ca. 300 Hagiographien und Martyrologien protestantischer und katholischer Autoren; unter To ca. 500 Titel zu bevorzugten Bereichen der Kirchengeschichte, zum " Leben Jesu", zur neutestamentlichen Zeitgeschichte und zur Reformationsgeschichte, vor allem aus dem 18. Jh ( z. B. von Lorenz Mosheim) und dem 19. Jh; unter Tp ca. 800 regionale und lokale Kirchengeschichten mit Schwerpunkten in Norddeutschland und Frankreich (Hugenotten); unter Tq ca. 2200 Quellen zur Geschichte der christlichen Gruppen, einschließlich apologetischer und polemischer ( z. B. antijesuitischer) Literatur.

2.94 Die Gruppe Zeitschriften (Tr) enthält über 200 meist deutsche theologische Zeitschriften und Literaturberichte seit dem beginnenden 18. Jh sowie populäre Blätter und Magazine. Unter Varia (Ts) wurden ca. 3150 Titel verschiedener Thematik in Sammelbänden eingeordnet. Es handelt sich u. a. um theologische und kirchenpolitische Kontroversen seit der Reformation bis ins späte 19. Jh, deutsche Schriften zu den Reformationsjubiläen, französische antiklerikale Polemik oder (deutsche und englische) Predigten.

Walter Sparn

2.95 Kunst (U): ca. 4000 Drucke des 17. bis 19. Jhs (ganz vereinzelt auch des 16. Jhs). Auf Schöne Künste (Ua) entfallen ca. 150 Titel, darunter allgemeine Nachschlagewerke (Batteux, Dehio, Sulzer usw.) und Darstellungen zur Kunst und zur Kunstästhetik. Im Bereich Bildende Künste (Ub, ca. 180 Titel) liegen spezielle Nachschlagewerke vor von Sandrarts Teutscher Academie (1768-1775) bis zu Naglers Künstlerlexikon (1835-1852) -, ferner Abhandlungen zur Kunst einzelner Schulen, Länder usw. sowie Reihen (Studien zur deutschen Kunstgeschichte, 1894 ff.) und Zeitschriften. Die Gruppe Museen (Uc, ca. 320 Titel, vorwiegend des 19. Jhs) enthält Kataloge zu einzelnen Sammlungen, Jahresberichte von Museen, Würdigungen von öffentlichen oder privaten Museen und Sammlungen. Zur Antiken Kunst (Ud) sind ca. 250 Titel vorhanden, neben Ausgrabungsberichten auch Abhandlungen und Nachschlagewerke zur Archäologie und Kunst des Altertums Rom, Pompeji, Herculaneum, Griechenland, Ägypten usw. sowie Literatur zur Mythologie, zu antiken Münzen und zu weiteren Sonderfragen.

2.96 Die Mittelalterliche und neue Kunst (Ue) behandeln ca. 120 Titel. Sie verteilen sich auf Literatur zu berühmten Bauwerken, zu Bau- und Kunstdenkmälern der verschiedenen deutschen Regionen und auf Handbücher und Inventare von Kunstdenkmälern sowie auf allgemeine Darstellungen über Kunstepochen, Abhandlungen über einzelne Epochen, Werke zur Symbolik usw. Zur Baukunst (Uf, ca. 420 Titel) liegt eine bemerkenswerte Sammlung von Abhandlungen über einzelne Bauwerke (Kathedralen, Schlösser usw.) und Städte aus den verschiedensten Epochen und Regionen, vereinzelt auch über Architekten, Baumeister, Konstruktionen usw. vor. Die Gruppe Plastik und Malerei (Ug, ca. 250 Titel) enthält allgemeine und spezielle Abhandlungen über Plastik und Malerei, über Künstler und Epochen. Literatur liegt auch zu Spezialthemen vor, z. B. Glasmalerei, Kostüme, Miniaturen, Perspektive usw. Die Graphischen Künste (Uh) betreffen ca. 180 Titel, darunter Untersuchungen zu einzelnen Buchillustratoren und Buchkünstlern und zu Epochen im Überblick. Weitere Schwerpunkte sind Flugblätter, Illustrationen zu Werken großer Dichter (Horaz, Vergil, Shakespeare, Goethe, Byron usw.), Ornamentstich und Techniken der Graphik. Die Gruppe Buchkunst (Ui, ca. 160 Titel) bietet Literatur zur Kunst im Buch und in der Handschrift, zur Buclerei und Einbandkunst sowie Faksimileausgaben und illustrierte Bücher aller Epochen.

2.97 Im Bereich Theorie und Technik der bildenden Künste und Kunstgewerbe (Uk, ca. 150 Titel) werden auch spezielle Fragen wie Farben, Goldschmuck, Ikonologie, Möbelkunde, Modellbücher, Porzellan, Ziergarten - behandelt. Hinzu kommen einige Zeitschriften und eine Reihe von wichtigen Emblembüchern des 17. Jhs ( z. B. von Picinelli, Ripa). Unter Mimik (Ul, ca. 180 Titel) wurden Titel zur Theatergeschichte, zur Geschichte einzelner Theater sowie über Bühne, Dramaturgie, Masken, Pantomime, Schauspieler usw. eingeordnet. Der Bestand zur Poetik und Rhetorik (Um, ca. 180 Titel) bildet eine gute Ergänzung zur Gruppe Rhetorica der Augusteer. Er enthält interessante lateinische und deutsche Drucke des 17. Jhs. Vorhanden sind Poetiken, neuere Abhandlungen über die Geschichte der Poetik sowie über Metrik, Prosodie und Reimkunst. Die reichhaltige Sammlung zur Musik (Un, ca. 1250 Titel) umfaßt Werke der Musica practica, vorwiegend des 18. und 19. Jhs (Partituren, Klavierauszüge) und Denkmäler deutscher Tonkunst; ferner Literatur zur Musiktheorie und Abhandlungen über Musik. Bei der Gruppe Bildniswerke, Ikonographisches (Uo, ca. 150 Titel) handelt es sich um eine vorzügliche und sehr wertvolle Sammlung von Porträtstichen aus dem 16. bis 19. Jh. Hinzu kommen Porträt-Kataloge und einige Abhandlungen über Porträts und Ikonographie.

Martin Bircher

2.98 Philosophie (V): ca. 750 philosophische und psychologische Werke, vor allem des ausgehenden 17. Jhs, des 18. Jhs und des frühen 19. Jhs; vereinzelt auch aus dem 16. Jh. Die Untergruppe Va setzt sich zusammen aus insbesondere deutschen, aber auch lateinischen, englischen und französischen Titeln zur Philosophiegeschichte sowie aus Enzyklopädien, Gesamtausgaben und Werken der Wissenschaftstheorie. In der Untergruppe Vb sind philosophische, religionsphilosophische und soziologische Traktate deutscher, englischer und französischer Autoren zusammengestellt. Aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs ist die deutsche Philosophie bis Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) und Wilhelm Traugott Krug (1770-1842) gut vertreten. Der Bestand Vc enthält die ältere Psychologie (in lateinischer Sprache), vor allem die Erfahrungs-Seelenkunde und Physiognomik des späteren 18. Jhs und des frühen 19. Jhs, insgesamt etwa 750 Titel.

Walter Sparn

2.99 Neuerwerbungen (Wa): ca. 10.000 Bde. Die seit 1968 zur Ergänzung der alten Drucke erworbene Sammlung enthält auch Bücher aus der ersten Hälfte des 20. Jhs. Hervorzuheben sind Sammlungen zum Jansenismus, zur englischen Erbauungsliteratur des 18. und 19. Jhs und ein reicher Bestand an deutscher Trivialliteratur des 18. Jhs (aus der Sammlung Arnold Hirsch); außerdem zahlreiche kostbare Einzelerwerbungen.

2.100 Zeitschriften (Z): ca. 700 Zeitschriften und Almanache des 18. und 19. Jhs in 7600 Buchbinderbänden (275 laufende Meter). Die Sammlung beinhaltet die wichtigsten gelehrten Zeitungen, kritischen Zeitschriften, allgemeinen literarisch-politischen Periodika des 18. Jhs sowie einige literarische Zeitschriften des 19. Jhs, ferner eine Sammlung der wichtigsten europäischen illustrierten und satirischen Zeitschriften des 19. Jhs. Der Bestand an Almanachen (Zb, 68 Titel) aus dem 18. Jh und dem frühen 19. Jh umfaßt 700 Bde.

2.101 Zeitungen (Ztg): 70 Titel vom 18. Jh bis heute. Vorhanden ist ein umfangreicher Bestand an Braunschweiger, Wolfenbütteler, Hamburger und überregionalen Zeitungen, z. B. der Braunschweiger Anzeiger (1745-1928), die Wolfenbütteler Zeitung (1785 ff.), die Allgemeine Zeitung (1799-1907), der Hamburger Correspondent (1751-1861, mit Lücken). Die lokalen Zeitungen werden auch heute noch gebunden, so daß ein geschlossener Bestand der Tagespresse vorhanden ist.

Sondersammlungen und Sonderbestände

2.102 Zu den vier Hauptbeständen (Augusteer, Helmstedter, Mittlere Aufstellung, Neuerwerbungen seit 1950) kommen die für sich aufgestellten klassischen Sondersammlungen, die, abgesehen von der Handschriftensammlung, im folgenden beschrieben werden. Dazu gehören auch einige in den letzten Jahren übernommene Bibliotheken und Bestände ( s. u. 2.114-2.126), die teilweise geschlossen aufgestellt wurden. Dieses Verfahren war bei den Leihgaben ohnehin selbstverständlich, erwies sich aber auch bei den Stiftungen und Käufen geschlossener Bestände als vorteilhaft. Das Interesse der Herzog August Bibliothek an diesen Bibliotheken besteht in der Überlieferung bestimmter Typen von Privatsammlungen. Weiterhin zählen zu den Sonderbeständen die graphischen Einblattsammlungen, von denen Teile seit dem 18. Jh an das heutige Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig abgegeben wurden; sie werden im dortigen Kupferstichkabinett aufbewahrt. In der Bibliothek verblieb ein Teil der dekorativen Graphik, ergänzt durch Einzelstücke aus den Nachlässen des 19. Jhs, vor allem aus dem Besitz des Privatsammlers von Berlepsch. Seit 1970 wurden diese ungeordneten Bestände gesichtet und in drei Sammlungen zugänglich gemacht: Topographische Ansichten ( s. u. 2.127), Flugblätter ( s. u. 2.128), Graphische Sammlung (s. u. 2.129). In der Mittleren Aufstellung (Gn) befanden sich bis Anfang der siebziger Jahre des 20. Jhs zahlreiche Bündel ungeordneter und unbearbeiteter Einblattdrucke aus dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, die meist in Wolfenbüttel, später in Braunschweig gedruckt wurden. Diese Sammlungen von Verordnungen aus dem Herzogtum ( s. u. 2.130) und von Gelegenheitsdrucken ( s. u. 2.131) wurden im Laufe der letzten Jahre gesichtet und erschlossen. Hinzu kommt eine Sammlung von Theaterzetteln ( s. u. 2.132). Einen weiteren Sonderbestand der Bibliothek stellen die buchgeschichtlichen Sammlungen dar, die von den teilweise umfangreichen Beständen an Exlibris ( s. u. 2.133), Drucker- und Verlegersigneten ( s. u. 2.134), Akzidenzdrucken ( s. u. 2.135) und Industriebucheinbänden ( s. u. 2.136) gebildet werden.

Paul Raabe

Bibelsammlung

2.103 Die Bibelsammlung gründet auf der Sammlung der Herzogin Elisabeth Sophie Marie (1683-1767), die ihre zunächst im " Grauen Hof" in Braunschweig aufgestellte Bibliothek von ca. 1200 Bdn am 28. September 1764 nach Wolfenbüttel bringen ließ (Katalog s. u. 3.3). Im 17. Jh war Herzog August der bedeutendste Bibelsammler, er besaß ca. 300 Exemplare. Bibeln stehen heute nicht nur in der Bibelsammlung, sondern finden sich auch unter den Augusteern, in der Mittleren Aufstellung, besonders aber den Helmstedter Beständen. Der Bestand der Bibliothek umfaßt mehr als 3000 Bibeln, davon ca. 1200 Gesamtausgaben. Mehr als zwei Drittel des Bestandes sind Drucke des 15. bis 18. Jhs; unter den ca. 40 Sprachen sind deutsche, lateinische und griechische Ausgaben am häufigsten vertreten. Zu den größten Kostbarkeiten der Sammlung zählen die sogenannte 36zeilige Bibel (Mainz/Bamberg, um 1461; Bibel-S. 2° 154), die italienische Malermi-Bibel von 1471 (Bibel-S. 2° 151), 13 der insgesamt 18 vorlutherischen deutschsprachigen Bibeldrucke, 7 Ausgaben von Luthers Septembertestament und dessen handschriftlich kommentierte lateinische Psalterausgabe. Eine Reihe von Exemplaren sind aufgrund ihres besonderen Einbands bemerkenswert, andere wegen ihrer handschriftlichen Einträge oder ihres Drucks ( z. B. auf Pergament).

Heimo Reinitzer

Musiksammlung

2.104 Die älteren Musikbestände bis etwa 1800 verteilen sich auf die Musiksammlung im engeren Sinne ( s. u.) und auf zahlreiche Stücke in anderen Sachgruppen der Bibliothek. Sie lassen sich unter Einbeziehung der Musikmanuskripte (Noten, Tabulaturen, Traktate) des allgemeinen Handschriftenbestands und der Textbücher ( s. u.) als Musiksammlung im weiteren Sinne bezeichnen. Der Katalog der Musikdrucke von W. Sceder und G. Hartwieg (1967; s. u. 3.2, Musica) hat die verstreuten Titel mit erfaßt (ca. 700 Nummern), die aus folgenden Gruppen stammen: Arith., Eth., Geom., Gramm., Hist., Med., Phys., Poet., Pol., Quodl., Rhet., Theol.; G, J, K, N, O, P, Quodl. Helmst., S, YA, YJ, YK Helmst.; Da, Db, Gg, Gk, Gl, Gm, Gn, Hl, Hn, Kc, Lh, Li, Lm, Lo, QuN, Ti, Tk, Tl (Gesangbücher), Ts und Ul.

Zur Musiksammlung im engeren Sinne der gemeinsamen Sonderaufstellung gehören als wichtigster Teilbestand die verschiedenen Gruppen von Musikdrucken, nach ihren Provenienzen oder früherer Aufstellung voneinander getrennt. Ihre Zahl beträgt etwas mehr als 1200 Ausgaben, darunter auch zahlreiche Hss. Traktate und Noten sind nicht voneinander getrennt; neben Individualdrucken eines Autors finden sich Sammelwerke, Gesangbücher, später auch Zeitschriften, Serienartiges und Ausgaben antiker sowie mittelalterlicher Autoren.

2.105 Der Bestand umfaßt (1) Musica: ca. 500 Titel. Die Abteilung bestand bereits in der Bibliothek Herzog Augusts d. J. und enthält als besonders bedeutsame Stücke die 4 Petrucci-Drucke von 1504/05 in 4 Stimmen-Sammelbänden, die sehr raren Chansons nouvelles in 9 Teilen (Paris: Attaignant 1538 ff.) z. T. Unika, wie auch das Josquinsche Messenbuch Petruccis das unikale Canzone villanesche alla napolitana von 1537, fast das gesamte gedruckte Werk des Michael Praetorius von 1571/72, eine erhebliche Zahl von Editionen des Orlando di Lasso (bis hin zum postumen Riesenchorbuch von 1610) und ebenso von Melchior Franck (um 1580-1639). Fast ausschließlich hier eingeordnet wurde das gedruckte Schaffen William Brades (um 1560-1630), der zu den um 1600 auf dem Kontinent wirkenden englischen Violisten [sic] gehörte und möglicherweise Gambenlehrer der jungen Herzogin Sophie Elisabeth war. Besonders repräsentativ für das 17. Jh in Deutschland ist das Schaffen von Heinrich Schütz (1585-1672), der viele seiner Publikationen an den Wolfenbütteler Herzog gesandt hatte. Auch Drucke von am Wolfenbütteler Hof wirkenden Musikern, z. B. Löwe und Weiland, gehören zu dieser Gruppe. - (2) Musica Helmstadiensis: ca. 110 Titel. Es handelt sich um die einschlägigen Werke aus Sectio IX der Gruppe N der ehemaligen Helmstedter Universitätsbibliothek. Theoretische Literatur überwiegt. (3) Musica Stephanica: ca. 70 Titel. Die Sammlung wurde 1960/61 aus Helmstedt (Kirchenarchiv St. Stephani) erworben und damit offenkundig vor dem Verfall gerettet. Auch hier ist das 17. Jh besonders stark vertreten, allerdings manches nur fragmentarisch erhalten (einzelne Stimmbücher fehlen).

2.106 Eine weitere Gruppe (4) bildet die Musica collectoris incerti: ca. 70 Titel. Ein offensichtlich zusammengehöriger Bestand, dessen Provenienz aber nicht aufgeklärt werden konnte. Wiederum stehen Editionen des 17. Jhs im Vordergrund, z. B. die großen Sammelwerke des Ambrosius Profe; auch Michael Praetorius und seine Zeitgenossen sind vertreten. (5) Musica diversa: ca. 500 Titel, die aus der Mittleren Aufstellung (Un) stammen. Außer einigen älteren Werken, z. B. von Heinrich Schütz, überwiegt hier die Kunst des 18. Jhs, u. a. mit Musik von Arcangelo Corelli, französischen Kantaten, Opernpartituren, Werken von C. P. E. Bach und Purcell usw. Unter den Neuerwerbungen fallen etliche Georg-Friedrich-Händel-Drucke ( z. B. bei Walsh in London) auf. Insgesamt überwiegen die Notenausgaben stark, tritt Theoretisches quantitativ zurück. Doch sind die frühen " Musikgeschichten" des 18. Jhs ebenso vorhanden wie das Musiklexikon Johann Gottfried Walthers (1732). (6) Musikdrucke ab etwa Erscheinungsjahr 1801 befinden sich im Mittleren Bestand unter den Künsten als Signaturgruppe Un, spätere antiquarische Erwerbungen vor allem unter Wa; andere Neuzugänge seit etwa 1950 sind in den Numerus-currens-Bestand aufgenommen. In der Präsenzbibliothek der Musikwissenschaft (Notation: MW) stehen Publikationen, auch Nachdrucke, ab dem 19. Jh.

2.107 Textbücher (Libretti): ca. 1000 Titel. Es handelt sich um etwa die Hälfte des im Katalog von E. Thiel und G. Rohr ( s. u. 3.2, Musica) erfaßten älteren Bestandes. Die andere Hälfte befindet sich wiederum in anderen Sachgruppen der Bibliothek. Der Bestand enthält auch Druckschriften des 19. Jhs und des frühen 20. Jhs sowie Texte zu Oratorien und anderen Nichtbühnenwerken. Zumeist enthalten die Bücher keine Musik. Es scheint, daß der ältere Grundstock dieser Untergruppe auf Welfenfürsten, -prinzen und -prinzessinnen zurückgeht, wie viele Originaleinbände nahelegen. Gelegentlich finden sich auch die charakteristischen Besitzeinträge Herzog Ferdinand Albrechts, des jüngsten Sohnes von August d. J. An Aufführungs- oder Druckorten (Thiel und Rohr, S. 386-389) ragen Braunschweig (weniger Berlin), Hamburg (weniger Hannover) und Kopenhagen hervor, insbesondere aber Paris und Venedig sowie Wien und Wolfenbüttel.

Hans Haase

Kartensammlung

2.108 Die Sammlung läßt sich bis in die Anfänge der Bibliothek zurückverfolgen und ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Der älteste Bestand findet sich unter der Bezeichnung " mappae" schon im Katalog der Bibliotheca Julia von 1613/14 verzeichnet. Heute besitzt die Wolfenbütteler Bibliothek rund 2250 lose Kartenblätter, die die eigentliche Kartensammlung darstellen. Hinzu kommen 120 Atlanten, die bei den Druckschriften aufgestellt sind und hier nicht berücksichtigt werden. In der Sammlung finden sich überaus kostbare und seltene Stücke, wie die auf Pergament gezeichneten portugiesischen, spanischen und italienischen Portulankarten; ferner große gedruckte Wandkarten des 16. Jhs mit den ältesten und einzig erhaltenen Exemplaren ihrer Art. Dazu zählen die Karte des Hl. Römischen Reichs von Christopherus Pyramius von 1547, die Rheinkarte von Kaspar Vopel von 1555 und die Caerte van Oostland des Cornelis Anthonisz von 1548. Der Wert der Sammlung liegt hauptsächlich in den reichen regionalen Beständen. Dem Schwerpunkt der fürstlichen Sammeltätigkeit entsprechend sind die Gebiete des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg und der angrenzenden Territorien vorzüglich vertreten. Auf diese Region entfällt von den rund 950 Karten, die Gebiete des alten deutschen Reiches abbilden, etwa die Hälfte. Von den großen europäischen Ländern sind Italien mit 98 und Frankreich mit 82 Karten am reichsten vertreten. Bemerkenswert ist der Bestand von 49 Karten über Rußland und Sibirien nebst 23 von Polen und dem Baltikum darunter auch die erste gedruckte und als Unikat erhaltene Rußlandkarte von Anton Wied von 1555. Die Zahl der Karten nichteuropäischer Länder, einschließlich der Darstellungen der Alten Welt, ist mit 286 Blättern verhältnismäßig gering, den weit überwiegenden Anteil daran haben Nordafrika, Palästina, die Türkei und der vordere Orient. Die Sammlung ist durch einen Katalog in Karteiform ( s. u. 3.2) erschlossen.

Wolf-Dieter Otte

Stolberger Leichenpredigten-Sammlung

2.109 Die Stolberger Leichenpredigten-Sammlung befindet sich seit 1977 als Depositum des Fürsten Stolberg in der Herzog August Bibliothek. Erworben wurde diese wohl umfangreichste Sammlung von Leichenpredigten durch Gräfin Sophie Eleonore zu Stolberg-Stolberg (1669-1745). Einschließlich der Dubletten handelt es sich um 24.649 Drucke des 16. bis 18. Jhs. Davon entfallen auf fürstliche und adlige Personen ca. 6900 Leichenpredigten, die verbleibenden auf Pastoren, Ratsherren, Kaufleute und andere Angehörige des gehobenen Bürgertums bzw. auf ihre Familienmitglieder. Die Analyse der Erscheinungsjahre spiegelt die historischen Höhepunkte des Brauchs, Leichenpredigten zu drucken, wider: 7 Prozent stammen aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs, 80 Prozent aus dem 17. Jh, 13 Prozent aus der Zeit bis ca. 1750; einige wenige Drucke sind jüngeren Datums, der letzte trägt das Erscheinungsjahr 1810. Ebenso schlägt sich die Tatsache, daß es sich bei den gedruckten Leichenpredigten um einen Brauch von Angehörigen des lutherischen Glaubens handelte, in der Aufteilung der Erscheinungsorte nieder. Am stärksten sind die thüringischen und sächsischen Fürstentümer vertreten, zahlenmäßig gefolgt von Schlesien und Brandenburg sowie den übrigen protestantischen Gebieten des Deutschen Reiches. Von den wohlhabenden Reichsstädten treten besonders Nürnberg, Augsburg und Regensburg hervor. Die Stolberger Leichenpredigten-Sammlung, die durch ca. 11.000 Schriften dieser Gattung aus den Beständen der Herzog August Bibliothek ergänzt wird, erschließt ein vierbändiger gedruckter Kata- log ( s. u. 3.2). Der Zustand der Sammlung muß als restaurierungsbedürftig bezeichnet werden; 1982 hat die hauseigene Restaurierwerkstatt mit einem umfangreichen Programm zur Sicherung des Bestandes begonnen.

Christian Hogrefe

Porträtsammlung

2.110 Die Sammlung entstand in ihrer jetzigen Form um 1970 durch Auflösung und Vereinigung von drei älteren Sammlungen der Bibliothek: (1) einer Sammlung von Nürnberger Porträts vornehmlich des 17. Jhs (ca. 2000 dargestellte Personen, einschließlich Dubletten); (2) der Sammlung des Wolfenbütteler Juristen Carl Gesenius, 1833 vom Bibliothekar Schönemann erworben und vermehrt, mit Gelehrtenbildnissen des 17. und 18. Jhs in 56 Klebebänden; (3) einer in 13 Mappen nach Stechern geordneten Sammlung. Alle Blätter wurden 1969-1972 und 1980-1982 restauriert und auf Karton gezogen bzw. unter Passepartout gelegt. Die Aufbewahrung erfolgt in vier verschiedenen Formaten (Format I und II = Oktav und Quart, Format III und IV = Groß- und Imperial-Folio). Die Sammlung umfaßt ca. 32.000 Blätter (darunter ca. 6000 Dubletten): Format I ca. 22.000 Blätter in 305 Kästen, Format II ca. 8000 Blätter in 127 Kästen, Format III ca. 2000 Blätter in 110 Schubläden, Format IV ca. 100 Blätter in 10 Schubläden. Hinzu kommen: 4 Kästen Schattenrisse (189 Nummern), ein Kasten alte Porträtzeichnungen, meist nach Kupferstichen (64 Nummern), ein Kasten alte Photographien (83 Nummern). Die Sammlung enthält Blätter aller druckgraphischen Verfahren (Holzschnitt, Kupferstich, Radierung, Schabkunst, Lithographie) vom 16. Jh bis zur Mitte des 19. Jhs, mit Schwerpunkt auf dem 17. Jh. Dargestellt sind überwiegend Gelehrte und Vertreter des Bürgertums des 17. und 18. Jhs, vornehmlich aus den protestantischen deutschen Gebieten (darunter viele lutherische Theologen), ferner viele Nürnberger Patrizier und Ratsherren. Zahlreich vorhanden sind auch Fürstenbildnisse, besonders braunschweigisch-lüneburgische, brandenburgische und sächsische, sowie Abbildungen der Bischöfe von Mainz und Würzburg. Ein Katalog der Sammlung wird derzeit erstellt.

Peter Mortzfeld

Schulprogramme

2.111 Die Sammlung enthält ca. 50.000 Schriften in 1350 Kapseln, vorwiegend mit Erscheinungsjahren zwischen 1870 und 1914. Die Programme stammen aus Gymnasien des gesamten Deutschen Reiches und enthalten wissenschaftliche Abhandlungen aus allen Disziplinen, vor allem der klassischen Philologie, Geschichte, Sprach- und Literaturwissenschaft, Philosophie und Mathematik.

Ars Librorum und Malerbücher

2.112 Die Sammlung umfaßt ca. 1000 bzw. 900 Drucke. Sie wurde 1974 zur Ergänzung der kostbaren Bücher früherer Jahrhunderte (15. bis 18. Jh) eingerichtet. Sie enthält die Neuerwerbungen von kostbaren Werken, Pressendrucken und illustrierten Büchern des 19. und 20. Jhs. Der Bestand umfaßt ca. 300 Einzelwerke sowie folgende geschlossen erworbene Bestände: die von Dr. Ulrich von Kritter gestifteten illustrierten englischen Bücher des 19. Jhs (250 Titel; Katalog von Regine Timm, s. u. 5.2, Buchillustrationen); die ebenfalls von Kritter gestifteten Bücher und Mappenwerke der Illustratoren Gerhard Kraaz und Hans Fronius (ca. 100 Bde); die von Gotthard de Beauclair herausgegebenen bzw. veranstalteten Drucke der Trajanus-Presse und des Verlags Ars librorum (50 Werke), die der Bibliothek vom Typographen gestiftet wurden; die Verlagsbibliothek Dr. Ernst Hauswedell, Hamburg, mit zahlreichen Entwürfen und Andrucken illustrierter Verlagswerke sowie einer Sammlung der Veröffentlichungen der Maximilian-Gesellschaft (ca. 300 Bde, Leihgabe der Familie); Bucheinbände der Werkstatt Peters-Hahne, Hamburg (50 Pressendrucke, vor allem aus den zwanziger Jahren; Dauerleihgabe Peters-Hahne).

2.113 Die Sammlung Ars librorum ergänzt und fundiert die von Erhart Kästner (Direktor der Bibliothek 1950-1968) angelegte und bis heute fortgeführte Sammlung der Malerbücher. Darunter sind die meist großformatigen, typographisch gestalteten Werke mit Originalgraphik von Malern und Künstlern des 20. Jhs zu verstehen. Hervorzuheben sind die Bücher von Georges Braque, Marc Chagall, Max Ernst, Henri Matisse, Aristide Maillol, Joan Miró und Pablo Picasso. Hinzu kommen die Hauptwerke vieler weiterer französischer, spanischer, englischer, holländischer, amerikanischer und deutscher Künstler des 20. Jhs. Die Sammlung der Malerbücher beinhaltet z. Z. 900 Werke. Jedes Malerbuch wird in einer Kassette mit farbigen Originalumschlagpapieren aufbewahrt. Für die Sammlung wurde das Malerbuchkabinett in der Bibliotheca Augusta eingerichtet.

Einzelne, für sich aufgestellte Büchersammlungen:

Bibliothek Alvensleben

2.114 Die als Dauerleihgabe der Familie von Alvensleben 1975 übernommene Sammlung umfaßt ca. 12.500 Titel in 5494 Buchbinderbänden, vorwiegend in lateinischer und deutscher Sprache. Den Kern der Sammlung bildet die Privatbibliothek des Joachim von Alvensleben (1514-1588) aus dem 16. Jh. 60 Prozent des Bestandes beziehen sich auf diese Zeit. Aus dem 17. Jh stammen 30 Prozent und aus dem frühen 18. Jh 10 Prozent der Bücher. Die Bibliothek beinhaltet hauptsächlich Theologica, Philosophica, Philologica, Juridica, Historica, Medica, Astronomica und Mathematica sowie Leichenpredigten. Zu allen Disziplinen gehören Sammelbände.

Sammlung Hermann Brüdern

2.115 Aus dem Nachlaß des hannoverschen Sammlers Hermann Brüdern (1935-1975) wurde der Bi- bliothek eine Sammlung kostbarer Erstausgaben und Drucke der Weltliteratur des 17. bis 20. Jhs gestiftet. Unter den 200 Werken (230 Bde) befinden sich bedeutende Erstausgaben der deutschen, französischen und englischen Literatur und Philosophie und zahlreiche Widmungsexemplare aus dem 18. und 19. Jh. Das kostbarste Einzelstück ist die zweite Folioausgabe von Shakespeares Werken.

Bibliothek der Gewerbeschule Wolfenbüttel

2.116 Der Bestand von ca. 990 Werken (in ca. 1500 Bdn) aus Wolfenbütteler Leihbibliotheken des 19. Jhs enthält ausschließlich Unterhaltungs- und Trivialliteratur in deutscher Sprache, erschienen zwischen 1810 und 1870.

Bibliothek Kurt Meyer-Rotermund

2.117 Die Privatbibliothek des Wolfenbütteler Schriftstellers Kurt Meyer-Rotermund (1884-1977) wurde 1978 von der Witwe des Sammlers zusammen mit seinem schriftlichen Nachlaß erworben. Sie umfaßt ca. 4000 Bde vor allem zeitgenössischer Literatur, darunter eine Sammlung von Schriften und Widmungsexemplaren von Johannes Schlaf. Die Arbeitsbibliothek des Wolfenbütteler Autors enthält Bücher aus vielen Wissensgebieten, auch zahlreiche Schriften zur Lokalgeschichte von Wolfenbüttel.

Bibliothek Kurt Schreinert

2.118 Die Bibliothek des Göttinger Germanisten Kurt Schreinert (1901-1967) wurde 1974 erworben. Sie umfaßt ca. 4500 Bde (ca. 4000 Titel) zur deutschen und ausländischen Literatur vorwiegend des 19. Jhs, und beinhaltet eine Fontane-Sammlung. Vorhanden sind zahlreiche Werke zur Literatur- und Kulturgeschichte. Weitere Schwerpunkte bilden Autobiographien und Berolinensien.

Paul Raabe

Theatersammlung

2.119 Diese Sondersammlung wurde vom Archiv des ehemaligen Braunschweiger Hoftheaters, des heutigen Staatstheaters, an die Bibliothek abgegeben und umfaßt ca. 3300 Werke. Ein kleinerer Teil (ca. 500 Titel) wird ausdrücklich als " Repertoire des Nationaltheaters" bezeichnet. Gedrucktes und handschriftliches Material sind gemischt. Enthalten sind Stücke sowohl des Sprech- als auch des Musiktheaters, vor allem aus dem 19. Jh und dem frühen 20. Jh. Vielfach sind praxisbedingt von denselben Werken mehrere " Versionen" oder auch Auszüge vorhanden: übliche Textdrucke und Partituren einerseits, durchschossene Exemplare (als Regie-, Soufflier- oder Inspektionsbücher), Auszüge im Sinne von Rollenbüchern und Stimmheften musikalischer Partien andererseits. Die Sammlung bedarf der Restaurierung. An einer genauen Erschließung fehlt es bisher (vorläufiges Verzeichnis s. u. 3.2).

Hans Haase

Bibliothek Töpfer

2.120 Der als Dauerleihgabe der Bundesrepublik Deutschland in der Bibliothek befindliche Teil der Sammlung des österreichischen Anwalts Dr. Ludwig Töpfer wurde 1943 von Martin Bormann für ein geplantes bibliophiles Kabinett als Teil eines Nationalmuseums in Linz erworben. Die Kisten überdauerten den Krieg in München. Der in Bundesbesitz übergegangene Bestand wurde 1972 geteilt. Das Schiller Nationalmuseum in Marbach, das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt und die Herzog August Bibliothek erhielten je etwa ein Drittel des Bestandes. Der Wolfenbütteler Teil umfaßt ca. 1000 Titel in 2300 Bdn, darunter Erstausgaben und Gesamtausgaben deutscher Literatur des 18. und 19. Jhs (ca. 700 Titel) sowie vorzügliche Ausgaben ausländischer, vor allem französischer Literatur (ca. 300 Titel). Die Sammlung ist in hervorragendem Zustand überliefert, geschlossen aufgestellt und durch einen Standortkatalog in Zettelform ( s. u. 3.2) erschlossen.

Eggerssche Familienstiftung

2.121 Die Nachkommen des Kunsthistorikers Friedrich Eggers (1819-1872) übergaben der Bibliothek als Dauerleihgabe eine Sammlung von 150 Erstausgaben und Widmungsexemplaren deutscher Literatur des 19. Jhs, die auch aufgrund vieler Originaleinbände bemerkenswert ist.

Paul Raabe

Sammlung Ernst Pepping

2.122 Die 1984 übernommene Bibliothek von Ernst Pepping (1901-1981) umfaßt ca. 1120 Ausgaben (ca. 2000 Bde) mit dem Schwerpunkt deutsche Literatur. Der Literaturkanon des Zeitraums 1770 bis 1850 ist hervorragend vertreten. Innerhalb dieses Rahmens liegen die Schwerpunkte bei der deutschen Klassik und vor allem bei den Romantikern. Die Erstausgaben gerade dieser Autorengruppe stellen eine hervorragende Ergänzung zu den vorhandenen Beständen dieser Epoche dar (beispielsweise 15 Erstausgaben von Tieck, die wertvolle Erstausgabe von Achim von Arnims und Clemens Brentanos Des Knaben Wunderhorn, Heidelberg 1805). Weitere Schwerpunkte bilden das deutsche und europäische Märchen, Reisebeschreibungen des späten 18. Jhs und des frühen 19. Jhs sowie Almanache aus der gleichen Zeit.

Gotthardt Frühsorge

Goethe-Bibliothek Hans Sachse

2.123 Die 1985 der Bibliothek übergebene Sammlung von Hans Sachse (1906-1979) umfaßt ca. 3000 Bde; sie enthält neben Standardwerken zur Goethe-Forschung zahlreiche sehr seltene und abgelegene Kleinschriften. Die Bände tragen die Signatur Wh und sind systematisch geordnet sowie geschlossen aufgestellt.

Barbara Strutz

Bildgedicht-Sammlung Gisbert Kranz

2.124 1988 erwarb die Bibliothek die Sammlung von Gisbert Kranz (*1921) mit rund 16.000 Gedichten über Werke der bildenden Kunst vom Ausgang der Antike bis zur Gegenwart, darunter eine Fülle von Autographen und unveröffentlichten Gedichten zeitgenössischer Schriftsteller. Sammlung Hermann Zapf

2.125 1991 übergab Hermann Zapf (*1918) der Bibliothek den ersten Teil seiner bedeutenden Sammlung zur Buch- und Schriftkunst des 20. Jhs. Sie enthält u. a. handschriftliche Briefe, Buchgestaltungen und Signete von Hermann Zapf für in- und ausländische Verlage, bibliophile Ausgaben, Schriftentwürfe und Unterlagen über den rechtlichen Schutz von Druckschriften, Materialsammlungen über Kalligraphie, Bleisatz, Photosatz und Computertechniken, außerdem Dokumente zur Geschichte der Schrift in den verschiedenen Ländern sowie Fachliteratur.

Georg Ruppelt

Bibliothek Ernst Kreuder

2.126 Die 1992 übernommene Sammlung von Ernst Kreuder (1903-1972) umfaßt ca. 3000 Bde, vornehmlich Werke des 20. Jhs.

Werner Arnold

Graphische Einzelblätter und Einblattdrucke: Topographische Ansichten

2.127 Der ca. 2450 Blätter umfassende Bestand enthält vor allem Kupferstiche, Lithographien, aber auch Handzeichnungen. Schwerpunkt der Sammlung sind Ansichten aus dem Braunschweiger und dem hannoverschen Gebiet, darunter zahlreiche wichtige Einzelstücke zu den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel und Hannover, ferner zu einzelnen Orten des Braunschweiger und des hannoverschen Landes. Viele Blätter betreffen den Harz. Vorhanden sind ferner 10 Schübe mit Ortsansichten aus dem Deutschen Reich mit Sonderbeständen zu Berlin, Brandenburg und Ludwigsburg. In weiteren 10 Schüben befinden sich topographische Ansichten aus anderen europäischen und außereuropäischen Territorien, darunter hervorragende Italienstiche. Die Blätter wurden um 1980 restauriert und in Mappen gelegt. Die Sammlung ist durch einen Standortkatalog ( s. u. 3.2) erschlossen.

Illustrierte Flugblätter

2.128 Bei der Sammlung von ca. 1100 Einzelblättern, vornehmlich aus dem 17. Jh, handelt es sich um gedruckte, oft " szenische" Darstellungen mit meist separat gesetztem Erläuterungstext (Prosa oder Verse), vielfach zeitgeschichtlichen, satirischen oder polemischen Charakters. Die Sammlung wurde von Wolfgang Harms u. a. im Rahmen seiner kommentierten Edition von 871 illustrierten Flugblättern bearbeitet ( s. u. 3.2, Flugblätter). In Anlehnung an die Systematik der Bibliotheca Augusta wurde der Bestand nach fünf Sachgruppen geordnet: Ethica, Historica, Politica, Theologica und Quodlibetica. Vorhanden sind zahlreiche Blätter zur Reformation und ihrer ersten Säkularfeier, zum Dreißigjährigen Krieg, aber auch zur Mode und zur Zeit- und Gesellschaftskritik. Viele weitere Blätter befinden sich in Sammelbänden (Hss. und Drucke).

Graphische Sammlung

2.129 Ca. 12.000 Blätter Holzschnitte, Kupferstiche, Lithographien und Zeichnungen aus dem 15. bis 19. Jh bilden die Graphische Sammlung. Der in Spezialschränken (z. Z. 44 Schübe) untergebrachte reichhaltige Bestand von Kunstblättern wurde im ersten, personengebundenen Großteil nach Jahrhunderten geordnet und innerhalb dieser alphabetisch nach dem Namen des Stechers, Holzschneiders, Druckers, Malers, Zeichners oder Verlegers. Alle vorkommenden und ermittelten Künstler- und Herstellernamen sind im Personenregister mit Angabe der jeweiligen Blattsignaturen zusammengeführt. Im zweiten Großteil der anonymen Darstellungen wird eine Ordnung nach Motiven bzw. inhaltlichen Komplexen angewandt, die derzeit noch in Arbeit ist. Hervorzuheben sind wichtige Bestände zu Architektur und Festungswesen (zahlreiche Risse und Zeichnungen); thematisch geordnete Blätter zur Kriegskunst, zum Heerwesen, zu einzelnen Bereichen der Kulturgeschichte; Schlachten- und Belagerungsdarstellungen, Kalender, Almanache u. a.; Blätter über Sterne und Wunderzeichen sowie Stücke aus der Technikgeschichte. Eine spätere Ausdehnung der Registererschließung auf die Topographie und die Flugblattsammlung ist wünschenswert.

Hans Haase

Verordnungen aus dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel

2.130 Die Sammlung der ca. 6700 Verordnungen Edikte, Mandate, Patente aus dem Rechtsleben des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel umfaßt im wesentlichen die Zeit von 1505 bis 1806. Sie wird in 62 Kästen verwahrt. Die Einblattdrucke wurden in einem Verzeichnis von Walter Petersen zusammen mit den weiteren in der Bibliothek für sich stehenden Sammelbänden beschrieben ( s. u. 3.2, Verordnungen).

Gelegenheitsgedichte vom Wolfenbütteler Hof

2.131 Die in 25 Kästen aufbewahrte, von den Bibliothekaren im 17. und 18. Jh angelegte und inzwischen neu geordnete Sammlung enthält 1950 Gelegenheitsdrucke mit Gedichten auf die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und ihre Familienangehörigen vom Ausgang des 16. Jhs bis zum Beginn des 19. Jhs. Die vor allem aus dem 17. und 18. Jh stammenden Dichtungen waren für die fürstlichen Angehörigen der Höfe in Wolfenbüttel (bis 1753) und Braunschweig (1753-1830) bestimmt. Ein Teil (500 Drucke) mit den Gelegenheitsgedichten auf Herzog August und seine Familie (1579-1666) wurde von Monika Hueck beschrieben ( s. u. 3.2, Gelegenheitsgedichte).

Theaterzettel

2.132 Die im 19. Jh angelegte Sammlung umfaßt ca. 3700 Theaterzettel, fast ausschließlich von Theater- und Konzertaufführungen, darunter aber auch Ankündigungen der Darbietungen von Schaustellern, Gauklern, Zauberern etc. aus dem 19. Jh. Sie stammen aus vielen Städten Deutschlands mit den Schwerpunkten Braunschweig (ca. 600 Zettel), Berlin (ca. 300 Zettel) und Wolfenbüttel (ca. 1100 Zettel). Die Sammlung wird in 14 Kästen aufbewahrt.

Paul Raabe

Buchgeschichtliche Sammlungen: Exlibris-Sammlung

2.133 Die Wolfenbütteler Exlibris-Sammlung besteht aus zwei Teilen, von denen der erste die Exlibris (Bücherzeichen, Bucheignerzeichen) aus der Sammlung des Freiherrn von Berlepsch (1787-1877) beinhaltet, die 1875 zusammen mit dessen übrigen Sammelstücken (Handzeichnungen, Buchdruckzeichnungen etc.) in die Bibliothek kamen. Die Sammlung Berlepsch beinhaltet 2383 Stücke, die vom ausgehenden 15. Jh bis zum ausgehenden 19. Jh reichen. Sie wurden von dem Sammler in chronologischer Folge in ein Album geklebt, in dem sie noch heute aufbewahrt werden. Zu der Sammlung, die als die zweitälteste in Deutschland gilt, gehören die ältesten und bekanntesten Exlibris überhaupt. Sie wurde von Otto von Heinemann 1895 beschrieben ( s. u. 3.2, Exlibris). Mehrere handschriftliche Verzeichnisse des Sammlers liegen vor. Der zweite Teil der Sammlung umfaßt später erworbene Exlibris, überwiegend aus dem 19. und 20. Jh. Derzeit sind 1105 Stücke alphabetisch nach Besitzern geordnet vorhanden.

Wolfgang Milde

Drucker- und Verlegersignete

2.134 Die im 19. Jh von Freiherr von Berlepsch angelegte Sammlung von Drucker- und Verlegersigneten des 16. bis 18. Jhs besteht aus abgetrennten originalen Titelblättern mit den Signeten bzw. aus Teilen der Titelblätter (Signete und Expressum-Angaben), die nach Orten und Druckern bzw. Verlagen geordnet auf Karton aufgeklebt wurden. Jeder Karton bildet ein oder mehrere Signete ab. Die Sammlung umfaßt ca. 4500 Blätter mit etwa 6000 verschiedenen Signeten bzw. Signetformen und wird in 54 Kästen aufbewahrt.

Akzidenzdrucke

2.135 Die ebenfalls von Freiherr von Berlepsch aufgebaute Sammlung enthält ca. 5000 Akzidenzdrucke des 19. Jhs in 27 Mappen. Sie betreffen alle Bereichen des privaten, beruflichen und geschäftlichen Lebens: Anzeigen, Visitenkarten, Drucksachen, Plakate, Ankündigungen, Prospekte etc.

Industriebucheinbände

2.136 Die Bibliothek erwarb 1984 von der Firma Cobet (Frankfurt a. M.) ca. 2000 Bde mit originalen Industriebucheinbänden aus der Zeit von 1870 bis 1920 als geschlossene Sammlung. Sie wurde gesondert aufgestellt und veranschaulicht die serienmäßig gefertigten, künstlerisch gestalteten, industriell produzierten Bucheinbände (Leder- und Pappbände), eine Mode, die auf die Jahrhundertwende beschränkt war.

Paul Raabe


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.