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 Nationalbibliothek(Prag): Bestandsgeschichte
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 Kataloge, Veröffentlichungen

Národní knihovna Ceské republiky

[Nationalbibliothek der Tschechischen Republik]

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Abteilung 20 - Historia universalis

2.174 In der Abteilung der allgemeinen Geschichte finden sich 1552 Titel in 9543 Bdn (Formate A-L). 11 Prozent stammen aus dem 16. Jh (170 Titel), 19 Prozent aus dem 17. Jh (295 Titel) und 16 Prozent aus dem 18. Jh (249 Titel). Die meisten Titel stammen jedoch aus dem 19. Jh (33 Prozent oder 512 Titel). Aus der ersten Hälfte des 20. Jhs liegen 20 Prozent vor (310 Titel). 16 Titel sind undatiert. Etwa 50 bis 60 Prozent der Werke liegen in deutscher Sprache vor, gefolgt von lateinischen und französischen Werken zu etwa gleichen Anteilen. Weniger umfangreich sind englische sowie italienische Werke, und mit nur einigen Titeln sind niederländische, russische, ukrainische, serbokroatische, bulgarische, ungarische, spanische, vereinzelt auch schwedische und litauische Drucke vertreten.

2.175 Die Abteilung umfaßt Bestände zur allgemeinen Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der Neuzeit vom 16. Jh bis zur Mitte des 20. Jhs. Es sind sowohl Werke der allgemeinen Weltgeschichte und der Geschichte einzelner Kontinente (wie Europa, Asien und Amerika) vertreten als auch Werke zur Geschichte einzelner europäischer Staaten, Länder oder Nationen. Zusätzlich wurden der Abteilung Bestände, die die Geschichte einzelner wissenschaftlicher Fachdisziplinen dokumentieren, zugeordnet.

2.176 Unter den Alten Drucken des 16. bis 18. Jhs dominieren verschiedene Chroniken und Kalender, z. B. Joan Aventinus, Bayerischer Chronicon ...ein kurzer Auszug (Nürnberg 1522); Chronicon historicum ap. Germanos seu de rebus gestis Germanorum (Tübingen 1525); Paul Ebers Calendarium historicum conscriptum ... (Wittenberg 1571); Türkische Chronica (Frankfurt 1577); Rerum toto orbe gestarum cronica (Antwerpen 1608) sowie Hungar- und Siebenbürgische Chronica ... (Frankfurt 1633). Hinzu kommen verschiedene Quelleneditionen und Abhandlungen über die Geschichten einzelner europäischer Länder oder Nationen, z. B. Langobardica historia (Hagenau 1516); Rerum Hispanicarum Scriptores (Frankfurt 1579); Historiae Francorum ab anno Christi DCCCC ad anno MCCLXXXV scriptores veteres (Frankfurt 1596); Rerum Anglicarum scriptores post Bedam (London und Frankfurt 1596 und 1601); Germanicarum rerum scriptores (Frankfurt 1600-1611); Rerum Alamannicarum Scriptores aliquot vetusti (Frankfurt 1661); Scriptores rerum Brunsvicensium (Hannover 1707-1711); Scriptores rerum Hungaricarum veteres (Tyrnau 1765); Adrian Rauchs Rerum Austriacarum Scriptores qui lucem publicam hactenus non videtur (Wien 1793-1794) sowie David Gottfried Herzogs Versuch einer allgemeinen Geschichte der Kultur der deutschen Nation (Leipzig 1782).

2.177 Eine weitere umfangreiche Bestandsgruppe bilden historische Übersichten und chronologische Tabellen; so liegen z. B. vor Dictionarium historicum, geographicum, poeticum, gentium hominum ...regionum, locorum, civitatum ... (Leyden 1596), Johann Philipp Abelins Theatrum Europaeum ... (Frankfurt a. M. 1662 ff.), Jean Baptist Ladvocats Historisches Handwörterbuch (Ulm 1760) und Mathias Hetz' Synchronische Tabellen (Leitmeritz 1776). Einige Werke befassen sich mit der Herrschergeschichte und bedeutenden historischen Persönlichkeiten, so Paolo Giovios Illustrium virorum vitae (Florenz 1549), Johannes Sleidans De statu regionis et rei publicae, Carolo Quinto Caesare ... (Frankfurt a. M. 1557) und Vitae virorum illustrissimorum ... (Basel 1563). Bemerkenswert ist ferner eine Reihe historischer Bildpublikationen. Zu den ältesten zählen Hubert von Goltz' Vivae omnium fere imperatorum imagines (Antwerpen 1557) und Germaniae historicorum illustrium ... (Frankfurt 1585). Einige Dutzend historische Atlanten, gedruckte Karten und historisch-geographische Werke ergänzen den Bestand.

2.178 Grundlagenwerke zur historischen Forschung, zum Geschichtsunterricht und zur historischen Methodologie sind ebenfalls vorhanden. Autoren wie Ernst Bernheim, Georg Weber, Carl Woynar, Anton Gindely, Franz und Rudolf Zechner u. a. sind vertreten. Von den Lehrbüchern seien genannt Anton Gindelys Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren Klassen (Prag 1866-1867, 1869) und Georg Webers Lehrbuch der Weltgeschichte mit besonderer Rücksicht auf Kultur, Literatur und Religionswesen (Leipzig 1876).

2.179 Aus systematischer Sicht eher ungewöhnlich sind weiterhin Bestände zur Geschichte wissenschaftlicher Fachdisziplinen, z. B. zum Handel Adolf Beers Allgemeine Geschichte des Welthandels (Wien 1860-1884) und zur Kulturgeschichte z. B. Johann Christoph Adelungs Versuch einer Geschichte des menschlichen Geschlechtes (Leipzig 1782), Allgemeine Geschichte der Bildenden Kunst (Berlin 1895-1903) und Genealogia der heutigen in Europa regierenden hohen Personen (Leipzig 1694). Da die Werke sich in der Regel auf größere Regionen oder sogar Kontinente beziehen, wurden sie bei der allgemeinen Weltgeschichte eingereiht.

2.180 Historische Zeitschriften liegen aus verschiedenen Ländern und in verschiedenen Sprachen vor. Von den deutschsprachigen seien z. B. genannt die Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte (Würzburg 1851-1875), Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur, Literatur und Kunstgeschichte (Stuttgart 1884-1885), Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (Berlin 1884-1934) und die Jahrbücher der Geschichte und Staatskunst (Leipzig 1828). Ohne systematischen Bezug wurden dieser Abteilung einige Zeitungen aus dem 19. Jh und der ersten Hälfte des 20. Jhs eingegliedert. Die meisten Zeitungstitel sind deutscher Herkunft (23), andere russischer und ukrainischer (zusammen 10), österreichischer (8), polnischer (4), englischer (4), serbokroatischer (4) und französischer (2) Herkunft. Je ein Titel erschien in bulgarischer, italienischer, japanischer, ungarischer, spanischer, schwedischer und litauischer Sprache. Manche Zeitungen liegen in zahlreichen Nummern vor, z. B. die Neue freie Presse (Wien 1867-1937) in 838 Nummern und die Allgemeine Zeitung (Tübingen und Augsburg 1798-1908) in 494 Nummern.

Ludmila Kubátová

Abteilung 21 - Historia ecclesiastica

2.181 Die Abteilung zur Kirchengeschichte thält 12.480 Titel in 20.204 Bdn (Formate A-L). Aus dem 16. Jh stammen etwa 2 Prozent (ca. 240 Titel), dem 17. Jh 6 Prozent (ca. 650 Titel), dem 18. Jh 14 Prozent (ca. 1160 Titel), dem 19. Jh 19 Prozent (ca. 2430 Titel) und aus der ersten Hälfte des 20. Jhs etwa 59 Prozent. Sprachlich gliedern sich die Bestände in 40 Prozent in lateinischer Sprache, 28 Prozent in deutscher und 23 Prozent in slawischen Sprachen (Russisch, Ukrainisch, Polnisch, Bulgarisch, Serbokroatisch, Slowenisch und Oberwendisch). Annähernd 10 Prozent der Titel entfallen auf andere Sprachen wie Spanisch, Italienisch, Hebräisch, Japanisch, Chinesisch, indische Sprachen u. a. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt eindeutig bei Werken zur allgemeinen Kirchengeschichte.

2.182 Die umfangreichste Gruppe bilden erwartungsgemäß Werke zum Christentum und zu christlichen Kirchen im allgemeinen, darunter Eusebius Pamphilius, Chronicon (Rom 1529); Nicephorus, Chronologia secundum Graecorum ... (Leipzig 1573); Michael Buchinger, Historia ecclesiastica (Basel 1573); Johann Severin, Synchronische Tafeln der Kirchengeschichte (Halle und Berlin 1809), wie auch zu Rußland, z. B. Ivan Sergejevic Gagarins Wird Russlands Kirche das Papsttum anerkennen? (Münster 1857). Publikationen über die Kreuzfahrer liegen ebenfalls vor, z. B. Friedrich Wilkens Geschichte der Kreuzzüge nach morgenländischen und abendländischen Berichten (Leipzig 1807 und 1830). Einzelne Monographien betreffen die Reformation, den Protestantismus, Calvinismus oder weitere Richtungen des Christentums, so beispielsweise Johann Jakob Herzogs Quietismus ... (Gotha 1860). Der Inquisition und Ketzerei ist Gabriel Prateolus De vitis, sectis, et dogmatibus omnium haereticorum ... (Köln 1583) gewidmet.

2.183 Viele Titel betreffen das Ordenswesen, darunter u. a. Heinrich Pantaleons Militaris ordinis Iohanitarum (Basel 1581). Titel zur Ordens- und Klostergeschichte in verschiedenen Ländern sowie zum Leben in den Klöstern ergänzen den Bestand, z. B. Franz Isidor Proschkos Das Cistercienserstift Hohenfurth in Böhmen (Linz 1859). Andere Titel beschreiben die Josephinische Säkularisation und die Aufhebung der Klöster am Ende des 18. Jhs in Österreich, z. B. das Verzeichnis der aufgehobenen Klöster (Wien 1783).

2.184 In der Literatur zum Papsttum und zur Papstwahl finden sich historische Abhandlungen zu einzelnen Päpsten, Lebensbeschreibungen, päpstliche Korrespondenz, Enzykliken, Berichte von verschiedenen Konzilen u. a., so beispielsweise Innocentii XII. epistola ... (St. Petersburg 1841-1848). Zu Nuntiaturen und deren Berichten liegen Werke vor wie Anton Pichlers Die päpstlichen Legaten und Nuntien in Deutschland, Frankreich und Spanien seit der Mitte des 16. Jahrhunderts (München 1900).

2.185 Ein bemerkenswerter Bestand liegt zum Leben Jesu, zu den Kirchenvätern, Heiligen sowie zu bedeutenden Kirchenpersönlichkeiten vor (ca. 500 Titel), so z. B. Das Leben des Bischofs Adalbert von Prag (Leipzig 1857); Johann Thomas Adalbert Burghauser, Apologia oder Schutzschrift für den heiligen Joan Nepomuceno Priester ... (Dillingen 1730); Apologi morales S. Cyrilli (Wien 1630) und Der heiligen Altvater Leben ... (Straßburg 1516). Etwa ein Zehntel der Werke befaßt sich mit dem Bau von Kirchen, Kathedralen und Klöstern in verschiedenen Städten wie Rom, Wien, Köln, Regensburg, London u. a.

2.186 Schematismen einzelner Diözesen und Bischofssitze bilden eine umfangreiche Sammlung; sie stammen z. B. aus Eichstätt, Würzburg, Brixen, Prag, Ceské Budejovice [Budweis] und Litomerice [Leitmeritz]. Vorhanden sind u. a. Schematismus der Geistlichkeit des Erzbisthums Bamberg (Bamberg 1859-1865), Schematismus der Geistlichkeit des Bisthums Augsburg (Augsburg 1863), Schematismus der Geistlichkeit des Bisthums Regensburg (Regensburg 1863) und Schematismus der Geistlichkeit des Bisthums Passau (Passau 1867). Hinzu kommen Kirchenlexika, Hand- und Lehrbücher sowie Kalender. Weniger als 100 Titel betreffen die Missionstätigkeit, so beispielsweise Geschichte der katholischen Mission im Kaiserreiche China: von ihrem Ursprung bis auf unsere Zeit (Wien 1845). Bibelkommentare sind ebenfalls nur marginal vertreten.

2.187 Zu dieser Abteilung gehören jedoch auch Werke zu anderen Religionen. Dem Judaismus sind einige hundert Publikationen gewidmet, darunter Johann Joseph Ignaz von Döllinger, Heidenthum und Judenthum (Regensburg 1857); Aus Palestin und Babylon (Wien 1882); Jakob Stern, Lichtstrahlen aus dem Talmud (Leipzig 1883) sowie Schriften des Institutum Judaicum in Berlin (Berlin und Leipzig 1891-1905). Ungefähr dieselbe Titelanzahl ist dem Buddhismus gewidmet sowie anderen orientalischen Religionen, indischen Sekten und ihren religiösen Texten. Einige Werke betreffen die Freimaurerbewegung, z. B. Freimaurerloge Zum goldenen Apfel im Orient (Dresden 1876), Wilhelm von Prags Der Freimaurerorden und seine Bedeutung für das deutsche Volk (Prag 1885) und die Freimaurer-Zeitung (Leipzig 1892). Vergleichsweise viele Titel beziehen sich auf den Mystizismus.

2.188 In der Abteilung liegen zudem zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften vor (ca. 2000 Bde), in erster Linie aus den historischen böhmischen Ländern, aus Deutschland und Österreich, aber in geringerer Zahl auch aus anderen Ländern. Als Beispiele genannt seien Katholische Blätter aus Tirol (1843-1871), Wiener Kirchenzeitung (Wien 1867-1872) und Korrespondenzblatt für den katholischen Clerus (Wien 1888-1912). Vorhanden sind auch pfarramtliche Nachrichten aus verschiedenen böhmischen Städten wie z. B. Cheb [Eger], Ústí nad Labem [Aussig], Jablonec [Gablonz] und Sokolov [Falkenau].

Ludmila Kubátová

Abteilung 22 - Historia civilia specialis

2.189 Diese Abteilung mit Beständen zur Menschheitsgeschichte zählt 34.292 Titel in 53.727 Bdn (Formate A-L). Aus dem 16. Jh stammen 5 Prozent (ca. 1700 Titel), aus dem 17. Jh 7 Prozent (ca. 2400 Titel), aus dem 18. Jh 10 Prozent (ca. 3400 Titel) und aus dem 19. Jh 18 Prozent (ca. 6000 Titel). Der Großteil des Bestandes geht jedoch auf die erste Hälfte des 20. Jhs zurück (ca. 60 Prozent). Sprachlich dominieren im historischen Bestand deutsche Werke mit ca. 48 Prozent (vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh). Eine weitere bedeutende Gruppe bilden Bücher in verschiedenen slawischen Sprachen mit zusammen 21 Prozent (darunter Polnisch, Russisch, Ukrainisch und südslawische Sprachen, vorwiegend aus dem 20. Jh, wenige Titel aus dem 19. Jh). Englische Titel sind mit 8 Prozent, französische mit 6 Prozent und alle anderen Sprachen zusammen mit 17 Prozent vertreten.

2.190 Inhaltlich haben die Bücher dieser Abteilung ein breitgefächertes Gepräge. Neben Publikationen über die allgemeine europäische Geschichte finden sich Titel zur Geschichte einzelner europäischer Länder einschließlich Deutschland, zu Nationen und zu bestimmten Regionen wie beispielsweise Bayern, Braunschweig, Hannover, Schlesien, Thüringen, Tirol, der Steiermark u. a. Zu den historisch wertvollen Drucken zählen Albert Krantz, Wandalia (Köln 1519) und Jean Jacques Boissard, Vitae et icones sultanorum Turcicorum (Frankfurt 1596). Zur deutschen Städtegeschichte sind bemerkenswert viele Titel vorhanden, z. B. zu Augsburg, Berlin, Bremen, Frankfurt a. M., Hamburg, Heidelberg, Speyer, Wittenberg, Worms und Zittau. Auch Werke zur Geschichte Amerikas, Afrikas, Arabiens, Indiens, Chinas, Japans und Ceylons sind vorhanden. Einige Titel des 16. und 17. Jhs beschreiben die neu entdeckten oder kolonisierten Länder fremder Kontinente.

2.191 Ein anderer Teil des Bestandes betrifft bedeutende historische Persönlichkeiten, Kaiser, Könige, Präsidenten, Staatsmänner, Diplomaten oder Heerführer (vorwiegend europäischer Staaten). Hier finden sich Biographien, Memoiren, Korrespondenz, Beschreibungen der Familien und Geschlechter, so beispielsweise Karl Maria von Aretins Wallenstein (München 1845), Sebastian Brauners Josef II. Charakteristik seines Lebens, seiner Regierung und seiner Kirchenreform (Freiburg 1885), Adolf Beers Leopold II., Franz II. und Catherine. Ihre Correspondenz ... (Leipzig 1874), Johann Christoph Beers Der Könige in Dänemark Leben, Regierung und Absterben ... (Nürnberg 1685) sowie Johann Georg Zimmermanns Fragmente über Friedrich den Grossen (Leipzig 1790).

2.192 Eine Reihe von Titeln befaßt sich mit Politik-, Rechts-, Verwaltungs-, Kultur-, Wirtschafts-, Schiffahrts- und Bergbaugeschichte sowie mit der Geschichte des Judentums. Als Beispieltitel aus dem 18. und 19. Jh seien genannt Leopold Borch, Beiträge zur Rechtsgeschichte des Mittelalters (Innsbruck 1881); Leo Herz, Geschichte der agrarischen Verwaltung 1848-1898 (Wien 1899); Josef Emler, Die Kanzlei der böhmischen Könige Premysl Ottokars II. und Wenzels II. ... (Prag 1878); Friedrich Seiler, Die Entwicklung der deutschen Kultur im Spiegel des deutschen Lehnworts (Halle 1895-1912); Leopold Löw, Zur neueren Geschichte der Juden in Ungarn (Budapest 1874) und J. Friedrichson, Geschichte der Schiffahrt (Hamburg 1890).

2.193 Mehr als ein Fünftel der Bestände betrifft die Militärgeschichte. Unter den Germanica finden sich z. B. Friedrich Wilhelm Barchmin, Beiträge zur Geschichte des 30jährigen Krieges (Köstritz 1879) und Josef Fuchs, Hannibals Alpenübergang (Wien 1897). Handbücher für das Studium der Geschichte und Bildpublikationen zur Geschichte liegen ebenfalls vor, genannt seien Balthasar Friedrich W. Zimmermanns Illustrierte Kriegsgeschichte 1870-1871 (Stuttgart 1890) und die Illustrierte Geschichte des 19. Jahrhunderts (Stuttgart 1890).

2.194 Historische Quellen mit Bezug zur deutschen Geschichte sind zahlreich. Unter den Urkundeneditionen, Archivmaterialien u. a. Dokumenten sind die Quellen und Darstellungen zur Geschichte und Politik (Leipzig 1839-1847), das Ulmische Urkundenbuch (Stuttgart 1873), das Würtenbergische Urkundenbuch 1549 (Stuttgart 1848) und Scriptores rerum Prussicarum (Leipzig 1861-1863), hrsg. von Theodor Hirsch, bemerkenswert.

2.195 Die zahlreichen Periodika in dieser Abteilung umfassen historische Zeitschriften, Zeitungen, Jahrbücher und auch Wörterbücher. Bei den deutschsprachigen finden sich z. B. Jüdisch-deutsche Monatsschrift (Prag 1802), Neue Jahrbücher zur Geschichte und Politik (Leipzig 1839-1874), Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde (Kassel 1843-1929), Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde (Bonn 1849-1939), Mitteilungen des Vereins der Stadt Nürnberg (Nürnberg 1871-1941), Mitteilungen des k.k. Kriegsarchivs (Wien 1881-1911), Jahrbuch der Gesellschaft für Lothringens Geschichte (Metz 1888-1916) und Zeitschrift für Geschichte und Auslegung der alten Kunst (Göttingen 1894 ff.).

Ludmila Kubátová

Abteilung 23 - Antiquitates

2.196 In dieser Abteilung zur Antike und zu Denkwürdigkeiten des Altertums finden sich 1624 Titel in 24.226 Bdn (Formate A-L), überwiegend aus dem 19. Jh und der ersten Hälfte des 20. Jhs. Etwa ein Prozent stammt aus dem 16. Jh, je 2 Prozent stammen aus dem 17. und 18. Jh. Die deutsche Sprache hat einen Anteil von etwa 62 Prozent, gefolgt von Englisch mit 13, Französisch mit 11, Russisch und Ukrainisch mit 5 Prozent. Andere Sprachen machen zusammen 9 Prozent aus, darunter Latein, Spanisch, Italienisch, Polnisch, Bulgarisch, Sorbisch, Kroatisch, Türkisch, Japanisch und Chinesisch.

2.197 Inhaltlich ist die Abteilung breit gefächert. Die meisten Titel betreffen die historischen Hilfswissenschaften einschließlich Abhandlungen zu Erfindungen und Entdeckungen, Sammelbänden, Hand- und Lehrbüchern, Wörterbüchern und Zeitschriften. Zur Paläographie und Diplomatik liegen zudem zahlreiche Editionen vor, z. B. von Edouard Navile Das aegyptische Todtenbuch der XVIII.-XX. Dyn. (Berlin 1886), Jan Hulákovskýs Abbreviaturae vocabularum (Prag 1852, lateinisch, tschechisch, deutsch) und ein Biblisches Reallexicon (Leipzig 1783-1785), die Assyrologische Bibliothek (Leipzig 1882-1933) und Georg Friedrich Grotenfelds Neue Beiträge zur Erläuterung der babylonischen Keilschriften ... (Hannover 1890). Die Abteilung besitzt zudem die Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete (Leipzig 1886-1944)

2.198 Unter zahlreichen deutschen Titeln zur Heraldik sind Kurt Otto von Querfurts Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie (Nördlingen 1872), Adolf Mathias Hildebrands Heraldische Meisterwerke (Berlin 1882), Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien ... (Leipzig 1855-1857) und aus dem 16. Jh Jacob Köbels Wappen dess Heiligen Römischen Reichs Teutscher Nation (Frankfurt 1579). Zur Sphragistik und Epigraphik liegen beispielsweise vor Barthold Georg Niebuhrs Inscriptiones Nubienses (Rom 1820), Blätter für älteste Sphragistic (Wien 1878) sowie Corpus inscriptiarum Etruscae (Berlin 1893). Die Titel zur Ikonographie stammen größtenteils aus dem 19. Jh, so Ede Mahlers Chronologische Vergleichungs-Tabellen (Wien 1888) und Adolf H. H. Kamphausens Die Chronologie der hebräischen Könige (Bonn 1883). Auch die Genealogie ist hier vertreten, z. B. durch Karl Hopf, Historisch-genealogischer Atlas (Gotha 1858-1866) und Simon Hock, Die Familien Prags (Preßburg 1892) sowie Geadelte jüdische Familien (Salzburg 1891).

2.199 Zahlreiche Werke betreffen die Numismatik vom Altertum bis zur Gegenwart. Neben Sammlungs- und Fundbeschreibungen aus verschiedenen Ländern finden sich numismatische Wörterbücher, Zeitschriften und andere Nachschlagewerke. Beispiele sind Imperatores romanorum numismata ... (Antwerpen 1597), Numismata cimelii Cesarei regii Austriaci Windobonensis ... (Wien 1755), Rarissima Romanorum ...numismata (Nürnberg 1777), Numismata medii aevi ... (Berlin 1835), Heinrich Philipp Cappes Die Münzen der deutschen Kaiser und Könige des Mittelalters (Dresden 1848), Moritz Abraham Levys Geschichte der jüdischen Münzen (Breslau 1862) und Johann Newalds Das österreichische Münzwesen unter den Kaisern ... (Wien 1885).

2.200 Die archäologische Literatur ist durch Werke zu allen zugehörigen Fachgebieten vertreten. Neben Schliemanns Werken liegen zahlreiche andere Publikationen zur Archäologie der Antike vor, beispielsweise Album der Archeologie - Album archéologique (Liège und Leipzig [1872]) und das Jahrbuch des archeologischen Instituts (Frankfurt 1886).

2.201 Werke über Antiquitäten behandeln z. B. Waffen, Orden, Flaggen, Masken, Spiegel und andere Gegenstände. Nennenswert sind Wendelin Boeheims Album hervorragender Gegenstände aus der Waffensammlung des allerhöchsten Kaiserhauses ... (Wien 1894), die Zeitschrift für historische Waffenkunde (Dresden 1897-1899), Josef Ritter von Bergmanns Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des Oesterreichischen Kaiserstaates vom XVI.-XIX. Jahrhundert (Wien 1844-1857) und Friedrich Heyer von Rosenfelds Die Seeflaggen, National- und Provinzial-Fahnen sowie Cocarden aller Länder ... (Wien 1883).

2.202 Literatur über die Geschichte der antiken und neueren Kunst und Architektur ergänzt den Bestand, darunter Ludwig Ross' Acropolis von Athen (Berlin 1837) und Alexander Friedrich von Quasts Die altchristlichen historischen Bauwerke von Ravenna (Berlin 1842) sowie die Zeitschrift für Geschichte und Auslegung der alten Kunst (Göttingen 1818). Vereinzelt finden sich Werke zur Geschichte, Ethnographie und Topographie, darunter Theodor Panofkas Bilder antiken Lebens (Berlin 1843) oder Martin Zeillers Topographia Germaniae Inferioris (Frankfurt 1659). Zur Mythologie liegen beispielsweise vor Carl Wilhelm Ramlers Kurzgefasste Mythologie (Wien und Prag 1808, Berlin 1821) und Wilhelm Vollmers Wörterbuch der Mythologie aller Völker (Stuttgart 1859).

Ludmila Kubátová

Abteilung 24 - Ius ecclesiasticum

2.203 Die Abteilung zum kanonischen Recht umfaßt ca. 1780 historische Titel in ca. 2600 Bdn (Formate A-L). Im Bestand finden sich vorwiegend Ausgaben aus dem 16. bis 19. Jh. Ältere kanonische Literatur findet sich in der Handschriften- und in der Inkunabelabteilung (s. u. 2.303 ff., 2.485 ff.). Auf das 16. Jh entfallen 121 Titel (6,8 Prozent), auf das 17. Jh 166 Titel (9,3 Prozent), auf das 18. Jh 164 Titel (9,2 Prozent) und auf das 19. Jh 232 Titel (13 Prozent). Werke aus der Zeit vor 1800 liegen überwiegend in lateinischer Sprache vor, spätere zunehmend in deutscher. Insgesamt liegt der Germanica-Anteil bei schätzungsweise 35 Prozent. Andere Sprachen wie z. B. Französisch (ca. 17 Prozent) sind geringer, Englisch oder Italienisch nur mit einzelnen Werken vertreten. Die Angaben erfolgen aufgrund von Teilauszählungen und Hochrechnungen, da im Standortkatalog die Angaben zum Erscheinungsjahr für etwa die Hälfte der Titel fehlen.

2.204 Der Bestand geht auf die Bibliotheken der Prager Universität und des Jesuitenkollegiums (seit dem 16. Jh) zurück. Er wurde laufend ergänzt und dokumentiert das Fachgebiet daher nahezu vollständig in Literatur und Quellen. Es handelt sich zumeist um Erstausgaben, die nahezu alle in ihren Originaleinbänden vorliegen. Ausgaben des 16. Jhs zum kanonischen Recht finden sich beispielsweise von Johannes Andreae, Guido de Baysio, Innozenz IV., Henricus de Segusia (Hostiensis), Nicolaus de Tudeschis (Panormitanus), Johannes de Turrecremata, Franciscus Zabarella, Felinus Sandaeus, Diego Covaruvias y Leyva, Martino Azpilcueta, Franciscus Duarenus und Thomasius Zasius. Repräsentativ sind auch die Ausgaben der kanonischen Schriften aus dem 19. Jh: u. a. enthält die Abteilung Kommentare zum kanonischen Recht und Lehrbücher, z. B. von Johann Friedrich Ritter von Schulte, Emil Friedberg, Georg Scherer, Simon Aichner, Karl Gross, Frederic William Maitland oder Franz Karl Paul Hinschius sowie von böhmischen Autoren wie Josef Helfert und Heinrich Pachmann. Weitere kirchenrechtliche Werke finden sich zudem in den Abteilungen 25 und 47.

2.205 Die Literatur umfaßt systematische Kommentare, Werke zum Straf- und Prozeßrecht, Eherecht und Summae confessorum. Es finden sich sowohl Gesamtausgaben, so z. B. vom Corpus iuris canonici (Köln 1682), als auch Teilausgaben, u. a. Decretum Gratiani, Decretales Gregorii IX. (Köln 1717), Liber Sextus und Clementinae in Ausgaben des 16. bis 19. Jhs. Weiterhin finden sich Bullaria (von Klemens XI., Benedikt XIV. u. a.), verschiedene Ausgaben der Decisiones Rotae und Ordensregeln (z. B. der Benediktiner und Jesuiten), außerdem Gesamtausgaben von Repetitiones und Consilia.

2.206 Mit zahlreichen Monographien im Bestand vertreten sind Friedrich Maassen, Johann Friedrich von Schulte und Josef Freisen. Von tschechischen Autoren sind z. B. Emil Otts Beiträge zur Receptions-Geschichte des römisch-canonischen Processes in den böhmischen Ländern (Leipzig 1879) und Kamil Henners Beiträge zur Organisation und Competenz der päpstlichen Ketzergerichte (Leipzig 1890) vorhanden. Der Codex iuris ecclesiastici Iosephini ... (Frankfurt 1788-1789) liegt ebenfalls vor. Bei den deutschsprachigen Zeitschriften finden sich u. a. das Archiv für katholisches Kirchenrecht (1857-1948) und die Zeitschrift für Kirchenrecht (1862-1916).

Jirí Kejr

Abteilung 25 - Ius civile

2.207 Die Abteilung zum Zivilrecht umfaßt ca. 20.700 Titel in ca. 40.000 Bdn (Formate A-L). Den historischen Grundstock bilden 865 Titel des 16. Jhs (4,2 Prozent), gefolgt von 1174 Titeln des 17. Jhs (5,7 Prozent), 1648 Titeln des 18. Jhs (8 Prozent) und 7828 Titeln des 19. Jhs (38 Prozent). Der Rest stammt aus dem 20. Jh (ca. 44 Prozent). Die Angaben beruhen auf Teilauszählungen und Hochrechnungen, da die Angaben im Standortkatalog nicht für alle Titel vollständig sind. Die Werke des 16. und 17. Jhs liegen fast ausschließlich in lateinischer Sprache vor. In späteren Jahrhunderten wird die deutsche Sprache vorherrschend. Insgesamt beläuft sich der Anteil deutschsprachiger Werke auf ca. 46 Prozent, der Anteil lateinischer auf 36 Prozent und der Anteil französischsprachiger auf ca. 18 Prozent. Andere Sprachen sind nur marginal vertreten.

2.208 Der ursprüngliche Bestand setzte sich aus Werken zum klassischen und mittelalterlichen Römischen Recht sowie zur Geschichte der Rezeption des Römischen Rechts zusammen; jedoch wurde die Abteilung später auch durch Werke aus anderen juristischen Fachgebieten ergänzt, vor allem um juristische Monographien, Lehrbücher, theoretische Werke und Handbücher für die praktische Arbeit von Juristen, aber auch um einige juristische Zeitschriften (ca. ein Prozent des Bestandes). So finden sich heute im Bestand Werke u. a. zum Bergrecht, Bürgerlichen Recht, Corpus Iuris Civilis, Handelsrecht, Humanismus, Jagdrecht, Kanonischen Recht, zur Kodifikation, zu Konsilien, zum Kriegsrecht, Landesrecht (besonders zu österreichischen Ländern), Militärrecht, zur Rechtsgeschichte, Rechtsphilosophie, zum Römischen Recht, Staatskirchenrecht, Stadtrecht (für deutsche und andere ausländische Städte), Steuerrecht, Verfahrensrecht, Verwaltungsrecht, zu Wahlkapitulationen und zum Wechselrecht, ferner Digestenkommentare, Dissertationen, Entscheidungssammlungen, Gesetzblätter, Gesetzessammlungen und Kanzleiformelbücher.

2.209 Bei den Gesetzessammlungen liegen z. B. Ausgaben vor des Corpus iuris civilis, Digestum vetus, infortiatum et novum, Codex Theodosianus, weiterhin des Sachsenspiegels (Leipzig 1528, 1539, 1545, 1561, 1569 und 1614, Berlin 1835-1848, Oldenburg 1879 u. a.) und des Corpus iuris Hungarici (Tyrnau 1696-1734). Zudem finden sich Kommentare. Von besonderer Bedeutung für Böhmen sind z. B. Melchior Goldast, De regni Bohemiae juribus ac privilegiis, Appendix commentariorum de iuribus ... und Appendix commentariorum de iuribus ac privilegiis regni Bohemiae (beide Frankfurt a. M. 1627), die Commentarii (Frankfurt a. M. 1719) sowie sein Werk Consultatio de officio electoris Bohemiae (Frankfurt a. M. 1627). Als Beispieltitel zu verschiedenen Rechtsbereichen seien genannt Aurea bulla Karoli IIII. (Heidelberg 1594), Johann Jacob von Weingartens Auszug der verneuerten Lands-Ordnung (Prag 1671 und 1686), Samuel von Pufendorfs De officio hominis et civis (Frankfurt a. M. 1706), Philipp Reinhard Vitrarius' Institutiones juris publici Romano-Germanici (Nürnberg und Leipzig 1720 und 1723) und Die Wahlkapitulationen der römischen Kayser und teutschen Könige ... (Riga und Leipzig 1774, 1776 und 1777). Speziell das Militärrecht betreffen u. a. Kriegs-Recht (Frankfurt a. M. 1672), Corpus juris militaris (Berlin 1693) und Peter Resch, Das moderne Kriegsrecht der civilisierten Staatenwelt (Graz und Leipzig 1885). Weiterhin sind mit mehreren Werken vertreten Bartolus de Saxoferrato, Baldus de Ubaldis, Paulus de Castro, Petrus de Ancharano und Guilielmus Durandus; aus späterer Zeit Hugo Grotius, Georg Friedrich Puchta, Friedrich Karl von Moser, Samuel von Pufendorf und aus Prag Johann Christoph Schambogen und Heinrich Peter Broichhausen.

2.210 Von den deutschsprachigen juristischen Zeitschriften seien genannt Archiv für die civilistische Praxis (Heidelberg 1820-), Blätter für Rechtsanwendung, zunächst in Bayern (Ansbach 1836-), Der Gerichtssaal. Zeitschrift für volksthümliches Recht (Erlangen 1849-), Magazin für Rechts- und Staatswissenschaft (Prag 1850) und Zeitschrift für deutschen Civilprozeß (Berlin 1862-). Außerdem sind in dieser Abteilung kirchenrechtliche Schriften vertreten, die ansonsten in der Abteilung 24 aufgestellt sind, so u. a. von Diego Covaruvias y Leyva, Thomasius Zasius, Franciscus Duarenus, Matthaeus Wesenbeck, Hugo Donellus, Andreas Alciatus, Jacobus Cuiacius und Johannes Althusius. Ein frühes Nachschlagewerk ist das Lexicon Iuridicum (Köln 1611).

Jirí Kejr

Abteilung 26 - Biblia

2.211 Es handelt sich um eine Sammlung von mehr als 1800 Bibeln, den Bibeltext enthaltenden Kommentaren und Nachschlagewerken (insbesondere Lexika und Konkordanzen). Der Bibeltext liegt in seinen Ursprachen, Hebräisch bzw. Aramäisch und Griechisch, in lateinischer Übersetzung (meistens als Vulgata Clementina) und in anderen Übersetzungen vor. Die Sammlung besteht aus 344 Bibeln aus dem 16. Jh, 212 aus dem 17. Jh, 230 aus dem 18. Jh, 602 aus dem 19. Jh und weiteren aus dem 20. Jh (Formate A-L, AA). Etwa 50 sind im Standortkatalog nicht datiert. Der Anteil der Germanica beträgt etwa 15 Prozent; die am häufigsten vertretenen deutschen Druckorte sind Köln, Leipzig, Mainz und Wittenberg.

2.212 Von den Bibeln des 16. Jhs seien genannt die Polyglotta aus Complutum (Alcála) samt dem hebräisch-aramäischen Wörterbuch Vocabularium hebraico-chaldaicum Academiae Complutensi (o. J.), die Polyglotta aus Antwerpen (1572), die Ausgabe des lateinischen Neuen Testaments von Erasmus (Tübingen 1523, Straßburg 1523 u. a.), der zweite Band des Kommentars von Nikolaus de Lyra zum Alten Testament (Basel 1506), die Polyglotta (Hebräisch, Griechisch und Latein) mit den Anmerkungen von Franciscus Vatablus (François Gastebled, †1547) und von Elias Hutter die Biblia ...Ebraice, Chaldaice (syrisch), Graece, Latine, Germanice, Italice, tomus I/Pentateuch (Nürnberg 1599). Als unbekannt gilt die Frankfurter Ausgabe der griechischen Bibel (Altes und Neues Testament) aus dem Jahre 1597. Aus dem 16. Jh stammen auch mehrere Ausgaben (ca. 60 Bde) der deutschen Übersetzung von Martin Luther, darunter die Erstausgabe Die Propheten alle Deudsch (Wittenberg: Hans Lufft 1534), und der katholischen Übersetzung von Johann Dietenberger (Köln: Heinrich Quentell 1567). Bemerkenswert ist auch eine französische Bibelübersetzung aus dem Jahre 1594 (o. O.: Jacob Stoer).

2.213 Aus dem 17. Jh sei auf die Textausgaben von Bonaventura und Abraham Elzevier, die hebräisch-deutschen Diglotten und auf weitere Übersetzungen wie die deutsche katholische von Caspar Ulenberg oder die niederländische aus dem Jahre 1637 (Generalversion, Leyden) hingewiesen. Unter den Bibeln aus dem 18. Jh finden sich mehrere Übersetzungen in die europäischen Nationalsprachen (Deutsch 15 Prozent, weiterhin Englisch, Französisch, Dänisch, Russisch, Kroatisch und Wendisch), zudem Diglotten und Bibeln, deren besonderer Wert darin besteht, daß sie bekannten Persönlichkeiten oder Adelsfamilien gehörten und entsprechende Provenienzvermerke tragen.

2.214 Die größte Gruppe bilden Bibelausgaben aus dem 19. Jh, unter denen sich auch mehrere kritische Ausgaben einzelner bekannter griechischer, lateinischer, gotischer oder altslawischer Manuskripte befinden. Zahlreich sind die Übersetzungen, und zwar besonders in die slawischen Sprachen wie das Serbische/Serbokroatische (Karadzic 1847), Polnische, Slowenische, Wendische und Russische. Bemerkenswert sind die Übersetzungen einzelner Bücher z. B. ins Arabische, ins Türkische oder in das klassische Aztekische (liturgische Lesungen aus den Evangelien und Episteln), illustrierte Ausgaben sowie Übersetzungen einzelner deuterokanonischer und einiger weniger pseudoepigrapher Bücher. Besonders zahlreich sind deutsche katholische Übersetzungen vertreten (z. B. die katholische Übersetzung von Joseph F. Allioli, 1866) sowie einige niederdeutsche Übersetzungen. Es finden sich zudem einige wenige Kommentare und elementare exegetische Nachschlagewerke, ferner ist der Text der jüdischen Schrift (Tenak) in separaten, z. T. kommentierten oder kritisch annotierten, Ausgaben vorhanden. Die Sammlung umfaßt auch die bekannten kritischen Textausgaben des Neuen Testaments.

Petr Pokorný

Abteilung 27 - Hermeneutica

2.215 Der Bestand umfaßt Bibelkommentare und Werke zur Bibelerklärung vom Beginn der Reformation im 16. Jh bis zur ersten Hälfte des 20. Jhs. Aus der Gesamtzahl der 2500 Titel (mehr als 3000 Bde, Formate A-L) entfallen auf das 16. Jh ca. 5,1 Prozent (130 Titel), auf das 17. Jh 15,6 Prozent (390 Titel), auf das 18. Jh 10,8 Prozent (270 Titel), auf das 19. Jh 37 Prozent (925 Titel) und auf die erste Hälfte des 20. Jhs 30 Prozent (750 Titel). Ohne Angabe zum Erscheinungsjahr liegen 1,5 Prozent (40 Titel) vor. Die lateinische Sprache ist im Bestand mit ca. 51 Prozent (1275 Titel) vertreten, die deutsche mit 43 Prozent (1075 Titel), die französische mit 2,2 Prozent (55 Titel); andere Sprachen machen zusammen 3,8 Prozent (95 Titel) aus.

2.216 Die Reformationskommentare des 16. Jhs stammen vorwiegend von lutherischen und reformierten Theologen aus ganz Europa. Die wichtigsten Druckorte der deutschen Titel sind Amsterdam, Antwerpen, Augsburg, Bautzen, Breslau, Brüssel, Frankfurt, Freiburg, Genf, Hagenau, Halle, Heidelberg, Helmstadt, Herborn, Köln, Leipzig, Marburg, Mainz, Neustadt, Nürnberg, Schmalkalden, Straßburg, Tübingen, Wien, Wittenberg und Zürich, ferner Leuwen, Paris, Prag und Rotterdam. Am häufigsten vertretene Druckorte sind Wittenberg und Genf. Hinzu kommen zahlreiche Drucke aus Florenz, Lyon und Venedig.

2.217 Enzyklopädische Werke in Kommentarreihen stammen größtenteils aus dem 17. bis 19. Jh, nur einzelne sind älter. Charakteristische Beispieltitel sind Dionysius Carthusianus, Commentarius (Köln 1532 ff.); Sixtus Senensis, Bibliotheca sancta (Lyon 1575, Köln 1626); Cornelius a Lapide, Commentarii (Antwerpen 1619-1720); Augustin Calmet, Commentarii in Vetus Testamentum (Würzburg 1789-1793) und Commentarii in Novum Testamentum (Würzburg 1787-1788) sowie Bibliotheca Rabbinica (Leipzig 1881). Methodische Einleitungen in das Bibelstudium geben Isagoge in Biblia (Lyon 1536) von Sanctes Pagnini und Ars interpretandi sacras scripturas (Köln 1588). Zu den Hilfsmitteln für die Bibelerläuterung gehören auch verschiedene Ausgaben des Thomas von Aquin, eine Reihe von Ausgaben von Matthias Flacius Illyricus' Clavis scripturae sanctae (Basel 1580-1581), etwa 30 verschiedene Konkordanzen, von denen die ältesten Ausgaben aus Basel (1506 und 1516) und Straßburg (1526 und 1530) stammen, ferner Melanchthons Integrae Graece Grammatice Institutiones (Hagenau 1521) und Johannes Buxdorffs Concordantiae Bibliorum Hebraicae (Basel 1632).

2.218 Von Martin Luther liegen Kommentare zu den Büchern des Alten und des Neuen Testaments in Wittenberger Ausgaben vor: In Esaiam (1534), In Micheam (1542), In Hoseam (1545), Prediger Salomo (1533) und In ad Galatas (1535) und De novissimis verbis Davidis (Leipzig 1550). Von den Kommentaren Melanchthons liegen z. B. vor In Ev. Matthei (Hagenau 1531), Ad Romanos (Wittenberg 1532), Ad Titum (Hagenau 1530), In Danielem (Wittenberg 1543), In Evangelia (Wittenberg 1549) und Sapientiae Salomonis (Preßburg 1568 und 1577, Breslau 1568) sowie Enarratio ...Salomonis (Wittenberg 1550). Im Bestand finden sich auch die Kommentare Calvins (Genf 1548-1564). Von Erasmus sind die Bibelkommentare vorhanden, Paraphrasis (Straßburg 1523, Basel 1524), In Ev. Lucae (Basel 1523), In Novum Testamentum (Basel 1555) und Brevissime maximeque ... (Wien 1523). Auch die Colloquia familiaria (Bautzen 1566) sind hier eingereiht.

2.219 Die bekanntesten Repräsentanten der Reformation sind ebenfalls mit ihren Werken vertreten, so Théodore de Bèze (8 Bde), Johannes Brenz (8 Bde), Martin Bucer (2 Bde), Johannes Bugenhagen (3 Bde), Heinrich Bullinger (3 Bde), Kaspar Cruciger (Creutzinger) (4 Bde), Wolfgang Capito (ein Bd), Robert of Holkot (Super librum Sapientiae, Basel 1506 und Paris 1518), Wolfgang Musculus (5 Bde), Johannes Oekolampad (Commentarii prophetarum, Genf 1553-1558), Johannes Piscator (4 Bde), Petrus Martyr Vermigli (4 Bde) und Ulrich Zwingli (In Genesin, Zürich 1581) sowie Johann Jakob Grynäus, David Chytraeus und François Lambert. Eine gewisse Seltenheit stellen die Tafel-Erläuterungen des Alten Testaments von Cyriakus Spangenberg (Basel 1563) dar.

2.220 Die Zahl der Bibelkommentare aus dem 17. und 18. Jh ist deutlich kleiner. Von den protestantischen Autoren seien beispielsweise genannt die Hebraisten Johannes Buxdorff d. Ä. und d. J., Johannes Benedikt Carpzov d. J., Martin Chemnitz (Harmonia Evangeliorum, Frankfurt 1608), Aegidius Hunnius (Epitome, Wittenberg 1603), Amandus Polanus und Jean Turretini. Katholische Erläuterungen sind z. B. Notae in Evangelicas lectiones von Peter Canisius (Freiburg 1591 und 1595), Explanatio in Psalmos von Roberto Bellarmino (Antwerpen 1624), Analogia Veteris et Novi Testamenti von Martin Becanus (Mainz 1620), verschiedene Ausgaben der Histoire critique du vieux Testament (Rotterdam 1685) und Histoire critique des versions du Nouveaux Testament (Rotterdam 1690) von Richard Simon und in deutscher Übersetzung Offenbarung des hl. Johannis (Augsburg 1718) von Jacques Bénigne Bossuet. Zudem sind 11 Kommentare des Jesuitengegners Cornelius Jansen vorhanden, aus dem 17. Jh mehrere Kommentare von Hendrich van Bukentop und Libertus Froidmont sowie aus dem 18. Jh von Johann David Michaelis.

2.221 Einige exegetische Werke der Patristik und Scholastik besitzt die Abteilung in Ausgaben des 16. und 17. Jhs, z. B. von Bonaventura, Cassiodor, Cyprianus, Hieronymus, Peter Lombard und Thomas von Aquin. Homiletische und katechetische Bearbeitungen biblischer Texte sind nur marginal vertreten, genannt seien jedoch die Postilla Quillenius Parisiensis von Guilelmus Parisius (Leipzig 1510, Basel 1521) und die Postilla von Thomas von Aquin (Antwerpen 1573).

2.222 Zu den am häufigsten erläuterten Büchern gehören die Psalmen. Die älteste Erläuterung von Ludolphus Saxo stammt aus dem Jahre 1514, ferner liegen 14 Drucke des 16. Jhs und weitere Ausgaben vor. Beliebt waren auch Erläuterungen der Harmonie der Evangelien und Paulus-Episteln, der 5 Bücher Moses und der Propheten, aber auch der Proverbia und des Salomon-Liedes.

2.223 Unter den Beständen des 19. Jhs sind zahlreiche Werke der deutschen kritischen Bibelwissenschaft vertreten. Neben dem älteren klassischen Kommentar von Johann Albrecht Bengel Gnomon Novi Testamenti (Tübingen 1712) in der Erstausgabe finden sich Autoren wie Julius Wallhausen, Bernhard Duhm, Franz Delitsch, Adolf Deißmann, Johann Christian Konrad Hoffmann u. a.. Es sind 6 Einleitungen zur Bibel aus den vierziger Jahren des 19. Jhs vorhanden, ferner Johann Gottfried Eichhorns Einleitung in das Neue Testament (Leipzig 1803-1814).

2.224 In der Untergruppe Hermeneutik ist eine Reihe von Werken eingereiht, die inhaltlich eigentlich nicht zu dieser Abteilung gehören. Es handelt sich um Schriften Luthers und Melanchthons zu Problemen der systematischen Theologie. Von den ältesten Werken Luthers seien genannt Sermo de Poenitentia (Leipzig 1519), Sermo de virtute (Leipzig 1519), Judicium de votis (o. O. 1521), von den späteren Ausgaben Von der Bereitung zum Sterben (Wittenberg 1544) in Etliche Trostschriften und Predigten (Wittenberg 1545) mit einer Vorrede von Caspar Creutzinger. Von Melanchthons Schriften zur systematischen Theologie finden sich Theologiae Hypostases (o. O. 1523), Brevis dicendae Theologiae ratio (o. O. 1537), Turciarum rerum commentarius (Wittenberg 1537), De ecclesiae autoritate (Wittenberg 1539), Ad ...Joh. Pffefingerum ...Epistola ... (Wittenberg 1555), Examen eorum qui audiuntur ante ritum (Wittenberg 1556), Questiones de rebus (Wittenberg 1558) sowie Unterschied des Alten und Newen Testaments (o. O. o. J.). Der Zeit der Reformationsanfänge entstammt die Schrift des Johann Oekolampad Apologetica (Zürich 1526), aus späterer Zeit das Werk des lutherischen orthodoxen Theologen Andreas Osiander Papa non Papa (Tübingen 1606).

2.225 Ebenfalls häufiger vertreten ist Johannes Piscator mit seinen Werken. Beispielsweise besitzt die Abteilung An R. Rami scholae in tres primas ... (Frankfurt 1581 und 1595), Responsio (Herborn 1593), Disputatio (Herborn 1598), Analysis Logica ... (Herborn 1603) und Anhang des Herbornischen biblischen Werks (Herborn 1610). Weiterhin liegen die Werke des ebenfalls reformierten Theologen Hieronymus Zanchius vor, darunter De spirituali inter Christum et Ecclesiam amore (Heidelberg 1591), De scriptura sacra (Heidelberg 1593), De religione Christiana (Neustadt o. J.) und De operibus Dei (Neustadt 1602). Das theologische Werk des berühmten reformierten Staatswissenschaftlers Hugo Grotius Opera omnia theologica (Basel 1732) ist ebenfalls im Bestand.

2.226 An judaistischer Literatur liegen zur Hermeneutik Schriften wie der Talmud (Amsterdam 1529, 1644-1647 und Ausgaben späterer Jahre) vor sowie eine Reihe von Targumim und gemischten Erläuterungen. Maimonides ist mit zwei Werken vertreten: De idolatria (Amsterdam 1642) und De poenitentia (Amsterdam 1651). Ferner finden sich hier diverse Rabbiner-Erläuterungen. Zum Gebiet der Judaistik gehören auch das bekannte Werk des Hebraisten Johannes Reuchlin De Arte Cabalistica (Hagenau 1517 und 1530, Basel 1550) sowie Liber de Verbo Mirifico (Lyon 1552).

Josef Smolík

Abteilung 28 - Patristica Graeca

2.227 Die Abteilung umfaßt 490 Titel in 1570 Bdn (Formate A-L). Bei 65 Titeln fehlen wesentliche Angaben im Standortkatalog, so daß nur 425 Titel als Grundlage für die Analyse des Bestandes herangezogen werden konnten. Die meisten Titel stammen aus dem 16. Jh (154 Titel oder 36,2 Prozent). Das 17. Jh ist mit 109 Titeln (25,6 Prozent), das 18. Jh mit 66 Titeln (15,5 Prozent) und das 19. Jh mit 73 Titeln (17,2 Prozent) vertreten. Die Sammlung ist bis in die fünfziger Jahre des 20. Jhs ergänzt worden (weitere 23 Titel oder 5,4 Prozent).

2.228 In der Abteilung liegen Drucke aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Italien, Belgien, Österreich, England, den Niederlanden, Rußland, Böhmen, Griechenland, Ungarn und Polen vor. Aus dem 16. Jh stammen 54 aus Druckereien in der Schweiz (Basel ist als Druckort am häufigsten vertreten), 48 Titel aus Deutschland (die meisten aus Köln), 28 Titel aus Frankreich (die meisten aus Paris), und 19 Titel aus Italien (die meisten aus Venedig). Aus dem 17. Jh besitzt die Sammlung die größte Anzahl von Drucken aus Frankreich (49 Titel, die meisten aus Paris) und Deutschland (36 Titel, die meisten aus Köln). Die Titel des 18. Jhs stammen zumeist aus Frankreich (17 Titel aus Paris); Deutschland ist mit 17 Drucken verschiedener Druckereien vertreten, davon 7 Titel aus Augsburg. Von den 16 italienischen Titeln sind die meisten in Venedig erschienen. Bei den Werken des 19. Jhs überwiegen eindeutig Drucke aus verschiedenen deutschen Druckereien (52 Titel, davon 21 aus Leipzig).

2.229 Inhaltlich und sprachlich überwiegen Editionen in griechischer Sprache (310 Titel oder 72,9 Prozent) und zweisprachige Werke, in der Regel griechisch-lateinische. Bei den übrigen Editionen (17 Titel oder 4 Prozent) handelt es sich um Originaltexte lateinischer Autoren, die fälschlich hier eingeordnet wurden, und um zweisprachige Ausgaben orientalischer Texte mit Übersetzungen ins Lateinische oder in moderne Sprachen des Abendlandes. In 2 Fällen handelt es sich um altkirchenslawische Texte (aus dem 19. und 20. Jh) und in einem Fall um einen russischen Text. Bei den orientalischen Texten liegen großenteils Standardeditionen des 19. und 20. Jhs vor, wie z. B. Patrologia Syriaca (Paris 1894-1924) oder Patrologia orientalis (Paris 1903).

2.230 Übersetzungen der Werke von Kirchenvätern und christlichen Autoren umfassen 49 Titel (ohne zweisprachige Ausgaben). Den größten Anteil haben hier Übersetzungen ins Lateinische (27 Titel), zumeist in Ausgaben des 16. oder 17. Jhs wie beispielsweise Nilus' Sententiae morales e Graeco in Latinum versae (Nürnberg 1516). Es folgen deutsche Übersetzungen mit 12 Titeln (2,8 Prozent), von denen 2 zusammengebundene aus dem 16. Jh stammen: Johannis Chrysostomus' Auszlegung über das Haupt Evangelion Sanct Johans (Straßburg 1551) und Auszlegung ... Sancti Matthei (Straßburg 1551). Aus dem 18. Jh liegt vor Johann Andreas Cramer (Hrsg.), Des heiligen Kirchenlehrers Johannes Chrysostomus Predigten und kleine Schriften aus dem Griechischen übersetzt (Augsburg und Innsbruck 1772). Von den übrigen Titeln stammen 6 aus dem 19. und 2 aus dem 20. Jh, darunter Karl Friedrich Schnitzer, Origenes über die Grundlehren der Glaubenswissenschaft (Stuttgart 1835) und Der Hirt des Hermas (Freiburg i. Br. 1882) von Andreas Brüll. Ferner befinden sich in der Sammlung Übersetzungen in die französische, englische, russische oder altkirchenslawische Sprache.

2.231 Die Sekundärliteratur ist großenteils durch Standard-Einführungen und Kompendien zur Patrologie oder durch einzelne spezielle Studien aus neuerer Zeit vertreten (49 Titel), von denen 26 in lateinischer Sprache vorliegen. Hier sind z. B. vorhanden Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur von Oscar von Gebhardt und Adolf Harnack (Bd 1, Leipzig 1882) und Die Überlieferung der griechischen Apologeten des II. Jahrhunderts in der alten Kirche und im Mittelalter von Adolf Harnack (insgesamt 131 Bde, Leipzig 1882-1938). Deutschsprachige Werke sind mit 14 Titeln vertreten, von denen 2 aus dem 18. Jh stammen, so Matthieu Souverain, Versuch über den Platonismus der Kirchenväter (Züllichau und Freystadt 1792). Die übrigen Titel stammen aus dem 19. und 20. Jh. Einzelne Werke sind in französischer, 2 Titel in griechischer Sprache verfaßt. Erwähnt sei auch das patrologische Handbuch des Prager Benediktiners Bonifacius Schleichert, Institutiones patrologiae (Prag 1777) als einziges böhmisches Werk in der Sammlung.

2.232 Insgesamt ist die Abteilung des 16. bis 19. Jhs eine Sammlung von Drucken mit einem Schwerpunkt bei Ausgaben und Übersetzungen von griechischen, teilweise auch orientalischen, christlichen Autoren. Am häufigsten sind vertreten Johannes Chrysostomos, Origenes, Eusebius von Caesarea, Athanasius, Dionysios Areopagites, Basilius Ephräim der Syrer, Gregor von Nyssa, Gregor von Nazianz, Klemens von Alexandrien und Cyrill von Alexandrien. Größtenteils liegen die Werke in humanistischen oder Barockausgaben des 16. und 17. Jhs vor, seltener in ausgewählten Werken oder Sammelbänden, vielfach jedoch in Gesamtausgaben von Schriftstellern oder in größeren Editionen (z. B. als Bibliotheca oder Collectio). Aus dem 19. Jh stammen kritische Editionen vornehmlich deutscher oder französischer Herkunft und bis heute gebräuchliche Gesamtausgaben, wie z. B. Jacques Paul Migne, Patrologiae cursus completus, series Graeca (Paris 1857-1891).

2.233 Vom Standpunkt der abendländischen Patrologie ist interessant, daß auch relativ alte Editionen späterer griechischer Autoren vertreten sind, so z. B. Euthymios (12. Jh) mit 4 Ausgaben des 16. Jhs und einer des 18. Jhs, Theophylaktos von Achrida (11. Jh) in 10 Ausgaben des 16. Jhs und je einer des 17. und 18. Jhs sowie Johannes Zonaras (11./12. Jh) mit einer Ausgabe aus dem 17. Jh. Offensichtlich kamen irrtümlich auch lateinische Autoren des Altertums und des Mittelalters in die Sammlung, wie z. B. Leo I. Magnus (5. Jh) in einer Ausgabe des 17. Jhs, Sidonius Apollinaris (5. Jh) in einer Ausgabe des 16. Jhs, Ennodius von Pavia (5./6. Jh) in einer Ausgabe des 17. Jhs, Odo von Cluny (9./10. Jh) in einer Ausgabe von 1900, Ratherius von Verona (Leodicensis, 8./9. Jh) in einer Ausgabe des 18. Jhs und Dionysius von Rijkel (Lovaniensis, 15. Jh) in einer Ausgabe des 16. Jhs. Ungewöhnlich ist auch die Eingliederung der Werke des heidnischen Kaisers Flavius Claudius Julianus, Opera quae supersunt omnia (Leipzig 1696).

Josef Barton

Abteilung 29 - Patristica Latina

2.234 Die Abteilung umfaßt etwa 550 Titel in 1070 Bdn (Formate A-M). Aus dem 16. Jh stammen 43,6 Prozent der Drucke (ca. 240 Titel), davon 70 Titel aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts; aus dem 17. Jh stammen 29 Prozent (ca. 160 Titel), aus dem 18. Jh 15 Prozent (ca. 85 Titel) und aus dem 19. Jh 11 Prozent (ca. 60 Titel); der Rest stammt aus dem 20. Jh. Die meisten Werke sind in lateinischer Sprache, wenige auch in griechischer. Übersetzungen aus dem Lateinischen liegen vor allem in Deutsch und Französisch vor, aber auch in Spanisch (6 Titel), Italienisch (3), Englisch (2) und Polnisch (einer).

2.235 Etwa ein Drittel der Sammlung bilden Titel, die im deutschsprachigen Gebiet erschienen sind. Die am häufigsten vertretenen Druckorte sind Köln (88 Titel, davon 57 des 16. Jhs und 29 des 17. Jhs), Leipzig (23 Titel, vor allem des 19. Jhs) und Augsburg (12 Titel, vor allem aus dem 18. Jh sowie je einer aus dem 16., 17. und 19. Jh). Weitere Druckorte sind Mainz (9 Titel), Dillingen (7), Ingolstadt (6) sowie Freiburg und Sulzbach (je 5 Titel). Das älteste Werk aus dem deutschen Sprachgebiet ist Rabanus Maurus' De laudibus S. Crucis (Pforzheim 1503).

2.236 Etwa ein Achtel des Bestandes sind französische Drucke. 106 Titel wurden in Paris gedruckt, darunter Opuscula diui Augustini ...rursus Parrhisiis coimpressa (1502 im Explicit). Aus der Schweiz stammen 52 Titel, sämtlich aus dem 16. Jh (48 Titel aus Basel, 4 aus Genf). Von den Basler Drucken sei erwähnt Radbertus Paschasius, Commentaria in lamentationibus Jeremiae prophete (Basel 1502). Aus Italien stammen 51 Titel (35 aus Venedig). Zwanzig Titel wurden in Österreich gedruckt, davon 13 in Wien. Die heutigen Niederlande und Belgien sind mit 24 Titeln aus Antwerpen und 11 aus Leuven vertreten. Aus Spanien stammen 7 Titel, aus den böhmischen Ländern und der Slowakei je 4 (vorwiegend des 18. Jhs), aus England 3 und aus Polen (Krakau) einer. Beim ältesten Druck aus den böhmischen Ländern handelt es sich um die deutsche Übersetzung einer Sammlung von Fragmenten der Werke des Hl. Bernhard aus dem Kloster Znojmo-Louka [Bruck a. d. Thaya], Sententiae morales D. Bernardi, abbreviatae. Das ist Geistliche kurtzverfaßte Sprüch und Sentenz (Bruck a. d. Thaya 1596).

2.237 Erwartungsgemäß finden sich zahlreiche Traktate, weiterhin vor allem homiletische und Briefliteratur sowie hymnische und didaktische Poesie. Neben führenden lateinischen Kirchenvätern der Antike wie Tertullianus, Cyprianus, Hilarius Pictaviensis, Augustinus, Hieronymus, Ambrosius u. a. (insgesamt 53 Autoren aus dem 3. bis 8. Jh, aber vorwiegend bis Ende des 6. Jhs) finden sich 47 Autoren des Mittelalters, darunter Anselm, Abelard, Bernard, Alanus ab Insulis, aber auch Thomas von Aquin und andere jüngere Autoren. Unter den Ausgaben zur Patristik finden sich mehrere lateinische Gesamteditionen, so die grundlegenden Ausgaben Patrologiae cursus completus. Series Latina von Jacques Paul Migne (Paris 1844 ff.) und Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum (Wien 1866 ff.). Gleichfalls liegen Ausgaben ausgewählter Werke vor, z. B. Bibliotheca patrum ecclesiasticorum Latinorum selecta (Leipzig 1838-1847) wie auch Gesamtausgaben bedeutender Autoren (167 Titel; die älteste von Ambrosius, Basel 1506).

2.238 Den umfangreichsten Teil bilden Einzelausgaben. Ferner sind Werke vertreten, die aus Fragmenten und Zitaten der Kirchenväterschriften (und anderer Autoren) zusammengestellt wurden. Es handelt sich um monothematische Sammlungen, z. B. Biblia Augustiniana (Paris 1661 und 1670) oder Biblia Gregoriana ([Augsburg] 1731). Fragmente sind manchmal mehreren Themenbereichen zuzuordnen und bilden eine Art Florilegium, so z. B. Liber florum Beati Bernardi abbatis Clarevallensis ([Augsburg] 1519). Eine Anthologie mehrerer Autoren ist z. B. Sententiae aliquot velut aphorismi, ex omnibus Augustini et aliorum libris (Köln 1531); eine deutsche Anthologie ist Joseph Anton Weissenbachs Sammlung auserlesener Gleichnisse aus den Kirchenvätern (Augsburg 1794). Einen besonderen Typ der Anthologie stellt die Confessio dar mit den thematisch geordneten Fragmenten verschiedener Schriften eines Autors. Vorhanden sind 5 in Deutschland erschienene Titel; der älteste ist die Confessio Augustiniana (Dillingen 1569), weitere zu Ambrosius (1580), Hieronymus (1585), Gregor dem Großen (1605) und Bernhard von Clairvaux (1606) erschienen in Köln.

2.239 Unter den Autoren ist Augustinus mit 4 Gesamtausgaben (die älteste Paris 1586) und 26 Titeln (einschließlich Schriften mit fraglicher Autorschaft) in ca. 110 Ausgaben am häufigsten vertreten. An Einzelwerken finden sich 10 Ausgaben der Confessiones (die älteste Würzburg 1581). Von den 9 Ausgaben des De civitate Dei stammen 6 aus dem 16. Jh. Am häufigsten finden sich die Meditationes, Soliloquia et Manuale (insgesamt 13 Ausgaben, davon 9 aus dem 17. Jh). Zu den 10 Anthologien aus seinem Gesamtwerk gehören die Opuscula (Paris 1502), einer der ältesten Drucke der Abteilung. Erwähnt seien zudem 3 kommentierte Augustinus-Ausgaben des reformierten Wissenschaftlers Lambert Danaeus: 2 Ausgaben des Liber de haeresibus (Genf 1576 und 1595) sowie die Anthologie Paratitla in D. Aurelii Augustini tomos duos praecipuos ...in quibus illius contra Manichaeos, Priscillianistas, Arrianos, Iovinianistas, Donatistas et Pelagianos ...certamina continentur (Genf 1578). Augustinus ist gleichfalls der am häufigsten übersetzte Autor der Abteilung. In deutscher Sprache liegen 7 Schriften vor, davon 5 Übersetzungen der Confessiones, darunter 2 Ausgaben von Samuel Johann Vältls Übersetzung aus dem 17. Jh (Köln 1673, Wien 1672). Die älteste deutsche Übersetzung ist in Straßburg 1532 erschienen. Ferner liegen mehrere französische Übersetzungen sowie je eine polnische, spanische und italienische vor.

2.240 Am zweithäufigsten sind die Gesamtausgaben von Thascius Caecilius Cyprianus. Von den 14 Opera-Ausgaben stammen 5 aus dem 16. Jh (Paris 1512, Köln 1520, Basel 1540 u. a.). Ambrosius ist mit 12 Gesamtausgaben vertreten, davon 4 aus dem 16. Jh (die älteste Basel 1506). Mit 10 Editionen ist Vincentius Lirinensis vertreten, mit 9 Gregor I. (der Große), darunter 6 aus dem 16. Jh. Prosper Aquitanus ist mit 8 Gesamtausgaben vertreten, davon 3 aus dem 16. Jh (die älteste Köln 1540). Die gleiche Anzahl ist zu Tertullianus vorhanden; seine Schriften liegen auch in spanischer und französischer sowie in 2 englischen Übersetzungen aus dem 19. Jh vor. Von Hieronymus finden sich 7 Gesamtausgaben, davon 3 aus dem 16. Jh (die älteste Basel 1516). An Briefausgaben sind 6 Titel des 16. und 17. Jhs vorhanden (die älteste Lyon 1513).

2.241 Von Lactantius besitzt die Abteilung 7 Gesamtausgaben (2 aus dem 16. Jh, 3 aus dem 17. Jh). Acht Ausgaben seiner Institutiones mit der Schrift De ira Dei erschienen im 16. Jh, die älteste in Basel 1524. Von Fulgentius Ruspensis finden sich 7 Editionen, die älteste stammt aus Köln (1526). Von dem Dichter Prudentius liegen 6 Gesamtausgaben vor (4 des 16. Jhs), ebenso 4 Einzelwerke aus dem 16. Jh. Weiter seien genannt Hilarius Pictaviensis mit 4 Gesamtausgaben und Arnobius Afer mit 5 Ausgaben (3 aus dem 16. Jh) sowie einem Titel in deutscher Übersetzung (Sieben Bücher gegen die Heiden, Trier 1858). Die 5 Ausgaben der poetischen Bearbeitung der Evangelien durch Iuvencus stammen aus dem 16. Jh (die älteste Leipzig 1511). Isidorus Hispalensis ist mit 3 Gesamtausgaben und 5 Werken aus dem 16. Jh präsent, darunter De summo bono (Basel 1505) und De angustia et miseria hominis (Basel 1505).

2.242 Bernhard von Clairvaux ist der vorherrschende Autor des Mittelalters. Die älteste seiner 9 Gesamtausgaben stammt von 1566 (Basel). Es folgen 14 Titel, vor allem die Meditationes (11) und 2 Ausgaben der Sermones de tempore, de sanctis et super cantica canticorum (Paris 1508 und 1517). In deutscher und spanischer Übersetzung findet sich Ein nutzlicher Tractat ...von dem innerlichen Hauss (Wien 1560) oder Tratado de la casa interior (Madrid 1677). Ebenfalls zahlreich ist Rupertus Tuitiensis (Rupert von Deutz) vertreten mit 2 Gesamtausgaben (z. B. Köln 1577) und 15 weiteren Drucken, wie z. B. Commentarius in sex prophetas posteriores und De voluntate et omnipotentia Dei (beide Nürnberg 1524). Die Werke Haimons von Halberstadt sind ebenfalls recht zahlreich mit 9 Titeln in 16 Ausgaben (15 aus dem 16. Jh). Die älteste ist In divi Pauli epistolas ... expositio (Straßburg 1519). Mit einer Vorrede von Erasmus von Rotterdam ist die Ausgabe Pia, brevis ac dilucida in omnes Psalmos explanatio ...Haymonis (Freiburg i. Br. 1533) versehen.

2.243 Neben den Werken der Kirchenväter existiert eine kleine Gruppe mit Fachliteratur zur Patristik. Es überwiegen Darstellungen und Erläuterungen meist zu einem einzelnen Autor und in lateinischer Sprache. Das älteste Werk ist Franciscus à Messana, Difficilium locorum in ...Hieronymi operibus ...explicatio (Antwerpen 1597). Bemerkenswert ist die gegen häretische Nachreden und erasmianische Irrtümer gerichtete und nach dem Trienter Kongreß wohl offizielle Deutung von Augustinus' Werk von Matthias Hauzeur, Commentarius anatomicus in omnia et singula opera Sti. Avgvstini (Lüttich 1652). Textkritische und eher philologisch orientierte Studien sind zwei Werke von Johannes Meurs: Criticus Arnobianus ... Item Hypocriticus Minutianvs (Leyden 1599) und Exercitationum criticarum Partes II (Leyden 1599). Eine Einführung in das Studium der Patristik ist das Lehrbuch der Patrologie und Patristik (Mainz 1881-1885) von Joseph Hirschl.

Martin Steiner

Abteilung 30 - Synodica

2.244 Die Abteilung umfaßt Ausgaben der Beschlüsse auf verschiedenen Synoden und Konzilien sowohl von gesamtkirchlicher Bedeutung als auch mit nur lokalem Bezug in 180 Titeln (ca. 435 Bde, Formate A-L). Aus dem 16. Jh stammen 32 Titel (ca. 17,5 Prozent), aus dem 17. Jh 45 (25 Prozent), aus dem 18. Jh 44 (24,5 Prozent), aus dem 19. Jh 48 (26,5 Prozent) und aus der ersten Hälfte des 20. Jhs 7 (4 Prozent). Ohne Angabe zum Erscheinungsjahr liegen 4 Titel (2,5 Prozent) vor. Die meisten Beschlüsse wurden in lateinischer Sprache herausgegeben (mehr als 150 Titel), gefolgt von etwa 15 deutschsprachigen, 5 französischen sowie Titeln in anderen Sprachen. Von den lateinischen und anderssprachigen Werken sind 43 Titel im deutschen Sprachgebiet erschienen (ca. 24 Prozent). Von den deutschen Druckorten sind Köln, Leipzig, Frankfurt, Freiburg und Würzburg häufig vertreten, weniger häufig Amberg, Augsburg, Bonn, Mainz, München und Nürnberg. Österreichische Ausgaben liegen vor allem aus Wien vor, andere europäische aus Rom, Florenz, Venedig, Paris und Prag.

2.245 Wertvolle Ausgaben von gesamtkirchlicher Bedeutung besitzt die Abteilung in den Konzildokumenten des 16. Jhs, die in Köln in den Jahren 1530, 1538 und 1551 erschienen (u. a. hrsg. von Petrus Crabbe). Die Sammlung enthält eine der Erstausgaben des Konzils von Trient (Rom 1564) und nahezu sämtliche späteren Ausgaben, so beispielsweise Dekreta und Satzungen ... (Köln 1570), weitere Kölner Ausgaben des 17. und 18. Jhs, Leipziger Ausgaben des 19. Jhs sowie eine Freiburger Ausgabe (1901 ff.). Das Werk des Erzbischofs von Toledo, Bartholomeo Carranza y Miranda, Summa conciliorum et pontificum liegt ebenfalls in mehreren Ausgaben vor (1564, 1648, 1681 und 1701). Früher ist die Ausgabe der Konzilakten von Laurentius Surius (Köln 1567) erschienen; ferner findet sich Magnum oecumenicum Constantiense consilium ... vom Konzil in Konstanz, hrsg. von Hermann von der Hardt (Frankfurt und Leipzig [ca. 1697] und 1699-1700). Spätere Editionen mit gesamtkirchlichem Charakter sind die zweite Ausgabe des Enchiridion symbolorum et definitionum von Heinrich J. D. Denzinger (Würzburg 1865) sowie eine kritische Ausgabe zum Konzil von Konstanz, Acta Concilii Constanciensis (Münster 1896-1928), hrsg. von Heinrich Finke.

2.246 Ausgaben regionaler Kirchenbeschlüsse liegen sowohl aus dem Ausland als auch aus den böhmischen Ländern vor, u. a. von Diözesansynoden in Rom, Mailand, Salzburg und Köln (Canones Consilii provincialis Coloniensis ...celebrati 1536, Köln 1537, Paris 1550). Zu den ältesten zählen die Statuta synodalia ecclesiae Nitriensis 1494 (Wien 1560), Statuta Synodalia et provinc. Episcoporum Wratislaviensium (Nürnberg 1512) und die katholische Konfession von 1551, Confessio Fidei Cattolicae Christiane (Dillingen 1557). Regionale Bedeutung für die böhmischen Länder haben die Akten, Dekrete und Statuten der Prager kirchlichen Provinz, darunter die Statuten des I. Prager Provincial-Consils ...1349, hrsg. von Beda Dudík (Brünn 1872); Consilia Pragensia 1353-1413, hrsg. von Carl Adolf C. von Höfler (Prag 1862); Synodus Archidiac. Pragensis (Prag 1605 und 1762) und Acta et Decreta Concilii Provinciae Pragensis ...1860 (Prag 1863; in deutscher Übersetzung: Die Beschlüsse des Provincial-Concils ..., Prag 1864). Genannt seien ebenfalls die Akten der regionalen Synoden in Ceské Budejovice [Budweis] (Acta et Statuta Synodi dioeces Budvicensis ... 1863) und in Hradec Králové [Königgrätz] (Statuta primae Synodi dioecesanae Reginae-Hradecii ...1864).

2.247 Allgemeine Werke mit Handbuch-Charakter liegen aus dem 18. und 19. Jh vor, so Concilia Germaniae, hrsg. von Joseph Hartzheim (Köln 1759-1775, nur Teile 2-3, 5-10); Charles Louis Richard, Analysis Conciliorum ... (Wien 1778-1782) sowie von Pons Augustin Alletz, Konzilien-Lexikon, enthaltend sämtliche General-, National-, Provinz- und Partikular-Konzilien (Augsburg 1843-1844).

Jan B. Lášek

Abteilung 31 - Dogmatica

2.248 Insgesamt umfaßt die Abteilung ca. 2400 Titel in ca. 3450 Bdn (Formate A-M). Für ungefähr die Hälfte der Titel sind die Erscheinungsjahre im Standortkatalog nicht vermerkt. Nach einer statistischen Hochrechnung entfallen auf das 16. Jh 65 Titel (2,7 Prozent), auf das 17. Jh 151 (6,3 Prozent), auf das 18. Jh 384 (16 Prozent), auf das 19. Jh 1360 (56,7 Prozent) und auf das 20. Jh 435 Titel (18 Prozent). Der Großteil der Alten Drucke liegt in lateinischer Sprache vor (darunter Drucke aus Spanien); vom 19. Jahrhundert an steigt der Anteil der deutschsprachigen dogmatischen Literatur. Weniger umfangreich vertreten sind französisch-, spanisch-, italienisch- oder slawischsprachige Werke. Ferner liegen einige Katechismen in neugriechischen Übersetzungen vor. Fremdsprachige böhmische Regionalliteratur ist ebenfalls kaum vertreten und findet sich in erster Linie in der Abteilung 46 - Theologia nationalis. Der Anteil der Germanica insgesamt liegt schätzungsweise bei 40 Prozent.

2.249 Die Abteilung enthält dogmatische Literatur unterschiedlicher Herkunft über die gesamte dogmatische Entwicklung der Kirche vom Anfang des 16. Jhs bis zur Mitte des 20. Jhs. Es überwiegen jedoch katholische Werke jesuitischer Provenienz. Die Literatur des 16. Jhs befaßt sich vornehmlich mit dem Kampf der katholischen Kirche im Zuge der Reformation, während in die Literatur des 19. Jhs Aufklärungsgedanken und die neuen kritischen Ansätze der Wissenschaft Eingang fanden. Bei der protestantischen Literatur dominieren deutschsprachige Werke aus dem 19. Jh und vom Anfang des 20. Jhs. Die sogenannten Reformationsklassiker sind weniger umfangreich vertreten. Einige Schriften beziehen sich auf die altkatholische Kirche, nur wenige auf den christlichen Osten (so einige wenige Werke in russischer oder kirchenslawischer Sprache, die im 19. Jh in Rußland erschienen sind).

2.250 Die klassische theologische Standardliteratur ist durch zahlreiche Schriften Thomas von Aquins repräsentiert (u. a. Summa totius theologiae, Lyon 1588), ferner durch die gesammelten Schriften von Kardinal Bonaventura (Opera omnia, Lyon 1668) und von John Duns-Scotus (Opera omnia, Lyon 1639). Vertreten sind auch Ausgaben der Sententiae (Köln 1566) des Pariser Bischofs Petrus Lombardus, die Universae Theologiae Summa (Venedig 1575-1576) von Alexander Halensis, die Opera omnia des führenden Theologen auf dem Konstanzer Konzil Jean de Gerson (Antwerpen 1706 und Den Haag 1728) sowie weitere Schriften.

2.251 In der Abteilung sind besonders jesuitische Autoren vertreten, beispielsweise aus dem 16. Jh Peter Canisius mit verschiedenen Ausgaben des Katechismus in lateinischer (Catechismus Catholicus, Dillingen 1621) und deutscher Sprache (Kleiner Catechismus, Mainz 1881 oder Christ-katholischer Stadt- und Land-Catechismus ..., Augsburg und Graz 1723), ferner die Commentaria ... (Lyon 1693) des Luis de Molina, von Kardinal Roberto Bellarmino Christianae Doctrinae latior explicatio ... (Köln 1698), Disputationum de controversiis Christianae fidei ... (Venedig 1721-1747) sowie Catechismus ... (Augsburg 1737). Vom jesuitischen Klassiker Francisco Suarez finden sich die Opera omnia ... (Mainz 1616-1655) und Summa seu compendium ... (Köln 1732), von Diego Ruiz de Montoya die Commentarii ... (Lyon 1625-1631) sowie von Théophile Raynaud die Opera omnia (Lyon 1665). Als Unikat gelten die Disputationes theologicae (Antwerpen 1643-1655) des Rodrigo de Arriaga, der zu den berühmtesten Repräsentanten der Prager Theologischen Fakultät gehörte.

2.252 Bei den Reformatoren des 16. Jhs dominieren die Werke Luthers, z. B. Ausslegung deutsch des Vater unser (Leipzig 1520), Colloquia, meditationes, consolationes ... (Frankfurt 1571), Catechesis minor ... (Wittenberg 1575), Alle Bücher und Schriften (Jena 1590-1613), die sogenannte Erlangener Ausgabe (lateinischer Teil, 1829-1886) und die vollständige Weimarer Ausgabe (1883-1921). Weiterhin finden sich Melanchthons Omnia opera ... (Wittenberg 1562-1564) sowie Calvin mit verschiedenen Ausgaben seiner Institutio Christianae religionis. Auch Matthias Flacius Illyricus ist mit De voce et re fidei (Basel 1555) vertreten, John Wyclif mit Dialogorum libri quattuor (o. O. 1525).

2.253 Von der Wende vom 16. in das 17. Jh liegen Werke von Johann Heinrich Alsted, dem Lehrer von Jan Amos Komenský (Comenius), von Johann Fischer (Piscator), Johann Valentin Andreae sowie Samuel Maresius, dem Gegner Komenskýs im Amsterdamer Exil, vor. Für die böhmische Theologie-Geschichte interessant ist die letzte historische Ausgabe der Böhmischen Konfession (Nürnberg 1621). Im Bestand findet sich auch Kornelis (Cornelius) Jansenius' Commentariorum in ...concordiam epitome (Lyon 1684).

2.254 Im 18. Jh finden sich Autoren, die Reformströme in der katholischen Dogmatik repräsentieren, wie Lodovico Antonio Muratori, De ingeniorum moderatione in religionis negotio libri III (Frankfurt 1716) und Johann Franz Buddeus, Theses Theologicae de atheismo et superstitione (Jena 1717). Die katholische Aufklärungspolemik repräsentieren u. a. Johann Michael Sailer mit seinen Grundlehren der Religion (München 1805) und Jacob Frint mit seinem Handbuch der Religionswissenschaft ... (Wien 1828). Bibliographisch interessant ist Nikolaus Ludwig von Zinzendorfs Gewisser Grund Christlicher Lehre (Leipzig 1725). Unter den Werken des 19. Jhs ist das Enchiridion symbolorum et definitiorum (Würzburg 1854) von Heinrich Denzinger bemerkenswert, ferner sind es zahlreiche verbotene Werke von Georg Hermes, z. B. Christkatholische Dogmatik (Münster 1834) und Einleitung in die Christkatholische Theologie (Münster 1831-1834), sowie Johann Ignaz Döllingers Die Lehre von der Eucharistie in den drei ersten Jahrhunderten (Mainz 1826). Auf großes Echo in Böhmen stießen Bernard Bolzanos Lehrbuch der Religionswissenschaft (Sulzbach 1834) sowie sein Erbauungsbüchlein für die gebildeten unter den katholischen Christen (Wien 1850).

2.255 In der umfangreichen Sammlung klassischer dogmatischer Werke aus dem späten 19. Jh finden sich Friedrich Michelis' Katholische Dogmatik (Freiburg i. Br. 1881), Ignaz Ottigers Theologia fundamentalis (Freiburg i. Br. 1897) sowie Christian Peschs Praelectiones dogmaticae (Freiburg 1894-1899). Es finden sich auch lateinische, in Rom erschienene Werke des jesuitischen Kardinals Johann Baptist Franzelin, ferner Matthias Joseph Scheebens Handbuch der katholischen Dogmatik (Freiburg i. Br. 1873-1882) und Die Mysterien des Christenthums (Freiburg i. Br. 1898), außerdem verschiedene Ausgaben von Johann Adam Möhlers Symbolik und weitere seiner Schriften. Auch die Abhandlungen des Budweiser Bischofs Jan Valerian Jirsík in Populäre Dogmatik (Wien 1862) liegen vor.

2.256 Den Bestand ergänzen die wichtigsten theologischen Enzyklopädien (z. B. Dictionnaire de théologie catholique, Paris 1899 ff.) sowie einige Zeitschriften. Die regionale schlesische Kirchengeschichte dokumentiert das Schlesische Kirchenblatt (Breslau 1835-1860).

Zdenek Kucera

Abteilung 32 - Theologia moralis et pastoralis

2.257 Nach den Angaben im Standortkatalog umfaßt die Abteilung 1349 Titel aus dem 16. bis 19. Jh (ca. 1600 Bde, Formate A-L). Aus dem 16. Jh stammen 103 Titel (7,6 Prozent), aus dem 17. Jh 350 (ca. 26 Prozent), aus dem 18. Jh 407 (ca. 30 Prozent) und aus dem 19. Jh 489 (ca. 36 Prozent). Werke aus der ersten Hälfte des 20. Jhs (292 Titel) und die ohne Jahresangabe (76 Titel) wurden statistisch nicht bearbeitet. Die lateinische Sprache ist mit ca. 70 Prozent der Titel am stärksten vertreten; es folgen Deutsch mit 23,8 Prozent sowie Französisch, Italienisch, Ungarisch, Polnisch, Serbokroatisch, Ruthenisch, Spanisch, Englisch, Portugiesisch, Hebräisch und Wendisch in kleinerem Umfang.

2.258 Der Bestand umfaßt die Moraltheologie und Pastoraltheologie in einer großen Bandbreite. Die Moraltheologie ist mit der allgemeinen sowie der speziellen Moral, der Kasuistik und der Beichtproblematik vertreten. Die Pastoraltheologie schließt neben Werken zu allgemeinen Themen (einschließlich der Persönlichkeit des Priesters und der Pfarrseelsorge) auch Werke zu den Sakramenten, zur Krankenseelsorge, zur Predigt (in Theorie und Praxis), zur religiösen und sittlichen Erziehung (Katechetik) sowie zur geistlichen Führung (Spiritualität) ein. Etwa 10 Prozent des Bestandes betreffen andere Themen, darunter sind päpstliche Dokumente, bischöfliche Hirtenbriefe, Acta Curiae, Pastoralblätter, Biographien, Religionslehrbücher, Gebetbücher, u. a. (oft nur in wenigen Bänden). Zur Ethik finden sich einige wenige hebräische Titel, z. B. Godschalck Rosemondt, Confessionale ... (Antwerpen 1519, Leuven 1554).

2.259 Neben der monographischen Fachliteratur finden sich Lehr- und Handbücher, Apologien, Diskussionen, Postillen, Exempla und in großer Zahl Katechismen. Die Zahl der Autoren ist groß, doch sind sie meist nur mit einem oder zwei Titeln vertreten. Gesamtwerke sind nicht vorhanden. Der Bestand ist nicht organisch gewachsen. 2.258

2.260 Die häufigsten Autoren sind Hermann Busenbaum (27 Titel), Johann B. Hirscher (8), Tommaso Tamburini und Anaklet Reiffenstuel (je 7), Alfonso Maria de Liguori, Antonio Diana, Daniele Concina und Paul Laymann (je 6), Tomas Sanchez (5), Jean Pierre Gury (4), Martino Bonacina (3) sowie Joannes Caramuel und Thomas von Aquin (je 2). Beispiele aus ältester Zeit sind Bruno Neusser, Polyanthea theologico-morali-canonica (Mainz 1580); Juan Azor, Institutiones morales (Köln 1602-1608); Martin Fornarius, Institutio confessariorum (Ingolstadt 1607, Köln 1609); Heinrich Faber, Apologeticus doctrinae moralis ... (Köln 1672) sowie Josef Pleyer, Lex dei decalogo comprehensa (Prag 1753). Die Anfänge der Pastoralmedizin repräsentieren Karl Cappelmann, Pastoral-medizin (Aachen 1887) und Ignaz F. W. Olfers, Pastoral medizin (Freiburg 1893).

2.261 Von den nichtkatholischen Autoren sind insbesondere die Reformatoren vertreten: so Leonhardus Kulman von Creylshaim, Jungen Gesellen, Junckfrawen und Witwen, so eelich wollen werden, zu nutz ein underrichtung (Nürnberg 1534); Melanchthon, Catechesis puerillis (Leipzig 1540); Luther, Kurtze Bekenntnis vom heil. Sacrament (o. O. 1545) und zwei weitere Titel; Jean Calvin, De scandalis ... (Genf 1551); Théodore de Bèze, De peste (Genf 1580); Andreas Hondorff, Promptuarium exemplorum (deutsche Ausgabe von A. Sturmius, Bitterfeld 1580 und 1582); Jan Amos Komenský, Unum necessarium (Amsterdam 1668); Albrecht von Haller, Briefe (Karlsruhe 1779) und John Wyclif, Tractatus de officio pastorali (Leipzig 1863).

Oto Mádr

Abteilung 33 - Liturgia

2.262 Der Bestand umfaßt 2345 Titel in 2727 Bdn (Formate A-L) vom 16. Jh bis zur ersten Hälfte des 20. Jhs, wobei Werke des 19. Jhs überwiegen. Da im Standortkatalog bei einer Reihe von Titeln keine Jahresangaben verzeichnet sind, kann keine genauere chronologische Übersicht nach Jahrhunderten gegeben werden. Inhaltlich ist der Bestand vielfältig mit Werken zur Theorie und Geschichte der Liturgie, liturgischen Büchern, Gebet-, Lieder- und Gesangbüchern, Direktorien sowie Lehrbüchern für die Liturgie. Bei den liturgischen Büchern überwiegt erwartungsgemäß die lateinische Sprache; 5 Titel sind in Altkirchenslawisch. Ansonsten liegen einige Werke in deutscher Sprache vor, wenige Werke in hebräischer oder französischer Sprache.

2.263 Bei der Theorie und Geschichte der Liturgie zählt Guilielmus Durandus (Durantes), Rationale divinorum officiorum (Lyon 1510), das auch unter dem Titel Prochiron, vulgo Rationale... (Lyon 1551 und zahlreiche Ausgaben des 16. und 17. Jhs, später Neapel 1839) erschien, zu den ältesten Werken. Von den späteren sei Georg Martin Durschs Symbolik der christlichen Religion (Tübingen 1858-1859) genannt.

2.264 Die liturgischen Werke gehören vorwiegend zur römischen Liturgie. Die Meßbücher sind sowohl mit Exemplaren von vor und nach dem Konzil von Trient vertreten. Vor der Reform erschienen Missale integrum ... secundum rubricam ...ecclesiae Pragensis (Nürnberg 1503), Missale secundum ritum sancte ecclesie Pragensis (Leipzig 1522) und Missale itinerarium seu Misse Peculiares (Nürnberg 1510). Ein neues Missalbuch wurde mit der sogenannten Pamelius-Messe Liturgia Latinorum, Jacobi Pamelii ...duobus tomis digesta (Köln 1571) vorbereitet. Das Missale Romanum erschien in großen Serien: vorhanden sind 17 venezianische Ausgaben bis 1754, Ausgaben aus Antwerpen 1598 u. ö., München 1609 und 1622, Basel 1515, Ingolstadt 1629 und 1635, Berlin 1841, Prag 1845 und 1865, Regensburg 1887 sowie Freiburg 1898. Zum Gebrauch für einzelne Orden bestimmt waren Meßbücher wie Missale abbreviatum. Ad usum Fratrum Carmelitarum (Passau 1695) und Missae propriae Sanctorum ad usum fratrum minorum ...Capucinorum (Prag 1846).

2.265 Vertreten ist auch die byzantinische Liturgie in griechischer (4 Titel) und slawischer Ausprägung (7). Ein slawischer Sluzebnik, hrsg. von Alexios Maltzew trägt einen deutschen Untertitel: Die Liturgien der orthodox-katholischen Kirche des Morgenlandes (Berlin 1894). In der deutschen Übersetzung von C. Cracau liegt Johannes Chrysostomus' Die Liturgie ... (Gütersloh 1890) vor.

2.266 Breviere oder Stundenbücher (Horae canonicae) sind in zahlreichen Ausgaben vertreten. Teilausgaben der Horae diurnae oder Psalter liegen ebenfalls vor. Die ältesten Beispieltitel aus dem deutschen Sprachgebiet sind Breviarium horarum canonicarum ...archiepiscopatus Pragensis ... (Nürnberg 1502), Liber horarum canonicarum secundum veram Rubricam archiepiscopatus ecclesiae Pragensis (Nürnberg 1502), Breviarium novum ac generale ... (Köln 1563) und Breviarium Romanum, ex decreto sacrosancti Concilii Tridentini restitutum (zahlreiche Ausgaben, z. B. Köln 1630, 1655 und 1690, Antwerpen 1694, Lyon 1842). Einzelne Bistümer betreffen u. a. Breviarium secundum chorum Misnensem (Leipzig 1502), Breviarium ecclesie Misnensis (Leipzig 1510) und Breviarium iuxta veram rubricam ingenue ecclesie Misnensis (Leipzig 1517). Für den Gebrauch einzelner Orden bestimmt waren u. a. Breviarium Augustinianum ad usum fratrum ... (Antwerpen 1718), Breviarium Cartusiani ordinis ... (Lyon 1642) und Breviarium monasterii Sancti Emmerami ... (München 1571).

2.267 Rituale und Parochiale bilden den dritten Sammelschwerpunkt in der Abteilung. Theoretische Grundlagenwerke verfaßte der deutsche Liturgiker Ferdinand Probst mit Sakramente und Sakramentalien der drei ersten christlichen Jahrhunderte (Tübingen 1872), Liturgie der drei ersten christlichen Jahrhunderte (Tübingen 1870), Verwaltung der hochheiligen Eucharistie ... (Tübingen 1853), Exequien (Tübingen 1856) sowie Die abendländische Messe vom fünften bis zum achten Jahrhundert (Münster 1896). Ebenfalls vorhanden ist Franz Joseph Mone, Lateinische und griechische Messen aus dem zweiten bis sechsten Jahrhundert (Frankfurt a. M. 1850). Unter den Ritualen und Pontifikalien finden sich Liber agendarum rubrice diocesis Wratislawiensis emendatus (o. O. 1510), Liber ritualis episcopatus Augustensis (Dillingen 1612), J. Garnerii Liber diurnus Rom. pontificum ... (Wien 1762), Rituale Romanum Pauli V. ... accedit collectio rituum a clero provinciae Pragensis retinendorum (Regensburg 1872) und Liber agendarum ecclesiae et diocesis Sleszwicensis, hrsg. von Joseph Freisen (Paderborn 1898). Auszüge von Pontifikalien liegen ebenfalls vor, so Liturgia sacra in conferendis ordinibus secundum Pontificale Romanum (Prag 1855) und Liturgie der bischöflichen Consecration (Prag 1871).

2.268 Zur Liturgie gehören auch die Kirchenordnungen, so u. a. Unsere Kirchenordnung von Gottesgnaden Frantzen Hertzogen zu Sachsen (Lübeck 1585), Kirchenordnung ... (Straßburg 1598) und eine Kirchenmusikordnung (Wien 1828). Sammelschriften ergänzen den Bestand, darunter Antonín Vojtech Hnojeks Christ-Katholische Liturgik (Prag 1835-1842), Liturgik oder Erklärung der gottesdienstlichen Handlungen der katholischen Kirche (Prag 1857 und weitere Ausgaben bis 1887) sowie Josef Bergmanns Liturgik (Prag 1879 und weitere Ausgaben bis 1896).

2.269 In der Abteilung ebenfalls von Bedeutung sind Gebet-, Andachts- und Gesangbücher. Zu den ältesten zählt das Liber praecationum quae Carolus Calvus imperator ...in unum colligi ...mandavit ...editus per Felicianum Ninguardam (Ingolstadt 1583). Die Gebetbücher tragen üblicherweise symbolische Titel, beispielsweise Geistlicher Handelsstab (Magdeburg 1724) oder Geistlicher Seelenwecker (Neuhaus 1853). Genannt seien zudem Geistliche und liebliche Lieder. Der Geist des Glaubens durch D. M. Luthern ...gedichtet (Berlin 1749) sowie von Johann Michael Sailer Gebetbuch für katholische Christen (Tábor 1831 und Neuhaus 1858), Vollständiges Lese- und Gebetbuch für katholische Christen (München 1875) und das zweisprachige Von dem Advent - O adventu (Rumburg 1857). An der Grenze zwischen Gesangbuch und Lehrartikeln stehen die Kirchengesänge darinnen die Hauptartikel des christlichen Glaubens (o. O. 1606).

2.270 Als Dokumente der Volksfrömmigkeit seien die Gesangbücher in deutscher Sprache genannt (besonders aus Böhmen und Schlesien), so z. B. Lieder für Kirche, Schule und Haus (Pilsen 1863), Kirchenlieder für die Marienbader Schuljugend (Marienbad 1883), Kirchengesänge, die beim Gottesdienst in der Pfarrkirche Zuckmantel und Weidenau eingeführt sind (Zuckmantel 1893, 1897 und 1902), Liederbuch. Sammlung der Mess- und anderen religiösen Lieder, welche in der Pfarrkirche zu Unterreichenstein gesungen werden (Warnsdorf 1894) sowie Kirchenlieder. Für den Kirchsprengel Neudorf (Warnsdorf 1897).

Ladislav Pokorný

Abteilung 34 - Homiletica

2.271 Die homiletische Literatur ist mit insgesamt 2894 Titeln in 4052 Bdn (Formate A-G) vom 16. Jh bis zur ersten Hälfte des 20. Jhs vertreten. Auf das 16. Jh entfallen 1,1 Prozent des Bestandes, auf das 17. Jh 5 Prozent, auf das 18. Jh 26,8 Prozent und auf das 19. Jh 67 Prozent. Der Anteil des 20. Jhs ist sehr gering. Es handelt sich um Predigerliteratur, die bis zum Ende des 18. Jhs ausschließlich in lateinischer, später auch in deutscher Sprache oder in anderen europäischen Nationalsprachen erschien. Der Anteil deutschsprachiger Werke liegt bei schätzungsweise 41 Prozent.

2.272 Der Schwerpunkt liegt bei katholischen homiletischen Werken, darunter auch Polemiken gegen Protestanten. Protestantische Werke fehlen, mit Ausnahme einiger Ausgaben der Werke Luthers, der Pietisten oder der lutherischen Orthodoxie. Besonders umfangreich vertreten ist homiletische Literatur aus der josephinischen und nachjosephinischen Zeit, in der die Predigt eine große Rolle spielte. Klassische Schriften der antiken und mittelalterlichen Homiletik sind nur in geringem Umfang vorhanden.

2.273 Es finden sich Werke von Klemens XI., Karl Borromäus, Martin Luther, Erasmus von Rotterdam oder von dem polnischen Jesuiten Piotr Skarga (1536-1612). Ungewöhnlich sind die Homilien des katholischen Luther-Gegners Johannes Eck aus der Periode 1534 bis 1536. Als Unikate gelten die Ausgabe der Predigten von Girolamo Savonarola (Venedig 1539), die Ausgabe Civis Christianus sive peregrini quondam errantis restitutiones (Straßburg 1619) von Johann Valentin Andreae, dem Lehrer Jan Amos Komenskýs, sowie Ausgaben des tschechischen Jesuiten Jirí Plachý. Als selten gelten auch Barockausgaben von Abraham a Sancta Clara und von dem Jesuitengegner Cornelius Jansenius (Homiliae in Evangelica, Köln 1587). Erstaunlicherweise enthält die Abteilung auch Predigten des Gründers der erneuerten Unität der Böhmischen Brüder, Nicolaus Ludwig von Zinzendorf, darunter 2 Erstausgaben. Aus der orthodoxen Homiletik oder Aszetik finden sich u. a. Werke von Tichon Zadonski, aus der reichen Aufklärungshomiletik Johann Emanuel Veiths Homiliensammlung und seine weiteren Werke.

2.274 Charakteristisch für das 18. Jh sind die Schriften von Johann Michael Sailer, Bischof Jacques Bénigne Bossuet und Galbertus von Brügge in verschiedenen Ausgaben. Zahlreich vorhanden sind auch Volkspredigten jesuitischer Autoren in deutscher Sprache, z. B. Verherrlichungspredigten der Jungfrau Maria und des Nationalheiligen Johann Nepomucensis.

2.275 Umfangreich sind deutsche Ausgaben aus der Zeit der Jahrhundertwende und aus dem 19. Jh, darunter die Erbauungsreden an die akademische Jugend (Sulzbach 1839) des Prager Aufklärers Bernard Bolzano. Die deutsche Homiletik der ersten Hälfte des 19. Jhs ist z. B. mit Predigten von Melchior von Diepenbrock, Bonifaz Oppelt, Johann Baptist von Hirscher und Johann Joseph Natter vertreten. Von der einheimischen Produktion seien 2 Predigten von Ferdinand Graf von Chotek (Prag 1819 und 1822) sowie die Werke der bedeutenden tschechischen Theologen des 19. Jhs Jan Valerian Jirsík und Vincenc Zahradník genannt, die in deutscher Sprache erschienen sind. Ferner sind einige orthodoxe Bücher sorbischen oder russischen Ursprungs vorhanden.

Jan B. Lášek

Abteilung 35 - Polemica

2.276 Die Abteilung umfaßt ca. 2550 Titel in 2630 Bdn (Formate A-G) aus dem 16. Jh bis zur ersten Hälfte des 20. Jhs. Auf das 16. Jh entfallen 23,4 Prozent (597 Titel), auf das 17. Jh 29,6 Prozent (755), auf das 18. Jh 23,6 Prozent (602), auf das 19. Jh 17,7 Prozent (451) und auf das 20. Jh 5,7 Prozent (145). Lateinische Werke haben den größten Anteil mit 51,3 Prozent (1300 Titel), gefolgt von deutschen mit 43,8 Prozent (1140 Titel). Andere Sprachen sind mit 4,9 Prozent (130 Titel) vertreten, davon Französisch mit 2,7 Prozent (70).

2.277 Inhaltlich überwiegen Schriften katholischer Autoren als polemische Reaktion auf die Reformationsbewegung seit dem 16. Jh. Erschienen sind sie zumeist in Zentren der Katholischen Kirche, so z. B. in Ingolstadt, Köln, Aschaffenburg, Wien, aber auch in Warschau, Kraków [Krakau], Wroclaw [Breslau], Nysa [Neiße], Vilnius, Prag, Olomouc [Olmütz] und Litomyšl [Leitomischl]. Die vergleichsweise große Zahl der Erscheinungsorte (mehr als 70 in Europa) verdeutlicht das damalige lebhafte Interesse an polemischer Literatur.

2.278 Die Confessio Augustana von 1530 liegt in verschiedenen Ausgaben von 1531 bis 1618 vor (z. B. aus Wittenberg, Wien und Jena). Die Concordia mit den Namen aller Unterzeichner liegt in der Erstausgabe vor (Dresden 1580). Dem Konvolut ist eine Reihe von Traktaten Nicolaus Selneccers, des Mitautors der Concordia, beigefügt. Luther ist erwartungsgemäß der am häufigsten vertretene Autor der Reformation. So liegen z. B. vor De captivitate babylonica praeludium (o. O. 1531), Schrift gegen Hans Worst (Wittenberg 1541), Newe zeitung von ...Münster (o. O. 1535) und Bedencken auff den Reichstag zu Augspurk (o. O. 1548). Weitere vertretene namhafte Autoren sind Melanchthon, Calvin, Théodore de Bèze, Johann Brenz, Martin Bucer und Heinrich Bullinger. Von Michael Servet, einem Gegner der Trinitätslehre, finden sich De Trinitatis erroribus libri septem (o. O. 1531) und Christianissimi restitutio (o. O. 1553).

2.279 Die Autoren der katholischen Gegendarstellung, der Confutatio - Johannes Eck, Johann Faber und Johann Cochlaeus -, galten als Gegner Luthers und der Augustana. Ihre Werke sind im Bestand ebenfalls umfangreich vertreten, z. B. Johannes Ecks Enchiridion locorum in 10 Ausgaben (1526-1600), daneben eine Reihe von Traktaten von Georg Vicelius (1533-1535).

2.280 Die mitunter einflußreichsten Reaktionen auf die Reformationslehre finden sich in den Werken des Jesuiten Roberto Bellarmino: De translatione Imperii Romani a Graecis ad Francos adversus Matthiam Flaccium libri tres (Antwerpen 1589, Köln 1599); Disputationes ...de controversiis Christianae Fidei adversus huius temporis Haereticos (Ingolstadt 1587-1589 und 1599); De indulgentiis et iubileo libri duo (Köln 1599 und 1600); Iudicium R. Bellarmini ... (Ingolstadt 1585) und Apologia (Köln 1610). Auf Bellarmino bezogen sich viele andere Autoren sowohl befürwortend als auch kritisch ablehnend. Auch Werke des Bischofs Stanislaw Hosius, der sich nachhaltig für die Katholische Kirche in Polen engagierte, sind in mehreren Bänden aus der Zeit von 1560 bis 1584 vorhanden, ebenso Werke anderer bekannter katholischer Autoren der Zeit wie Peter Canisius (Catechismus Catholicus), ferner antihussitische Polemiker wie der Dechant Hilarius Litomerický (Hilarius von Leitmeritz), zudem Antonio Possevino (9 Titel), Friedrich Staphylus (13), Thomas Stapleton (6) und Francisco Torres (4).

2.281 Repräsentanten der Irenik sind mit lateinischen Werken des 16. Jhs aus dem deutschsprachigen Raum vertreten, so Erasmus, Enchiridion militis Christiani (Straßburg 1522), Dilucida et pia explanatio symboli quod Apostolorum dicitur (Basel 1533), Spongia Erasmi ...adversus aspergines Hutteni (Basel 1523), Epistola ad Petrum Mosellam (o. O. o. J.), Epistola apologetica de interdicto esu carnium (Wien 1522) und De novo evangelio ...iudicium (Ingolstadt 1611); ferner Werke von David Pareus, Georg Calixt und Martin Chemnitz.

2.282 Die Blütezeit der katholischen polemischen Literatur um die Wende vom 16. zum 17. Jh spiegelt sich im umfangreichen Bestand aus dieser Zeit. Repräsentanten sind u. a. Martin Becanus (10 Titel), Jakub Gretser (12), Matthias Hoë von Hoënegg, Jakob Keller (7), Leonhard Lessius (8), Wilhelm Lindanus (15), Johann Pistorius (15), Georg Scherer (11), Kaspar Schoppe (12), Nikolaus Serarius (8), Marcin Smiglecki (Martinus Smigletius, 6) und Codian Tanner (6). In diese Periode gehört auch der Konvertit Valerian Magni, der gegen Jan Amos Komenský die polemische Schrift Judicium de acatholicorum et catholicorum Regula credendi (Prag 1631, Wien 1641) verfaßte. Aus dem 17. Jh finden sich weiterhin 17 Titel von Angelus Silesius (Johann Scheffler), daneben Werke von Johann Valentin Andreae, Pierre Jurieu (7 Titel) und Jodok Kedd (6).

2.283 In der polemischen Literatur des 18. Jhs nehmen der Streit über die Wolfenbütteler Fragmente sowie die Debatten zum Jansenismus einen größeren Raum ein. Es finden sich ferner Schriften von Paschasius Quesnel und Blaise Pascal, z. B. Gedanken über die Religion (Augsburg 1710) oder De veritate religionis Christianae (Würzburg 1741). Die katholische Position vertreten Autoren wie Ignac Pien (6 Titel) oder Franz Neumayer (16 polemische Traktate), die protestantische Position z. B. Johann Lorenz Mosheim mit De vita, fatis et scriptatis Joannis Tolandi Commentatio (Hamburg 1722) und Karl Friedrich Bahrdt mit Ausführung des Plans und Zwecks Jesu (Berlin 1784-1786). Jacques Bénigne Bossuet ist als Verteidiger des Gallikanismus mit den Werken De successione religionis discursus (Prag 1766), Erläuterung einiger Zweiffler ... (Augsburg 1739) und Doctrinae ...catholicae (Wien 1744) in der Abteilung vertreten. Aus der Zeit der Französischen Revolution findet sich als einzige deutschsprachige polemische Schrift Claude François Nonnette, Die Irrtümer des Herrn von Voltaire (Frankfurt und Leipzig 1768-1769).

2.284 Im 19. Jh erschien von François Auguste Chateaubriand Genie du christianisme (Paris 1802, deutsche Ausgabe Münster 1803), und der sogenannte Kölner Streit, der u. a. mit dem Namen Johann Ronge (1844) verbunden ist, wurde zu einem wichtigen Gegenstand der polemischen Literatur. Gleichzeitig wandelte sich die Polemik zur Symbolik. Ein Beispiel dafür ist Johann Adam Möhlers Werk Symbolik (München 1833 und 1877).

2.285 In der allgemeinen Polemik des 19. Jhs werden die unterschiedlichen Auffassungen katholischer und protestantischer Theologen behandelt, insbesondere Fragen der Glaubenslehre, aber auch Fragen der Rechtfertigung, zur Bewertung der Heiligen Schrift und ihrer Beweise, der Eucharistie und Christologie, der Prädestination und Gottesvorsehung, der Heiligenverehrung bis hin zur Frage des Antichrist. Eine Reihe von Schriften erschien unter dem gleichlautenden Titel Die Wahrheit des Christentums. Verschiedene Manuale, Enchiridien u. a. behandeln vermeintliche Ketzer (so z. B. die Waldenser, Sozinianer, Trinitarier). Themen wie die Orthodoxie, das Judentum und der Islam sind nur marginal im Bestand vertreten.

Josef Smolík

Abteilung 36 - Ascetica

2.286 Diese Sammlung dokumentiert die historische Entwicklung der christlichen Geistigkeit in den böhmischen Ländern sowie in Europa ab dem 16. Jh. Sie umfaßt 2538 Titel in 3092 Bdn (Formate A-F). 4,8 Prozent der Titel stammen aus dem 16. Jh, 5,6 Prozent aus dem 17. Jh, 28,8 Prozent aus dem 18. Jh und 60,8 Prozent aus dem 19. Jh. In deutscher Sprache sind 57 Prozent erschienen, gefolgt von Werken in lateinischer (26 Prozent), französischer (5,2 Prozent), italienischer (3,7 Prozent) und spanischer (2,5 Prozent) Sprache. Andere Sprachen sind mit 5,6 Prozent im Bestand vertreten. In der Abteilung befinden sich zudem annähernd 1000 Titel des 20. Jhs, die in der Statistik und Beschreibung nicht berücksichtigt wurden.

2.287 Eine selbständige Disziplin der Theologia ascetica prägte sich erst im Laufe des 17. Jhs aus, so beispielsweise in den Schriften des Jesuiten Juan Eusebio Nieremberg, Doctrinae asceticae ... (Lyon 1643, Köln 1664); in Summarium asceticae et mysticae theologiae (Krakau 1655) des Krakauer Theologen Chrysostomus Dobrosielscius oder in der Theologia ascetica (Rom 1658) des Jesuiten Christoph Schorrer. Erstaunlicherweise fehlt in der Sammlung Julius Nigronius' Hauptwerk Tractatus ascetici, während seine Regulae communes Societatis Jesu Commentariis Asceticis illustratae ... (Köln 1617) vorliegen.

2.288 Daß insbesondere Jesuiten Werke zur asketischen Theologie verfaßten, zeigt sich deutlich im Bestand. Von den bedeutenden jesuitischen Autoren seien genannt Jacobus Alvarez de Paz, Francisco Arias, Vincenzo Bruno, Giovanni Bucellini, Peter Canisius, Andreas Capilla (später Kartäuser), Carlo Ambrogio Cattaneo, Louis de Cressolles, Jean Croiset, Jan David, Jeremias Drechsel und Kaspar Druzbicki. Im Gegensatz zu Ignatius von Loyola, der nur mit wenigen Titeln vertreten ist, liegt von Geronimo Nadal und Franz Neumayr eine große Anzahl lateinischer und deutscher Werke vor. Ebenfalls gut vertreten ist Juan Eusebio Nieremberg mit zahlreichen Titeln in lateinischer, spanischer, französischer, italienischer und deutscher Sprache. Girolamo Piatti, Lucas Pinelli und Alonso Rodriguez sind mit Werken in französischer und deutscher Sprache vertreten, darunter Rechte Übungen christlicher Tugendten (Köln 1629 und 1746) und Übung der christlichen Vollkommenheit (Mainz 1853). Von Benedetto Rogacci, Bernardino Rosignolo und Carlo Scribani liegen lateinische, italienische und deutsche Schriften vor, z. B. Stimulus virtutum, das ist: Stachel der Tugenden ... (Köln 1598).

2.289 Neben den obengenannten Jesuiten sind auch andere bedeutende Autoren mit ihren Werken zur Aszetik vertreten, z. B. Louis Bail, der Benediktiner François Louis de Blois, der Zisterzienser Kardinal Giovanni Bona und der Dominikaner Pierre Doré. Erasmus' Enchiridion militis christiani ... (Straßburg 1522) in einem Konvolut mit De ratione studii ... (Straßburg 1521) und Dilucida et pia explanatio symboli quod apostolorum dicitur ... (Basel 1533) liegen ebenfalls vor, ferner Werke von dem Theatiner Bernardo Fineti und von Franciscus Salesius im Original und in polnischen oder deutschen Übersetzungen, z. B. Das Geistlich je länger je lieber ... (Köln 1668) und Briefe (Erfurt 1871). Außerdem finden sich im Bestand Werke von dem Kapuziner Ludovicus Franciscus Argentan, dem Dominikaner Ludovicus de Granada, Adrian van Lyere, Pedro de Medina, dem Wiener Prediger und Augustiner Hans Ulrich Megerle sowie von Theresia von Avila in Ausgaben aus Antwerpen (1630-1661), Brüssel und Köln (1626-1627, 1649, 1686).

2.290 In einigen Bereichen ergeben sich inhaltliche Parallelen zur Bibelwissenschaft und Patristik, z. B. bei dem Werk von Ioannes Climacus, Scala Paradisi (Köln 1624). Bezüge zur Quellenliteratur des kulminierenden Mittelalters stellen z. B. her Abbas Bernardus, Meditationes, das ist ...das Buch von der Seel (Dillingen 1556) und Confessio Bernardine (Köln 1607); Kardinal Bonaventura, Psalterium Beatae Mariae Virginis ... (Köln 1665); Sieben kleinere Schriften (Prag 1872) und zahlreiche Ausgaben der Offenbarung der Heiligen Birgitta, von denen die älteste in deutscher Übersetzung Das puch der Himlischen offenbarung ... (Nürnberg 1502) ist. Auch Franz von Assisi ist mit zahlreichen Ausgaben vertreten, weiterhin der Kartäuser Ludolphus da Saxonia mit Vita Iesu Christi (Paris 1580), Johann van Ruysbroecks Doctor ecstaticus (Köln 1692) sowie verschiedene Originalausgaben und Übersetzungen von Thomas a Kempis, u. a. Nachfolgung Christi und verschmähung aller Eytelkait ... (Augsburg o. J.) aus dem 16. Jh. Weiterhin genannt seien bemerkenswerte Titel wie das Theatrum historicum illustrium exemplorum (Frankfurt 1575) von Andreas Hondorff und Theologia medica (Köln 1652) von Maximilian van der Sandt.

2.291 Den historischen Kern der Abteilung bildet die Buchproduktion des 16. und 17. Jhs. Von den deutschen Druckorten aus dieser Zeit sind vor allem Köln, Ingolstadt, München, Augsburg, Nürnberg und Würzburg vertreten sowie aus dem deutschsprachigen Raum Innsbruck und Wien. Aus dem Ausland liegen vor allem Werke vor aus Rom, Venedig, Lyon, Paris, Madrid, Cordoba, Antwerpen, Amsterdam, London, Warschau und Kraków [Krakau]. In späteren Jahrhunderten kamen weitere Druckorte hinzu, wobei die Bestände sehr breit gefächert sind und keine systematische Sammlung mehr darstellen. Hier finden sich u. a. Gebetbücher für verschiedene Zielgruppen und kontemplative Texte wie Das Gebetbuch in der Sprache des Herzens (Prag 1791), Gebetbuch für gebildete Frauenzimmer (Prag 1814), Gebeth- und Gesangbuch von einem katholischen Pfarrer ... (Brünn und Olmütz 1823) oder das Gebetbuch der Schwestern vom Heil. Franziskus für Häusliche Krankenpflege (Prag 1870). Liturgische Texte kamen eher zufällig hinzu. Moderne kritische Texteditionen zur Aszetik, wie sie seit Ende des 19. Jhs erschienen sind, fehlen im Bestand mehr oder weniger ganz.

Václav Ventura

Abteilung 37 - Polymathie

2.292 Die Abteilung zur Universalgelehrtheit versammelt Werke aus zahlreichen verschiedenen Fachgebieten; eine spezifische Ausrichtung ist nicht zu erkennen. Hier sind beispielsweise vertreten Literatur und Belletristik, verschiedene Wissenschaftsgebiete (z. B. Literatur- und Sprachwissenschaft, Geschichte, Kunst und Philosophie), Zeitschriften und Zeitungen; zudem Wörterbücher, Nachschlagewerke und Lexika. Vorhanden sind 5186 Titel in 54.009 Bdn (Formate A-L). Aus dem 16. Jh stammt ein Prozent der Titel, aus dem 17. Jh stammen 3 Prozent, aus dem 18. Jh 11 Prozent, aus dem 19. Jh 40 Prozent und aus der ersten Hälfte des 20. Jhs 44 Prozent. Zu etwa einem Prozent des Bestandes fehlt die Jahresangabe im Standortkatalog. Sprachlich haben deutschsprachige Werke mit 40 Prozent den größten Anteil, gefolgt von französischen (14), italienischen (13), englischen (12), lateinischen (10), russischen (4), ungarischen (3), serbokroatischen und schwedischen (je ein Prozent). Alle übrigen Sprachen machen zusammen 2 Prozent aus.

2.293 Deutsche Literatur und Belletristik ist gut vertreten. Es liegen sowohl einzelne wie auch gesammelte Werke von Autoren vor; Editionsreihen und Anthologien fehlen ebenfalls nicht. Aus dem 18. und 19. Jh seien genannt Christian Ludwig Paalzows Politische und gelehrte Anekdoten unserer Zeiten (Potsdam 1780), Rudolph Werckmeisters Meine Feirstunden oder Witz, Ernst und Scherz (Berlin 1799), die Classische Kabinetts-Bibliothek (Wien 1825-1828), Klassische Bibliothek der älteren Romandichter Englands (Braunschweig 1839-1842), Österreichische Unterhaltungs-Bibliothek (Wien 1856-1859), Neudrucke deutscher Literaturwerke des 16. und 17. Jahrhunderts (Halle 1876-1879), Bibliothek für Wissenschaft und Literatur (Berlin 1876-1879), National-Bibliothek sämmtlicher deutschen Classiker (Berlin 1879-1888), Sammlung französischer Neudrucke, hrsg. von K. Vollmöller (Heilbronn 1881-1888), Deutsche Literaturdenkmäler des 18. Jahrhunderts (Heilbronn 1881-1924), Wiener Neudrucke (Wien 1883-1886) sowie Berliner Neudrucke, hrsg. von L. Geiger (Berlin 1888-1894). Bei den gesammelten Werken und Anthologien finden sich Drucke bedeutender Autoren aus älterer Zeit, so Erasmus' Opera (Basel 1540-1541), Machiavellis Tutte le opere (o. O. 1550), Thomas Morus' Opera omnia (Frankfurt 1689), seine Werke Lucubrationes ... Epigrammata (Basel 1563), Opera omnia (Genf 1768) sowie Georg Christoph Lichtenbergs Vermischte Schriften (Göttingen 1800-1806).

2.294 Durch ihre beachtliche Bandbreite inhaltlich schwer zu beschreiben ist die vorhandene wissenschaftliche Literatur aus den verschiedensten Fachgebieten. Zur Illustration der Bandbreite seien nur einige vorhandene Titel des 18. Jhs genannt, z. B. Michael Christian Hirschs Abriss und ausführliche Erklärung aller Künste und Wissenschaften (Leipzig 1781), Erasmus' Gedanken über die Feyrtage (Wien 1782), Paul J. S. Vogels Briefe die Freimaurerei betreffend (Nürnberg 1790), Alois Wilhelm Schreibers Gebetbuch des Königs von Preußen (Offenbach 1790), Georg Simon Klügels Die gemeinnützigsten Vernunftkenntnisse (Berlin 1791) und Friedrich Karl von Mosers Mannigfaltigkeiten (Zürich 1796). Die Rechtsliteratur ist mit bemerkenswerten Titeln vertreten, beispielsweise Melchior Goldasts Opera politica (Frankfurt 1610) sowie Karl Franz Guolfinger Ritter von Steinbergs Vollständiger Prozess und Vertheidigung (Amsterdam 1783) und seine Offenbahrungen über Deutschland (Amsterdam 1785), des weiteren eine Wittenberger Ausgabe zweier Reden Michael Slavatas z Chlumu a Košumberka von 1572 - die erste Rede über Gesetze blieb von der Zensur verschont, während die zweite, De Hussiticis motibus in Boemia, vollständig ausgeschnitten wurde.

2.295 Aus dem 19. Jh besitzt die Abteilung u. a. Ignaz Aurelius Fesslers Rückblicke auf die letzten sechs Jahre seiner Logenthätigkeit (Dresden 1804), Alexander Bronikowskis Darstellungen aus vergangener Zeit (Halberstadt 1829), Julius Franz Borgias Schnellers Hinterlassene Werke (Stuttgart 1837-1842), Lessings Sämtliche Schriften (Leipzig 1853-1857), Verhandlungen der Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen (Prag 1856), Josef Diemers Beiträge zur älteren deutschen Sprache (Wien 1867), Germanischer Bücherschatz, hrsg. von A. Holder (Freiburg 1882-1884) sowie Sammlung von Kompendien für das Studium und die Praxis (Münster 1887-1892). Jahrbücher liegen ebenfalls vor, z. B. Preussische Jahrbücher, hrsg. von Rudolf Haym (Berlin 1858-1935) und das Jahrbuch für jüdische Geschichte und Literatur (1898-1922).

2.296 Eine besondere Stellung nehmen Werke zur Erziehung und Ausbildung ein. Hier besitzt die Abteilung u. a. Franz Anton Graf von Sporcks Christliche Kinder-Lehre oder der Heilige Vater Unser (Prag 1720), Hans Ulrich Megerles Etwas für alle (Würzburg 1733), Allgemeines Volksbuch für Bürger und Landleute (Prag 1796), Bildungsbibliothek für Nichtstudierende (Wien 1817-1818), Illustriertes Familienbuch und Unterhaltung (Triest 1855-1864) sowie die Zeitschriften Die Gartenlaube (Zittau 1857-1912) und Bildungs-Blätter für unser Volk (Zittau 1873-1877).

2.297 Zeitschriften und Zeitungen wurden umfassend gesammelt, z. B. zu literarischen, wissenschaftlichen, ökonomischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Themen. In deutscher Sprache liegen vor Der Deutsche Merkur (Weimar 1773-1789), Lausitzisches Magazin (Görlitz 1779-1792), Patriotisches Archiv für Deutschland (Mannheim 1784-1790), Freiburger Beiträge (1787), Wiener Zeitschrift (1792-1793), Journal des Luxus und der Moden (Weimar 1793-1812), Allgemeines europäisches Journal (Brünn 1798), Ernst Ferdinand Buchholz' Geist der Journale und andere Schriften (Berlin 1810), Über Land und Meer (Stuttgart 1867-1904), Naturkräfte (München 1869-1878), Le Salon, revue de la littérature française moderne (Berlin 1838-1839) sowie Das Wissen der Gegenwart (Prag 1882-1902).

2.298 Die auf eine universale Bildung ausgerichtete Abteilung verfügt zudem über zahlreiche Wörterbücher, Nachschlagewerke und Lexika allgemeinen oder speziellen Inhalts. Vorhanden sind z. B. Johann H. Hübners Curieuses und reales Natur-, Kunst-, Berg-, Gewerck- und Handlungs-Lexicon (Leipzig 1722), Johann Theodor Jablonskis Allgemeines Lexikon der Künste und Wissenschaften (Königsberg und Leipzig 1748), Lexikon aller Anstößigkeiten, welche in den sog. Schriften Friedrichs des Großen vorkommen (Prag 1790), Conversations-Lexikon oder Handwörterbuch für die gebildeten Stände (Leipzig 1812 ff.), Karl Philipp Funke-Lippolds Neuestes Natur- und Kunstlexikon (1824-1827), Meyers Deutsche Miniatur-Enzyklopädie oder Genius der Deutschen Prosaiker (Hildburghausen 1831) und ein Vollständiges General-Conversations-Lexikon (Breslau 1839).

Pavel Pohlei

Abteilung 38 - Abhandlungen [Pojednání]

2.299 Die Abteilung umfaßt 1245 Titel periodischer und nicht-periodischer Abhandlungen in 25.397 Bdn (Formate A-L). Die meisten stammen aus dem 19. Jh und aus der ersten Hälfte des 20. Jhs; nur ein kleiner Teil stammt aus dem 18. Jh. Der Bestand gliedert sich sprachlich in 51 Prozent deutschsprachige Schriften, 30 Prozent in slawischen Sprachen (Polnisch, Russisch, Ukrainisch, Slowenisch, Serbokroatisch, Bulgarisch), 8 Prozent in glischer Sprache, 4 Prozent in spanischer, je 2 Prozent in französischer und in italienischer sowie 3 Prozent in anderen Sprachen (z. B. Latein, Schwedisch, Norwegisch, Ungarisch, Niederländisch und Dänisch).

2.300 Vorhanden sind periodische und nicht-periodische Bulletins, Revuen, wissenschaftliche Zeitschriften und spezialisierte Fachzeitschriften, Gelegenheitsdrucke, Gedenkschriften, Jahrbücher, Monatsschriften, Sitzungsprotokolle verschiedener Vereine und Verbände, Schriften wissenschaftlicher Akademien und Lehranstalten, Jahrbücher und Dissertationen mit einem inhaltlichen Schwerpunkt bei den Naturwissenschaften (z. B. Biologie, Geologie, Mineralogie), aber auch zu Philosophie, Geschichte und Recht. Die Nummern und Jahrgänge werden häufig in Konvoluten von 10 bis zu mehr als 100 Stück aufbewahrt. Es finden sich weiterhin wissenschaftliche Abhandlungen, Diskussionen, Artikel und Aufsätze zu verschiedenen Fächern, Universitätsvorlesungen und Sammelbände von Seminaren. Etwa die Hälfte der Schriften in dieser Abteilung wurde von verschiedenen in- und ausländischen staatlichen wissenschaftlichen Akademien, anderen Institutionen oder Vereinen herausgegeben.

2.301 Am häufigsten vertreten sind Schriften aus dem deutschsprachigen Raum. So finden sich z. B. Schiften der Bremer wissenschaftlichen Gesellschaft (Bremen 1828 ff.), Abhandlungen der geologischen Reichsanstalt in Wien (Wien 1843), Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien 1848 ff., 1250 Nummern), Dekadenberichte des sächsischen Instituts der Wissenschaft (Chemnitz 1883 ff.), Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien 1850 ff.) sowie die Schriften Histoire de l'Academie royale des Sciences et des Belles Lettres de Berlin (Berlin 1746-1769), Historisches Journal von Mitgliedern des Königlichen historischen Instituts zu Göttingen (Göttingen 1773-1779), Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Paläontologie (Heidelberg 1830) und Berichte über die Verhandlungen der königlichen sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig (Leipzig 1871-1873).

2.302 Mehr als ein Drittel der Abhandlungen stammt aus verschiedenen Universitäten innerhalb und außerhalb Europas. Von den deutschen Universitäten sind vertreten Berlin, Dresden, Erlangen, Freiburg, Göttingen, Greifswald, Halle, Hamburg, Kiel, Leipzig und Würzburg. Beispielsweise finden sich 3 Bde des Album Academiae Wittenbergensis (Wittenberg 1841-1905) und die Nachrichten von der Georg-August-Universität und der Königlichen Gesellschaften zu Göttingen (Göttingen 1847-1938). Andere deutschsprachige Publikationen stammen aus der deutschen Universität in Prag und der Universität in Wien. Ein kleiner Teil der Schriften behandelt den Aufbau von Bibliotheken und Museen oder beschreibt ihre Bestände und Sammlungen.

Ludmila Kubátová

Abteilungen 39-44 - Incunabula typographica

2.303 Im Besitz der Nationalbibliothek befindet sich die größte Sammlung von Inkunabeln auf dem Gebiet der Tschechischen Republik mit 3030 Drucken. Für sie wurden 6 Abteilungen eingerichtet: Nr. 39 (vorwiegend Drucke bis 1480), Nr. 40 (Drucke von 1481 bis 1485), Nr. 41 (Drucke von 1486 bis 1490), Nr. 42 (Drucke von 1491 bis 1495), Nr. 43 (Drucke von 1496 bis 1500) und Nr. 44 (Drucke ohne Jahresangabe). Eine eigene Unterabteilung (39 H) wurde zusätzlich für Einblattdrucke und Fragmente der gesamten Periode eingerichtet. Die Werke liegen in den Formaten A-G vor und befinden sich im Tresorraum der Abteilung für Handschriften und Alte Drucke. Es existiert ein ausführliches neues Inventar, und ein gedruckter Katalog wird z. Z. vorbereitet (s. u. 3.2).

2.304 Das frühere Jesuitenkollegium zum Hl. Klemens in der Prager Altstadt gewann gleich bei seiner Gründung 1556 einige Inkunabeln aus der Bibliothek des Klosters der Cölestiner in Oybin (Kreis Zittau). Eine große Anzahl Inkunabeln kam 1622 aus den Beständen alter Kollegiumsbibliotheken der Prager Universität hinzu. Die Sammlung konstituierte sich jedoch hauptsächlich im letzten Drittel des 18. Jhs, als Bestände anderer Jesuitenkollegien und Bibliotheken aus vielen zur Zeit Josephs II. aufgehobenen Klöstern in Böhmen inkorporiert wurden. Vor allem kamen Werke hinzu aus den Bibliotheken der Benediktiner in Kladruby [Kladrau], der Zisterzienser in Plasy [Plass] und Zlatá Koruna [Goldenkron], der Augustiner-Chorherren in Trebon [Wittingau] und Borovany [Forbes], der Unbeschuhten Augustiner in Prag, der Dominikaner in Ceské Budejovice [Budweis] und der Prämonstratenserinnen in Chotešov [Chotieschau]. Im Laufe des 19. Jhs und zu Beginn des 20. Jhs wurde die Sammlung der Inkunabeln nicht mehr wesentlich erweitert und umfaßte am Anfang der zwanziger Jahre des 20. Jhs 2440 Drucke.

2.305 Erst wieder in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jhs waren es Dr. Flora Kleinschnitzová (1891-1946) und vom Beginn der vierziger bis Ende der siebziger Jahre Dr. Emma Urbánková (1909-1992), die als Leiterinnen der Abteilung für Handschriften und Alte Drucke für eine beachtliche Bestandserweiterung sorgten. Es gelang ihnen, seltene Drucke zu erwerben. Den größten und wichtigsten Zuwachs stellten die mehr als 300 Inkunabeln der Prager Lobkowicz'schen Bibliothek dar (s. u. Abteilung 65), die von der damaligen Öffentlichen und Universitätsbibliothek gekauft wurden. Die Prager Lobkowicz'sche Bibliothek entstand am Ende des 18. Jhs, und der Großteil ihrer Inkunabeln stammt aus deutschen säkularisierten Klöstern (darunter viele deutschsprachige). In den dreißiger Jahren wurden einige Inkunabeln aus den Adelsbibliotheken der Grafen Thun-Hohenstein in Decín [Tetschen] und der Fürsten Dietrichstein in Mikulov [Nikolsburg] gekauft (s. Eintrag dort). Anfang der fünfziger Jahre kamen weitere Inkunabeln aus den Bibliotheken damals aufgehobener Klöster aus Prag sowie aus Mittel- und Nordböhmen hinzu (insgesamt 310 Drucke). Sie wurden aber Anfang der neunziger Jahre im Rahmen der Restitutionsmaßnahmen großenteils an die Orden und Klöster zurückgegeben.

2.306 Aus dem deutschen Sprachgebiet stammen 2120 Inkunabeln (70 Prozent der Sammlung). In deutscher Sprache gedruckt sind 140, in tschechischer 26, griechischer 22, italienischer 9, hebräischer 6, französischer und kirchenslawischer je eine. Die übrigen liegen in lateinischer Sprache vor. Insgesamt 38 Druckorte aus dem deutschsprachigen Raum sind mit Werken aus ihren Offizinen vertreten (zwei Drittel aller bekannten deutschen Druckorte des 15. Jhs). Am zahlreichsten sind Drucke aus den sechs größten Buchdruckzentren: Straßburg (453), Nürnberg (333), Basel (281), Köln und Leipzig (jeweils 270) sowie Augsburg (179). Mehr als 10 Inkunabeln stammen aus Speyer (78), Ulm (45), Mainz (34), Reutlingen (25), Hagenau (21), Memmingen (14), Passau (13), Lübeck (12) und Freiburg i. Br. (11). Weniger als 10 Inkunabeln stammen aus Bamberg (9), Esslingen und Heidelberg (je 7); Magdeburg, Tübingen und Urach (je 6); Wien (5); Würzburg, Rostock, Blaubeuren und dem Zisterzienserkloster Zinna nördlich von Jüterbog (je 4); Erfurt (3); Hamburg, Freiberg in Sachsen, Ingolstadt, Breslau und Marienthal (je 2); Kirchheim im Elsaß, Beromünster, Burgdorf und Meißen (je eine). Zwei Inkunabeln erschienen in bisher unbekannten Druckorten des deutschsprachigen Gebiets. Die Produktion der süd- und südwestdeutschen Druckereien macht erwartungsgemäß den wesentlichen Teil aus, doch sind auch kleine Offizinen vertreten, die für die Geschichte des Buchdrucks interessant sind (z. B. Burgdorf, Marienthal oder Kloster Zinna).

2.307 Im Bestand ist auch die größte Sammlung böhmischer Inkunabeln, die in Plzen [Pilsen], Vimperk [Winterberg], Kutná Hora [Kuttenberg] und Prag erschienen sind. Von den bekannten 44 böhmischen Drucken besitzt die Nationalbibliothek 23 in mindestens einem Exemplar (darunter 4 Unikate). Mit Duplikaten sind es insgesamt 34 böhmische Inkunabeldrucke. Von den 7 bekannten Drucken aus der ältesten, anonym gebliebenen Offizin Böhmens, die von etwa 1476 bis 1479 in Pilsen arbeitete, befinden sich 6 in der Sammlung. Von den 3 Drucken des deutschen Druckers Johann Alacraw aus Passau, der im Jahre 1484 im Böhmerwalder Winterberg tätig war, bewahrt die Nationalbibliothek zwei. Mährische Inkunabeln sind vergleichsweise gering vertreten: von insgesamt 26 bekannten mährischen Inkunabeln, die in Brno [Brünn] und Olomouc [Olmütz] bis 1500 gedruckt wurden, finden sich nur drei.

2.308 Obwohl inhaltlich das gesamte Repertoire des Buchdrucks im 15. Jh vorhanden ist, überwiegen theologische Schriften im Bestand (bedingt durch die inkorporierten Klosterbestände). Vorhanden sind Bibelausgaben, Werke der Liturgik, Hagiographie und Homiletik, religiöse Erbauungsbücher sowie juristische Werke des kirchlichen und weltlichen Rechts. In geringerem Umfang vertreten sind historiographische Werke, Werke zur Philosophie, Medizin, Astronomie und anderen Naturwissenschaften sowie antike und humanistische Literatur.

2.309 Das älteste Sammlungsstück ist ein Blatt aus der 42-zeiligen Bibel Johann Gutenbergs (GW 4201); ferner liegen neben der 48-zeiligen Bibel von Johann Fust und Peter Schöffer (1462, GW 4204) eine Reihe von Unikaten oder ausgesprochen seltenen Inkunabeln vor. Aus deutschen Druckereien seien z. B. zwei Unikate aus der Rostocker Druckerei der Brüder vom gemeinsamen Leben genannt: Anselm von Canterbury, Soliloquium iubilaeum (um 1475, GW 2038) und Stimulus amoris (um 1475, GW 2039). In der Sammlung sind viele seltene Einblattdrucke erhalten, so eines von zwei bekannten Exemplaren der Bücheranzeige des Augsburger Druckers Günther Zainer aus dem Jahre 1476 (EB 15, 1560); ein Fragment einer gedruckten Exkommunikationsurkunde der Rostocker Bürger, die am 9. April 1489 von Johannes V. Parkentin, Bischof im schleswig-holsteinischen Ratzeburg, herausgegeben und von Steffen Arndes in Lübeck gedruckt wurde (in der Literatur unbekannt) und der Almanach des Astronomen Valentin von Grünberg für das Jahr 1494 (Leipzig: Gregor Böttiger; in der Literatur unbekannt). Weiterhin besitzt die Bibliothek eine Reihe von Almanachen Wenzel Fabers aus Ceské Budejovice, der an der Leipziger Universität tätig war und seit 1487 lateinische und deutsche Almanache zusammenstellte: z. B. sind seine deutschen Almanache für Leipzig auf das Jahr 1497 und ...auf das Jahr 1498 Unikate (beide Leipzig: Martin Landsberg, GW 9568 und 9571/10). Interessant sind auch Drucke Kaspar Elyans aus Breslau, darunter als Unikat Historia de transfiguratione Domini (1475) (s. u. 5, J. Kelle).

2.310 Liturgische Bücher für verschiedene deutsche Diözesen sind zahlreich vorhanden, u. a. Missale Augustanum (Augsburg: Erhard Ratdolt 1491, HC 11260) und 2 Exemplare des Missale Misnense (Freiberg in Sachsen: Konrad Kachelofen 1495, HC 11327). Von den Drucken Melchior Lotters liegen z. B. vor seine Psalter der Jahre 1498 (H 13498) und 1499 (28/IX; in 2 Exemplaren; bisher in der Literatur unbekannt). Bei den Ordensmissalen finden sich aus der Klosterdruckerei der Nürnberger Augustiner-Eremiten Missale Augustinianum (1491, H 11262) und Missale Praemonstratense (Magdeburg: Bartholomäus Ghotan, ca. 1480-1483). In deutschen Werkstätten wurde im 15. Jh ein wesentlicher Teil der liturgischen Bücher für die Prager und Olmützer Diözesen gedruckt, von denen die Mehrzahl in der Nationalbibliothek vorhanden ist: aus der Nürnberger Druckerei von Georg Stuchs Diurnale Pragense (1493, GW 8556; nur in 2 Exemplaren bekannt); Agenda Olomucensis (1498, GW 471); Missale Pragense (1498, R 631) sowie Missale Olomucense (1499, HC 11338); aus der Leipziger Offizin Konrad Kachelofens Missale Pragense (1498, HC 11354) und aus der Bamberger Druckerei Johann Sensenschmidts das Missale Olomucense (1488, HC 11337).

2.311 Unter den deutschsprachigen Inkunabeln sind bemerkenswert eine der ersten Ausgaben der deutschsprachigen illustrierten Biblia (Augsburg: Günther Zainer, ca. 1475-1476, GW 4298) und eine illustrierte Ausgabe von Anton Sorg aus Augsburg von 1480 (GW 4302). Zu den deutschsprachigen Zimelien zählen die in wenigen Exemplaren erhaltene Ausgabe der Reisebeschreibung von Marco Polo, die 1477 in Nürnberg in der Druckerei Friedrich Creussners gedruckt wurde (HC 13245) sowie Johann von Würzburgs Historie von Herzog Leopold und seinem Sohn Wilhelm von Österreich (Augsburg: Anton Sorg 1491, C 3550), die St. Sebalds-Legende (Bamberg: Marx Ayrer 1493, H 14573) und Das Leben des Heiligen Herrn Sankt Rochus (um 1483 gedruckt, in einer anonymen Werkstatt, wahrscheinlich in 3 Exemplaren erhalten, H 13928) sowie das Handbuch von Johann Widmann aus Cheb [Eger] Rechnung auf alle Kaufmannschaft (Leipzig: Konrad Kachelofen 1489, HC 13712).

2.312 Für ihre Illustrationen bekannt sind Novum beate Mariae virginis psalterium von Hermann Nitzschewitz (um 1495 im Zisterzienserkloster Zinna gedruckt, H 11891, 4 Exemplare) und Stephan Fridolins Schatzbehalter (Nürnberg: Anton Koberger 1491, GW 10329, 2 Exemplare) mit Holzschnitten von Michael Wohlgemut. Interessant illustriert und in deutscher Sprache liegen u. a. vor Hieronymus Brunschwigs Kleines Destillierbuch (Straßburg: Johann Grüninger 1500, GW 5595), das seltene Büchlein von dem sterbenden Menschen (Augsburg: Anton Sorg, ca. 1482, H 11628) und Seelenwurzgarten (Ulm: Konrad Dinckmut 1483, C 5345).

Kamil Boldan


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.