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 OeNat2: Bestandsbeschreibung 2.1 - 2.125
 OeNat4: Bestandsbeschreibung 2.253 - 2.329
 OeNat5: Kataloge; Quellen; Ver&oum;ffentlichungen

Österreichische Nationalbibliothek: Druckschriftenbestand

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Allgemeine Philologie, Philologie außereuropäischer Sprachen

2.129 Ca. 9530 aus Zählungen am Nominalkatalog errechnete Titel (82 des 16. Jhs, 656 des 17. Jhs, 860 des 18. und 7930 des 19. Jhs) verteilen sich auf Werke zur allgemeinen und vergleichenden Sprachwissenschaft sowie Grammatik, Etymologie und Schrift im allgemeinen (einschließlich der polyglotten Wörterbücher), auf die afrikanischen, amerikanischen (einschließlich Indianersprachen), australischen, asiatischen (Indica, Sinica, Japonica) und orientalischen Sprachen und Literaturen sowie Romani, Hebraistik und Jiddische Literatur.

2.130 Ca. 260 Titel sind allgemeine Studien, einschlägige Bibliographien, Zeitschriften sowie Beiträge zu Teilaspekten der Philologie bzw. Sprachwissenschaft. Hinzu kommen Werkausgaben von und Literatur über bedeutende Philologen sowie die ausschließlich einzelnen Sprachen gewidmeten Werke. Unter 10 Titeln des 16. Jhs befinden sich 4 von Guillaume Budé (u. a. De philologia, Paris 1536) und Nikodemus Frischlins Oratio de studiis linguarum (Frankfurt a. Main 1575). Gerhard Johannes Voß' De quatuor artibus popularibus (1650) und Johannes Spechts Quaestionum philologicorum pentas (1692) sowie 15 weitere Titel stammen aus dem 17. Jh, 21 Titel aus dem 18. Jh (z. B. Wolfgang von Kempelens Mechanismus der menschlichen Sprache, 1791). Unter den Titeln aus dem 19. Jh befinden sich ca. 100 vorwiegend die Philologie als Wissenschaft betreffende Studien und Grundlagenwerke (z. B. August Boeckhs Enzyklopädie und Methodologie der philologischen Wissenschaften, 1877) sowie 11 Zeitschriften. Unter dem Schlagwort Sprache verzeichnet der Katalog 313 Titel zu Spracherlernung, Sprachtheorie und -geschichte und Teilaspekten wie der Sprachenregelung in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Der Schwerpunkt liegt bei den Untersuchungen über die Entstehung der Sprache. Mehr als 90 Prozent der Werke stammen aus dem 19. Jh. Die Schriften Wilhelm von Humboldts und Haijm Steinthals sind gut, z. T. auch mit Erstausgaben vertreten, wie Humboldts Studie Ueber die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues (1836) und Steinthals Der Ursprung der Sprache im Zusammenhang mit den letzten Fragen alles Wissens (1851). Zu den ältesten Titeln (8 des 16. Jhs) zählen das Juditium vocalium Luciani (Leipzig 1523) sowie La Lengua (Basel 1526) des Erasmus von Rotterdam. Aus dem 17. Jh sei Olaus Borrichs De causis diversitatis linguarum dissertatio (1675) erwähnt.

2.131 Sodann gibt es ca. 40 allgemeine und vergleichende Studien zur Grammatik (17 des 16. Jhs, darunter Petrus Ramus' Grammatica, Frankfurt a. Main 1578) - die Grammatiken einzelner Sprachen sind hingegen den entsprechenden philologischen Abteilungen zugeordnet. Zum Bereich der vergleichenden Sprachwissenschaft ist insbesondere hinzuweisen auf 10 Ausgaben von Ambrosio Calepinos Dictionarium (die älteste wurde 1513 in Venedig gedruckt) sowie 4 (eine lateinische, 3 französische) Ausgaben des 17. Jhs von Eduard Brerewoods Recherches curieuses sur la diversité des langues (1640). Aus dem 18. und 19. Jh liegen die wichtigsten einschlägigen Untersuchungen vor, z. B. von Gottfried Wilhelm Leibniz, Daniel Jenisch, Johann Christoph Adelung, Jakob Grimm und Franz Bopp. Ergänzend dazu sind 108 polyglotte Wörterbücher anzuführen. Unter den ältesten Drucken (27 des 16. Jhs) finden sich 2 Ausgaben von Sebastian Münsters Dictionarium trilingue in quo latinis vocabulis respondent graeca et hebraica (Basel 1530, 1562), Hieronymus Megisers Dictionarium quatuor linguarum (Graz 1592) sowie 3 Ausgaben von Grzegorz Knapskis Thesaurus Polono-latino-graecus (Krakau 1621, 1643-1693 und 1668). Im Bestand des 18. und 19. Jhs sind auch über den klassischen europäischen Sprachraum hinausreichende Sprachen vertreten, wie Joseph-Marie Amyots Dictionnaire Tartare-Mantchou françois (1789-1790), Daniel Moschopolites' Lexikon des Rumänischen, Walachischen, Bulgarischen und Albanischen, Eisagogike Didaskalia (1802), und von `Abd-al-Fattah (Ashraf Ali) Amadan Namah or the collection of Verbs on Hindustani, Persian, Arabic and English (Bombay 1870).

2.132 Bei den 200 Titeln zur Etymologie liegen Schwerpunkte bei den allgemeineren Studien, darunter Friedrich Sylburgs Etymologicon magnum (Heidelberg 1594) und Originum sive etymologiae libri viginti (Basel 1577) von Isidor von Sevilla, und bei Untersuchungen am Beispiel der lateinischen Sprache. Ca. 280 Titel behandeln Entstehung und Entwicklung der Schrift und der Alphabete - zu den ältesten Drucken zählt Wilhelm Postels Linguarum duodecim characteribus differentium alphabetum (Paris 1538).

2.133 Von den im Rahmen der Hochrechnung ebenfalls der Philologie zugerechneten wenig umfangreichen Titelgruppen zu einzelnen Sprachen tfallen 19 auf Indianersprachen. Die Werke Johann Karl Eduard Buschmanns, z. B. Die Völker und Sprachen Neu-Mexikos und der Westseite des britischen Nordamerikas (1857), John Pickerings (An essay on a uniform orthography for the indian languages of North America, 1820) und Albert Samuel Gatschets (Zwölf Sprachen aus dem Südwesten Nordamerikas, 1876) sind mit mehreren Ausgaben und Übersetzungen gut vertreten. Rund 40 Titel des 19. Jhs befassen sich mit Romani, darunter Antonin Jaroslav Puchmajers Romani cib d. i. Grammatik und Wörterbuch der Zigeunersprache (1821) und 2 Titel des Josephus archidux Austriae, eine Sprachlehre (Czigány nyelotan Romano csibákero sziklaribe, 1888) und eine Briefausgabe (Eredeti czigánylevelek, 1890). Unter den wenigen Werken über australische Sprachen finden sich William Ridleys Kamilaroi, Dippil and Turrubul: languages spoken by Australian Aborigines (1866) und Emil Jungs Zur Kenntnis südaustralischer Dialekte (1876-1877).

2.134 Auch das historische Buchgut zur Afrikanischen Philologie ist eher gering. Von ca. 90 Titeln stammt nur einer aus dem 17. Jh, Hyancinthus Brussotti a Vetrallas Regulae quaedam pro difficillimi Congensium idiomatis faciliori captu ad grammaticae normam redactae (Rom 1659). 3 Titel erschienen im Zeitraum 1800 bis 1840 (darunter A Spelling Book for the Susoos and a Catechism for little Children, 1802), 8 zwischen 1840 und 1850 (z. B. Samuel Crowthers Vocabulary of the Yoruba language, 1843). In den meisten Fällen handelt es sich um Grammatiken und Wörterbücher, erst für die zweite Hälfte des 19. Jhs sind auch 10 Titel über afrikanische Literaturen nachzuweisen.

Japanische Sprache und Literatur

2.135 Die Werke zur japanischen Sprache und Literatur sind, wie der überwiegende Teil der Japonica, über Vermittlung des Würzburger Mediziners Philipp Franz von Siebold (1796-1866) im Zeitraum zwischen 1836 und 1850 an die Hofbibliothek gekommen. Insgesamt besitzt die Bibliothek 305 meist mehrbändige Japonica (9 aus dem 16. Jh, 18 aus dem 17. Jh, 49 aus dem 18. und 194 aus dem 19. Jh). Eine erste Übersicht zu den Japonica- und Sinica-Beständen publizierte Stephan Ladislaus Endlicher (1804-1849) bereits 1837 (s. u. 3.4). Die Überarbeitung des damals begonnenen und bis 1990 sehr lückenhaft geführten Einlaufbuches (enthält nur etwa 40 Titel) wurde 1993 abgeschlossen. Die Titel des Japonica-Bestandes sind in einem eigenen Katalog verzeichnet. Der Schwerpunkt der Japonica liegt bei den medizinischen (68 Titel) und naturwissenschaftlichen Werken (22 zur Geographie, 21 zur Botanik und Bodenkultur). Publikationen zur Geschichte (29) und Philosophie (ein Titel) sowie philologische und literarische Darstellungen nehmen einen geringen Raum ein.

2.136 Neben 5 Enzyklopädien des 16. bis 19. Jhs und 2 allgemeineren philologischen Werken sind 16 Wörterbücher (2 des 18. Jhs) vorhanden. Hervorzuheben sind das erste gedruckte und in einer Auflage von nur 100 Stück erschienene holländisch-japanische Wörterbuch, das Nederduitsche Taal (Yakken) (1810), und das nur in wenigen Exemplaren bekannte Wörterbuch Moshiogusa (1802) der Ainu-Sprache. Pantzer (s. u. 5) führt unter den Rara aus der Japonica-Sammlung auch das buddhistische Sanskrit-Lehrbuch Shittan Mata Taimon (1788) und das Johannes-Evangelium in der Übersetzung von Karl F. A. Gützlaff (Yohane Fukuin no den, Singapur 1838) an. Die japanische Literatur ist mit 3 literaturgeschichtlichen Darstellungen des 19. Jhs, 14 der Lyrik zuzuordnenden Titeln (4 des 17. Jhs, einer des 18. Jhs), 20 Ausgaben von Novellen und Erzählungen (eine des 18. Jhs) sowie einer Edition von Lustspielen aus dem 18. Jh vertreten. Bei den Gedichtsammlungen handelt es sich vorwiegend um Texte der Nara- bis zur Edo-Zeit. Zu erwähnen sind das Manyoshu (1709) und das zur Lyrik der Heian-Zeit vorliegende Wakan Roei Shuchu (1671), das erstmals 1013 von Fujiwara Kinto zusammengestellt wurde.

2.137 Unter den restlichen Werken befindet sich Fuso Shuyoshu (1689), eine 35 Hefte in 3 Bdn umfassende Anthologie der besten japanischen Schriftsteller des 10. bis 17. Jhs. Aus dem Bereich der edozeitlichen Kokugaku-Literatur besitzt die Bibliothek einige kommentierte Ausgaben über Japans Götterzeitalter, u. a. einen Nihongi-Kommentar, Jindaiki no Ashikabi (1817), und einen handschriftlichen Kommentar zum ersten Band des Kojiki, Kamiyo no Masagoto (1848). Ferner gibt es 12 z. T. unvollständige Romanausgaben, die sich vor allem durch die Illustrationen von Katsukawa Shuntei, Utagawa Kuninao und Utagawa Toyohiro auszeichnen. Die Texte beschreiben einige für die japanische Prosa typische Helden, wie die 47 Ronin (Ehon Chushingura, 1800), Yamanaka Shikanosuke, Krieger der Sengoku-Zeit (Ehon Sarashina Zoshi, 1812), Taira no Kagekiyo (Kagekiyo Gaiden, 1816) und die Prinzessin Chujo (Chujo-hime Ichidai Ki, 1801, und Chujo-hime Monogatari, 1852). Die Ausgabe des Sannan Jitsuroku (1721), eine Beschreibung der Heldentaten der Mitglieder des Fürstenhauses Kusunoki, enthält 3 Sumizuri-Porträts der Dargestellten. Erwähnenswert ist auch die unvollständig erhaltene Dramensammlung Kyogen Ki (1700) mit 10 kurzen Lustspielen eines unbekannten Autors. Bei den Übersetzungen japanischer Literatur ins Deutsche ist Österreichs erster Ostasiengelehrte, August Pfizmaier (1808-1887), mit mehr als 60 Titeln vertreten, die z. T. in der Reihe Denkschriften und Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien, phil.-hist. Klasse im Zeitraum 1845 bis 1887 erschienen sind.

Chinesische Sprache und Literatur

2.138 Die von Endlicher (s. o. 2.135) 1837 verzeichneten 126 chinesischen Werke waren vorwiegend Geschenke von Chinareisenden und Missionaren an das österreichische Kaiserhaus. Von den bis zur Jahrhundertwende hinzugekommenen Beständen stellen 188 durch den Vizekonsul Joseph Ritter von Haas (1847-1896) in Shanghai erworbene Werke den bedeutendsten Zuwachs dar. 1946 konnte die umfangreiche, beinahe ausschließlich historisches Buchgut enthaltende Sinica-Sammlung Arthur von Rosthorns (1862-1945) übernommen werden. Bei einem Gesamtbestand von 2050 Sinica liegen nun 1007 bis 1900 erschienene Werke vor - 5 des 16. Jhs, 127 des 17. Jhs, 152 des 18. und 723 des 19. Jhs. Davon sind 440 Titel der chinesischen Philologie, Sprache und Literatur zuzuordnen. Hinzu kommen 200 Sammelwerke (Ts'ung Shu, s. u. 2.143).

2.139 Von 275 Titeln zur chinesischen Sprache entfallen 183 (8 des 17. Jhs, 22 des 18. und 153 des 19. Jhs) auf philologische Untersuchungen und Sprachlehrbücher. Dazu zählen Ma Chien-chungs Ma-Shih-Wen-T'ung (1898), das einzige vor 1900 erschienene Handbuch der chinesischen Grammatik, und 2 Schulbücher des 19. Jhs, die von Missionaren als Lehrbücher benützt wurden, die Tausend-Zeichen-Fibel Ch'ien-tzu-wen (1833) und die Drei-Zeichen-Fibel San-tzu-ching (1817). 9 Titel (2 des 17. Jhs, 3 des 18. und 4 des 19. Jhs) sind Enzyklopädien und biographische Nachschlagewerke, 83 (7 des 17. Jhs, 21 des 18. und 55 des 19. Jhs) Wörterbücher. Das älteste chinesische Wörterbuch, Erh-Ya, liegt in einer Ausgabe von 1788 vor. Zum Shuo-Wen des Hsü Shen (1632) und dem von Hsü Hsüan neubearbeiteten Shuo-Wen-Chieh-Tzu (1881) gibt es ca. 80, vorwiegend dem 19. Jh entstammende Kommentare, Nachträge und Nachdrucke. T'ung Wei-fu gab das Wörterbuch der Siegelschrift, Chuan-tzu-hui (1691), heraus. Mit nordchinesischen Dialekten befaßt sich Fan T'eng Fengs Wu-fang-yüan-yün, das im Erstdruck (1710) und weiteren Ausgaben und Ergänzungen (1878, 1883) vertreten ist. Das Wörterbuch Yü-P'ien des Ku Yeh-wang besitzt die Bibliothek in einer Neuausgabe (1850) und in 4 japanischen Ausgaben des 19. Jhs, das Tzu-Hui-Wörterbuch von Mei Ying-tso in einer unvollständigen Ausgabe des Jahres 1786 aus der Bibliotheca Eugeniana und 4 weiteren kommentierten und erweiterten Versionen.

2.140 Die chinesische Enzyklopädie Ku-chin-t'u-shu-chi-ch'eng von Ch'en Meng-lei ist in der 9900 Hefte in 222 Bdn umfassenden zweiten Ausgabe (Shanghai 1885-1888) vorhanden, versehen mit einem Index von Lionel Giles (1911). Zum P'ei-wen-yün-fu, dem von Chang Yü-shu nach Reimen zusammengestellten Wörterbuch literarischer Ausdrücke, gibt es auch Nachträge von Chang T'ing-yü (beide 1790-1794). Neben dem San-ts'ai-t'u-hui (1609), der Enzyklopädie der Künste und Wissenschaften von Wang Ch'i (Ming), ist Li Fangs T'ai-p'ing-yü-lan (Yang Chou 1812, 24 Bde) als eine der wichtigsten Enzyklopädien des Altertums (Sung-Zeit) zu nennen, wovon auch Auszüge in einer deutschen Übersetzung von August Pfizmaier, erschienen in den Sitzungsberichten der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien (in den Bdn 58-81, 1866-1876), vorliegen. Der Enzyklopädie der alten Kultur von Ma Tuan-lin, Wen-Hsien-T'ung-K'ao (10 Bde, Neuausgabe von 1798), steht das Fortsetzungswerk von Wang Ch'i (1603) zur Seite.

2.141 165 Titel zur chinesischen Literatur (einer des 16. Jhs, 11 des 17. Jhs, 22 des 18. und 132 des 19. Jhs) setzen sich aus 91 Lyrikausgaben, 24 Prosatexten, 4 Dramen und 46 allgemeineren, vorwiegend der Literaturgeschichte zuzuordnenden Publikationen zusammen. Von Shih-Ching (1731), der ältesten Anthologie chinesischer Lyrik, die nach dem ersten Kommentator Mao Heng auch Mao-Shih genannt wird, sind mehr als 20 Abhandlungen aus dem 18. und 19. Jh, u. a. eine Ausgabe in Chuan-Schrift (Peking o. J.) und die von Chu Hsi kommentierte Wan-li-Ausgabe Shih-Ching (o. J.), zu erwähnen. Lyrik des Königreiches Ch'u enthält die Ch'u-Tz'u-Anthologie, vorhanden in Editionen von 1801 (mit Kommentaren von Wang Yi) und 1872 (mit Kommentaren von Chu Hsi, revidiert von Tseng Kuo-fan). Die im 6. Jh zusammengestellte Textsammlung Chao-ming wen-hsüan ist in einem Druck von 1772 zugänglich. Daneben gibt es die umfangreiche Literatur der T'ang- und der Sung-Periode, wie die Gedichteauswahl T'ang-Shih in einer japanischen Ausgabe (1622), das Ku-T'ang-Shih (1732) sowie das Ch'üan-T'ang-Shih und das T'ang-Sung-Wen-Ch'un, beide im Sammelwerk Ssu K'u Ch'üan Shu hui yao (1790).

2.142 Shih Nai-ans und Lo Kuang-chungs Roman über den Bauernaufstand in der Sung-Zeit, Shui-Hu-Chuan, Lo Kuan-chungs Sage der drei Königreiche, San-Kuo-Chih-Yen-Yi, Wang Shih-chens Dichtung Chin-P'ing-Mei (Schlehenblüten in goldener Vase) sowie Ts'ao Hsüeh-ch'ins Hung-Lou-Meng (Der Traum der roten Kammer), die wichtigsten historischen Romane und Prosatexte aus der Yüan-, Ming- und Ch'ing-Zeit, liegen vor allem in Editionen und Übertragungen aus dem 20. Jh vor. Aus dem 18. Jh stammt der Druck der Novellensammlung Liao-Chai-Chih-Yi von P'u Sung-ling (1754). Im 19. Jh erschienen Ausgaben des Hao-Chuan-Chiu (Die Geschichte einer glücklichen Gattenwahl, 1806), die Autobiographie Shen Fus, Fu-Sheng-Liu-Chi (1877) sowie die illustrierte literarische Beschreibung der chinesischen Götterwelt, San Chiao Yüan Liu (1819).

2.143 Hinzu kommen vorwiegend in der Ch'ing Dynastie entstandene Sammelwerke (mehr als 200 Titel) mit Texten einzelner oder mehrerer Autoren und Sammlungen von Texten des Altertums, die Ts'ung Shu. Mit 180 verschiedenen Werken in 40 Bdn stellt das Huang-ch'ing-ching-chieh (1860-1861) das umfangreichste Beispiel dar. Sodann sind 117 Werke von Mao Ch'i-ling im Mao-hsi-he-he-ch'üan-chi (1796) vertreten, weitere Sammlungen sind z. B. den Dichtern Tu Fu, Li Pai, Juan Yüan und Jüan Mei gewidmet. Als Verzeichnis zu den Sammelwerken dient das von Ku Hsin herausgegebene Hui-k'e-shu-mu (1875). Unter den Dramentexten stellt ein undatierter Nachdruck des Li-Chih-Chi (Die Geschichte einer wiederhergestellten Harmonie) aus Min Nan (Fuchien) eine Rarität dar (s. u. 5, Wu Shou-li). Die undatierte Ausgabe der Operntexte der Ming Dynastie, Yüeh-Fu Ta-Ming T'ien-Hsia-Ch'un, ist nur unvollständig (Bde 4-8) erhalten. Bei den vorwiegend in der zweiten Hälfte des 19. Jhs erschienenen Übersetzungen ist auf über 100 Publikationen chinesischer literarischer und historischer Texte von August Pfizmaier hinzuweisen.

Indische Philologie

2.144 Ein genauer Überblick über den Bestand zur indischen Philologie und Indienkunde ist derzeit nicht möglich, da an der Einordnung der bis 1929 erschienenen Indica in die Kataloge der Druckschriftensammlung noch gearbeitet wird. Die folgenden, anhand des Alten Schlagwortkataloges ermittelten Angaben setzen die (durch Stichproben begründete) Annahme voraus, daß sich unter den unbearbeiteten Beständen keine größeren Konvolute älterer Druckwerke mehr befinden. Bei einem Gesamtbestand von rund 2500 bis 3000 Titeln sind demnach ca. 1500 Indica bis 1900 erschienen (ca. 30 im 16. Jh, 80 im 17. Jh, 120 im 18. und etwa 1270 im 19. Jh). Zum überwiegenden Teil handelt es sich um Textausgaben und Übersetzungen von Werken der verschiedenen indischen Sprachen, wobei der Schwerpunkt auf den Sanskrit-Texten liegt. Das Spektrum reicht hier von Ausgaben der Rgveda-Samhita (z. B. von Friedrich Rosen, 1838; Alexandre Langlois, 1848-1851; Max Müller, 1849-1874) bis hin zu Sanskrit-Werken indischer Gelehrter des 17. Jhs. Ferner finden sich ca. 40 Pali-Texte (hauptsächlich im Rahmen der Pali-Text-Society in London ab 1888 erschienene Veröffentlichungen), Texte in Prakrt-Sprachen (u. a. Halas Saptasatakam, herausgegeben von Albrecht Weber, 1881) und ca. 50 Titel in neuindischen Sprachen (z. B. Cand Barais Prithiraja, 1873).

2.145 Auf die Sanskrit-Philologie entfallen ca. 450 Titel. Neben Wörterbüchern (30) und Grammatiken (50) sind die Anfänge der internationalen Sanskrit-Forschung u. a. mit Charles Wilkins' A grammar of the sanscrita language (1808), Amarakocha ou vocabulaire d'Amarasinha publié en Sanskrit von A. L. Loiseleur-Deslongchamps (1839-1845) sowie mehreren Publikationen Franz Bopps und Othmar Franks gut vertreten. Sanskrit-Übersetzungen indischer Literatur stellen ein Zehntel dieser Bestandsgruppe. Unter den wichtigsten sind Charles Wilkins' The Heetopades of Veeshnoo Sarma, translated from the Sanskreet language (1787), Georg Forsters Sakontala oder der entscheidende Ring, ein indisches Schauspiel von Kalidasa (1791), 3 von Horace-Hayman Wilson ins Englische übersetzte Sanskrittexte (z. B. The Megha duta or cloud messenger, a poem in the sanscrit language, Kalkutta 1813) sowie Adolph Friedrich Stenzlers sanskrit-lateinische Ausgabe des Raghu vansa, Kalidasae carmen (1832). Unter den Textausgaben kommt den in Indien publizierten Sanskrit-Buchreihen, die bis 1900 an der Bibliothek vollständig vorhanden sind, besondere Bedeutung zu. Im einzelnen sind dies die auf Anregung des Tirolers Alois Sprenger (1813-1893) entstandene und 256 Bde umfassende Bibliotheca Indica (Kalkutta 1849-1932), die Benares-Sanskrit-Series (40 Bde, Benares 1882-1927), The Anandashram Sanskrit Series (etwa 100 Bde, Poone 1888 ff.) und die Chowkhamba Sanskrit Series (68 Bde, Benares 1898-1930). Hinzuzufügen ist die von August Wilhelm Schlegel herausgegebene Indische Bibliothek (Bonn 1820-1830).

2.146 Zum ältesten Bestand zählen indienkundliche Werke allgemeinerer Art, wie die in 9 Ausgaben vorhandenen Historiarum Indicarum libri XVI (Florenz 1588 als älteste) des Jesuiten Johannes Petrus Maffei, Abraham Rogers De Open-Deure tot het verborgenen Heydendom (1651) sowie geographisch-historische Beschreibungen und Reiseberichte. Von den wissenschaftlichen Werken des 18. und 19. Jhs können William Jones' Abhandlungen über die Geschichte und Alterthümer, die Künste und Wissenschaften etc. Asiens (1795-1797) und Friedrich Schlegels Über die Sprache und Weisheit der Indier (1808) genannt werden. Besonders umfangreich und in wissenschaftshistorisch interessanten Ausgaben und Übersetzungen (u. a. Abraham H. A. Duperrons Upanisaden-Übersetzung aus dem Persischen, Oupnek-hat, in der Straßburger Erstausgabe 1801-1802) ist das religiöse und philosophische Schrifttum der Inder vertreten. Im Zuge der frühen Erforschung des Pali und des Buddhismus entstanden Benjamin Cloughs A Compendious Pali grammar (Colombo 1824) und Essai sur le Pali, ou langue sacrée de la presqu'île au-delà du Gange (Paris 1826) von Eugène Burnouf und Chrétien Lassen. Von den 6 Zeitschriften stammen die ältesten aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, z. B. The asiatic Journal (London 1816-1845) und The Journal of the Asiatic Society of Bengal (Kalkutta 1832 ff.). Das Tamil ist sowohl mit 12 Grammatiken, wie Bartholomäus Ziegenbalds Grammatica Damulica (1726) und Constant-Joseph Beschis Grammatica latino-tamulica (1738), als auch mit Publikationen der Tamil-Forschung des 19. Jhs (z. B. A. Blins Dictionnaire français-Tamoul, 1831) repräsentiert. Unter den Reihenwerken sind die Bibliotheca tamulica (Leipzig 1854-1865) und das Tamil-Magazine (Madras 1831-1832) zu nennen.

Hebraistik, Jiddische Sprache und Literatur

2.147 Die Bestände zur Hebraistik sind nicht sehr umfangreich. Während die vorliegende Belletristik sich fast ausschließlich auf die Bibel, den Talmud und andere religiöse Quellenwerke bezieht, d. h. in den Bereich der Theologie fällt, ist die hebräische Sprachwissenschaft mit insgesamt 510 Werken des 16. bis 19. Jhs gut vertreten. Der überwiegende Teil der älteren Werke im Besitz der Bibliothek ist außerhalb der Grenzen der Monarchie erschienen. Von den allgemeineren Abhandlungen und Studien zu Teilbereichen des Hebräischen (54 Titel) stammen 20 aus dem 16. Jh, darunter Johannes Reuchlins De rudimentis hebraicis libri (Pforzheim 1506), De accentibus et orthographia lingue hebraicae libri tres (Hagenau 1518) sowie Eliya Levitas Sepher tubhtacom (Basel 1539).

2.148 215 Titel sind Schulbücher, wie Marti Benedictus' Partitiones methodicae grammaticae ebreae ad usum scholae Bernensis institutae (Basel 1561). 19 Lehrbücher (je 3 des 16., 17. und 18. Jhs, 10 des 19. Jhs) sind Einführungen ins Hebräische, u. a. Philippus Novenanuos Elementale Hebraicum (Leipzig 1520). Von den 154 hebräischen Grammatiken sind Johannes Böschensteins Hebraicae grammaticae institutiones (Wittenberg 1518), Wolfgang Capitos Hebraicarum institutionum (Basel 1518) und Sebastian Münsters Epitome hebraicae grammaticae (Basel 1520) die ältesten. Auch bei den 38 Wörterbüchern der hebräischen Sprache (11 des 16. Jhs, je 5 des 17. und 18. Jhs) ist Münster mit 2 in Basel gedruckten Beispielen vertreten (Amkh Dictionarium hebraicum, 1523, und Sepher hashorashim, 1548). Auch das Sepher ha-Sora sim von David Kimhi (Venedig 1529) fehlt nicht. Neben einigen um 1900 erschienenen Anthologien und literaturhistorischen Studien zur hebräischen Literatur sind 6 Briefsteller des 16. bis 19. Jhs zu erwähnen, unter ihnen Smûel ben Elhânân Archivoltis (Samuel Archevolti) Musterbriefe für den hebräischen Stil, Maayan gannin (Venedig 1553) und Igroth slomim (Krakau 1577).

2.149 Eine kleine Sammlung liegt zur jiddischen Sprache und Literatur vor. Die jüdische Bevölkerung war seit dem 16. Jh im Gebiet der Monarchie vertreten, in Wien, Prag, Krakau und Lemberg sowie in vielen kleinen Städten Galiziens. Das Jiddische als Sprache der Ostjuden ist vor allem für das Volkslied und die Purimspiele charakteristisch, bestimmte aber auch die regionale publizistische Produktion. Obwohl die Ablieferungspflicht für Gedrucktes jiddische Sprach- und Literaturdokumente miteinschloß, lassen sich nur wenige Texte im Bestand nachweisen. So gibt es nur 5 Wörterbücher und Grammatiken aus dem 18. und 19. Jh, darunter das Nützliche Handlexikon der jüdischen Sprache (Prag 1773) und Johann Christoph Vollbedings Handwörterbuch der jüdisch-deutschen Sprache, nebst Erläuterungen jüdischer Sitten, Gebräuche, Kleidungen u. dergl. (Leipzig 1804). Hinzu kommen einige wenige Lehrbücher des Jiddischen, z. B. Gottfried Seligs Kurze und gründliche Anleitung zur Erlernung der jüdisch-deutschen Sprache (Leipzig 1767) und Johannes Christophus Wagenseils Belehrung der jüdisch-Teutschen Red- und Schreibart (1699, 1715). Die sprachwissenschaftlich bedeutenden Werke von Naftali Herz-Weselski und die Grammatik von Juda Löb Ben-Seew fehlen jedoch.

2.150 Im Bereich der Belletristik ist die Erzählung - die bevorzugte literarische Gattung des Jiddischen - nur mit 8 Titeln vertreten, darunter sind Ludwig Porges' Die Seelenverwandtschaft, eine merkwürdige Geschichte des wunderbaren Rabbi Ain Kiew mit Rabbi Chaim Witolicki und seiner Tochter Mirjam aus Poltaw in Klein Russland (Pest 1869) und Johann Eduard Sachs Reb Schloime Klappzymbels (Lemberg 1814). Die Schriften von Nachman, Natun, Mehler, Taube, Satanower, Axenfeld, Gottlober und Gordon sind hingegen nicht oder nur lückenhaft dokumentiert. Von den Werken einiger bekannter Autoren, z. B. Shalom Ash und Sholem Alejchem, liegen nach 1900 erschienene Übersetzungen ins Deutsche vor. Die Lyrik ist mit Heinrich Holzschusters Gedichte, Parabeln und Schnankes (Meisen 1831) und Leopold Scherz' Reime in local-jüdischer Mundart (Wien 1875) repräsentiert. Unter den 3 Zeitungen in jiddischer Sprache befinden sich das Israelitische Volksblatt (Kolomea 1890-1891) und Ha-Am (Kolomea 1895-1896).

Orientalische Sprachen und Literaturen

2.151 In Ermangelung von Teilkatalogen beruhen die folgenden Angaben über den Bestand zu Sprachen und Literaturen des islamischen Kulturbereichs auf den Ausführungen Smail Balic' (s. u. 5). Im Laufe der Jahrhunderte wirkten in Österreich zahlreiche sehr bedeutende Orientalisten, die sich - nicht selten als Präfekten der Bibliothek - für die ständige Erweiterung der Sammlung orientalischer Literatur an der Hofbibliothek einsetzten und sie z. T. auch durch ihre Büchernachlässe ergänzten. Den Anfang einer zunächst auf orientalische Hss. ausgerichteten Sammeltätigkeit bildete das Wirken Hans Dernschwamms (†1568), dessen Bibliothek 1569 angekauft wurde. Durch Vermittlung von Augerius Ghislain van Busbeck (1522-1592) gelangte die Hofbibliothek in den Besitz der Dioskurides-Handschrift. Seit dem Wirken Sebastian Tengnagels (1573-1636) wurden die orientalischen Schriften an der Hofbibliothek systematisch gesammelt. Während die Orientalia aus der Bibliotheca Eugeniana eher geringfügigen Zuwachs brachten, wurden die Bestände durch Erwerbungen aus dem Besitz bzw. Nachlaß der Orientalisten Josef Freiherr von Schwachheim (18. Jh), Josef Freiherr von Hammer-Purgstall (1774-1856), Wenzel Graf Rzewuski (1765-1831), Silvestre de Sacy (1758-1838), Eduard von Zambaur (*1866) und Eduard Glaser (1855-1907, Jemen-Sammlung) bedeutend vermehrt.

2.152 Balic schätzt den Anteil der Orientalia (des Schrifttums zu diversen Sachgruppen aus dem islamischen Kulturbereich, s. auch die Abschnitte zur Philosophie, Medizin und Geschichte) im Gesamtbestand auf ca. 5 Prozent, vor dem Ersten Weltkrieg war er zweifellos stärker (S. 133, Balic, s. u. 5). Die Bibliothek besitzt fast die gesamte vor dem Ersten Weltkrieg erschienene Schulliteratur der Türkei, darunter 3 Titel von Baidawi (Tarih-i Hatai, 1695), 11 von Halabi, 5 von Faramurz/Mulla Husrau). Von den hier nur am Rande zu erwähnenden Teilbereichen sind die osmanischen Gesetze (z. B. das ehemalige türkische Zivilgesetzbuch Megelle in türkischer, arabischer, deutscher und bosnischer Fassung) und die auffallend große Anzahl der ins Lateinische oder Deutsche übersetzten türkischen Annalen aus der Zeit der Türkenkriege (16. und 17. Jh) zu nennen. Zum ansehnlichen Bestand an orientalischer Volksliteratur zählen die in mehreren Sprachen vorhandenen Märchensammlungen (Tausend und eine Nacht, Erzählungen von den 40 Wesiren) und 5 Ausgaben der Schwänke des Nasreddin Hoga. Unter den Orient-Lexika sind 6 Ausgaben der Bibliothèque orientale (Paris 1697 ff.) von Barthélemi d'Herbelot de Molainville zu finden. Zur Orientalistik gibt es 19 Zeitschriften, 20 Veröffentlichungen bzw. Berichte von internationalen Orientalistenkongressen aus dem letzten Drittel des 19. Jhs und etwa 100 Titel, die sich auf literatur- und sprachwissenschaftliche Themen des orientalischen Raumes beziehen. Hinzu kommen 39 türkische und 31 persische, zumeist in Konstantinopel erschienene Wörterbücher (Hasan al-Šu`uris Lisan al-`agam, 1742), 53 Lehrbücher und Grammatiken der persischen Sprache sowie 27 Beiträge und Anthologien zur persischen Literatur.

2.153 Der überwiegende Teil der im Alten Nominalkatalog verzeichneten Orientalia betrifft das arabische Kultur- und Sprachgebiet. Viele dieser Werke liegen in lateinischer Übersetzung vor, in auffallend großer Zahl herausgegeben und übersetzt von in Europa lebenden jüdischen Gelehrten. Die Sammlung der ältesten gedruckten europäischen Koran-Übersetzungen dürfte zu den reichhaltigsten der Welt gehören. Hinzu kommen historische, kulturgeschichtliche, naturwissenschaftliche, philosophische und medizinische Abhandlungen der arabischen Klassiker. Dank der Bemühungen Hammer-Purgstalls und der ehemals an der Hofbibliothek wirkenden Orientalisten besitzt die Österreichische Nationalbibliothek die meisten der in Istanbul und Kairo (Bulaq) bis zum Ende des Ersten Weltkrieges erschienenen bekannteren arabischen, türkischen und persischen Drucke. Es gibt 65 Wörterbücher (6 des 17. Jhs) zur arabischen Sprache, 32 zum Aramäischen. 90 Studien zu Teilaspekten der arabischen Sprache ergänzen 32 Lehr- und Lesebücher und 82 Grammatiken. Pedro de Alcalas Arte para ligeramente saber la lengua araviga emendata (Granada 1505) ist der älteste Titel dieser Gruppe.

2.154 Aus dem Bereich der arabischen Literatur sind 75 Werke zur Literaturgeschichte (einschließlich Anthologien) sowie mehrere, meist aus dem Arabischen übersetzte Diwandrucke, Hamsenschriften, Sammlungen von Anekdoten, Märchen, Erzählungen und Volksliedern zu nennen (z. B. Hamasa oder die ältesten arabischen Volkslieder, 1846, in der Übersetzung von Friedrich Rückert). Die Dichtung der islamischen Klassik ist in eindrucksvoller Vielfalt vertreten. Von den meisten Autoren finden sich mehrere Werke in originalsprachlichen Ausgaben oder in Übersetzungen, z. B. 5 Titel von Firdausi, 6 von `Omar Hayyam, 6 von Mahmud Baqi, 5 von Mutanabbi (Carmen quo laudat Alhosainum ben-Ishak Altanuchitam, 1823) und 31 Ausgaben des persischen Rosengartens, Kitab-i Gulistan, von Sa`di ibn `Abdallah al-Sirazi. Bei den Übersetzungen der orientalischen Literatur ins Deutsche sind Friedrich Rückert (30 Nachdichtungen und Übertragungen) und Josef von Hammer-Purgstall hervorzuheben (insgesamt 89 Titel, darunter zahlreiche Übersetzungen).Describe the new page here.

Klassische Philologie

2.155 Besonders umfangreich ist mit ca. 34.000 Titeln der Bestand zur Klassischen Philologie. Wie bei vielen anderen mit historischem Buchgut wohlausgestatteten Sammelgebieten verdankt die Bibliothek zahlreiche wertvolle Drucke Prinz Eugen von Savoyen. Lateinische und griechische Klassikerausgaben vorzüglich des 16. und 17. Jhs bildeten in seiner Bibliothek einen Schwerpunkt. Aus dem 16. Jh stammen etwa 9000 Titel - die frühen, teilweise sehr seltenen originalsprachlichen Ausgaben des 16. Jhs sowie die ersten zeitgenössischen volkssprachlichen Übersetzungen sind nahezu vollständig versammelt. Der Bestand aus dem 17. (3780 Titel) und 18. Jh (4350 Titel) nimmt sich dagegen vergleichsweise bescheiden aus, er ist jedoch durch einen hohen Anteil an französischen und italienischen, in geringerem Ausmaß auch spanischen Übersetzungen lateinischer und griechischer Texte ausgezeichnet.

2.156 Die im 19. Jh verstärkt einsetzende Erforschung des Altertums und die Beschäftigung mit seinen Primärquellen spiegelt sich in der hohen Zahl der Publikationen aus diesem Zeitraum (ca. 16.500) wider. Der Anteil der Textausgaben (Schulausgaben, kommentierte Ausgaben sowie Übersetzungen) und jener der Sekundärliteratur halten einander annähernd die Waage. Unter den Werkausgaben des 19. Jhs sei hingewiesen auf die böhmischen Schulausgaben und Übersetzungen antiker, vor allem auch altgriechischer Texte, auf die Vielzahl ungarischer Ausgaben und Übersetzungen aus der Zeit bis zum österreichisch-ungarischen Ausgleich (1867) und die gut vertretenen polnischen Übersetzungen der klassischen Literatur. Aus dem Bereich der Sekundärliteratur sind die Veröffentlichungen in den gedruckten Schulprogrammen der Gymnasien des cisleithanischen Österreich bemerkenswert. Als Publikationsorgan für Gymnasialprofessoren enthalten die ziemlich vollständig vorhandenen Schulprogramme zahlreiche philologische und historisch-geographische Abhandlungen sowie Texteditionen; einige Schriften byzantinischer Autoren liegen bis heute nur in solchen Ausgaben vor. Die Programme sind durch einen nach Schulorten geordneten Katalog erschlossen (s. u. 3.2).

2.157 Die nahezu vollständig versammelten Werke der klassischen, spätantiken und mittelalterlichen lateinischen Autoren in Ausgaben des 16. bis 19. Jhs und die Sekundärliteratur dazu ergeben etwa 22.500 Titel (5660 des 16. Jhs, 2700 des 17. Jhs, 3200 des 18. und 10.940 des 19. Jhs). Von den im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Grammatik- und Rhetorikunterricht am häufigsten gelesenen Autoren sind Cicero mit 761 Ausgaben (322 des 16. Jhs, 51 des 17. Jhs, 78 des 18. Jhs), Sallust mit 186 (47 des 16. Jhs, 24 des 17. Jhs, 29 des 18. Jhs), Vergil mit 423 (89 des 16. Jhs, 57 des 17. Jhs, 108 des 18. Jhs, allein 32 Editionen stammen aus der Bibliotheca Eugeniana) und Terenz mit 172 (68 des 16. Jhs, 17 des 17. Jhs, 40 des 18. Jhs) zu nennen. Von Plautus finden sich 137 Titel (42 des 16. Jhs). Bei den im 16. und 17. Jh besonders beliebten römischen Elegikern steht Ovid mit 371 Titeln (110 des 16. Jhs) an erster Stelle, gefolgt von Tibull mit 83 und Properz mit 79 (je 20 des 16. Jhs). 383 Titel (64 des 16. Jhs) gibt es von Horaz. Von den Historikern sind Caesar mit 203 Titeln, Livius mit 158 (je 62 des 16. Jhs), Sueton mit 97 (46 des 16. Jhs), Lucius Florus mit 84 (32 des 16. Jhs) und Eutropius mit 60 Titeln (20 des 16. Jhs) vertreten. Zahlreiche Ausgaben sind aber auch von Tacitus (250, davon 31 des 16. Jhs) und Ammianus Marcellinus (28, 11 des 16. Jhs) vorhanden. Hinzu kommen 86 Titel (46 des 16. Jhs) von Plinius dem Älteren und 74 (25 des 16. Jhs) von Plinius dem Jüngeren.

2.158 Gut repräsentiert ist auch die römische Dichtung der Spätantike mit 55 Werken (34 des 16. Jhs) des Ausonius, 51 (17 des 16. Jhs) des Claudian, 35 (17 des 16. Jhs) des Prudentius, 63 (14 des 16. Jhs) des Statius, 68 (25 des 16. Jhs) des Boethius und 15 (6 des 16. Jhs) des Sidonius. Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt bei den Schriften lateinischer Philologen und Grammatiker dieser Epoche. Neben Werken von Servius, Macrobius, Priscian, Censorinus und Diomedes sind vor allem die Ausgaben der Schriften des Gellius (47, 30 des 16. Jhs) und Donat (28, 22 des 16. Jhs) bemerkenswert. Auf die mittellateinische Literatur entfallen 765 Titel - vorwiegend Ausgaben aus dem 16. und beginnenden 17. Jh sowie textkritische bzw. historisch-kritische Editionen des 19. Jhs.

2.159 Dem Bestand zur lateinischen Literaturgeschichte und Philologie sind 436 Untersuchungen zu allgemeinen und besonderen Fragen und 25 Bibliographien zuzurechnen. Wörterbücher (11 etymologische), Lexika und Konkordanzen zu einzelnen literarischen Genera oder Autoren ergeben 302 Titel. Die bei weitem größte Titelgruppe bilden die Abhandlungen zu allgemeinen und speziellen Aspekten der lateinischen Sprache und Sprachwissenschaft. Unter 1084 Drucken (298 des 16. Jhs, 100 des 17. Jhs, 99 des 18. und 587 des 19. Jhs) finden sich auch 28 zur Prosodie des Lateinischen, 54 zur Orthographie und 100 zur lateinischen Stilistik von der Antike bis zur Renaissance, z. B. 16 Ausgaben des 16. Jhs der Elegantiae des Lorenzo Valla.

2.160 Zum Lateinunterricht im weitesten Sinne gehören 361 Darstellungen der lateinischen Grammatik, 88 Anthologien klassischer lateinischer Literatur, 264 Schul-, Lehr- und Lesebücher (darunter 42 Briefsteller) sowie Anleitungen zum Übersetzen lateinischer Texte in die Sprachen der Länder der österreichisch-ungarischen Monarchie. So gibt es Übungsbücher für tschechische Schulen aus Olmütz und von den Prager Verlagen Gregr und Kober, Übersetzungsübungen ins Ungarische aus Preßburg, ins Polnische aus Inowraclaw, Rzeszow und Tarnow, ins Slowenische (Laibaicher Verlag Kleinmayr & Bamberg), ins Kroatische aus Ragusa und deutschsprachige Publikationen aus Wien, Berlin, Leipzig (Verlag Teubner) und Danzig. 176 Titel (164 des 19. Jhs) behandeln die theoretischen und methodischen Grundlagen des Lateinunterrichts und Lateinstudiums. Dazu zählt auch das unter Maria Theresia publizierte Patent, das neue Regulativum in Absicht auf die untern lateinischen Schulen, deren Aufnahm Prüf- und Zulassung betreffend (1776).

2.161 Auf die griechische Literatur des Altertums und die darauf bezogene Sekundärliteratur entfallen insgesamt etwa 10.200 Titel. Bei den Textausgaben ist der Anteil der originalsprachlichen Titel mit etwa einem Viertel anzunehmen. Besonders gut vertreten sind die Werke der beiden geistes- und wirkungsgeschichtlich bedeutendsten griechischen Philosophen Platon (193 Titel, 48 des 16. Jhs, 10 des 17. Jhs, 16 des 18. und 119 des 19. Jhs) und Aristoteles (471 Titel, 258 des 16. Jhs, 43 des 17. Jhs, 18 des 18. und 152 des 19. Jhs). Prinz Eugens großes Interesse an Geschichte und Politik trug zum reichhaltigen Bestand an frühen Ausgaben und Übersetzungen der Schriften griechischer und byzantinischer Historiker und Strategen bei. Von Thukydides sind 85 Titel (23 des 16. Jhs) vorhanden, von Herodot 86 (26 des 16. Jhs), von Xenophon 194 (65 des 16. Jhs), von Plutarch 259 (138 des 16. Jhs) und von Flavius Josephus 91 (40 des 16. Jhs).

2.162 Zur klassischen Tragödie liegen 120 Titel von Aischylos (10 des 16. Jhs), 229 des Sophokles (24 des 16. Jhs) und 143 des Euripides (19 des 16. Jhs) vor. Vom bekanntesten Komödiendichter, Aristophanes, gibt es 113 Werke (13 des 16. Jhs). Ein Schwerpunkt liegt bei den Ausgaben der Dichtungen des Homer (410, 69 des 16. Jhs). Von Hesiod sind 74 Ausgaben verzeichnet. Aus der Gruppe der attischen Redner seien Demosthenes (134 Titel, 38 des 16. Jhs) und Isokrates (99 Titel, 59 des 16. Jhs) genannt, von den Lyrikern der Ende des 16. Jhs im deutschen Sprachraum wiederentdeckte Pindar (78 Titel, 14 des 16. Jhs) und der Schöpfer der Bukolik, Theokrit (86 Titel, 21 des 16. Jhs). Von den Dichtungen Lukians (76 Drucke des 16. Jhs) und Aesops (54 Drucke des 16. Jhs) finden sich je 134 Ausgaben. Von dem im vorgegebenen Rahmen dem Abschnitt zur Medizin zufallenden medizinischen Schrifttum der Antike seien hier nur die Werke des Hippokrates (139, 74 des 16. Jhs) und Galen erwähnt (150, 113 des 16. Jhs). Die Werke der byzantinischen Autoren sind sowohl in Erstausgaben des 16. Jhs als auch in kritischen Editionen des späten 19. Jhs nahezu vollständig versammelt.

2.163 Die griechische Literaturgeschichte und Philologie betreffen 200 Abhandlungen sowie 18 Bibliographien. Sodann gibt es 192 Wörterbücher und Lexika (42 des 16. Jhs, 106 des 19. Jhs), darunter 12 etymologische Wörterbücher. Die umfangreichste Bestandsgruppe bilden auch hier die Publikationen zur griechischen Sprache und Sprachwissenschaft. Unter den 735 Titeln (135 des 16. Jhs) sind z. B. 10 Drucke des 16. Jhs zur griechischen Syntax und 8 des 17. Jhs zur Prosodie des Griechischen zu nennen. Auch Materialien für den Griechischunterricht fehlen nicht: neben 200 Darstellungen der griechischen Grammatik sind 64 Anthologien zur klassischen griechischen Literatur, 109 Schul-, Lehr- und Lesebücher (7 Briefsteller des 16. Jhs) und 64 theoretische Schriften zu Unterricht und Studium des Griechischen vorhanden.

Germanistik

2.164 Von den ca. 60.000 Titeln zur Germanischen Philologie und Belletristik erschienen ca. 1100 im 16. Jh, 700 im 17. Jh, 14.000 im 18. und 43.500 im 19. Jh. Den Großteil, etwa 50.000 Titel, stellen die literarischen Texte und die daraufbezogene Sekundärliteratur. 1600 Titel tfallen auf Werke zur germanischen bzw. deutschen Sprachwissenschaft und 425 auf nordgermanische Sprachen, das Niederländische und das Friesische. Der Rest verteilt sich auf Abhandlungen zu allgemeineren Aspekten der deutschen Literaturgeschichte, Rhetorik und Poetik, Nachschlagewerke und Fachzeitschriften (ca. 2400 Titel) sowie auf die nordischen Literaturen (ca. 5600 Titel, s. u. 2.188). Werke aller wichtigen Autoren der deutschen Literatur sind, z. T. in Erstausgaben, vertreten. Durch die Ablieferung von Pflichtexemplaren (die seit dem 16. Jh für die Erteilung des kaiserlichen Druckerprivilegs, ab dem 19. Jh für Österreich in seinen jeweiligen Grenzen - allerdings nie lückenlos - durchgeführt wurde) sind nicht nur die Werke der namhaften österreichischen Dichter, sondern auch ein reicher Bestand an Trivialliteratur, besonders aus dem 19. Jh, vorhanden.

2.165 Die Bestandsgruppe zur germanischen bzw. deutschen Sprachwissenschaft (2025 Titel) setzt sich zusammen aus allgemeinen Schriften zur Theorie und Geschichte der deutschen Sprache, Darstellungen einzelner Teildisziplinen der Linguistik, zahlreichen sprachwissenschaftlichen Einzelstudien, didaktischen und polemischen Beiträgen zu Sprachkultur und Sprachpflege sowie 425 Titeln zu den nordgermanischen Sprachen, zum Friesischen und zum Niederländischen. Der Alte Schlagwortkatalog nennt 32 Titel zur Sprachgeschichte, neben den bekannten Werken Johann Chr. Adelungs und Jakob Grimms z. B. Johann Georg Eccards Historia studii etymologici linguae germanicae hactenus impensi (1711). Zu den Werken über die Etymologie der deutschen Sprache (26) zählen 10 Wörterbücher sowie Cornelius Kilian Dufflaeus' Etymologicum teutonicae linguae (Antwerpen 1599), Estienne Guichards L'harmonie etymologique (1606) und Caspar Stielers Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz (1691). 199 Titel (davon 8 des 16. Jhs, 7 des 17. und 14 des 18. Jhs) sind Grammatiken und Sprachlehren, wie Albertus Ölingers Underricht der Hochteutschen spraach (Straßburg 1574) und Johannes Klajs (der Ältere) Grammatica germanicae linguae (Leipzig 1587).

2.166 Von 106 z. T. mehrsprachigen Wörterbüchern und Glossaren (darunter 5 des 16. Jhs, 4 des 17. und 15 des 18. Jhs) sind das Gothicum glossarium zum Codex Argenteus des Franciscus Junius (1665) und Josua Maalers Die Teutsch spraach. Dictionarium germanolatinum (Zürich 1561) erwähnenswert. Aus dem 18. Jh sind Werke österreichischer Lexikographen zu nennen, wie Johann S. V. Popowitsch' Versuch einer Vereinigung der Mundarten von Teutschland als eine Einleitung zu einem vollständigen Teutschen Wörterbuch (Wien 1780). Hinzu kommen 14 Synonymenlexika. Unter 214 Schriften zur Mundartkunde (11 des 18. Jhs) stellen die Mundartwörterbücher eine Besonderheit dar. Das älteste ist Michael Richeys Idiotikon Hamburgense (1743). 8 Wörterbücher des 19. Jhs widmen sich den österreichischen Mundarten (z. B. Mundart der Österreicher oder Kern aller ächt österreichischen Phrasen und Redensarten, 1800). Vereinzelt sind auch die Mundarten der benachbarten Sprachinseln dokumentiert (z. B. Johann A. Schmellers Cimbrisches Wörterbuch, 1855). Insgesamt 349 Titel umfaßt das Schrifttum zur Didaktik der deutschen Sprache. Neben 84 Lehrbüchern und 177 Schulbüchern gibt es 98 Studien zur Rechtschreibung, darunter Johann Helias Meichsners Handbüchlein gruntlichs berichts und wolschreybens (Tübingen 1538) und Johann Bellins Teutsche Orthographie oder rechte Schreibekunst (1642). Neben den insgesamt 50 Titeln zum Gotischen finden sich unter den Werken zu nord- und westgermanischen Sprachen (Grammatiken, sprachgeschichtliche Darstellungen, Lehr- und Wörterbücher) 40 zum Friesischen, 90 zum Niederländischen, 50 zum Altnordischen und Altisländischen, 40 zum Isländischen, 60 zum Norwegischen, 45 zum Schwedischen und 50 zum Dänischen.

2.167 53 Werke (eines des 17. Jhs, 13 des 18. Jhs) sind Überblicksdarstellungen zur deutschen Literaturgeschichte. Hinzu kommen 20 literaturgeschichtliche Schulbücher. Neben Daniel Georg Morhofs Unterricht von der teutschen Sprache und Poesie (1682) und den für das 18. Jh typischen Abhandlungen und Beyträgen - wie Erdmann Neumeisters Specimen dissertationis historico-criticae de poetis germanicis hujus saeculi praecipuis (1708) und Leonhard Meisters Beyträge zur Geschichte der teutschen Sprache und National-Litteratur (1780) - sind hier auch jene berühmten Vorlesungsreihen des frühen 19. Jhs eingeordnet, die August Wilhelm Schlegel (Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur, 1809-1811) und Friedrich Schlegel (Geschichte der alten und neueren Literatur, 1815) in Wien hielten. Im übrigen sind fast alle Vertreter der Literaturgeschichtsschreibung des 19. Jhs mit ihren Werken vorhanden. Auf einzelne Epochen der deutschen Literaturgeschichte beziehen sich weitere 150 Titel des 19. Jhs: 37 behandeln die Literatur bis 1500, 31 den Zeitraum 1500 bis 1750 und 82 die Perioden zwischen 1750 bis 1900. Besonderen thematischen oder regionalen Aspekten sind 610 Abhandlungen gewidmet, darunter fallen 50 Titel zur österreichischen Literatur. Das älteste Beispiel der 32 Schriftstellerlexika ist Henningus Wittes Diarium biographicum in quo scriptores seculi XVII praesipue adducuntur (1688-1691). Die Quantifizierung sämtlicher literaturwissenschaftlichen Studien über Leben und Werk einzelner Autoren war nicht möglich. Besonders umfangreiche Bestände zu einzelnen Dichtern sind jedoch bei den Erläuterungen zur Belletristik berücksichtigt.

2.168 Von 73 Titeln zur deutschen Poetik stammen 21 aus dem 17. Jh, 12 aus dem 18. und 40 aus dem 19. Jh. Ein Schwerpunkt liegt bei der Poetik der Barockzeit, die mit fast allen Hauptwerken in zeitgenössischen Ausgaben vertreten ist (z. B. Martin Opitz' Buch von der deutschen Poeterey, 1624). Aus dem 18. Jh liegen zwar Gottscheds Versuch einer Critischen Dichtkunst (1730) und Lessings Laokoon (1766) in Erstdrucken vor, die Poetik der Sturm-und-Drang-Dichtung, wie überhaupt die Schriften der Antigottschedianer, ist jedoch nur in später erschienenen Neudrucken vorhanden. Jean Pauls Vorschule der Ästhetik (1804) und Carl Ph. Moritz' Versuch einer deutschen Prosodie (1815) sind unter den wichtigsten Beiträgen zur Poetik des frühen 19. Jhs. 32 Titel (9 des 18. Jhs) behandeln Rhetorik und Stilistik des Deutschen. Praktische Anleitungen dazu boten die Briefsteller (57, darunter 2 des 16. Jhs, 3 des 17. und 22 des 18. Jhs), z. B. Canzleibüchlein, wie man schreiben soll (Straßburg 1513).

2.169 In Ermangelung einer systematisierenden Erschließung der Textausgaben sowie der dazu vorhandenen Sekundärliteratur (ca. 50.000 Titel) weist der folgende Überblick in Beispielen, beginnend bei der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters, auf wichtige Autoren und Textsammlungen mit Österreich-Bezug sowie einige rare Ausgaben von Werken deutscher Dichter hin. Von den Drucken mittelalterlicher Hss. sind die von Conrad Celtes herausgegebenen Opera (Nürnberg 1501) der Roswitha von Gandersheim, das Annolied (Danzig 1639) in einer Ausgabe von Martin Opitz, Freidanks Bescheidenheit, herausgegeben von Sebastian Brant (Straßburg: Johannes Grüninger 1508), Melchior Goldasts Sammlung von Dichtungen des 13. Jhs (Paraenetici veteres, Lindau 1604) und Der Renner (Frankfurt: Cyriacus Jacob z. Bock 1549) des Hugo von Trimberg zu erwähnen. Eine kleine, aber interessante Titelgruppe stellen die Editionen mittelalterlicher Literatur durch Bibliothekare der Hofbibliothek dar, die auf Texte deutscher Autoren in der Handschriftensammlung des Hauses zurückgreifen konnten. So publizierte Peter Lambeck (Präfekt der Hofbibliothek 1663-1680) in seinen Commentarii de Augustissima Bibliotheca Caesarea Vindobonensi Libri VIII (Wien: Cosmerovius 1665-1679) mehrere kleine Hss. Felix Franz Hofstäter gab Altdeutsche Gedichte aus den Zeiten der Tafelrunde, aus Handschriften der k.k. Hofbibliothek in die heutige Sprache übertragen (Wien: Schaumburg 1811) heraus. Die erste Ausgabe des Iwein aus dem Ambraser Heldenbuch stammt von Karl Josef Michaeler, Kustos an der Universitätsbibliothek Wien (Iwain, ein Heldengedicht vom Ritter Hartmann, Wien 1786-1787), während Alois Primisser das Kudrun-Epos edierte (ebenfalls aus dem Ambraser Heldenbuch), Gedichte Peter Suchenwirths (Wien 1827) sowie das Helden Buch (mit F. H. von der Hagen, 1820). Stefan Endlicher und Ferdinand Wolf veröffentlichten die niederdeutsche Dichtung Bruder Rauschen (Wien 1835), die auch in mehreren Drucken aus dem 16. Jh vorhanden ist (u. a. Das Büchlein sagt von Bruder Rauschen, Augsburg: Froschauer 1512).

2.170 Drucke frühmittelalterlicher Hss. aus dem österreichischen Raum, tradiert in Sammelhandschriften aus dem 12. Jh (Wiener Hs. 2692, Millstätter Hs. und Vorauer Hs.), liegen vorwiegend in Ausgaben des 19. Jhs vor. Joseph Diemer publizierte Genesis und Exodus nach der Milstäter Handschrift (1862), Die Kaiserchronik nach der ältesten Handschrift des Stiftes Vorau (1849) und Deutsche Gedichte des 11. und 12. Jahrhunderts (1849). Die Reimpaardichtung Heinrichs von Melk, Von des todes gehugede, ist in Hans Ferdinand Massmanns Deutsche Gedichte des 12. Jahrhunderts (1837) enthalten. Die Steirische Reimchronik des Ottokar uz der Geul wurde zum ersten Mal in den Schriften der beiden Melker Benediktinermönche Bernhard und Hieronymus Pez gedruckt (Scriptores rerum Austriacarum veteres ac genuini tomus III. quo Ottocari Horneckii Chronicon Austriacum rhythmicum continetur, 1721 ff.). Von den zahlreichen Texteditionen der Germanisten des 19. Jhs stammen 33 von Theodor von Karajan, erster Lehrstuhlinhaber für Germanische Philologie an der Universität Wien und Bibliothekar an der Hofbibliothek, darunter die zusammen mit Karl Lachmann herausgegebenen Werke Ulrichs von Lichtenstein (Vrouwen dienest, Der vrouwen buoch, 1841), Deutsche Sprachdenkmale des 12. Jahrhunderts (1846), Michael Beheim's Buch von den Wienern (1843) und Über Heinrich den Teichner (1855).

2.171 Mittelalterliche Lyrik liegt sowohl in Werkeditionen einzelner Dichter vor (z. B. Ulrichs von Lichtenstein Frauendienst in der Ausgabe von Ludwig Tieck, 1812) als auch in berühmten Sammlungen, wie Karl Lachmanns Des Minnesangs Frühling (1857) und Friedrich-Heinrich von der Hagens Minnesinger. Deutsche Liederdichter des 12., 13. und 14. Jahrhundert (1838-1856). Mit 40 Werkausgaben und Übersetzungen sowie 65 literaturwissenschaftlichen Publikationen stellt die Lyrik Walthers von der Vogelweide einen Schwerpunkt dar. Von den Versepen des Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Heinrich von Veldeke, Gottfried von Straßburg und Konrad von Würzburg gibt es alle wichtigen Ausgaben sowie die dazu erschienene Sekundärliteratur des 19. Jhs - sie ist am umfangreichsten zu Hartmann von Aue (37 Titel) und Wolfram von Eschenbach (64 Titel). Auch die Werke der österreichischen Dichter Heinrich und Ulrich von dem Türlin, Heinrich von Neustadt, Hugo von Montfort, Oswald von Wolkenstein, der Stricker, Philipp Frankfurter u. a. sind in Ausgaben des 19. Jhs verzeichnet. Von Jans Enenkels um 1290 entstandener Reimchronik besitzt die Bibliothek den ersten, von Hieronymus Megiser herausgegebenen Druck (Fürstenbuch von Oesterreich und Steyrland, Linz: Johann Blank 1618).

2.172 Zu den ältesten Ausgaben der Heldenepik (Waltherlied, Kudrunlied, Wolfdietrich, Dietrich-Epen und Rosengarten) zählen Das Heldenbuch mit synen figuren (u. a. Straßburg: Henrich Granburger bei Hans Knoblauch 1509) sowie Dieterich von Bern (Straßburg: Christian Müller 1577) und Der hürnen Siegfried (o. O. 1585). Am häufigsten vertreten ist das Nibelungenlied (80 Ausgaben). Dazu gibt es 120 literaturwissenschaftliche Werke (einschließlich Dissertationen und Schulschriften). Hervorgehoben seien die Editionen Johann Jacob Bodmers (Zürich: Orell 1757), Johann Gottfried Gurlitts (Hamburg 1795), Friedrich Heinrich von der Hagens (Berlin 1807), Karl Lachmanns (Berlin 1826), Karl Simrocks (Berlin 1827), eine Ausgabe mit Illustrationen von Julius Schnorr von Carolsfeld (Stuttgart 1843) und ein erstes photomechanisches Faksimile der von Ludwig Laistner herausgegebenen Hohenems-Münchner Handschrift (München 1886). Übersetzungen liegen in englischer, französischer, ungarischer, italienischer und polnischer Sprache vor. Ein Programm zur Verfilmung des Stoffes durch Fritz Lang (Die Nibelungen. Regie: Fritz Lang, Berlin: Decla-Ufa Film 1924) vervollständigt diese Sammlung.

2.173 Im Bestand literarischer Texte des 16. Jhs spiegelt sich die zeitgenössische Förderung der Wissenschaft und Künste durch Maximilian I. und Maximilian II. wider. Zu den größten Zimelien der Palatina zählt der Theuerdanck Kaiser Maximilians (3 Exemplare der Nürnberger Ausgabe: Johann Schönsperger 1517, 5 der Augsburger Auflage: Schönsperger 1519 und weitere Drucke aus dem 16. Jh). Maximilians Weißkunig erschien erst 1775 bei Kurzböck in Wien, unter Verwendung der Hs. aus der Hofbibliothek (Cod. 3032) und der 237 von Hans Burgkmaier und seinen Mitarbeitern hergestellten Holzstöcke. Unter Maximilian II. erwarb der Hofbibliothekar Hugo Blotius Bibliotheken einiger in Wien wirkender Humanisten, wodurch auch deren eigene Schriften, z. T. in Erstausgaben, in die kaiserliche Sammlung gelangten, z. B. Wolfgang Lazius' De gentium aliquot migrationibus, sedibus fixis, reliquiis, linguarumque initiis et immutationibus ac dialectis (Basel: Oporinus 1557) mit den ersten gedruckten Zitaten des Nibelungenlieds.

2.174 Im Hinblick auf die literarischen Gattungen ist das Drama (höfisches Drama, Humanistentheater, Schultheater, Komödien, Fastnachtsspiele) besonders gut und - entsprechend der Bedeutung der neulateinischen Dichtung - auch mit zahlreichen zeitgenössischen lateinischen Drucken vertreten. Konrad Celtes' Festspiele zu Ehren Maximilians, Ludus Dianae (Nürnberg: Hieronymus Hoelcelius 1501) und Rhapsodia (Augsburg: Johann Otmar 1505), beeinflußten das Schultheater in Wien, aber auch die damals entstandenen Dramen in lateinischer Sprache, wie Joachim von Watts Studentenspiel Gallus Pugnans (Wien: Vietor und Singriener 1514). Von Wolfgang Schmeltzel, der jährlich für das Schottenkloster ein Schuldrama schrieb, besitzt die Bibliothek 13 Wiener Drucke der Offizin Hans Singriener aus den vierziger Jahren des 16. Jhs (z. B. Aussendung der Zwelffpoten, Wien 1542) und das historische Gedicht Der christlich und gewaltig zug in das Hungerland (Wien: Hofhalter und Krafft 1556) - von seinem berühmten Lobspruch auf die Stadt Wien ist hingegen nur ein später Nachdruck vorhanden. Erwähnenswert sind ferner 63 Titel Nikodemus Frischlins, vorwiegend Dramen, wie Fraw Wendelgard, Ein New Comedi (Frankfurt: Wendel Humme 1589) und Hildegardis magna (Tübingen 1579). Bei den Fastnachtsspielen dominieren die Dramen von Hans Sachs (von ihm sind insgesamt ca. 100 Titel, zumeist Nürnberger Drucke des 16. Jhs, verzeichnet) und Pamphilius Gengenbach (24 Titel, darunter Die zehn Alter dieser Welt, Augsburg, um 1518). Unter den protestantischen Dramen sind eine lateinische (Augsburg 1539) und eine undatierte deutschsprachige Version des Pammachius von Thomas Naogeorg sowie Hamanus (übersetzt von Johannes Chryseus, Wittenberg 1546) zu nennen.

2.175 Die Sammlung zur Lyrik des 16. Jhs umfaßt Meistergesang (neben den Drucken von Hans Sachs u. a. 13 Titel des Hans Folz sowie zahlreiche anonyme Lieder in Einzeldrucken und Anthologien), neulateinische Dichtung (z. B. Werke von Johannes Nicolaius Secundus, Paulus Schede Melissus und Petrus Lotichius Secundus) sowie Spruch- und Lieddichtung zu historisch-politischen Themen, wie Ein warhaftige Beschreibung von der Kron in Hungern (Wien: Michael Zimmermann 1563) und Von dem Kayserlichen Schiessen das gehalten ist worden bey Wienn (Wien: Hans Widtmann 1568). Im Teilbestand zur deutschsprachigen Erzählliteratur des 16. Jhs liegen Schwerpunkte bei den Werken des Satirikers Sebastian Brant (20 Titel, darunter ein Baseler Druck des Narrenschiff. Nüt on ursach von Bergmann de Olpe, 1506) und jenen Johannes Fischarts. Dessen Dichtungen (65 Titel) sind vor allem in Straßburger Drucken seines Schwagers Bernhard Jobin vorhanden, z. B. Flöh Haz, Weiber Traz (Straßburg: Bernhart Jobin 1577, 3 weitere Ausgaben) und Bienenkorb deß Heil. Röm. Immenschwarms (Christlingen: Arsinuns Gottgrim o. J., weitere 8 Ausgaben des 16. Jhs). In Erstausgaben gibt es Fischarts Rabelais-Übersetzung Affenteurliche und Ungeheuerliche Geschichtsschrift Vom Leben, Rhaten vnd Thaten der Helden und Herren Grandgusier, Gargantoa und Pantagruel von Francisco Rabelais (o. O. 1575) sowie die Neubearbeitung Affentheuerlich Naupengeheurliche Geschichtsklitterung (Grensing im Gänsserich 1582). Mit ca. 40 Ausgaben sind auch die Schriften Thomas Murners gut vertreten, darunter Ein andechtig geistliche Badenfart (Straßburg: Grüninger 1509), Eyn kurtzwylich lesen van Tyel Ulenspiegel (Köln: Kruffter 1520-1530), Narrenbeschwerung (Straßburg: Hupfuff 1512), Der Schelmen Zunfft (Frankfurt 1512 und 4 weitere Ausgaben) und Von dem großen lutherischen Narren (Straßburg: Grüninger 1522). Georg Wickrams Das Rolwagenbüchlin (o. O. 1555) liegt als Erstdruck vor.

2.176 In Hinblick auf die Wiener Opern- und Oratorienaufführungen in der zweiten Jahrhunderthälfte kommt auch unter den literarischen Texten des 17. Jhs dem Drama besondere Bedeutung zu. Als Beispiel für die österreichischen Dramatiker des Jesuitentheaters sei das OEuvre Nicolaus Avancinis erwähnt: 21 Titel schließen Übersetzungen ins Polnische und Französische, Sammelbände (Wien 1671-1686) und einzelne Drucke ein, wie Pietas victrix (1659) und Cyrus zu hochzeitlichen Ehren-Spihl (1673). Einige wenige Drucke weisen auf das regionale Theatergeschehen außerhalb Wiens hin: Simon Rettenbacher, der in Kremsmünster sowohl die Bibliothek als auch das Stiftstheater betreute, ist u. a. mit Frauen-Treu oder Hertzog Welff auß Bayern (Salzburg 1682) vertreten. Vom volkstümlichen Stegreiftheater Josef Anton Stranitzkys sind 6 Ausgaben von Der Wiennerische Hannßwurst oder lustige Reysebeschreibung aus Salzburg (herausgegeben von Gottfried Prehauser, 1787) und des Stranitzky zugeschriebenen Ollapatrida des durchtriebenen Fuchsmundi (frühester Druck o. O. 1711) erhalten.

2.177 Zu den Ausgaben österreichischer Epik des 17. Jhs zählen 19 Romane Johann Beers, darunter vorwiegend bei Hübner in Halle erschienene Erstausgaben, wie Der verliebte Oesterreicher (1704), Printz Adimantus (1678) und Der Abentheuerliche/ wunderbare/ und unerhörte Ritter Hopffensack von der Speck-Seiten (1678). Einen weiteren Schwerpunkt bilden die literarischen Publikationen von Autoren aus dem Kreis des protestantischen österreichischen Landadels. Von den Mitgliedern der Fruchtbringenden Gesellschaft sind u. a. Matthias Abeles Metamorphosis telae judiciae das ist seltsame Gerichtshändel (1654) und Erstausgaben der Schriften von Wolf Helmhard von Hohberg zu nennen, z. B. Der Habsburgische Ottobert (1664) und Die unvergnügte Proserpina (1661). Wie Katharina von Greiffenbergs Geistliche Sonette, Lieder und Gedichte zu Gottseeligem Zeitvertreib (1662) wurden viele dieser Werke in Nürnberg, dem Sammelpunkt der emigrierten österreichischen Protestanten, gedruckt. Von Laurentius von Schnüffis liegen Lyrik (9 Titel, darunter Mirantisches Flötlein, 1695) und der Roman Philotheus (1665) vor.

2.178 Die Barockliteratur Deutschlands ist mit Werken aller bekannten Autoren in zeitgenössischen Ausgaben gut, aber keineswegs vollständig vertreten. Viele der schlesischen Drucke gelangten als Pflichtexemplare an die Hofbibliothek, solange Schlesien, eines der Zentren der deutschen Barockdichtung, zum habsburgischen Kaiserreich gehörte. Zu erwähnen sind 47 großteils im 17. Jh gedruckte Titel von Martin Opitz sowie Epigramme des Jesuiten Jakob Bidermann (u. a. Epigrammatum libri tres, 1620, und Heroum epistolae, 1642). Weitere Schwerpunkte liegen bei den Schriften von Abraham a Sancta Clara (einschließlich der Predigten 160 Titel) und Andreas Gryphius (54 Titel, darunter mehrere Erstausgaben). Vorwiegend zeitgenössische Drucke finden sich von Georg Philipp Harsdörffer (16), Siegmund von Birken (22) und Caspar von Lohenstein (22), darüber hinaus von der religiösen Lyrik katholischer und protestantischer Autoren. Paul Flemings Geist- und Weltliche Poemata sind in 4 Editionen des 17. Jhs vorhanden, die Geistreichen Andachten Paul Gerhardts in einer Nürnberger Ausgabe (1683), Angelus Silesius' Geistreiche Sinn- und Schlußreime (1657) und Cherubinischer Wandersmann (1675) in Erstausgaben. Von Quirinus Kuhlmann besitzt die Bibliothek 4 Titel aus dem 17. Jh (z. B. Kühlpsalter, 1684-1686), von Friedrich von Logau 7 (u. a. Deutscher Sinngedichte drey Tausend im Erstdruck 1654), von Friedrich von Spee 11, von Christian von Hofmannswaldau 10. 16 Ausgaben der Gedichte von Johann Christian Günther aus dem 18. Jh runden den Bestand barocker Lyrik ab.

2.179 Auch von der deutschen Erzählliteratur der Barockzeit besitzt die Bibliothek zahlreiche Erstdrucke. Johann Michael Moscheroschs Visiones de Don Quevedo Wunderliche und warhafftige Gesichte (1642-1643) und Ibrahims oder Des Durchleuchtigen Bassa und der Beständigen Isabellen Wunder-Geschichte (1645) sind ebenso vorhanden wie die Dichtungen Philip von Zesens (35 Titel, darunter Die Afrikanische Sofonisbe, 1647, und Die Durchleuchtige Syrerin Aramena, 1669-1673) und Anton Ulrich von Braunschweigs Die römische Octavia (1712). Einen besonders wertvollen Teilbestand bilden zahlreiche Erstausgaben unter den insgesamt 47 Titeln von Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, z. B. Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch (1669), Der erste Beernhäuter (1670), Lustig- und Kurzweilige Reiß-Beschreibung deß Schnakischen Bilgrams Hans Guk in die Welt von Hohenwandern (1666) und Traum-Gedicht. Zwischen Dir und Mir (1666). Die literaturwissenschaftlichen Publikationen zur Barockliteratur bestehen z. T. in zeitgenössischen Kontroversschriften und einigen wenigen (ca. 2 bis 5) Abhandlungen - vorwiegend Schulschriften und Dissertationen - zu Werk und Leben einzelner bekannter Autoren.

2.180 Die umfangreiche Textsammlung zur Literatur des 18. Jhs spiegelt die Publikationsflut infolge der erweiterten Preßfreiheit der Jahre 1781 bis 1795 wider. In der Verteilung der Titel nach Gattungen nimmt eindeutig das Drama die erste Stelle ein - der Gattungskatalog verzeichnet 9680 Dramen des 18. Jhs, mehrheitlich aus dem letzten Jahrhundertdrittel. Ein Großteil dieser Dramen - darunter viele Drucke, die bibliographisch nur schwer nachweisbar sind - wurde in Reihen verlegt oder bei der bibliothekarischen Bearbeitung in der Hofbibliothek unter einem fiktiven Gesamttitel zu Reihen zusammengefaßt. Neben deutschen Originaldramen finden sich auch Übersetzungen und Bearbeitungen insbesondere französischer und englischer Vorlagen, sehr oft in Erstausgaben. Zu den Reihen gibt es Stücktitelaufnahmen nach der Beschreibvorschrift der Hofbibliothek. Die wichtigsten Reihen sind Schauspiele des k.k. Theaters (Wien 1760-1787, Bd 1-13), Theaterstücke (Wien 1746-1809, Bd 1-260), Theatralische Sammlung (Wien 1768-1796, Bd 1-271), Deutsche Schaubühne (Wien 1734 ff., Bd 1-283, bis zu 5 Stücke in einem Band), Theaterbibliothek Schikaneder (1756 ff., 370 Bde, vorwiegend in Wien bei Krause gedruckt) und Wiener Theater-Repertoire (Wien: Wallishauser 1853 ff., Bd 1-19). Die einzelnen Bände enthalten meist 3 bis 5 Stücke, die statt einer Verlagsangabe das Impressum beim Logenmeister aufweisen und für Theateraufführungen in großen Mengen gedruckt wurden (in Wien vor allem von den Verlagen van Ghelen, Jahn, Wallishauser und Schade).

2.181 Von den österreichischen Dramatikern seien einige Verfasser von Volkspossen, Travestien, Zauber- und Kasperlstücken, die vorwiegend auf den Wiener Vorstadtbühnen aufgeführt wurden, erwähnt: Gottfried Prehauser (6 Titel, u. a. Hannswurstische Träume, o. J.), Joseph Felix von Kurz (23 bei den Wiener Verlagen Trattner und Ghelen gedruckte Stücke, z. B. Eine neue Tragödie, betitult: Bernardon, die getreue Prinzeßin Pumphia, 1767), Philip Hafner (53 Titel, u. a. Evakathel und Schnudi, 1765, sowie Megära, die förchterliche Hexe, 1764) und der Librettist Joachim Perinet (120 Titel, darunter Der Fagottist oder: die Zauberzither, 1791, und Der weyland Casperl aus der Leopoldstadt im Reiche der Todten, 1806). Schwerpunkte liegen bei den Stücken Emanuel Schikaneders (100 Titel, u. a. die Erstausgabe der Zauberflöte, 1791, und die Sämmtlichen Werke, 1792) und Karl Friedrich Henslers (ca. 100 Ausgaben seiner Kasperl- und Märchenstücke, Komödien und Schauspiele).

2.182 Den theoretischen Kontrapunkt zu diesen österreichischen Nachfahren der Commedia dell' arte setzten Josef von Sonnenfels' Briefe über die wienerische Schaubühne (1768). Von Sonnenfels sind insgesamt 63 Titel vorhanden, einschließlich der Gesammelten Schriften (10 Bde, Wien: Baumeister 1783-1787). Unter den 68 Werken Cornelius Hermann von Ayrenhoffs befindet sich eine Ausgabe des Trauerspiels Kleopatra und Antonius (1783) mit handschriftlichen Eintragungen. Das umfangreiche Werk Paul Weidmanns, in josefinischer Zeit meistgespielter Theaterdichter am Burgtheater, dürfte mit 160 Titeln nahezu vollständig versammelt sein. Vom Burgtheaterdirektor Joseph Schreyvogel sind 28 Titel verzeichnet, darunter Übersetzungen von Dramen Calderons, Moretos und Shakespeares sowie die Zeitschriften Österreichische Monatsschrift (herausgegeben von Schreyvogel und Johann-Baptist Alxinger, Prag 1793-1794) und das von ihm unter Pseudonym publizierte Sonntagsblatt oder Unterhaltungen von Thomas West (Wien 1807-1808). 35 Titel liegen von Johann-Baptist Alxinger vor, darunter Doolin von Maynz (1787) und die 10 Bde umfassende Wiener Gesamtausgabe (Sämmtliche Werke, 1812). Von Michael Denis, Kustos der Hofbibliothek, gibt es Erstausgaben sowohl der für die deutsche Literaturgeschichte bedeutsamen Übersetzung von Macphersons Ossian-Gedichten (Die Gedichte Ossians, eines alten Celtischen Dichters, 1768-1769) als auch der eigenen Bardendichtungen (Die Lieder Sineds des Barden, 1772). Aus der reichen publizistischen Tätigkeit in der josefinischen Ära seien der Wiener Musenalmanach (1777-1796) und das Wienerblättchen (1783-85) genannt, beide herausgegeben von Alois Blumauer, der mit insgesamt ca. 50 Titeln vertreten ist (darunter die im Wiener Verlag Gräffer erschienene Ausgabe von Virgils Aeneis travestiert, 1784-1788). Darüber hinaus sind jedoch nicht nur die aus der Literaturgeschichte der österreichischen Aufklärung bekannten Autoren mit ihren Werken zu finden, sondern auch viele der gegen Ende des 18. Jhs in hohen Auflagen erschienenen Unterhaltungsromane und Trivialschriften, die durch Pflichtablieferung auch an die Hofbibliothek gelangten.

2.183 Gut repräsentiert sind die Schriften der deutschen Autoren der Aufklärung und Vorklassik, insbesondere jener Dichter, die Kontakte zum Wiener Hof suchten und in Wien eifrig rezipiert und gefeiert wurden, wie Lessing (320 Werke und etwa ebensoviele wissenschaftliche Abhandlungen dazu), Wieland (160 Ausgaben, 80 Titel Sekundärliteratur) und Klopstock (120 Titel). Johann Christoph Gottsched ist gleich stark vertreten wie sein literarischer Widerpart Johann Jacob Bodmer (je ca. 60 Titel). Albrecht von Hallers literarische und medizinische Schriften ergeben etwa 120 Titel. Die Dichtung der Anakreontik liegt in frühen Ausgaben und Übersetzungen von Johann Nicolaus Götz, Ewald von Kleist, Justus Friedrich Wilhelm Zachariae und Salomon Geßner vor (z. B. 27 deutschsprachige Ausgaben und 28 Übersetzungen in 7 Sprachen von Geßners Idyllen). Von Georg Christoph Lichtenberg und Christoph Friedrich Nicolai sind je 40 Werke, von Johann Gottfried Herder ca. 100 (und weitere 100 Titel Sekundärliteratur) vorhanden. Eine Besonderheit stellen die vielen Werke der deutschen Aufklärung und Klassik in Erstausgaben sowie in Raubdrucken dar, die von den österreichischen Buchdruckern Trattner, Trassler, Haas, Pichler u. a. hergestellt wurden. Oft brachten diese Verleger sogar die ersten Gesamtausgaben heraus, wie die in Zusammenarbeit mit Goethe und Cotta in Wien entstandene Goethe-Ausgabe (26 Bde, Wien: Kaulfuß und Armbruster 1812-1822). Ca. 200 Titel entfallen auf Dichtungen des Sturm und Drang, ca. 160 sind Schriften der Autoren des Göttinger Hain.

2.184 Aus der Epoche der deutschen Klassik ist erwartungsgemäß das OEuvre Goethes am umfangreichsten vertreten. Zu den etwa 1000 Textausgaben zählen auch bücherkundlich interessante Einzeldrucke, wie die 1795 erschienene Ausgabe von Wilhelm Meisters Lehrjahre, bei der Johann Friedrich Unger erstmals seine neu entwickelte Frakturschrift einsetzte. Erwähnenswert ist auch die Ausgabe der Pandora (Wien, Triest: Geistinger 1810), neben der Kaulfuß-Werkausgabe die einzige österreichische Buchpublikation Goethes, sowie der als Rarum geltende Druck seiner Poetischen und prosaischen Werke (Stuttgart, Tübingen 1845-1847). Zu Biographie und Werk Goethes sind mehr als 1500 literaturwissenschaftliche Publikationen verzeichnet. Bei Schiller halten einander Textausgaben (darunter 10 in Österreich nachgedruckte Werkausgaben) und Sekundärliteratur (je ca. 800 Titel) die Waage. Von Jean Paul gibt es ca. 60 Werke, dazu 80 literaturwissenschaftliche Abhandlungen. Unter den wenigen von Hölderlin vorhandenen Schriften (6) sind 4 Erstausgaben. 80 Titel entfallen auf das OEuvre Heinrich von Kleists, darunter die erste Einzelausgabe des Dramas Der Prinz von Homburg unter dem Titel Die Schlacht bei Fehrbellin (Wien: Wallishauser 1822).

2.185 Die Literatur bekannter österreichischer, deutscher und schweizerischer Autoren des 19. Jhs befindet sich in eindrucksvoller Geschlossenheit unter den laut Hochrechnung mehr als 40.000 Titeln des 19. Jhs zur Germanischen Philologie und Belletristik - neben den Neudrucken von Werken bereits genannter Autoren früherer Jahrhunderte, den zeitgenössischen literatur- und sprachwissenschaftlichen Abhandlungen und dem umfangreichen Bestand an Trivialliteratur des 19. Jhs aus der Pflichtablieferung. Es handelt sich dabei vor allem um Romane und Erzählungen wenig bekannter Schriftsteller in unbekannter Anzahl, die der Gattungskatalog nach Erscheinungsjahren geordnet nachweist.

2.186 Der Epoche der Romantik sind etwa 1000 Textausgaben zuzuordnen. Die Sammlung der Hofbibliothek zeugt hier vom Einfluß der deutschen Autoren - insbesondere jener, die sich damals auch in Wien aufhielten - auf das literarische Leben in Österreich. So gibt es 40 Titel von Zacharias Werner und 43 von Friedrich Schlegel, darunter seine im Lager des Erzherzog Karl verfaßten Armeebefehle und Aufrufe an die Deutschen in der Österreichischen Zeitung (1809), die Zeitschriften Deutsches Museum (1812-1813) und Concordia (1820-1823) sowie seine Sämmtlichen Werke (1822-1825). Auch Eichendorff, Clemens Brentano, August Wilhelm Schlegel (ca. 100 Titel) und Tieck spielten eine bedeutende Rolle in den Wiener literarischen Salons und sind mit zeitgenössischen Drucken vertreten. Einen weiteren Schwerpunkt im Bestand des 19. Jhs bilden die Schriften Franz Grillparzers (200 Titel), darunter alle Erstausgaben seiner Werke. Hinzu kommen 240 Titel Sekundärliteratur. Jeweils 120 Titel, vorwiegend Dramen, liegen von den Burgtheaterdirektoren Heinrich Laube und Eligius F. J. von Münch-Bellinghausen (auch Präfekt der Hofbibliothek) vor. Von den 43 Stücken, die Eduard von Bauernfeld für das Burgtheater schrieb, finden sich 100 Ausgaben. Zu erwähnen ist ferner der beliebte Theaterdichter Ignaz Franz Castelli, von dem die Bibliothek 89 Werke besitzt. Das Wiener Volksstück der ersten Hälfte des 19. Jhs ist mit 60 Titeln (davon 12 Erstausgaben) Ferdinand Raimunds und ca. 100 Titeln (davon 15 Erstausgaben) Johann Nestroys dokumentiert. Die Literaturwissenschaft des 19. Jhs widmete diesem Genre noch wenig Aufmerksamkeit (der Katalog verzeichnet 20 Titel zu Raimund, 10 zu Nestroy).

2.187 Seiner zentralen Rolle in der österreichischen Erzählkunst des 19. Jhs gemäß ist das OEuvre Adalbert Stifters mit 19 Erstausgaben und 120 weiteren Drucken vertreten. Die literaturwissenschaftliche Rezeption seiner Werke bereits im 19. Jh belegen 60 vorhandene Studien über Werk und Leben. Von Marie von Ebner-Eschenbach gibt es 80 Titel, von Ferdinand von Saar 40 und von Charles Sealsfield (Karl Postl) 28. Zum Bereich der Regional- bzw. Heimatliteratur sind z. B. 160 Titel Peter Roseggers und 30 Titel Sekundärliteratur zu seinem Werk zu finden. Neben den naturalistischen Dramen Karl Schönherrs (80 Titel) und Ludwig Anzengrubers (160 Titel) ist auch die Lyrik Lenaus (63 Titel), Anastasius Grüns (48 Titel) und die Mundartdichtung (u. a. 21 Titel Franz Stelzhamers, z. B. Lieder in obderenns'scher Volksmundart, 1837) gut vertreten. Zur österreichischen Literatur der Jahrhundertwende besitzt die Bibliothek eine umfassende Sammlung von Erst- und Gesamtausgaben der Werke Hugo von Hofmannsthals, Rainer Maria Rilkes, Georg Trakls, Franz Kafkas, Robert Musils, Hermann Brochs, Arthur Schnitzlers, Karl Kraus' und Franz Werfels. Die deutschsprachige Literatur des 19. Jhs außerhalb Österreichs ist weniger vollständig, jedoch erwartungsgemäß mit allen wichtigen Autoren und ihren Werken dokumentiert.

2.188 Auf die nordischen Literaturen entfallen insgesamt ca. 5600 Titel - originalsprachliche Texte, Übersetzungen und literaturgeschichtliche Studien. Bereits 1827 wies Moriz Graf Dietrichstein (Präfekt 1826-1845) auf die in einigen Fächern anzutreffende Armuth, z. B. in Hinsicht der nordischen Literatur im Bestand der Hofbibliothek hin (Stummvoll/Fiedler, s. u. 4.2, S. 395). Einige wenige bemerkenswerte Drucke entstammen dem 1831 erworbenen Konvolut von 390 Büchern aus der Bibliothek des dänischen Bischofs Friedrich Münter (1761-1830), neben Werken zur nordischen Geschichte u. a. Det Danske Videnskabernes Selskabs Skrifter (1745-1818) und die Edda-Übersetzung Den aeldre Edda oversat af Finn Magnussen (1821-1823). Von den ca. 1500 im Gattungskatalog verzeichneten Titeln sind ca. 380 (180 Dramen, 95 Lyrikausgaben, 40 Erzählungen, 5 Novellen und 60 Romane) der niederländischen Literatur zuzuordnen. Hinzu kommen 80 literaturgeschichtliche Werke. Zu den skandinavischen Literaturen gibt es insgesamt 230 Titel Sekundärliteratur, darunter 120 zur schwedischen Literatur. Die Sprachdenkmäler der altnordischen Dichtung sind im Gattungskatalog mit 170 Sagas und 40 Edda-Ausgaben vertreten. Die dänische Literatur ist mit 265 Werken repräsentiert (60 Dramen, 15 Epen, 40 Erzählungen, 50 Lyrik-Ausgaben, 40 Novellen und 60 Romane), die norwegische Literatur mit 400 Drucken (160 Dramen, 20 Lyrik-Ausgaben, 80 Erzählungen, 40 Novellen, 100 Romane) und die schwedische Literatur mit 440 Titeln (40 Dramen, 120 Lyrik-Ausgaben, 40 Epen, 100 Erzählungen, 60 Novellen, 80 Romane). Der nur im Nominalkatalog unter den Namen der Autoren ausgewiesene Bestand an literarischen Texten sowie literaturwissenschaftlichen Studien zu einzelnen Dichtern umfaßt etwa 3800 Titel, vorwiegend des 19. Jhs.

Romanische Philologie

2.189 Die Werke zur spanischen, portugiesischen, französischen, italienischen, rumänischen und rätoromanischen Sprache sowie Textausgaben und literaturwissenschaftliche Publikationen zu den romanischen Literaturen ergeben hochgerechnet 42.300 Titel - ca. 2000 des 16. Jhs, 4700 des 17. Jhs, 5000 des 18. und 30.600 des 19. Jhs. Die Erwerbungsgeschichte der insbesondere bei den spanischen Werken hervorragenden Sammlung ist vor dem Hintergrund der über Jahrhunderte dauernden dynastischen, politischen und kulturellen Verbindungen zwischen Österreich und Spanien zu sehen. Für die italienischen Bestände des 18. und 19. Jhs dürfte das Pflichtexemplarrecht der Hofbibliothek in den italienischen Gebieten unter habsburgischer Herrschaft (neben der Toskana 1737 mit Zäsuren und wechselnden Grenzen vor allem Lombardei bis 1859, Venetien bis 1866, Südtirol und Küstenland bis zum Ersten Weltkrieg) eine wesentliche, im einzelnen jedoch nicht mehr genau nachvollziehbare Rolle gespielt haben.

2.190 Etwa 3000 Titel entfallen auf Gesamtdarstellungen und Anthologien, Nachschlagewerke, Bibliographien, Lehrbücher und sprachwissenschaftliche Abhandlungen zu den einzelnen romanischen Sprachen sowie Handbücher und literaturgeschichtliche Überblickswerke zu den romanischen Literaturen. Hinzu kommt die umfangreiche Sekundärliteratur zu speziellen Aspekten der romanischen Literaturen, insbesondere zu einzelnen Autoren und Werken, die sich einer weiteren Differenzierung innerhalb des Gesamtbestandes zur Romanischen Philologie jedoch entzieht. Die um die Mitte des 19. Jhs einsetzende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den romanischen Sprachen und Literaturen ist mit allen grundlegenden Monographien und Periodika vertreten, wie Friedrich Diez' Grammatik der romanischen Sprachen (1836) und Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen (1853), Gustav Gröbers Grundriß der romanischen Philologie (1888-1902) und Wilhelm Meyer-Lübkes Grammatik der romanischen Sprachen (1890); zu den ältesten Fachperiodika zählen Adolf Eberts Jahrbuch für romanische und englische Literatur (Berlin 1859 ff.), die Nuova Antologia (Florenz 1866 ff.) und die Revue des langues romanes (Paris 1870 ff.).

Spanische Sprache und Literatur

2.191 Ca. 220 Titel zur spanischen Sprache stammen mit großer Mehrheit aus dem 19. Jh. Zu den frühen Drucken gehören Juan Lopez de Velascos Ortographia y Pronunciacion castellana (Burgos 1582) und Sebastian Covarrubias Horozcos Tesoro de la lengua castellana (1611). Von 36 Grammatiken ist Util y breve institucion para aprender los principios y fundamentos de la lengua Hespanola (Löwen 1555) die älteste spanischsprachige und Stephan Barnabès Unterweisung der spanischen Sprach (Wien 1657) die älteste deutschsprachige. Neben 27 Lehr- und Lesebüchern sind 43 Wörterbücher (darunter Christoval de Las Casas Vocabulario de las dos lenguas toscana y castellana, Sevilla 1570) und 10 Briefsteller verzeichnet. Der Bestand an literaturgeschichtlichen Gesamtdarstellungen und Handbüchern umfaßt die grundlegenden Werke des 19. Jhs, wie George Ticknors History of Spanish Literature (1849) und Ludwig G. Lemckes Handbuch der spanischen Literatur (1855-1856).

2.192 Die Sammlung spanischer Literatur hat ihren quantitativen Schwerpunkt bei den Werken der Edad de Oro. Zu den Besonderheiten zählen die frühen und seltenen Drucke mittelalterlicher Stoffe. Aus der Erwerbungsgeschichte sind vor allem die 1675 übernommene Bibliothek des Marqués de Cabrega zu erwähnen (unter 2474 Druckwerken befanden sich zahlreiche Erstausgaben und seltene Drucke spanischer Literatur) und die 1724 vom Franziskanerkloster in Valencia angekaufte Bibliothek des Erzbischofs Antonio Folch de Cordona (1657-1724). Weitere spanische, z. T. in den Niederlanden erschienene Drucke stammen aus der Bibliothek des Freiherrn Hohendorf (s. o. 1.15) und der Bibliotheca Eugeniana (s. o. 1.19 ). Von den im 19. Jh erfolgten systematischen Ergänzungen sind Ankäufe bei den Auktionshäusern Dumont in Paris, Butsch in Augsburg, Asher in Berlin (Ternaux-Compansche Sammlung aus der Auktion Ludwig Tieck), Leibrock in Braunschweig (Lemkesche Sammlung) und Hiersemann in Leipzig (Sueltas spanischer Dramatiker) nachzuweisen. Wertvollen Zuwachs brachten die Legate des Freiherrn Ignaz von Reinhart (1782-1843) und Franz Steindachners (1834-1919). Durch die Auseinandersetzung Grillparzers, Josef Schreyvogels, Enks von der Burg und Friedrich Halms (Dichtername des Präfekten Eligius Münch-Bellinghausen) mit der Sammlung spanischer Literatur an der Hofbibliothek übte diese einen nachhaltigen Einfluß auf die österreichische Dramatik des 19. Jhs und auf die von Österreich ausgehende Rezeption dramatischer Literatur Spaniens auf deutschsprachigen Bühnen aus (Rohr, s. u. 5). Für die folgenden Erläuterungen sind die im Nominalkatalog verzeichneten Schriften aller bekannteren Autoren berücksichtigt, etwa 3400 Textausgaben in Originalsprachen und Übersetzungen. Die im 19. Jh aufkommenden Kleinschriften, Taschenbücher und periodischen Publikationen sind darin nicht enthalten.

2.193 Der Bestand setzt sich aus 1584 Komödien, 64 Tragödien, 893 Dramen, 83 Epen, 113 Erzählungen, 50 Novellen, 45 Prosaschriften, 300 Romanen, 225 Gedichtbänden und 4 Märchen zusammen (Aufteilung nach dem Gattungskatalog). Die Anfänge der spanischen Literatur sind mit ca. 190 Ausgaben von Textzeugnissen aus der Epoche der Edad Media sowie 13 sonst unbekannten oder raren Drucken dokumentiert. Vom Poema del Cid besitzt die Bibliothek 32 originalsprachliche und übersetzte Ausgaben (darunter 7 des 16. Jhs), neben 2 Exemplaren der Cronica del famoso i invencible cavallero Cid Ruy Diaz (Burgos 1512) ist vor allem die seltene, bei Juan Cromberger gedruckte Ausgabe (Crónica del muy esforcado cavallero el Sid, Sevilla 1503) hervorzuheben. Auch die Schriften des Alfonso X. el Sabio (21 Titel) liegen in Drucken des 16. Jhs vor, z. B. Las quatro partes de la Cronica de Espana (Zanora 1541) und Las siete partidas (Lyon 1550). Unter den 12 Ausgaben von Diego de San Pedros La cárcel de amor (Toledo und Paris 1527, 5 weitere bis 1560) ist auf einen unbekannten Druck (Enveres: Martin Nucio 1546) hinzuweisen. Frühe Drucke sind ferner von Pedro López' de Ayala Cronicas de los Reyes de Castilla Don Pedro, Don Enrique II, Don Juan I (Toledo 1526) und der Novellenanthologie des Juan Manuel (El conde Lucanor, Sevilla 1575) verzeichnet. 12 Titel, darunter Memorial de cosas notables (Guadalajara 1564), gibt es von Inigo López de Mendoza, 18 von Jorge Manrique, 10 von Fernán Perez de Guzmán (darunter der nur im Exemplar der Bibliothek bekannte Druck Las setecientas, Toledo: Gaspar de Avilla 1526), 14 von Hernando del Pulgar.

2.194 Die Celestina (Tragicomedia de Calisto y Melibea) liegt in 9 Ausgaben vor, darunter 3 seltene Drucke (Barcelona 1531, Sevilla: Cromberger 1555, Barcelona: Hubert Gotart 1585). Rara-Ausgaben der Libros de Caballerías sind Tercera y quarta parte del inbencible principe don Belianis de Grecia (Burgos: Pedro de Santillana 1579), Historia de Enrique hijo de dona Oliva Rey de Hierusalem (Sevilla: Cromberger 1533), Libro segundo de espejo de cavallerias (o. O., o. J.), Historia del nobile et valoroso Cavalier Felice Magno (Verona: Sebastiano dalle Donne 1586) und Libro primero del muy esforcado Caballero Palmerín de Inglaterra (Toledo: Fernando de Santa Catherina 1547).

2.195 Zu den ältesten Romanceros- und Cancioneros-Editionen zählen Cancionero de Romances (Anvers 1554), Silva de Romances (Barcelona 1582) und Romancero general (Medina del Campo 1602). Von den Überarbeitungen in den Pliegos sueltos impresos al vuelo befinden sich 12 als Rara geltende Drucke in der Bibliothek - 5 aus der Offizin Jacobo Crombergers in Sevilla (o. J., um 1511-1515), 4 wurden vermutlich bei Juan Navarro in Valencia (1573) gedruckt, einer in der Werkstatt des Juan de León in León (1533, García de Enterría, s. u. 5). Ein Sammelband im Duodezformat aus dem Besitz des Freiherrn Ignaz von Reinhart thält 8 mit Holzschnitten versehene Drucke von nur in diesem Unikum überlieferten Romanceros und Cancioneros Juan Timonedas (Romances, Valencia: Juan Navarro 1573). Darüber hinaus sind unter den insgesamt etwa 800 literarischen Texten des 16. Jhs sowohl Ausgaben der nach italienischen Vorbildern entstandenen Lyrik (z. B. 9 Titel von Juán Boscán, 30 von Garcilaso de la Vega) sowie Werke Luis de Leóns (21) und Fernando de Herreras (6). Im Bestand spanischer Prosa liegen Schwerpunkte bei den Schriften von Juan Luis Vives (ca. 70 Titel, darunter De anima et vita, Basel: Winter 1538), Juan de Valdés (ca. 40) und Antonio de Guevara (ca. 100). Hingewiesen sei auf die in originalsprachlichen Drucken und zahlreichen Übersetzungen vorhandenen Publikationen von Gonzalo Fernández de Oviedo (10 Titel), Bartolomé de las Casas (23), Hernán Cortés (16), Francisco López de Gómara (15) und Bernal Díaz del Castillo (6), die im Zuge der spanischen Eroberung Lateinamerikas tstanden. Gut vertreten ist auch die aszetisch-mystische Literatur (ca. 80 Titel von Luis de Granada, 45 von Teresa de Jesús).

2.196 Von etwa 1500 Textausgaben zur Literatur des 17. Jhs verdienen die Sammelbände spanischer Dramen (unter einem Gesamttitel zusammengebundene Einzeldrucke) besondere Beachtung. Neben 3 Ausgaben von Doze Comedias famosas, de quatro poetas naturales de Valencia (2 Exemplare Valencia: Aurelio Mey 1608, eines Valencia 1614) gibt es noch die Sammlungen Comedias recopiladas de diferentes autores (Zaragoza: Pedro Esquero 1632-1652) und Comedias escogidas de las mejores ingenios de Espana (Madrid: Garcia y Morras 1652-1704). Einen Sonderfall stellen 9 Bde mit Einzeldrucken aus größeren Sammlungen dar, die unter dem fingierten Titel Comedias de varios, ohne Titelblatt, Jahr- und Ortsangabe zusammengefaßt wurden. Darüber hinaus sind die bedeutenden Dramatiker mit originalsprachlichen Ausgaben und Übersetzungen gut vertreten, vor allem Lope de Vega Carpio (200 Titel), Tirso de Molina (58) und Pedro Calderón de la Barca, von dem 175 spanische Titel verzeichnet sind, vorwiegend Drucke des 17. Jhs (darunter die einzige Calderon-Ausgabe aus dem Besitz Prinz Eugens, Comedias del celebre poeta espanol, Madrid 1683-1694) und 127 Ausgaben in Übersetzungen. Weitere Schwerpunkte bilden die Schriften von Francisco de Rojas Zorrilla (100 Titel), Augustín Moreto y Cavana und Miguel de Cervantes Saavedra (je 170 Titel).

2.197 Im Vergleich zur Literatur der Edad de Oro nehmen die Werke aus dem 18. und 19. Jh geringeren Raum ein. Die Textsammlung zur Literatur des 18. Jhs (etwa 220 Titel) schließt u. a. 7 Werke des Benito Jerónimo Feijoo y Montenegro ein, 16 von Tomás de Iriarte, 10 von Manuel José Quintana, 23 von Leandro Fernández de Moratín, 14 von Gregorio Mayáns y Siscar (darunter die Erstausgabe der Orígenes de la lengua espanola, 1737) und 17 von Juan Andrés. Bei den ca. 600 Textausgaben von Werken des 19. Jhs sind die Schriften von Manuel Bretón de los Herreros (ca. 100 Titel, vorwiegend Dramen) am besten vertreten. Hinzu kommen u. a. 21 Titel von Angel de Saavedra Duque de Rivas (darunter der Erstdruck des Don Alvaro, 1835), 33 von Antonio García Gutiérrez, 35 von Juan Eugenio Hartzenbusch, 32 von José Zorrilla y Moral, 26 von Fernán Caballero, 16 von Vicente Blasco Ibánez und 21 von Marcelino Menéndez Pelayo.

Portugiesische Sprache und Literatur

2.198 Von etwa 160 Werken zur portugiesischen Sprache und Literaturgeschichte entfallen 80 auf Studien zu Sprachgeschichte und Grammatik, wie Origem e orthographia da lingua Portugueza (1784) von Duarte Nunes de Leam, Johann Andreas Jungs Portugiesische Grammatik (1778) und Soares de Barbozas Grammatica philosophica da lingua Portugueza (1830). Ergänzend dazu finden sich 14 Wörterbücher, darunter Raphael Bluteaus Vocabulario Portuguez e latino (1717-1728), Antonio Moraes Silvas Diccionario da lingua portugueza (1831 und 1858) und für das Altportugiesische Joaquin de Santa Rosa de Viterbos Elucidario das palavras que em Portugal antiguamente se usárao (1798-1799 und 1865). Zum Brasilianischen gibt es das Diccionario portuguez e brasiliano (1795). Sprach- und literaturgeschichtlich interessant sind die Portugaliae Monumenta historica (Lissabon 1856).

2.199 Ca. 200 Ausgaben literarischer Texte verteilen sich auf Komödien (7), Tragödien (4), Dramen (15), Epen (49), Erzählungen (11), Novellen (10), Gedichtbände (76), Romane (23) und Volkslieder (3). Von den ältesten Zeugnissen portugiesischer Literatur bis zum 15. Jh sind vorwiegend deutsche und portugiesische Anthologien sowie Werkausgaben des 19. Jhs (22 Titel) vorhanden, z. B. 3 Editionen des Cancioneiro des König Diniz (1847, 1892 und 1894), Friedrich Bellermanns Die alten Liederbücher der Portugiesen (1840) und Theophilo Bragas Cancioneiro e Romanceiro geral Portuguez (1867-1869). Ältere Drucke liegen von den Schriften der Chronisten vor, wie Garcia de Rezendes Choronica que trada la vida do dom Joao II. (Lissabon 1596), Fernao Lopes' Chronica del rey D. Joao I. de Portugal (1644) und Ruy de Pinas Chronica del rey Dom Afonso (1653). Bei den portugiesischen Varianten des Ritterromans weist der Bestand Lücken auf, vorhanden ist nur die von Reinhardtstötter besorgte Ausgabe Saint Graal. A historia dos cavalleiros da mesa redonda (1887). Auf die Literatur des 16. Jhs entfallen ca. 110, auf die des 17. Jhs 40 Textausgaben. Neben Sammelwerken zur Lyrik, wie Corpus illustrium poetarum lusitanorum (1745-1748), verzeichnet der Katalog einige frühe Drucke, z. B. von Angelus Andreas de Rezendes Carmen (Basel: Froben 1531) und Diogo Bernardes' Varias rimas (1622). Erwähnenswert sind die erste Ausgabe von Agostinho da Cruz' Várias poesias (1771) und 39 Titel von Luís Vaz de Camôes, darunter 24 Ausgaben der Os Lusídas (originalsprachliche sowie Übersetzungen ins Spanische, Italienische, Französische, Tschechische, Hebräische und Deutsche). Wie 11 Titel von Joao de Barros zeigen, wurden jedoch auch Chroniken, Reise- und Kriegsberichte gekauft. 7 Titel gibt es von Francisco Manuel de Melo, darunter die erste spanischsprachige Ausgabe der Historia de los movimientos y separación de Cataluna (1645), 19 von António Vieira.

2.200 Querschnitte und Überblicke zur Literatur des 18. Jhs bieten Diogo Barbosa Machados Bibliotheca lusitana historica (1741) und Summario da biblioteca luzitana (1786), für das 19. Jh José Carlos Pinto de Sousas Bibliotheca historica de Portugal (1801) und Jorge Cesar de Figanieres Bibliographica historica Portugueza (1850). Hinzu kommen etwa 100 Ausgaben literarischer Texte der bekanntesten Autoren des 18. und 19. Jhs, u. a. von Francisco Xavier de Oliveira (3 Titel), José Agostinho de Macedo (6), J. B. da Silva Leitao de Almeida Garrett (11), Alexandre Herculano (10), Teófilo Braga (12), José Leite (12, darunter die von ihm edierte Revista Lusitana, 1889 ff.) und Carolina Michaelis de Vasconcelos (4). Zur portugiesischen Literatur in Brasilien sind u. a. Pereira da Silvas Parnaso brazileiro (1843) und Plutarco Brazileiro (1847) zu nennen sowie 3 von Francisco Adolfo de Varnhagen edierte Lyrik-Anthologien (u. a. Florilegio da poesia Brazileira, 1850-1872).

Italienische Sprache und Literatur

2.201 Ca. 900 Titel betreffen die italienische Sprache. Erwähnung verdienen die einschlägigen Traktate der Klassiker der italienischen Literatur in Ausgaben des 16. Jhs, wie Pietro Bembos Prose della volgar lingua (Venedig: Tacuino 1525), Dantes De vulgari eloquentia (Vicenza 1529) und Ludovico Dolces Osservationi nella volgar lingua (Venedig 1550, 1554 und 1556). Bei den Grammatiken (127) und Lehrbüchern (113) dominieren die Publikationen des 19. Jhs, die z. T. in mehreren Auflagen vorliegen. Unter ca. 280 Titeln zu Mundarten und Mundartdichtungen nehmen Studien über norditalienische Provinzen (z. B. 120 zu Mailand) den größten Raum ein. Von den südlichen Regionen ist Neapel (60 Titel) am besten vertreten. Aus der Bibliotheca Eugeniana stammt die venezianische Ausgabe von Antonio-Francesco Donis Tre libri di lettere e i germini della lingua Toscana (Venedig: Marcolino 1552). Bei den Wörterbüchern (ca. 150) sind Francesco Alunnos Le Ricchezze della lingua volgare (Venedig: Aldus 1543 und Gherardo 1557) und 2 Ausgaben von Alberto Accarigis Vocabulario, grammatica et ortographia (Cento 1543, Venedig 1550) zu nennen. Die Sprachnorm der Academia della Crusca ist u. a. durch die erste und 7 weitere Ausgaben des Vocabulario della Crusca (Venedig 1612) repräsentiert. Hinzu kommen etwa 160 Überblickswerke zur italienischen Literatur, darunter Girolamo Ghilinis Teatro d'huomini letterati (Venedig 1647) und Giovanni-Mario Crescimbenis Istoria della volgar poesia (Rom 1698) sowie die Erstausgabe und 5 weitere Drucke von Girolamo Tiraboschis Storia della letteratura italiana (Modena 1722). Gasparo Gozzis L'Osservatore (Venedig 1835 ff.) ist unter den ältesten Literaturzeitschriften.

2.202 Ausgehend von den im Nominalkatalog verzeichneten Schriften (originalsprachliche Drucke und Übersetzungen bis 1900) der bekannteren Autoren dürfte die Bibliothek etwa 6000 Textausgaben aus dem Bereich der italienischen Literatur besitzen. Nach dem Gattungskatalog verteilt sich der Bestand auf 1123 Komödien, 458 Tragödien, 724 Dramen, 545 Epen, 400 Erzählungen, 1673 Gedichtbände, 28 Märchen, 430 Novellen, 114 Prosaschriften, 340 Romane und 37 Volksliedausgaben. Im Hinblick auf ihren Anteil an der Entwicklung der italienischen Literatur wird im folgenden auch auf den reichen Bestand an historischen, philosophischen und philologischen Publikationen einzelner Autoren verwiesen. Das Hauptgewicht der Sammlung liegt auf der Literatur des Cinquecento, die mit mehr als einem Drittel aller Ausgaben den größten Raum einnimmt und durch zahlreiche Drucke des 16. Jhs aus italienischen Offizinen, insbesondere jener des Aldus Manutius, ausgezeichnet ist.

2.203 Auf die Anfänge der italienischen Literatur im Mittelalter, einschließlich der Schriften des Francesco d'Assisi, der Laudendichtung Jacopone da Todis und Guittone d'Arezzos sowie der toskanischen Lyrik, tfallen ca. 80 Titel, darunter 9 Cino da Pistojas und die Sonetti e canzoni di diversi antichi autori Toscani (Florenz: Giunta 1527). Die Literatur des Trecento umfaßt etwa 1200 Textausgaben. Mit 290 Drucken ist das Werk Dantes am umfangreichsten vertreten, u. a. auch mit Prachtausgaben, wie einem von Aldus Manutius verfertigten Pergamentdruck mit Zierinitialen von Le terze rime (Venedig 1502) aus dem Besitz Prinz Eugens. Zur Dante-Rezeption der folgenden Jahrzehnte sind z. B. frühe Drucke der Schriften Giovanni Villanis (10), Cecco d'Ascolis L'Acerba (Venedig: Marchio 1516) und Leonardo Brunis Comedia Poliscene (Wien: Singriener 1516) zu nennen. Weitere Schwerpunkte liegen erwartungsgemäß bei den Schriften Petrarcas (225) und Boccaccios (ca. 270, u. a. der als Rarum geltende Druck Fiammetta, Venedig 1511). Kleinere Bestandskomplexe bilden die religiöse Erbauungsliteratur (ca. 40 Titel, 14 von Caterina da Siena), lehrhafte Texte und Novellendichtungen, wie 8 Titel Fazio degli Ubertis (Dittamundi, Venedig: Cristoforo di Pensa 1501) und 10 Franco Sacchettis. Bei den vorwiegend lateinischen Schriften der Dichter und Gelehrten des Frühhumanismus ist auf 120 Titel von Pietro Paolo Vergerio jun. hinzuweisen - neben zahlreichen Ausgaben der Komödie Paulus zählt dazu auch der Wiener Druck von De moribus (Wien: Singriener 1511).

2.204 Etwa 680 Textausgaben sind der Literatur des Quattrocento zuzuordnen. Die in der Epoche des Humanimus fließende Grenzziehung zur Philosophie, Philologie und Geschichte sowie der hohe Anteil lateinischer Abhandlungen charakterisiert die Schriften vieler Gelehrten und Dichter, z. B. das OEuvre Lorenzo Vallas (ca. 60 Titel, darunter Dialogus de libero arbitrio, Wien: Singriener 1516). Von Franciscus Poggio Bracciolini kann die bei Petri erschienene Werkausgabe (Opera, Basel 1528) erwähnt werden. Von Lorenzo de Medici sind 20 Titel vorhanden, von Flavio Biondo 11 (darunter eine aus der Bibliotheca Eugeniana stammende Ausgabe von Le Historie, Venedig 1547-1550), von Giovanni Pontano 40 (z. B. 4 Aldinen von De sermone, Venedig 1509 ff.). Die religiöse Prosa Girolamo Savonarolas (80 Titel, u. a. Opere, Venedig: Lazaro de Soardi 1504) ist ebenso wie die volkssprachliche Dichtung in vielen frühen Drucken repräsentiert, u. a. durch 40 Titel Jacopo Sannazaros (Arcadia, Venedig: Aldus 1514) und 50 Angelo Polizianos. Neben 9 Titeln Giovanni Burchiellos ist auch eine Ausgabe von Masuccio Salernitanos Il Novellino (Venedig: Gregoriis 1525) zu finden.

2.205 Auf das Cinquecento entfallen etwa 3700 Textausgaben. Ca. 560 Titel zu vorwiegend zeitgenössischen politischen oder historischen Themen sind darin inbegriffen - die Schriften Niccolò Machiavellis (ca. 120, z. B. Opere, Venedig: Aldus Manutius 1540), Francesco Guicciardinis L'Historia d'Italia (Florenz 1561), Paolo Giovios Historiarum sui temporis libri (Paris 1552; Basel: Petri 1559) und Pietro Corsis Defensio pro Italia (Rom 1535). Die in der Auseinandersetzung mit der Antike formulierte Dichtungstheorie ist u. a. mit den Schriften Gerolamo Cardanos (ca. 100) und Julius Caesar Scaligers (ca. 60) vertreten, erwähnenswert ist die Ausgabe von Bernardino Partenios Pro lingua latina oratio (Paris: Wechel 1547). Bei den Volgare-Dichtungen nehmen Lyrik und Epik den größten Raum ein. Neben Ludovico Ariostos Werken (ca. 150 Titel) gibt es zahlreiche frühe Drucke der Schriften Matteo Maria Boiardos (40), Pietro Bembos (ca. 70, darunter Asolani, Venedig: Aldus 1505), Pietro Aretinos (75), Marsilius Ficinus' (60), Benedetto Varchis (40) und Scipione Ammiratos (40, darunter mehrere zeitgenössische Florentiner Giunta-Drucke) sowie die erste Ausgabe von Benedetto Gareths (Cariteo) Libro di sonetti et canzoni, intitulato Endimione (Neapel 1509). Mit ca. 240 Titeln sind Torquato Tassos Werke erwartungsgemäß am besten vertreten, darunter viele z. T. reich illustrierte Ausgaben seines Epos La Gerusalemme Liberata (z. B. 2 venezianische, gedruckt bei Gio. Giacomo Hertz 1673 und Abrizzi 1745). Lyrischen Texten im Stile der Schäferdichtung sind ca. 150 Titel zuzuordnen. Die Publikationen der Dichterinnen Vittoria Colonna, Tullia d'Aragona, Veronica Franco und Veronica Gambara ergeben ca. 40 Titel. Hinzu kommen höfische Anstandsbücher und die Traktat- und Dialogliteratur von Autoren wie Baldassare Castiglione (ca. 60 Titel), Ludovico Dolce (100 Titel) und Stefano Guazzo (Civil Conversatione, Brescia 1573). Insgesamt etwa 300 Titel betreffen das Theater, neben Dramentexten (z. B. 20 Titel von Giangiorgio Trissino, 11 von Bernardo Dovizi da Bibbiena) auch Schriften zur Dramaturgie, Theater- und Architekturkritik und Aufführungstechnik (u. a. 5 Titel von Angelo Ingegneri, 8 von Vincenzo Scamozzi).

2.206 Zur Literatur des Seicento zählen rund 500 religiöse Schriften aus dem Umfeld der Gegenreformation, wie die Bibliotheca selecta (Rom 1593) des Jesuiten Antonio Possevino, die Predigten Paolo Segneris (ca. 100 Titel) und Giovanni Boteros (60 Titel). Auf die Autoren der Argutia-Bewegung entfallen etwa 450 Titel, darunter 20 Giovanni Battista Manzinis, 45 Gian Francesco Loredanos und 60 Alessandro Tassonis. Unter 32 Titeln Giovanbattista Marinos sind 3 Ausgaben der Gedichtsammlung La Lira (Venedig 1614 u. a.). Hinzuweisen ist auf ca. 65 Dramen der Commedia dell'arte, 20 von Luigi Riccoboni und 19 der Schauspielerfamilie Andreini. Unter den Libretti und den literaturkritischen Publikationen zum Bereich des höfischen Theaters (ca. 140, darunter 11 Titel Giovanni Battista Donis) fehlen zwar die Schriften Niccolò Sabbatinis, die Bibliothek besitzt jedoch 2 Cosmerovius-Drucke von Francesco Sbarras Il pomo d'oro (Wien 1667, 1668). Die Epik des Seicento ist neben Tassoni z. B. durch die Texte Francesco Bracciolinis (14), 6 Ausgaben des Bertoldo von Giulio Cesare Croce und 4 von Giovanni-Battista Basiles Lo cunto de li cunti dokumentiert.

2.207 Zur Belletristik des 18. Jhs (ca. 1700 Titel) wurden etwa 360 im weiteren Sinne als Sachliteratur mit literarischem Anspruch zu bezeichnende Werke hinzugerechnet. Hier sind z. B. die historischen und philosophischen Publikationen Pietro Giannones zu nennen (17, darunter die erste Ausgabe von Dell' Historia Civile del Regno di Napoli, 1723), Ludovico Antonio Muratoris Quellensammlungen und Abhandlungen zur Geschichte (z. B. Annali d'Italia, 1762-1764), die Traktate zur Rechtsphilosophie von Cesare Beccaria (25, z. B. Dei delitti e delle pene, 1766) und Giambattista Vicos Principi di una scienza nuova (Neapel 1725). Die von Pietro Verri (16 Titel) und Alessandro Verri (15) herausgegebene Zeitschrift Il Caffè liegt ab 1766 vor. Den Bestandsschwerpunkt bilden die Werke der großen Dramatiker der Epoche. 225 Titel finden sich vom Theaterdichter des Wiener Hofes, Pietro Metastasio, darunter viele zeitgenössische Übersetzungen ins Deutsche (z. B. 5 Wiener Drucke unter dem Titel Der königliche Schäffer, 1752, von Il Re pastore ), 120 Libretti von Lorenzo da Ponte, 98 Dramenausgaben von Vittorio Alfieri, 60 von Carlo Gozzi. Originalsprachliche Ausgaben sowie Übersetzungen in diverse Sprachen der Stücke Carlo Goldonis ergeben 260 Titel. Darüber hinaus sind 35 Titel des Literaturkritikers Giuseppe Baretti und die von ihm edierte Zeitschrift La Frusta letteraria di Aristarco Scannabue (1763-1765) vorhanden sowie etwa 120 poetologische Abhandlungen und Lyrikeditionen der Arcadia-Bewegung. Von Giuseppe Parini besitzt die Bibliothek neben der zeitgenössischen Ausgabe der Odi dell'abate (Mailand 1791) ca. 50 Titel. Auf Romane und Memoirenliteratur entfallen etwa 200 Drucke, darunter die Werke Giacomo Girolamo Casanovas (ca. 40).

2.208 Die Literatur aus dem Ottocento beläuft sich auf etwa 1300 Titel. Das OEuvre Gabriele d'Annunzios umfaßt etwa 110 Titel. Ca. 60 Titel gibt es von Ugo Foscolo, 62 von Alessandro Manzoni, 45 von Giacomo Leopardi, ca. 100 von den Autoren im Umfeld der Zeitschrift Il Conciliatore (vorhanden 1818-1819). Von den zeitgenössischen politisch-literarischen Publikationen (ca. 130 Titel) entfällt etwa die Hälfte auf das Werk Giuseppe Mazzinis. Ca. 50 Titel sind der Scapigliatura-Bewegung zuzuordnen. Der Verismus ist u. a. mit 58 Titeln von Giovanni Verga und 25 von Matilde Serao vertreten. Auch das erfolgreichste Beispiel der Letteratura per l'infanzia, Carlo Collodis Pinocchio (1900), fehlt nicht.

Französische Sprache und Literatur

2.209 Die Publikationen zu diversen Aspekten der französischen Sprache ergeben etwa 1200 Titel. Neben Sprachgeschichte (z. B. Claude Fauchets Recueil de l'origine de la langue et poésie françoise, ryme et romans, Paris 1581) und Etymologie gibt es ca. 100 Titel über Mundarten (z. B. J. F. Schnakenburgs Tableau synoptique et comparatif des idiomes populaires ou patois de la France, 1840), 28 Briefsteller sowie 112 Lehrbücher, 29 Lesebücher und 84 Schulbücher. Zu den Wörterbüchern (172, davon 10 zum Provenzalischen) zählen mehrere Drucke des Dictionnaire français-latin (Paris 1549, 5 weitere Ausgaben bis 1602) und 2 Exemplare der bei Douceur erschienenen Ausgabe von Aimar de Ranconnets Thrésor de la langue françoyse (Paris 1606). Aus dem 17. Jh stammen u. a. Randle Cotgraves A dictionarie of the french and english tongues (1611), das Dictionnaire de l'académie française (Paris 1694 und 4 Ausgaben bis 1835) und etymologische Wörterbücher (Dictionnaire etymologique, Genf 1666; Gilles Ménages Dictionnaire etymologique, 1694 und 1750). Die größte Titelgruppe stellen jedoch allgemeine Abhandlungen und Studien zu einzelnen Belangen der Grammatik. Unter den ältesten Beispielen sind Robert Estiennes des Älteren Traité de la grammaire françoise (Paris 1557), Johannes Pilots Gallicae linguae institutio (Paris 1561 und 1563) sowie Antonius Kautz' Grammaticae gallicae (Straßburg 1586).

2.210 Auf Gesamtdarstellungen der französischen Literatur entfallen 160 Titel, mit wenigen Ausnahmen (z. B. 2 Exemplare der von den Benediktinern in Saint-Maur begonnenen Histoire littéraire de la France, 1733) Publikationen des 19. Jhs. Unter den Epochendarstellungen sind Le seizième Siècle en France (1878) von Arsène Darmsteter und Adolphe Hatzfeld sowie die Bibliothèque françoise (18 Bde, 1741-1756) von Claude Pierre Goujet. Ca. 520 Titel beziehen sich auf allgemeinere Aspekte der französischen Literaturgeschichte, davon 120 auf die altfranzösische Literatur, wie Paulin Paris' Les grandes Chroniques de France (1836-1838) und Léon Gautiers Les épopées françaises (1878 ff.). Die Publikationen der Société des anciens Textes français (Paris 1875 ff.) sind nahezu vollständig vorhanden. Unter den rund 500 Lyrik- und Volksliedsammlungen (zumeist Anthologien) fehlen auch nicht die bekannten deutschen, im letzten Drittel des 19. Jhs erschienenen Publikationen von Karl Bartsch (u. a. Altfranzösische Romanzen und Pastourellen, 1870), Wilhelm Wackernagel (Altfranzösische Lieder und Leiche, 1870) und Moritz Haupt (Französische Volkslieder, 1877).

2.211 Die Sammlung französischer Literatur umfaßt etwa 12.000 Textausgaben, verteilt auf 4300 Komödien, 634 Tragödien, 2532 Dramen, 276 Epen, 622 Erzählungen, 450 Gedichtbände, 18 Märchen, 57 Volksliedanthologien, 300 Novellen, 50 Prosaschriften und 2450 Romane. Die meisten Zeugnisse der mittelalterlichen französischen Literatur liegen mehrfach in Drucken des 19. und 20. Jhs vor. So sind die 14 Titel von Chrétien de Troyes (u. a. Perceval le Gallois, 1865-1870) sämtlich aus dem 19. Jh; Jean Bodels La Chanson des Saxons ist in der Pariser Ausgabe von Francisque Michel (1839) vorhanden. Darüber hinaus sind unter den ca. 400 Textausgaben doch zahlreiche französische Editionen des 16. Jhs: 3 der 6 Ausgaben des Chanson-de-geste-Romans Huon de Bordeaux stammen aus dem 16. Jh, von den mehr als 30 Ausgaben des Roman de la Rose des Guillaume de Lorris und Jean de Meun erschien die älteste 1521 in Paris bei Le Noir. Auch unter den spätmittelalterlichen Texten bilden Chroniken und Memoiren in frühen Pariser Drucken einen Bestandsschwerpunkt, wie Les chroniques du roy Charles VII (Paris 1528) und, aus dem Besitz Prinz Eugens, die OEuvres (Paris: Samuel Thibous 1617) von Alain Chartier, Gaston de Foix' Des Deduiz de la classe des bestes sauvaiges (Paris: Antoine Verard, um 1507), François Villons Les OEvres (Paris 1532), Antoine de La-Salles L'hystoire et plaisante chronicque (Paris: Le Noir 1523), Les chroniques de France d'Angleterre de Scoce d'Espaigne (Paris: Le Noir 1505) und L'histoire et chronique (Paris: Jean Petit 1530) des Jean Froissart. Philippe de Commynes ist mit etwa 50 Titeln vertreten, darunter ein Elzevier-Druck (1648) und 3 Ausgaben des 16. Jhs der Mémoires (Venedig 1544, Paris 1545, Basel 1599). Von den Novellendichtungen seien die Histoire de la belle Mélusine (Augsburg 1539) des Jean d'Arras genannt.

2.212 Etwa 1200 Titel entfallen auf Publikationen aus der französischen Renaissance. Einbezogen wurden auch Schriften der bedeutendsten Humanisten, z. B. 50 Titel von Guillaume Budé - mehrheitlich Drucke des 16. Jhs, darunter Libri V de asse et partibus ejus (Venedig: Aldus 1522) und Trattato delle monete (Florenz: Giunti 1562), 13 Titel Luis Le-Roys (La vicissitudine o mutabile varietà delle cose nell'universo, Venedig: Aldus 1585) und 12 Robert Gaguins (Rerum Gallicarum annales, Frankfurt: Wechel 1577). Jean Calvins Institutio christianae religionis (Genf 1551) sei zum zeitgenössischen Diskurs über das Französische als Literatursprache erwähnt, neben Henri Estiennes Project du livre intitulé. De la précellence du langage françois (Paris: Mamert Patisson 1579) und Joachim Du Bellays Schriften (19, u. a. Deffence et illustration de la langue françoyse, Paris 1553). Die verschiedenen Schulen und Formen der Lyrik, einschließlich der Publikationen der Pléiade, ergeben ca. 250 Titel, darunter sind 19 Clément Marots. Neben ca. 120 epischen Werken gibt es etwa ebensoviele Ausgaben von Dramendichtungen und Bearbeitungen klassischer Dramenstoffe. Von den vorwiegend durch Romane und Novellen bekannten Autoren ist erwartungsgemäß François Rabelais am besten vertreten (ca. 60 Titel, 2 Elzevier-Drucke des 17. Jhs). Von Marguerite de Navarre besitzt die Bibliothek 24 Titel, von Michel de Montaigne 50. Mit ca. 250 Titeln sind auch die Schriften der zeitgenössischen Essayisten und Historiker gut repräsentiert, z. B. mit Jean Bodins Démonomanie des sorciers (Paris: Jacques du Puys 1580).

2.213 Ca. 1900 Textausgaben dürften der Literatur des 17. Jhs bis zum Ende der Regierungszeit Ludwigs XIV. zufallen. Das theologische und philosophische Schrifttum dieses Zeitraums ist darin nicht berücksichtigt. Vorhanden sind viele Publikationen der literarischen Salons und Zirkeln nahestehenden Autoren - 16 Titel von Marie de La-Fayette, 30 der Marie de Sévigné, 39 der Madeleine de Scudéry - und die zeitgenössischen Traktate zur Rolle der französischen Sprache, wie 49 Titel von Gilles Ménage (z. B. Observations sur la langue française, 1672). Neben dem OEuvre Fénelons (130 Titel, darunter 47 Ausgaben von Les aventures de Télémaque), Jean de La Fontaines (79) und Nicolas Boileaus (60) nehmen Dramenbearbeitungen und -übersetzungen sowie Schriften zum Theater den weitaus größten Raum ein. Mit all ihren wichtigen Werken in originalsprachlichen Ausgaben, Bearbeitungen und Übersetzungen sind Corneille (ca. 100 Titel), Racine (ca. 150) und Molière (295) vertreten. Darüber hinaus gibt es u. a. Stücke von Jean Rotrou (10), Thomas Corneille (30), Philipp Quinault (38), Jean François Regard (60) und Alain René Lesage (82, z. B. Turcaret ou Le financier, 1753).

2.214 Neben den besonders zahlreichen Schriften von Voltaire (410 Titel, darunter die Erstausgabe des Candide, 1759) und Rousseau (120 Titel, z. B. der Erstdruck und 11 weitere Ausgaben des Emile, 1762) sind der Literatur des 18. Jhs etwa 1700 weitere Titel zuzurechnen. Ein Schwerpunkt liegt bei den Dramen. Vorwiegend Tragödien finden sich unter den Schriften von Antoine Houdart de La Motte (30 Titel, z. B. Inès de Castro, 1723) und Crebillon père (39), besonders viele Komödien gibt es von Destouches (95 Titel), Alexis Piron (30 Titel) und vor allem von Marivaux (101 Titel, z. B. Le jeu de l'amour et du hasard, 1756). In die zweite Hälfte des Jahrhunderts fallen etwa 100 Titel von Beaumarchais und ca. 80 von Michel-Jean Sedaine. Zum Bereich der erzählenden Dichtung gehören die Werke Montesquieus (97, u. a. die anonym erschienenen Lettres persanes in einem Kölner Druck von Marteau, 1721), ca. 80 Kunstmärchen sowie etwa 350 Titel an Contes, Memoiren, Brief- und programmatischen Romanen, darunter 15 Ausgaben von Jean François Marmontels Bélisaire (1767). Autoren aus dem Umfeld der Encyclopédie sind mit insgesamt etwa 200 Titeln verzeichnet. Von den Zeitgenossen der Revolution sind u. a. die Schriften des Comte de Mirabeau (50 Titel) und die Romane der Madame de Genlis (ca. 80 Titel) gut vertreten.

2.215 Einen großen Teil der Textausgaben des 19. Jhs (ca. 3500) stellen Werke aus der Epoche der Romantik. So gibt es ca. 60 Titel von Madame de Sta"el (z. B. 8 Ausgaben von De l'Allemagne), 79 von François-René de Chateaubriand, 58 von Sainte-Beuve, 45 von Charles Nodier, 86 von Alfred de Musset und ca. 80 von Alphonse de Lamartine. Überwiegend in den Bereich des historischen Romans fallen die Werke des Alfred Comte de Vigny (30, darunter 4 Ausgaben von Cinq Mars), Prosper Mérimée (80 Titel), Honoré de Balzac (ca. 120) und Victor Hugo (z. B. 12 Ausgaben von Notre-Dame de Paris). Neben dem OEuvre Hugos (155 Titel), das auch zahlreiche Dramenausgaben einschließt, liegen Schwerpunkte bei den Dramen von Dumas père (ca. 320 Titel), Dumas fils (ca. 100 Titel) sowie Eugène Labiche (ca. 190). Unter den Lyrikausgaben sind die Publikationen Théophile Gautiers (80 Titel) und Charles Baudelaires (40 Titel) zu erwähnen, dokumentiert ist aber auch die zeitgenössische volkstümliche Dichtung (z. B. 8 Titel Frédéric Mistrals). Weitere umfangreiche Titelgruppen bilden die Schriften von Stendhal (60), George Sand (80), Eugène Sue (100), Gustave Flaubert (80, u. a. 6 Drucke der Madame Bovary), Emile Zola (120), Guy de Maupassant (160) und Jules Verne (ca. 100). Den bei weitem größten Raum nehmen die originalsprachlichen Ausgaben, Bearbeitungen und Übersetzungen der Dramen Eugène Scribes ein (855 Titel).

2.216 Der Bestand zur rumänischen Sprache und Literatur (ca. 200 Titel) verteilt sich vorwiegend auf Lexika (160) und Wörterbücher (24); vorhanden sind auch einige wenige Grammatiken, Lese-, Lehr- und Schulbücher zum Rumänischen. Bei den ca. 50 Textausgaben dominiert die Literatur des 19. Jhs in originalsprachlichen Drucken und Übersetzungen. Es gibt 16 Gedichtsammlungen (u. a. Aleksandri Vasiles Ballades et chants populaires de la Roumanie, 1855), 8 Volksliedanthologien und 10 epische Texte, z. B. Joan Baraks Risipirea cea deppe urma a Jerusalimului (1843).

2.217 Trotz ihres geringen Umfangs (ca. 80 Titel) verdient die Bestandsgruppe zu den rätoromanischen Sprachen und Literaturen Erwähnung. Sie enthält Grammatiken (u. a. Matthias Conradis Praktische deutsch-romanische Grammatik, 1820, und Otto Carischs Grammatische Formenlehre, 1852), 6 Wörterbücher (z. B. Zaccaria Pallioppis Dizionari dels idioms romauntsch, 1895), Mundartstudien (u. a. Johann Altons Die ladinischen Idiome, 1879), literaturgeschichtliche Darstellungen (z. B. Friedlieb Rauschs Geschichte der Literatur der rätoromanischen Völker, 1870), Anthologien rätoromanischer Textzeugnisse (Matthias Conradis Neuere aus dem Alterthum hergetragene Volkslieder, 1825) und Periodika (Annalas della Società retoromantscha, Chur 1886 ff.).

Englische Philologie

2.218 Auf Publikationen zur englischen Sprache und Literatur sowie literarische Texte in englischer Sprache und deren Übersetzungen entfallen laut Hochrechnung 12.500 Titel (ca. 200 des 17. Jhs, 2800 des 18. und 9500 des 19. Jhs). Schwerpunkte liegen bei den Shakespeareana und den Übersetzungen englischer Literatur in die Sprachen Mittel- und Osteuropas. Die Anfänge der Fachdisziplin Englische Philologie sind mit Werken des 19. Jhs aus dem englischen und deutschen Sprachraum zur Geschichte der glischen Sprache dokumentiert, wie Joseph Bosworths The elements of anglo-saxon grammar (1823) und A dictionary of the anglo-saxon language (1838) sowie Untersuchungen zur englischen Lautgeschichte (1896) des österreichischen Anglisten Karl Luick. Die Wiener Beiträge zur englischen Philologie (1895 ff.) und die für die Erforschung der mittelalterlichen englischen Sprache und Literatur bedeutende Reihe Early English Text Society (1864 ff.) sind vollständig vorhanden. Der Bestand an historischen Gesamtdarstellungen der englischen Literatur beschränkt sich auf Grundlagenwerke, wie Bernhard Ten Brinks Geschichte der glischen Literatur (1877-1893) und Hippolyte Taines Histoire de la littérature anglaise (1863-1864). Bibliographien, Fachperiodika (z. B. The monthly Repertory of English literature, Paris 1807-1825), Überblicksdarstellungen und Beiträge zu allgemeineren Darstellungen der Literaturgeschichte (wie Michel de La-Roches Mémoires littéraires de la grande Bretagne, 16 Bde, 1720-1724) ergeben ca. 160 Titel. Der im 19. Jh noch nicht etablierten Amerikanistik widmen sich 20 Titel, darunter 2 Ausgaben von Carl Brunnemanns Geschichte der nordamerikanischen Literatur (1866, 1868).

2.219 1200 Werke haben die englische Sprache zum Inhalt. Mit dem Altenglischen befassen sich 120 vorwiegend sprachwissenschaftliche Publikationen des 19. Jhs, wie William Barnes' Early England and the Saxon-English (1869), aber auch Neueditionen älterer Traktate, z. B. des Aelfric Grammaticus (Fragment of Aelfrics grammar, Aelfrics glossary, 1838 herausgegeben von Thomas Philipps, Grammatik und Glossar, 1880 herausgegeben von Julius Zupitza). Zum Mittelenglischen liegen 60 Titel vor (z. B. Lorenz Morsbachs Mittelenglische Grammatik, 1896). Der weitaus größte Teil, ca. 1020 Titel, bezieht sich auf das Neuenglische. Dazu zählen 160 Werke über englische Mundarten, wie John Russell Smith' A bibliographical list of the works that have been published, towards illustrating the provincial dialects of England (1839). Unter den 120 Grammatiken ist jene des Dramatikers Benjamin Jonson, The english grammar (London 1640), eine der ältesten. Sodann gibt es einige Lehrbücher der Grammatik, wie Johann Königs Ein vollkommener englischer Wegweiser für Hoch-Teutsche (London 1706) und Johann Gottfried Flügels Vollständige englische Sprachlehre (1824-1826). Neben glischsprachigen Sprachlehr-, Lese- und Schulbüchern (insgesamt etwa 300 Titel) sind ca. 120 Wörterbücher zu erwähnen. Darunter befinden sich die erweiterte Auflage von Giovanni Florios Queen Anna's new world of Words (London 1611), Samuel Johnsons A dictionary of the English language (Londoner Erstdruck 1755, deutsche Ausgabe Leipzig 1783-1796) und 2 Ausgaben von James Curtis Hepburns A Japanese and English dictionary (London 1867, Tokio 1887).

2.220 Gegliedert nach Gattungen setzt sich der Bestand an englischer Belletristik (einschließlich der Übersetzungen) aus ca. 2500 Dramen (Tragödien, Tragikomödien und Komödien), ca. 1600 Ausgaben von Epen und Lyrik sowie ca. 5000 Romanen (einschließlich Essays und Erzählungen) zusammen. Der Schwerpunkt liegt bei den Ausgaben des 19. Jhs, bemerkenswert ist die große Zahl der Übersetzungen in slawische Sprachen. Die Anzahl der literaturwissenschaftlichen Studien zu diversen text- und epochenspezifischen Aspekten wird mit etwa 2000 Titeln angenommen. Von den ersten Zeugnissen englischer Literatur sind die altenglischen Epen am besten vertreten. So gibt es u. a. 19 Ausgaben des Beowulf, z. B. eine glisch-lateinische von Grim-Johnson Thorkelin (Kopenhagen 1815) und Ludwig Ettmüllers Übersetzung ins Deutsche (Beowulf. Heldengedicht des 8. Jhs, 1840), sowie 9 Ausgaben der Werke des Aelfric Grammaticus. Zur mittelenglischen Literatur sind 64 Ausgaben der Dichtungen Geoffrey Chaucers zu nennen, darunter auch die erste, von Walter William Skeat edierte Gesamtausgabe (The complete works, 1894-1897), sowie Übersetzungen ins Deutsche, z. B. der Canterbury-Geschichten (1870) durch Wilhelm Hertzberg.

2.221 Zur früheren neuenglischen Literatur besitzt die Bibliothek relativ wenige Erstdrucke. Vorhanden sind u. a. die von Alexander Dyce besorgte Gesamtausgabe der Poetical works von John Skelton (London 1843) sowie zeitgenössische Erstdrucke von John Drydens Fables ancient and modern (London 1700) und The works of Virgil (1697). Erwartungsgemäß sind die Werke Shakespeares am besten vertreten: der Alte Nominalkatalog verzeichnet ca. 800 bis 1929 erschienene Titel, darunter neben Einzelausgaben auch zahlreiche Gesamtausgaben in Übersetzungen (in tschechischer, französischer, deutscher, spanischer, ungarischer, italienischer und polnischer Sprache). Die Quartos sind in der Faksimile-Ausgabe (43 Shakespeare Quarto Facsimiles, 1880-1889) dokumentiert. Von der ersten Folioausgabe (1623) sind nur 5 Blätter erhalten, eingebunden in die zweite Folioausgabe (Comedies, histories and tragedies, London 1632, fol. 231-238). Sowohl diese zweite als auch die dritte (1664) und vierte (1685) Folioausgabe gelangten aus der Sammlung Ludwig Tiecks (1848/1849) in die Hofbibliothek. Aus dem 18. Jh sind von den englischen Drucken der Werke Shakespeares die Ausgabe Alexander Popes (7 Bde, 1723-1725) sowie jene von Samuel Johnson und George Steevens (The dramatick Writings of Will. Shakespere, 20 Bde, 1785-1788) zu erwähnen, von den Übersetzungen ins Deutsche Christoph Martin Wielands Shakespeare. Theatralische Werke (Zürich 1763-1766, das Exemplar stammt aus der Bibliothek Hugo Thimigs). August Wilhelm Schlegels Werkübersetzung ist u. a. in den bei Unger (1797-1810) und Reimer (1825-1833, mit den Tieckschen Ergänzungen) erschienenen Editionen vorhanden. Die erste deutsche Bearbeitung eines Shakespeare-Dramas, Kunst über alle Künste ein bös Weib gut zu machen, liegt im Erstdruck (Rapperschweyl 1672) vor.

2.222 Zur Dichtung des 18. Jhs ist die erste Gesamtausgabe der Werke Alexander Popes (The works, 1751 herausgegeben von William Warburton) zu nennen. Von Edward Youngs Schriften gibt es zwar keine Erstdrucke, jedoch 42 spätere Ausgaben und Übersetzungen. Von The Complaint, or Night Thoughts sind Übersetzungen ins Tschechische, Französische, Deutsche, Italienische und eine türkische Version (von Johannes Jeremean, gedruckt in armenischen Lettern, Venedig 1819) verzeichnet. Unter den 49 Titeln von Daniel Defoe befinden sich 38 Ausgaben des Robinson Crusoe (9 originalsprachliche und Übersetzungen ins Armenische, Tschechische, Ungarische, Polnische, Ruthenische und Slowenische). 60 Titel (u. a. die deutsche Ausgabe Die Lästerschule, 1782) sind vom Dramatiker Richard Sheridan vorhanden, 46 von Jonathan Swift. Byrons Schriften sind mit 16 Gesamtausgaben und 87 Einzelwerken vertreten, zu den Übersetzungen zählen Karoline Pichlers Version der Erzählung Der Corsar (1820) sowie die von Max Letteris ins Althebräische übertragenen Gedichte (1852). Großen Raum nimmt das OEuvre Walter Scotts mit 15 Werk- und ca. 100 Einzelausgaben (einschließlich Übersetzungen ins Deutsche, Tschechische und Italienische) ein, darunter die erste Ausgabe des Romans Monastery (1820) und die Edinburgh-Edition der Waverly Novels (1829-1833, es fehlen jedoch 3 der 48 Bde).

2.223 Die Literatur des Viktorianischen Zeitalters ist an der Hofbibliothek nicht kontinuierlich mit allen bedeutenden zeitgenössischen Ausgaben gesammelt worden. Von Alfred Lord Tennyson sind 16 Titel vor 1900 und einige undatierte Publikationen vorhanden (4 originalsprachliche Gesamtausgaben sowie die Erstauflage des Dramas Queen Mary, 1875), von Algernon Charles Swinburne aber nur 2 (darunter der Erstdruck des Essays A study of Ben Jonson, 1889). Einen Schwerpunkt bildet das OEuvre Charles Dickens': Einzelwerke und Gesamtausgaben sowie deren Übersetzungen ins Tschechische, Französische, Deutsche, Holländische, Ungarische, Italienische, Polnische, Ruthenische und Serbokroatische ergeben insgesamt 89 Titel. Zu den in Wien gedruckten Übersetzungen zählen die Gesamtausgabe (19 Bde, 1844-1845) durch Eduard von Bauernfeld sowie Klein Dorrit (1856) und Schlechte Zeiten (1855). Von Thomas Carlyles Schriften besitzt die Bibliothek 22 originalsprachliche Ausgaben (u. a. die Erstausgabe History of Friedrich II. of Prussia, 1858-1865) und 9 Übersetzungen ins Deutsche, wie Die Französische Revolution (zweite Auflage 1889). Die nordamerikanische Dichtung liegt großteils in Nachdrucken des 20. Jhs vor. Aus dem 19. Jh stammen einige Anthologien (u. a. Standard American Authors, 1854-1869 herausgegeben von Karl Elze) sowie Schriften der bekanntesten Autoren in originalsprachlichen Ausgaben und Übersetzungen, z. B. von James Fenimore Cooper (35 Titel).

Slawische Philologie

2.224 Die slawische und slawenkundliche Literatur insgesamt wurde auf ca. 200.000 Bde (15 Prozent des Druckschriftenbestandes) geschätzt (Lukan, s. u. 5). Nach den Hochrechnungsergebnissen für das bis 1900 erschienene Schrifttum stehen ca. 48.000 Drucken in slawischen Sprachen etwa 15.000 Titel zur slawischen Philologie gegenüber. Die folgenden Erläuterungen beschränken sich auf den Bestand zu den slawischen Sprachen und Literaturen; Aspekte der inhaltlich umfassenderen Bereiche Slawenkunde bzw. Slavica bleiben hier unberücksichtigt. So wurde z. B. das für die Herausbildung der Slawenkunde bedeutende Werk Mavro Orbinis, Il regno de gli Slavi (1601) - ebenfalls vorhanden in der russischen Übersetzung (1722) -, im vorliegenden Beitrag der Geschichte zugezählt.

2.225 Zur Schrift der Slawen liegen ca. 50 Werke vor, je 25 über die Glagoliza und die Kyrillica. Das Bukvar slavenskij (1753) behandelt beide Schriften. Ca. 60 Titel beziehen sich auf die kirchenslawische Sprache (45) und Literatur (15). 35 der 80 Gesamtdarstellungen entfallen auf die slawischen Sprachen, 45 auf die slawischen Literaturen. Von den polyglotten Wörterbüchern, in denen unter der Bezeichnung slawisch meist eine einzelne slawische Sprache vertreten ist, besitzt die Bibliothek 4 aus dem 16. Jh und 5 aus dem 17. Jh. Im ältesten Titel, Sigismund Gelenius' Lexicum symphonum quo quatuor linguarum Europae familiarium, graecae scilicet, latinae, germanicae ac slavinicae (Basel 1537), steht slavinicae für böhmisch.

2.226 Der Bestand zur Russischen Philologie umfaßt etwa 800 Titel. Von ca. 130 Publikationen zur russischen Sprache sind 25 Wörterbücher, darunter Pamvo Beryndas Leksikon slavenorosskij (2. Aufl. 1653). Bei den Werken aus der Zeit vor 1800 handelt es sich beinahe ausschließlich um Grammatiken, wie Heinrich W. Ludolfs Grammatica Russica (1696) und Michail V. Lomonosovs Rossijskaja grammatika (1755). Aus dem 19. Jh stammen spezielle sprachwissenschaftliche Studien und der Großteil des Bestandes zur russischen Literatur - etwa 540 Werke einzelner Autoren und Textsammlungen sowie ca. 130 literaturgeschichtliche Abhandlungen und Gesamtdarstellungen. Sodann gibt es 10 Volkslied- und 15 Märchensammlungen. Die Werke der russischen Schriftsteller liegen nicht in Erstausgaben vor. Bei den vorhandenen Übersetzungen fällt der große Anteil der tschechischen Ausgaben auf. Tolstojs OEvre ist mit 72 Titeln am umfangreichsten vertreten, dazu liegen 16 literaturwissenschaftliche Untersuchungen vor. Von Dostoevskijs Schriften verzeichnet der Katalog hingegen nur 11 Ausgaben und eine Studie über sein Werk, von Puškin 40 Titel (nur 5 in russischer Sprache) und dazu 17 literaturgeschichtliche Publikationen. Von den Zeitschriften ist das in lückenloser Jahrgangsfolge vorhandene Zurnal ministerstva narodnogo prosvešcenija (1839-1914) hervorzuheben.

2.227 Das ukrainische Schrifttum ist aufgrund der bis 1918 geltenden Pflichtablieferung an die Hofbibliothek mit ca. 290 Titeln relativ gut vertreten. Von den insgesamt 209 von 1848 bis 1916 in Galizien erschienenen Zeitungen und Zeitschriften sind mehr als die Hälfte (65 Prozent) vorhanden (Magocsi, s. u. 5.). Zu den Literaturzeitschriften aus dem Zeitraum 1860 bis 1900 zählen Vecernyce (1862-1863), Meta (1863-1865), Rusalka (1866), Pravda (1867-1869), Zorja (1880-1897), Druh (1874-1877), Zyte i slovo (1894-1895) und Beseda (1894-1898). Etwa 60 Monographien beschäftigen sich mit der ukrainischen Sprache. Von den 230 Titeln zur Literatur entfallen 40 auf literaturgeschichtliche Studien über ukrainische Autoren sowie Gesamtdarstellungen und ca. 190 auf Werkausgaben und Textsammlungen. Mit dem gegen Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jhs hervortretenden ukrainischen National- und Kulturbewußtsein nahm auch die Produktion von Drucken ukrainischen Schrifttums zu. In diesem Zusammenhang ist auf die erste vollständige Ausgabe der Äneis-Travestie Ivan Kotljarevskyjs, Eneida (1842), und die von Markijan Šaškevyc edierte Volksliedersammlung Rusalka dnestrovaja (1837) hinzuweisen. Infolge des erst gegen Ende des 19. Jhs aufkommenden Nationalbewußtseins der Weißrussen ist das historische Buchgut zur weißrussischen Philologie nicht sehr zahlreich. Unter den wenigen Werken im Besitz der Bibliothek ist Pavel V. Šejns Materialy dlja izucenija byta i jazyja russkogo naselenija Severo-Zapadnogo kraja (1887-1902).

2.228 Der Bestand zur polnischen Philologie spiegelt den Zusammenhang der Erwerbungen polnischer Literatur durch die Hofbibliothek mit der Zugehörigkeit polnischer Gebiete zum österreichischen Staatsverband wider. Schließt man die in der vorliegenden Systematik insbesondere der Geschichte, Theologie und den Rechts- und Staatswissenschaften zugewiesenen Texte aus (darunter die älteste gedruckte Bibelübersetzung Biblia Radziwilowska, Brest 1563), so sind Drucke des 16., 17. und 18. Jhs nur sporadisch vertreten. Die überwiegende Mehrheit der Polonica stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Zur polnischen Sprache liegen einschließlich der Schulbücher ca. 250 Titel vor. Davon entfallen ca. 50 auf Grammatiken und Sprachlehrbücher. Zu den bedeutendsten Beispielen zählen Eyn schene Lehre mit kortzen Sinnen begriffen, deutzsch und polnisch (Krakau 1553) und Franciscus Meninskis Grammatica seu institutio Polonicae linguae (1649). Auch die Grammatiken von Johann Ernst Müllenheim (1726) und Alexander Adamowicz (1796) fehlen nicht, ergänzt durch mehrere Sprachlehrbücher der ersten Hälfte des 19. Jhs. Unter ca. 35 Wörterbüchern finden sich 2 Ausgaben von Grzegorz Knapskis Thesaurus Polono-Latino-Graecus (1621, 1643-1693) und die Erstausgaben von Samuel Bogumil Lindes Stownik jezyka polskiego (1807-1814) und Jerzy Samuel Bandtkies Stownik doktadny jezyka polskiego iniemieckiego (1806).

2.229 Der polnischen Literaturwissenschaft sind ca. 60 Titel zuzuzählen. Die Sammlung polnischer Primärliteratur weist ca. 1800 Titel auf, darunter etwa 550 Erzählungen, 400 Lyrikausgaben, 180 Romane und 165 Dramen. Der chronologische Bestandsschwerpunkt liegt bei den Editionen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, es gibt kaum Erstausgaben der Renaissance- und Barockliteratur in polnischer Sprache (lateinische Werke polnischer Autoren sind hier nicht berücksichtigt). So ist der Reformationsdichter Mikolaj Rej mit 8 Titeln aus dem 19. Jh vertreten. Mit Ausnahme des Psalterz Dawidów (1609, 1629) und des bisher nur in 2 Exemplaren bekannten Dialoges Wrózki (Krakau 1587) liegt auch Jan Kochanowskis Werk in Drucken des 19. Jhs vor. Dies gilt auch für Adam Naruszewicz und Ignacy Krasicki. Von Julian Ursyn Niemcewicz sind u. a. 5 Ausgaben der Spiewy historyczne (3. Aufl. 1819 ff.), 3 des Romans Jan z Tenczyna (2. Aufl. 1825 ff.) und 4 der Komödie Powrót posla (1855, 1888, 1890, 1893 sowie 1792 in deutscher Übersetzung) vorhanden. Die Literatur der Romantik ist hingegen umfangreicher und in bedeutenden Ausgaben dokumentiert: Zu den 95 Titeln von Adam Mickiewicz zählen die Sonety (mit Notenbeilage, 1827), Poezye (1828), die in Paris erschienene Ausgabe Pisma, na nowo przejrzane (7. Aufl. 1844) und sowohl die deutsche (1843-1849) als auch die polnische Ausgabe seiner Pariser Vorlesungen (Rzecz o literaturze slowianskiej, 2. Aufl. 1850). Von 82 Drucken der Werke Juliusz Slowackis seien die Pariser Erstausgabe der Poezye (1832-1833) und eine deutsche Übersetzung des Trauerspiels Mazeppa (1846) erwähnt. Von Zygmunt Krasinski gibt es 27 Titel. Józef Ignacy Kraszewski ist mit ca. 100 Drucken (einschließlich der Übersetzungen) sehr gut vertreten, von Cyprian Kamil Norwid finden sich hingegen nur 2 Werke (Piesni spolecznej cztery stron, 1849). Beachtung verdient auch der Bestand an Werken der Positivisten (z. B. 50 Titel von Henryk Sienkiewicz). Von den gegen Ende des 19. Jhs hervortretenden Autoren des Jungen Polen sind einige Erstausgaben vorhanden, die meisten entfallen auf Kazimierz Tetmajer.

2.230 Im Bereich der slawischen Sprachen ist die tschechische Philologie am umfangreichsten vertreten. Dies ist sicherlich auf die enge, von 1618 bis zum Zerfall der Monarchie 1918 andauernde Bindung der tschechischen Länder an Wien zurückzuführen. Das für die gesamte tschechische Buchproduktion geltende Pflichtexemplarrecht der Hofbibliothek war dort nicht nur vorgeschrieben, sondern wurde auch kontrolliert. Trotzdem sind sowohl einige grundlegende Werke der älteren Periode als auch des 19. Jhs nicht oder nur in Nachdrucken und späteren Auflagen vorhanden. Von den ca. 685 Studien zur tschechischen Sprache sind Bohuslaus-Aloysius Balbins Dissertatio apologetica pro lingua slavonica praecipue bohemica (Prag 1775), Franz Johann Tomsas Von den Vorzügen der cechischen Sprache (Prag 1812) und Josef Jungmanns Beleuchtung der Streitfrage über die böhmische Orthographie (Prag 1829) als älteste zu nennen. Den Schwerpunkt bilden Grammatiken und Wörterbücher, wie Johannes Bosaks Vocabularium bohemicum (Pilsen 1511) und Thomas Reschels Dictionarium latino-bohemicum (Olmütz 1560), Johann Wenceslaus Rosas Grammatica linguae Bohemicae (Prag 1672) und Johann Wenzel Pols Grammatica linguae Bohemica oder die böhmische Sprachkunst (1764). Trotzdem liegen einige Standardwerke, z. B. die Grammatiken Beneš Optáks (1533) und Jan Blahoslavs (1571), nur in Nachdrucken aus dem 19. Jh vor, die einschlägigen Publikationen Vavrinec Benedikts (1603) und Pavel Dolezals (1756) fehlen gänzlich. Hingegen gibt es ca. 130 Werke über Mundarten, wie Stephan Launers Povaha slovanstva se zvláštním ohledem na spisovní rec Cech, Moravan, Slezák a Slovák (Leipzig 1847) und Josef Neorals Príspevek ku dialektologii moravské (Brünn 1884). Von den 180 Schulbüchern sind die meisten in Prag gedruckt, z. B. Celestín Ríhas Ceská mluvnice (1861) und Jan Ladislav Mašeks Cvicení mluvnická a pravopisná pro záky 4. tr. obecních a hlavních škol (1864).

2.231 Die tschechische Literatur ist mit ca. 3930 Titeln vertreten, verteilt auf Jugendbücher (414), Komödien (432), Märchen (216), Romane (432), Epen (52), Gedichte (ca. 900) und Erzählungen (ca. 1500). Zur sogenannten älteren Literatur (1410 bis 1774) weist der Bestand Lücken auf. So fehlen etwa einige bekannte Dramen, insbesondere des 16. und 17. Jhs. Die Chronikalliteratur ist vor allem durch die Erstausgabe Václav Hájeks z Libocan Kronyka czeská (Prag 1541) und 10 weitere Ausgaben repräsentiert. Von zahlreichen Autoren gibt es sowohl Originalausgaben als auch frühe Nachdrucke ihrer Werke, wie Daniel Adams z Veleslavina Kalendár historický (Prag 1578 und 1590). Der Bestand an tschechischer Literatur nach 1774 beeindruckt vor allem durch seine Geschlossenheit, es fehlen aber auch hier einige der für die Wiedergeburt der tschechischen Sprache wesentlichen Werke (u. a. von Václav Matéj Kramerius, Václav Štach und dem insgesamt mit 11 Titeln nachweisbaren Antonín Jaroslav Puchmayer). Von vielen Autoren des 19. Jhs liegen Werke in Erstausgaben vor, z. B. Jan Kollárs Básne (1821) und Slávy dcera (1824), František L. Celakovskýs Smíšene básne (1822) und Ohlas písní ruských (1829). Von Pavel Josef Šafaríks Tatranská msa s lyrou slovanskou finden sich spätere Drucke (1866, 1903). Trotz der aufgezeigten Fehlbestände ist die Bohemistik repräsentativ und gut vertreten. Der Bestand bietet einen ausgezeichneten Überblick zur tschechischen Literatur, wobei der Schwerpunkt sicherlich auf dem 19. Jh liegt.

2.232 Im Unterschied dazu stellen die Publikationen zur slowakischen Sprache und die Ausgaben slowakischer Literatur eine sehr lückenhafte Sammlung dar. Die vorhandenen Titel (ca. 70) entfallen etwa zu gleichen Teilen auf Sprache und Literatur. Die meisten stammen aus der Zeit vor 1867, da nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich die Pflichtstük-kcke der gesamten Buchproduktion der Slowakei nicht mehr nach Wien, sondern nach Budapest abgeliefert wurden. Bekanntere Wörterbücher und Grammatiken sind z. T. in mehreren Auflagen vorhanden. Als Beispiel sei die erste slowakische Grammatik erwähnt, Anton Bernoláks Grammatica slavica (1790, in deutscher Übersetzung 1817).

2.233 Die hervorragende Stellung der Bibliothek als der nach der National- und Universitätsbibliothek Ljubljana reichsten Fundstätte südslawischer, vorwiegend slowenischer Reformationsdrucke kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß das für die Sprach- und Literaturwissenschaft im engeren Sinne relevante Schrifttum des 16. Jhs und der nachfolgenden Jahrhunderte empfindliche Lücken aufweist. Die Tübinger Kalenderdrucke von 1557 und 1582 fehlen. Vorhanden sind Adam Bohoric' Grammatik Arcticae horulae (Wittenberg 1584) und Grammatica latino-germanico-slavonica (Laibach 1715). Unter 30 slowenischen Wörterbüchern befinden sich Hieronymus Megisers Dictionarium quatuor linguarum (Graz 1592) und sein Thesaurus polyglottus (1613). Die Reihe von rund 70 Fibeln, Schul- und Lesebüchern wird von Primus Trubers Abecedarien (Tübingen 1550 und 1555, beides Unikate) angeführt. Für das 19. Jh sind 5 verschiedene Ausgaben der slowenischen Lesebücher für den Gymnasialunterricht von Franz Miklosich zu erwähnen, die in den Darstellungen seines slawistischen OEuvres weniger Beachtung finden.

2.234 Der sprachwissenschaftliche Bestand des 18. Jhs hat mit Marko Pohlins Kraynska Gramatika (1768 und 1783), Das kleine Wörterbuch in dreyen Sprachen (1781) und Glossarium slavicum (1792) sowie Oswald Gutsmanns Windische Sprachlehre (1777) und seinem Deutsch-windischen Wörterbuch (1789) ein gutes Profil. Die etwa 30 Titel zur Dialektologie fallen ins 19. Jh, ebenso fast der gesamte Bestand an Belletristik, der jedoch nur ca. 300 Titel aufweist. Von den literarischen Gattungen rangieren Gedichte und Erzählungen mit je ca. 100 Titeln an der Spitze. Bei den namhaften Schriftstellern scheint selbst der am besten vertretene, Josip Jurcic, nur mit 17 Titeln im Katalog auf. Die erste slowenische Zeitung (Lublanske Novize, 1797 ff.) fehlt; der älteste Almanach ist Miha Kastelic' Krajnska Zhbeliza (1830 ff.).

2.235 Vergleicht man die Anzahl der im Schlagwortkatalog unter Ragusa subsummierten Eintragungen (260) mit denen zur Ragusanischen Literatur (3), so erhält man ein zutreffendes Bild des Verhältnisses zwischen den vorhandenen Slavica im weitesten Sinn - Schrifttum von den Slawen und über die Slawen - und den der slawischen Sprach- und Literaturwissenschaft im gsten Sinn zugezählten Drucke. Zur kroatischen und serbischen Sprache liegen etwa 200 Titel vor. 20 Titel behandeln Fragen der Dialektologie; etwa 40 Titel sind Grammatiken, Lehr- und Lesebücher für den Schulunterricht. Unter den Fibeln sind besonders das älteste kroatische ABC-Buch - das einzige, wenngleich unvollständig erhaltene glagolitische Bukvar (Venedig 1527) - und Primus Trubers kroatisch-glagolitische Tabla za dicu (Urach 1561) zu erwähnen. Vorhanden ist auch das slaveno-serbische Bukvar (1770), das erste serbische Druckerzeugnis des illyrischen Hofbuchdruckers Josef Kurtzbeck in Wien.

2.236 Bei den Grammatiken des 18. und 19. Jhs verfügt die Bibliothek z. B. über 3 Ausgaben von Francesco Maria Appendinis Grammatica della lingua illirica (1808, 1828, 1838); die 1774 in Wien bei Kurtzbeck gedruckte Slavonska gramatika von Matija Antun Reljkovic' gibt es jedoch nur in der dritten Auflage (1789). Das erstaunliche Fehlen vieler Wiener Drucke, auch von Erstausgaben bedeutender Werke, muß jedoch generell eingestanden werden. Von den Titeln aus der Offizin Kurtzbeck fehlen u. a. die erste gedruckte Sammlung serbischer Sprichwörter (Jovan Muvskatirovic' Pricte, 1787) und die erste serbische Tageszeitung (Serbskija Novini povsednevija, 1791 ff.). Von den 360 Slavica, die ab dem Jahre 1818 bei der Wiener Mechitharisten-Kongregation gedruckt wurden, sind etwa hundert weder in Wien noch in Belgrad erhalten geblieben (Wytrzens, s. u. 5). So fehlen z. B. 5 von 17 bei den Mechitharisten gedruckten Werken von Vuk Karadzic (darunter Prvi srpski bukvar, 1827). Von Karadzic weist der Nominalkatalog 34 serbische, 2 tschechische und 8 deutsche Titel nach sowie den ersten Jahrgang des Almanachs Danica (1826). Gut ist der Bestand an Wörterbüchern. Unter ca. 50 Titeln finden sich Marksteine der Lexikographie, wie das erste slaveno-serbische Wörterbuch, Teodor Avramovic' Nemeckij i serbskij slovar (1791 bei Kurtzbeck erschienen), sowie die kroatischen Werke von Faust Vrancic (Venedig 1595), Juraj Habdelic (1670), Ardelio Della Bella (1728), Andrija Jambrešic (1742) und Joakim Stulli (1801).

2.237 Der Bestand an kroatischer und serbischer Belletristik umfaßt etwa 500 Titel und wird von 100 Titeln Sekundärliteratur ergänzt. Unter den literarischen Gattungen dominieren Versdichtungen und Gedichtsammlungen mit 140 Titeln. Die Zahl der vorhandenen Werke einzelner Autoren ist in keinem Fall besonders bemerkenswert. Dositej Obradovic ist mit 14 Titeln (allerdings fehlen die 1830 in Wien gedruckten Bukvice) vertreten, Petar P. Njegoš mit 9 (darunter auch die Erstausgabe des Gorski Vijenac, 1847). Von der kroatischen Literatur fehlen nahezu alle Erstausgaben ragusanischer und dalmatinischer Werke der Renaissance- und Barockzeit. Eine Ausnahme ist Dominko Zlataric' Elektra (Venedig 1597). Größere Titelkontingente des 18. Jhs findet man bei Pavao Ritter Vitezovic (17 Ausgaben), des 19. Jhs bei Ivan F. Gundulic (16 Ausgaben). Sodann liegen die ersten serbischen und kroatischen Literaturzeitschriften vor, Zaharija Orfelins Slaveno-serbskij Magazin (Venedig 1768) und Danica ilirska (1835 ff.) sowie die erste kroatische Zeitung, Ilirske narodne Novine (1835 ff.), die beiden letzten allerdings nicht komplett.

2.238 Von den weltweit 2071 bis zum Jahr 1878, dem Ende der osmanischen Herrschaft, erschienenen bulgarischen Büchern besitzt die Bibliothek den ältesten Druck in bulgarischer Sprache. Es ist dies Filip Stanislavovs Gebetssammlung Abagar (Rom 1651). Der historische Bestand zur Bulgarischen Philologie beträgt etwa 70 Titel, die zu gleichen Teilen auf die Bereiche Sprache und Literatur entfallen. Petar Berons Bukvar s razlicny poucenija (1824) und die von den Brüdern Dimitar und Konstantin Miladinov herausgegebene Volksliedersammlung Balgarski narodni pesni (Zagreb 1861) sind vorhanden. Bei der bulgarischen Literatur tritt der Klassiker des 19. Jhs, Ivan Vazov, mit 8 Titeln hervor (darunter 6 Übersetzungen).

Ungarische Philologie

2.239 Nach den aus Teilzählungen am Nominalkatalog hochgerechneten Angaben stehen ca. 10.600 Drucken in ungarischer Sprache etwa 2700 Titel zur finnisch-ugrischen Philologie gegenüber. Großteils stammen sie aus dem 19. Jh, im 16. Jh erschienen 34 Titel, im 17. Jh ca. 40 und im 18. Jh 50. Obwohl anderen Fachbereichen, insbesondere der Geschichte und Theologie zugerechnet, sind einige der älteren, nach Sprache, Druckort, historischen Bezügen oder Provenienz im weitesten Sinne als Hungarica zu bezeichnenden Werke in die folgenden Erläuterungen einbezogen. Die Österreichische Nationalbibliothek zählt zu den wenigen Institutionen außerhalb Ungarns, die bedeutende Hungarica-Bestände besitzen. Durch Jahrhunderte an der Hofbibliothek gesammelt und aufbewahrt, sind die auf Ungarn bezogenen Schriften und Drucke in allen ihren Sammlungen vertreten. Da die Ungarische Nationalbibliothek Széchényi eine Gründung des 19. Jhs ist, finden sich manche ungarische Werke des 15. und 16. Jhs nur in der Palatina in Wien.

2.240 Neben den als älteste Rara hervorzuhebenden Inkunabeln, der Chronica Hungarorum und De legendis Poetis des Basilius Magnus (beide Buda: Andreas Hess 1473), sind 34 Titel bis 1600 vorhanden - in der ungarischen Philologie als Sprachdenkmäler bezeichnete Drucke in ungarischer Sprache. Unter den Schriften zur Theologie (vor allem Bibelübersetzungen) befinden sich das einzige vollständig erhaltene Exemplar des ältesten in ungarischer Sprache gedruckten Werkes, Epistolae Pauli lingua Hungarica donatae. Az zenth Paal leueley magyar nyeluen (Krakau 1533), das Unikat Az Ur Jesus Christusnac szent vachoraiarol (Ovar: Huszár Gál 1558) und die Bibelübersetzung Uy Testamentum magyar nyelwen (Ujsziget 1541). Aus der Chronikalliteratur seien Antonio Bonfinis Historia inclyi Matthiae Hunyadis (Klausenburg 1565) und Sebestyén Tinódis Cronica. Elsö reszebe Janos kiral halalatul fogua (Klausenburg 1554) genannt. Bei den wenigen, aber bedeutenden Ausgaben literarischer Texte handelt es sich neben Übersetzungen der Werke der Antike - darunter Gábor Pestis (Gabriel Pannonius Pesthinus) Aesopus fabulaij, mellijeket mastan wijionnan magijar nijelwre forditot (Wien: Singriener 1536) - um Gedichtsammlungen, wie dem einzigen Exemplar von Valerianus Maders Libellus exercitiorum poeseos scholasticorum (Galgoc 1588) und Johannes Bocatius' Hungaridos Libri Poematum quinque (Bartfa 1599). Unter den philologischen Schriften im engeren Sinn ist das ebenfalls nur im Exemplar der Bibliothek bekannte Sprachbuch Sebald Heydens, Puerilium colloquiorum formulae (Krakau: Lazarus Andree 1552), mit Phrasen in deutscher, polnischer und ungarischer Sprache hervorzuheben.

2.241 Zu den 40 Drucken aus dem 17. Jh zählen vorwiegend Ausgaben von Legenden, Erzählungen und Epen, wie Miklós Zrinyis Adriai tengernek Syrenaia (1651). Die Dichtungen liegen jedoch häufig in Ausgaben des 18. und 19. Jhs vor. So ist z. B. unter den 5 Titeln von Stefan Gyöngyösi die Ausgabe Költeményes marad ványi Mellyeket egybe-szedett (Dichterischer Nachlaß, Pozsony 1790-1796) die älteste. Insgesamt sind 50 Titel des 18. Jhs zur ungarischen Literatur vorhanden. Es dominieren Lyrikausgaben. Bei den Dramen und Dramenbearbeitungen finden sich 8 vorwiegend in Wien gedruckte Titel in ungarischer Sprache von György Bessenyei (z. B. das Trauerspiel Agis, 1772). Von Ferencz Kazinczy gibt es 11 originalsprachliche Titel, jedoch mehrheitlich Ausgaben des 19. Jhs (u. a. 3 Werkausgaben und Briefwechsel). Der insgesamt wenig umfangreiche Bestand aus dem 17. und 18. Jh spiegelt die Vorherrschaft des Lateinischen als Sprache des Unterrichts, der Verwaltung und der zeitgenössischen Literatur während der fast zwei Jahrhunderte andauernden türkischen Besetzung Ungarns wider. Erst gegen Ende des 18. Jhs, als die ungarische Sprache auch Literatursprache und Gegenstand sprachwissenschaftlicher Studien wurde, ist eine deutliche Zunahme der Hungarica in der Hofbibliothek zu beobachten.

2.242 Bei den ca. 2500 Titeln des 19. Jhs zur ungarischen Literatur und Sprache liegt der Schwerpunkt auf der Belletristik. Von den 1872 Werken tfallen nach dem Gattungskatalog 514 Titel auf Ausgaben von Gedichten, Balladen und Oden, 286 auf Dramen (einschließlich 110 Komödien und 46 Tragödien). Die 1072 Titel an epischen Dichtungen und Prosaschriften verteilen sich auf 486 Romane, 220 Erzählungen und 86 Novellen. Neben 46 Märchen, 34 Sagen und 18 Fabeln finden sich 46 Kinderbücher. Die Werke der bekannten Autoren sind mit mehreren originalsprachlichen Ausgaben einzelner Texte und Gesamtausgaben sowie Übersetzungen ins Deutsche vertreten. So gibt es 29 Titel von Mihály Vörösmarty (u. a. 6 Werkausgaben in ungarischer Sprache), 41 von Sándor Petöfi (22 ungarische, darunter Gedichtsammlungen, wie Petöfi Sándor összes költeményei, 1848, und 16 Übersetzungen ins Deutsche), 24 Titel von János Arany (19 ungarische, z. B. die 1852 in Pest erschienene Ausgabe des Epos Nagyidai czigányok). Das Werk Mór Jokais nimmt mit 149 Ausgaben der Romane und Novellen den größten Raum ein. Dazu zählen 59 Titel in ungarischer Sprache (z. B. die zwölfbändige Werkausgabe Jokai Mór munkái, 1857), 47 in Deutsch, 22 in Tschechisch, 19 in Polnisch und 3 in anderen Sprachen.

2.243 Studien zur ungarischen Literaturgeschichte, sprachwissenschaftliche Abhandlungen, Sprachlehrbücher, Grammatiken und Wörterbücher ergeben ca. 400 Titel. Hinzu kommen ca. 200 Werke (philologische Schriften, Textausgaben und Wörterbücher) zur finnischen Literatur und Sprache sowie Publikationen zu den uraltaischen Sprachen (20) und zur tscheremissrischen Sprache (30).

Kunst

2.244 Auf Kunst und Kunstwissenschaften, Archäologie, Architektur, Numismatik, Malerei und Graphik, Plastik und Kunstgewerbe entfallen 17.400 Titel. Davon erschienen 649 Titel im 16. Jh, 1064 im 17. Jh, 2443 im 18. und 13.245 (einschließlich 148 Zeitschriften) im 19. Jh. 1968 Drucke sind lateinisch; die Werke in deutscher Sprache (7038) werden von der Anzahl der restlichen fremdsprachigen Titel (8394, vorwiegend in Italienisch und Französisch) übertroffen.

2.245 An allgemeinen und fächerübergreifenden Abhandlungen zur Bildenden Kunst, Werken zu Stilkunde, Kunstgeschichte (mit Ausnahme der Schriften zur Kunst der Antike, die der Archäologie zugezählt sind), Kunstbetrachtung, Kunstkritik und Kunsttheorie sowie Kunstpflege und Kunstsammlungen, Kunstfälschung und Anatomie für Künstler, Ausstellungskatalogen, Bibliographien und Lexika finden sich 1923 Monographien (25 des 16. Jhs, 31 des 17. Jhs, 132 des 18. und 1735 des 19. Jhs) und 27 Zeitschriften. Unter diesen thematisch sehr unterschiedlichen Werken sind vor allem die Erstausgaben von Albrecht Dürers Schriften zur Proportionslehre erwähnenswert, Hierin sind begriffen vier bücher von menschlicher Proportion (Nürnberg: Hieronymus Formschneider 1528) und Underweysung der messung, mit dem zirckel und richtscheyt, in Linien, ebenen unnd gantzen corporen mit figuren (Nürnberg 1525). Aus der Bibliotheca Eugeniana stammen drei frühe Werkausgaben Dürers, u. a. Opera (Arnheim 1604).

2.246 Das Fach Archäologie umfaßt alle Werke zur Archäologie im allgemeinen, Biographien von Archäologen sowie die Literatur über Ausgrabungen, antike Denkmäler, Tempel, antike Kunstwerke (einschließlich Plastiken) und Grabsteine, insgesamt 2087 Monographien (122 des 16. Jhs, 146 des 17. Jhs, 306 des 18. und 1513 des 19. Jhs) sowie 70 Zeitschriften. Neben 336 lateinischen Titeln dominiert unter den fremdsprachigen Werken (1073) das Französische. Von den Schriften des 16. Jhs zur klassischen Archäologie sind sowohl die grundlegenden Werke als auch die speziellen Abhandlungen erworben worden. Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei der Literatur zu römischen Altertümern (im besonderen der Stadt Rom), die im Vergleich zum Schrifttum über das klassische Griechenland mehr als dreimal soviele Titel aufweist. Zu den ältesten Beispielen zählen Publius Victors Pomponius Laetus ...De urbe Roma Scribentes (Bonn: Hieronymus de Benedictis 1520), Andrea Fulvios Antiquitatis Urbis (o. O. 1527), Sebastiano Serlios Les antiquités (de Rome) (Anvers: Coeck 1550) sowie Andrea Palladios L'antichita di Roma (Venedig 1565 und weitere 6 Ausgaben des 16. Jhs). Hervorzuheben ist Konrad Peutingers Romanae vetustatis fragmenta in Augusta Vindelicorum et eius dioecesi (Augsburg: Erhard Ratold 1505), das als Widmungsexemplar für Maximilian I. mit Golddruck auf Pergament verfertigt wurde. Flavio Biondos De roma instaurate libri tres (Venedig 1503) stellt ein Beispiel der frühen Beschreibungen antiker Bauwerke dar. Von Lazarus de Baif liegen 20 Titel zu verschiedenen Aspekten der Antike vor, z. B. Annotationum in L. vestis, de auro et argento leg. seu de re vestiaria liber (Basel 1526), zur antiken Malerei Philostratus des Älteren Traktat Philostrati icones (Mailand 1521), in der Übersetzung von Stephanus Nigrus. Weiters finden sich archäologische Publikationen über Ägypten, den Orient, Assyrien, Babylon, Palästina sowie Mittel- und Nordeuropa; nur vereinzelt beziehen sich Schriften auf den übrigen außereuropäischen Raum (z. B. Amerika).

2.247 Die Epigraphik behandeln 3 Zeitschriften und 1371 Monographien (42 des 16. Jhs, 79 des 17. Jhs, 128 des 18. und 1122 des 19. Jhs). Davon befassen sich 123 Werke mit Hieroglyphen und 770 mit Inschriften der Antike. Von den bei Jacob Mazzocchi gedruckten Epigrammata antiquae urbis (Rom 1521, eine Ausgabe mit handschriftlichen Eintragungen und Verbesserungen von unbekannter Hand) gibt es 5 Exemplare. 2291 Monographien (117 Titel des 16. Jhs, 316 des 17. Jhs, 627 des 18. und 1231 des 19. Jhs) und 20 Zeitschriften sind der Numismatik zugeordnet: allgemeine Werke und spezielle Abhandlungen über antike, mittelalterliche und neuzeitliche Münzen, Medaillen, Gedenk- und Schaumünzen, Münzfälschungen, Münzrecht, Münzordnungen, Münzprägung, Münzreformen, Münzstätten sowie Studien über Medailleure und Numismatiker. 681 Titel (80 des 16. Jhs, 223 des 17. und 378 des 18. und 19. Jhs) sind in Latein, 787 Titel in Deutsch und 823 in anderen Sprachen erschienen. Auf allgemeine Werke, Lexika und Bibliographien entfallen 279 Titel, auf Numismatik der Antike 491. Bei den 37 nicht-lateinischen Titeln des 16. Jhs handelt es sich vorwiegend um Münzordnungen und Schriften über Münzstätten. Hervorzuheben sind 9 Ausgaben in mehreren Sprachen von Hubert Goltzius' Studien über Kaiserporträts auf Münzen, z. B. Vivae omnium fere imperatorum imagines (Antwerpen 1557), Guillaume Budés De asse et partibus ejus libri quinque (Paris 1514) und Jacobus de Stradas Imperatorum Romanorum omnium orientalium et occidentalium verissimae imaginaes ex antiquis numismatis (Zürich 1559), das nur in 7 Exemplaren in Europa vorhanden ist. Die Bibliothek besitzt auch die erste Publikation über spanische Münzen, Dialogos de Medallas, Inscriciones y otras antiguedades (Tarragona: Felipe Mey 1587) und 7 weitere Ausgaben der numismatischen Schriften des Erzbischofs Antonius Agustin.

2.248 Der Architektur widmen sich 3508 Werke (162 des 16. Jhs, 263 des 17. Jhs, 527 des 18. und 2556 des 19. Jhs) und 24 Zeitschriften. Neben allgemeinen Abhandlungen zur Architektur sowie Studien über ihre länder- und epochenspezifischen Ausprägungen sind dies nach einzelnen Gebäudetypen unterschiedene Publikationen über Sakral- und Profanbauten (z. B. Hausbau, Schulbau, Spitalsbau, Landwirtschaftsbauten), Schriften über Bauplastik, Architekturtheorie, Stadtentwicklung, Pläne und Entwürfe sowie Häuserverzeichnisse, Beschreibungen der Baustruktur von Städten und von einzelnen architektonischen Objekten (Schlösser, Kirchen, Paläste). Mit 2399 Titeln überwiegen dabei eindeutig die Werke zu den künstlerischen Aspekten, nur 110 Titel beziehen sich auf technische Fragen. Auffallend gering ist der Bestand zu einzelnen Architekten und Baumeistern des 14. bis 18. Jhs: Biographien, Werkverzeichnisse und Werkausgaben ergeben 162 Titel (133 des 19. Jhs). Zu Nutzbauten, wie Brücken, Deichen, Hafenarchitektur, Wasserbau, Fortifikationen und Kriegsbaukunst, liegen 593 Titel (40 des 16. Jhs) vor, Kanäle und Kanalprojekte betreffen 60. Die restlichen Werke verteilen sich auf Theaterarchitektur (11), Gartenarchitektur (57), Denkmalpflege (33, darunter 2 Zeitschriften) und Innenarchitektur (85).

2.249 Unter den Werken einzelner Autoren verdienen die Schriften Vitruvs (34 Titel) besonderes Augenmerk: aus dem 16. Jh liegen eine Ausgabe in deutscher, 10 Titel in lateinischer, 2 in französischer und 5 in italienischer Sprache vor. Der älteste illustrierte Druck des 16. Jhs ist Per Jocundum castigatior factus cum figuris (Venedig: Johannes de Tridino 1511) mit Holzschnitten nach Zeichnungen des Jucundus; aus der Bibliothek des Prinzen Eugen stammt die älteste, mit Holzschnitten von Cesariano ausgestattete Übersetzung ins Italienische, De architectura libri X traducti de latino in vulgare affigurati et commentati (Como: Gottardo da Ponte 1521). Die französische, von Jan Martin übersetzte Ausgabe (Architecture ou art de bien bastir, Paris: Jacques Gazeu 1547) ist berühmt wegen der Holzschnitte nach Jean Goujon. Weiters gibt es 25 Drucke (18 des 16. Jhs) der Schriften Sebastiano Serlios, darunter die Erstausgabe Regole generali di architetura sopra le cinque maniere degli edifici (Venedig 1537). Von Leon Battista Alberti sind 27 Titel vorhanden, auch die älteste im 16. Jh gedruckte Ausgabe der Libri de re aedificatoria decem (Paris 1512). Von Galasso Alghisis Delle fortificationi libri tre besitzt die Bibliothek ein als Pergamentdruck mit venezianischem Einband nach persischem Muster ausgeführtes Widmungsexemplar für Kaiser Maximilian II. (Venedig 1570). 30 Titel, davon 11 italienische des 16. Jhs, finden sich von Andrea Palladio, z. B. die von Domenico di Franceschi gedruckte Erstausgabe I quattro libri dell'architettura (Venedig 1570). Von Dürer sind 2 Exemplare Etliche Underricht zu befestigung der Stett, Schloß und flecken (Nürnberg 1527) mit aufklappbaren Kupferstichen zu nennen.

2.250 Die Malerei betreffen 2832 Titel (65 des 16. Jhs, 113 des 17. Jhs, 350 des 18. und 2304 des 19. Jhs), darunter sind 5 Zeitschriften. Neben allgemeinen Werken über die Kunst der Malerei (u. a. Leon Battista Albertis De pictura praestantissima et nunquam satis laudata arte libri tres in der Erstausgabe, Basel 1540), über die Malerei einzelner Epochen, Länder und Schulen, über Maltechniken und Gemälderestaurierung nehmen Künstlermonographien den größten Raum ein. Hier gibt es nicht nur Studien über alle bedeutenden, sondern auch über viele unbekannte Maler von der Antike bis ins 19. Jh. Künstlerviten der Renaissance, vor allem der italienischen, galt das besondere Sammelinteresse des 19. Jhs. So finden sich 97 Werke über Dürer, 53 über Leonardo, 46 über Michelangelo, 107 über Raffael und je 45 über Rembrandt und Rubens. Auch einige Beschreibungen von Gemäldegalerien sowie Auktionskataloge sind verzeichnet.

2.251 Auf diverse Bereiche der Graphik, vor allem Holzschnitt, Kupferstich, Aquatinta, Kunstdruck, Zeichnung, Heliogravure und Lithographie, beziehen sich 1419 Werke (57 des 16. Jhs, 58 des 17. Jhs, 210 des 18. und 1094 des 19. Jhs). Dazu zählen auch einige wegen ihrer Illustrationen in diesen Techniken berühmte Bücher, wie das mit zahlreichen Holzschnitten ausgestattete Wiener Heiltumsbuch des Matthäus Heuperger, In disem Puechlein ist verzaichent das Hochwirdig Heyligtu(m)b so man In der Loblichen stat Wienn In Osterreich alle iar an Sontag nach dem Ostertag zezaigen pfligt (Wien: Johann Winterburger 1502), das auch als frühe Dokumentation über Goldschmiedearbeiten (Verzeichnis des Kirchen- und Reliquienschatzes zu St. Stephan) angeführt werden kann. Eine weitere, 1514 gedruckte Ausgabe dieses Werkes stammt nachweislich aus dem Besitz des Kaisers Maximilian I. Sodann sind die von Albrecht Dürer illustrierten Werke sämtlich in der ersten und den folgenden Auflagen vertreten, z. B. die Apocalipsis cum figuris (Nürnberg 1511) nach dem Evangelisten Johannes, des Benedictus Chelidonius' Passio Christi (Nürnberg 1511) und Epitome in Divae Mariae historiam (Nürnberg 1511). Allein aus dem 16. Jh liegen 4 deutsche, 13 lateinische und je ein französischer, holländischer und italienischer Titel vor. Einen nicht sehr umfangreichen, doch ob der Illustrationen qualitativ interessanten Bestand stellt die Literatur über Kostüme, Kostümentwürfe, Trachten und Kleidung dar. Von 241 Titeln erschienen 40 im 16. Jh, 16 im 17. Jh, 41 im 18. und 144 im 19. Jh. Berühmteste Beispiele sind Jost Ammans Gynaeceum, sive Theatrum mulierum (Frankfurt 1586, mit 122 Holzschnitten) und Cleri totius ecclesiae subiecti (Frankfurt 1585).

2.252 Auf Skulptur und Kunstgewerbe entfallen - sieht man von den auch die Malerei und die Maler betreffenden Werken ab - 1586 Bücher (19 des 16. Jhs, 42 des 17. Jhs, 122 des 18. und 1403 des 19. Jhs) und 17 Zeitschriften. Nach Fachbereichen gegliedert, setzen sie sich zusammen aus insgesamt 926 mit großer Mehrheit im 19. Jh erschienenen Titeln zur Plastik im allgemeinen, ihren regionalen sowie epochenspezifischen Ausprägungen, Bronze-, Holz-, Elfenbein- und Steinskulpturen sowie zu Schnitzereien, Reliefs, Denkmälern und Sarkophagen, sodann aus 137 Werken über Vasen und Terrakotten, aus 50 Titeln über Mosaikarbeiten, 132 zur Gold- und Silberschmiedekunst sowie 341 zu diversen Bereichen des Kunstgewerbes. Unter den Biographien der wenigen Künstler, die sich ausschließlich der Bildhauerei widmeten, ragen 55 Titel über Antonio Canova heraus. Einer der ältesten Drucke über Bildhauerei ist Pomponius Gauricos De sculptura (Florenz 1504).


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.