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Porträtsammlung und Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek

Adresse. Heldenplatz, Corps de logis (Ringtrakt) der Neuen Hofburg, 1015 Wien [Karte] (Postadresse: Josefsplatz 1, 1015 Wien)
Telefon. (0222) 53 410-329
Telefax. (0222) 53 410-331
Telex. 12 6 24

Unterhaltsträger. Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
Funktionen. Spezialsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek für kulturgeschichtliche Bilddokumentation; Verwaltung der ehemaligen Familien-Fideikommiß-Bibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen.
Sammelgebiete. Kulturgeschichte im weitesten Sinne unter besonderer Berücksichtigung der Austriaca (Monographien, Druckgraphik, Original- und Reproduktionsnegative, Leihektachrome, Diapositive, Fotografien).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit Lesesaal. - Öffnungszeiten: Montag 9-18.45 Uhr (16. Juli bis 31. August: 9-15.45 Uhr), Dienstag, Mittwoch, Freitag 9-15.45 Uhr. Vom 1. bis 21. September ist die Sammlung geschlossen. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr über die Fernleihe-Stelle der ÖNB, Heldenplatz.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät (nur für Kopieraufträge), Leuchttisch für Negative.
Hinweise für anreisende Benutzer. Verkehrsverbindungen s. Druckschriftensammlung der ÖNB.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Porträtsammlung und Bildarchiv bilden gemeinsam die der universellen kulturhistorischen Bilddokumentation gewidmete Institution der Österreichischen Nationalbibliothek. Sie verwahrt etwa 1,8 Mio. Objekte, Bildzeugnisse verschiedener künstlerischer Techniken und Themen sowie die ca. 117.000 Bde der ehemaligen Familien-Fideikommiß-Bibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen.

1.2 Das Bildarchiv wurde 1939 aus Beständen des Österreichischen Lichtbild- und Filmdienstes des Bundesministeriums für Unterricht und der Österreichischen Lichtbildstelle gegründet und enthält derzeit etwa 912.000 Schwarzweiß-Negative und 15.500 (Leih-)Ektachrome. Inhaltliche Schwerpunkte liegen auf der Geschichte, insbesondere der Kultur- und Sittengeschichte, der Topographie und Kunsttopographie, der Kostümkunde und Ikonologie, Genealogie, Heraldik, Biographie, Habsburgica, Österreichkunde und der Zeitgeschichte. Neben Ankäufen und Legaten erfolgt der Zuwachs vor allem durch die Ablieferung einschlägiger Objekte aus den Sondersammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek und aufgrund von Verträgen mit Institutionen wie der Graphischen Sammlung Albertina, dem Bundesdenkmalamt und dem Dorotheum Wien.

1.3 Sowohl die Fideikommiß-Bibliothek als auch die Porträtsammlung gehen auf Sammlungsaktivitäten des letzten römischen und ersten Kaisers von Österreich, Franz II. bzw. I. (1768-1835), zurück. Dieser begann 1785, noch vor seiner Inthronisation, mit dem systematischen Aufbau einer alle Wissensgebiete umfassenden Privatbibliothek sowie einer Kollektion von (zumeist druckgraphischen) Bildnissen bekannter Persönlichkeiten aller Zeiten und Völker. Sein persönliches Engagement bezeugen u. a. ein von seiner Hand geschriebener Katalog zu seiner Porträtsammlung und zahlreiche von ihm geförderte Erwerbungen. So konnte 1828 die Sammlung des Zürcher Theologen und Physiognomen Johann Kaspar Lavater (1741-1801) mit ca. 22.300 Blättern gekauft werden. Sie enthält viele Handzeichnungen und Bilddokumente zu Goethe und zur Goethezeit mit Lavaters fast durchwegs in deutschen Hexametern gehaltenen handschriftlichen Analysen. Auch zu den der heutigen Porträtsammlung angeschlossenen Sammlungen von Genre- und Ereignisbildern, Topographica, Kostümbildern, Militaria, Pflanzen- und Tierdarstellungen wurde der Grundstein mit den Kunstsammlungen des Kaisers Franz gelegt. Österreichische Nationalbibliothek: Porträtsammlung und Bildarchiv

1.4 1806 setzte der Kaiser seinen Geheimen Kabinettssekretär, Peter Thomas Young (1764-1829), zur Betreuung dieser planmäßig angelegten Fürstenbibliothek ein. Neben kostbaren Hss. und alten Drucken sollten zeitgenössische Werke aller - insbesondere der historischen (Heraldik, Genealogie) und geographischen - Disziplinen gesammelt werden, andererseits die naturhistorische Literatur. Bedeutenden Zuwachs brachten der Nachlaß der Erzherzogin Marie Elisabeth (1743-1808) mit etwa 3000 belletristischen Werken in 5000 Bdn, 5827 Titel (10.000 Bde) juridisch-politischer Literatur aus der Bibliothek des Reichshofrates Peter Anton von Frank (1746-1818) und 600 Inkunabeln aus dem Besitz des Vizepräsidenten der k.k. Obersten Justizstelle, des Freiherrn von Ulm. Die Sammlungen waren damals in Räumen des zweiten und dritten Stockwerks im Schweizertrakt der Hofburg untergebracht, die eine Wendeltreppe direkt mit den kaiserlichen Appartements verband. Bei seinem Tode umfaßte die Privatbibliothek des Kaisers Franz 1462 Hss. (darunter das Gebetbuch Karls des Kühnen von Burgund), 25.375 Druckschriften (774 Inkunabeln), 3318 Landkarten, 15.488 Katastralmappen und 9 Globen. Die ihr angeschlossenen Kollektionen enthielten 66.709 Porträts, die Lavater-Sammlung, Konvolute an Handzeichnungen, Kupferstichen u. a. Dieser Bestand sollte, wie Franz am 1. März 1835, am Vorabend seines Todes, testamentarisch bestimmt hatte, fortan ein Primogenitur-Fideikommiß für seine männlichen Nachkommen bilden.

1.5 Zunächst mußten die Sammlungen jedoch - unter der bibliothekarischen Leitung von Leopold Wilhelm von Khloyber (bis 1869) - mit einer sehr geringen Dotation betreut werden. Alle neuen Werke, die beim k.k. Oberstkämmereramt einlangten, waren einer Verfügung vom 12. Januar 1849 zufolge der Hofbibliothek und nicht der Fideikommiß-Bibliothek abzuliefern. Erst unter Khloybers Nachfolgern erfuhren die Fideikommiß-Bibliothek und die ihr angeschlossenen Sammlungen eine zweite Blütezeit. Franz Joseph I. (1830-1916), de iure erst nach dem Ableben Kaiser Ferdinands und seines Vaters Erzherzog Franz Karl I. (1802-1878) Inhaber des Fideikommisses, ließ 1871 alle seit 1849 und in den folgenden Jahren von ihm angenommenen und der Hofbibliothek zugewiesenen Werke wieder der Fideikommiß-Bibliothek übergeben. 1875 fiel die 1850 nach Prag übersiedelte Bibliothek Ferdinands I. (1793-1875) dem Fideikommiß zu. Sie enthielt 8166 Werke (eine Sammlung deutscher zeitgenössischer Trivialliteratur, 351 Landkarten, 393 Aquarelle, 9594 Handzeichnungen). Ausgeschieden wurden Dubletten und Legate, z. B. an die Universitätsbibliotheken Prag und Czernowitz. Mit der Bibliotheca Ferdinandea konnte auch die nur ca. 200 Bde zählende, aber erlesene Handbibliothek Maria Ludovikas (1787-1816, dritte Gemahlin des Kaisers Franz) übernommen werden. Bei ihrer Zusammenstellung hatte Goethe mitgewirkt, der mit der Kaiserin 1810 in Karlsbad und 1812 in Teplitz zusammengetroffen war.

1.6 Nach dem Tod seines Vaters (1878) vollendete Franz Joseph I. die bereits begonnene Vereinigung der Fideikommiß-Bibliothek mit seiner Privatbibliothek, die damals 8032 Werke (15.767 Bde), 425 Landkarten, 1607 Kunstblätter und 10.048 naturhistorische Abbildungen und Aquarelle umfaßte. Die daraus entstandene Gesamtbibliothek, nunmehr als k.k. Familien-Fideikommiß-Bibliothek (seit 1889 k.u.k.) bezeichnet, war seit 1886 der Generaldirektion der Allerhöchsten Fonds unterstellt. Sie ist in einem gedruckten mehrbändigen Katalog dokumentiert, der unter der Bibliotheksleitung von Moritz Alois Ritter von Becker (1812-1887) tstand. Die letzte große Erwerbung der franzisco-josephinischen Ära, die Bibliothek des Kronprinzen Rudolf (1858-1889), ist darin nicht mehr aufgenommen. Sie erfolgte bereits unter Beckers Nachfolger, Joseph Ritter von Zhisman. Durch Ankauf gelangten damals, nach Abzug der Dubletten und einiger weniger Legate, 1401 Werke (2203 Bde), vorwiegend Jugendbücher, politische Schriften und Literatur zur Naturkunde (insbesondere zur Ornithologie), 136 Landkarten, 12 plastische Reliefkarten, 40 Porträts, zahlreiche Kunstblätter und illustrierte Werke in die Fideikommiß-Bibliothek.

1.7 Die letzten Jahrzehnte waren durch Raumnot und mehrere Übersiedlungen der umfangreichen Sammlung geprägt, bis 1908 im zweiten Stockwerk des Corps de Logis der Neuen Burg eine geräumige Unterkunft eingenommen werden konnte. Auf Wunsch des Thronfolgers Franz Ferdinand (1863-1914, durch Adoption Erbe des Hauses Modena) deponierte man auch die zunächst der Hofbibliothek unterstellte Estensische Bibliothek (2377 Bde) in diesen Räumlichkeiten. Ein Handschreiben Karls I. vom 29. März 1918 ordnete sie dgültig der Fideikommiß-Bibliothek zu.

1.8 Mit dem Ende der Monarchie fielen die seit 1919 als Habsburg-Lothringische Fideikommiß-Bibliothek bezeichneten Sammlungen an die Hof- bzw. Nationalbibliothek. Zunächst sollte die Porträtkollektion in allen ihren Teilsammlungen ausgeweitet werden. Infolge von Umschichtungen der staatlichen Kunstsammlungen in der Zwischenkriegszeit wurde die von Prinz Eugen begründete Bildnissammlung, ursprünglich im Besitz der Hofbibliothek und dann der Graphischen Sammlung Albertina, der nunmehr als Porträtsammlung bezeichneten Abteilung zugewiesen. Mit weiteren Widmungen und Ankäufen konnte der Bestand an Bildobjekten von 1918 bis 1938 auf das Doppelte vermehrt werden. Die als Corpus mortuum betrachtete Fideikommiß-Bibliothek erfuhr hingegen nur noch gelegentlich Zuwachs. Er beschränkte sich auf Fortsetzungswerke und auf Legate, die dem Willen der Donatoren gemäß in diesen Räumen aufbewahrt wurden. Da die meisten Hss., die Inkunabeln, die Landkarten und ein Großteil der Vues anderen Abteilungen der Nationalbibliothek zukamen, verblieben von der ursprünglichen Fideikommiß-Bibliothek lediglich die Druckschriften im Verwaltungsbereich der Porträtsammlung.

1.9 1945 begann die organisatorische Vereinigung mit dem 1939 gegründeten Bildarchiv, die 1947 abgeschlossen war. Sie wirkte sich vor allem für die in beiden Abteilungen angestrebte Erschließung der Bildobjekte vorteilhaft aus. Die angelegte Zentralkartei enthält sowohl die Bestände des Bildarchivs als auch die nach dem Prinzip des Mehrfachausweises bearbeiteten Objekte der Porträtsammlung. Durch die Verwaltung der Bildobjekte sind Porträtsammlung und Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek im besonderen mit Forschungen und Anfragen von Historikern, Ikonologen, Heraldikern und Genealogen sowie Journalisten, Verlags-, Film- und Fernsehunternehmen konfrontiert. Hier wird auch die durch ein Vertragsatelier gegen Entgelt durchgeführte Erstellung von Kopien der Bildquellen organisiert.

Fideikommiß-Bibliothek des Hauses Habsburg Lothringen

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die folgenden Titelzahlen beziehen sich auf die Druckschriften der Fideikommiß-Bibliothek, die der Beckersche Real- und Nominalkatalog verzeichnet. Obwohl die Erwerbungen seit Juni 1877 (s. u. 2.14) und die zum überwiegenden Teil aus Werken des 20. Jhs bestehende Handbibliothek der Abteilung darin nicht berücksichtigt sind, vermitteln die Angaben einen präzisen Eindruck von Zusammensetzung und Bestandsstrukturen der Fideikommiß-Bibliothek. Von erläuternden Beispielen wurde - mit wenigen Ausnahmen - abgesehen, da die Werke aus der Fideikommiß-Bibliothek auch in den Überblicksdarstellungen des Druckschriftenbestandes zu einzelnen Wissensgebieten aufscheinen (soweit sie in den Katalogen zum Gesamtbuchbestand der Österreichischen Nationalbibliothek bisher erfaßt sind). Die in Bildarchiv und Porträtsammlung verwahrten Werke sind dort durch die Signaturenzusätze Fid und Portr. bzw. Pt gekennzeichnet.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Vom Druckschriftenbestand der Fideikommiß-Bibliothek (ca. 117.000 Bde) verzeichnet der Beckersche Katalog 35.594 Titel in 72.824 Bdn (einschließlich des Bestandes bis Juni 1877). Auf das 16. Jh entfallen 615 Titel, auf das 17. Jh 1826, auf das 18. Jh 14.207 und auf das 19. Jh 18.946.

2.3 Bei der Verteilung nach Sprachen stehen die Werke in deutscher Sprache mit 18.765 Titeln an erster Stelle, gefolgt von 6605 Titeln in Französisch, 5961 in Latein, 2904 in Italienisch, 757 in Englisch und 176 in Ungarisch. Bei den Werken in slawischen Sprachen überwiegt das Tschechische (84 Titel), 25 Titel liegen in Russisch, 27 in Polnisch, 15 in Slowenisch, 9 in Kroatisch und 2 in Serbisch vor. Der Rest setzt sich aus 78 spanischen, 29 portugiesischen, 61 holländischen, 48 (alt- und neu)griechischen, 17 dänischen und 8 schwedischen Titeln zusammen. Je 3 Werke entfallen auf das Gälische und Walisische, je 2 auf das Arabische, Chinesische, Hebräische und Persische, 3 auf das Türkische und je ein Werk gibt es in indischer, irischer, isländischer und rumänischer Sprache sowie in Mohawk.

Systematische Übersicht

2.4 Das systematische Schema des Beckerschen Kataloges gliedert den Druckschriftenbestand der Fideikommiß-Bibliothek in 29 Sachgruppen. Die erste Abteilung ist der Altertumskunde gewidmet und enthält 386 Werke, vorwiegend des 17. bis 19. Jhs. Sie sind nach Literatur zu den allgemeinen Aspekten des Faches sowie zu Museen, Kabinetten und Galerien unterschieden; dann folgen die Werke zu einzelnen Themenkreisen (römische, griechische, ägyptische Altertümer, Altertümer auf deutschem Boden und in verschiedenen Ländern, Inschriften). 335 Titel zur Bauwissenschaft behandeln Monumentalbauten, bürgerliche Bauten, Straßen- und Wasserbau, Eisenbahnbau und Ökonomiebau. 868 Titel entfallen auf Bibliographien, Literaturgeschichten und Werke zur Typographie.

2.5 1450 Werke (4 Prozent) der Abteilung Biographie gliedert der Katalog in biographische Sammelwerke, Biographien von Regenten und deren Familienmitgliedern, Biographien aus allerlei Ständen, biographische Briefe und Autographen sowie Porträtwerke. Die lateinisch-französische Ausgabe der Epitome gestorum regum Franciae a Pharamondo ad hunc usque christianissimum Franciscum Valesium (Lyon: Arnoullet 1546) gehört zu den ältesten Beispielen. Die Gruppe Classische Literatur der Griechen und Römer enthält 660 Titel (1,85 Prozent), sowohl Textausgaben als auch literarische Hilfsmittel und literaturkritische Abhandlungen. Es folgen 495 enzyklopädische Werke, darunter zahlreiche des 18. Jhs, wie das Zedlersche Große vollständige Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste (1732-1750) und Diderots und d'Alemberts Encyclopédie (1770-1779).

2.6 Mit 2833 Werken (8 Prozent) ist die Literatur zur Erdkunde sehr umfangreich vertreten. Sowohl der Bestand an topographischen Ansichten als auch die topographischen Beschreibungen, die Reiseliteratur und die Werke zur Länder- und Staatenkunde sind nach Ländergruppen geordnet (Österreich-Ungarn; Deutschland und Schweiz; Frankreich, Italien, Spanien; England, Niederlande, Belgien; Rußland, Türkei, Griechenland sowie Afrika, Asien, Amerika, Australien). Hinzu kommen einige Publikationen zur Alten Geographie, zur Geschichte der Erdkunde, einschlägige Zeitschriften und Atlanten. 698 Titel dieser Gruppe stammen aus dem 18. Jh. Es folgen 372 Titel zur Ethnographie, Studien über Sitten, Gebräuche, Trachten und den geselligen Verkehr der Völker, darunter auch einige des 16. Jhs (z. B. Habitus praecipuorum populorum, oder Trachtenbuch, Nürnberg: Weigel 1577).

2.7 Mit mehr als 13 Prozent aller Werke bildet die Geschichte (4800 Titel) eine der umfangreichsten Abteilungen. Sie umfaßt Publikationen zur Weltgeschichte, zur Geschichte von Altertum, Mittelalter und Neuzeit, zur europäischen Staatengeschichte, Kulturgeschichte, Geschichte der Staaten, Länder und Völker, Kirchengeschichte, Kriegsgeschichte und Rechtsgeschichte sowie Sammelwerke, Periodika, Quellenwerke, Literatur zu Festlichkeiten und Briefeditionen. Neben Werken zu Aspekten der Geschichte Österreich-Ungarns sind die historischen Hilfswissenschaften, insbesondere Genealogie und Geschichte einzelner Familien sowie Wappen- und Siegelkunde, besonders gut vertreten.

2.8 Schriften zu aktuellen sozialen Themen (160 Titel) bilden die Abteilung Gesellschaft. Der alphabetischen Ordnung gemäß folgen Handbücher für den täglichen Gebrauch (161 Titel) und 548 Werke über Handel und Gewerbe. Zur Heilkunde gibt es 883 Titel, darunter auch eine Ausgabe von Paracelsus' Liber paramirum (Basel: Perna 1570). 685 Titel (ca. 2 Prozent) entfallen auf die Kriegswissenschaften. Sie behandeln u. a. Uniformierung, Verfassung der europäischen Armeen und Militärstatistik, Militär-Gesetze, Militär-Reglements, Militärverwaltung und Sanitätsdienst, Waffengattungen, Kriegsmarine, Strategie und Taktik, Befestigungen, Arsenale, die militärische Ausbildung, Ritterwesen, Rekrutierung, Kriegslasten und Kriegsschäden sowie Kriegsgeschichtliches.

2.9 Zur Kunst liegen 989 Titel vor, die sich mit Fragen der Ästhetik, Kunsttechniken, Kunstsammlungen, einzelnen Kunstwerken nach Meistern und Schulen, Graphik, Denkmälern, Kunstkatalogen, den darstellenden Künsten, Kunstkritik und Kunstgeschichte beschäftigen. Der Bestand zur Mathematik (286 Werke) schließt auch Publikationen über Astronomie und Meteorologie ein. Im Kontext der personalgeschichtlich ausgerichteten Bildnissammlungen kam der Memoirenliteratur besondere Bedeutung zu. Unter den 716 Titeln (ca. 2 Prozent) findet sich z. B. eine Ausgabe von Sigismund von Herbersteins Rerum Moscoviticarum (Wien 1549) mit handkolorierten Illustrationen. Nur geringen Umfang weisen die Sachgruppen zur Münzkunde (166 Titel) und Musik (85 Titel) auf. Von den 168 Werken zu Mythologie und Mystik ist Michel Nostradamus' Les Prophéties (Lyon: Bonhomme 1555) als Rarissimum hervorzuheben; neben dem Exemplar der Stadtbibliothek von Albi (Tarn, Frankreich) ist es das letzte erhaltene Exemplar der Originalausgabe.

2.10 2084 Titel (ca. 5,8 Prozent) entfallen auf die Naturwissenschaften. Das von Kaiser Franz besonders gepflegte Sammelgebiet ist nach Werken zur Naturgeschichte; Mineralogie; Geologie, Geognosie, Paläontologie; Botanik (einschließlich der Literatur über Flora und botanische Gärten); Zoologie; Physik; Chemie; Meteorologie und Vulkanismus; Periodisches und Kataloge sowie Schriften über Schöpfung und naturhistorische Miscellen gegliedert. Zur Ökonomie einschließlich Jagd und Forstwesen sind 780 Werke verzeichnet. Die Abteilung zur Pädagogik enthält 835 Titel, darunter einen umfangreichen Bestand an Jugendliteratur. Periodische Schriften wissenschaftlichen Inhalts, Zeitschriften für ernste und heitere Lecture sowie Schematismen, Almanache und Kalender ergeben 436 Titel. Den philosophischen Abhandlungen (745 Titel, 2 Prozent) sind nicht nur Studien zur Geschichte der Philosophie, zu Metaphysik, Logik, Psychologie, zur Ethik, zur Philosophie der Natur und Geschichte, sondern auch Publikationen zur Anthropologie, Religionsphilosophie und philosophische Anthologien zugerechnet.

2.11 Den umfangreichsten Sammelbereich bilden die Rechts- und Staatswissenschaften. 7577 Werke (ca. 21 Prozent) gliedert der Beckersche Katalog in 24 Unterabteilungen, die neben zahlreichen Themenkreisen zu Verfassung und Verwaltung, Staatsverträgen, Diplomatie und diversen Aspekten der Rechtsgeschichte auch Kirchenrecht, Politik, Statistik, Finanzwissenschaft und Nationalökonomie, Polizeiwissenschaft und Armenwesen betreffen. Der größte Teil dieses Bestands stammt aus der Bibliothek Peter Anton von Franks (s. o. 1.4).

2.12 Die Abteilung Schöne Wissenschaften enthält 3347 Titel (9,4 Prozent), unterteilt nach lyrischen, epischen, didaktischen und dramatischen Dichtungen sowie Unterhaltungslectüre mit vielen Werken aus der Bibliothek Ferdinands I. Die Bände aus der Handbibliothek der Kaiserin Maria Ludovika, z. B. Werke von Thomas Abbt, Johann Gottlieb Buhle, Johann Gottlieb Fichte, August von Kotzebue, Georg Christoph Lichtenberg, Justus Möser und Friedrich Schlegel, sind durch ihren Einband aus rotem, Maroquin vortäuschendem Papier mit einfachen Goldverzierungen gekennzeichnet. Es folgen 707 Werke (2 Prozent) zur Sprachwissenschaft, zu Sprachen im allgemeinen, Grammatik und Stil, Sprachproben, Schriftkunde, Diplomatik, Paläographie sowie Glossarien und Wörterbücher.

2.13 Bei den Schriften zur Theologie (1589 Titel, ca. 4,5 Prozent) unterteilt der Katalog in Allgemeines, Geschichtliches, Verbreitung der Kulte, Studien über christliche Konfessionen (einschließlich Bibelausgaben und -kommentare) und Außerchristliches. Bemerkenswert, auch ob seiner hussitischen Tendenzen, ist der nach der Prager (1488) und der Kuttenberger Bibelausgabe (1489) dritte und illustrierte Druck der Gesamtbibel in tschechischer Sprache, Biblij Czeská w Benátkach tisstená (Venedig: Petrus Liechtenstein 1506). Die letzte Gruppe des systematischen Gliederungsschemas nimmt die Literatur zum Vereins- und Ordenswesen ein. 448 Titel betreffen die geistlichen und weltlichen Orden, die Geheimbünde und das freie Vereinswesen.

2.14 Ergänzend dazu sei auf die 1401 Druckschriften der im Beckerschen Katalog nicht mehr verzeichneten Bibliothek des Kronprinzen Rudolf hingewiesen. Die inhaltlichen Schwerpunkte der überwiegend dem 19. Jh tstammenden Drucke liegen auf den Jugendbüchern des Prinzen (darunter einige in ungarischer Sprache, wie die von Rudolf offenbar häufig benützte Ausgabe von Swifts Gulliver Utazwsci, Buda 1871), auf Publikationen zu aktuellen politischen und sozialen Problemen seiner Zeit und auf naturkundlichen Werken, wobei sein besonderes Interesse der Ornithologie galt. Zahlreiche Bücher sind Widmungsexemplare, wie Sagen und Märchen der Südslawen (Leipzig 1883-1884) mit einem eigenhändig eingetragenen Huldigungsgedicht des Autors Friedrich S. Krauß für Rudolf.

Sondersammlung

2.15
Adresse. n-Kollektion: In der nachfranziszeischen Zeit entstand ein schließlich mehr als 1000 Exemplare umfassendes Konvolut von Huldigungsadressen, die aus verschiedenen Anlässen im Auftrag von Ortschaften, Geburts- und Berufsständen sowie Kronländern der Monarchie von bekannten Künstlern in Wort und Bild für einzelne Mitglieder des Kaiserhauses verfaßt wurden. In formaler Hinsicht sind es zumeist kalligraphierte und illuminierte großformatige Blätter in prunkvollen Einbänden, Kassetten und Rollen. Die Texte entsprechen den höfischen Schemata. Da die
Adresse. n nahezu die gesamte Regierungszeit Franz Josephs (1848-1916) betreffen, vermitteln sie ein interessantes Abbild von den stilistischen und technischen Wandlungen in Kunst und Kunstgewerbe dieser Zeit. Die
Adresse. n sind nach den Anlässen ihrer Entstehung geordnet. Die Porträtsammlung verwahrt auch die Originalvorlagen zu den Illustrationen des sogenannten Kronprinzenwerks, Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild (24 Bde, Wien 1886-1902).

3.KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Bildarchiv und Porträtsammlung:

Zentralkartei

[mschr. Zettelkatalog zu Beständen des Bildarchivs und bereits neu bearbeiteten Objekten der Porträtsammlung, für bildliche Darstellungen aller Techniken und Inhalte; Kreuzkatalog, verzeichnet Objekte nach Prinzip des Mehrfachnachweises: nach Eigennamen der Dargestellten, der Künstler sowie nach Sachbegriffen, zusätzliche Nachweise für Viennensia]

Viennensia-Katalog

[mschr. Zettelkatalog, Viennesia-Teil (ca. 100 Laden) der Zentralkartei]

Alter Zettelkatalog

[zum noch nicht in die Zentralkartei eingearbeiteten Bestand der Porträtsammlung, nach hauseigenen Regeln]

Katalog zum Porträtbestand

[47 Bde, hschr. Verzeichnis zum Porträtbestand 19. Jh bis ca. 1945]

PK-Katalog

[Zettelkatalog, z. T. hschr., z. T. mschr., zu den Bereichen Kunst und Varia im Zeitraum 19. Jh bis ca. 1945]

Adressen-Verzeichnis

[hschr. Bandkatalog zur Kollektion der Huldigungsadressen an Mitglieder des Kaiserhauses, nach Anlässen geordnet]

Fideikommiß-Bibliothek:

Becker, Moritz Alois Ritter von (Hrsg.): Die Sammlungen der vereinten Familien- und Privatbibliothek Sr. M. des Kaisers. Wien 1873-1882

[gedruckter Real- und Nominalkatalog in 4 Bdn, Bd I (1873): Manuskripte, Inkunabeln und Druckwerke zu den alphabetisch gereihten Fächergruppen Altertumskunde bis Geschichte; Bd II/1 (1875): Abteilungen Gesellschaft bis Schöne Wissenschaften und Sprachwissenschaften; Bd II/2 (1879): Theologie bis Vereins- und Ordenswesen sowie Nachträge bis Juni 1877, Autoren- und Anonymen-Register; Bd III/1 (1882): Landkarten und topographische Ansichten, neben Einzelblättern auch Sammelwerke und Monographien berücksichtigend]

Catalogus alphabeticus

[hschr., in 24 Foliobänden, Nominalkatalog mit systematischen und Schlagwort-Hinweisen, im Anschluß an den Beckerschen Katalog zu den seit Juni 1877 der Fideikommiß-Bibliothek eingereihten Werken]

Katalog zu den Porträts in Druckschriften der Fideikommiß-Bibliothek

[hschr. Zettelkatalog, nach hauseigenen Regeln]

Sonderkatalog Lavater-Sammlung

[hschr. Zettelkatalog, nach hauseigenen Regeln]

Die Aufnahme des Bestandes der Fideikommiß-Bibliothek in die Kataloge zum Gesamtdruckschriftenbestand der Österreichischen Nationalbibliothek (Signaturenzusatz Fid) ist seit 1964 im Gange.

3.2 Historische Kataloge

Repertorium bibliographicum, in quo Libri ab arte typographica inventa usque ad annum MDXXX. typis expressi, et in Bibliotheca domestica Aug. Caesaris Francisci I. adservati

[2 Bde, hschr., angelegt in der Zeit des Bibliothekars Young, in alphabetischer Ordnung]

Bibliotheca Frankiana seu Index librorum, quos augustissimus Austriae Imperator Franciscus I. ab heredibus P. A. L. Bar. Frank anno M.DCCC.XIX emendos curavit

[2 Bde, hschr., zur 1819 inkorporierten Bibliothek von Peter Anton von Frank]

Inventare zur Fideikommiß-Bibliothek

[gebundene, seit Mitte des 19. Jhs hschr. geführte Verzeichnisse]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archiv Fideikommiß-Bibliothek/Porträtsammlung

[in der Abteilung aufbewahrter Aktenbestand in 51 Schachteln, zu Erwerbung der Objekte, Verwaltung und Personalangelegenheiten im Zeitraum von 1807 bis 1945]

4.2 Darstellungen

Beetz, Wilhelm: Die Porträtsammlung der Nationalbibliothek in ihrer Entwicklung. Graz 1935

Bohatta, Hans: Die k.u.k. Familien-Fideicommiss-Bibliothek in Wien. In: Mittheilungen des österreichischen Vereines für Bibliothekswesen (1899/1900) III/3, S. 51-58 und III/4 S. 65-74 [mit bibliographischen Angaben]

Pauer, Hans: Die Porträtsammlung und das Bildarchiv. In: Josef Stummvoll (Hrsg.): Die Österreichische Nationalbibliothek. Festschrift Josef Bick. Wien 1948, S. 165-179

Wieser, Walter G.: Bildarchiv und Porträtsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Franz Gall; Hanns Jäger-Sunstenau (Hrsg.): Genealogica et Heraldica. 10. Internationaler Kongreß für Genealogische und Heraldische Wissenschaften. Wien 14. bis 19. September 1970. Wien 1972, S. 673-678

Wieser, Walter G.; Zrounek, Wilhelm: Bilder und Bücher. 200 Jahre ehem. Familien-Fideikommiß-Bibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen. 200 Jahre Porträtsammlung. Österreich 1945 bis 1955. Wien 1985

Wieser, Walter G.; Kittler, Robert: Bilder-Zeugen der Kulturgeschichte. In: Otto Mazal (Hrsg.): Ein Weltgebäude der Gedanken. Die Österreichische Nationalbibliothek. Graz 1987, S. 261-315

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Wieser, Walter G.: Die Bildnissammlung des Prinzen Eugen. In: Otto Mazal (Hrsg.): Bibliotheca Eugeniana. Die Sammlungen des Prinzen Eugen von Savoyen. Katalog zur Ausstellung der Österreichischen Nationalbibliothek und der Graphischen Sammlung Albertina. Wien 1986, S. 273-290

Wieser, Walter G.: Die Bibliothek des Kronprinzen Rudolf. In: Ilse Dosoudil; Paul Rauchbauer (Hrsg.): Information gestern, heute, morgen. Internationale Festschrift für Ferdinand Baumgartner zum 60. Geburtstag. Wien 1991, S. 29-40

Stand: Dezember 1992

Walter G. Wieser


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.