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  2.Bestandsbeschreibung ab 2.1
  Niedersaechsische Staats- und Universitaetsbibliothek
  SUB3: 2.Bestandsbeschreibung ab 2.117
  SUB4: 2.Bestandsbeschreibung ab 2.202
  SUB5: 2.Bestandsbeschreibung ab 2.407
  SUB6: 2.Bestandsbeschreibung ab 2.600
  SUB7: 3.Kataloge; 4.Darstellungen; 5.Veröffentlichungen

Niedersaechsische Staats- und Universitaetsbibliothek

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 4.000.000 Bdn (Stand 1996) beträgt die Anzahl der vor 1900 erschienenen Titel ca. 564.000. Außerdem sind 2266 Zeitschriften und Reihen vorhanden (aus technischen Gründen konnten nicht alle erfaßt werden), ca. 33.900 historische Kartenblätter und Atlanten sowie mehrere 100.000 Dissertationen (heute insgesamt 800.000), die in Sonderkatalogen verzeichnet sind.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von den ca. 564.000 Titeln konnten aus technischen Gründen nur 198.668 ausgezählt werden (Auszählung teilweise auch in Bänden), darunter 3100 Inkunabeln, 4225 Werke aus dem 16. Jh, 13.587 aus dem 17. Jh, 40.239 aus dem 18. Jh und 137.517 aus dem 19. Jh. Eine genaue sprachliche Differenzierung ist bei den jeweiligen Fächern zu finden.

Systematische Übersicht

2.3 Die Grundlage der Beschreibung bildet die Systematik des alten Göttinger Realkataloges (Systematischer Katalog) in der überarbeiteten Form von 1796. Die erste Fassung, die bis 1755 von dem ersten Kustos der Bibliothek, dem Mediziner Georg Matthiae (1708-1773), erstellt worden war, erwies sich für eine Aufnahme der rasch wachsenden Menge an Neuzugängen als wenig praktikabel und bedurfte der Veränderung. Dabei wurde die Einteilung nach klassischen Fakultäten aufgegeben und die ursprüngliche Systematik Matthiaes leicht modifiziert, sein Grundprinzip jedoch beibehalten, nach dem das " Allgemeine dem Besonderen vorgehen muß". Als weiteres Strukturprinzip wurde eine historisch-geographische Ordnung eingefügt: Werke aus den verschiedensten Fachrichtungen, die sich einer Region zuordnen lassen und solche, die zugleich eine historische Entwicklung darstellen oder einer bestimmten Epoche gewidmet sind, finden sich im breit angelegten Fach Geschichte unter dem behandelten Land. Seit 1993 liegt die Systematik in gedruckter Form (s. u. 5.2, Bötte) und elektronischer Form vor. Seit 1993 sind die Monographien im OPAC nachgewiesen. Die Zeitschriften werden sukzessive eingearbeitet. Die quantitativen Erhebungen wurden von studentischen Aushilfskräften am Realkatalog vorgenommen, die Bestandsbeschreibungen wurden von den zuständigen Fachreferenten ausgeführt, bei denen eine detailliertere Übersicht über die einzelnen Bestände zu erfragen ist.

Frauke Geyken

Enzyklopädien (Encyclopaedia)

2.4 Die Gruppe Allgemeines oder Literärgeschichte der alten systematischen Aufstellung beginnt mit den Enzyklopädien. Hier sind lediglich Universalenzyklopädien und große Konversationslexika zusammengefaßt. Fachlexika stehen beim jeweiligen Sachgebiet; die älteren, nicht einem Fach zuzuweisenden Enzyklopädien (etwa der Zedler) stehen unter Didactica. Der Bestand umfaßt ca. 850 Bde.

2.5 Deutschsprachige Enzyklopädien und Konversationslexika, insgesamt 41 Titel oder Ausgaben, beginnen mit Hübners Staats-, Zeitungs- und Conversationslexikon in 5 Ausgaben des 18. Jhs und schließen 19 Lexika aus dem 19. Jh ein, z. T. mit Jahresbänden. Zwölf englische Lexika, davon 3 aus dem 18. Jh, beginnen mit Ephraim Chambers' Cyclopaedia in der 5. Auflage; 7 französische Enzyklopädien, davon 3 aus dem 18. Jh, schließen Diderot und d'Alembert in der Originalausgabe mit zugehörigen " Systematique" ein. Unter 4 amerikanischen Enzyklopädien ist die First American Encyclopedia aus dem 18. Jh (vollständig mit Tafelbänden). Von insgesamt 79 Titeln stammen 19 aus dem 18. Jh, 28 aus dem 19. Jh, die übrigen aus dem frühen 20. Jh.

Reimer Eck

Geschichte der Wissenschaften, Buchwesen und Bibliographie (Historia literaria)

2.6 Die einleitende Systemstelle des Göttinger Bandkataloges besteht aus den Abteilungen Buch- und Bibliothekswesen (" Historia literaria librorum"), Wissenschaftsgeschichte (" Historia literaria universalis"), Gelehrtengeschichte (" Historia literaria biographica") und Geschichte der Wissenschaftspflege (" Historia literaria particularis") und umfaßt ca. 60.000 Titel (die Abteilung " Enzyklopädien" wurde später vorangestellt). Die drei letzten Gruppen werden hier nur kurz erwähnt, da sie fächerübergreifend sind und bei den einzelnen Disziplinen mitbeschrieben werden.

2.7 Die " Historia literaria librorum" verzeichnet 6001 Titel, davon 4 Inkunabeln, 45 Titel aus dem 16. Jh, 199 aus dem 17. Jh, 1725 aus dem 18. Jh und 4128 aus dem 19. Jh. Neben 2436 deutschen Titeln finden sich 1197 lateinische, 908 französische, 709 englische, 381 italienische, 144 niederländische und 226 in anderen Sprachen. Der Bestand gliedert sich in die Bereiche Bibliographien, Schriften zu Bibliotheks- und Buchwesen sowie Verlags-, Auktions- und Antiquariatskataloge.

2.8 Der Bereich Bibliographien umfaßt 5 Teile, beginnend mit Werken zum Buchwesen und Buchgewerbe allgemein. Neben 4 Inkunabeln stammen 5 Titel aus dem 16. Jh, 18 aus dem 17. Jh, 188 aus dem 18. Jh und 594 aus dem 19. Jh, darunter 333 deutsche, 184 französische, 80 englische, 79 lateinische, 77 italienische und 56 in anderen Sprachen. Erwähnenswert im Abschnitt Bibliophilie sind de Bury, Philobiblion (Köln 1473) sowie 4 von Karl Dziatzko angelegte Sammlungen mit Fragmenten von Einblattdrucken des 15. Jhs. Zur Geschichte des Buchdrucks sind 115 Titel vorhanden, viele in englischer und niederländischer Sprache. Die Schriften zum Buchdruck ( z. B. Johann Christian Wolf, Monumenta typographica, Hamburg 1740) sind nach Ländern und Städten gegliedert, ebenso wie der Bereich zur Geschichte einzelner Drucker, Druckereien, Verlage, Verleger und Buchhändler. Die Literatur zum Buchhandel umfaßt Schriften zu Buchschmuck, Gravur, Illustration, Exlibris und Buchbinderei (31 Titel, u. a. Christoph Ernst Prediger, Der in aller heut zu Tag üblichen Arbeit wohl anweisende accurate Buchbinder und Futteralmacher, Frankfurt und Leipzig 1741).

2.9 Der zweite Teil verzeichnet Länderbibliographien (84 in deutscher Sprache, 73 in englischer, 71 in französischer, 68 in lateinischer und 99 in anderen Sprachen; insgesamt 395 Titel, davon 12 aus dem 16. Jh, 25 aus dem 17. Jh, 75 aus dem 18. Jh und 283 aus dem 19. Jh). Auf systematische Darstellungen und Handbücher (ca. 100 Titel), darunter 4 Ausgaben von Conrad Gesners Bibliotheca universalis (die erste: Zürich 1545), folgen allgemeine Bibliographien und Bücherverzeichnisse, so von Carl Benjamin Lengenich, Beyträge zur Kenntniß seltener und merkwürdiger Bücher (Danzig und Leipzig 1776). Den größten Teil nehmen Bibliographien einzelner Länder ein (neben europäischen, amerikanischen und asiatischen - darunter zahlreiche Titel zum Sanskrit - auch koptische, assyrische oder chaldäische). Nennenswert unter den überwiegend in den Landessprachen verfaßten Schriften ist The library companion: or the young man's guide and the old man's comfort, in the choice of a library (London 1824) von Thomas Frognall Dibdin.

2.10 Im dritten Teil finden sich 544 Fachbibliographien (16. Jh 4; 17. Jh 26; 18. Jh 155; 19. Jh 359), aus dem 19. Jh vorwiegend in Deutsch, aus dem 18. Jh. überwiegend in Lateinisch. Kataloge von Dissertationen und Verzeichnisse von Schulprogrammen und deutschen Universitätsschriften finden sich unter " Historia literaria particularis", Schriften zur Philologie unter " Res literaria in universum" und unter " Res literaria in specie" ( z. B. Johann Carl Conrad Oelrichs Entwurf einer Bibliothek zur Geschichte der Gelahrtheit in Pommern, Leipzig 1765). Es folgen 170 Bibliographien zu den Schriften einzelner Autoren, davon 145 aus dem 19. Jh. Neben 51 Bibliographien zu antiken Schriftstellern finden sich 8 Bibliographien zu Dante, zu Petrarca 5, Goethe 9, Schiller 8 und Shakespeare 6.

2.11 Im vierten Teil stehen 366 Bibliographien zur Geschichte und Geographie samt Itineraria, davon 2 aus dem 16. Jh, 15 aus dem 17. Jh, 112 aus dem 18. Jh, 237 aus dem 19. Jh sowie 42 Zeitschriften und Reihen. Genannt sei Antonio de Leon, Epitome de la biblioteca oriental et occidental, nautica i geografica (Madrid 1629). Bei der deutschen Landesgeschichte (nach Regionen und Städten geordnet), finden sich u. a. 7 Auflagen des Dahlmann-Waitz oder Georg Andreas von Praun, Bibliotheca Brunsvigo-Lüneburgensis ( o. O. 1714).

2.12 Der fünfte Teil umfaßt Bibliographien zum Recht (136 Titel), zu " Politica" (66) und zur Theologie (248). Neben einigen frühen Werken wie Giovanni Nevizzano, Index librorum omnium qui in utroque jure hinc inde eduntur (Venedig 1525), hrsg. von Ludovicus Gomesius, setzt sich der juristische Komplex vor allem aus deutschen (18) und lateinischen (30) Werken des 18. Jhs und deutschen (47) des 19. Jhs zusammen. Die Systemstelle " Politica" vor allem mit deutschen Werken des 18. Jhs (15) und des 19. Jhs (36) deckt die Bereiche von " Mercatura" und " Statistica" mit ab. Zur " Politica" liegt vor u. a. Georg Klohs, Bibliographie der Freimaurerei (Frankfurt 1844); zur " Oeconomia" (Land- und Forstwirtschaft im weiteren Sinne) Chariertus, Rent-Kammer Bibliotheca (Büdingen 1716) und Hermann Werth, Altfranzösische Jagdlehrbücher (Halle 1889). Zur Metallurgie finden sich Jacob Leupoldt, Prodromus bibliothecae metallicae (Wolfenbüttel 1732) sowie Franz Ernst Brückmann und unter " Statistica" Johann Baptist Ristelhueber, Wegweiser zur Literatur der Waisenpflege (Köln 1831). Die Theologie ist mit 122 deutschen Titeln, 74 lateinischen und 28 englischen Titeln vertreten, u. a. der Bibliotheca biblia (Braunschweig 1752), ein Verzeichnis der Bibelsammlung der Herzogin Elisabeth Sophie von Braunschweig-Lüneburg zusammengestellt von Georg Ludwig O. Knoch. Bibliographien zur Kirchengeschichte oder zur Praktischen Theologie schließen sich an, wie z. B. von Gerhart Ch. H. Stip, Hymnologische Reisebriefe an einen Freund des protestantischen Kirchenliedes (Hannover 1853).

2.13 Der zweite große Bereich der " Historia literaria librorum" zu den Bibliotheken umfaßt 1888 Titel, davon 1535 aus dem 19. Jh, 284 aus dem 18. Jh, 65 aus dem 17. Jh und 4 aus dem 16. Jh. Sprachlich überwiegt das Deutsche (755), gefolgt vom Lateinischen (306), Englischen (292), Französischen (270) und Italienischen (130). Einleitend sind allgemeine Werke verzeichnet z. B. Joachim Johann Maderus, De bibliothecis atque archiviis virorum clarissimorum (Helmstedt 1666), gefolgt von Kongreßberichten und den von Karl Dziatzko herausgegebenen Sammlungen bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten (Leipzig ab 1887). Die Abteilung " De bibliothecis ordinandis" behandelt praktische Fragen wie Die Kunst für eine Bibliothek zu sammeln und zu ordnen (Ronneburg 1788) von Immanuel Rothe. In der Abteilung " Bibliotheken einzelner Länder", alphabetisch nach Städten gegliedert und mit Italien beginnend, finden sich 34 Titel zu Rom, davon 19 zur vatikanischen Bibliothek, so Mutio Pansa, Della libraria Vaticana (Rom 1590). Zu Deutschland sind 674 Titel verzeichnet, vorwiegend aus dem 19. Jh, zu Frankreich 171 (Paris 86), zu Großbritannien 202 (London 106, Oxford 37, Cambridge 23), zu den Niederlanden 77 (Leiden 21, Amsterdam 20), zur österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie 72, zu Rußland 55, zu Skandinavien 52, zur Schweiz 50, zum nordamerikanischen Kontinent 70 und zu Asien 41.

2.14 Zu Privatbibliotheken (alphabetisch nach Ländern und dem Namen ihrer Eigentümer untergliedert) liegen 1084 Titel vor, die beinahe ebensoviele Bibliotheken beschreiben, wobei der größte Teil der Verzeichnisse aus dem 18. Jh stammt (580) und in lateinischer Sprache verfaßt ist (458). Aus dem 19. Jh stammen 492 Titel, aus dem 17. Jh 11, aus dem 16. Jh einer. 373 Titel sind deutschsprachig, 105 französischsprachig, 68 englischsprachig und 80 anderssprachig. Zu deutschen Privatbibliotheken sind 662 Titel zu finden, zu den Niederlanden 168 (viele aus dem 19. Jh in französischer Sprache), zu Frankreich 115, zu England 59, zu Italien und Skandinavien je 50. Erwähnenswert ist der Catalogus der ... Hebreischen Bibliothek des ehemaligen Praeger Ober-Rabbiners weiland Herrn David Oppenheimers (Hamburg 1782).

2.15 Zu Katalogen verzeichnet die Bibliothek 465 Titel (7 aus dem 16. Jh, 12 aus dem 17. Jh, 137 aus dem 18. Jh, 329 aus dem 19. Jh) sowie 20 Zeitschriften, davon in deutscher Sprache 170 Titel, in Französisch 118, in Englisch 97, in Latein 54 sowie 46 in anderen Sprachen. Auf 82 Verlags- und Buchhandelskataloge ( z. B. Brockhaus, Vieweg, Dietrich'sche Buchhandlung in Göttingen, Macmillan oder Hachette) folgen 207 Antiquariatskataloge, darunter der Catalogus omnium librorum qui in officina haeredum Matthaei Meriani impressi ... veneunt (Frankfurt 1680) oder der Katalog einer reichhaltigen Sammlung von Werken ... aus der Bibliothek der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm (Berlin 1870). Die meisten niederländischen Verzeichnisse sind in französischer Sprache veröffentlicht. Unter den 110 Auktionskatalogen finden sich auch zahlreiche Kataloge aus dem Hause des englischen Buchhändlers Thomas Osborne oder das Verzeichnis gebundener, zum Theil seltener Bücher aus allen Theilen der Gelehrsamkeit, welche den 14. Junius 1792 ... zu Tübingen im Cottaischen Hause ... verkauft werden (Tübingen 1792). Den Abschluß bilden die Miscellen (59 Titel), darunter das Dictionnaire critique, littéraire et bibliographique des principaux livres condamnés au feu, supprimés ou censurés (Paris 1806) von Gabriel Peignot oder Thomas Frognall Dibdin, The bibliomania, or, book-madness (London 1809).

2.16 Den zweiten Teil der " Historia Literaria" bilden die Systemstellen " Historia literaria universalis" (12.404 Titel), die " Historia literaria biographica" (24.146 Titel) und die " Historia literaria particularis" (16.390 Titel). Die erste Gruppe verzeichnet Werke zur " Literärgeschichte", d. h. zur Wissenschaftsgeschichte einzelner Epochen, Länder und Fächer. Unter " Biographica" finden sich Sammel- und Einzelbiographien von Politikern, Fürsten, Päpsten, Gelehrten aller Fachrichtungen und Schriftstellern (geordnet nach Ländern und dort nach Sterbedatum). Den Abschluß bildet die Wissenschaftsgeschichte nach Institutionen, die Quellen und Sekundärliteratur zu Schulen, Universitäten, Fachhochschulen, Seminaren, gelehrten Gesellschaften u. ä. verzeichnet, außerdem Schulprogramme und Universitätsschriften (eine detaillierte Beschreibung erfolgt beim jeweiligen Fach).

Frauke Geyken

Wissenschaftliche Rezensionszeitschriften (Ephemerides litterariae)

2.17 Unter " Ephemerides litterariae" sind die älteren wissenschaftlichen Referateorgane und Rezensionszeitschriften zusammengefaßt. Hier finden sich die Klassiker dieser Gattung wie das Journal des Savans, die Acta Eruditorum, die Monthly Review oder die Göttingischen Gelehrten Anzeigen (alle vollständig). Auf die fächerübergreifenden folgt eine kleinere Gruppe von Rezensionsorganen und Zentralblättern einzelner wissenschaftlicher Disziplinen, wie die Neue Theologische Bibliothek, die Juristische Bibliothek, Michaelis' Orientalische Bibliothek etc., sowie die Nachfolgeorgane des 19. und 20. Jhs. Vor der Zeit der Nationalbibliographien waren diese die Grundlage für Neubestellungen und sind daher fast immer vollständig vorhanden.

2.18 Insgesamt umfaßt der Bestand ca. 40.000 Bde. Die Zeitschriften sind mittels EDV nach dem Prinzip des split-entry katalogisiert. Daraus ergibt sich bei einer Gesamtzahl von über 670 Zeitschriftentiteln die folgende chronologische und sprachliche Schichtung: 22 Titel des 17. Jhs, darunter 10 französische, 5 lateinische, 3 italienische, jeweils 2 deutsche und niederländische; 353 des 18. Jhs, davon 187 deutsche (23 in Göttingen erschienen), 67 französische, 30 italienische, 16 lateinische, 16 niederländische, 17 in skandinavischen Sprachen, 12 in englischer und 5 in spanischer Sprache; 200 Zeitschriften des 19. Jhs, davon 124 deutsche, je 26 französische und englische, 16 italienische, der Rest in sonstigen Sprachen. Weitere 97 Zeitschriftentitel liegen aus dem 20. Jh vor.

Reimer Eck

Theologie und Religionswissenschaft (Theologia)

2.19 Bis auf wenige Ausnahmen stammen die Kataloge zur Theologie und Religionswissenschaft aus der Frühzeit der Bibliothek. Sie sind wegen der alten Eintragungen und ihrer Unübersichtlichkeit großenteils schwer benutzbar. Immerhin lassen die systematischen Signaturen im allgemeinen die Grobgliederung des Faches in seine Einzeldisziplinen unmittelbar erkennen, zumal sie in weiten Bereichen auch heute noch der Einteilung des Faches entspricht. Die Beschreibung folgt daher den Signaturgruppen.

2.20 Vorhanden sind ca. 67.000 Bde. Der Umfang ganzer Signaturgruppen oder größerer Teilbestände wird in Bänden angegeben (meist Schätzwerte aufgrund von Messungen und exemplarischen Zählungen im Magazin). Dagegen beziehen sich die Zahlenangaben bei kleineren Bestandseinheiten auf Werke (meist gerundete Werte aufgrund von Auszählungen des Systematischen Kataloges). Die Bestandsangaben umfassen wegen der besonderen Gegebenheiten der Kataloge die bis 1945 erschienene Literatur (im allgemeinen jedoch ohne Dissertationen). Sofern Literatur des 20. Jhs an einer Systemstelle stärker hervortritt, wird dies erwähnt. Die chronologische und sprachliche Zusammensetzung des Bestandes kann nur an ausgewählten Beispielen gezeigt werden. Als besondere Schwerpunkte sind folgende Bestandsgruppen hervorzuheben: Bibelsammlung, Kirchenväter-Ausgaben (darunter über 900 Inkunabeln), Literatur des 16. Jhs in zeitgenössischen Drucken (Luther, Melanchthon, Erasmus, Streit- und Flugschriften der Reformationszeit), Literatur zur Orthodoxie und Heterodoxie des 17. und 18. Jhs sowie Gesangbücher. Auch sonst hat der Bestand fast überall eine bemerkenswerte Dichte.

2.21 Die Signaturgruppe " Theologiae Praecognita" enthält Werke zu den Grundlagen und der Methodik des Faches sowie Fachlexika (insgesamt ca. 500 Bde). Der Bestand setzt sich überwiegend aus Literatur des 19. und 20. Jhs zusammen. Nur ca. 60 Titel stammen aus dem 16. bis 18. Jh. Hier finden sich auch Werke zur Methode des Studiums, außerdem Einführungen und Grundrisse zum Gesamtgebiet der Theologie oder zu mehreren Disziplinen. Bibliographien (ca. 350 Titel) stehen unter " Historia literaria librorum V", Biographien (ca. 220 Titel) unter " Historia literaria biographica I", Werke zur Wissenschaftsgeschichte (ca. 210 Titel) unter " Historia literaria universalis III" sowie Zeitschriften und Serien vor allem unter " Theologia miscellanea".

2.22 Die Signaturgruppen " Biblia I/II" (ca. 3100 Bde) vereinigen in sich eine Sammlung von fast 2000 Bibeln oder Bibelteilen in verschiedenen Sprachen von den Anfängen des Buchdrucks (Pergamentexemplar der Gutenbergbibel) bis zum Zweiten Weltkrieg. Hinzu kommen ca. 320 Werke Sekundärliteratur, meist Arbeiten über Bibelhandschriften oder -ausgaben, aus dem 16. Jh vor allem ca. 20 der Paraphrasen des Erasmus. Die Gruppe " Biblia I", bis auf zwei Ausnahmen ( s. u.) nach Sprachen geordnet, setzt sich folgendermaßen zusammen: Polyglotten: ca. 45, darunter 25 aus dem 16. Jh; hebräische Ausgaben: ca. 130, darunter 30 aus dem 16. Jh; griechische: ca. 320, davon ca. 50 Ausgaben einzelner, gelegentlich auch mehrerer Hss., ca. 80 Ausgaben des Alten Testaments, darunter 17 aus dem 16. Jh, und ca. 190 Ausgaben des Neuen Testaments, darunter ca. 50 aus dem 16. Jh, unter ihnen die von Erasmus besorgte Ausgabe in der ersten bis fünften Auflage; Übersetzungen in die Sprachen des christlichen Orients: ca. 220, darunter 12 aus dem 16. Jh und fast 50 aus dem 17. Jh; lateinische Übersetzungen: ca. 185, darunter 23 Inkunabeln 22 Vollbibeln und ca. 70 aus dem 16. Jh. Außerhalb der Gliederung nach Sprachen sind auch noch ca. 50 Ausgaben alttestamentlicher Pseudepigraphen und ca. 40 Drucke neutestamentlicher Apokryphen vorhanden (einzelne aus dem 16. Jh).

2.23 Die Gruppe " Biblia II" enthält fast 1000 Übersetzungen in neuere europäische und außereuropäische Sprachen. Unter den ca. 360 deutschen Übersetzungen sind 8 Inkunabeln und ca. 95 Ausgaben aus dem 16. Jh; fast 500 Werke entfallen auf die Übersetzungen in sonstige europäische Sprachen, darunter eine Inkunabel (italienisch) und fast 40 Ausgaben aus dem 16. Jh. Die restlichen ca. 140 Übersetzungen verteilen sich auf außereuropäische Sprachen.

Bibelausgaben mit Kommentar finden sich unter " Theologia biblica" ( s. u. 2.24), ca. 30 weitere Bibelausgaben in der Gruppe " Oskar-und-Ilse-Mulert-Stiftung", (s. u. 2.48). Weitere Literatur zu einzelnen Bibelhandschriften, -ausgaben und -übersetzungen steht bei " Historia literaria librorum V".

2.24 Unter " Theologia biblica" sind mit ca. 7000 Bdn (darunter 24 Inkunabeln) die Schriften zur Exegese einschließlich der Hilfswissenschaften verzeichnet. Im Unterschied zur vorangehenden Signaturgruppe mit ihren in der Regel unkommentierten Bibeln stehen hier die Bibelausgaben mit Kommentar, darunter über 40 Vollbibeln, vor allem lateinische, deutsche und englische Ausgaben. Unter den lateinischen Ausgaben sind 10 Inkunabeln, zumeist mit der Postille des Nicolaus de Lyra. Auch unter den ca. 20 lateinischen Bibelkonkordanzen finden sich mehrere Inkunabeln. Etwa die Hälfte der ca. 25 Bibellexika stammt aus dem 17. und 18. Jh. Es handelt sich um Sachwörterbücher; reine Sprachwörterbücher stehen, von Ausnahmen abgesehen, bei " Linguistica II-III". Die Biblische Altertumskunde ist mit ca. 450 Werken vertreten, darunter viele aus dem 17. und 18. Jh. Zur typologischen Bibelerklärung liegen ca. 30 Titel vor, nahezu alle aus dem 17. und 18. Jh. Den Evangeliensynopsen des 19. Jhs gehen ca. 50 Evangelienharmonien des 16. bis 18. Jhs voraus (7 aus dem 16. Jh, jeweils ca. 20 aus dem 17. und 18. Jh). Zur Biblischen Geographie s. a. " Historia Asiae I" (2.305) und " Historia ecclesiastica universalis" (2.26), letztere auch zur Christlichen Archäologie; zur Textkritik s. a. " Biblia I" (Kollationen, 2.22), zur Theologie des Alten und Neuen Testaments s. a. " Theologia thetica I" (2.38).

2.25 Die Signaturgruppen " Patres collecti/Grae- ci/Latini" und " Patrum Appendix" enthalten Textausgaben (vereinzelt auch Sekundärliteratur) zur Patristik und Scholastik. Unter den insgesamt ca. 5300 Bdn gibt es neben einer Vielzahl von Ausgaben des 16. bis 18. Jhs fast 930 Inkunabeln. Die " Patres collecti" umfassen ca. 1100 Bde. Abgesehen von den großen Editionsreihen des 19. und 20. Jhs sind dies meist Werke aus den früheren Jahrhunderten, darunter 18 Inkunabeln. Außer einführenden Werken und Hilfsmitteln sind hier Sammlungen von Texten orientalischer, griechischer und lateinischer Kirchenväter zu finden, gegliedert nach Sprachen, Themen o. ä. Die " Patres Graeci (singuli)" haben einen Umfang von ca. 1275 Bdn, darunter 34 Inkunabeln. Die Gliederung erfolgt nach Jahrhunderten (1. bis 16. Jh) in Anlehnung an William Cave, Scriptorum ecclesiasticorum historia literaria (vermutlich editio novissima, Genf 1705). Ebenso gegliedert sind die ca. 2750 Bde der " Patres Latini", darunter 877 Inkunabeln. " Patrum Appendix" mit ca. 200 Bdn enthält Sammlungen mittelalterlicher und neuzeitlicher kirchlicher Denkmäler (ca. 60 Serien, Fortsetzungen und Monographien, etwa zur Hälfte aus dem 17. oder 18. Jh).

2.26 In der Signaturgruppe " Historia ecclesiastica universalis" finden sich ca. 4900 Bde zur Allgemeinen Kirchengeschichte einschließlich der Hilfswissenschaften. Der hilfswissenschaftliche Bestand zur Kirchlichen Altertumskunde (ca. 600 Bde) umfaßt insbesondere Werke zur Christlichen Archäologie (auch aus ihrer Frühphase vertreten), außerdem kleinere Bestände zur Biblischen und Kirchlichen Geographie und zur Chronologie. Der Hauptbestand enthält entsprechend der bei Anlage des Kataloges üblichen Einteilung vorweg eine größere Bestandsgruppe zur sogenannten " Kirchengeschichte des Alten Testaments" und damit zur Geschichte Israels. Für die Kirchengeschichte selbst ist die Bezeichnung " Kirchengeschichte des Neuen Testaments" verwendet worden, die also keine Beschränkung auf die neutestamentliche Zeit bedeutet, wenn auch die biblische Geschichte darin einen breiten Raum einnimmt ( u. a. großer Leben-Jesu-Bestand). Unter den kirchengeschichtlichen Gesamtdarstellungen finden sich zahlreiche protestantische und katholische Werke des 17. und 18. Jhs in der Nachfolge der beiden bekannten Werke des 16. Jhs (Magdeburger Centurien und Cesare Baronio, Annales ecclesiastici).

2.27 Die Darstellungen zu einzelnen Zeiträumen berücksichtigen hauptsächlich die Geschichte der Alten Kirche, weniger die Neuere Kirchengeschichte, am wenigsten nicht zuletzt bedingt durch die Ausgliederung der Regionalen Kirchengeschichte die Kirchengeschichte des Mittelalters. Unter der Literatur zur Kirchengeschichte der Neuzeit ist auch manches Tagesschrifttum verzeichnet. Als Einzelkomplexe sind eine umfangreiche Sammlung kleiner Schriften zu den Josephinischen Reformen (ca. 75 Nummern) und eine größere Zahl von Werken zur Inneren Mission hervorzuheben. Der kirchengeschichtliche Monographienbestand der Abteilung wird durch 14 Zeitschriften aus dem 18. und 19. Jh, davon 4 aus dem 18. Jh, ergänzt. Hinzu kommen 15 deutsche Kirchenzeitungen des 19. Jhs (Biblische Altertumskunde s. unter " Theologia biblica", 2.24, Geschichte der Kreuzzüge s. " Historia universalis III", Reformationsgeschichte s. " Historia ecclesiastica ecclesiarum", 2.29). Regionale Kirchengeschichte ist auf die einzelnen Signaturgruppen des Faches Geschichte aufgeteilt. Literatur zum Verhältnis von Staat und Kirche steht unter " Politica IV".

2.28 In der Gruppe " Historia ecclesiastica de sanctis" sind ca. 1275 Schriften zur Hagiographie verzeichnet. Von den 46 Inkunabeln dieser Gruppe entfällt rund ein Drittel auf Ausgaben der Legenda aurea des Jacobus de Voragine. Als Anhang zu den hagiographischen Hauptteilen finden sich eine Anzahl teilweise sehr früher Ausgaben von mittelalterlichen Visionsaufzeichnungen sowie ca. 20 Werke über diverse Wunderzeichen (überwiegend 16. und 17. Jh).

2.29 Literatur zur Geschichte der einzelnen Kirchen, zur Ketzergeschichte und zur Religionsgeschichte ist in der Signaturgruppe " Historia ecclesiastica ecclesiarum" vereinigt (ca. 6050 Bde). Im Teilbestand " Geschichte der einzelnen Kirchen" (ca. 3100 Bde) berücksichtigt die vorhandene Literatur zur Geschichte der Ostkirchen (ca. 175 Werke in ca. 190 Bdn) vor allem die Geschichte der griechisch-orthodoxen Kirche. Bei der Geschichte der katholischen Kirche (ca. 1400 Bde) liegt der Schwerpunkt auf der Geschichte der Päpste (zahlreiche Papstbiographien aus dem 17. und 18. Jh). Die Geschichte der protestantischen Kirchen ist an dieser Stelle überwiegend auf die Reformationsgeschichte beschränkt (einschließlich der vorreformatorischen Bewegungen ca. 1500 Bde). Im Vordergrund steht dabei das Wirken Luthers und seiner Anhänger. Es sind zahlreiche zeitgenössische Quellen wie Streit- und Flugschriften vorhanden, darunter Schriften von Agricola, Nikolaus von Amsdorf, Johannes Bugenhagen, Johannes Cochläus, Hieronymus Emser, Andreas Karlstadt und Melanchthon (jeweils in eigenen Sammelbänden), außerdem ein umfangreicher Bestand an Literatur über Luther, darunter auch eine größere Anzahl von Drucken aus dem 16. bis 18. Jh.

2.30 Über Zwingli und Calvin liegen dagegen insgesamt nur ca. 60 Werke vor, fast nur aus dem 19. und 20. Jh. Von Thomas Müntzer sind hier sowie bei " Historia ecclesiastica rituum" und " Historia Germaniae universalis VII" 7 seiner wichtigsten Schriften in ihren seltenen Erstdrucken vorhanden. Es finden sich hier auch mehr als 30 großenteils ältere Werke über Reformationsjubiläen sowie eine Sammlung meist kleiner Schriften zum Gustav-Adolf-Verein (weitere Reformationsdrucke s. vor allem " Autographa Lutheri/amicorum Lutheri/Melanchthonis", 2.47, und " Oskar-und-Ilse-Mulert-Stiftung", 2.48, spätere Ausgaben s. " Theologia thetica I", 2.38). Literatur zur weiteren Geschichte der protestantischen Kirchen in Deutschland steht unter " Historia Germaniae ecclesiastica" (s. u. 2.233) oder den Signaturen der deutschen Landesgeschichte (dort auch Literatur zur regionalen oder lokalen deutschen Reformationsgeschichte), zur Geschichte der Reformierten Kirche vor allem unter " Historia Helvetiae III/Hollandica III/Galliae ecclesiastica" und zur Anglikanischen Kirche vor allem unter " Historia Britanniae ecclesiastica". Auch regionalbezogene Literatur zur Geschichte der katholischen Kirche ist in die einschlägigen Gruppen des Faches Geschichte eingeordnet.

2.31 Der Teilbestand " Ketzergeschichte" (ca. 1050 Bde) berücksichtigt die wichtigsten Häresien und heterodoxen Gemeinschaften vom Altertum bis zur Neuzeit. Zeitgenössische Werke sind vor allem zur Geschichte der Wiedertäufer, Quäker und Herrnhuter vorhanden. Unter der Literatur zur Geschichte der Böschen Brüder, die z. T. im Zusammenhang mit den Herrnhutern, hauptsächlich jedoch bei den vorreformatorischen Bewegungen eingeordnet ist, sind auch einige vermutlich seltene tschechische Originalschriften des 16. und 17. Jhs. Als Anhang zum Thema Häresien sind am Schluß der Signaturgruppe ca. 60 Werke zur Geschichte der Inquisition (16. bis 18. Jh) sowie ca. 90 Werke zur Geschichte der kirchlichen Bücherzensur (Index) zu finden, davon ca. 20 aus dem 16. Jh.

2.32 Im Teilbestand " Religionsgeschichte" (ca. 1900 Bde) findet sich vorwiegend Literatur zur Geschichte des Judentums seit 70 n. Chr. (darunter ca. 40 Werke aus dem 17. und 18. Jh; Geschichte Israels s. " Historia ecclesiastica universalis", 2.26, weitere Literatur zum Judentum s. vor allem " Rabbinica", 2.46), des Islam (darunter ca. 20 Titel aus dem 17. und 18. Jh, s. a. " Theologia thetica/polemica", 2.38, 2.45) sowie des Buddhismus und anderer indischer und ostasiatischer Religionen (s. u. 2.448-2.449, darunter nur wenige Titel vor 1800, einige neuere auch unter " Historia ecclesiastica rituum", 2.34; dort auch Allgemeine und Vergleichende Religionswissenschaft). Schriften zur germanischen Religion sind vor allem unter " Historia Germaniae universalis I", weitere unter " Antiquitates II" eingeordnet; unter der letztgenannten Signatur steht auch die Literatur zur ägyptischen, griechischen und römischen Religion; Schriften zum Parsismus sind bei " Historia Asiae I" zu finden (s. u. 2.310).

2.33 Zur Missionsgeschichte (" Historia ecclesiastica missionum") liegen ca. 3200 Bde vor. Hervorzuheben ist vor allem ein größerer Bestand zur Jesuitenmission, darunter ca. 25 Werke aus dem 16. Jh, ca. 70 aus dem 17. Jh und ca. 40 aus dem 18. Jh. Daß er im 18. Jh an der damals modernsten protestantischen Aufklärungsuniversität zusammengetragen wurde, ist sicherlich damit begründet, daß diese Literatur nicht selten Detailinformationen verschiedenster Art über die fernen Schauplätze der Mission ( z. B. China) enthielt und so die in Göttingen eifrig gesammelte Reiseliteratur (s. " Itineraria I") in willkommener Weise ergänzte.

2.34 Die Bestände zur Allgemeinen und Vergleichenden Religionswissenschaft und zur Liturgik (" Historia ecclesiastica rituum") umfassen ca. 3450 Bde. Im Teilbestand Allgemeine und Vergleichende Religionswissenschaft (ca. 850 Bde) liegen fast nur Werke des 19. oder 20. Jhs vor, nur ca. 30 Werke teilweise Mehrfachauflagen desselben Titels stammen aus dem 17. oder 18. Jh. Der Bestand ist, abgesehen von einer groben Trennung in Serien und größere Fortsetzungswerke (Quellensammlungen) auf der einen Seite und Monographien auf der anderen Seite, nahezu ungegliedert (ein Schlagwortregister, auch zum Teilbestand Liturgik, ist vorhanden).

Literatur zur Religionsgeschichte s. vor allem " Historia ecclesiastica ecclesiarum" (2.29).

2.35 Der Teilbestand Liturgik (ca. 2600 Bde) enthält vor allem Werke zur Liturgiegeschichte. Es sind nicht nur ältere Darstellungen zum Gottesdienst oder Kultus der verschiedenen Kirchen, insbesondere der evangelisch-lutherischen und katholischen Kirche vorhanden, sondern auch zahlreiche alte liturgische Bücher, darunter die meisten der 69 Inkunabeln dieser Signaturgruppe: Meßbücher, Psalterien und Breviere; unter den Inkunabeln sind außerdem 9 Durandus-Ausgaben. Als größte geschlossene Bestandsgruppe sind ca. 480 deutschsprachige lutherische Gesangbücher zu nennen, aufgestellt nach dem Alphabet der Orte oder Territorien, und zwar 4 aus dem 16. Jh, 86 aus dem 17. Jh, 275 aus dem 18. Jh, 86 aus dem 19. Jh und 17 aus dem 20. Jh, 14 ohne Jahresangabe. Die Gesangbücher des 16. bis 18. Jhs stammen zum größten Teil aus der hymnologischen Sammlung Gebauer ( s. a. " Cantica Gebaueri(ana)", 2.36, und " Poetae Germanici II"). Verstreut sind ca. 50 weitere deutschsprachige evangelische (ganz überwiegend lutherische) Gesangbücher oder Liedersammlungen vorhanden (meist aus dem 19. Jh), darunter ca. 20 Schul- oder Kindergesangbücher. Es gibt jedoch auch einige katholische Gesangbücher, unter ihnen das Vehesche von 1537, außerdem ca. 60 fremdsprachige Gesangbücher oder Liedersammlungen, darunter 13 lettische aus der ersten Hälfte des 19. Jhs.

2.36 Die " Cantica Gebaueri(ana)" bestehen aus ca. 300 Gesangbüchern und einer Reihe von Andachtsbüchern mit Liedbeigaben. Sie stammen aus dem 16. bis 18. Jh, sind ganz überwiegend lutherisch und zu rund 80 Prozent deutschsprachig. 1773 wurde diese hymnologische Sammlung aus dem Nachlaß des bibliophilen Göttinger Juristen Georg Christian Gebauer (1690-1773) gekauft. Sie hatte bei der Übernahme einen Umfang von fast 1000 Nummern. Über zwei Drittel davon wurden zu anderen Signaturgruppen gestellt, die meisten 357 Titel, vor allem Gesangbücher für bestimmte Territorien und Orte zur " Historia ecclesiastica rituum" (s. o. 2.35). 217 Nummern, darunter viele Psalmenübersetzungen (allein 18 Lobwasser-Ausgaben) sowie Liedersammlungen einzelner Autoren, stehen heute unter der Signatur " Poetae Germanici II", 75 weitere mit Predigtauslegungen von Gesängen u. ä. unter " Theologia pastoralis" (2.41; Zahlenangaben nach Knüppel Anh. 7; s. u. 5.2). Der Katalog enthält auch die Titel und Signaturen derjenigen Nummern, die aus der ursprünglichen Sammlung ausgegliedert worden sind.

2.37 Zur Ordensgeschichte (" Historia ecclesiastica ordinum") sind ca. 2500 Bde mit 13 Inkunabeln und einem hohen Anteil an Werken des 17. und 18. Jhs vorhanden. Die Gliederung erfolgt hauptsächlich nach dem Alphabet der Orden. Am stärksten ist der Jesuitenorden vertreten. Ordensbibliographien sind unter " Historia literaria biographica I", Werke zur Jesuitenmission unter " Historia ecclesiastica missionum" (s. o. 2.33) zu finden. Die Systemstelle " Historia ecclesiastica conciliorum" enthält ca. 1000 Bde zur Konziliengeschichte. Neben 9 Inkunabeln ist auch hier der Anteil an Werken des 17. und 18. Jhs relativ hoch. Zum Bestand gehören auch viele Werke über deutsche und ausländische Diözesansynoden und Synoden der protestantischen Kirchen sowie ca. 55 Titel über Religionsgespräche.

2.38 Auch der ca. 9500 Bde umfassende Bestand zur Dogmatik und Symbolik (" Theologia thetica I/II") hat einen hohen Anteil an lateinischen Werken. Bei " Theologia thetica I" (ca. 6300 Bde) folgt nach den Prolegomena und allgemeinen Schriften die Masse der Literatur zur Glaubenslehre der einzelnen Konfessionen und Sondergruppen, neben Bekenntnisschriften und Katechismen auch andere einschlägige Werke, fast durchweg vom Standpunkt der jeweiligen Konfession, während Darstellungen im Zusammenhang mit theologischen Kontroversen bei " Theologia polemica" (s. u. 2.45) zu finden sind. (Literatur zur Dogmengeschichte s. " Theologia irenica", 2.44). Deutlich überwiegt das Schrifttum der Lutheraner, darunter allein über 150 Katechismen des 16. bis 18. Jhs, davon ca. 90 deutschsprachige, ca. 40 lateinische, einzelne englische und französische und ca. 20 in sonstigen Sprachen. Eingestreut sind einige Titel zur Katechetik. Für die katholische Literatur ergibt sich eine ähnliche Zahl wie bei den lutherischen Katechismen erst für den gesamten Bestand der hier eingeordeneten dogmatisch-symbolischen Werke des 16. bis 19. Jhs (ca. 45 deutschsprachige, ca. 80 lateinische, meist aus dem 16. bis 18. Jh, einzelne englische und französische und ca. 30 sonstige).

2.39 Umfangreich und vielfältig ist das Spektrum der heterodoxen Literatur. Darin sind die Sozinianer mit über 90 Titeln aus dem 16. bis 18. Jh vertreten, davon allein ca. 80 Titel aus dem 17. Jh, während auf die Quäker ca. 40 Titel aus dem 17. und 18. Jh und ca. 40 weitere Titel aus dem 19. Jh entfallen. Erwähnenswert sind auch ca. 60 Schwenckfeldiana (die meisten aus dem 16. Jh), außerdem ca. 90 allgemeine Schriften zur Mystik (fast nur 19. und 20. Jh, s. a. " Theologia pastoralis", 2.41). Den Abschluß der Signaturgruppe bilden neben wenigen Titeln zur jüdischen Theologie ca. 220 Werke zur Theologie des Islam (ca. 40 aus dem 16. bis 18. Jh, die übrigen aus dem 19. und 20. Jh).

Unter " Theologia thetica II" sind ca. 3200 Bde mit Literatur zu den einzelnen Teilgebieten der Dogmatik aufgestellt. Mit ihren 30 Inkunabeln und zahlreichen Werken des 16. bis 18. Jhs hat auch diese Abteilung eine für den Göttinger theologischen Altbestand typische Zusammensetzung.

2.40 Die Signaturgruppe " Theologia moralis" umfaßt ca. 1700 Bde zur theologischen Ethik/Moraltheologie, darunter 49 Inkunabeln und zahlreiche Werke des 17. und 18. Jhs, viele in lateinischer oder französischer Sprache. An zwei Stellen ist der Bestand nach Konfessionen gegliedert: einmal bei den Gesamt- und allgemeinen Darstellungen, von denen es ca. 25 katholische, ca. 180 evangelisch-lutherische und ca. 25 reformierte Werke gibt, sodann bei der Lehre vom Gewissen mit ca. 20 katholischen, 25 evangelisch-lutherischen und 6 reformierten Titeln, fast alle aus dem 17. und 18. Jh.

2.41 Unter " Theologia pastoralis" sind ca. 4100 Bde zur Praktischen Theologie, Aszetik und Mystik zu finden. Literatur zur Liturgik und Katechetik ist im Teilbestand Praktische Theologie (ca. 3200 Bde) fast nur innerhalb der Handbücher zum Gesamtgebiet eingeordnet (Liturgik sonst bei " Historia ecclesiastica rituum", 2.34, Katechetik vereinzelt bei " Theologia thetica I", 2.38). Um so mehr dominiert die Homiletik. Den größten Raum nehmen die in zahlreiche Untergruppen gegliederten Predigtsammlungen ein, darunter 50 Inkunabeln und an zwei Stellen ca. 140 englische Werke (ca. 20 aus dem 17. Jh und ca. 70 aus dem 18. Jh). Leichenpredigten sind vor allem unter " Conciones funebres" oder im gedruckten Katalog von Tiedemann ( s. u. 3.2) zu finden.

2.42 Der Teilbestand Aszetik enthält unter seinen mehr als 800 Bdn 25 Inkunabeln. G. Matthiaes Erläuterung dieser Bestandsgruppe (in seinem Project, 1755, Sp. 826, s. u. 4.3) als " Bücher, welche von andächtigen Übungen handeln, ... als da sind heilige Betrachtungen, Privatgebete und Lieder ...", berücksichtigt auch die Abfolge der in ihrem Umfang ungleichmäßigen Untergruppen. Allerdings ist die Gebetsliteratur (ca. 90 Werke; s. a. " Historia ecclesiastica rituum", 2.35) von der übrigen Erbauungsliteratur teilweise nicht klar abgegrenzt. Auch die ca. 20 Gesangbücher und Liedersammlungen unter der Katalogüberschrift " Hymnographi" sind mit einigen anderen erbaulichen Schriften vermischt ( s. a. " Historia ecclesiastica rituum" und " Cantica Gebaueri", 2.36). Zur Mystik liegen ca. 60 Werke vor (meist Texte), davon ca. 25 aus dem 16. bis 18. Jh ( s. a. " Theologia thetica I", 2.38).

2.43 Unter " Theologia miscellanea" stehen ca. 8000 Bde Vermischtes, meist Sammlungen, Sammelwerke oder -bände verschiedener Art: Werk- und Teilausgaben (getrennt nach Konfession der Verfasser), ca. 400 z. T. besonders umfangreiche Sammelbände von Disputationen und Dissertationen des 17. und 18. Jhs, ca. 540 Sammelbände und ca. 460 Einzelbände (in Sammelkästen) mit Dissertationen des 19. und 20. Jhs, akademische Programme, Reden, Festschriften (20. Jh) sowie als weitaus stärkste Untergruppe Zeitschriften und Serien (ca. 5000 Bde, mit wenigen Ausnahmen durchgehend aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs oder aus dem 20. Jh).

2.44 Der Bestand zur Irenik (" Theologia irenica") stammt überwiegend aus dem 16. bis 18. Jh und hat unter seinen ca. 700 Bdn einen hohen Anteil an lateinischen Werken. Einleitend finden sich ca. 70 Titel (davon ca. 20 aus dem 20. Jh) zur allgemeinen Dogmengeschichte, konfessionell gegliedert. Darüber hinaus sind zahlreiche Titel zum Thema Konversion vorhanden.

2.45 Die kontroverstheologische Signaturgruppe " Theologia polemica" umfaßt ca. 2250 Bde, davon 10 Inkunabeln. Ein Großteil stammt aus dem 17. und 18. Jh, aber auch das 16. Jh ist stark vertreten, was den überdurchschnittlich hohen Anteil an lateinischen Werken erklärt. Nach der Literatur über allgemeine Fragen der Häresie folgt die lange Reihe der inner- und interkonfessionellen und sonstigen theologischen Kontroversen. Die Signaturgruppe bildet damit eine Ergänzung zur Systemstelle " Theologia thetica I" (2.38). So sind etwa zu den Kontroversen mit den Sozinianern über 60 Werke vorhanden (meist aus dem 17. Jh). Hier finden sich auch ca. 90 größtenteils zeitgenössische Werke zum Jansenismus. Zur theologischen Auseinandersetzung mit dem Judentum sind ca. 60 Titel aus dem 15. bis 17. Jh und etwa 20 aus dem 18. und 19. Jh zu erwähnen. Einige frühe Titel finden sich auch zur Auseinandersetzung mit dem Islam.

2.46 Von den ca. 1300 Bdn der Signaturgruppe " Rabbinica" (" Autores Hebraeo-Rabbinici") sind die meisten in hebräischer Sprache abgefaßt. Ca. 125 Werke stammen aus dem 16. Jh, ca. 190 aus dem 17. Jh und ca. 220 aus dem 18. Jh. " Die Abteilung ... beinhaltet in sorgfältiger und reicher Gliederung eine Art "Wissenschaft des gesamten Judentums" (Fuchs, S. 226; s. u. 4.3). Außer den zentralen theologischen Bestandsgruppen sind als wichtige Untergruppen zu nennen: Kabbala (ca. 40 Titel, davon über die Hälfte aus dem 16. bis 18. Jh), Geschichte (ca. 40 Titel, davon 12 aus dem 16. Jh), Astronomie (8 Titel, fast alle aus dem 16. bis 18. Jh) sowie Lexikographie und Grammatik (ca. 60 Titel, davon etwa ein Viertel aus dem 16. Jh). Ca. 150 weitere Titel aus verschiedenen Fachgebieten sind in einer eigenen " Miscellanea"-Untergruppe zusammengefaßt (meist aus dem 19. oder 20. Jh und in einer Serie enthalten). Weitere Literatur zum Judentum s. " Theologia biblica/thetica I/polemica", " Historia ecclesiastica universalis/ecclesiarum (Teilbestand Religionsgeschichte)" und " Politica IV".

2.47 Die Signaturgruppe " Autographa Lutheri" bildet mit ca. 550 Bdn einen der beiden Kernbestände der bedeutenden Göttinger Sammlung früher Lutherdrucke (" Autographa" in der alten Bedeutung " Erst"- oder " Frühdrucke"). Die Sammlung ist geschlossen beim Rara-Bestand aufgestellt; im übrigen s. u. 3.2, Kind. Geschlossen beim Rara-Bestand stehen auch die beiden kleinen Signaturgruppen " Autographa amicorum Lutheri" (ca. 100 Bde) und " Autographa Melanchthonis" (ca. 20 Bde). Der Katalogband der letztgenannten Gruppe enthält außerdem Verweisungen auf ca. 140 weitere frühe Melanchthondrucke unter verschiedenen Signaturen. Die annähernd 40 Melanchthondrucke in der Mulert-Stiftung sind dabei jedoch bis auf wenige Ausnahmen nicht mit aufgeführt. Ahlers (S. 60f., s. u. 5.2) gibt unter Berücksichtigung auch derjenigen Drucke, an denen Melanchthon als Herausgeber, Übersetzer, Kommentator oder Beiträger beteiligt war, den Umfang der Göttinger Melanchthon-Sammlung mit 643 bis zum Jahre 1600 erschienenen Schriften an.

2.48 Die " Oskar-und-Ilse-Mulert-Stiftung" enthält ca. 550 Bde (ca. 1000 Werke) mit Reformationsdrucken (außerdem ein Exemplar der Weimarer Lutherausgabe, ca. 100 Bde). Sie besteht etwa zur Hälfte aus frühen Lutherdrucken und ist damit der zweite Kernbestand der Göttinger Luthersammlung, gesammelt von Oskar Mulert (1881-1951), Präsident des Deutschen und Preußischen Städtetages. Unter dem übrigen Bestand finden sich u. a. ca. 30 Gesamt- oder Teilausgaben der Bibel (bis auf wenige Ausnahmen deutschsprachig und größtenteils aus dem 16. Jh, aber auch 3 Inkunabeln) und nahezu 40 Melanchthondrucke. Es gibt einen alphabetischen Sonderkatalog in Zettelform. Im übrigen s. die Arbeiten von Kind (s. u. 3.2) und Ahlers (s. u. 3.2).

Klaus Haenel

Rechtswissenschaft (Jus)

2.49 Die Rechts- und Staatswissenschaften spielten in der Geschichte der Bibliothek, die lange als das " Mekka" der Rechtswissenschaften galt, schon sehr früh eine bedeutende Rolle. Eine ihrer Hauptaufgaben sollte nach dem Willen Gerlach von Münchhausens die Ausbildung von Juristen für den Staatsdienst und die Diplomatie sein. Jacob Grimm, der Bruder von Wilhelm Grimm, hat während seiner Göttinger Jahre an der Bibliothek als Rechtsbibliothekar gewirkt (seine handschriftlichen Eintragungen finden sich zahlreich im historischen Bandkatalog) und die Bibliothek als Fundus für seine rechtshistorischen Arbeiten zu Rate gezogen. Berühmte Rechtsprofessoren wie Johann Stephan Pütter oder Georg Christian Gebauer wurden nach Göttingen berufen. Nach Gebauers Tode wurden die wertvollsten Teile seiner " Deutschen Bibliothek" angekauft (ca. 3500 ältere deutsche Drucke fast aller Wissensgebiete, darunter zahlreiche Landesverordnungen, Reichsabschiede sowie 24 Ausgaben des Sachsenspiegels und 9 Ausgaben der Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V.). Um die Arbeit des Spruchkollegiums der Göttinger Juristenfakultät zu unterstützen, wurden um 1737 Abschriften der deutschen Land- und Stadtrechte gesammelt und die " Deductionen- und Actensammlung" des Assessors am Reichskammergericht in Wetzlar, Georg Melchior von Ludolf (1667-1740), angekauft. Die umfangreichen, meist handschriftlichen Aktenbestände des Spruchkollegiums gingen Ende des 19. Jhs an die Bibliothek über.

2.50 Die Beschreibung der insgesamt über 100.000 Titel folgt der alphabetischen Reihenfolge des Gesamtconspectus. Den Zahlenangaben liegt eine Schätzung der katalogisierten Titel zugrunde, die durch Messung am Regal erfolgte. Die Aufschlüsselung der Literatur nach Sprachen wurde anhand von Stichproben vorgenommen.

2.51 Bis zum Jahre 1945 war ein reicher Bestand an Parlamentsschriften (" Acta parlamentorum") vorhanden, wie stenographische Berichte, Sitzungsprotokolle, Landtagsverhandlungen und Parliamentary Papers, geordnet nach Ländern. Durch Tauschabreden, insbesondere mit Großbritannien, erhielten die Bestände erheblichen Zuwachs ( z. B. Journals of Parliament oder die Veröffentlichungen der Record Commission). Bei Ende des Zweiten Weltkrieges gingen jedoch bis auf wenige Registerbände die Bestände dieser Abteilung verloren. Einige wichtige Parlamentaria konnten wiederbeschafft werden, z. B. durch den Kauf von Ersatzexemplaren, Neudrucken oder Mikroformen ( u. a. Protokolle über die Verhandlungen des Bundesraths des Deutschen Reichs nebst den Drucksachen zu den Verhandlungen des Bundesraths des Deutschen Reichs; The parliamentary or constitutional History of England 1761-1763; House of Commons British sessional Papers 1731-1800; American State Papers, Documents, legislative and executive of the Congress of the United States; Cahiers des états généraux). - Die ursprüngliche Abteilung " Acta publica" beinhaltete Texte zahlreicher Friedensverträge, Kapitulationsurkunden, Sammlungen völkerrechtlicher Verträge und verfassungsrechtlicher Quellen. Bei der Neuanlage von historischen Katalogen (vor allem zur speziellen Staatengeschichte) wurden diese Eintragungen entnommen und den neuen Katalogen zugeordnet (Verweisungen an den alten Systemstellen).

2.52 Bei den " Deductiones juris" (ca. 12.000 Titel) handelt es sich um eine in ihrer Art einzigartige Sammlung deutscher und lateinischer sowohl gedruckter als auch handschriftlicher juristischer Gutachten, die alphabetisch nach Parteien geordnet dem Spruchkollegium der Göttinger Juristenfakultät zur Rechtsfindung diente. Die meisten Entscheidungen stammen aus der Zeit zwischen der Mitte des 17. und 18. Jhs. Diese Sammlung wurde später durch die Bibliotheken Georg Melchior von Ludolfs und Johann Jacob Mosers (1701-1785) erheblich bereichert. Da Ludolf von 1710 bis 1740 Mitglied des Reichskammergerichts in Wetzlar war, betreffen die von ihm herrührenden Akten und Gutachten, z. T. mit seinen Notizen versehen, größtenteils Prozesse dieses Gerichts. Zahlreiche private Rechtsgutachten bedeutender Juristen ( u. a. Rudolf von Jhering, Georg Jellinek, Paul Laband) sind ebenfalls hier zusammengefaßt. Häufig sind Fragen der Erbauseinandersetzung und Erbfolge deutscher Fürsten- und Adelshäuser oder die Stellung der Kirche oder ihrer Orden Gegenstand des Rechtsstreits ( u. a. die Erbfolgestreitigkeiten zwischen Österreich und Bayern, die Auseinandersetzung über die Thronfolge im Fürstentum Lippe oder die Auflösung des Jesuitenordens). Mehrere Rechtsprobleme standen im Ausland zur Lösung an, wie in den Rechtsgutachten Rudolf von Jherings z. B. zum " Rechtsstreit der Gotthard-Gesellschaft gegen die Unternehmung des großen Tunnels" oder " In der Sache des Hafenbaus zu Patras" nachzuvollziehen ist.

2.53 Die Abteilung " Juris decisiones" umfaßt ca. 5000 Titel zivil-, straf- und öffentlichrechtlicher Urteile und Gutachten oberster europäischer und US-amerikanischer Gerichte sowie europäischer Rechtsgelehrter. Unter den Entscheidungen sind auch englische, französische und italienische Gerichtshöfe vertreten. Beachtenswert sind die kirchlichen Tribunalfälle aus dem 16. Jh, die Entscheidungssammlungen der führenden deutschen Spruchkollegien einschließlich der Göttinger Juristenfakultät sowie unter " Decisiones" ein kleiner Bestand reizvoller " Decisiones amatoriae", fiktive Entscheidungen von Minnegerichten aus der Mitte des 16. Jhs bei Liebesproblemen an Hand von Beispielsfällen sowie Abhandlungen über die Funktion von Minnehöfen. Innerhalb der Sammlung der sogenannten Privatgutachten fallen viele (130) von italienischen Juristen auf. Unter " Juris materiae" finden sich ca. 3500 Monographien zu Einzelfragen des Privatrechts in der Regel Monographien zum römischen und sonstigen antiken Recht wie auch zur vergleichenden Rechtswissenschaft (internationales Privatrecht s. " Jus gentium privatum", als Untergruppe des " Jus gentium", 2.68; modernes deutsches Zivilrecht s. " Jus Germanicum", 2.72-2.73).

2.54 Die ca. 1800 Titel der " Juris praecognita" (davon 33 Inkunabeln, darunter 8 zum Thema " Vocabularis juris") umfassen Werke zur Rechtstheorie. Der Bestand gliedert sich in Allgemeine Theorie des Rechts (Grund- und Vorbegriffe); Enzyklopädische Darstellungen (Enzyklopädie und Methodologie der Rechtswissenschaft); Allgemeine und antike Rechtsgeschichte (Gesamtdarstellungen, Rechtsinstitute); Rechtsstudien und Rechtsunterricht; Lexikalische Hilfsmittel quellenkundlicher und sprachlicher Art; " Regulae juris" u. ä. Sammlungen; Sachwörterbücher (Reallexika).

2.55 Die Abteilung " Juris praxis" enthält ca. 3000 Titel (darunter 40 Inkunabeln) zu Gerichtsverfassung, Prozeßrecht im allgemeinen und Zivilprozeß ( u. a. Sebastian Brant, Richterliche Klagspiegel, Straßburg 1516 u. ö. sowie diverse Formularbücher). Die Abteilung gliedert sich in ca. 100 Einzelgebiete ohne besonderen Sammelschwerpunkt. Alle Problemkreise zum Prozeßrecht sind über den vorangestellten Conspectus erschlossen.

2.56 Bei den ca. 1650 Titeln der Sachgruppe " Juris systemata" handelt es sich um Darstellungen der verschiedenen Rechtssysteme mit Schwerpunkt 16. bis 18. Jh (ca. zwei Drittel des Bestandes). Die Darstellung der Rechtssysteme folgt hauptsächlich der Gliederung des Corpus iuris civilis, den Institutionen und dem Plan der Pandekten. Zahlreich ist die Literatur zu den Vor- und Nachteilen des römischen Rechts sowie zur Anwendung des römischen Rechts in modernen Staaten.

2.57 Unter " Juris varia" sind ca. 4000 Titel zusammengefaßt, Sammlungen juristischer Abhandlungen sowie Werke einzelner Juristen (nach Nationen gegliedert, italienische Autoren aus historischen Gründen vorab). Es folgen Schriften zur vergleichenden Rechtswissenschaft, vorwiegend allgemeine und zusammenfassende Darstellungen sowie Sammelschriften, insbesondere Festschriften, darunter auch Universitätsschriften, insbesondere Dissertationen seit Beginn des 17. Jhs.

2.58 Die Sachgruppe " Jus camerale" (knapp 900 Titel) behandelt die Reichshofrats- und Kammergerichtsprozesse. Erwähnenswert sind ein Erstdruck der Reichskammergerichtsordnung aus dem Jahr 1495, die Entscheidungssammlungen der " Reichsvikariatsgerichte" zu Augsburg und München sowie die Prozeßordnungen des " Kaiserlichen Hofgerichts zu Rottweil" (4 Exemplare seit 1535, davon 2 aus den Jahren 1573 und 1575 mit den von Kaiser Maximilian II. erlassenen Neuerungen).

2.59 Die Systemstelle " Jus canonicum" umfaßt ca. 4400 Titel, darunter 194 Inkunabeln. Das Themenspektrum umfaßt sowohl das innerkirchliche Kirchenrecht für Katholiken, Protestanten oder andere Glaubensgemeinschaften wie die Grundsätze, nach denen das Verhältnis von Kirche und Staat gestaltet ist. Erwähnung verdienen die zahlreichen Bullensammlungen und Bullarien einzelner Päpste oder Orden. Neben 25 Sammlungen aus dem 17. Jh ist eine Kollektion aus dem 15. Jh mit Bullen von Papst Sixtus IV. beachtenswert; die berühmte Reformationsbulle Papst Leos X. (1541) ist ebenfalls vorhanden. Aus dem Jahre 1781 stammt die Bulle " Unigentibus" von Clemens XI., im Jahre 1713 gegen die Jansenisten erlassen. Darüber hinaus liegen zahlreiche päpstliche Briefe, Enzykliken oder Rundschreiben vor, so in der Sammlung des Stephanus Baluzius mit Briefen von Innozenz III. (Paris 1682).

2.60 Neben kirchlichen Gesetzen findet sich eine reiche Kollektion zum Corpus iuris canonici und seinen Teilen, z. B. das Decretum Gratiani (Straßburg 1472), der Liber Extra (Basel 1478) oder die Dekretalen Gregors IX. Unter den 14 Inkunabeln aus der Zeit von 1478 bis 1496 finden sich der Liber Sextus (Straßburg 1470) von Papst Bonifaz VIII. sowie die Clementiae, benannt nach Papst Clemens V. Hinzu kommen die Extravagantes, die Dekretalen späterer Päpste und weitere Anhänge. Zahlreiche Erörterungsschriften und Kommentare zum Decretum Gratiani stammen aus dem 15. Jh, die früheste Ausgabe aus dem Jahr 1472. Druckorte sind u. a. Nürnberg, Paris, Rom, Antwerpen oder Venedig. Reiche Bestände belegen Stellung und Rechte des Papstes sowie die Geschichte des Kampfes zwischen Kaisertum und Papsttum ( z. B. in der Schrift Defensor pacis, o. O. 1522, des Marsilius von Padua).

2.61 Die Rechte der Geistlichen, das kirchliche Sachenrecht, der Gottesdienst, die Sakramente, das Ehe- und Verwaltungsrecht, das Gerichtswesen und das kirchliche Strafrecht sind reich vertreten ( u. a. Abhandlungen über Exkommunikation oder Kirchenbann, Absetzung oder Degradation bei Vergehen oder Verbrechen z. B. durch Häretiker oder Schismatiker). Zur " Hexenverfolgung" s. " Jus criminale" (2.64). Unter den ausländischen Kirchenrechten ist insbesondere das anglikanische beachtenswert (ca. 110 Titel des 16. und 17. Jhs, ab 1547).

2.62 Die Systemstelle " Jus criminale" umfaßt ca. 5000 Titel (darunter 17 Inkunabeln). In die neubearbeiteten Kataloge, die zwischen Strafrecht im materiellen Sinne und Strafprozeßrecht unterscheiden, ist der etwa 100 Jahre ältere " Böhmersche Katalog" eingearbeitet, ebenso der gegliederte " Böhmersche" Conspectus mit Index. Die inhaltliche Gliederung entspricht der modernen Aufbaumethodik des Strafrechts.

2.63 Unter " Strafrecht, Allgemeiner Teil" in der Rubrik " Quellen" finden sich Abhandlungen über die Entstehungsgeschichte der Constitutio Criminalis Carolinae, der " Peinlichen Gerichtsordnung" Kaiser Karls V. Von ihrer ersten amtlichen Ausgabe (Mainz: Ivo Schäfer 1533) sind 2 Exemplare vorhanden. Entwürfe und Materialien der Gesetze, die nach der Constitutio in Kraft traten, schließen sich an. Unter " Systematische Gesamtdarstellungen" finden sich einige norditalienische Inkunabeln, unter " Miscellen" Festschriften und Sammelschriften. Neben Schriften über Grund und Zweck des Strafrechts sind auch einige Arbeiten aus dem 17. Jh über die " Allgemeinen Lehren des Strafrechts" vorhanden. Es folgen die verschiedenen Strafarten ( u. a. Todesstrafe, Freiheitsstrafe, Pranger, Amtsenthebung, Geldstrafe) sowie die Bereiche Strafänderung, Strafumwandlung, Strafmaß und -zumessung. Zum Bereich der Strafmilderungsgründe sind ca. 40 Abhandlungen aus dem 18. bis 19. Jh vorhanden. Rechtsfragen wie Verjährung oder Begnadigung beschließen diesen Teil.

2.64 Unter " Strafrecht, Besonderer Teil" werden in scheinbar willkürlicher Reihenfolge die einzelnen Delikte aufgeführt, beginnend mit den Tötungsdelikten. Diesen folgen die Vergehen gegen die Ehre (Injurien im allgemeinen, Verbalinjurien, Realinjurien). In großer Anzahl sind auch Werke zu Eigentumsdelikten, wie Diebstahl, Betrug, Raub, Erpressung, Unterschlagung, Untreue sowie Fälschungsdelikte vertreten, zu Sittlichkeits- und " Fleischesverbrechen" (" delicta carnis") sowie Religionsverbrechen ( u. a. Atheismus oder Gotteslästerung). Die Bestände zur " Hexenverfolgung" reichen von Jacobus Sprengers und Henricus Institoris' Malleus maleficarum oder " Hexenhammer", der für mehrere Jahrhunderte die Hexenprozeßordnung der Hexenrichter Europas bildete (Nürnberg 1494), bis zu Friedrich Spee von Langenfelds Cautio criminalis (Rinteln 1631). In weiteren Untergruppen sind Abhandlungen über Verbrechen gegen den Staat und seine Einrichtungen, die " Delicta contra fidam publicam" ( u. a. Hochverrat, Landesverrat, Spionage, Majestätsbeleidigung) zusammengefaßt. Entscheidungen zu diesen Delikten finden sich auch in den historischen Katalogen.

2.65 Einen weiteren Teilbestand bildet die Kasuistik des Kriminalrechts mit Sammlungen von Kriminalfällen oder einzelnen Fällen, alphabetisch nach Namen der Delinquenten geordnet, darunter rund 50 Kollektionen mit Fällen aus dem 16. und 17. Jh, einige davon, meist Begutachtungen kirchlicher Delikte, herausgegeben von Thomasius oder Boehmer. Unter den ausländischen Fallsammlungen treten besonders die englischen hervor ( u. a. Cotton Mather, The wonders of the invisible world: being an account of the tryals of several witches, lately executed in New England, London 1693). Unter den jüngeren Fallsammlungen finden sich zahlreiche historisch bedeutsame oder wissenschaftlich erörterte Kriminalfälle ( u. a. Schinderhannes, Kaspar Hauser, von Arnim, Zola, Johan Christian Woyzeck).

2.66 Der differenzierte Bestand zum Strafprozeßrecht umfaßt Gesetze und Darstellungen des Strafprozeßrechts im Ganzen, Abhandlungen zu einzelnen Verfahrenssubjekten sowie den Bereich Verteidigung (" Defensio inculpanti"), darunter auch Formularbücher aus dem 18. Jh zur Anfertigung von Defensionsschriften. Zur Erörterung der einzelnen Beweismittel finden sich zahlreiche Abhandlungen zu " Gottesurteilen" (Ordalen) und zur Folter. Ein größerer Bestand findet sich auch in der Systemstelle Strafvollstreckung (" Executië).

2.67 In der 525 Titel umfassenden Systemstelle " Jus feudale" finden sich hauptsächlich Titel zum Lehnsrecht. Neben Abhandlungen über die Entstehung des Lehnswesens (meist 18. Jh) liegen auch einige zeitgenössische Kommentare zum Lehnsrecht aus der Mitte des 16. Jhs vor. Außer dem Reichslehn wird insbesondere das Lehnswesen der deutschen Partikularstaaten sowie Italiens, Frankreichs oder Großbritanniens erörtert.

2.68 Das " Jus gentium" bildet, neben der Geschichte, zusammen mit der Systemstelle " Statistica" die Abteilung für Außenpolitik und äußere Beziehungen. Der Bestand zum Völkerrecht umfaßt ca. 6300 Titel (davon 15 Inkunabeln) einschließlich des " Jus gentium privatum", davon sind 35 lateinische Titel aus dem 16. Jh, 160 aus dem 17. Jh und 85 aus dem 18. Jh. Die Zahl der englischen und französischen Titel nimmt bis zum 19. Jh zu, die der französischen um ein Mehrfaches. Zu Beginn finden sich Quellenwerke, wie Georg Friedrich Martens, Recueil (Göttingen ab 1761) oder das von Ludwig Karl Aegidi und Alfred Kaufhold herausgegebene Staatsarchiv (Hamburg ab 1861). Die Einzelthemen reichen von der Stellung des Individuums bis zu Fragen der Piraterie, des Prisenrechts, der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit oder des Kriegsrechts, insbesondere aus der Zeit nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges ( u. a. Hugo Grotius, De jure belli ac pacis, Leipzig 1707, s. a. " Jus naturae", 2.75, und Kants Zum ewigen Frieden, Königsberg 1795).

2.69 Die Abteilung " Jus Germanicum" (16.400 Bde) umfaßt neben der deutschen Rechtsgeschichte auch das " Jus publicum" und das " Jus privatum", beginnend mit den ältesten Rechten der Germanen ( s. a. " Historia Germanica universalis"; " Jus Germanicum particulare" s. unter " Jus statutarium", 2.78-2.86). Die Zusammensetzung des Bestandes zum Zivilrecht folgt dem z. Z. der Katalogisierung herrschenden Rechtsverständnis. Den Anfang bilden umfassende, rechtsgeschichtliche Abhandlungen und Einführungsschriften u. a. von Johann Carl Heinrich Dreyer, Georg Christian Gebauer, Otto und Julius von Gierke, Paul Laband oder Ernst Peter Johann Spangenberg. Unter " Fontes" (Quellenwerke) findet sich eine umfassende Sammlung zum germanischen und frühen deutschen Recht, so z. B. der Sachsenspiegel (Augsburg 1481 u. ö.), eine Ausgabe von 1488, die unmittelbar auf einer Sachsenspiegelhandschrift beruht, sowie an frühen deutschen Rechtsbüchern der Schwabenspiegel, Layenspiegel und der Deutschenspiegel; an Stadtrechten u. a. das Magdeburger Recht.

2.70 Innerhalb des " Jus germanicum" nimmt das " Jus publicum" des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation den größten Umfang ein mit reichen Kollektionen zur Verfassungsgeschichte, zur Wahl, Stellung und der Regentschaft des Kaisers. Wichtige Quellenwerke sind Abschriften der Reichtagsakten und zahlreiche Bullen ( u. a. Kaiser Karls IV. Goldene Bulle, 1479) nebst deren Interpretationen, Reichsabschieden und den " Recessus imperii", die vom Kaiser genegten und bei der jeweiligen Entlassung des Reichtags verkündeten Beschlüsse des Reichtags, bis zu dem letzten, dem " jüngsten Reichsabschied" (1654). Auch über die verfassungsrechtlichen Grundlagen des Rheinbundes, des Deutschen Bundes, des Norddeutschen Bundes sowie des Deutschen Reiches liegen umfassende Bestände vor.

2.71 Zum Territorialstaatsrecht sind detaillierte Bestände zu den einzelnen Regierungsformen wie Monarchie oder Republik sowie zu verschiedenen Klassen von Regenten ( u. a. Fürsten, Herzöge, Grafen) vorhanden. Besonders umfangreich ist der Bestand zur Rechtsstellung der freien Reichsstädte und der Reichsritterschaft. Die Rechte der Obrigkeit sind ebenso dokumentiert wie die Rechte und Pflichten der Untertanen (wie Huldigung, Ehrfurcht und Gehorsam). Aufschluß über die staatliche Finanzhoheit geben Abhandlungen über verschiedene Steuern. Daneben finden sich zahlreiche Schriften zu Münzprivilegien. Ebenfalls dem " Jus Germanicum" zugeordnet sind die Bestände zur Stellung der Kirche, insbesondere zu den aus den Religionsverträgen resultierenden Rechten der Kirche ( u. a. der " Augsburger Religionsfrieden", der " Osnabrücker" bzw. " Westfälische Frieden") sowie zu den Rechten einzelner Konfessionen und Sekten. Den Abschluß des " Jus publicum" bildet das Militärrecht (von der Zeit der Germanen bis zur Neuzeit), u. a. mit Werken zum Thema Krieg und Frieden.

2.72 In der Untergruppe " Allgemeines Personenrecht" treten die jüngeren Rechte mit umfangreichem Quellenmaterial zu den Vorarbeiten des BGB in den Vordergrund. Es findet sich jedoch auch ältere Literatur zum Recht der persönlichen Freiheit, zur Rechtsstellung der Frau, zum Wohnsitz, zum Recht der Juden und zum Recht juristischer Personen. Unter der älteren Literatur zum Eigentumsrecht finden sich hauptsächlich Werke über " niedere Regalien", d. h. die sogenannten Forst-, Jagd- und Bergregale, sowie die Salinen-, Wasser- und Deichrechte; es folgen Hypotheken- und Grundschuldrecht, die Reallasten und die " Bannrechte", d. h. " Gewerbegerechtigkeiten".

2.73 Unter dem " Besonderen Teil des Schuldrechts" sind die Bestände zu Kauf und Verkauf (insbesondere Viehkauf und Gewährleistung), Versicherungen, Wechselrecht, Haftpflichtrecht und zu der sogenannten Schuldenbereinigung aufgeführt (darunter 22 Titel aus dem 17. Jh). Zum Familien- und Erbrecht findet sich die Literatur über das eheliche Güterrecht, die Vormundschaft oder die Rechte der unehelichen Kinder. Das eigentliche Erbrecht ist mit nur ca. 70 Titeln vertreten.

2.74 Die Sonderrechte des deutschen Rechts erstrecken sich auf den großen Bereich des Adelsrechts, das Stadt- und Bürgerrecht, das Studentenrecht sowie das Recht der Bauern und ihre Pflichten. Auch das Landwirtschaftsrecht (wie u. a. das Weide-, Schäferei- und Taubenrecht) ist gut sortiert. Die Bestände zum Gewerberecht steigen seit Inkrafttreten der Gewerbeordnung von 1869 sprungartig an, ebenso die Arbeits- und Sozialgesetze. Es folgen die Bestände zum gewerblichen Rechtsschutz, zum Patent- und Markenrecht, zum Handels-, Aktien- und Urheberrecht (zu letzterem Gutachten des 17. und 18. Jhs, u. a. von Johann Stefan Pütter) sowie zum Schiffahrts- und Seerecht, insbesondere zum Havarierecht, darunter auch einige englische Titel des 18. Jhs.

2.75 Die Rechtsphilosophie (" Jus naturae") ist mit ca. 570 Titeln am Schluß der Abteilung Philosophie zu finden (s. 2.371-2.372). Genannt seien hier als Beispiele Hugo Grotius' De jure belli ac pacis (Paris 1625), Hobbes' Leviathan (London 1651) und Fichtes Grundlage des Naturrechts (Jena und Leipzig 1796-1797).

2.76 Die meisten der 2100 Titel des " Jus Romanum", darunter 83 Inkunabeln, stammen aus dem 16. und 17. Jh. 220 Werke aus dem 19. Jh liegen in lateinischer Sprache vor, insbesondere Quelleneditionen mit kritischen und exegetischen Schriften. Neben Werken zum Recht der alten Völker mit den biblischen, mosaischen, attischen oder griechischen Ausprägungen und insbesondere dem älteren römischen Recht (" Zwölfta- felgesetz") sind die wichtigen Quellenwerke des römischen Rechts mit den Schriften des Gajus, des Ulpianus und des Paulus vorhanden ( u. a. der Codex Justinianus und Thomas Murner, Institutiones iuris Iustinani, deutsch, Basel 1519).

2.77 Das " Corpus iuris civilis" (C. J. C.) stellt den Kern dieser Systemstelle dar, beginnend mit einer Mainzer Ausgabe (Peter Schöffer 1475). Von den zahlreichen Ausgaben des 16. Jhs ist vor allem die von Gregor Haloander herausgegebene (o. J.) bedeutsam, da hier die verschiedenen Teile des Corpus iuris civilis erstmalig einer kritischen Bearbeitung unterzogen wurden. Außerdem finden sich seltene Ausgaben von Dionysius Gothofredus, Jacobus Cujacius oder Russardus. Neben Ausbildungsliteratur und Lehrbüchern zum römischen Recht sind auch zahlreiche Werke zum griechisch-römischen oder byzantinischen Recht vorhanden.

2.78 Das " Jus statutarium" umfaßt die landesspezifischen und -typischen Rechte aller Länder weltweit bis hinunter zum Regional-, Gemeinde- und Ortsrecht (insgesamt ca. 35.000 Bde), wobei der Begriff " Jus statutarium" traditionell das gesamte Partikularrecht umfaßt. Beim deutschen Recht sind daher die " Vier Freien Städte des Deutschen Bundes" (Frankfurt, Bremen, Hamburg und Lübeck) mit ihren spezifischen Ortsrechten ebenso vertreten wie Gemeinden in den Regionen von Mecklenburg, Hessen oder Bayern. Detaillierte Darstellungen von Regionalrechten findet man insbesondere bei England, Frankreich, Italien und den USA. Ein alphabetisch-geographisches Register dient als Hilfsmittel. In der folgenden Beschreibung werden bestimmte Länder und Regionen exemplarisch dargestellt.

2.79 Zum österreichischen Recht liegen ca. 650 Titel vor, darunter ca. 50 lateinische. Aus dem 18. Jh stammen 140 Werke, aus dem 19. Jh ca. 400. Gut sortiert sind neben dem Staats-, Militär-, Kirchen- und Strafrecht auch Gesetze, Gesetzessammlungen, Zeitschriften und Kommentarliteratur. Zahlreiche für die österreichische Rechtsgeschichte wichtige Werke sind vorhanden, wie frühe Landesordnungen, Rechtsbücher (u. a. die Constitutio Criminalis Theresiana), darüber hinaus Monographien österreichischer Rechtsgelehrter wie Johann Baptist Sultingers Consuetudines Austriae (Leipzig 1716). Daran angebunden ist der Tractatus aurei von Bernhard Walther (Leipzig 1716). Von Nicolaus Beckman liegen vor die Defensio contra S. Pufendorf calumnias ( o. O. 1677) und die Idea juris statuarii et consuetudinarii Styriaci et Austriaci cum jure Romanao collati (Graz 1688), außerdem das Repertorium codicis oder ... über die josephinische allgemeine Gerichts- und Konkursordnung (Prag und Wien 1781). Historisch bedingt finden sich hier auch Werke zu den Rechten der Gebiete Triest, Böhmen und Mähren, Tschechien sowie der Slowakei.

2.80 Erwähnenswert im Bestand zum bayerischen Recht (ca. 650 Titel) sind die Bambergische Halsgerichtsordnung (1508) und die älteste gedruckte deutsche Stadtrechtsreform, die Nürnberger Reformation von 1479 (Anton Koberger, 1484) sowie die 3 amtlichen Ausgaben von 1503 (Nürnberg: Hieronymus Holtzel), von 1522 (Nürnberg: Friedrich Peypus) sowie die letzte Ausgabe von 1564.

2.81 Zu Württemberg und Baden liegen ca. 400 Titel vor, davon 47 aus dem 16. Jh, darunter 6 Titel zum Württembergischen Landrecht. Außerdem finden sich Gesetzessammlungen, Abhandlungen zum Erbrecht sowie zum Kirchenrecht, u. a. die Württembergische Kirchenordnung von 1555, innerhalb des Landesrechtes des Großherzogtums Baden eine Reihe von Gesetzesentwürfen und Verordnungen vom Ende des 19. Jhs.

2.82 Die Rechtsliteratur zum Königreich Sachsen (ca. 560 Titel) enthält neben einigen Werken aus dem 16. Jh (meist Gerichts- und Hofgerichtsordnungen) alle relevanten Rechtsmaterien, insbesondere das Staats- und Verfassungsrecht. Das Gros der Werke ist deutschsprachig, 45 lateinische Titel liegen vor, davon 8 aus dem 19. Jh. Im Bestand zu Thüringen, mit den Großherzog- und Herzogtümern Sachsens finden sich ca. 290 deutschsprachige Titel zum Recht der Regionen Thüringen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Fürstentum Reuß (ältere Linie), Ruthen-Plauen, Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen.

2.83 Der hessische Bestand (ca. 500 Titel) dokumentiert die Regionalrechte von Kurhessen (mit der ersten freiheitlichen Verfasungsurkunde vom 5. Januar 1831 nebst deren Kommentierungen), von Hessen-Nassau und Hessen-Darmstadt. Zu letzterem finden sich verschiedene Ausgaben zur Reformation der Stadt Worms von 1498 bis 1542. Einen größeren Umfang nehmen die Abhandlungen zu den in den Preußischen Rheinprovinzen geltenden, französisch beeinflußten Rechtsmaterien ein. Den Abschluß bildet die Rechtsliteratur zum Fürstentum Waldeck.

2.84 Für Preußen sind ca. 2500 Titel aus dem 19. und 20. Jh nachgewiesen. Auf das für ganz Preußen allgemein geltende Recht folgen die regionalen Bezüge (Mark Brandenburg, Berlin, Niederlausitz, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen, Westfalen, Rheinprovinz, Ostgebiete, Ost- und Westpreußen sowie Danzig). Vielfältig sind die Gesetze, Gesetzessammlungen und staatlichen Verordnungsblätter wie auch die Bestände zur preußischen Verfassung und Verwaltung, u. a. zum besonderen Verwaltungsrecht mit zahlreichen Werken zum Polizei- und Schulrecht. Rechtsliteratur zur Stadt Berlin findet sich beim Mecklenburgischen Recht. Bedeutende Bestände weist auch das Kirchenrecht für den Raum Westfalen auf.

2.85 Umfangreich ist das Material zum Fürstentum Braunschweig-Lüneburg und zum ehemaligen Königreich Hannover (ca. 860 Titel des 19. Jhs), darunter viele Ortsstatute. Die Werke zu Mecklenburg (knapp 400 Titel) sind größtenteils deutschsprachig. Neben dem Teilungsvertrag vom 9. Juli 1611 finden sich auch die Regionalrechte von Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow und Mecklenburg-Strelitz sowie die Ortsrechte von Rostock oder Wismar. Hier sind außerdem die Landesrechte von Schleswig-Holstein, Lauenburg sowie der Inseln und Halligen (u. a. Sylt, Föhr und Helgoland) verzeichnet.

2.86 Der größte Teil der 585 Schriften zu Anhalt stammt aus dem 19. Jh. 21 Titel stammen aus dem 16. Jh. Verzeichnet sind an dieser Stelle neben dem Regionalrecht von Anhalt die Rechte der Gebiete Bernburg, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe und Oldenburg sowie die Rechte der Freien Städte Frankfurt, Bremen, Lübeck und Hamburg, wobei das hamburgische Recht den größten Raum einnimmt. Titel zum allgemeinen hansestädtischen Recht folgen. Abschließend ist das Recht des Königreichs Westfalen verzeichnet. Für die restlichen deutschen Rechtsgebiete, die regional gesondert ausgewiesen werden, sind alle wichtigen Bereiche des Zivilrechts, Strafrechts oder öffentlichen Rechts vorhanden.

2.87 Zum Schweizer Recht (280 Titel) liegen aus dem 17. und 18. Jh relativ wenige Werke vor. Erwähnenswert ist die Gerichtsordnung der Stadt Bern aus dem Jahre 1615. Von den 530 Titeln zum belgischen Recht stammen aus dem 16. Jh 9, aus dem 18. Jh 305. Die meisten Quellen sind in niederländischer Sprache, 64 in Französisch. Fast 100 lateinischsprachige Werke stammen aus dem 19. Jh. Innerhalb des belgischen Zivilrechts treten zahlreiche Parallelen zum französischen Code civil auf. Zentrale Fragen sind der Sprachenstreit zwischen Flamen und Wallonen sowie die Selbständigkeit Belgiens und Luxemburgs.

2.88 Die Systemstelle zu Italien umfaßt bis zum Anfang des 19. Jhs ca. 400 Titel, davon ca. 130 in lateinischer Sprache (2 Werke aus dem 15. und 50 aus dem 16. Jh). Der größte Teil der italienischsprachigen Literatur (152) stammt aus dem 19. Jh. Viele Aspekte des italienischen Zivil-, Straf- oder öffentlichen Rechts mit den regionaltypischen Spezifika sind vertreten. Zahlreiche Werke finden sich zu den Landesteilen Neapel, Genua, Sardinien, Lombardei, Venedig und der Vatikanstadt. Zu den frühesten Titeln zählen Ortsstatute, wie das der Stadt Rom (1466) oder die reformierten Statuten von Bologna (1550).

2.89 Das französische Recht bildet mit ca. 1000 Titeln (aus dem 16. Jh 24, aus dem 17. Jh 132, aus dem 18. Jh 233 und aus dem 19. Jh ca. 540) den größten Komplex innerhalb der ausländischen Rechtsliteratur, wobei die französische Sprache schon früh das Lateinische ablöst. Erwähnenswert sind diverse Edikte, Ordonnanzen, Konkordate und Bullen aus dem 15. Jh neben strafrechtlichen Abhandlungen und Gesetzbüchern. Umfangreiches Quellenmaterial liegt vor zur Hauptstadt Paris, zur Französischen Revolution sowie zur Stellung der Monarchie. Darüber hinaus sind zahlreiche Abhandlungen zu Provinzrechten verzeichnet; besonders reich ist der Bestand zur Normandie und zu Elsaß-Lothringen (u. a. die " Straßburger Ordnungen" aus dem 16. und 17. Jh). Weiterhin gibt es Material zu Status und Rechten der französischen Kolonien sowie Korsikas. Zum spanischen Recht liegen 345 überwiegend spanischsprachige Titel vor ( z. B. Leyes de Toro, Salamanca 1541). Drei der 35 Werke des 16. Jhs sind in Lateinisch verfaßt. Unter den 150 Titeln des 19. Jhs finden sich auch Bearbeitungen des portugiesischen Rechts.

2.90 Von den 750 Titeln zu England sind 40 in Lateinisch, ca. 500 Titel aus dem 19. Jh in Englisch verfaßt. Ausnahmen bilden die " case"-Sammlungen, die im 17. Jh in französischer Sprache erschienen ( z. B. Les Reports del Cases en Ley, que furent argues en le temps de ... Henry le IV & Henry le V). Wichtige Werke gibt es zu den im englischen Recht bedeutenden Billigkeitsgrundsätzen, zum Grundstücksrecht, zum Verhältnis zwischen König und Parlament, zu den Rechten und Pflichten des Königs, zur rechtsgeschichtlichen Entwicklung des House of Commons oder des House of Lords und zur Entstehung und Stellung der Anglikanischen Kirche ( s. a. " Jus canonicum", 2.61). Erwähnenswert ist das von dem englischen Staatsmann Thomas Pelham, Duke of Newcastle, geschenkte Lords journal mit Oberhausprotokollen aus den Jahren 1713 und 1714, in denen z. B. unter dem 1. August 1714 die Vereidigung der Peers auf den ersten englischen König aus dem Hause Hannover protokolliert ist. Umfangreiches Material liegt auch zur rechtlichen Stellung des British Commonwealth und zu Rechtsproblemen der englischen Kolonialherrschaft vor. Quellen zum irischen und schottischen Recht sind ebenfalls vorhanden, u. a. von Thomas Kennedy Lowry, General Rules and orders of the equity side of the court of Exchequer in Ireland (Dublin 1838). Von Sir George Mackenzie liegen The Institutions of the Law of Scotland (London 1694) vor, die erste Gesamtdarstellung des schottischen Rechts. Die Abhandlungen zum schottischen Recht befassen sich vornehmlich mit der staatsrechtlichen Sonderstellung Schottlands.

2.91 An skandinavischem Quellenmaterial liegen ca. 400 Titel zu Island, Norwegen, Finnland, Dänemark und Schweden vor, meist zur Rechtsmaterie von Dänemark und Schweden. Die frühesten Werke stammen aus dem 16. Jh. Neben 40 deutschsprachigen Werken finden sich 60 lateinischsprachige. Nennenswert sind zahlreiche Quellen zu nordischen Herrschern.

2.92 Die frühesten Titel zum russischen, ungarischen und griechischen Recht (ca. 200 Titel) stammen aus dem 16. Jh, die Hauptbestände aus dem 18. und 19. Jh. Beim ungarischen Recht gibt es umfassende Literatur zum Provinzrecht, wie auch aus historischen Gründen zum Recht der Regionen Bosnien, Slowenien, Kroatien und Serbien. Das russische Recht nimmt etwa die Hälfte des Bestandes ein. Bemerkenswert sind zahlreiche " Ukasi" aus der Sammlung Asch (s. o. 1.11), die von der Regierungszeit Zar Peters I. bis zu der Pauls I. reichen. Zur Leibeigenschaft, von ihrer Entstehung bis zu ihrer Abschaffung, ist ein beachtlicher Bestand vorhanden. In der Abteilung " Slavorum in genere" enthält der Teil " Provinciae Balticae" (ca. 180 Titel) erwähnenswerte Quellen, vor allem zu dortigen Minderheitenrechten. Beim polnischen Recht finden sich einige Werke zum rechtsgeschichtlichen Hintergrund der Teilungen Polens. Unter " Jus ecclesiasticum" liegen zahlreiche Quellen zu den Rechten der römisch-katholischen Kirche in Polen vor, aber auch Werke zu den Rechten der religiösen Minderheiten Polens.

2.93 Zum türkischen Recht sind umfangreiche Quellen vorhanden, u. a. zur Entstehung des Osmanischen Reiches, z. B. von Demetrios Nicolaides u. a., Législation Ottomane, ou Recueil des lois, règlements ordonnances, traités, capitulations et autres documents officiels de l'empire Ottoman (Konstantinopel 1873). Vereinzelt finden sich auch Quellen zu Finnland, Rumänien, zur Ukraine, zu Serbien, Albanien und Bulgarien in Deutsch, Lateinisch und Polnisch. Ein Großteil des Materials stammt aus dem 17. bis 19. Jh. Die 62 Titel zum afrikanischen Recht stammen überwiegend aus dem 19. und dem 20. Jh. Neben englischsprachigen Werken findet sich auch eine größere Anzahl arabischsprachiger, meist zum ägyptischen Landesrecht. Daneben nimmt das länderübergreifende islamische Recht breiten Raum ein.

2.94 Zum Recht der asiatischen Länder liegen fast ausschließlich Quellen aus dem 19. Jh vor (ca. 100 Titel), meist in englischer oder französischer Sprache; darüber hinaus sind auch einige Werke in den jeweiligen Landessprachen (indische Sprachen, Chinesisch oder Japanisch) vorhanden. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der staatlichen Entwicklung der einzelnen Länder, der landestypischen Rechte und der zwischenstaatlichen Beziehungen. Zum indischen Recht (s. a. 2.450) liegen mehrere Titel aus dem 19. Jh zu Erbrechtsfragen vor ( u. a. Dyabhaga von Jimutavahana), zum Eherecht, zum Prozeßrecht, zum Hindu-Recht und insbesondere zur staatsrechtlichen Stellung Indiens als britischer Kronkolonie. Zahlreiche Publikationen behandeln das Recht im indonesischen Inselraum während der niederländischen Kolonialzeit. Die Werke zum chinesischen Recht befassen sich u. a. mit dem Mandschu-Recht sowie mit dem Recht der ausländischen Pachtgebiete Hongkong oder Kiautschou ( z. B. Ordonances of Hongkong for Hongkong 1890-1897). Das japanische Recht ist, insbesondere aus der Zeit der Reformen der Meji-Ära, mit einigen Strafgesetzbüchern in französischer Sprache sowie mit Entwürfen von Zivilgesetzbüchern vertreten.

2.95 Die meisten der ca. 120 Titel zum südamerikanischen Rechtsraum " Americae ab Hispanis et Lusitanis occupatae" stammen aus dem 19. Jh, überwiegend spanischsprachig. Alle großen Staaten sind mit ihren Gesetzen und Verordnungen vertreten, wobei Argentinien den größten Raum einnimmt. Die Bestände zu " Americae ab Anglis et Gallis occupatae" (ca. 180 Titel) betreffen Nordamerika sowie Australien und Neuseeland, insbesondere das nordamerikanische Recht. Viele für die amerikanische Staatsgeschichte, die amerikanische Unabhängigkeit, die Entwicklung der Demokratie und der Menschenrechte bedeutende Urkunden sind vorhanden, u. a. die Gesetzessammlung All the laws of Maryland (Annapolis 1700) von William Bladen, die als eines der ersten in der Kolonie Maryland gedruckten Bücher gilt; von den 3 erhaltenen Exemplaren ist wohl nur das Göttinger Exemplar vollständig. Ansonsten liegen vor The Charters of the Province of Pennsylvania (Philadelphia 1742), The Laws of New York (New York 1752), The Acts of Congress assembled July 4th (1776), The laws of the United States of America (Philadelphia 1796) und The Constitution, as formed for the United States, by the Federal Convention, held at Philadelphia, in the year 1787 (Philadelphia 1787).

2.96 Bei der Sammlung The Federalist handelt es sich um die erste Ausgabe in Buchform einer Serie von 85 Artikeln zur Ratifizierung der neuen Bundesverfassung der Vereinigten Staaten durch den Staat New York ( s. a. " Historia America"). Wichtig für die amerikanische Verfassungsgeschichte ist auch der Erstdruck der Resultate der ersten amerikanischen Volkszählung mit dem handschriftlichen Namenszug Thomas Jeffersons. Einen wichtigen Platz nehmen die Quellen ein, die sich mit dem rechtlichen Status der Farbigen beschäftigen.

Carl Manfred Grebe

Staatswissenschaften (Politica, Mercatura, Statistica)

2.97 Der Bereich umfaßt 5700 historische Monographien und 329 Periodika, von denen 24 im 18. Jh und 305 im 19. Jh beginnen. Von den Zeitschriften entfallen 6 auf den Bereich " Mercatura" und 82 auf den Bereich " Statistica". An Monographien einschließlich Serien sind unter " Politica" vorhanden 159 Titel aus dem 16. Jh, 616 aus dem 17. Jh, 836 aus dem 18. Jh und 2764 aus dem 19. Jh. Von den 643 Titeln der " Mercatura" stammen 22 aus dem 16. Jh, 94 aus dem 17. Jh, 317 aus dem 18. Jh, 202 aus dem 19. Jh, 8 sind ohne Jahresangabe. Von den 686 Titeln " Statistica" entfallen 16 auf das 16. Jh, 77 auf das 17. Jh, 197 auf das 18. Jh und 396 auf das 19. Jh, 25 sind ohne Jahresangabe.

2.98 Mehr als die Hälfte des Bestandes ist deutschsprachig. Die 2439 fremdsprachigen Titel verteilen sich auf 693 lateinische (" Politica" 628, " Mercatura" 18, " Statistica" 47), 877 französische (" Politica" 660, " Mercatura" 81, " Statistica" 136), 442 englische (" Politica" 350, " Mercatura" 41, " Statistica" 51). In sonstigen Sprachen liegen 424 Titel vor (" Politica" 329, " Mercatura" 39, " Statistica" 59). Von den 122 fremdsprachigen Zeitschriftentiteln sind 63 in Französisch (" Politica" 25, " Mercatura" 5, " Statistica" 33), 43 in Englisch (" Politica" 25, " Statistica" 18) und 16 in sonstigen Sprachen (" Politica" 10, " Statistica" 6).

2.99 Mit Gründung der " Reformuniversität" Göttingen entwickelte sich im 18. Jh eine empirische Forschungstradition auf den Gebieten der Staatswissenschaften, während das Hauptinteresse im 19. Jh auf der Rezeption der älteren und jüngeren Historischen Schule lag; Quellen- und Sekundärwerke, die die demographischen, soziologischen, wirtschafts- und staatswissenschaftlichen sowie kulturgeschichtlichen Befunde verzeichnen, bilden daher einen Sammelschwerpunkt. Dem Katalog sind Conspecti vorangestellt. Viele inhaltlich relevante Werke sind auch an anderen Stellen ( z. B. " Historia literaria librorum") aufgestellt.

2.100 " Politica I" enthält die Abschnitte " Von den Staatswissenschaften", " Von der Geschichte des Menschengeschlechts" und " Von der Politik". Politologische, rechts- und soziologische sowie staatsrechtliche Aspekte werden vor allem in den (lateinischen) Dissertationen der früheren Universität Helmstedt (Hermann Conringius) aus dem 17. Jh abgehandelt. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die staatswissenschaftlich-historiographischen Serien ab Ende des 19. Jhs. Von dem Begründer der Historischen Schule der Nationalökonomie Wilhelm Roscher liegt der Grundriß zu Vorlesungen über die Staatswirthschaft (Göttingen 1843) vor.

2.101 Allgemeine Werke zur Staatskunst und -ethik, zur Staatsverwaltung und Volkswirtschaft sowie zur Politischen Ökonomie schließen sich an, ebenso Werke zur Staatsbürgerkunde, u. a. von August Ludwig Schlözer (1793-1804). Die Soziologie, mit Schwerpunkt Gesellschaftslehre und Kultursoziologie, ist vertreten mit Werken (teils aus dem 18. Jh) zu Familien- und Frauenfragen (Anstandsregeln und Erziehung), zu Fragen der Ehe und Hauswirtschaftslehre, zur Nationalitätenfrage und zum " Rassenproblem", darunter viele Judaica.

2.102 Die Bevölkerungswissenschaft (Demologie) ist u. a. mit Robert Thomas Malthus und dem Göttinger Sozialwissenschaftler Wilhelm Lexis vertreten. Vorhanden ist ein breites Spektrum kulturgeschichtlicher Werke, angefangen von Titeln zur angewandten Philosophie (Aufklärung, Sittengesetz, Staatskunst) bis zum Kolonialwesen (Auswanderungen, Landeskunde, Sprachen). Zu den Werken, die Kulturgeschichte und Politik betreffen, zählen die politologischen Utopien von einer " optimalen Republik" (zahlreiche lateinische Dissertationen des 17. Jhs), Verfassungsentwürfe und allgemeine Staatslehren. Ferner finden sich Werke zur Kameralwissenschaft und zu den Grundsätzen der Regierungskunst, z. B. von Gottfried Achenwall oder August Ludwig Schlözer.

2.103 Der Bereich " Politica II" mit den Abschnitten " Von der Staatsverfassung", " Von der Staatsverwaltung" und " Von der Polizei" umfaßt Staatslehre im politischen wie rechtlichen Sinne, ausgehend vom Gottesgnadentum bis hin zum Anarchismus. Inhaltlich reicht die Spannweite von philosophischen Begründungen der Freiheitsrechte über das Ständewesen (Adelsspiegel, Ordnungsregeln) bis zu Verkehrssystem, Finanzfragen und Armenpflege. Neben einer Inkunabel von Friedrich Reiser von Landskron, Hie nach volget die Reformacio (Augsburg 1497) prägen Werke des 16. bis 19. Jhs den Bestand, z. B. Thomas Morus' Utopia (Basel 1524) und Baldessare Castiglione, The Courtier of count Baldessar Castilio, in der englischen Übersetzung von Thomas Hoby (London 1588). Schwerpunkte der Bestände zur Staatsverwaltung liegen beim 16. bis 18. Jh und reichen von Machiavellis Principe (Palermo, i. e. London 1584, auch in vielen anderen Ausgaben und Übersetzungen) bis zu " Fürstenspiegeln" und " Fürstenbüchlein", u. a. mit Überlegungen zu Polizei, politischen Testamenten und sonstigen Standesregeln. Hierher gehören aber auch Anleitungen zur Unternehmensbesteuerung, zum Arbeitsschutz, zum Verkehr und anderen praktischen Verwaltungsfragen, auch mit Texten aus dem 17. und 18. Jh, aber vornehmlich aus dem 19. Jh.

2.104 " Politica III" gliedert sich in die Abschnitte " Von der Kameralwissenschaft", " Von der Finanzwissenschaft" und " Von der Volkswirtschaft". Bei den staatswirtschaftlichen Fächern Kameralwissenschaft und Finanzwissenschaft dominiert die Literatur des 18. und 19. Jhs. Die Klassiker der Kameralwissenschaft (Johann Heinrich von Justi, Carl Murhard, Georg Sartorius u. a.) sind ebenso vorhanden wie die Verteter der Politischen Ökonomie (David Ricardo, John Stuart Mill). Bemerkenswert sind Texte des 17. Jhs, z. B. Wilhelm von Schröder, Fürstliche Schatz- und Rent-Cammer (Leipzig 1686). Der finanzwissenschaftliche Bestand setzt erst im 19. Jh ein. Die Steuersysteme einzelner Staaten sind dokumentiert in zahlreichen Titeln über Auswande rungs-, Vermählungs- und Kriegsgewinnsteuern. Breiten Raum nehmen die Veröffentlichungen zum Staatsbankrott und zu den öffentlichen Schulden allgemein ein, aber auch zum Kassen- und Rechnungswesen.

2.105 Im Bestand zur Volkswirtschaftslehre (vor allem im 19. Jh) sind alle führenden Autoren vertreten, meist mit Erstausgaben, u. a. Simonde de Sismondi, Nouveaux principes d'économie politique (Paris 1819), Thomas Robert Malthus, Principles of political economy (London 1820) und John Ramsay McCulloch, The Principles of political economy (London 1825). Auch frühe deutsche Übersetzungen liegen vor. Adam Smiths Inquiry into the Wealth of Nations ist in der Originalausgabe (London 1776) vorhanden, außerdem Pierre Joseph Proudhons Système des contradictions économiques (Paris 1846).

2.106 Werke zu sozialökonomischen Fragen, insbesondere zur " Sozialen Frage" und zur kathedersozialistischen Gemeinwirtschaft liegen vor, ebenso zur Sozialpolitik. Vorhanden ist z. B. das gedruckte Protokoll der Eisenacher Versammlung vom Oktober 1872 (Leipzig 1873). Die Diskussion zur " Politischen Ökonomie" im Anschluß an Adam Smith ist ausführlich belegt; von Karl Marx liegt das Kapital in der Erstausgabe vor. Zur National-Ökonomie äußert sich u. a. Friedrich List, Nationales System der politischen Ökonomie (Stuttgart 1841).

2.107 Zu den Klassikern der theoretischen Nationalökonomie zählen Augustin Cournots Recherches sur les principes mathématiques de la théorie des richesses (Paris 1838) und Johann Karl Rodbertus-Jagetzows Zur Erkenntnis unserer staatswirthschaftlichen Zustände (Neubrandenburg und Friedland 1842). Der Bestand zur speziellen Volkswirtschaftslehre stammt aus dem 19. Jh und umfaßt Themen wie Beschäftigung, Arbeitszeit, Landflucht, Arbeitsschutz, industrielle Organisation, Raumwirtschaft und Siedlungswesen.

2.108 Bei den Beständen zur Betriebswissenschaft des 19. Jhs, speziell zur Handelslehre und Handelswissenschaft, reicht das Spektrum vom " ehrbaren Kaufmann" und allgemeinen Handlungsgrundsätzen ( z. B. Carl Murhard, Theorie und Politik des Handels, Göttingen 1831) über Unternehmungsführung und Rechnungswesen bis zu Wirtschaftssprachen, Warenkunde, Zahlungsweisen (" Warrants"), Welthandelslehre, Industrie- und Gewerbesoziologie sowie Kartellpolitik. Finanzierung, Steuer- und Gesellschaftsrecht, Treuhand- und Prüfungswesen kommen hinzu. Mit beachtlichen Beständen sind das Verkehrs-, Post- und Nachrichtenwesen vertreten.

2.109 Spezielle Kaufmannsliteratur findet sich unter " Mercatura", so das von Malachy Postlethwayt herausgegebene Universal dictionary of trade and commerce (London 1766), Thomas Mortimer, A new and complete dictionary of Trade and Commerce (London 1766-1767), Samuel Ricard, Handbuch der Kaufleute (Greifswald 1791), Joann Gothirb, Ein teutsch verständig Buchhalter für Herren oder Gefolgschaften (Nürnberg 1531), Paul Jacob Marperger, Der allzeit fertige Handels-Correspondent (Hamburg 1706) sowie daran angebunden der Probir-Stein der Buchhalter (Lübeck und Leipzig 1707). Hinzu kommen Waren- und Preisverzeichnisse, Münz, Maß- und Gewichtsbücher wie Joanis Aquile, Opusculum de vote state & utilitate monetarum (Oppenheim 1516) und Tilmann Friese, Müntz-Spiegel (Frankfurt a. M. 1592), Buchhaltungsrichtlinien, z. B. zur italienischen doppelten Buchführung, und historische Münzordnungen deutscher Städte.

2.110 " Politica IV" enthält Literatur zum Polizeiwesen, d. h. zur öffentlichen Ordnung einschließlich der Wohlfahrtspflege sowie zur allgemeinen Polizeiwissenschaft einschließlich Polizeigeschichte und Anforderungsprofilen. Vorhanden sind außerdem Werke zu Polizeiverwaltung, Verbrechensverhütung und -bekämpfung, wie z. B. Prostitution und Mädchenhandel, Gesinde- und Trinkgeldordnungen, Brandbekämpfung, Rettungswesen und Gesundheitspolizei, aber auch zu Landespflege und Naturschutz. Werke zur Wohlfahrtspflege behandeln Verarmung (Pauperismus), Wohnungs- und Erwerbslosenfürsorge, Überbevölkerung, " Aufwandsgesetze" (für die Lebenshaltung), die Arbeiterfrage und soziale Sicherung der Arbeiter, einschließlich Arbeitsschutz. Zu den ältesten Ausgaben zählen Heinrich Knaust, Gegen und wider die Spitzbuben (Erfurt 1575), Giovanni Antonio Massinoni, La nobiltà donnesca ne' figliuoli (Venedig 1599), Ferrante Pallavicino, La rettorica delle puttane composta conforme li precetti di CiPriano (Villafranca 1673) und Der Gott und Menschen wohlgefällige Christliche Kaufmann stellet vor, die Ursachen der großen Armuth und den entsetzlichen Geldmangel in Teutschlande ( o. O., nach 1700).

2.111 Die wenigen Titel zur Kulturpolitik des 18. und 19. Jhs umfassen aufklärerische kulturanthroposophische Schriften und behandeln vorwiegend Arbeiterrechte und das soziale Netz für Arbeitslose und Fürsorgebedürftige. Eines der frühesten Werke ist Johan de Witts Waerdye van Lyfrenten naer proportie van Losrenten ('s Gravenhage 1671).

2.112 Der Bestand der " Statistica" umfaßt neben geographisch-historischen und statistischen Arbeiten zu einzelnen Staaten mit entsprechenden Lexika allgemeine Weltbeschreibungen: aus dem 16. Jh von Roman Hieronymo, Gabriel Chappuys und Giovanni Boteri, aus dem 17. Jh von Pierre d'Avity, Lucas de Linda, Georgius Hornius, Samuel Chappuzeau, Christian Funcci und Friedrich Leutholff von Franckenberg [i. e. Bernhard von Zech]. Aus dem 18. Jh liegen u. a. Werke von Jakob Paul von Gundling, Dietrich Hermann Kemmerich, Johann Dietrich Koehler (Göttingen 1736) und Gottfried Achenwall vor (Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten Europäischen Reiche und Republicken, Göttingen 1749). Einführungen in die Statistik und allgemeine Lehrbücher sind vorhanden, so von August Ferdinand Lüder, Kritische Geschichte der Statistik (Göttingen 1817) und von August Ludwig Schlözer, Theorie der Statistik (Göttingen 1804). Statistische, z. T. auch historische Tabellen und Übersichten sind ab dem 18. Jh für Mitteleuropa vorhanden, einschließlich Münzen, Maßen und Gewichten.

2.113 Die Volks- bzw. Völkerkunde verzeichnet umfangreiche Bestände zu Ethnographie und Demographie, Völkerwanderungen und -charakteren, Sitten, Sagen, Liedern, Spielen, Masken und Kostümen, Tänzen, Totenkulten u. ä., aber auch zu historischen Waffen, zum Wirtschaftsgeist " primitiver Völker", Symbolismen (Schmuck, Blumensprache, Hochzeiten) sowie zu Kleidern und Trachten. An frühen Werken liegen vor Johann Boehme, Omnium gentium mores leges et ritus (Augsburg 1520), Johann Homberg, Historia moralis (Frankfurt a. M. 1604), Jean Jacques Boissard, Habitus variarium orbis gentium (Mecheln 1581), Joos de Bosscher und Michael Colyn, Omnium pene Europae, Asiae, Aphricae atque Americae gentium habitus (Antwerpen 1581), Jost Amman, Gynaecum, sive Theatrum mulierum (Frankfurt 1586) und Receuil d'estampes, représentant les grades, les rangs et les dignités (Paris 1779).

2.114 Des weiteren finden sich Arbeiten zum Staats- und Völkerrecht, genealogische (dynastische) Beschreibungen ( z. B. Sigismund Hossmann, Geographischer und genealogischer Regenten-Sahl, Celle und Leipzig 1698), Beschreibungen einschließlich Statistiken der allgemeinen Wirtschaftsverhältnisse, auch Arbeiten zu Rohstoff- und Bevölkerungsfragen. Erwähnt sei Francesco Sansovino, Del Governo et administratione di diversi regni (Venedig 1578). Es folgen geographisch-statistische Beschreibungen zu einzelnen Wirtschaftsbereichen, insbesondere zu Landwirtschaft, Ernährung (nachwachsende Welthandelsgüter), Fabrik- und Kommerzwesen, Kaufmannswissen, einschließlich Handel, Verkehrswege und -mittel sowie Werke zur Bildungsstatistik.

2.115 Der Bestand an Periodika des 19. Jhs bezieht die allgemeine Staatsbürgerkunde sowie Flugschriften ein. Zur " Cameral- und Polizeywissenschaft" des 18. Jhs liegen die Goettingische[n] Policeyamtsnachrichten vor. Zur Volkswirtschaft gibt es einen reichen Periodika-Bestand, ebenso zur Agrarpolitik und zur inneren Kolonisation. Weitere Schwerpunkte liegen bei der Arbeiterwohlfahrt in ihren sozialen und wirtschaftlichen Aspekten und bei der Versicherungswissenschaft, außerdem bei der Gefängniskunde, einschließlich -pädagogik ( z. B. Journal of prison discipline and philanthropy, Philadelphia 1787). Die Aufklärungsliteratur enthält ebenfalls viele pädagogische Periodika.

2.116 Im Bereich Statistik unter " Ephemerides ethnographicae" finden sich Museums- und Sammlungsbeschreibungen sowie Berichte über Völker und Expeditionen. Das Kolonialwesen des ausgehenden 19. Jhs sowie Finanzen und Börsen bilden die Schwerpunkte der politökonomischen Statistik ( z. B. Annuaire de l'économie politique, Paris 1844 ff.). Als frühes statistisches Werk sei erwähnt Tablettes de tous les ministres publics des cours souveraines de l'Europe avec leurs titres, noms, fonctions et adresses (Amsterdam 1728).

Reiner Porstmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.