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  Home > Deutschland > Niedersachsen > Göttingen: (SUB6) ab 2.600
  Niedersaechsische Staats- und Universitaetsbibliothek 
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  SUB7: Kataloge und Veröffentlichungen zu den Beständen

Niedersaechsische Staats- und Universitaetsbibliothek

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Humoristische Literatur (Satirae)

2.600 Die Systemstelle " Satirae" verzeichnet die humoristischen Werke der europäischen Literaturen. Sie umfaßt 746 Titel, davon einen aus dem 15. Jh, 32 aus dem 16. Jh, 140 aus dem 17. Jh, 176 aus dem 18. Jh und 397 aus dem 19. Jh. Es überwiegen die deutschsprachigen Titel (ca. 530), gefolgt von 82 französischen, je 43 lateinischen und italienischen, 20 englischen und 22 in anderen Sprachen. Die Gliederung erfolgt nach Ländern und dort chronologisch nach dem Sterbedatum der Autoren. Auf die Schriften italienischer Autoren (45) folgen 86 Titel französischer Autoren, 526 deutscher Autoren und 28 unter Belgien, davon 17 von Erasmus von Rotterdam ( z. B. Das Theuer vnd Kuenstlich Buechlin Morie Encomium, Ulm o. J.). Sprichwörter (Adagia)

2.601 Der Band " Adagia" umfaßt zwar nur 279 Titel, birgt aber einige Kostbarkeiten: eine Inkunabel von Poly Antike bis ins 19. Jh, nicht nur europäischer Provenienz, sondern aus allen Erdteilen. Die größte Gruppe besteht aus 135 deutschen Werken, davon 88 aus dem 19. Jh (vornehmlich deutsche Sprichwortsammlungen, regional gegliedert), 14 aus dem 18. Jh, 14 aus dem 17. Jh und 19 aus dem 16. Jh, darunter (hrsg. von Sebastian Franck) Sprichwörter, schöne, weise Klugreden (Frankfurt 1548) von Christian Egenolff in 7 Auflagen bis 1605. An zweiter Stelle stehen 58 lateinische Titel, gefolgt von 22 französischen ( z. B. Den Haag 1656), 20 englischen und einigen anderen Sammlungen in den jeweiligen Landessprachen (spanisch, portugiesisch, russisch, isländisch, griechisch). Unter den lateinischen Titeln des 16. Jhs finden sich 13 Werke des Erasmus mit 2 Rara: Collectanea adagiorum veterum von Mathias Schürer ([Straßburg] 1510) und Adagiorum chiliades tres (Venedig 1508, handschriftlich geändert in 1517), darüber hinaus ein weiteres Rarum von Eberhard Tappius, Germanicorum adagiorum cum Latinis ac Graecis collatorum centuriae septum (Straßburg 1545). 23 lateinische Titel stammen aus dem 17. Jh; 6 davon enthalten Adagia aus dem Nahen und Fernen Osten ( z. B. Leiden 1614, Padua 1699).

Frauke Geyken

Mathematische Wissenschaften (Mathematica)

2.602 Die mathematischen Wissenschaften sind in wesentlichen Teilen im Realkatalog in den Bänden " Mathesis I-III" nachgewiesen. Der Bereich wurde aus dem ursprünglichen Standort " Philosophia" herausgelöst und von Hattdorf einschließlich der " Geometria practica" in den Jahren 1864 bis 1869 neu geordnet. Weitere Teile sind zu finden unter " Mathesis Architecturae", " Mathesis Mechanicae" sowie " Mathesis Opticae". Die griechischen und lateinischen Schriften der Mathematik der Antike sind unter " Auctores Graeci" und " Auctores Latini" verzeichnet, die des Mittelalters unter " Patres Graeci" und " Patres Latini". Die Bibliographien zur Mathematik stehen unter " Historia literaria librorum III" und Publikationen zur Geschichte der Mathematik unter " Historia literaria universalis IV". Biographien sind unter " Historia literaria biographica" verzeichnet, dort nach Ländern und innerhalb der Länder nach dem Sterbedatum der Personen. Schließlich sind die Publikationen gelehrter Fachgesellschaften unter " Historia literaria particularis VIII" zu finden, ebenso wie die Zeitschriften des 16. und 17. Jhs, die die Mathematik mit umfassen (die rein mathematischen Zeitschriften, die erst ab dem 17. bis 18. Jh entstanden, sind unter " Mathesis" verzeichnet; 18. Jh 12 Titel, 19. Jh 52). Gesammelte Werke und Schriften von Autoren, die mehreren naturwissenschaftlichen Fächern zugeordnet wurden, sowie die entsprechenden Sammelwerke sind im Bereich " Physico-mathematica" nachgewiesen und werden, wie die oben genannten Gruppen, hier nicht beschrieben.

2.603 Der Bestand mathematischer Literatur ist einer der umfangreichsten in Deutschland. Schon seit der Bibliotheksgründung lag ein Schwerpunkt der Sammlung im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Ein Beispiel für die Schwerpunktbildung ist die Gauß-Bibliothek (s. 2.756-2.757). Mit über 3100 Titeln (in ca. 9000 Bdn) enthält der Bereich den Kernbestand der mathematischen Literatur. Im monographischen Bereich wurden für das 16. Jh 107 Titel erfaßt, für das 17. Jh 291, im 18. Jh 696 und für das 19. Jh 1987.

2.604 Während ursprünglich die Mathematik als Teil der sieben freien Künste aufgeführt wurde (s. die Einteilung in Arithmetik, Geometrie, Optik und Musik im alten Katalogband), wurden seit dem 19. Jh die Bereiche Arithmetik und Geometrie (s. " Mathesis II"), Analysis (" Analysis finitorum, Analysis infinitorum"), Wahrscheinlichkeitsrechnung (" Calculus probabilitate") und verschiedene Bereiche der Geometrie zur Mathematik als eigenständige Fachrichtung gezählt.

2.605 Der Bestand zur Mathematik ist reich an Textausgaben griechisch-römischer Klassiker. Eine umfangreiche Sammlung von Euklid-Ausgaben ist vorhanden (5 Gesamtausgaben, über 100 Einzelausgaben, zahlreiche Einzelkommentare und Einführungsschriften). Es liegen Inkunabeln vor (2 aus Venedig 1482, eine aus Basel 1491) und Ausgaben des 16. Jhs (eine Gesamtausgabe Straßburg 1571 und 33 Einzelkommentare aus verschiedenen Ländern). Weitere umfangreiche Bestände sind nachgewiesen zu Aristoteles, Ptolemäus (80), Alexander von Aphrosidisias (10), Anaxagoras (30), Antiphon dem Sophisten (10), Appollonius (15), Archimedes von Syrakus (30), Demokritos von Aldera (5), Diophantos von Alexandria (10), Erathosthenes von Alexandria (10), Heron von Alexandria (5), Hippokrates von Chios (15), Proklos Didochos (20) und Phythagoras von Samos (10). Die Wissenschaftler mit bedeutenden mathematischen Entdeckungen ( z. B. Newton, Leibniz) sind alle mit Einzelausgaben und den wichtigen Gesamtausgaben vollständig erhalten.

2.606 " Mathesis I" enthält u. a. Zeitschriften und Reihen. Auf frühe Didaktikschriften und einige Titel, die den Mathematikunterricht heranwachsender Fürsten betreffen, sowie Reihen folgen die Gesamtausgaben bedeutender mathematischer Wissenschaftler. Genannt seien u. a. die Ausgaben von Marin Mersenne, Jacobus Billius, Thomas Salisbury, Gérard Desargue, René Descartes, Pierre de Fermat, John Wallis, Andreas Tocquet, John Wilkins, der Familie Bernoulli, Thomas Simpson, Abraham Gotthelf Kaestner, Jean d'Alembert, Johann Heinrich Lambert, Adrien Marie Legendre, Leonhard Euler, August Leopold Crelle, Augustin Louis Cauchy, Niels Henrik Abel, Gotthold Eisenstein, Jean Louis de Lagrange, Bernhard Riemann, Peter Gustav Lejeune Dirichlet, Leopold Kronecker, Hermann Amandus Schwarz und Karl Theodor Weierstrass. Hier sind auch Werke von Galileo Galilei und Christian Huygens eingeordnet ebenso wie eine Newton-Ausgabe. Es schließen sich Werke zu mathematischen Meßinstrumenten an wie Johann Faulhabers arithmetischer Wegweiser (Augsburg 1622) und sein Newer mathematischer Kunstspiegel (Ulm 1610) sowie Werke zur heute so genannten Unterhaltungsmathematik, beginnend mit Titeln aus dem 17. Jh. Im Anschluß stehen Schriften zur Philosophie der Mathematik, Einführungen und Aufgabensammlungen nebst Schulbüchern.

2.607 Unter " Mathesis II" sind Werke zur Arithmetik, d. h. hier sind Mengenlehre, Tafelwerke, Rechenbücher und arabische Werke zur Arithmetik aufgeführt. Schriften zu verschiedenen Zahlformen wie Primzahlen, imaginäre Zahlen folgen. Es finden sich weiter frühe Rechenbücher, Werke zu Rechenmaschinen, zu graphischem Rechnen und Rechenschiebern. Werke zur Analysis mit Differential- und Integralrechnung nebst Differential- und Integralgleichungen, zur Algebra, zur Kombinatorik und zur Wahrscheinlichkeitsrechnung bilden den Abschluß.

2.608 Unter " Mathesis III" bildet die Geometrie den Schwerpunkt, beginnend mit Reihen. Es folgen Schriften zur Geometrie vom Ausgang des 16. Jhs, u. a. von Albrecht Dürer, Christoff Puchler, Augustin Hirschvogel und Zacharias Lochner sowie Einzelausgaben von Euklid mit Kommentaren. Detailliertere Studien folgen in chronologischer Ordnung u. a. über das Dreieck, das Viereck, die Polygone, den Kreis usw., die Trigonometrie, logaritsch-trigonometrische Tafeln, die Stereometrie, die Projektion, Kegelschnitte, analytische Geometrie bis zur Vektoranalysis sowie Differential- und Integralgeometrie. Den Abschluß bilden die Projektive und die darstellende Geometrie.

2.609 " Geometria practica" enthält Werke zur angewandten Mathematik mit besonderem Schwerpunkt zur Messung, d. h. zur Theorie und Praxis der Messungen in den verschiedenen Bereichen von der Feldvermessung über die Anwendung in der Wirtschaft bis zur Astronomie. Es sind ca. 250 Titel des 16. bis 19. Jhs vorhanden, die sich hauptsächlich mit dem Gebiet der Feldmeßkunde befassen. Es folgen Bücher zur Metrologie, d. h. zu den Maßen und Gewichten. Daran schließen sich Werke zu geodätischen Instrumenten sowie Titel zu Recheninstrumenten wie Rechenschieber u. ä. an.

Hans Jürgen Becker

Naturkunde (Historia naturalis)

2.610 Die Systemstelle " Historia naturalis", die Naturkunde und Reiseliteratur vereinigt, umfaßt 1282 Titel sowie 118 Zeitschriften und Reihen. Verzeichnet sind aus dem 19. Jh 714 Titel, aus dem 18. Jh 512, aus dem 17. Jh 48, aus dem 16. Jh 7 sowie eine Inkunabel (Conrad von Megenberg, Das Buch der Natur, Augsburg 1482). Deutsch überwiegt mit 623 Titeln vor Französisch mit 219, Englisch mit 196, Lateinisch mit 90 sowie 154 Titeln in anderen Sprachen. Der Bestand umfaßt zoologische, botanische, paläontologische, geologische und mineralogische Studien. Einleitend sind Grundlagenwerke zur Methode, zur Nomenklatur und zur Naturgeschichte aufgeführt. Unter " Miscellanea" finden sich Beschreibungen von " Naturaliencabinetten" in verschiedenen Sprachen, außerdem Sitzungs- und Jahresberichte sowie Veröffentlichungen von Museen. Es liegen zahlreiche Werke zur Systematik vor, u. a. von Linné, ferner Buffons Histoire naturelle (Paris 1749-1804) und die Naturgeschichte für Kinder von Georg Christian Raff (Göttingen 1778). Ein reichhaltiger Bestand dokumentiert die Darwin-Rezeption in Deutschland, insbesondere die Kontroversen um Ernst Haeckel.

2.611 In Überschneidung mit den " Itineraria" (s. o. 2.169-2.196) und der " Physico-mathematica" (s. u.) enthält auch die " Historia naturalis" Berichte von Forschungs- und Entdeckungsreisen, jedoch mit Schwerpunkt auf der wissenschaftlich-naturkundlichen Reise. Hier finden sich die Beschreibung der Reisen von James Cook durch Georg Forster sowie die Werke von Alexander von Humboldt und Charles Darwin. Untersuchungen des Nord- und des Südpols, der Weltmeere und der Alpen schließen sich an.

Naturwissenschaften Akademieschriften, allgemeine Schriften zu den Naturwissenschaften (Physico-mathematica)

2.612 Die Abteilung " Physico-mathematica" bildet den einleitenden Teil zur naturwissenschaftlichen Abteilung des Realkataloges. Sie umfaßt 1301 Titel, davon 57 aus dem 17. Jh, 461 aus dem 18. Jh, 783 aus dem 19. Jh und 116 Zeitschriften (darunter Lichtenbergs Magazin für das Neueste aus der Physik ab 1/1781 und die Annalen der Physik ab 1/1799). Der Bestand gliedert sich in 178 deutsche Monographien, 103 lateinische, 83 französische, 60 englische und 72 in anderen Sprachen. Parallel zur Systemstelle der " Scriptores varii argumenti" im geisteswissenschaftlichen Bereich enthält sie vermischte Schriften, eingangs allgemeine Darstellungen zur wissenschaftsgeschichtlichen Differenzierung unterschiedlicher Disziplinen. Bemerkenswert sind die frühen Museumskataloge, oft Führer der Naturalienkabinette des 18. Jhs, sowie die Bestandsbeschreibungen des Senckenberg-Museums, des Britischen Museums oder Abhandlungen über spezielle Exponate. Daneben finden sich Werkausgaben u. a. von Isaac Newton und Christian Huygens sowie Dissertationen europäischer Universitäten.

2.613 Den größten Raum nehmen die 954 geisteswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Akademieschriften ein, darunter 149 Veröffentlichungen privater gelehrter Gesellschaften zumeist europäischer Provenienz, wie der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin (gegr. 1807). 677 Titel sind Publikationen europäischer Akademien (133 deutsche, 128 französische, 96 italienische, 74 skandinavische, 58 russische, 56 niederländische, 55 englische, 36 ungarische, 17 schweizerische, 14 spanische und portugiesische sowie 10 polnische). 128 Titel stammen aus Übersee (75 aus Nordamerika, aus Kanada 9, Australien 8, Südamerika 11, Asien 18, Indien 16 sowie einige andere).

Frauke Geyken

Astronomie (Astronomia)

2.614 Die Astronomie, die ursprünglich zur Philosophie zählte, wurde 1890/91 von Diestel in einem eigenen Katalogband ausgegliedert. Der Bestand ist mit ca. 5000 Bdn (bis 1945) umfangreich und enthält zahlreiche kostbare alte Drucke. Die bedeutenden Werke der Astronomie und der großen Astronomen sind in der Regel vorhanden, oft die Erstausgaben, vielfach auch in mehreren Ausgaben und Übersetzungen. Besonders hervorzuheben sind eine größere Anzahl früher Drucke des 15. bis 18. Jhs zu astronomischen Instrumenten, Uhren, Globen, Sphären und Planetarien mit einer beträchtlichen Titelzahl aus der " Bibliotheca Uffenbachiana" (s. u. 2.755) sowie ein großer Bestand früher Schriften zur Astrologie mit 15 Inkunabeln. Nicht im Katalog erfaßt ist die Literatur zu Chronologie und Kalenderwesen, die bei den Historischen Hilfswissenschaften steht, sowie die Nautische Astronomie, die bei der Nautik verzeichnet ist. Die Astronomie der griechischen und römischen Naturphilosophen steht bei " Auctores Graeci" und " Auctores Latini". Analog zur Physik und Chemie findet man bestimmte Literaturgruppen in anderen Teilen des Realkataloges ( s. u. 2.625-2.636 " Physica").

2.615 Die Systemstelle " Astronomia I" enthält die allgemeine Literatur zur Astronomie und Astrophysik. In den einführenden Abschnitten " Astronomisches Rechnen" und " Astronomische Hilfstafeln" sind hier mehrere frühe Ausgaben der Rechentafeln des Regiomontanus bemerkenswert. Danach folgen ca. 30 astronomische Zeitschriften und zeitschriftenähnliche Reihen, chronologisch nach Erscheinungsjahr geordnet. Die Stelle enthält alle Zeitschriften zur Astronomie mit Ausnahme der laufenden Veröffentlichungen der Sternwarten, die bei diesen aufgeführt sind.

2.616 An kleinere Gruppen mit Sammelwerken mehrerer Verfasser, Reihen, Festschriften, gesammelten Werken und vermischten Abhandlungen einzelner Verfasser ( s. a. 2.612-2.613 " Physico-mathematica") schließt sich eine regional gegliederte Stelle " Orientalische Astronomie" an (s. a. 2.436). Neben Werken einzelner Autoren finden sich dort eine Reihe von Darstellungen zur Astronomie der Chinesen, Inder, Ägypter, Assyrer, Araber, Perser und Türken. Als Beispiel für die reichhaltige Literatur sei Ptolemäus' Almagest genannt, der in drei verschiedenen Ausgaben des 16. Jhs sowie weiteren Auszügen und Teilausgaben vorhanden ist.

2.617 Darstellungen der mittelalterlichen Astronomie bis Kopernikus (1543) liegen mit 10 Titeln aus dem 15. Jh, 35 aus dem 16. Jh und 6 aus dem 17. Jh vor. Bemerkenswert sind hier die Ausgaben des von John Holywood [i. e. Johannes de Sacro Bosco] 1244 verfaßten Lehrbuches der Astronomie. Die " Astronomie seit Copernicus" umfaßt im wesentlichen Diskussionen des kopernikanischen Weltbildes, 40 Titel aus dem 17. Jh (darunter Galilei, Dialogo sopra i due massimi sistemi de mondo Tolemaico e Copernicano, Florenz 1632) und 12 Titel aus dem 18. Jh. Darauf folgen die Gesamtdarstellungen. Der reichhaltige, auch qualitativ hervorragende Bestand enthält aus dem 16. Jh ab 1543 ca. 40 Titel, aus dem 17. Jh ca. 90, aus dem 18. Jh ca. 70 und aus dem 19. Jh ebenfalls ca. 70. Erwähnenswert sind hier Kopernikus, De revolutionibus orbium coelestium (Nürnberg 1543) und Kepler, Epitome astronomicae Copernicae (Linz und Frankfurt 1618-1622). Einige astronomische Atlanten und Kartensammlungen bilden den Abschluß.

2.618 Ab ca. 1600 liegen Werke zu den Teilgebieten " Theoretische Astronomie" und " Beobachtende (oder praktische) Astronomie" vor, darunter Tycho Brahes Astronomicae instauratae mechanica (Wandsbeck 1598). Schriften des 17. und 18. Jhs dieser Teilgebiete stehen teilweise noch bei " Allgemeiner Astronomie". Die umfangreiche Gruppe " Hilfsmittel der Beobachtung" ist unterteilt in " Globen, Sphären, Planetarien" (75 Titel, davon 30 aus der " Bibliotheca Uffenbachiana"), in " Uhren" (182, davon 82 aus der " Bibliotheca Uffenbachiana") und in " Instrumente" (91 Titel, davon 23 aus der " Bibliotheca Uffenbachiana"; s. a. " Geographia mathematica" und " Nautica"). Hier sind Schriften über Astrolabien ( s. a. " Orientalische Astronomie"), Quadranten, Sextanten, Mikrometer, Fernrohre und Teleskope zu finden.

2.619 Eine größere Anzahl alter " Ephemeriden und astronomischer Kalender" schließt sich an mit 11 Inkunabeln, 26 Titeln aus dem 16. Jh, 21 aus dem 17. Jh und 25 aus dem 18. Jh. Es folgt ein umfangreicher, regional nach Erdteilen, Ländern und Städten gegliederter Bestand zu " Sternwarten und ihren Beobachtungen". Er enthält laufende Veröffentlichungen einzelner in- und ausländischer Sternwarten, vor allem Beobachtungsergebnisse, sowie Publikationen über Sternwarten. Ab ca. 1750 entwickelte sich die " Sphärische Astronomie" (frühere Publikationen unter " Allgemeine Astronomie"). Die Stelle enthält wenig Literatur. Eine gesonderte Unterabteilung bilden schließlich die Schriften über Parallaxe, Refraktion, Aberration, Nutation, Präzession etc.

2.620 Im Abschnitt " Theoretische Astronomie" ( s. a. " Allgemeine Astronomie"), findet sich Literatur zur Himmelsmechanik, vor allem zur Theorie der Planetenbewegung. Neben einigen Werken von Johannes Kepler, z. B. Astronomia nova aitiologetos seu Physica coelestis (Prag 1609), Harmonices mundi. Libri V (Linz 1619), liegen eine Reihe weiterer Erstausgaben zur Himmelsmechanik vor (64 Titel). Es finden sich z. B. Leonhard Euler, Theoria motuum planetarum et cometarum (Berlin 1744), Pierre Simon Laplace, Traité de mécanique céleste (Paris 1799-1827), oder Carl Friedrich Gauß, Theoria motus corporum coelestium in sectionibus conicis solem ambientium (Hamburg 1809). Die Unterabteilungen " Bahnbestimmung", " Attraction und sonstige Kräfte", " Störungen", " Rotation und Figur der Himmelskörper" enthalten jeweils nur wenige Titel, die " Kosmogonie" umfaßt Literatur zur Kosmologie. Den Abschluß bildet die um 1900 sich entwickelnde " Astrophysik".

2.621 Die " Spezielle Astronomie" umfaßt die Astronomie und Astrophysik der Sterne und Sternsysteme, des Sonnensystems und einzelner Himmelskörper. Zu den " Fixsternen" ist eine größere Anzahl von Sternkatalogen bemerkenswert (ein Titel aus dem 16. Jh, 4 aus dem 17. Jh, 4 aus dem 18. Jh und 42 aus dem 19. Jh). Es folgen Sternkarten und Atlanten mit einer Sammelmappe seltener Sternkarten aus dem 17. und 18. Jh sowie Literatur über Sternbilder und Sternnamen (62 Titel). Die Unterabteilungen der Gruppe " Fixsterne" (" Scheinbares Verhalten", " Eigenbewegung, Parallaxe, Entfernung", " Fixsterne im Weltraum einschließlich Sternhaufen, Sternsysteme, Nebel", " Fixsterne, Astrophysik", " Doppel- und vielfache Sterne", " Neue und veränderliche Sterne" sowie " Einzelne Fixsterne") enthalten infolge der feinen Systematik und der späten Entwicklung der Astronomie auf diesen Gebieten nur wenige, meist neuere Werke ab dem 19. Jh.

2.622 Reichhaltiger ist die Literatur zum " Sonnensystem". Nennenswerte Bereiche sind " Finsternisse und Durchgänge" mit 38 Titeln, " Allgemeine Hilfstafeln" mit 3 Inkunabeln und 52 weiteren Titeln, darunter Keplers Tabulae Rudolphinae (Ulm 1627). Die Systemstelle " Sonne" enthält die Untergruppen " Finsternisse" (41 Titel) und " Flecken und Rotation" (15). Es folgt die Literatur zu den einzelnen Planeten: Mercur und Mercurdurchgänge (12 Titel), Venus und Venusdurchgänge (35), Erde und Mond. Die Literatur über den Mond ist feiner untergliedert in Allgemeine Darstellungen (9 Titel), " Finsternisse" (8), " Tafeln und Beobachtungen" (14), " Theorie und Bewegung" (20), " Topographien und Karten" (15), " Physikalische Beschaffenheit" (9). Weiter sind vorhanden zum Mars 9 Titel, zu den Asteroiden 18, zu Jupiter 12, zu Saturn 17, zu Uranus 10 und zu Neptun 2 Titel.

2.623 Über Kometen liegen 13 Titel aus dem 16. Jh vor, darunter Johannes Regiomontanus' De cometae magnitudine longitudineque et de loco eius vero (Nürnberg 1531) und Tycho Brahes De mundi aetherei recentioribus phaenomenis (Uranienborg 1588), außerdem 55 Titel aus dem 17. Jh, 32 aus dem 18. Jh und 17 aus dem 19. Jh. Eine Untergruppe bilden die einzelnen Kometen (94 Titel), eine andere Sternschnuppen und Meteoriten (43 Titel).

Zur Astrologie liegt ein reichhaltiger Bestand älterer Drucke vor: 15 Inkunabeln, ca. 100 Titel aus dem 16. Jh, 85 aus dem 17. Jh, 2 aus dem 18. Jh und 4 Titel aus dem 19. Jh. Seewesen (Nautica)

2.624 In der Abteilung " Nautica" steht Literatur zu Navigation, Schiffsführung sowie Schiffsbau und Schiffsausrüstung. Werke zu Seewesen und Schiffahrt mit vorwiegend juristischen, politischen oder wirtschaftlichen Aspekten sind, wenn es sich um überregionale Publikationen handelt, bei " Politica III", bei regionalem Bezug in den Regionalteilen des Faches Geschichte zu finden. Der Katalogteil wurde 1892/93 von Diestel angefertigt. Vorher war die Nautik in der Hauptgruppe " Philosophia" verzeichnet. Der Bestand umfaßt ca. 1000 Bde bis 1945. Nicht an dieser Stelle enthalten sind Ozeanographie und maritime Meteorologie einschließlich Segelhandbücher für einzelne Meere (s. " Geographica physica"). Gewisse Literaturgruppen sind in anderen Teilen des Realkatalogs verzeichnet (vgl. " Physica"), Seekarten sind unter " Mappae geographicae" zu finden, Geschichte des Seewesens einzelner Länder in den regional gegliederten Bänden des Faches Geschichte. Werke zur Geschichte der Nautik allgemein stehen bei " Historia literaria universalis IV". Größere Bestände sind lediglich bei " Schiffsbau und Ausrüstung" mit 7 Zeitschriften und 5 Titeln aus dem 17. Jh, 16 aus dem 18. Jh und 11 aus dem 19. Jh zu verzeichnen sowie bei " Schiffahrts- und Steuermannskunde" mit 7 Titeln aus dem 16. Jh, 22 aus dem 17. Jh, 28 aus dem 18. Jh und 21 aus dem 19. Jh. Physik (Physica)

2.625 Der Bestand des Faches Physik umfaßt ca. 8000 Bde bis 1945 und ist von hervorragender Dichte und Qualität. Die bedeutenden Werke der Physik und der großen Physiker sind in der Regel vorhanden, oft in Erstausgaben, vielfach in mehreren Ausgaben oder Übersetzungen. Die Literatur umfaßt Publikationen vor allem in lateinischer, deutscher, französischer und englischer Sprache. Die Systematik der Physik entspricht dem Stand der Wissenschaft um die Mitte des 19. Jhs. Literatur neuerer Spezialgebiete der Physik, die sich nach Fixierung der Systematik entwickelten (Atomphysik, Quantentheorie etc.), wurde bei den vorhandenen Stellen eingetragen.

2.626 Nicht zum Bereich Physik gehörig sind die Metrologie, die bei " Mercatura" steht (Metrologie der Antike findet sich auch bei " Antiquitates III"), die Festkörperphysik, die bei Kristallographie im Katalogteil " Mineralogia" zu finden ist, sowie die Metallphysik, die bei " Metalla" steht. Die Physik der griechischen und lateinischen Naturphilosophen ist bei den " Auctores Graeci" und " Auctores Latini", die der mittelalterlichen Naturphilosophen bei " Pa- tres Latini" behandelt. Bibliographien zur Physik finden sich bei " Historia literaria librorum III", Publikationen zur Geschichte der Physik bei " Historia literaria universalis IV", Biographien bei " Historia literaria biographica", Publikationen über gelehrte Fachgesellschaften bei " Historia literaria particularis VIII". Wörterbücher und Lexika, Zeitschriften sowie gesammelte Werke und vermischte Abhandlungen einzelner Physiker stehen unter " Physica". Die gesammelten Werke und Schriften von Autoren sowie Sammelwerke ( z. B. Verlagsreihen, Dissertationssammlungen) und Zeitschriften, die nicht einem, sondern mehreren naturwissenschaftlichen Fächern zugeordnet wurden, sind unter " Physico-mathematica" (s. 2.612-2.613) erfaßt. Dort finden sich auch die laufenden Publikationen von Gesellschaften, Institutionen und Akademien.

2.627 Die Abteilung " Physica I" enthält Werke zur Philosophie und zu den Grundlagen der Physik und Naturphilosophie. Sie umfaßt außerdem einen reichen Bestand zur Magie: 3 Inkunabeln, 31 Titel aus dem 16. Jh, 23 aus dem 17. Jh, 27 aus dem 18. Jh und 39 aus dem 19. Jh. Auf Werke zur Geschichte der Magie folgt Literatur zu einzelnen Teilgebieten: " Personae" (Geister, Gespenster, Vampire etc., hier: Spiritismus; die Untergruppe " Spectra" umfaßt z. B. 64 Titel zu Geistern und Gespenstern); " Res" (magische Wirkungen besitzende Gegenstände wie Amulette, Talismane etc.); " Actiones" (magische Handlungen, Aberglaube, Weissagung, Hexerei, Wahrsagung, Handlesekunst, Punktierkunst, Traumdeuterei etc.).

2.628 Auf 24 Sammelwerke (Reihen, Festschriften usw.) folgen 73 gesammelte Werke und vermischte Abhandlungen einzelner Verfasser (chronologisch nach Erscheinungsjahr der ersten Publikation eines Autors) und 55 allgemeine physikalische Zeitschriften ( s. a. " Physico-mathematica"). Die Zeitschriften aus Teilgebieten der Physik stehen bei diesen in " Physica II und III". Bei den Werken über physikalische Instrumente ist die Literatur über Barometer mit 6 Titeln aus dem 17. Jh, 15 aus dem 18. Jh und 16 aus dem 19. Jh vertreten. Zum Thermometer liegen 15 Titel aus dem 18. Jh und 5 aus dem 19. Jh vor, zum Hygrometer ein Titel aus dem 17. Jh, 3 aus dem 18. Jh und 13 aus dem 19. Jh. Eine umfangreiche Abteilung " Compendia" mit Gesamtdarstellungen zur Physik (bis ins 17. Jh vor allem Naturphilosophie) schließt sich an, aus dem 16. Jh 54 Titel, aus dem 17. Jh ca. 100 (darunter Newtons Philosophiae naturalis principia mathematica, London 1687), aus dem 18. Jh ca. 200 und aus dem 19. Jh ca. 170, überwiegend Lehrbücher.

2.629 Die Abteilung " Physica II" umfaßt die spezielle Physik, deren Teilgebiete sich ab dem 17. Jh herausbildeten. In dem Teilgebiet " Physikalische Grundbegriffe" (64 Titel vorwiegend des 19. Jhs) steht Literatur über den Aufbau der Materie und ihre Eigenschaften, Erhaltungssätze, Dimensionstheorie, Konstanten, Kräfte, Energie, Entropie, Raum und Zeit, Welle und Teilchen etc.

2.630 Die Systemstelle Mechanik umfaßt bei der neueren Literatur auch Publikationen zur angewandten und technischen Mechanik ( s. a. " Technologia"). Das Teilgebiet " Allgemeine Mechanik und Mechanik der festen Körper" enthält Publikationen über Grundlagen und Prinzipien der Mechanik (Prinzip der virtuellen Geschwindigkeiten, Prinzip des kleinsten Zwanges). Auf die Abschnitte " Mathematische Hilfsmittel (einschließlich Potentialtheorie)", " Zeitschriften", " Gesammelte Werke und vermischte Abhandlungen einzelner und mehrerer Verfasser" folgt ein umfangreicher, guter Bestand an Lehrbüchern der gesamten Mechanik und mehrerer Teildisziplinen einschließlich der technischen Mechanik mit 20 Titeln aus dem 17. Jh, ca. 50 aus dem 18. Jh und ca. 170 aus dem 19. Jh, z. B. von Jean le Rond d'Alembert, Traité de dynamique (Paris 1743), Leonhard Euler, Theoria motus corporum solidorum seu rigidorum (Rostock und Greifswald 1765) und Joseph Louis de LaGrange, Méchanique analitique (Paris 1788).

2.631 Die Monographien umfassen 15 Titel aus dem 17. Jh, 31 aus dem 18. Jh und 75 aus dem 19. Jh mit spezieller Literatur zu Teilgebieten der reinen und angewandten Mechanik wie Perpetuum mobile, Pendel, Kreisel, Schwingungen, Stoß, Ballistik ( s. a. " Ars militaris"), Reibung, Theorie der Rahmentragwerke, Platten, Schalen etc. Danach folgen Publikationen über " Attraction" mit 36 Titeln (hier auch Literatur zur Schwerkraft und Gravitationstheorie) sowie über " Elastizität, Festigkeit und Verwandtes". Die Untergruppen " Mechanik der flüssigen Körper" (Hydrodynamik und Hydrostatik) und die " Mechanik der luftförmigen Körper (Aerodynamik und Aerostatik)" enthalten auch Literatur zur angewandten Hydro- und Aeromechanik. Die " Mechanik der flüssigen Körper" gliedert sich in Lehrbücher (53 Titel) und Monographien mit spezieller Literatur zur Kapillarität, Reibung in Flüssigkeiten, Turbulenz, Wasserrädern und hydraulischen Maschinen (113 Titel). Die " Mechanik der luftförmigen Körper" umfaßt 54 Titel, davon 20 aus dem 17. Jh. Zur Akustik liegen 3 Titel aus dem 18. Jh und 25 Titel aus dem 19. Jh vor. Das Spektrum reicht von musikalischer über physikalische bis zur technischen Akustik.

2.632 Die Abteilung " Physica III" beginnt mit der Theorie der Wärme. Der Schwerpunkt der Literatur liegt in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Auf die umfangreiche Hauptstelle " De calore in universum" (87 Titel) folgen die Unterabteilungen " Wärmequellen" (5) und " Wärmeleitung, Wärmestrahlung" (12). An die Systemstellen " Spezifische Wärme" (6), " Polarisation der Wärme" (3), " Theorie des Feuers" (23 Titel, davon 16 aus dem 18. Jh) und " Veränderung des Volumens und des Aggregatzustandes durch die Wärme" (7) schließt sich Literatur zu Gasen und Dämpfen (12) an.

2.633 In der Abteilung " Optik" folgt auf verschiedenartige Schriften über Optik und Licht ein umfangreicher, auch qualitativ hervorragender Bestand an Gesamtdarstellungen (16. Jh 5 Titel, 17. Jh 20, 18. Jh 25 und 19. Jh ca. 50). Als Beispiele seien genannt Vitellio, Peri optikes libri (Nürnberg 1535) und Newton, Opticks or A treatise of the reflections, inflections and colours of light (London 1704). Ein größerer Bestand über optische Instrumente schließt sich an, unterteilt in " Instrumeta optica in universum" (13 Titel), " Instrumenta dioptrica" (Linsen, Prismen, Camera obscura, 24), " Instrumenta catoptrica" (Spiegel, 15 Titel) und " Instrumenta mixta" mit Literatur zum Mikroskop (40) und Teleskop (46, s. a. " Astronomia"). Der fein untergliederte Bestand über Licht bzw. Strahlung und Farben behandelt " Wesen des Lichts" (28 Titel), " Lichtquellen" (12), " Licht von Diamanten" (4) und " Meeresleuchten" (4). Des weiteren finden sich Arbeiten zur " Lichtfortpflanzung" (19 Titel), " Dioptrik, Strahlenbrechung" (41) und " Katoptrik, Spiegelreflexion" (10). Zu " Farben" liegen 37 Titel vor, zur " Interferenz" 11.

2.634 Auf einen kurzen Abschnitt zur Geschichte der Elektrizität folgen " Miscellanea" (40 Titel aus dem 18. Jh, 27 aus dem 19. Jh) über Elektrizität und deren Teilgebiete: Dissertationen, Zeitschriften, grundlegende und spezielle Schriften über elektrische Experimente und Beobachtungen. Erwähnenswert sind Benjamin Franklin, Experiments and observations on electricity (London 1769) und Michael Faraday, Experimental researches in electricity (London 1832). Der anschließende Bestand " Compendia" enthält Gesamtdarstellungen zur Elektrizität und zum Magnetismus (25 Titel aus dem 18. Jh und ca. 50 aus dem 19. Jh), darunter Antoine César Becquerel, Traité expérimetal de l'électricité et du magnétisme (Paris 1834-1840) und James Clerk Maxwell, A treatise on electricity and magnetism (Oxford, London 1873). Weitere Literatur zur Spektroskopie und Theorie der Spektren s. unter " Chemia II, Spektralanalyse" (2.644).

2.635 Zu elektrischen Instrumenten (Elektrisiermaschinen, Galvanometer, Elektrometer etc.) liegen 25 Titel vor, zum Wesen der Elektrizität 24. Arbeiten zur Ladungsverteilung, zum elektrischen Strom, zur elektrischen Leitfähigkeit, zu elektromagnetischen Schwingungen und Wellen, Gasentladungen und zur Plasmaphysik umfassen 39 Titel, zu " Electricitas frictionis" 2, zum Galvanismus 22 sowie zum Elektromagnetismus 25. Zehn Titel zur Elektrochemie schließen sich an. Die Gruppe " Atmosphärische Elektrizität", die zur Geophysik gehört, bildet den Abschluß.

2.636 Werke zum Magnetismus gliedern sich in " Miscellanea" (5 Titel), " Compendia" (7 Titel aus dem 17. Jh, darunter William Gilbert, De magnete magneticisque corporibus, London 1600; 6 Titel aus dem 18. Jh) und " Instrumenta" (11), " Natura magnetismi" (12) sowie " Magnetismus ferri" (2). Der Bereich " Erdmagnetismus", der heute zur Geophysik gezählt wird, schließt sich an mit umfangreichen Aufzeichnungen, regional gegliedert nach Ländern und Orten, von deutschen, europäischen und außereuropäischen Observatorien. Chemie (Chemia)

2.637 Die " Chemia" war ursprünglich in der Hauptgruppe " Medicina" enthalten; in den Jahren 1892 bis 1894 wurde von Diestel eine eigene Abteilung eingerichtet. Der Bestand ist umfangreich (ca. 10.000 Bde bis 1945). Die bedeutenden Werke der Chemie und der großen Chemiker sind von Anfang an nahezu lückenlos vorhanden, vielfach in Erstausgaben, oft in mehreren Ausgaben oder Übersetzungen. Der Bestand enthält bei der " Älteren Chemie und Alchemie" (bis Lavoisier, 1775) Publikationen vorwiegend in lateinischer und deutscher, gelegentlich auch in französischer und englischer Sprache, bei der " Neueren Chemie" in Deutsch, Französisch, Englisch sowie in weiteren Nationalsprachen.

2.638 Gewisse Literaturgruppen sind in anderen Teilen des Realkataloges verzeichnet (vgl. " Physica", 2.625-2.636). Die Systematik der Chemie entspricht dem Stande der Wissenschaft Ende des 19. Jhs. Aus diesem Grund findet sich die Chemische Technologie bei " Technologia I und II", darunter Literatur zu Gewerben und Industriezweigen wie Beleuchtungswesen, Feuerwerkerei, Porzellan- und Tonwarenindustrie. Die Kristallchemie oder Festkörperchemie ist unter " Mineralogia" verzeichnet (s. u. 2.656-2.660). Vereinzelt sind Titel unter " Medicina chemica" (s. u. 2.717) zu finden.

2.639 Der Bestand zu " Chemia I" umfaßt die " Ältere Chemie und Alchemie bis Lavoisier" und ist in die Zeitabschnitte vor und nach Paracelsus eingeteilt. Während im 16. und 17. Jh Alchemie, Iatrochemie und Chemie ohne scharfe Abgrenzung nebeneinander stehen, versuchte man seit Ende des 17. Jhs und im 18. Jh allmählich, Theorien, Begriffe und experimentelle Methoden zu entwickeln (Phlogistontheorie von Stahl, Oxydationslehre von Lavoisier). Dementsprechend enthält die als sachlich zu begreifende Einteilung " Vor Paracelsus" alchemistische Literatur, chronologisch nach dem Erscheinungsjahr der Erstausgabe. Hier sind alchemistische Titel bis ins 20. Jh eingetragen. Die Katalogstelle verzeichnet frühe Drucke berühmter Alchemisten (26 Titel aus dem 16. Jh, 37 aus dem 17. Jh, 13 aus dem 18. Jh). Mit je 10 Werken vertreten sind der arabische Alchemist Geber (d. i. Jabir Ibn Hayyan) und der mittelalterliche Alchemist Raimundus Lullus. Von dem mittelalterlichen Alchemisten Basilius Valentinus sind 13 Drucke vorhanden, darunter der Erstdruck Fratris Basilii Valentini Chymische Schriften (Hamburg 1677). Die Paracelsus-Ausgaben befinden sich hingegen im medizinischen Bestand.

2.640 Der umfangreiche Bestand an Schriften zur Alchemie und Chemie nach Paracelsus ist chronologisch nach dem Erscheinungsjahr der Erstausgaben von etwa 1520 bis ca. 1780 gegliedert. Aus dem 16. Jh liegen ca. 35 Titel vor, darunter das erste eigentliche Lehrbuch der Alchemie von Andreas Libavius, Alchemia (Frankfurt 1597), aus dem 17. Jh ca. 320 Titel, aus dem 18. Jh (bis ca. 1780) ca. 260. Im Bestand des 18. Jhs sind neben Werken zur Alchemie alle bedeutenden Werke der sich entwickelnden Wissenschaft Chemie zu finden, viele Erstausgaben und Übersetzungen, darunter Georg Ernst Stahl, Fundamenta chymiae dogmatiae et experimentalis (Nürnberg 1723), Hermann Boerhaave, Elementa chemiae (Leiden 1732) und Joseph Priestley, Experiments and observations on different kinds of air (London 1774-1777).

2.641 Der Bestand " Chemia II" umfaßt die neuere Chemie ab 1775. Auf allgemeine Schriften und Berichte internationaler Kongresse folgt, nach Ländern geordnet, ein umfangreicher Bestand an Zeitschriften. Alle bedeutenden chemischen Zeitschriften, insbesondere deutsche, sind in der Regel von Anfang an lückenlos vorhanden. Hier stehen auch die Zeitschriften zu Teilgebieten der Chemie, wie Anorganische Chemie, Organische Chemie, Physikalische Chemie, Analytische Chemie, Elektrochemie, Kolloidchemie etc., mit Ausnahme einiger Zeitschriften zur Physikalischen Chemie oder Chemischen Physik, die bei den allgemeinen physikalischen Zeitschriften verzeichnet sind. Zeitschriften zur Angewandten und Technischen Chemie sind bei den technischen Zeitschriften eingeordnet, biochemische stehen teilweise bei der " Physiologischen, Medizinischen und Thierchemie" am Ende von " Chemia II", zum größten Teil jedoch bei der Zoologie. Die 96 Zeitschriften verteilen sich auf Belgien (2), Dänemark und Schweden (je eine), Deutschland (38), Schweiz (eine), Frankreich (7), England (10), Italien (4), Niederlande (3), Österreich (2), Tschechoslowakei (2), Jugoslawien und Polen (je eine), Rußland (5), Indien (2), Japan (2), China (eine), Nordamerika (12) und Brasilien (eine).

2.642 Auf " Sammelwerke mehrerer Verfasser" und " Gesammelte Werke und vermischte Abhandlungen einzelner Verfasser" folgt die Gruppe der " Umfassenderen Darstellungen". Hier stehen Gesamtdarstellungen, Lehrbücher, Handbücher zur Chemie, chronologisch nach dem Erscheinungsjahr der Erstausgabe. Vorhanden ist eine große Anzahl der klassischen Werke des späten 18. und frühen 19. Jhs, darunter Johann Friedrich Gmelin, Grundriß der allgemeinen Chemie zum Gebrauch bei Vorlesungen (Göttingen 1789), Antoine Laurent Lavoisier, Traité élémentaire de chimie (Paris 1789), Johann Jacob Berzelius, Lärbok i kemien (Stockholm 1808-1818) oder John Dalton, A new system of chemical philosophy (Manchester 1808-1810). Ab ca. 1800 finden sich hier auch die Gesamtdarstellungen, Lehrbücher und Handbücher der aus der allgemeinen Chemie hervorwachsenden neuen Teilgebiete Anorganische Chemie, Organische Chemie, Theoretische Chemie; ab Ende des 19. Jhs kommen Physikalische Chemie und Elektrochemie hinzu (Technische Elektrochemie s. " Technologia III"). Es folgen die kleineren Gruppen " Wörterbücher" (6 Titel aus dem 18. Jh und 11 aus dem 19. Jh) sowie " Tabellen" und " Laboratorien".

2.643 Der Bestand " Allgemeine, physikalische und theoretische Chemie, Monographien" umfaßt überwiegend speziellere Literatur zu Einzelfragen sowie zu den sich im 19. Jh entwickelnden Teilgebieten der Chemie (mit Ausnahme der Teilgebiete Anorganische Chemie und Organische Chemie). Etwa in zeitlicher Reihenfolge sind zu nennen Stöchiometrie, Isomorphismus, Atomistische Theorie, Atom- und Molekulargewichte, Thermochemie, Elektrochemie und Stereochemie. Vorhanden sind 14 Titel aus dem 18. Jh und ca. 120 aus dem 19. Jh. Es folgt die Systemstelle " Anorganische Chemie, Monographien". Analog zum vorhergehenden Abschnitt ist hier die spezielle Literatur zur Chemie der Elemente und anorganischen Verbindungen verzeichnet (64 Titel aus dem 18. Jh, 80 aus dem 19. Jh).

2.644 Zur Analytischen Chemie finden sich ab ca. 1780 " umfassendere Darstellungen" (ca. 100 Titel aus dem 19. Jh), Monographien (43), und Arbeiten zur Spectralanalyse (23 Titel aus dem 19. Jh). Wie bei der Allgemeinen Chemie sind hier Gesamtdarstellungen, Lehrbücher und Handbücher vertreten sowie speziellere Schriften zu einzelnen Analysemethoden. Die anschließende Systemstelle " Organische Chemie, Monographien" enthält die spezielle Literatur zur Chemie organischer Verbindungen. Ab ca. 1870 tauchen hier auch Schriften über Naturstoffe (Proteine, Fette, Alkaloide, Enzyme, Harze etc.) auf, Literatur, die mehr zu den anschließenden Systemstellen und zur " Physiologie" in der Zoologie gehört. Die " Neuere Chemie" schließt mit einem Abschnitt, der heute mit Biochemie bezeichnet würde. Hier stehen Teile der biochemischen Literatur, deren Hauptstelle sich bei der Zoologie (Abteilungen " Allgemeine Physiologie", " Spezielle Physiologie" und " Physiologie des Menschen") befindet. Auf einige Titel zur Pflanzenchemie folgt die " Physiologische, medizinische und Thierchemie" mit 10 Zeitschriften- bzw. Reihentiteln und 40 Titeln aus dem 19. Jh, vorwiegend Lehrbücher zur Biochemie. Zur " Gährung" liegen einige Titel über Gärungserscheinungen und Fermente vor. Gewerbekunde, Elektrotechnik, Maschinenbau (Technologia)

2.645 Wie die Astronomie wurde die Technologie zunächst in der Abteilung " Philosophia" geführt. Sie wurde 1894/95 von Diestel ausgegliedert. Die Katalogteile I und II enthalten neben Werken zur Technik reiche Literatur zum Begriff Technologie, wie ihn 1777 Johann Beckmann in Göttingen prägte: Technologie wurde als Gewerbekunde in enger Verknüpfung mit ökonomischen und sozialwissenschaftlichen Aspekten verstanden und beinhaltete die Umwandlung von Rohstoffen in Gebrauchsgegenstände und Gebrauchsstoffe durch Arbeitsverfahren, Apparate, Maschinen und Werkzeuge. Teil III verzeichnet die klassischen Gebiete Elektrotechnik (einschließlich Nachrichtentechnik) und Maschinenbau (einschließlich Eisenbahnmaschinenbau, Kraftfahrzeugtechnik, Luftfahrttechnik).

2.646 Der Bestand umfaßt bis 1945 ca. 13.000 Bde. Die sachliche Gliederung ist für die vorhandene Literatur ausreichend. Nicht enthalten sind folgende Gruppen: Bergbau, Hütten- und Salinenwesen, die unter " Metalla" verzeichnet sind; Bautechnik, die mit Literatur zur Baukunst vermischt bei " Mathesis architecturae" zu finden ist; Befestigungswesen, Festungsbau, Waffen und Waffentechnik, die bei " Ars militaris" stehen; Schiffsbau, Schiffsausrüstung, die bei " Nautica" verzeichnet sind; Uhrmacherei, die bei " Astronomia I" und Buchgewerbe, Buchbinderei, Druckerei, die bei " Historia literaria librorum I" stehen. Literatur zum Nachrichtenwesen allgemein, zu Verkehrswesen, Luftfahrt, Schiffahrt und Seewesen, Eisenbahnwesen und Kraftverkehr mit juristischem, politischem, wirtschaftlichem oder sozialwissenschaftlichem Schwerpunkt findet sich bei " Politica III", bei regionalem Bezug in den Regionalteilen des Faches Geschichte, wo gelegentlich auch Literatur mit technischen Aspekten vorhanden sein kann, wie umgekehrt bei " Technologia" stehende Titel juristische, politische, wirtschaftliche oder sozialwissenschaftliche Aspekte haben können. Gewisse Literaturgruppen sind in anderen Teilen des Realkataloges verzeichnet (vgl. 2.630 " Physica").

2.647 Die " Allgemeine Technologie" enthält mit wenigen Ausnahmen an Sammelwerken, umfassenden Darstellungen und Wörterbüchern ausschließlich Literatur des 19. Jhs. Diese Gruppen enthalten, ebenso wie die Abteilungen zur Geschichte der Technologie und die Zeitschriften, auch die diesbezügliche Literatur der Teilgebiete " Mechanische Technologie" und " Chemische Technologie". Die 140 Zeitschriften teilen sich nach Erscheinungsländern wie folgt auf: Deutschland ca. 70 Titel, Frankreich 7, Niederlande 2, England 16, Italien einer, Österreich-Ungarn 3, Polen und Dänemark je einer, Schweden 2, Schweiz einer, Rußland 5, Asien 11, Amerika 20. Es folgen Sammelwerke, Dissertationssammlungen von 16 Technischen Hochschulen und Bergakademien des In- und Auslandes, " Gesammelte Werke und vermischte Abhandlungen einzelner Verfasser" sowie zahlreiche Publikationen über Gewerbe- und Industrieausstellungen einzelner Länder und über Weltausstellungen in chronologischer Ordnung, beginnend mit der Weltausstellung in London 1851.

2.648 Auf die Gruppen " Museen", " Vereine", " Reisen" folgen Gesamtdarstellungen, Lehrbücher und Handbücher der Kunst- und Handwerke sowie der gesamten Technologie und ihrer Teilgebiete " Mechanische Technologie" und " Chemische Technologie" (106 Titel). Bemerkenswert ist im 19. Jh die reichhaltige Literatur zur Chemischen Technologie. Hinzu kommen 15 Wörterbücher und Lexika, davon 4 aus dem 18. Jh und 11 aus dem 19. Jh.

2.649 Die " Spezielle Technologie" enthält Literatur zu einzelnen Gewerben und Industriezweigen der mechanischen und chemischen Technologie in alphabetischer Anordnung mit häufigen Verweisungen auf Sammelstellen oder auf andere Stellen des Technologiekataloges (Buchbinderei s. " Historia literaria librorum", Baugewerke s. " Mathesis Architectura"). Da sich allgemeine Aussagen über den Bestand wegen der Unterschiedlichkeit der Untergruppen in quantitativer und zeitlicher Hinsicht nicht machen lassen, wurde die Literatur zu den einzelnen Gewerben und Industriezweigen ausgezählt. Regionale Literatur zu einzelnen Gewerben und Industriezweigen ist teilweise auch in den Länderkatalogen des Faches Geschichte zu finden.

2.650 In der Abteilung I ist unter " Mechanischer Technologie" Literatur zu folgenden Gewerben und Industriezweigen vorhanden: Barbier- und Friseurgewerbe (7 Titel); Bürsten-, Pinsel- und Kammindustrie (einer); Energieerzeugung (einer); Musikinstrumente (24, s. a. " Ars Musica IV"); Kunstgewerbe (8 Zeitschriften und 66 Monographien); Metall- und Holzbearbeitung mit Tischlerei, Böttcherei, Schlosserei, Gießerei (6 Zeitschriften und 90 Monographien); Mühlenbau und -betrieb (31); Papierindustrie (44); Schuhindustrie (4); Seilerei (83); Spielwarenindustrie (2); Spinnerei, Weberei, Bekleidungsindustrie (60); Steinindustrie (3); Tapetenindustrie (6, s. a. " Artes plasticae VIII"); Waffenfabrikation (12); Wagenbau (18).

2.651 Bei der " Chemischen Technologie" ist Literatur zu folgenden Gewerben und Industriezweigen vorhanden: Beleuchtungswesen, Brennstoffe (9 Zeitschriften und 28 Monographien); Bleicherei, Färberei, Zeugdruck mit Chemie der Farbstoffe, Tintenfabrikation, Wäscherei, Reinigung (10 Zeitschriften und 90 Monographien); Explosivstoffe, Feuerwerkerei, Zündwaren (2 Zeitschriften und 17 Monographien); Fette, Oele, Seifen, Harze, Lacke mit Malen, Anstreichen (eine Zeitschrift, 32 Monographien); Gärungsgewerbe mit Bierbrauerei, Brennerei, Spiritusindustrie (5 Zeitschriften und 80 Monographien); Gerberei, Leder- und Pelzindustrie mit Sattler- und Riemerarbeiten (7 Titel); Glasindustrie (31); Gummiindustrie mit Kautschukindustrie (3 Zeitschriften, 16 Monographien); Holzverwertung und Holzkonservierung (10); Heizungs- und Lüftungsanlagen (3); Metallgewinnung, Pottasche, Salpeter etc. (45 Titel, s. a. " Metalla"); Nahrungsmittel mit Bäckerei (25); Photographie und Reproduktionstechnik (ausschließlich neuere Literatur ab der zweiten Hälfte des 19. Jhs mit 16 z. T. lückenhaften Zeitschriften und zahlreichen Monographien; hier ist auch Literatur zur Photochemie eingetragen, s. a. " Chemia II"); Porzellan- und Tonwarenindustrie, Ziegelei (44, hier steht neben technischer auch kunstgewerbliche Literatur, s. a. " Artes Plasticae V"); Sauerstoffindustrie (ein Titel); Sodaindustrie (2); Schieß- und Sprengtechnik (5); Stärke- und Zuckerindustrie (8 Zeitschriften; 41 Monographien).

2.652 Der Bestand " Technologia III" umfaßt die Elektrotechnik und das Maschinen-Ingenieurwesen mit dem Maschinenbau. Unter den Publikationen zur Elektrotechnik (ausschließlich zweite Hälfte des 19. Jhs) sind lediglich 34 Titel deutscher, englischer, französischer und amerikanischer Zeitschriften erwähnenswert. Die Untergruppe " Elektromechanik" umfaßt Literatur zu Stark- und Schwachstromtechnik, elektrischer Beleuchtung, Gleich- und Wechselstromtechnik, zu Transformatoren, Schaltungen, Elektromotoren und Generatoren, elektrischen Verkehrsmitteln, Hochfrequenztechnik und Elektronenröhren. Auf einem kleineren Bestand " Technische Elektrochemie" ( s. a. " Chemia II") folgt Literatur zum " Elektrischen Nachrichten- und Signalwesen" mit Publikationen zur Telegraphie (ca. 40 Titel aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs).

2.653 Beim " Maschinen-Ingenieurwesen" stehen nach allgemeinen Darstellungen Werke zum Ma- schinenbau mit 41 Titeln, z. T. größere Sammelwerke. Es folgt Literatur zu einzelnen Maschinen: Registrierapparate, Automaten, Zählmaschinen (5 Titel); Hebevorrichtungen, Pressen, Rammaschinen, Bohrmaschinen (16); Hydraulische Motoren und Windräder (29 Titel, s. a. " Physica II"); Wasserhebemaschinen, Pumpen, Feuerspritzen (40); Luftkompressions-, Expansions-, Kälteerzeugungsmaschinen, Gebläse (6 Titel aus dem 19. Jh); Luftschiffahrt (54 Titel, darunter 39 aus dem 18. Jh mit einer Sammelmappe mit Karten und Abbildungen zur Aeronautik, s. a. " Physica II"); Dampfmaschinen, Gasmotoren, kalorische Maschinen (74 Titel); Eisenbahnmaschinenbau (23 Titel aus dem 19. Jh). Bergbau, Hüttenkunde, Salinenwesen (Metalla)

2.654 Der Bestand " Metalla" enthält Werke zu Bergbau, Hüttenkunde und Metallurgie, Salinenwesen sowie Literatur über Metallkunde und Metallphysik. Die Katalogbände wurden 1894/95 von Diestel angefertigt. Vorher waren Bergbau, Hüttenkunde und Metallurgie sowie Salinenwesen in der Hauptgruppe " Philosophia" verzeichnet. Der Katalog ist formal nach Literaturgruppen, sodann nach den drei Großgebieten Bergbau, Hüttenkunde und Metallurgie sowie Salinenwesen, danach regional nach Ländern gegliedert. Insgesamt liegen ca. 2000 Bde bis 1945 vor. Bestimmte Literaturgruppen sind bei anderen naturwissenschaftlichen Fächern eingeordnet. Regionale Literatur zum Bergbau, Hütten- und Salinenwesen ist teilweise in den regional gegliederten Beständen des Faches Geschichte untergebracht.

2.655 Es liegen 45 Zeitschriften zu Bergbau, Hüttenkunde und Salinenwesen oder deren Teilgebieten vor, darunter auch regionale; an Gesamtdarstellungen 4 Titel aus dem 16. Jh, 12 aus dem 17. Jh, 40 aus dem 18. Jh und 25 aus dem 19. Jh sowie an Wörterbüchern und Lexika 12 Titel aus dem 17. bis 19. Jh. Zum Bergbau finden sich Monographien über einzelne Bereiche des Bergbaus, des Hütten- und Salinenwesens insgesamt oder des Bergbaus allein (Markscheidewesen, Lagerstättenkunde, einzelne Verfahren, Geräte und Erfindungen, 60 Titel). Die " Hüttenkunde und Metallurgie" ist unterteilt in " Probierkunst und metallurgische Chemie" (51 Titel); " Einzelheiten des Hüttenbetriebes" (30) und " Darstellung der einzelnen Metalle und deren Verwendung" (77). " Die Probierkunst und metallurgische Chemie" verzeichnet Werke zur Bestimmung einzelner Bestandteile in Erzen und metallurgischen Erzeugnissen. Der Bestand enthält viel regionale Literatur, vor allem bei der Metallurgie des Eisens. Der Regionalteil des Bestandes ist nach Erdteilen und Ländern gegliedert. Hier sind zahlreiche Werke, auch laufende Publikationen, zum Kohle-, Erz- und Salzbergbau sowie zum Hüttenwesen vorhanden (109 Titel).

Klaus Guhlmann

Mineralogie (Mineralogia)

2.656 Der Bestand der mineralogischen und geologischen Wissenschaften (" Mineralogia I III"), der auch die Literatur zur Geologie und Paläontologie umfaßt, wurde 1855 bis 1859 von August Grisebach aus den Bänden des Realkataloges herausgelöst und mit einer neuen Systematik versehen. Ein Conspectus enthält Systematikbegriffe und Schlagwortregister. Vorhanden sind insgesamt ca. 3260 Monographien bis 1900 (22 Titel sind aus dem 16. Jh, 116 aus dem 17. Jh, 621 aus dem 18. Jh und 2508 aus dem 19. Jh), darüber hinaus Sammelbände und Serien. Die geowissenschaftlichen Dienste und Vereinigungen sind mit 170 Zeitschriften- und Serientiteln nahezu vollständig vertreten, ab der Mitte des 19. Jhs auch mit allen wichtigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Die Publikationen sind vorwiegend in Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch.

2.657 Arbeiten aus dem Altertum und Mittelalter stehen bei " Auctores Graeci", " Auctores Latini", " Patres collecti", " Patres Latini" und bei " Medicina" (z. T. Verweisungen). Bibliographien, Biographien und Biographie-Sammlungen sind in gesonderten Katalogbänden nachgewiesen. Die Erdbebenbeobachtung und Erdbebenkunde ist Teil der Geologie; die Geophysik wird bei " Physico-mathematica" erfaßt. Weitere geowissenschaftliche Quellen sind Reisebeschreibungen sowie die Bestände der " Itineraria" und " Historia naturalis" (Verweisungen nur in Auswahl). Die Veröffentlichungen zur Bergwerkstechnik und dem Hüttenwesen enthalten z. T. eigene Kapitel mit Lagerstätten- und Mineralbeschreibung (" Metalla"). Neben Georgius Agricola (De re metallica, Basel 1657) und späteren Autoren enthalten vor allem die Dissertations-Sammelbände mineralogisch-geologische Arbeiten, für die es keine Einzelnachweise oder Verweisungen gibt.

2.658 Durch die konsequente Erwerbung älterer wissenschaftlicher Literatur während der Aufbauphase der Bibliothek lassen sich die geologisch-mineralogischen Wissenschaften bei den Naturphilosophen anhand von Erstauflagen und frühen Ausgaben bis in ihre Ursprünge zurückverfolgen. Die Gegenreformation ist mit theologischen Deutungen geowissenschaftlicher Beobachtungen (" Geologica physico-theologica") vertreten, mit allgemeinen Mineral-(" Compendia") und Edelsteinbeschreibungen (" Species mixtae gemmae" und " Succinum"), Erdbeben- und Vulkanismusbeobachtungen, besonders außerhalb Mitteleuropas. Drei Titel aus dem 16. Jh, 17 aus dem 17. Jh und 32 aus dem 18. Jh liegen vor zum Vesuv und Ätna, besonders von italienischen Autoren, aber auch von Sir William Hamilton (Neapel 1776).

2.659 27 Werke über Mineralsammlungen und 80 Titel aus dem Bereich " Compendia" und Mineralsystematik dokumentieren das neu erwachte Interesse an der Mineralogie während der Zeit der Aufklärung. Die darauf folgenden Kontroversen des 18. und 19. Jhs, die zur modernen Geologie führten, sind u. a. durch James Hutton (Edinburgh 1795), Abraham Gottlob Werner (Dresden 1787), Horace-Bénédict de Saussure (Neuchâtel 1779-1796), Leopold von Buch (Berlin 1802-1809) und Charles Lyell (1830-1832) vertreten. Hierzu gehören auch die 61 paläontologischen Arbeiten aus dem 18. Jh, u. a. von Georges de Cuvier, Carl von Linné (Leiden 1735) und Jean Baptiste de Lamarck (Paris 1823).

2.660 Frühe Arbeiten zur Kristallographie, so über die Schneekristalle von Johannes Kepler ( o. O. 1611), die Doppelbrechung im Kalkspat von Erasmus von Bartholinus (Kopenhagen 1669) und das Gesetz der Winkelkonstanz von Nikolaus Steno (Florenz 1669) liegen ebenfalls vor (nicht bei Kristallographie nachgewiesen). Die ältesten Arbeiten stammen von Moritz Anton Capeller, David L. Bourguet, William Holliday, M. Romé Delisle, Carl Imanuel Löscher, Abbé René Just Haüy und Louis de Jean Baptiste. Elf Titel aus dem 18. Jh und 116 Titel aus dem 19. Jh sind vorhanden.

Klaus Meyer

Botanik (Historia naturalis botanica)

2.661 Die systematische Gliederung des Bestandes " Botanica" erfolgte durch den Botanikprofessor August Grisebach um die Mitte des 19. Jhs. Von den 3164 Titeln erschienen ca. 3 Prozent im 16. Jh, 5 Prozent im 17. Jh, 24 Prozent im 18. Jh und 68 Prozent im 19. Jh. Auf lateinische Titel entfallen knapp 41 Prozent, auf deutschsprachige 34, auf französische 10 und englische 8, der Rest auf verschiedene andere Sprachen. Der hohe Anteil lateinischer Titel ist darauf zurückzuführen, daß in der Botanik das Lateinische noch im 18. Jh vorwiegend verwendet wurde.

2.662 Auf die vorlinnéische Literatur folgen Nachschlagewerke, Lehr- und Handbücher sowie allgemeine Zeitschriften. Die Allgemeine Botanik (Anatomie, Morphologie, Physiologie) geht der Systematischen Botanik voraus. Den Abschluß bildet die Pflanzengeographie (Allgemeines, Florenwerke). Von der zweiten Hälfte des 19. Jhs an treten zunehmend Schwierigkeiten bei der Einordnung neuer Wissenschaftszweige auf. Dies gilt vor allem für die Ökologie (zuerst meist Biologie genannt) und die Genetik. Hier sind die Einordnungen zuweilen uneinheitlich.

2.663 Die vorlinnéische Literatur gliedert sich in vier Gruppen. Zur ersten " Antiquitates botanicae" gehören neben einigen jüngeren Werken über die Pflanzen der Antike vor allem lateinische Ausgaben der Werke des Aristoteles (3) und des Dioskurides (eine Inkunabel und 16 Ausgaben aus dem 16. Jh) sowie deutsche Bearbeitungen des Dioskurides und Kommentare (z. B. von Euricius Cordus und 10 von Andreas Matthiolus). Die deutschen " Väter der Botanik" finden sich in der Rubrik " Scriptores a Brunfelsio ad Bauhinos", die Kräuterbücher von Otto Brunfels, Euricius Cordus, Hieronymus Bock (Tragus), Conrad Gesner, Leonhard Fuchs, Adam Lonicer, Jacob Theodor Tabernaemontanus u. a. enthält, meist in mehreren Ausgaben. Den Abschluß dieser Periode bildet das erste Werk von Andrea Cesalpinus, De plantis libri XVI (Florenz 1583). Den Kräuterbüchern nahestehende, stärker auf die pharmazeutische Anwendung ausgerichtete Werke aus dem 16. Jh finden sich auch unter der Rubrik " Materia medica".

2.664 Zu den " Scriptores a Bauhinos ad Tournefort" gehören neben allen wesentlichen Werken der Brüder Caspar und Johann Bauhin die Florilegien von Johann Theodor de Bry (Oppenheim 1612) und Emanuel Sweerts (Frankfurt a. M. 1612, Amsterdam 1641). Zunehmend treten neben die lateinischen Titel auch solche in anderen Sprachen, so das seltene Herball von John Gerard (London 1597, auch London 1633), außerdem deutsche Titel von Thomas Panckow (Leipzig 1656, Coelln a. d. Spree 1673) sowie holländische und französische Werke. Neue Beiträge zur Morphologie und Systematik brachten die Arbeiten von Joachim Jungius, August Quirin Rivinus, Robert Morison und John Ray. Ein Exemplar des Phytobasanos (Neapel 1592) von Fabius Columna (Colonna) ist von besonderem Interesse, da es u. a. Caspar Bauhin, Johann Heinrich Staehelin und Albrecht von Haller gehört hat. Unter den " Scriptores a Tournefortis ad Linnaeum" stehen neben Joseph Pitton de Tournefort Autoren wie Martin Daniel Johren, Caspar Commelin und Pierantonio Micheli. Richard Bradleys Historia Plantarum Succulentarum (London 1716-1727) gilt als erstes umfassendes Werk über Sukkulenten. Die Dichte des Bestandes an vorlinnéischen botanischen Werken zeigt sich an Linnés Species Plantarum (Stockholm 1753); von den dort zitierten 242 Monographien sind 208 in der erwähnten Auflage oder in einem zeitgenössischen Nachdruck vorhanden.

2.665 Bei den Sammelwerken stehen in zeitlicher Anordnung Schriften einzelner Autoren, u. a. die Miscellanea ( Wien 1778) und Collectanea ( Wien 1786) von Nicolas Jacquin, Albrecht von Hallers Opuscula botanica (Göttingen 1749) sowie die gesammelten Abhandlungen von Robert Brown, Nathanael Pringsheim und Asa Gray. Von den allgemeinen deutschen botanischen Zeitschriften setzen 7 vor 1800 ein, 28 bis 1850, weitere 43 bis 1900. Aus demselben Zeitraum sind vorhanden 9 schweizerische, 6 französische, 11 englische und 9 belgisch-holländische Zeitschriften. Die älteste noch existierende botanische Zeitschrift ist die Flora (ab 1818, nahezu lückenlos vorhanden).

2.666 Die " Compendia" (Lehrbücher) gliedern sich in solche, die die gesamte Botanik betreffen und solche, die die Allgemeine Botanik (früher auch als " Physiologische Botanik") behandeln. Diese Trennung ist aber nicht eindeutig. Zu den historisch wichtigen Texten gehören Linnés Philosophia Botanica (Stockholm 1751) und aus der ersten Hälfte des 19. Jhs die Lehrbücher von Heinrich Friedrich Link, Kurt Sprengel und Carl Ludwig Willdenow. Mathias Jacob Schleiden begründete mit den Grundzügen der wissenschaftlichen Botanik (Leipzig 1845-1846) nach dem Urteil der Zeitgenossen eine neue Epoche. Lange Zeit war dann Julius von Sachs' Lehrbuch der Botanik (Leipzig 1868) maßgebend, bis es durch das von Eduard Strasburger 1884 begründete Werk abgelöst wurde.

2.667 Von den Begründern der Histologie (Anatomie) liegen Marcello Malpighis Werke vor, von Nehemia Grew die Anatomy of plants (London 1682). Unter den 73 Titeln finden sich Klassiker der Pflanzenanatomie wie Johann Jacob Paul Moldenhawer, Hugo von Mohl, Theodor Hartig, Eduard Strasburger u. a. Zu den frühesten Arbeiten auf dem Gebiet der Morphologie gehören Sebastian Vaillant, Sermo de structura florum (Leiden 1718) und Julius Pontedera, Anthologia (Passau 1720). Eine wesentliche Rolle in der Entwicklung der Morphologie spielt Goethes Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären (Gotha 1790), auch in zwei französischen Editionen ( z. B. Straßburg 1831) vorhanden. Alle wichtigen Werke zu diesem Fachgebiet aus Deutschland und besonders aus Frankreich (Achille Richard über die Frucht, Jean-Baptiste Payer über die Entwicklungsgeschichte der Blüte) sind im Bestand.

2.668 Das älteste Werk zur Physiologie ist eine Arbeit von Conrad Gesner aus dem Jahre 1555 über Phosphoreszenz. Zu den Klassikern dieses sonst relativ jungen Gebietes gehören die Werke von Stephen Hales (London 1727), Jan Ingenhousz (in der englischen Ausgabe London 1779 und in der deutschen Wien 1786-1790), Jean Senebier (Genf 1789-1800) und Théodore de Saussure (Paris 1804). Aus dem 19. Jh liegen u. a. die gesammelten Abhandlungen der deutschen Pflanzenphysiologen Julius von Sachs und Wilhelm Pfeffer vor. Zur Sexualität der Pflanze finden sich neben einigen weniger bekannten, älteren Titeln die Werke von Joachim Camerarius und Joseph Gottlieb Kölreuter (Leipzig 1761-1766). Auch Christian Konrad Sprengels Entdecktes Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen (Berlin 1793), mit dem die Blütenökologie begründet wurde, ist hier eingeordnet. Die Gegner der Lehre von der Sexualität der Pflanzen zu Beginn des 19. Jhs (Franz Joseph Schelver, August Wilhelm Eduard Theodor Henschel) fehlen nicht. Arbeiten zum Befruchtungsvorgang sind hier eingereiht, ebenso die blütenbiologischen Werke von Charles Darwin und Hermann Müller. Unter " Hybriditas" finden sich die klassischen Werke über Bastardbildung von Carl Friedrich Gärtner, Wilhelm Olbers Focke u. a.

2.669 Unter den " Prolegomena" und " Miscellanea" stehen Werke über Methoden der Systematik und zur Nomenklatur. Grundlegend ist Augustin Pyramus de Candolles, Théorie élémentaire de la botanique (Paris 1813 und 1819). Bei den " Miscellanea" sind Werke zu den verschiedenen systematischen Gruppen zu finden, z. B. zu Bäumen, Sukkulenten etc. Erwähnt sei Ulisse Aldrovandi, Dendrologia naturalis (Bologna 1668, Frankfurt 1671). Ein Prachtwerk ist die von Pierre Joseph Redouté illustrierte Plantarum historia succulentarum (Paris 1799-1829). Von den Meletemata botanica von Heinrich Schott und Stefan Endlicher ( Wien 1839), einem seltenen Foliowerk, kamen kaum 60 Exemplare in Umlauf.

2.670 Die meisten der botanischen Abbildungswerke (" Icones plantarum", 60 von 65) erschienen zwischen 1750 und 1850. Zu den frühesten gehören seltene Werke des Naturselbstdruckes, wie Johann Julius Hecker, Flora Berolinensis (Berlin 1757-1758), Johann Hieronymus Kniphofs Botanica in originali (Magdeburg 1757-1764) mit handkolorierten Selbstdrucken und die großformatige Ectypa plantarum Ratisbonensium (Regensburg 1787-1793) von David Heinrich Hoppe, die bei den Floren stehen. Zu den zahlreichen wertvollen und prächtigen Tafelwerken gehören mehrere von Nicolas Jacquin, außerdem die Collectio plantarum (Hannover 1809-1819) des Herrenhäuser Garteninspektors Johann Christoph Wendland, Charles Louis L'Héritier, Stirpes novae (Paris 1784/85) und Benjamin Delessert, Icones selectae plantarum (Paris 1820). Hier eingeordnet sind auch die großen Serienwerke mit farbigen Pflanzenabbildungen, allen voran das Botanical Magazine (Tokyo 1887 ff.; z. T. mit Kriegsverlusten) und das Botanical Register (London ab 1818).

2.671 Die Abteilung " Horti Botanici" ist mit über 200 Titeln umfangreich. Das Spektrum reicht von bescheidenen Gartenkatalogen bis zu Prachtwerken. Die früheste Arbeit ist Conrad Gesners Horti Germaniae (Straßburg 1561). Weitere frühe Kataloge existieren u. a. von Altdorf, Braunschweig, Montpellier. Auch in dieser Rubrik stehen viele wertvolle illustrierte Werke, wie der Hortus Eystettensis (Ingolstadt 1617) und die Prachtbände über Schönbrunn von Nicolas Jacquin, über Herrenhausen von Johann Christoph Wendland, die Gärten in Paris von Etienne Pierre Ventenat und der Hortus Elthamensis (London 1732) von Johann Jakob Dillenius.

2.672 Das erste umfangreiche, speziell den Pilzen (" Fungi") gewidmete Buch ist Franciscus van Sterbeeck, Theatrum fungorum (Antwerpen 1675) mit holländischem Text. Seit Ende des 18. Jhs erschienen die grundlegenden Werke von Christiaan Hendrik Persoon, die in großer Vollständigkeit vorhanden sind. Auch von Elias Magnus Fries liegen die wichtigsten Titel vor. Großformatige Abbildungswerke finden sich von August Joseph Carl Corda und Charles Tulasne. Die Literatur über die früher den Pilzen zugeordneten Bakterien beginnt erst gegen Ende des 19. Jhs.

2.673 Von den 80 Titeln über Algen (" Algae") erschienen die meisten im 19. Jh. Herausragende illustrierte Werke stammen von Eugen Johann Christoph Esper (Nürnberg 1800-1808), Dawson Turner (London 1808-1819), Alexander Postels und Franciscus Ruprecht (Petersburg 1840), Giovanni Zanardini (Venedig 1860-1871) und Friedrich Traugott Kützing (Nordhausen 1845-1870). Bis weit in das 20. Jh hinein erstreckte sich die Wirkung von Adolf Schmidts Atlas der Diatomaceenkunde ( o. O. 1874-1959, letzte Serien als Reprint vorhanden). Carl Adolf Agardh ist mit mehreren Werken zur Physiologie vertreten.

2.674 Von den 38 Titeln zu den Flechten (" Lichenes") stammen bis auf 3 alle aus dem 19. Jh. Für diese Gruppe gibt es kaum größere Abbildungswerke. An grundlegenden Werken sind die Arbeiten von Georg Franz Hoffmann (Moskau 1814), Erik Acharius (Lund 1814), Georg Friedrich Wilhelm Meyer und Friedrich Wilhelm Wallroth (Frankfurt a. M. 1825-1827) zu nennen. Die spezielle Literatur zu den Moosen (Musci) setzt etwas früher ein. Von 37 Titeln stammen 9 aus dem 18. Jh. Grundlegend war Johann Jakob Dillenius' Historia Muscorum (Oxford 1741). Standardwerke des 19. Jhs liegen vor von Johannes Hedwig, Samuel Elisée Bridel, Carl Müller, Hubert Leitgeb, Paul Günther Lorentz u. a. Die 37 Titel zu den Farnen (Filices) stammen ebenfalls überwiegend aus dem 19. Jh. Erwähnt seien Olaus Swartz' Synopsis filicum (Kiel 1806) und die Werke von William Jackson Hooker. In dieser Gruppe gab es Teilverluste.

2.675 102 Titel liegen zu den Einkeimblättlern (" Monocotyledoneae") vor, davon 18 vor 1800. Zu den besonders wertvollen illustrierten Werken zählen Pierre Joseph Redouté, Les Liliacées (Paris 1802-1816), die Lilium-Monographie von Henry John Elwes ( o. O. 1880), mehrere Orchideenwerke u. a. von John Lindley, Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach und James Bateman sowie die Araceen-Arbeiten von Heinrich Schott. Aus dem 18. Jh stammen Christian Jacob Trew, Beschreibung der großen amerikanischen Aloe (Nürnberg 1727) und Linnés Musa Cliffortiana (Leiden 1736), ein Jugendwerk, sowie das prächtige Werk von Carl Friedrich Philipp Martius, Historia Naturalis Palmarum (München 1823-1853).

2.676 In der Gruppe der Zweikeimblättler (" Dicotyledoneae") mit insgesamt 227 Titeln bis 1900 sind älteren systematischen Vorstellungen entsprechend auch die Gymnospermen (Nacktsamer) eingeordnet, darunter eine Arbeit über die Libanonzeder von Christian Jacob Trew (Nürnberg 1767) und über die Gattung Pinus von Aylmer Bourke Lambert (London 1803 und 1828). Unter den Monographien über Dikotylen im heutigen Sinn sind zahlreiche hervorragend illustrierte Werke, wie die Bearbeitung der Stapelieae durch Nicolas Jacquin, der Erica-Arten durch Johann Christoph Wendland und Henry Andrews, der Rhododendron-Arten des Sikkim-Himalaja durch Joseph Dalton Hooker (London 1849-1851), der Geraniaceae durch Charles Louis L'Héritier (Paris 1787) und Robert Sweet (London 1820-1828) sowie das Prachtwerk Les roses (Paris 1817-1824) von Pierre Joseph Redouté. In diesen Fällen handelt es sich um gärtnerisch interessante Gruppen. Bei den 7 Titeln über den Chinarindenbaum (Cinchona) stand dagegen die pharmazeutische Bedeutung im Vordergrund.

2.677 Die Gruppe Pflanzengeographie und Floren (" Botanica geographica") umfaßt in den Rubriken " Prolegomena, Miscellanea und Compendia" 32 Titel (einer vor 1800), darunter grundlegende Werke von Alexander von Humboldt, Franz Unger, Joachim Frederik Schouw und Franz Julius Ferdinand Meyen. Die erste große Zusammenfassung, August Grisebachs Vegetation der Erde (Leipzig 1872), gehört ebenso dazu wie die erste deutsche Ausgabe von Eugen Warmings Lehrbuch der ökologischen Pflanzengeographie (Berlin 1896), das für die Ökologie wegweisend war.

2.678 Die Abteilung Floren ist wahrscheinlich unter dem Einfluß von Grisebach besonders reich ausgestattet. Für Europa sind 578 Titel bis 1900 zu verzeichnen. Während die Vollständigkeit bis in die erste Hälfte des 19. Jhs groß ist, wurden später Werke lokalen Charakters nur in Auswahl angeschafft. Zu den ältesten Werken gehört Johannes Thals Sylva Hercynia (Frankfurt a. M. 1588), die vielfach als erste Lokalflora gilt. Noch etwas älter ist das Werk von Carolus Clusius über die Flora Spaniens (Antwerpen 1576). An großen und z. T. seltenen, illustrierten Floren seien genannt Carolo Allioni, Flora Pedemontana (Tours 1785), Michele Tenore, Flora Napolitana (Neapel 1811-1815), Pierre Bulliard, Herbier de la France (Paris 1780-1795), Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach, Icones Florae Germanicae (Leipzig 1823-1909), Georg Friedrich Wilhelm Meyer, Flora des Königreichs Hannover (Göttingen 1836-1854, unvollendet) und Nicolas Jacquin, Florae austriacae icones ( Wien 1773-1778). Erwähnt sei außerdem John Sibthorp und Jan Eduard Smith, Flora Graeca (London 1806-1840), illustriert von Ferdinand Bauer. Göttingen (10 Werke zwischen 1753 und 1886) und der mitteldeutsche Raum sind besonders reich vertreten. Zur Flora von Halle liegen 13 Werke vor (zwischen 1662 und 1848), 8 zur Flora von Leipzig und 6 zu der von Dresden. Auch aus anderen deutschen Landschaften und europäischen Ländern sind fast immer die grundlegenden Werke zur Flora vorhanden.

2.679 Ältere Florenwerke aus Asien sind nur aus einigen Gebieten vorhanden, vor allem aus Indien, Java und Japan. Zu Indien liegt vor Henric van Rheede tot Drakenstein, Hortus indicus malabaricus (12 Bde, Amsterdam 1678-1693). Aus dem 19. Jh stammen die grundlegenden Werke von William Roxburgh, Nathanel Wallich, Robert Wight und John Forbes Royle. Eine bis heute wichtige Zusammenfassung stellt John Dalton Hookers Flora of British India (London 1870-1894) dar. Das Herbarium amboinense (Amsterdam 1741-1750) von Georgius Rumphius ist das erste größere Werk zur Flora Südostasiens. Ein Schwerpunkt der Forschung lag dort auf Java, zu dessen Flora 20 Titel aus dem 19. Jh vorhanden sind. Klassische Werke zur Flora Japans stammen von Carl Peter Thunberg, Engelbert Kämpfer, Philipp Franz von Siebold und Joseph Gerhard Zuccarini.

2.680 Von 48 Titeln zu Afrika sind nur 6 vor 1800 erschienen. Zunächst wurde die Flora von Nordafrika und dem Kap der Guten Hoffnung bekannt. Von Prosperus Alpinos Werk De plantis Aegypti liber ist die zweite Auflage (Passau 1640) vorhanden. Über das Kapland liegen frühe Werke vor von Nicolaus Laurentius Burmann, Petrus Jonas Bergius und Carl Peter Thunberg. Außerdem finden sich die mehrbändigen Floren des 18. Jhs, z. B. William Harvey, Flora Capensis (Dublin 1859-1925) und Daniel Oliver, Flora of Tropical Africa (Ashford 1868-1937).

2.681 Die älteste aus Nordamerika vorhandene Flora stammt von Jacques Cornut (Paris 1635). In das 18. Jh gehören die Werke von Thomas Walter (Flora Caroliniana, London 1788), Johann Friedrich Gronovius (Flora virginica, Leiden 1762) und Marcus Catesby (Hortus Europae-Americanus, London 1767). Die intensivere Bearbeitung der nordamerikanischen Flora begann erst nach 1800. Über Westindien liegen frühe Werke vor von Charles Plumier, Nicolas Jacquin und Olaus Swartz. In Nicolas Jacquins Selectarum stirpium Americanarum historia ( Wien o. J., ca. 1780), von der nur wenige Exemplare existieren, sind alle Tafeln Handzeichnungen. Für Südamerika sind die Floren von Hippolyto Ruiz und Josepho Pavon, José Marianno Vellozo und Johann Emanuel Pohl zu nennen, sowie Karl Friedrich Philipp von Martius, Flora brasiliensis (München und Leipzig 1840-1906).

2.682 Die enge Verbindung von Georg Forster zu Göttingen erklärt die Vollständigkeit, mit der die Werke der beiden Forster vorhanden sind, darunter die seltene Folioausgabe Characteres generum plantarum (London 1776). Weitere Autoren aus der Frühzeit der Erforschung der Floren Australiens und Ozeaniens sind mit Jacques Julien Houton de la Billardière und Robert Brown vertreten. Wichtige Florenlisten finden sich vielfach in allgemein naturhistorischen Werken unter " Historia naturalis" und in Reiseberichten unter " Itineraria". Zahlreiche Lokalfloren für Deutschland und Österreich sind als sogenannte Schulprogramme erschienen, die in großer Vollständigkeit vorhanden sind. Zoologie, Anthropologie und nichtklinische Medizin (Zoologia)

2.683 Der Bestand umfaßt ohne die Rubrik " Homë 4326 Titel. Davon sind etwa ein Prozent im 16. Jh erschienen, 6 Prozent im 17. Jh, 20 Prozent im 18. Jh und 73 Prozent im 19. Jh. Deutsche Titel machen knapp 45 Prozent aus, lateinische 23, französische 12 und englische 13 Prozent. Der Rest entfällt auf verschiedene Sprachen, unter denen das Italienische in der älteren Zeit die wichtigste Rolle spielt. Die Signaturgruppe " Historia naturalia zoologia" umfaßt 13 Foliobände zur Zoologie, Anthropologie, nichtklinischen Medizin und einige allgemeinbiologische Titel (s. a. " Historia naturalis"). Die Anlage des Katalogs erfolgte im wesentlichen nach Carl Claus, Grundzüge der Zoologie (Marburg 1876). Offenbar hat in Zweifelsfällen der Göttinger Zoologe Ernst Ehlers beratend geholfen.

2.684 Zur Rubrik " Zoologica universalis" zählen u. a. die " Fabulae zoologicae", Festschriften, Sammelbände mit Schriften von Jacob Christian Schäffer, Basilius Merrem, Sigmund Leuckart und Oscar und Richard Hertwig. Die Berichte über die internationalen zoologischen Kongresse liegen ab 1889 vollständig vor. Weiter sind nomenklatorische Verzeichnisse vorhanden, Lexika, Berichte über zoologische Stationen und Museen, Beschreibungen zoologischer Gärten, u. a. von Amsterdam (1842), Hamburg (1865) und London (1867), sowie ein früher Bericht über das Aquarium in Hamburg (1864); ferner zahlreiche Kataloge zu verschiedenen Tiergruppen aus dem Britischen Museum (88 Titel aus dem 19. Jh). Unter " Ephemerides" finden sich alle Zeitschriften, die sich nicht nur auf Teilgebiete oder einzelne Tiergruppen beziehen, u. a. die Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie (Leipzig 1848-1944), der Zoologische Anzeiger (Stuttgart und Jena 1878 ff.) und die Zoologischen Jahrbücher (ebda 1886 ff.).

2.685 Unter " Systemata" finden sich systematische Übersichten des ganzen Tierreiches sowie allgemeine zoologische Lehrbücher. Zu den 4 Titeln aus dem 16. Jh gehören die lateinische und die deutsche Ausgabe von Conrad Gesners Historia Animalium (Zürich 1551-1587). Aus dem 17. und 18. Jh (6 und 17 Titel) stammen die Werke von John Johnston, Henricus Ruysch, John Ray und Jacobus Theodor Klein. An Standardwerken zur Zoologie des 19. Jhs sind vorhanden Georges Cuvier, Le règne animal (Paris 1817), von dem drei französische und eine deutsche Ausgabe (Leipzig 1831-1843) vorliegen, Heinrich Georg Bronns Klassen und Ordnungen des Thierreiches (Leipzig und Heidelberg 1859-1861), Das Tierreich von der Deutschen Zoologischen Gesellschaft (Berlin 1897 ff.) sowie drei Ausgaben von Alfred Brehms Tierleben. Unter 70 Titeln aus dem 19. Jh sind viele deutsche Lehr- und Schulbücher.

2.686 Von den 112 Titeln zur " Zoologica geographica" stammen 30 aus dem 18. Jh, darunter als ältestes Werk zur Tiergeographie Eberhard August Wilhelm Zimmermann, Specimen zoologiae geographicae (Leiden 1777). Einige mehrbändige Werke behandeln die Zoologie der großen Forschungreisen des 19. Jhs, so die der " Beagle" von Charles Darwin, der " Erebus" und der " Terror". Unter den großen Werken zur Fauna sind nennenswert Thomas Pennant, British Zoology (London 1768-1777), Indian Zoology (London 1769) und Arctic Zoology (London 1784-1787), Otto Friedrich Müller, Zoologia Danica (Leipzig und Dessau 1783), Peter Simon Pallas, Zoographia Rosso-Asiatica (Petersburg 1811), Philipp Franz Siebold, Fauna Japonica ( o. O. 1833 ff.) sowie Andrew Smith, Illustrations of the Zoology of South Africa (London 1849).

2.687 Von den 460 Titeln zur " Anatomia comparata" stammen 368 aus dem 19. Jh, 55 aus dem 18. Jh, 35 aus dem 17. Jh und 2 aus dem 16. Jh. Bis zum 18. Jh überwiegen Werke in lateinischer Sprache; im 19. Jh sind 46 lateinisch, 230 deutsch, 45 französisch und 30 englisch. Zu den " Praecognita" zählen zahlreiche Schriften des 19. Jhs zur Frage der Vivisektion (ein Sammelband mit 26 Titeln und 16 weitere Titel). Die 21 Zeitschriften (" Ephemerides") aus dem 19. Jh (ab 1837) enthalten auch Titel zur Physiologie. Die frühesten Titel zur allgemeinen und vergleichenden Anatomie sind von Hieronymus Fabricius ab Aquapendente (ab 1614) und Gerardus Leon Blasius, gefolgt von Georges Cuviers Leçons d'anatomie comparée (Paris 1799 mit einer Sonderausgabe der Tafeln) und deutschen Autoren des 19. Jhs wie Johann Friedrich Blumenbach, Julius Viktor Carus, Johann Friedrich Meckel, Rudolph Wagner und Karl Gegenbaur. Unter den Werken zu einzelnen Organsystemen seien genannt Nicolaus Steno, De musculis et glandulis (Kopenhagen 1664), Christian Pander und Josef Wilhelm E. d'Alton, Vergleichende Osteologie (Bonn 1821-1838) und Richard Owen, Odontography (London 1840-1845). Aus dem 17. Jh stammen zahlreiche Arbeiten über das Lymphatische System, vertreten z. B. durch Thomas Bartholinus, Gaspare Aselli und Jean Pecquet.

2.688 Die meisten Titel der " Entwicklungsgeschichte" betreffen die Individualentwicklung (Fortpflanzung und Embryologie). Hier finden sich aber auch Arbeiten zur Evolution (Darwinismus) und Phylogenie sowie einige Titel zur Genetik. Der Schwerpunkt der 121 Titel liegt auf deutschen Werken des 19. Jhs (51). Das 18. Jh ist mit 2 Titeln, das 17. Jh mit 17 vertreten. Die Anfänge der vergleichenden Embryologie sind repräsentiert durch William Harvey, Exercitationes de generatione animalium (London 1651), gefolgt von Arbeiten des 18. Jhs zur Fortpflanzung und Embryologie, wie Caspar Friedrich Wolff, Theoria generationis (Halle 1759, ebda 1774, auch deutsch Berlin 1764). Johann Friedrich Blumenbachs Schrift Über den Bildungstrieb (Göttingen 1781) liegt in drei deutschen, einer lateinischen, einer holländischen und einer englischen Ausgabe vor. Johann Japetus Smith Steenstrups begründete die Lehre vom Generationswechsel der Tiere (1812), der vorher schon von Adelbert von Chamisso beobachtet worden war. Im 17. und 18. Jh fanden Monstrositäten und Anomalien vermehrte Aufmerksamkeit. Das älteste Werk stammt von Christoph Irenaeus, De monstris ( o. O. 1584), die wohl umfangreichste Zusammenstellung von Isidore Geoffroy St. Hilaire (Paris 1832-1837). Mit dem von Wilhelm Roux begründeten Archiv für Entwicklungsmechanik (Berlin 1895 ff.) begann die moderne experimentelle Embryologie. Arbeiten von August Weismann vom Ende des 19. Jhs kennzeichnen den Beginn der modernen Genetik.

2.689 Der älteste Titel zur allgemeinen Physiologie ist Laevinius Lemnius, De miraculis occultis naturae libri III (Antwerpen 1581). Die Lehr- und Handbücher der Physiologie beginnen mit Johann Friedrich Blumenbach, Specimen physiologiae comparatae (Göttingen 1787), datieren jedoch überwiegend aus dem 19. Jh mit Autoren wie Arnold Adolph Berthold, Rudolph Wagner, Ludimar Hermann und Max Verworn. Unter der Rubrik " Leben und Lebenskraft" finden sich Werke zu allgemeinen Fragen der Physiologie z. B. von Lorenz Oken und Gottfried Reinhold Treviranus bis zum Cours de physiologie générale (Paris 1866) von Claude Bernard. An Zeitschriften aus dem 18. und 19. Jh finden sich das von Christian Reil begründete Archiv für die Physiologie (Halle 1796), das Deutsche Archiv für die Physiologie (Halle und Berlin 1815), das Journal de physiologie expérimentale (1821) sowie das Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Thiere, das Eduard Pflüger ins Leben rief und das als Pflügers Archiv noch heute erscheint.

2.690 Die Bestände unter " Physiologia specialis" reichen von klassischen Werken wie William Harveys De motu cordis et sanguinis (Leiden 1639) über Stephen Hales' Haemostatique (Genf 1744) bis zu Lazare Spallanzani. Aloisius Galvani und Alessandro Volta sind mit den grundlegenden Werken über das Auftreten elektrischer Vorgänge vertreten, Jan Evangelista Purkinje mit den Beiträgen zur Kenntnis des Sehens (Prag 1819, Berlin 1825). Ivan Petrovitch Pawlows Arbeit über die Verdauungsdrüsen (Wiesbaden 1898) zählt zu den Rara des 19. Jhs. Zu allen Bereichen der speziellen Physiologie liegen Grundlagenwerke vor.

2.691 Die relativ kleine Abteilung mit allgemeinen Schriften zu den Wirbellosen beginnt mit Arbeiten von Ulisse Aldrovandi und Otto Friedrich Müller. An Grundlagenwerken des 19. Jhs sind vorhanden Baptiste de Lamarck, Histoire naturelle des animaux sans vertèbres (Paris 1815-1822, auch 1836-1846) sowie das Lehrbuch der vergleichenden Entwicklungsgeschichte der wirbellosen Thiere (Jena 1890-1909) von Eugen Korschelt und Karl Heider. Zu den frühen Werken über die Gruppe der Einzeller (" Protozoa") gehört die Abhandlung über die Saamen- und Infusionsthierchen (Nürnberg 1778) von Wilhelm Friedrich von Gleichen-Russworm. Der eigentliche Begründer einer genaueren Kenntnis rezenter und fossiler Protozoen ist jedoch Christian Gottfried Ehrenberg mit seinem Werk Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen (Leipzig 1838). Unter den illustrierten Werken ist die Radiolarien-Monographie (Berlin 1862) von Ernst Haeckel hervorzuheben.

2.692 Die Coelenterata zogen als sogenannte " Pflanzentiere" (" Zoophyta") im 18. Jh besondere Aufmerksamkeit auf sich. Zu erwähnen sind hier das Werk von John Ellis über die Korallen (London 1756), Peter Simon Pallas, Elenchus zoophytorum (Frankfurt a. M. 1766) sowie Eugen Johann Christoph Esper, Die Pflanzenthiere in Abbildungen nach der Natur (Nürnberg 1791-1830). Als illustrierte Werke aus dem 19. Jh ragen die Monographien der Kalkschwämme (Berlin 1872) und der Medusen (Jena 1879) von Ernst Haeckel heraus. Mit nur 16 Titeln bis 1900 (3 aus dem 18. Jh, die übrigen aus dem 19. Jh) ist der relativ kleine Stamm der Stachelhäuter (Echinodermata) vertreten.

2.693 Spezielle Arbeiten zu den " Vermes" liegen erst aus dem 18. Jh (12 Titel) und 19. Jh vor (88, davon 48 deutsch). Besonders reich ist hingegen die Literatur über Eingeweidewürmer, Blutegel und Regenwürmer. Zu den letztgenannten liegt das klassische Werk von Charles Darwin vor, The formation of vegetable mould through the action of worms (London 1881; Stuttgart 1882). Unter den " Bryozoa" eingeordnet ist Abraham Trembleys Werk über die Süßwasserpolypen (Paris und Leiden 1744).

2.694 In der älteren Literatur wird der Begriff " Insekten" sehr weit gefaßt und umfaßt nicht nur Teile der Gliederfüßler (" Arthropoda"). Zu den Werken, die niedere Organismen in diesem weiten Sinne behandeln, zählen u. a. die Insecto-Theologie (Frankfurt und Leipzig 1738-1740) von Friedrich Christian Lesser, die Bibel der Natur von Jan Swammerdam (Leipzig 1752, auch Leiden 1737-1738) sowie Johann Friedrich Wilhelm Herbst, Versuch einer Naturgeschichte der Krabben und Krebse (Berlin und Stralsund 1790-1804) und das Natursystem der ungeflügelten Insekten (Berlin 1797-1799).

2.695 Die Insekten im engeren Sinne (" Hexapoda") behandeln 556 Titel (davon 24 aus dem 17. Jh, 164 aus dem 18. Jh und 368 aus dem 19. Jh), darunter mehrere illustrierte Prachtwerke. An älteren Grundlagenwerken finden sich Jan Swammerdams Historia Insectorum (Utrecht 1669) in vier Auflagen sowie die Arbeiten von René Antoine Ferchault de Réaumur und Johann Christian Fabricius. August Johann Rösel von Rosenhofs Insecten-Belustigungen (Nürnberg 1736-1761) leiten über zu den Zeitschriften des späten 18. Jhs, die mit dem Magazin für die Liebhaber der Entomologie (Zürich 1778 ff.) beginnen. Besonders aufwendig illustriert sind die Werke von Maria Sybilla Merian, so die Metamorphosis insectorum Surinamensium (Amsterdam 1705) und ihre Arbeiten über europäische Insekten (jeweils verschiedene Ausgaben vorhanden) oder über die Schmetterlinge. Erwähnt seien aber auch Johann Christoph Esper, Schmetterlinge in Abbildungen nach der Natur (Erlangen 1777-1794), Georg Wolfgang Franz Panzer, Fauna insectorum Germaniae (Nürnberg 1793-1813) sowie Heinrich Küster, Die Käfer Europas (48 Bde, Nürnberg 1844-1912).

2.696 Auch die Weichtiere (" Mollusca") regten durch ihre Vielfalt früh zum Sammeln an. Entsprechend zahlreich sind die illustrierten Werke, wie Georg Eberhard Rumphius, Thesaurus imaginum piscium testaceorum (Leiden 1711), Georg Wolfgang Knorr, Vergnügen der Augen und des Gemüths ... (Nürnberg 1757-1772) und Friedrich Heinrich Wilhelm Martini, Neues Systematisches Conchylien-Cabinet (Nürnberg 1769-1829). Aus Frankreich liegen Arbeiten vor von André Etienne Ferussac und Gérard Paul Deshayes sowie von Louis Charles Kiener, aus England Lovell Augustus Reeves Conchologia iconica (20 Bde, London 1843-1878). Bei den Muscheln ist ein besonderer Abschnitt der Literatur dem " Schiffsbohrwurm" gewidmet, einem Schädling hölzerner Schiffe. Bei den Schnecken sind die Monographien von Louis Pfeiffer hervorzuheben. Im Anschluß an die Mollusken findet sich Literatur über die Tunikaten, u. a. die Abhandlung von Adelbert von Chamisso, De Salpa (Berlin 1819) mit der ersten Beschreibung eines Generationswechsels.

2.697 Unter Autoren zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere (" Vertebrata") sind Johann Friedrich Meckel, Richard Owen, Robert Remak, Albert von Kölliker, Karl Gegenbaur, Thomas Henry Huxley, Wilhelm His, Anton Dohrn und Oscar Hertwig vertreten. Spezielle Bücher über Fische (" Pisces") finden sich seit dem 16. Jh, wobei ihre praktische Bedeutung sicher ein wichtiger Anreiz war. Aus dem 16. Jh sind vorhanden Werke von Pierre Belloni, Guillaume Rondelet und Conrad Gesner, aus dem 17. Jh das Fischbuch von Ulisse Aldrovandi (Bologna 1638), aus dem 18. Jh die Grundlagenwerke zur Kenntnis der Fische von Peter Artedi. Zu den schönsten Fischbüchern zählt die Naturgeschichte der Fische Deutschlands (Berlin 1782-1784) und die der ausländischen Fische (Berlin 1785-1795) von Marcus Elieser Bloch. Von Georges Cuvier und Achille Valenciennes stammt die Histoire naturelle des poissons (22 Bde, Paris 1828-1849). Von den bei Claus Nissen (Schöne Fischbücher, Stuttgart 1961) bis 1900 aufgeführten 133 Titeln sind über die Hälfte (70) vorhanden, 74 Prozent allein aus der Zeit bis 1700. Die Literatur über Amphibien und Reptilien (" Amphibia et Reptilia") ist wenig umfangreich. August Johann Rösel von Rosenhof verfaßte die Historia naturalis ranarum (Nürnberg 1758). Conrad Gesners Schlangenbuch (Zürich 1589) findet sich angebunden an das Fischbuch desselben Autors.

2.698 Auch die Gruppe der Vögel (" Aves") ist reich an Abbildungswerken, so z. B. Conrad Gesners Vogelbuch (Zürich 1557) und Icones avium omnium (Zürich 1560) sowie die Ornithologia (Bologna 1610, 1637) von Ulisse Aldrovandi. Die ältesten vorhandenen ornithologischen Zeitschriften sind Rhea (Leipzig 1846 ff.), Naumannia (Stuttgart 1849 ff.), Journal für Ornithologie (Leipzig 1853 ff.) und Ibis (London und Leipzig, 1861 ff.). Die Arbeiten über die Entwicklung des Hühnereies von Marcello Malpighi (Leiden 1673), Albrecht von Haller (Lausanne 1758), Caspar Friedrich Wolff (in einer Übersetzung von Johann Friedrich Meckel, Halle 1812) und Johannes Evangelista Purkinje (Breslau 1825, Leipzig 1830) sind als frühe Beispiele embryologischer Forschung von Bedeutung.

2.699 Erwähnenswert unter den Werken des 19. Jhs über die Vogelwelt (" Ornis") Europas und Asiens sind die faunistischen Arbeiten von John Gould. Ältere seltene Werke über die deutsche Vogelwelt stammen von Johann Leonhard Frisch (Berlin 1763), Moritz Balthasar Borckhausen, Ernst Friedrich Lichthammer und Georg Bekker (Darmstadt 1800-1811) sowie von Johann Andreas Naumann (Leipzig 1822-1860). Die niederländische Ornis behandelt Cornelis Nozemann (Amsterdam 1770-1797), über afrikanische Vögel liegt François Levaillants Histoire naturelle des oiseaux d'Afrique (Paris 1798-1799) vor. Einzelne Vogelgruppen behandeln die großen illustrierten Werke von Daniel Géraud Elliott, Phasianidae (New York 1872) und Paradiseidae (London 1873). Über die Kolibris gibt es Abbildungswerke von René Primevere Lesson (Paris 1829, 1830-1831, 1832) und von John Gould (London 1849-1861), über die Papageien ein Werk von François Levaillant (1801-1805).

2.700 Zu den älteren Übersichtswerken über die Säugetiere (" Mammalia") gehören die von Ulisse Aldrovandi und Jacobus Theodor Klein (4 Titel). Die wohl vollständigste Ikonographie stammt von Johann Christian Daniel Schreber (22 Bde, 1775-1855). Aus dem 19. Jh sind die Darstellungen von Etienne Geoffroy St. Hilaire und Georges Cuvier, Richard Owen und Alphonse Milne-Edwards zu nennen. Faunistische Werke über einzelne Säugetiere sind in geringer Zahl vertreten. Herausragend sind die Mammals of Australia von John Gould ( o. O. 1863) sowie seine Monographie der Känguruhs. Die Einhufer behandelt Ulisse Aldrovandi (Frankfurt 1623, Bologna 1649). Von Georg Christoph Petri stammt die Elephantographia curiosa (Erfurt 1715), von Christian F. Paullini die Cynographia curiosa (Nürnberg 1685). Jean Baptiste Audeberts Histoire naturelle des singes (Paris 1797) behandelt Primaten. Darstellungen von Menschenaffen liegen vor von Eduard Tyson (London 1699, auch deutsch) und Peter Camper (Amsterdam 1782, holländisch; Düsseldorf 1791, deutsch).

Gerhard Wagenitz

Medizin (Medicina)

2.701 Der Bestand zur Medizin umfaßt 20.310 Monographien sowie 503 Zeitschriften und Reihen. Die Medizin nahm in Göttingen ihren Aufschwung durch die Berufung Albrecht von Hallers, der von 1736 bis 1753 in Göttingen lehrte, dort das Fach Anatomie begründete und den medizinischen Garten anlegte. Teile des Bestandes zur Medizin stammen aus der Sammlung des russischen Generalstabsarztes Georg Thomas von Asch, der 1748 bis 1750 in Göttingen studiert und bei Albrecht von Haller promoviert hatte (s. o. 1.11). 1824 ging die geburtshilfliche Bibliothek des Mediziners Friedrich Benjamin Osiander, der 1791 in Göttingen eine Entbindungsstation eingerichtet hatte, an die Bibliothek (s. o. 1.19), 1827 erfolgte eine Schenkung alter medizinischer Drucke durch die Königliche Bibliothek in Hannover.

2.702 Die 375 Titel der " Medicina praecognita" gliedern sich in 171 deutsche, 133 lateinische, 30 französische, 17 englische und 24 Titel in sonstigen Sprachen (3 Inkunabeln, 28 Titel aus dem 16. Jh, 49 aus dem 17. Jh, 103 aus dem 18. Jh und 184 aus dem 19. Jh, 8 Titel ohne Erscheinungsjahr). Die Abteilung gliedert sich in die Sektionen " Lexicographie, Bibliographie, Historiographie, Biographie" und " De studio medico, De methodo, De precationibus medicis, De praxi". Die bibliographischen und wissenschaftsgeschichtlichen Schriften wurden bis auf wenige Ausnahmen der " Historia literaria" zugeordnet, so daß sich nur noch die Gruppe " Lexicographie" vollständig erhalten hat, darunter u. a. Jean de Gorraeus, Definitionum medicarum libri XXIII (Paris 1564) sowie Bartolommeo Castelli, Lexicon medicum Graeco-Latinum ... ex Hippocrate et Galeno desumptum (Basel 1628). Von den großen Enzyklopädien des 19. Jhs sind die rein medizinischen Werke hier verzeichnet, z. B. die Allgemeine Enzyklopädie für praktische Ärzte und Wundärzte (Leipzig 1809-1828), hrsg. von Georg Wilhelm Cronsbruch und Johann Erdwin Christoph Ebermair, oder Medicinische Repetitorien und Examinatorien von C. Kolb (Stuttgart 1854-1873). Die Inhalte der Gruppen " De studië und " De methodë ergeben sich aus den Gruppennamen. Die Gruppe " De precationibus medicis" enthält Schriften wie Jacob Martini, Apella Medicaster Bullatus oder Judenarzt (Hamburg 1636); die Gruppe " De praxi" umfaßt Literatur zu Standespolitik und Berufsfragen, Berufsethik und Berufsrecht sowie zu Reformen des ärztlichen Standes und der Ausbildung ( s. a. " Jus secundum statum hominum").

2.703 Von den 1604 Titeln der " Medicina vetus" sind 30 Inkunabeln, 678 stammen aus dem 16. Jh, 330 aus dem 17. Jh, 250 aus dem 18. Jh, 291 aus dem 19. Jh und 25 sind ohne Erscheinungsjahr. Sprachlich überwiegt das Lateinische mit ca. 400 Titeln, gefolgt vom Deutschen, Französischen und Englischen. Die Gruppe " Medici veteres" umfaßt die medizinische Literatur des Klassischen Altertums, aber auch Autoren aus der Zeit nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches sowie die indische und die arabische Medizin in kommentierten und unkommentierten Ausgaben, Urtexten und Übersetzungen sowie mehrsprachigen Ausgaben, einschließlich Sekundärliteratur. Innerhalb dieser Gruppen sind die Schriftsteller nach ihrem Todesdatum eingeordnet. (Die Medizin der Juden steht bei " Theologia biblica".)

2.704 Bei den griechischen Medizinern finden sich Werke u. a. von Articella, Hippokrates, Diokles von Karystos, Polybios, Dioskorides, Theophrast, Asklepiades, Philotheus, Xenokrates, Moschion, Nikandras und Andromachus. Von den Hippokrates-Schriften (298) sind folgende Drucke besonders nennenswert: Hippokratis Coi octoginta volumina ... per Fabium Calvum latinitate donata (Rom 1525) und Hippocratis aphorismi ex interpretatione Johannis Heurnii (Rudolstadt 1671, ein Miniaturbuch) sowie Opera (Basel: Froben 1538). Auch zu Galen liegen 168 Titel vor, darunter Opera latina (Venedig 1502).

2.705 Die Sektion der lateinischen Ärzte (150 Titel) umfaßt u. a. Cornelius Celsus, Antonius Musa, Apuleius, Scribonius Largus, Marcellus Empiricus, C. Plinius Secundus und Strabus, die der indischen Ärzte 6 Titel des 19. Jhs, darunter 4 englische. Bis 1800 sind alle Schriften der arabischen Ärzte in Latein abgefaßt, darunter 18 Inkunabeln und 58 Werke aus dem 16. Jh. Vertreten sind u. a. Mesue, Janus Lamascenus, Isaacus Judaeus, Serapion, Abu Becr Rhazes (18 Titel), Avicenna (46 Titel) und Averroes, aber auch Constantinus Africanus und Moses Mainomides, d. i. Moses ben Maimon. Besondere Erwähnung verdienen Averroes, Colliget Averrois totam medicinam ingentibus voluminibus ... Theizir Abynzoar (Venedig 1549) und Avicenna, Canonis libri duplici fere per totum commento munitos nuperque translatos (Venedig 1503).

2.706 Die Abteilung " Medicinae institutiones" knüpft zeitlich an die " Medicina vetus" an und enthält 300 Titel zu Theorie und Grundlagen der Medizin seit der Renaissance. Davon sind 234 lateinische Texte, 37 deutsche, 13 englische, 9 französische und 7 in anderen Sprachen. In der Untergruppe " Institutiones" finden sich kleinere Schriften, bei " Systemata" systematische, umfangreiche Darstellungen, so von Herman Boerhaave, Institutiones medicae in usus annuae exercitationis domesticos digestae (Leiden 1708). Die Unterabteilung " Paradoxi aut heterodoxi" enthält vor allem Schriften von Paracelsus und seinen Anhängern, z. B. von Robert Fludd, sowie von Jean Baptiste van Helmont, einem der Begründer der Biochemie. Von den 43 Paracelsus-Schriften seien genannt Septem libri de gradibus, de compositionibus, de dosibus receptorum ac naturalium (Basel 1568), Ein schöner Tractat ... Von Eygenschafften Eines volkomnen Wundtartztes (Straßburg 1571) und Operum medico-chimicorum sive paradoxorum ... (Frankfurt 1603), von Helmont der Ortus Medicinae (Amsterdam 1648, mit 3 angebundenen Schrif-columnbreak ten), außerdem von Johann Dryander, Der gantzen Artzenei gemeyner Inhalt. Was einem Artzt bede in der Theorie und Practic zusteht (Frankfurt a. M. 1542). (Weitere Schriften von Paracelsus aus dem 16. und 17. Jh s. a. bei " Medicina practica".)

2.707 Die Abteilung " Medicinae ephemerides" umfaßt 503 allgemein-medizinische Zeitschriften, davon 6 aus dem 17. Jh, 118 aus dem 18. Jh und 379 aus dem 19. Jh, 83 in Latein, 71 in Englisch, 121 in anderen Sprachen, die übrigen in Deutsch. Die Gliederung der Abteilung erfolgt nach Erdteilen und innerhalb dieser alphabetisch nach Ländernamen, wobei Europa den weitaus größten Anteil einnimmt. Das Register der herausgebenden Körperschaften (medizinische Gesellschaften, Vereine, Krankenhäuser u. a.) ist nach dem Sitz der Körperschaft geordnet. Aus Großbritannien sind u. a. zu nennen die Reihen der Philosophical Society of Edinburgh, Medical essays and observations (1733-1744) und Essays and observations (1754-1771), der Society of Physicians in London, Medical observations and inquiries (1754-1784) und der Royal Society of Physicians, Medical transactions (1768-1820). Als frühe Beispiele aus Frankreich sind erwähnenswert u. a. das Journal de médecine ou observations des plus fameux médecins ... de l'Europe (Paris 1683) sowie der Recueil périodique d'observations de médecine, de chirurgie et de pharmacie (Paris 1754 ff.). Aus Nordamerika liegen u. a. vor die Transactions des College of Physicians of Philadelphia (1793) und die Papers der Massachussetts Medical Society (1790).

2.708 Die " Medicina pathologica" enthält insgesamt 914 Titel (davon 25 aus dem 16. Jh, 75 aus dem 17. Jh, 180 aus dem 18. Jh, 633 aus dem 19. Jh und einer ohne Erscheinigungsjahr) und umfaßt die " Pathologie" als Lehre von den krankhaften Lebensvorgängen sowie die " Semiotik" als Lehre von den Krankheitszeichen (heutiger Terminus Symptomatologie). Um 1882 wurden der " Pathologia" die pathologisch-anatomischen Schriften aus der " Anatomie" zugeschlagen. Von den 190 Titeln zur pathologischen Anatomie (" Anatome pathologica"), die naturgemäß überwiegend aus dem 19. Jh stammen, sind 105 in Deutsch, 51 in Latein, je 16 in Englisch und Französisch und 2 in anderen Sprachen. Der Bestand umfaßt Titel wie Theophilus Bonetus, Sepulchretum sive anatomia practica, ex cadaveribus morbo denatis (Genf 1679), Eduard Sandifort, Observationes anatomicae-pathologicae (Leiden 1777-1781) oder Matthew Baillie, The morbid anatomy of some of the most important parts of the human body (London 1793, einschließlich Tafelband mit Kupferstichen von William Clift). Aus dem 19. Jh verdienen Erwähnung Rudolph Virchow, Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre (Berlin 1858 sowie 4. Aufl., ebda 1871) und von Carl Rokitansky das Handbuch der pathologischen Anatomie (1. Aufl., Wien 1842-1846 und 3. Aufl., ebda 1855-1861). Weiterhin sei genannt von Carl Karg und Georg Schmorl der Atlas der pathologischen Gewebelehre in mikrophotographischer Darstellung (Leipzig 1893, mit Heliogravuren nach photographischen Abbildungen).

2.709 Ergänzt wird die " Anatome pathologica" durch 461 vorwiegend in Deutsch und Latein verfaßte Titel zur Pathologie im alten Sinn (" Pathologia institutiones"), darunter je 15 aus dem 16. und 17. Jh, 98 aus dem 18. Jh, 332 aus dem 19. Jh sowie eine Schrift ohne Erscheinungsjahr. Erwähnenswert in dieser Sachgruppe ist u. a. Friedrich Hoffmann, Fundamenta pathologiae generalis (Halle und Magdeburg 1745). Von den 263 Schriften der " Semiotik" (10 aus dem 16. Jh, 51 aus dem 17. Jh, 60 aus dem 18. Jh und 142 aus dem 19. Jh) sind je 112 deutsch und lateinisch, 22 französisch und 15 englisch. Als Beispiele seien genannt Johann-Baptist Silvaticus, De iis qui morbum simulant deprehendendis liber (Mailand 1595), Prosperus Alpinus, De praesagienda vita et morte aegrotantium (Venedig 1601), ein klassisches Werk zur Prognose, sowie Petrus Holtzemius, Prognosis vitae et mortis, longitudinis et brevitatis, resolutionis et permutationis morbi (Köln 1605).

2.710 Der Bestand zur " Medicina diaetetica" umfaßt insgesamt 753 Titel. Neben 7 Inkunabeln und 18 Titeln ohne Erscheinungsjahr stammen 87 Titel aus dem 16. Jh, 120 aus dem 17. Jh, 239 aus dem 18. Jh, 282 aus dem 19. Jh (darunter 315 Titel in Deutsch, 302 in Latein, 46 in Französisch, 70 in Englisch und 20 in anderen Sprachen). Der Begriff Diätetik schloß schon früh die Diätlehre im heutigen Sinne ein, hatte aber ursprünglich eine umfassendere Bedeutung, so z. B. noch bei Christoph Wilhelm Hufeland, Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern (Jena 1798). Zur Gesundheitsvorsorge liegt vor von Castor Durante, Il Tesoro della sanità (Venedig 1588 und 1646). Hinzu kommen Schriften über Lebensmittel, ihre Behandlung und Konservierung, u. a. von John Arbuthnot, Aliments and the choice of them (London 1735). Schriften über den Einsatz von Lebensmitteln in Vorsorge und Therapie finden sich unter " Therapia generalis", einzelne Heilverfahren und Ernährungstherapien unter " Therapeutica generalis". (Über Gesundheitsvorsorge als staatliche Aufgabe s. a. " Medicina forensis".)

2.711 Von 259 Titeln zur " Medicina therapeutica sive Methodus medendi generalis" sind 95 in Deutsch, 98 in Latein, 38 in Französisch sowie je 14 in Englisch und in sonstigen Sprachen. 20 Werke stammen aus dem 16. Jh, 45 aus dem 17. Jh, 91 aus dem 18. Jh und 103 aus dem 19. Jh; hinzu kommen 6 Zeitschriften. Weitere Titel zu diesem Themenkomplex finden sich unter " Medicina practica". Hier sind auch die Schriften zur " speziellen" Therapie, d. h. zur Therapie einzelner Krankheiten und einzelner erkrankter Organe eingeordnet. Schriften über den therapeutischen Einsatz von Arzneimitteln sind eingestellt unter " Materia medica", " Pharmacia" sowie " Medicina chemica" (früher " Chemia"). Die Abteilung gliedert sich weiter in die Untergruppen " Homöopathie" ( u. a. mit dem grundlegenden Werk von Samuel Hahnemann, Organon der rationellen Heilkunde, Dresden 1824) und " Behandlung des Bluts" einschließlich des Aderlasses und des Blutegel-Ansatzes, darunter z. B. Werke wie Henri Emmanuel Meurisse, L'Art de saigner aux principes de la circulation du sang (Paris 1686).

2.712 Unter " Therapia generalis" sind 694 Schriften über allgemeine Heilmethoden katalogisiert, davon 282 in deutscher Sprache, 178 in lateinischer, 153 in französischer, 44 in englischer und 37 in anderen Sprachen. Störungen einzelner Organe sind bei " Medicina practica" verzeichnet, ebenso spezifische Krankheiten (die Abgrenzungen sind nicht immer klar ersichtlich). Die Unterabteilung " Pneumatische Therapie" gliedert sich in " Therapie der Allgemeinstörungen" (206 Titel, 33 aus dem 16. Jh, 57 aus dem 17. Jh, 60 aus dem 18. Jh und 56 aus dem 19. Jh), " Physikalisch-dynamische Heilmethoden. Allgemeines Hyperthermie" (13), " Behandlung durch Wärme oder Kälte. Allgemeine Hydrotherapie" (64), " Pneumatische Therapie" (27), " Elektrotherapie" (87), " Naturheilmethoden" (15 in Deutsch, aus dem 19. Jh), " Psychische Heilverfahren" (42) und " Thierischer Magnetismus. Mesmerismus" (186). Der Bestand zum Mesmerismus, nach Franz Anton Mesmer (1734-1815) so genannt, ist umfangreich und wurde offensichtlich systematisch gesammelt (101 französische Titel, 77 deutsche, 8 in anderen Sprachen). Hier findet sich auch Mesmers Mémoire sur la découverte du magnétisme animal (Genf und Paris 1779). Vorübergehende therapeutische Bedeutung konnten die " Sympathetischen und Wunder-Kuren" (21 Titel) erlangen. Die Unterabteilung " Ernährungstherapie" enthält 33 Schriften und 10 Zeitschriften, darunter eine deutsche aus dem 18. Jh und 8 aus dem 19. Jh sowie eine englische, ebenfalls aus dem 19. Jh.

2.713 Bei der " Balneologie" handelt es sich um eine Untergruppe der " Therapia generalis" (1298 Titel; 2 Inkunabeln, 16. Jh 37 Titel, 17. Jh 119, 18. Jh 482 und 19. Jh 658). Sprachlich überwiegt das Deutsche mit 960 Titeln, gefolgt von 83 lateinischen Titeln, 73 französischen, 48 englischen und 124 in anderen Sprachen. An allgemeinen Schriften zur Bäderkunde wurden 261 monographische Titel gezählt (2 Inkunabeln, 24 aus dem 16. Jh, 25 aus dem 17. Jh, 66 aus dem 18. Jh und 144 aus dem 19. Jh; hinzu kommen 3 deutsche Zeitschriftentitel des 19. Jhs). Nennenswerte Bestände zu einzelnen Kurorten sind vorhanden z. B. zu Aachen, Bath, Driburg, Doberan, Ems, Karlsbad, Kissingen, Kreuznach, Marienbad und Wiesbaden. Außerdem liegen Sammelbände über Kurorte fast aller europäischen Länder vor.

2.714 Die Bestände zur " Materia medica" (heute: Arzneimittellehre) umfassen 1375 Titel, darunter 2 ohne Erscheinungsjahr, 15 Inkunabeln, 93 aus dem 16. Jh, 228 aus dem 17. Jh, 485 aus dem 18. Jh und 552 aus dem 19. Jh. 511 Titel sind in lateinischer Sprache, 465 in deutscher, 142 in französischer, 126 in englischer und 131 in anderen Sprachen. Der Bestand umfaßt Werke zur Pharmakognosie (als der Lehre der Arzneigrundstoffe), zur Pharmakologie (als der Lehre von den Wirkungen der Arzneimittel), zur Arzneimitteltherapie (als Lehre der richtigen Anwendung der Arzneimittel) sowie zur Toxikologie (als Lehre der Giftwirkung nicht nur der Arzneimittel). Die Lehre der stofflichen Eigenschaften der Arzneimittel steht, soweit sie in den Aufgabenbereich der Apotheker fällt, in der Abteilung " Pharmacia". Schriften über gesundheitsfördernde Arzneimittel wurden zur " Therapia generalis" in die Unterabteilung " Diaetetische Heilmethoden" gestellt. Auch die Schriften aus den Unterabteilungen " De aere" und " De aquis" befinden sich nun bei " Therapia generalis", Schriften aus der Unterabteilung " De medicamentis ex regno animali" und die Unterabteilung " De thermis" gingen an die neu angelegte Abteilung " Balneologia".

2.715 Unter " Ephemerides" (Zeitschriften) und " De medicamentis generatim" wurden 328 Monographien gezählt, davon 108 in deutscher Sprache, 159 in Latein, je 24 in Englisch und Französisch sowie 13 in sonstigen Sprachen. Neben 4 undatierten Schriften und 13 Inkunabeln stammen 33 Titel aus dem 16. Jh, 59 aus dem 17. Jh, 158 aus dem 18. Jh und 61 aus dem 19. Jh. Die Abteilung besitzt eine umfangreiche Sammlung an Kräuterbüchern (10 Inkunabeln und 5 Titel aus dem 16. Jh). Erwähnung verdienen u. a. der Libellus herbarius (Lübeck 1483), das in mehreren Ausgaben vorliegende Werk von Johann von Kaubs, Hortus sanitatis (deutsch: Mainz 1485 und Basel um 1500; lateinisch: Mainz 1491) sowie eines von 3 bekannten Exemplaren des Grant herbier en francoys (Paris um 1480). In den Sektionen " De medicamentis exoticis" und " Materiae medicae varia" wurden 149 Titel gezählt (11 aus dem 16. Jh, 10 aus dem 17. Jh, 12 aus dem 18. Jh, 115 aus dem 19. Jh, ein Titel ist ohne Erscheinungsjahr). Hier finden sich z. B. von Christoval Acosta der Tractado de las drogas y medicinas de las Indias Orientales (Burgos 1578) oder von Johann David Schoepff die Materia medica americana (Erlangen 1787). Unter " De medicamentis ex regno animali" stehen 178 Schriften, unter " De medicamentis ex regno vegetabili" 328, darunter auch Elizabeth Blackwells A curious herbal ... (London 1738) sowie das von Christoph Jacob Trew herausgegebene Herbarium Blackwellianum (Nürnberg 1750-1773) einschließlich der zugehörigen Ergänzung Nomenclator Linnaeanus (Leipzig 1794) von Caspar Gabriel Groening. " De mineralibus et fossilibus" umfaßt 162 Schriften, " De medicamentis compositis et praeper" 70 zur Wirkung von Alkohol, Aether, Chinin oder Wunderheilmitteln. Erwähnenswert ist hier u. a. Charles d'Acqueville, Discours touchant les merveilleux effets de la Pierre Divine du Sieur Candy (Paris 1689). Zur Toxikologie (" De venenis") liegen 151 Schriften vor. Außerdem finden sich 7 Zeitschriften (eine deutsche aus dem 18. Jh, 2 deutsche, 3 französische und eine englische aus dem 19. Jh).

2.716 Der Bestand zur " Pharmacia" umfaßt 567 Titel, darunter eine Inkunabel, 35 Titel aus dem 16. Jh, 137 aus dem 17. Jh, 183 aus dem 18. Jh und 211 aus dem 19. Jh. Bis zum 19. Jh sind die Texte vornehmlich in Latein oder Deutsch verfaßt. Die Abteilung enthält Schriften zum Apothekenwesen im umfassenden Sinn (Pharmakognosie s. u. " Materia medica"). Ende des 19. Jhs wurden hier auch die ausländischen pharmazeutischen Dissertationen verzeichnet, durchweg von französischen Ausbildungsstätten (Bordeaux ab 1889, Lille ab 1892, Montpellier ab 1882, Nancy ab 1899, Paris ab 1854 und Toulouse ab 1892). Unter " Lexica" finden sich historische Werke und Zeitschriften sowie allgemeine Darstellungen des Fachs (53 Monographien, 28 deutsche, 16 lateinische, 6 französische, eine englische und 2 anderssprachige, außerdem 47 pharmazeutische Zeitschriften). Bis auf 2 deutsche Titel stammen alle aus dem 19. Jh. Die Gruppe " Pharmacia Institutiones" enthält 53 Schriften ( u. a. den Thesaurus pharmaceuticus, Basel 1587, von Caspar Schwenckfeldt), die " Pharmacia Pharmacopoliis" 114, die " Pharmacia Dispensatoria" 246, darunter z. B. von Joannes Jacobus Manlius de Bosco, Lumen apothecariorum (Venedig 1499) sowie von Valerius Cordus, Dispensatorium pharmacorum (Leiden 1551). Unter " Pharmacia taxae pharmaceutice et ordinationes medicinales" (101 Titel aus dem 16. Jh, 55 aus dem 17. Jh, 26 aus dem 18. Jh und 13 aus dem 19. Jh) stehen Arzneiverordnungen, Apothekenbetriebsordnungen und " Taxen" aus allen Territorien des Reiches. Erwähnung verdient hier z. B. die Arznei-Taxe für das Herzogthum Oldenburg (Oldenburg 1866).

2.717 " Medicina chemica". Die ursprüngliche Abteilung " Chemia" wurde in Abgrenzung von der Alchemie unter Matthiae und Reuss zu den " Scriptores Medicinae" geschlagen. Erst im 19. Jh wurde die Abteilung " Chemia" eingerichtet und der überwiegende Teil der nicht medizinischen Schriften dorthin überführt. Den verbleibenden 58 Schriften gab man den Abteilungsnamen " Medicina chemica". Sprachlich überwiegt in dieser Abteilung Latein (45 Schriften) neben 6 Schriften in Deutsch, 4 in Französisch, 2 in Englisch und einer anderssprachigen, darunter 9 aus dem 16. Jh, 30 aus dem 17. Jh, 11 aus dem 18. Jh und 8 aus dem 19. Jh.

2.718 Die " Medicina practica" ist mit 8145 Titeln die größte medizinische Abteilung (davon sind 44 Werke ohne Erscheinungsjahr, 23 sind Inkunabeln, 409 Titel stammen aus dem 16. Jh, 931 aus dem 17. Jh, 2559 aus dem 18. Jh und 4179 aus dem 19. Jh). Von 962 ausgezählten Schriften eines Katalogbandes sind 489 deutsch, 223 lateinisch, 119 französisch, 61 englisch, 43 italienisch, 11 niederländisch und 16 in anderen europäischen Sprachen. Der Bestand setzt mit Schriften zur Rezeptierkunst ein, die ein Bindeglied zwischen der medizinischen Chemie und den folgenden allgemeinmedizinischen Werken bildet. Für beide Bestände sind 916 Schriften verzeichnet, davon 8 ohne Erscheinungsjahr, 11 Inkunabeln, 118 aus dem 16. Jh, 255 aus dem 17. Jh, 348 aus dem 18. Jh und 176 aus dem 19 Jh. Unter den Inkunabeln finden sich viele Werke, die bereits als Hss. eine Tradition hatten, so Petrus Hispanus, Summa experimentorum sive Thesaurus pauperum (Antwerpen 1497). Das erste deutsche Arzneibuch von Ortloff von Bayrlandt ist in 2 Exemplaren vorhanden (Nürnberg 1477 und 1484). Zur Rezeptierkunst sei genannt Petrus Morelli, Methodus praescribendi formulas remediorum (Basel 1630 u. ö., 5 Ausgaben). Von Gualter Bruele liegt vor Praxis medicinae theoretica et empirica (Antwerpen 1585).

2.719 Die einzelnen Krankheiten werden alphabetisch nach ihren lateinischen Namen abgehandelt. Innerhalb größerer Komplexe, z. B. bei " de febribus", wurden Unteralphabete eingerichtet. In der ersten Abteilung " de abdominis morbis" bis " de cataracta et glaucoma" sind insgesamt 783 Schriften verzeichnet (18 aus dem 16. Jh, 72 aus dem 17. Jh, 193 aus dem 18. Jh und 500 aus dem 19. Jh), darunter auch Thomas Sydenhams Tractatus de podagra et hydrope (London 1683). Es folgen die Bestände zu " de catarrhis" bis " de faucium morbis" mit 839 Schriften (2 Inkunabeln, 17 aus dem 16. Jh, 76 aus dem 17. Jh, 155 aus dem 18. Jh und 589 aus dem 19. Jh), darunter z. B. von Jean Nicolas Corvisart des Marest, Essai sur les maladies et les lésions organiques du coeur et des gros vaisseaux (Paris 1811).

2.720 Der anschließende Teil " de febris generatim" bis " de leisniosi" umfaßt 1027 Schriften (4 ohne Erscheinungsjahr, 2 Inkunabeln, 50 aus dem 16. Jh, 101 aus dem 17. Jh, 374 aus dem 18. Jh und 496 aus dem 19. Jh). Besondere Erwähnung verdienen von den beiden Inkunabeln Giovanni Michele Savonarola, Practica canonica de febris (Venedig 1497) sowie aus dem 19. Jh ein Werk mit frühen Original-Photographien von Magloire Désiré Bourneville und P. Regnard, Iconographie photographique de la Salpêtrière (Paris 1876-1880). Die Abteilung " de lepra" bis " de nimea obesitate" enthält 682 Titel (davon sind 5 ohne Erscheinungsjahr, 23 stammen aus dem 16. Jh, 38 aus dem 17. Jh, 234 aus dem 18. Jh und 382 aus dem 19. Jh). Genannt sei hier das Großfolio-Tafelwerk von D. C. Danielssen und C. W. Boeck, Om spedalskhed in der französischen Ausgabe (Paris 1848).

2.721 Die Abteilung " de occultis morbis et veneratis" bis " de peste" enthält 962 Schriften (13 ohne Erscheinungsjahr, 8 Inkunabeln, 103 aus dem 16. Jh, 122 aus dem 17. Jh, 223 aus dem 18. Jh, 493 aus 19. Jh). Genannt seien Joseph Grünpeck, Tractatus pestilentiali scorra sive mala de franzos ( o. O. 1496) und Libellus ... de mentulagra alias morbo gallico (o. O. 1503), Niccolò Massa, Liber de morbo gallico (Venedig 1536), Gabrielle Falloppio, De morbo gallico (Padua 1564), sowie David Abercromby, Tuta, ac efficax luis venerae (London 1684). Sammelwerke zur Syphilis sind vorhanden von Aloysius Lucianus, De morbo gallico omnia quae extant in der von Herman Boerhaave bearbeiteten Fassung (Leiden 1728) sowie von Christian Gottfried Gruner Aphrodisiacus sive de lue venera (Jena 1789).

2.722 Es folgen 678 Titel unter " de phimosi et paraphimosi" bis " de tuberculis et morbis tuberculosis" (darunter 3 ohne Erscheinungsjahr, 26 aus dem 16. Jh, 58 aus dem 17. Jh, 171 aus dem 18. Jh und 429 aus dem 19. Jh), u. a. über den Skorbut. Eine frühe medizinische Darstellung der Krankheit lieferte Balduinus Ronsseus, De magnis Hippocratis lienibus, Pliniique stomacace, ac sceletyrbe, seu vulgo dicto scorbuto, libellus (Wittenberg 1585). Hinzu kommt eine Reihe von Werken zur britischen Schiffsmedizin, so von James Lind A treatise of the scurvey (Edinburgh 1753), von Gilbert Blanes Observations on the diseases incident to seamen (London 1785) und von Thomas Trotter Observations on the scurvey (Edinburgh 1786). Des weiteren sei hier genannt das klassische Werk über die Bedeutung der Nebenniere für die klinische Medizin von Thomas Addison, On the constitution and local effects of the disease of the suprarenal capsules (London 1855).

2.723 Die Abteilung " de tussi" bis " de urina" umfaßt 660 Schriften (2 ohne Erscheinungsjahr, 4 aus dem 16. Jh, 19 aus dem 17. Jh, 259 aus dem 18. Jh und 376 aus dem 19. Jh) u. a. zur Impfung, so die Schrift zur Pockenimpfung von Edward Jenner, An inquiry into the causes and effects of the variolae vaccinae (London 1798). Den Abschluß bildet die Abteilung " Kinder- und Frauenkrankheiten, Berufskrankheiten, sowie Vermischtes" mit 1597 Titeln, davon 6 ohne Erscheinungsjahr, 2 Inkunabeln, 50 aus dem 16. Jh, 190 aus dem 17. Jh, 602 aus dem 18. Jh und 747 aus dem 19. Jh. Als Beispiele für den Bereich Frauenkrankheiten seien genannt Ortolf von Bayrlandt, Wie sich schwangere frawn halten sollen (Augsburg ca. 1495), Ignaz Philipp Semmelweis, Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers (Pest, Wien und Leipzig 1861) sowie Franz Winckel, Die Pathologie der weiblichen Sexual-Organe in Lichtdruck-Abbildungen nach der Natur (Leipzig 1881). Erwähnenswert bei den Berufskrankheiten sind u. a. Paracelsus, Von der Bergsucht oder Bergkranckheiten drey Bücher (Dillingen 1567), Samuel Stochhusen, Libellus de lythargyrii fumo morbifico (Goslar 1656) und Bernardino Ramzzinei, De morbis articum diatriba (Utrecht 1703).

2.724 Die Unterabteilungen I-II der " Medicina chirurgica" enthalten die allgemeine Literatur des Fachs, die Unterabteilung III die Geburtshilfe und die Unterabteilung IV Literatur zu den einzelnen Organen, alphabetisch geordnet nach unterschiedlichen medizinischen Kategorien ( u. a. nach Körperorganen und spezifischen Krankheiten), während die Gliederung der allgemeinen Chirurgie in weiten Teilen nach formalen Gesichtspunkten erfolgt. Von den insgesamt 1977 Titeln sind 5 ohne Erscheinungsjahr, 9 Inkunabeln, 96 Titel aus dem 16. Jh, 252 aus dem 17. Jh, 657 aus dem 18. Jh und 958 aus dem 19. Jh. Zu den bedeutenden frühen Schriften zählen Hieronymus Brunschwig, Dis ist das Buch der Cirurgia: Hantwirckung der Wundartzny (Straßburg 1497, mit Holzschnitten), Hans von Gersdorff, Feldtbuch der Wundartzney (Straßburg 1528, mit Holzschnitten), Wilhelm Fabricius, Observationum et curationum chirurgicarum (Genf u. a. 1611-1614), Felix Wuertz, Praktika der Wundartzney (Basel 1612) sowie Lorenz Heister, Chirurgie, in welcher alles, was zur Wund-Artzney gehöret, ... gründlich abgehandelt (Nürnberg 1717, mit zahlreichen Abbildungen). Stark vertreten ist die britische Chirurgie, u. a. mit Standardwerken von Benjamin Bell, System of surgery (London 1783-1788) und Percival Pott (insgesamt 23 Titel). Spezialwerke, u. a. zu Brüchen, Amputationen oder zum Steinschneiden, sind ebenfalls vorhanden. Zu fast allen englischen Werken liegen deutsche Übersetzungen vor.

2.725 Die 1134 Titel zur " Medicina forensis" (davon 703 deutsche, 125 französische, 93 lateinische, 91 englische und 122 in anderen Sprachen) gliedern sich in fünf Gruppen. Die erste Gruppe (532 Titel) enthält die " Leges" mit Literatur zum Gesundheitsrecht sowie die " Institutiones" mit allgemeinen Schriften, darunter Joachim Strueppe von Gelnhausen, Nützliche Reformation zu guter Gesundheit, und christlicher Ordnung: sampt hierzu dienlichen erinnerungen (Frankfurt a. M. 1573). 81 Werke über das medizinische Gutachterwesen (" Responsa et Consilia") schließen sich an mit Titeln wie Thomas Reinesius, Schola jure consultorum medica (Leipzig 1679), gefolgt von den Sachgruppen " Anatomia forensis" und " De simulatione morborum" (zusammen 72). 147 Titel liegen vor zu " De matrimonia" (Ehe und Geschlecht), " De coercis" (Blindenwesen) oder " De suicidië. Den Abschluß bildet neben einigen kleinen Stellen (z. B. " De cretinismë) das Krankenhauswesen (" De nosodochiis") mit 302 Titeln.

2.726 Von den 709 Monographien der Systemstelle " Medicina miscellanea" sind 435 lateinisch, 146 deutsch, 89 englisch, 17 französisch und 22 in anderen Sprachen. Der Großteil des Bestandes stammt aus dem 18. Jh (268 Titel), 188 stammen aus dem 19. Jh, 189 aus dem 17. Jh, 62 aus dem 16. Jh. Bei 2 Titeln handelt es sich um Inkunabeln. Am Anfang stehen die " Collectiones operum medicorum recentiorum" (359 Titel), d. h. Sammelwerke und gesammelte Abhandlungen, nach Provenienz der Autoren in verschiedene Ländergruppen untergliedert. Als Beispiel sei genannt Andreas Laurentius, Opera omnia anatomica et medica (Frankfurt 1627 und Paris 1628). Die 350 Titel der " Miscellanea varia" umfassen vermischte Schriften, Opuscula, Fragmente u. ä., aber auch Festschriften und Memoiren. Hier befinden sich auch diverse Ausgaben von Petrus d'Abanos Consiliator differentiarum philosophorum et praecipue medicorum, u. a. als Inkunabel (Venedig 1483 und 1490). Die Dissertationen unter " Dissertationes collectae universum" sind alphabetisch nach Universitätsorten geordnet und innerhalb dieser nach Präses oder Jahr. In einzelnen Fällen findet sich eine fachliche Gliederung. Abgeschlossen wird die Abteilung durch einige kleinere Gruppen wie " Epistolae", " Diaria itinerum" und " Controversiae".

Hans Michael

Forstwissenschaften (Res salutaria)

2.727 Den Bestandsbeschreibungen liegen Zählungen am Katalog zugrunde. Der historische Bestand umfaßt 513 Monographien, davon eine aus dem 16. Jh, 141 aus dem 18. Jh und 371 aus dem 19. Jh, außerdem ca. 60 forstwissenschaftliche Zeitschriften und Reihen. Sprachlich dominiert in allen Jahrhunderten Deutsch neben vereinzelten Werken in lateinischer, englischer und französischer Sprache. Die Literatur umfaßt Werke zur Geschichte des Forstwesens, systematische Lehrbücher, forstwissenschaftliche Enzyklopädien, Arbeiten zur Forstnaturgeschichte, Forstgeographie und Forstkultur, Werke zur Verwaltung, zur Forstverfassung und Forst-Polizei. Forstwissenschaftliche Werke finden sich auch an den Systemstellen Geschichte, Geographie, Recht (" Jus Germanicum") und " Oeconomia", wo auch die Jagdliteratur eingestellt ist. Die forstwissenschaftlichen Zeitschriften sind überwiegend am Anfang des Kataloges unter " Vermischte Schriften" eingeordnet. Die Beschreibung berücksichtigt auch gesamtökonomische und rechtliche Darstellungen. Die frühe Literatur wurde stark von den antiken Werken über den Landbau beeinflußt, so von Petrus de Crescentiis' Ruralium commodorum opus (Basel 1548) oder von Charles Estiennes L'Agriculture et Maison rustique (Anvers 1565, beide unter " Oeconomia").

2.728 Aus dem 16. Jh, das ein Aufblühen der Forstwirtschaft verzeichnete, bis zum frühen 18. Jh liegen zahlreiche Werke vorwiegend rechtlicher Natur vor, so Noe Meurers Von forstlicher Oberherrlichkeit und Gerechtigkeit (Frankfurt 1561) in mehreren Auflagen (unter " Jus Germanicum") oder Ahasverus Fritsch, Corpus Juris venatorio-forestalis (Leipzig 1702), das neben Gerichtsentscheidungen die zahlreichen Forstordnungen der deutschen Territorien wiedergibt. An frühen Werken seien außerdem erwähnt Conrad Heresbach, Rei rusticae (Köln 1573) und Abraham von Thumshirn, Oeconomia (Frankfurt a. M. 1675 u. ö.), beide mit wichtigen Teilen zur Forstwissenschaft jener Zeit, insbesondere zur Laub- und Nadelholzpflanzung sowie zur Schlageinteilung (unter " Oeconomia"). Auch die Hausväterliteratur findet sich unter " Oeconomia". Von besonderer Bedeutung ist die auf praktischen Erfahrungen basierende Oeconomia ruralis et domestica, worin das Ampt aller braven Hausväter und Hausmütter begriffen (Mainz 1645) von Johannes Coler und Sohn (Mainz 1592-1602). Hanns Carl von Carlowitz' Sylvicultura Oeconomia (Leipzig 1713), das erste Werk ausschließlich zur Waldwirtschaft, ist wegen seiner Anweisungen zur wilden Baumzucht nennenswert.

2.729 Die Literatur des 18. Jhs dokumentiert die bevorrechtigte Stellung der Jagdorgane und die Unterordnung der Forstwirtschaft unter diese, so auch die Werke zur Jagd von Hermann Friedrich von Göchhausen und von Heinrich Wilhelm Döbel, alle in frühen Auflagen vorhanden (unter " Oeconomia"). Zu den Arbeiten forstlicher Revierverwalter gehören u. a. Heinrich Wilhelm Döbels Eröffnete Jägerpractica oder der wohlgeübte und erfahrene Jäger (Leipzig 1746 u. ö., unter " Oeconomia"), Johann Gottlieb Beckmanns Werk Holzsaat (Leipzig o. J. ), das weitreichende Bedeutung erlangte, sowie die Schriften von Christian Melchior Käpler und Johann Jacob Büchting.

2.730 Mit den Kameralisten wurde die Forstwirtschaftslehre wissenschaftlich fundiert und systematisiert. Als " Vater der Forstwissenschaft" gilt Gottfried von Moser, der in seinem Hauptwerk Grundsätze der Forstökonomie (Frankfurt 1757) die Grundlage für die Einführung der Forstwissenschaft als neuen Wissenschaftszweig legte. Die von ihm herausgegebene zweitälteste deutsche forstliche Zeitschrift Forst-Archiv (Stettin 1788-1796) ist ebenso vorhanden wie Arbeiten von Johann Friedrich Stahl, Johann Andreas Cramer, Stephan Behlen, Wilhelm Widenmann, Friedrich Ulrich Stisser, Wilhelm Pfeil, Friedrich Adam Julius von Wangenheim, Johann Georg Grünberger und Georg Anton Däzel (z. T. unter " Jus Germanicum").

2.731 Die " forstlichen Klassiker" am Ende des 18. Jhs verbanden praktische Erfahrung mit wissenschaftlicher Denkweise. Genannt seien Werke von Heinrich Cotta, Georg Ludwig Hartig, Wilhelm Pfeil, Johann Christian Hundeshagen und Carl Justus Heyer. Im Verlauf des 19. Jhs entwickelte sich die Forstwissenschaft in naturwissenschaftlich-technischer Hinsicht und spezialisierte sich in verschiedenen Fachgebieten. Diese Entwicklung ist in zahlreichen Monographien zu allen Teilgebieten dokumentiert. Im Bereich der Forstnaturgeschichte seien genannt Friedrich Guimpel, Abbildung der deutschen Holzarten für Forstmänner und Liebhaber der Botanik (Berlin 1815-1820) sowie Friedrich Ludwig Krebs, Vollständige Beschreibung und Abbildung der sämtlichen Holzarten, welche im mittleren und nördlichen Deutschland wild wachsen (Braunschweig 1826).

Land- und Hauswirtschaft (Oeconomia)

2.732 Der Bestandsbeschreibung liegen Zählungen der katalogisierten Titel zugrunde. Der historische Bestand umfaßt ca. 5705 Werke. Davon sind 7 Inkunabeln, 117 Titel entfallen auf das 16. Jh, 296 auf das 17. Jh, 2165 auf das 18. Jh und 3065 Titel auf das 19. Jh. Von den 7 Inkunabeln sind 2 in deutscher und 5 in lateinischer Sprache. Im 16. Jh ist der Anteil der lateinischen und der deutschen Titel etwa gleich, ein kleiner Teil ist griechisch und englisch. Im 17. Jh sind etwa die Hälfte der Werke deutsch, je ein Viertel lateinisch oder englisch und französisch. Auch im 18. und 19. Jh überwiegt das deutsche Schrifttum neben Werken in Englisch und Französisch. Landwirtschaftliche Werke stehen auch bei anderen Systemstellen, vor allem bei der Geschichte einzelner Länder.

2.733 Unter " Einleitung, Geschichte, Ausbildung, Berufsfragen" sind Gesamtdarstellungen und Lexika verzeichnet (286 Titel, davon 5 aus dem 15. Jh, 18 aus dem 16. Jh, 18 aus dem 17. Jh, 85 aus dem 18. Jh und 160 aus dem 19. Jh). Der Bestand ist weitgehend deutsch- und englischsprachig. An Lexika finden sich u. a. das Oekonomische Reallexicon von Christian Friedrich Germershausen (Leipzig 1795), das Dictionnaire Oeconomique von Noël Chomel (Lyon 1712) sowie die von Krünitz und anderen herausgegebene Oeconomische Encyclopädie (Berlin 1773-1858).

2.734 In der Gruppe " Agrarschriftsteller der Antike" wird die altgriechische Tradition landwirtschaftlicher Literatur u. a. in den Geoponika repräsentiert, einem um 950 in Byzanz entstandenen, auf Cassianus Bassus basierenden Sammelwerk von über zwei Dutzend antiken Autoren (hrsg. von Johannes Alexander Brassicanus, Basel 1539). Von den lateinischen Autoren erwähnenswert sind M. Porcius Cato (243-149 v. Chr.), mit dessen De agricultura (Leipzig 1895) eines der ersten Prosawerke in lateinischer Sprache überliefert ist, außerdem Palladius, M. Terentius Varro und L. Junius Moderatus Columella, De re rustica ( o. O. 1515) mit Gesamtdarstellung der römischen Landwirtschaft. Die " Scriptores rei rusticae" sind in allen wichtigen Editionen bis ins 18. Jh vertreten.

2.735 Von den mittelalterlichen Agrarschriftstellern ist mit Drucken des 15. und 16. Jhs vor allem Petrus de Crescentii zu nennen, dessen Ruralia commoda (Augsburg 1471) als erstes gedrucktes landwirtschaftliches Buch zu gelten hat (auch deutsch, Speyer 1495). Vorhanden ist auch ein bedeutender Bestand zur Jagd und Hippiatrie, darunter das Falkenbuch des Staufenkaisers Friedrich II., De arte venandi cum avibus (Augsburg 1596) sowie etliche bedeutende Werke zur Pferdehaltung aus dem 16. und 17. Jh (s. a. 2.746). Als Gesamtdarstellung verdient das Libro de Agricultura (Venedig 1557) von Gabriel Alonso de Herrera Erwähnung. Von dem Pariser Arzt und Buchdrucker Charles Estienne (Carolus Stephanus) sind sowohl die ursprüngliche lateinische Fassung Praedium rusticum (Paris 1554) als auch die französische Übersetzung Maison rustique (Anvers 1565) sowie die deutsche Bearbeitung von Melchior Sebitz (Sebisch), die Sieben Bücher vom Feldbau (Straßburg 1579) vorhanden. Auch die wichtigsten Vertreter der italienischen Landwirtschaftsliteratur des 16. Jhs sind im Bestand, wie das alle Zweige der Land- und Hauswirtschaft umfassende Le vinti giornate dell'agricoltura e de' paceri della villa (Venedig 1628).

2.736 Die Hausväterliteratur (ca. 1670-1750) ist nahezu vollständig bis in die Zeit Albrecht Thaers vertreten, darunter auch Werke von Vorläufern, u. a. Martin Grosser (1590) und Johann Coler (1604). Von ca. 1670 bis 1750 finden sich Ausgaben von Coler, die Hauptwerke von Caspar Jugelius, Helmhard von Hohberg, Christoph Fischer, Andreas Böckler, Andreas Glorez, Conrad Hoppe, Otto von Münchhausen, Florinus König, Johann Bernhard von Wegener, Julius Bernhard von Rohr und anderen. In der Gruppe der Kameralisten sind zahlreiche Werke von Johann Bernhard von Rohr, Johann Joachim Becker, Julie Bernhard, Heinrich Zincke, Johann Heinrich Gottlieb von Justi und Johann Heinrich Jung (genannt Stilling). Die Veröffentlichungen von Johannes Beckmann, von 1766 bis 1811 Professor an der Göttinger Universität, sind vollständig vorhanden. Kameralistisches Schrifttum findet sich auch unter " Landwirtschaft einzelner Gebiete, Miscellen". In der Experimentalökonomie, die eine Vorstufe der eigentlichen Landwirtschaftswissenschaft ist, finden sich neben Christian Reichardts Land- und Gartenschatz (Erfurt 1765-1771) alle wichtigen Schriften von Johann Georg Leopoldt, Johann Gottlieb von Eckhardt, Balthasar Sprenger, Johann Riem und Johann Christian Schubart.

2.737 Die Bedeutung der englischen Landwirtschaft wird in zahlreichen Schriften des 18. und 19. Jhs, auch in deutscher Übersetzung, deutlich. Neben dem ersten größeren Werk Albrecht Thaers, Einleitung zur Kenntniß der englischen Landwirtschaft (Hannover 1798) findet sich August von Weckherlin, Über Englische Landwirtschaft und deren Anwendung auf andere landwirthschaftliche Verhältnisse insbesondere Deutschlands (Stuttgart 1852). Unter " Landwirtschaft einzelner Gebiete" ist Arthur Youngs Sechsmonatige Reise durch die nördlichen Provinzen von England (Leipzig 1772-1775) eingeordnet. Hinzu kommen Autoren wie Jethro Tull, Adam Smith sowie John Sinclair.

2.738 Zu den bedeutenden Autoren der deutschen Landwirtschaftslehre des 19. Jhs zählen Albrecht Thaer, Johann Heinrich von Thünen und Justus von Liebig. Thaers wissenschaftliche Darstellung Grundsätze der rationellen Landwirtschaft (Berlin 1809-1812) ist daher ebenso vorhanden wie Johann Heinrich von Thünens Der isolirte Staat (Berlin 1845) und Justus von Liebigs Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie (Braunschweig 1840). Die insgesamt ca. 160 Gesamtdarstellungen zur Landwirtschaft des 19. Jhs beinhalten alle wichtigen Schriften des In- und Auslandes.

2.739 Die Hauptsachgruppe " Landwirtschaft einzelner Gebiete" enthält insgesamt etwa 370 Titel (ca. 200 aus dem 18. Jh und ca. 120 aus dem 19. Jh). Im 18. Jh überwiegen mit 75 Titeln die englischsprachigen Werke. Zur Thematik der Ödland- und Moorkultur liegt aus dem 19. Jh eine Reihe zumeist deutscher Schriften vor. Darüber hinaus finden sich landwirtschaftliche Reisebeschreibungen mit Schwerpunkt England sowie Darstellungen der Landwirtschaft diverser Länder in der jeweiligen Landessprache. Unter " Miscellen" gibt es eine große Anzahl von Sammelwerken vorwiegend des 18. Jhs, die neben Fragen der Landwirtschaft auch andere Wissensgebiete behandeln, so die Schriften von Johann Beckmann und Johann Christian Schubart. Daneben liegen zahlreiche praxisbezogene Anleitungen und Preisschriften zu Einzelfragen der Landwirtschaft vor.

2.740 Die landwirtschaftliche Betriebslehre umfaßt ca. 120 Titel, davon einen Titel aus dem 16. Jh, 3 aus dem 17. Jh, ca. 40 aus dem 18. Jh und ca. 80 aus dem 19. Jh. Sprachlich dominiert das Deutsche, neben einigen Werken in Latein, Englisch oder sonstigen Sprachen. Das älteste Werk ist Robertus Britannus' Atrebatis agriculturae encomium (Paris 1539). Das 18. und 19. Jh enthält vorwiegend Anweisungen und Lehrbücher zur betrieblichen Buch- und Betriebsführung, darunter Werke von Johann Beckmann, Albrecht Daniel Thaer, Theodor Alexander, Georg Ludwig von der Goltz, Friedrich Aereboe sowie einige italienische und englische Schriften.

2.741 Auf Maschinen und Geräte, Gebäude, Melioration, Düngerlehre, " Bodenkunde, Ackerbau und Agrikulturchemie" entfallen ca. 480 Titel, davon ca. 230 aus dem 18. Jh und 250 aus dem 19. Jh. Im 18. Jh finden sich ca. 50 französische und 30 englische, im 19. Jh einige englische Titel. Der Abschnitt " Maschinen und Geräte" enthält die Beschreibung landwirtschaftlicher Geräte zum Zwecke ihrer Verbreitung, oft in Übersetzungen, häufig auch Beschreibungen von Erfindungen. Von Albrecht Thaer liegt die Beschreibung der nutzbarsten neuen Ackergeräthe (Hannover 1804-1806) vor. Zum landwirtschaftlichen Bauwesen finden sich Schriften aus dem 18. und 19. Jh, darunter Johann Georg Leopolds Oeconomische Civilbaukunst teoretisch und practisch abgehandelt (Leipzig 1759). Einen Schwerpunkt bildet das Schrifttum über Drainagen, Melioration sowie die Anlage von Brunnen.

2.742 Zur Düngerlehre finden sich bemerkenswerte Sammelwerke mit Abbildungen nutzbarer Pflanzen aus dem 18. Jh, u. a. in Englisch. Aus dem 19. Jh sind die fast vollständig vorhandenen Schriften Justus von Liebigs erwähnenswert. Die englischen und französischen Werke zum Ackerbau und zur Agrikultur aus dem 18. und 19. Jh. reichen von Fragen der bäuerlichen Landbewirtschaftung bis zum Gartenbau oder zur Pflanzenvermehrung. Neben zahlreichen Werken von Agricola liegen Werke vor vom Abt von Vallemont, von Balthasar Erhart Oeconomische Pflanzenhistorie nebst dem Kern der Landwirthschafft, Garten- und Arzneykunst (Ulm u. a. 1753-1762), Johann Gottskalk Wallerius' Schriften in verschiedenen Sprachen sowie John Mills' A new and complete System of practical husbandry (London 1762-1765, deutsch Leipzig 1764-1767).

2.743 Die ca. 250 Titel der " Landwirtschaftlichen Nutzpflanzen" umfassen ca. 140 aus dem 18. Jh, darunter ca. 30 französische und 30 englische Titel. Es werden nahezu alle damals bekannten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen behandelt, mit Schwerpunkt auf den Getreidearten und dem Wiesen- und Kleeanbau. Im 19. Jh finden sich Anleitungen zur Behandlung der Hülsen- und Hackfrüchte sowie zur Aufbewahrung und Konservierung der Ernte. Zahlreiche Werke befassen sich mit dem Anbau von Faserpflanzen wie Hanf und Flachs sowie heute ungebräuchlichen Pflanzen wie der Weberkarde, außerdem mit der Beschreibung des Unkrauts und seiner Bekämpfung. Genannt seien Henri Louis Duhamel du Monceau, von dem auch zahlreiche Übersetzungen vorliegen, sowie Christian Reichart.

2.744 Der Garten- und Obstbau umfaßt ca. 515 Titel, davon 15 aus dem 16. Jh, ca. 90 aus dem 17. Jh, ca. 220 aus dem 18. Jh und 190 Titel aus dem 19. Jh (etwa 20 Prozent davon englisch und französisch). Der Bestand des 16. bis 18. Jhs enthält neben diversen Sammelwerken und Lexika, darunter Philipp Millers Allgemeines Gärtnerlexikon (Nürnberg 1769-1776), etliche " Peltzbücher" aus dem 16. und 17. Jh, die das Pfropfen (peltzen) der Obstbäume beschreiben. Genannt seien Michael Knabs Hortipomolegium ... ein liebreich und außerlesen Obstgarten- und Peltzbuch (Nürnberg 1620) und News Pflantzbuechlein, Von mancherley artiger Pfropffung und Beltzung der Baum (Zwickau 1529). Umfangreich ist der Bestand an pomologischen Fachbüchern und Lexika. Unter den Beschreibungen nahezu aller Obstsorten findet sich u. a. Johann Christoph Volkamer, Nürnbergische Hesperides, Oder Gründliche Beschreibung der Edlen Citronat-, Citronen und Pommeranzenfrüchte (Nürnberg 1708). Eine Vielzahl von Werken zur Anlage und Gestaltung von Gärten ist vorhanden, darunter wichtige Verfasser des 16. und 17. Jhs, wie Antonio Mizaldo, Carolus Stengelius, Daniele Rhagorio, Petrus Lauremberg und Battista Ferraris.

2.745 Von den 380 Titeln im Bereich " Tropische Pflanzen, Weinbau, Kartoffel- und Tabakanbau sowie andere Nutzpflanzen" stammen je 10 aus dem 16. und 17. Jh, ca. 170 aus dem 18. Jh und 190 aus dem 19. Jh. Von den Werken des 16. und 17. Jhs ist jeweils etwa die Hälfte lateinisch und deutsch. Im 18. und 19. Jh überwiegt die deutschsprachige Literatur neben Werken in Englisch und Französisch. Der Bestand des 16. und 17. Jhs enthält auch Werke zum Anbau und zur Kelterung des Weines. Neben Arnoldus de Villanova, Dieser Tractat helt yn von Bereytung der wein zu gesuntheyt und nutzbarkeyt der menschen (Straßburg 1506, in 2 Exemplaren) sind zu nennen die Schriften von Carolus Stephanus, Andreae Bacii und Christophorus Kobrer (vorhanden in Latein und Deutsch). Aus dem 17. Jh liegen deutsche Werke von Prospero Rendella und Johann Georg Heppius vor sowie englische, etwa The Art and Mystery of vintners and wine coopers (London 1682). Aus dem 18. und 19. Jh stammen zahlreiche Anweisungen zum Weinbau sowie zur Essig- und Obstweinbereitung (in allen europäischen Sprachen), Titel zu Anbau und Behandlung von verschiedenen Früchtencolumnbreak ( z. B. von Ölpflanzen und Zuckerrohr), zum Anbau des Maulbeerbaumes, der Baumwolle sowie der Sisalpflanze in Deutsch-Ostafrika. Der Einfluß kolonialer Bestrebungen ist an der Bestandszusammensetzung ablesbar.

2.746 Der Bestand " Haustier, Zucht (Veterinärmedizin, Seuchen, Rindvieh, Schwein, Pferd, Schaf, Ziege, Hund, Federvieh)" umfaßt ca. 1540 Titel, darunter eine Inkunabel, etwa 50 Titel aus dem 16. Jh, 60 aus dem 17. Jh, 580 aus dem 18. Jh und 850 aus dem 19. Jh. Besonders im 19. Jh überwiegt das deutsche Schrifttum neben zahlreichen englischen und französischen Werken. Die Gruppe enthält hervorragende Literatur zur Hippiatrie des 16. bis 18. Jhs (ca. 100 Titel des 16. und 17. Jhs, ca. 600 des 18. Jhs), so die Hippiatrie des berühmten Kalabreser Roßarztes Jordanus Ruffo (Passau 1818, hrsg. von Hieronymus Molin) oder Ain gut Artzneybuch der Rosse ( o. O. 1527) des deutschen Tierarztes " Meister Albrecht". Die hippiatrische Literatur umfaßt nicht nur die Reiter- und Pferdeausbildung, sondern schließt im Sinne des mittelalterlichen Rittertums das gesamte höfische Leben als Teil der Sozial- und Kulturgeschichte mit ein. Außerdem sind die Titel zur Rinder- und Schafzucht des 18. und 19. Jhs erwähnenswert, darunter auch englische und französische Werke.

2.747 Die Gruppe " Jagd, Fischerei, Bienen, Seidenraupen, tierische Schädlinge" umfaßt ca. 1415 Titel, darunter ca. 15 aus dem 16. Jh, 100 aus dem 17. Jh, 400 aus dem 18. Jh und 900 aus dem 19. Jh. Die Werke des 16. und 17. Jhs sind zumeist lateinisch oder deutsch. Im 18. und 19. Jh überwiegen deutsche Schriften, englische und französische Werke machen ca. 20 Prozent aus. Der Bestand zur Jagd und Fischerei ist in allen Jahrhunderten durch zahlreiche Werke vertreten. Standardwerke aus dem 16. Jh liegen vor zur Jagd und Falkenjagd ( s. a. 2.729 und 2.735) sowie zur Fischerei (16. bis 18. Jh), darunter Ian Dubravius, De Piscinis et Piscium (St. Proßnitz in Mähren 1559, u. ö.), Gregor Mangolts Fischbuch (Erfurt 1610) sowie zahlreiche englische Bücher des 18. Jhs über die Kunst des Angelns und der Fischerei. Die kommerzielle Bedeutung dieses Erwerbszweiges wird in Werken zur Teichwirtschaft und zur Hochseefischerei deutlich.

2.748 Die wirtschaftliche Bedeutung der Bienenhaltung spiegelt sich in ca. 200 Titeln des 16., 17. und vornehmlich 18. Jhs mit einem großen Anteil englischsprachiger Werke, wie Edmund Southernes A Treatise concerning the right use and ordering of bees (London 1593). Vorhanden ist auch Caspar Höfflers Rechte Bienen-Kunst (Leipzig 1660). Unter den ca. 150 Titeln zur Seidenraupenzucht des 18. und 19. Jhs findet sich auch je ein spanisches und italienisches Werk von 1581. Der Bestand zur Seidenherstellung umfaßt neben wenigen deutschsprachigen Abhandlungen überwiegend italienische, französische und spanische Titel. Der Bereich " Tierische Schädlinge" zählt ca. 70 Werke.

2.749 Die ca. 230 Titel der Gruppe " Kochkunst, Milchverwertung, Heizung" gliedern sich in eine Inkunabel, 8 Titel aus dem 16. Jh, 15 aus dem 17. Jh, 50 aus dem 18. Jh und 160 aus dem 19. Jh. Der Bestand ist überwiegend deutsch neben einer geringen Anzahl früher lateinischer Werke sowie zahlreichen englischen, französischen und italienischen Titeln des 17. bis 19. Jhs. Neben ca. 200 Titeln des 19. Jhs zur Milchwirtschaft verdient eine kleine Sammlung zum Thema Hausheizung Erwähnung (ca. 40 Bde des 17. und 18. Jhs in verschiedenen Sprachen), einschließlich Ofenbau und Einsparung von Brennholz.

2.750 In der Sammlung alter Kochbücher (ca. 100 Titel) finden sich zahlreiche Regionalkochbücher aus fast allen Jahrhunderten, vor allem aus norddeutschen Territorien. Das Spektrum reicht von praktischen Anleitungen wie John Collins' Salt and Fishery (London 1682) bis zu Hans Schuppens Traiteur a la mode, welcher der delicaten und neu begierigen Welt zu sonderbarem Nutzen dargeleget (Lübeck und Leipzig 1698). Besonders erwähnenswert sind die Schriften des 15. und 16. Jhs mit Darstellungen der Sitten und Gebräuche beim Ablauf eines Festmahls. Außerdem finden sich zahlreiche Werke zur Diätetik als Anhang medizinischer Schriften (unter Medizin verzeichnet mit Verweisungen). Die anonym erschienene Inkunabel Kuchemaistrey liegt in drei Auflagen vor (Augsburg 1493, 1513 sowie Zwickau o. J.). Anweisungen zur Vorratswirtschaft und Kochkunst finden sich sowohl bei den " Scriptores rei rusticae" ( s. o. 2.734) wie bei der Hausväterliteratur ( s. o. 2.736).

2.751 Von den 635 Zeitschriften zur Landwirtschaft (" Oeconomia Ephemerides") entfallen ca. 85 auf das 18. Jh, der Rest verteilt sich zu etwa gleichen Teilen auf das 19. und 20. Jh. Im 18. Jh überwiegen mit 45 Titeln die deutschen Zeitschriften, gefolgt von je 10 französischen und englischen sowie 20 anderssprachigen Titeln. Im 19. Jh ist der Anteil englischer Titel besonders hoch. Das inhaltliche Spektrum der Zeitschriften entspricht dem der landwirtschaftlichen Monographien.

Burkard Ihlenfeldt

Sport und Spiel (Artes illiberales)

2.752 Die Sytemstelle " Artes illiberales" enthielt ursprünglich Werke, die die Studenten der neugegründeten Universität neben ihrer wissenschaftlichen Ausbildung auf eine höfische Karriere vorbereiten sollten. So finden sich hier z. B. 8 Tranchierbücher aus dem 17. Jh ( z. B. Giaccomo Procacchi, Tranchier oder Vorlagbuch, Leipzig 1621). Die insgesamt 330 Titel (davon 213 deutschsprachige) gliedern sich in die 3 Gruppen Gymnastik, Schreibkunst und Spiele, davon 223 Titel aus dem 19. Jh, 56 aus dem 18. Jh, 43 aus dem 17. Jh und 8 aus dem 16. Jh.

2.753 Die Titel im Bereich Sport umfassen neben Werken zur Tanzkunst (davon ein italienisches und ein französisches aus dem 17. Jh, 7 aus dem 18. Jh sowie 10 aus dem 19. Jh) umfangreiche Literatur aus dem 19. Jh zur nationalen Leibesertüchtigung in der Nachfolge des Friedrich Ludwig Jahn. Zur Tanzkunst seien genannt Fabrizio Caroso, Nobilità di Dame (Venedig 1600) oder Der Tanzmeister (Glückstadt 1705). Die Gruppe Schreibkunst enthält Werke zur Schrift allgemein, z. B. ein französisches Schreibmeisterbuch von Geoffroy Tory, Champ fleury, Auquel est contenu Lart & Science de la deue & vraye Proportion des Lettres Attiques (Paris 1529). Des weiteren finden sich ein lateinischer Titel aus dem 17. Jh, ein englischer aus dem 18. Jh und 2 deutsche aus dem 19. Jh. Es folgen Abhandlungen zu verschiedenen Bereichen (insgesamt 3 französische und 2 lateinische Titel aus dem 16. Jh, ein italienischer, 2 französische und ein deutscher aus dem 17. Jh, 5 Titel aus dem 18. Jh und 16 aus dem 19. Jh), zur Geheimschrift (Dominicus van Hottinga, Polygraphie, ou Methode universelle de l'Ecriture Cachée, Groningen 1620), zur Dechiffrierkunst (Christian Breithaupt, Ars decifratoria, Helmstedt 1737), schließlich Werke zur Schönschrift (Schreibkunstspiegel. Von mancherley schönen teutschen und fremden Sprachen nützlichen Schriften, Lübeck 1649), Kurzschrift (Thomas Shelton, Tachygraphy, or short-writing, London 1671) und zur Pasigraphie.

2.754 Bei den 122 Titeln im Bereich Spiele nimmt die Schachliteratur den größten Raum ein (ca. 30 Werke, darunter ein Rarum von Gustavus Selenus, i. e. August II. von Braunschweig-Lüneburg, Das schach oder König spiel, Leipzig 1616). Darüber hinaus findet sich Literatur zum Damespiel, zu Billard, zum Kegeln sowie zu Spielzeug, Spielbüchern und zum Spielen allgemein (aus dem 17. Jh je ein Titel in deutscher, englischer, französischer, niederländischer, schwedischer und spanischer Sprache, aus dem 18. Jh 4 Titel, aus dem 19. Jh 19 Titel). Daran schließt sich Literatur an zum Kartenspiel, Würfelspiel, Glücksspiel und zu Orakeln (darunter ein Rarum, Francesco Marcollini da Forli, Giardino di pensieri, Venedig 1550). Erwähnt seien schließlich eine Anleitung zu Taschenspielertricks (1791) sowie eine Warnung vor dem Spielerleben (1813), ein Titel zur Bauchredekunst (1819) sowie ein englisches Werk zur Chirologie (John Bulwer, Chirologia, or the natural language of the hand, London 1648).

Frauke Geyken

Sonderbestände und Sondersammlungen Uffenbach-Bibliothek (Bibliotheca Uffenbachiana)

2.755 Die Bibliothek des Frankfurter Baumeisters Johann Friedrich Armand Uffenbach (1687-1769) umfaßt ca. 2800 Titel, davon 31,7 Prozent in deutscher Sprache, 33,4 in lateinischer, 24,2 in französischer, 4,7 in italienischer, 3,7 in englischer und 2,1 in niederländischer Sprache. Stichproben ergaben eine chronologische Schichtung von 8 Prozent Titeln aus dem 16. Jh, 50 Prozent aus dem 17. Jh und 42 aus dem 18. Jh. Die Uffenbach-Bibliothek gehört neben der Bülowschen Bibliothek zu den bedeutendsten privaten Büchersammlungen des 18. Jhs, die der Göttinger Bibliothek in der Anfangsphase vermacht wurden. Beide Schenkungen ergänzten sich auf vorteilhafte Weise. Während die Bülowsche Sammlung durch ihren universalen Charakter und Schwerpunkte in den historischen Disziplinen gekennzeichnet ist, sammelte Uffenbach überwiegend mathematische, physikalisch-technische, militärische, topographische und ikonographische Literatur, also Spezialwerke aus den realen Wissenschaften, die er im Verlauf seiner ausgedehnten Reisen in ganz Europa erwarb und zu einer auf praktische Zwecke ausgerichteten Gebrauchsbibliothek vereinigte. Bei der Sammlung handelt es sich um einen geschlossenen Bestand, vor allem in den Gebieten Physik und Mathematik, Architektur (zivile und militärische Baukunst) und Kunstgeschichte in den wichtigsten europäischen Sprachen, darunter eine erste gedruckte Weltgeschichte der Architektur von Johann Bernhard Fischer von Erlach, Entwurf einer historischen Architectur (Leipzig 1725). Die Bibliothek enthält zahlreiche Werke mit illustrierten Beigaben (Klapp- und Falttafeln, Kupferstiche etc.).

Helmut Rohlfing

Gauß-Bibliothek

2.756 Im Jahre 1933 erwarb die Bibliothek die Bücher und Hss. des Carl Friedrich Gauß (1777-1855) von seinen Erben. Die Sammlung ist eine der wenigen naturwissenschaftlichen des 19. Jhs, die heute noch, abgesehen von einigen Verlusten, geschlossen erhalten ist. Sie umfaßt 1715 Titel, davon 21 aus dem 16. Jh, 56 aus dem 17. Jh, 364 aus dem 18. Jh, 1270 aus dem 19. Jh sowie 4 ohne Jahresangabe. Sie gliedert sich in 606 deutsche Titel, 291 lateinische, 8 griechische, 312 französische, 207 englische und 118 in anderen Sprachen.

2.757 Die Bibliothek spiegelt die vielfältigen Interessen ihres Besitzers, die weit über seine Forschungsfelder Mathematik, Physik und Astronomie hinausgingen. Gauß sammelte die Klassiker der Naturwissenschaft in Erstausgaben, wobei er allerdings Werke bestimmter Autoren wie Plato, Galilei oder Leibniz nicht erworben hat. Eines der berühmtesten astronomischen Werke der Sammlung ist die Erstausgabe von Nikolaus Kopernikus, De revolutionibus orbium coelestium (Nürnberg 1543). Neben lateinischen Drucken erwarb Gauß Werke französischer Mathematiker und Astronomen, aber auch die Schriften von Montaigne, Montesquieu, Voltaire, Rousseau u. a. Außerdem enthält die Bibliothek einen größeren Bestand zur deutschen Klassik und Romantik. Bei den englischsprachigen Titeln handelt es sich nicht nur um wissenschaftliche Schriften, sondern auch um Werke der englischen Klassiker von Shakespeare und Milton bis zu Swift, Pope, Smollett, Scott, Byron und Macaulay. Amerikanische Bücher und Fachliteratur erhielt Gauß über seine in Amerika lebenden Kinder. Nachdem er 62jährig noch Russisch erlernt hatte, kamen schließlich zahlreiche Werke in dieser Sprache hinzu.

Frauke Geyken

Helmut Rohlfing

Inkunabeln

2.758 Die Bibliothek besitzt mehr als 3100 Wiegendrucke. Der Grundbestand (ca. 40 Inkunabeln) zum Zeitpunkt ihrer Einrichtung 1734 stammt aus der Bibliotheca Buloviana sowie aus der Göttinger Gymnasialbibliothek. Erst unter Christian Gottlob Heyne wurde ab 1763 ein systematischer und zielstrebiger Aufbau der Wiegendrucksammlung betrieben. Heyne erwarb mehr als drei Viertel des heutigen Bestandes. Ein großer Teil stammt aus den Sammlungen der Gelehrten Johann Christoph Gottsched, Gottfried Thomasius, Johann Matthias Gesner und Georg Christian Gebauer. Ein Dubletten-Ankauf aus den Beständen der Nürnberger Stadtbibliothek legte einen Grundstock an wissenschaftlicher - meist theologischer - Gebrauchsliteratur in sehr frühen Editionen. 1781/82 gelang Heyne eine umfangreiche Erwerbung mit dem Kauf der Sammlung des braunschweig-lüneburgischen Hofrates Friedrich Wilhelm Duve mit etwa 400 Titeln. Kern dieser Sammlung sind zahlreiche Drucke antiker Autoren. Ein wichtiges Stück aus diesem Kauf ist Caxtons Mirror of the World (Westminster 1480-1481), das Duve von dem Londoner Buchhändler Thomas Osborne Mitte des 18. Jhs gekauft hatte. Von Osborne stammen ca. 170 weitere Wiegendrucke, darunter 4 von insgesamt 11 englischen Titeln, die als Rarität der Göttinger Sammlung gelten. Im 19. Jh ging die Erwerbung erkennbar zurück und wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg systematisch auf die Ergänzung der vorhandenen Schwerpunkte ausgerichtet.

2.759 Die Sammlung ist durch ihren bereits unter Heyne angestrebten universalen Charakter geprägt, wobei der klassischen Antike und der Theologie (ca. 1300 Titel) besonderes Gewicht zukommt. Wertvollstes Stück ist die 42zeilige Gutenberg-Bibel (Mainz 1454-1455), eines von vier erhaltenen, textlich vollständigen Pergamentexemplaren. Weitere Wissensgebiete sind die Rechtswissenschaft (über 420 Titel) und die Medizin (115) sowie die " Artes liberales" insgesamt. Zu allen Zeiten hat sich die Bibliothek besonders um die Erwerbung von volkssprachlichen Inkunabeln bemüht, so daß heute 178 hochdeutsche, 54 niederdeutsche Drucke, 58 in Italienisch, 25 in Niederländisch und 16 in Französisch vorhanden sind. Die Göttinger Inkunabelsammlung stellt quantitativ einen hervorragenden Bestand mittlerer Größe dar. Zur Geschichte der Sammlung s. u. 3.2 Incunabula Gottingensia.

Frauke Geyken

Helmut Rohlfing

Sammlung Deutscher Drucke 1701-1800

2.760 Seit Oktober 1990 betreut die Bibliothek die " Sammlung Deutscher Drucke 1701-1800" und bildet damit de facto eine Nationalbibliothek für das deutsche Schrifttum des 18. Jhs. Im Rahmen der " Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke" arbeitet sie eng mit fünf weiteren Bibliotheken zusammen, die in analoger Weise für andere Zeitsegmente zuständig sind. Alle sechs Institutionen zusammen bilden eine dezentrale, nach chronologischen Schnitten segmentierte Nationalbibliothek des deutschen Schrifttums. Das Erwerbungsprofil umfaßt sowohl die im deutschen Sprachraum gleichviel in welcher Sprache als auch die im fremdsprachigen Ausland in deutscher Sprache gedruckten Publikationen. Schon in den ersten fünf Jahren konnten von der Bibliothek für den Zeitraum 1701 bis 1800 rund 10.000 Bestandseinheiten (vor allem antiquarische Originale, aber auch Reprints, Faksimiles, Mikrofilme und Mikrofiches) erworben werden. Erkennbare Schwerpunkte bilden die Belletristik und die Fachgebiete Theologie, Geschichte, Naturwissenschaften, Technik sowie die Medizin und Veterinärmedizin.

2.761 Bevorzugt werden Werke angeschafft, die bislang weder in Göttingen noch in einer anderen deutschen Bibliothek nachgewiesen sind. Während im 18. Jh in Göttingen " nach Inbegriff und Umfassung der wichtigsten Schriften aller Zeiten und Völker in allen Wissenschaften" (Heyne, Göttingische Gelehrte Anzeigen 1810, S. 851-853) gekauft wurde, werden heute auch verstärkt Textgattungen und Quellen erworben, die nicht im Zentrum der zeitgenössischen Erwerbungspolitik einer wissenschaftlichen Universalbibliothek standen, wie Trivialliteratur, Kinder-, Jugend- und Schulbücher oder handwerklich-praktische Ratgeber, technische Anleitungen und dergleichen. Besondere Aufmerksamkeit gilt den oft schlecht überlieferten Klein- und Gelegenheitsschriften, Flugschriften und Einblattdrucken. Einen weiteren Schwerpunkt mit einem Anteil von knapp 20 Prozent der Neuerwerbungen machen die Übersetzungen aus fremden Sprachen ins Deutsche aus. Da die jeweiligen fremdsprachigen Originalausgaben in aller Regel bereits in der Bibliothek vorhanden sind, bildet der Göttinger Bestand in diesem Bereich wie kaum ein anderer ein Quellenreservoir für die Erforschung der vielschichtigen Rezeptionsprozesse im 18. Jh. Dies gilt in gleichem Maße für den bereits recht geschlossenen Bereich der Zeitschriften- und Almanachliteratur. Darüber hinaus werden in deutscher Sprache im Ausland erschienene Drucke, vor allem der deutschsprachigen Buchproduktion in Nordamerika, gesammelt.

2.762 Die Neuerwerbungen werden elektronisch erschlossen und in lokalen, regionalen und überregionalen Datenbanken (DBI-VK, ZDB) nachgewiesen. Über das Internet sind sie weltweit für jeden Interessierten im OPAC der Bibliothek recherchierbar. Nach Ablauf der fünfjährigen, von der Volkswagen-Stiftung geförderten Einführungsphase wird die Sammlung seit Oktober 1995 mit Mitteln des Landes Niedersachsen dauerhaft fortgesetzt.

Gerd-J. Bötte

Frauke Geyken

Dissertationen

2.763 Die Dissertationen, deren Gesamtzahl heute 800.000 Titel umfaßt, sind in Sonderkatalogen verzeichnet, der historische Bestand in 86 Bdn des Realkataloges, die bis zum akademischen Jahr 1907/08 geführt wurden. Den umfangreichsten Bestand bilden die medizinischen Dissertationen (48 Bde) vor den juristischen (11 Bde) und den theologischen (2). Alle anderen alten Dissertationen, auch die technisch-naturwissenschaftlichen, sind unter " Dissertationes philosophiae" (25 Bde) verzeichnet. Innerhalb der Fakultäten ist die Ordnung alphabetisch, in der Regel nach dem Namen des Respondenten, d. h. des Verfassers, in einigen Fällen nach dem des Präsiden, d. h. des Doktorvaters; dann findet sich eine Verweisung unter dem Verfassernamen.

Frauke Geyken


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.