FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Vorwort zum Regionalteil

Die Redaktion Neue Bundesländer bei der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz freut sich, den ersten Band der Beschreibungen historischer Buchbestände in den neuen Bundesländern vorlegen zu können. Es handelt sich um Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Wir waren zunächst davon ausgegangen, daß es in der Bibliothekslandschaft der neuen Bundesländer ein deutliches Süd-Nord-Gefälle gibt: Der Süden ist mit dem Freistaat Sachsen und dem Freistaat Thüringen reicher an Bibliotheken mit historischen Buchbeständen. Daher hatten wir ursprünglich in den vorliegenden Band auch noch die Einträge für das Land Sachsen-Anhalt aufnehmen wollen. Im Laufe der Arbeit konnten wir jedoch feststellen, daß Mecklenburg-Vorpommern mit 33 Einträgen, darunter den umfangreichen und gewichtigen alten Universitäten Rostock (gegr. 1419) und Greifswald (gegr. 1456), sowie Brandenburg mit 59 kleineren Beiträgen den Band durchaus füllen. Wir haben uns daraufhin auf die beiden Länder Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg konzentriert.

Wir freuen uns auch, daß das Manuskript dieses Bandes bereits nach vier Jahren abgeschlossen werden konnte. Nach einer längeren Vorbereitungszeit durch die Redaktion Neue Bundesländer konnte in beiden Ländern die eigentliche Arbeit für das Handbuch erst 1992 beginnen.

Die im Frühjahr 1989 an der Deutschen Staatsbibliothek von der Redaktion aufgenommenen Bemühungen galten zunächst einem Handbuch der historischen Buchbestände der DDR, in enger Zusammenarbeit konzipiert mit der Redaktion des Handbuches für die damalige Bundesrepublik in Münster. Die politischen Ereignisse beeinträchtigten jedoch mit ihrem großen Tempo dieses Unternehmen, das zunächst bescheiden vom Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der DDR als Forschungsvorhaben an der Deutschen Staatsbibliothek unterstützt wurde. Bereits im Frühjahr 1990 trat die Volkswagen-Stiftung als einziger und großzügiger Förderer auf den Plan, und sie ist es bis heute geblieben. Galt es am Anfang nicht nur die Skepsis einiger leitender Bibliothekare zu überwinden und Mitarbeiter für das Handbuch-Unternehmen zu gewinnen, so stellten sich bald noch andere Schwierigkeiten in den Weg. Die Währungsunion vom 1. Juli 1990 halbierte die Budgets um 50 Prozent; dies führte in den Bibliotheken zu bedeutenden Kürzungen von Stellenplänen, zu Streichungen von Honorarmitteln und Reisegeldern. Das Jahr 1990 war ungünstig, um die Arbeit am Handbuch voranzutreiben.

Gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit hatte die Redaktion natürlich ihre Anstrengungen auf den Aufbau einer möglichst günstigen Arbeitsorganisation gerichtet. Hierfür gab es kein Vorbild. Es mußten Bibliotheken mit regionaler Wirksamkeit für die Mitarbeit am Handbuch gewonnen werden. Die Redaktion in Berlin entschied sich daher, an den Trägerbibliotheken für die Regionalen Zentralkataloge, die die ausländischen Zeitschriften und Monographien der jeweiligen Region erfaßten und an die Zentralkataloge ausländischer Literatur der damaligen Deutschen Staatsbibliothek meldeten, Regionalredaktionen des Handbuches anzubinden und an diesen die Regionalredakteure zu stationieren. So wurden 1990 fünf regionale Arbeitsstellen gebildet. Das bedeutete für die damaligen Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg - das künftige Land Mecklenburg-Vorpommern - die Stationierung einer Regionalredaktion an der Universitätsbibliothek Rostock. Für die damaligen Bezirke Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus - das künftige Land Brandenburg - hatte die Deutsche Staatsbibliothek mit ihrem Zentralkatalog der ausländischen Literatur die Funktion eines Regionalen Zentralkataloges übernommen.

Nach der Wiedervereinigung und der Länderbildung auf dem Territorium der ehemaligen DDR mußten in dieser Arbeitsorganisation Korrekturen vorgenommen werden. Zunächst war die Zuordnung früherer Bezirke zu den neuen Bundesländern zu beachten; dies brachte für die Wirkungsgebiete der Regionalredakteure in einigen Fällen Veränderungen. Ferner mußte berücksichtigt werden, daß das Land Brandenburg eine eigene Regionalredaktion haben mußte. Nach einigen Bemühungen konnte 1991 die ehemalige Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek in Potsdam, die heutige Stadt- und Landesbibliothek, zur verantwortlichen Mitarbeit am Handbuch gewonnen werden. Da diese Bibliothek aber nie eine zentrale regionale Funktion ausgeübt hatte, gab es zunächst Schwierigkeiten, die Arbeit am Handbuch praktisch aufzunehmen. Ein Glücksumstand führte uns aus dieser Bibliothek Frau Ina-Maria Treuter für die Regionalarbeit zu, eine Mitarbeiterin des Leihverkehrs, die über gute Kontakte zu ihren Kollegen in den ehemaligen Bezirken Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus verfügte. Sie konnte 1992 die Arbeit als Redakteurin an der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam aufnehmen.

Neben diesen nunmehr sechs Regionalredaktionen wurde bereits 1989 eine lose Arbeitsgruppe für die Erarbeitung von Einträgen der evangelischen Kirchenbibliotheken mit historischen Buchbeständen gebildet. Sie stand unter Leitung des Theologen und Kirchenhistorikers Dr. Konrad von Rabenau. Für die Kirchenbibliotheken des Landes Brandenburg wurde dieser tatkräftig durch Pfarrer Dr. Uwe Czubatynski unterstützt.

Unmittelbar nach der Wiedervereinigung gab es 1991 für viele Bibliotheken, Archive und Museen durch den Wegfall der bisherigen Unterhaltsträger eine große Unsicherheit in der Frage ihrer weiteren Existenz. Es mußten neue Unterhaltsträger gefunden werden, so für einige Spezialinstitute mit ihren Fachbibliotheken an der aufgelösten Akademie der Wissenschaften der DDR in Potsdam, für das Fontane-Archiv in Potsdam, das Fritz-Reuter-Literaturmuseum Stavenhagen und für viele kleine Bibliotheken und Museen beider Länder. In den vier Jahren der Arbeit an dem vorliegenden Band wechselten mehrmals die Leiter an einigen großen wissenschaftlichen Bibliotheken. Es kam zu strukturellen Veränderungen in den Einrichtungen, zu Auflösungen von Instituten, zu Fusionen, Namensänderungen und Neugründungen, so bei der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern. Ungeklärte Eigentumsverhältnisse an Literatur und Grundstücken sowie Personal- und Zuständigkeitsprobleme machten vielen Bibliotheken zu schaffen. So sah sich die Universitätsbibliothek Potsdam wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse bei einigen Sammlungen nicht in der Lage, am Handbuch mitzuarbeiten. Das Museum Lübbenau war außerstande, einen Eintrag zu liefern, da sein erhaltener Altbestand völlig zerstreut worden ist und noch nicht wieder zusammengeführt werden konnte.

Die Veränderungen der politischen Verhältnisse brachten den meisten Bibliotheksleitungen, namentlich in den großen wissenschaftlichen Instituten, eine Fülle neuer Belastungen, so aus den neuen Bedingungen zur Anschaffung von Literatur durch Kauf, Schenkung oder Stiftung. Innerhalb kurzer Zeit mußten die Leitungen viele Veränderungen in den gesetzlichen Grundlagen, in der Mittelplanung, im Arbeitsrecht und in der Praxis der Verwaltung beherrschen lernen. Zusätzlich waren sie oft mit arbeitsaufwendigen Recherchen für die sich formierenden und hinsichtlich ihres Zuständigkeitsbereiches wechselnden Landes- und Kommunalbehörden belastet. Das traf voll und ganz für die beiden neuen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zu. Diese Schwierigkeiten und Belastungen verzögerten das Engagement der Bibliotheksleitungen für das Handbuch und erklärt den Beginn der Arbeiten erst im Jahre 1992.

Für Mecklenburg-Vorpommern wurden die entscheidenden Schritte 1990 und 1991 vorbereitet, wobei einer zentralen Beratung im Januar 1991 in der Rostocker Universitätsbibliothek große Bedeutung zukommt. Es erfolgte die Ermittlung der für das Handbuch zu gewinnenden Bibliotheken, Museen und Archive. Es wurden schriftliche und mündliche Kontakte hergestellt zu den Leitungen dieser Einrichtungen mit dem Ziel, Mitarbeiter zu gewinnen. Es folgten Informationen und Diskussionen über das wissenschaftliche Anliegen des Handbuchs und seine konzeptionellen Grundlagen. In dieser Etappe der Arbeit kommt dem langjährigen Direktor der Rostocker Universitätsbibliothek, Prof. Dr. Karl-Heinz Jügelt, und dem Leiter der Abteilung Sondersammlungen, Herrn Hanno Lietz, das Verdienst zu, parallel zum Beginn der Arbeiten im eigenen Hause die Arbeiten anderer Bibliotheken im Land Mecklenburg-Vorpommern wissenschaftlich und organisatorisch unterstützt zu haben. Auf diesen Ergebnissen und Erfahrungen aufbauend, konnte der ab 1. April 1992 als Redakteur gewonnene Rostocker Historiker, Prof. em. Dr. Gerhard Heitz, seine Tätigkeit beginnen. Das gleiche traf auf Frau Ina-Maria Treuter zu, die ebenfalls 1992 ihre Tätigkeit als Regionalredakteurin in Potsdam für Brandenburg aufnahm, allerdings ohne eine so weitgehende Unterstützung einer Bibliothek dieses Landes.

In beiden Ländern vollzogen sich die Arbeiten am Handbuch unter unterschiedlichen Voraussetzungen und in unterschiedlichem Tempo. In Mecklenburg-Vorpommern zeigten sich schon sehr früh ausgereifte Ergebnisse in der Universitätsbibliothek Greifswald. Frau Dr. Christine Petrick, die über langjährige bibliotheksgeschichtliche Erfahrungen verfügt, legte den umfangreichen Greifswalder Eintrag bereits 1993 vor und setzte damit hinsichtlich Qualität und Umfang Maßstäbe für die Arbeit auch anderer Bibliotheken des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die Arbeit in der Stralsunder Archivbibliothek wurde in hoher Qualität von Frau Gisela Klostermann geleistet.

Eine andere Situation bestimmte die Arbeiten in der Universitätsbibliothek Rostock und in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin. Im Zusammenhang mit der Aufbereitung der Bestandsgeschichte, auch im Hinblick auf das 425. Gründungsjahr der Rostocker Universitätsbibliothek im Jahre 1994, wurden von Prof. Jügelt, der ab Oktober 1992 hier die Handbucharbeit koordinierte, neue Forschungsergebnisse zur Geschichte der Universitätsbibliothek vorgelegt. Mit Unterstützung durch Direktor Dr. Peter Hoffmann konnten im Frühjahr 1994 die Fachreferenten für die Mitarbeit an den Bestandsbeschreibungen gewonnen werden. In der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin konnten die Aktivitäten der Fachreferenten durch die bemerkenswerte organisatorische Mitarbeit von Frau Katrin Sobotha gefördert und die Textentwürfe in mehreren Beratungen ausgetauscht werden.

Das Land Brandenburg verfügt über eine Vielzahl von kleineren und kleinen Bibliotheken, Heimatmuseen und Archiven mit Altbeständen. Von 87 angesprochenen Einrichtungen kamen 29 nicht in Frage. Die Bibliotheken standen dem Handbuch-Projekt in der Mehrzahl aufgeschlossen gegenüber. Gerade bei den wissenschaftlichen Instituten, die mit einer Umstrukturierung oder mit einem Neuaufbau beschäftigt waren, haben die Mitarbeiter trotz großer Schwierigkeiten die Einträge zu ihren historischen Buchbeständen bereitwillig verfaßt. Besonderer Dank gebührt Herrn Dr. Hans-Joachim Schreckenbach, Referent für Bibliotheken und Archive im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg in Potsdam, der seine Archivunterlagen der Redakteurin zur Auswertung zur Verfügung gestellt hat. Durch die Vielzahl der kleinen Einrichtungen mit Alt- beständen lastete auf Frau Treuter eine schwere und verantwortungsvolle Arbeit.

Die Abschnitte über die Kirchenbibliotheken in den historisch-topographischen Übersichten für beide Länder wurden von kenntnisreichen Theologen verfaßt. Herr Dr. Konrad von Rabenau hat überdies für Mecklenburg-Vorpommern die meisten Einträge selbst geschrieben. Herr Pfarrer Dr. Uwe Czubatynski hat seine besonderen Kenntnisse der brandenburgischen Kirchenbibliotheken in den Regionalteil Brandenburg eingebracht.

Die Mehrzahl der Bibliotheken in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg wurden in oft mühevoller Arbeit von Einzelpersonen beschrieben. Sie alle haben dazu beigetragen, daß die Sammlungen in Bibliotheken, Archiven und Museen dokumentiert werden konnten. Ihre Arbeit ist ein Beitrag zur Kulturgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs. Allen Mitarbeitern sowie Herrn Prof. Dr. Gerhard Heitz und Frau Ina-Maria Treuter als verantwortlichen Redakteuren gilt unser herzlicher Dank.

Berlin, Februar 1996

Friedhilde Krause


Quelle:Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.