FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Vorwort zum Regionalteil

Sachsen ist eine der traditionsreichsten Bibliothekslandschaften in Deutschland. Trotz großer Verluste im Zweiten Weltkrieg sind seine Bibliotheken noch reich an Schätzen. Die Redaktion Neue Bundesländer bei der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz freut sich, in zwei Bänden die Fülle und Einmaligkeit historischer Buchbestände im Freistaat Sachsen dokumentieren zu können. Es wurden insgesamt 114 Einträge von Bibliotheken unterschiedlicher Größe und Funktion aufgenommen. Die Bestände verteilen sich auf die drei Regierungsbezirke des Freistaates Sachsen: den Regierungsbezirk Dresden mit 55 Bibliotheken, den Regierungsbezirk Leipzig mit 31 Bibliotheken und den Regierungsbezirk Chemnitz mit 28 Bibliotheken.

Die praktische Arbeit für die Beschreibung der historischen Buchbestände in Sachsen wurde Ende 1990 aufgenommen. Die im Frühjahr 1989 an der Deutschen Staatsbibliothek von der Redaktion unternommenen Bemühungen galten zunächst einem Handbuch der historischen Bestände der DDR, in enger Zusammenarbeit konzipiert mit der Redaktion des Handbuches für die damalige Bundesrepublik Deutschland in Münster. Die politischen Ereignisse beeinträchtigten jedoch mit ihrem großen Tempo dieses Unternehmen, das zunächst bescheiden vom Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der DDR als Forschungsvorhaben an der Deutschen Staatsbibliothek unterstützt wurde. Bereits im Frühjahr 1990 trat die Volkswagen-Stiftung als einziger und großzügiger Förderer auf den Plan, und sie ist dies bis heute geblieben.

Zu Beginn ihrer Tätigkeit hatte sich die Redaktion für die neuen Bundesländer für eine möglichst günstige Arbeitsorganisation zu entscheiden. An den Trägerbibliotheken für die Regionalen Zentralkataloge, die die ausländischen Zeitschriften und Monographien der jeweiligen Regionen erfaßten und an die Zentralkataloge ausländischer Literatur der Deutschen Staatsbibliothek meldeten, wurden Anfang 1990 regionale Arbeitsstellen gebildet. So entstanden zunächst fünf regionale Arbeitsstellen des Handbuches und eine lose Arbeitsgruppe für die Erarbeitung von Einträgen evangelischer Kirchenbibliotheken mit historischen Buchbeständen. Das bedeutete, daß im Freistaat Sachsen die Regionalredaktion für den Regierungsbezirk Leipzig an der Universitätsbibliothek Leipzig und die Regionalredaktion für die Regierungsbezirke Dresden und Chemnitz an der Sächsischen Landesbibliothek gebildet wurden. Es gelang, in Dr. Dr. h.c. Dietmar Debes für Leipzig und Dr. Waltraut Guth für Dresden und Chemnitz zwei versierte Redakteure zu gewinnen, angesiedelt an der Leipziger Universitätsbibliothek und an der Sächsischen Landesbibliothek. Herr Dr. Konrad von Rabenau half erneut auch für Sachsen mit der Erarbeitung von Einträgen einiger evangelischer Kirchenbibliotheken mit bedeutenden historischen Buchbeständen.

Konferenzen der Berliner Redaktion machten im Oktober 1989 und im Februar 1990 an der Universitätsbibliothek Leipzig die Fachreferenten, im September 1991 an der Sächsischen Landesbibliothek Dresden die Vertreter von 52 mitarbeitenden Bibliotheken aus den Regierungsbezirken Dresden und Chemnitz mit den Zielen und Anforderungen an die Handbuchbeiträge bekannt.

Beide Regionalredakteure stießen in den meisten Fällen auf ein lebhaftes Interesse der zur Mitarbeit am Handbuch eingeladenen Einrichtungen. Dieses Interesse war besonders ausgeprägt bei kleineren Institutionen, wie regionalen Museen, Archiven und Personalgedenkstätten, da sich diese Einrichtungen durch ihre Einträge im Handbuch eine größere Aufmerksamkeit der regionalen vorgesetzten Administrationen für Wert und Bedeutung der Sammlungen und für das Fortbestehen dieser Kulturstätten erhofften. Bemerkenswert war das Engagement für das Recherchieren und Beschreiben des älteren Bibliotheksgutes, auch bei nur vorübergehend in den Bibliotheken tätigen Mitarbeitern, die nicht immer dem Buch verbundene Berufe hatten. In zahlreichen Fällen wurde die Feststellung der historischen Buchbestände mit der Erarbeitung eines Kataloges verbunden. Kontakte und Besuche der Regionalredakteure bei den einzelnen Bibliotheken wurden als Möglichkeit zu bibliotheksfachlichem Austausch genutzt, so zur Beratung hinsichtlich der Systematik, der Ordnung von Beständen, für Hinweise auf einschlägige Partnerbibliotheken, auf Arbeitskreise u. ä.

Die aufgrund der veränderten politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse nach der Wiedervereinigung auch in Sachsen hervorgerufenen strukturellen, fachlichen und personellen Umwandlungen in verschiedenen Bibliotheken erschwerten und verzögerten deren Mitwirkung am Handbuch, bewirkten aber nur in Einzelfällen die Aufgabe ihres Vorhabens. Anfang 1996 erfolgte die Fusion der Sächsischen Landesbibliothek und der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Dresden zur Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Vorausgegangen waren 1992 die Integration der Pädagogischen Hochschule nebst ihrer Bibliothek sowie die Eingliederung der Hochschule für Verkehrswesen und ihrer Hochschulbibliothek in die Technische Universität, verbunden mit der Aufgliederung der Bestände zugunsten einer Fakultätsbibliothek Verkehrswesen und einer neu zu schaffenden Fachhochschulbibliothek Technik und Wirtschaft; seit 1993 ist auch die Medizinische Akademie mit ihrem Bibliotheksnetz ein Teil der Universität. Trotz dieser erschwerten Bedingungen legten die zur Mitarbeit am Handbuch geladenen Bibliotheken die Beschreibungen ihrer historischen Sammlungen termingemäß vor.

Bei einigen wichtigen Bibliotheken wurden neben Beständen aus jahrhundertelang gewachsenen Wissenschaftsdisziplinen auch Büchersammlungen zu jüngeren wissenschaftlichen und technischen Sachgebieten erfaßt, deren Pionierleistungen vielfach weniger als einhundert Jahre zurückliegen. So sind, um die Literatur über diese Gebiete adäquat zu dokumentieren, Sammlungen über die Luftfahrt bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges (1914) und über die Entwicklung der Photographie bis Erscheinungsjahr 1920 in die Bestandsbeschreibung einbezogen worden.

Unter den 114 Bibliotheken des Freistaates Sachsen, über die in den beiden Bänden Einträge vorliegen, befinden sich drei zentrale staatliche Bibliotheken, vier Bibliotheken an Universitäten mit neun Zweigbibliotheken, zwei Bibliotheken an Hochschulen, sechs Bibliotheken an Forschungseinrichtungen und Landesämtern, drei zentrale Fachbibliotheken, acht Stadtbibliotheken mit den dazugehörigen Spezialabteilungen, vierzehn Bibliotheken am Sächsischen Hauptstaatsarchiv, am Bergarchiv sowie an Kreis- und Stadtarchiven, achtzehn Bibliotheken an regionalen Museen sächsischer Städte, sechzehn Bibliotheken an fachlich orientierten Museen, zehn einzelnen Persönlichkeiten gewidmete Gedenkstätten, eine Schulbibliothek, achtzehn Bibliotheken an evangelischen Kirchen und kirchlichen Einrichtungen und zwei Bibliotheken an katholischen kirchlichen Einrichtungen.

Nicht beschrieben werden konnte die seit etwa 1710 bestehende und ca. 10.000 Bände zählende Archivbibliothek bei der Schauhalle der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen, da sie nicht öffentlich zugänglich ist. Verzichtet werden mußte ferner auf einen Eintrag der Literatur des Historischen Archivs Bautzen, einer Außenstelle des Sächsischen Hauptstaatsarchivs, das bei einem Gesamtbestand von 4000 Bänden über 2500 vor 1900 erschienene Bände verfügt, da diese Bestände wegen baubedingter Auslagerung für eine Beschreibung nicht zugänglich waren. Nicht genügend repräsentiert sind im Handbuch die evangelischen Kirchen- und Pfarrbibliotheken des Freistaates Sachsen. Zumeist personelle oder bauliche Gründe, aber auch fehlende Kenntnisse über den Wert des Vorhandenen bewirkten wohl die geringe Reaktion auf die Einladung zur Mitarbeit am Handbuch. Überdies liegen nur noch wenige der von der Kirchenleitung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeforderten Inventarverzeichnisse aller Kirchenbestände im Evangelisch-lutherischen Landeskirchenamt Dresden vor. Einzelne gemeldete Pfarrbibliotheken, z. B. in Wolkenburg, Mildenau und Seifersdorf, erwiesen sich als zu klein für einen selbständigen Eintrag. Dagegen konnten die reichhaltigen Bestände historischen Buchgutes im Domstift St. Petri Bautzen und in der Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal Ostritz erfaßt und beschrieben werden. Dafür gebührt der besondere Dank Herrn Ordinariatsrat Dr. Siegfried Seifert sowie der Frau Äbtissin und der Priorin des Klosters, Sr. M. Hildegard Zeletzki OCist. Über den gleichfalls reichen historischen Buchbestand des Zisterzienserinnenklosters St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau konnten wir leider keinen Eintrag erhalten.

Der Anteil der Schulbibliotheken beschränkt sich auf die Darstellung der Andreas-Möller-Bibliothek des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Freiberg mit ihrem reichen historischen Bestand. Auf den vorgesehenen Eintrag der gegenwärtigen Bestände des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Nossen, gegründet 1798, mußte verzichtet werden. Traditionsreiche Schulbibliotheken Sachsens, z. B. in den Städten Dresden, Leipzig, Plauen u. a. wurden durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg völlig vernichtet.

Allen Mitarbeitern an dem Regionalteil Sachsen des Handbuches gilt unser herzlicher Dank. Besonderer Dank gebührt Herrn Dr. Dr. h.c. Dietmar Debes und Frau Dr. Waltraut Guth als den beiden verantwortlichen Redakteuren.

Berlin, Juni 1997

Friedhilde Krause


Quelle:Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.