FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bücherei der Abtei Scheyern und Byzantinisches Institut

Adresse. Schyrenplatz 1, 85297 Scheyern [Karte]
Telefon. (08441) 752-121 und 752-0
Telefax. (08441) 752-210
Bibliothekssigel. <AKThB 81>

Unterhaltsträger. Kloster Scheyern
Funktion. Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Ascetica, Monastica (vor allem Benedictina), Patrologia, Schriften von und über den hl. Johannes von Damaskus und seine Zeit, Schyrensia.

Benutzungsmöglichkeiten. Die Bibliothek ist eine Handbibliothek für die Hausangehörigen. Ausleihe an Gäste durch den Bibliothekar oder Gastmeister, an Außenstehende und Schüler durch den Bibliothekar. Benutzung in den Sprech- oder Gastzimmern. Die Bibliothek ist wegen der Lage innerhalb der Klausur für Frauen nicht zugänglich. - Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Entfernung vom Bahnhof Pfaffenhofen (Ilm) ca. 4 km, von dort Postbusverbindung Richtung Junkenhofen bis Scheyern. A 9, Ausfahrt Allershausen oder Pfaffenhofen (Ilm), B 13, ab Ilmmünster Richtung Scheyern. Parkmöglichkeiten vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 In dem im Jahre 1119 gegründeten Benediktinerkloster Scheyern entstand im Laufe der Jahrhunderte eine wertvolle Bibliothek. Bei der Aufhebung des Klosters im Jahre 1803 (ein Bücherkatalog aus dieser Zeit ist nicht vorhanden) betrug die Anzahl der Bücher ca. 6000 bis 8000 Bde. Die wertvollsten Bücher, darunter 689 Inkunabeln, kamen in die Hofbibliothek in München, weitere ausgewählte Bestände an eben diese, an die Universitätsbibliothek Landshut oder an die Lateinschulen: insgesamt 3724 Bde. Für den Rest der Bibliothek (" 25 Zentner und 80 Pfund"), darunter die Asketenbibliothek und Profeßurkunden aus dem Archiv, galt die Anweisung: " Alles in Scheuren als unnüz ad Caßandum".

1.2 König Ludwig I. von Bayern errichtete 1838 das Kloster wieder und überließ der Bibliothek 2928 Bde. Es folgten weitere große Bücherschenkungen, vor allem von P. Maurus Harter († 1852), der nach der Klosteraufhebung Custos der Universitätsbibliothek in Landshut und München war. Von ihm stammen vor allem Werke zur Ortsgeschichte, Geistes- und Bibliothekswissenschaft. Außerdem ist P. Joachim Furtmayer als Stifter zu nennen. In der Bayerischen Staatsbibliothek München sind laut Inkunabel-Provenienz-Kartei aus ehemals Scheyrer Bestand 221 Titel verzeichnet, 23 Titel von Inkunabeln lassen sich in anderen Ländern und Orten nachweisen. Eine weitere bedeutende Schenkung kam von Philipp Prinz und Herzog von Arenberg († 1906). Insgesamt wuchs der Buchbestand durch Schenkungen, Übernahme der Bücher der Scheyerer Patres oder durch Kauf. Die geschenkten Bibliotheken sind in den Bestand integriert. Während des Zweiten Weltkrieges ausgelagerte Bestände wurden von der Gestapo beschlagnahmt, kamen aber nach Kriegsende vollzählig in die Bibliothek zurück.

1.3 Schwerpunkte der Bucherwerbungen liegen bei den Fächern Ascetica, Monastica (besonders Benedictina), Patrologia und Schyrensia. Seit der Eröffnung des Byzantinischen Institutes (1939) wird besonders die Literatur über griechische Patrologie und Theologie gesammelt, wobei die Vollständigkeit der Textausgaben des hl. Johannes von Damaskus (†ca. 750), dessen Werke textkritisch im Kloster Scheyern ediert werden, und der einschlägigen Literatur angestrebt wird. Der Erwerb des größten Teiles der Bibliothek von Prälat Albert Ehrhard († 1940) hat für das Institut einen besonderen Wert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand umfaßt ca. 29.130 Titel (einschließlich Zeitungen und Zeitschriften) in ca. 35.000 bis 38.000 Bdn. Mehrfach vorhandene Titel und mehrbändige Werke wurden als ein Titel gezählt. Die Beschreibung folgt einer Auszählung aus den handgeschriebenen Standortkatalogen der nach 65 Fächern aufgestellten Bibliothek, die ca. 130.000 bis 140.000 Bde umfaßt. Wenn nötig, erfolgte die Auszählung auch am Regal oder anhand der Kartei. Schätzungen oder ungefähre Hochrechnungen wurden nicht vorgenommen.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Bestand setzt sich zusammen aus 70 Inkunabeln, 250 Titeln " Typographia antiqua", d. h. Titel des frühen 16. Jhs, 528 Titeln aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs, 1741 Titeln aus dem 17. Jh, 6200 Titeln aus dem 18. Jh und 20.342 Titeln aus dem 19. Jh.

2.3 Von den 70 Inkunabeln sind 7 in deutscher und 63 in lateinischer Sprache abgefaßt. Es handelt sich vorwiegend um Bibelausgaben und -auslegungen, Schriften der Kirchenväter sowie um weitere theologische Werke. Das Fach " Typographia antiqua" umfaßt 250 Titel, davon 67 deutsche, 175 lateinische und 8 in sonstigen Sprachen. Unter den fast ausschließlich theologischen Schriften finden sich Bibel- und Kirchenväter-Ausgaben sowie 16 Schriften von Luther und mehrere Werke von Erasmus. Die 528 Titel aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs gliedern sich in 60 deutsche, 452 lateinische und 13 in sonstigen Sprachen. Von den 1741 Titeln des 17. Jhs sind 261 deutschsprachig, 1380 lateinisch, 67 französisch, 33 in sonstigen Sprachen. Aus dem 18. Jh liegen 6200 Titel vor, davon 3409 deutsche, 2484 lateinische, 218 französische, 9 englische und 80 in sonstigen Sprachen. Die 20.342 Titel des 19. Jhs gliedern sich in 17.583 deutsche, 1634 lateinische, 723 französische, 92 englische und 310 in sonstigen Sprachen. Insgesamt ergibt die Aufteilung nach Sprachen 21.387 deutsche Titel, 6188 lateinische, 1011 französische, 101 englische und 444 in sonstigen Sprachen. Systematische Übersicht

2.4 Die systematische Übersicht folgt im wesentlichen der " Ordnung der Bibliothek und Bücherbestände der Abtei Scheyern", 2. mschr. Bearbeitung, von P. Hildebrand Beck OSB (1942).

2.5 Die Gruppe Theologie mit 12.840 Titeln gliedert sich in 16 Fächer. In der Abteilung " Ascetica" sind insgesamt 2068 Titel vorhanden. Auf die zweite Hälfte des 16. Jhs entfallen 33 Titel, davon 2 deutsche, 30 lateinische und ein anderssprachiger; auf das 17. Jh 255 Titel, davon 30 deutsche, 216 lateinische, 6 französische und 3 sonstige; auf das 18. Jh 528 Titel, davon 209 deutsche, 286 lateinische, 26 französische und 7 sonstige; auf das 19. Jh 1252 Titel, davon 1032 deutsche, 143 lateinische, 50 französische, 5 englische und 3 sonstige. In den übrigen theologischen Fächern ist die Verteilung der Titel ähnlich, so daß jeweils nur die Gesamtzahl genannt wird.

2.6 Das Fach " Biblica" enthält 682 Titel (davon 217 lateinische), das Fach Katechetik, einschließlich einer Katechismussammlung, 644, " Devotiones" (Gebetbücher) 887, Dogmatik 418 (davon 224 lateinische), Hagiographie 699, Kirchengeschichte 800 (davon 222 lateinische), Homiletik 2519, Kirchenrecht 596 (davon 362 lateinische) und Liturgik 720 Titel (davon 457 lateinische). Das Fach " Monastica" (Ordensgeschichte und Ordensregeln) umfaßt 559 Titel (davon 245 lateinische) und ist eines der Schwerpunktfächer der Bibliothek mit zahlreichen Benedictina. Die Moraltheologie enthält 255 Titel, Pastoraltheologie 310, Patristik 296, " Scriptores ecclesiastici" (Gesamtausgaben der großen Theologen) 163, Fundamentaltheologie (Apologetik und Oekumenische Schriften) 636, " Theologia universalis" (Religionsgeschichte, Geschichte der Theologie, Theologische Festschriften) 459 und Schyrensia (Werke von Scheyerer Patres und Schriften über Scheyern) 129 Titel.

2.7 In der Großgruppe " Auctores" mit insgesamt 3196 Titeln finden sich 110 englische Titel, 277 lateinische (Werkausgaben), 216 französische und 1191 deutsche. Griechisches, italienisches und lateinisches Schrifttum sind in 355, 82 und 570 Titeln vorhanden, bei den Neulateinern sind es 333 Titel, bei den Schriftstellern des nahen und fernen Ostens (einschließlich Ägyptisch und Arabisch) 36. Die 24 Titel " Auctores reliqui" enthalten Schrifttum, das in den vorgenannten Fächern nicht erfaßt ist.

2.8 Das Fach " Philologia" umfaßt 1198 Titel. Die Anordnung der philologischen Fächer entspricht der Gruppe " Auctores". Bei der Anglistik sind 56 Titel vorhanden, bei der Klassischen Philologie 407, bei der französischen Philologie 187, bei der Germanistik 282, bei der italienischen Philologie 61, bei der Orientalistik 111, bei den übrigen Philologien 40 Titel. Die 54 Titel " Philologia universalis" betreffen mehrere Sprachen.

2.9 1957 Titel enthält das Fach " Historia", davon 78 Titel zur Geschichte des antiken Kulturkreises, 350 zu den Historischen Hilfswissenschaften, 491 zur Bayerischen Geschichte, 100 zur Europäischen und 254 zur Deutschen Geschichte sowie 215 zur Weltgeschichte. Die Gruppe Biographien mit 469 Titeln rundet den Bestand ab. Bei Philosophie und Kunst mit insgesamt 1158 Titeln finden sich zur Pädagogik 335 Titel, zur Philosophie 59, zur Kunst 155 und zur Ästhetik 78 Titel.

2.10 Aus einer Reihe unterschiedlicher Fächer und Formalgruppen setzt sich die Abteilung " Realia und Sonstiges" mit 8144 Titeln zusammen: Anthropologie stellt 280 Titel, Biologie 174, Geographie 479, Topographie 665, Naturgeschichte 130 Titel. Bürgerliches Recht umfaßt 314 Titel, Politik und Technik 237, Chemie 42, Mathematik 259 und Physik 78. Enzyklopädien, Bibliothekswissenschaft, Akademieschriften der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Jahresberichte und Programme von Lateinschulen und Gymnasien bilden eine weitere Gruppe mit 3571 Titeln.

2.11 In der Gruppe " Miscellanea" (1455 Titel) finden sich vor allem Sammelbände mit Einzelschriften aus unterschiedlichen Fächern. An Periodika sind 140 Titel vorhanden. Von den 603 Titeln der Gruppe Musik sind 519 Partituren, davon 233 in französischer Sprache, und 84 Schriften zur Musik. Aus dem Byzantinischen Institut sind 35 Titel anzuführen.

Sondersammlung

2.12 Einen Sonderbestand stellt die Klauber-Kupferstich-Sammlung dar, die wahrscheinlich durch P. Joachim Klauber († 1791), Bruder der Augsburger Kupferstecher Klauber, in die Bibliothek kam. Es handelt sich um ca. 350 bis 400 Stücke, darunter viele Darstellungen zu Orden.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog und Schlagwortkatalog in Anlehnung an die Bayerische Staats- und die Universitätbibliothek München

[in Zettelform]

Standortkatalog der einzelnen Fächer

[Bandkataloge]

Sonderkatalog:

Provenienzkartei, auch mit Angabe von Exlibris, Wappen, Siegeln, Vorbesitzern, Klöstern und Orden

[in Karteiblättern]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Bücherkataloge von 1588, 1596 und 1610 [hschr.; vgl. Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Bd 4, 2. Hrsg. von Bernhard Bischoff. Bistum Freising, bearb. von Günter Glauche. München 1977, S. 729]

Ein 1794 angefertigter Bibliothekskatalog (Klosterarchiv Scheyern Dn 1,9) konnte bis jetzt nicht aufgefunden werden. Katalog der Inkunabeln

[um 1880; angelegt von P. Pius Bayer OSB; Klosterarchiv Scheyern (KlAS), Ek 12,4]

Katalog der Scheyerer Inkunabeln

[um 1890; angelegt von P. Pius Bayer OSB; KlAS Ek 12,1]

Katalog der Inkunabeln

[um 1900; angelegt von P. Corbinian Keller OSB; KlAS Ek 12,2]

Katalog der Scheyerer Inkunabeln

[um 1900; angelegt von P. Corbinian Keller OSB; KlAS Ek 12,3]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangs-Inventare seit 1838 [in unterschiedlicher Vollständigkeit]; von 1937 bis 1968 jährlicher Bericht über die Bibliothek

4.2 Darstellungen

Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Bd 4,2. Hrsg. von Bernhard Bischoff. Bistum Freising, bearb. von Günter Glauche. München 1977, S. 728-733 Gressierer, P. Franz OSB: Geschichte der Klosterbibliothek Scheyern Schwerpunkt Säkularisation [in Vorbereitung]

Stand: Februar 1990

P. Franz Gressierer OSB

Franz Reichhold


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.