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Bibliothek der Abtei St. Matthias

Adresse. Matthiasstr. 85, 5500 Trier [Karte]
Telefon. (0651) 3 26 60
Bibliothekssigel. <Tr 20; AKThB 33>

Unterhaltsträger. Benediktinerabtei St. Matthias, Trier
Funktion. Bibliothek für den Konvent, Hausgäste und nach Anmeldung für auswärtige Benutzer.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, Philosophie; Geschichte (im Hinblick auf die Hauptsammelgebiete). - 2. Besondere Sammelgebiete: Monastica, Trevirensia, Ökumene.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek; Anmeldung erforderlich. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.30-12 Uhr. In der Weihnachts- und Karwoche und in den Sommerferien geschlossen. Leihverkehr: DLV, kirchl. Leihverkehr (in Ausnahmefällen).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät; keine Fotostelle.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Die Abtei liegt im Süden Triers. Busverbindung ab Hauptbahnhof (bzw. ab Simeonstiftplatz/Porta Nigra Linie 3 oder 4). Parkplatz vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 9. Juni 1802 wurde die alte Abtei St. Matthias infolge des allgemeinen Beschlusses der französischen Konsularregierung aufgehoben. Die Durchführung des Beschlusses geschah in der Zeit vom 16. bis 26. Juli. Dabei wurde auch ein Inventar des Bibliotheksbestandes aufgenommen. Die Bücher wurden der neu gegründeten Stadtbibliothek überwiesen, aber ein sehr großer Teil war schon vorher zum Verkauf bestimmt worden: " La Bibliothèque est composée de 268 Manuscrits, 1730 Volumes à conserver, 17 Missels, 9 livres de Choeur et 3294 à vendre. 300." Die letzte Zahl bedeutet den Schätzpreis, Estimation approximative (Koblenz, Landeshauptarchiv Abt. 276 Nr. 2614 S. 5). Doch schon von der französischen Besetzung im Jahre 1794 an war die Bibliothek durch Beschlagnahme, Plünderung und Unterschlagung in Auflösung begriffen, so daß ganze Gruppen von Büchern und Einzelexemplare auf sehr unterschiedliche Weise in die Hände von Sammlern und Antiquaren kamen. Aus der Frühzeit existiert nur ein handschriftlicher Katalog aus der Mitte des 16. Jhs. Die Erstprovenienz ehemaliger St. Mattheischer Bücher ist jedoch oft durch Signaturen oder Besitzeinträge festzustellen.

1.2 Bei der Wiederbesiedlung von St. Matthias am 18. April 1922 mußte die Bibliothek völlig neu begründet werden. Einen kleinen Grundbestand brachte die aus Seckau in Österreich kommende Konventsgruppe mit, heute noch an dem Seckauer Stempel zu erkennen. Der Bestand wurde laufend vermehrt durch Überlassungen und Schenkungen, darunter auch Bücher der alten Bibliothek, die den Eintrag des letzten Priors Hubert Becker der alten Abtei enthalten, der erster Pfarrer der neu umschriebenen Pfarrei St. Matthias geworden war, weiterhin Bücher heimatkundlicher und zeitgeschichtlicher Art aus dem Bestand der Familie von Nell, die im 19. und frühen 20. Jh im Besitz der Abteigebäude gewesen war. An Stempeln und Vorbesitzervermerken sind Schenkungen aus dem Kreis der St. Matthiasbruderschaften, von Frauenklöstern (St. Josefsstift Trier) und Nachlässen von Geistlichen festzustellen. In den Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg war ein Zettelkatalog angefertigt worden, der aber heute nicht mehr vorhanden ist.

1.3 Am 6. Mai 1941 wurde die Abtei durch die Gestapo der nationalsozialistischen Regierung aufgehoben. Ein Teil des Bibliotheksbestandes war in Voraussicht verpackt und wie es schien in Sicherheit gebracht worden, doch gerade dieser Teil wurde durch Kriegseinwirkungen vernichtet. Der zurückgebliebene Bestand wurde beschlagnahmt und der Stadtbibliothek Trier überwiesen. Ein Großteil von Büchern, der zur Zeit der Beschlagnahme zum Gebrauch in den Zellen der Konventualen war, entging jedoch der Entfremdung. Nach dem Kriegsende konnte der Konvent die Gebäude wieder in Besitz nehmen und sich neu einrichten. Der beschlagnahmte Bücherbestand wurde um 1948/49 von der Stadtbibliothek zurückgegeben.

1.4 Ziel der Abtei war es, der Bibliothek nunmehr eigene und sachgerechte Räume zu beschaffen. Dies konnte erst in den siebziger Jahren in dem Neubau des Pfortentraktes verwirklicht werden (zwei große Magazine, Büro, Benutzersaal), wobei als weiterer Raum das große Dormitorium (aus dem 13. Jh) der Bibliothek zur Aufstellung der Altbestände und einiger Sachgebiete zur Verfügung verblieb. Insgesamt mußte der ganze Bücherbestand in der Zeit zwischen dem Kriegsende und der endgültigen Aufstellung in den jetzigen Räumen wegen Bau- und Einrichtungsarbeiten fünfmal umgelagert werden. Zum Ausbau des Bestandes ist ein jährlicher Betrag im Haushaltsplan vorgesehen, aber es spielen Schenkungen, Nachlässe und dergleichen eine große Rolle. Die Leitung der Bibliothek liegt in den Händen zweier Konventualen; seit einigen Jahren ist eine Hilfskraft angestellt.

1.5 Schwerpunkte des Bestandsaufbaus waren von jeher Theologie und Philosophie, und darin werden monastische Literatur (sowohl Spiritualität wie Geschichte) und trierische Geschichte (besonders die Hausgeschichte mit ihren vielfältigen Beziehungen z. B. zu den anderen Trierer Klöstern, zu den St. Matthiasbruderschaften) berücksichtigt. Eine Sondersammlung sind die Pilgergebetbücher der Bruderschaften. Seit den sechziger Jahren ist als neuer Schwerpunkt eine Sammlung ökumenischer Literatur, besonders der anglikanischen Kirche, hinzugekommen. Die Veröffentlichungen des eigenen Konvents sind ein Bestandteil des Abteiarchivs.

1.6 Da der Zettelkatalog der Vorkriegszeit nicht mehr vorhanden war, wurde in den siebziger Jahren mit der Anlage eines vorläufigen Verfasserkatalogs in Karteiform begonnen. Die heutige Aufstellung ist nach Sachgruppen gegliedert. In diese sind oder werden die früheren Erwerbungen wie auch die Neuzugänge eingeordnet, darunter auch die Sammlung historischer Literatur aus dem hessischen und lothringischen Raum, die der verstorbene frühere Bibliothekar P. Johannes Hau († 1951) schon vor dem Kriege oder während der erzwungenen Abwesenheit nach der Klosteraufhebung zusammengebracht hat. Eine gesonderte Aufstellung im Dormitorium haben die Altbestände vor 1800 gefunden. Im Archiv stehen die Sammlungen der Pilgergebetbücher und der Veröffentlichungen der Abtei, zu denen ja auch manches aus der Zeit vor 1800 gehört.

Petrus Becker OSB

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestandsbeschreibung erfolgte nach Autopsie jedes einzelnen Titels, da die systematische Katalogisierung der Altbestände erst im Aufbau begriffen ist.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 40.000 Bdn umfaßt der historische Bestand 3078 Titel in ca. 4300 Bdn. Davon entfallen 197 Titel auf das 16. Jh, 491 auf das 17., 1432 auf das 18. und 958 auf das 19. Jh.

2.3 Das Schrifttum des 16. und 17. Jhs ist (nach Hochrechnung) zu über 90 Prozent in lateinischer und zu etwa 1,5 Prozent in griechischer Sprache geschrieben. Die übrigen ca. 8 Prozent verteilen sich vornehmlich auf Deutsch und Französisch. Werke des 18. und 19. Jhs abgesehen von patristischen, liturgischen und juristischen Text- und Quellensammlungen sowie dogmatischen und moraltheologischen Abhandlungen - liegen in modernen Sprachen wie Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch vor.

Systematische Übersicht

2.4 Eine Beschreibung des Bestandes wird erschwert, da dieser nicht systematisch, sondern numerisch aufgestellt ist.

2.5 Der größte Bestand an älterer Literatur (375 Titel) läßt sich dem profanen und kirchlichen Recht zuordnen: 154 Kodifikationen und Quellensammlungen vornehmlich des 16. bis 18. Jhs, 105 Handbücher, 35 Dissertationen und Thesen, 72 Abhandlungen zu juristischen Einzelfragen, 9 Werke zum Febronianismus. Weitere 332 Werke betreffen die Profan- und Kirchengeschichte: 22 Titel aus dem Bereich der historischen Hilfswissenschaften, 139 Text- und Quellensammlungen zur Kirchengeschichte, 63 Handbücher zur Profan- und Kirchengeschichte, 4 Handbücher zur Kirchengeschichte Deutschlands, 24 Titel zur Kirchengeschichte anderer Länder, 4 Werke zur Papstgeschichte, 18 Werke zur Ordensgeschichte, 19 zur Religionsgeschichte, 15 biographische Abhandlungen, 24 Titel zu historischen Einzelfragen.

2.6 Reich vertreten sind Werke der aszetischen und mystischen Literatur (279 Titel): 22 zur Theorie der Aszetik, 194 aszetische Schriften, 4 Abhandlungen zur Frömmigkeitsgeschichte, 59 Gesang- und Gebetbücher. Auf Bibelwissenschaft und Exegese entfallen 192 Titel: 37 Gesamtausgaben der Bibel, 12 Textausgaben des Alten Testaments, 7 Ausgaben des Neuen Testaments, 7 Kommentare zur Gesamtbibel, 54 Kommentare zum Alten Testament, 28 Kommentare zum Neuen Testament, 12 Einleitungen zur Gesamtbibel, 6 Einleitungen zum Alten Testament, 3 Einleitungen zum Neuen Testament, 26 Lexika, Nachschlagewerke, Wörterbücher und Konkordanzen.

2.7 Der Homiletik und Katechetik sind 201 Titel zuzuordnen: 124 Predigtwerke und Hirtenbriefe, 9 Predigthilfen, 9 Predigtlehren, 33 katechetische Schriften, 26 Katechismen. Zur Liturgiewissenschaft zählen 189 Titel: 14 Sammlungen von liturgischen Texten und Vorschriften, 20 Ausgaben des Missale Romanum, 40 Ausgaben des Rituale Romanum (3 aus dem 16. Jh), 22 Ausgaben des Breviarium Romanum, 3 Ausgaben des Pontificale Romanum, ein Martyrologium, 19 Chorbücher, 20 Handbücher und Nachschlagewerke zur Liturgie, 4 Abhandlungen zur Liturgie der Eucharistie, 30 Werke zur Kirchenmusik, 16 zur Heortologie.

2.8 Die dogmatische Literatur ist mit 174 Titeln vertreten: 77 Handbücher, 59 Werke zur Theologie des Thomas von Aquin, 38 Abhandlungen zu anderen dogmatischen Themen. Moraltheologische Werke (128 Titel) gliedern sich in 66 Handbücher (einschließlich " Casus conscientiae"), 8 Abhandlungen moraltheologischer Einzelfragen, 35 Handbücher zur Pastoraltheologie, 19 Abhandlungen zur Sakramentenpastoral.

2.9 In der " Nachpatristischen Theologie" finden sich 94 Titel: 85 Werkausgaben, 8 Sammelwerke, eine Abhandlung zur nachpatristischen Theologie. Weniger umfangreich ist der Bestand an Patristik (66 Titel): 3 umfassende Text- und Quellensammlungen, 57 Textausgaben einzelner patristischer Autoren, 3 Handbücher zur Patristik, 3 Abhandlungen über einzelne Autoren. " Konzilien, Synoden und Päpstlichen Verlautbarungen" sind 73 Titel zuzuordnen: 7 umfassende Sammlungen mit Konzilstexten, ein Werk über vortridentinische Konzilien, 24 Abhandlungen zum Tridentinum, 21 über Synoden, 20 Werke mit apostolischen Verlautbarungen. Zur biographisch-hagiographischen Literatur zählen 71 Titel: 14 Sammelwerke, 5 Abhandlungen über Heiligenverehrung, 50 Biographien, 2 Werke über das Wallfahrtswesen.

2.10 Philosophische Literatur ist mit 67 Titeln vertreten: 13 Werkausgaben, 17 Gesamtdarstellungen und Handbücher der Philosophie, 2 Abhandlungen aus dem Gebiet der Logik, je ein Werk zur Psychologie und zur Ethik, 33 zur Kosmologie und Naturwissenschaft. Der Bestand an Nachschlagewerken umfaßt 68 Titel: 37 Sprachwörterbücher, 31 sonstige Nachschlagewerke. Zur Geographie gehören 28 Titel: 11 allgemein geographische Werke, 8 Reisebeschreibungen, 9 Atlanten.

2.11 Reichhaltiger ist der Bestand an " Schöner Literatur" mit 404 Titeln: 76 Werke antiker Klassiker, 317 belletristische Werke, 11 literaturgeschichtliche Abhandlungen. Werke zur Kunstwissenschaft (11 Titel), zum Bibliotheks- und Buchwesen (11 Titel), zur Konfessionskunde (ein Titel), zur Orientalistik (ein Titel), zur Religionswissenschaft (ein Titel) sowie zur Soziologie und Politologie (2 Titel) sind unbedeutend. Zeitschriften machen 48 Titel aus.

Sondersammlungen

2.12 Zu den Sonderbeständen der Bibliothek zählen die Treverensia (128 Titel), die Matthiniana (9 Titel), die Pilger- und Bruderschaftsbüchlein von St. Matthias (59 Titel) sowie die Literatur zum Heiligen Rock (66 Titel).

Wolfgang Hamm

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[Verfasserkatalog in Zettelform, nach RAK; seit den achtziger Jahren im Aufbau. Erfaßt sind wesentliche Teile der Sachgebiete Liturgie (I), Monastica (K), Geschichte (L), Treverensia (Lt), allgemeine Reihen (Y).]

" Vorläufiger Katalog"

[seit den siebziger Jahren zusammengestellt, inzwischen weitgehend durch den Alphabetischen Katalog überholt und aufgelöst. Für die Altbestände vor 1800 bislang noch nicht ersetzt]

Schlagwortkatalog

[in Verbindung mit dem Alphabetischen Katalog nach hauseigenen Regeln erstellt; umfaßt Personen und Orte]

Standortkatalog [in Zettelform]

Zeitschriftenverzeichnis

Ausdruck der Zeitschriftendatenbank

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Handschriftliches Verzeichnis von Büchern, die während der Säkularisation durch den letzten Prior, Hubert Becker, zurückgehalten wurden und in St. Matthias verblieben sind

[Die ebenso zurückbehaltenen Hss. hat er später der Seminarbibliothek Trier übergeben.]

Katalog über die von Nell'sche Bücherei. 1904

[angefertigt von Oswald von Nell]

Verzeichnis von Hss., Inkunabeln und alten Drucken [angefertigt in den Jahren zwischen der Wiederbesiedlung und dem Zweiten Weltkrieg]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Über die neue Bibliothek seit 1922 gibt es, ausgenommen ein Akzeßbuch mit 750 Nummern aus der Zeit von 1953 bis 1959, keine Quellen. Was Aufbau, Einrichtung und Bestandserweiterung betrifft, so gehörte dies immer in den Bereich der allgemeinen Verwaltung der Abtei (Cellerariat).

4.2 Darstellungen

Eine Darstellung der Geschichte der Bibliothek vor 1800 wird innerhalb der Germania Sacra, Band Abtei St. Matthias, erscheinen. Doch wird dort das Schwergewicht auf der Geschichte der Hss. liegen, über die bisher schon mehrere Einzeluntersuchungen vorliegen.

Stand: August 1989

Petrus Becker OSB


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.