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Adresse. Spittelwiese 14, 4020 Linz
[Karte]
Telefon. (0732) 77 26 35-0
Unterhaltsträger. Akademisches Gymnasium Linz
Funktion. Lehrerbibliothek.
Sammelgebiete. Literatur zu allen Gymnasialfächern, besonders
zu Griechisch und Latein.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbenützung ist für schulfremde Personen
nach Voranmeldung möglich. - Leihverkehr: nicht
angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benützer. Straßenbahnlinie 3 ab Bahnhof bis
Station Taubenmarkt.
1.1 Die Herkunft der Bestände der Lehrerbibliothek ist für die ersten Jahrhunderte des Bestehens der Schule nicht belegt. Zum größten Teil dürften sie aus Ankäufen stammen. Die Geschichte der Bibliothek beginnt wohl mit der Errichtung der protestantischen Landschaftsschule (um 1550), der Vorläuferinstitution des Akademischen Gymnasiums. Ihr Lehrplan war gemäß der sächsischen Schulordnung Melanchthons auf die klassischen Bildungsziele ausgerichtet, deren erstes die Beherrschung der lateinischen Sprache und ihre Nutzbarmachung für die Eloquenz war. Darüber hinaus sollte die Lektüre der Klassiker gepflegt werden. Die verhältnismäßig großen Bestände zur lateinischen und griechischen Sprache gehen wahrscheinlich darauf zurück.
1.2 Infolge der katholischen Restauration kam es 1600 zu einer kurzfristigen Schließung der Schule. 1609 wurde sie wiedereröffnet und 1629 in ein Jesuiten-Gymnasium umgewandelt. Schriften von Jesuiten aus nahezu allen Wissensgebieten sind im Bestand gut vertreten. In dem ursprünglich sechsklassigen Gymnasium wurden in der Folgezeit auch akademische Studien eingeführt: 1669/1670 eine für drei Jahre vorgesehene Fakultätsausbildung in den Fächern Logik, Physik, Mathematik, Ethik und Metaphysik; 1671/1672 das Ius canonicum als juridisches Fachstudium (ab 1696 sollte es auch Vorlesungen zum Ius civile geben). Ab 1673/1674 bot sich die Möglichkeit zu einem zweijährigen Theologiestudium. Der 1674 von den Ständen unternommene Versuch, das Graduierungsrecht für das Lyzeum zu erreichen, wurde vor allem durch die Jesuiten vereitelt, die dadurch für ihre Universitäten in Wien und Graz einen Verlust an Hörern befürchteten. Nach der Auflösung des Jesuitenordens 1773 ging der Unterricht am Linzer Gymnasium in die Hände von Stiftsgeistlichen oberösterreichischer Klöster über.
1.3 1873 übersiedelte das Gymnasium in das Gebäude Spittelwiese 14. Die Lehrerbibliothek wurde durch Bücherkauf aus dem Lehrmittelbudget sowie durch Buchspenden kontinuierlich erweitert. Zu den Donatoren gehörten das k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht, der k.k. oberösterreichische Landesschulrat, der oberösterreichische Landesausschuß, aber auch Privatpersonen - vor allem ehemalige Professoren des Gymnasiums. Der Bestand wird ständig vermehrt, insbesondere im Bereich der Klassischen Philologie, der Philosophie und der Fächer Deutsch und Geschichte. Im Zuge der Einrichtung einer Schulbibliothek mit einem hauptamtlichen Bibliothekar werden im Verlauf der nächsten Jahre eine Neuaufstellung der Bestände und eine computerunterstützte Katalogisierung erfolgen.
Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 10.000 Titeln sind 4455 (45 Prozent) bis 1900 erschienen. Die Drucke verteilen sich nach Jahrhunderten wie folgt: 16. Jh 30 Titel, 17. Jh 67, 18. Jh 697, 1801 bis 1850: 761, 1851 bis 1900: 2900 Titel. 327 Werke enthalten keine Jahresangabe. Die Zahlen wurden anhand des Systematischen Kataloges ermittelt.
2.2 2939 Titel (66 Prozent) liegen in deutscher, 900 (20 Prozent) in lateinischer Sprache (bzw. deutsch-lateinisch) vor. Ca. 400 Texte sind griechisch (bzw. griechisch-lateinisch oder griechisch-deutsch), 108 französisch, 82 englisch, 26 italienisch.
Systematische Übersicht
2.3 Die nach Sachgebieten aufgestellte Bibliothek weist einen großen Bestand im Bereich Lateinische Sprache auf. Rund zwei Drittel der ca. 600 Titel sind lateinische bzw. lateinisch-deutsche Texteditionen der lateinischen Klassiker, vorwiegend Drucke des 19. Jhs. Der Rest entfällt auf Studien und Kommentare. Da der Schulung der Eloquenz großes Gewicht im Unterricht zukam, nehmen die Werke Ciceros breiten Raum ein (z. B. Fons eloquentiae, 1708; Ausgewählte Reden in zahlreichen Ausgaben vor allem des 19. Jhs; De officiis, 1739). In zahlreichen Editionen, vorwiegend des 19. Jhs, sind ferner Werke von Terenz, Tacitus und Sueton vorhanden. Suetons Opera. Cum annot. discursorum (Amsterdam 1530) gehört zu den ältesten Titeln. Gut vertreten sind auch Texte Senecas (u. a. L. Annaei Senecae et aliorum tragoedie serio emendatae. Editio prioribus longe correctior, Amsterdam 1568), Horaz' (z. B. L'opere d'Orazio poeta lirico. Commentate da Giovanni Fabrini da Figline in lingua volgare Toscana, Venedig 1599), Sallusts, Ovids und Cäsars. Viele Ausgaben des 18. und 19. Jhs liegen ferner von Nepos' Vitae vor. Gellius' Noctes Atticae ist u. a. in einem Frühdruck von 1513 (Florenz) erhalten. Ergänzend dazu gibt es 182 Grammatiken, Lehrbücher und Lexika (45 aus dem 16. bis 18. Jh). Unter den Autoren des 17. Jhs sind die Jesuiten Nicolaus Avancinus, Michael Pexenfelder, Franciscus Neumayr und Balduin Cabillavus.
2.4 Im Bereich Griechische Sprache (600 Titel) dominieren wie bei den Lateinern die Werkausgaben bzw. Teilausgaben - meist lateinisch kommentiert, z. T. in Übersetzungen. Zahlreich vertreten sind Werke von Apollonius, Appianus, Aristophanes, Arrian, Euripides, Herodot, Thukydides und Xenophon. Die Orationes des Demosthenes sind in einer griechisch-lateinischen Ausgabe von 1618 zu finden, weiters gibt es 28 Auswahlausgaben und Übersetzungen seiner Reden. Hinzu kommen zahlreiche Textausgaben und Auswahlausgaben - vorwiegend des 19. Jhs - von Homer und Platon. An Sekundärliteratur liegen 30 Titel zu Homer und 20 zu Platon vor, ferner ca. 100 griechische Grammatiken, Lehrbücher und Lexika.
2.5 Die Belletristik ist mit 585 deutschsprachigen Titeln repräsentiert. Der Schwerpunkt liegt mit 310 Titeln in der zweiten Hälfte des 19. Jhs; 170 stammen aus dem 18. Jh. Vorhanden ist die deutsche Literatur aller Epochen ab der Aufklärung, vereinzelt gibt es auch Werke aus der Zeit davor (u. a. 5 Titel von Abraham a Sancta Clara). Darüber hinaus sind die Klassiker der glischen Literatur und die bekannten Jugendbücher (Scott, Swift, Dickens etc.) in Übersetzungen zu finden. Vertreten sind auch Werke einiger Jesuitenautoren, wie Johann Menochius' Nützliche und gelehrte Zeitvertreibung (1695-1700).
2.6 474 Titel widmen sich der Geschichte (161 aus dem 16. bis 18. Jh). Neben wissenschaftlichen Abhandlungen handelt es sich um Chroniken, Annalen und Panegyriken, einige Titel betreffen die historischen Hilfswissenschaften. Zur Geschichte Österreichs gibt es rund 170 Titel, Deutschlands 78, Englands und Frankreichs 82. 66 Werke entfallen auf die Griechische und Römische Geschichte, 59 auf allgemeine Geschichte bzw. Weltgeschichte und 15 auf die Kirchengeschichte. Hinzu kommen einige Berichte von Jesuiten über ihre Missionstätigkeit in außereuropäischen Ländern.
2.7 Der Bestand zur Germanistik und allgemeinen Sprachwissenschaft umfaßt 326 Werke, u. a. von Friedrich Schlegel, Philipp und Wilhelm Wackernagel, Adelung und Simrock. 19 Titel liegen aus dem 18. Jh vor, 265 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Die Pädagogik ist mit 281 Titeln (22 des 18. Jhs) - erziehungswissenschaftlicher Literatur, Lehrplänen, Dienstinstruktionen, Petitionen und Festschriften - vertreten.
2.8 Der Bereich Altklassische Literatur (194 Titel) weist mit Ausnahme von 10 lateinischen Werken deutschsprachige Studien über griechische und römische Baukunst sowie Abhandlungen zu Religion und Recht auf. Zur Geographie sind 182 Titel vorhanden, darunter die Standardwerke von Anton Friedrich Büsching und Johann Hübner sowie einige Unterrichtsbücher aus dem 18. Jh, wie J. J. Schatzens Examen Geographicum (1770).
2.9 Die ältesten Drucke sind in der Abteilung Religionswissenschaften zu finden. Von den 150 Werken stammen 68 aus dem 16. bis 18. Jh. Es handelt sich um Schriften der Jesuiten über ihre Tätigkeit, ihre Ordensgeschichte und die Ordensregeln sowie um von Jesuiten verfaßte theologische Werke. Zudem gibt es kirchengeschichtliche, homiletische und moraltheologische Literatur sowie einige Erbauungsschriften.
2.10 Zur Physik, die nach Wiedereröffnung der Landschaftsschule 1610 als Lehrfach eingeführt wurde, liegen 129 Titel (33 aus dem 18. Jh) vor, zu Philosophie und Ästhetik 125, zur Mathematik 92 - überwiegend Lehrbücher und Aufgabensammlungen, wie die Perspectiv-Reißkunst (1710) des Jesuiten Johann Christoph Rembold und Werke von Georg Vega und Christian von Wolff in Ausgaben des 18. Jhs.
2.11 Die 60 Enzyklopädien, Nachschlagewerke, Zeitschriften, Jahres- und Rechenschaftsberichte sowie Schematismen sind größtenteils Drucke aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. 3 Titel stammen aus dem 18. Jh; ein griechisch-lateinisches Lexikon ohne Titelblatt datiert in die Zeit um 1560. Unter Heimatkunde sind 59 Titel zur Landeskunde von Ober- und Niederösterreich eingereiht. 3 Werke erschienen im 18. Jh, 17 in der ersten Hälfte des 19. Jhs, darunter 10 Titel von Franz Xaver Pritz und 5 von Benedikt Pillwein. Auf die Kunstgeschichte entfallen 45 Titel, davon betreffen 18 das klassische Altertum.
2.12 Die Bestandsgruppe Französisch (100 Titel) setzt sich aus Sprachlehrbüchern, Wörterbüchern und Literaturausgaben - vor allem für den Schulgebrauch - und einigen philosophischen Werken zusammen. Das Fach Englisch (84 Titel) ist ähnlich strukturiert: 56 Literaturausgaben (Dickens, Goldsmith, Conrad etc.), einige philosophische Werke (Burke) und Publikationen zur Geschichte. Die 34 Titel der Gruppe Italienisch verteilen sich auf Lehrbücher und Literaturausgaben. Kleinere Bestände gibt es noch zur Chemie (25 Titel) sowie in den Bereichen Miscellanea (17 Titel zu Ökonomie und Recht) und Leibeserziehung, Musik und Sport (13 Titel).
Systematischer Katalog
[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]
Ardelt, Rudolf: Eine Disputation am Akademischen Gymnasium zu Linz im Jahre 1716. In: Jahresbericht des Akademischen Gymnasiums Linz 128 (1980/1981) S. 51 ff.
Bauer, Carl F.: Die evangelische Landschaftsschule in Linz a. d. D. Ihre Geschichte und Einrichtungen von ihrer Begründung bis zur Auflösung 1550-1629. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte des Protestantismus in Österreich 45/46 (1925) S. 31
Gaisberger, Joseph: Geschichte des k.k. akademischen Gymnasiums zu Linz. Linz 1855
Stand: Dezember 1990
Wilma Buchinger