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Bibliothek des Albertus-Magnus-Gymnasiums

Adresse. Bismarckstr. 2, 78628 Rottweil [Karte]
Telefon. (0741) 9 42 93
Bibliothekssigel. <Rtw1>

Unterhaltsträger. Stadt Rottweil
Funktion. Wissenschaftliche Archivbibliothek.
Sammelgebiete. Der historische Bestand wird nicht systematisch vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Absprache mit dem Betreuer der Bibliothek. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof. An Schultagen: Busverbindung vom Bahnhof zum Schulzentrum. A 81, Ausfahrt Rottweil; B 27.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Seit Ende des 13. Jhs bestand in Rottweil eine Lateinschule, die in der Zeit des Frühhumanismus unter dem Rektorat von Michael Röthlin (Rubellus) bedeutende Humanisten und Reformatoren wie Heinrich Glarean, Valerius Anshelm, Berthold Haller, Oswald Myconius und Melchior Roth gen. Vollmar zu ihren Schülern zählte. Die Rottweiler Gymnasialbibliothek muß in derselben Zeit entstanden sein, wofür der heute noch vorhandene Bestand aus dem frühen 16. Jh spricht.

1.2 Im 17. und 18. Jh übergab die Stadt die Schulleitung verschiedenen Ordensgemeinschaften: zunächst den Dominikanern (1630-1638), dann den Jesuiten (1652-1671), den Benediktinern (1673-1691) und ab 1692 bis 1773 erneut den Jesuiten. In den Jahren 1639 bis 1651 mußte der Gymnasiumsbetrieb wegen der durch den Dreißigjährigen Krieg bedingten finanziellen Notlage der Stadt eingestellt werden. Die Schule bestand als Lateinschule mit zwei Schulmeistern weiter.

1.3 Anhand der vorgefundenen Besitzeinträge läßt sich der Bestandsaufbau rekonstruieren. Aus der Zeit des Dominikaner-Gymnasiums konnte bisher ein Eintrag " Conventus Rottvilani Fratrum Praedicatorum" gefunden werden. Eine größere Zahl von Einträgen verweist auf die Jesuiten, unter deren Leitung eine erhebliche Bestandsvermehrung stattfand. Ab der Zeit des zweiten Jesuiten-Gymnasiums kann von einer bedeutenden Bibliothek gesprochen werden. Während der zweiten Jesuiten-Periode vergrößerten auch einige Bücherschenkungen und testamentarische Legate den Bestand. Von einem regen Buchhandel zwischen den verschiedenen Niederlassungen der Jesuiten zeugen Besitzeinträge der Münchner Jesuiten. Sie boten 1725 ihre " Libri venales Monachii" schriftlich dem hiesigen Kollegium an, das einige davon erwarb.

1.4 Am 21. Juli 1773 wurde der Jesuitenorden durch den Papst aufgehoben. Die unmittelbare Folge war, daß die Stadt Rottweil, gemäß den Bestimmungen der päpstlichen Bulle, als neue Schulträgerin eingesetzt wurde. Die ehemaligen Jesuiten wurden als Lehrer weiterbeschäftigt. 1796 wurde dem Gymnasium ein akademischer Oberbau hinzugefügt, so daß das Abschlußzeugnis der Rottweiler Schule zum Besuch des Bischöflichen Seminars befähigte. Hinsichtlich des Lehrgegenstands bedeutete das eine Ausweitung auf alle theologischen Disziplinen.

1.5 Die Kollegsbibliothek kam 1773 ebenfalls in den Besitz der Stadt und wurde so vor der Säkularisation bewahrt, die am Anfang des 19. Jhs alle Ordensbibliotheken betraf. Im Zuge der Säkularisation fand jedoch eine Umstrukturierung der Schule statt, die aus dem früheren Kolleg ein normales Gymnasium machte. Ab 1812 wurden aufgrund der neuen württembergischen Kulturpolitik keine theologischen Vorlesungen mehr abgehalten. Auch die philosophische Ausbildung der künftigen katholischen Priester mußte an die Landesuniversität Tübingen abgegeben werden. Die Anordnungen sind Teil der " Württembergischen Reorganisation" und ergingen im Jahr 1817, als das Gymnasium württembergisch staatlich wurde. Aufgrund dieser Entwicklung war das Interesse der Schulleitung an den Beständen aus den säkularisierten Klöstern Ehingen, Rottenburg, Urspring und Wolfegg, die ihr 1822 per Auswahlliste angeboten wurden, recht gering. In einem Petrus-Canisius-Band aus dem 17. Jh, der aus dem Ulmer Wengen-Stift stammt, hat der damalige Bibliothekar seinen Unmut über diese Zuteilung festgehalten: " Sine omni desiderië. Zum einen handelte es sich vorwiegend um Bestände, die seit der Schulreorganisation nicht mehr gebraucht wurden; andererseits war bereits abzusehen, daß der Bibliothekssaal im ehemaligen Jesuitenkolleg an das geplante katholische Konvikt abzutreten wäre. Dennoch wurden nachweislich 106 Titel aus der Säkularisationsmasse in den Bestand aufgenommen.

1.6 1854 fand der Umzug in das Obere Gymnasium statt. Aus Platzmangel standen für Bibliothekszwecke nur denkbar ungeeignete Räume zur Verfügung. In dieser Situation entwickelte sich die Bereitschaft, entbehrliche Bestände abzustoßen. So gingen im Sommer 1869 2000 Bde vorwiegend theologischen Inhalts an die Konviktsbibliothek des Tübinger Wilhelmstifts. Trotz der widrigen Umstände vergrößerte sich die Bibliothek im 19. Jh erheblich. Der noch vorhandene Altbestand setzt sich zu 69 Prozent aus Titeln des 19. Jhs zusammen. Zu den laufenden Anschaffungen aus dem Bibliotheksetat kamen zwei Stiftungen von Professoren des Rottweiler Gymnasiums: die Lauchert-Stiftung (1868, 719 Bde) und die J. P. Baltzer-Stiftung (vor 1908, rund 100 Bde). Diese Sammlungen sind nicht gesondert aufgestellt worden, doch tragen alle von Franz-Xaver Lauchert (1805-1868) stammenden Bände einen entsprechenden Vermerk.

1.7 Mit dem 1938 erfolgten Umzug in das heutige Gebäude war das Problem der sachgerechten Aufstellung noch nicht gelöst. Die Kriegsbelegung des Schulgebäudes und die spätere Entnazifizierung des Bestandes brachten neue Umzüge und Verluste mit sich. Erst in den letzten Jahren wurde der Altbestand gesondert aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Altbestand umfaßt ca. 5000 Titel in etwa 11.000 Bdn, wovon 4743 vor 1900 erschienen sind, die restlichen zu Anfang des 20. Jhs oder ohne Jahresangabe. Dazu kommen 11 Inkunabeln und einige Hss. Auf das 16. Jh entfallen 231 Titel, auf das 17. Jh 267 und auf das 18. Jh 748. Mit 3496 Titeln machen die im 19. Jh erschienenen Bücher den größten Teil des Bestandes aus. Weitere 237 Titel stammen aus den ersten Jahren des 20. Jhs. 175 Titel konnten meist wegen Beschädigungen chronologisch noch nicht zugeordnet werden.

2.2 Der Anteil deutschsprachiger Titel am Gesamtbestand beträgt ca. 53 Prozent. Die klassischen Sprachen Latein und Griechisch sind mit ca. 19 und 14 Prozent vertreten. Die übrigen Titel verteilen sich auf Französisch, Italienisch und andere europäische Sprachen.

Systematische Übersicht

2.3 Die Klassische Philologie umfaßt mit 1600 Titeln (Ausgaben klassischer Autoren, Kommentare und Lexika, dazu seit dem 19. Jh Handbücher und Textsammlungen) etwa ein Drittel des älteren Bibliotheksbestandes. Der wertvollste Teil davon entstammt der Bibliothek des Jesuitenkollegiums, in dessen Händen der " gelehrte Unterricht" in Rottweil von 1692 bis 1776, also noch über die Aufhebung des Ordens hinaus, lag. Außer den Textausgaben antiker Autoren besaß die Ordensbibliothek (durch handschriftliche Eintragungen gesichert) eine reichhaltige Sammlung humanistischer Literatur des frühen 16. Jhs. Von Erasmus sind 9 Titel vorhanden, darunter Epistolae (Straßburg 1514) und 2 Exemplare der Adagiorum chiliades quattuor (Basel 1523); von Geyler von Keysersberg die Navicula sive speculum fatuorum ad Narragoniam (hrsg. Beatus Rhenanus, Straßburg 1510); von Petrus Bembo die Epistolarum Leonis X, Pontificis Maximi nomine scriptarum libri XVI (Erstdruck 1535 vermutlich in Padua). Von Lorenzo Valla sind 5 Bde vorhanden, darunter 4 Ausgaben der Libri elegantiarum VI (Mainz 1522, Lyon 1538, Basel 1541, Straßburg o. J.; außer der Mainzer Ausgabe tragen sie alle den Besitzvermerk des Jesuitenkollegiums); ferner ein Band der Dialecticarum disputationum libri tres (Köln 1530).

2.4 Die humanistische Abteilung der Ordensbibliothek wurde im 17. und 18. Jh offenbar systematisch ergänzt, zum guten Teil durch Werke von Autoren des Jesuitenordens. Unter diesen vertreten sind Balde, Bechtlin, Vincartius, Du Cigne, Ruaeus, Weitenauer. Der Bestand an Editionen antiker Autoren spiegelt das Unterrichtsprogramm und Lernziel der Ordensschule. Angestrebt wurde eine perfekte Beherrschung der lateinischen Sprache für einen eleganten Brief- und Vortragsstil in dieser Sprache. Schulautoren waren vor allem Cicero und Quintilian, des weiteren Plinius, Sallust, Livius und Tacitus, Plautus und Terenz, Horaz, Ovid und Vergil. Von diesen Autoren sind Ausgaben aus dem 16. Jh vorhanden. Voran steht Cicero mit 14 Ausgaben, darunter Opera omnia in einem Prachtband mit kolorierten Vignetten (Lyon 1588).

2.5 Griechisch wurde im Jesuitenkollegium wie schon im 16. Jh zunächst anhand des Aesop geübt, dokumentiert durch eine griechisch-lateinische Aesop- Ausgabe (Basel 1541). Griechisch-lateinische Ausgaben des frühen 16. Jhs sind von Demosthenes und Isokrates vorhanden. An den Werken von Aristoteles wurde in den Abschlußklassen Philosophie und Moral anhand von lateinischen Ausgaben gelehrt. Unter verschiedenen Aristoteles-Ausgaben des 16. Jhs ist die von dem spanischen Humanisten Sepulveda kommentierte Ausgabe der Politik (Paris 1548). Von Flavius Josephus besitzt die Bibliothek zwei Ausgaben von De bello Judaico (Lyon 1528, Basel 1559) und 2 deutsche Übersetzungen des Gesamtwerks, darunter Des Hochberüempten Historiebeschreibers alle Bücher. Alles verteutscht durch D. Caspar Hedion (Straßburg 1556).

2.6 Der Neuhumanismus des 19. Jhs dokumentiert sich deutlich in den Beständen der Bibliothek. Die bedeutenden Neuausgaben von Cicero, Horaz, Tacitus wurden angeschafft, außerdem zahlreiche kleinere Editionen für den Schulunterricht. Das Fach Griechisch erreichte seine höchste Blüte. Sämtliche griechische Schulautoren Homer, die Tragiker, Thukydides, Xenophon, Demosthenes, Isokrates, vor allem aber Platon sind durch wissenschaftliche Ausgaben und durch kleinere Textsammlungen für den Schulgebrauch vertreten. Angeschafft wurden ferner alle wichtigen wissenschaftlichen Werke der " griechischen und römischen Altertumskunde", von August Boeckhs Staatshaushaltung der Athener (1817) bis zu Ivan von Müllers Handbuch der Altertumswissenschaften (1885). Soweit diese Werke im 19. Jh abgeschlossen wurden, sind sie vollständig vorhanden, so der Thesaurus Linguae Graecae (1831-1865) oder von Charles du Fresnes du Cange das Glossarium Mediae et Infimae Latinitatis (1840-1850). Soweit sich ihr Erscheinen ins 20. Jh hinein fortsetzte, blieben sie Torsi, so der Thesaurus Linguae Latinae (ab 1900), das Handbuch, das Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum (ab 1856). Um die Jahrhundertwende stand die Rottweiler Schulbibliothek der Bibliothek eines Seminars für Klassische Philologie kaum nach.

2.7 Das Fach Deutsch mit den Untergruppen Literatur, Sprachwissenschaft und Literaturgeschichte umfaßt 510 Titel, die zu 90 Prozent im 19. Jh erschienen sind. Der Bestandszuwachs in diesem Bereich spiegelt die historische Entwicklung der Germanistik und des Deutschunterrichts wider. Bis 1775 lagen nachweislich ( s. u. 3.2) ca. 30 Bde vor, bis 1840 ca. 700 Bde und bis 1909 873 Bde. Die Sammlung literarischer Texte besteht im wesentlichen aus Editionen des 19. Jhs, deren Gegenstand häufig mittelalterliche Dichtungen, vereinzelt auch Literatur des 16. und 17. Jhs sind. Aus dem 17. Jh ist Judas der Ertz-Schelm von Abraham a Sancta Clara als Erstausgabe vorhanden, während Einzeltitel oder Werkausgaben von Gellert, Klopstock, Rabener, Ramler, Bodmer und Ignaz Weitenauer (einem Jesuiten) den Bestand aus dem 18. Jh ausmachen. Für das 19. Jh sind Schiller, Goethe, Uhland und Wieland an erster Stelle zu nennen.

2.8 Unter Sprachwissenschaft sind Arbeiten von Adelung und Gottsched aus dem 18. Jh zu finden. Den Hauptbestand machen Lesebücher, Sprachlehren (darunter eine in Rottweil verfaßte und 1809 gedruckte), Grammatiken und Wörterbücher sowie Aufsatzlehren, Stillehren, Briefsteller und andere in den Bereich der Rhetorik fallende Schriften des 19. Jhs aus. Weiterhin sind ca. 50 Literaturgeschichten aus dem 19. Jh vorhanden.

2.9 Mit 452 Titeln vor 1900 (davon etwa ein Drittel vor 1800) bildet die Geschichte die drittgrößte Sachgruppe. Aus dem 16. und 17. Jh sind Chroniken von Städten (Basel, Augsburg, Speyer, Memmingen) und Ländern oder Landesteilen (Schweiz, Deutschland, Böhmen, Elsaß) sowie einige Universalchroniken, z. B. von Johannes Nauclerus (Tübingen 1514), vorhanden; ferner Historien der Humanisten Johannes Zonaras, Francesco Guicciardini, Paulus Jovius, Petrus Bembo, Johann Cochlaeus, Niccolo Macchiavelli, Hieronymus Beck, P. A. Jansonius und Paulus Veronensis Aemilius. Die Werke aus dem 17. und 18. Jh befassen sich schwerpunktmäßig mit der Bedrohung durch die Türken, mit der türkischen Geschichte und der Kriegsgeschichte im allgemeinen einschließlich der Friedensschlüsse. An Nachschlagewerken sind u. a. Bayles Dictionnaire historique (1702), Merians Theatrum Europaeum (1637-1734), das Basler Lexikon (1726-1729), Schmidts Geschichte der Deutschen (1778-1830) und Schöpflins Historia Zaringo-Badensis (1763-1766) angeschafft worden. Der im 19. Jh gesammelte Bestand bietet Literatur zur griechischen und römischen Antike (z. B. die Standardwerke von Droysen, Gregorovius und Mommsen), zur europäischen Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit sowie Lokalgeschichtliches und Biographisches. Die württembergische Geschichte dokumentieren ca. 50 Titel. Erwähnung verdient die von dem Tübinger Professor J. J. Moser herausgegebene und bis ins Jahr 1773 weitergeführte Schwäbische Chronik des Martin Crusius.

2.10 Der Philosophie sind 285 Titel zuzuordnen, davon 30 Prozent in lateinischer Sprache. Rund 40 Prozent dieses Bestandes sind im 18. Jh erschienen und wurden in den Jahren 1796 bis 1817 angeschafft, als Philosophie in Rottweil auf universitärem Niveau unterrichtet wurde. Inhaltlich verteilen sich fast 80 Prozent der Titel auf die Bereiche Geschichte der Philosophie, Naturrecht, Moral, Logik, Metaphysik und Anthropologie. Bei den zahlreichen Werken aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs herrscht der Rationalismus Christian Wolffs (34 Titel) vor. Gut vertreten sind Kant (14 Titel), Josef Weber (6), Carl Martini (4), Antonius Genuensis (3) und M. F. Ch. Baumeister (5 Titel, darunter das Schulbuch Elementa philosophiae). Die älteren Bestände dienten dem Unterricht in Logik und Moral, der auch schon vor der Aufwertung der Schule zum Kolleg erteilt wurde, und reichen bis ins 15. Jh zurück. Zu erwähnen sind ein Kommentar von Albertus Magnus zu 3 Büchern der Aristotelischen Seelenlehre (Köln 1497), seine Summa (1506), Thomas von Aquins Quodlibeta varie questiones (Köln 1501), Johannes Duns Scotus' Super sententias (Venedig 1506), Johann Schotts Margarita philosophica (Basel 1508), das von Hieronymus Gürtler von Wildenberg verfaßte Schulbuch Totius philosophiae ... digestio (Basel 1555), Erasmus' Paraclesis (Basel 1520) und Laurentius Vallas Dialecticarum disputationum III (Köln 1530). Aus dem 17. Jh sind Schriften von Descartes (5), John Barclay, Georgius de Rhodes und Coelestius Sfrondati vorhanden. Unter den 145 Titeln aus dem 19. Jh befinden sich 17 Philosophie-Lehrbücher für Gymnasien und eine Reihe von psychologischen Schriften.

2.11 Im Fach Theologie sind 280 Titel vorhanden (davon 65 vor 1800) mit Schwerpunkten auf Bibelwissenschaft (94) und Altkirchliche Literatur, Patristik und Scholastik (87). Unter den Autoren sind zahlreiche Jesuiten, z. B. Cornelius a Lapide (10 Titel aus dem 17. und 18. Jh), Robert Bellarmin, Petrus Ribadeneira, Petrus Canisius und Athanasius Kircher. Vom Begründer des Jesuitenordens, Ignatius de Loyola, liegt die Schrift Exercitiae spiritualia (Rom 1576) vor. Im Bereich Patristik und Scholastik sind frühe Ausgaben (16. Jh) von Petrus Lombardus (4), Richard Middleton und Thomas von Aquin (2) erwähnenswert. Gut vertreten sind auch Augustinus (13 Titel) und Tertullian (5). Vorhanden sind weiterhin in St. Peter edierte Werkausgaben von Bernhard de Clairvaux und Petrus Beatus Damiani. Darüber hinaus sind folgende seltene Werke zu nennen: eine Edition des Matthäus-Evangeliums in hebräischer Sprache mit Annotationen von Sebastian Münster (Basel o. J.), Erasmus' Ratio theologiae verae (Basel 1520), Martin Gerberts Historia Nigrae silvae (St. Blasien 1783) und die in Rottweil 1744 gedruckte Festschrift Saeculum Rottwilanum Marianum.

2.12 Nur ca. 6 Prozent des Bestandes entfallen auf die Neueren Philologien. Das Französische, das 1802 Unterrichtsfach wurde, ist mit ca. 150 Titeln am besten vertreten. In Ausgaben des 19. Jhs liegen auch einige altfranzösische Dichtungen vor. Wörterbücher aus dem 17. und 18. Jh machen den ältesten Bestand aus. Eine geringere Titelzahl wurde für das Englische (ca. 50), das Italienische, Spanische, Portugiesische und Rätoromanische (insgesamt 69) ermittelt. Zu den nordischen und slawischen Sprachen, dem Neugriechischen und Türkischen sind einzelne Titel vorhanden. Einige bemerkenswerte Drucke befinden sich im Bereich der italienischen Literatur: Dantes Comedia (1544), die Opere dramatiche von Pietro Metastasio (Venedig 1750-1755) und Torquato Tassos Lettere (Bologna 1616). Von den 102 Titeln der Abteilung Orientalische Sprachen entfallen 70 auf das Hebräische. Ca. 25 Prozent dieses Bestandes stammen aus dem 16. bis 18. Jh.

2.13 Die Sachgruppe Pädagogik (168 Titel) bietet Literatur von der humanistischen Erziehungslehre über Comenius und Poiret und die Reformpädagogik des 18. Jhs (Rousseau, Pestalozzi, Campe, Resewitz) bis zur Pädagogik des 19. Jhs. Letztere ist mit 95 Titeln am stärksten vertreten, u. a. durch die Autoren Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Förster, Johann Georg Hamann, Wilhelm Rein und Karl Weller. Aus der Zeit des Humanismus liegen Schriften von Matthäus Gribaldus, Joachim Frisius Ringelberger und J. L. Vives (mit angebundenen pädagogischen Arbeiten von Agricola, Erasmus, Melanchthon, u. a.) vor.

2.14 Die kleine Abteilung Recht (119 Titel) reicht mit 19 Titeln bis ins 16. Jh zurück. Sie hat ihren Schwerpunkt im Bereich des Öffentlichen Rechts. Zum Reichsstaats- und Reichsstadtrecht sind 34 Titel ( u. a. von Carpzov, Bidenbach und Knipschild), zum Verwaltungs- und Staatsrecht 16 Titel vorhanden. Von den 34 dem Privatrecht zuzuordnenden Titeln stammen 14 aus dem 16. Jh, darunter Schriften von Baldus, Perusinus, Budaeus und Menochius (4 Ausgaben von 1572 bis 1606).

2.15 In der Abteilung " Allgemeines, Lexika, Texte" sind 2 Ausgaben des Layenspiegels von Ulrich Tengler mit einer Vorrede von Sebastian Brant (1510 und 1532) vorhanden, ferner Werke von Gaill, Molina und Brissonius. Hinzuweisen ist auf das von Johann Baptist Hofer verfaßte Schulbuch Kurzer Unterricht über die äußere und innere Verfassung der Reichsstadt Rottweil zum Gebrauche ihrer obern Schule (Ulm 1796), das während der Lyceumsphase der Schule (1773-1802) eingesetzt wurde, als Kirchenrecht und Staatsbürgerkunde auf dem Lehrplan standen.

2.16 Die Geographie umfaßt 263 Titel, darunter Sebastian Münsters Cosmographia (1550). Neben älteren geographischen Werken des 16. bis 18. Jhs (55 Titel), Reisebeschreibungen des 17. und 18. Jhs (35), allgemein-geographischen Titeln (50), Darstellungen der einzelnen Erdteile und Länder (47) sind geographische Unterrichtsbücher, Atlanten und Karten (55 Titel) vorhanden. Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen sind nahezu komplett angeschafft worden. Von regionalem Interesse ist das in Rottweil (o. J.) gedruckte Compendium totius orbis des Jesuiten Gregor Kolb und die seltene Schrift des Fürstabts Martin Gerbert Iter Alemannicum, Italicum et Gallicum (St. Blasien 1765).

2.17 Die Naturwissenschaften und die Mathematik zählen zusammen ca. 500 Titel, von denen etwa 80 vor 1800 erschienen sind. Darunter finden sich zwar auch einige wertvolle illustrierte Werke, jedoch im wesentlichen naturgeschichtliche Darstellungen und Lehrbücher der Physik, Chemie, Mathematik und Astronomie. Die Naturwissenschaft des 19. Jhs umfaßt allgemeine und naturhistorische Bücher und Nachschlagewerke (35 Titel, u. a. Blumenbach, Humboldt, Oken), Anthropologie, Zoologie und Botanik (70 Werke), Mineralogie und Geologie (60), Physik, Meteorologie und Chemie (90), Astronomie, mathematische Geographie (26) und Tafeln, Abbildungswerke (13). Auf die Mathematik entfallen 143 Titel, überwiegend Rechnen und Algebra, während Werke zur antiken Mathematik bei der Klassischen Philologie stehen.

2.18 Von den rund 60 vorhandenen Zeitschriften reichen wenige ins späte 18. Jh zurück, die meisten sind nach 1850 erschienen (überwiegend historisch-philologische und pädagogische, wenige naturwissenschaftlich-geographische Titel). Schulprogramme des Rottweiler Gymnasiums liegen für die Jahre 1819 bis 1912 vor, seit 1873 allerdings nur im Zweijahres-Rhythmus. Darüber hinaus sind mehrere hundert Programme anderer Gymnasien vorhanden.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog nach RAK-WB im Aufbau]

Die Bestände werden z. Z. nach RAK-WB im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund (SWB) neu katalogisiert und sind sowohl im Zentralkatalog Baden-Württemberg als auch im SWB nachgewiesen. Sie sind nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) verzeichnet.

3.2 Historische Kataloge

Catalogus Librorum Bibliothecae Collegii Rottwilani Societas Jesu. Anno 1744

[alphabetischer Bandkatalog, hschr., ca. 1600 Titel]

Fachkataloge von J. E. Brander [zwischen 1815-1819 angelegt, alphabetische Bandkataloge, meist lateinisch, hschr.]

Bestandskatalog von Heinrich Ruckgaber

[1840 begonnen, mehrteilig, deutsch; bildet die Grundlage für den lange benutzten Kapselkatalog]

Mock, Hermann: Katalog der Lehrer-Bibliothek. Rottweil 1909 (Beilage zum Programm des Königlichen Gymnasiums in Rottweil)

Bandkatalog

[systematisch, auf der Grundlage des Mockschen Katalogs, der bis 1987 weitergeführt wurde]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Testamentarische Legate und Dokumente über Bücherschenkungen an die Jesuiten [18. Jh, Stadtarchiv Rottweil]

Württembergische Reorganisation: Gutachten zur Organisierung des Schulwesens in der Stadt Rottweil; Beauftragung des Landvogteidirektors, die bereits vorhandene Schulbibliothek zu verwalten [Stadtarchiv Rottweil]

Abgabe theologischer Bestände an das Tübinger Wilhelmstift [Staatsarchiv Ludwigsburg: E 211/Bü 130 und Archiv des Tübinger Wilhelmstifts, Akten der Bibliothek: Fasz. 58]

4.2 Darstellungen

Giefel, Josef A.: Die letzte Verteilung der Stifts- und Klosterbibliotheken in Württemberg 1818-1824. In: Literarische Beilage des Staatsanzeigers für Baden-Württemberg (1903) S. 244-247 Steinhauser, August: Das Gymnasium in Rottweil 1630-1930. In: Dreihundert Jahre Gymnasium Rottweil. Jubiläumsschrift. Rottweil 1930, S. 15-172

Handschuh, Gerhard-P.: Zur Geschichte der Bibliothek des Wilhelmstifts in Tübingen. In: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 27 (1968) S. 152-162 Waldraff, Manfred; Kessl, Werner: 350 Jahre Gymnasium Rottweil 1630-1980. o. O. [Rottweil] 1980

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Grauer, Karl-Johannes: Verborgene Schätze. Aus der Bibliothek des Rottweiler Gymnasiums. In: Baden-Württemberg (1965) Heft 1, S. 20-23

Hilger, Horst; Maisch, Daniela: Altbestände in Gymnasialbibliotheken: Das Beispiel des Rottweiler Katalogisierungsprojekts. In: Bibliotheksdienst 24 (1990) S. 23-33

Stand: April 1992

Augusta Hönle

Werner Kessl

Isolde Tröndle-Weintritt


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.