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Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek - Zweigbibliothek Altertumswissenschaften

Adresse. Kahlaische Straße 1, 07745 Jena [Karte]
Telefon. (03641) 94 04 69
Bibliothekssigel. <J 22>

Unterhaltsträger. Freistaat Thüringen
Funktion. . Zweigbibliothek im universitären Bibliothekssystem ThULB, Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Klassische Archäologie, Spätantike Kunst, Gräzistik, Latinistik, Mittellatein, Alte Geschichte, Griechische und lateinische Epigraphik, Papyrologie, Antike Numismatik.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-19 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Westbahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). Vom Saalbahnhof ab Haltestelle E-Werk Busverbindung (Linie 1) bis Brauerei Felsenkeller. A 4 (E 40), Ausfahrt Jena-Lobeda oder -Göschwitz. Parkplatz am Gebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 In der Zweigbibliothek Altertumswissenschaften wurden drei Bibliotheken zusammengeführt, die in der Bestandsstruktur noch erkennbar sind: (1) die Bibliothek des Philologischen Seminars, (2) die Bibliothek des Seminars für Alte Geschichte und (3) die Bibliothek des Archäologischen Instituts.

1.2 Das Philologische Seminar begann nach mehrfachen vergeblichen Anläufen (1792, 1803/04, 1807) am 11. November 1817 unter der Leitung von Heinrich Karl Abraham Eichstädt (1772-1848) seine Tätigkeit, Mitdirektoren waren die beiden Klassischen Philologen Ferdinand Gotthelf Hand (1786-1851) und seit 1826 Carl Wilhelm Göttling (1793-1869). Für die Bibliothek stand ein besonderer Fonds zur Verfügung. Das Seminar bezweckte, den Studenten der klassischen Altertumswissenschaft durch besondere Vorträge und Übungen eine höhere Ausbildung zu gewähren, auch Lehrer an Universitäten oder Schulen für den künftigen Beruf vorzubereiten. Es nahm 8 ordentliche und höchstens 8 außerordentliche Mitglieder auf. Seit 1879 stand dem Seminar ein Übungs- und Bibliotheksraum im alten Kollegiengebäude zur Verfügung, unter den Seminardirektoren Heinrich Gelzer (1847-1906) und Georg Goetz (1849-1932), die seit 1878 bzw. 1879 in Jena lehrten, wurde die Seminarbibliothek (mit Beständen zu griechischen und lateinischen Autoren, Inschriften usw.) ausgebaut. 1926 war der Präsenzbestand des Seminars für Klassische Philologie (4200 Bde, 10 laufende Zeitschriften) in zwei mittelgroßen Lesesälen aufgestellt. Zum Bestand gehörten außerdem 680 Dissertationen und unter Glas und Rahmen gesondert aufbewahrt 60 Papyri. 1963 wurde der Bestand mit 8922 Bdn, 1400 Dissertationen und 15 laufenden Zeitschriften zur Klassischen Philologie und deren Grenzgebieten angegeben, hinzu kam eine Sondersammlung von 2300 Papyri.

1.3 Die Bibliothek des Seminars für Alte Geschichte ([1926]: 1700 Bde) war ursprünglich mit der Bibliothek des Altphilologischen Seminars verbunden, seit 1907 war sie eine selbständige Einrichtung mit dem Sammelschwerpunkt Altertumswissenschaften. 1963 betrug ihr Bestand 4300 Bde und 13 laufende Zeitschriften zur griechischen und römischen Geschichte.

1.4 Die Bibliothek des Archäologischen Instituts ging aus der Bibliothek des 1845 durch Carl Wilhelm Göttling gegründeten Archäologischen Museums hervor, die wertvolle Kupferwerke und Bücher enthielt. Die auf die Anforderungen des Unterrichts und die Vorlesungen abgestimmte jährlich wachsende Handbibliothek des Museums und die Sammlung von Kunstblättern für Archäologie und neuere Kunst wurden regelmäßig zu Vorlesungen und Übungen benutzt und waren den Studierenden zugänglich. Bereits 1903 bestand eine große Lichtbildersammlung für antike und neuere Kunst. Die Bibliothek (1926: 3000 Bde, 300 kleinere Schriften, 15 Zeitungen) enthielt Literatur der Gebiete Architektur, Plastik, Malerei, Numismatik, Mythologie, Topographie, orientalische Frühgeschichte usw. 1963 zählte die Bibliothek des Archäologischen Instituts 4752 Bde und 32 laufende Zeitschriften zur Klassischen Archäologie. Die getrennt geführte Bibliothek der Sammlung für spätantike Kunst zählte 1025 Bde.

1.5 Bei der im Februar 1928 angestrebten räumlichen Vereinigung der Seminare und Institute der altertumswissenschaftlichen Fächer des Seminars für Klassische Philologie, des Archäologischen Instituts, der Sammlung für spätantike Kunst und des stark altertumswissenschaftlich orientierten Sprachwissenschaftlichen Seminars spielte der Gedanke einer gemeinsamen (" einheitlichen") Bibliothek aus wirtschaftlichen Gründen eine zentrale Rolle.

1.6 Im Januar 1939 stellten die Vorstände des Seminars für Klassische Philologie, des Seminars für Alte Geschichte und des Sprachwissenschaftlichen Seminars den Antrag, ab Sommersemester 1939 im Vorlesungsverzeichnis als Anstalt für Altertumskunde (ab 1940 mit der Bezeichnung Institut) zu erscheinen. Im Herbstsemester 1952/53 löste sich die Sprachwissenschaft als Institut für Allgemeine Sprachwissenschaft und indogermanisches Seminar aus dem Institut für Altertumskunde wieder heraus, das ohne diesen Bereich bis 1969 bestand.

1.7 Am 2. September 1969 erfolgte die Gründung des Instituts für Altertumswissenschaften, das alle Teildisziplinen der klassischen Altertumswissenschaften an der Universität zusammenfaßte. Es gliederte sich in die Wissenschaftsbereiche Geschichte des Altertums (zugeordnet die Hilprecht-Sammlung Vorderasiatischer Altertümer, s. Eintrag dort), Klassische Archäologie (zugeordnet Spätantike und byzantinische Kunst sowie Sammlung antiker Kleinkunst) und Klassische Philologie (zugeordnet Jenaer Papyrussammlung).

1.8 Am 1. Januar 1977 erhielt das Institut Namen und Status einer Sektion und wurde damit nominell den übrigen wissenschaftlichen Struktureinheiten der Universität gleichgestellt. Die Sektion Altertumswissenschaften bestand bis 1990, im Zusammenhang mit der Umstrukturierung der Universität wurde das Institut für Altertumswissenschaften neu gegründet.

1.9 Die Zweigbibliothek umfaßt die Fachbereiche Klassische Philologie und Mittellatein, Alte Geschichte (mit Papyrus-Sammlung und antiker Münzsammlung) und Klassische Archäologie (mit Sammlung antiker Kleinkunst). Neben der Bibliothek stellen Photothek und Diathek ihre Materialien zur Benutzung bereit.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek zählt 56.100 Bde (1997), davon gehören 4526 Bde (8,1 Prozent) zum historischen Bestand: 16. Jh 3, 17. Jh 13, 18. Jh 92 (2 Prozent) und 19. Jh 4418 (97,6 Prozent).

2.2 Deutschsprachig sind 2594 Bde (57,3 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 8, 18. Jh 58, 19. Jh 2527), gefolgt von Latein mit 1026 Bdn (22,7 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 4, 19. Jh 1021) und Griechisch mit 666 Bdn (14,7 Prozent; 18. Jh 30, 19. Jh 636). Das Italienische ist mit 79 Bdn (1,8 Prozent; je einer im 16., 17. und 18. Jh; 19. Jh 76) vertreten, in Französisch liegen 97 Bde (2,1 Prozent; 18. Jh 2, 19. Jh 95) und in Englisch 64 Bde (18. Jh einer, 19. Jh 63) vor.

Systematische Übersicht

2.3 Zur Klassischen Philologie sind 2065 Bde (45,6 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 12, 18. Jh 78, 19. Jh 1973) im Bestand, darunter griechische Texte (ca. 50 Prozent) und lateinische Texte (ca. 24 Prozent), Corpora, Fragmente, Grammatiken, Nachschlagewerke, Literaturgeschichten, Atlanten, Lexika und Schulbücher. Mit griechischer Sprache und Literatur befassen sich u. a. Johannes Scapulas Lexicon graecolatinum novum (Basel 1589), Lorenz Ingewald Elings Historia graecae linguae (Leipzig 1691), Lorenz Rhodomanns Diodori Siculi Bibliothecae historicae libri qui supersunt (Amsterdam 1746), Heinrich Carl Abraham Eichstädts De dramate Graecorum comico-satyrico (Leipzig 1793), Homers Hymne an Demeter (Heidelberg 1826), übersetzt und erläutert von Johann Heinrich Voss, und Friedrich Adolph Trendelenburgs Aristotelis De anima libri tres (Jena 1833). Unter den Schriften zu Homer finden sich z. B. der Index vocabulorum in Homeri ([Frankfurt a. M.] 1604) von Wolfgang Seber, Homeri Ilias ad veteris codices Veneti fidem recensita (Venedig 1788) von Jean Baptiste Gaspard d'Ansse de Villoison, Apollonii Sophistae Lexicon graecum Iliadis et Odysseae (Leiden 1788) von Hermann Toll und Erklärende Anmerkungen zu Homer's Odyssee (Hannover 1826-1840) von Gregor Wilhelm Nitzsch.

2.4 Zur lateinischen Sprache und Literatur sind u. a. vorhanden Vitruvius Teutsch (Nürnberg 1548), übersetzt von Walther Hermann Rivius (Ryff), Metamorphoseos libri XI (Gouda 1650) des Lucius Caecilius Apuleius, Catulls Opera (Leiden 1691), hrsg. von Isaac Voss, Orationes epistolae et poemata (Leipzig 1726) von Marc Antoine Muret, Die Aeschylische Trilogie, Prometheus (Darmstadt 1824) von Friedrich Gottlieb Welcker und Corpus poetarum latinorum (Frankfurt a. M. 1833), hrsg. von Wilhelm Ernst Weber. Unter den Horaz-Ausgaben finden sich Q. Horatius Flaccus (Leiden 1597), kommentiert von Jacob Cruquius, Q. Horatius Flaccus (Amsterdam 1713), hrsg. von Richard Bentley, und Poemata (Nürnberg 1739), hrsg. von Caspar Gottschling.

2.5 Der Bestand zur Alten Geschichte zählt 1041 Bde (23 Prozent; 18. Jh 2, 19. Jh 1039), darunter allgemeine Einleitungswerke, griechische und lateinische Autoren, Literatur zur Papyrologie, Epigraphik, Universalgeschichte, zum Altertum, zum Orient, zu Ägypten, Hellas und Rom, zur Geographie, biblischen Religion und Kirchengeschichte sowie zum antiken Recht. Schwerpunkte sind Griechische und Römische Geschichte, Ägypten und Kleinasien. Vorhanden sind u. a. Herodoti Musae sive historiarum libri IX (Straßburg und Paris 1816) von Johannes Schweighäuser, Varia historia (Leiden 1701) des Claudius Aelianus, The history of ancient Greece (Edinburgh 1778) von William Robertson, Oratores Attici (London 1828) von William Dobson, Flavius Arrianus' De expeditione Alexandri libri septem (Königsberg 1832), hrsg. von Johann Ernst Ellendt, Fragmenta historicorum Graecorum (Paris 1841-1883) von Carl und Theodor Müller, Die Alterthümer zu Athen (Leipzig und Darmstadt 1829-1833) von James Stuart und Nicolas Revett, Römische Geschichte (Frankfurt a. M. 1783-1787) des Cassius Dion, übersetzt von Johann Augustin Wagner, und Ludwig Prellers Die Regionen der Stadt Rom (Jena 1846).

2.6 Mit Klassischer Archäologie befassen sich 801 Bde (17,7 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh einer, 18. Jh 12, 19. Jh 787). Die Untergruppen enthalten Topographien und Ausgrabungspublikationen sowie Schriften über Museen, Sammlungen und Ausstellungen, zur antiken Kunst insgesamt und zu einzelnen Gattungen, zur Numismatik, zur Mythologie und zur Religion, zur Kulturgeschichte und zu Realien, auch zum Nachleben und zur Wirkung der antiken Kunst. Die Tafelwerke stammen größtenteils aus dem Archäologischen Museum. Zu nennen sind Roma sotterranea (Rom 1650) von Antonio Boso, Raccolta di statue antiche e moderne (Rom 1704) von Domenico de Rossi, Histoire des empereurs ... (Paris 1700-1738) von Sébastien Le Nain de Tillemont, Thesaurus veterum diptychorum (Teil 1, Florenz 1759) von Antonio Francesco Gori und Giambattista Passeri, Homer, nach Antiken gezeichnet (Göttingen 1801) von Heinrich Wilhelm Tischbein, mit Erläuterungen von Christian Gottlob Heyne, Monumens inédits d'antiquité figurée grecque, étrusque et romaine (Text- und Tafelband, Paris 1833) von Raoul Rochette, Monumenti inediti pubblicati dall'Instituto di corrispondenza archeologica (12 Bde, Rom und Paris 1829-1885; mit Lücken), Griechische und etruskische Trinkschalen des Königlichen Museums zu Berlin (Berlin 1840), hrsg. von Eduard Gerhard, und The monuments of Niniveh (London 1853) von Austen Henry Layard.

2.7 Zeitschriften aller drei Bestandsgruppen umfassen 619 Bde (19. Jh). Vorhanden sind Annali dell'Instituto di Corrispondenza archeologica (Bd 1-57, 1829-1885), Archäologische Zeitung (Jg. 1-43, 1843-1885), Hermes (Jg. 1, 1866 ff.), Jahrbuch des (Kaiserlich) Deutschen Archäologischen Instituts (Bd 1, 1886 ff.), Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft (Jg. 1, 1873 ff.), Mittheilungen des Deutschen Archäologischen Institutes in Athen (Jg. 1, 1876 ff.) und dessen Römische Abteilung (Bd 1, 1886 ff.) und Rheinisches Museum für Philologie (N. F., Bd 34, 1879 ff.).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

OPAC [ab 1991]

Alphabetischer Katalog (AK 1)

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln/PI; Berichtszeit bis 1972]

Alphabetischer Katalog (AK 2)

[in Zettelform, nach RAK; Berichtszeit ab 1973]

3.2 Historische Kataloge

Sachkatalog

[in Zettelform, nach Sachgruppen, geführt bis 1994; ersetzt durch die Aufstellungssystematik]

Archäologischer Sachkatalog

[in Listenform, eigene Systematik; geführt bis 1994]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zweigbibliothek Altertumswissenschaften: Bücherinventar des Archäologischen Instituts Jena. Bestandsaufnahme: August 1936. Aufgestellt von Hilfsassistent Bernh. Neutsch. [Berichtszeit bis 1971].

Z[ugangs]V[erzeichnis]

Seminar A[lte]

G[eschichte] Jena. [Berichtszeit bis 1957]. [Zugangsverzeichnis]

Seminar für Klassische Philologie [Berichtszeit 1957/68, 1968/75]

Universitätsarchiv Jena: Bestand S, Abt. XXI: Institut für Altertumskunde/Altertumswissenschaften Bestand S, Abt. XXIII: Archäologisches Institut

4.2 Darstellungen

Goetz, Georg: Geschichte der klassischen Studien an der Universität Jena von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Jena 1928 (Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde, N. F., Beih. 12)

Thüringer Bibliothekenführer. Führer durch die Bibliotheken der Bezirke Erfurt, Gera und Suhl. Bearb. von Helmut Beck, Fritz Herrmann, Gerhard Pomaßl. Jena 1963

Simon, Manfred: Abriß der Entwicklung der Altertumswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena von 1945 bis 1980. In: Alma mater Jenensis. Studien zur Hochschul- und Wissenschaftsgeschichte Heft 1 (1983) S. 122-132

Bulling, Klaus: Bibliothekarische Integrationsprozesse im Bereich der Altertumswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 99 (1985) S. 437-445

Simon, Manfred: Klassische Philologie und Alte Geschichte an der Jenaer Universität in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. In: Zur Geschichte der klassischen Altertumswissenschaft der Universitäten Jena, Budapest, Krakòw. Jena 1990, S. 40-76 (Wissenschaftliche Beiträge der Friedrich-Schiller-Universität Jena 1990)

Stand: November 1998

Dorothea Kluwe

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.