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Bibliothek des Altmärkischen Museums

Adresse. Schadewachten 48, 39576 Stendal [Karte]
Telefon. (03931) 21 24 15
Telefax. (03931) 71 17 74
Bibliothekssigel. <Ste 4>

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Stendal
Funktion. Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Orts- und Regionalgeschichte Stendal und Altmark; Heimat-, Landes- und Volkskunde sowie Literatur von und über Persönlichkeiten der Altmark; Vor- und Frühgeschichte; Kunst-, Kultur- und Sittengeschichte, Sozial- und Rechtsgeschichte; Völkerkunde; Kirchengeschichte und Historische Hilfswissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 9-12 Uhr und 13-15 Uhr sowie nach Voranmeldung. Literaturzusammenstellungen auf Vorbestellung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
'Gedruckte Informationen.
'Benutzungsordnung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Das Museum befindet sich im Gebäude des ehemaligen Katharinenklosters in der Nähe des Tangermünder Tores (Altstadt Stendals). Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 20 Minuten). A 2 (E 30), Ausfahrt Magdeburg Zentrum, B 189. Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der öffentlich zugänglichen Fachbibliothek des Altmärkischen Museums ist seit dessen Gründung im Jahre 1888 eng mit dem Museum verbunden. Die Bibliothek hat seitdem eine kultur- und museumsgeschichtliche Bedeutung über die Altmark hinaus erlangt. Zur Gründungszeit waren die Sammlungen des Museums einschließlich der Bibliothek alleiniges Eigentum des Altmärkischen Museumsvereins Stendal. Dieser wurde am 22. Juni 1887 von dessen ersten Vorstandsmitgliedern gegründet: Landrat Ludolf von Bismarck auf Briest (1834-1924; Landrat 1864-1898); Geheimer Sanitätsrat Dr. Friedrich Hermann Haacke (1824-1899); die Superintendenten Hermann Justus Jeep (1863-1908) und Karl Ludwig Julius Müller (1839-1922), Prof. Emil Sauer (1844-1927) und Pastor Wilhelm Zahn (1848-1911).

1.2 Den Grundstock der am 25. Oktober 1888 eröffneten Bibliothek bildeten u. a. die Büchersammlungen der Herren von Alvensleben, des Superintendenten Müller, des Sanitätsrates Haacke und des ehemaligen Literarischen Vereins zu Stendal, einem Vorläufer des Museumsvereins. Mit einem Anfangsbestand von 1185 Bdn wirkte Prof. Karl Wernicke (*1865) bis 1934 als " Bücherwart". Die Bestandserweiterung fand im wesentlichen durch Geschenke, Tausch und Erbschaft statt. Listen von Gönnern, Stiftern und Verkäufern wurden Jahr für Jahr in der Vereins-Zeitschrift, den Stendaler Beiträgen zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark veröffentlicht. Gleichzeitig trug der Verein mit eigenen Publikationen und zahlreichen Sonderdrucken zur Bestandsbereicherung bei. Noch in die Amtszeit Wernickes fiel 1931 die Erwerbung des kostbarsten Buches der Bibliothek, einer 1488 durch Joachim Westval in Stendal gedruckten Sachsenspiegel-Ausgabe, die für 2200 Reichsmark aus der Fürstlich Stolbergischen Bibliothek Wernigerode erworben wurde. Wernickes Nachfolger Dr. Willy Salewski registrierte im Jahre 1938 einen Bestand von ca. 4000 Bdn.

1.3 Im gleichen Jahr berichtete der Heimathistoriker und Gewerberat Franz Kuchenbuch (1863-1944), seit 1904 Museumskurator, über erste Bestrebungen zur Anlegung einer Sammlung, die dem aus Stendal gebürtigen Altertumsforscher Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) gewidmet werden sollte. Ihr Grundstock umfaßte auch Bücher, die später in die Fachbibliothek der Winckelmanniana aufgingen. Als am 8. Dezember 1940 die Winckelmann-Gesellschaft in Stendal gegründet wurde, waren die Winckelmann betreffenden Sammlungen im oberen Stockwerk des Refektoriums des ehemaligen Franziskanerklosters ausgestellt, der Winckelmann-Halle. Am 8. April 1945 zerstörten Bomben den westlichen Kreuzgang und Teile des südlichen Kreuzganges. Das Museum mitsamt der Bibliothek erlitt dadurch unwiederbringliche Verluste.

1.4 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging die Trägerschaft des Museums auf den Landkreis Stendal über. Der am 20. November 1945 zunächst ehrenamtlich eingesetzte Museumsverwalter Dr. Rudolf Langhammer (1889-1958) war zugleich für die Neueinrichtung des Stadtarchivs zuständig. Von 1948 bis 1950 betreute Luise Braumüller die Museumsbibliothek. Der auf Langhammers Vorschlag im März 1953 als dessen Nachfolger zum Museumsleiter ernannte Dr. Gerhard Richter eröffnete 1955 im Geburtshaus Winckelmanns das Winckelmann-Memorial-Museum. Die auf 17.000 Bde im Jahre 1959 angewachsene Bibliothek des Altmärkischen Museums wurde durch Museumsfachkräfte neben ihrer eigentlichen Arbeit betreut.

1.5 Nachdem die Stadt Stendal das Museum übernommen hatte, beschloß die Stendaler Stadtverordnetenversammlung im April 1963, dem Altmärkischen Museum das historische Katharinenkloster als zentrales Museumsgebäude zur Verfügung zu stellen. Auch die Bibliothek erhielt dort ihre neue Heimstatt. Nur ca. 1300 Bde, zumeist Literatur des Fachgebietes Kunst und die Sammlung des Verlags Franzen & Große verblieben damals als Sonderbestand im Winckelmann-Museum.

1.6 In der Zeit vom Mai 1996 bis zum Januar 1998 wurde eine Teilung der Bibliothek vorgenommen. Ca. 6700 Bde der Museumsbibliothek wurden mit der Bibliothek des Stadtarchivs vereinigt und dorthin überführt. Nur die für den Museumsbetrieb unbedingt erforderliche Fachliteratur und die beiden durch Erbschaft erworbenen Sammlungen Dr. Arthur Schulz und Stahlberg verblieben ungeschmälert im Museum. Diese Bestandsumsetzung erfolgte im Interesse der Benutzer, weil nunmehr alle schriftlichen Quellen, Archivalien und Sachliteratur, zur Stadt- und Regionalgeschichte im Stadtarchiv einsehbar sind.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Nach der Teilung der Bibliothek umfaßt bei einem Gesamtbestand von ca. 13.000 Bdn der historische Buchbestand noch 1679 Titel. Die 3 Inkunabeln sind in Niederdeutsch (2) und Frühneuhochdeutsch. Die 32 Drucke aus dem 16. Jh sind zum geringeren Teil in lateinischer Sprache; die 139 Werke aus dem 17. Jh sind, bis auf 35 lateinische Texte und einen französischen, deutschsprachige Drucke. Der fremdsprachige Anteil sinkt bei 433 Titeln aus dem 18. Jh auf 22, davon 21 in lateinischer und einer in französischer Sprache. Die 1072 Titel des 19. Jhs sind deutschsprachig. (Vom Stadtarchiv waren insgesamt 502 Titel aus dem historischen Buchbestand übernommen worden, davon einer aus dem 16. Jh, 19 aus dem 17. Jh, 120 aus dem 18. Jh und 362 aus dem 19. Jh.) Systematische Übersicht

2.2 Die Sammelschwerpunkte und der Bestandsaufbau ergeben sich aus der Funktion eines der Regional- und Stadtgeschichte verpflichteten Museums. Die Bestandsgliederung fußt auf einer Systematik, die vermutlich durch den damaligen Museumsdirektor Dr. Gerhard Richter entwickelt wurde. Die Literatur zur Geschichte der Region ist territorial hierarchisch vom Raum Deutschlands bis zur Stadt Stendal aufgeschlüsselt. Daneben gibt es größere Literaturgruppen zu den Fachgebieten Allgemeine und Preußische Geschichte sowie zur Theologie. Der Bestand an Literatur zu den Historischen Hilfswissenschaften ( u. a. Genealogie, Heraldik, Numismatik) und an musealer Fachliteratur ist anteilmäßig gut ausgebaut.

2.3 Bei der Bestandsumsetzung wurden folgende Bestandsgruppen geteilt: Staat und Recht (A), Bibliographie (B), Familienkunde (F), Deutschland (He), Literaturwissenschaft (L), Zeitschriften und Kalender (Z) wurden vom Stadtarchiv übernommen. Die Erdkundeliteratur (E) verblieb mit den Bestandteilen Kunst (K), Museumskunde (M), Naturwissenschaft (N), Vor- und Frühgeschichte (P), Sozialistica (S), Theologie (T), Volkskunde (V), Heraldik (W) im Museum. Dubletten erhielt das Archiv. Die Sammlung musealer Schaustücke (Bücher mit bibliophilem Wert) und die beiden Sammlungen Dr. Arthur Schulz (Klassische Archäologie; Kunstgeschichte; Architektur; Johann Joachim Winckelmann) und Stahlberg (Graphik-Sammlung; Bibliophilie; Kunst; Kunstgeschichte; Literaturwissenschaft; Regionalgeschichte) blieben ungeschmälert im Museum. Hingegen wurden 80 Nekrologe dem Archiv übergeben (9 aus dem 17. Jh, 58 aus dem 18. Jh und 5 aus dem 19. Jh).

2.4 Bei den 3 Inkunabeln handelt es sich um 2 Sachsenspiegel-Ausgaben aus Basel (1474) und Stendal (1488; s. o. 1.2) und um ein Magdeburger Meßbuch des Druckers Bartholomäus Ghotan von 1480. Der größte Teil der Drucke des 16. Jhs ist theologischen Inhalts, wie Johann Brentz, Passio Domini nostri Iesu Christi (deutsch; Nürnberg: Johann Daubmann 1551). Auch die Drucke aus dem 17. und 18. Jh sind zumeist Theologica.

2.5 Die regionalgeschichtliche Fachliteratur ist dank des Altmärkischen Museumsvereins und seines Vorläufers, des Literarischen Vereins zu Stendal, trotz der Titelverringerung noch beachtlich. Als Seltenheit sind zu nennen Martin Seidels Bildersammlung in welcher 100 größtenteils in der Mark Brandenburg gebohrene ... wohlverdiente Männer vorgestellet werden (Berlin 1671), wie auch die Namens-Lista derer Personen so in der ... Haupt-Stadt Stendal ... in der daselbst eingerissenen Pestilentzielischen Seuche ... gestorben sein (Stendal 1683) oder die 3. Ausgabe der 1579 erstmals bei Matthäus Giseke in Magdeburg erschienen Altmärkischen Chronik des Christoph Entzelt (Salzwedel 1736). Aus dem 19. Jh sind Wilhelm Zahns Geschichte der Altmark (Stendal 1892) und Ludwig Götzes Urkundliche Geschichte der Stadt Stendal (Stendal 1873) zu erwähnen.

2.6 Die Sammlung von Fachliteratur zur Vor- und Frühgeschichte gehört zu den umfangreichen Bestandsgruppen. Einen besonderen Zweig bildet die Zeitungssammlung (ab 1814, heute im Stadtarchiv). Kleinere Bestandsteile von älterer Literatur zur Rechts-, Natur-, Kunst- und volkskundlichen Geschichte sind ebenfalls zu erwähnen. In der Sachgruppe Erdkunde finden sich u. a. Werke aus dem Besitz des Arztes und Afrikaforschers Gustav Nachtigal (1834-1885), der in Stendal aufgewachsen war.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; Anlage nach PI; Berichtszeitraum bis ca. 1950, unvollständig]

Standortkatalog

[in Zettelform; Berichtszeitraum bis ca. 1950, unvollständig]

Ordner-Verzeichnis der regionalgeschichtlichen Literatur

[Anlage nach PI]

Ordner-Verzeichnis aller anderen Sachgruppen

[Anlage nach PI]

Alphabetischer Katalog [Anlage nach RAK-WB] und Schlagwortkatalog [Anlage nach RSWK] [im Aufbau]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Haacke, Friedrich: Das altmärkische Museum zu Stendal. Stendal 1890 Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereins zu Stendal hrsg. von Paul L. B. Kupka. Bd 2-7. Stendal 1909-38 [enthält Informationen zur Bibliothek]

Große, Rudolf: Fünfzig Jahre Altmärkisches Museum in Stendal. Stendal 1938 (Sonderdruck der Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark)

Kupka, Paul L. B.: Das Altmärkische Museum. In: Der Altmärker 40 (1938) S. 1-24 Richter, Gerhard: Von der Winckelmann-Bibliothek in Stendal. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 82 (1968) S. 346-350

Reuter, Hermann: Aus der Geschichte des Altmärkischen Museums 1888-1988. Der Charakter von Entstehung, Inhalt und Bedeutung des Museums. Stendal 1988

Reuter, Antje: Die Wirksamkeit der Präsenzbibliotheken in den Museen der Altmark. Diplomarbeit. Berlin: Humboldt-Universität, Institut für Bibliothekswissenschaft 1992 [mschr.]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Richter, Gerhard: Johann Christian Günther 1760-1960. In: Jahresgabe Altmärkisches Museum 14 (1960) S. 52-56

Stand: Mai 1999

Ina Nitzsche

Erhardt Mauersberger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.