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Bibliothek des Anthropos-Institutes

Adresse. Arnold-Janssen-Str. 20, 5205 St. Augustin [Karte]
Telefon. (02241) 23 74 20
Bibliothekssigel. <Sie 4>

Unterhaltsträger. Norddeutsche Provinz der Gesellschaft des Göttlichen Wortes
Funktion. Spezialbibliothek für die Redaktion der Zeitschrift Anthropos.
Sammelgebiete. Ethnologie, Anthropologie und Grenzwissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 9-17 Uhr, Dienstag 8-12.30 Uhr. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofiche-Lesegerät. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. S-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof Bonn Richtung Siegburg bis St. Augustin-Mitte. A 59, Ausfahrt Sankt Augustin-Mitte; A 3, Ausfahrt Siegburg/Hennef.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde als wissenschaftliche Spezialbibliothek der Zeitschrift Anthropos (erscheint seit 1906) durch P. Wilhelm Schmidt S.V.D. am Missionspriesterseminar St. Gabriel in Mödling bei Wien gegründet. 1931 wurde das Redaktionskomitee offiziell als Anthropos-Institut organisiert. Den Schwerpunkt der Bibliothek stellte zu dieser Zeit die ozeanische und südostasiatische Linguistik dar, daneben fanden sich Religionswissenschaft, Völkerkunde, Prähistorie und Paläontologie. Im März 1938 siedelte das Institut, um der Beschlagnahme zu entgehen, in die Schweiz über. Der damalige Bestand von 15.000 Bdn konnte zum größten Teil privat ausgeführt werden, der Rest fiel an die Universitätsbibliothek Wien, die ihn 1945 zurückgab, so daß keine Kriegsverluste zu verzeichnen sind. In der Schweizer Zeit lag der Sammelschwerpunkt auf völkerkundlicher Literatur über Papua-Neuguinea, Nachlässe von Ordensmitgliedern führten darüber hinaus zum Aufbau einer umfangreichen Lateinamerika-Abteilung.

1.2 Im Jahre 1962 siedelte das Institut nach St. Augustin über, wo seit den zwanziger Jahren eine Parallel-Anstalt zum Seminar St. Gabriel eingerichtet worden war. Das Sammelgebiet der Bibliothek umfaßt heute die gesamte Völker- und Sprachenkunde sowie alle relevanten Nachbarwissenschaften, wobei die traditionellen Interessengebiete wie Pygmäenvölker und andere Jäger-Sammler-Kulturen (sogenannte ethnologische Urkulturen) und die Nomadenkulturen besonders stark vertreten sind. Der Zuwachs beruht auf Kauf und Tausch, nicht unerheblich jedoch auch auf Nachlässen von Ordensmitgliedern.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand der Bibliothek umfaßt heute 2631 Titel bei einem Gesamtbestand von ca. 73.000 Bdn. Die Bestandsbeschreibung gründet auf einer Auszählung des Systematischen Kataloges. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der überwiegende Teil des historischen Bestandes gehört naturgemäß dem 19. Jh an (mit 2488 Titeln über 95 Prozent), aber auch aus dem 18. Jh finden sich noch 127 Titel, während das 17. Jh mit 15 und das 16. Jh mit nur einem Titel kaum vertreten sind.

2.3 65 Prozent des historischen Bestandes sind deutschsprachig, 20 Prozent entfallen auf das Englische und 9 Prozent auf das Französische. Mit 2 Prozent sind das Spanische und mit einem Prozent das Lateinische vertreten. Die übrigen 3 Prozent gehören sonstigen Sprachen an.

Systematische Übersicht

2.4 In systematischer Hinsicht gliedert sich der Bestand in drei Hauptabteilungen, die ihrerseits wieder vielfach differenziert sind: eine allgemeine Abteilung (ca. 400 Titel), eine regionale Abteilung (ca. 1800 Titel) und die linguistische Abteilung (ca. 400 Titel).

2.5 In der allgemeinen Abteilung enthält die Sachgruppe Systematische Ethnologie (83 Titel) vorwiegend Darstellungen der Fachgeschichte (11), Lehrbücher der Ethnologie, Kulturgeschichte und Anthropologie (35) und Abhandlungen zu Methode und Theorie (28), daneben einiges zur Völkerpsychologie (8). Unter Gesellschaft und Wirtschaft (76 Titel) sind nur allgemeine gesellschaftswissenschaftliche Werke (10), Ehe, Familie und Erziehung (30) und Ergologie und Technologie (13) nennenswert vertreten. Der Schwerpunkt der Beschreibenden Ethnologie (83 Titel) liegt eindeutig auf den Reisebeschreibungen (39), die überhaupt innerhalb des historischen Bestandes ein starkes Gewicht besitzen. Im Zusammenhang damit sind noch die Geographie (15), daneben Atlanten und Karten (5) sowie Sitten- und Brauchtumsschilderungen (9) zu verzeichnen.

2.6 Eine Gruppe Generalia et Varia (36 Titel) besitzt nahezu ausschließlich Primär- und Sekundärtexte zu bildender und darstellender Kunst, Musik und Literatur. Der umfangreichste Bestand dieser ersten Gruppe findet sich zu den Religionswissenschaften (112 Titel), von denen ein Teil allgemeinerer Natur ist (48) und neben Religionsgeschichtlichem Abhandlungen zu Mythologie, Magie und Mysterien, Opfer, Gebet und Priestertum, Totenkult und Jenseitsvorstellungen enthält, während ein anderer Teil (64) sich mit verschiedenen alten (Ägypten, Antike, Indogermania) und rezenten (Primitive, Indien, Buddhismus, Judentum, Islam) Religionen befaßt.

2.7 Die regionale Hauptabteilung gliedert sich in fünf kontinentale Großgruppen, die wiederum nach geographischen Gesichtspunkten unterteilt sind. Diese geographischen Untergruppen sind nun noch einmal feinsystematisch gegliedert, und zwar jeweils nach folgenden Kriterien: Generalia, Reisebeschreibungen, Monographien zu einzelnen Ländern oder Volksgruppen, Religion und Magie, Geographie, Geologie, Landeskunde, Sprache, Geschichte, Philosophie und Literatur, Kunst, Erziehung, Wirtschaft und gegebenenfalls auch noch weiteren. Auf diese Feinsystematik wird im folgenden nur noch in besonderen Fällen verwiesen.

2.8 Die Literatur zu Europa (80 Titel) besteht fast ausschließlich aus Arbeiten zur europäischen Volkskunde. Am stärksten ist die Gruppe der Asiatica (528 Titel). West- und Vorderasien (142) betrifft den gesamten vorderasiatischen Mittelmeerraum einschließlich des Alten Orients. Nord- und Zentralasien (103) umfaßt die Literatur zu den Gebieten der heutigen UdSSR sowie zur Mongolei, Tibet und Turkestan. Vorderindien (133) und Hinterindien (24) bilden zusammen die größte Unterabteilung. Aber auch Ostasien (106) ist, vor allem mit zahlreichen Monographien zu China, Japan und Korea, gut besetzt.

2.9 Bei den Africana (425 Titel) fällt die umfangreiche Gruppe der Generalia (87) mit 30 Reisebeschreibungen auf. Der umfangreichste Bestand bezieht sich auf Nord- und Nordostafrika (101), also den afrikanischen Mittelmeerraum, wobei beinahe 60 Monograpien zu einzelnen Gebieten nennenswert sind, davon etliche aus dem 18. Jh. Zentral- (44), Ost- (47) und Südafrika (56) sind etwa gleich stark vorhanden, während Westafrika (90) wieder durch zahlreiche Monographien (60) auffällt.

2.10 Unter den Americana (490 Titel), der zweitstärksten Regionalgruppe, sind bei den Generalia (77) vor allem 18 Werke zur Entdeckungsgeschichte erwähnenswert, die überwiegend aus dem 17. und 18. Jh stammen. Neben Nord- (79) und Mittelamerika (75), mit mehreren Darstellungen der spanischen Eroberungen aus dem 17. und 18. Jh, stellt Südamerika (259) die überhaupt stärkste regionale Unterabteilung dar. Außer beinahe 100 Reisebeschreibungen und Entdeckungsgeschichten finden sich zahlreiche Monographien zu allen Teilen des Subkontinents. Auch die indianischen Kulturen sind reichlich, z. T. mit raren Arbeiten aus dem 18. Jh berücksichtigt.

2.11 Die Ozeanische Abteilung (283 Titel) fällt naturgemäß geringer aus, bietet jedoch auf die kleineren Räume bezogen ebenfalls einen guten Bestand. So finden sich neben allgemeinen Darstellungen Gesamtozeaniens (40) und Australiens (38) Arbeiten zu zahlreichen Gebieten: vor allem zu Indonesien einschließlich der Philippinen (94) und Melanesien (66), wo das Hauptgewicht auf Papua-Neuguinea (25) liegt; etwas schwächer ist Polynesien (45) vertreten.

2.12 Die dritte Hauptabteilung, Linguistik, ist sprachgeographisch gegliedert. Abgesehen von allgemeiner Linguistik (57 Titel) fallen die asiatisch-afrikanischen (139) und die ozeanischen (92) Sprachen auf. Bei ersteren findet sich das meiste zu den semitischen (61) und hamitischen (30) Sprachen, gefolgt vom Tibeto-Birmanischen (22) und Austroasiatischen (20), während das Dravidische (6) schwach vertreten ist. Unter den ozeanischen Sprachen ist das Indonesische (40) am besten dokumentiert, nennenswert sind auch die Bestände zum Melanesischen und Australischen (jeweils 15), während die übrigen Sprachfamilien schwach repräsentiert sind. Die übrigen Regionen, Afrika, Amerika (nur Südamerika) und das Indoeuropäische sind mit jeweils 30 bis 40 Titeln gleich stark vorhanden, während die europäisch-asiatischen Sprachen (19) wenig berücksichtigt sind.

3. KATALOGE

Alphabetischer Autorenkatalog

Systematischer Katalog

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Saake, W.: Anthropos-Institut. In: Informationen - Meinungen aus der Gemeinde St. Augustin 2 (1974) S. 19

Zur Geschichte der Bibliothek gibt es eine hausinterne mschr. Darstellung.

Stand: Oktober 1988

Notker Schneider


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.