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Bibliothek des Deutschen Archäologischen Instituts

Adresse. Podbielskiallee 69-71, 14195 Berlin [Karte]
Telefon. (030) 8 30 08-0 (Vermittlung) und 8 30 08-169
Bibliothekssigel. <B 99>

Unterhaltsträger. Auswärtiges Amt
Funktion. . Spezialbibliothek. Öffentlich zugängliche Forschungsbibliothek für die Mitarbeiter des Instituts und andere Altertumswissenschaftler.
Sammelgebiete. Klassische Archäologie und Randgebiete.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-16.15 Uhr, Freitag 8.30-14.45 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Gedruckte Informationen. Schade, Heidemarie (Bearb.): Berliner Bibliotheken. Bd Kunst- und Kulturwissenschaften. Berlin 1981, S. 24-25; Bd Geschichtswissenschaften. Berlin 1982, S. 15-17; Bd Sprach- und Literaturwissenschaften. Berlin 1983, S. 23-24.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erwünscht. - U-Bahnverbindung (Linie U 9) Richtung Rathaus Steglitz bis Spichernstraße, (Linie U 1) Richtung Krumme Lanke bis Podbielskiallee, von dort ca. 5 Minuten Fußweg. Kaum Parkmöglichkeiten.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) ging aus dem Instituto di correspondenza archeologica hervor, das 1829 in Rom von einem Freundeskreis von Gelehrten, Künstlern und Diplomaten gegründet wurde. Es hatte die Aufgabe, alle auf dem Gebiet der Archäologie relevanten Erkenntnisse zu sammeln und für die Öffentlichkeit zugänglich bzw. wissenschaftlich nutzbar zu machen. Bereits von 1832 an, als Eduard Gerhard (1795-1867), Mitbegründer und aktiver Organisator des Instituts, nach Berlin übersiedelte, befand sich faktisch dort die Leitung des DAI. Seit 1859 wurde es vom preußischen Staat finanziert.

1.2 Das Institut in Rom hatte im Jahre 1830 mit dem Aufbau einer Bibliothek begonnen, deren Bestand im wesentlichen durch großzügige private Schenkungen vermehrt wurde. Die Bibliothek verblieb auch nach der Übersiedlung des Instituts am Ort und umfaßt heute ca. 120.000 Bde. In Berlin bildeten zunächst die privaten Bücherbestände einzelner, das Institut leitenden Wissenschaftler die Bibliothek. Mit zunehmender Publikationstätigkeit des DAI in Deutschland ergab sich die Notwendigkeit einer eigenen Direktions- und Redaktionsbibliothek. Sie war jedoch vor allem Arbeitsinstrument und diente der bibliothekarischen Repräsentation des gesamten Instituts (alle vom DAI herausgegebenen Publikationen waren hier vorhanden), war jedoch weniger eine archäologische Spezialbibliothek.

1.3 Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Bestand ausgelagert und ging dort vollständig verloren. Die Bibliothek mußte in den Nachkriegsjahren neu aufgebaut werden, zumal nach dem Mauerbau auch nicht mehr wie früher die Möglichkeit bestand, die Universitäts- und Museumsbibliotheken im Ostteil der Stadt zu benutzen. Es wurden zunächst hauptsächlich Standardwerke angeschafft, später auch die Literatur, die die Forschungsschwerpunkte des DAI zum Inhalt hat. Lücken besonders in der archäologischen Literatur konnten häufig durch Antiquariatskäufe geschlossen werden. Heute hat die Bibliothek die für sie relevante Standardliteratur seit den sechziger Jahren fast vollständig in ihrem Bestand. 1977 erwarb das Institut die ca. 1500 Bde umfassende ehemalige Privatbibliothek des schwedischen Religionshistorikers und Philologen Martin P. Nilsson (1874-1967), die getrennt aufgestellt und katalogisiert wurde (s. u. 2.10).

1.4 Das Institut besitzt daneben ein getrennt geführtes Archiv, das u. a. Briefe, Autographen, Grabungstagebücher, Zeichnungen und Pläne, Vorlesungsskripte und Manuskripte aus den Nachlässen von mehr als 300 bedeutenden Altertumswissenschaftlern enthält. In Berlin befinden sich neben der Zentrale die Eurasien-Abteilung für Forschungen im Bereich der GUS-Staaten und benachbarter Länder, der auch die Station Teheran angegliedert ist, sowie die Orient-Abteilung mit den Stationen Bagdad, Damaskus und Sanaa. Neben Kommissionen in Bonn, Frankfurt a. M. und München unterhält das Institut Auslandsabteilungen in Athen, Istanbul, Kairo, Madrid (mit Außenstelle in Lissabon) und Rom, die jeweils über eigene Bibliotheken verfügen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek des DAI umfaßt bei einem Gesamtbestand von 70.000 Bdn und 420 laufend gehaltenen Zeitschriften einen Altbestand von 3421 Titeln. Es handelt sich mit 3242 Titeln weitgehend um Literatur des 19. Jhs. Auf das 18. Jh entfallen 138 Titel, auf das 17. Jh 37 und auf das 16. Jh 4 Titel. Mit 2308 Titeln liegt ein deutlicher Schwerpunkt bei der deutschsprachigen Literatur. In lateinischer Sprache sind 237, in französischer 451 und in englischer 178 Schriften. Der Anteil an sonstigen Sprachen (247 Titel) ist relativ hoch. Es handelt sich weitgehend um italienische und russische Titel. Ausgezählt wurde der Systematische Standortkatalog (s. u. 3). Systematische Übersicht

2.2 Ein Schwerpunkt liegt bei der topographischen Literatur und bei Werken zu einzelnen Grabungen (618 Titel). Es entfallen davon 123 Titel auf den Bereich Italien, vor allem Literatur zu Pompeji und Rom. 43 Schriften sind in italienischer Sprache verfaßt, 7 lateinische Titel stammen aus dem 17. Jh. Zu Grabungen und Reiseberichten in Griechenland sind 168 Titel vorhanden. 40 davon befassen sich mit Athen; 115 Werke entsprechenden Inhalts entfallen auf das Gebiet der Türkei. In diese Kategorie gehören weiterhin 212 Reiseberichte, die vornehmlich Ägypten und den Vorderen Orient zum Inhalt haben. 31 Werke stammen aus dem 18. Jh, 7 aus dem 17. Jh. Ein Großteil der Literatur liegt in französischer und englischer Sprache vor.

2.3 Die Sachgruppe Antike Kunstgeschichte (klassischer Bereich) umfaßt insgesamt 431 Titel. 131 Titel sind allgemeinen Inhalts, 3 Werke stammen aus dem 17. Jh und 15 aus dem 18. Jh. Auf die Untergruppe Plastik, einschließlich Relief, entfallen 73 Titel; zur mythologischen Ikonographie sind 60 Werke vor 1900 vorhanden, die ca. ein Viertel aller Titel dieser Systemstelle ausmachen. Die Neuzeitliche Kunstgeschichte stellt 42 Titel, von denen der überwiegende Teil von Gottfried Semper, Heinrich Wilhelm Tischbein, Johann Joachim Winckelmann und Karl Friedrich Schinkel stammt. Thematisch liegt der Schwerpunkt bei der Rezeption der Antike durch neuzeitliche Künstler. Des weiteren sind 44 Schriften zur Kleinkunst (Gemmen, Lampen, Geschirr, Schmuck) vorhanden.

2.4 Die Alte Geschichte (klassischer Bereich) ist mit 304 Titeln die nächst stärkere Gruppe. Dabei handelt es sich neben 114 Werken allgemeinen Inhalts u. a. um 115 Prosopographien bzw. Biographien, Briefe (nach Persönlichkeiten geordnet) von Forschern und reisenden Literaten (beispielsweise Goethe), Historikern, Archäologen und Künstlern. In diesem Bereich sind nahezu ausschließlich deutschsprachige Titel vorhanden.

2.5 Auf die Kulturgeschichte (klassischer Bereich) entfallen 241 Titel. 82 Werke (Allgemeines) haben Literatur, Kunst, Musik, Sport und Spiel, aber auch das tägliche Leben in der antiken Welt zum Inhalt. Die Religionsgeschichte und Mythologie stellen 96 Titel. Realia, Antiquaria und Theaterwesen sind mit 26 Schriften vertreten, thematisch gesehen liegt der Schwerpunkt bei Kleidung, Gebrauchs- und Kultgegenständen, Waffen; hinzu kommt das Nachleben der Antike vor allem im Werk der deutschsprachigen Schriftsteller. Erwähnenswert ist Jacob Besson, Theatrum instrumentarum et machinarum (1578).

2.6 Die Kategorie Sprache, Grammatik umfaßt insgesamt 200 Titel. Die griechischen Autoren (mit Übersetzungen und Kommentaren) stellen mit 123 Schriften den stärksten Anteil. Es finden sich neben wenigen Anthologien meist zweisprachige Ausgaben (griechisch-deutsch) des 19. Jhs. Hervorzuheben ist Arrianus Nicodemiensus, Expeditiones Alexandri libri septem (1704). An lateinischen Autoren (mit Übersetzungen und Quellensammlungen) sind 42 Titel vorhanden, u. a. die Werke von Ovid (1783) und Tacitus (1779), des weiteren Cicero, Epistolarum ad familiares (1584) und Lucius Annaeus Florus, Historiae Romanae (1630).

2.7 Im Bestand der Bibliothek finden sich 170 vor 1900 gedruckte Museumskataloge, die alphabetisch nach Ländern und Orten geordnet sind. Es handelt sich vornehmlich um Kataloge von deutschen Museen (etwa 50), davon ca. 20 zu Berliner und 10 zu Münchener Museen. Daneben finden sich 22 Titel zu Italien (einschließlich Vatikan) in verschiedenen Sprachen und zwischen 12 und 16 Titeln zu Museen in England, Griechenland und Frankreich. Die Bibliothek verfügt über eine Sammlung von Führungsblättern der Museen, die aber im Katalog nicht einzeln nachgewiesen sind. Sie sind in Schnellheftern am Standort des jeweiligen Museums bzw. der Stadt abgelegt. Daneben gibt es weitere 25 Titel zu verschiedenen, vornehmlich französischen Privatsammlungen (nach Sammlern geordnet), so den Führer Pietro Santi Bartolis zum Museum Odescalcum von Königin Christine von Schweden (1747) und einen zur Galleria Giustiniana (1651) von Vincenzo Giustiniani.

2.8 Auf die restlichen Hauptsachgruppen entfallen jeweils unter 100 Titel: Epigraphik, Papyrologie, Paläographie (86 Titel), Alter Orient (77), Spätantike, Byzanz, frühes Mittelalter (68), allgemeine Nachschlagewerke (49), Architektur und Urbanistik (44), Vor- und Frühgeschichte Griechenlands und der Ägäis (36), Numismatik, Münzhandelskataloge (30), Atlanten, Karten (9) und Ausgrabungstechnik (einer). Zeitschriften und Serien umfassen 63 bzw. 73 Titel, hinzu kommen 56 Festschriften.

2.9 In einer eigenen Formalgruppe sind ca. 700 alphabetisch geordnete Sonderdrucke nachgewiesen, davon ein Großteil aus dem 19. Jh.

Sondersammlung

2.10 Die 1977 aus dem Nachlaß des schwedischen Religionshistorikers und Philologen Martin P. Nilsson (1874-1967) erworbene Spezialbibliothek ist getrennt aufgestellt und in einem eigenen Katalog nachgewiesen. Sie umfaßt bei einem Gesamtbestand von 1500 Bdn 179 Titel aus dem 19. Jh. 46 Werke sind in lateinischer Sprache verfaßt, 23 sind dänischsprachig. Inhaltlich stellen sie eine Ergänzung zur vergleichenden Kultur- und Religionsgeschichte (s. o. 2.5) dar.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[nach PI; als gesonderte Teile werden die Kataloge der Sonderdrucke und der Sammlung Nilsson geführt]

Systematischer Standortkatalog

Zeitschriftenkatalog [gleichzeitig Standortkatalog der Zeitschriften, geographisch nach dem Sitz des Herausgebers geordnet]

[alle Kataloge in Zettelform]

Die Bestände sind im Berliner Gesamtkatalog (bis 1990) und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangsbücher [20. Jh]

4.2 Darstellungen

Behrens, Eva-Maria: Die Bibliothek der Zentrale des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin. Hausarbeit. Berlin: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz 1983 [mschr.]

Stand: Mai 1995

Alwin Müller-Jerina


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.