FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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 Sachsen L - Z

Bibliothek des Archivs der Brüder-Unität

Adresse. Zittauer Str. 24, 02747 Herrnhut; [Karte]
Postfach 21, 02745 Herrnhut
Telefon. (035873) 487-31
Telefax. (035873) 487-99
e-mail. [archiv]
Bibliothekssigel. Kirchlicher Zentralkatalog <H 1>

Unterhaltsträger. Evangelische Brüder-Unität, Herrnhuter Brüdergemeine
Funktion. Zentrale Archiv- und Forschungsbibliothek für die Geschichte der Brüder-Unität und ihrer Missionsarbeit.
Sammelgebiete. Literatur zur Evangelischen Brüder-Unität und ihrem Umfeld, besonders zu Pietismus, Mission und Hymnologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit Lesesaal. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7.30-12 Uhr und 13-16.30 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
'Technische Einrichtungen für den Benutzer.
'Mikrofilm-Aufnahmegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Bahnstrecke Löbau-Zittau. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 15 Minuten); Bushaltestelle Herrnhut, Zinzendorfplatz (Fußweg ca. 5 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Bautzen; B 6 bis Löbau, B 178 in Richtung Zittau.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek des Archivs der Brüder-Unität ist zusammen mit den Archivalien und den Sammlungen von Musikalien, Karten und musealen Gegenständen ein Teil der Geschichtspflege der Unitas Fratrum, der (Herrnhuter) Brüder-Unität. Die Gemeinschaft entstand, als Angehörige der alten Brüder-Unität der bösch-mährischen Brüder-Kirche unter Führung des Zimmermanns Christian David (1692-1751) Mähren verlassen mußten und durch den Reichsgrafen Nicolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760) im Jahre 1722 die Möglichkeit einer Ansiedlung in Herrnhut auf dem Grund und Boden seines Gutes Berthelsdorf erhielten. Die neugebildete Gemeinde gab sich 1727 ein Statut, mit dem sie im Sinne des Pietismus die unmittelbare Christusliebe und die Bildung echter Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellte. Sie lehnte sich zwar an die Augsburgische Konfession an, betonte aber die Übereinstimmung der verschiedenen protestantischen Konfessionen in wesentlichen Fragen. Daraus erwuchs das Bewußtsein der Selbständigkeit. Die Erneuerung des Episkopats der alten Brüder-Unität im Jahre 1735 führte zur sukzessiven Loslösung von der Landeskirche. 1732 nahm die Brüder-Unität die Missionsarbeit unter Negersklaven auf den Westindischen Inseln und 1733 unter den Inuits (Eskimos) in Grönland und Labrador auf. Die Gründung von Gemeinden im Ausland führte zur Bildung einer organisatorisch selbständigen weltweiten Kirche. Sie besteht heute aus 19 selbständig handelnden Provinzen, beschließt aber in einer alle 7 Jahre tagenden Unitätssynode über Fragen der gemeinsamen Kirchenordnung, gemeinsame missionarische Aktionen und die Unterhaltung gemeinsamer Werke.

1.2 Ein zentrales Archiv für die Brüder-Unität wurde schon 1764 in Marienborn gegründet. Nach mehrfachem Umzug erhielt es 1820 seinen Platz in Herrnhut. Die planmäßige Arbeit des Dozenten Johannes Plitt (1778-1841) an der Geschichte der Brüder-Unität gab 1827 Anlaß zur Gründung einer zentralen Unitätsbibliothek neben dem Unitätsarchiv in Herrnhut. Es sollte in erster Linie das Schrifttum der alten und neuen Brüder-Unität gesammelt werden, dazu alles, was für die Geschichte der Brüder-Unität wichtig sein könnte.

1.3 Eine wesentliche Voraussetzung dafür war, daß die Synoden der Brüdergemeine einen Fundus von " Gemeinschriften" zusammenstellten. Dazu gehörten vor allem die Schriften des Grafen von Zinzendorf, soweit sie von ihm selbst autorisiert worden waren, Erbauungsbücher, Gesangbücher und Berichte über die Missionsarbeit ebenso wie Arbeiten über die Geschichte der alten und neuen Brüder-Unität. Eine Sammlung dieser Gemeinschriften sollte jede einzelne Brüdergemeine besitzen. Auch im Zentralarchiv war ein Teil dieses Schrifttums wahrscheinlich schon vor der Bildung der Bibliothek verfügbar.

1.4 Zur Bildung der Archivbibliothek trug eine schon vorher vorhandene Unitätsbibliothek bei. Sie war auf Betreiben des Grafen von Zinzendorf in den Jahren 1754 bis 1755 in Barby eingerichtet worden und diente vor allem dem Seminar zur Ausbildung von Theologen und leitenden Mitarbeitern der Brüder-Unität. Für diesen Zweck stellte der Graf auch die wertvolle, von seinem Vetter, dem Grafen Friedrich Caspar von Gersdorf (1699-1751), geerbte Bibliothek zur Verfügung. Außerdem gingen auch seine eigenen Bücherbestände z. T. in diese Bibliothek ein. In der Folgezeit kamen weitere Sammlungen hinzu: die Bibliothek von Louis Carl von Schrautenbach (1724-1793), einem Glied der Brüdergemeine und Biographen des Grafen von Zinzendorf, sowie die Nachlässe der Syndici der Brüder-Unität David Nitscnn (1703-1779) und Johann Friedrich Köber (1717-1786). Nach der Aufgabe des Schlosses Barby durch die Brüdergemeine (1809) kam die Bibliothek aus Platzmangel in das Waldschloß Trebus bei Niesky. Da sie dort wenig genutzt wurde und der Neubau eines Archivgebäudes zu finanzieren war, erfolgte auf Beschluß der Synode die Versteigerung des größten Teils der ursprünglichen Unitätsbibliothek am 7. Januar 1880 durch den Dresdner Buchhändler Gustav Salomon. Zurückbehalten für die Brüder-Unität und damit auch für die Bibliothek des Archivs wurden jedoch alle auf die Brüder-Unität bezüglichen Schriften, die teilweise schon bei der Errichtung der Bibliothek von Johannes Plitt von Trebus nach Herrnhut geschafft worden waren. Ein Teil der im Schloß von Barby aufgestellten Bücher ist nach der Aufgabe von Barby (1809) direkt nach Herrnhut gekommen und wurde schon 1827 für den Aufbau der neuen Archivbibliothek benutzt.

1.5 Wie das Archiv, das 1820 nach Herrnhut kam, hatte auch die Bibliothek seit 1827 ihren Platz im Herrnhuter Herrschaftshaus. Für den Bau eines neuen, 1890 vollendeten Archivgebäudes, das auch der Bibliothek genügend Platz bieten sollte, sorgte Unitätsarchivar Alexander Glitsch (1826-1907). In drei Ausgaben veröffentlichte er eine Übersicht über die Sammlungen und ihre Geschichte zwischen 1778 und 1899. Von dem Unitätsarchivar Joseph Theodor Müller (1854-1946) wurde der Bestand planmäßig erweitert. Er war von der Direktion mit der Erforschung der alten Brüder-Unität beauftragt und sammelte dafür Material auch im Austausch mit tschechischen Gelehrten. 1925 schenkte er der Bibliothek seine eigene Sammlung, die auch die Bücher seines Onkels Bernhard Becker (1905-1922) enthielt.

1.6 Das weitere Wachstum der Bibliothek wurde vor allem durch die Übergabe von Belegexemplaren von Schriften der Unitätsprovinzen und von Forschungsarbeiten über die Brüder-Unität geprägt. Hinzu kamen Bücher aus Nachlässen und aufgelösten Bibliotheken der Brüder-Unität. Die Bücher wurden meist dem vorhandenen Bestand eingegliedert. Als gesonderte Gruppe blieb die Bibliothek des theologischen Seminars in Herrnhut erhalten, das von 1754 bis 1945 bestand. Aus dieser Bibliothek wurde allerdings ein großer Teil an andere kirchliche Einrichtungen, wie das Katechetische Oberseminar in Naumburg (Kirchliche Hochschule), das Sprachenkonvikt in Berlin und an den Antiquariatshandel verkauft. Die Sammlung von Schriften zur Brüder-Unität aus der Seminarbibliothek erhielt 1994 das Predigerseminar der Brüder-Unität in Niesky zur Nutzung. Auch die Sammlung von Unterhaltungsliteratur, die um 1900 aus Beiträgen der Dozenten und Studenten des theologischen Seminars zusammengetragen worden war, gelangte in das Archiv.

1.7 Nach ersten Vorarbeiten in den Jahren 1969 und 1974 wurde 1975 unter Leitung der Unitätsarchivarin Ingeborg Baldauf eine Neuordnung der Bibliothek in Angriff genommen. Godolef Grafe erstellte neue Titelaufnahmen der älteren Bestände. Die Bücher, die nach 1945 übernommen und angeschafft wurden, sind getrennt vom alten Bestand verzeichnet und nach einer neuen Systematik aufgestellt. Ein Teil des älteren, aus dem 16. bis 18. Jh stammenden Bibliotheksgutes, das noch nicht genügend erfaßt war und den geistigen Hintergrund von Zinzendorfs Werk dokumentieren sollte, wurde als neue Abteilung unter der Bezeichnung " Bibliothek des achtzehnten Jahrhunderts" eingerichtet und nach einer eigenen Systematik aufgestellt (s. u. 3).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Zählung, durch die große Zahl von Kleinschriften erschwert, erfaßte 8544 historische Titel. Eine Zählung für die gesamte, im letzten Jahrhundert noch stark gewachsene Bibliothek liegt nicht vor. Aus der Zeit vor der Entstehung der Brüder-Unität werden 2 Inkunabeln, 223 Drucke des 16. Jhs und 263 des 17. Jhs aufbewahrt. Aus dem 18. Jh, der Entstehungszeit der erneuerten Brüderkirche, stammen 2941 Titel, aus dem 19. Jh 5115.

2.2 6762 Titel sind in deutscher Sprache, davon 130 aus dem 16. Jh, 144 aus dem 17. Jh, 2205 aus dem 18. Jh und 4283 aus dem 19. Jh. Das Lateinische hat mit 528 Titeln nur einen begrenzten Anteil. Davon sind 2 Inkunabeln, 80 Titel stammen aus dem 16. Jh, 76 aus dem 17. Jh, 249 aus dem 18. Jh und 121 aus dem 19. Jh. Die 100 griechischen und 43 hebräischen Titel, 14 Polyglotten sowie ein aramäischer Titel zeigen die intensive Beschäftigung mit den biblischen Sprachen. Auffallend, aber aus der missionarischen Aufgabenstellung der Brüder-Unität verständlich ist der hohe Anteil der europäischen Sprachen: 391 französische Titel, 302 englische (darunter auch Titel in Sranang, dem Negerenglisch von Surinam) und 112 niederländische Titel. Dazu kommen 83 Titel in slawischen Sprachen (34 tschechisch, 21 sorbisch, 17 polnisch, 11 russisch), 77 Titel in nordischen Sprachen (41 schwedisch, 32 dänisch, 3 norwegisch, einer isländisch), 28 Titel in den Sprachen des Baltikums (19 estnisch, 8 lettisch, einer litauisch), 29 Titel in romanischen Sprachen (21 italienisch, 4 spanisch, 2 ladinisch, je einer portugiesisch und rätoromanisch). Weitere europäische Sprachen sind mit insgesamt 7 Titeln vertreten (3 irische, 2 ungarische, ein lappländischer).

2.3 83 Titel enthalten Schrifttum in außereuropäischen Sprachen. In einigen Fällen wurden die Texte in Sprachen Asiens und Mittelamerikas von den Herrnhuter Missionaren aufgezeichnet, die auch die zugehörigen Lexika und Grammatiken erstellten. Besonders intensiv war die Beschäftigung mit dem Tibetischen durch die Missionare Heinrich August Jäschke (1817-1883), August Wilhelm Heyde (1825-1907) und August Hermann Franke (1870-1930). Im einzelnen sind vorhanden: Ägyptisch (ein Titel), Afrikaans (2), Arabisch (10), Balinesisch (2), Bantu (3), Bengali (1), Eskimo (1), Grusinisch (1), Herero (1), Hindi (3), Khei-Khei (" Hottentottisch" 2), Kreolisch (6), Malaisch (2), Mongolisch (3), Moskito-Bila (1), Mundori (1), Neofoon (3), Papuanisch (2), Persisch (1), Singalesisch (3), Suaheli (9), Suria (1), Syrisch (6), Tamilisch (9), Tatarisch (3), Tibetisch (157), Tschi (1), Türkisch (3), Urdu (1).

Systematische Übersicht

2.4 Da die Bibliothek aus verschiedenen Sonderbereichen besteht, die sich aber in ihrer Thematik überschneiden, wird die Übersicht nur in partieller Anlehnung an die systematische Gliederung der Bibliothek gegeben.

2.5 Die Sammlung der selbständigen und unselbständigen Schriften des Grafen Zinzendorf hat für die Bibliothek die größte Bedeutung. Wie die entsprechende Bibliographie zeigt, lassen sich fast alle seine Schriften, insgesamt 570, in der Bibliothek nachweisen. 566 stammen aus dem 18. Jh, nur 4 aus dem 19. Jh. Die Streitschriften, die im 18. Jh durch die Entstehung der Brüder-Unität ausgelöst wurden und ebenfalls in der Zinzendorf-Bibliographie erfaßt sind, sind mit 348 Titeln in der Bibliothek vertreten.

2.6 Der speziellen Sammelaufgabe der Bibliothek dienen auch die 198 Titel pietistischer Autoren und 87 Monographien zur Geschichte des Pietismus. Gleichfalls stark berücksichtigt wurde die Geschichte der christlichen Freikirchen und Sekten mit 207 Titeln, die Missionsgeschichte mit 182 Titeln sowie die Religionsgeschichte und Religionswissenschaft mit 129 Titeln.

2.7 Im Bereich der Biblischen Theologie liegt das Hauptgewicht auf den Bibelausgaben. Dabei stehen 178 deutschen Editionen 276 Übersetzungen in anderen Sprachen gegenüber. Große Bedeutung haben mit 449 Titeln auch die Hilfsmittel der Bibelwissenschaft, besonders die Konkordanzen, und die Werke, die in anderer Weise der Erschließung der Bibel im ganzen dienen. Dagegen sind nur 299 Titel zur unmittelbaren Auslegung biblischer Bücher vorhanden. 27 Titel beziehen sich auf die Geschichte der Bibelverbreitung durch die entsprechenden Gesellschaften des 19. Jhs.

2.8 Innerhalb der Kirchengeschichte haben die patristischen und mittelalterlichen Quellenwerke mit 46 Titeln, meist in lateinischer Sprache, nur begrenztes Interesse gefunden. Großen Wert legte man dagegen auf die Werke der Reformatoren aller Richtungen, darunter die wichtigsten Ausgaben mit insgesamt 214 Titeln, die protestantischen Bekenntnisschriften mit 45 und die monographische Literatur zur Kirchengeschichte mit 727. Auffallend schwach ist der Bestand aus dem Bereich der theologischen Systematik: 109 Titel zur Dogmatik, 13 zur Ethik und 22 zur Polemik und zur Apologetik.

2.9 Auch im Bereich der Praktischen Theologie sind die von der Brüder-Unität gesetzten Akzente spürbar. Zur Pastoraltheologie sind 15 Titel, zur Liturgik 35 Agenden und 30 Monographien vorhanden. Großen Raum nimmt die Hymnologie ein mit 577 Gesangbüchern, darunter 13 deutsche Ausgaben aus dem 16. und 17. Jh und 100 in fremden Sprachen. Nur beschränktes Interesse an der Homiletik läßt sich an 144 Predigtbüchern, 30 Leichenpredigten und 20 theoretischen Schriften erkennen. Zur Erbauungsliteratur liegen dagegen 387 Titel vor, davon 65 in fremden Sprachen. Der verhältnismäßig geringe Anteil an Katechismen und Religionsbüchern (57 Titel) und Monographien zur Katechetik (7) steht im Gegensatz zu dem Umfang der pädagogischen Literatur (93 Titel), der aus der intensiven gesamtpädagogischen Bemühung der Brüder-Unität herrührt. Zur Arbeit der Inneren Mission zählen 55 Titel und zum Kirchenrecht 50.

2.10 Ein ansehnlicher Teil der Bibliothek enthält Literatur aus anderen Wissensgebieten; dies läßt sich auch aus dem missionarischen und pädagogischen Interesse der Brüder-Unität erklären. 43 Titel sind Lexika und andere Nachschlagewerke, beginnend mit Pierre Bayles Dictionnaire historique, das auch in der Übersetzung von Johann Christoph Gottsched vorliegt (Leipzig 1741-1744). 21 Titel gehören zur Archiv- und Bibliothekskunde, 428 zur Philologie, darunter eine Fülle von Grammatiken und Lexika entlegener Sprachen. Mit 633 Titeln kommt die Hinwendung zu den Literaturen verschiedener Perioden und Sprachen zum Ausdruck: 111 Titel stammen aus der antiken griechischen und lateinischen Literatur, 315 aus der deutschen. 35 Titel vertreten die neulateinische, 75 die französische, 63 die englische Belletristik, 34 die anderer europäischer Länder. Die 38 Titel zur Kunstübung und Kunstgeschichte und die 15 Titel zur Musikgeschichte ergänzen den Bestand im musischen Bereich. Die Bücher und Hss. der Musikaliensammlung sind jedoch bisher noch nicht erfaßt worden.

2.11 Für den Umfang der Bibliothek ist der Anteil geschichtlicher Werke mit 601 Titeln und geographischer Werke mit 317 Titeln, darunter 22 Karten und Atlanten, relativ groß; er reicht bis in das 18. Jh zurück. Der Besitz an Karten ist wesentlich größer, ist aber bisher noch nicht bearbeitet worden. Recht und Rechtsgeschichte sind mit 63 Titeln vertreten. Das Interesse an Mathematik, Naturwissenschaften, Medizin und Technik (insgesamt 273 Titel) ist für eine kirchliche Bibliothek ungewöhnlich. Auch hier stammt ein beachtlicher Teil (101 Titel) aus dem 18. Jh. Bemerkenswert ist die ständige Kenntnisnahme der zeitgenössischen Philosophie, die 290 Titel ausmacht.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Abteilung " Ältere Bibliotheksbestände" (Zugänge bis ca. 1945):

Die Bibliothek umfaßt folgende Abteilungen:

Die Unitätsbibliothek mit (1) außerbrüderischer Literatur (ehemals " Allgemeine Wissenschaften", AW); (2) Alter Brüdergeschichte (AB) und (3) Geschichte der erneuerten Brüder-Unität (Neue Brüdergeschichte, NB, u. a. mit Literatur von und zu Zinzenzdorf, zur Brüdermission und zu brüderischen Periodika)

Die Bibliothek des 18. Jahrhunderts (BAJ)

Die Bibelsammlung

Die Zimeliensammlung der Bibliothek des Nieskyer Pädagogiums

Für alle Abteilungen stehen folgende Kataloge zur Verfügung:

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach PI, teilweise Angleichung an RAK-WB]

Standortkataloge

[in Zettelform, nach PI, z. T. nach DK]

Abteilung Neuzugänge (Zugänge ab ca. 1945):

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach RAK-WB]

Standortkatalog mit den Unterabteilungen (1) Q (Quellen; Alte Brüdergeschichte); (2) R (Religion; Literatur zur weltweiten Arbeit der Brüder-Unität, nach geographischen Regionen geordnet); (3) S (Sondergut; Literatur zu Zinzendorf und speziell brüderischen Themen); (4) Th (Theologie; allgemeine theologische Literatur) [in Zettelform]

Alphabetischer Katalog der brüderischen Zeitschriften und Periodika sowie aller nach 1945 erschienenen Zeitschriften [in Zettelform, nach RAK-WB]

Bibliothek des Theologischen Seminars:

Alphabetischer Katalog

[hschr., in Zettelform, nach PI]

Standortkatalog des Theologischen Seminars

[hschr. Bandkatalog mit Vermerk der abgegebenen Werke]

Standortkatalog der Zeitschriften [hschr.]

Standortkatalog Bücherei des Theologischen Seminars [hschr.]

3.2 Moderne Sonderkataloge (s. auch u. 5)

Vorläufiger Katalog der Drucke und Manuskripte von sprachlichen Arbeiten im Unitätsarchiv; o. J.

[lose Blätter, mschr.]

Vorläufiges Verzeichnis der Literatur zur Pädagogik und zum Erziehungswesen der Ev. Brüder-Unität, o. J. [hschr.]

3.3 Historische Kataloge

Kataloge zur 1827 eingerichteten Archivbibliothek:

Die historische Brüder-Bibliothek. Oder: Verzeichnis der Bücher in der neuen Unit[äts]-Bibliothek im Herrschaftshause zu Herrnhut soviel deren seit der beschlossenen Errichtung (im November 1827) gesammelt worden sind, bis September 1829 [hschr.]

Die Unitäts-Bibliothek. Erster Theil: Schriften zur Geschichte der alten oder böschen Brüder-Unität. Gedruckte und Handschriften [unpaginiert]

Zweiter Theil: Schriften zur Kirchen-Geschichte [ z. T. weitergeführt von Alexander Glitsch]

Dritter Theil: Schriften, die erneuerte Brüder-Unität betreffend [ z. T. weitergeführt von Alexander Glitsch]

[alle 3 Teile o. J., hschr.]

Unitäts-Bibliothek. Zweiter Katalog zur Alten Brüder-Geschichte. 1866

[hschr., z. T. weitergeführt von Alexander Glitsch]

Katalog der Archivs-Bibliothek in Herrnhut. Gefertigt von G. Th. Reichelt. 1870 [hschr.]

Bibliotheks-Catalog. Band I: Allgemeine Wissenschaft. Alte Brüder-Geschichte [weitergeführt von Joseph Th. Müller]

Bibliotheks-Catalog. Band II: Neue Brüdergeschichte. ca. 1890 [hschr., von Alexander Glitsch, weitergeführt von Joseph Th. Müller]

Beihefte zum Bibliothekskatalog Neue Brüdergeschichte (NB)

[zu NB I, R. 3-4; NB III, R. 4; NB V, R. 1-2; NB VI; nach 1945 von Richard Träger und Charlotte Große angelegt; mschr. und hschr.]

Katalog der Missionslinguistik

[zu NB VII, R. 3; lose Blätter, mschr.]

Kataloge von ganz oder teilweise inkorporierten Bibliotheken und Büchersammlungen (Signatur R.4 E 29):

Catalogus der von den Erben des seel. Bruder Koeber käuflich übernommenen Bibliothec. Gefertiget 1788 [hschr.]

Catalogus der von der v. Schrautenbachischen Bibliothek nach Herrnhut gekommenen Bücher. Gefertiget 1788 [hschr., mit 3 Anlagen:
(1) Designation der Bücher des sel. Herrn von Schrautenbach (hschr.);
(2) Auszug aus der Designation der Bücher des seligen Herrn v. Schrautenbach, welche nach Herrnhut zu schicken sind (hschr.);
(3) Träger, Richard: Die hinterlassene Bibliothek des Freiherrn Ludwig Carl von Schrautenbach. Herrnhut, 8. August 1959 (hschr.)]

Verzeichnisse von Schriften der alten und der erneuerten Brüder-Unität in der Bibliothek aus verschiedenen Zeiten. Darin:
(1) Nitscnn, David: Catalogus meiner kleinen Bücher-Sammlung. o. J.
(2) Zur Geschichte, Lehre u. Liturgie der alten Böschen Brüder, der Waldenser u. Albigenser gehörige Schriften, die in der Bibliothek des Seminarii vorhanden sind. o. J.
(3) VIII. Schriften die Brüdergemeine betreffend oder von Mitgliedern u. Gegnern derselben (der vollständige Catalog). o. J.
(4) Verzeichnis der Brüderschriften aus der fürstl[ich] Reuß[ischen] Bibliothek zu Ebersdorf. o. J.
(5) Verzeichnis der Pädagogiums-Bibliothek in Niesky. o. J.

[alle Verzeichnisse hschr.]

Alphabetischer Katalog der Barbyer Unitäts-Bibliothek [hschr.; zwischen 1755 und 1809 entstanden]

Verzeichnis von Brüdergemeinschriften zwischen 1755 und 1809 in Barby entstanden

[nachträglich mit Listen der Standorte dieser Bücher in Trebus, Herrnhut oder Gnadau zusammengebunden]

Katalog der Bibliothek des Missions-Departements. 1895

Verzeichnis der Missionsbücherei. o. J. [hschr.]

Real-Katalog der Bibliothek der Missionsschule zu Niesky. Bd 3. 1904 [hschr.]

Katalog zur privaten Büchersammlung von J. Th. Müller, gefertigt von Bernhard Becker. ca. 1925

Bücher-Verzeichnis der Bibliothek der Deutschen Unitäts-Direktion (DUD), aufgelöst im März 1966

Verzeichnis der Unterhaltungsbücherei des Theologischen Seminars zu Herrnhut. 1904-1929 [hschr.]

" Korintherkatalog" der belletristischen Bibliothek. 2 Bde. o. J.

[Verzeichnis der ausleihbaren Bücher, hschr.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Alle Archivalien zur Bibliothek bis 1945 befinden sich im Unitäts-Archiv, aus der Zeit danach teils im Archiv, teils in der Altregistratur der Unitäts-Direktion in Herrnhut.

Unter den Archivalien sind hervorzuheben: Plitt, J.: Holamina, das Archiv und die Bibliothek betreffend Acta, die Gersdorffsche Bibliothek in Trebus und deren Verkauf betreffend. 1865-1879 Zu den historischen Katalogen s. o. 3.3

4.2 Darstellungen

Zur Bibliothek allgemein: Glitsch, Alexander: Das Archiv und die Bibliothek der Brüder-Unität in Herrnhut. Herrnhut 1878 Glitsch, Alexander: Versuch einer Geschichte der historischen Sammlungen (Archiv, Bibliothek, Gemäldesammlung) der Brüder-Unität. Herrnhut 1891

Glitsch, Alexander: Geschichte und gegenwärtiger Bestand der historischen Sammlungen (Archiv, Bibliothek, Gemäldesammlung) der Brüder-Unität. 2. überarb. Aufl. Herrnhut 1899

Baldauf, Ingeborg: Das Archiv der Brüder-Unität in Herrnhut, ein Beitrag zur Geschichte seiner Registraturbilder und der Ordnung und Verzeichnung seiner Bestände. In: Unitas Fratrum. Zeitschrift für Geschichte und Gegenwartsfragen der Brüdergemeine, Heft 8 (1980) S. 3-34 Baldauf, Ingeborg: Die Bibliothek des Unitätsarchivs. 1987 [mschr.]

Zur Bibliothek des Grafen von Zinzendorf: Grasse: Eine vergessene Bibliothek. In: Dresdner Journal vom 6. Juli 1879

Salomon, Gustav: Bibliotheca Gersdorfio-Zinzendorfiana. Dresden 1880 [Verzeichnis der Auktion am 7. Januar 1880]

Meyer, Gerhard: Vorwort zu Nicolaus Ludwig von Zinzendorf. In: Werke. Ergänzungsbände VII: Büdingsche Sammlung. Bd 1. Hildesheim 1965, S. X-XII Peucker, Paul: Was las der Graf von Zinzendorf? In: Unitas Fratrum Heft 38 (1995) S. 31-49

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Birkner, Anna-Luise: Fremdsprachige Buchproduktion in Herrnhut 1860-1930 und Bibliographie. In: Unitas Fratrum Heft 18 (1986) S. 69-77

Meyer, Gerhard: Bibliographisches Handbuch zur Zinzendorf-Forschung. Düsseldorf 1987 [enthält Verzeichnis aller Zinzendorf-Schriften: Schriften von Zinzendorf, der Auseinandersetzung mit ihm und der Literatur über ihn; mit Angabe der Signaturen des Unitäts-Archivs]

Meyer, Dietrich: Deutschsprachige Zeitschriften der Brüder-Unität. In: Unitas Fratrum. Beiträge aus der Brüdergemeine Heft 1 (1977; repr. 1979) S. 53-64

Stein, Peter: The Documents concerning the Negro-Dutch Language of the Danish Virgin Islands, St. Thomas, St. Croix and St. John Negerhollands, in the Unitäts-Archiv (Archives of the Moravian Brethren) at Herrnhut. A commented bibliography. In: Amsterdam Creole Studies 9 (1986) S. 19-31

Stein, Peter; Perl, Matthias: The Sranan and Sarmaccan documents in the Unitäts-Archiv (Archives of the Moravian Brethren) at Herrnhut. A commented bibliography. In: Amsterdam Creole Studies 12 (1995) S. 49-72

Taube, Manfred: Tibet-sprachige und die tibetische Sprache betreffende Literatur im Archiv der Evangelischen Brüder-Unität Herrnhut. In: Unitas Fratrum Heft 19/20 (1987) S. 110-149

Stand: November 1996

Konrad von Rabenau


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.