FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Tschechische Republik > Prag Praha

Archiv hlavního mesta Prahy - knihovna a archivní sbírk

Archiv der Hauptstadt Prag - Bibliothek und Archivsammlungen


Adresse. Archivní 1280/6, 149 00 Praha 4 - Chodovec
Telefon. (02) 24 48 40 12 (Lesesaal)
Telefax. (02) 24 21 50 87, 7 93 26 32
e-mail. [holikova@mag.mepnet.cz]
Bibliothekssigel. <ABE 285>

Unterhaltsträger. Magistrát hlavního mesta Prahy [Magistrat der Hauptstadt Prag]
Funktion. Fachbibliothek für Mitarbeiter des Archivs und auswärtige Forscher.
Sammelgebiete. Geschichte der Stadt Prag, Stadt- und Stadtverwaltungsgeschichte (insbesondere zu böhmischen und mitteleuropäischen Städten), allgemeine europäische Geschichte und Weltgeschichte, historische Hilfswissenschaften, Archivwesen, Gesellschaftswissenschaften, Pflichtexemplare aus Institutionen des Prager Magistrats und der Prager periodischen Presse.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten des Lesesaals: Montag bis Donnerstag 8.30-12 Uhr und 13-15.30 Uhr, Mittwoch bis 17.30 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Fotowerkstatt.
Gedruckte Informationen. S. u. 5.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - U-Bahnverbindung (Metrolinie C) bis Station Opatov oder (Metrolinie A) bis Station Zelivského, dann Busverbindung (Linie 213) bis Haltestelle Chodovec. - Parkmöglichkeiten am Archivgebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Archiv der Hauptstadt Prag sammelt Dokumente der Prager Stadtverwaltung vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Material zur Tätigkeit anderer Institutionen und Personen, die für die Prager Geschichte von Bedeutung sind, sowie Bilddokumentationen und andere bedeutende Aufzeichnungen zur Geschichte der Stadt Prag. Das Archiv bearbeitet diese Dokumente und macht sie für wissenschaftliche Studienzwecke zugänglich.

1.2 Obwohl das Archiv als eine selbständige Institution erst in der Mitte des 19. Jhs entstand, reichen seine Wurzeln bis ins Mittelalter zurück. Den ursprünglichen Kern der Bestände und Sammlungen bilden die Archivalien der vier selbständigen historischen Prager Stadtteile: der Prager Altstadt [Staré Mesto] und Neustadt [Nové Mesto], der Kleinseite [Malá Strana] und des Hradschins [Hradcany], die 1784 zur Stadt Prag vereinigt wurden. Bis zum Ende des 18. Jhs wurden Schriftstücke, darunter bedeutende Herrscherprivilegien, Urkunden, Stadtbücher und Akten, zumeist von den einzelnen Stadtämtern aufbewahrt. Bei den Bemühungen um die Zentralisierung und Ordnung der Dokumente zur besseren Benutzbarkeit wurden zunächst einzelne Magistratsbeamte um die Jahrhundertwende mit der Archivalienpflege betraut. Im Jahre 1851 kam es zur Gründung des Prager Stadtarchivs als Institution der Prager Stadtverwaltung mit einer eigenen Bibliothek. Erster Stadtarchivar wurde der Dichter und Historiker Karel Jaromír Erben (1811-1870).

Bibliothek

1.3 Die Ursprünge der Bibliothek reichen bis zum Beginn des 19. Jhs zurück und sind eng mit den Namen Wolfgang Bock und Josef Jebaucký verbunden. Der Magistratsrat Wolfgang Bock (1748-1823) wurde 1801 beauftragt, die Stadtarchivalien zu sammeln, zu pflegen und zu verzeichnen, doch ist sein Verzeichnis leider nicht erhalten geblieben. Im Rahmen dieser Arbeit, die er ca. 1803 beendete, widmete er seine Aufmerksamkeit nicht nur den handschriftlichen Urkunden, Stadtbüchern und dem Aktenmaterial, sondern auch den mehreren hundert gedruckten Büchern, die im Besitz des Magistrats waren und sich bei den einzelnen Stadtämtern befanden. Bock konzentrierte diese Bücher und kaufte bis zu seiner Pensionierung 1821 aus eigenen Mitteln 219 Bücher hinzu. Auf diese Weise entstand der Grundstock der zukünftigen Archivbibliothek.

1.4 Bocks Nachfolger Josef Jebaucký (1774-1840) setzte die Sammeltätigkeit fort und übergab dem Archiv 48 Bde, darunter einige Drucke aus dem 16. und 17. Jh. Jebaucký verfaßte das erste Bücherinventar und das erste Autorenregister (s. u. 3.2). Zwischen 1825 und 1837 verzeichnete er einen Zugang von 188 Büchern. Laut Inventar aus der Zeit um 1837 umfaßte die Bibliothek 377 Titel in 1023 Bdn. Es handelte sich um historische, juristische, genealogische und topographische Werke sowie um 2 Inkunabeln und 2 Kantionale aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs. Eine Reihe von Bänden dieser ursprünglichen Archivbibliothek ist bis heute in der Sammlung Alter Drucke erhalten geblieben.

1.5 Bereits 1851 wurde die Bibliothek integraler Bestandteil des Archivs; in der ältesten Dienstinstruktion aus dem Jahre 1852 wird die Bibliothek jedoch nur kurz als Abteilung des Archivs erwähnt. In der späteren Instruktion aus dem Jahre 1897, die der Stadtarchivar Jaromír Celakovský (1846-1914) ausarbeitete, wurden die Konzeption der Bibliothek und ihre Benutzungsmöglichkeiten festgelegt und ein guter Zugang der Bestände gefordert, verbessert durch die Anlage eines Inventars, eines Standort-, Autoren- und Sachkatalogs. Die Bibliothek stand sowohl zum Amtsgebrauch des Magistrats als auch für private Forschungszwecke zur Verfügung. Sie sollte der Stadtverwaltung geschenkte Publikationen und mindestens je ein Pflichtexemplar aller Publikationen aus dem Verlag des Prager Magistrats aufnehmen. Die Instruktion bestimmte, daß in erster Linie für den Amtsbetrieb notwendige Bücher gekauft werden sollten. Ferner sollten Pragensia, Titel zur Stadtgeschichte und zum Stadtrecht sowie Titel zur böhmischen Geschichte berücksichtigt werden. Seit 1869 stand eine jährliche Dotation für Buchankäufe zur Verfügung.

1.6 Die Bestände wuchsen durch Ankäufe, Schenkungen und Bücheraustausch sowie 1857 durch die Angliederung der Ratsbibliothek (ca. 500 Titel in 2100 Bdn), durch die Übernahme von Beständen aus Magistratsamtsstellen und 1888 und1911 aus Prager Pfarrbibliotheken. 1910 erhielt die Bibliothek einen Teil des Nachlasses der Schauspielerin Jindriška Slavínská (1843-1908) mit ca. 400 Bdn wertvoller Bücher und Zeitschriften. Hinzu kamen regelmäßig Publikationen ausländischer Akademien der Wissenschaften als Schenkungen des Historikers Václav Vladivoj Tomek (1818-1905), Schenkungen des französischen Ministeriums für Bildung und Kultur, der Stadt Paris u. a. In der Bibliothek wurde eine Sammlung der Prager periodischen Presse eingerichtet, die Schenkungen von Prager Herausgebern und seit 1868 vom Magistrat gekaufte Exemplare zusammenführte. Im Jahre 1911 überstieg der Gesamtumfang des Bestandes 25.000 Bde.

1.7 Zwischen den beiden Weltkriegen erlangte die Bibliothek den Ruf einer guten wissenschaftlichen Präsenzbibliothek, u. a. durch ihren ausführlichen Sachkatalog, angelegt von dem Archivar Josef Teige (1862-1927), der nicht nur die Bibliotheks-, sondern vor allem die Archivbestände genau katalogisierte. Der Katalog wurde bis 1945 regelmäßig ergänzt, jedoch bei einem Brand 1945 infolge der Kriegsereignisse vernichtet. Zu Beginn der dreißiger Jahre besaß die Bibliothek etwa 50.000 Bde, zudem zahlreiche Jahresberichte von Schulen und anderen Institutionen, Zeichnungen, Stiche, Photographien und Pläne. Diese Teile des Bestandes werden derzeit als selbständige spezialisierte Archivsammlungen betrachtet (s. u. 2.11 ff.). Ferner besaß die Bibliothek wertvolle Publikationen mit Autographen verschiedener Persönlichkeiten des kulturellen, wissenschaftlichen und politischen Lebens in Böhmen. Das Profil der Bibliothek war durch ihre Funktion als Fach- und Handbibliothek des Magistrats sowie als wissenschaftliche Bibliothek für Pragensia, Geschichte, Rechtsgeschichte und historische Hilfswissenschaften geprägt.

1.8 Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges besaß die Bibliothek zwischen 70.000 und 100.000 Bde. Annähernd der gesamte Buchbestand wurde jedoch am 8. Mai 1945 beim Brand des Altstädter Rathauses, in dem Archiv und Bibliothek untergebracht waren, vernichtet. Sämtliche Kataloge (bis auf die in 3.2 genannten) wurden ebenfalls zerstört. Die Sammlung Alter und seltener Drucke war während des Krieges ausgelagert und überdauerte den Brand daher großenteils unbeschadet.

1.9 Nach dem Krieg wurde das Clam-Gallas Palais zum Sitz des Stadtarchivs. Erst 1998/99 konnte das Archiv in ein neues Gebäude übersiedeln. Mit der Wiederherstellung der Bibliothek wurde unmittelbar nach Kriegsende durch zahlreiche Ankäufe und Schenkungen von Einzelpersonen und Institutionen wie staatlichen Ämtern, Behörden, Schulen, Museen, Bibliotheken, Archiven, Vereinen und anderen Korporationen begonnen. Darüber hinaus nahm das Stadtarchiv auch konfiszierte Bücher deutscher Institutionen und Privatpersonen auf.

1.10 Besonders ist die beschlagnahmte Vereinsbücherei des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen zu nennen (s. u. 1.11 ff.), die zum Kern der wiederhergestellten Archivbibliothek wurde, zusammen mit mehreren kleineren, wertvollen Buchbeständen (z. B. den Schloßbibliotheken aus Vinor [Winar] und Mníšek [Mnischek]) sowie den Büchersammlungen des deutschen Historikers Eduard Winter (1896-1982) mit größtenteils philosophischen und theologischen Werken und Otto Peterkas (1876-1945) mit überwiegend rechtsgeschichtlicher Literatur. Im Jahre 1962 umfaßte die Bibliothek wieder 80.000 Bde. Heute wird sie fortlaufend komplettiert durch regelmäßige und außerordentliche Ankäufe sowie durch Freiexemplare periodischer und nicht-periodischer Publikationen aus Prag. Seit 1964 hat die Bibliothek ein Pflichtexemplarrecht auf alle Prager Periodika und Publikationen, die in Institutionen unter Leitung des Prager Magistrats erschienen sind.

1.10 Die Bücherei des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen

1.11 Der Verein wurde 1861 auf Initiative des deutschen Historikers Prof. Karl Adolph Konstantin von Höfler (1811-1897) und seiner Studenten gegründet. Er wurde von einer Reihe bedeutender deutscher Persönlichkeiten aus der Wissenschaft unterstützt. Satzungsgemäß machte sich der Verein die Aufhellung der Geschichte der Deutschen in Böhmen, die Verbreitung der Kenntniß derselben, so wie die Sammlung und Erhaltung der bezüglichen Quellen zur Aufgabe. Der Verein förderte vielerlei Gebiete der Geschichtsforschung wie die allgemeine Landesgeschichte, die Rechts-, Sprach-, Literatur-, Handels- und Gewerbegeschichte, die Geschichte der Bildenden Künste u. a. Er entfaltete auch eine umfangreiche Publikationstätigkeit; so gab er seit 1862 die Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen sowie zahlreiche Monographien heraus. Der Aufbau der Vereinsbibliothek, des Archivs und der Antiquitätensammlung wurde in den Statuten verankert. Die Bibliothek stand den Mitgliedern kostenlos zur Verfügung.

1.12 Der Buchbestand wuchs vor allem durch Schenkungen von Mitgliedern und Gönnern des Vereins sowie durch Schriftentausch mit wissenschaftlichen Institutionen im In- und Ausland. Die Jahresberichte des Vereins verzeichnen für 1863/64 2027 Bde, 1871/72 13.497 Bde und für 1911/12 30.345 Bde. Ende der zwanziger Jahre umfaßte die Bücherei mehr als 40.000 Bde. Neben Werken zur Geschichtsforschung und Ausgaben historischer Quellen finden sich zahlreiche Titel zu politischen, kulturellen und sozialen Verhältnissen im Sudetengebiet; Denkschriften zu Gedenkfeiern örtlicher Vereine, Schriften von Interessenverbänden, Schulen, Versicherungsanstalten, Sparkassen und Industriebetrieben; Publikationen zu bedeutenden örtlichen Persönlichkeiten; heimatkundliche Literatur; Balneologica sowie eine Reihe regionaler Periodika. Die Vereinsbücherei konzentrierte sich außerdem auf das Sammeln Alter Drucke, darunter Landtagsbeschlüsse, Kalender, Inkunabeln u. a.

1.13 Die Bestände der Vereinsbücherei wurden 1945 auf Beschluß der Nationalen Kulturkommission [Národní kulturní komise] in die Archivbibliothek inkorporiert. Das Archiv übernahm ca. 25.000 Bde des Buchbestandes sowie den schriftlichen Nachlaß des Vereins (s. u. 4.1) und den Katalog seiner Bibliothek (s. u. 3.2). Etwa 8000 bis 10.000 Bde der Vereinsbücherei konnten bisher noch nicht katalogisiert werden. Kleinere Teile der Vereinsbücherei wurden anderen wissenschaftlichen Institutionen übergeben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Kataloge verzeichnen heute ca. 81.000 Titel in ca. 125.000 Bdn. Zudem liegen weitere zwischen 15.000 und 20.000 unbearbeitete Bände vor. Die Zahl der Titel beruht auf der abgerundeten Summe der Signaturen. Die Prozentangaben in der Bestandsbeschreibung wurden anhand repräsentativer Teilauszählungen und Hochrechnungen ermittelt. Auf gleiche Weise wurde auch die Zahl der Bände von mehrbändigen Werken und Periodika ermittelt. Die Bibliothek ist nach Formaten geordnet. Alle ursprünglich selbständigen Buchbestände und Sammlungen wurden in den Gesamtbestand eingegliedert.

2.2 Neben dem Hauptbestand (mehr als 70.000 Titel nicht-periodische Literatur) sind als gesonderte Abteilungen eingerichtet die Sammlung der Pragensia (ca. 4000 Titel), die Sammlung Alter und seltener Drucke und Inkunabeln (ca. 2500 Titel), die Sammlung der Periodika (ca. 3500 Titel), die Sammlung der Bildpublikationen (250 Stücke) sowie eine Handbibliothek (ca. 250 Bde). Die Sammlung der Bildpublikationen und die Handbibliothek werden aufgrund ihres geringen Umfangs in der Prozentberechnung nicht berücksichtigt. Einige wenige Drucke sind nicht den Abteilungen entsprechend eingeordnet; so finden sich im Hauptbestand einige Alte Drucke, und einige Zeitschriften aus dem 18. und 19. Jh stehen in der Sammlung Alter Drucke.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 In der Abteilung Alter und seltener Drucke verteilen sich 1,5 Prozent der Bestände auf Inkunabeln; 6 Prozent auf das 16. Jh; 44 Prozent auf das 17. Jh; 18 Prozent auf das 18. Jh; 28,5 Prozent auf das 19. Jh und 2 Prozent auf das 20. Jh. Aus der Gesamtzahl der mehr als 74.000 nicht-periodischen, seit 1801 bis zur Gegenwart erschienenen Titel, die im Hauptbestand und bei den Pragensia eingegliedert sind, zählen 20 Prozent zum historischen Bestand, während 80 Prozent im 20. Jh erschienen sind. Die Zahl Alter Drucke ist hier nicht von Bedeutung. In der Periodika-Abteilung gehen ca. 18 Prozent aller Titel auf das 19. Jh zurück.

2.4 Im Hauptbestand dominiert die tschechische Sprache (annähernd 60 Prozent) vor der deutschen (annähernd 40 Prozent, davon 14 Prozent der Titel bis 1900 und 26 Prozent aus dem 20. Jh). In geringerem Maße sind Latein, Englisch, Französisch, Italienisch, Slowakisch, Polnisch, Russisch, Serbokroatisch, Slowenisch, Spanisch und Niederländisch vertreten. In der Sammlung Alter und seltener Drucke und Inkunabeln überwiegt die deutsche Sprache (50 Prozent), gefolgt von Latein (27 Prozent), Tschechisch (19 Prozent) und vereinzelt Französisch, Englisch, Spanisch und Italienisch. In der Sammlung der Periodika sind 21 Prozent der Titel deutschsprachig, davon 1,3 Prozent aus der Zeit bis 1800, ca. 10,5 Prozent aus dem 19. Jh und 9 Prozent aus dem 20. Jh. Die übrigen Periodika liegen zumeist in Tschechisch vor; andere Sprachen wie Russisch, Polnisch, Französisch, Serbokroatisch, Slowakisch und Slowenisch sind nur marginal vertreten.

Systematische Übersicht

2.5 Die Bibliothek sammelt wissenschaftliche Fach- und populäre Literatur aus allen Gebieten der Geschichtswissenschaft und anderer Gesellschaftswissenschaften mit Schwerpunkten bei der Geschichte und Gegenwart Prags, bei Stadtgeschichte und Geschichte der Stadtverwaltung in den böhmischen Ländern und Mitteleuropa, beim Archivwesen und bei den historischen Hilfswissenschaften. Weiterhin liegen Sammlungen von Gesetzen und Verordnungen, Handbücher zur Staatsverwaltung, zur Justiz, zum Recht, zur Rechts-, Literatur-, Kunst- und Architekturgeschichte, zum Urbanismus u. a. vor. Der Bestand umfaßt Grundwerke, Handbücher und Lexika zu verschiedenen Gesellschaftswissenschaften, Philosophie, Soziologie, Theologie, Demographie u. a. Die Bibliothek sammelt ferner Auktions- und Ausstellungskataloge, Reiseführer für böhmische Länder und das Ausland, Pläne ausländischer und böhmischer Städte, Reisebeschreibungen, Memoirenliteratur und Biographien. Die Sammlung politischer und propagandistischer Literatur hat ihren Schwerpunkt im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit.

Pragensia

2.6 Die Sammlung enthält ca. 4000 Titel Fach- und populäre Literatur zur Geschichte und Gegenwart Prags. Auch Werke einzelner Prager Institutionen werden berücksichtigt; so liegen zahlreiche Gelegenheitsdrucke zu Prager Schulen, Industriebetrieben, Sanitätseinrichtungen, Theatern, Museen und Galerien vor. Die Stadtführer und Beschreibungen von Prager Sehenswürdigkeiten reichen bis in die erste Hälfte des 19. Jhs zurück. Prager Adreßbücher liegen seit Mitte des 19. Jhs vor, Stadtpläne aus dem 19. und 20. Jh. Dubletten der Pragensia-Sammlung werden in den Hauptbestand eingereiht.

Sammlung Alter und seltener Drucke und Inkunabeln

2.7 Die Bestände dieser Abteilung entgingen großenteils dem Brand am Ende des Zweiten Weltkrieges (s. o. 1.8). Vorhanden sind ca. 2500 Titel, darunter ca. 28,5 Prozent aus dem 19. Jh und 2 Prozent aus dem 20. Jh. Die Sammlung umfaßt Werke zu Theologie, Philosophie, Ökonomie, Gesundheitswesen, Sprachwissenschaft, Geschichte und verwandten Fächern, Naturwissenschaften, zu Staatsverwaltung, Justiz, Finanzverwaltung und Zollwesen sowie Handbücher, Lexika und einige Periodika. Die Archivbibliothek besitzt u. a. 2 Ausgaben von Sebastian Münsters Cosmographey (Basel 1564 und 1592), 2 Ausgaben der tschechischen Übertragung desselben Werkes von Zikmund z Púchova, Kozmografia ceská (Prag 1554) und Liber orationum (Köln: Arnold Quentell 1597). Zu den ältesten Drucken dieser Sammlung gehören überdies Aldus Manutius' Ausgabe von Origenes (Venedig 1503), Antonio Bonfinis Das Aller Mechtigsten Kunigreichs inn Ungern warhafftige Chronick (Basel 1545), Johann Stumpffs Gemeiner loblicher ...Chronickwirdiger Thaaten Beschreybung (Zürich 1548), Heinrich Müllers Türkische Historien (Frankfurt 1563), Philipp Melanchthons Cronica Carionis (Wittenberg 1573), Bergkordenung Des ...Fürsten ...Augusten Hertzogens zu Sachsen (Dresden 1574) und Der Fürstlichen Bayrischen Landßordnung weittere erclerung (München 1578). Die Sammlung besitzt das Theatrum Europaeum (Frankfurt 1633 ff.) sowie Matthäus Merians Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (Frankfurt 1650) in mehreren Exemplaren, aber auch zahlreiche Kleindrucke, Bänkelgesänge und deutsch-tschechische amtliche Kundmachungen u. a. Tschechische und deutsche Kalender sind in fast vollständigen Reihen vom Anfang des 17. bis zum Ende des 18. Jhs vorhanden, ebenso Serien von Landtagsbeschlüssen vom 16. bis zum 18. Jh. Unter den historischen Ereignissen sind insbesondere der Dreißigjährige Krieg und die Revolution von 1848 durch Broschüren, Streitschriften, Aufrufe und Proklamationen gut dokumentiert.

2.8 Zur Zeit verzeichnet die Sammlung 29 Inkunabeln in 26 Bdn aus den Jahren 1473 bis 1500. Der älteste Druck ist Durandus' Speculum iudiciale (Straßburg: Georg Husner 1473). Unter den Druckorten überwiegt Nürnberg (10 Titel), gefolgt von Basel (5) und Leipzig (3); Augsburg, Straßburg und Hagenau (je 2); Prag, Memmingen, Lyon, Venedig und Florenz (je einer). Mit drei verschiedenen Exemplaren ist Schedels Buch der Chroniken vertreten: die lateinische und deutsche Ausgabe von Anton Koberger (Nürnberg 1493) sowie die Schönsperger-Ausgabe (Augsburg 1500). Thematisch überwiegen theologische, theologisch-philosophische und juristische Werke. Die Drucke sind größtenteils in lateinischer Sprache verfaßt. Neben Schedels Werk findet sich unter den Inkunabeln nur noch das Leben der Heiligen (Augsburg: Johannes Bämler 1477) als deutschsprachiger Titel.

Bildpublikationen

2.9 In dieser Sammlung, die ca. 250 Titel enthält, befinden sich Publikationen mit einer besonders umfangreichen, wertvollen oder dokumentarisch interessanten Bildausstattung. Es handelt sich vor allem um Stadtführer und Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten in Prag sowie in einigen anderen Städten, um Beschreibungen historischer Ereignisse (Prager Krönungsfeste, Ereignisse von 1848 u. a.) und Publikationen mit Porträts bedeutender Persönlichkeiten. Kupferstiche, Stahlstiche und Lithographien sind vertreten. Der Schwerpunkt liegt bei Drucken des 19. Jhs; in der Sammlung finden sich aber auch einzelne jüngere und ältere Werke des 16. bis 18. Jhs, u. a. Georg Brauns Civitates orbis terrarum (Bde 1-4, Köln 1572-1618).

Periodika

2.10 Die Sammlung enthält ca. 3500 Titel zu verschiedenen Gebieten der Gesellschaftswissenschaften, wobei besonders umfangreich die Geschichte und angrenzende Wissenschaften vertreten sind: Rechtsgeschichte, Kirchengeschichte, Geschichte der Bildenden Künste (z. B. Die graphischen Künste, 1879-1908 mit kleinen Lücken und Zeitschrift für bildende Kunst, 1866-1911); ferner historische Hilfswissenschaften, vor allem Genealogie (z. B. Gothaische genealogische Taschenbücher seit Beginn des 19. Jhs), regionale Geschichte und Volkskunde. Hier liegen deutschsprachige Periodika aus den böhmischen Ländern sowie aus Deutschland und Österreich vor. Für den Zeitabschnitt bis 1900 sind u. a. die Städte Freiberg, Chemnitz, Osnabrück, Hamburg, Lübeck und Zwickau als Erscheinungsorte vertreten. Zahlreiche Titel sind politischen und kulturellen Ereignissen der Zeit gewidmet und haben aufklärerischen oder sozialkritischen Charakter. Unterhaltungslektüre ergänzt den Bestand, darunter humoristische Zeitschriften, Modezeitschriften des 19. Jhs sowie tschechische und deutsche Kalender.

Archivbestände und Archivsammlungen

Sammlung der Jahresberichte

2.11 Der Grundbestand füllt mit seinen 1750 Faszikeln ca. 120 Regalmeter; darüber hinaus existiert eine Dublettenreihe. Den Grundstock der Sammlung bilden Jahresberichte von Prager Schulen (besonders Gymnasien und Realschulen) in fast vollständigen Reihen. Der älteste Jahresbericht ist Juventus, der Bericht des Altstädter Gymnasiums aus dem Jahre 1788. Aus der Reihe der deutschen Schulen, die in Prag arbeiteten, sind in der Sammlung Jahresberichte von 8 Gymnasien (davon 6 bis 1900), 3 Realschulen (2 bis 1900), 3 Akademien (einer bis 1900), 3 Lehrerbildungsanstalten und 14 anderen Schulen (11 bis 1900) vertreten.

2.12 In der Sammlung werden auch Jahres-, Geschäfts- und Rechnungsberichte verschiedener Vereine, Verbände, Genossenschaften, Volksbildungseinrichtungen, Vereinigungen, Kongregationen, Gemeinden, Clubs, Theatern, Museen, Krankenhäusern, Versicherungsanstalten, Banken, Spar- und Darlehenskassen u. a. aufbewahrt. Es liegen vor Berichte von 41 deutschen Vereinen (davon 35 bis 1900) und von 37 anderen deutschen Institutionen. Die Tätigkeit deutscher Schulen und Institutionen in 77 böhmischen, mährischen und slowakischen Städten ist durch 248 weitere Jahresberichte dokumentiert (davon 75 vor 1900).

Zeitungssammlung

2.13 Eine Zeitungssammlung wurde im Stadtarchiv seit dessen Gründung systematisch aufgebaut. Sie thält nahezu alle tschechischen und deutschen Zeitungstitel, die im Prager Raum seit Ende des 18. Jhs erschienen sind, weiterhin liegen einige Regionalzeitungen vor. Größtenteils sind die Jahrgänge vollständig vorhanden, so daß der Bestandsumfang z. Z. mehr als 10.000 Bde beträgt. Die ältesten Titel sind die Prager Oberpostamtzeitung (1783 ff., seit 1800 Prager Zeitung), Kramerius'sche Prazské poštovské noviny (1789 ff.) und Bohemia (1828 ff.). Die Sammlung verzeichnet 9 historische deutsche Titel: Prager Oberpostamtzeitung (1783-1919), Bohemia (1828-1938), Politik (1862-1907), Tagesbote (1863-1879), Neue Freie Presse (1864-1936), Prager Abendblatt (1867-1925), Prager Tagblatt (1877-1939), Deutsches Abendblatt (1890-1908) und das Montagblatt (1896-1939).

Dokumentationssammlung

2.14 Die selbständige Dokumentationssammlung enthält mehr als 30.000 Einheiten sowie eine Anzahl von amtlichen und privaten Klein- und Gelegenheitsdrucken. Es handelt sich um (A) Patente (16.-19. Jh); (B) Kundmachungen, Zirkulare und andere Amtsschriften (18.-20. Jh, darunter Bekanntmachungen von 1848); (C) Plakate (19.-20. Jh, inhaltlich geordnet) und (D) Kleindrucke (18.-20. Jh, inhaltlich geordnet). Bei den Kleindrucken finden sich Drucke zu Politik, Kultur, Sport, Ausstellungen und Theater, aber auch Werbedrucke, Einladungen, Flugblätter, Familienanzeigen, Nekrologe u. a. In der Sammlung werden ferner auch einige Periodika aufbewahrt, darunter Die Waage, Wiener Zuschauer und Habt acht (jeweils einzelne Nummern).

Weitere Drucke

2.15 Verschiedene Drucksachen finden sich gelegentlich auch in anderen Archivbeständen, z. B. in den Beständen des Magistrats oder im Bestand des Vereinskatasters [Spolkový katastr]. Es handelt sich vorwiegend um Jahresberichte, Rechnungsberichte, gedruckte Statuten und Dienstinstruktionen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetische Kataloge für Hauptbestand, Periodika, Pragensia, Alte und seltene Drucke und Handbibliothek

[Dienstkataloge; nur der Pragensia-Katalog ist im Lesesaal öffentlich zugänglich]

Standortkatalog

[Dienstkatalog; nach Signaturen]

Sachkatalog des Hauptbestandes

[im Lesesaal des Archivs; seit den sechziger Jahren des 20. Jhs nicht mehr ergänzt]

Sachkatalog der Pragensia

[im Lesesaal des Archivs]

Alphabetische Kartei der Sammlung der Jahresberichte

[Dienstkatalog; nach Institutionen]

Alphabetische Kartei der Zeitungen

[Dienstkatalog; nach Zeitungstiteln]

[Alle Kataloge in Zettelform (z. T. hschr., z. T. mschr.); angelegt seit 1945 nach PI in Kombination mit hauseigenen Regeln.]

Seit 1996 erfolgt eine sukzessive Katalogisierung mit EDV.

3.2 Historische Kataloge

Jebaucký, Josef: Alphabetisches Verzeichniss der Bücher in der Archivsbibliothek des löblichen Prager Magistrats [hschr. Bandkatalog; angelegt 1825-1837; Signatur AMP, rkp. 1783]

Jebaucký, Josef: Verzeichniss der Bücher des löblichen Magistrats der k. k. Hauptstadt Prag [hschr. Bandkatalog; angelegt 1825-1837; Signatur AMP, rkp. 2062]

Katalog der mit dem Prager Stadtarchiv vereinigten Bibliothek [hschr. Bandkatalog; erste Hälfte des 19. Jhs; Signatur AMP, 2C54]

Autorenkatalog der Bibliothek des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen [in Zettelform; begonnen in der zweiten Hälfte des 19. Jhs, bis 1945 ergänzt]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien zur frühen Geschichte der Bibliothek befinden sich vor allem im Archivbestand des Präsidiums (Zuwächse, Schenkungen, Ankäufe, Übergabe der Ratsbibliothek u. a.), zu dem auch ein Bestandsinventar vorliegt, und in der Registratur des Stadtarchivs (Zugänge nach 1945). Dienstinstruktionen sind in der Urkundensammlung (Signatur AMP II-1393/1-9) archiviert.

Archivalien zur Geschichte der Bibliothek des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen befinden sich im schriftlichen Nachlaß des Vereins, der jedoch noch nicht vollständig geordnet ist. Jahresberichte des Vereins, Vereinsstatuten und ein gedruckter Auszug aus der Büchereiordnung stehen zur Verfügung.

4.2 Darstellungen

Vojtíšek, Václav: Archiv král. hlav. mesta Prahy v r. 1910 [Das Archiv der königl. Hauptstadt Prag im Jahre 1910]. In: Obecní vestník mesta Prahy [Kommunal-Anzeiger der Stadt Prag] 18 (1911) Nr. 1, S. 20;

Nr. 2, S. 45-46

Vojtíšek, Václav: Archiv král. hlav. mesta Prahy v r. 1911 [Das Archiv der königl. Hauptstadt Prag im Jahre 1911]. In: Obecní vestník mesta Prahy [Kommunal-Anzeiger der Stadt Prag] 19 (1912) Nr. 1, S. 24-25; Nr. 2, S. 50-51

Vojtíšek, Václav: Archiv hlavního mesta Prahy. O jeho vývoji, sbírkách a významu [Das Archiv der Hauptstadt Prag. Über seine Entwicklung, Sammlungen und Bedeutung]. Praha 1933

Holec, František: Pocátky knihovny Archivu hlavního mesta Prahy [Die Anfänge der Bibliothek des Prager Stadtarchivs]. In: Documenta Pragensia. Bd 10, Heft 2. Praha 1990, S. 529-530

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Archiv hlavního mesta Prahy. Pametní kniha k otevrení novostavby [Das Archiv der Hauptstadt Prag. Gedenkbuch zur Eröffnung des Neubaus]. Praha 1997

Hlavsa, Václav: Archiv hlavního mesta Prahy. Prvodce po fondech a sbírkách [Das Archiv der Hauptstadt Prag. Führer durch die Bestände und Sammlungen]. Praha 1955

Horcicka, Adalbert: Verzeichnis der wissenschaftlichen Zeitschriften und Vereinspublikationen der Vereinsbücherei. Prag 1900 [nicht paginiert]

Jílková, Jarmila: Prvotisky v Archivu hl. mesta Prahy [Inkunabeln im Archiv der Hauptstadt Prag]. In: Documenta Pragensia. Bd 2. Praha 1981, S. 239-266

Prikrylová, Miroslava: Výrocní zprávy v Archivu hl. mesta Prahy [Jahresberichte im Archiv der Hauptstadt Prag]. In: Documenta Pragensia. Bd 5, Heft 2. Praha 1985, S. 395-421

Stand: Februar 1999

Jarmila Jílková

Markéta Krejcová


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.