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Archiv der Norddeutschen Provinz SJ

Adresse. Stolzestr. 1a, 5000 Köln 1 [Karte]
Telefon. (0221) 44 30 41 (Canisiushaus)

Unterhaltsträger. Norddeutsche Provinz SJ
Funktion. Archivbücherei der Ordensprovinz. Sammelgebiet. Literatur von und über Jesuiten.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Nähe Bahnhof Köln-Süd. U-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 18) bis Haltestelle Eifelwall. A 4, Kölner Ring, Ausfahrt Köln-Klettenberg. Parkmöglichkeiten im Innenhof.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Nach der Wiederherstellung des Jesuitenordens (1814) wurde ein Archiv eingerichtet, dem auch eine Bibliothek angeschlossen wurde. Dieses Archiv befand sich zunächst nacheinander an verschiedensten Orten und war für die Deutsche Ordensprovinz zuständig. Nachdem der Jesuitenorden 1872 in Deutschland verboten und erst 1917 wieder zugelassen wurde, erfolgte 1921 die Teilung in eine Oberdeutsche und eine Niederdeutsche Provinz. Von der Niederdeutschen Provinz wurde 1931 die Ostdeutsche Provinz abgetrennt. Die Archivbücherei blieb jedoch ungeteilt weiter bestehen.

1.2 Im Jahre 1960 kam das Archiv (und mit ihm auch die Archivbücherei) der Niederdeutschen Provinz nach Köln; 1987 wurden die Niederdeutsche und die Ostdeutsche Provinz zur Norddeutschen Provinz vereinigt, so daß das Archiv jetzt aus vier Teilen besteht: (1) Archiv der einen Deutschen Provinz bis 1921; (2) Archiv der Niederdeutschen Provinz 1921 bis 1977; (3) Archiv der Ostdeutschen Provinz 1931 bis 1977; (4) Archiv der Norddeutschen Provinz ab 1978.

1.3 Im 19. Jh wurde zunächst kein Unterschied zwischen Archiv- und Bibliotheksgut gemacht. Erst um die Jahrhundertwende begann man, beide getrennt aufzubewahren und zu verzeichnen.

1.4 Seit ca. 1965 befindet sich auch ein bedeutender Teil der Bibliothek der ehemaligen Altonaer Niederlassung der Jesuiten (bis 1773) im Archiv der Norddeutschen Provinz. Jesuiten lebten seit 1597 in Altona, das unter dänischer Herrschaft stand. Erst 1629 konnte die ablehnende Haltung des Hamburger Magistrats überwunden werden und die Jesuiten als Seelsorger zunächst an Botschaften (Italiens und Spaniens) in Hamburg mitwirken. Im Jahre 1717 wurde das Haus der Jesuiten von einer aufgebrachten Volksmenge gestürmt und geplündert, die Bibliothek teilweise vernichtet. Der im Archiv der Norddeutschen Jesuitenprovinz erhaltene Bestand resultiert im wesentlichen aus den nach 1717 einsetzenden und bis 1773 andauernden Bemühungen um die Vermehrung des Buchbestandes. Nach der Aufhebung des Ordens gelangten Teile der Bibliothek in Hamburger Pfarreien (z. B. St. Joseph und St. Bonifatius) und wurden nach Ende des Zweiten Weltkrieges von den Jesuiten größtenteils wiedererworben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Den Grundstock der Bibliothek bildeten die Belegexemplare (Pflichtexemplare) der Autoren der neuen Gesellschaft (ab 1814) in allen Auflagen, Ausgaben und Übersetzungen. Insgesamt sind über 1100 Jesuitenautoren mit ca. 5000 Werken vertreten.

2.2 Ein wichtiger Bestandteil ist die von dem Jesuitenhistoriker Pater B. Duhr zusammengetragene Sammlung; sie umfaßt 6000 Werke von Jesuitenautoren der alten Gesellschaft (Mitte des 16. Jhs bis 1773) sowie eine Sammlung von Literatur über die Gesellschaft, in der sich auch Polemica und Apologetica befinden (insgesamt ca. 6500 Werke, darunter sehr viele zeitgenössische Titel zur alten Gesellschaft).

2.3 Weiterhin wird eine von dem Jesuitenpater J. B. Metzler zusammengetragene Sammlung zur Geschichte der nordischen Mission (z. T. in Abschriften oder Photokopien) aufbewahrt, außerdem alle Litterae annuae der Deutschen und Niederdeutschen Provinz sowie eine Totenzettelsammlung (ca. 1100 Stück, fast ausschließlich von Jesuiten) und eine Sammlung von photographierten Generalsbriefen. Für die Personengeschichte sind die fast vollständig vorliegenden Kataloge des Ordens (seit 1814) von Bedeutung.

2.4 Die ca. 250 Titel aus der Bibliothek der ehemaligen Altonaer Niederlassung stammen aus der zweiten Hälfte des 16. bis zur ersten Hälfte des 19. Jhs und besitzen ihren chronologischen Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 18. Jhs (ca. 90 Titel). Aus der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jhs stammen je 16 Titel. Aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs sind ca. 50 Titel vorhanden und aus der ersten Hälfte des 19. Jhs 24 Titel. In sprachlicher Hinsicht dominiert Französisch (ca. 100 Titel) gegenüber Latein (ca. 80 Titel) und Deutsch (ca. 60 Titel).

2.5 Unter den französischen Schriften befinden sich viele in der Französischen Revolution gerettete Texte und die meisten nicht-theologischen Werke des Bestandes. Dabei handelt es sich u. a. um Ausgaben lateinischer und griechischer Klassiker, um geschichtliche Darstellungen (z. B. Geschichte der Academie royal) und einzelne Werke zeitgenössischer französischer Literatur aus dem 18. Jh sowie einige Erbauungsschriften.

2.6 Die theologische Literatur der auf praktische Seelsorge ausgerichteten Altonaer Niederlassung umfaßt neben einer lateinischen Ausgabe des Index librorum prohibitorum aus dem Jahre 1579 vorwiegend exegetische und homiletische Schriften, darunter sowohl die jeweils bekannteren Jesuitenautoren (z. B. Johannes Osorius, Matthias Faber, Bourdaloue, Tobias Lohner) als auch weniger bekannte (z. B. Gabriel Erich, Franz Hunold, Joachim Reitmair). Hinzu kommen schultheologische Kompendien (z. B. Martin Becanus' Compendium manualis controversiarum aus dem Jahre 1637, Hermann Busenbaums Medulla theologiae moralis aus dem Jahre 1734), einige christologisch ausgerichtete Schriften der Erbauungsliteratur (Exerzitienbücher, Meditationen, Anleitungen zum geistlichen Leben, für Marianische Kongregationen u. a.) und wenige kirchenrechtliche und kirchengeschichtliche Texte. Das älteste Werk sind die Homiliae des Macarius von Ägypten in einem Druck aus dem Jahre 1559.

3. KATALOGE

Autorenkataloge

Sachkataloge [feinsystematische Standortkataloge]

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

Stand: November 1990

Redaktion Nordrhein-Westfalen


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.