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Archiv Národního muzea

Archiv des Nationalmuseums


Adresse. Na Zátorách 6, 170 00 Praha 7 - Holešovice
Telefon. (02) 80 25 30, 87 78 63
Telefax. (02) 87 78 63
e-mail. [Nationalmuseum]
Internet. http://www.nm.cz (Nationalmuseum)

Unterhaltsträger. Národní muzeum [Nationalmuseum]
Funktion. Öffentliches historisches Archiv.
Sammelgebiete. 1. Historische Sammelgebiete: Dokumente zur tschechischen Geschichte, topographische Schriften mit Bezug auf böhmische Orte, heraldische und genealogische Quellen, Handschriften, private und öffentlich-rechtliche Urkunden, Patente und andere gedruckte Amtsschriften, Siegelstempel.

 -
2. Moderne Sammelgebiete: Zeitgenössische Dokumente mit Bezug zu Tschechien, Nachlässe bedeutender tschechoslowakischer und tschechischer Persönlichkeiten des wissenschaftlichen, kulturellen und politischen Lebens.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbbestand. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-16 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Archiv, Fotowerkstatt im Nationalmuseum.
Gedruckte Informationen. Prvodce po fondech a sbírkách Archivu Národníhomuzea [Führer durch die Bestände und Sammlungen des Archivs des Nationalmuseums]. Red. Jaroslav Cechura. Praha 1998.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - U-Bahnverbindung (Metrolinie C) bis Station Nádrazí Holešovice oder Straßenbahnverbindung (Linien 12, 17) bis Haltestelle Nádrazí Holešovice. - Parkmöglichkeiten unweit des Archivs.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Bei der Gründung des Nationalmuseums im Mai 1818 bestand die Hauptaufgabe dieser Institution in der Sammlung historischer Dokumente. Seit Juli 1818 war die dritte, historische Abteilung des Nationalmuseums mit der Sammlung und Bewahrung historischer Urkunden und Handschriften, die von Bedeutung für die böhmische oder nationale Geschichte waren, betraut. Es wurden sowohl Originale als auch Abschriften gesammelt. Diese Aufgabe wurde an erster Stelle in der Eröffnungsproklamation von 1818 An die vaterländischen Freunde der Wissenschaften und 1822 in den ersten Museumsstatuten schriftlich verankert. Auf das Sammeln schriftlicher Quellen weist auch die Museumsinstruktion für Spender aus dem Jahre 1823 hin.

1.2 In den Anfangsjahren kamen vor allem einzelne Urkunden in das Museum; seit 1826 wurden Siegelstempel von geistlichen Persönlichkeiten und Institutionen, von Städten, Herrschaftsbehörden und Adeligen, von verschiedenen Gesellschaften, Zünften und Vereinen gesammelt. Im Jahre 1836 begann man, Abschriften von Archivalien zur böhmischen Geschichte systematisch zu sammeln, deren Originale das Museum nicht erwerben konnte. Gleichzeitig wandte sich Graf Caspar Maria von Sternberg (1761-1838), einer der Mitbegründer des Museums, mit der Bitte an das Gubernium, Urkunden aus den zum Verkauf bestimmten Staatsdominien an das Museum zu übergeben. In dieser Zeit bildeten die künftigen Archivsammlungen noch einen Bestandteil der Museumsbibliothek.

1.3 Bedeutend für die Entwicklung der Archivsammlungen des Nationalmuseums war das Jahr 1841, als František Palacký (1798-1876) Schriftführer des Museumsausschusses wurde. Er war bestrebt, eine möglichst vollständige Sammlung der heimischen Urkunden und Briefe zu schaffen. 1843 bekam Palacký zwei Mitarbeiter für das Sammeln und Abschreiben der Urkunden: Václav Vladivoj Tomek (1818-1905), der die Prager Archive bearbeitete, und Karel Jaromír Erben (1811-1870), der mit den regionalen Archiven beauftragt wurde. 1846 wurde auf Bemühen Palackýs eine weitere Stelle für die Verwaltung des Museumsarchivs eingerichtet, die mit Karel Jaromír Erben besetzt wurde. So entstand das Museumsarchiv als erste selbständige Arbeitsstelle des Nationalmuseums und ältestes öffentliches Archiv in den böhmischen Ländern.

1.4 Im Jahre 1851 bekam das Archiv das Familienarchiv des Adelsgeschlechts Sternberg-Manderscheid geschenkt, welches bis heute einer der bedeutendsten selbständigen Archivbestände geblieben ist. Zwischen 1852 und 1859 übernahm das Archiv vom Landesgericht einen umfangreichen Komplex historischer Gerichtsbücher und anderer Amtsschriftstücke aus dem 15. bis 18. Jh. Sie stammen aus aufgehobenen Gerichten im ganzen Land. Große Verdienste um die Vermehrung der Archivsammlungen gebühren den mit der Aufsicht über das Archiv betrauten Inspektoren, neben František Palacký und Karel Jaromír Erben auch Josef Emler (1836-1899) und Václav Vladivoj Tomek. 1875 wurde erneut eine systematische Bearbeitung der böhmischen Archive durchgeführt und Archivalien in Abschriften angekauft, die vom Nationalmuseum, vom Historischen Verein [Historický spolek] und vom Böhmischen Landesarchiv [Archiv zeme Ceské] finanziell getragen wurden. Im Museumsarchiv wurden die Abschriften der Dokumente von vor 1526 aufbewahrt, die jüngeren Schriftstücke sammelte das Böhmische Landesarchiv, darunter auch alle Unterlagen für die Reihe Snemy ceské [Böhmische Landtage].

1.5 Zwischen 1878 und 1915 war Václav Schulz (1854-1935) als Kustos des Archivs tätig. Mit seinem Namen ist die Reorganisation der Archivsammlungen verknüpft, die einige Jahre in Anspruch nahm. Seine Aufteilung entsprach nicht den heutigen Archivgrundsätzen, da sie nicht das Provenienzprinzip berücksichtigte, sondern dem Pertinenzprinzip unterlag. Dennoch blieben die zu dieser Zeit entstandenen Gliederungen und Sammlungen bis heute erhalten. Seine Klassifizierung orientierte sich an den Materialien (Pergament, Papier), an der Schriftart (Handschrift, Druck) und an den Inhalten der Dokumente. Auf diese Weise entstanden 2 Urkundensammlungen und zudem 6 weitere selbständige Sammlungen der Handschriften, Patente, Abschriften und anderer gedruckter Archivalien sowie die topographische und die heraldische Sammlung. In die selbständigen Abteilungen wurden auch die Abschriften der Archivalien eingegliedert. Als organischer Archivbestand blieb damals nur das Familienarchiv der Sternberg-Manderscheids in seiner ursprünglichen Form erhalten. Einen homogenen Bestand bildete auch die sogenannte Eichler-Sammlung mit Schriftstücken, die in den zwanziger Jahren des 19. Jhs als Quellen für Johann Gottfried Sommers Topographie Das Königreich Böhmen (Prag 1833-1849) gedient hatten und von Josef Eichler dem Museum geschenkt wurden.

1.6 Im Jahre 1892 zog das Archiv aus den ursprünglichen Räumlichkeiten des Museums Na Príkopech in das neue Gebäude am Platz Václavské námestí um. Im Laufe der Zeit wurden zu den einzelnen Sammlungen Zettelkataloge und Verzeichnisse angelegt (s. u. 3.1 ). Die Erforschung der Archive wurde fortgesetzt und von den inländischen auch auf ausländische Archive ausgeweitet, z. B. unter der Leitung von Zdenek Nejedlý (1878-1962). Im Ausland konzentrierte man sich auf Abschriften von Bohemica, z. B. aus Archiven in Amberg, Berlin, Dresden, München, Nürnberg, Wien, Breslau, Warschau und Moskau. Die Archivsammlungen wurden weiterhin um die genealogische Sammlung von Rudolf Konstantin Wratislaw z Mitrowic (1811-1874) erweitert; ebenso um die Autographensammlung von Josef Hlávka (1831-1908), Baumeister und Mäzen, sowie um eine Sammlung der Siegelstempel.

1.7 Seit Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Archiv von qualifizierten Historikern und Archivaren geleitet. Nach Václav Schulz waren es Václav Hrubý (1885-1933) und seit 1921 Karel Stloukal (1887-1957). In dieser Zeit wurden vornehmlich die Archivsammlungen ergänzt; bei der Übernahme von zusammenhängenden Konvoluten wurde nun in der Regel das Provenienzprinzip berücksichtigt. Seit 1920 arbeitet das Museumsarchiv unter der Bezeichnung Archiv des Nationalmuseums als eigenständige Institution. Es übernahm zunächst die älteren Registraturschriften von vor 1900 und später auf Beschluß des Museumsausschusses weitere laufende Amtsschriften. In den zwanziger Jahren gab es Bemühungen, das Museumsarchiv mit dem Böhmischen Landesarchiv zu vereinigen oder die Schriftstücke an das Staatliche historische Institut [Státní historický ústav] zu übergeben, die jedoch letztlich nicht umgesetzt wurden. Im Jahre 1930 wurden die umfassenden Familiennachlässe (einschließlich Korrespondenz) der Familien Bráf, Cervinka, Palacký und Rieger als Depositen übernommen (s. u. 2.6, 2.17, 2.28) und 1932 der Nachlaß von Julius Grégr erworben (s. u. 2.32 f.).

1.8 Im September 1935 übernahm Jaroslav Charvát (1904-1988) die Leitung des Museumsarchivs und setzte die Arbeiten seiner Vorgänger fort, war aber bei der Ordnung deutlich um das Provenienzprinzip bemüht. Zusätzlich begann er, eine Sammlung für zeitgenössische Dokumentationen aufzubauen. 1937 wurden die Sammelgebiete unter dem Archiv des Nationalmuseums und dem Literaturarchiv der Bibliothek des Nationalmuseums aufgeteilt: das Museumsarchiv sollte Dokumente zur politischen, religiösen und sozialen Entwicklung und die Nachlässe von politisch tätigen Personen sammeln, während es dem Literaturarchiv oblag, Schriftgut mit literarischem Charakter zu sammeln und zu bewahren.

1.9 Mit der Entstehung des Protektorats Böhmen und Mähren beschloß die Okkupationsverwaltung die Liquidation des Archivs des Nationalmuseums und veranlaßte die Verlagerung der Archivalien in das Gebäude des Böhmischen Landesarchivs. Seit dem 30. September 1939 existierte das Archiv des Nationalmuseums offiziell nicht mehr. Aus Angst vor Fliegerangriffen wurden die Archivalien im Laufe des Zweiten Weltkrieges in provisorische Verstecke auf dem Lande ausgelagert. Vor der amtlichen Liquidation des Archivs war es bereits zur Auslagerung einiger Teilbestände mit inhaltlichem Bezug zu den Sudetengebieten gekommen, was zu bedeutenden Verlusten für das Archiv geführt hatte. Der Verbleib dieser Archivalien ist nicht bekannt.

1.10 Sofort nach Kriegsende wurde am 10. Mai 1945 Jaroslav Charvát wieder als Leiter des Archivs eingesetzt. Eine Rückkehr ins frühere Hauptgebäude des Nationalmuseums war nicht möglich, deshalb verblieb das Archiv im Gebäude des Böhmischen Landesarchivs - allerdings als eigenständige Institution des Nationalmuseums. 1946 trat der Archivar Rudolf Vindiš (1898-1969) seine Stelle an und war mit der Erhaltung und Ergänzung der ursprünglichen Sammlungen befaßt. In den fünfziger Jahren erhielt das Archiv als Folge der Übersiedlung des Literaturarchivs der Bibliothek des Nationalmuseums in die neuen Räume im Strahover Kloster eine Reihe von Nachlässen von Naturwissenschaftlern, Politikern, Historikern und Diplomaten. Ende der fünfziger Jahre übernahm Aleš Chalupa (1924-1993) die Archivleitung.

1.11 Solange das Archiv des Nationalmuseums und das Böhmische Landesarchiv unter der Leitung der Landesverwaltung standen, war die gemeinsame Unterbringung problemlos. In den fünfziger Jahren wurde jedoch das tschechoslowakische Archivwesen schrittweise unter die Verwaltung des Innenministeriums gestellt und ein Netz von Kreis-, Bezirks- und Zentralarchiven geschaffen. Das Böhmische Landesarchiv wurde 1954 zum Staatlichen Zentralarchiv Prag [Statní ústrední archiv Praha] (s. Eintrag dort). Im Hinblick darauf, daß alle Archive nach dem Provenienzprinzip organisiert wurden, entschied man im Jahre 1960, daß das Archiv des Nationalmuseums seine Sonderbestände und Sammlungen dem Staatlichen Zentralarchiv zur weiteren Überführung an die zuständigen regionalen Archive übergeben solle. Auf diesem Weg gab das Archiv des Nationalmuseums in den folgenden Jahren einige Sammlungen an verschiedene Institutionen ab, teilweise für immer und teilweise nur vorübergehend. Archivalien und Sammlungen, deren Provenienzen nicht eindeutig nachzuvollziehen waren, wurden schließlich dem Museumsarchiv zurückgegeben.

1.12 Im Jahre 1965 wurde die Existenz des Archivs unter der Verwaltung des Nationalmuseums durch den Vorschlag gefährdet, die Dokumentationssammlungen des Archivs an die historischen Abteilungen des Nationalmuseums zu übergeben. Das Archiv war damals personell unzureichend ausgestattet und hatte 1963 auch nicht die Überführung der nicht-literarischen Nachlässe aus dem Literaturarchiv durchsetzen können. Eine Überführung wurde zwar teilweise vereinbart, jedoch nicht realisiert. Die unerfreuliche Situation des Archivs besserte sich seit Ende der sechziger Jahre, als es gelang, für das Archiv ein neues Gebäude in Prag-Hradcany und auch ein neues Depositum außerhalb Prags einzurichten. Archivalien mußten nun nicht mehr abgegeben werden. Im Gegenteil, es konnten weitere Archivalien akquiriert werden, darunter schriftliche Nachlässe bedeutender Persönlichkeiten aus dem öffentlichen politischen, wissenschaftlichen und kulturellen Leben, und neue zeitgenössische Sammlungen wie das Archiv der Zeitungsausschnitte und die Fotosammlungen konnten aufgebaut werden. Die fachliche Bearbeitung der Bestände wurde zur Hauptaufgabe der Archivtätigkeit.

1.13 Bereits in den sechziger Jahren hatte das Archiv des Nationalmuseums den Status eines Archivs mit besonderer Bedeutung verliehen bekommen, der im Archivgesetz von 1974 erneut bestätigt wurde. Dies bedeutete, daß es eigenständig arbeiten konnte und nicht in das regionale Netz der Kreis-, Bezirks- und Zentralarchive eingebunden war. In den Richtlinien für die Arbeit des Museumsarchivs wurde verankert, daß es in Zukunft nicht mehr zu einer zwangsweisen Auslagerung oder Abgabe von Beständen und Sammlungen kommen sollte. Seit 1974 untersteht das Archiv der methodischen Leitung der Archivverwaltung des Innenministeriums der Tschechischen Republik [Archivní správa Ministerstva vnitra Ceské republiky].

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Insgesamt besitzt das

 Archiv  ca.
 1 Million Einheiten.  Den Großteil des Bestandes machen
Schriftstücke aus dem 19. und vor allem aus dem 20. Jh aus. Unter den historischen Archivalien aus der Zeit vor 1800 überwiegen Handschriften, z. B. in Form einzelner Dokumente wie Urkunden und Akten oder in Form von gebundenen Handschriftenkonvoluten. Das Schrifttum aus dem 19. Jh ist ebenfalls größtenteils handschriftlich. Gedruckte Schriften bilden hier nur einen ergänzenden Teil des Bestandes und sind mit etwa 3500 Titeln vertreten. Davon stammen etwa 1000 Titel aus dem 16. bis 18. Jh und etwa 2000 aus dem 19. Jh.

2.2 Sprachlich überwiegen aus dem 20. Jh Materialien in tschechischer Sprache, während deutschsprachige viel geringer vertreten sind. Unter den historischen deutschsprachigen Beständen sind die deutschsprachigen Archivalien schätzungsweise mit 45 Prozent vertreten. Andere, in geringerem Umfang vertretene Sprachen sind Latein, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch.

Systematische Übersicht

2.3 Im Hinblick auf den Charakter der Institution bildet das gedruckte Material nur einen Ergänzungsteil der Bestände. Die ca. 5000 Titel umfassende Handbibliothek des Archivs enthält u. a. bedeutende Titel zu Geschichte und historischen Hilfswissenschaften wie Sphragistik, Heraldik und Genealogie, unter denen sich auch deutschsprachige Titel finden. Handbücher und Wörterbücher ergänzen den Bestand. Der Schwerpunkt der Handbibliothek liegt bei Titeln aus dem 20. Jh, nur ca. 100 zählen hier zum historischen Bestand.

2.4 Unter historischen Gesichtspunkten ist vor allem die umfassende Sammlung der Patente und anderer Amtsschriften und Verordnungen bedeutsam, die eine der größten in der Tschechischen Republik ist. Sie umfaßt Dokumente von der Mitte des 16. Jhs bis zur Mitte des 19. Jhs in mehr als 50 Archivkartons und ist in einem Zettelkatalog verzeichnet (s. u. 3.1). Insbesondere die ältesten Dokumente sind interessant und historisch wertvoll. Die Patente wurden in der Regel in tschechischer oder deutscher Sprache sowie zweisprachig gedruckt. Besonders bemerkenswert sind deutsche und tschechische Ausgaben des Patents über die Regelung des Frondiensts von Maria Theresia: Robot patent aus dem Jahr 1775 gedruckt in

Prag, Wien, Brünn und deutschen Städten wie Berlin, Dresden und Regensburg.

2.5 In der Sammlung der Adels- und Stammbücher finden sich annähernd 30 Exemplare von der Mitte des 16. Jhs bis zum Beginn des 19. Jhs zu böhmischen und ausländischen Familien. Sie ist die größte Sammlung dieser Art in der Tschechischen Republik. Unter den Stammbüchern finden sich auch einige Emblembücher, die im deutschen Gebiet gedruckt sind, so das Stammbuch von Lambertus Richemius von Limburk Emblemata Andreae Alciati ...postremo ac ultimo ab ipso authore recognita, imaginibusque, vivis ac lepidis denuo artificiosissime illustrata (Frankfurt a. M. 1567) und das Stammbuch von Zikmund Válek und Kryštof Adam Holbeck Iohan. Posthii Germershemii tetrasticha in Ovidii Metamor. Lib. XV., quibus accesserunt Vergilii Solis figurae, elegantiss. et iam primum in lucem editae. Schöne Figuren auß dem fürtrefflichen Poeten Ovidio ... ([Frankfurt a. M.] 1563). Weiterhin ist unter den Kleinschriften eine kleine Sammlung mit Tanzordnungen aus dem 19. Jh bemerkenswert.

Private Nachlässe

2.6 Schriftliche private Nachlässe machen derzeit den größten Bestandteil des Archivs aus. Sie stammen aus der Zeit vom Beginn des 19. Jhs bis zur Gegenwart. Die meisten Nachlässe sind geordnet und in Inventarverzeichnissen erfaßt. Andere Nachlässe warten noch auf eine fachliche Bearbeitung und sind nur über provisorische Verzeichnisse zugänglich. In einigen finden sich interessante deutsche Drucke sowohl unmittelbar aus dem deutschen Sprachgebiet (vor allem aus Österreich und Regionen von Deutschland) als auch aus böhmischen Ländern. Es handelt sich z. B. um Fachliteratur zu Geschichte, Ökonomie, Recht, Geologie, Mineralogie und Paläontologie, einzelne Zeitungsausschnitte und -ausgaben, um Sonderdrucke aus Fachzeitschriften sowie um verschiedene Bekanntmachungen, Verordnungen und Theaterplakate.

2.7 Im Nachlaß des tschechischen Historikers František Michálek Bartoš (1899-1972), der 70 Archivkartons umfaßt, finden sich unter den deutschen Drucken einige Titel zur Geschichte mittelalterlicher Glaubensgemeinschaften. Beispielsweise liegen vor Herman Haupts Die deutsche Bibelübersetzung der mittelalterlichen Waldenser in dem Codex Teplensis (Würzburg 1885) und Franz Jostes Die Waldenser (Münster 1885).

2.8 Im Nachlaß von Anna Bayerová (1850-1924) - die in Bern studierte und als erste tschechische Ärztin und gleichzeitig erste Ärztin in Mitteleuropa praktizierte - sind neben Sonderdrucken von medizinischen Fachaufsätzen auch Prospekte für Arzneien, verschiedene Jahresberichte (z. B. Jahresbericht der Krankenpflegeschule in Zürich aus dem Jahre 1900), touristische Flugschriften und Broschüren, Werbebroschüren, Konzertprogramme u. a. erhalten. Der Nachlaß umfaßt 12 Archivkartons.

2.9 Einige deutschsprachige Kleindrucke hinterließ der Archäologe František Beneš (1820-1886) in seinem Nachlaß (5 Archivkartons), darunter u. a. Wirkungskreis der Conservatoren für die Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale (Wien 1857).

2.10 Der kleine schriftliche Nachlaß des Historikers Bedrich Bernau (1849-1904), der sich insbesondere mit der Geschichte des Sudetenlandes beschäftigte, umfaßt nur einzelne deutsche Zeitungs- und Zeitschriftenausgaben.

2.11 Im Bestand des bedeutenden Juristen und Politikers Albín Bráf (1851-1912) sind in 60 Archivkartons neben verschiedenen Zeitungsausgaben und Flugschriften auch Fachaufsätze und Fachliteratur erhalten. So finden sich hier Der landwirtschaftliche Hypothekarcredit in Österreich während der letzten fünfzig Jahre (Wien 1899) und Ein gutes Wort für das Haus der Barmherzigkeit ...in Wien (Wien 1899). Der Nachlaß seiner Frau Ludmila Bráfová-Riegrová (1860-1930) umfaßt in 38 Archivkartons u. a. die Jahresberichte verschiedener karitativer Institutionen, z. B. den Jahres-Bericht über die städtischen Kleinkinder-Bewahr-Anstalten, Mutterschulen und Krippenanstalten aus den Jahren 1892, 1896, 1897, 1898.

2.12 Im Nachlaß des Naturwissenschaftlers August Josef Corda (1809-1849), der 8 Archivkartons umfaßt, finden sich die Berichte vom Apotheker-Verein in Norddeutschland aus dem Jahre 1839. Der Bestand, der auf den Botaniker Ladislav Celakovský (1834-1902) zurückgeht, umfaßt in 8 Archivkartons botanische Literatur und Aufsätze. Auch der Geologe und Paläontologe Ottokar Feistmantel (1848-1891) hinterließ Fachliteratur und Fachaufsätze (7 Archivkartons), z. B. Steinkohlen und Perm-Ablagerung im Nordwesten von Prag (Prag 1874) und Eduard Suess, Über die frühesten Spuren organischen Lebens (Wien 1863).

2.13 Eine Sammlung mit insgesamt 72 Heften der Kataloge und Preislisten Coleoptar aus den Jahren 1880 bis 1914 aus dem Wiener Verlag Edmund Reitter sind im schriftlichen Nachlaß des Entomologen Antonín Fleischer (1850-1929) erhalten. Er umfaßt 8 Archivkartons.

2.14 Zahlreiche Aufsätze und Sonderdrucke von Fachliteratur befinden sich im Nachlaß des Paläontologen und Zoologen Antonín Fric (1832-1913), der 13 Archivkartons umfaßt. Hier sind u. a. vorhanden seine Arbeiten Cephalopoden der böhmischen Kreideformation (Prag 1872), Geologische Bilder aus der Urzeit Böhmens (Prag 1874), Die Reptilien und Fische der böhmischen Kreideformation (Prag 1878), Die Stationen zur Durchforschung der Süsswasserfauna in Böhmen (Wien 1891), Über die Hebung der Fischzucht im böhmischen Mittelgebirge (Wien 1892) und weiterhin auch Das Gegen-Memorandum der böhmischen Professoren an der Prager Universität (Prag 1880).

2.15 Nur in geringer Zahl liegen deutschsprachige Drucke im 3 Archivkartons umfassenden schriftlichen Nachlaß von Rzena Jelínková-Doubková (1848-1923) vor, die für wohltätige Zwecke arbeitete. Bemerkenswert sind die Galerie der Geschichte der Malerei in der Kaiserlichen Ermitage (St. Petersburg 1872) und einige Sonderdrucke.

2.16 Demgegenüber sind in der Sammlung von Bohuslav Dušek (1886-1957), Bankbeamter und Sammler, deutsche Drucke zahlreich vertreten. Die Drucke stammen vom 16. Jh bis zur Mitte des 19. Jhs, darunter verschiedene Theaterplakate, Konzertprogramme, Landkarten, Baedeker-Ausgaben, Zeitungen, Patente und Amtsverordnungen (z. B. Gubernialverordnungen), Dekrete, Bekanntmachungen, Aufträge, Aufrufe, Festgedichte, Mitgliederverzeichnisse der Freimaurerloge u. a. Von historischer Bedeutung sind die Friedensartikel des zwischen Österreich und Frankreich in Campoformio im Jahre 1797 geschlossenen Friedensvertrags Artikeln des zu Kampoformio am 17ten Oktober 1797 abgeschlossenen Friedensvertrags und Beschreibungen der Ereignisse des Revolutionsjahres 1848 in Wien, Dresden und Berlin. Zu der Zeit von 1848/49 liegen noch weitere Dokumente in verschiedener Form vor. Die Sammlung enthält ferner kleine Gelegenheitsdrucke wie Einladungskarten, Eintrittskarten, Werbeflugblätter und Annoncen. Sie umfaßt 20 Archivkartons.

2.17 Drucke zur politischen Tätigkeit im Landtag in der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind im schriftlichen Nachlaß des Politikers und Journalisten Julius Grégr (1831-1896) erhalten. Hier finden sich verschiedene Protokolle, Jahresberichte, Steuer- und Zollangelegenheiten aus den Jahren 1876/77, Fachliteratur zu Ökonomie und Politik wie Heinrich Ehrenbergers Österreichs Sparcassen (Wien 1873) und politische Broschüren wie Sine Ira. Der sogenannte Sprachenkampf in Österreich (Wien 1893) genauso wie eine Statistik der Kohleindustrie aus dem Jahr 1888. Insgesamt liegen 29 Archivkartons vor.

2.18 Im umfangreichen Nachlaß (327 Archivkartons) des Politikers und Journalisten Antonín Hajn (1868-1949) sind deutschsprachige Dokumente nur vereinzelt vertreten, so z. B. die ersten zwei Nummern der von Max Hausmeister in Stuttgart herausgegebenen Zeitschrift Die Sozial-Harmonie (1892) und eine Einladungskarte Mein Weckruf! der deutschen Anarchisten zum Aufmarsch am 1. Mai in Berlin am Ende des 19. Jhs.

2.19 Der schriftliche Nachlaß des Politikers Josef Kaizl (1854-1901) umfaßt in 10 Archivkartons Sonderdrucke aus Zeitschriften und Einzelexemplare seiner eigenen Facharbeiten, darunter Ueber Verstaatlichung von Eisenbahnen (1889), Staatsbahnen und Staatsfinanzen (1895), Das Budget des staatlichen Eisenbahnbetriebes (1897) und Der deutsch-böhmische Sprachenstreit (1897). Hinzu kommen verschiedene Amtsbroschüren und -drucke wie der Jahresbericht der k.k. Wilhelms-Universität Strassburg (Straßburg 1878) und Reichsgesetzblatt für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder (Wien 1898).

2.20 Im 178 Archivkartons umfassenden Nachlaß des Rechtshistorikers und Protektoratsschulministers Jan Kapras (1880-1947) sind deutsche Drucke ebenfalls nur vereinzelt vertreten: u. a. Johann Baptist Kernings Der Freimaurer (Stuttgart 1879), eine Völker- und Sprachenkarte von Oesterreich von 1867 sowie verschiedene Vereinsdrucke, darunter die Statuten der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz (Görlitz 1867) und das Notizen-Blatt der historisch-statistischen Section der k.k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde (Brünn 1892).

2.21 Der schriftliche Nachlaß des Historikers Josef Kocí (1922-1986) umfaßt 187 Archivkartons und enthält historische deutsche Drucke in Fotokopien. Es handelt sich um Johann Joseph Trnkas Die Pflicht eines Wirthschaftsbeamten (Frankfurt und Leipzig 1770), Einig Hiebe den freymüthigen Gedanken des Herrn Joseph ... (Wien 1781), Sammlung einiger Schriften ...über das neue Steuer und Urbarial-System (Wien 1790), Annalen der Literatur und Kunst (Wien 1804), Sammlung statistischer Notizen vom Koenigsreiche Böhmen (Prag 1824) sowie Sebastian Brunnens Theologische Dienerschaft am Hofe Joseph II. (Wien 1868).

2.22 Einige deutsche Zeitschriften und Sonderdrucke von Aufsätzen blieben in der Sammlung des Politikers Karel Kramár (1860-1937) erhalten, die in 114 Archivkartons vorliegt. Beispielsweise liegen vor Maximilian Hardens Die Zukunft (Berlin 1899) sowie Kramárs eigene Arbeiten.

2.23 Vereinzelt finden sich Germanica im schriftlichen Nachlaß des Anthropologen Jindrich Matiegka (1862-1941), der 42 Archivkartons umfaßt. Hier finden sich beispielsweise Ärzte Kalender 1894 (Bilin 1894) und Lubor Niederles Zur Frage über den Ursprung der Slaven (Prag 1899).

2.24 Einen bedeutenden Anteil haben deutschsprachige Werke im schriftlichen Nachlaß des Botanikers und Zoologen Otakar Nickerl (1838-1920). Neben botanischen Arbeiten und Aufsätzen sind Statuten und Flugschriften der Gesellschaft für Physiokratie [Fysiokratická spolecnost] in Prag vorhanden, darunter die Statuten der Gesellschaft für Physiokratie in Prag (Prag 1869), zudem Schriftstücke des Komitees für die naturwissenschaftliche Erforschung Böhmens [Komitét pro prírodovedný výzkum Cech], Drucke der Naturwissenschaftlichen Akademie in Dresden, die Agenda der Samen-Control-Station aus den Jahren 1869-1904, Verzeichnisse der Zoologie-Studenten aus den Jahren 1850 bis 1854 (Katalog vom Schuljahre über die Hörer der Zoologie). Andere Amtsdrucke sind beispielsweise die Petition an den böhmischen Landtag betreffend den Idiotismus (Prag 1872) und Rechnung über die Versendung des zur Beischaffung von Naturalien und Hilfsmitteln für das Lehrfach der Naturgeschichte angewiesenen Geldverlags (18 Stücke, 1854-1861).

2.25 Sonderdrucke paläontologischer Aufsätze in deutschen Zeitschriften, (z. B. Zur Kenntniss der böhmischen Trilobiten, Beitrag zur Paleontologie von Österreich, Wien 1883) sind im Nachlaß des Geologen Otomar Novák (1851-1892) erhalten. Er umfaßt einen Archivkarton.

2.26 Botanische Werke machen den Großteil im 174 Archivkartons umfassenden Nachlaß des Botanikers Filip Maximilian Opiz (1787-1858) aus. Unter den deutschsprachigen finden sich Josef Schautas Handschrift Verzeichnis der bei der Stadt Niemes ...vorkommenden Pflanzen (1860) sowie verschiedene gedruckte deutschsprachige Fachzeitschriften.

2.27 Die Sammlung des Politikers Bedrich Pacák (1846-1914) umfaßt einige Drucke mit politischem Inhalt, so Stanislaus Ritter Madeyski von Poray, Die Nationalitätenfrage in Österreich und ihre Lösung (Wien und Prag 1899) und Alfred Fischels, Die Minoritätsschulen (Brünn 1900). Vorhanden sind 9 Archivkartons.

2.28 Eine bedeutende Anzahl deutscher Drucke findet sich im schriftlichen Nachlaß des Historikers František Palacký (1797-1876), der in 32 Archivkartons verwahrt wird. Vorrangig sind seine eigenen historischen Arbeiten und seine im Druck erschienenen Vorlesungen vertreten, so Über die Beziehungen und das Verhältnis der Waldenser zu den ehemaligen Secten in Böhmen (Prag 1869), Das Schöne. Ein philosophischer Versuch aus den Jahren 1821-1822 (Prag 1872), Urkundliche Beiträge zur Geschichte des Hussitenkrieges vom Jahr 1419 (Prag 1872) sowie der Vortrag Die Grafen Kaspar und Franz Sternberg, und ihr Wirken für Wissenschaft und Kunst in Böhmen, gehalten vor der Versammlung der Königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften am 15. Dezember 1842. Weiterhin seien die politischen Drucke erwähnt, z. B. Polemisches aus den Jahren 1838-1846 (Prag 1846), Eine Stimme über Oesterreichs Anschluss an Deutschland. An den Fünfziger-Ausschus zu Händen des Hrn. Präsidenten Soiron ... (Frankfurt a. M. 1848) und die Wahlflugschrift Ansprache des Landtags-Deputirten Dr. Franz Palacký an seine Herren Wähler (Prag 1861). Schulangelegenheiten sind u. a. vertreten durch das Belehrungs- und Unterhaltungsblatt für den Landmann und kleinen Gewerbmann Böhmens (1838), das Program des k.k. evangelischen Gymnasiums in Teschen am Schlusse des Schuljahres (Teschen 1860) und Zeitungsausgaben, darunter die Prager Morgenpost vom 22. Oktober 1860 mit dem Text des Oktoberdiploms. Ferner finden sich Drucke zu verschiedenen Themen, darunter die Meteorologischen Beobachtungen (Prag 1829) von Franz S. Cassian Hallaschka aus Prag.

2.29 Der bedeutende tschechische Historiker Josef Pekar (1870-1937) hinterließ verschiedene Einzelausgaben deutscher Zeitungen, z. B. die Briefe Aus dem politischen Nachlasse des Grafen Taaffe, veröffentlicht in Politik (1868-1870), zudem einzelne Sonderdrucke von Fachaufsätzen sowie Einträge aus dem Konversations-Lexikon von Brockhaus u. a. Sein Nachlaß umfaßt 80 Archivkartons.

2.30 Im Nachlaß des Advokaten, Genealogen und Historikers Cenek Pinsker (1846-1913) sind einige deutsche Alte Drucke aus dem 17. und 18. Jh erhalten, z. B. Confoederation des Königreichs Böhemb mit den incorporierten Ländern (Prag 1619), Verneuerte königl. Böhmische Appellations-Instruction und Ordnung (Prag 1712), Verneuerte Landesordnung ... Mähren (Prag 1714) und aus dem 19. Jh der Wappenkalender des königl. Baierisch militärisch St. Georgii Ritterordens (München 1820). Der Nachlaß umfaßt 15 Archivkartons und ist in einem provisorischen Verzeichnis erfaßt. 2.29

2.31 Die Orientalistik ist inhaltlicher Schwerpunkt in der 40 Archivkartons umfassenden Sammlung von Justin Václav Prášek (1853-1924), z. B. liegen vor Forschungen zur Geschichte des Altertums II (Leipzig 1898) und Georg Hüsings Dissertation Die iranischen Eigennamen in den Achämenideninschriften (Norden 1897). Außerdem sind in diesem Nachlaß Zeitungsausschnitte und Amtsdrucke erhalten, z. B. Frommés Oesterreichischer Professoren- und Lehrer-Kalender (Wien 1878, 1890/91, 1891/92) und Schematismus der österreichischen Mittelschulen und der Fachschulen gleichen Ranges (Wien 1882).

2.32 Zahlreiche deutsche Drucke enthält der Nachlaß des bedeutenden tschechischen Politikers František Ladislav Rieger (1818-1903). Er umfaßt 253 Archivkartons mit vorwiegend politischen Publikationen, darunter Adresse oder Petition des Slawencongresses in Prag an S. k.k. Majestat (Prag 1848), Entwurf der Constitutions-Urkunde (Prag 1849), aber auch Schriften zu Staatsrecht und Opposition, Flugschriften, Deklarationen, Resolutionen, Proklamationen, Wahlordnungen, Memoranda u. a. Zahlreiche Drucke liegen zu Landtags- und Reichsratsverhandlungen vor, z. B. Gesetzentwürfe, Adressen an den Kaiser im Landtag, Regierungsvorlagen, Delegatenverzeichnisse des Reichsrats, ein Verzeichnis der Kommissionen des böhmischen Landtags aus dem Jahre 1883, Abgeordnetenreden, die Geschäftsordnung des böhmischen Landtages mit einem Verzeichnis der Mitglieder und Kommissionen, Verzeichnisse von Landtagspetitionen (alle aus dem Jahr 1885), Petitionen, Resolutionen, Verordnungen und Protokolle, die Sitzordnung des Abgeordnetenhauses von 1890 und ein Verzeichnis seiner Mitglieder aus den Jahren 1898 und 1900. Sie liegen teilweise in deutscher und teilweise zweisprachig in deutscher und tschechischer Sprache vor. Zahlreich vorhanden sind Wahldrucke, Wahlflugschriften und Kandidatenlisten von den sechziger bis in die neunziger Jahre des 19. Jhs sowie Wahlproklamationen zu den Wahlen 1867. Zur Tätigkeit der politischen Parteien sind Dokumente aus den neunziger Jahren erhalten, z. B. zu Parteitagen, zu verschiedenen Kommissionen des Landesausschusses (Verhandlungen, Gesetzentwürfe, Berichte, Reden, Memoranda), Proklamationen, Bekanntmachungen u. a.

2.33 Der Nachlaß F. L. Riegers umfaßt Schriftstücke des Vereins zur Ermunterung des Gewebegeistes in Böhmen [Jednota k povzbuzení prmyslu v Cechách], Statuten, Verwaltungsordnungen, Tätigkeitsberichte, Vorlesungsverzeichnisse der Prager Universität und des Königlich böhmischen polytechnischen Landesinstituts zu Prag [Královský ceský polytecknický zemský institut v Praze], Flugschriften und Statuten von Versicherungsanstalten und Sparkassen sowie ihre Tätigkeitsberichte und zudem Riegers gedruckte politische Abhandlungen aus den Jahren 1860 bis 1894. Hier finden sich auch Drucke der Königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften [Královská ceská spolecnost nauk] wie das Programm einer öffentlichen Sitzung 1836, Sitzungsberichte von 1884 bis 1888 und die Abhandlungen der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, ferner Dokumente der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Kunst [Ceská akademie ved a umení], darunter Statutenentwürfe und Statuten, der Jahresbericht und das Personalverzeichnis von 1866/67, einige Schriftstücke des Nationalmuseums wie die der Gesellschaft des Nationalmuseums [Spolecnost Národního muzea], ihre Sitzungsordnungen, Statuten und das Mitgliederverzeichnis aus dem Jahre 1862 sowie Dokumente des Nationaltheaters (Aufrufe und Tätigkeitsberichte des Ausschusses zum Aufbau des Nationaltheaters [Výbor ke zrízení Národního divadla]). Ausgesprochen zahlreich vertreten sind verschiedene Flugschriften, einzelne Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Plakate der Prager und der regionalen Theater aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, Konzertprogramme, Ausstellungskataloge, Annoncen von Büchern und Zeitschriften sowie andere Werbedrucke. Umfassend ist ebenfalls die unabhängige separate Sammlung der Kleindrucke, die der Sammlung angegliedert ist. Sie enthält Kleindrucke zu Politik, Volkswirtschaft, Sprachbroschüren, Gedichte und Lieder, Landtagsdrucke und Schriften zu verschiedenen Angelegenheiten aus Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, zu Post und Bahn, Versicherungsanstalten, Sparkassen, Vereinen, Kirchen und Schulen.

2.34 Der weniger umfangreiche Nachlaß des Juristen Bohuslav Rieger (1857-1907), Sohn von František L. Rieger, enthält rechtshistorische Fachliteratur aus dem 19. Jh (16 Archivkartons). Beispielsweise liegen vor Emil Werunskys Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte (Wien 1894), Ferdinand Mencíks Beiträge zur Geschichte der kaiserlichen Hofämter (Wien 1899) und Joseph Alexander von Helferts Zur Klärung der böhmischen Frage (Wien 1900). Im schriftlichen Nachlaß seiner Mutter Marie Riegrová-Palacká (1833-1891), der Gemahlin von F. L. Rieger, sind deutsche Drucke nur vereinzelt vertreten, darunter der Jahresbericht des ersten Reconvalescentenhauses für arme Kinder (Prag 1890). Unter den erst 1992 gefundenen Schriftstücken der Familie Rieger befinden sich auch die Arbeiten von Bernard Bolzano Über den Begriff des Schönen (Prag 1843) und Über die Eintheilung der schönen Künste (Prag 1849).

2.35 Zahlreich sind deutsche Drucke im schriftlichen Nachlaß des Historikers und Archivmitarbeiters Václav Vladivoj Tomek vertreten, der 38 Archivkartons umfaßt. Es handelt sich in erster Linie um historische und theologische Werke, z. B. liegen vor Nachricht von dem Eisstosse ... (Prag 1784), Protest und Aufruf an die ...deutschkatholische Gemeinde (Berlin 1845) und Glaubens-Bekenntniss der nach dem Protest vom 15. Mai 1845 zu Berlin sich bildenden christkatholischen Gemeinde (Berlin 1845) sowie Ein Spänbrief des sechzehnten Jahrhunderts (Nürnberg 1850). Zu den erhaltenen Jubiläumsdrucken zählen Der hundertste Jahrestag der Geburt Johann Emanuel Weith's am 10. Juli 1887 von Johann Heinrich Loewe und Die feierliche Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 31. Mai 1899 (Wien 1899). Bei den Amtsschriften und Veröffentlichungen von Gesellschaften liegen vor Statuten der Museumssection für böhmische Archeologie, 25. 3. 1851 (Prag 1851), Statuten und Geschäfts-Ordnung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien 1869), Programm einer österreichischen Geschichte für das Volk (Wien o. J.) und Deutscher Verein für die Geschichte Mährens und Schlesien (Brünn 1899).

2.36 Vereinzelte deutsche Drucke sind auch in den verschiedenen anderen Nachlässen vertreten. Nennenswert erscheinen aus dem Bestand des Geologen Alfréd Slavík (1847-1907) der Sonderdruck Sitzung der Classe für die Mathematik und Naturwissenschaften am 15.6.1870 (Prag 1870), aus dem Nachlaß des Mykologen Václav Stejskal (1851-1934) Über die Symbiose der Pflanzenwurzeln mit Pilzen von B. Franka aus der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift (1888) sowie die Denkschrift über die Gebrüder Joh. Swat. und Carl Bor. Presl aus den Abhandlungen der Königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (Prag 1854) im Nachlaß des Kanonikers Eduard Šittler (1864-1932). Zeitungsartikel und andere deutsche Kleindrucke finden sich ebenfalls in den Personalnachlässen, z. B. im Nachlaß von Josef Havelka (1792-1874) die Broschüre Germanisierung oder Cechisirung (Leipzig und Heidelberg 1861) und Exemplare verschiedener Bänkellieder. Unter den Schriftstücken des Bierbrauers František Mikulejský (1843-1900) finden sich Artikel aus der Wiener Brauer-Zeitung Gambrinus aus den Jahren 1883 und 1887 sowie andere Drucke zum Brauereiwesen. In weiteren schriftlichen Nachlässen im Archiv des Nationalmuseums, die bisher noch ungeordnet und unbearbeitet sind, dürften sich weitere deutsche Drucke befinden. Einen ungefähren Überblick ermöglichen zur Zeit nur provisorische Inventare und Verzeichnisse. Zu den bislang unbearbeiteten Beständen zählt auch die Sammlung der Adelsfamilie von Sternberg-Manderscheid in ca. 200 Archivkartons.

Bestände von Vereinen und Institutionen

2.37 Deutsche Drucke sind darüber hinaus in einigen Vereinsbeständen erhalten. Dies gilt besonders für den Bestand der Gesellschaft für Physiokratie, der 38 Archivkartons umfaßt mit Sonderdrucken von Fachaufsätzen, Werbedrucken und Kleindrucken zu verschiedenen Themen aus dem 19. Jh, so beispielsweise

 Karel Slavoj Amerlings Die Orientierungslehre (Prag
1874), Am Sprudel. Eine Festgabe zur Erinnerung an die Versammlung deutscher Ärzte und Naturforscher zu Karlsbad im September (Karlsbad 1862), Briefe zur Beförderung der Humanität über Virtuosität (Hannover 1863) und Josef Reitters Über die Notwendigkeit der Regulierung und Schiffbarmachung der Flüsse in den böhmischen Kronländern (Prag 1882).

2.38 Im Bestand der Tschechischen Industrieschule in Prag [Ceská prmyslová škola v Praze] (1845-1847) sind die Rechtschreibregeln der tschechischen Sprache im Werk Die Rechte der Böhmisch-cechischen Sprache an den höhern und niedern Schulen Böhmens, Mährens und Schlesiens (Leipzig 1846) erhalten. In der Sammlung des Abstinenzlerverbandes [Abstinentní svaz] liegen Ausgaben der Zeitschrift Abstinenz aus dem Jahre 1898 vor. Deutsche Kleindrucke finden sich weiterhin im Bestand des Naturhistorischen Vereins (Lotos), u. a. ein Verzeichnis von kirchlichen und weltlichen Bildungsanstalten, wissenschaftlichen Vereinen, Gesellschaften, Museen, Gesundheits- und Versorgungsanstalten in Österreich (Mühlfeld 1825). Der Großteil der Bestände des Vereins befindet sich heute in der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik (s. Eintrag dort).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Sonderkataloge

Katalog der Sammlung der Patente und anderer Amtsschriften [in Zettelform; chronologische Ordnung]

Katalog der Handschriftensammlung (und Stammbücher)

[in Zettelform; thematisch geordnet; verzeichnet gedruckte und hschr. Stammbücher]

Pecharová, Emilie, et al.: Archivní sbírky Bohuslava Duška. Katalog [Die Archivsammlungen von Bohuslav Dušek. Katalog]. In: Sborník Národního muzea v Praze, rada C - Literární historie [Sammelband des Nationalmuseums in Prag, Reihe C - Literaturgeschichte] 27 (1981) Nr. 1-4

Hoffmannová, Jaroslava: Písemná pozstalost Františka Palackého a jeho blízkých 1772-1968. Inventár [Der schriftliche Nachlaß von František Palacký und seinen Verwandten 1772-1968. Inventar]. Praha 1976

Šubrtová, Alena; Pecharová, Emilie: František Ladislav Rieger 1818-1903. Inventár pozstalosti I, II [František Ladislav Rieger 1818-1903. Inventar des Nachlasses I, II]. Praha 1973

Zu den beschriebenen Nachlässen und Vereinsbeständen liegen einzelne Inventare vor (in der Regel mschr.). Derzeit sind es 151 Inventare zu Nachlässen, 29 Inventare zu Beständen von Vereinen und Institutionen und 26 Inventare zu Sammlungen. Sie wurden zwischen 1962 und 1998 ausgearbeitet, befinden sich im Archiv des Nationalmuseums und in der Archivverwaltung des Innenministeriums der Tschechischen Republik in Prag.

Die Bestände werden z. Z. mit EDV katalogisiert.

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Urkunden

[in Zettelform; chronologisch geordnet; vom Ende des 19. und Beginn des 20. Jhs]

Standortkatalog der topographischen Sammlung

[in Zettelform; vom Ende des 19. und Beginn des 20. Jhs]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Registratur des Nationalmuseums (seit 1818) und Archiv des Nationalmuseums (mit Inventarverzeichnis)

[Dokumente zur Gesellschaft des Nationalmuseums aus den Jahren 1935-1960, zum Verein Matice ceská aus den Jahren 1831-1960, zum Nationalmuseum aus den Jahren 1818-1960]

4.2 Darstellungen

Saturník, Theodor: Národní museum za války a po válce [Das Nationalmuseum im und nach dem Kriege]. Praha 1924, S. 35-37

Charvát, Jaroslav: Archiv. In: Národní museum 1818-1948 [Das Nationalmuseum 1818-1948]. Praha 1949, S. 33-41

Švehla, Karel: Archiv Národního musea [Archiv des Nationalmuseums]. In: Národní museum. Praha 1955, S. 62-63

Národní muzeum 1818-1968 [Das Nationalmuseum 1818-1968]. Praha 1968

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bystrický, Vladimír; Hrubý, Václav: Prehled archiv v CSR [Eine Übersicht der Archive in der CSR]. Praha 1984, S. 59-61

Cechura, Jaroslav: Osobní fondy v Archivu Národního muzea [Die Personalnachlässe im Archiv des Nationalmuseums]. In: Archivní casopis [Archivzeitschrift] 38 (1988) S. 81-89

Chalupa, Aleš: Die Familie der Grafen Sternberg-Manderscheid und ihr Archiv. In: Die Manderscheider. Eine Eifeler Adelsfamilie. Herrschaft, Wirtschaft, Kultur. Köln 1990, S. 83-87 [Ausstellungskatalog]

Pešková, Jarmila: Pozstalost J. V. Práška v Archivu Národního muzea [Der Nachlaß von J. V. Práška im Archiv des Nationalmuseums]. In: Casopis Národního muzea [Zeitschrift des Nationalmuseums], Reihe A 163 (1994) S. 46-52

Prvodce po fondech a sbírkách Archivu Národního muzea [Führer durch die Bestände und Sammlungen des Archivs des Natioalmuseums]. Red. Jaroslav Cechura. Praha 1998

Ryantová, Marie: Písemná pozstalost Josefa Kocího v Archivu Národního muzea [Der schriftliche Nachlaß von Josef Kocí im Archiv des Nationalmuseums]. In: Casopis Národního muzea [Zeitschrift des Nationalmuseums], Reihe A 159 (1990) S. 96-105

Ryantová, Marie: Osobní fond prof. Jana Kaprase v Archivu Národního muzea [Der Nachlaß des Professors Jan Kapras im Archiv des Nationalmuseums]. In: Sborník archivních prací [Sammelband der Archivarbeiten] 46 (1996) Heft 2, S. 537-578

Šubrtová, Alena: Osobní fond Antonín Hajn [Der Personalnachlaß Antonín Hajn]. In: Sborník archivních prací [Sammelband der Archivarbeiten] 41 (1991) Heft 1, S. 151-169

Stand: Mai 1999

Marie Ryantová


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.