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Bibliothek des Bauernkriegsmuseums

Adresse. Museumsgebäude Zehntsehener, Pfarrgasse, 71032 Böblingen [Karte]
Telefon. (07031) 669-481

Unterhaltsträger. Stadt Böblingen
Funktion. Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Bauernkrieg und Reformation: Einblattdrucke, Flugblätter, Flugschriften u. a.

Benutzungsmöglichkeiten. Nach telefonischer Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Gedruckte Informationen. Museumsprospekt. Katalog in Vorbereitung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erforderlich. - S-Bahnverbindung von Stuttgart.

A 81, Ausfahrt Böblingen-Sindelfingen. Parkmöglichkeit in den Parkhäusern in der Nähe des Museums.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Bei der Bombardierung der Böblinger Altstadt im Oktober 1943 ging das gesamte Archiv der Stadt zugrunde. Für das Bedürfnis, den historischen Hintergrund dieser Stadt etwa durch wechselnde oder feste Ausstellungen wieder zu erarbeiten und dazu eine historische Bibliothek aufzubauen, standen aus dem Fundus der Stadt keinerlei vorzeigbare Dokumente, Bilder und alte Bücher mehr zur Verfügung. Verständlicherweise konzentrierte man sich zuerst auf bekannte Ereignisse, die mit der Geschichte der Stadt in Verbindung standen, wie die Ermordung von Ulrich von Huttens Vetter durch den Herzog Ulrich von Württemberg im Böblinger Forst 1515 (Ausstellung im April und Mai 1989) oder die berühmte Schlacht vom 12. Mai 1525 vor den Toren der Stadt (Bauernkriegsmuseum ab 1988). Die Sonderausstellung " Flugschriften der Reformation und des Bauernkrieges" im Juli und August 1988 bediente sich einiger Leihgaben der Universitätsbibliothek Tübingen und benutzte 50 Faksimiles von Einblattdrucken aus der Forschungsbibliothek Gotha. Anläßlich der Huttenausstellung 1989 wurden einige diesbezügliche Schriften und Holzschnitte erworben und z. T. in das Museum integriert.

1.2 Für das Stadtarchiv wurden seit 1981 alte Drucke angeschafft in der Absicht, damit ein Stadtmuseum und das Bauernkriegsmuseum aufzubauen. Das Bauernkriegsmuseum wurde 1988 eröffnet. In ihm sind etwa 30 alte Drucke und etliche Holzschnitte aus zeitgenössischen Werken ausgestellt, die zu diesem Zweck erworben wurden. Das Bauernkriegsmuseum, mehr eine auf Zuwachs angelegte Dauerausstellung als ein klassisches Museum, fand seinen Platz beziehungsreich in der Zehntscheuer des Kloster Hirsau, einem der wenigen nicht gänzlich zerstörten Gebäude der Böblinger Altstadt. In der Einsicht, daß die junge Buchdruckerkunst für die sozialen, politischen und reformatorischen Bewegungen in den ersten Jahrzehnten des 16. Jhs eine zentrale Rolle spielte, konzentrierte man sich zuerst auf diese Druckwerke, besonders auf Reformationsflugschriften und illustrierende Holzschnitte zur bäuerlichen Lebenswelt und zum Landsknechtwesen. Einige spätere gedruckte Ausgaben etwa die erste Druckfassung des Weißkunig von 1775 wurden auch verwendet. Weitere Zukäufe zum Ausbau des Museums sind vorgesehen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bisher ist eine zahlenmäßig zwar noch begrenzte, von Wert und Qualität her jedoch ausgezeichnete Sammlung entstanden. Es handelt sich um etwa 40 Drucke, meist aus den ersten drei Jahrzehnten des 16. Jhs. Alle Schriften sind in Deutsch verfaßt, einige werden allerdings als Übersetzungen aus dem Lateinischen bezeichnet. Daneben gibt es etliche Holzschnitte aus alten Druckwerken. Sie sind illustrierend in die Ausstellung einbezogen.

Systematische Übersicht

2.2 Die thematische Entwicklung der Ausstellung bestimmt die Verteilung der Drucke und Stiche. Vor einem historischen Hintergrund wird die Lebens- und Vorstellungswelt der Bauern, unter Stichworten wie Grundherrschaft, bäuerliche Selbstverwaltung, Zehnt, Arbeit, Ernährung, Kleidung etc. dokumentiert. Aus dem weiteren Umfeld werden einschlägige Werke zum Reich, Württemberg und Franken ausgestellt, so die Württembergische Landesordnung von 1567 und die Ordnung des Heiligen Reiches von 1566. Die Bildtnisse der Rhömischen Kayser des Diethelm Keller (Zürich, Geßner 1558) und die sogenannte Reformatio Sigismundi (Augsburg, Nadler 1522) bieten Anschauungsmaterial. Im anderen Hauptteil werden die Bezüge von Böblingen und seinem Umland zur Entwicklung des schwäbisch-fränkischen Bauernkrieges mit dem Höhepunkt der Schlacht am 12.Mai 1525 vor den Toren der Stadt dargestellt. In einem verbindenden Mittelteil wird die junge Buchdruckerkunst thematisiert, weil mittels " tausender von Flugschriften" die Bauern agitiert wurden.

2.3 Zum Bauernkrieg sind neben den Artikeln der Bauernschaft (Erstausgabe Augsburg: Ramminger 1525) vor allem die Gegenschriften Luthers, Melanchthons u. a. ausgestellt, namentlich Luthers Vermahnung Widder die räuberischen und mörderischen Rotten der andern bauern (Wittenberg: Rhau-Grunenberg 1524). Als Bericht über den Bauernkrieg, speziell der Schlacht bei Böblingen, liegt der Auszug und krieg des Schwäbischen Bundes wider Herzog Ulrich von Württemberg (Augsburg: Steiner 1533) vor. Von den Werken zur Vorgeschichte des Bauernkrieges seien genannt Luthers Vom Kaufhandel und Wucher (Wittenberg: Lufft 1524) und seine Vermahnung Sich tzu verhuten fur aufruhr... (1521), Erasmus' Querela pacis in der deutschen Ausgabe durch Leo Jud (Zürich 1521) sowie der Sermon gepredigt vom Pawren zu Wördt, d. i. Diepholt Peringer (Erfurt: Stürmer 1524). Besonders sei auf den Karsthans (Straßburg 1521) hingewiesen. Von einigen Schriften Ulrich von Huttens ist Ein klag über den Lutherischen Brand zu Mentz (Augsburg: Nadler 1521) zu nennen.

2.4 Die ausgestellten Holzschnitte stammen vom sogenannten Petrarcameister aus Petrarcas Von der Arztney bayder Glück des guten und widerwertigen (Augsburg: Steiner 1532), aus dem Ständebuch von Jost Ammann (Frankfurt a. M. 1568), dem Theuerdank (Hs. von 1553), dem Trostspiegel, Sebastian Münsters Cosmographia und anderen. Einige bekannte Stiche Dürers zum Bauernleben sind (in Faksimile) vorhanden.

2.5 Im Fleischermuseum untergebracht im benachbarten Vogtshaus sind verschiedene alte Stiche und Bücher zum Fleischerhandwerk gesammelt. Im Archiv befinden sich verschiedene ältere Drucke des 18. und 19. Jhs pietistischer Tradition, namentlich von Immanuel Gottlieb Kolb von Dagersheim und von Michael Hahn aus Altorf.

3. KATALOGE

Für die Exponate ist ein Verzeichnis im Druck.

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Baden-Württemberg nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Waibel, Raimund: Museen des Landes: Das Bauernkriegsmuseum in Böblingen. In: Schwäbische Heimat 4 (1988) S. 303-310

Bauernkriegsmuseum Böblingen Zehntscheuer. Presseberichte 1./2. Teil 1988 [mschr.]

Aus der Schriftenreihe " Böblinger Museumsschriften" sind hier zu nennen: Scholz, Günter (Hrsg.): Ulrich von Hutten 1488-1523. Böblingen 1989

Scholz, Günter (Hrsg.): Thomas Müntzer (vor 1491-1525). Böblingen 1990

Stand: Oktober 1992

Heinz Holeczek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.