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Kulturstiftung Meiningen, Meininger Museen - Historische Bibliotheken des Baumbach-Hauses

Adresse. Burggasse 22, 98617 Meiningen [Karte]
Telefon. (03693) 2848
Telefax. (03693) 3644

Unterhaltsträger. Kulturstiftung Meiningen
Funktion. Nachlaßbibliothek (Baumbach) bzw. Schausammlung, Teil der ständigen Ausstellung des Museums (Baumbach und Bechstein).
Sammelgebiete. Belletristik des 17. bis 19. Jhs, Werke Rudolf Baumbachs.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung während der Öffnungszeiten des Museums: Mai bis September Samstag bis Donnerstag 10-18 Uhr; Oktober bis April Samstag bis Donnerstag 9-17 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät und 2 Mikrofilm-Lesegeräte im Schloß.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Vom Bahnhof Meiningen Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). - A 7 (E 45), Ausfahrt Schweinfurt/Werneck, B 19 Richtung Meiningen; A 4 (E 40), Ausfahrt Eisenach, B 19. Fußwegnähe vom Parkplatz Landsberger Straße/Volkshausplatz (ca. 5 Minuten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Baumbach-Haus, ein Fachwerkbau aus dem 18. Jh, wurde um 1800 von den Großeltern Rudolf Baumbachs (1840-1905) erworben und von 1846 bis 1860 sowie von 1885 bis 1905 von dem Dichter bewohnt. Er richtete sich ein Bibliotheks- und Arbeitszimmer ein, dessen Ausstattung noch heute besichtigt werden kann. Das Gebäude wurde zunächst als Gedenkstätte und ab 1937 als Dichter- und Heimatmuseum genutzt. 1982 wurde es als Literaturmuseum eingerichtet, das den in Meiningen und Umgebung wirkenden Dichtern und Schriftstellern gewidmet ist (Friedrich Schiller, Jean Paul, Carl Gottlob Cramer, Johann Ernst Wagner, Ludwig Bechstein und Rudolf Baumbach) und zugleich als Stätte literarischer Begegnungen dient.

1.2 Im Baumbach-Haus befinden sich drei Büchersammlungen: (1) die Bibliothek von Rudolf Baumbach, (2) die Bibliothek der Baumbach-Schwestern und (3) die Ludwig-Bechstein-Bibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Rudolf-Baumbach-Bibliothek

2.1 Die Bibliothek umfaßt insgesamt 2069 Bde, davon 2021 (98 Prozent) aus dem 16. bis 19. Jh. Aus dem 16. Jh stammen 5 Bde, aus dem 17. Jh 35, aus dem 18. Jh 249 und aus dem 19. Jh 1732 (86 Prozent). Sie sind fast ausschließlich in deutscher Sprache. 9 Bde liegen in lateinischer Sprache vor (16. Jh 2, 17. Jh einer, 19. Jh 6), 5 sind in englischer Sprache (19. Jh), 3 in französischer (18. Jh einer, 19. Jh 2) und 10 (19. Jh) in sonstigen Sprachen.

2.2 Die Belletristik ist mit 1047 Bdn (16. Jh 4, 17. Jh 30, 18. Jh 205, 19. Jh 808) am besten vertreten. Es folgen Literaturgeschichte mit 712 Bdn (18. Jh 16, 19. Jh 696), Kulturgeschichte, Pädagogik mit 199 Bdn (16. Jh einer, 17. Jh 4, 18. Jh 26, 19. Jh 168), Regionalgeschichte mit 31 Bdn (17. Jh einer, 18. Jh 2, 19. Jh 28), Allgemeines mit 15 Bdn (19. Jh) und Bildende Kunst mit 15 Bdn (19. Jh).

2.3 Der Bibliothek ist eine Sammlung von Vertonungen Baumbachscher Werke angeschlossen, welche 341 Positionen aufweist. Sie enthält u. a. auch Notenblätter populärer Lieder wie Die Lindenwirtin oder Mein Thüringen, aus dem ich schied aus Baumbachs Versepos Frau Holde.

2.4 Von den drei Bibliotheken kann die Baumbach-Bibliothek am ehesten als geschlossene Sammlung bezeichnet werden. Nach dem Tode des Dichters im Jahre 1905 wurde sie nur geringfügig ergänzt. Bei diesen Zugaben, die sowohl von den noch lebenden Familienmitgliedern als auch später von der Baumbach-Gemeinde (gegr. 1924, aufgelöst 1949) besorgt wurden, handelt es sich zumeist um Ausgaben Baumbachscher Schriften, d. h. Nachauflagen und Übersetzungen, sowie um Anthologien mit Texten Rudolf Baumbachs.

2.5 Die Privatbibliothek des Dichters, die zahlreiche Bände mit dem gelöschten Provenienzvermerk der Herzoglichen Bibliothek aufweist (sie stammen vermutlich aus Dublettenverkäufen im 19. Jh), ist von kultur- und literarhistorischem sowie regional- und buchkundlichem Interesse, so die Werke von Hans Sachs (5 Bde, Nürnberg 1560-1579), die Tischreden Luthers (Eisleben 1567), Predigten von Johannes Tauler (Basel 1521), der Sachsenspiegel von 1569 oder die illustrierten Ausgaben Daniel Caspar von Lohensteins (1635-1683).

2.6 Viele dieser Bücher weisen einen kunstvollen Einband, kalligraphische Besonderheiten oder bemerkenswerte Titelkupfer auf. Auch Faksimileausgaben oder Erstdrucke mittelalterlicher Hss. liegen vor, wie G. F. Beneckes Erstdruck von Gravensberchs Wigalois, der Ritter mit dem Rade (Berlin 1819). Zu den regionalhistorischen Kostbarkeiten zählen die Poligraphia Meiningensis von Johann Sebastian Güth (1676) und Christoph Albrecht Ercks Autentique Nachrichten von der im Papstthum berühmten Hennebergischen Wallfahrt nach Grimmenthal (Meiningen 1744-1747).

2.7 Die Bibliothek enthält die Werke bedeutender deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen der deutschen Literatur bis in das 19. Jh. Das schriftstellerische Lebenswerk Rudolf Baumbachs ist vollständig vorhanden. Neben den bekannten Goldschnittbändchen des Leipziger Verlegers F. Liebeskind finden sich auch Prachtausgaben Baumbachscher Texte. Vorhanden ist auch Kürschners National-Literatur. Bibliothek der Baumbach-Schwestern

2.8 Die kleinste Sammlung umfaßt 289 Bde, davon stammen 258 (89 Prozent) aus dem 19. Jh. Bis auf drei sind alle in deutscher Sprache. Der größte Teil (193 Bde) sind belletristische Werke. Zur Kulturgeschichte liegen 39 Bde, zur Literaturgeschichte 15, zur Gruppe Allgemeines 7 und zur Bildenden Kunst und Regionalgeschichte je 2 vor. Die meisten stammen aus dem Nachlaß von Adelheid (1842-1913) und Mathilde Baumbach (1845-1920), den Schwestern Rudolf Baumbachs. Auch Bücher aus dem Besitz Baumbachs sowie Erwerbungen der Baumbach-Gemeinde wurden der Sammlung später zugeordnet.

2.9 Die Belletristik beinhaltet Klassisches wie auch Triviales. So gehört Hempels National-Bibliothek sämtlicher Deutscher Klassiker (93 Bde, Berlin o. J.) ebenso zum Bestand wie Bändchen von E. Marlitt, Heinrich Seidel und Edwin Bormann. Die Bibliothek enthält außerdem diverse illustrierte Kalender, Literaturgeschichten und literaturwissenschaftliche Abhandlungen, einige Fach- und Lesebücher für die Schul- und Lehrerbildung sowie Scheffeliana. Prachtausgaben und Goldschnittbändchen geben Auskunft über buchkünstlerische Techniken, Illustrationsmuster und den Gescck des bürgerlichen Lesepublikums in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Ludwig-Bechstein-Bibliothek

2.10 Diese Bibliothek mit 338 Bdn hat ihren Ursprung in der privaten Büchersammlung Ludwig Bechsteins (1801-1860). 45 Bde (14 Prozent) stammen aus dem 18. Jh und 293 Bde (86 Prozent) aus dem 19. Jh. Bis auf 4 Werke sind alle in deutscher Sprache. 157 Bde (47 Prozent) sind der Belletristik, 68 (20 Prozent) der Literaturgeschichte, 54 (16 Prozent) der Kulturgeschichte, 44 (13 Prozent) der Regionalgeschichte, 11 der Bildenden Kunst und 4 der Gruppe Allgemeines zuzuordnen.

2.11 Die ursprünglich umfangreichen Sammlungen des Schriftstellers, Hofbibliothekars und Altertumsforschers wurden nach dessen Tod durch Versteigerungen dezimiert. Inwieweit davon auch seine private Bibliothek betroffen war, ist heute unklar. 1908 erhielt der Hennebergische Altertumsforschende Verein den damaligen Bestand als Schenkung. Wieviele Bände er umfaßte, ist heute ebenfalls unbekannt. Nachweisbar wurden der Sammlung nach Bechsteins Tod bis in die siebziger Jahre des 20. Jhs weitere Bücher zugeordnet. Von einem in sich geschlossenen Fundus kann also nicht die Rede sein.

2.12 Bei vielen Büchern ist Ludwig Bechstein als Erstbesitzer jedoch nachweisbar. Diese tragen das Exlibris des Dichters oder sind mit Eintragungen von seiner Hand versehen. Die Bibliothek enthält 118 Titel aus dem Lebenswerk Bechsteins, darunter eine Erstausgabe seines Deutschen Sagenbuches von 1853 und eine frühe Auflage des Deutschen Märchenbuches (Leipzig 1846). Weiterhin umfaßt die Sammlung diverse Kunstblätter und -alben, regionalgeschichtliche Literatur sowie Schriften zur Freimaurerei. Kalender, Annalen und Periodikaliteratur sind von kulturgeschichtlichem Interesse. Dazu gehören u. a. die Bayreuther Volkszeitung (1796, August und Oktober) und der in Berlin erschienene Deutsche Volkskalender (1835-1865).

3. KATALOGE

Verfasserkatalog

Titelkatalog

Inventarbuch

[Aufstellung nach Numerus currens]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Stadtarchiv Meiningen, Nr. 234, 239, 255. Akten, die Erwerbung der Baumbach-Bibliothek durch die Baumbachgemeinde betreffend, 1924-1946

4.2 Darstellungen

Seifert, Andreas: Das Baumbach-Haus in Meiningen. In: Palmbaum 1 (1993) Heft 1, S. 121-125

Stand: November 1993

Andreas Seifert

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.