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Bibliothek des Bayerischen Landtags

Adresse. Max-Planck-Str. 1 (Maximilianeum), 81675 München; [Karte]
Postanschrift: 81627 München
Telefon. (089) 4126-268
Telefax. (089) 4126-770
Bibliothekssigel. <M 13>

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. Informationsversorgung für Abgeordnete, für Senatoren, Fraktionen und für das Landtagsamt.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Staats- und Rechtswissenschaft, insbesondere Parlamentsrecht; Politik, Wirtschaft, Sozialwissenschaft, Umweltpolitik, EG. 2. Besonderes Sammelgebiet: Literatur zum Föderalismus.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek (für aktuellen Bestand). Öffnungszeiten: Montag 8-16.30 Uhr, Dienstag und Mittwoch 8-17 Uhr, Donnerstag 8-16.30 Uhr, Freitag 8-14 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät; Mikrofiche-Lesegerät als Reader-Printer; CD-ROM; JURIS.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich; der Hauptbestand ist in der Ismaningerstr. 3 deponiert (5 Minuten vom Maximilianeum, am Max-Weber-Platz). U-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie U4 oder U5) bis Max-Weber-Platz. Straßenbahnverbindung (Linie 19) ab Hauptbahnhof bis Maximilianeum (Haltestelle an der Ostpforte). - Parkmöglichkeiten nur in Parlamentsferienzeiten.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek entstand als Hilfsmittel der neu geschaffenen bayerischen Ständeversammlung und des Landtags. Die Verfassung des Königreichs Bayern vom 26. Mai 1818 dekretierte auch ein Parlament, gebildet aus zwei gleichberechtigten Kammern. Vier Wochen nach der Eröffnung des ersten Landtags, am 3. März 1819, beantragte der Abgeordnete und ehemalige Hofbibliothekar Johann Christoph Freiherr von Aretin eine Bibliothek für beide Kammern. Das Edikt über die Ständeversammlung sah zunächst nur eine von einem Archivar verwaltete Registratur vor. Als Archivar wurde Felix Joseph von Lipowsky (1764-1844) am 16. Juli 1819 bestätigt.

1.2 Die provisorische Instruktion bestimmte, daß der Archivar " die Gesetzsammlungen und alle offiziellen Blätter des Reichs [d. i. Bayern] von dem Regierungsblatt an bis auf die Intelligenzblätter der einzelnen Kreise und Städte, die Verhandlungen des deutschen Bundes, der sämtlichen Ständeversammlungen in Deutschland, sowie die Verhandlungen des Auslands über diesen Gegenstand aufzunehmen" habe. Er wurde angewiesen, Kataloge anzulegen und Übersichten, Register, Auszüge und Übersetzungen anzufertigen. Die endgültige Instruktion von 1825 wurde einige Male revidiert und blieb bis zum Erlaß einer Bibliotheksordnung von 1921 in Kraft. Schließlich war die Bibliothek bis 1933 Teil des Archivs, wenn auch zuletzt der Archivdirektor die Aufsicht nur noch nebenamtlich innehatte. Der Bestandsaufbau profitierte und litt an dem vorgegebenen Zweck. Erst 1912 wurde ein eigener Bibliothekar angestellt.

1.3 Ambivalent war auch der Umstand, daß die Archivare mit einer Ausnahme sehr lange ihr Amt versehen konnten. Lipowsky, ein fähiger Verwaltungsbeamter und produktiver historisch-politischer Schriftsteller, blieb bis über sein 70. Lebensjahr hinaus tätig. Seine staatsrechtlichen Auftragsarbeiten sowie sein schriftstellerischer Nachlaß befinden sich in der Bayerischen Staatsbibliothek. Der Landtags-Bibliothek schenkte er weniger Aufmerksamkeit, wie Klagen aus dem Jahre 1831 belegen. 1837 übernahm Georg von Delling das Amt, starb jedoch schon 1841. Ihm ist der Katalog von 1839 zu verdanken. 1843 wurde Pleikard Stumpf (1807-1877) Archivar; er verwaltete sein Amt bis zu seinem Tode. Von 1881 bis 1910 war der Fiskalrat Dr. Friedrich von Hertlein verantwortlich. Am 1. März 1912 kam Dr. Rudolf Buttmann als eigener Landtagsbibliothekar. Im Mai 1933 wechselte er vom Reichstag ins Reichskulturministerium nach Berlin, von 1935 bis Mai 1945 war er Generaldirektor der bayerischen staatlichen Bibliotheken. Er war auch Abgeordneter und 1925 " Führer" der NSDAP-Fraktion im Bayerischen Landtag.

1.4 Der Bestand entwickelte sich zunächst langsam. 1840 wies der Katalog 1428 Nummern auf, dazu 34 Werke Lipowskys, insgesamt ca. 3800 Bde. Dabei war die Bibliothek in den ohnehin engen Räumen des Archivs unzureichend untergebracht. 1843 wurden eine Menge für Landtagszwecke unbrauchbare Werke verkauft. Die Ausscheidung brachte keinen Raumgewinn, zog sich jedoch Jahre hin. Inzwischen waren staatsrechtliche, statistische, nationalökonomische und juristische Werke neu erworben worden, eine Reorganisation war überfällig. Die Aufstellung war bis dahin uneinheitlich; jetzt wurden Oktav- und Quartformate zusammengestellt und die Folianten separat untergebracht. Die Bücher waren auf drei Stellen verteilt, z. B. in den Speichern des Landtagsgebäudes und von 1845 an für über zwanzig Jahre auch in der Alten Akademie in z. T. feuchten und ungeeigneten Räumen. Die Bibliothek zählte im Jahre 1843 ca. 8000 Bde (1854 Nummern), im Jahre 1869 ca. 10.000 Bde (3841 Nummern). Erst der Umbau der Landtagsgebäude 1884/85 verbesserte auch die Lage. 1890 wurde ein neuer Anlauf unternommen, die Bibliothek zu ordnen. Die Absicht, den Katalog zu drucken, unterblieb jedoch wie schon 1849 aus Kostengründen.

1.5 1903 betrug der Bestand über 10.000 Nummern in ca. 60.000 Bdn, 1920 ca. 20.000 Nummern in ca. 100.000 Bdn. 1934 zählte die Bibliothek 23.981 Nummern in ca. 130.000 Bdn. Der Bayerische Landtag trat am 28. und 29. April 1933 zum letzten Mal zusammen. Das Gesetz zum Neuaufbau des Reiches vom 30. Januar 1934 hob die Landtage auf. Die letzten Einträge im Aufstellungskatalog datieren vom 27. Juli desselben Jahres. Überlegungen der neuen Machthaber, die Landtagsbibliothek als geschlossenen Bestand - zum Studium der " weltanschaulichen Gegner" zu erhalten, hätte Kosten verursacht. So wurde die Bibliothek schließlich an die Bayerische Staatsbibliothek abgegeben. Kriegs- und Auslagerungsverluste waren groß. Bei der Neugründung 1946 fand nur weniges vom Altbestand zurück.

1.6 Das Schwergewicht seit 1946 liegt auf der Staats- und Rechtsliteratur. Der Föderalismus wird als Sammelgebiet besonders gepflegt. Bavarica sind nur in Auswahl vertreten. Die Gesetzblätter der Bundesländer stellen neben Kommentaren zu allen Rechtsgebieten, zu finanziellen und wirtschaftlichen, aber auch naturwissenschaftlichen Themenbereichen, insbesondere Umweltschutz, den Hauptteil der Handbibliothek. Außerdem sind hier die wichtigsten allgemeinen Nachschlagewerke untergebracht. Von den Zeitschriften werden mit Ausnahme der Entscheidungssammlungen nur jeweils die zehn letzten laufenden Jahrgänge aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Aufstellung erfolgt nach dem Numerus currens; Großformate stehen separat. Die Handbibliothek im Maximilianeum ca. 6500 Bde ist nach der Regensburger Systematik grob gegliedert. Bei ca. 65.000 Bdn Gesamtbestand zählen etwas mehr als 2000 Bde zum historischen Bestand. Sie sind, bis auf wenige Ausnahmen, aus dem 19. Jh und deutschsprachig.

2.2 Den Hauptteil des historischen Bestandes stellen die Landtagsverhandlungen (ca. 750 Bde), dazu Gesetz- und Amtsblätter (nur der bayerischen Ministerien, ca. 200 Bde). An politischen Schriften liegen vor F. von Spauns Glossen über den Zeitlauf (1821), Eduard von Ambachs Der junge Staatsbürger (1867) und von de Tocqueville De la démocratie en Amérique (Paris 1850) sowie L'Ancien régime et la révolution (Paris 1890). Zum deutschen und bayerischen Staatsrecht sind die klassischen Werke Paul Labands und Max von Seydels vorhanden, zur Theologie Ignaz von Döllingers Akademische Vorträge (1888-1891).

2.3 Den größten Anteil der nicht-parlamentarischen Literatur nehmen Schriften zur deutschen Geschichte ein. Neben Werken von Treitschke finden sich Lorenz von Westenrieder, Historische Beiträge (München 1788-1817), Bruno Bauer, Die bürgerliche Revolution in Deutschland seit dem Anfang der deutsch-katholischen Bewegung bis zur Gegenwart (Berlin 1849), J. W. Zinkeisen, Der Jakobiner Klub (Berlin 1852-1853), Eduard Vehse, Geschichte der deutschen Höfe (1851-1859) sowie J. Lasker und Friedrich Gerhard, Des deutschen Volkes Erhebung im Jahre 1848, sein Kampf um freie Institutionen und sein Siegeslauf (Danzig 1848). Auch A. Bernsteins Revolutions- und Reaktionsgeschichte Preußens und Deutschlands von den Märztagen bis zur neuesten Zeit (Berlin 1882) ist vorhanden. Außerdem liegt ein beachtlicher Bestand an Bismarck-Literatur vor, darunter von John Grand-Cartet Bismarck en caricature (Paris 1890).

2.4 Zur Geschichte Bayerns sind zu nennen Maximilian Freiherr von Freyberg, Erzählungen aus der bayerischen Geschichte (München 1842 und 1844), G. Ratzinger, Forschungen zur bayerischen Geschichte (1898) und ein Werk über die Forstverwaltung Bayerns von 1861. Außerdem ist Adrian von Riedls Reise-Atlas von Baiern (München 1795-1796) zu erwähnen. Aus dem Bereich der Belletristik liegen Gellerts Sämtliche Schriften (Karlsruhe 1790) vor.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Titel- und Sachkatalog

[1946-1967; nach PI, im A-6 Format]

Titel- und Sachkatalog

[1967-1983; nach PI, im A-7 Format; in leichter Anlehnung an die Vorgaben der Bundestagsbibliothek; Differenzierung in Bezug auf Parlament und Verfassung]

Titel- und Sachkatalog

[ab 1984, nach RAK-WB und RAK-PB, im A-7 Format]

Katalog der Bücherei des Bayerischen Landtages. Verzeichnis der laufenden Zeitschriften. Stand Ostern 1926. München 1926

EDV-Aufnahme seit 1993

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Geschäftsbibliothek der Stände-Versammlung Bayerns. [München] 1839

Übersicht der Geschäftsbibliothek der Kammer der Reichsräte (nach dem Stande vom Juli 1874). [München] 1874

Schema des systematischen Realkatalogs der Landtagsbibliothek. München 1891

Alter Alphabetischer Katalog [in Zettelform]

Alter Systematischer Katalog [in Zettelform]

Systematischer Katalog 1890. 5 Bde [hschr.]

Aufstellungs-Katalog der Bibliothek des Landtags-Archivs. 29. 12. 1896 27. 7. 1934. Bd 3-7, Fortsetzung Juli 1929 - 27. 7. 1934 [hschr.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Rechenschaftsberichte des Archivars [in unregelmäßigen Abständen; z. T. veröffentlicht in den Verhandlungen beider Kammern (bis 1918), zu finden über die gedruckten Repertorien der einzelnen Landtage vor 1918]

Stumpf, Pleikard: Rechenschaftsbericht. In: Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des Königreichs Bayern im Jahre 1847. Beilagen-Band 1, S. 180-205

Ruland, Anton: Gutachtlicher Bericht, den Stand des Landtags-Archives und der Landtags-Bibliothek betreffend. In: Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Landtages in den Jahren 1859/61. Beilagen-Band 7, S. 245-247 [auch in: Chilianeum 1863]

Ruland, Anton: Gutachtlicher Bericht den Stand des Landtags-Archives und der Landtags-Bibliothek betreffend. In: Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten ... in den Jahren 1866/69. Beilagen-Band 5, S. 614-616 [auch in: Theologisches Literaturblatt, hrsg. von F. H. Reusch, 1870]

Erlaß über die Ergänzung der Landtagsbücherei vom 11. Mai 1926. In: Amtsblatt des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus 60 (1926) S. 80

Huber, Heinrich: Landtagsarchiv und Landtagsbibliothek. In: Bayerland 45 (1934) S. 104-107

Bühler, Hermann: München. Bibliothek des Landtages, Maximilianeum. In: Nachrichten für wissenschaftliche Bibliotheken 2 (1949) S. 110-111

Huber, Heinrich: Das Archiv des Bayerischen Landtags. In: Archivalische Zeitschrift 47 (1951) S. 201-210

Lenk, Leonhard: Die Bibliothek des Bayerischen Landtags. In: Bibliotheksforum Bayern 21 (1993) S. 121-127

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Die wichtigsten Neuerwerbungen der Bibliothek des Bayerischen Landtags seit 1946. München. Liste 1. 1949 4. 1950. Fortsetzung: Neuzugänge der Landtagsbibliothek. Monatsliste. München 1952-1962

Informationsdienst: Neuerwerbungen (Auswahl). 1. 1979- Informationsdienst: Neuerwerbungen. Zeitschriftenaufsätze (Auswahl). 1. 1979-

Stand: Februar 1992

Leinhard Lenk


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.