FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Bayerischen Nationalmuseums

Adresse. Prinzregentenstraße 3, 80538 München [Karte]
Telefon. (089) 211 24-213
Telefax. (089) 211 24-201
Bibliothekssigel. <M 17>

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Kunst- und Kulturgeschichte Europas vom ausgehenden Mittelalter bis ca. 1930, Volkskunde, Landesgeschichte. 2. Besondere Sammelgebiete: Skulptur und Kunstgewerbe, Keramik.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Gezielte Literaturangaben erbeten. - Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 8-12 Uhr und 14-16 Uhr und nach Vereinbarung. - Leihverkehr: DLV (passiv).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät (Kopien in begrenzter Anzahl), Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erbeten. U-Bahn- (Linien U4 und U5) und Straßenbahnverbindung (Linie 20) bis Haltestelle Lehel, Busverbindung (Linie 53) bis Haltestelle Haus der Kunst/Nationalmuseum. Kein eigener Parkplatz vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 König Maximilian II. von Bayern faßte 1855 den endgültigen Beschluß zur Gründung eines Bayerischen Nationalmuseums in München. Das Interesse am Mittelalter reichte zurück bis in die Jugendjahre des Königs. Formuliert wurden seine Pläne in einer Denkschrift aus dem Jahre 1853 durch den nacligen ersten Direktor des Museums, Karl Maria Freiherr von Aretin (1796-1868). Der Sammeleifer konkretisierte sich zunächst im Auftrag zur Publikation der Altertümer und Kunstdenkmäler des Bayerischen Herrscherhauses (München 1855-1871). Maximilian II. reagierte damit auch auf die 1853 erfolgte Gründung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Im Gegensatz zu Nürnberg dachte man nicht an eine Bibliothek. Es entstand eine Sammlung " für die Kunst sowie für die vaterländische Geschichte bedeutsamer Denkmäler", in der Urkunden, Hss. und Bücher ihren Platz fanden, zunächst " freilich nur solche, die wegen ihrer Bilder, ihres Einbandes ein historisches Interesse bieten".

1.2 Von 1853 bis zur Eröffnung des Museums 1867 in der Maximilianstraße wurden gezielt Hss. und Drucke angekauft oder aus bestehenden Münchner Sammlungen wie der Hofbibliothek und der Kunstbibliothek Einzelwerke überwiesen. Beim Erwerb mehrerer bekannter Kunst- und Altertumssammlungen (1855 Sammlung Friedrich Georg Emmerich, † ca. 1840, 1859 Sammlung Martin von Reider) hielt man die daraus miterworbenen Bücher zunächst für unbedeutend, revidierte aber dieses Urteil bei einer späteren Sichtung mit der Feststellung: " So ergab ein bloßer Nebengewinn den ersten Anstoß zur Gründung unserer Bibliothek und bildete deren eigentlichen Grundstock". Neben dem " musealen" Buch, das seinen Platz in den Schausammlungen fand, " um die jeweilige Zeitperiode zu illustrieren", bildete sich aus diesem mehr zufällig zusammengekommenen Grundstock durch planvolle Erwerbung von Neuerscheinungen eine bescheidene Arbeitsbibliothek für die Museumsbeamten. Die geordnete Aufstellung wie auch die allgemeine Benutzung datieren erst vom Jahre 1877.

1.3 Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck (1811-1903), 1868 Nachfolger des plötzlich verstorbenen Gründungsdirektors von Aretin, war ein eifriger Verfechter der Idee, das vaterländische Kunstgewerbe durch Bereitstellen von historischen Erzeugnissen qualitativ zu fördern. Er erwarb vor allem gewerbliche und kunstgewerbliche Vorlageblätter, Ausstellungskataloge, Prachtwerke und allgemeine kunstgeschichtliche Abhandlungen. Vor allem diese Literatur stand Künstlern und Kunstinteressierten als Vorbildersammlung neben der Abgußsammlung und den Kopierräumen zur Verfügung.

1.4 Schriften zur Geschichte und Landeskunde, bereits vorhandene Werke zu den historischen Hilfswissenschaften, vor allem Heraldik und Genealogie, waren unentbehrlich für eine neue Aufgabe des Direktors des Bayerischen Nationalmuseums: die Denkmäler-Inventarisierung in Bayern. Erst 1908 wurde das heutige Landesamt für Denkmalpflege als eigenständige Behörde ausgegliedert, verblieb aber mit seinen Amtsräumen bis 1975 auf dem Areal des Neubaus an der Prinzregentenstraße und war damit weiterhin Benutzer der Museumsbibliothek. Aus dieser Doppelfunktion erklärt sich der Bestand an älterer historisch-topographischer Literatur über Bayern.

1.5 1899 war der große Bibliothekssaal im Neubau an der Prinzregentenstraße bezugsfertig. Der Bücherbestand dürfte nicht erheblich über dem von Joseph Aloys Mayer 1887 publizierten Bestand gelegen haben. 1904 enthielt die Fachbibliothek ca. 4000 Bde, 1913 zählte man ca. 15.000 Bde, 1990 ca. 75.000 Bde.

1.6 Dem Zugang stehen in den zwanziger Jahren Verkäufe, vor allem von Drucken des 15. und 16. Jhs, sowie Abgaben an die Bayerische Staatsbibliothek gegenüber. 1956 erfolgten nocls bedeutende Abgaben von Hss. und Drucken an die Bayerische Staatsbibliothek sowie von illustrierten Werken bis ca. 1850 an die Staatliche Graphische Sammlung in München. Kriegsverluste waren minimal, bei der Rückführung ausgelagerter Bestände gingen ca. 250 Titel verloren. Die Bibliothek besitzt 4240 Werke des 15. bis 19. Jhs. Abgesehen von Einzelerwerbungen geschah der Zuwachs an alten Büchern auch nach 1900 hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Erwerb bzw. der Schenkung von Privatsammlungen. Eine kontinuierliche Pflege des alten Buches lag außerhalb der finanziellen Möglichkeiten und entsprach nicht mehr der Sammlungspolitik des Museums.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Da die Bestände bis Erscheinungsjahr 1800 bei der Generalrevision 1968 separiert wurden (nach Numerus currens), wurden diese am Regal ausgezählt. Die Titel des 19. Jhs wurden anhand des Standortkataloges ermittelt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von einem derzeitigen Gesamtbestand von ca. 75.000 Bdn (einschließlich der Zeitschriften und Auktionskataloge) entfallen 4240 Titel auf den Zeitraum vom 15. bis 19. Jh. Davon sind 17 Inkunabeln. Aus dem 16. Jh stammen 260 Titel, aus dem 17. Jh 462, aus dem 18. Jh 490 und aus dem 19. Jh 2511.

2.3 2937 Werke sind in deutscher Sprache. Von 436 Titeln in lateinischer Sprache gehören 12 dem 15. Jh an, 142 dem 16. Jh, 129 dem 17. Jh, 142 dem 18. Jh und 11 dem 19. Jh. Von 64 englischsprachigen Titeln entstammen dem 17. Jh 7, dem 18. Jh 27 und dem 19. Jh 30. Die französischen Schriften umfassen 632 Titel, davon aus dem 16. Jh 7, aus dem 17. Jh 52, aus dem 18. Jh 229 und aus dem 19. Jh 344. Italienisch ist mit 149 Titeln vertreten, davon 14 aus dem 16. Jh, 34 aus dem 17. Jh, 36 aus dem 18. Jh und 65 aus dem 19. Jh; Spanisch mit 13 (16. Jh 3, 17. Jh einer, 18. Jh 3, 19. Jh 6). Niederländisch sind je ein Titel des 17., 18. und 19. Jhs, dänisch ein Titel des 18. und 3 des 19. Jhs, schwedisch ein Titel und norwegisch 5 Werke aus dem 19. Jh.

Systematische Übersicht

2.4 Der historische Bestand gliedert sich in zwei Komplexe: " Komplex A" umfaßt die in den Anfängen gezielt, oft in Einzelexemplaren erworbenen Werke und die in Stiftungen enthaltenen. Zumindest ein Teil dieser Titel unterschiedlichsten Inhalts wird nicht selbstverständlich in der Bibliothek eines kunst- und kulturgeschichtlichen Museums erwartet. 1968 wurden, mit wenigen Ausnahmen, alle Drucke dieses Komplexes bis zum Erscheinungsjahr 1800 und, nach Formaten getrennt, nach laufender Inventarnummer aufgestellt. Ebenfalls magaziniert, aber separat aufgestellt, bildet die Bibliothek Bassermann-Jordan ( s. u. 2.15; 2.24) zusammen mit einem kleinen älteren Bestand des Museums das Fach " Mathematik und Uhren". Eine systematische Neuordnung aller Drucke des 15. bis 18. Jhs ist geplant.

2.5 " Komplex B" bildet die eigentliche Museumsbibliothek, in der in Freihandaufstellung die Gebrauchsliteratur des 19. und 20. Jhs zur Bearbeitung der Sammlungen westeuropäischer Kunst vom frühen Mittelalter bis ca. 1860 und (bis zur Trennung der Behörden) zur Inventarisierung der Kunstdenkmäler Bayerns zur Verfügung steht. Fachliteratur zur zweiten Hälfte des 19. Jhs und den ersten Jahrzehnten des 20. Jhs, auf die die Sammeltätigkeit seit einigen Jahren erweitert wurde, ist nur unzureichend vorhanden. Die ca. 100 Fachgruppen der um 1900 festgelegten Systematik lassen sich für die Werke aus dem 19. Jh in große Gruppen zusammenfassen.

Komplex A

2.6 An historischen Lexika und Enzyklopädien des 17. und 18. Jhs sind 14 Titel vorhanden. Aus dem 17. Jh stammen Du Cange, Moreri, aus dem 18. Jh das Dictionnaire de Trevoux, ein Historisch-Geographisches Lexikon (1742 ff.), Bruzen de La Martinières Historisch-politisch-topographischer Atlas (Leipzig 1744 ff.), die Encyclopédie von Diderot und d'Alembert, Lexika von Zedler und Hübner sowie 2 deutschsprachige und 4 französischsprachige Künstlerlexika.

2.7 In der Gruppe Genealogie, Heraldik, Orden 441 Titel - vertreten 184 Werke zur Genealogie und 180 zur Heraldik aus dem 16. bis 19. Jh in lateinischer, deutscher, französischer, italienischer, englischer und dänischer Sprache einen beträchtlichen Teil der historischen Hilfswissenschaften. Hier sind 69 Werke des 16. bis 19. Jhs anzufügen über geistliche und Ritterorden, und zwar in lateinischer, deutscher, französischer, englischer, italienischer und niederländischer Sprache.

2.8 Bei den historisch-politischen und historisch-topographischen Werken (150 des 16. bis 18. Jhs) liegt der Schwerpunkt mit 126 Titeln eindeutig im 18. Jh. Insgesamt 50 betreffen Bayern, eine weitere Gruppe bilden 17 Werke über Frankreich, darunter ein Sammelband Mazarinades (Paris 1649). 14 Werke des Faches Philosophie verteilen sich auf ein lateinisches Werk des 15. Jhs, ein französisches des 17. Jhs, 4 lateinische und 8 französische des 18. Jhs. Theologie und Kirchengeschichte betreffen 83 Werke des 15. bis 18. Jhs, darunter eine polyglotte Bibel (Leipzig 1747-1751) und eine lateinische Übersetzung des Koran von 1698. In der Sammlung Kriss befinden sich 36 Gebetbücher des 18. und 19. Jhs.

2.9 In der Gruppe Antike Autoren stehen 26 Werke des 15. bis 18. Jhs, davon 15 lateinische Ausgaben (aus dem 15. Jh je ein Terenz und ein Cicero). Aus dem 16. Jh liegen 6 Drucke vor (Apuleius, Aristoteles, Cicero, Pausanias, Livius), aus dem 17. Jh 4 Drucke (Cicero, Cornelius Nepos, Terenz) und aus dem 18. Jh 2 Vergil- und eine Horaz-Ausgabe; daneben in Übersetzung des 17. Jhs Ovid (französisch) und des 18. Jhs Homer (deutsch) sowie 9 weitere Autoren in französischer Sprache. Ausgaben astronomischer und mathematischer Werke sind bei " Mathematik und Uhren" berücksichtigt (s. u. 2.15).

2.10 Bei " Literatur und Sprache", insgesamt 56 Werke des 18. und 19. Jhs, liegt der Schwerpunkt mit 47 französischen Titeln bei Frankreich (von Rabelais bis Montesquieu) in Ausgaben des 18. Jhs, darunter Voltaire, Gesammelte Werke (Kehl 1784 ff.), sowie 35 Bde Theaterstücke. Herder, Klopstock, Johannes von Müller und Lavater repräsentieren die deutschsprachigen Autoren. England wird durch Sir Thomas Browne und Alexander Pope in französischen Übersetzungen des 18. Jhs, Edward Young in deutscher Übersetzung des 18. Jhs vertreten. Cervantes, Don Quichote (London 1738), steht für Spanien, Giambattista Marino, L' Adone (1623) für Italien.

2.11 In der Gruppe Reisen, Länderkunde (35 Titel) betreffen Europa 13 Titel (aus dem 17. Jh ein deutscher Titel, aus dem 18. Jh 5 deutschsprachige und 7 französischsprachige). Darunter befinden sich Horace-Bénédict de Saussure, Voyages dans les Alpes (1779 ff.), und Pierre Simon Pallas, Reise in die südlichen Statthalterschaften des Russischen Reichs (Leipzig 1799 ff.).

2.12 Die ehemalige Kartensammlung wurde um 1927 an das Bayerische Hauptstaatsarchiv abgegeben. Verblieben ist vor allem ein Exemplar der Bairischen Landtafeln des Philipp Apian (1568) samt den originalen Holzdruckstöcken, sowie ein Exemplar des Nachstichs in Kupfer durch Peter Weiner (1579). Für das 17. Jh sind Ausgaben von Matthäus Merian, Georg Braun und Michael Wening zu nennen. Erwähnenswert sind auch Sebastian Münster, Cosmographia (Basel 1559), Bertius, Commentatiorum rerum Germanicum (Amsterdam 1632), Anton Wilhelm Ertl, Chur-Bayerischer Atlas (Nürnberg 1705), und Adrian Riedl, Stromatlas von Baiern (1806). Unter den 55 Stichwerken und Prachtbänden finden sich Stichfolgen des 18. Jhs mit Veduten (Dresden, Salzburg), Galeriewerke (Rom, Düsseldorf), Archäologie (Bernard de Montfaucon, Giovanni Battista Piranesi) und Ornamentstiche (François Cuvilliés). Die Prachtausgaben des 19. Jhs, häufig in Groß-Folio, bieten Reproduktionen von Gebäuden und Gerät, z. B. Reichskleinodien. Vorhanden ist auch eine Folge von Donauansichten des 19. Jhs.

2.13 Unter den Quellenschriften zur Kunsttheorie, besonders zur Architektur (14 Werke, davon 7 aus dem 16. Jh), sind Wendel Dietterlin, Architectur von Portalen und Thürgerichten ..., Dürer, Unterweysung der Messung ... (2 Exemplare), Gualtherius Rivius, Architectur ..., Vitruv, Dieci libri dell' architettura (auch in deutscher Übersetzung, 2 Exemplare). Dem 17. Jh (4 Titel) entstammen Jacopo Barozzi da Vignola, Regole delli cinque ordine d'architettura, Andrea Palladio, I quattro libri dell'architettura, Dürer, De symmetria partium humanorum corporam ..., Joachim von Sandrart, Teutsche Academie. Das 18. Jh ist mit einer weiteren Ausgabe der Regole des Vignola vertreten und zwei deutschen Architekturwerken.

2.14 Ikonographie und Emblematik betreffen 5 Werke des 16. Jhs, 2 des 17. Jhs, eins des 18. Jhs (alle in lateinischer Sprache); dazu kommt ein Titel in italienischer Sprache aus dem 17. Jh. Die Gruppe Kostüm, Tracht, Textiles enthält je einen Druck des 16. Jhs in deutscher bzw. italienischer Sprache. Für das 17. Jh stehen ein deutscher, ein italienischer und 3 lateinische Titel. Aus dem 18. Jh sind 5 deutschsprachige Werke vorhanden. Acht Werke des 16. bis 18. Jhs besitzt die Bibliothek in Faksimile-Ausgaben des 19. Jhs. Bei Naturgeschichte (13 Titel des 16. bis 18. Jhs) finden sich eine Ausgabe des Vesalius (Nürnberg 1551), die Physiognomia des Dalla Porta (Venedig 1668) und Buffons Histoire naturelle (Paris 1785 ff.).

2.15 Von den insgesamt 781 Titeln des historischen Bestands in der Fachgruppe Mathematik und Uhren stammen 760 aus der Bibliothek Bassermann-Jordan. Das 15. Jh ist mit 8 lateinischen Drucken vertreten. Zum 16. Jh gehören 131 Drucke, davon 92 in lateinischer, 21 in deutscher, 2 in französischer, 13 in italienischer und 3 in spanischer Sprache. Das 17. Jh vertreten 181 Titel, davon 72 in lateinischer, 57 in deutscher, 17 in französischer, 23 in italienischer, 7 in englischer, einer in spanischer und 4 in niederländischer Sprache. Aus dem 18. Jh stammen 221 Drucke, davon 32 in lateinischer, 82 in deutscher, 58 in französischer, 25 in italienischer, 18 in englischer, 2 in spanischer und 4 in niederländischer Sprache. Das 19. Jh vertreten 240 Werke, davon 4 in lateinischer, 105 in deutscher, 71 in französischer, 22 in italienischer, 27 in englischer, 5 in spanischer und 6 in niederländischer Sprache.

2.16 Sammelgebiete waren Astronomie und Geschichte der Zeitmessung in Theorie und Praxis, auch Feldmessung und nautische Meßkunst einschließlich der dazu benötigten Instrumente. Daher finden sich die Schriften bedeutender Autoren wie Peter Apian (2 Exemplare des Astronomicum Caesareum, 1540), Aratos, Tycho Brahe, Galen, Galilei, Heron, Hyginus, Kepler, Kircher, Newton, Ptolemäus, Regiomontanus und Vitruv. 121 Titel befassen sich mit Sonnenuhren, mit Astrolabien 15, mit Erd- und Himmelsgloben 10. Von Automaten handeln 7 Schriften, darunter 2 Ausgaben des Heron von Alexandria (16. Jh eine italienische, 17. Jh eine lateinische).

2.17 Die Zahl der Kalender hauptsächlich Schreibkalender der Orte Augsburg, Burghausen, Konstanz, Ems, Luzern, Nürnberg, Salzburg, Überlingen, Wien beläuft sich auf 168. Davon sind 16 in der Sammlung Kriss. 97 Exemplare gehören dem 17. Jh, 26 dem 18. Jh, 45 dem 19. Jh an, sämtlich in deutscher Sprache. Nicht mitgezählt sind Wappen- und Ordenskalender und -almanache, die bei Genealogie bzw. Orden enthalten sind. Schriften zum Kalenderwesen finden sich im Fach " Mathematik und Uhren" (s. o. 2.15).

2.18 Bei der Rechtsgeschichte sind 59 Werke aus dem Bereich des Staatsrechts, Landesrechts und Strafrechts des 16. bis 18. Jhs vorhanden, davon 49 aus dem 18. Jh. Bayern betreffen insgesamt 28 Titel. Bemerkenswert sind ein Exemplar des Code civil (1803-1804) und 16 Ausgaben von J. J. Moser.

2.19 Die übrige ältere Literatur ist thematisch in jeweils wenigen Exemplaren breit gestreut über die Bereiche der Kulturgeschichte des 17. und 18. Jhs. Sie betrifft u. a. die Gebiete Heerwesen, Waffen, Jagd (4 Titel); Musik (3 Titel); Münzen und Medaillen (12 Titel); Landwirtschaft und Hausväterliteratur (5 Titel); Gärten (2 Titel); Zeichenunterricht (2 Titel) und Schriftwesen (16 Titel).

Komplex B

2.20 Neben 68 Lexika und Nachschlagewerken (vor 1800 s. o. 2.6) umfaßt die Museumsbibliothek 255 Titel (199 in deutscher Sprache) allgemeine kunsthistorische Literatur des 19. Jhs, davon 97 zur Architektur, 65 zur Malerei, 38 zur Skulptur. Einen Schwerpunkt der Sammlung bilden die dekorativen Künste. Die zugehörige Fachliteratur, z. T. nach Material und Technik wie Keramik, edle und unedle Metalle, z. T. nach Gattungen wie Möbel, Waffen, Kostüm geordnet, umfaßt 224 Werke, davon 55 in französischer, 14 in englischer und 9 in italienischer Sprache. Hinzu kommen 162 Künstlermonographien und -lexika des 19. Jhs, darunter 17 französische und 2 italienische Titel. Desweiteren sind 42 Werke über Münzen und Medaillen zu erwähnen, 30 zur Graphik und 61 zur Kostümgeschichte.

2.21 Der Komplex von 248 Museumskatalogen und Schriften zum Sammelwesen spiegelt in seiner sprachlichen Zusammensetzung die europäischen Akzente des Museums: 175 Titel in deutscher Sprache stehen 47 in französischer, 7 in italienischer, 12 in englischer Sprache und 7 skandinavischen gegenüber. Einen wesentlichen Bestandteil der Bibliothek bilden 319 Auktionskataloge, von denen 3 französische dem 18. Jh angehören. Zu 260 Katalogen deutscher Versteigerungen kommen 44 französische, 19 italienische, 8 englische und ein niederländischer Katalog. Von den 89 Ausstellungskatalogen sind 74 in deutscher Sprache. Das Fach Christliche und Profane Ikonographie enthält 37 deutschsprachige, 4 französische und 2 englische Werke. Ältere Ikonographie und Emblembücher s. o. 2.14.

2.22 Diesen überwiegend kunsthistorischen Bereich ergänzen 91 Titel zur Kulturgeschichte, 91 biographische Werke sowie 29 zu Religion. Reich vertreten sind die Veröffentlichungen der im 19. Jh einsetzenden Erfassung der Kunstdenkmäler. Neben 5 französischen Werken stehen 89 deutsche Titel. Die Kunsttopographie, wie auch der Anteil an Ortsmonographien und historisch-statistischen Beschreibungen, erklärt sich aus der Verbindung mit der Denkmalpflege (s. o. 1.4). 640 topographisch aufgestellte Werke behandeln je zur Hälfte Bayern und außerhalb Bayerns gelegene Orte. Den allgemein historischen Komplex des 19. Jhs stellen 144 deutschsprachige Werke, davon 92 zur bayerischen Geschichte und zu Land und Leuten.

Sondersammlungen

2.23 Sammlung Reider. Aus der Sammlung Martin von Reiders (1793-1862), die neben wertvollen Hss. auch frühe Drucke des 15. und 16. Jhs enthielt, befinden sich noch 52 Werke im separierten Bestand der Drucke bis 1800 (aus dem 15. Jh 2 lateinische, ein deutscher; aus dem 16. Jh 10 lateinische, 14 deutsche; aus dem 17. Jh 4 lateinische, 8 deutsche, ein italienischer; aus dem 18. Jh 2 lateinische, 6 deutsche, 2 französische, ein italienischer). Alle Bände tragen einen handschriftlichen Besitzvermerk des Sammlers. Der ursprüngliche Bestand läßt sich zu großen Teilen aus den Akten rekonstruieren.

2.24 Sammlung Bassermann-Jordan. Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Ernst von Bassermann-Jordan (1876-1932) vermachte dem Bayerischen Nationalmuseum 1932 nicht nur seine bedeutende Kunstsammlung, die vor allem Uhren und Automaten umfaßt, er hinterließ dazu auch seine umfangreiche wissenschaftliche Bibliothek samt dem ursprünglichen handgeschriebenen Zettelkatalog. Schwerpunkte sind Geschichte der Zeitmessung, Uhren, Mathematik und Astronomie. Der Bestand ist geschlossen aufgestellt und wird als Fachgebiet Mathematik und Uhren aktuell fortgeführt (s. o. 2.15-2.16). Daneben erhielt die Museumsbibliothek auch wertvolle Literatur zur Kostümgeschichte.

2.25 Sammlung Kriss. Prof. Dr. Rudolf Kriss (1903-1973), Berchtesgaden, überließ 1951 seine Sammlung religiöser Volkskunde dem Bayerischen Staat. Unter den Beständen an Andachtsgraphik und Wallfahrtszetteln vorzugsweise aus dem deutschsprachigen Gebiet und aus Italien (ca. 10.000 Blätter) finden sich auch 179 deutschsprachige Wallfahrtsmonographien des 16. bis 19. Jhs, dazu 16 Kalender aus dem 18. und 19. Jh.

2.26 Sammlung Schneider. Die Stiftung Dr. Ernst Schneider (1900-1977), eine bedeutende Sammlung Meißner Porzellan, ist ausgestellt in Schloß Lustheim im Schloßpark von Schleißheim bei München, einem Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums. Die ebenfalls dort untergebrachte Fachbibliothek des Sammlers enthält 9 Werke des 18. Jhs zu Geschichte und Keramik im Königreich Sachsen.

2.27 Sammlung Stieber. Das Deutsche Hafner-Archiv, aufgebaut von Ing. Paul Stieber (1915-1975), wurde 1975 durch das Bayerische Nationalmuseum erworben, von wo aus die Forschungsarbeit des Begründers fortgeführt wird. Die wissenschaftliche Handbibliothek enthält 14 Werke des 18. und 132 des 19. Jhs in deutscher Sprache, hauptsächlich historisch-topographische Literatur und Nachschlagewerke zur Keramikforschung.

2.28 Sammlung Hoerschelmann. Die Sammlung Rolf von Hoerschelmanns (1885-1947) Gebrauchsgraphik, " allerlei Papier" (Borten etc.) umfaßt vor allem Buntpapiere des 18. und 19. Jhs, z. T. in Bogen, aber auch noch in ihrer ursprünglichen Verwendung als Umschlag für Kleinschriften und Überzugspapier für Bucheinbände. Vorhanden sind 48 solcher Einbände, meist an Gelegenheitsschriften des 17. und 18. Jhs.

2.29 Bucheinbände. Zusätzlich zu etwa 60 historisch interessanten Einbänden des 16. bis 19. Jhs sind auch Fragmente vorhanden. Bereits vor 1900, noch im Museumsgebäude an der Maximilianstraße, gab es in der Fachsammlung einen Abschnitt " Bücherdeckel". Bei der Neueinrichtung in der Prinzregentenstraße faßte man nach 1900 eine Auswahl Bücher und Hss. in einer Fachabteilung Schrift, Druck und Illustration zusammen; im benachbarten Saal zeigte man Buchdeckel und Spielkarten. Die Abteilung wurde 1922 aufgelöst, die Bestände magaziniert. Diese Buchdeckel, überwiegend aus dem 16. Jh, gelegentlich die komplette Einbanddecke, wurden ohne Kennzeichnung vom Buchblock getrennt. Daher ist eine Rekonstruktion nicht mehr möglich, obwohl der Buchblock in einigen Fällen sicher noch vorhanden ist.

2.30 Bilderbogen. Das Museum besitzt ca. 6000 Bilderbogen des 18. und 19. Jhs, größtenteils nach Herstellern oder Themen geordnet. Sie stammen vor allem aus dem deutschsprachigen Gebiet, aber auch aus Frankreich und Italien. Überdies ist eine Sammlung von Spielkarten vorhanden (279 Spiele in italienischen, französischen und deutschen Farben).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog der Bestände bis 1970

[3 hschr. geführte Bandkataloge in Schraubordnern, angelegt um 1900; Einträge nach Verfassern bzw. Herausgebern, Kurztitel und Standort, keine sachlichen Ordnungsworte]

Alphabetischer Katalog

[ab 1971 fortgeführt als Zettelkatalog, nach RAK und Hausregeln]

Standortkatalog der Bestände bis 1970

[Zettelkatalog mit Systematik von ca. 100 Fachgruppen, hschr. geführt, Titelaufnahmen umfangreicher als im AK, diente als Hauptkatalog]

Standortkatalog

[ab 1971 fortgeführt als Zettelkatalog]

Sachkatalog der Bestände bis 1970

[Zum alten Bandkatalog existieren 3 Schraubordner mit den Schlagworten: Ausstellung, Orte A-Z; Museen, Orte A-Z; Bayern, Orte A-Z; Übrige Orte A-Z; Künstler A-Z. Die Einträge sind identisch mit dem alphabetischen Bandkatalog.]

Sachkatalog

[ab 1971 fortgeführt als Zettelkatalog, Titelabzug, erweitert zu (1) Schlagwortkatalog und (2) Topographischer Katalog]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Sonderkataloge

Katalog der Auktionen und Privatsammlungen

[alphabetischer Zettelkatalog der Firmen mit Rückweisen auf Sammlernamen]

3.3 Historische Kataloge

Mayer, Joseph Aloys: Katalog der Bücher-Sammlung. München 1887 (Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums I)

[systematisch angeordnetes Verzeichnis, Kurztitel ohne Inventarnummer und ohne Standortsignatur]

S. a. 4.1, Inventarbücher und 5, Veröffentlichungen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Inventarbücher [angelegt nach 1900, mit hschr. Einträgen]

Bis zur Unterbringung im Neubau, ab 1899, liegen keine gesonderten Bücherinventare vor. Ob sie je vorhanden waren, ist ungewiß. Der eingebrachte Bücherbestand wurde ab 1900 hschr. unter der Bezeichnung Bibl.Inv.Nr. 1ff. (wird bis heute fortgezählt) in ein neu angelegtes Bibliotheksinventar eingetragen, jedoch auch hier in Kurzfassung wie bei Mayer. Hinzu kam nur der aktuelle Standort. Erwerbungsart, Provenienz und Wertangabe fehlen bis 1970.

4.2 Darstellungen

[Führer durch die Schausammlungen. 1ff. München 1868 ff., passim]

Riehl, Wilhelm Heinrich von: Vorwort. In: Joseph Aloys Mayer, Katalog der Bücher-Sammlung. München 1887, S. V-IX

Dressler, Fridolin: Martin von Reider (1793-1862) und die Übergabe seiner Sammlungen an das Bayerische Nationalmuseum in München (1859/60). In: 122. Bericht des Historischen Vereins Bamberg 1986, S. 29-71

Chorherr, Edith: Die Bibliothek des Bayerischen Nationalmuseums in München. In: Bibliotheksforum Bayern 16 (1988) S. 126-145

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bierdimpfl, Karl A.: Die Sammlung der Spielkarten des baierischen Nationalmuseums. München 1884

Mayer, Joseph Aloys: Katalog der Abbildungen und Handzeichnungen zur Kultur- und Kunstgeschichte Bayerns. München 1887 (Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums II)

Mayer, Joseph Aloys: Katalog der Abbildungen und Handzeichnungen zur allgemeinen Kultur- und Kunstgeschichte. München 1896 (Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums III) [Bei Katalog II und III handelt es sich um registerartige, systematisch und topographisch geordnete Verzeichnisse ohne Maßangaben und Inventarnummern. Ursprünglich zur raschen Information und zur leichteren Benutzung der Graphikbestände und der Vorbildersammlung erstellt, dienen beide heute nur noch bedingt als bibliographischer Nachweis, da der Bestand durch Abgaben und Kriegsverluste stark reduziert wurde.]

Spielkarten. Bearb. von Sigmar Radau und Georg Himmelheber. München 1991 (Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums XXI)

Stand: April 1991

Edith Chorherr


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.