FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Becov nad Teplou [Petschau]

Schloßbibliothek

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Schloß Petschau wurde im Jahre 1813 von Herzog Friedrich August von Beaufort-Spontin (1751-1817) erworben. Seine Familie stammte aus Belgien, wo auch der Grundstock der heutigen Büchersammlung entstanden ist, den die Beauforts mit nach Böhmen brachten. Dieser Grundbestand wurde von Friedrich Ludwig Ladislaw Beaufort (1809-1834), von der Gemahlin seines Bruders Alfred, Marchesa Paulina de Forbin-Janson (1818-1846), und von deren Sohn Friedrich Georg (1843-1916) erweitert. Eine besonders starke Vermehrung des Buchbestandes erfolgte durch Heinrich von Beaufort (1880-1966) und seine Gemahlin, Gräfin Marie Adelheid von Silva-Tarouca (1886-1945). Diese brachte auch einen Teil der Familiensammlung aus dem Schloß Prhonice [Pruhonitz] in die Bibliothek. Es handelte sich hauptsächlich um Bücher des Grafen Ernst Emmanuel von Silva-Tarouca (1860-1936). Ein Teil der Petschauer Bücher stammt ursprünglich aus einem anderen Schloß der Beauforts in Böhmen, aus Touzim [Theussing]. In Petschau war die Bibliothek geteilt in den jüngeren Bestand, der in der sogenannten oberen Burg untergebracht war, und den älteren Bestand im sogenannten unteren Schloß. Fast der ganze alte Teil der Bibliothek ist mit dem heraldischen Exlibris der Herzöge von Beaufort-Spontin versehen.

1.2 Neben den Beauforter Büchern enthält die Petschauer Sammlung auch einen Teil der Bibliothek der Marchesa Amalia Constance de Conflans (1803-1833). Unter den weiteren Provenienzen sind besonders zu nennen die Bücher aus dem Prämonstratenserkloster Teplá [Tepl] in Böhmen (s. Eintrag dort), aus der Bibliothek der Prager und Wiener Jesuiten sowie Spuren der Bibliothek des bekannten Büchersammlers Graf Johann Caspar von Cobenzl (1742). Heute befindet sich die Bibliothek im Besitz des Nationalmuseums in Prag.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Gesamtzahl der Bände beträgt 17.634, davon 54 Hss., 5 Drucke des 16. Jhs, ca. 100 Bde des 17. Jhs, ca. 1100 des 18. Jhs und ca. 7500 des 19. Jhs.

2.2 Der Bestand der Alten Drucke enthält ungefähr zu 40 Prozent deutsche Titel. Die restlichen Titel sind vorwiegend französisch, aber auch spanisch. In dieser alten Sammlung überwiegen historische, geographische und topographische Werke. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Region Trier gewidmet sowie der regionalen Geschichte und der Topographie von Nordwestböhmen. Beispielsweise liegen vor Martin Zeilers Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (Frankfurt a. M. 1650), Johann Nikolaus von Hontheims Historia Trevirensis diplomatica et pragmatica (Trier 1750) sowie David Bechers Neue Abhandlungen über das Karlsbad (Leipzig 1789). Ein Teil der Alten Drucke gehört in den Bereich des Rechtswesens.

2.3 Die Drucke des 19. und 20. Jhs sind zu 75 Prozent deutsch. Einen großen Teil bilden deutsche und ins Deutsche übersetzte Werke von europäischen, sehr oft russischen, Autoren. Auch in der Sammlung von Reisebüchern bildet Rußland einen Schwerpunkt. Unter der historischen Literatur dominiert die Geschichte einzelner Länder innerhalb und außerhalb Europas. Die Herzöge von Beaufort-Spontin gagierten sich im Rahmen der katholischen Bewegung; dies ist auch am Bestand der Bibliothek zu erkennen. Zahlreiche mystische Schriften finden sich ebenso wie theologisches Schrifttum über die Auseinandersetzung des Christentums mit der modernen Welt.

2.4 Ein umfangreicher Teil des neueren Bestandes ist der westböhmischen Region gewidmet, der Geschichte einzelner Städte (einschließlich Petschau) sowie den westböhmischen Bädern Karlsbad und Marienbad. Als Autor erscheint am häufigsten der Historiker Anton Gnirs. Ein vielbehandeltes Thema ist die Beziehung Goethes zu dieser Region. Daneben sind natürlich auch Werke über das Haus Beaufort-Spontin vorhanden. Die Literatur des 20. Jhs behandelt hauptsächlich die europäische Politik. Die Bibliothek wird durch eine Sammlung von Musikalien und Landkarten aus der Zeit um 1900 ergänzt.

2.5 Interessant ist weiterhin eine kleine Gruppe Faksimile-Drucke (ca. 50 Stück) von mittelalterlichen Handschriften, die am Ende des 19. Jhs auf Originalpapier aus dem 16. Jh gedruckt wurden. Darunter findet sich Jean Le Maire, Chanson de Namur (1517).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Gesamtkatalog der Schloßbibliotheken unter der Verwaltung des Nationalmuseums in Prag

Standortkatalog [4 Bde; erstellt 1972-1973]

3.2 Historische Kataloge

Bibliothèque de Bruxelles. XIX. Jht. Archiv betr. unser Familienhaus in Brüssel [Handschrift des Herzogs Friedrich (1843-1916); Katalog der nach Petschau überführten Bibliothek; Signatur R 24]

Catalogue des Livres de Paris

[erstellt ca. 1900; verzeichnet einige französische Werke des 19. Jhs; Signatur R 25]

Catalogue de la Bibliothèque de Florenne. 1834

[Katalog der nach Petschau überführten Bibliothek des Schlosses Florenne im belgischen Namur; Signatur R 26]

Catalog

[erstellt ca. 1860; zur Schloßbibliothek in Petschau; Signatur R 27]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Mašek, Petr: Zámecká knihovna Becov [Die Schloßbibliothek Petschau]. In: Miscellanea oddelení rukopis a starých tisk [Miszellen der Abteilung für Handschriften und Alte Drucke] 10 (1993) S. 475-492

Mašek, Petr: Les bibliothèques des châteaux en Bohème, Moravie et en Silésie, reflets de la culture européenne. In: Bulletin du bibliophile (1994) Nr. 2, S. 409-414)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Mašek, Petr: Schloßbibliothek Becov. In: Günter Scholz (Hrsg.): Libri castellani. Europäische Adelsbibliotheken in Böhmen. Böblingen 1992, S. 21-22, 41 [Ausstellungskatalog]

Stand: September 1996

Petr Mašek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.