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Bibliothek der Benediktinerabtei

Adresse. Klosterplatz 1, 4650 Lambach [Karte]
Telefon. (07245) 217 10-0
Telefax. (07245) 217 10-19

Unterhaltsträger. Benediktinerabtei Lambach
Funktion. Abteibibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Philosophie, Kunst, Geschichte, Literatur, Recht.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nur nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Mikrofilm-Lesegerät; Möglichkeit der Bestellung von Kopien (auch von Mikrofilmen) gegeben.
Hinweise für anreisende Benützer. Voranmeldung erforderlich. - Westbahn bis Lambach (1 km zum Stift). - A 1 bzw. A 25 (Linzer Autobahn) bis Ausfahrt Wels-West, dann Richtung Lambach. Von München-Salzburg kommend Ausfahrt Steyrermühl. Von Passau kommend A 8 bis Ausfahrt Ried i. I., dann über Haag a. H. nach Lambach.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Benediktinerabtei Lambach wurde Mitte des 11. Jhs gegründet und unterhielt vom 12. bis zum 16. Jh eine bekannte Schreibschule. Die ersten Druckwerke kamen unter Abt Thomas de Retz (reg. 1436-1474) an die Abtei, u. a. durch eine Schenkung des Schärdinger Vikars Oswald Eisentaler. Unter Johannes IV. Swerzwadel (reg. 1474-1504) wurde die Büchersammlung durch Abschreibung sowie durch Ankäufe und Schenkungen erheblich vergrößert. So stifteten u. a. Konrad Lo(c)her (1499), Mag. Johann Eglawer, Pfarrer in Schwanenstadt, und Wolfgang Eysngeringer, Kaplan u. a. auch in Wels, Bücher für die Bibliothek. Zahlreiche Bände zu allen Wissenschaftsdisziplinen kamen ihr durch Paulus Graff zu, der schließlich die Abtei bis zu seinem Tod 1514 leitete.

1.2 1522, unter Abt Michael Leroch (reg. 1514-1534), ließ der Welser Bürger Pankraz Scheibl der Lambacher Bibliothek Büchergeschenke zukommen. Zu den Donatoren zählt auch der Regensburger Benefiziat Kilian Hinterböck, der unter Abt Ludwig Goldkofer (reg. 1534-1554) zur Bestandserweiterung beitrug. Verdienste um die Bibliothek erwarben sich ebenso die Äbte Johannes Bimmel (reg. 1600-1634) und sein Nachfolger Philipp Nagl, der in Augsburg zahlreiche Folianten erwarb. Abt Severin Blaß (reg. 1678-1705) ließ einen Bibliothekssaal errichten und mit Fresken ausgestalten.

1.3 Einer der bedeutendsten Förderer der Lambacher Bibliothek war Abt Maximilian Pagl (reg. 1705-1725). Wie aus seinen Tagebuchaufzeichnungen (s. u. 4.1 und 4.2) hervorgeht, verwendete er große Summen für den Ankauf von Büchern. Er ließ sich von zahlreichen Buchhändlern mit Literatur versorgen. Am häufigsten begegnen in seinen Aufzeichnungen die Namen Daniel Walder (Walther) und Martin Veit(h). Bücher kaufte er auch vom Mediziner Johann Baptist Werloschnig, so z. B. 1708 gegen 1000 Stuck, meistens medicinalische Bücher, 1716 großteils philosophische Werke zum Preis von 10 Gulden, 1717 - ebenfalls um 10 Gulden - die Opera Theophrasti Paracelsi samt den chirurgischen Schriften. Nicht immer konnte der Abt den vollen Kaufpreis aufbringen. 1719 erwarb er von Martin Veit Bücher um 147 Gulden; davon zahlte er aus der Abtei 100 Gulden bar, die 47 Gulden aber restieren noch zu bezahlen. 1719 schaffte er Bücher im Wert von insgesamt 523 Gulden für die Bibliothek an. Für das Jahr 1720 belegen seine Aufzeichnungen u. a. den Ankauf von 14 Folio-, 40 Quart- und 77 Oktavbänden zum Preis von 135 Gulden von Gräfin von Halweil, worunter, so Pagl, des Dapper Opera von Asia, Africa und America zu ästimieren sind. Seine Leidenschaft für Bücher zeigt sich auch darin, daß er zwei silberne Caffeaufsatzl, die ihm der Konvent 1722 zum Namenstag schenkte, dem Buchhändler Martin Veit um 70 fl. Bücher verhandelt hat. Überdies bezeugen die Exlibris bzw. Supralibros in tausenden Werken der Bibliothek die eifrige Sammeltätigkeit dieses Abtes (Schock, s. u. 5). Zudem war Pagl ein bedeutender Bauherr und beschäftigte Künstler wie Altomonte und Carlone mit der Ausgestaltung des Stiftsgebäudes.

1.4 Auch die nachfolgenden Äbte kümmerten sich stets um die Bibliothek, etwa Theoderich Hagn (reg. 1858-1872), in dessen Amtszeit die Bibliothek sowohl eine räumliche Erweiterung als auch eine Aufstockung des Bestandes erfuhr. Benediktinerabtei

1.5 Zwischen 1941 und 1945 war das Stift aufgehoben, die Bibliothek von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Der Plan, den gesamten barocken Buchbestand abzutransportieren, wurde glücklicherweise nicht durchgeführt. Die Bibliothek blieb in verwüstetem Zustand zurück, die ursprüngliche Ordnung nach Sachgebieten war vollends zerstört. Nach Kriegsende wurden die Bücher nach Formaten aufgestellt. Aus ökonomischen Gründen mußten einige Werke verkauft werden, andere fielen Plünderungen zum Opfer. Zu den Vorhaben für die Zukunft zählen die Neuordnung des Bestandes und dessen vollständige Katalogisierung.

Wilma Buchinger

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bücher sind in drei Räumen untergebracht. Der historische Bestand befindet sich im Bibliothekssaal, Bücher neueren und neuesten Datums in einem kleineren angrenzenden Saal (Werke ab Erscheinungsjahr 1850) und in einem Depotraum. Im Hauptsaal sind rund 45.000 Bde aufgestellt, die alle vor 1901 erschienen sind. Dabei handelt es sich um 129 Inkunabeln, ca. 5380 Titel aus dem 16. Jh, ca. 8020 aus dem 17. Jh, ca. 11.290 aus dem 18. Jh und ca. 290 aus dem 19. Jh. Die Werke sind zum überwiegenden Teil in Latein verfaßt, gefolgt von Deutsch. Rund 230 Titel sind französisch, ca. 180 italienisch, ca. 90 griechisch. Jeweils einige Drucke liegen in Englisch und in anderen Sprachen vor.

2.2 Die Zahlen wurden durch Hochrechnen auf der Basis von ausgezählten 2000 Titeln (Autorenkatalog) ermittelt. Die erhobenen Zahlen können allerdings nur als Richtwerte angesehen werden, da der Katalog im 19. Jh erstellt wurde und spätere Verluste - vor allem im 20. Jh - unberücksichtigt blieben. Von Titelzitaten wurde abgesehen, da eine systematische Aufstellung der Bücher nicht mehr besteht und die Signaturen des Katalogs nicht mehr zutreffen.

Systematische Übersicht

2.3 Schwerpunkte im historischen Bestand bilden die theologischen Disziplinen Dogmatik (3750 Titel), Aszetik (3600), Kirchengeschichte und Hagiographie (3600) sowie Homiletik (3320). Gut repräsentiert sind mit 2050 bzw. 1650 Titeln auch die Gebiete Recht und Kirchenrecht.

2.4 Rund 1400 Titel liegen zur Hermeneutik vor, 100 zum Bereich Moral, ca. 790 zur Geschichte. Der Bestand zur Polemik beläuft sich auf 680 Titel, jener zum Gebiet Pastoral auf 580. Etwas geringer ist die Anzahl der Werke zur Patrologie (550).

2.5 Die Fächer Literatur und Philosophie umfassen 530 bzw. 360 Titel. Zur Liturgik sind 350 Titel vorhanden. Rund 230 Titel gibt es zu diversen Sprachen (inklusive Dictionarien), insgesamt 190 zu den Naturwissenschaften sowie zu Mythologie und Medizin. Zudem finden sich 150 Titel zur Katechetik, 90 Viten, 80 Biblia und 50 Lexika.

Walter Wastl

Sondersammlung

2.6 Inkunabeln. Die Bibliothek besitzt 129 Inkunabeln in 116 Bdn. Bis auf eine deutschsprachige Bibelausgabe (Die vierte vollständige deutsche Bibel, Nürnberg: Johann Sensenschmidt und Andreas Frisner 1470-1473) sind alle Titel lateinisch. 30 Inkunabeln stammen aus Straßburg, 24 aus Nürnberg, davon 21 aus der Offizin Anton Kobergers, je 21 aus Venedig und Basel sowie jeweils 5 aus Ulm und Köln; von den restlichen 23 tragen 3 keinen Erscheinungsvermerk, die übrigen 20 weisen 10 weitere Druckorte auf.

2.7 Nach Fachgebieten aufgeschlüsselt machen die Homiletica den größten Teil der Sammlung aus (39 Titel), gefolgt von den juridischen Werken (zum Kirchenrecht 15, zum Profanrecht 11) und den Biblica (13). 8 Titel tfallen auf die Patristik, ebensoviele auf die Dogmatik, je 7 auf Pastoraltheologie und Liturgik, 6 auf diverse Summen und die gleiche Anzahl auf Literatur- und Sprachwissenschaft. Zur Moraltheologie, Aszetik, Hagiographie und Geschichte sind 9 Titel vorhanden. Zu erwähnen sind eine Ausgabe von Jacobus de Voragines Legenda aurea (1478), eine Edition der Biblia latina (1475) und die Vitae Patrum des Hieronymus (1478), alle drei aus der Werkstatt Anton Kobergers.

Christoph Steiner

Autorenkatalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln im 19. Jh erstellt; nicht aktuell, da die Verluste im 20. Jh nicht berücksichtigt sind]

Schlagwortkatalog [in Arbeit]

Inkunabelkatalog

[hschr. Bandkatalog, angelegt von Ph. E. Goldschmidt; der noch vorhandene Bestand ist durch rote Markierungen gekennzeichnet]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Hinweise zur Bibliotheksgeschichte und zum Ankauf von Büchern finden sich in einigen Manuskripten und in Tagebüchern einiger Äbte, etwa im Tagebuch des Abtes Maximilan Pagl. [Archiv des Stiftes Lambach]

4.2 Darstellungen

Eilenstein, Arno (O.S.B.): Abt Maximilan Pagl von Lambach und sein Tagebuch (1705-1725). Salzburg 1920 (Sonderabdruck aus: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige N. F. 7 (1917) Heft II-IV; 8 (1918) Heft I-IV; 9 (1919) Heft I-IV)

Holter, Kurt: Beiträge zur Geschichte der Stiftsbibliothek Lambach. In: Jahrbuch des Musealvereins Wels 15 (1969) S. 96-123

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Goldschmidt, Ernst Philipp: Inkunabel-Reisen in Österreich. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 33 (1916) S. 365-367

Schock, Josef: Die Exlibris und Supralibros des Benediktinerstiftes Lambach. Wien 1915 (Sonderabdruck aus: Jahrbuch der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft 13 (1915) S. 14-28) [betrifft vor allem Abt Maximilian Pagl]

Stand: August 1994

Wilma Buchinger

Walter Wastl

Christoph Steiner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.